Bibel-Kommentar: Der Brief an die Hebräer

Wer diese Epistel verfasst und geschrieben hat ist nicht genau bekannt. Obwohl Clemens von Alexandrien ein alter Kirchenlehrer der Meinung ist, sie ist von dem Apostel Paulus in Hebräisch geschrieben, und ist später von dem Evangelisten Lukas in die griechische Sprache gebracht worden. Origenes dagegen glaubt, sie ist von einem Jünger der Apostel, aus beiden Lehren zusammen gezogen worden. Es ist aber auch gleich, weil es eine rechte apostolische Lehre ist. Zur selben Zeit auch neben den anderen zwölf Aposteln viele andere vortreffliche Männer gewesen sind, welche mit dem Heiligen Geist erleuchtet waren, und in der Heiligen Schrift sehr gut geübt waren. Es ist letztendlich gleich wer diese Epistel geschrieben hat, sie hält das Alte und Neue Testament ganz ordentlich gegenüber und erklärt die Figuren des Alten Testamentes, wie die Zeremonien von Mose auf Jesum Christus den Erlöser und rechten Hohepriester zeigen. Ermahnt auch die bekehrten Hebräer ganz ernstlich zur Standhaftigkeit in der christlichen Religion, die damals schwere Verfolgungen um Christi willen litten. Was aber etliche Sprüche in dieser Epistel betrifft, welche scheinen, als würden sie den Sündern die Buße verweigern. Dieses muss man aber nicht von jeder Sünde verstehen, die gegen das Gewissen begangen wird, sondern von dem mutwilligen und vorsätzlichen Abfall von der rechten Religion, dabei sich auch giftige Gotteslästerungen zeigten. Diese Sünde begehen auch die abtrünnigen Mamelucken, von denen gesagt wird, dass sie gegen den Heiligen Geist sündigen. Solche pflegen nicht Buße zu tun, sondern verzweifeln endlich, und sterben in einer rohen Sicherheit und Verachtung der rechten Religion. Welche aber über die begangenen Sünden Reue und Leid tragen, und Gott ernstlich um Verzeihung bitten, auch von Herzen begehren, dass sie bei Gott mögen wieder ausgesöhnt werden, die werden gewiss zu Gnaden wieder aufgenommen. Denn wer zu mir kommt (spricht Christus) den werde ich nicht hinaus stoßen. Darum sollen wir diese Epistel, darin uns unser Heiland Jesus Christus, Gott und Mensch, unser Priester und Mittler, aus dem Alten Testament gut vorgestellt wird, mit dankbarem Herzen lesen, und unseren christlichen Glauben, wieder der Juden Blindheit und Halsstarrigkeit daraus stärken.


Das 1. Kapitel

  • Hier wird die Sendung des Sohnes Gottes zum menschlichen Geschlecht erklärt. Danach Christi Majestät gerühmt, und seine Gottheit auf mancherlei Weise bewiesen.

1. Nachdem vorzeiten Gott manchmal und mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten,

Nach: In diesem 1. Kapitel lehrt der Apostel den Hebräern, dass der Sohn Gottes zum menschlichen Geschlecht gesandt wurde, von seinem himmlischen Vater: Und erhebt ihn nicht über alle Menschen, sondern auch über alle Engel, auf dass wir die Person Christi recht erkennen lernen.

Vätern: UnserenVoreltern, denen er seinen Willen mitgeteilt hat, denn des Menschen Verstand, wenn er gleich noch so scharfsinnig ist, kann weder das Wesen Gottes noch seinen Willen ergründen oder erforschen, wo Gott nicht beides durch sein Wort offenbart. Darum hat Gott die Propheten dazu gebraucht, dass er seinem Volk den rechten Weg der Seligkeit zeigt. Was aber die Propheten gelehrt und geschrieben haben, das muss man alles für göttliche Offenbarungen halten, weil wir hier hören, dass Gott durch die Propheten geredet hat. Denn nicht nur einen Propheten allein, sondern viele, nicht nur zu unterschiedlichen Zeiten, sondern auch oft zu einer Zeit zugleich etliche erweckt. Und es ist eine große Guttat Gottes, dass er immer in der Kirche vortreffliche Männer erweckt, die uns von seiner wahren Erkenntnis, und vom rechten Gottesdienst unterrichten. Es wird aber gesagt, dass Gott auf mancherlei Weise zu den Vätern geredet hat, nicht dass er seinem Volk mancherlei und unterschiedliche Religionen, durch die Propheten seinem Volk vorhalte, sondern dass er seinen Willen den Propheten auf viele und mancherlei Weise gegeben hat. Denn mit Mose hat er geredet von Angesicht zu Angesicht, wie ein Freund mit dem anderen redet: Dem Abraham, der auch ein Prophet genannt wird, hat er seinen Willen in einem Gesicht bei Nacht geoffenbart: Mit etlichen hat er im Traum geredet: Häufig haben die Propheten ohne eine sichtbare Erscheinung Gottes Stimme gehört: Zu Zeiten hat er dem Propheten Bilder gezeigt, und die Erklärungen entweder selber hinzu getan, oder dem Propheten durch Anleitung des Heiligen Geistes lassen nachdenken, und so hervorgebracht. Und zwar sind dieses alle große Guttaten Gottes gewesen. Aber das ist die größte unter allen, dass er endlich seinen eingeborenen Sohn in die Welt geschickt hat, welcher in seiner Allerheiligsten Menschheit, die er in Einigkeit der Person angenommen, durch das jüdische und galiläische Land sichtbar umhergegangen ist, und das Evangelium von der Gnade Gottes des himmlischen Vaters zu dem menschlichen Geschlecht gepredigt hat. Weil nun solches zuletzt geschehen ist, so benötigt man nach diesem geoffenbarten Evangelium keine andere Lehre mehr vom Himmel. Denn Mose hat er dazu gebraucht, dass er durch ihn das Gesetz verkündigen ließ. So ist Christus ein Lehrer des Evangeliums gewesen. Mohammed aber, der eine dritte Art der Lehre hervorgebracht hat, die aus der Lehre des Gesetzes und Evangeliums stückweise durcheinandergeworfen und gemengt wurde, ist des Satans Engel und kein Prophet gewesen: Mit dem der römische Antichrist zu vergleichen ist, welcher die Lehre des Gesetzes, und Evangelium gefälscht, und die Kirche mit Menschenwahn und Satzungen erfüllt hat. Hierher gehören auch die Ketzer, alte und neue, welche auch solch eine Lehre führen, die mit der geoffenbarten himmlischen Lehre nicht überein stimmt. Darum sollen wir, was mit der Propheten, Christi und seiner Apostellehre sich nicht reimt, verwerfen, wenn es auch mit etlichen Wunderwerken, dem Ansehen nach, bestätigt wird.

2. hat er am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben über alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat {Dan 7v14 Ps 8v7 Spr 8v29 v30 Mt 28v18 Joh 3v35 1Kor 15v17 Ps 33v6 Joh 1v3 5v17 1Kor 8v6 Eph 3v9 Kol 1v16};

Welchen: Der Apostel beschreibt Christus nicht allein als Gott und Menschen, sondern erklärt auch seine Majestät, die er, als ein Mensch, von der Gottheit hat, erhebt und setzt ihn, als Gott und Menschen in einer Person, weit über die Engel.

Über alles: Das ist: Der himmlische Vater hat seinen Sohn Jesus Christus die Herrschaft übergeben im Himmel und auf der Erde, auf das alles in seiner Gewalt ist. Was aber der Vater dem Sohn in der Zeit gegeben, das muss man der Menschheit Christi zu rechnen. Darum wir einen reichen und mächtigen Bruder haben, Jesum Christus, einen Herrn des Himmels und der Erde, auf den wir in aller unserer Widerwärtigkeit unser ganzes Vertrauen sitzen sollen.

Die Welt: Und alles was darin ist, hat Gott der Vater durch diesen Sohn erschaffen. Hier wird der Sohn Gottes, als ein Schöpfer, von den Kreaturen unterschieden. Darum ist er wahrer und ewiger Gott. Eben dieses lehrt auch der Evangelist mit diesen Worten: Im Anfang (spricht er) war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort: alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist {Joh 1}.

3. welcher, sintemal er ist der Glanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat gemacht die Reinigung unserer Sünden durch sich selbst, hat er sich gesetzt zu der Rechten der Majestät in der Höhe {Hebr 9v14 v26 Ps 110v1 Eph 1v20 Hebr 8v1},

Glanz: Denn gleichwie der Glanz von der Sonne ausgeht, so ist der Sohn Gottes des Vaters Glanz, welche er an Güte und Majestät zeigt, und in dem des Vaters Gnade und Herrlichkeit auf das deutlichste gesehen wird. Aber nicht ein gemaltes, erdichtetes oder vergängliches Ebenbild, sondern ein selbstständiges, und mit dem Vater eines Wesens. Darum, wenn wir den Vater recht erkennen wollen, so sollen wir den Sohn ansehen, wie es uns in der Heilige Schrift vorgestellt wird. So werden wir die unermessliche Güte, Weisheit, und Macht des Vaters in dem eingeborenen Sohn mit lebendigen Farben ausgestattet sehen. Und wird von ihm gesagt, dass er alle Dinge mit seinem kräftigen Wort trage, weil er nicht allein der Schöpfer aller Dinge ist, sondern auch alles gemacht, und erhält, solange es ihm gefällt.

Sich selbst: Denn Christus hat nicht durch der Ochsen, Widder oder Kälberblut, sondern durch sein eigenes Blut, als des unbefleckten Lammes, unsere Sünden versöhnt. Darum sollen wir wissen, dass wir gewiss und auf das Vollkommenste erlöst sind. Und weil er zu unserer Erlösung sein Leben gelassen hat, so sollen wir für solch eine große Liebe unseren Heiland wiederum lieben, und ihm dienen.

4. so viel besser geworden denn die Engel, so gar viel einen höheren Namen er vor ihnen ererbt hat.

Höheren Namen: Denn Christus ist und heißt der Sohn Gottes, nicht als aus Gnaden angenommen, sondern der eingeborene: Und wird Gott genannt, nicht nur wegen seines Amtes, sondern nach seinem Wesen, wie wir aus der Heiligen Schrift später lesen werden. Wir sollen dazu merken, dass Christus einen solchen herrlichen Namen geerbt hat, weil er es nach seiner ewigen Geburt vom Vater hat, dass er ist und heißt der eingeborene Sohn Gottes und wahrer Gott.

5. Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt? Und abermal: Ich werde sein Vater sein, und er wird mein Sohn sein?

Denn: Der Apostel sagt diese Sprüche der Heiligen Schrift, die von dem Sohn Gottes redet, in ordentlicherweise gegen die, welche von den Engeln handeln. Damit der Vorzug Christi, als Gottes, vor den Engeln und allen anderen Kreaturen daraus erkannt werde.

Und abermal: Spricht, nämlich Gott der Vater von seinem eingeborenen Sohn {2Sam 7 Ps 89}.

Vater sein: Nämlich, des Messias Vater bin ich, und ist er mein Sohn, nicht in solcher Gestalt, wie auch andere Menschen Gottes Söhne und Kinder genannt werden, sondern auf eine besondere Weise. Darum dass er mein eingeborener Sohn ist, und aus meinem Wesen gezeugt.

6. Und abermal, da er einführt den Erstgeborenen in die Welt, spricht er: Und es sollen ihn alle Gottesengel anbeten.

Einführt: Im 97. Psalm. Wo der himmlische Vater seinen Sohn, als den Erstgeborenen vor allen Kreaturen einführt, dass er ein Überwinder des Todes, Satans und der Hölle ist, nachdem er vom Tode wieder auferstanden, und ihn jetzt als einen Regenten der Welt vorstellt durch das Predigtamt des Evangeliums.

Anbeten: Der Apostel setzt nicht unwillkürlich die Worte, sondern mit rechtem Verstand des Psalms. Hier wird Christus zum anderen Mal vom Stand der Engel abgesondert, dass er uns als wahrer Gott vorgehalten wird, den die Engel anbeten. Es wird aber der ganze Christus angebetet, auch nach seiner menschlichen Natur, weil diese vom Sohn Gottes in Einigkeit in der Person aufgenommen wurde, und sind nicht zwei Christus, oder zwei Personen, sondern nur ein Christus, und eine Person. Welche aber bestreiten, man müsse Christus nur nach seiner eine Natur anbeten, die reißen die Person in Christus voneinander, und trennen Christus. Welche aber auch die Engel anbeten, die machen so viel Christuse, als Engel sind. Darum sollen wir mit den Heiligen Engeln Christus allein, dazu ganz, anbeten.

7. Von den Engeln spricht er zwar: Er macht seine Engel Geister und seine Diener Feuerflammen;

Von: Jetzt zeigt der Apostel an, warum die guten Engel geringer sind als Christus,

Feuerflammen: Wie im 104. Psalm steht: Das ist, Gott hat die Engel erschaffen, dass sie mächtige und schnelle Geister sind, welche, wenn Gott es haben will, zwar in menschlicher Gestalt erscheinen, doch aber so, dass ihr Angesicht zum größten Teil einen hellen und leuchtenden Glanz oder Feuer gleich scheint. Darum vergleicht die Schrift die Engel dem Sohn Gottes bei weitem nicht, sondern setzt sie unter die Zahl der Kreaturen herab, denn sie sind zu Dienern Gottes und der Auserwählten erschaffen, auf dass sie den Willen Gottes vollstrecken, frommen Leuten dienen, und sie bewachen {Ps 34 Dan 7}.

8. aber von dem Sohn: Gott, dein Stuhl währt von Ewigkeit zu Ewigkeit; das Zepter deines Reichs ist ein richtiges Zepter.

Sohn: Gottes, redet der Prophet David sehr viel anders {Ps 45}.

Stuhl: Deine Herrschaft und Regierung wird in alle Ewigkeit bleiben und bestehen.

Richtiges Zepter: Das ist: du regierst deine Untertanen mit einem rechten Regiment. Das Zepter deines Reiches Christi ist das Evangelium, welches von Jerusalem in der ganzen Welt ausgebreitet wurde {Ps 110}. Und wird die Gerechtigkeit im Reich Christi so verwaltet, dass nach der Regel des Evangeliums, alle die, so da Buße tun, und an Christus glauben, gewiss zum ewigen Leben erhalten werden: Aber alle, die dem Evangelium nicht glauben, verloren und verdammt werden. Dieses ist ein gerades und richtiges, also nicht ein krummes oder verwirrtes Zepter.

9. Du hast geliebt die Gerechtigkeit und gehasst die Ungerechtigkeit; darum hat dich, o Gott, gesalbt dein Gott mit dem Öle der Freuden über deine Genossen;

Ungerechtigkeit: Die Ungerechtigkeit hasst Christus, aber die Sünder nicht, an denen noch Hoffnung zur Buße ist. Denn Christus ist in diese Welt gekommen, die Sünder selig zu machen {1Tim 1}.

Dein Gott: Nämlich, dein himmlischer Vater hat dich zum ewigen König gesalbt, nicht mit natürlichem Öl oder Balsam, sondern mit himmlischen Freudenöl, das ist, mit wunderbaren Gaben des Heiligen Geistes, welche in der Menschen Herzen eine wahre und beständige Freude erweckt, und hat dich zwar mehr gesalbt, als andere Menschen. Denn obwohl den Gläubigen auch etliche Gaben des Heiligen Geistes mitgeteilt werden, so werden sie doch nicht alle über einen Menschen ausgegossen, wie über die Menschheit Christi alle Gaben des Heiligen Geistes überflüssig ausgegossen wurden. Darum sagt Johannes von Christus: Der Heilige Geist sei ihm nicht nach dem Maß gegeben {Joh 3}. Welches auch kein Wunder ist, weil die ganze Vollkommenheit der Gottheit leibhaftig in Christus wohnt {Kol 2}. Diese Krönung oder Salbung, so mit dem Freudenöl geschehen, ist zu verstehen von der Offenbarung der Gaben Gottes in Christus, welche, je mehr Christus in seinem Amt treu war, je deutlicher sie sich zeigten, und offenbar sich an ihm haben sehen lassen, bis zur Auferstehung Christi, als er des Knechtes Gestalt abgelegt, auf das schönste erschienen ist, dass Christus von seinem himmlischen Vater zum himmlischen und ewigen König gesalbt wurde. Hier hat man auch das Geheimnis der heiligen Dreifaltigkeit zu beachten: Denn Gott, der Vater salbt den Sohn: Gott, der Sohn wird vom Vater gesalbt: Er wird aber gesalbt mit dem Freudenöl, welches Gott der Heilige Geist ist, der seine Gaben auf dass reichlichste, und ohne Maß auf den Sohn des Menschen ausgeschüttet hat, welcher nach der anderen Natur ewiger Gott ist. Besonders aber ist das zu merken, dass der Apostel hier diese Weissagung von Christus benutzt, seine Gottheit damit zu erweisen, und ihn, nach der göttlichen Natur, aus der Zahl der Kreaturen aussondert. Solch ein Zeugnis der Schrift soll man wider die Arianer beständig treiben.

10. und: Du, Herr, hast von Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.

Und: Jetzt folgt ein anderes Zeugnis von der Gottheit Christi, aus dem 102. Psalm genommen, da die Schrift den Sohn Gottes so anspricht.

11. Dieselben werden vergehen, du aber wirst bleiben; und sie werden alle veralten wie ein Kleid,

Wirst bleiben: Denn in Gott ist keine Veränderung.

Veralten: Darum sie einer Erneuerung bedürfen.

12. und wie ein Gewand wirst du sie wandeln, und sie werden sich verwandeln. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.

Nicht aufhören: Bist also nicht nur von Ewigkeit und in Ewigkeit unsterblich, sondern es verursacht auch die Menge der Jahre kein Alter oder Schwachheit bei dir. Auch hier hört man wie der Apostel Christus, nach seiner göttlichen Natur, aus der Kreaturen Zahl absondert, und ihm zum Schöpfer des Himmels und der Erde macht, der weder Anfang noch Ende hat, und in dem keine Veränderung vorgeht. So viel aber der Untergang des Himmels und die Verwandlung betrifft, davon schreibt der Apostel Petrus so: Es wird aber des Herrn Tag kommen, als ein Dieb in der Nacht, in welchem er die Himmel zergehen lässt mit großem Krachen, die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darinnen sind, werden verbrennen. Und später: In welchem der Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir erwarten aber einen neuen Himmel, und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in welcher Gerechtigkeit wohnt {2Petr 3}.

13. Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße {1Kor 15v25}?

Zu: Der Apostel bezieht sich auf einen Spruch aus dem Alten Testament, zur Bestätigung der Gottheit Christi.

Deine Füße: So redet Gott der Vater seinen Sohn Jesus Christus an {Ps 110}. Ich will dich setzen auf den Stuhl der göttlichen Majestät, auf dass du mit voller Gewalt die Herrschaft verwaltest im Himmel und auf der Erde, bis ich die Feinde deines Reiches, nämlich, die Ketzer, Tyrannen, Heuchler und losen Verächter herunter stürzte, und sie dir unterwerfe, dass du Sie mit Füßen tretest. So eine Majestät (spricht Apostel) hat Gott der Vater keinem Engel mitgeteilt, dass er ihn zu seiner Rechten gesetzt, das ist, zur unendlichen Gewalt und Majestät erhoben. Denn zur Rechten Gottes sitzen, heißt in gleicher Gewalt Majestät mit Gott regieren, welches niemanden zusteht, als allein dem Sohn der Jungfrau Maria, nach seiner angenommenen Menschheit. Darum, dass die menschliche Natur mit dem Sohn Gottes eine Person ist. Und wenn die menschliche Natur von der Gottheit könnte geschieden werden, so säße sie nicht mehr zur Rechten Gottes des Vaters. So oft aber die Menschheit Christi in der Heiligen Schrift göttliche Majestät zugeschrieben wird, so oft wird auch die Gottheit Christi bestätigt: Denn die menschliche Natur hat solche göttliche Majestät von dem Sohn Gottes, mit dem sie persönlich vereinigt ist. Das Wort (bis) aber bedeutet hier nicht, dass Christi Reich einmal ein Ende nehmen wird, sondern zeigt an, dass Christus ewig regieren werde, und seine Feinde dagegen jämmerlich umkommen.

14. Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit {Ps 34v8 91v2},

Dienstbare Geister: Also hat Gott die Engel angeredet, nicht wie Herren, sondern wie Knechte, und von Gott erschaffene Geister, welche Gott ausgeschickt hat, dass sie die Kinder Gottes bewahren und erhalten, die Gott der ewigen Seligkeit teilhaftig zu machen beschlossen hat. So nun die Engel unsere Diener sind, so soll man sie nicht anbeten, denn wer betet seinen Diener an?


Das 2. Kapitel

  • Die Christen werden zur Dankbarkeit ermahnt für die Guttaten, welche Ihnen Christus erzeigt hat, besonders durch die Offenbarung des Evangeliums. Danach wird die Majestät Christi wiederum gepriesen durch den Vergleich mit den Engeln. Und wird dem Ärgernis abgeholfen, welches aus der Erniedrigung und dem Leiden Christi entstehen könnte.

1. Darum sollen wir desto mehr wahrnehmen des Worts, das wir hören, dass wir nicht dahinfahren.

Darum: Der Apostel fügt eine Ermahnung hinzu, dass wir unsere Seligkeit, welche durch Christus, den Herrn des Himmels und der Erde, uns in der Predigt des Evangeliums vorgehalten und angeboten wird, nicht versäumen sollen. Danach fängt er an, das Amt Christi, unseres Königs um Priesters, zu erklären. Und beschreibt auch in den folgenden Kapiteln das Priestertum und Reich Christi so, dass er immer Ermahnungen mit erwähnt werden, dadurch werden wir aufgemuntert, in der Lehre des Evangeliums und wahrer Gottseligkeit standhaft zu verharren.

Des Worts: Gottes: Sonderlich aber der evangelischen Predigten von dem Heiland und Erlöser Christo.

Dahinfahren: Wie ein Mensch, der in irgendeinem Bach oder Fluss, der stark angeschwollen und reißend ist, fällt. Da er denn vom Wasser weggerissen wird, und bald umkommt. Und ob ihm wohl etliche mit schnellem Lauf am unteren Teil des Flusses zuvorkommen, und ihm die Hand bieten, dass sie ihm wollten heraus helfen, so fährt er doch im Wasser vorbei, und merkt es nicht, geht also so zugrunde und ersäuft im Wasser: Also begehrt Gott der Herr durch das Predigtamt des Evangeliums den Sündern zu helfen, die in Ihrer Seligkeit in Gefahr stehen. Aber viele verachten die angebotene Gnade, und fahren, aus eigener Schuld, an der Seligkeit vorüber, da sie hätten können herausgezogen und erhalten werden, wenn sie es selber gewollt hätten. Darum sollen wir die angebotene Seligkeit mit großer Dankbarkeit annehmen, auf dass wir nicht auch entweder in Irrtümer oder Wolllüsten und Sorgen dieser Welt uns vertiefen, vorüber fahren, und die himmlische Erbschaft verfehlen.

2. Denn so das Wort fest geworden ist, das durch die Engel geredet ist, und eine jegliche Übertretung und Ungehorsam hat empfangen seinen rechten Lohn {Apg 7v53}.

Denn: Der Apostel setzt einen sehr wichtigen Grund dazu, warum wir die durch Christus angebotene Gnade nicht versäumen sollen: Und will so viel sagen: Weil Gott das Gesetz Mose, welches durch der Engeldienst eröffnet wurde, so fest und steif gehalten haben wollte, dass er die Übertreter zur Strafe zieht. Wie viel weniger wird es ungestraft gehen, wenn wir die Lehre des Evangeliums, darin uns die ewige Seligkeit aus freien Stücken angeboten wird, verachten, und in den Wind schlagen? Besonders nachdem das Evangelium anfangs durch den Sohn Gottes selbst auf das deutlichste gepredigt wurde, ferner seine Apostel an seiner statt geordnet, und in die ganze Welt geschickt, auch ihre Botschaft mit herrlichen Wunderwerken, besonders aber mit den wunderbaren Gaben des Heiligen Geistes bestätigt hat: Welche Gaben die Apostel nicht von sich selbst gehabt, sondern sie auch nach dem Willen und Wohlgefallen Gottes anderen mitgeteilt haben. Von diesen Gesandten des Herrn Christi (spricht Apostel) habe ich und meine Gehilfen die Lehre des Evangeliums unverfälscht empfangen, und sind ihrer gewiss durch die Wunderwerke Christi und seiner Apostel in unseren Gewissen genügend versichert worden. Diese Worte bezeugen, dass diese Epistel von dem Apostel Paulus nicht geschrieben wurde. Denn dieser gesteht nicht, dass er die Lehre des Evangeliums von einigen Menschen gelernt, noch die Bestätigung oder irgendeine Vermehrung in der Erkenntnis des Evangeliums von irgendeinem Apostel Christi empfangen habe. Das Evangelium (spricht er) das von mir gepredigt ist, ist nicht menschlich. Denn ich habe es von keinem Menschen empfangen, noch gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi {Gal 1}. Und im folgenden Kapitel dieser Epistel sagt er: Mich aber haben die, so das Ansehen hatten, (nämlich die Apostel) nichts anders gelehrt {Gal 2}. Und hat man hier zu beachten, dass es eine viel größere Sünde ist, das Evangelium verwerfen, als das Gesetz Mose zu übertreten. Denn das Gesetz erfordert den Gehorsam, und droht den übertreten den Fluch: Das Evangelium bietet allen bußfertigen Sünden Vergebung der Sünden, und das ewige Leben aus Gnaden an. Darum gleichwie die Übertreter des Gesetzes aus dem schuldigen Gehorsam sich entziehen. Also stoßen die Verächter des Evangeliums die angebotene Gnade von sich. Und ist das Gesetz durch der Engel Dienst eröffnet und ausgesandt worden. Das Evangelium aber Christus, der Sohn Gottes geoffenbart und gepredigt. Danach vernimmt man hier, dass die Zeichen und Wunderwerke Christi und Apostel gewisse Zeugnisse der himmlischen Wahrheit sind, so im Evangelium offenbart wurden.

3. wie wollen wir entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten? welche, nachdem sie erstlich gepredigt ist durch den Herrn, ist sie auf uns kommen durch die, so es gehört haben {1Joh 1v1 2Petr 1v18}.

4. Und Gott hat ihr Zeugnis gegeben mit Zeichen, Wundern und mancherlei Kräften und mit Austeilung des Heiligen Geistes nach seinem Willen {Mk 16v20 Apg 5v12}.

5. Denn er (Gott) hat nicht den Engeln die zukünftige Welt untertan gemacht, davon wir reden.

Denn: Weil der Apostel unter anderem die Lehre des Evangeliums auch darum gerühmt hat, dass Christus selber auf das allerdeutlichste zu predigen angefangen hat: denn zuvor das Evangelium nie so hell gepredigt wurde, als wie es Christus erklärt hat: So fängt er jetzt an, den obersten Gesandten Gottes, Jesum Christus, zu rühmen, und seine Majestät uns vor Augen zu stellen: Hält auch Christus den Engeln gegenüber, auf dass seine Herrlichkeit und Majestät desto besser erkannt wird.

6. Es bezeugt aber einer an einem Ort und spricht: Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du ihn heimsuchst?

Einer: Nämlich, der Prophet David, gibt der Majestät Christi Zeugnis {Ps 8}.

Heimsuchst?: Als wollte der Prophet sprechen: Ist es nicht ein großes Wunderwerk, dass du ein mächtiger Gott das menschliche Geschlecht mit solchen Gnaden ansiehst und versorgt, dass du willst deinen eingeborenen ewigen Sohn Mensch werden lassen, und menschliche Natur in Ewigkeit der Person annehmen? Und erst diese elende Natur, welche vielen Schwachheiten und Gebrechlichkeit unterworfen ist, so hoch?

7. Du hast ihn eine kleine Zeit der Engel mangeln lassen; mit Preis und Ehren hast du ihn gekrönt und hast ihn gesetzt über die Werke deiner Hände;

Der Engel: Hier hat der Apostel aus dem griechischen übersetzt, was damals gebräuchlich war. Im hebräischen lautet der Text so: Du hast den Menschen Christus in seinem Leiden eine kurze Zeit deine Hilfe entzogen, also, dass er nach seiner angenommenen menschlichen Natur sich gefühlt hat, dass er von Gott verlassen sei: darum er auch am Kreuz geschrien hat: Mein Gott, mein Gott, wie hast du mich verlassen. Dies ist ein Zeugnis der Erniedrigung Christi, davon Paulus sagt {Phil 2}. (Nach Luther) Hebräisch lautet dieser Vers so: Du hast ihn eine kleine Zeit Mangel leiden lassen, das ist, du hast ihn verlassen drei Tage, als wäre kein Gott bei ihm, wo aber Gott nicht ist, da ist auch kein Engel, noch keine göttliche Hilfe, wie zuvor, da er große Wunderwerke tat.

Gekrönt: Gleichwie ein König mit großer Majestät und Herrlichkeit gekrönt wird: Von welcher Majestät Christi man lesen kann im Gesicht des Propheten Daniel (Kapitel 7).

8. alles hast du untertan zu seinen Füßen. In dem, dass er ihm alles hat untertan, hat er nichts gelassen, das ihm nicht untertan sei; jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles untertan sei.

Seinen Füßen: Er hat alles in seiner Macht und Gewalt. Denn es redet der Prophet David von dem, dass damals zu seiner Zeit noch zukünftig war, als wenn es bereits geschehen wäre, von wegen der großen Gewissheit in diesen Sachen.

Nichts gelassen: Gott der himmlische Vater hat nichts unterlassen, dass er ihm nicht unterworfen hätte, ohne sich selbst. Denn wenn er sagt (sprich Paulus) das ihm alles Untertan ist, so ist es offenbar, dass ausgenommen ist, der ihm alles Untertan gemacht hat (1. Korinther 15). Ist aber das nicht eine große Majestät Christi, des Menschen Sohn? Denn diese Majestät Christi, damit er alles gegenwärtig regiert im Himmel und auf Erden, alles weiß, und alles kann, muss Christus, nachdem er Mensch ist, zugemessen werden, weil seiner göttliche Natur in der Zeit nicht unterworfen wurde, sondern die göttliche Majestät immer und von Ewigkeit her gehabt, welche später in der Erschaffung der Welt angezeigt ist.

9. Den aber, der eine kleine Zeit der Engel gemangelt hat, sehen wir, dass es Jesus ist, durch Leiden des Todes gekrönt mit Preis und Ehren, auf dass er von Gottes Gnaden für alle den Tod schmeckte.

Engel gemangelt: Hier hat der Apostel wieder aus dem griechischen übersetzt.

Jesus ist: Von Nazareth: Der für uns gekreuzigt wurde, welchem der Vater alles unterworfen hat. Denn dieser ist, nachdem er sein Leiden überstanden hat, in seine völlige Herrlichkeit und himmlische Majestät eingegangen. Also hat es dem himmlischen Vater nach seiner unendlichen Barmherzigkeit, Gnade und Güte gefallen, dass Christus für das ganze menschliche Geschlecht den leiblichen Tod gelitten hat, auf dass alle, die an ihn glauben, dem ewigen Tode, das ist, der Verdammnis, entgehen. Wenn denn der Herzog unserer Seelen Seligkeit, Christus, durch sein Leiden in seiner Herrlichkeit eingegangen ist {Lk 24}. So ist es gewiss, dass auch wir durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen müssen {Apg 14}. Und weil Christus für alle den Tod geschmeckt hat, soll man gewiss sein, dass alle, die an ihn glauben, dem ewigen Tod oder der Verdammnis entrinnen werden {Joh 3}.

10. Denn es ziemte dem, um deswillen alle Dinge sind, und durch den alle Dinge sind, der da viel Kinder hat zur Herrlichkeit geführt, dass er den Herzog ihrer Seligkeit durch Leiden vollkommen machte {Apg 3v15}.

Dinge sind: Nämlich, Gott dem Vater, um dessen Preis und Ehre willen alle Dinge erschaffen wurden, der auch alles geschaffen hat, und viele seiner angenommenen Kinder durch mancherlei Trübsal in die ewige himmlische Herrlichkeit geführt, Gebühren soll, dass er auch für diese der Fürst und Herzog, ja auch Erlöser, durch Kreuzung bittere Leiden in die völlige himmlische Majestät führte, damit es nicht ein Ansehen gewinnt, als könnte er das nicht, was allen Kindern Gottes widerfahren wäre, dass er, nämlich, nach dem Todeskampf gekrönt würde und triumphierte. Besonders weil beschlossen war, dass er uns durch sein Leiden erlösen sollte. Es ist aber Christus in seiner Person immer vollkommen gewesen. Aber von wegen seines Amtes war es nötig, dass das Werk unserer Erlösung durch sein Leiden und Tod aufrichtete. Hier hat man zu merken, dass der Apostel Christus nennt den Herzog unserer Seligkeit. Denn solche Ehre gehört keinem Heiligen, sondern Christus allein. Und ist sein Leiden so vollkommen gewesen, dass dadurch der ganzen Welt Sünden auf das Vollkommenste versöhnt und bezahlt wurden. Darum sollen wir mit diesem Trost unsere Gewissen, so durch den Zorn Gottes niedergeschlagen sind, wieder aufrichten.

11. Sintemal sie alle von einem kommen, beide, der da heiligt, und die da geheiligt werden. Darum schämt er (Christus) sich auch nicht, sie Brüder zu heißen {Mt 28v10 Joh 20v17}.

Heiligt: Nämlich, Christus, unser Hohepriester, der das Opfer seines Leibes am Kreuz für die Sünder geopfert hat. Denn Christus ist ein wahrer Mensch. Aber indem ist ein Unterschied zwischen ihm und uns, auch nach seiner Menschheit dass er nicht in Sünden empfangen und geboren ist, wie wir. Darum er, nach seiner Menschheit, von Adam seine Herkunft hat, aber die Sünde hat er nicht von ihm geerbt.

Zu heißen: Welche er zu erlösen an sich genommen hat {Ps 22}.

12. und spricht: Ich will verkündigen deinen Namen meinen Brüdern und mitten in der Gemeinschaft dir lobsingen {Ps 22v23}.

Meinen Brüdern: Nämlich, den Menschen (sprich Christus) will ich das Evangelium predigen, von meinem himmlischen Vater, den gnädigen Willen zu dem menschliche Geschlecht.

Lobsingen: Und zugleich mit meinen Brüdern deine Gnade und Güte rühmen. Warum sollten wir uns denn nicht alles Gute zu unserem Bruder Christus erhoffen? Weil nun Christus, ein Herr des Himmels und der Erde, sich nicht scheut uns für Brüder zu erkennen, wie viel mehr sollen die Christen die Bruderliebe untereinander unterhalten, und sie mit Worten und Taten erklären?

13. Und abermal: Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen. Und abermal: Siehe da, ich und die Kinder, welche mir Gott gegeben hat {2Sam 22v3 Ps 18v3}.

Setzen: Wie im 16.Psalm steht: das ist: Ich will auf ihn hoffen, nämlich, auf meinen Heiland Christus. Denn der Prophet David hat sein Vertrauen auf Christus gesetzt, von dem er wusste, dass er von seinem Samen menschliche Natur annimmt, und also sein Bruder und Sohn sein würde. Denn es sind auch die Väter im Alten Testament durch den Glauben an Christus selig geworden.

Abermal: Spricht Christus im Buch der Weissagung Jesaja im 8. Kapitel, und erklärt diesen Spruch nicht allein die brüderliche Zuneigung unseres Heilandes Jesu Christi gegen uns, sondern gibt uns auch sein väterliches Herz zu erkennen.

Gegeben hat: So hat auch Christus mit fast gleichen Worten seine Jünger, die auch Sünder, aber doch bußfertige Sünder gewesen, angeredet, als er zu ihnen sagte: Lieben Kindlein, ich bin noch eine kleine Weile bei euch {Joh 13}. So trägt also Christus, als ein treuer Vater, sorge für uns, wir aber sollen ihm mit Ehrerbietung gehorchen.

14. Nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist er‘s gleichermaßen teilhaftig geworden, auf dass er durch den Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist, dem Teufel,

Teilhaftig geworden: Nämlich, der ewige Sohn Gottes hat wahre menschliche Natur von dem Fleisch und Blut der reinen und keuschen Jungfrau Maria an sich genommen. Darum Christus nach seinem Wesen auch solch ein Fleisch hat, wie wir, aber ohne Sünde. Welches entgegen der Schwenkfelder Schwärmerei zu beachten ist. Diese sagen, die Menschheit Christi habe nach dem Wesen nicht einerlei Fleisch mit uns. Es hat aber der Sohn Gottes darum menschliche Natur an sich genommen, auf dass er in dieser könnte den Tod, auch die Strafe unsere Sünden leiden, und durch seinen Tod, den er unschuldig erlitten hat, den Teufel überwinden und mit Füßen treten. Denn der Satan hatte um der Sünde willen Macht die Menschen zu töten, beides mit dem leiblichen und ewigen Tod. Aber solche Macht hat sich Christus durch seinen Tod, den er unverschuldet erlitten, genommen. Darum sind auch die Frommen Überwinder des zeitlichen Todes, welche sie in einen Schlaf verwandelt, und hat der ewige Tod auch keinen Anspruch an denen, die an Christus glauben.

15. und erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten.

Knechte sein mussten: Denn der Satan hielt das menschliche Geschlecht um der Sünde willen in eine elende Dienstbarkeit unter sein Joch gefangen, also, dass sie nicht allein in stetiger Furcht, des Todes waren, sondern es hatten auch die elenden Menschen nichts anderes zu erwarten, denn dass sie durch den zeitlichen Tod in den ewigen Tod und in die Verdammnis gestürzt wurden. Aber solche Furcht es jetzt allen denen, die an Christus glauben, genommen, und sind in die Freiheit der Kinder Gottes wieder eingesetzt worden. Darum sollen wir zu unserem Erlöser Jesus Christus von Herzen uns dankbar zeigen, und allen Zweifel von unserer Seligkeit, aus dem Sinn und Herzen schlagen und vertreiben.

16. Denn er nimmt nirgend die Engel an sich, sondern den Samen Abrahams nimmt er an sich.

An sich: Also dass der Sohn Gottes solche wunderbaren Werke durch seine angenommene Menschliche, aber nicht Englische Natur verrichten wollte. Darum er keine Englische, sondern die menschliche Natur in Einigkeit der Person angenommen hat, dazu aus dem Samen Abrahams, weil die heilige Jungfrau, als des Abrahams Nachkomme geboren wurde. Darum ehren die Schwenkfelder auch hier, welche leugnen, dass Christus von dem Wesen der Jungfrau Maria seine menschliche Natur an sich genommen hat.

17. Daher musste er in allen Dingen seinen Brüdern gleich werden, auf dass er barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu versöhnen die Sünde des Volks.

Daher: Weil er, nämlich, sich des menschlichen Geschlechtes ganz freundlich und brüderlich angenommen hat.

Gleich werden: So viel das Wesen der Natur, aber nicht die Sünde betrifft.

Treuer: Denn es hat Christus ganz treu mit uns gehandelt, und nicht geruht, bisher uns mit dem himmlischen Vater versöhnt hat, indem er für seine Brüder bei Gott eine Fürbitte getan: darum die brüderliche Liebe auch unter uns sich finden soll.

18. Denn darinnen er gelitten hat und versucht ist, kann er helfen denen, die versucht werden.

Gelitten hat: In seiner Menschheit: Haben also noch einen anderen Trost zu empfangen, dass der Sohn Gottes ist Mensch geworden. Denn weil er das menschliche Elend auch empfunden, obwohl ohne Sünde, so hat er ein Mitleiden mit uns, wenn wir in Not stecken. Und hat Christus in seiner Allerheiligsten Menschheit aus der Erfahrung gelernt, in was für einem großen Jammer und Trübsal das menschliche Geschlecht unterworfen ist. Darum erbarmt er sich unser, und nimmt die Beschwerden beizeiten weg oder mildert sie.


Das 3. Kapitel

  • Ist eine Erinnerung, dass man die Lehre des Evangeliums behalten soll, und dass die Christen den Hohepriester des Neuen Testamentes sollen beständig in Ehren halten.

1. Deshalb, ihr heiligen Brüder, die ihr mit berufen seid durch die himmlische Berufung, nehmt wahr des Apostels und Hohepriesters, den wir bekennen, Christi Jesu,

Deshalb: Der Apostel ermahnt die Christen zum anderen Mal, dass sie ihren Hohepriester Christus standhaft erkennen, und nicht von ihm abfallen, auf dass sie nicht von der ewigen Ruhe, welche allen Kindern Gottes bereitet es, ausgeschlossen werden.

Nehmt wahr: Bleibt bei Christus standhaft, welchen der himmlische Vater euch zum Gesandten geschickt hat, und zum Hohepriester gegeben, den wir auch vor der Welt bekennen: Denn wir sind durch das Predigtamt des Evangeliums von Gott dazu berufen, dass wir die himmlische Erbschaft bekommen sollen. Und nennt der Apostel die Christen, Heiligen, weil sie mit dem Blut Christi geheiligt und gereinigt sind, und von dem Heiligen Geist noch mehr geheiligt werden, dass sie ein heiliges und unsträfliches Leben führen, so viel in der Schwachheit dieses Fleisches geschehen kann. Wir sollen uns aber zu Gemüte führen, dass wir zur himmlischen Erbschaft, und nicht unsere weltlichen Begierden, und schändlichen Wollüste zu erfüllen, berufen sind. Es wird uns auch der göttliche Beruf, zudem wir durch das Predigtamt zum ewigen Leben berufen wurden, nicht versäumen, und auch dich selbst verwerfen, oder durch Unglauben wiederum davon abfallen. Und weil Jesus Christus ein Gesandter ist, der uns vom himmlischen Vater geschickt wurde, so sollen wir ihm glauben. Denn er offenbart uns den Willen seines himmlischen Vaters. Also (spricht er) hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben {Joh 3}. Dieser speist und drängt uns auch mit seinem Leib und Blut im Heiligen Abendmahl, indem er sagt: Nehmt hin und esst, das ist mein Leib: Trinke, das ist mein Blut. Darum sollen wir diesem himmlischen Gesandten glauben. Und weil er auch unser Hohepriester ist, der unsere Sünde mit seinem eigenen Blut versöhnt hat, so sollen wir ihn vor der Welt unerschrocken bekennen, auf das er uns auch bekenne vor seinem himmlischen Vater.

2. der da treu ist dem, der ihn gemacht hat (wie auch Mose) in seinem ganzen Hause.

Gemacht hat: Zum Gesandten und Hohepriester, darum er alles aufs Beste verrichtet hat, was zu seines himmlischen Vaters Ehre, und der Kirche Wohlfahrt dienlich gewesen ist. Und rühmt der Apostel des Mose treues Kirchenamt, nicht dass er Mose Christo gleich achtet, sondern dass er der Hebräer Herzen ihm geneigt mache. Denn es meinten etliche fälschlicherweise, die Lehre des Evangeliums würde den großen Propheten Mose nicht zur Ehre gereichen. Doch zeigte Apostel später an, dass Christus, als der Sohn und Heiland der Welt, dem Propheten Mose weit vorzuziehen ist. Also soll auch ein Kirchendiener seine Rede mäßigen, und dahin richten, dass er die Zuhörer fleißig aufmuntert, und gutwillig mache, und doch der himmlischen Wahrheit nichts nachlasse.

3. Dieser aber ist größerer Ehre wert denn Mose, nachdem der eine größere Ehre am Hause hat, der es bereitet, denn das Haus.

Dieser aber: Jesus Christus, des Vaters Gesandter, und Hohepriester.

Es bereitet: Denn es ist nicht zu leugnen, dass der Baumeister besser ist, als das Haus, welches er baut. Nun ist aber jedes Haus von einem Baumeister erbaut worden. Dieser Baumeister ist Christus, der ewige Gott, durch welchen alle Dinge geschaffen und gemacht wurden. Das Haus aber, darin Christus wohnt, ist seine Kirche, die er nicht allein erschaffen, sondern auch durch das Predigtamt des Evangeliums wiedergeboren und erbaut hat, und sind also wir alle Häuser und Wohnungen Christi, die wir an ihn glauben. Es ist aber nötig, dass wir im wahren Vertrauen gegen ihm, und in der Hoffnung zum ewigen Leben beständig beharren. Darum weil Mose nicht der Baumeister oder erschaffe, sondern nur ein Stück des selbigen geistlichen Hauses ist, so ist offenbar, dass Christus viel größer ist als Mose, wie auch der Baumeister besser und mehr ist als das Haus, welches er gebaut hat. Und obwohl Mose nicht nur ein schlechtes Glied dieses Hauses oder der Kirche gewesen ist, sondern ein Regent im Volk Gottes, und zwar ein treuer Verwalter in allen Ämtern und Verrichtungen, wie es die Kirche nötig hatte, jedoch so ist er nur ein Diener in der Kirche gewesen, und darum von Gott gesandt, dass er mit seinen Weissagungen, Einsetzung der Opfer, und anderen Zeremonien den zukünftigen Christus vorstellte. Christus aber ist der eingeborenen Sohn Gottes, und der Herr der Kirche. Ja der Kirchen Bräutigam, darum er viel größere Ehre wert ist, als der Prophet Mose. Und so soll man das Evangelium Christi mit höchstem Fleiß und größter Ehrerbietung annehmen und behalten. Hier hat man viele Dinge zu beachten: Erstens, das Christus ist der Stifter und Herr der Kirche, darum soll die Kirche seinem Wort gehorchen und seine Satzungen nicht ändern. Danach dass die Kirchendiener, nach dem Beispiel Mose, treue Diener sind, die nicht über die Kirche herrschen. Ferner, dass wir, die wir an Christus glauben, sind Behausungen und Wohnungen Christi. Nach dem Spruch: Ich, und der Vater, wollen zu Ihm kommen, und Wohnung bei ihm machen {Joh 14}. Zum Schluss, dass die nicht im Tempel Gottes bleiben, welche vom rechten Glauben abfallen, und der wahren Gottseligkeit den Rücken kehren.

4. Denn ein jegliches Haus wird von jemand bereitet; der aber alles bereitet, das ist Gott.

5. Und Mose zwar war treu in seinem ganzen Hause als ein Knecht zum Zeugnis des, das gesagt sollte werden;

6. Christus aber als ein Sohn über sein Haus; welches Haus sind wir, so wir anders das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis ans Ende fest behalten {Hebr 10v21 Joh 14v28 1Kor 3v16 6v19 2Kor 6v16 Eph 2v21 v22 1Tim 3v15 1Petr 2v5}.

7. Darum, wie der Heilige Geist spricht: Heute, so ihr hören werdet seine Stimme, Psalm 95/8. Hebräer 4/7.

Darum: Lieben Brüder, hört das Evangelium Christi, des höchsten Propheten und Gesandten des himmlischen Vaters, und gehorcht seinem Wort: Wie im 95. Psalm der Heilige Geist befiehl, da er von Christus also redet: Heute, das ist, zu jeder Zeit, wenn euch das Wort Gottes gepredigt wird, so verstopft vor der evangelischen Lehre nicht die Ohren und Herzen. Wir hören aber Christi Stimme, wenn uns das Evangelium rein und lauter gepredigt wird. Welche aber ihre Herzen und Ohren verstopfen, dass sie den erkannten Wahrheiten widerstreben und diese lästern, oder auch verfolgen, die werden in einen verkehrten Sinn gegeben, dass sie von Tag zu Tag je länger je ärger werden, und endlich aus dem gerechten Urteil Gottes umkommen.

8. so verstockt eure Herzen nicht, als geschah in der Verbitterung, am Tage der Versuchung in der Wüste,

in der Wüste: Als die Israeliter, eure Voreltern vor Zeiten, wie sie Durst hatten, Gott nicht glaubten, der ihnen Wasser aus dem Felsen zu geben versprach, und verfluchten Gott, in dem sie zweifelten, ob sie Gott oder der Teufel aus Ägypten geführt hätte, und ob Gott für sie Sorge, oder nicht? Darum sie mit Mose, oder vielmehr mit Gott selbst zankten, dass er sie aus Ägypten geführt hatte, und begehrten in Ägypten wiederum umzukehren {2Mos 17}.

9. da mich eure Väter versuchten; sie prüften mich und sahen meine Werke vierzig Jahre lang;

Da mich: Jetzt führt der Psalm Christus selber ein, dass er mit den Israeliten redet. Denn der Apostel erzählt immer noch die Worte aus den Psalmen. Die Meinung ist: Die Israeliter, eure Voreltern, waren zum größten Teil ungläubig, und wenn Ihnen in der Wüste etwas fehlte, so baten sie nicht um dieses aus Glauben demütig und gehorsam, sondern wollten es mir mit ihren Zweifeln abringen, als wenn sie sagten: Lass und sehen und erfahren, ob Gott uns aus dieser gegenwärtigen Not retten und helfen kann oder will? Und haben mich über 40 Jahre lang geprüft, da sie aber in der Wahrheit nicht allein meiner Allmacht, sondern auch Güte erfahren, und meine wunderbaren herrlichen Werke gesehen haben, dadurch Ihnen entgegen dem Lauf der Natur, in ihrer Not geholfen habe. Diesen Unglauben und Bosheit sollt ihr Christen nicht folgen. Und hier hört man, was für große und schwere Sünden auch in der Kirche Gottes begangen werden.

10. darum ich entrüstet ward über dies Geschlecht und sprach: Immerdar irren sie mit dem Herzen, aber sie wussten meine Wege nicht,

Entrüstet ward: Weil sie mich lange schwer beleidigten und erzürnten.

Immerdar: Dieses Wort steht zwar nicht im hebräischen Text, aber der Apostel hat die griechische Übersetzung gebraucht.

Mit dem Herzen: Das ist: Dieses Volk hat ein verkehrtes Herz, welches weder an den göttlichen Verheißungen sich begnügen lässt, noch auf den rechten Weg der Gebote Gottes einhergeht.

Wege nicht: Sie wollten mich aus Glauben nicht erkennen, noch in meinen Geboten gehen.

11. dass ich auch schwur in meinem Zorn, sie sollten zu meiner Ruhe nicht kommen {Ps 95v2}.

Nicht kommen: Sie sollten nie in das gelobte Land Kanaan kommen, dass sie darin Ruhe und Glückseligkeit empfangen würden, die ich den Nachkommen Abrahams verheißen hatte. Wie aber die Israeliter durch ihren Unglauben und Bosheit vom Lande Kanaan ausgeschlossen wurden, also werden die ungläubigen und gottlosen Maulchristen, von der ewigen Seligkeit, so durch das Land Kanaan hier abgebildet sind, ausgeschlossen sein und bleiben müssen.

12. Seht zu, liebe Brüder, dass nicht jemand unter euch ein arges, ungläubiges Herz habe, das da abtrete von dem lebendigen Gott,

Herz habe: Welches mit Unglauben gegen dem Evangelium Christi vergiftet und verdorben ist, und nach dem Abfall von Christo dem lebendigen und ewigen Gott trachtet. Denn es stellen sich viele, als hätten sie einen rechten Glauben an Christus, dessen Herz jedoch voll Unglaubens ist. Diese werden später entweder durch Verfolgung abgeschreckt, oder aus Hoffnung der zeitlichen Güter angelockt, dass sie von der richtigen Religion wieder abgefallen. Auch hat man hier zu merken, dass, welche von Christus abfallen, die weichen von dem lebendigen Gott ab. Denn Christus ist der wahre und ewige Gott.

13. sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es heute heißt, dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch Betrug der Sünde.

Verstockt werde: Darum will der Apostel sagen, sollt ihr dem Evangelium nicht widerstreben, noch von der empfangenen evangelischen Lehre abweichen, sondern es so viel mehr einer dem anderen zum Glauben an Christus und zur Beständigkeit ermahnen, damit nicht jemand durch die Sünde des Unglaubens in Irrtum verderbe, oder aus der Gnade Gottes falle. Darum sind frommer Leute Ermahnungen sehr kräftig, dadurch die, welche unwissend ehren, wieder auf den richtigen Weg gebracht werden, und die an Christus glauben, im Glauben und in der wahren Gottseligkeit standhaft beharren. So werden in den Verfolgungen die Lehrer oft auch von Zuhörern gestärkt.

14. Denn wir sind Christi teilhaftig geworden, so wir anders das angefangene Wesen bis ans Ende fest behalten,

Teilhaftig geworden: Darum sollen wir durch den Glauben die Guttaten Gottes behalten, welche uns aus lauter Gnaden und Güte Gottes widerfahren sind.

Wesen: Durch diese Worte der Apostel hier zu verstehen geben will, was zum Christentum gehört: Und will, es soll das Ende mit dem Anfang übereinstimmen, dass wir nicht tapfer anfangen in der christlichen Religion und schändlich aufhören. Es hat aber der Apostel die Hoffnung von der Gewissheit unserer Seligkeit und Beharrlichkeit nicht wollen ungewiss machen, sondern dieser Erinnerung der fleischlichen Sicherheit entgegen gestellt.

15. solange gesagt wird: Heute, so ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht, wie in der Verbitterung geschah.

Herzen nicht: Dieser Spruch des Heiligen Geistes soll immer in unseren Ohren klingen, und uns erinnern, dass wir Gott mit Unglauben und gottlosen Leben nicht beleidigen. Das Wörtlein heute bedeutet die ganze Zeit in sich, von dem an, da das Evangelium geoffenbart wurde, bis zu der Welt Ende. Darum werden wir immer zur Buße und Glauben an Christus berufen. Und wenn wir die evangelische Lehre hören, sollen wir sie mit Glauben annehmen, und dem Worte Gottes Gehorsam leisten, aber nicht durch Aufschiebung mit der Bekehrung begegnen, auf dass wir nicht mit dem Tode übereilt werden, und ewig verderben.

Verbitterung: Bei dem Haderwasser, davon kurz zuvor auch berichtet ist.

16. Denn etliche, da sie hörten, richteten eine Verbitterung an, aber nicht alle, die von Ägypten ausgingen durch Mose.

Hörten: Das Wort und die Verheißung Gottes von Mose.

Verbitterung: Dass sie mit ihrem Unglauben Gott erzürnten, weil sie ihm und seinem Knecht Mose nicht glauben wollten, darum sie auch um ihrer Bosheit willen später schwer gestraft wurden. Es sollen aber die göttlichen Strafen, damit die Israeliter belegt wurden, uns eine Warnung sein, und behutsamer machen, auf dass wir Gott den Herrn nicht auch gegen uns erzürnen.

Nicht alle: Haben, nämlich Gott den Herrn, wie die anderen, erbittert. Denn Gott erhält immer in der Kirche eine Gemeinde, die an ihn glaubt und ihm gehorcht, auch von denen, die schwer gefallen sind, stehen ihrer viel wieder auf, tun Buße, und leisten Gott dem Herrn den Gehorsam. Darum schwärmen die Wiedertäufer, welcher um etlicher böser Buben willen, ganze Kirchen und Gemeinden, als Gottlose verworfen haben.

17. Über welche aber ward er entrüstet vierzig Jahre lang? Ist‘s nicht also, dass über die, so da sündigten, deren Leiber in der Wüste verfielen?

Er entrüstet: Nämlich Gott der Herr, in der Wüste, nach dem Ausspruch des oben aufgeführten Psalm, also dass er sie immer mit vielen Plagen heimsuchte und strafte?

Sündigen: Und Gott dem Herrn halsstarrig sich widersetzten. Hier muss man auch fleißig beachten, was der Apostel, zu den Hebräern geschrieben, durch das Wort sündigen, an vielen Orten seiner Epistel verstanden haben will: Nämlich, durch Unglauben von Gott abfallen, und seinem Wort halsstarrig widerstreben. Denn der Apostel redet hier nicht von der gottseligen Sünden, die aus Schwachheit von ihnen begangen werden. Wenn wir solchen Unterschied der Sünden wahrnehmen, so werden etliche Sprüche, die in dieser Epistel etwas hart lauten, uns nicht mehr so hart vor den Kopf stoßen, welche, wenn man sie oben liest, und nicht recht überlegt, das Ansehen haben möchten, als würden auch dem bußfertigen Sündern die Gnade abgeschlagen.

18. Welchen schwur er aber, dass sie nicht zu seiner Ruhe kommen sollten, denn den Ungläubigen? 4. Mose 14/30

Ungläubigen: Dieses Wort bestätigt unsere vorige Meinung, dass nicht allen Sünden, sondern allein den Ungläubigen, und die im Unglauben beharren, die Buße versagt wird.

19. Und wir sehen, dass sie nicht haben können hineinkommen um des Unglaubens willen.

Wir sehen: Aus der Geschichte des Alten Testaments.

Unglaubens willen: Hier kann man sehen, dass der Unglaube uns vom Eingang zum Himmelreich ausschließt. Wenn diese aus dem Weg geräumt ist, so werden den bußfertigen Sündern alle anderen Sünden verziehen. Denn wer da glaubt und getauft wird, der wird selig. Wir aber nicht glaubt, der wird verdammt werden {Mk 16}. Darum sollen wir uns befleißigen, dass wir unseren Glauben stärken, und demselben immer zu- aber nicht abnehmen.


Das 4. Kapitel

  • Der Apostel ermahnte Hebräer zur Beständigkeit in dem reinen Bekenntnis des Evangeliums. Und handelt sehr fein von dem Sabbat, dass auch wir in eine solche Ruhe kommen sollen.

1. So lasst uns nun fürchten, dass wir die Verheißung, einzukommen zu seiner Ruhe, nicht versäumen, und unser keiner dahinten bleibe.

So: Der Apostel fährt nun weiter fort, die Hebräer zu ermahnen, dass sie das angebotene Evangelium Christi nicht ausschlagen sollen, oder wenn sie es angenommen haben, davon wieder abfallen. Setzt auch eine ernstliche Bedrohung dazu, weil die Hebräer oder Juden zum größten Teil dem Evangelium heftig sich widersetzten, etliche aber durch die schweren Verfolgungen kleinmütig gemacht wurden, dass sie die erkannte Wahrheit verleugneten.

Nicht versäumen: Denn es hat Gott durch die Propheten vor Zeiten gesagt, dass er uns durch den Messias in die richtige ewige Ruhe einführen will, und beruft uns jetzt durch das Evangelium Christi auf das deutlichste, dass wir mit dem rechten Josua, Jesus Christus, in die ewige Ruhe eingehen sollen. Darum sollen wir uns vorsehen, dass nicht jemand unter uns auf dieser seligen Reise zurückbleibe, und von der ewigen Seligkeit durch seiner eigene Schuld ausgeschlossen bleibt. Denn wer die angebotene Gnade von sich stößt, und wenn er zum Himmelreich berufen wird, in dieses nicht eingehen will, der wird sich über das gerechte Urteil Gottes nicht zu beklagen haben.

2. Denn es ist uns auch verkündigt gleichwie jenen; aber das Wort der Predigt half jenen nichts, da nicht glaubten die, so es hörten.

Verkündigt: Dass wir uns rüsten sollen in das Himmelreich einzugehen.

Jenen: Den Israeliten ist es verkündigt worden, dass sie ins Land Kanaan eingehen sollten. Durch welches Landes Fruchtbarkeit und Güte, Ihnen das ewige Leben und die ewige Ruhe vorgebildet wurde.

Hörten: Nämlich, die Israeliter glaubten nicht, dass sie Gott könnte ins Land Kanaan bringen (4. Mose 14). Und sind die göttlichen Verheißungen nicht nützlich, die sie mit Glauben nicht annehmen wollen. Darum müssen sie zugrunde gehen, wenn sie nicht Buße tun, und den göttlichen Verheißungen glauben.

3. Denn wir, die wir glauben, gehen in die Ruhe, wie er spricht: Dass ich schwur in meinem Zorn, sie sollten zu meiner Ruhe nicht kommen. Und zwar, da die Werke von Anbeginn der Welt waren gemacht,

Glauben: Den evangelischen Verheißungen, werden die selige und ewige Ruhe bekommen. Die anderen aber, so denselben nicht glauben, müssen davon ausgeschlossen bleiben.

Zorn: Da sie durch ihr gottloses Wesen mich zum Zorn reizen.

Nicht kommen: Und das gute Land nicht ererben, weil sie mir nicht geglaubt haben. Gleichwie aber die Israeliten, so dem Worte der Verheißung vom Lande Kanaan nicht glaubten, nicht hineinkommen konnten: Also können auch nicht die ins Himmelreich kommen und die ewige Seligkeit bekommen, welche dem Evangelium, und der gnadenreichen Verheißung von der Seligkeit durch Christus allein erworben, nicht wahrhaftig glauben geben, wenn sie sich gleich vor der Welt noch so heilig geben.

Und: Weil der Apostel von der wahren Ruhe zu handeln angefangen hat, welche Gott seinen Kindern zubereitet hat, so zeigt er jetzt an, dass diese ewige Ruhe nicht allein durch die Besitzung des gelobten Landes, sondern auch durch den Sabbat, von Anfang der Welt her, abgebildet wurde.

4. sprach er an einem Ort von dem siebenten Tage also: Und Gott ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken {1Mos 2v2}.

Also: (1. Mose 2) Da Gott den Sabbat oder die Ruhe nach seinem Beispiel eingesetzt, als er die Erschaffung der Welt vollendet hatte. Dieser Sabbat bedeutet die ewige Ruhe, da wir von aller unsere Arbeit ruhen werden. Und sollen uns die Feiertage der künftigen seligen Ruhe im ewigen Leben erinnern.

5. Und hier an diesem Ort abermal: Sie sollen nicht kommen zu meiner Ruhe.

Abermal: Hat, nämlich, Gott in der Schrift auf die ewige Ruhe, durch eine Figur oder Vorbild gedeutet.

6. Nachdem es nun noch vorhanden ist, dass etliche sollen zu derselben kommen, und die, denen es zuerst verkündigt ist, sind nicht dazu gekommen um des Unglaubens willen,

Kommen: Und Gott es also beschlossen hat, dass er ihre etliche zu solche Ruhe einführen wolle.

Verkündigt ist: Dass sie sollten ins verheißene Land ziehen.

Unglauben willen: Und welche in solchem Unglauben beharrt haben, die sind nicht allein vom Lande Kanaan ausgeschlossen worden, sondern auch von der ewigen Ruhe.

7. bestimmte er abermal einen Tag nach solcher langen Zeit und sagte durch David: Heute, wie gesagt ist, heute, so ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht!

Tag: Nämlich, die Zeit der Gnade, davon in der Weisheit oft gesagt wird und auch im 95. Psalm.

Langen Zeit: Von dem Auszug der Kinder Israel aus Ägypten.

Durch David: Den Propheten, durch welchen Gott solche Ermahnung aussprechen ließ, dass wir das Evangelium annehmen sollen.

Seine Stimme: Nämlich, Christi, dass er uns durch das Evangelium zum Himmelreich beruft, und dies ist eine ernste Ermahnung des Heiligen Geistes, dass wir zu der Stimme unseres Herrn und Hirten Jesu Christi unsere Herzen nicht verstocken sollen. Denn solche Sünde ist größer, als alle andere, so gegen die 10 Gebote begangen werden.

8. Denn so Josua sie hätte zur Ruhe gebracht, würde er nicht hernach von einem andern Tage gesagt haben.

Zur Ruhe: Nämlich, zu der gerechten und seligen ewigen Ruhe.

Gesagt haben: Es ist auch uns nötig, besonders noch so vor 100 Jahren, dass er gesagt hat: Heute, so ihr seine Stimme hört. Darum der Prophet, wenn er die verstockten von dem Eingang zu der Ruhe Gottes ausschließt, nicht von der Ruhe im Lande Kanaan redet, welche die erlangt haben, so in dieses Land gekommen sind, sondern er sieht auf die wahre und ewige Ruhe, darin Josua die Israeliter nicht bringen konnte.

9. Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes.

Noch eine Ruhe: Welche die rechte Ruhe, und der ewige Sabbat sein wird, dessen wir nach diesem Leben bestimmt sind, darin wir von aller unsere Arbeit ruhen werden.

10. Denn wer zu seiner Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken, gleichwie Gott von seinen.

Von seinen: Von seinen Werken geruht hat am 7. Tage. Es hat aber Gott also nicht so geruht, dass er die Welt, so er erschaffen, nicht ferner erhielte und regierte. Sondern so hat er geruht, dass er keine andere Welt mehr geschaffen hat. Die Ruhe aber des 7. Tages oder der Sabbat, bedeuten unsere selige Ruhe, da wir von aller Arbeit, Unfall und Trübsal ruhen werden {Apg 14}. Dieser Sabbat aber fängt in diesem Leben in uns an, wenn wir von den Werken des alten Adam ruhen, und aus Glauben in Hoffnung des ewigen Lebens im Herrn uns freuen. Denn das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, und Friede, und Freude im Heiligen Geist {Röm 14}. Weil wir nun der ewigen und seligen Ruhe warten, so soll uns keine Mühe noch Arbeit verdrießen, die wir in unserem Beruf auf dieser Erde ausstehen. Denn es wird uns alles auf das reichlichste belohnt werden.

11. So lasst uns nun Fleiß tun, einzukommen zu dieser Ruhe, auf dass nicht jemand falle in dasselbe Exempel des Unglaubens {2Petr 1v5}.

Des Unglaubens: Dass wir der ungläubigen Israeliter Beispiel nicht nachfolgen, und zugrunde gehen. Denn der Gottlosen Gefahr und Verderben werden uns in der Heiligen Schrift darum vor die Augen gestellt, auf dass wir durch diese Beispiele klug werden, und uns nicht in den gleichen Unfall begeben.

12. Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert und durchdringt, bis dass es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens {Joh 6v63 v68 Phil 2v16 Röm 1v16 Eph 6v17 Apg 1v6 v19 15 Joh 12v48}.

Denn: Jetzt hängt der Apostel eine ganz ernste Bedrohung an, über die Verächter des Evangeliums.

Mark und Bein: Das ist, die Bedrohung des göttlichen Wortes, dadurch den Verächtern des evangelischen Predigtamtes die ewigen Strafen angedroht werden, werden in der Menschen Herzen endlich so lebendig, und durchdringen alle Kräfte des Gemütes und Herzens, treffen auch das Gewissen so hart, dass kein zweischneidige Schwert, wenn es gleich sehr scharf wäre, also könnte durch des Menschen Leib dringen, und die Glieder voneinander teilen. Darum, wenn solche Verächter des Evangeliums das Gericht Gottes (aus seinem Wort, welches ihnen droht) im Gewissen empfinden, so fallen sie oft in Verzweiflung, legen auch häufig selber Hand an sich. Diese kräftige Wirkung des göttlichen Wortes hat man zu unseren Zeiten an vielen Beispielen erlebt an den verzweifelten Menschen, welche die evangelische Lehre, so im Herzen für recht erkannt, gelästert und verfolgt haben. Häufig geraten aber auch wohl die Frommen und Auserwählten in so schwere Anfechtungen, dass sie nicht weit von der Verzweiflung sind. Aber Gott erhält sie in wunderbarerweise, dass ihr Glaube, der heimlich in ihrem Herzen verborgen liegt, nicht erlischt, und zu seiner Zeit sie wiederum tröstet, aufrichtet, und stärkt. Die Alten haben solche Anfechtungen genannt, eine Entzückung der Gnaden. Solche Anfechtung hat auch David empfunden, da er schreibt: Ich sprach meinem Zagen. Ich bin von deinem Angesicht verstoßen {Ps 31}. Darum sollen wir Gott fürchten, der unsere Herzen mit seinem Wort, als mit einem Donner kann niederschlagen, und mag ihn keine Heuchelei betrügen.

13. Und ist keine Kreatur vor ihm unsichtbar; es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen; von dem reden wir. {Ps 7v10 Jer 16v17 23v24}.

Reden wir: Und wollen, dass ihr die Majestät unseres Gottes betrachtet, dessen Wortes ist, welches den Verächtern des Evangeliums und den Heuchler ihr Verderben droht. Denn Gott dem Herrn ist nichts verborgen. Darum wenn sich Leute finden, so die erkannter Wahrheit des Evangeliums entweder verlästern, oder mit der christlichen Religion Heuchelei treiben, die werden solches nicht ungestraft tun. Wir sollen auch Gott vor Augen haben, so werden wir uns vor der Heuchelei und allen Lastern hüten können.

14. Weil wir denn einen großen Hohepriester haben, Jesum, den Sohn Gottes, der gen Himmel gefahren ist, so lasst uns halten an dem Bekenntnis.

Weil: Der Apostel stellt uns Christus zu erkennen vor, als unseren Hohepriester, der den zornigen Gott mit uns versöhnt hat, und mit den bußfertigen Sündern freundlich und gnädig umzugehen weiß. Er beschreibt uns aber diesen Hohepriester so gütig, auf dass er die vorige harte Bedrohung mildere, und die rechten Christen nicht meinte, der Herr Christus würde um der Fehler und Mängel willen, die aus Schwachheit begangen werden, die Seinen verstoßen. Denn ein Kirchendiener soll die scharfe Strafpredigt mit Trost mildern und mäßigen, dass er den Frommen den Glauben und die Hoffnung zu Ihrer Seligkeit nicht aus dem Herzen reiße.

Bekenntnis: Des Evangeliums von Christo, welches wir nicht fahren lassen sollen, und wenn wir auch gleich 1000 mal darum sterben. Denn wer Christus vor der Welt verleugnet, den wird Christus auch verleugnen vor seinen himmlischen Vater. Und hat sich unser Hohepriester um uns verdient, indem er sich selber für uns am Stamm des Kreuzes geopfert hat, dass wir um seiner willen zu sterben uns keineswegs beschweren könnten. So wird derselbe unser Hohepriester, welcher in den Himmel gefahren ist, und zur Rechten Gottes des Vaters sitzt, in unendlicher machte Majestät, und für uns bittet, in allerlei Anfechtungen und Trübsal, ja auch mitten im Tode zum ewigen Leben uns erhalten.

15. Denn wir haben nicht einen Hohepriester, der nicht könnte Mitleid haben mit unserer Schwachheit, sondern der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde.

Hohepriester: Der grausam, streng und ernst wäre.

Unserer Schwachheit: Von der noch viel und mancherlei in den Kindern Gottes steckt.

Ohne Sünde: Denn er ist nicht in Sünden empfangen und geboren worden, hat auch nie eine Sünde getan, und ist kein Betrug in seinem Munde erfunden worden. Darum weil dieser unser Hohepriester auch aus der Erfahrung gelernt, wie die angefochtenen Leute gesinnt sind, so kann er unsere menschlichen Schwachheiten mehr übersehen. Und weil er weiß, dass wir dazu mit Sünden behaftet sind, darum auch von den Anfechtungen desto leichter möge überwunden werden, so wird er uns unsere Sünden gnädig verzeihen, wenn wir nur diese von Herzen demütig bekennen, und um Verzeihung bitten, und Buße tun.

16. Darum lasst uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Gnadenstuhl, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not sein wird.

Darum: Weil wir, nämlich, einen solchen gnädigen Hohepriester, Jesum Christus haben, der mit unserer Schwachheit ein Mitleiden hat, also, dass er um derselben willen uns von seinem Angesicht nicht verstoßen will, so sollen wir, auch oft um Verzeihung bitten, mit rechtschaffenen Vertrauen, dass wir gerade bekommen werden, zu ihm treten, und uns alles gutes von ihm erhoffen. Dann wird er die bußfertigen Sünder, welche um Verzeihung bitten, nicht verwerfen, sondern mit seiner Barmherzigkeit, Gnade, und Güte uns erhalten, und uns nicht allein unsere Sünde vergeben, sondern auch in allen Anfechtungen und Trübsal zur rechten Zeit und zur Hilfe kommen. Er weiß aber am allerbesten, wann es Zeit dazu ist.


Das 5. Kapitel

1. Denn ein jeglicher Hohepriester, der aus den Menschen genommen wird, der wird gesetzt für die Menschen gegen Gott, auf dass er opfere Gaben und Opfer für die Sünden,

Genommen wird: Wie im Alten Testament geschehen ist, da nicht Engel, sondern Menschen das Hohepriesteramt verwaltet haben.

Gegen Gott: Auf dass er in der Menschen Sachen mit Gott handle, und für Sie bitte.

Sünde: Das Volk zu versöhnen mit allerlei Opfern.

2. der da könnte mitleiden über die, so unwissend sind und irren, nachdem er auch selbst umgeben ist mit Schwachheit.

Irren: Oder sündigen: Denn im Alten Testament wurden die Sünden genannt, unwissend, oder Irrtümer.

Mit Schwachheit: Darum er in Betrachtung der allgemeinen menschlichen Schwachheit, sich desto schneller uns annimmt, ein Mitleiden mit uns hat, und begehrt uns mit Gott wieder zu versöhnen, welche gesündigt haben. Weil es ihm nicht unbewusst ist, was der Satan kann, und wie schwach das Fleisch ist, als der es in der Tat auch erfahren hat.

3. Darum muss er auch, gleichwie für das Volk, also auch für sich selbst opfern für die Sünden {3Mos 4v3 9v7 16v6 v17}.

Für die Sünde: Nämlich, für seine eigene und der Seinigen. Denn der Hohepriester musste, ehe er das Volk mit den Sünden versöhnte, zuvor für seine und der Seinen Sünden opfern.

4. Und niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern der auch berufen sei von Gott gleichwie Aaron {2Mos 28v1}.

Die Ehre: Das Amt des Hohepriesters, der im Alten Testament dieses zu verwalten begehrte.

Berufen sei: Zu solchem vortrefflichen Amt: Derselbe hat es in ordentlicherweise angenommen, wie Aaron auch getan hat, als er von Gott zu diesem Amt berufen wurde. Obwohl nun heutigen Tages im Neuen Testament nicht solche Kirchendiener sind, welche opfern, wie im Alten. Jedoch so gefällt es Gott dem Herrn auch sehr gut, dass die Prediger Menschen sind, und nicht Engel, damit sie der menschlichen Schwachheiten sich erinnern, und mit den Sündern milder handeln, diese wieder auf den rechten Weg bringen, und nicht verstoßen, wenn sie Buße tun wollen. Es soll sich auch keiner in das Predigtamt hineindringen, sondern durch einen ordentlichen Beruf das Amt annehmen.

5. Also auch Christus hat sich nicht selbst in die Ehre gesetzt, dass er Hohepriester würde, sondern der zu ihm gesagt hat: Du bist mein Sohn; heute habe ich dich gezeugt {Ps 2v7 Hebr 1v5}.

Ehre gesetzt: Und solche Würdigkeit nicht oder ordentlichen Beruf aus Vermessenheit zu sich gerissen.

Gesagt hat: Nämlich derhimmlische Vater hat ihn zu solchem Hohepriesteramt berufen (2. Psalm).

Heute: Das bedeutet dieses ist bei ihm alle Zeit: Und weil ich dich von Ewigkeit her gezeugt habe, so achte ich dich, als meinen eingeborenen Sohn, der mit mir eines Wesens ist, würde ich zum Hohepriester Amt, durch welches der ganzen Welt Sünden versöhnt werden.

6. Wie er auch am andern Ort spricht: Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.

Anderen Ort: Nämlich, im 110. Psalm, wo der himmlische Vater seinen eingeborenen Sohn also anredet: Du bist ein Priester ewig: Der Welt Sünde zu versöhnen. Und hat kein anderer Hohepriester die Sünde der ganzen Welt wahrhaftig versöhnen können, nur allein der Sohn Gottes. Darum spricht Johannes: Das Blut des Sohnes Gottes macht uns rein von unseren Sünden {1Joh 1}. Und Paulus sagt: Gott hat die Kirche mit seinem Blut erlöst {Apg 28}. Es wird aber Christus ein Priester in Ewigkeit, oder ein ewiger Priester genannt, nicht, dass er immer für die Sünden des menschlichen Geschlechtes leiden müsste, sondern die Kraft seines Leidens und Opfers immer dauert, und sei es nicht nötig, dass ein anderer Priester auf ihn folgen sollte, wie im Alten Testament einer nach dem anderen aufkam, obwohl ihre Opfer die richtige Versöhnung der Sünden nur abbildeten, und sie selber sterblich waren. So bittet auch Christus, welcher zur Rechten Gottes sitzt, bis an den Jüngsten Tag für die bußfertigen Sünder, dass sie ewig leben {Röm 8}. Es ist aber ein Priester nach der Ordnung Melchisedeks, weil dieser Melchisedek und Christus in vielen Stücken zu vergleichen sind. Denn Melchisedek war zugleich ein König und Priester. Also ist Christus auch unser König und Hohepriester. Melchisedek war ein König zu Salem: Ob nun wohl dieses ein Mann eines Ortes ist, so ist doch das Wort an ihm selbst so viel, als Friede. Also dass ein König zu Salem ist, ebenso viel heißt, als ein König des Friedens sein. Solches wird auch von dem Herrn Christus gesagt. Denn er wird auch Friede Fürst genannt {Jes 9}. Melchisedek hat den Abraham gesegnet: Uns segnet Christus auch, und hat den Fluch aufgehoben {Gal 3}. Die Eltern von Melchisedek werden in der Schrift nicht genannt. Also hat Christus nach seiner menschliche Natur keinen Vater, und nach seiner göttliche Natur keine Mutter gehabt.

7. Und er hat in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert zu dem, der ihm von dem Tode konnte aushelfen; und ist auch erhört, darum dass er Gott in Ehren hatte {Mt 26v39 v42 27v46 v50 Mk 14v36 Lk 23v46}.

Seines Fleisches: Da er, nämlich, als unser rechter Hohepriester an seinem Fleisch litt.

Gebet: Denn wie auch in der Zeit im Alten Testament der Hohepriester nicht nur opferte, sondern auch für das Volk bat: Also hat Christus nicht allein sich selbst am Kreuz für die Sünden der ganzen Welt geopfert, sondern auch sein inbrünstiges Gebet zu Gott mit dem himmlischen Vater getan, und ihn angerufen, dass er ihn nicht verlassen möchte, sondern im Kampf gegen seine und unsere Feinde den Sieg behielte, und hat für uns den Teufel und die Hölle überwunden: So hat ihn auch der himmlische Vater erhört, darum dass Christus seinen himmlischen Vater in Ehren gehalten hat, und in allen Dingen ihm einen vollkommenen Gehorsam leistete. Weil nun Christus sein Gebet geopfert hat, so sind auch unsere Gebete und Danksagungen Opfer, aber nicht Versöhnungsopfer, sondern Dankopfer, damit wir unseren Glauben und unseres Herzens Dankbarkeit erklären. Darum werden sie auch die Opfer unserer Lippen in der Heiligen Schrift genannt {Hebr 13}. Und so ist Christus vom Vater erhört worden, so erhalten wir auch durch ihn den Sieg gegen den Teufel und die Hölle. Wir sollen aber auch mit Ehrerbietung gegen unseren himmlischen Vater, das ist, in wahrer Gottesfurcht beten, so werden wir auch gewiss erhört. Denn die Verächter Gottes, und welche einen Vorsatz zu sündigen behalten, werden nicht erhört {Joh 9}.

8. Und wiewohl er Gottes Sohn war, hat er doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.

Gehorsam gelernt: Indem er sich in seiner angenommenen Menschheit selbst erniedrigt, und Knechtsgestalt angenommen hat, in welcher er dem himmlischen Vater vollkommenen Gehorsam geleistet, und alles verrichtet, was er von wegen seines Hohepriesteramtes zu verrichten hatte. Nachdem er nun solches alles vollendet, hat er mit seinem Allerheiligsten Verdienst, die ewige Seligkeit erworben allen denen, die sich mit Glauben ihm unterwerfen, und sich Mühe gegeben ihm gehorsam zu sein. Darum ihm bereits vor der Zeit von Gott dem himmlischen Vater der Name eines Hohepriesters nach der Ordnung Melchisedeks in den prophetischen Weissagungen gegeben wurde. Denn es konnte kein anderer den Fluch von uns nehmen, und den Segen bringen, als allein Christus, der durch diesen Melchisedek abgebildet wurde, und Gott und des Menschen Sohn in einer Person ist, dazu ein König des Himmels und der Erden. Der den Frieden zwischen Gott und den Menschen gemacht hat. Der Gehorsam aber, welchen Christus geleistet hat, war kein Schuldiger, sondern ein freiwilliger Gehorsam, den er aus freiem Willen auf sich genommen, darum wird er uns auch zur Gerechtigkeit gerechnet {Röm 5}. Weil auch Christus ein vollkommener Hohepriester ist, so hat er nichts unterlassen, was zu unserer Seligkeit nützlich gewesen, darum man nun kein weiteres Opfer mehr bedarf: Und, ist Christus die Ursache der Seligkeit, allen die ihm gehorchen, so sind weder der Heiligen noch unser Verdienst Ursache daran: Es gehorchen aber Christus die, welche an ihn glauben, und außer ihm keine andere Weise, die Seligkeit zu bekommen suchen, auch aus solchem Glauben ein gottseliges Leben zu führen sich bemühen.

9. Und da er ist vollendet, ist er worden allen, die ihm gehorsam sind, eine Ursache zur ewigen Seligkeit,

10. genannt von Gott ein Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks.

11. Davon hätten wir wohl viel zu reden; aber es ist schwer, weil ihr so unverständig seid.

Davon: Der Apostel stellt die Handlung von dem hohen Priesteramt Christi ein wenig beiseite, und schimpft die Hebräer, dass sie in den Geheimnissen der christlichen Religion noch nicht so viel gelernt hätten, als es wohl sein sollte: Als wollte er sprechen. Ich hätte noch viele Geheimnisse, die ich aus dem Alten Testament hervorbringen könnte, wie Christus darin durch mancherlei Figuren in vielen unterschiedlichen Sachen abgebildet wurde, aber sie sind etwas schwer, dass ihr sie zur Zeit noch nicht begreifen könnt, weil ihr so träge seid, und (wenn ich es deutlich sagen soll) ungeschickt zum Lernen seid.
Nach Luther: Grob und ungeschickt, die es nicht hören noch begreifen können. Ob sie wohl schon lange davon etwas gelernt haben.

12. Und die ihr solltet längst Meister sein, bedürft ihr wiederum, dass man euch die ersten Buchstaben der göttlichen Worte lehre, und dass man euch Milch gebe und nicht starke Speise.

Längst: Weil ihr das Evangelium von Christus nun schon eine lange Zeit gehört habt.

Ersten Buchstaben: Es wäre sehr nötig, dass man euch erst das ABC in dem christlichen Glauben lehrt, da er doch bereits so viel wisst, das macht eure Fahrlässigkeit und eure Faulheit im Lernen. Daher geschieht es, dass wir einer kindlichen Unterrichtung bedürft, und den Kindern gleich seid, die man mit Milch speisen und unterhalten muss, weil sie keine starke Speise verdauen können. Daraus ist zu erkennen, dass ihr in den christlichen Geheimnissen noch ganz unverständig seid. Denn die Erkenntnis der großen Geheimnisse gehört denen zu, welche man fast vollkommen nennen möchte. Darum, dass sie in der christlichen Religion tapfer fortgeschrittenen, und durch ihr scharfes Urteil, welches sie mit fleißig im lernen zuwege gebracht haben, recht unterscheiden können, was wahr oder falsch ist, böse oder gut sei. Eine solche Unwissenheit findet sich auch noch heutigen Tages bei etlichen, welche, wenn sie gleich die Lehre des Evangeliums viele Jahre lang gehört haben, dennoch die Stücke des Katechismus nicht recht verstehen. Denn man muss die einfältige Lehre, wenn sie im Katechismus begriffen ist, auch üben, damit sie nicht in ihrer Unwissenheit und Fahrlässigkeit verderben. Auch soll ein Prediger beachten, was er für Religionsartikel den Unverständigen, und wiederum, was er für Lehre denen, die etwas besser geübt sind, vorhalten soll. Als, der Artikel von der ewigen Vorsehung und Wahl Gottes, wird nicht bei jedermann mit Nutzen gehandelt. Besonders, wenn man weitläufig davon reden soll. Darum muss ein Kirchendiener beachten, welche Milch bedürfen, und welche starke Speise gebrauchen können. So ist auch sonst unter den Zuhörern ein großer Unterschied. Denn etliche können aus eigenem Verstand die falsche Lehre von der rechten nicht genügend unterscheiden, haben auch in anderen Religionsartikeln einen ganz schlechten und geringen Verstand. Andere merken schnell, was wahr oder falsch ist, und wissen das gute und nützliche vom bösen und schädlichen richtig zu unterscheiden. Solche nennt der Apostel vollkommen. Nicht dass sie eine solche allerdings vollkommene Erkenntnis der göttlichen Geheimnisse haben, wo auch nichts weiteres hinzukommen könnte. Oder dass sie in ihrem Leben und Wandel soll vollkommen wären, dass sie nicht mehr sündigten. Sondern, dass sie in der wahren Gottseligkeit sehr zugenommen haben, und es so anderen beweisen, gegen die, die unverständig sind, welche als vollkommen zu rechnen sind. Nach einer solchen Vollkommenheit sollen wir mit allem Fleisch streben. (Nach Luther) Milch heißt er des Gesetzes Lehre, als da ist Kinderzucht. Aber Petrus nennt das Evangelium Milch, als des Neuen Testamentes Kinder Speise {1Petr 2v2}.

13. Denn wem man noch Milch geben muss, der ist unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit; denn er ist ein junges Kind.

14. Den Vollkommenen aber gehört starke Speise, die durch Gewohnheit haben geübte Sinne zum Unterschied des Guten und des Bösen.


Das 6. Kapitel

  • Der Apostel ermahnt seine Zuhörer, dass sie im Glauben und in der Gottseligkeit zunehmen sollen. Und weist sie vom Abfall ab, dagegen begehrt er sie zu Beständigkeit anzuhalten.

1. Darum wollen wir die Lehre vom Anfang christliches Lebens jetzt lassen und zur Vollkommenheit fahren, nicht abermal Grund legen von Buße der toten Werke, vom Glauben an Gott,

vom Anfang: Welche man denen vorzuhalten pflegt, die den christlichen Glauben erst angefangen haben zu lernen.

Fahren: Wir wollen solche Sachen uns vornehmen, welche man denen vorzuhalten pflegt, die in der christlichen Religion bereits zugenommen haben.

Grund legen: Wir wollen jetzt nicht von den Sachen reden, die in der christlichen Religion den Grund legen, und den 1. Anfang machen. Als, wie man sein Leben bessern soll, da man sich von Lastern und heuchlerischen Werken enthalten muss: Welche nicht tote Werke genannt werden möchten, weil sie von Menschen geschehen, die geistlich tot sind, und deswegen Gott keineswegs gefallen können: Auch wollen wir jetzt nicht sagen, von dem allgemeinen Glauben an Gott Vater, Sohn, und Heiligem Geist, noch von der Wassertaufe, welche da ist ein Bad der Wiedergeburt, oder von der Feuertaufe des Heiligen Geistes, das ist, von den wunderbaren Gaben des Heiligen Geistes, wie sie am Pfingsttag über die Apostel ausgegossen wurden, welche Gaben später durch Auslegung der Hände den Gläubigen mitgegeben wurden. Davon will ich jetzt nicht lehren: Wie ich auch nicht im Sinn habe, die allgemeine Lehre zu besprechen. Als die Artikel von der Auferstehung der Toten, und von den Belohnungen der Frommen samt der Strafen der Gottlosen. Sondern ich will von den Geheimnissen handeln, welche bei euch einer ausführlichen Erklärung bedürfen, und will euch Christus unseren Hohepriester und himmlischen König aus dem Alten Testament mit lebendigen Farben vorstellen. Es hatte aber der Apostel die Hebräer im vorigen Kapitel geschimpft, dass sie in den Geheimnissen der christlichen Religion noch nicht viel gelernt, und sah, dass es nötig war, damit ihnen auch etwas höherer Sachen vorgehalten würden. Darum sagt er, dass er vom ersten Anfang der Religion jetzt nicht reden will, sondern von größeren Sachen, und tut später eine ernstliche Ermahnung dazu, dass sie von der christlichen Religion nicht abfallen sollen, weil bei Ihnen die Gefahr ist, dass sie nicht etwa von Gott auch verstoßen werden. Doch mildert er solche ernstliche Predigt wiederum, dass er die Hebräer tröstet, und zu Beständigkeit ermahnt. Es ist aber auch hier nicht so gemeint, als wären die Artikel der christlichen Religion von der Buße, Glauben, Sakrament, Schenkung und Gaben des Heiligen Geistes, Auferstehung der Toten, und Jüngsten Gericht, schlechte und liederliche Sachen, und der Mühe nicht wert, dass man die Zuhörer damit aufhalte: Sondern es will der Apostel zu verstehen geben, dass solche und dergleichen Sachen den Hebräer nun sollten wohl bekannt sein. Also dass sie deshalb keines weiteren Unterricht des mehr bedürften. Und hatte sich der Apostel vorgenommen, den Herrn Christus samt seinen Tun und Leiden im Alten Testament zu zeigen, auf dass die Hebräer sehen, wie fein und artig Christus in den Opfern und anderen Zeremonien abgebildet wurde.

2. von der Taufe, von der Lehre, vom Hände auflegen, von der Toten Auferstehung und vom ewigen Gerichte.

3. Und das wollen wir tun, so es Gott zulässt.

Zulässt: Und mir seine Gnade dazu verleiht. Denn wo uns die Gnade Gottes nicht beisteht, so können wir nichts rechtes tun.

4. Denn es ist unmöglich, dass die, so einmal erleuchtet sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes

Denn: Weil der Apostel spürte, dass etliche Hebräer, die sich zu Christus bekehrt hatten, im Glauben schwankten, und durch der ungläubigen Judenlästerung gegen die christliche Religion, oder auch äußerliche Verfolgungen, da man sie ihrer Güter beraubt, abgeschreckt wurden. Auch zum Teil entweder bereits von Christus abgefallen waren, oder doch bald abfallen würden, wenn man solchem Unheil nicht entgegentritt. So unterschied er sich mit einer ernsten Ermahnung und Bedrohung bei der rechten Religion zu bleiben. Gleichwie ein tapferer Kriegsmann mit harten Worten die Flucht so in seinem Krieg sehr entstehen, aufhält, und die Kriegsleute, die bereit sind den Rücken zu wenden, und ihre Sachen auf die Flucht zu stellen, wiederum zieht, und aufs ernstliche ermahnt, dass sie dem Feind die Stirn bieten, und das Angesicht hinkehren sollen. Hütet euch (will der Apostel sagen) dass ihr Christus den Herzog eurer Seligkeit, nicht schändlich verlasst, und als Meineidige zu den Feinden des Evangeliums fallt. Es lauten zwar diese Worte des Apostels ganz hart, als ob die, so nach der erkannten Wahrheit des Evangeliums in eine Sünde wider das Gewissen fielen, keine Verzeihung erlangen könnten. Aber das ist des Apostels Meinung nicht. Denn er redet hier nicht von einer Sünde, so begangen wird, auch nicht gegen das Gewissen, sondern von der Sünde in dem Heiligen Geist, welche Johannes der Apostel eine Sünde zum Tode nennt, und sagt, dass man für diese nicht bitten soll {1Joh 5}. Solches heißt dieser Apostel hier, abfallen. Denn sonst, wenn man eine jede Sünde wider das Gewissen eine Sünde wider den Heiligen Geist wäre, so würde nie ein erwachsener Christ selig werden können. Es wird auch keiner sagen oder sagen dürfen, dass er nie nichts getan oder begangen hätte, welches er selber in seinem Gewissen nicht recht geheißen hat. Und wäre der König David auch nicht selig geworden, der doch, als ein vortrefflicher Prophet, wohl gewusst hat, dass der Ehebruch und Totschlag Sünde ist, und hat dennoch beides begangen, dazu vorsätzlich, und aus freiem Willen. Denn er nicht, wie Lot, der in betrunkener Weise seine Töchter geschwächt, also auch, als er voll Wein gewesen ist, und nicht gewusst, was er getan hat, mit Bethseba dem Weibe des Uri, die Ehe gebrochen, sondern er wusste, was er tat, und hat den unschuldigen Uri arglistig und in treuloserweise dem Feind ans Messer geliefert, mit ihm auch viele andere fromme Männer dem Tod in den Rachen geschoben. Es beschreibt aber der Apostel mit Fleiß diejenigen, welche zum Tode sündigen, wie es mit Ihnen beschaffen ist, damit sich keiner selber überrede, und sich einbilde, er habe solch eine Sünde begangen, davon er aber doch befreit ist. Darum sind alle Worte des Textes so zu verstehen, und haben den Verstand: Es kann nicht sein, dass die durch wahre Buße wieder aufstehen, und Verzeihung erlangen, welche die Lehre des Evangeliums verleugnen, und in das Laster des Abfalls geraten, ich sage aber von denen, die nicht nur mit Worten zum Evangelium Christi eine Zeit lang sich bekannt haben, wie denn ihrer viel das Evangelium mit keinem besonderen Ernst und Eifer annehmen, sondern die wahrhaftig also erleuchtet gewesen sind, dass sie erkannt haben, dies sei allein die rechte und selig machende Lehre: Welche auch die Lieblichkeit des Evangeliums, als eine himmlische Gabe, in ihrem Herzen geschmeckt und empfunden haben, dazu nicht geringe Gaben des Heiligen Geistes empfangen: Welche geschmeckt und empfunden, was für ein beständiger Trost im Worte des Evangeliums steckt: Die auch einen Geschmack des ewigen Lebens und der Seligkeit in ihrem Gewissen empfangen haben. Diese (spricht Apostel) wenn Sie also abgefallen sind, dass sie das Evangelium verwerfen, und nicht nur aus Furcht (wie Petrus) Christus verleugnen, sondern aus verstockter Bosheit so gottlos geworden, dass sie Christus und sein Evangelium schmähen und verlästern, und ein Gespött darüber treiben, auch allerlei giftige Reden wider die Lehre des Evangeliums ausstoßen: Solche kehren nicht wiederum zu Gott durch wahre Buße, sondern verzweifeln entweder, wenn sie die Größe ihrer Sünde in ihrem Herzen betrachten, und sich selber zu Gemüte führen, oder geraten in ein sicheres, wildes und ruchloses Leben, und ersticken darin, als in einem tiefen Schlamm. Ein solches Beispiel hat Gott zu unserer Zeit sehen lassen am Francisco Spira, der die Lehre des Evangeliums, wider sein Gewissen verleugnet, und nachdem er die Sache genügend bei sich selber erwogen hat, beharrlich, als eine falsch und ketzerische Lehre verschworen hat, danach aber keinen Trost mehr Platz gegeben. Ein solcher ist auch vor kurzer Zeit Adam Neusser gewesen, welcher, als er erstlich von der reinen Lehre des Evangeliums zur Calvinistentischen abfiel, und also auf die erste Staffel zum Verderben trat, geriet er danach in den Schwarm der Arianer. Später, als er aus dem Gefängnis entflohen ist, kam er zum türkischen Kaiser nach Konstantinopel und bot ihm seine Dienste an, wurde also aus einem Kirchendiener ein Reiter und Kriegsmann, warf den christlichen Glauben ganz von sich, und nahm die Religion des Mohammed an, ließ sich auch, nach türkischen Brauch, beschneiden. Und solange er in solchen seinen abtrünnigen Wesen gelebt, hat er Christus, seinen Erlöser, oft schrecklich gelästert. Zum Schluss, als ihn die Ruhr angriff, und er merkte, dass sein Lebens nicht mehr lange sein würde, ließ er seine Gesellen etliche zu sich kommen, die auch Christus vor der Zeit verleugnet hatten, bis er von Sinnen war, fuhr also voll dem Teufel zu, und hat ein Ende genommen, wie er gelebt hat. Welches alles nicht darum hier geschrieben wird, dass die in ihrer fleischlichen Sicherheit gestärkt werden, welche wider das Gewissen zu sündigen sich nicht scheuen: Viel weniger dass die, welche zarte Gewissen haben, kleinmütig gemacht werden, als ob sie schreckliche Sünde wider den Heiligen Geist begangen hätten, da sie doch solches Laster ganz und gar nicht teilhaftig geworden sind. Sondern vielmehr darum wird es erzählt, dass ihnen aller Anlass zur Kleinmütigkeit aus dem Wege geräumt, und ihr Gewissen zur Friede und Ruhe gebracht werde. Denn es ist gewiss, dass alle die, welche wahrhaftige Reue und Leid über ihre Sünde haben, und Gott herzlich bitten, Verzeihung zu bekommen, und zu Gnaden aufgenommen werden. Wie des schöne Gleichnis im Evangelium von dem verlorenen Sohn, welchen sein gütiger Vater zu Gnaden aufgenommen hat, deutlich lehrt.

5. und geschmeckt haben das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt,

6. wo sie abfallen und wiederum sich selbst den Sohn Gottes kreuzigen und für Spott halten, dass sie sollten wiederum erneuert werden zur Buße.

7. Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft über sie kommt, und bequem Kraut trägt denen, die sie bauen, empfängt Segen von Gott.

Denn: Jetzt zeigt der Apostel an, was für ein Unterschied ist unter den Auserwählten Kindern Gottes, und den verstockten Mamelucken, und was sie zu beiden Teilen für ein Ende nehmen, und ist dies die Meinung: Ein Mensch, der sich einmal zu Christus bekehrt hat, ist wie ein Land, das gebaut wird. Wenn nun Gott der Herr einen solchen Menschen mit dem Predigtamt seines Wortes baut, und dazu mit Gnaden des Heiligen Geistes, als mit einem fruchtbaren Regen, weshalb, der Mensch auch gute Früchte zur Ehre Gottes bringen, als dass er Christus vor der Welt ohne Scheu bekennt, so wird ihm Gott immer noch mehr geistliche Gaben mitteilen, und ihn mit himmlischen Segen überschütten. Wenn aber der Mensch nur ein Maulchrist ist, und anstatt des Bekenntnisses Christi (wie Dornen und Disteln) die Verleugnung seines Heilandes, mit Schmähung und Verklärung des Evangeliums Christi: Ein solcher ist verstockt, und von Gott verworfen, steckt unter dem ewigen Fluch, und wird endlich dem höllischen Feuer zuteilwerden. Darum sollen wir tun und reden, was unserem Erlöser zu Lob und Ehre, aber nicht zur Schmach gereicht.

8. Welche aber Dornen und Disteln trägt, die ist untüchtig und dem Fluch nahe, welche man zuletzt verbrennt.

9. Wir versehen uns aber, ihr Liebsten, Besseres zu euch, und dass die Seligkeit näher sei, ob wir wohl also reden.

Wir: Was der Apostel bisher hart und streng vorgebracht hat, dass mildert er jetzt und sagt, er habe ein besseres Vertrauen zu ihnen, als dass sie Christus verleugnen sollten, deswegen sie Christus wiederum verstoßen müsste.

Also reden: Und deren schwere und ewige Strafen drohen, welche ihren Heiland Christus verleugnen und lästern. So schreiben wir jedoch solches nicht darum, dass wir meinen, ihr werdet solche sein, denen diese Drohungen angehen. Denn wir eine viel bessere Hoffnung zu euch haben, und trösten uns solcher Sachen zu euch, die nicht zu eurer Verdammnis, sondern vielmehr zu eurer ewigen Seligkeit dienlich sind. Dies sollen die Kirchendiener des Evangeliums gut beachten, dass sie, was häufig der Not wegen scharf und hart vorzubringen gezwungen ist, später wiederum bei ihren Zuhörern mildern und lindern, damit sie nicht entweder verzagt oder halsstarrig und widerspenstig werden. Denn welche der Kirche Christi recht vorstehen wollen, die müssen mit väterlicher Zuneigung zu ihren Zuhörern gesinnt sein. Die Zuhörer aber sollen also mit ihnen umgehen und handeln lassen, dass sie sich den Ernst gefallen lassen. Sonst wo der Kranke nicht folgen will, so muss der Arzt sich etwas rau zeigen, und sollen die Zuhörer die ernstlichen Drohung also aufnehmen, dass ihr Vertrauen zu der ewigen Seligkeit dadurch nicht ihnen entzogen, sondern allein die Sicherheit und die Schlafsucht vertrieben werde, und sich aufmunternd, damit sie im Glauben und in der wahren Gottseligkeit sich beweisen.

10. Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er vergesse eures Werks und Arbeit der Liebe, die ihr beweist habt an seinem Namen, da ihr den Heiligen dient und noch dient {1Thes 1v3}.

Nicht ungerecht: Ihr müsst euch keine Gedanken machen, als wäre Gott ungnädig und ungerecht, dass er eure Frömmigkeit nicht achtet, welche ihr mit vielen guten Werken, dazu mit Duldung vieler Mühe und Gefahr um der Religion willen, und mit Werken der Liebe, die er um Christi willen frommen Leuten erzeigt, genügend erklärt habt, und auf den heutigen Tag noch erklärt. Darum wird er euch seine Gnade nicht entziehen, dass ihr von ihm abfallt. Sondern wird seine himmlischen Gaben viel eher in euch vermehren, und euch dem Fluch nicht unterwerfen, die weil ihr kein unfruchtbares Land seid, welches nur Dornen und Disteln trägt, sondern wird euch mit den himmlischen Segen überschütten, und mit ewigen Gnaden ansehen. Denn je fleißiger wir in der wahren Gottseligkeit uns üben, je größere Stärke unser Glauben bekommt. Das ist, dass uns Petrus heißt durch gute Werke unserem Beruf und Erwägung festmachen {2Petr 1}. Und vermehrt Gott seine Gaben in denen, welche in guten Werken tapfer fortschreiten.

11. Wir begehren aber, dass euer jeglicher ebendiesen Fleiß beweise, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende,

Wir: Der Apostel ermahnt die Fahrlässigen und trägen, dass sie dem Eifer derjenigen nachfolgen, welche in der wahren Gottseligkeit sich fleißig geübt haben.

Fleiß beweise: In guten Werken, diese mit der Tat und Wahrheit zeigen, und beständig darin beharren.

12. dass ihr nicht träge werdet, sondern Nachfolger derer, die durch den Glauben und Geduld ererben die Verheißungen.

Träge werdet: Und euch fahrlässig zeigt in den Werken der Liebe, und anderen Übungen der Gottseligkeit.

Ererben: Dass sie aus wahrem Glauben an Christus, durch viel Trübsal, Anfechtungen und Verfolgungen die verheißene ewige Seligkeit ererben. Wir sollen darum die trägen und fahrlässigen Christen zu den Werken der Liebe, Gottseligkeit und anderen Tugenden, die einem Christen wohl anstehen, durch derjenigen Beispiel aufgemuntert werden, welche einen göttlichen Eifer haben, auf dass sie die Trägheit ablegen, und auch eifriger werden. Dieses geschieht, wenn man oft zum Abendmahl des Herrn geht, und dasselbe würdiglich empfängt. Denn je stärker der Glaube ist, je williger ist auch der Mensch Gutes zu tun. So ist uns auch große Geduld nötig, dass wir durch der Welt Undankbarkeit und schwere Verfolgungen von der wahren Gottseligkeit uns nicht abtreiben lassen. Weil aber die versprochene ewige Seligkeit eine Erbschaft genannt wird, so ist es gewiss, dass wir mit unseren Werken sie nicht verdienen können. Denn ein Erbe wird nicht verdient.

13. Denn als Gott Abraham verhieß, da er bei keinem Größeren zu schwören hatte, schwur er bei sich selbst

Denn: Der Apostel setzt nun einen Trost zu der zuvor angezeigten Ermahnung, das, nämlich, die Verheißung des ewigen Lebens fest und gewiss ist, weil sie mit einem göttlichen Eid bestätigt wurde. Und wird uns Christus gewiss zum ewigen Leben erhalten, weil er unser treuer Hohepriester ist. Es hält uns aber der Apostel dem Patriarchen Abraham zum Beispiel vor, welchen die Schrift einen Vater aller Gläubigen nennt.

Verhieß: Nämlich, seine Gnade und Güte, damit der ihm in alle Ewigkeit wollte zugetan und gewogen bleiben, verhieß er solches nicht schlecht, sondern tat auch einen Eid dazu.

14. und sprach: Wahrlich, ich will dich segnen und vermehren.

Und vermehren: Der Apostel Paulus ist froh darüber gewesen, dass er den Inhalt dieser Verheißung in summarischerweise erzählt, die Worte aber an sich selbst, wie sie im 1. Buch Mose stehen, lautet also: Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr: weil du solches getan hast, und hast deines einigen Sohnes nicht verschont, dass ich deinen Samen segnen und vermehren will, wie die Sterne am Himmel, und wie den Sand am Ufer des Meeres, und dein Same soll besitzen die Tore seiner Feinde. Und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden. Darum dass du meiner Stimme gehorcht hast {1Mos 22}. Diese Verheißung geht nicht nur auf die Vermehrung der Nachkommen Abrahams, sondern es verheißt Gott besonders den himmlischen Segen, welchen wir durch Christus erlangen, der Abrahams Same ist: Dieser Verheißung hat Abraham geglaubt. Darum ist das, was Christus sagt: Abraham euer Vater wurde froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn, und freute sich {Joh 8}.

15. Und also trug er Geduld und erlangte die Verheißung.

Die Verheißung: Das ist: Er bekam das ewige Leben von Gott in Christo verheißen: Und ist ihm an seiner Seligkeit nichts abgegangen, dass er nicht so lange gelebt, bis er alle seine unzähligen Nachkommen gesehen, und nicht mehr am Leben gewesen ist, als seine Nachkommen die Tore ihrer Feinde im Lande Kanaan besessen haben. Also sollen auch wir die Offenbarungen des ewigen Lebens, welches uns um Christi willen verheißen und geschenkt ist, in Hoffnung erwarten. Denn die Hoffnung lässt nicht zuschanden werden {Röm 5}.

16. Die Menschen schwören wohl bei einem Größeren, denn sie sind; und der Eid macht ein Ende alles Haders, dabei es fest bleibt unter ihnen.

Die: Der Apostel zeigt weiter an, wie gewiss und fest unsere Seligkeit ist, welche mit einem göttlichen Eid bestätigt wurde. Denn wenn die Menschen etwas verheißen oder bestätigen, so können Sie es nicht besser bestätigen, als wenn sie bei Gott schwören, welcher höher ist, als sie, und so werden viele streitigen Sachen, so unter den Menschen entstanden sind, mit dem Eid geschlichtet und entschieden. Besonders die Zeugen vor Gericht nicht höher getrieben werden können, als dass sie Gott zum Zeugen darüber anrufen, dass sie die Wahrheit reden. Weil nun Gott mit Abraham und alle seine geistlichen Kinder, nämlich, an Christus glauben, des ewigen Segen und der Seligkeit wegen versichert sind, hatte einen Eid hinzu getan. Und nachdem er bei keinem höheren schwören konnte, wie die Menschen, hat er bei sich selbst geschworen, auf dass er allen Erben des ewigen Lebens, denen die Seligkeit verheißen ist, zu erkennen gegeben, was er für ein festes, unbewegliches und unveränderliches, von wegen ihrer ewigen Wohlfahrt gemacht hatte, denn unsere Seligkeit gründet sich auf zwei Dinge, welche nicht trügen können. Nämlich, auf die göttliche Verheißung, weil Gott nicht lügen kann, und dazu auf den Eid Gottes, welchen Gott selber zur Stärkung unseres Glaubens getan hat. Auf dass wir also einen gewissen Trost haben, wir werden das ewige Leben unfehlbar bekommen. Welche darum sagen, dass der Mensch, so an Christus glaubt, dennoch an der Gewissheit seiner Seligkeit Zweifel müsse, die führen eigentlich eine gottlose Lehre: Ein Christen-Mensch müsse zweifeln, ob Gott in seinen Verheißungen wahrhaftig sei oder Lüge: Und ob bei Gott seinen Eid fest und steif bleibe, oder ob er treulos und meineidig ist. Solches zu reden und zu hören ist schrecklich und lästerlichen gegen Gott.

17. Aber Gott, da er wollte den Erben der Verheißung überschwänglich beweisen, dass sein Rat nicht wankte, hat er einen Eid dazugetan,

18. auf dass wir durch zwei Stücke, die nicht wanken (denn es ist unmöglich, dass Gott lüge), einen starken Trost haben, die wir Zuflucht haben und halten an der angebotenen Hoffnung,

Und: Die folgenden Worte setzt der Apostel darum hinzu, auf dass wir wissen, wie die Seligkeit nicht jedermann widerfahre, der sich nur des christlichen Namens rühmt. Sondern denen, die wahrhaftig an Christus glauben.

Hoffnung: Dieser ist Christus unser Heiland, auf den wir hoffen {Kol 1 1Tim 1}.

19. welche wir haben als einen sicheren und festen Anker unserer Seele, der auch hineingeht in das Inwendige des Vorhangs,

Festen Anker: Denn gleichwie ein Anker in Gefahr auf dem Wasser das Schiff hält, dass es nicht von der Gewalt der Winde hin und her geworfen wird, und an gefährliche Wörter anstößt und zugrunde geht. Also erhält uns Christus, der unsere Hoffnung ist, dass wir in so mancherlei Anfechtungen und Trübsal, damit wir umgetrieben werden, nicht verderben. Und ist dies unser Anker, Christus, so sicher und fest, dass er durch die geistlichen Sturmwinde nicht zerbrochen werden kann. Darum werden wir durch den Glauben an Christus nicht allein vergewissert, dass uns Gott mit väterlicher Güte meine. Sondern sollen auch gewiss schließen, dass wir durch die Kraft dieses festen und sicheren Ankers bis ans Ende unseres Lebens ewigen Seligkeit erhalten werden.

Des Vorhangs: Vor dem Angesicht Gottes, als unser Hohepriester, der für unsere Seligkeit Sorge trägt. Wie auch der Hohepriester zu tun pflegte, wenn er des Volkes Sünde versöhnen wollte.

20. dahin der Vorläufer für uns eingegangen, Jesus, ein Hohepriester worden in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks {Ps 110v4 Hebr 5v6 v10}.

Vorläufer: Der uns den Weg zum Himmel zeigt und öffnet.

In Ewigkeit: Denn die Kraft seines Priestertum dauert immer. Und zeigte Apostel in diesen Worten die Ursache an, warum wir durch und um Christi willen gewiss selig werden. Nämlich, weil Christus, unser Hohepriester, alle unsere Sünden aufs vollkommenste versöhnt und uns bei seinem himmlischen Vater wieder ausgesöhnt hat. Auch dauert die Kraft seines Leidens immer, also das, so oft wir wahre Buße tun, und demütig um Verzeihung bitten, wir durch die Guttat des Opfers Christi, welches er einmal am Kreuz verrichtet hat, wiederum zu Gnaden aufgenommen werden. Zudem bittet Christus, sitzend zur Rechten des Vaters, für uns, dass wir um unsere Sünde und vielfältigen Schwachheiten willen nicht ins Verderben für ewig verstoßen werden {Röm 8}. Von Melchisedek aber, als einem König um Priester, wie er Christus uns vorgebildet hat, werden wir im folgenden Kapitel mehr hören.

Melchisedek (Nach Luther) Heißt auf Deutsch, ein König der Gerechtigkeit, ein König des Friedens: denn Christus gibt Gerechtigkeit und Friede, und sein Reich ist Gerechtigkeit und Friede vor Gott, durch den Glauben {Röm 1v17 5v1}.


Das 7. Kapitel

  • Aus des Melchisedeks Lob, dass er gegen Abraham hält, bringt der Apostel einen besonderen Lobsprung Christi mit ein.

1. Dieser Melchisedek aber war ein König zu Salem, ein Priester Gottes, des Allerhöchsten, der Abraham entgegenging, da er von der Könige Schlacht wiederkam, und segnete ihn,

Des Allerhöchsten: Wie geschrieben steht {1Mos 14}. Es hatte sich aber der Apostel vorgenommen, in dieser Epistel den Hebräern Christus aus den Figuren und Verheißungen des Alten Testamentes vorzustellen, oder vielmehr seine Person und Amt zu erklären. Darum vergleicht er in diesem Kapitel den Priester Melchisedek mit Christus sehr häufig.

Wiederkam: Als ein Überwinder, nachdem er seinen Verwandten den Lot aus ihren Händen errettet hatte, welchen die Könige samt seinem ganzen Personal gefangen weggeführt hatten.

Segnete ihn: Den Abraham, der ihm alles Gute gewünscht hatte. Nachdem er das Kriegsvolk des Abrahams erquickt hatte, mit Brot und Wein, und Gott angerufen, er wollte diesem Patriarchen und des Weibes gesegneten Samens willen, mit väterlichen Gnaden ansehen, und in alle Ewigkeit selig machen. Die Katholiken legen das Übel aus, indem sie vorgeben, dem Text der Heiligen Schrift allerdings zuwider, Melchisedek habe Gott dem Herrn Brot und Wein geopfert, und wollen also daraus schließen, dass im Opfer der Messe unter den Gestalten des Brotes und Weines man den Leib und das Blut Christi opfern müsse. So viel aber den Segen betrifft, welchen Abraham von Melchisedek empfangen hatte, wird davon bald danach, noch in diesem Kapitel, ausführlich berichtet werden.

2. welchem auch Abraham gab den Zehnten aller Güter. Aufs erste wird er verdolmetscht ein König der Gerechtigkeit; danach aber ist er auch ein König Salem, das ist, ein König des Friedens;

Aller Güter: Nicht nur von dem Raub allein, welchen er den Feinden nach dem Sieg abgejagt hatte, sondern auch von seinem jährlichen Einkommen. Was aber hieraus folgt, dass Abraham selber dem Melchisedek den Zehnten gab, wird später auch nach seiner Not angezeigt werden.

Gerechtigkeit: Denn das Wort Melchisedek, heißt soviel, als ein König der Gerechtigkeit. So macht Christus, durch Melchisedek abgebildet, durch den Glauben gerecht, alle, die an ihn glauben {Apg 13}. Ja Christus selber ist, von wegen seiner allerheiligsten und vollkommensten Verdienste, unsere Gerechtigkeit {1Kor 1}.

Salem: Wie er in der Heiligen Schrift genannt wird.

Des Friedens: Denn Christus, so durch dem Melchisedek abgebildet wurde, hat den Frieden gemacht zwischen Gott und den Menschen: Und welche er durch den Glauben gerecht macht, denen schenkte auch den Frieden des Gewissens. Denn nachdem wir durch den Glauben gerecht geworden sind, so haben wir Frieden mit Gott {Röm 8}.

3. ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht; und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. Er ist aber verglichen dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit.

Des Lebens: Also wird Melchisedek in der Heiligen Schrift beschrieben. In diesen Stücken ist er ein Vorbild Christi, unseres ewigen Hohepriesters, gewesen. Denn es wird von Melchisedek nirgends gemeldet, wer sein Vater, Mutter, Großvater, oder vor Eltern gewesen, auch nicht wann er geboren oder gestorben ist, welches sonst bei anderen Patriarchen geschehen ist, da er doch ohne alle Zweifel ein sterblicher Mensch gewesen. Also hat Christus auf Erden, nach seiner menschlichen Natur, keinen Vater gehabt, und im Himmel nach seiner göttliche Natur, keine Mutter. Und hat nach seiner Gottheit weder Anfang noch Ende. So ist er auch nach seiner Menschheit ein ewiger Priester, weil er nicht mehr stirbt, und der Tod über ihn nicht mehr herrscht {Röm 8}.

4. Schaut aber, wie groß ist der, dem auch Abraham, der Patriarch, den Zehnten gibt von der eroberten Beute!

Schaut: Jetzt zeigte Apostel in des Melchisedeks Figur an, dass Christus ein viel herrlicher und besserer Priester ist, als alle levitischen Priester im Alten Testament gewesen sind.

Zehnten gibt: Daraus ist auch zu erkennen, dass Christus, welchen Melchisedek abgebildet, viel vortrefflicher ist, als alle, auch die Allerheiligsten Patriarchen. Darum sollen wir nicht zu den Heiligen beten, sondern zu dem Mittler Jesus Christus unsere Zuflucht suchen.

5. Zwar die Kinder Levi, da sie das Priestertum empfangen, haben sie ein Gebot, den Zehnten vom Volk, das ist, von ihren Brüdern, zu nehmen nach dem Gesetz, wiewohl auch dieselben aus den Lenden Abrahams gekommen sind {4Mos 18v27}.

Dem Gesetz: Nach dessen Schriften die Leviten den Zehnten empfingen von ihren Brüdern, den anderen Israeliten, die einander ihnen gleich waren, dass sie miteinander von einem Vater Abraham kamen: Aber Melchisedek, oder vielmehr Christus, durch Melchisedek abgebildet, ist viel größer als Abraham. Gleichwie auch das Priestertum Christi viel herrlicher ist, als das levitischen Priestertums. Denn Melchisedek, von dessen Geschlecht in der Schrift nichts gesagt wird, der wird auch unter die Israeliter nicht gezählt, hat den Zehnten vom Patriarchen Abraham selbst genommen. Ja, was noch mehr ist, er hat auch Abraham gesegnet, welcher doch die Verheißung von Christus und dem Land Kanaan empfangen hatte.

6. Aber der, des Geschlecht nicht genannt wird unter ihnen, der nahm den Zehnten von Abraham und segnete den, der die Verheißung hatte.

7. Nun ist‘s ohne alles Widersprechen also, dass das Geringere von dem Besseren gesegnet wird.

Von dem Besseren: Darum ist Melchisedek mehr und besser gewesen als Abraham. Und ist Christus durch Melchisedek abgebildet, größer und besser, denn alle Patriarchen. Denn durch diesen unseren Hohepriester bekommen wir den richtigen Segen, nämlich, Gottes Huld und Gnade, und die ewige Seligkeit, welche die levitischen Priester nicht, sondern allein Christus geben kann. Darum redet der Apostel Petrus die Juden so an: Ihr seid der Propheten und des Bundes-Kinder, welchen Gott gemacht hat mit euren Vätern, da er sprach zu Abraham: Durch deinen Samen sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden. Euch zuerst hat Gott auferweckt sein Kind Jesus Christus, und ihn zu euch gesendet, euch zu sagen, dass ein jeglicher der sich bekehrt von seiner Bosheit {Apg 3}. Und Paulus spricht, Christus hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er wurde ein Fluch für uns (Denn es steht geschrieben, verflucht ist jeder Mann, der am Holz hängt). Damit auch der Segen Abrahams auf die Heiden käme in Christus Jesus {Gal 3}.

8. Und hier (im levitischem Priestertum) nehmen den Zehnten die sterbenden Menschen; aber dort (im Neuen Testament) bezeugt er, dass er lebe.

Und: Jetzt folgt noch mehr von dem Vergleich des levitischen Priestertum, mit Melchisedek, oder vielmehr von dem Priestertum Christi.

Er lebe: Der nämlich, welche das hohe Priesteramt im Neuen Testament verwaltet. Denn es bezeugen viele Erscheinungen, dass Christus vom Tode auferstanden ist, wie es Paulus erzählt {1Kor 15}. Darum haben wir in Christus einen neuen ewigen Priester, der immer zur Rechten des Vaters für uns bittet {Röm 8}.

9. Und dass ich also sage, es ist auch Levi, der den Zehnten nimmt, verzehntet durch Abraham.

Zehnten nimmt: Von den anderen Israeliten seinen Mitbrüdern.

Verzehntet: Dadurch auch zu verstehen gegeben wird, dass auch das levitische Priestertum eines anderen Hohepriesters bedurfte, nämlich Christi, welcher der rechte Melchisedek, das ist, ein König der Gerechtigkeit sein würde.

10. Denn er war je noch in den Lenden des Vaters, da ihm Melchisedek entgegenging.

11. Ist nun die Vollkommenheit durch das levitische Priestertum geschehen (denn unter dem selbigen hat das Volk das Gesetz empfangen), was ist denn weiter not zu sagen, dass ein anderer Priester aufkommen solle nach der Ordnung Melchisedeks und nicht nach der Ordnung Aarons?

Geschehen: Dass die Sünden der Welt durch die levitischen Opfer wahrhaftig versöhnt und getätigt wurden. Und hat es die Schrift so gemein, dass das levitischen Priestertum so vollkommen, und kräftig ist, das menschliche Geschlecht mit Gott zu versöhnen, dass kein anderes Opfer mehr nötig ist. Was hätten sie denn dürfen von einem anderen und neuen Priester zu sagen, der ein Priester sein sollte, nicht nach der Ordnung Aarons, sondern nach der Ordnung Melchisedeks? Darum hat das levitische Priestertum die Sünde nicht wahrhaftig versöhnt, sondern allein die künftige Versöhnung abgebildet, welche Christus, als der verheißene Priester nach der Ordnung Melchisedeks, leisten und verrichten würde. Also ist das Abendmahl des Herrn kein Versöhnungsopfer, sondern erinnert uns vielmehr des Opfers Christi, welches er am Kreuz verrichtet hat, dadurch das menschliche Geschlecht mit Gott wiederum versöhnt worden ist.

12. Denn wo das Priestertum verändert wird, da muss auch das Gesetz verändert werden.

Verändert werden: Darum ist es nötig geworden, dass anstatt des alten Gesetzes, ein neues Gesetz, das ist eine neue Lehre, nämlich das Evangelium, aufkäme. Welche darum heutigen Tages im Christentum nichts weiteres, als das Gesetz lehren, und meinen, Christus sei darum in die Welt gekommen, dass er ein neues und vollkommenes Gesetz (eigentlich davon zu reden) stelle, die heben, so viel an ihnen ist, dass Priestertum Christi auf, und richten das Levitische wieder an. Die, weil gleichwie das levitische Priestertum und das Gesetz Mose zusammen gehörten. Also auch das Priestertum Christi und die Lehre des Evangeliums ineinander hängen, und wer einsetzt oder aufhebt, der setzt oder hebt auch das andere auf. Darum, da der Prophet David von einem neuen Priester weissagt nach der Ordnung Melchisedeks, der redet nicht von dem levitischen Priestertum, sondern von dem Opfer Christi.

13. Denn von dem solches gesagt ist, der ist von einem andern Geschlecht, aus welchem nie keiner des Altars gepflegt hat.

14. Denn es ist ja offenbar, dass von Juda aufgegangen ist unser Herr; zu welchem Geschlecht Mose nicht geredet hat vom Priestertum {Mt 1v1 Lk 3v33}.

Nicht geredet: Denn Mose hat vor Zeiten nicht dem Stamm Juda, sondern dem Stamm Levi das Priestertum befohlen.

15. Und es ist noch viel klarer, so nach der Weise Melchisedeks ein anderer Priester aufkommt,

Viel klarer: Aus der zuvor angezeigten Weissagung Davids von Christus {Ps 110}, ist auch das offenbar, weil ein anderer Priester verordnet wird, der nicht nach dem levitischen Satzungen, welche äußerlich und auch fleischliche Zeremonien fordern, zum Priestertum kommen. Sondern der aus göttlicher Kraft eine Ursache des ewigen Lebens ist (Denn die Weissagung redet ausdrücklich von seinem ewigen Priestertum). So ist (sag ich offenbar, dass nach dem der neue ewige Priester eingesetzt wurde, die levitischen Gesetze und Zeremonien abgetan wurden. Weil solche Zeremonien und Satzungen viel zu schwach dazu gewesen sind, als dass sie die rechten Sünden hätten können vertilgen, und eine vollkommene Gerechtigkeit mitteilen können. Es waren auch zu solchen Sachen die Zeremonien nicht nützlich, weil sie die Guttaten Christi abbildeten, aber nicht leisteten oder gaben: Durch die Lehre des Evangeliums aber zeigt uns Gott viel bessere und größere Güter, weil uns diese Lehre zu Gott führt, dass wir vor ihn treten dürfen, nachdem er durch Christus mit uns versöhnt wurde, und gewiss wissen, wir sind Erben des ewigen Lebens. So steckten denn in den levitische Zeremonien keine Vollkommenheit, und darum durch Christus abgetan wurden. So ist es eine große Torheit gewesen, dass sie von den römischen Päpsten zum größten Teil wieder in die Kirche eingeführt wurden. Und so wir vor Gott treten dürfen, warum sagen denn die Katholiken dass wir zweifeln, ob wir bei Gott den Gnaden sind? Denn wer dürfte vor einen zornigen Gott treten?

16. welcher nicht nach dem Gesetz des fleischlichen Gebots gemacht ist, sondern nach der Kraft des unendlichen Lebens.

17. Denn er bezeugt: Du bist ein Priester ewig nach der Ordnung Melchisedeks.

18. Denn damit wird das vorige Gesetz aufgehoben, darum dass es zu schwach und nicht nütze war

19. (denn das Gesetz konnte nichts vollkommen machen), und wird eingeführt eine bessere Hoffnung, durch welche wir zu Gott nahen;

20. und dazu, das viel ist, nicht ohne Eid. Denn jene sind ohne Eid Priester worden;

Und: Der Apostel vergleicht Christus und die Priester des Alten Testaments miteinander.

Nicht ohne Eid: Das ist eine große Sache, dass Christus unser Hohepriester, von seinem himmlischen Vater mit einem Eid in seinem Amt eingesetzt wurde.

Ohne Eid: Denn man liest von Aaron nicht, dem 1. und vornehmsten levitischen Hohepriester, dass zu ihm gesagt worden wäre: Der Herr hat geschworen, und wird ihn nicht bereuen, Du bist ein Priester in Ewigkeit.

21. dieser aber mit dem Eid durch den, der zu ihm spricht: Der Herr hat geschworen, und wird ihn nicht bereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.

Mit dem Eid: Ist, nämlich, zum Priester eingesetzt worden. Und die vielen Bestätigungen des göttlichen Eides die Gewissheit unserer Seligkeit zu erkennen.

22. Also eines so viel besseren Testaments Ausrichter ist Jesus worden.

Worden: Wie Mose, welcher mit Besprechung des Blutes vom Opfer auf das Volk, das Alte Testament, nach der damaligen Zeit, bestätigt hat {2Mos 24}. Aber Jesus hat das Neue Testament mit seinem eigenen Blut bekräftigt. So gründet sich das Alte Testament auf eine Bedingung, wenn das Gesetz erfüllt würde, und drohte allen übertreten des Gesetzes den Fluch: Wie gesagt wird: Verflucht sei, der nicht bleibt in allem, dass geschrieben im Buch des Gesetzes, dass er danach tue {Gal 3}. Aber das Neue Testament ist ein Bund der Gnaden, darin Gott der Vater um seines eingeborenen Sohnes Jesu Christi willen, ohne Bedingung der Erfüllung des Gesetzes, Vergebung der Sünden und das ewige Leben anbietet allen, die Buße tun, und an Christus Glauben {Joh 3}.

23. Und jener sind viel, die Priester wurden, darum dass sie der Tod nicht bleiben ließ;

Und: Jetzt folgt ein anderer Vergleich der levitischen Priester mit Christus unserem Hohepriester.

Sind viel: Nämlich, im Alten Testament, da immer einer auf den anderen gefolgt ist: Als, an des 1. Hohepriesters Aaron Stadt ist nach ihm aufgekommen sein Sohn Eleasar.

Bleiben ließ: Darum dauerte ihre priesterliche Würdigung nur eine Zeit lang.

24. dieser aber darum, dass er bleibt ewig, hat er ein unvergänglich Priestertum;

Unvergänglich: Und folgt auf ihn kein anderer Priester. Denn obwohl Christus am Kreuz gestorben ist, so ist er doch am 3. Tage vom Tode wieder auferstanden, und stirbt in Ewigkeit nie.

25. daher er auch selig machen kann immerdar, die durch ihn zu Gott kommen, und lebt immerdar und bittet für sie {Röm 8v34 Hebr 9v24 1Joh 2v2}.

Bittet für sie: Darum so oft wir aus Vertrauen dieses Mittlers vor Gott treten, und entweder um Vergebung der Sünden oder sonst um ein anderes Ding bitten, so werden wir immer erhört. Weil der himmlische Vater dieses unseres Hohepriesters Fürbitte nicht ausschlagen kann.

26. Denn einen solchen Hohepriester sollten wir haben, der da wäre heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und höher, denn der Himmel ist {1Petr 2v22 1Joh 3v5},

Abgesondert: Welcher keine Sünde wegen könnte beschuldigt werden, noch unter die Sünder gezählt werden. Denn Christus ist vom Heiligen Geist ohne Erbsünde empfangen worden, hat auch nie eine Sünde getan, und ist kein Betrug in seinem Munde erfunden worden.

Höher: Denn, wie Paulus bezeugt, so ist er über alle Himmel gefahren, auf dass er alles erfülle, das ist, alles gegenwärtig regiere im Himmel und auf Erden, nach seiner Majestät

27. dem nicht täglich not wäre wie jenen Hohepriestern, zuerst für eigene Sünden Opfer zu tun, danach für des Volks Sünden; denn das hat er getan einmal, da er sich selbst opferte {Hebr 5v3 Eph 5v2 1Petr 3v18 Hebr 9v12 v28}.

Not wäre: So oft die Sünden des Volkes sollten versöhnt werden.

Jenen Hohepriestern: Im Alten Testament, davon man lesen kann 3. Mose 16.

Selbst opferte: Und nicht unvernünftiges Vieh, am Stamm des Kreuzes, auf dass er für die Sünden der ganzen Welt genug täte. Wenn denn Christus nur einmal durfte geopfert werden, so tun die Unrecht, welche ihn oft in der Messe opfern wollen.

28. Denn das Gesetz macht Menschen zu Hohepriestern, die da Schwachheit haben; dies Wort aber des Eides, das nach dem Gesetz gesagt ist, setzte den Sohn ewig und vollkommen.

Schwachheit haben: Und mit vielfältigen Gebrechlichkeit beladen sind. Darum sie eines Opfers für ihre eigene Sünde bedürfen.

Des Eides: Nämlich, die Weissagung Davids von Christus dem ewigen Hohepriester.

Vollkommen: Zu einem solchen Hohepriester, der mit seiner Sünde befleckt, noch irgendeiner Schwachheit, da Sünde mit unterläuft, unterworfen gewesen ist. Darum sollen wir gewiss darauf schließen, dass weder durch die levitischen Opfer, noch der eiligen Verdienst, sondern allein durch des einigen Christi Priesteramt alle Sünden der ganzen Welt versöhnt wurden {1Joh 1}. Darum sollen wir ein gutes Vertrauen schöpfen, weil uns unsere Sünde nicht mehr sollen angerechnet werden.


Das 8. Kapitel

  • Christus wird noch weiter mit dem Levitischen Priestern des Alten Testaments verglichen. Und wird das Neue Testament mit dem alten vorgezogen

1. Das ist nun die Summa, davon wir reden: Wir haben einen solchen Hohepriester, der da sitzt zu der Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel {Ps 110v1 Hebr 1v3};

Das: Der Apostel erhebt zum anderen Mal das Priestertum Christi hoch, und hält es gegen die Abbildungen des Alten Testaments. Zeigt auch im anderen Teil dieses Kapitels an, wie viel besser das Neue Testament ist, als das Alte, welches aufhören musste.

Im Himmel: Also dass unser Hohepriester nicht allein auf Erden das Hohepriesteramt verwaltet, da er am Kreuz für unsere Sünde gelitten hat. Sondern er ist auch in den Himmel gefahren, hat sich zur Rechten des Vaters gesetzt, und ist in seine vollkommene Herrlichkeit eingegangen. Hier ist besonders zu bemerken, dass der Apostel das sitzen Christi zur Rechten Gottes an keinen bestimmten Ort im Himmel setzt. Sondern mit himmlischer Majestät beschreibt, darin Christus regiert, und alles nach seinem Wohlgefallen verrichtet.

2. und ist ein Pfleger der heiligen Güter und der wahrhaftigen Hütte, welche Gott aufgerichtet hat und kein Mensch {Hebr 9v11 v12}.

Pfleger: Das ist: Christus ist ein Priester in der Kirche, welche durch die levitischen Hütten abgebildet wurden. Denn obwohl Christus nicht mehr sich selber opfert, so bietet er jedoch für die Kirche bei Gott dem Vater bis an den Jüngsten Tag {Röm 8}. Darum verwaltet er das Amt eines Priesters noch bis auf den heutigen Tag. Besonders der Priesteramt nicht nur war, dass sie opfern sollten, sondern sie mussten auch für das Volk beten. Es ist aber auch eine Art vom geistlichen Opfer, wenn man betet, wie später in Kapitel 13 angezeigt wird.

3. Denn ein jeglicher Hohepriester wird eingesetzt, zu opfern Gaben und Opfer. Darum muss auch dieser etwas haben, das er opfere.

Zu opfern: Nach Anweisung der levitischen Satzungen.

Opfere: Es opfert aber Christus seinem Vater das Gebet, für die Wohlfahrt und Seligkeit des menschlichen Geschlechtes, wie kurz zuvor geschrieben wurde.

4. Wenn er nun auf Erden wäre, so wäre er nicht Priester, dieweil da Priester sind, die nach dem Gesetz die Gaben opfern,

Erden wäre: Also dass Christus ein irdischer, levitischer und sterblicher Priester wäre, so hätte es seine Ankunft in dieser Welt nicht bedurft. Weil aber bereits damals eine große Anzahl solcher Levitische Priester vorhanden war, welche mit Figuren und Schatten auf die himmlischen Guttaten deuteten, so wir von dem geistlichen Priestertum Christi haben. Denn die Hütten des Stiftes, und der ganze levitische Gottesdienst waren eine Bedeutung und Vorbild des Priestertum Christi. Darum zeigt Gott Mose auf dem Berg eine Figur der Hütte, nach welcher er eine bauen sollte, anzuzeigen, dass noch ein anderes Priestertum Christi vorhanden wäre dessen levitische Gottesdienste, so in der Stiftshütte geschehen sollten, nur Figuren und Abbildungen sein würden. Welche darum die levitischen Gottesdienste und Zeremonien des Alten Testamentes, als nötig, treiben, die wollen Christus wieder unter die levitischen Priester stellen, und entziehen ihm, so viel an ihnen ist, sein ewiges Priestertum.

5. welche dienen dem Vorbilde und dem Schatten der himmlischen Güter; wie die göttliche Antwort zu Mose sprach, da er sollte die Hütte vollenden: Schaue zu, sprach er, dass du machst alles nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt ist.

6. Nun aber hat er ein besseres Amt erlangt, als der eines besseren Testaments Mittler ist, welches auch auf besseren Verheißungen steht.

Besseres Amt: Oder Priestertum, als das Levitische, so nur mit Schatten umging.

Steht: Denn das Alte Testament verhieß die Besitzung des Landes Kanaan, mit den Bedingungen, wenn man das Gesetz halten würde. Aber das Neue Testament verspricht Vergebung der Sünden und das ewige Leben, so durch das Land Kanaan abgebildet wurde. Ohne Bedingung der Erfüllung des Gesetzes, allein die Buße tun, und an Christus glauben. Darum Christus, als unser Mittler, ein viel herrlicheres Testament gestiftet hat, als Mose.

7. Denn so jenes, das erste, untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum zu einem andern gesucht.

Untadelig: Dass das Altes Testament nicht Mangel gehabt hätte. Doch war solcher Mangel nicht am Bund Gottes, sondern an den Menschen, die diesen Bund nicht halten konnten. Darum das Alte Testament nicht kräftig geworden war, weil es auf die Bedingungen bestand, dass man das Gesetz halten sollte, welches Gebot das Volk nicht erfüllen konnte.

8. Denn er tadelt sie und sagt: Siehe, es kommen die Tage, spricht der Herr, dass ich über das Haus Israel und über das Haus Juda ein neues Testament machen will;

Tadelt sie: Die Israeliter, darum dass sie das Altes Testament oder den Bund kraftlos gemacht haben, deswegen eines Neuen Testamentes nötig gewesen ist.

Sagt: Nämlich, Gott der Herr, in der Weissagung des Propheten Jeremia (31. Kapitel).

9. nicht nach dem Testament, das ich gemacht habe mit ihren Vätern an dem Tage, da ich ihre Hand ergriff, sie auszuführen aus Ägyptenland. Denn sie sind nicht geblieben in meinem Testament; so habe ich ihrer auch nicht wollen achten, spricht der Herr.

Ergriff: Wie ein Vater sein Kind bei der Hand nimmt. Denn Gottes väterliche Gnade und Güte ist sehr zu seinem Volk.

Nicht blieben: Sie haben meinen Bund nicht gehalten. Darum hat es eines Neuen Testamentes oder Bundes bedurft. Unsere Undankbarkeit ist sehr groß, schrecklich, und abscheulich, gegen diese göttlichen Guttaten, die Gott der Herr häufig über uns ausschüttet.

Wollen achten: Und sind die nötigen Strafen über die ungehorsamen Israeliter darauf gefolgt, dass ich sie in die Hände ihrer Feinde gebe, welche Ihnen alle Plage antun. Habe sie also mit Strafen und Plagen gezwungen, dass sie müssen Buße tun, wie das Buch der Richter und die Bücher der Könige genügend bezeugen. Denn auf die Verachtung des Wortes Gottes folgen die göttlichen Strafen. Und welche Gott ihrem Herrn und Schöpfer nicht dienen wollen, die müssen grausamen Tyrannen unterwürfig machen.

10. Denn das ist das Testament, das ich machen will dem Hause Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will geben meine Gesetze in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich sie schreiben, und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein {2Kor 3v3}.

Denn: Jetzt folgt, was es für ein Neues Testament sein wird.

Diesen Tagen: Wenn die richtige Zeit vorhanden ist, welche ich dazu bestimmt habe.

Schreiben: Durch das Predigtamt des Wortes, und mit Wirkung des Heiligen Geistes will ich die neue Lehre Ihnen zu Herzen gehen lassen, dass sie diese mit großer Begierde annehmen werden. Und nennt der Apostel, nach hebräischer Art, das Evangelium ein Gesetz. Nicht in der Meinung, als wollte er das Gesetz mit dem Evangelium vermischen, sondern dass er es miteinander vergleiche. Denn das Gesetz war in steinerne Tafeln geschrieben worden, anzuzeigen, wie solche Lehre den Herzen unangenehm ist, welche sich davor scheuten. Vom Evangelium aber wird gesagt, dass es in fleischliche Tafeln des Herzens geschrieben wird, weil es den geschlagenen und gedemütigten Herzen eine liebliche Lehre ist, und mit willen gerne angenommen wird.

Und will: Dies ist die Summe und der Inhalt des Evangeliums oder Neuen Testamentes: Ich will ihr gnädiger Gott sein, und sie für mein Volk erkennen, dem ich mit väterlicher Zuneigung wohl gewogen bin. Denn der himmlische Vater liebt uns um Christi willen, und macht uns zu Erben des ewigen Lebens.

11. Und soll nicht lehren jemand seinen Nächsten noch jemand seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie sollen mich alle kennen, von dem Kleinsten an bis zu dem Größten.

Zu dem Größten: Dieser Spruch ist nicht so zu verstehen, als ob das Predigtamt des göttlichen Wortes, und die Handlung der Sakramente müssten fallen und abgeschafft werden, wie die Enthusiasten diesen Text verkehren? Sondern es hat Gott der Herr zu erkennen geben wollen, dass die Christen, welche das Evangelium mit Glauben annehmen, nicht grobe und unverständige Leute sein werden, wie das Volk des Gesetzes gewesen ist. Denen man das Gesetz immer vorhalten und einbläuen musste: Daher geschieht es, dass in den Büchern Mose einerlei Gesetz mit Verdruss oft wiederholt wird: Sondern das Licht des Evangeliums wird so hell und klar sein, dass auch der Christen jungen Knaben und Mädchen, so noch nicht erwachsen sind, eine solche herrliche Erkenntnis Christi haben werden, darüber man sich verwundern muss. Und zwar darf man heutigen Tages sich nicht wundern einen Knaben von 6 oder 7 Jahren zu finden, der die Hauptstücke der christlichen Lehre erzählen kann. Welche aber von der christlichen Religion nichts verstehen, und nichts lernen wollen, die sind es nicht wert, dass man sie unter die Christen rechnen soll. Doch soll man die Einfältigen, und welche zum Lernen Lust haben, nicht verstoßen. Aber im anderen Leben wird die Erkenntnis Christi bei allen Gläubigen vollkommen und ohne Mangel sein.

12. Denn ich will gnädig sein ihrer Untugend und ihren Sünden, und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken.

Nicht mehr gedenken: Dies ist der Inhalt des Neuen Testamentes auf das kürzeste vor Augen gestellt. Und es ist ein sehr herrlicher und großer Trost, dass Gott alle denen, die an Christus glauben, alle ihre Sünden vergeben, und derselben in Ewigkeit nicht mehr gedenken will. Darum hat Petrus von Christus richtig gesprochen: Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass Vergebung der Sünden empfangen durch seinen Namen, alle die an ihn glauben {Apg 10}. Denn Gott der Herr wird wahrhaftig alle derjenigen Sünde, welche Buße tun, in die Tiefe des Meeres versenken {Mi 7}.

13. In dem er sagt: Ein neues, macht er das erste (Testament) alt. Was aber alt und überaltert ist, das ist nahe bei seinem Ende.

In dem: Nachdem der Apostel den zuvor gesagten Spruch aus dem Propheten Jeremia auf sein Vorhaben richtet, so zeigt der jetzt mit wenig Worten an, wie aus dieser Weissagung zu erkennen ist, dass das Alte Testament abgetan werden muss, und das neue an seine Stelle kommen muss.

Ende: Es sollte aber das Alte Testament nach und nach abgetan werden, auf das Mose ehrlich begraben würde, wie einer von den Vätern. Darum haben auch die Christen und die Apostel eine Zeit lang die levitischen Zeremonien gebraucht, bis sie endlich ganz verloschen sind. Denn man kann solche Zeremonien, welche nicht abergläubisch aber gottlos, eine Zeit lang dulden, wenn man sie nicht braucht, und keinen besonderen Nutzen haben.


Das 9. Kapitel

Die Figuren des Alten Testaments, so zum Priestertum desselben Testamentes gehörten, werden erzählt. Und danach auf Christus gedeutet.

1. Es hatte zwar auch das erste seine Rechte des Gottesdienstes und äußerliche Heiligkeit.

Es: Der Apostel fährt noch weiter fort um zu erklären, wie bei den Gottesdiensten des Alten Testamentes keine richtige Versöhnung der Sünden gewesen ist, sondern dass man mit dem Opfer Christi der ganzen Welt Sünde gebüßt und bezahlt wurde.

Gottesdienst: Wie und auf was für Weise man diesen verrichten sollte.

Äußerlicher Heiligkeit: Nämlich, die äußerlichen heiligen Zeremonien, welche einen feinen Schein hatten, damit der Gottesdienst, und die Guttaten des Neuen Testamentes abgebildet wurden.

2. Denn es war da aufgerichtet das Vorderteil der Hütte, darinnen war der Leuchter und der Tisch und die Schaubrote; und diese heißt das Heilige {2Mos 25v23 v31 40v4}.

Vorderteil: Die Stiftshütte war in zwei Teile geteilt: Im 1. Teil war der goldenen Leuchter mit 7 Kerzen, und der Heilige Tisch, darauf die frischen Brote gelegt wurden, welche Schaubrote genannt wurden. Durch den Leuchter mit 7 Lampen wurde auf die Kirchendiener gedeutet, welche mit dem Licht der Wahrheit und unsträflichem Wandel leuchten, und den Weg zum himmlischen Vaterland zeigen durch Christus, der das wahrhaftige Licht ist: Den Tisch bezeichnet das Predigtamt des Wortes, in welchem das Brot des Lebens, Christus, vorgelegt wird, so durch die zwölf Apostel Predigt der Welt vorgehalten wurde.

3. Hinter dem andern Vorhang aber war die Hütte, die da heißt das Allerheiligste.

Andern Vorhang: Das ist: Im anderen Teil der Hütte, welcher Bau der Allerheiligste war. In welchen niemand gehen durfte, als allein der Hohepriester, und das nur einmal im Jahr.

4. Die hatte das güldene Rauchfass und die Lade des Testaments, allenthalben mit Gold überzogen, in welcher war die güldene Gelte, die das Himmelsbrot hatte, und die Rute Aarons, die gegrünt hatte, und die Tafeln des Testaments {2Mos 16v33 5Mos 17v10}.

Himmelsbrot: Welches Gott den Israeliten über 40 Jahre in der Wüste vom Himmel gegeben hatte.

Tafeln: Nämlich zwei steinerne Tafeln, darauf die zehn Gebote geschrieben waren, durch welche Gott einen Bund mit dem israelitischen Volk gemacht hatte.

5. Oben drüber aber waren die Cherubim der Herrlichkeit, die überschatteten den Gnadenstuhl; von welchem jetzt nicht zu sagen ist insonderheit.

Cherubim: Zwei Engel, die sich einander ansahen, zwischen welchen Gott verheißen hatte, dass er wohnen wollte, dessen Majestät unendlich ist: Und bedeckten solche Cherubinen die Lade des Bundes. Der Gnadenstuhl aber war eine goldene überzogene Tafel, oben auf der Bundeslade.

Nicht zu sagen: Ich (spricht Apostel) will jetzt nicht ein jedes besonders auslegen, damit die Epistel nicht zu lang werde. Die Decke aber oder der Vorhang, welche das Heilige von dem Allerheiligsten scheidet, gibt zu verstehen, dass Christus damals noch nicht gekommen war, durch welchen alle Gläubigen der Zugang im Himmel offensteht. Das Gebäude, welches man das Allerheiligste hieß, deutet auf Christus, welcher der Allerheiligste Tempel der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ist {Joh 2}. In dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt {Kol 2}. Das goldene Räucherfass bezeichnet das allerkräftigste Gebet Christi zur Wohlfahrt der Kirche. Die Lade des Bundes, so aus Holz gemacht war, und mit goldenen Blech überzogen, bildet Christus, Gott und Menschen vor in einer Person. Das Mana ist auch eben dieser Christus, als das rechte Himmelsbrot, so vom Himmel gekommen ist {Joh 6}. Die Rute Aarons, welche blühte (4. Mose 17) war ein Vorbild des Reiches Jesu Christi, unseres Priesters und Königs, welcher manchmal das Ansehen hat, als sei es ganz verdorrt. Aber es fing bald unverhofft wieder an zu blühen. Durch die Tafeln des Bundes, oder zehn Gebote in der Lade, wurde angedeutet, dass wir in Christus eine vollkommene Erfüllung des Gesetzes haben, welche allen denen, die ein Christus Glauben, zur Gerechtigkeit gerechnet wird {Röm 5}. Die zwei Cherubimen auf dem Gnadenstuhl, die sich ansahen, und ihre Angesichter auf den Gnadenstuhl richteten, bedeuteten die zwei Testamente, das alte und das neue, welche einander erklären. Denn das alte bildet Christus im Priestertum ab, und zeigt mit den Figuren auf das neue. Das neue aber erklärt die Figuren des Alten Testamentes, und sehen alle beide auf den einigen Mittler Christus, der die Versöhnung ist, nicht nur für unsere, sondern auch für die Sünden der ganzen Welt {1Joh 2}. Dass sie den Gnadenstuhl und die Lade mit ihren Flügeln bedeckten, weil ein solches Zeichen, wie das Predigtamt des Evangeliums unter der Engel Schutz bestehen bleibt. Was weiter zu Erklärung dieser Schatten und Vorbilder gehört, dass findet man ausführlicher und länger im zweiten Buch Mose (Kapitel 25/Kapitel 26/Kapitel 27 Kapitel 28).

6. Da nun solches also zugerichtet war gingen die Priester immer in die vorderste Hütte und richteten aus den Gottesdienst.

Zugerichtet war: Was zum Gottesdienst gehörte, nach Art der levitischen Zeremonien

Richteten Aus: Denn sie zündeten das Räucherwerk an, taten Öl in die Lampen, und riefen Gott für das Volk an.

7. In die andere aber ging nur einmal im Jahr allein der Hohepriester, nicht ohne Blut, dass er opferte für sein selbst und des Volks Unwissenheit {4Mos 16v2}.

Nicht ohne Blut: Denn das Blut von den geschlachteten Opfern sprengte er gegen den Gnadenstuhl.

Unwissenheit: Das ist: Für die Sünden, welche gegen das Gesetz aus Irrtum begangen waren. Es vergibt aber Gott nicht nur die Sünden, welche aus lauter Unwissenheit begangen wurden, sondern alle Übertretungen derjenigen, welche ihre Sünden erkennen, und um Christi willen Gott um Verzeihung bitten.

8. Damit der Heilige Geist deutete, dass noch nicht offenbart wäre der Weg zur Heiligkeit, solange die erste Hütte stünde,

Deutete: Nämlich, mit vielfältigen Wiederholungen der Opfer, welche jährlich geschahen, gab der Heilige Geist zu verstehen, dass die Weise, wie wir vor Gott schuldig und gerecht würden, und nicht vollkommen sind, solange das levitische Priestertum dauerte. Weil Christus, durch welche Verdienste wir gerechtfertigt und geheiligt werden, noch nicht gelitten hatte. Darum sind wir im Neuen Testament viel glücklicher, weil uns Christus unser Erlöser nicht im Schatten und in den Figuren gezeigt wird, sondern durch die Lehre des Evangeliums, als ein Heiland, aufs deutlichste zu erkennen vorgestellt wird. Darum sollen wir uns für solche großen Guttaten dankbar erzeigen.

9. welche mussten zu derselben Zeit ein Vorbild sein, in welcher Gaben und Opfer geopfert wurden, und konnten nicht vollkommen machen nach dem Gewissen den, der da Gottesdienst tut

Nicht vollkommen machen: Denn die rechte Vollkommenheit vor Gott, oder die Rechtfertigung, dadurch wir vor Gott gerecht und heilig geschätzt werden, besteht nicht in äußerlichen levitischen Zeremonien, da man meint, mancherlei Opfer verrichtet, von besonderer Speise sich enthalten, wie die Nazarener die ganze Zeit über, weil ihr Gelübde war, keinen Wein trinken, und die Israeliter sich vielfältig mit Wasser waschen, so oft sie meinen, sie sind unrein, auch solche Gebräuche und Zeremonien verrichten, die nur auf eine fleischliche und äußerliche Reinigung, aber nicht auf die geistliche Gerechtigkeit bestehen: Welche alle dem jüdischen Volk eine Zeit lang auferlegt waren, bis endlich etwas Besseres käme und anstatt der Schatten der Körper selbst dargestellt würde. Darum diese Zeremonien als Schatten und äußerliche Übungen des Gewissens von Sünde nicht rein machen. Daraus es gut zu erkennen, dass die Katholiken sich sehr irren, welche den äußerlichen Zeremonien eine solche Kraft und Heiligkeit zu messen, als ob dadurch die Sünden versöhnt, und die Menschen von ihren Übertretungen gereinigt würden. Denn sie schreiben solche Kraft nicht nur der Messe, sondern auch dem Weihwasser und anderen gleichen Narrenwerk zu.

10. allein mit Speise und Trank und mancherlei Taufen und äußerlicher Heiligkeit, die bis auf die Zeit der Besserung sind aufgelegt.

11. Christus aber ist gekommen, dass er sei ein Hohepriester der zukünftigen Güter, durch eine größere und vollkommenere Hütte, die nicht mit der Hand gemacht ist, das ist, die nicht also gebaut ist;

Zukünftigen Güter: Welche uns mit seinem Opfer, als die rechten und ewigen Güter erworben hat: Dieser ist nicht in die levitischen Hütten des Schattens eingegangen, sondern vor dem Angesicht des himmlischen Vaters getreten. Die Wohnung aber des himmlischen Vaters, so durch das Allerheiligste abgebildet wurde, ist keine Hütte von Menschenhänden gemacht, wie die Levitischen. Es hat auch Christus nicht der Böcke oder Kälberblut, sondern sein eigenes Blut vergossen, zur Versöhnung, nicht nur eines Volkes, sondern der ganzen Welt Sünde. Und hat zwar mit solchen seinem einigen Opfer eine ewige Erlösung und Errettung von Sünden, den Teufel und die Hölle, uns zu Wege gebracht. Wie denn Christus, indem er einmal in das Allerheiligste eingegangen ist, eine ewige Erlösung erfunden und erworben hat, warum opfern denn die Messpfaffen Christus in der Messe so oft, als ein Versöhnungsopfer? Und, so uns Christus eine ewige Erlösung zu Wege gebracht hat, warum sind wir denn so kleinmütig und zaghaft um unsere begangenen Sünden willen? Weil wir doch an diesem Hohepriester und Erlöser glauben.

12. Auch nicht durch der Böcke oder Kälber Blut, sondern er ist durch sein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erfunden.

13. Denn so der Ochsen und der Böcke Blut und die Asche, von der Kuh gesprengt, heiligt die Unreinen zu der leiblichen Reinigkeit {3Mos 9v2},

Heiligt: Im Alten Testament {5Mos 16 4Mos 19}.

Leiblichen Reinigung: Dass solche levitischen Zeremonien die äußerliche Reinigkeit verursachen, also das, welche also gereinigt wurden, unter anderen als reine Israeliter wieder aufgenommen wurden.

14. wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohne allen Wandel durch den Heiligen Geist Gott geopfert hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott {1Petr 1v19 1Joh 1v7 Apg 1v5}.

Blut Christi: Welches viel köstlicher ist, und er aus Antrieb des Heiligen Geistes, der die allergrößte Liebe ist, geopfert hat, dasselbe wird uns vielmehr von unseren Sünden reinigen, auf dass wir weiter durch den Glauben ein gutes Gewissen haben, und aus solchem Glauben Gott in wahrer Gottseligkeit dienen. Denn es können keine menschlichen Verdienste, sondern allein das Opfer Christi, wenn es mit Glauben ergriffen wird, unser Gewissen ruhig machen. Die toten Werke aber nennt der Apostel die Sünden, als welche von Menschen begangen werden, so geistlich gestorben sind, und zum ewigen Tod führen. Und lehrt der Apostel, dass wir darum von unseren Sünden gereinigt sind, auf dass wir dann Gott leben, und ihm dienen, der da ewig lebt, und das ewige Leben gibt allen, die ihm rechtschaffen und von Herzen im wahren Glauben dienen. Nach dem Spruch: Ich lebe, und ihr sollt auch leben {Joh 14}.

15. Und darum ist er auch ein Mittler des Neuen Testaments, auf dass durch den Tod, so geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen, die unter dem ersten Testament waren, die, so berufen sind, das verheißene ewige Erbe empfangen.

Den Tod: Nämlich, durch seinen eigenen Tod, dadurch er den Bund der Gnaden bestätigt und festgemacht hat.

Waren: Das ist: Auf dass uns die Sünden vergeben würden, welche wider das Gesetz Gottes, so im Alten Testament gegeben waren, begangen wurden, und noch auf den heutigen Tag begangen werden.

Berufen sind: Durch das Predigtamt des Evangeliums, und also der Kirche Gottes einverleibt sind.

16. Denn wo ein Testament ist, da muss der Tod geschehen des, der das Testament machte.

Tod geschehen: Darum ist der Mittler Christus gestorben, auf dass er das Testament und den Gnadenbund bestätigte. So gewiss nun ist, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, so ist auch gewiss der Gnadenbund und das Neue Testament. Darin allen, die an Christus glauben, Vergebung der Sünden und das ewige Leben angeboten und geschenkt werden. Denn das erste Testament straft unsere Sünden. Das andere Testament aber vergibt sie. Auch hat man hier zu merken, dass die, welchen die ewige Erbschaft bestimmt ist, durch das Predigtamt des Evangeliums berufen werden, wie der Apostel in den vorigen Worten lehrt. Weil aber Gott der Herr den unwandelbaren Bund der Gnaden ein Testament nennt, so sollen auch der Menschen Testamente gehalten werden, sofern sie nur nicht der Gottseligkeit und Gerechtigkeit entgegen sind.

17. Denn ein Testament wird fest durch den Tod, anders hat es noch nicht Macht, wenn der noch lebt, der es gemacht hat {Gal 3v15}.

18. Daher auch das erste nicht ohne Blut gestiftet ward.

19. Denn als Mose ausgeredet hatte von allen Geboten nach dem Gesetz zu allem Volk, nahm er Kälber - und Bocksblut mit Wasser und Purpurwolle und Ysop und besprengte das Buch und alles Volk.

20. Und sprach: Das ist das Blut des Testaments, das Gott euch geboten hat.

Des Testaments: Das ist: Mit diesem Blut wird der Bund bestätigt, welchen Gott mit euch über seine Gebote gemacht hat. Darum seid ihr zum Gehorsam verbunden. Es erzählt aber der Apostel diese Geschichte mit etwas mehr Umständen, wie sie im 2. Buch Mose, Kapitel vierundzwanzig gelesen wird, wie die Umstände aus den alten Büchern zu nehmen ist. Bedeutet darum das Blut der Opfer, dass Christus sein Blut für unsere Sünden vergießen würde, und am Kreuz sterben. Gleichwie aber auch im Alten Testament das Volk mit rechtem Blut, obwohl nicht menschlichen, sondern der Böcke oder Kälber besprengt wurde. Also empfangen wir im Neuen Testament das wahre und nicht bedeutete Blut Christi im Heiligen Abendmahl. Nach der Verheißung Christi, das ist mein Blut des Neuen Testamentes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden {Mt 26}. Und wie mit dem Blut der Opfer dem Volk die Verheißung bestätigt wurde, von dem Besitz des Landes Kanaan, und das Volk dagegen verbunden war, die Gebote Gottes zu halten. Also wird mit dem Blut Christi im Heiligen Abendmahl uns die Verheißung versiegelt und bestätigt, von der Vergebung der Sünden und dem ewigen Leben: Wir werden aber daneben erinnert, dass wir unseren Heiland Christus zur Dankbarkeit gehorsam sind.

21. Und die Hütte und alles Geräte des Gottesdienstes besprengte er desgleichen mit Blut.

22. Und wird fast alles mit Blut gereinigt nach dem Gesetz. Und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.

Gereinigt werden: Das ist: Also hat es Gott gefallen, dass die äußerlichen Dinge, welche zum levitischen Gottesdienst gehörten, und das geistlicher Opfer Christi abbildeten, mit der Opfer Blut gereinigt wurden: Dass aber der Menschensünden und Unreinigkeit wahrhaftig im Himmel versöhnt würden, so war ein besseres Opfer nötig, nämlich, dass Christus, als ein Hohepriester, einging, nicht in eine Hütte mit Händen gemacht, dadurch die himmlische Hütte abgebildet wurde. Sondern dass er in den Himmel einging, das ist, dass er sich selbst vor dem Angesicht Gottes opferte, und jetzt auch für uns betet {Röm 8}. Weil nun Christus für uns betet, so sollen wir nicht zweifeln, es werde erhört, und gibt uns die Vergebung. Wir sollen aber auch unser Gebet neben dem Gebet unseres Hohepriesters dazu tun, und dessen gewiss sein, dass uns nichts werde abgeschlagen oder versagt wird. Denn Christus betet für uns.

23. So müssten nun der himmlischen Dinge Vorbilder mit solchem gereinigt werden; aber sie selbst, die himmlischen, müssen bessere Opfer haben, denn jene waren.

24. Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, so mit Händen gemacht ist (welches ist ein Gegenbild des rechtschaffenen), sondern in den Himmel selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes für uns.

25. Auch nicht, dass er sich oftmals opfere, gleichwie der Hohepriester geht alle Jahr in das Heilige mit fremdem Blut.

Auch nicht: Hat er auch nicht im Alten und Neuen Testament getan.

Fremdem Blut: Nämlich, mit der Böcke und Kälber Blut: Also tut Christus nicht, und geschieht das Opfer dieses unseres Hohepriesters nicht alle Jahre, dass es müsste wiederholt werden. Sondern er hat, als ein Hohepriester, sich selber zu einem einzigen Opfer einmal geopfert im letzten Teil der Welt, unsere Sünde zu tilgen. Denn die ganze Welt, wie lange sie bestehen soll, wird in drei Teile geteilt: Darum der erste kein geschriebenes Gesetz gehabt hat: Der andere hat das Gesetz Mose gehabt: Im dritten ist der Sohn Gottes Mensch geworden, daher diese Zeit der letzte Teil der Welt genannt wird. So denn Christus nur einmal sich selbst geopfert hat, so soll man ihn nicht oft in der Messe wieder opfern. Denn solches gereicht dem einigen Opfer Christi zur Schmach, als ob dasselbe unvollkommen gewesen wäre, und deshalb von neuem nötig war, dass es nicht nur jährlich, sondern auch täglich müsste wiederholt werden. Und die weil unsere Sünden getilgt sind, so hat der Satan keine Ursache, uns, die wir bußfertige Sünder sind, und an Christus glauben, um unsere vor der Zeit begangenen Sünden willen anzuklagen.

26. Sonst hätte er oft müssen leiden von Anfang der Welt her. Nun aber am Ende der Welt ist er einmal erschienen, durch sein eigen Opfer die Sünde aufzuheben.

27. Und wie den Menschen ist gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht ,

Das Gericht: Denn wenn die Seele aus dieser Welt abscheidet, so wird sie unweigerlich vor das Gericht Gottes gestellt. Und welche Buße getan haben, und an Christus glauben, die sind nach dem abscheiden aus diesem zeitlichen Leben bei Christus im Paradies.

28. also ist Christus einmal geopfert, wegzunehmen vieler Sünden. Zum andern Mal aber wird er ohne Sünde erscheinen denen, die auf ihn warten, zur Seligkeit {Röm 6v10 1Petr 3v18}.

Zur Seligkeit: Denn die andere Zukunft Christi soll den Gläubigen nicht schrecklich sein, sondern den Ungläubigen. Denn er wird zu uns kommen als ein Heiland. Wir aber sollen uns so halten, dass wir Christi mit Verlangen erwarten.


Das 10. Kapitel

  • Der Apostel fährt fort, aus der Heiligen Schrift zu beweisen, dass Christus der rechte Hohepriester ist, dessen Opfer, so er am Kreuz verrichtet hat, der ganzen Welt Sünden versöhnt hat. Danach ermahnt er die Hebräer ernstlich, dass sie von der christlichen Religion nicht wieder abfallen, und droht den Mamelucken, mit großem Ernst, den schrecklichen Zorn Gottes. Setzt aber eine Milderung hinzu, und lobt sie, dass sie bisher und unter mancherlei Trübsal und Verfolgung, bei der rechten Religion beständig geblieben sind, und vertröstet sie, dass sie bis an das Ende werden erhalten werden, und die himmlische Erbschaft empfangen.

1. Denn das Gesetz hat den Schatten von den zukünftigen Gütern, nicht das Wesen der Güter selbst. Alle Jahr muss man opfern immer einerlei Opfer und kann nicht, die da opfern, vollkommen machen {Kol 2v16 v17};

Schatten: Welche damals aufhören sollten, wenn das Wesen selbst kommen würde, so durch den Schatten abgebildet wurde. Darum lehrt der Apostel dass die Schatten des Alten Testamentes die rechten himmlischen Güter, wie Vergebung der Sünden und das ewige Leben, nicht konnten erlangt werden. Sondern Christus allein hat sie können aus eigener Kraft seines Verdienstes geben, dass im Alten Testament abgebildet war. Und haben die Väter im Alten Testament die geistlichen Güter nicht bekommen durch die Kraft der Opfer, sondern durch den Glauben an Christus, der für die Sünden der ganzen Welt sollte geopfert werden.

Vollkommen machen: Denn obwohl die levitischen Priester einerlei Gattung der Opfer jährlich wiederholten, und kein Jahr ausschließen, solange sie im Lande Kanaan gelebt haben, so haben sie doch diejenigen nicht wahrhaftig und vollkommen von den Sünden reinigen können, für welche sie geopfert wurden. Sonst hätte man die Opfer nicht immer wiederholen müssen, wenn die Diener Gottes nicht einen heimlichen Stachel im Gewissen behalten hätten, dass ihre Sünden noch nicht richtig versöhnt wären. Ja es haben vielmehr die Opfer selbst, die Israeliter heimlich angeklagt und beschuldigt, dass sie mit Sünden befleckt, und noch nie richtig rein geworden sind, weil solche Opfer jedes Jahr am Tag der Versöhnung wiederholt werden mussten. Demnach aber jetzt durch Christus im Neuen Testament unsere Sünden wahrhaftig versöhnt sind, so sollen wir unser Gewissen ruhig und zufrieden sein lassen. Denn der Verdienst Christi ist eine vollkommene Genugtuung, nicht allein für unsere, sondern auch für die Sünden der ganzen Welt {1Joh 2}.

2. sonst hätte das Opfern aufgehört, wo die, so am Gottesdienst sind, kein Gewissen mehr hätten von den Sünden, wenn sie‘ einmal gereinigt wären;

3. sondern es geschieht nur durch dieselben ein Gedächtnis der Sünden alle Jahr.

4. Denn es ist unmöglich, durch Ochsen - und Bocksblut Sünden wegzunehmen.

Unmöglich: Darum ist es kein Wunder gewesen, dass etliche Stachel des Gewissens im Alten Testament übergeblieben sind, weil die Sünden durch der Böcke- und Kälber-Blut nicht konnten rechtschaffen versöhnt werden. Denn das Blut Jesu Christi des Sohnes Gottes, und nicht der Böcke oder Kälber, reinigt uns von aller Sünde {1Joh 1}. Wenn aber die Opfer des Alten Testamentes, so von Gott selbst eingesetzt wurden, die Sünden nicht konnten tilgen, so werden viel weniger die Menschensatzungen und auserwählten Werke, die von Menschen in abergläubischerweise erdacht wurden, die Übertretungen aufheben. Genauso wenig können der Menschen Sünden mit dem Weihwasser abgewaschen oder weggewischt werden.

5. Darum, da er in die Welt kommt, spricht er: Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; den Leib aber hast du mir zubereitet.

Er: Der Sohn Gottes, und Mittler des menschlichen Geschlechtes.

Spricht er: Zu seinem himmlischen Vater, den er so anredet, wie im 40. Psalm, da er von dieser Sache weissagt, nachdem er bei sich selbst beschlossen hat, dass er menschliche Natur an sich nehmen wollte, und das menschliche Geschlecht von Sünden erlösen.

Zubereitet: Im hebräischen Text lauten die Psalmen so: Die Ohren hast du mir aufgetan. Aber der Apostel hat sich zu der Übersetzung des allgemeinen Textes entschieden, der damals gebräuchlich war. Es redet aber der Sohn Gottes mit diesen Worten seinen himmlischen Vater an, mit der Meinung: Lieber himmlischer Vater, die levitischen Opfer gefallen dir nicht so, dass du um dieser willen dem menschlichen Geschlecht die Sünde vergibst: Darum habe ich bei mir beschlossen, dass ich in die Welt, das Gesetz zu erfüllen, und deinen Willen samt deiner Gerechtigkeit mit meinem bitteren Leiden genügend tue, weil solches, besonders in den prophetischen Schriften, von mir geweissagt wurde. Denn in der Heiligen Schrift soll man besonders Christus suchen, welches der Zweck der ganzen Heiligen Schrift ist, und wer Christus daraus nicht erkennt, der hat noch nichts Besonderes in der Bibel gelernt.

6. Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht.

7. Da sprach ich: Siehe, ich komme; im Buch steht vornehmlich von mir geschrieben, dass ich tun soll, Gott, deinen Willen.

8. Droben, als er gesagt hatte: Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt; sie gefallen dir auch nicht (welche nach dem Gesetz geopfert werden),

Gesagt hatte: Nämlich, der Sohn Gottes in den zuvor gesagten Worten.

Nach dem Gesetz: Im levitischen Priestertum des Alten Testamentes.

9. da sprach er: Siehe, ich komme zu tun, Gott, deinen Willen. Da hebt er das erste auf, dass er das andere einsetze.

Erste: Nämlich, dass levitische Priestertum des Alten Testamentes.

Andere einsetze: Nämlich, sein eigenes vollkommenes Priestertum, da er mit seinem Opfer dem Willen des himmlischen Vaters auf das vollkommenste genug getan hat.

10. In welchem Willen wir sind geheiligt, einmal geschehen durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.

Welchem Willen: Den Christus mit seinem Gehorsam und Leiden erfüllt hat.

Einmal geschehen: Und am Kreuz verrichtet. Wenn wir denn mit dem einigen Opfer Christi, am Kreuz, geheiligt wurden, also dass alle, die an Christus glauben, gerecht und heilig vor Gott geachtet werden, so sollen wir das Anklagen des Gesetzes nicht mehr achten, sondern unserem Erlöser Christus mit ruhigem Gewissen dienen und uns mit allem Fleiß hüten, dass wir uns nicht wieder mit Lastern besudeln.

11. Und ein jeglicher Priester ist eingesetzt, dass er alle Tage Gottesdienst pflege und oftmals einerlei Opfer tue, welche nimmermehr können die Sünden abnehmen.

Und: Der Apostel vergleicht Christus unseren Hohepriester mit dem Hohepriester des Alten Testamentes.

12. Dieser aber, da er hat ein Opfer für die Sünden geopfert, das ewig gilt, sitzt er nun zur Rechten Gottes

Dieser aber: Nämlich, Christus, unser Hohepriester.

Geopfert: Und damit seinem himmlischen Vater versöhnt.

Rechten Gottes: In unendlicher Majestät und Herrlichkeit, nach welcher er mit dem Vater alles regiert, was im Himmel und auf der Erde ist.

13. und wartet künftig, bis dass seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden.

Gelegt werden: Nach der Weissagung des {Ps 110}110. Psalm. Wenn dann Christus zur Rechten Gottes sitzt, und seine Feinde unter seine Füße geworfen sind, warum fürchten wir uns denn, dass vielleicht die Ketzer oder Tyrannen ihn von dem Thron seiner Majestät stoßen, und die Kirche auslöschen?

14. Denn mit einem Opfer hat er in Ewigkeit vollendet, die geheiligt werden.

Vollendet: Das ist: Christus, der jetzt zur Rechten Gottes sitzt, hat mit seinem einmaligen Opfer vollkommener Vergebung aller Sünden erlangt denen, die da selig werden sollen. Und wenn das einmalige Opfer Christi am Kreuz solches verrichtet hat, was ist es dann nötig, dass man Christus in der Messe opfert für die Sünden der lebendigen und der Toten?

15. Es bezeugt uns aber das auch der Heilige Geist. Denn nachdem er zuvor gesagt hatte:

Heilige Geist: Welcher uns ermahnt {Jer 31}. Dass wir das Alte Testament fahren lassen sollen, und das Neue annehmen, welches mit dem Blut Christi versiegelt und bestätigt ist.

16. Das ist das Testament, das ich ihnen machen will nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben, und in ihre Sinne will ich es schreiben {Hebr 8},

Schreiben: Dass sie es durch das Predigtamt des Wortes lernen, und mit Willen annehmen sollen. Wir sollen Gott bitten, er möchte uns Gnade geben, dass sein Evangelium in unsere Herzen auch also so haftet, damit es von keiner Gewalt der Trübsal oder Verfolgung und Anfechtung daraus gerissen werden kann.

17. und ihrer Sünden und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken.

Gedenken: Dies ist der Inhalt des Neuen Testamentes. Demnach sollen die Sünden unsere Gewissen nicht irremachen, weil sie Gott längst verziehen hat, und vor seinem Angesicht durchgestrichen und ausgelöscht sind.

18. Wo aber derselben Vergebung ist, da ist nicht mehr Opfer für die Sünde.

Nicht mehr Opfer: Darum weil Christus Vergebung der Sünden erlangt hat allen, die an ihn glauben, so darf man keine levitischen Opfer mehr, darum sind sie auch richtigerweise abgetan worden. Genau darum ist auch das Opfer der Messe nicht mehr nötig. Denn wodurch die Kraft des Opfers Christi am Kreuz die Sünden den Gläubigen vergeben sind, da darf man nicht wieder von neuem opfern für die Sünden der lebendigen und der Toten.

19. So wir denn nun haben, liebe Brüder, die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige durch das Blut Jesu,

So: Der Apostel macht eine ernstliche Ermahnung, dass wir in wahrem Vertrauen zur Christus, und Bekenntnis der evangelischen Wahrheit beständig sind: Und will so viel sagen: Wir haben einen freien Zutritt zu Gott dem himmlischen Vater, dass wir mit unserem Gebet vor ihn kommen dürfen, wie in das Allerheiligste. Denn solche Verheißung hat uns Christus mit seinem Blut erlangt, dadurch er den himmlischen Vater mit uns wiederum versöhnt hat, und hat uns den rechten neuen Weg zum ewigen Leben geöffnet, indem er sein Allerheiligste Fleisch, als der Hohepriester in der Kirche Gottes, zum Opfer geopfert hat. Darum gehen wir durch dieses Opfer seines Fleisches, als durch die Tür oder Vorhang (welcher anstatt einer Tür in der Stiftshütte für das Allerheiligste war) zu Gott ein, der mit uns wiederum versöhnt ist darum sollen wir mit unserem Gebet aus reinem und nicht falschen oder heuchlerischen Herzen hinzutreten. Denn wir sind mit dem Blut Christi durch den Glauben besprengt und gereinigt, und in der Taufe von Sünden gewaschen, also, dass wir durch den Glauben ein ruhiges Gewissen haben. Wir sollen aber auch Christus, um welches willen wir das ewige Leben in Hoffnung erwarten, vor der Welt standhaft und ohne Scham bekennen, und nicht wankelmütig sein. Denn der uns das ewige Leben um Christi willen verheißen hat, ist treu und wahrhaftig, und wird unserer Hoffnung nicht zuschanden werden lassen. Darum sollen wir oft und fleißig beten, und nicht zweifeln, wir werden erhört. Sollen auch dem Satan kein Gehör geben, wenn er unser Gewissen der Sünde wegen anklagen und irre machen will. Denn wir sind mit dem Blut Christi von den Sünden gereinigt, und durch das Bad der Wiedergeburt Christus einverleibt. Und wenn wir gleich das Leben um des Evangeliums Christi willen sollten verlieren, so hat uns doch Christus versprochen, dass die, welche um seinetwillen ihr Leben verlieren, das rechte Leben finden sollen.

20. welchen er uns zubereitet hat zum neuen und lebendigen Wege durch den Vorhang, das ist, durch sein Fleisch,

21. und haben einen Hohepriester über das Haus Gottes:

22. so lasst uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen, in völligem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leibe mit reinem Wasser;

23. und lasst uns halten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken denn er ist treu, der sie verheißen hat.

24. Und lasst uns untereinander unser selbst wahrnehmen mit Reizen zur Liebe und guten Werken

Wahrnehmen: Dass wir vom Satan nicht mit List hintergangen werden, und der wahren Gottseligkeit verfehlen. Sondern vielmehr einer den anderen die christliche Liebe zu erhalten und zu üben aufgemuntert, um gute Werke zu tun reize. Denn der Satan geht umher wie ein brüllender Löwe, und sucht wenn er verschlinge {1Petr 5}. Und erkaltet die Liebe, wie auch die Lust zu guten Werken ganz leicht, wo sie nicht immer wieder aufgemuntert wird.

25. und nicht verlassen unsere Versammlung, wie etliche pflegen, sondern untereinander ermahnen, und das viel mehr, soviel ihr Seht, dass sich der Tag nahte.

Nicht verlassen: Mit diesen Worten zeigt der Apostel an, worauf die Christen besonders achten sollen. Als wollte er sprechen: Ihr sollt die Kirche nicht verlassen, noch zu der vorigen falschen Religion wieder umkehren, wie etliche leider es bisher getan haben.

Tag: Des Herrn, zu dem wir alle Augenblicke bereit sein sollen. Denn es hat Gott gewollt, dass der Tag seiner Zukunft uns unbekannt wäre, auf dass wir stets zu diesem gerüstet sein sollen. Und obwohl nicht alle Christen bis auf die Zukunft Christi in diesem Leben bleiben. Jedoch werden alle Menschen-Seelen nach dem Tode vor dem Richterstuhl Gottes gestellt werden, dass sie dort entweder auf die fröhliche Auferstehung ihrer Leiber mit Freuden warten, oder der ewigen Pein zu dem gerechten Richter sich verantworten müssen. Darum soll der Tag des Herrn uns immer vor Augen schweben.

26. Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir weiter kein anderes Opfer mehr für die Sünden,

Denn: In den folgenden Worten erklärt der Apostel, was für eine schreckliche Sünde und Bosheit es ist, wenn man die Versammlung verlasse. Das ist, von der Kirche, welche die reine Lehre des Evangeliums hat, abfällt. Denn so jemand nachdem er die reine evangelische Lehre erkannt hat, aus freiem Willen, nicht gezwungen, oder aus Schwachheit, von der rechten Religion abfällt, und also Christus seinen Herrn und Erlöser mit Füßen von sich stößt, durch welches Opfer seine Sünde bereits versöhnt wurde, so darf er später auf kein anderes neues Opfer zu einem solchen Laster auf Versöhnung hoffen, weil er das Opfer Christi, so viel seine Person angeht, kraftlos gemacht hat. Darum hat ein solcher treuloser Mamelucke nichts anderes zu erwarten, als das schreckliche Gericht Gottes, und seinen brennenden Eifer, dadurch er mit dem ewigen Feuer derjenigen mutwilligen Abfall rächen wird, welche da sie zuvor zum Evangelium sich bekannt haben, später der Wahrheit Widersacher, und der Kirchen Verfolger werden. Es handelt aber der Apostel hier nicht von allen Sünden, die wider das Gewissen geschehen, derer auch viel von den Auserwählten begangen werden. Denn David wusste wohl, dass der Ehebruch, wie auch der Totschlag, Sünde wären, und bricht dennoch mit der Bathseba Sieber die Ehe, lässt später ihren unschuldigen Mann in einem Krieg mit den Ammonitern erwürgen. Jedoch, da er wahrhaftig Buße tut, erlangt er Vergebung. Petrus hat Christus verleugnet, und ist dennoch zu Gnaden wieder aufgenommen worden. Darum redet der Apostel nicht von einem jeden Fall der wissentlich gegen das Gewissen begangen wird, auch nicht von einer schlechten Verleugnung der Wahrheit, sondern von einem solchen Abfall, der vorsätzlich geschieht, und der die Bekenner des Evangeliums zu Feinde und Lästerer der rechten Religion macht, wie bald später klar vorgetragen wird. Dies wird nicht darum gesagt, dass man denen, die wider das Gewissen sündigen, begehrt zu heucheln, sondern dass man den geängstigten Christen zur Hilfe kommt, welche sich selber fälschlich einbilden, als ob sie die unverzeihliche Sünde wider den Heiligen Geist begangen hätten, und aus Schwermütigkeit verschmachten, da sie doch diese Sünde nicht begangen haben.

27. sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widerwärtigen verzehren wird.

28. Wenn jemand das Gesetz Moses bricht, der muss sterben ohne Barmherzigkeit durch zwei oder drei Zeugen.

Wenn: Jetzt folgt die Drohung des Apostels über das schreckliche Laster des mutwilligen und vorsätzlichen lasterhaften Abfalls.

Bricht: In der Weise, dass man wider das Gesetz Mose begangen hat, welches des Todes wert gewesen ist, und mit zwei oder drei Zeugen eines solchen Lasters überzeugt wurde, so hat er ohne ein Erbarmen sterben müssen, besonders, wenn es nicht durch einen Irrtum geschehen ist, sondern aus Bosheit getan.

29. Wieviel meint ihr, ärgere Strafe wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Testaments unrein achtet, durch welches er geheiligt ist, und den Geist der Gnaden schmäht?

Unrein achtet: Und dieses mit Schmachworten verlästert.

Geheiligt ist: Denn es zu seiner Heiligung und Versöhnung vor ihn am Kreuz vergossen wurde.

Das ist: Das er dem Evangelium Christi übel nachredet, welches der Heilige Geist durch das Predigtamt uns mitteilt, auf dass wir von Gottes Gnaden aufgenommen werden. Und pflegen solche abtrünnigen Mamelucken nie wieder umzukehren zu wahren Buße, sondern geraten entweder in eine sichere und Ruhe und Verachtung Gottes, und fahren weiter, die reine Lehre des Evangeliums wider ihr Gewissen zu lästern und zu verfolgen, oder fallen in Verzweiflung, und beenden elendig ihr Leben. Die ersten Beispiele sind gewesen der abtrünnige Julianus, welcher nach seinem Abfall die christliche Religion höhnisch verlacht hat: Das andere, von Franziskus Spira, welcher in schrecklicher Verzweiflung gestorben ist: Davon auch im 6. Kapitel geschrieben ist.

30. Denn wir kennen den, der da sagte: Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr. Und abermal: Der Herr wird sein Volk richten.

Den: Nämlich, Gott den Herrn, dass er ein ernster Rächer solcher Bosheit ist.

Ist mein: Damit soll klargestellt werden, ich will meinen Feinden bezahlen, wie sie es verdienen.

Abermal: Spricht die Schrift, zuvor hier an diesem Ort.

Richten: Und die Unarten rächen, welche von den Gottlosen seinem Volk angetan wird. Darum sollen wir die Zeit mit Geduld erwarten, da Gott die Abtrünnigen verleugnen und Bosheit rächen, und ihnen die Schmach, damit sie die Christen geschmäht haben, auf ihren Kopf vergelten wird.

31. Schrecklich ist‘s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.

Zu fallen: Also, dass man ihn zum ständigen Feind hat, da man ihn hätte zu einen gnädigen Vater haben. Darum sollen wir uns vor dem Abfall fleißig hüten, und die Menschen nicht fürchten, welche nur den Leib töten können, aber der Seele keinen Schaden zufügen können. Sondern sollen vielmehr den fürchten, der Leib und Seele miteinander ins höllische Feuer stürzen kann {Mt 10}.

32. Gedenkt aber an die vorigen Tage, in welchen ihr, erleuchtet, erduldet habt einen großen Kampf des Leidens,

Gedenkt: Damit die Hebräer nicht meinten, der Apostel hätte einen bösen Argwohn auf sie, und besorgte sich ihres Abfalls, so mildert er den vorigen ernst mit einer etwas freundlichen Ermahnung.

Erleuchtet: Seid, mit dem Heiligen Geist durch das Evangelium Christi.

Großen Kampf: Nachdem ihr zu Christus bekehrt wurdet, habt ihr bald um des Evangeliums willen große Trübsal ausstehen müssen: Darum befleißigt euch, dass das Ende mit dem Anfang übereinstimme. Denn wir sollen uns hüten, dass die Hebräer, in der Handhabung der rechten Religion, und einen gottseligen Wandel zu führen, nicht kalt werden. Auch hat man hier zu beachten, dass die, welche in Christus ein gottseliges Leben wollen, Verfolgung erleiden müssen. Es ist aber viel besser, um der Erkenntnis Christi willen Trübsal zu leiden, als um Übeltaten willen zu leiden {1Petr 4}.

33. zum Teil selbst durch Schmach und Trübsal ein Schauspiel worden, zum Teil Gemeinschaft gehabt mit denen, denen es also geht.

Und Trübsal: Die ihr erlitten habt, und also der Welt ein Schauspiel gewesen, welche wenn sie auch gleich eure Religion verworfen haben, dennoch über eure große Geduld und Standhaftigkeit in den Trübsal sich verwunderten.

Also geht: Welche beschwerliche Verfolgungen ausgestanden haben, denen habt ihr nicht ohne Gefahr ihr Elend zu mildern begehrt. Denn wir sollen mit den Frommen, wenn sie geplagt werden, nicht nur ein mitleiden haben, sondern auch ihren Jammer, so viel wie möglich ist, zu mildern uns bemühen.

34. Denn ihr habt mit meinen Banden Mitleid gehabt und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, als die ihr wisst, dass ihr bei euch selbst eine bessere und bleibende Habe im Himmel habt.

Meinen Banden: Diese Worte haben vielleicht etliche von ihnen bewegt, dass sie diese Epistel dem Apostel Paulus zugeschrieben haben, weil dieser zu Rom und anderswo gefangen worden ist. Aber es ist ohne Zweifel auch anderen Aposteln in der ersten Kirche so begegnet.

Himmel habt: Wo ihr anstatt der zeitlichen Güter, die ihr hier auf Erden verloren habt, die rechten und ewigen Gütern empfangen werde. Denn wer seiner Güter um Christi willen verlustig wird, der wird die himmlischen und ewigen Schätze dafür empfangen. Ja es wird ihm auch in dieser Welt etlichermaßen belohnt werden. Wie Christus spricht: Wer verlässt Haus, Brüder, Schwester, Vater, Mutter, Weib, Kind, Ecker, um meines Namens willen, der wird es hundertfältig wieder empfangen, und das ewige Leben davon haben {Mt 19}.

35. Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

Nach Luther: Schlagt es nicht in den Wind.

Nicht weg: Um der Gefahr willen, dass ihr darum eure gottseligen Freudigkeit fallen lassen wolltet, die ihr bisher gezeigt habt, indem ihr Christus ohne Scheu vor der Welt bekannt habt. Denn das Bekenntnis des Evangeliums hat eine herrliche Belohnung zu erwarten. Glaubt man zwar mit dem Herzen zur Gerechtigkeit, aber doch bekennt man auch mit dem Mund zur Seligkeit {Röm 10}. So spricht Christus: Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich wieder bekennen vor meinem himmlischen Vater {Mt 10}.

36. Geduld aber ist euch not, auf dass ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfangt.

Euch wohnt: Denn wer nach dem Willen Gottes die Wahrheit des Evangeliums bekennen will, und einen christlichen gottseligen Wandel zu führen begehrt, der Bedarf große Geduld, damit er nicht von solchem Heiligen Vorsatz durch Gefahr und Trübsal sich abschrecken lässt. Und welche die verheißene himmlische Erbschaft empfangen wollen, müssen geduldig sein.

37. Denn noch über eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und nicht verziehen.

Nicht verziehen: Nämlich, Christus, unser Erlöser, wird bald kommen, und seine Auserwählten aus aller Trübsal erlösen. Deswegen sollen wir auf die herrliche Zukunft Christi unsere Sinne und Gedanken wenden, wenn es alles in dieser Welt sich so ansehen lässt, als wollte es unter und über sich gehen. Denn obwohl nicht alle Menschen die Zukunft Christi erleben werden, so wird doch dieser Tag allen Jammer und Trübsal ein Ende machen. Und ist die Zeit bis zu der Zukunft Christi, welche uns sehr lange vorkommen, vor den Augen Gottes ganz kurz.

38. Der Gerechte aber wird des Glaubens leben. Wer aber weichen wird, an dem wird meine Seele kein Gefallen haben {Hab 2v4 Röm 1v17 Gal 3v11}.

Glauben leben: Denn wer durch den Glauben an Christus ist gerechtfertigt worden, der hat ein ruhiges Gewissen, weil er mit dem Worte des Evangeliums erquickt wurde, und wird mit Christus in alle Ewigkeit leben. Darum soll ein frommer Mensch, wenn an die Zukunft Christi gedacht wird, darüber nicht erschrecken.

Weichen wird: Der sich von dem Bekenntnis des Evangeliums entzieht, damit er nicht in Gefahr kommt, und Verfolgung leiden müsse, der kann Gott nicht gefallen: Gleichwie ein Hauptmann oder Oberster, wie ein Kriegsmann, welcher sein Versprechen nicht hält, wenn die Gefahr vorhanden ist, flieht. Denn wer mich verleugnet vor den Menschen (sprich Christus) den will ich wiederum verleugnen vor meinem himmlischen Vater {Mt 10}. (Nach Luther) Der nicht halten will, noch der Schläge dulden, sondern zieht sich zurück und schleicht davon.

39. Wir aber sind nicht von denen, die da weichen und verdammt werden, sondern von denen, die da glauben und die Seele erretten.

Wir aber: Jetzt setzt der Apostel zum anderen Mal eine Mitteilung und Trost hinzu. Als wollte er sprechen: Wir sind nicht in der Zahl, welche sich von der Kirche Christi treulos abwenden, und umkommen. Sondern sind von denen, die im wahren Glauben beharren, und das ewige Leben erlangen. Denn wir sollen die Drohungen mäßigen, dass wir die Frommen nicht kleinmütig machen, und sollen die Christen also aufmuntern, dass sie den Glauben nicht fallen lassen.


Das 11. Kapitel

  • Der Apostel ermahnt zur Beständigkeit im Glauben, weil die Lehre des Glaubens gewiss ist. Erzählt später die Beispiele, welcher auf das verheißene Erbe im Himmel mit Glauben geduldig zu erwarten sind, und aus solchem Glauben viel herzliche Taten verrichtet werden, bis zum Ende.

1. Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und nicht zweifeln an dem, das man nicht sieht.

Es: Weil der Apostel bis hierher gelehrt hat, wie das levitische Priestertum keine Vergebung der Sünden mitteilt, und die äußerlichen Zeremonien des Gesetzes Mose das ewige Leben nicht verdienen, sondern dass wir allein durch den Glauben an Christus gerecht und selig werden. So zeigt er jetzt an, das alle Heiligen im Alten Testament durch den Glauben Gott gefallen haben, und dass sie aus solchem Glauben Gott Gehorsam geleistet, auch etliche große und wunderbare Dinge verrichtet, und nicht nur das, sondern auch allerlei Widerwärtigkeit und Trübsal in dieser Welt mit großer Standhaftigkeit erduldet haben, dazu sie eine wunderbare Stärke aus einem rechtschaffenen Glauben empfangen. Zuerst aber beschreibt der Apostel die Natur (so zu reden) oder Eigenschaft eines wahren Glaubens, und sagt, dass der Glaube sei ein gewisses Vertrauen auf die verheißenen himmlischen Güter, welche wir in Hoffnung erwarten, und gewiss auch erlangen werden: So erstreckt sich auch der Glaube auf leibliche Guttaten, welche Gott verheißen hat. Und ist der Glaube auch derer Dinge gewiss, die man nicht sieht, als ob man sie bereits in den Händen hätte. Darum soll das allgemeine Sprichwort bei den Christen nicht statthaben: Was die Augen sehen, dass glauben Sie. Denn selig sind (spricht Christus) die nicht sehen, und doch glauben {Joh 20}. Der Katholiken Meinung aber ist allerdings zu verwerfen, welche uns sagen zu zweifeln, dass wir bei Gott in Gnaden sind, und darin bis ans Ende beharren, und vielleicht Seligkeit erlangen werden. Denn was dem Zweifel angeht, das geht dem Glauben ab.

2. Durch den haben die Alten Zeugnis überkommen.

Die Alten: Nämlich, die Erzväter und andere Heilige im Alten Testament, welche vor der Geburt Christi gelebt haben.

Zeugnis überkommen: Ihrer wahren Gottseligkeit, vor den Augen Gottes, der Engel, und der Kirche. Denn der Glaube tut sich hervor, und lässt sich durch gute Werke sehen, besonders aber ist er durch die Liebe tätig.

3. Durch den Glauben merken wir, dass die Welt durch Gottes Wort fertig ist, dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist {1Mos 1v31}.

Fertig ist: Und also erschaffen worden, dass sie nicht allein besteht, sondern auch alles in Ordnung bleibe und fortgehe, welche Gott seinen Kreaturen bestimmt hat. (Nach Luther) Das ist: Sie in Gang gebracht, dass sie geht und steht nach Gottes Wort, ohne Unterlass, ungehindert und ohne aufhören.

Nichts geworden: Denn außer Gott ist nichts gewesen, hat Gott die sichtbare Welt aus nichts erschaffen, welche nicht ohne Verwunderung angeschaut wird, und versteht solches die menschliche Vernunft nicht, sondern allein der Glaube begreift es. Obwohl es nun der menschlichen Vernunft ungereimt vorkommt, dass die Welt aus nichts soll erschaffen worden sein, so gibt doch der Glaube Gott die Ehre, und gibt ihm Zustimmung. Welcher aus dem Worte Gottes, von der Erschaffung der Welt aus nichts, wahrhaftig glaubt, und es darum glaubt, weil es Gott gesagt hat, der glaubt auch dem Worte Gottes, welches bestätigt, dass uns Gott seinen eingeborenen Sohn geschenkt hat, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben {Joh 3}. (Nach Luther) Das hier steht, aus dem unsichtbaren, heißen wir nichts, und ist auch nichts, bis es geschieht.

4. Durch den Glauben hat Abel Gott ein größer Opfer getan denn Kain, durch welchen er Zeugnis überkommen hat, dass er gerecht sei, da Gott zeugte von seiner Gabe; und durch ebendiesen redet er noch, wiewohl er gestorben ist.

Durch: Jetzt führt der Apostel einige Beispiele ein, heiliger und frommer Leute, die im Alten Testament gelebt haben, deren Glaube mit guten und vortrefflichen Werken erklärt, und bewährt wurden. Denn das des Abels Opfer Gott dem Herrn gefallen hat, und des Kains nicht, war nicht die Köstlichkeit der Materie des Opfers Ursache, sondern der Glaube des Weibes Samen, welchen Glauben Abel hatte, Kain aber nicht. Darum, als Gott der Herr des Abels Opfer mit Feuer vom Himmel angezündet hat, eben damit wird bezeugt, dass Abel durch den Glauben gerechtfertigt worden ist, weil er zu verstehen gab, dass ihm des Abels Opfer angenehm wäre. Und obwohl Abel von seinem Bruder Kain erwürgt wurde, und so nach menschlicher Vernunft, von der Erde vertilgt und ausgerottet wurde. So lebt er doch vor den Augen Gottes noch, und bezeugt mit seiner Marter, dass der Mensch nicht durch die Werke, sondern durch den Glauben an den Messias gerecht und selig werde. Denn wenn die Person zuvor durch den Glauben Gott gefällt, so gefallen ihm auch dessen Werke. Wenn ihm aber die Person von wegen des Unglaubens nicht gefällt, so gefallen ihm auch die Werke nicht, auch wenn sie vor den Menschen heilig erscheinen.

5. Durch den Glauben ward Enoch weggenommen, dass er den Tod nicht sähe, und ward nicht gefunden, darum dass ihn Gott wegnahm; denn vor seinem Wegnehmen hat er Zeugnis gehabt, dass er Gott gefallen habe {1Mos 5v24}.

Weggenommen: In den Himmel. Denn weil er aus dem Glauben ein unsträfliches und heiliges Leben führte, so hat ihn Gott so geliebt, dass er diesen Patriarchen lebendig in den Himmel gesetzt hat, ohne den Tod. Darum er auf Erden nicht mehr gefunden wurde. Ehe denn er aber in die himmlische Herrlichkeit versetzt wurde, hat er bereits das Zeugnis, dass er durch den Glauben, an den verheißenen Weibessamen, Gott angenehm wäre.

6. Aber ohne Glauben ist‘s unmöglich, Gott gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde.

Gott gefallen: Darum würde Henoch Gott dem Herrn nicht gefallen haben, wenn er nicht einen wahren Glauben gehabt hätte. Und weil die Kinder Gott gefallen, so müssen sie auch unbedingt mit dem Glauben begabt sein, ob sie ihn gleich mit dem Munde noch nicht bekennen können.

Kommen will: Und mit Gott zu handeln begehrt, auch einen gnädigen Gott haben will, der muss glauben, nicht allein, dass ein Gott sei, sondern auch, dass er ein gütiger Vater ist, gegen alle, die seine Gnade und Barmherzigkeit von Herzen suchen, ihn durch den Glauben recht erkennen, und aus solchem Glauben in der Gottseligkeit ihm dienen. Obwohl nun ihrer viel mit dem Munde bekennen, sie glauben, dass ein Gott sei, so verleugnen sie in doch mit der Tat, wie der Psalm sagt: Die Toren sprechen in ihrem Herzen, es ist kein Gott {Ps 14}.

7. Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche zubereitet zum Heil seines Hauses, da er einen göttlichen Befehl empfing, von dem, das man noch nicht sah; durch welchen er verdammte die Welt und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt {1Mos 6v8 v14}.

Geehrt: Und die göttliche Weissagung von der künftigen Sintflut nicht verachtet haben, wie die anderen.

Seines Hauses: Dass er mit seinem Personal darin erhalten würde.

Nicht sah: Wie, nämlich, die Welt durch die Sintflut untergehen würde.

Welchen: Seinen Glauben, den er mit seinem Gehorsam bezeugte.

Die Welt: Der Gottlosen, mit anzeigen, dass die Welt gewiss untergehen würde, und würden die Unbußfertigen auch ewig verderben.

Glauben kommt: Durch welchen er vor Gott gerecht, und ein Erbe des ewigen Lebens geworden ist. Das er aber nur aus Glauben der Welt Bosheit nicht geachtet hat, sondern mit dem Bau der Arche fortgefahren ist, obwohl er darüber oft ohne Zweifel verlacht wurde. So werden wir bei seinem Beispiel erinnert, dass wir mit festem Glauben in dem Bekenntnis der rechten Religion, ein unsträfliches Leben, und in Verrichtung unseres Berufes tapfer fortfahren.

8. Durch den Glauben ward gehorsam Abraham, da er berufen ward, auszugehen in das Land, das er ererben sollte; und ging aus und wusste nicht, wo er hinkäme.

Berufen ward: Dass er sein Vaterland verlassen, und in ein anderes Land ziehen sollte.

Hinkäme: Denn Gott sprach zu ihm: Gehe aus deinem Vaterland, und von deiner Freundschaft, und aus deines Vaters Hause, in ein Land, dass ich dir zeigen will {1Mos 12}. Sagte Gott dem Patriarchen, dass er ausziehen soll, und nannte ihm das Land nicht, in das er ziehen sollte, dennoch gehorchte Abraham Gott aus Glauben, weil er glaubte, er hätte einen gnädigen Gott um des Weibes Samen willen. Wir sollen auch diesem Beispiel Abrahams Gott dem Herrn gehorchen und folgen, wohin er uns ruft, dass obwohl wir es nicht sofort sehen, wo er mit uns hin will.

9. Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande als in einem fremden und wohnte in Hütten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.

Fremden: Obwohl das Land Kanaan ihm und seinen Nachkommen von Gott verheißen war.

Mit-Erben: Sie hatten aber nicht nur die Verheißung vom Lande Kanaan, sondern besonders vom ewigen Leben, welches durch das Land Kanaan abgebildet wurde. Darum sie mit einer schlechten Wohnung zufrieden waren.

10. Denn er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, welcher Baumeister und Schöpfer Gott ist.

Gott ist: Der die ewigen Wohnungen zubereitet hat, samt einer unaussprechlichen Ehre und Herrlichkeit, allen denen, die ihn lieben. So oft wir darum in dieser Welt keinen bequemen Ort haben, sollen wir uns des Spruches Christi erinnern, da er sagt: In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen, wenn es nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen, ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Und ob ich hinginge, euch die Stätte zu bereiten, will ich doch wieder kommen, und euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin {Joh 14}.

11. Durch den Glauben empfing auch Sara Kraft, dass sie schwanger ward, und gebar über die Zeit ihres Alters; denn sie achtete ihn treu, der es verheißen hatte {1Mos 21v2 v7}.

Verheißen hatte: Denn ob es ihr wohl zuerst ganz unsinnig vorkam, dass sie in ihrem hohen Alter noch gebären sollte, wie ihr Gott versprach, und sie darum lachte {1Mos 18}. So hat sie jedoch später geglaubt, dass solche Verheißung erfüllt würde. Darum ist es ja auch nach diesem Glauben geschehen. Obwohl nun sonst ein großer Unterschied ist, unter dem gerecht machenden Glauben, und unter dem, der nur leibliche Wohltaten von Gott empfängt. So ist doch in den Kindern Gottes einerlei Glaube, der die geistlichen und leiblichen Güter von Gott erlangt. Denn die leiblichen Guttaten erwarten sie darum von Gott, weil sie glauben, dass sie um des Mittlers Christi willen einen gnädigen Vater im Himmel haben. Der Sara Beispiel aber lehrt uns, dass es aus göttlicher Kraft leicht geschehen kann, dass, welche von Natur unfruchtbar sind, fruchtbar werden.

12. Darum sind auch von einem, wie wohl erstorbenen Leibes, viele geboren wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Rande des Meeres, der unzählig ist {1Mos 15v5}.

Viel geboren: Eine unzählige Menge, da er doch des Alters wegen bereits verstorben galt, aber doch erhalten wurde. Denn er erst hundert gewesen ist, als er den Isaak gezeugt hat {1Mos 21}. Es ist aber die Menge des Volkes ein göttlicher Segen. Man hat hier auch zu merken, dass Gott seine Verheißungen häufig erfüllt. Denn er hatte dem Abraham verheißen, dass er seine Nachkommen ausbreiten will: Und was er ihm verheißen hat, dass hatte auch auf das reichlichste erfüllt.

13. Diese alle sind gestorben im Glauben und haben die Verheißung nicht empfangen, sondern sie von ferne gesehen und sich der vertröstet und wohl genügen lassen und bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.

Nicht empfangen: Denn ob es wohl dem Abraham, Isaak und Jakob das Land Kanaan verheißen wurde, so haben sie doch den Besitz des Landes in diesem Leben nicht erlebt, gleichwie sie auch nicht gelebt haben, bis der Sohn Gottes und versprochene Messias ist Mensch geworden. Sondern die Heiligen Patriarchen sind im Glauben entschlafen, und waren dessen versichert, dass der Heiland der Welt zu seiner Zeit kommen würde. Darum sie das Erbe von dem Land Kanaan nicht so hoch geachtet haben. Denn sie haben gewusst, dass diese Welt nicht ihr rechtes Vaterland ist: Wie denn der Erzvater Jakob dem König Pharao solches zu verstehen gab, da er sagte: Die Zeit meines Lebens ist 130 Jahre, wenig und eine böse Zeit meines Lebens, und langt nicht an die Zeit meiner Väter {1Mos 47}.

14. Denn die solches sagen, die geben zu verstehen, dass sie ein Vaterland suchen.

15. Und zwar, wo sie das gemeint hätten, von welchem sie waren ausgezogen, hatten sie ja Zeit, wieder umzukehren.

Ausgezogen: Nämlich, aus Ur in Chaldäa, aus welchem Abraham zuerst gezogen war.

16. Nun aber begehren sie eines besseren, nämlich eines himmlischen. Darum schämte sich Gott ihrer nicht, zu heißen ihr Gott; denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet.

Ihr Gott: Da er sagt: Ich bin der Gott Abrahams, und der Gott Isaak, und der Gott Jakob {2Mos 5}. Weil er die Patriarchen und ihre frommen geistlichen Nachkommen sehr geliebt hat.

Stadt zubereitet: Nämlich, die himmlische Wohnung. Weil wir in dieser Welt Fremdlinge sind, sollen wir unser Herz nicht an die irdischen Dinge hängen, sondern mit unserem Gemüt im Himmel wohnen, und die Beschwerden dieser Welt, als in einer bösen Herberge, mit Geduld tragen. Denn Gott ist nicht nur ein Gott der Erzväter, sondern ist auch unser Gott. Weil alle, die an Christus glauben, rechte Kinder Abrahams sind {Röm 4 Gal 4}.

17. Durch den Glauben opferte Abraham den Isaak, da er versucht ward, und gab dahin den Eingeborenen, da er schon die Verheißung empfangen hatte,

Versucht ward: Von Gott, auf das sein Gehorsam gegen Gott offenbar würde.

Eingeborenen: Seinen lieben Sohn, dass er ihn, auf den Befehl Gottes opfern wollte, wie er es auch getan hätte, wenn es ihm nicht vom Engel dieses verwehrt worden wäre {1Mos 22}.

18. von welchem gesagt war: In Isaak wird dir dein Same geheißen werden {1Mos 21v12 Röm},

Geheißen werden: Das ist: Von Isaak, und nicht von Ismael, werden deine rechten Nachkommen gerechnet werden: Dennoch begehrte ihn Abraham zu opfern.

19. und dachte: Gott kann auch wohl von den Toten erwecken; daher er auch ihn zum Vorbilde wieder nahm.

Wieder nahm: Das ist: Abraham empfing seinen eingeborenen Sohn wiederum lebendig, der in seinem, als des Vaters traurigen Herzen bereits tot war: Welches darum geschah, auf dass Isaak ein Vorbild wäre des eingeborenen Sohnes Gottes, der ein Opfer geworden ist für unsere Sünde, und am dritten Tage vom Tode wieder auferstanden ist. Bei dem Beispiel Abrahams aber sollen wir lernen, aus wahrem Glauben Gott dem Herrn Gehorsam zu leisten, und nicht zweifeln, Gott könne einen glücklichen Ausgang geben, wo wir keine Mittel mehr wissen, aus der Gefahr zu kommen.

20. Durch den Glauben segnete Isaak von den zukünftigen Dingen den Jakob und Esau.

Glauben: Welchen er aus der Offenbarung des göttlichen Willens empfangen hatte.

Zukünftigen Dingen: Davon er ihnen, seinen beiden Söhnen weissagte {1Mos 27}. Und ordnete Jakob zum Herrn über seine Brüder, da er unter anderen sagte: Völker müssen dir dienen, und Leute müssen dir zu Fuße fallen. Es vertrat aber Jakob damals den Herrn an Christi statt und Person, dem die Völker dienen, und ihn anbeten: Weil dem Isaak die Verheißung von Christus mit diesen Worten wiederholt worden war: Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden {1Mos 26}. Diese Weissagung hat Israel den Glauben gegeben, und darauf hat er seine Söhne gesegnet: Obwohl er sich in dem geirrt hat, dass er den Jakob für den Isaak gehalten hat. Gleichwie aber die Patriarchen die Verheißungen von Christus mit großem Fleiß auf ihre Nachkommen fortgepflanzt haben. Also sollen wir uns auch bemühen, das Evangelium Christi auf unsere Nachkommen zu bringen.

21. Durch den Glauben segnete Jakob, da er starb, beide Söhne Josephs und neigte sich gegen seines Zepters Spitze.

Söhne Josephs: Ephraim und Manasse, und zweifelte nicht, es würde erfüllt werden, was ihm von Gott offenbart worden war.

Zepters Spitze: Im hebräischen Text {1Mos 47} lautet es so: Da neigt sich Israel auf dem Bett zum Haupte. Aber der Apostel hat sich der allgemeinen griechischen Übersetzung bedient, und nicht aufs Anbeten, sondern auf den Segen gesehen. Unter den Segen Jacobs aber ist der vornehmste, die Weissagung von Christo. Es wird das Zepter von Juda nicht genommen werden {1Mos 49}. Denn Christus ist der heiligen Erzväter einzige Hoffnung gewesen, auf den auch wir alle unsere Hoffnung setzen sollen.

22. Durch den Glauben redete Joseph vom Auszug der Kinder Israel, da er starb, und tat Befehl von seinen Gebeinen.

Gebeinen: Dass man sie in das Land Kanaan führen sollte {1Mos 50}. Es begehrt aber Josef, dass seine Gebeine im Lande Kanaan möchten ruhen, in welchem er, aus Offenbarung des Heiligen Geistes, wusste, dass Christus der Welt Heiland sollte geboren werden, und für die Sünden des ganzen menschlichen Geschlechtes leiden. Heutigen Tages aber ist es nicht wichtig, wo wir begraben werden, wenn nur die Seele in Abrahams Schoß kommt. Denn die Erde ist des Herrn und was darinnen ist (Psalm 24).

23. Durch den Glauben ward Mose, da er geboren war, drei Monden verborgen von seinen Eltern, darum dass sie sahen, wie er ein schön Kind war, und fürchteten sich nicht vor des Königs Gebot {1Mos 2v2 Apg 7v20}.

Königs Gebot: Des grausamen Tyrannen, Pharao, welcher befahl, dass man alle Knaben der Hebräer sollte umbringen, und nur die Mädchen leben lassen. Obwohl nun des Tyrannen Grausamkeit ihnen nicht verborgen war, so glaubten sie doch, der himmlische Vater würde sie und das Kind erhalten, wie es auch geschah: Darum sie lieber mit dem Kind sich in Gefahr begeben wollen, als gegen Gott und das Kind sich vergreifen. Denn wir sollen der gottlosen Regenten gottlose Befehle, aus wahrem Glauben an Gott den Vater, der uns um Christi willen liebt, verachten und in den Wind schlagen.

24. Durch den Glauben wollte Mose, da er groß ward, nicht mehr ein Sohn heißen der Tochter Pharaos {2Mos 2v10 v11}.

Groß ward: Und am Hofe des Königs Pharaos Tochter erzogen wurde, welche ihn an Kindes statt aufgenommen hatte. Da wollte er an dem Gottlosen Hof nicht länger bleiben.

Sohn heißen: Und verachtete die königliche Kindschaft.

25. und erwählte viel lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, denn die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben,

Volk Gottes: Nämlich, mit den Hebräern, welche seine Brüder und Geschlechtsverwandten waren, aber mit harter Dienstbarkeit bedrückt wurden.

26. und achtete die Schmach Christi für größeren Reichtum denn die Schätze Ägyptens; denn er sah an die Belohnung.

Belohnung: Darum er viel lieber mit dem Volk Gottes eine Zeit lang Trübsal leiden wollte, als zeitliche Wollust, mit Begehung mancherlei Sünde: Hat es auch für einen viel größeren und köstlicheren Schatz gehalten, um des verheißene Messias willen Schmach zu leiden, als alle Schätze des Königreiches Ägypten in seinem Besitz zu haben. Denn er wusste, dass dem die ewige Belohnung zubereitet wäre, welcher aus wahrem Glauben um Christi willen Widerwärtigkeit erleiden. Es ist darum klar, dass der Satan die Kirche immer hasst und verfolgen wird, weil er Christus Feind ist, dessen Glieder alle sind, die auf diesen Messias vertrauen. Wir sollen auch die ewige Seligkeit den irdischen und vergänglichen Gütern und Wolllüsten vorziehen. Und wenn wir mit Unglück geplagt werden, sollen wir nicht auf die gegenwärtige Angst, sondern auf die ewige Belohnung sehen.

27. Durch den Glauben verließ er Ägypten und fürchtete nicht des Königs Grimm; denn er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.

Verließ er: Nämlich, Moses, und führte das israelitische Volk zugleich mit sich aus Ägypten.

Königs Grimm: Und Grausamkeit, obwohl es keinen Zweifel gab, er würde dem Volk Israel nachjagen. Aber Mose setzte sein Vertrauen auf die göttliche Hilfe, nämlich auf den unsichtbaren Gott, und fasste einen Mut gegen die vor ihm schwebende Gefahr, weil er wusste, dass Gott um des Messias willen, dem israelitischen Volk günstig und gewogen ist. Darum soll man die Tyrannen nicht fürchten, dass man wegen ihrer Drohungen von seinem Beruf wollte weglaufen: Sondern den soll man viel mehr fürchten, der Leib und Seele in das höllische Feuer stürzen kann {Mt 10}.

28. Durch den Glauben hielt er Ostern und das Blutvergießen, auf dass, der die Erstgeburten würgte, sie nicht träfe.

Er Ostern: Welches am Abend zuvor geschah, ehe die Kinder Israels aus Ägypten gingen.

Blutvergießen: Das ist: Er ordnete, dass ein jeder Hausvater das Osterlamm schlachtet, und mit dem Blut dieses Lammes, nachdem sie ein Büchlein Ysop eingetaucht hatten, die Oberschwelle und beide Pfosten bestrichen {2Mos 12}. Welches darum zu tun befohlen war, auf dass der Würgeengel, welcher alle Erstgeburten in Ägypten erwürgen sollte, vor ihrer Tür vorüberginge. Das Blut des Osterlammes aber deutete auf das Blut Jesu Christi hin, welches ein Opfer geworden ist für unsere Sünde. Wenn wir mit diesem Blut durch den Glauben besprengt werden, so werden wir bewahrt, dass der Satan uns nicht in den ewigen Tod stürzen kann, darum dass wir von wegen unserer ersten Geburt Sünder sind. Denn das Blut Jesu Christi, Gottes Sohnes, macht uns rein von allen unseren Sünden {1Joh 1}.

29. Durch den Glauben gingen sie durch das Rote Meer als durch trockenes Land; welches die Ägypter auch versuchten und ersoffen {2Mos 14v22 v23 v28}.

Rote Meer: Denn die frommen Israeliter glaubten, dass Gott der Herr, um des Messias willen, sie in so großer Gefahr erhalten würde. Obwohl nun heutigen Tages solche Wunderwerke nicht mehr geschehen, dass man ohne Schiff könnte über das Meer gehen. So führt doch Gott noch wahrhaftig seine Kinder aus vielen großen Gefahren, auch durch unwegsame Orte, da man sonst keinen Ausgang finden kann, und pflegt die Feinde der Kirche plötzlich zu stürzen.

30. Durch den Glauben fielen die Mauern Jerichos, da sie sieben Tage umhergegangen waren.

Gegangen waren: In ihrer Schlachtordnung, und zwar am 7. Tage siebenmal: Da sind die Mauern der Stadt wie die Priester mit Posaunen geblasen, und das Volk ein Feldgeschrei gemacht hat, von selbst umgefallen, dass man kein Instrument dazu gebraucht hat {Jos 6}. Denn die Israeliter glaubten, dass um des Messias willen Gott der Herr Ihnen den Besitz des Landes Kanaan geben würde. Gleichwie aber auf der Posaunenschall, und nach dem Feldgeschrei des israelitischen Volkes die Mauern der Gottlosen Stadt Jericho umgefallen sind. Also wird mit der Person und Stimme des Evangeliums das Reich des Antichristen gestürzt.

31. Durch den Glauben ward die Hure Rahab nicht verloren mit den Ungläubigen, da sie die Kundschafter freundlich aufnahm {Jos 2 Jak 2v25}.

Rahab: Welche in der Stadt Jericho wohnte.

Ungläubigen: Und anderen Gottlosen Einwohnern der Stadt. Sie wurde aber darum von den Israeliten beim Leben erhalten, weil sie dem Volk Gottes gutes gegönnt hatte und die Kundschafter, so von Josua und den ältesten des Volkes Israel ausgesandt worden waren, zur Herberge aufgenommen hatte, ihnen Sicherheit verschafft, und sie dem König nicht verraten, sondern mit einer gottseligen Geschwindigkeit geholfen hatte. Obwohl nun die Hure Rahab noch keine eigentliche Erkenntnis vom Messias gehabt hat, so hatte sie doch so viel gelernt, dass sie glaubte, der Israeliter Gott wäre allein der wahre Gott: Und ist nicht nur leiblich erhalten worden, sondern auch, indem sie durch eine Heirat, da sie Salma, ein Fürst des Stammes Juda, zur Ehe genommen hatte {Mt 1}. Und unter das israelitische Volk gekommen und gerechnet wurde, hat sie von dem zukünftigen Messias mehr erfahren und empfangen, und die ewige Seligkeit bekommen. Das Rahab die Kundschafter erhalten, und wiederum ist erhalten worden, gibt uns diese Nachricht, dass wir die Unschuldigen schützen sollen. Dass ein unzüchtiges Weib zu Gott bekehrt wurde, und ihrer auch im Geschlechtsregister Christi gedacht wird, lernen wir, dass Christus in die Welt gekommen sei, die bußfertigen Sünder selig zu machen {1Tim 1}.

32. Und was soll ich mehr sagen? Die Zeit würde mir zu kurz, wenn ich sollte erzählen von Gideon und Barak und Simson und Jephthah und David und Samuel und den Propheten,

Mehr sagen: Von denen, die im Alten Testament durch den Glauben nicht allein erhalten worden sind, sondern auch große Dinge ausgerichtet haben?

Zu kurz: Um alle Sachen zu erzählen.

Gideon: Welcher das tyrannische Joch der Medianiter zerbrochen hat.

Barak: Welche den Feldhauptmann des Königs Jabin mit seinem ganzen Kriegsvolk besiegte.

Samson: Welche die Israeliter an den Philistern gerächt hat (Judith Kapitel 13,14, 15,16).

Jephtah: Welche die Israeliter vor den Ammonitern bewahrte. (Judith 2).

David: Dem König, der das Volk Gottes an seinen Feinden gewaltig gerächt, und es in seine vollkommene Freiheit wieder gesetzt hat. Dessen Geschichten in den beiden Büchern Samuels genau beschrieben werden.

Samuel: Der das israelitische Regiment und die Kirche glücklich regiert hat.

Propheten: Von denen noch viel mehr gewesen sind, durch dessen Rat große und wunderbare Dinge im Volk Gottes verrichtet wurden.

33. welche haben durch den Glauben Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit gewirkt, die Verheißung erlangt, der Löwen Rachen verstopft,

Gewirkt: Nicht allein, dass sie für sich selber heilig und unsträflich gelebt haben, sondern auch Gerechtigkeit getan, ihrem Volk Recht verschafft, und aller unrechten Gewalt gewehrt haben.

Verheißung: Nicht allein vom Besitz des Landes Kanaan, sondern sie haben auch die ewige Erbschaft im Himmel durch den Glauben an den Messias bekommen.

Verstopft: Das hat Daniel getan, der durch den Glauben an den Messias mitten unter den Löwen erhalten worden ist {Dan 6}.

34. des Feuers Kraft ausgelöscht, sind des Schwerts Schärfe entronnen, sind kräftig worden aus der Schwachheit, sind stark geworden im Streit, haben der Fremden Heer da niedergelegt.

Ausgelöscht: Denn des Daniels Gesellen, Anania, Asaria, Misael, sind im feurigen Ofen nicht zu Schaden gekommen {Dan 2}.

Entronnen: Denn der Prophet Elisa ist von Gott auf sonderbare Weise erhalten worden, dass des israelitischen Königs Befehl nicht vollstreckt wurde, da ihn der König umbringen wollte {2Kön 6}.

Schwachheit: Und haben durch ihr Gebet, welches sie aus Glauben getan haben, Verlängerung ihres Lebens bekommen, wie von dem frommen König Hiskia geschrieben steht {2Kön 20}.

Nach Luther: Im Leiden sind sie kräftiger geworden {2Kor 12v9}. Meine Kraft wird in den Schwachen mächtig sein.

Im Streit: Denn die frommen Könige haben aus Glauben schwere Kriege geführt, und große Taten verrichtet. Besonders aber hat der König Josaphat aus Glauben eine große Menge Kriegsvolk geschlagen {2Chr 20}.

Da niedergelegt: Und verhindert, dass sie nicht in das Land Israel kommen konnten, denn als die Syrer in das israelitische Königreich gekommen sind, hat der Prophet Elisa nicht nur ihre schändlichen Anschläge offenbart. Sondern auch die syrischen Reiter, nachdem sie von Gott geblendet wurden, mitten in die Stadt Samaria hingeführt, welche, nachdem sie ihre Gefahr endlich gesehen haben, aus dem israelitischen Königreich gezogen sind, und nicht mehr wieder hineingekommen sind {2Sam 6}.

35. Die Weiber haben ihre Toten von der Auferstehung wieder genommen; die andern aber sind zerschlagen und haben keine Erlösung angenommen, auf dass sie die Auferstehung, die besser ist, erlangten.

Wieder genommen: Durch den Glauben. Denn Elias der Witwe zu Sarepta wieder lebendig gemacht hat (Register 17). Und hat Elisa den Sohn der sunnitischen Frau vom Tode auferweckt {2Sam 4}. Denn wer leibliche Guttaten von Gott erlangen will, der muss ein besonderes Vertrauen haben zu dem väterlichen Willen Gottes gegen ihn, damit er uns um Christi willen geneigt ist. Darum gleichwie wir allein durch den Glauben vor Gott gerecht werden. Also empfangen wir auch diese vielen und großen irdischen Guttaten von Gott.

Zerschlagen: An ihren Gliedern, und zerrissen wurden, wegen des Bekenntnisses der rechten Religion, dass sie keine leibliche Erlösung bekommen haben. Haben aber mit dem sich begnügen lassen, dass sie die ewige Erbschaft, und ihrer Leiber herrliche Auferstehung aus der göttlichen Verheißung erwartet, und dieser versichert gewesen sind. Denn nachdem der Apostel von etlichen Heiligen im Alten Testament, die aus Glauben große Dinge verrichtet haben, so gedenkt er jetzt auch kurz derjenigen, doch mit Schweigen ihrer Namen, welche im Alten Testament aus Glauben große Trübsal überstanden, und durch beschwerliche Zustände ins Himmelreich eingegangen sind. Und es ist wohl zu vermuten, der Apostel redet zum größten Teil von den Personen, welcher Leben und Ende in der Heiligen Schrift nicht beschrieben werden, sondern in anderen Schriften verfasst waren, die jetzt nicht mehr vorhanden sind.

36. Etliche haben Spott und Geißeln erlitten, dazu Bande und Gefängnis.

Gefängnis: Denn Ahab den Propheten Micha hat ins Gefängnis werfen lassen, und nicht im Sinn hatte etwas Gutes mit ihm zu tun, wenn er aus der Schlacht gegen die Syrer wäre frisch und gesund wieder nach Hause gekommen {1Sam 22}. So hat er ohne Zweifel die Isebel, als eine gottlose Königin, wider die heiligen Propheten Gottes, und andere fromme Bekenner der Wahrheit mit vielen Plagen und schrecklicher Marter gewütet. Vom König Manasse, als er noch abgöttisch gewesen war, steht also geschrieben: Es vergoss auch Manasse viel unschuldiges Blut, bis Jerusalem davon voll wurde {2Sam 21}. Der gleichen haben auch etliche andere gottlose Könige, so über das Volk Gottes geherrscht haben, getan, dazu die Untertanen auch zum Teil geholfen haben. Darum der Heilige Stephan aus zu den Juden sagte: Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie getötet, die zuvor verkündigt haben die Zukunft dieses gerechten Christi, dessen ihr nun zu Verräter und Mörder geworden seid {Apg 7}. Denn der Teufel treibt gegen die rechten Glieder der Kirche grausame Wüterei, besonders aber gegen die reinen Lehrer, so oft es ihnen der Herr zulässt. Und wenn die Feinde des Evangeliums zu wüten anfangen, sind sie nicht mit einer geringen Marter zufrieden, sondern was sie nur an schrecklicher Qual erdenken können, dass legen Sie den Frommen an, damit sie ihres Vaters, des Teufels Willen erfüllen {Joh 8}.

37. Sie sind gesteinigt, zerhackt, zerstochen, durchs Schwert getötet; sie sind umhergegangen in Pelzen und Ziegenfellen, mit Mangel, mit Trübsal, mit Ungemach

Zerhackt: Also machte man es so, der Prophet Jesaja sei aus dem Befehl des Königs Manasse mit einer Säge auseinander geschnitten wurden.

Getötet: Und auf viele Weise hingerichtet wurden, so ist ihre Beständigkeit an den Tag gekommen.

Pelzen: In großem Elend. Also dass sie kaum die Haut gegen die Kälte schützen konnten.

Mangel: In allen notwendigen Sachen, die zum Lebensunterhalt nötig waren.

38. (deren die Welt nicht wert war: und sind im Elend gegangen in den Wüsten, auf den Bergen und in den Klüften und Löchern der Erde.

Nicht wert: Diese hat die gottlose Welt in der unreinen Welt nicht leiden wollen. Denn die Welt hasst die Frommen aufs äußerste, da sie doch eine unzählige Menge an gottlosen Buben und lasterhaften Leute frei und ungestraft gehen lässt.

Löchern: In welchen sie sich aus Furcht vor der Gefahr verkrochen. Welche aber um Christi willen auf Erden in das Elend getrieben werden, die werden im Himmel das rechte Vaterland finden.

39. Diese alle haben durch den Glauben Zeugnis überkommen und nicht empfangen die Verheißung,

Zeugnis überkommen: Es haben diese Märtyrer im Lande Kanaan, welches Ihnen verheißen war, kein gutes Leben und wenig Glück gehabt.

40. darum dass Gott etwas Besseres für uns zuvor versehen hat, dass sie nicht ohne uns vollendet würden.

Etwas Besseres: Das ist: Es hat Gott gefallen, dass auch die Heiligen Männer durch viele und große Trübsal in das Himmelreich eingingen, damit ihre Trübsal uns (spricht Apostel) die Summe gleicher Beschwerlichkeiten angefochten werden, ein Trost sind, weil sie eben das Glück gehabt haben, wie wir auch. Denn wenn wir in unseren Trübseligkeiten uns erinnern, dass auch die heiligsten Menschen das gleiche erlitten haben, so merken wir, dass wir von Gott nicht verstoßen sind, wenn auch gleich in dieser Welt uns die allerschrecklichsten Martern geschehen. Denn in der Welt (sprich Christus) habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe die Welt überwinden {Joh 16}.


Das 12. Kapitel

  • Der Apostel ermahnt Hebräer zur Geduld und im beständigen Fleiß zur Gottseligkeit.

1. Darum auch wir, dieweil wir solchen Haufen Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen die Sünde, so uns immer anklebt und träge macht, und lasst uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist {Röm 6v4 Eph 4v22 Kol 3v8 1Petr 2v1 4v1}.

Darum: Jetzt erinnert der Apostel die Hebräer mit großem Ernst, dass sie durch die Bitterkeit der Trübsal vom Glauben an Christus nicht abfallen sollen, auch wenn sie mit einem schweren Kreuz bedrängt werden, den Mut nicht sinken lassen, viel weniger aber in Laster fallen. Sondern die Trübsal und Anfechtungen mit Geduld überwinden.

Kampf: Denn Gott hat uns einen Kampf vorgelegt, wie man denen vorzulegen pflegt, welche in den Schranken laufen sollen, und auf ein versprochenes Geschenk hoffen. Auf dass wir aber überwinden, und gekrönt werden, so müssen wir tapfer laufen, in guten Werken, und die Trübsal mit Geduld ausstehen, besonders die, welche uns um das Bekenntnis Christi willen überfallen. Wie auch die, welche mitlaufen und überwinden wollen, solche Sachen von sich legen, so sie beschweren oder hindern möchten. Also sollen wir alles das von uns werfen, was solch einen heiligen Lauf zu verhindern pflegt: Solche Beschwerden aber sind die Sünden, Geiz, Unzucht, Hass, Hoffart und dergleichen. Auch sollen wir die welche an uns ankleben, so viel wie möglich ist, uns enthalten, und uns davon säubern. In solchen Kampf und Streit aber ist eine große Geduld nötig, dass wir nicht durch der Welt Undankbarkeit oder schwere der Trübsal mitten im Lauf ablassen. Denn die ablassen und stillstehen, die sich nicht bis zu dem gesteckten Ziel bewegen, die werden nicht gekrönt. Auf dass wir aber umso freudiger mit dem Lauf fortfahren, sollen wir so viele heiliger Männer und Märtyrer als Beispiel uns aufmuntern, welche Standhaftigkeit in der wahren Gottseligkeit, und Geduld dem Kreuz, uns der Herr zu betrachten und nachzufolgen vorgestellt hat: Ja es soll uns ein Beispiel des Herrn Christi selbst munter machen, von dem wir die Religion und den christlichen Glauben haben, der uns auch im rechten Glauben bis ans Ende erhalten wird. Denn da er hätte können auf dieser Erde in großer Herrlichkeit, Glückseligkeit, und Majestät leben, hatte er es doch viel lieber gewollt, uns unsere Seligkeit zu erwerben, am Kreuz eines schmählichen Todes sterben. Und achtet die Schmach und Schande nicht so hoch, dass er dadurch von der Verrichtung seines Amtes sich hätte abschrecken lassen. Nachdem er aber sein Leben vollendet hat, so regiert er jetzt in himmlischer Majestät und Herrlichkeit. Wie denn Christus, der Sohn Gottes, den schmählichen Tod des Kreuzes nicht gescheut hat, so sollen wir uns auch der Schmach nicht schämen, die uns Gott der Herr um Christi willen, der uns die Seligkeit erworben hat, zu leiden auflegt. Und weil Christus durch sein Leiden in seine Herrlichkeit eingegangen ist {Lk 24}. So müssen auch wir durch viel Trübsal in das Reich Gottes kommen {Apg 14}. Darum sollen wir in Betrachtung der uns vorgelegten künftigen himmlischen Belohnungen, die Bitterkeit des Kreuzes mildern.

2. und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher, da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete er das Kreuz und achtete der Schande nicht und ist gesessen zur Rechten auf dem Stuhl Gottes.

3. Gedenkt an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, dass ihr nicht in eurem Mut matt werdet und ablasst.

An den: Nämlich, Christus, den Sohn Gottes, welcher da er sichtbar auf Erden gewandelt ist, viele große und mächtige Widersacher gehabt hat, die in nicht allein gelästert, als einen Verführer, Samariter, Aufrührer, und des Teufels beschuldigt, sondern ihn auch zum Tode verdammt haben. Darum wie er alle Widerwärtigkeit mit einer besonderen Müdigkeit überstanden hat. Also sollen auch wir nicht kleinmütig werden, sondern in dem Bekenntnis des Evangeliums standhaft beharren. Und sooft wir von wegen der reinen Religion mit Schmachworten angegriffen werden, dass man uns Ketzer, Verführer, Aufrührer schimpft, sollen wir uns mit dem Beispiel Christi trösten, und auch der Worte Christi gedenken, da er sagt: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Übels wieder euch, so sie daran lügen, seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden {Mt 5}.

4. Denn ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden über dem Kämpfen wider die Sünde

Widerstanden: Darum sollt ihr nicht meinen, dass ihr um geringer Widerwärtigkeit willen, die euch begegnet, wolltet zurückweichen. Weil es viel schlechter ist, was ihr noch zu erleiden habt, als dass ihr bereit sein solltest wankelmütig zu werden. Und lassen viele am Anfang erkennen, als wären sie ganz mutig, aber sie lassen sich schnell abschrecken, und fallen ab. Darum sollen wir Gott anrufen, dass unsere Herzen mit seinem Heiligen Geist wider die Verfolgungen stärke.

5. und habt bereits vergessen des Trostes, der zu euch redet als zu den Kindern: Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst;

Redet: Gottes Wort, welches euch auf das freundlichste tröstet, in den Sprüchen Salomons, Kapitel 3.

Nicht gering: Aus einem sicheren und verstockten Herzen.

Verzage nicht: Im hebräischen lautet es: Sei nicht ungeduldig: Aber der Apostel hat es bei der allgemeinen gebräuchlichen Übersetzung des griechischen Textes bewenden lassen: Als wollte er sprechen: Sei nicht so kleinmütig in Widerwärtigkeit, dass du mit Ungeduld wolltest gegen Gott murren, wenn er dir ein Kreuz zu tragen auflegt.

6. denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er; er stäupt aber einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt {Apg 3v19}.

Aufnimmt: Im hebräischen lauten diese Worte so: Und hat es ihm gefallen, wie ein Vater am Sohn. Es sind aber die Züchtigungen mancherlei: Als, Verfolgungen um des Bekenntnisses des Evangeliums. Nachteil und Schaden an der häuslichen Nahrung, Krankheiten am Leibe, Herzen, Angst in schweren Anfechtungen, und dergleichen unzählige Sachen mehr. Wir werden aber vom Herrn gezüchtet, auf dass wir nicht samt der Gottlosen Welt verdammt werden {1Kor 2}. Und es ist ein Zeichen der göttlichen und väterlichen Gnade, wenn er uns züchtigt, auf dass wir gebessert werden. Gleichwie auch ein gutherziger und milder Vater, wenn er seinen Sohn züchtigt und zurecht weist, später aber ein größeres Wohlgefallen an ihm hat, und ihn herzlich liebt. Also liebt uns der himmlische Vater nach der Züchtigung, dadurch wir gebessert werden, auch mehr, als zuvor.

7. So ihr die Züchtigung erduldet, so erbeut (zeigt er) sich euch Gott als Kindern; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?

Erduldet: Dass wir alle Widerwärtigkeit, so euch vorkommen, um Christi willen mit Geduld aufnimmt und überwindet, und von der Trübsal wegen nicht Abfall vom Gehorsam. So wird euch Gott wiederum mit väterlichen und gnädigen Augen Ansehen, und all seine lieben Kinder mit seiner Güte erquicken. Denn Gott kann die Sturmwinde der Verfolgungen auf wunderbare Weise stillen, ergötzt auch und tröstet seine Kinder wiederum nach den Anfechtungen und Trübsal. Denn es steht geschrieben: Der Herr verstößt nicht ewig, sondern er betrübt wohl, und erbarmt sich wieder, nach seiner großen Güte. In den Klageliedern bei Jeremia im 3. Kapitel.

Nicht gezüchtet: Weil wir aber durch die Taufe zu Kinder Gottes angenommen sind, warum sollte uns denn unser himmlische Vater nicht züchtigen? Darum dürfte ihr euch vor der Züchtigung des himmlischen Vaters nicht entsetzen.

8. Seid ihr aber ohne Züchtigung, welcher sie alle sind teilhaftig geworden, so seid ihr Bastarde und nicht Kinder.

Nicht Kinder: Wer darum unter die Kinder Gottes gezählt und gerechnet werden will, der nehme sein Kreuz, welches ihm Gott der Herr zuschickt, auf sich, und folge Christus nach. Und wenn auch nicht alle Christen um des Bekenntnisses willen Verfolgung leiden, so hat doch ein jeder Christ sein Kreuz, also so, dass auch die neu geborenen getauften Kinder nicht ohne Schmerzen aus diesem Leben abscheiden, sondern immer ein Stück des Kreuzes Christi tragen müssen. Wenn wir darum geplagt werden, sollen wir nicht denken, als wäre Gott nicht unser Vater. Sondern eben darum sollen wir vielmehr annehmen, dass uns Gott als seine Kinder liebt, und darum uns auch züchtig, auf dass wir nicht mit der Welt verdammt werden {1Kor 2}.

9. Auch so wir haben unsere leiblichen Väter zu Züchtigern gehabt und sie gescheut, sollten wir denn nicht viel mehr untertan sein dem geistlichen Vater, dass wir leben?

Gehabt: Welches wir wohl betrachten sollen.

Gescheut: Also, dass wir Ihnen Gehorsam geleistet haben.

Dass wir leben: In alle Ewigkeit, durch seine Gnade. Denn die leiblichen Väter können das ewige Leben nicht geben, wenn sie es auch gleich gerne wollten, dennoch nehmen wir Ihre väterliche Züchtigung willig auf, und entziehen uns deswegen nicht aus ihrem Gehorsam: Wieviel weniger sollen wir uns darum dem Himmlischen Vater ungehorsam erzeigen, der uns das ewige Leben verheißen hat, und schenkt? Denn es ist gewiss, dass dieser Zeit leiden nicht wert sind der Herrlichkeit, die uns soll offenbar werden {Röm 8}.

10. Und jene zwar haben uns gezüchtigt wenige Tage nach ihrem Dünken, dieser aber zu Nutz, auf dass wir seine Heiligung erlangen.

Ihrem dünken: Unsere irdischen Väter haben in ihrem Amt einen solchen Fleiß angewendet, der von schwachen Menschen, und die der Sünde unterworfen gewesen, verrichtet. Und zwar geschieht es häufig, dass die Eltern ihren Kindern Gutes können, und ihr Glück befördern sich bemühen, aber in der Wahl irren sie sich, dass sie mit ihrem guten Gedanken fehlen, dass sie mit ihren Anschlägen und Unterrichtungen ihre Kinder unwissend und in großes Unglück stürzen.

Dieser aber: Der himmlische Vater, der uns in seiner Zucht aufgenommen hat, führt uns durch seine Züchtigung so, was uns am nützlichen ist. Denn es gebraucht Gott der Herr das Kreuz dazu, dass unser alter Adam dadurch gedämpft und zurückgehalten wird, und wir unter dem Kreuz, der Sünden je mehr und mehr absterben, dagegen aber ein heiliges und unsträfliches Leben führen, und also täglichin der Heiligung, welche Gott durch seinen Heiligen Geist in uns wirkt, zunehmen.

11. Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit sein; aber danach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind.

Alle: Mit diesen Worten will der Apostel unseren Gedanken begegnen, welche in unseren Herzen aufkommen, wenn das Kreuz schwer, und fast nicht zu tragen ist, und richtet unsere Gedanken nicht auf die gegenwärtige Trübsal, sondern auf den zukünftigen Nutzen. Denn gleichwie die Kinder, wenn sie von ihren Eltern gezüchtigt werden, sich nicht freuen oder lachen, sondern traurig sind, und weinen. Nachdem sie aber unter der Zucht in der Gottseligkeit und Ehrbarkeit aufgezogen wurden, so haben sie Glück, und führen ein gerechtes und ehrbares Leben: Also auch wir, solange wir mit dem Kreuz bedrückt werden, so sind wir traurig, und beklagen unser Elend. Wenn wir aber durch die Trübsal und Anfechtungen geübt sind, und dadurch gebessert werden, so empfinden wir erst Nutzen der väterlichen Züchtigung Gottes, nämlich, dass wir weiter mit ruhigem Gewissen gerecht und gottselig leben. Darum sollen wir auch nicht auf die gegenwärtige Trübsal, sondern auf den Nutzen des Kreuzes, was später folgt, unsere Augen richten.

12. Darum richtet wieder auf die lässigen Hände und die müden Knie.

Müden Knie: Dass ihr so kleinmütig und erschlagen seid über die Verfolgungen, die ihr bisher erduldet habt, sondern lasst euch wiederum ein Herz machen und einen guten Mut haben.

13. und tut gewissen Tritt mit euren Füßen, dass nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde {Spr 4v26}.

Gewissen Tritt: Wandelt im Glauben und Gehorsam des göttlichen Wortes, wie es sich gebührt, die sich zum Christentum bekennen.

Strauchle: Und nicht wankelmütig sind in dem Bekenntnis des Evangeliums, oder in der Belehrung.

Gesund werde: Das nicht aus Schwachheit etwas von euch geschieht, und begangen wird, dass nicht hätte sein sollen, dass verbessert und bringt zurecht, und befleißigt euch, dass ihr im wahren Glauben immer stärker werdet. Mit diesem Spruch lehrte Apostel, dass viele in den Verfolgungen matt werden, gleichwie die, welche vor Schreck kaum die Hände bewegen können, und empfinden, wie Ihnen die Knie zittern, dass sie kaum stehen können. Aber solche muss man aufmuntern, und ihnen zusprechen, das sie wiederum ein Herz fassen, und nicht um der Gefahr willen etwas tun, dass Christen Übel ansteht. Dass auch viele sich kleinmütig zeigen, und nicht so machen wie sie sollten, die muss man darum nicht verwerfen, sondern mit Trost und Ermahnungen wieder aufrichten und zurechtbringen. Denn hier greift das Sprichwort: Wer einmal flieht, der kann ein anderes Mal wieder kämpfen. Und Petrus, der Christus zuerst verleugnet, hat später mit seiner Marter Christus seinen Erlöser geehrt, und das Evangelium mit seinem Tod bestätigt.

14. Jagt nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen.

Jagt: Jetzt folgen andere besondere Lehren.

Dem Frieden: Denn es sollen die Christen fleißig sein, dass, so viel mit gutem Gewissen geschehen kann, sie mit allen Menschen friedlich leben, und allen Anlass zu Zank und Hader meiden {Röm 12}.

Herrn sehen: Denn die lasterhaften und unreinen Leute werden das Reich Gottes nicht erlangen, wenn sie nicht ernstlich Buße tun {1Kor 6}.

15. Und seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume, dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte, und viele durch dieselbe verunreinigt werden {5Mos 29v18};

Versäume: Und durch fleischlicher Sicherheit diese verlieren, auch also der erhofften Seligkeit verlustig werden. Denn wir sollen die Angebote der Gnade Gottes annehmen, und darauf achten, dass wir diese nicht wiederum verscherzen.

Bittere Wurzel: Dadurch in der Kirche die reine und gesunde Lehre verfälscht, Friede und Ruhe zerstört, und feindliches Zanken erregt werde, dass viele von der reinen Lehre abweichen und in einen Irrtum fallen. Denn der Satan nimmt jede Gelegenheit wahr, dass er falsche Lehrer in der Kirche ausgestreut. Diesen muss man widerstehen, und darauf achten, dass keine Irrtümer ausgebreitet, oder doch bald wiederum vertuscht werden.

16. dass nicht jemand sei ein Hurer oder ein Gottloser wie Esau, der um einer Speise willen seine Erstgeburt verkaufte {1Mos 25v33}.

Wie Esau: Der die Gottseligkeit nicht geachtet hat, und weder Gott noch die Eltern gescheut hat. Denn man findet leider auch unter den Christen solche ungezogenen und rohen Leute, welche, außer dem Namen nichts Christliches an sich haben. Solche sollten von der Kirche abgesondert werden, damit sie nicht Ärgernis darin anrichten, und andere mit sich verführen.

Erstgeburt: Die doch einen großen Vorzug vor anderen Brüdern hatte. Also verkauften die das Recht ihrer Erstgeburt, das ist, des Himmelreichs, welche die zeitlichen Wollüste dem Reiche Gottes vorziehen. Einer verkauft sein Teil des Himmelreiches um dieser Welt Güter. Ein anderer, um Ehre und Ruhm. Ein anderer, um Unzucht, und aber ein anderer um fressen und saufen. Aber wir sollen uns hüten, dass wir es soweit nicht kommen lassen.

17. Wisst aber, dass er hernach, da er den Segen ererben wollte, verworfen ist; denn er fand keinen Raum zur Buße, wiewohl er sie mit Tränen suchte.

Verworfen ist: Denn Gott durch des Isaaks Mund nicht den Esau, sondern den Jakob gesegnet {1Mos 27}.

Tränen suchte: Es hat aber Esau nicht rechtschaffene Buße getan. Denn als er den Segen verloren hatte, drohte er seinem Bruder Jakob mit dem Tod. So beklagen die Gottlosen ihr Unglück, nicht dass sie ihre Sünde oder Bosheit bereuen, oder dass es ihnen leid wäre, dass sie Gott beleidigt und erzürnt haben, sondern die Strafen fürchten sie, und verachten doch Gott daneben in ihrem Herzen, fahren auch weiter fort Böses zu tun. Solche bekommen die Verzeihung nicht, weil sie nicht mit Ernst nach Gott fragen. Darum steht von ihnen geschrieben: Sie rufen, aber da ist kein Helfer, zum Herrn, aber er antwortet ihnen nicht {Ps 18}. Welchen es aber von Herzen leid ist, dass sie Gott erzürnt haben, und nach der Gnade und Barmherzigkeit Gottes seufzen, und um Christi willen begehren von Gott zu Gnaden aufgenommen zu werden, die erlangen Gnade. Nach dem Spruch: Es wird Freude sein bei den Engeln Gottes, über einen Sünder der Buße tut {Lk 15}.

18. Denn ihr seid nicht kommen zu dem Berge, den man anrühren konnte, und mit Feuer brannte, noch zu dem Dunkel und Finsternis und Unwetter

19. noch zu dem Hall der Posaune und zur Stimme der Worte, welcher sich weigerten, die sie hörten, dass ihnen das Wort ja nicht gesagt würde

20. (denn sie mochten‘s nicht ertragen, was da gesagt ward. Und wenn ein Tier den Berg anrührte, sollte es gesteinigt oder mit einem Geschoß erschossen werden.

21. Und also erschrecklich war das Gesicht, dass Mose sprach: Ich bin erschrocken und zittere),

Und zittere: Diese Worte werden zwar (meines Wissens) im hebräischen Text nicht gelesen, werden aber aus den Umständen richtig vermutet. Denn weil alle Israeliter vor solchen schrecklichen Gesicht erschrocken und gezittert haben, so ist es ohne Zweifel, Mose hat sich auch entsetzt, denn er ist ein Mensch wie andere gewesen.

22. sondern ihr seid kommen zu dem Berge Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, zu dem himmlischen Jerusalem, und zu der Menge vieler tausend Engel

Kommen: Wie ihr zum Evangelium bekehrt worden seid.

Berge zieren: Und nicht zu einem schrecklichen Berg, wie er sich ansehen ließ, darauf das Gesetz gegeben wurde.

Himmlischen Jerusalem: Nämlich, zu der evangelischen Kirche Christi, darin die holdselige und angenehme Lehre des Evangeliums gepredigt wird.

Engel: Denn wo rechtschaffene Christen sind, das sind auch die heiligen Engel.

23. und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten

Angeschrieben sind: Dass sie die ewige und himmlische Erbschaft erlangen sollen, nämlich, die Auserwählten Gottes, denn das sind die rechten Erstgeborenen oder Erstlinge, denen Gott nicht nur zeitliche Güter gibt, die auch den Gottlosen widerfahren, sondern besonders die geistlichen Guttaten, als die zur himmlischen Freude versehen und verordnet sind, dass sie diese empfangen sollen.

Richter: Nämlich, zum Herrn Jesus Christus, welcher uns einmal richten wird die Lebendigen und die Toten, und die Ungläubigen verdammen, aber die Gläubigen ewig selig machen.

Gerechten: Die Gottseligen, die im Herrn entschlafen sind, zu denen werdet ihr auch kommen, wenn ihr aus diesem Leben abscheiden werdet.

24. und zu dem Mittler des Neuen Testaments, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das da besser redet denn Abels {1Mos 4 5 6 7 8 9 10}.

Jesus: Eurem Erlöser, den ihr mit Freuden anschauen werdet.

Denn Abels: Denn obwohl auch des Abels Blut die evangelische Verheißung von des Weibes Samen, welcher der Schlange den Kopf zertreten sollte, versiegelt und bestätigt hat. So bezeugt doch das Blut Christi, welches für uns vergossen ist, und damit wir durch den Glauben besprengt werden, viel heller und klarer, dass wir durch des Weibes Samen aus des Satans Gewalt erlöst sind. Weil demnach (wie die Apostel sagen) Gott der Herr im Neuen Testament mit der Lehre des Evangeliums euch nicht schreckt, sondern mit dieser lieblichen Predigt auf das freundlichste zu sich lockt, dass ihr Bürger der Kirche, Mitgesellen der heiligen Engel, und Erben der ewigen Güter werdet, so sollt ihr umso mehr fleißig sein, dass ihr für solche große Gnade, Freundlichkeit und wunderbaren Leutseligkeit des allmächtigen Gottes gegen euch, eure Dankbarkeit erklärt. Denn je freundlicher und lieblicher der himmlische Vater mit uns handelt, je größeren Eifer wir haben sollen, dass wir uns dankbar gegen ihm erzeigen. Wir sind aber dankbar, wenn wir ihn vor der Welt standhaft bekennen, seinem Willen gehorchen und mit Fleiß vermeiden, was ihm zuwider ist, dagegen aber tun, was ihm angenehm ist, und endlich um seiner Willen alles Widerwärtige mit Geduld leiden.

25. Seht zu, dass ihr euch des nicht weigert, der da redet! Denn jene nicht entflohen sind, die sich weigerten, da er auf Erden redete, viel weniger wir, so wir uns des weigern, der vom Himmel redet,

Seht zu: Der Apostel bringt noch einen anderen Grund vor, damit er uns ermahnt, dass sie im Gehorsam beständig bleiben sollen.

Redet: Mit euch, nämlich Gott, durch seinen eingeborenen Sohn.

Wir: Werden der Strafen erwarten, wo wir Christus nicht hören wollen.

Himmel redet: Es wird aber von Christus gesagt, dass er vom Himmel mit uns redet, weil er, als der Sohn Gottes, vom Himmel gekommen, und Mensch geworden ist, auch den gnädigen Willen seines himmlischen Vaters uns geoffenbart hat. Darum sündigen die viel schwerer, welche das Evangelium Christi verachten, als die das Gesetz Mose übertreten.

26. welches Stimme zu der Zeit die Erde bewegte. Nun aber verheißt er und spricht: Noch einmal will ich bewegen nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.

Welche Stimme: Nämlich, des Sohnes Gottes, als das Gesetz auf dem Berge Horeb verkündigt wurde.

Verheißt er: Gott, in der Weissagung des Propheten Haggai (Kapitel 2) nach der Babylonischen Gefangenschaft, dass die Erde noch einmal bewegt werden soll, aber zu einer anderen Zeit, auf eine andere Weise und zu einem anderen Ende. Obwohl nun der Prophet Haggai mit seiner Weissagung sieht auf die große Unruhe und Kriege der Völker, damit die Welt vor der Zukunft und Menschwerdung des Sohnes Gottes rumoren würde. Jedoch so zwingt der Apostel aus dieser Weissagung auch noch etwas anderes. Nämlich, wie das levitische zeitliche Priestertum und israelitische Königreich vergehen und aufhören wird, damit das ewige Priestertum und Reich Christi angerichtet würde.

27. Aber solches »Noch einmal« zeigt an, dass das Bewegliche soll verändert werden, als das gemacht ist, auf dass da bleibe das Unbewegliche.

Bewegliche: Nämlich, der levitische Gottesdienst, welche in der beweglichen Hütte angefangen und aufgerichtet wurde, sollte aufhören.

Gemacht ist: Das nunmehr erfüllt wurde, und sein Ende erreicht. (Nach Luther) Nämlich, mit Händen. Er meint die Hütte Mose.

Bleibe: Denn die Kraft des Verdienstes und Priesteramtes dauert in alle Ewigkeit. Und welche dem Evangelium Christi glauben, die bekommen durch die Guttaten des Priestertums Christi Vergebung aller ihre Sünden, und werden des Himmelreiches teilhaftig, welches in Ewigkeit dauern wird.

28. Darum, dieweil wir empfangen ein unbeweglich Reich, haben wir Gnade, durch welche wir sollen Gott dienen, ihm zu gefallen, mit Zucht und Furcht.

Reich: Auf welche vollkommene Offenbarung und Besitz wir in der Hoffnung warten.

Gnade: Dass wir Gott dem Herrn angenehme und liebe Kinder sind.

29. Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer {5Mos 9v3}.

Verzehrendes Feuer: Wie Moses {5Mos 4} bezeugt, dass er mit einem brennenden Eifer die Verächter seines Wortes verfolgt, bis sie von der Erde vertilgt sind. Hier hört man, dass die Hoffnung des ewigen Lebens und des Himmelreiches keine rohen Leute macht, sondern vielmehr reizt zum wahren Gottesdienst und zu guten Werken. Auch kann man vernehmen, dass man Gott mit Zucht und Furcht dienen soll, und seine Gebote nicht verachten, weil er die Verächter seines Wortes nicht ungestraft lässt. Das aber Gott ein verzehrendes Feuer genannt wird, ist nicht so zu verstehen, dass von solcher Bedrohung unser Glaube oder Hoffnung einen Anstoß leiden sollte, sondern dass uns die Schlafsucht und fleischliche Sicherheit vertrieben wird. Denn etliche Christen übertreten die Gebote Gottes mit solcher Sicherheit, und machen einen Scherz, als wenn kein Rächer mehr in der Welt wäre: Diese sollen wissen, dass ihnen Gott ein verzehrendes Feuer sein wird, wenn sie nicht ernstliche Buße tun. Welche aber von Herzen und wahrhaftige Buße tun, die nimmt Gott der Herr, als ein gnädiger Vater, zu Gnaden auf, deckt ihre ganzen Sünden zu, und vergibt sie {Ps 32 Lk 15}.


Das 13. Kapitel

  • Der Apostel ermahnt die Christen zur Gottseligkeit, liebe und anderen christlichen Tugenden. Besonders aber erinnert er sie der Standhaftigkeit. Erzählt danach die Opfer des Neuen Testamentes. Und will, dass man den Predigen des Evangeliums Gehör geben soll. Beschließt endlich die Epistel mit Grüßen.

1. Bleibt fest in der brüderlichen Liebe {Röm 12v10 2Petr 1v7}.

Bleibt: In diesem Kapitel werden viele und nützliche Lehren vorgebracht, damit die Christen erinnert werden, dass sie solcher Tugenden befleißigen sollen, die ihrem Beruf gut ausrichten.

Liebe: Dass sie nicht getrennt oder vertrieben werden. Diese Erinnerung ist sehr nötig zu unseren letzten Zeiten, in welchen, nach der Weissagung Christi, die Liebe in vielen Herzen erkaltet. Denn viele lassen sich durch die Gefahr oder Nachteile und Schaden, so ihnen entsteht, oder auch durch den Menschen Ungerechtigkeit und unter bewegen, dass sie die brüderliche Liebe aus dem Sinn schlagen. Aber soll die Liebe bei uns bleiben, und sollen wir nicht müde werden Gutes zu tun. Denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne aufhören {Gal 6}. Nämlich, die ewige Belohnung, derer wir, als einer herrlichen Frucht genießen werden.

2. Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn durch dasselbe haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.

Engel beherbergt: Als Abraham, da die Engel zu ihm kamen, und er meinte, es wären fremde Wandersleute, nahm er sie freundlich auf {1Mos 18}. Genauso tat es auch Lot, der auch die Engel, welche er für fremde Leute hielt, bei ihm einkehrten {1Mos 19}. Obwohl nun heutigen Tages bei uns in Deutschland hin und wieder öffentliche und ehrliche Wirtshäuser (Hotels) sind, in denen die Gäste einkehren können, und der Welt vielfältige verkehrte Wesen uns dahin bringen, dass wir nicht aus Unvorsichtigkeit unbekannte Leute in unsere Behausung aufnehmen. So soll man jedoch den Armen und Dürftigen mit Wegegeld weiterhelfen, dass sie in einem Wirtshaus (Hotel) Platz und Unterschlupf haben können. Daneben sollen auch die Gelegenheiten und Umstände frommer Leute uns dahin bewegen, dass sie bedrängte Leute, besonders die vertrieben, und um der Religion willen verjagt sind, zur Herberge aufnehmen. Die Belohnung aber dieser Tugend, der Gastfreiheit, sollen wir von Christus gegenwärtig sein, der gesagt hat: Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt {Mt 25}.

3. Gedenkt der Gebundenen als die Mitgebundenen und derer, die Trübsal leiden, als die ihr auch noch im Leibe lebt.

Gebundenen: Welche um der christlichen Religion willen gefangen gehalten werden, und befleißigt euch, ihr Elend zu lindern, so viel ihr immer könnt.

Mitgebundenen: Denn aus christlicher Liebe sollen wir anderer Leute Trübsal als unser eigen halten und nicht nur im Kopf ihrer bedenken, sondern mit einer herzlichen Zuneigung, inbrünstigem Gebet und gutem Willen den Bekennern Christi mit Hilfe beistehen.

Leibe lebt: Und darum vielerlei Trübsal in diesem Leben unterworfen sind. Darum sollen wir uns zu Gemüte führen, dass, weil wir noch in diesem sterblichem Leibe leben, eben der gleichen Unfälle uns begegnen können, damit wir andere sehen die beladen sind. Und sollen ein Mitleiden mit Ihnen haben, auf dass auch, wenn es die Not erfordert, sie sich über uns erbarmen. Denn alles (spricht Christus) was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch {Mt 7}.

4. Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen und das Ehebett unbefleckt; die Hurer aber und Ehebrecher wird Gott richten.

Bei allen: Dass jedermann heilig, unsträflich und ehrlich im Ehestand lebt, welches, wie es zu verstehen ist, in den folgenden Worten deutlich erklärt wird.

Unbefleckt: Und mit keinem Ehebruch verunreinigt werde.

Richten: Und ernstlich strafen. Damit man sich von der Hurerei leichter enthalten kann, soll man den Ehestand, als eine Arznei dagegen gebrauchen. Im Ehestand aber soll der Mann dem Weibe, und das Weib dem Mann die eheliche Treue halten. Denn die Hurerei und der Ehebruch werden auch in diesem Leben von Gott gestraft (wenngleich die Obrigkeit auch durch die Finger sieht) mit schrecklichen Krankheiten des Leibes, Schande und Armut. Im anderen Leben aber werden solche Laster mit der ewigen Verdammnis gestraft werden. Lasst euch nicht verführen (spricht Paulus) weder die Hurer, noch die Abgöttischen, noch die Ehebrecher, noch die Weichlinge, noch die Knabenständer, noch die Diebe, noch die geizigen, noch die Trunkenbolde, noch die Lästerer, noch die Räuber, werden das Reich Gottes ererben {1Kor 6v9 v10}.

5. Der Wandel sei ohne Geiz; und lasst euch begnügen an dem, was da ist. Denn er hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen,

Da ist: Und trachtet nicht danach, wie ihr nur aus Geiz viele Güter könnt zusammenbringen. Denn die Geizigen sündigen auf zweierlei Weise: Wo man ausgeben soll, da tun sie es nicht, und halten an sich, begehren weder dem Nächsten zu helfen, noch Gottes Ehre zu befördern, weil sie das Geld zu lieb haben, und ihre Güter mit Recht und Unrecht zu mehren sich befleißigen. Welche aber reich werden wollen (spricht Paulus) die fallen in Versuchung und Stricke (des Teufels) und viel törichter und schädlicher Lüste, welche bringen die Menschen in das Verderben und Verdammnis. Denn Geiz ist eine Wurzel allen Übels {1Tim 6}.

Denn: Auf dass wir nicht fürchten, wir möchten des Hunger sterben, wo wir nicht nach dem Beispiel dieser Welt dem Geiz nachlaufen, so setzt der Apostel einen Trost hinzu aus dem Worte Gottes {Jos 1}. Und obwohl dieses Wort nur zu Josua geredet wurde, so gehen sie doch alle Frommen auch an, welche Gott ebenso wenig verlassen will. Darum sollen wir zu seiner väterlichen Fürsorge und Güte alles Gute uns erhoffen. Denn der himmlische Vater weiß, dass wir Nahrung Und Kleider bedürfen {Mt 6}.

6. also dass wir dürfen sagen: Der Herr ist mein Helfer, und will mich nicht fürchten; was sollte mir ein Mensch tun?

Sagen: Mit David aus dem 56. und 118. Psalm. Und uns auf Gottes gnädige Güte verlassen, dass wir nicht allein in der Sorge der Nahrung, und Kleidung, sondern auch in aller anderen Gefahr unser Vertrauen auf ihn setzen. Denn wer wollte dem Schaden können, welche Gott in seinen väterlichen Schutz nimmt. Weil auch die Haare auf unserem Kopf gezielt sind {Mt 10}. Darum sollen wir in unserem Beruf tapfer fortfahren, und durch keinen Nachteil oder Gefahr uns davon abtreiben lassen.

7. Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach.

Gedenkt: Siehe derjenigen Beispiele an, welche euch das Evangelium von Christus gepredigt haben, und denn solchem Bekenntnis, wie auch im unsträflichen Wandel, dazu unter grausamer Marter, bis an ihrem letzten Seufzen standhaft geblieben sind, derselben rechtschaffenen und beständigen Glauben sollt ihr euch befleißigen nachzufolgen. Dieser Spruch lehrt, wie man die Heiligen, so in Gott entschlafen sind, ehren soll. Man soll sie aber nicht anrufen, auch nicht mit Bildern oder Gaben verehren, sondern ihren Glauben an Christus, und Liebe gegen den Nächsten, samt der Geduld und Standhaftigkeit, Trübsalen und Verfolgungen soll man von ihnen lernen, das ist der rechte Dienst an den Heiligen.

8. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

In Ewigkeit: Diesen Trost streut der Apostel mit hinein, auf dass wir nicht meinen, das Evangelium Christi werde durch der Tyrannen Grausamkeit unterdrückt und vertilgt werden. Denn Christus, der Sohn Gottes, welcher nach seiner Gottheit von Ewigkeit her gewesen ist, und noch heutigen Tages, auch als ein Mensch lebt und regiert zur Rechten Gottes, dazu in alle Ewigkeit leben und beherrschen wird, der wird das Licht seines Evangeliums nicht verlöschen lassen, obgleich alle Tyrannen darüber sollten unsinnig werden, und vor Zorn zerbersten. Denn Christus bleibt mit seinem Evangelium. Die Tyrannen aber fahren mit dem Teufel zur Hölle.

9. Lasst euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben; denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisen, davon keinen Nutzen haben, so damit umgehen.

Lasst: Der Apostel tut eine ernstliche Ermahnung hinzu, und warnt die Hebräer, dass sie sich vor falschen Lehren hüten sollen.

Umtreiben: Darum achtet auf der Menschen Lehren und Gebote nicht, welche vom Unterschied der Speise und dergleichen Sachen handeln, die durch das Evangelium längst aufgehoben wurden. Denn wenn man gleich solche Menschensatzungen hält, so wird doch das Herz dadurch nicht versichert, dass es vor dem Gericht Gottes mit solchen Sachen bestehen könnte. Sondern wenn man die Gnade Gottes mit Glauben ergreift, so macht sie eines Menschen Gewissen ruhig, dass es vor dem Gericht Gottes bestehen kann. Wenn denn die levitischen Satzungen, da man diese gleich gehalten, die Gewissen nicht befriedigen konnten, so werden uns die Menschensatzungen im Papsttum viel weniger helfen können, dass sie die Herzen der Menschen von der Gnade Gottes versichern möchten. Daher ist es kein Wunder, dass die Katholiken lehren, es müsse ein Mensch zweifeln, ob man bei Gott in Gnaden sei, diese päpstliche Lehre vom Zweifel macht den Weg zur Verzweiflung.

10. Wir haben einen Altar, davon nicht Macht haben zu essen, die der Hütte pflegen.

Wir haben: Das will so viel sagen: Die levitischen Satzungen, darauf die falschen Apostel dringen, welche das Gesetz und Evangelium durcheinander werfen, können den Menschen von Sünde nicht rein machen, darum sie zur Befriedigung des Gewissens nicht nutzen. Denn allein Christus ist die wahre Belohnung für die Sünden der ganzen Welt {1Joh 2}. Derselbe ist durch die Opfer des Alten Testamentes, welche entweder für eines Menschen, oder auch des ganzen Volkes Sünden geopfert wurden, abgebildet wurden. Solcher Opfer Blut war gesprengt und vergossen, und ein Teil auf dem Alter verbrannt: Aber das andere alles, was übrig war, wurde aus dem Lager getragen, und dort verbrannt {3Mos 4}. Darum auch Christus, damit die Sache mit dem Ebenbild übereinstimme, nicht in der Stadt Jerusalem sterben wollte, sondern außerhalb dieser Stadt, gleichwie als aus dem Lager, den Tod gelitten, an einem verachteten Ort, nämlich an der Schädelstätte, da man die Übeltäter zu richten pflegte. Und hatten die Priester, welche in der Hütte dienten, an solchen levitischen Versöhnungsopfern kein Teil. Denn es wurde ganz verbrannt, wie oben angezeigt. Darum hat allein das Opfer Christi, welches er außerhalb der Stadt am Kreuz verrichtet, uns rein gemacht von allen Sünden {1Joh 1}. Aber alle unsere Werke, gleichwie sie auch Namen haben mögen, können die Gewissen der Menschen, gegen die Anklage des Gesetzes, nicht befreien. Darum mögen diejenigen, welche sich auf ihre Werke, und besonders auf die Menschensatzungen verlassen, nie ein ruhiges Gewissen haben.

11. Denn welcher Tiere Blut getragen wird durch den Hohepriester in das Heilige für die Sünde, derselben Leichname werden verbrannt außer dem Lager {3Mos 4v5 6v30 16v27}.

12. Darum auch Jesus, auf dass er heiligte das Volk durch sein eigen Blut, hat er gelitten außen vor dem Tor.

13. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen außer dem Lager und seine Schmach tragen.

So: Weil die reinen Lehrer und Zuhörer des Evangeliums von wegen der vorgesetzten gottseligen Lehre von den falschen Aposteln und Juden geplagt wurden, Verfolgung gelitten, und mit Verleumdungen und Lästerungen beschwert wurden, so bringt der Apostel eben von diesem Opfer Christi, dass er außer der Stadt Jerusalem an einem schrecklichen Ort verrichtet hat, einen Trost und eine herzliche Ermahnung vor, dass wir um Christi willen, die Schmach, so uns aufgelegt wird, geduldig leiden sollen. Als wollte er sprechen: Weil Christus nicht nur außerhalb der Stadt an einen abscheulichen Ort gelitten, sondern auch dort von den Hohepriestern und anderen, mit Schmachworten angegriffen wurde, bereits am Kreuz gehangen hat. So sollen wir uns der Schmach nicht schämen, die um Christi willen leiden, sondern es soll ein jeder sein Kreuz auf sich nehmen, und es Christus nachtragen. Denn der Jünger ist nicht über sein Meister. Obwohl nun Christus aus der Stadt gegangen ist, so lasst uns auch hinausgehen, das ist, wir sollen uns erinnern, dass wir keine bleibende Stadt oder Ort auf dieser Welt haben: Denn wir das rechte Vaterland nicht bewohnen, sondern suchen es erst. Darum sollen wir die widerwärtigen Zufälle in der Welt, als im Jammertal, oder in einer schlechten Herberge geduldig tragen, und unser Herz nicht an weltliche Sachen hängen.

14. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir {Ps 39v14 Hebr 2v10 v14 v16}.

15. So lasst uns nun opfern durch ihn das Lobopfer Gott immer, das ist, die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen {Ps 50v23 116v17 14v3}.

Opfern: Denn wenn jemand fragen wollte, ob die Christen im Neuen Testament gar keine Opfer hätten, die sie Gott opfern, und ihm damit dienen könnten, weil durch das Opfer Christi, welches er einmal am Kreuz verrichtet hat, die levitischen Opfer und Satzungen aufgehoben wurden? So zeigte Apostel an, was die Christen für Opfer tun sollen. Nämlich, sie sollen Dank opfern und Lobopfer bringen, nicht zwar ihre oder andere Leute Sünde damit büßen, sondern dass sie sich dankbar gegen Gott erzeigen für seine göttlichen Wohltaten. Solche Opfer sind das Bekenntnis des Evangeliums Christi vor der Welt, rufen und preisen des göttlichen Namens. Darum, wenn die Christen ihrem Erlöser Christus lobsingen, so sind alle vor Gott Priester, und Opfern geistlicher Opfer zum süßen und lieblichen Geruch. Denn diese sind durch den Glauben an Christus Gott angenehm. Von solcher Art der Opfer redet auch David, da er sagt: Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied, und will ihn hoch ehren mit Dank. Das wird dem Herrn sehr gefallen, mehr als ein Tier das Hörner und Klauen hat {Ps 69}.

16. Wohlzutun und mitzuteilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott wohl {Röm 12v13 Phil 4v18}.

Wohl: Jetzt folgt eine andere Art der Opfer im Neuen Testament, welche zur Dankbarkeit geopfert werden.

Gott wohl: Wer sich aus wahrem Glauben um Christi willen sich wohltätig gegen seinem Nächsten Zeit, der opfert Gott so oft ein angenehmes Opfer, als er auf dem Nächsten ein Werk der Liebe erzeigt: Also dass Christus an jenem Tage sagen wird: Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist {Mt 25}. Auf diese Opfer sollten die Katholiken dringen, und nicht auf das Messopfer, welches heutigen Tages den einzigen Opfer Christi zur Schmach im Papsttum für die Sünden der lebendigen und der Toten aufgeopfert wird.

17. Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen; denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen, auf dass sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das ist euch nicht gut.

Lehrern: Die euch in der wahren Religion recht unterrichten, und euren Wandel regieren.

Geben sollen: Darum sollen die Kirchendiener, damit sie in ihrem Amt nicht fahrlässig sind, sondern sich erinnern, wie sie einmal den Hohepriester Christus Rechenschaft geben müssen für die Seele, welche durch ihre Unachtsamkeit ins Verderben gerät.

Tun: Und willig sind zu verrichten, was ihr Amt ausweist.

Mit Seufzen: Was geschieht, wenn die Zuhörer auf ihre treuen Ermahnungen sich nicht bessern wollen.

Nicht gut: Und wird es den Zuhörern übel geschehen, welche sich so verhalten, dass die Prediger über ihre Bosheit seufzen müssen. Denn welche mit den treuen Dienern des Evangeliums unfreundlich umgehen, oder ihre Erinnerungen, aus Mutwillen und vorsätzlicher Widerspenstigkeit nicht annehmen wollen, die sündigen schwer gegen Gott. Nach dem Spruch Christi: Wer euch verachtet, der verachtet mich {Lk 10}. Und bewegen solche undankbaren und halsstarrigen Zuhörer Gott den Herrn zum Zorn, dass er reine und getreue Herren von ihnen nimmt, und gibt Ihnen aus seinem gerechten Zorn Mietlinge und Verführer, durch welcher Fahrlässigkeit und Untreue sie ins Verderben geraten.

18. Betet für uns! Unser Trost ist der, dass wir ein gut Gewissen haben und fleißigen uns, guten Wandel zu führen bei allen {Apg 23v1}.

Für uns: Das uns Gott erhalte und beschütze.

Gewissen haben: Vor Gott und euch. Denn wir hoffen, dass es nicht allein Gott, sondern auch euch bekannt ist, wie wir mit gutem und reinem Gewissen in allem unserem Tun das suchen, dass wir recht und gottselig handeln mögen. Darum ist es richtig, dass ihr für solche treuen Hirten betet. Denn die Kirche soll mit ihrem christlichen Gebet zu Gott ihrem Seelsorger immer gedenken, auf dass sie von Gott geleitet und geschützt werden.

19. Ich ermahne euch aber zum Überfluss, solches zu tun, auf dass ich aufs schnellste wieder zu euch komme.

Komme: Wenn ihr fleißig Gott für mich bittet, dass ich nach seinem gnädigen Willen auf das Beste mich wiederum zu euch gesellen kann. Diese Worte sind ohne Zweifel von vielen so verstanden worden, als wären sie von dem Apostel Paulus geredet, da er zu Rom gefangen gehalten wurde. Darum schreibt man ihm diese Epistel zu. Aber ist kein Zweifel, dass nicht allein Paulus, sondern auch andere Apostel, wie Barrabas, Timotheus und andere mehr, um des Evangeliums willen, im Gefängnis waren. Denn die Verfolgungen waren damals üblich. Es tun aber die recht, welche die Fürbitte für die Kirchendiener begehren, damit ihre Trübsal gemildert werde.

20. Gott aber des Friedens, der von den Toten ausgeführt hat den großen Hirten der Schafe durch das Blut des ewigen Testaments, unsern Herrn Jesum,

Gott: Der Apostel setzt einen gottseligen Wunsch hinzu, für die Wohlfahrt der Kirche, an welche er diese Epistel geschrieben hat, als wollte er sagen: Der gnädige und gütige Gott, welcher mit dem menschlichen Geschlecht wiederum versöhnt wurde durch das Leiden Christi, den er vom Tode wieder hervorgebracht hat. Welcher auch die Schafe des obersten Hirten Christi vom Tode wiederum ausführen wird, in Kraft des Testamentes oder ewigen Bundes, der mit dem Blut Christi bestätigt ist: Dieser gütige Gott will mit seinem Heiligen Geist euch von Tag zu Tag erneuern, auf dass ihr in allen guten Werken euch tapfer brauchen lasst, und nach seinem Allerheiligsten Willen lebt, damit ihr tun möchtet, was ihm angenehm ist um des Mittlers Christi willen, an den ihr glaubt. Welcher euer Erlöser, von wegen der großen Guttaten, die er euch erzeigt hat, zu loben und zu preisen in alle Ewigkeit. Wenn denn Gott ein Geist des Friedens ist, so soll man es nicht so halten, dass er mit uns, die wir an seinen eingeborenen Sohn Jesum Christus glauben, zürnt: Hat er unseren obersten Hirten von den Toten wieder herausgeführt, so wird er auch uns aus dem Tode wiederum erwecken, auf dass wir bei unserem Hirten sind und bleiben mögen immer und ewig {Joh 14}. Es ist das Testament Christi, welches allen bußfertigen Sündern die Vergebung ihrer Sünden anbietet, ewig, so werden wir gewiss Vergebung der Sünden bekommen, in Kraft dieses Testamentes, so oft wir wahrhaftig Buße tun: Sollen wir wieder erneuert werden, auf dass wir können Gutes wirken, so ist offenbar, dass wir aus unseren Kräften nicht Vermögen rechtschaffene gute Werke zu tun, sondern Gott muss sie durch uns tun: Gefallen unsere Werke um Christi willen Gott wohl, so gefallen ihm gewiss die guten Werken nicht, welche ohne Glauben an Christus geschehen. Darum sie auch das ewige Leben nicht verdienen können.

21. der mache euch fertig in allem guten Werk, zu tun seinen Willen, und schaffe in euch, was vor ihm gefällig ist, durch Jesum Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

22. Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, haltet das Wort der Ermahnung zugute; denn ich habe euch kurz geschrieben.

Zugute: Nehmt meine Erinnerung für gut auf.

Kurz geschrieben: Nur die wichtigsten Sachen, es gibt aber eine Menge mehr, daran man euch erinnern möchte. Aber ich habe euch nicht alles schreiben wollen, damit ich euch nicht zu sehr lästig bin. Hier sollen die Kirchendiener beachten, wie höflich dieser Apostel mit seinen Zuhörern umgeht, und von ihm eine solche Freundlichkeit und Bescheidenheit lernen: Auch sollen sie im Lehren und Ermahnen sich so kurz wie möglich fassen. Doch soll deutlich sein, und einen Nachdruck haben, was sie vorbringen. Denn zu lange Predigten schaffen selten viel. Gleichwie auch weitläufige Schriften entweder ganz verworfen werden, oder mit Verdruss gelesen werden. Die Zuhörer sollen die Ermahnungen der Kirchendiener, wenn sie auch etwas scharf und herb sind, ohne murren annehmen und denselben nachfolgen.

23. Wisst, dass der Bruder Timotheus wieder ledig ist, mit welchem, so er bald kommt, will ich euch sehen.

Ledig ist: Aus dem Gefängnis, und freut euch deshalb mit mir. Denn Gott mildert der Frommen Trübsal, dass sie den Lauf ihres Berufes vollenden können.

Euch sehen: Wenn es Gott gefällt, dass ich den Zustand eurer Kirche gegenwärtig erfahre. Denn die Kirchen bedürfen einer fleißigen Pflege, damit sie gut bestellt sind, damit auch nicht durch einen Sauerteig falscher Lehre oder eines verkehrten Wandels verdorben werden.

24. Grüßt alle eure Lehrer und alle Heiligen. Es grüßen euch die Brüder aus Italien.

Lehrer: Die euch mit Lehren und Ermahnen vorstehen.

Heiligen: Es sind aber Heilige, alle die an Christus glauben, die mit dem Blut Christi gereinigt, und von dem Heiligen Geist geheiligt werden.

Aus Italien: Es ist aber kein Zweifel, dass neben und nach Paulus auch andere apostolische Männer in Italien das Evangelium Christi gelehrt und gepredigt haben. Denn Gott sammelt aus mancherlei Völkern Christo eine Kirche.

25. Die Gnade sei mit euch allen! Amen.

Euch allen: Wir können uns aber alle nichts Heilsameres wünschen, als dass Gott mit seiner väterlichen Güte bei uns bleibe, welches um unseres Mittlers Christi willen geschieht: Dem samt der Vater und Heiligem Geist sei Lob, Ehre und Preis, in alle Ewigkeit, Amen.

Geschrieben aus Italien durch Timotheus.

Durch Timotheus: Darum ist Timotheus zu diesem Apostel nach Italien gekommen, ehe denn diese Epistel in das jüdische Land geschickt wurde. Und hat der Apostel seine Meinung von der vorgenommenen Reise geändert. Denn ein Mensch nimmt sich wohl etwas vor. Aber Gott richtet es, dahin er will. Darum sollen wir unser ganzes Tun und Lassen Gott dem Herrn übergeben. Dass er es richte zu seines Namens Ehre, und unsere samt anderer Leute Wohlfahrt.