Bibel-Kommentar: Das erste Buch Samuel


Das 1. Kapitel

  • Hanna, des El Kana Weib, wird von desselben anderen Weibe von wegen ihrer Unfruchtbarkeit verachtet und verlacht. v. 1.
  • Darauf klagt sie in der Stiftshütte Gott ihr Elend mit einem inbrünstigen Gebet und tut ein Gelübde, wenn sie einen Sohn gebäre, so wolle sie denselben ganz und gar zum Gottesdienst übergeben. v. 9.
  • Der Priester Eli misst ihr zu, dass sie betrunken sei: Da er aber ihre Entschuldigung hörte, segnet er sie. v. 12.
  • Welche danach den Samuel gebiert: Und nachdem sie ihn entwöhnt, heiligt sie ihn zum Gottesdienst. v. 19.

1. Es war ein Mann von Ramathaim-Zophim, vom Gebirge Ephraim, der hieß Elkana, ein Sohn Jerohams, des Sohnes Elihus, des Sohnes Thohus, des Sohnes Zuphs, welcher von Ephrath war.

Es war: Da der Heilige Geist des Propheten Samuels Leben und Taten beschreiben will, so erzählt er zuvor eines solchen vortrefflichen Mannes Geburt und Geschlechter-Register.

Ramathaim: Was diese Stadt sonst für einen Namen gehabt hat, ist ungewiss. Es wäre denn vielleicht Ramath, da der Prophet Samuel später seine Wohnung hatte {1Sam 7}, welches auch bald später aus diesem Kapitel abzunehmen ist, da sie Ramath genannt wird. Das sie aber auf dem Gebirge Ephraim gelegen, ist daraus zu sehen, weil gesagt wird, das Samuels Vater auf dem Gebirge Ephraim daheim gewesen sei.

Ephrath: d. i. Derselbe Zuph hat im Stamm Ephraim gewohnt, ob er wohl seines Herkommens ein 3. Mose war, wie das 1. Buch der Chron. Kapitel 7. klar ausweist. Ist deswegen Samuel aus dem levitischen Stamm gebürtig gewesen, von welchem Moses zuvor verkündigt hatte, dass vortreffliche Männer und Lehrer des Volkes Gottes aus demselben entspringen würden {5Mos 33}. (Denn die Verheißungen Gottes sind wahrhaftig.)

2. Und er hatte zwei Weiber; eine hieß Hanna, die andere Peninna. Peninna aber hatte Kinder, und Hanna hatte keine Kinder.

Er: Nämlich Elkana, der später den Samuel gezeugt.

Weiber: Nämlich auf einmal und zugleich. (Denn Gott sah damals mit den Altvätern, indem sie viele Weiber zugleich zur Ehe nahmen, durch die Finger, und duldete es bis zu der Zukunft Christi. Weil die Verheißung von der Vermehrung und Ausbreitung dieses Volkes so lange gewährt hat, bis durch das Evangelium Christi, nachdem es in der ganzen Welt erschollen, dem Abraham vielmehr geistliche, als fleischliche Kinder durch den Glauben geboren worden {Röm 4}. Darum von der Zeit an, das vorige geduldete, viele Weiber nehmen, Recht wieder aufgehoben ist. Und steht heutigentags niemand frei, dass er viele Weiber zugleich haben möge.)

Keine: Weil sie unfruchtbar war, wie später angezeigt wird.

3. Und derselbe Mann ging hinauf von seiner Stadt zu seiner Zeit, dass er anbetete und opferte dem Herrn Zebaoth zu Silo. dort waren aber Priester des Herrn Hophni und Pinehas, die zwei Söhne Elis.

Zeit: d. i. Er ging zwar dreimal im Jahr zu der Stiftshütte, nämlich an den hohen Festen, der Ostern, Pfingsten und Laubhütten, mit dem das Fest der Versöhnung eingerechnet wurde, von welchen im Gesetz ausdrücklich geboten war, dass auf die selbigen Festtage alle israelitischen Mannsbilder an dem Ort, welchen Gott zu seinem Gottesdienste erwählen würde, erscheinen sollten {2Mos 23} und an anderen Orten mehr. Aber des Jahres einmal nahm er sein Personal mit sich, wie später gemeldet wird, und sieht es ihm gleich, als sei es aufs Osterfest geschehen.

Opfer: Denn die Väter stärkten ihren Glauben unter dem Gesetz mit den Opfern, durch welche der Tod Christi vorgebildet wurde. (Und will uns gebühren, dass wir heutigentags zur Anhörung des Wortes Gottes und zum Brauch des Abendmahls unseren Glauben dadurch zu stärken, oft und fleißig zusammen kommen.)

Zebaoth: heißt auf Deutsch so viel, als der Heerscharen, weil alle Kreaturen ihm auf den Dienst warten und gleichsam als in seinem Kriegslager unter ihm zu Felde liegen.

Silo: An welchem Ort damals die Hütte des Stifts war.

Söhne: Welche, was sie für böse Buben gewesen, wir später hören werden: Jetzt wird nur allein schlecht ihrer Namen gedacht, auf dass man wissen könne, zu welcher Zeit Samuel sei geboren worden.

4. Da es nun eines Tages kam, dass Elkana opferte, gab er seinem Weibe Peninna und allen ihren Söhnen und Töchtern Stücke.

Opferte: Nämlich Gott, durch die Hand des Priesters und nach verrichtetem Opfer ein ehrliches Gastmahl hielte mit seinem Personal, wie zur selben Zeit gebräuchlich war.

Stücke: So von dem Opfer übergebleiben waren. Denn etliche Opfer worden nicht allerdings verbrannt, sondern es kam ein gutes Teil davon dem Hausvater wieder zunutze, der das Opfer zu der Hütte des Stifts gebracht hatte, von welchen übergebliebenen Stücken später ein ehrliches und fröhliches Gastmahl gehalten wurde. (Und hatte er sein Personal mit sich genommen, dass sie dem Gottesdienst auch beiwohnen könnten. Denn das steht einem frommen und gottseligen Hausvater zu und ist sein Amt.)

5. Aber Hanna gab er ein Stück traurig; denn er hatte Hanna lieb; aber der Herr hatte ihren Leib verschlossen.

Traurig: Darum, dass in Austeilung der Stücke ihr nur ein Teil gebührte, weil sie keine Kinder hatte, denen man auch hätte ihren Teil geben können, deswegen hatte der Mann ein Mitleiden mit ihr.

Verschlossen: Das ist: Er hatte sie nicht fruchtbar gemacht. (Ist deswegen die Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit von Gott, der Menschen Kräfte und Beschaffenheit der Naturen, sein gleichwie sie wollen.)

6. Und ihre Widerwärtige betrübte sie und trotzte ihr sehr, dass der Herr ihren Leib verschlossen hätte.

Widerwärtige: Nämlich die Peninna, welche ihr ihre Unfruchtbarkeit mit vielen Schmachworten vorwarf und hochmütig war.

7. Also ging es alle Jahre, wenn sie hinaufzog zu des Herrn Haus, und betrübte sie also; so weinte sie dann und aß nichts.

Zog: Nämlich die Hanna mit ihrem Ehemann.

Hause: Nämlich zu der Hütte des Stifts.

Betrübt: Nämlich die Peninna schmähte und Hanna, eben zur selben Zeit, da das ganze Personal in Einigkeit und Friede hätte sollen lustig und fröhlich sein, dadurch sie derselben Freude in Leid und Traurigkeit verkehrte. (Denn die Unfruchtbarkeit wurde von den Heiligen Vätern für eine Schmach und etlichermaßen für einen Fluch gerechnet, welche jetziger Zeit, von wegen des Unglaubens, für eine göttliche Wohltat von vielen geachtet wird. Es sollen aber fromme und gottselige Weiber sich hüten, dass sie nicht, nach der Peninna Beispiel, mit ihren Gaben stolzieren und um derselben willen wider andere sich überheben. Den man soll die geängstigten und betrübten Herzen und Gewissen nicht noch mehr beleidigen.)

Weinte sie: Die Hanna über ihr Elend, und setzte nicht mit Schmach- und Scheltworten wider an die Peninna. (Denn man soll nicht mit Schmähen und Schelten wider einander streiten.)

Aß nichts: Vor großem Unmut und Traurigkeit. Und ist ohne allen Zweifel häufig auch mit dergleichen Anfechtungen versucht worden, dass sie gefürchtet, sie möchte mit dem zeitlichen Segen, zugleich auch des himmlischen Segens, nämlich des ewigen Lebens in Mangel stehen müssen.

8. Elkana aber, ihr Mann, sprach zu ihr: Hanna, warum weinst du, und warum isst du nichts, und warum ist dein Herz so übel? Bin ich dir nicht besser denn zehn Söhne?

Warum: Als wollte er sagen: Liebe, sei nicht so ungeduldig über deine Unfruchtbarkeit und bekümmere dich nicht so sehr, ob dir gleich die Gabe der Fruchtbarkeit versagt ist. Denn du weißt, dass ich dich darum nichtsdestoweniger herzlich liebe, wie ich dich denn bisher wohl gehalten habe. Soll dir das nicht besser sein, dass du einen Ehemann hast, der dich von Herzen liebt, als wenn du gleich zehn Kinder hättest und aber daneben einen solchen Ehemann überkommen, der sich deiner nicht viel achtete? Denn ob du wohl der Gabe, Kinder zu haben, mangelst, so hast doch einen solchen Ehemann, der dich mehr liebt als zehn Kinder tun würden. (Diese des Elkana Freundlichkeit, damit er sein betrübtes Weib tröstet und aufrichtet, ist allen Männern zur Fortsetzung aufgeschrieben worden.)

9. Da stand Hanna auf, nachdem sie gegessen hatte zu Silo und getrunken. (Eli aber, der Priester, saß auf einem Stuhl an dem Pfosten des Tempels des Herrn.)

Auf: Nämlich nach geendeter Mahlzeit, bei der sie, auf ihres Mannes Anmahnung, ein wenig gegessen, aber keinen Wein getrunken hatte, wie sie später selbst bezeugt: Und ging zu der Hütte des Stifts, dass sie bei Gott ihrem Herrn über den Jammer ihrer Unfruchtbarkeit und ihre widerwärtigen Schmachworte, so sie deshalb hören musste, sich beklagte.

Pfosten: Das ist: Der Hohepriester Eli, so bereits sehr alt war, saß in dem ersten Eingang oder Vorhof der Hütte, da das Volk zu beten pflegte.

10. Und sie war von Herzen betrübt und betete zum Herrn und weinte.

Betet: Dass nämlich Gott die Schmach der Unfruchtbarkeit von ihr nehmen wollte. (Denn die bekümmerten und angefochtenen Personen sollen nicht zu den Wahrsager-Künsten und anderen verbotenen Mitteln laufen, sondern mit dem Gebet zu Gott ihre Zuflucht haben.)

11. Und gelobte ein Gelübde und sprach: Herr Zebaoth, wirst du deiner Magd Elend ansehen und an mich denken und deiner Magd nicht vergessen und wirst deiner Magd einen Sohn geben, so will ich ihn dem Herrn geben sein Leben lange, und soll kein Schermesser auf sein Haupt kommen {4Mos 6v5}.

Ansehen: Also dass du mir in meinem Elend zu Hilfe kommst, und mich daraus erlöst.

Vergessen: Welches die Hanna nicht der Meinung sagt, als wenn Gott einen Frommen einmal vergesse oder ihn aus der acht ließe, sondern weil wir denken, er habe unser vergessen, wenn er nicht bald und bald unsere Gebete erhört.

Magd: Die ich von wegen meiner Unfruchtbarkeit elend und verachtet bin.

Leben lange: d.i. Ich will ihn zum Gottesdienst aussondern, dass er dem Herrn bei der Hütte des Stifts diene, solange er altershalben dazu tauglich sein wird. Es dienten aber die Leviten in Verrichtung der Opfer bei der Stiftshütte vom dreißigsten Jahr an bis zum fünfzigste Jahr ihres Alters in den vornehmsten Ämtern und größten Verrichtungen des Gottesdienstes, aber später legte man jenen nicht mehr so viel auf.

Schermesser: d. i. Er soll ein Nazarener und Verlobter Gottes sein, der sich vom Wein enthalte, und sein Haupthaar nicht abscheren lasse, und in der Summe alle Gesetze und Zeremonien der Nazarener halte, wie dieselben 4. Mose 6. beschrieben werden. (Es hat aber dies der Hanna Gelübde mit den abergläubischen und Gottlosen mönchischen Gelübden nichts zu tun und geht sie gar nichts an, wie es ihnen auch sehr ungleich ist. Denn der Nazarener Gelübde und Gebräuche hatten ein ausdrückliches Wort Gottes: Aber der Mönche Art hat durchaus keinen göttlichen Befehl. Und wie der Nazarener Gelübde im Alten Testament gottselig und zu halten möglich war: Also sind die mönchischen Gelübde gottlos und etliche unter ihnen auch unmöglich zu halten, wie man bisher in vielen Schriften ausführlich genug erwiesen hat. Darum, gleichwie fromme Eltern im Alten Testament recht und wohl daran getan haben, wenn sie ihre Kinder, so noch nicht geboren, besonderer erheblicher Ursachen halben, einesteils zum Gottesdienst, wie derselbe ihnen von Gott vorgeschrieben war, verlobt und bestimmt: Also können die Eltern im Papsttum ihre Kinder mit keinem Recht noch Fug zu den Klöstern oder anderen abgöttischen Diensten verloben, weil solche ihre Gelübde später die Kinder ohne Nachteil, Schaden und Verderben ihrer Seelen oder auch wohl bisweilen des Leibes nicht können halten.)

12. Und da sie lange betete vor dem Herrn, hatte Eli Acht auf ihren Mund.

Lange betete: Nicht zwar, dass sie auf heidnische oder heuchlerische Weise viele Worte gemacht hätte, als ob sie von wegen ihres langen Gebets meinte, desto eher erhört zu werden, sondern dass sie aus inbrünstigem Herzen im Gebet beständig verharrte und immer fortfuhr.

13. Denn Hanna redete in ihrem Herzen; allein ihre Lippen regten sich, und ihre Stimme hörte man nicht. Da meinte Eli, sie wäre betrunken,

Herzen: Das ist: So inniglich, dass Eli kein Wort hören konnte, was sie redete. Und mag wohl geschehen sein, dass etwas seltsame und ungewöhnliche Gebärden in solche inbrünstigem herzlichem Gebet mit untergelaufen sind, deren sie unterm Beten selber nicht geachtet hat: Wie denn zu geschehen pflegt, wo die Bewegungen des Gemüts groß und heftig sind. Es wusste aber Hanna ganz wohl, dass Gott der Betrübten Seufzen, die sie aus Grund ihres Herzens tun, eben sowohl erhörte, als ein großes Geschrei.)

14. und sprach zu ihr: Wie lange willst du betrunken sein? Lass den Wein von dir kommen, den du bei dir hast!

Betrunken: Als wollte er sprechen: Schämst du dich nicht, du versoffene Metze, dass du in voller Weise darfst daher ins Haus des Herrn kommen? (Denn es ist ein schändliches und abscheuliches Ding um ein betrunkenes Weib, obwohl es auch keinem Manne wohl ansteht.)

Von dir: Danach verfüge dich daher zu des Herrn Hause, wenn du Lust zu beten hast, und rufe Gott an, dass er dir diese deine Völlerei und andere Sünden mehr verzeihe. (Dieser Irrtum erinnert uns, dass wir von unserem Nächsten nicht freventlich noch unbedachtsam urteilen sollen.)

15. Hanna aber antwortete und sprach: Nein, mein Herr, ich bin ein betrübtes Weib. Wein und starke Getränke hab ich nicht getrunken, sondern habe mein Herz vor dem Herrn ausgeschüttet {Ps 42v5 62v9}.

Nein: Als wollte sie sagen: Ich bin nicht betrunken, wie du meinst.

Betrübt: Deswegen meine ungewöhnlichen Gebärden, nicht von der Trunkenheit, sondern aus einer großen Bekümmernis des Herzens her geflossen sind. Es ist aber kein Zweifel, die Hanna sei noch mehr betrübt worden, da sie gehört, dass sie der Hohepriester so heftig und hart angefahren: Jedoch ob ihr gleich von ihm Unrecht geschehe, so fährt sie den Diener Gottes nicht wiederum mit rauen Worten an, sondern entschuldigt sich züchtig. (Welches vielleicht heutigentags in gleichem Fall ihrer viel nicht taten.)

Getrunken: Nämlich heute und zu diesem Mal.

Ausgeschüttet: Das ist: Was mich bisher geängstigt und gequält hat, das hab ich mit meinem Gebet hier frei in den Schoß meines Gottes ausgeschüttet und habe meinen Jammer Gott meinem Herrn mit inbrünstigem eifrigem Herzen geklagt.

16. Du wollest deine Magd nicht achten wie ein loses Weib; denn ich habe aus meinem großen Kummer und Traurigkeit geredet bisher.

Loses Weib: Welches weder nach Gott noch nach der Welt fragt. (Und sind solche Leute, die sich der Trunkenheit ergeben, nicht Gottes Kinder, sondern des Teufels Leibeigen. Denn welche der Trunkenheit nachhängen, die werden das Reich Gottes nicht erlangen {1Kor 6 Gal 5}.

Kummer: Und nicht aus Überfluss des Weins, weil ich keinen getrunken.

Bisher: Das ist: Ich hab so viel Sachen gehabt, die ich vor Gott ausgeschüttet, damit ich ihm mein Elend erklärte, dass ich vom Beten nicht eher ablassen noch aufhören können. Darum du mich wollest für entschuldigt halten.

17. Eli antwortete und sprach: Gehe hin mit Frieden! Der Gott Israels wird dir geben deine Bitte, die du von ihm gebeten hast.

Sprach: Nachdem er seine vorige Meinung geändert hat.

Frieden: Er spricht ihr tröstlich zu und will so viel sagen: Habe ein gutes Herz, und gib dich zufrieden, du hast dich genügend gegen mich entschuldigt: Setze dein Vertrauen und Hoffnung auf Gott und zweifle nicht, er hat dein Gebet erhört und werde dich deiner Bitte gewähren. (Denn Gott erhört unsere Gebete gewisslich, welches aus Glauben herkommt, und hilft uns. Wenn es nicht nach unserem Willen und wie es uns gut bedünkt, so geschieht es doch zu unserem Besten, wie er weiß, dass es uns am nützlichsten ist.)

18. Sie sprach: Lass deine Magd Gnade finden vor deinen Augen. Also ging das Weib hin ihres Weges und aß und war nicht mehr so traurig.

Finden: Als wollte sie sprechen: Lieber, lass mich dir in deinem Gebet befohlen sein, und bitte Gott den Herrn für mich.

Weges: Dass sie wieder zu ihrem Ehemann käme.

: Da ihr zuvor vor Traurigkeit kein Essen schmecken wollen.

So traurig: Wie zuvor. Denn sie hatte das Wort Gottes, welches sie aus des Priesters Munde gehört, mit Glauben ergriffen, daher sie einen rechtschaffenen wahren Trost empfangen. (Weil allein das Wort Gottes eines Menschen Herz recht erfreuen und fröhlich machen kann.)

19. Und des Morgens früh machten sie sich auf, und da sie angebetet hatten vor dem Herrn, kehrten sie wieder um und kamen heim gen Ramath. Und Elkana erkannte sein Weib Hanna; und der Herr gedachte an sie.

Auf: Dass sie wieder heimzögen.

Angebetet: Nämlich im Vorhof der Stiftshütte.

Erkannte: Das ist: Er ist mit ihr beigelegen.

Gedacht: Das ist: Gott hat sie mit Gnaden angesehen und sie fruchtbar gemacht, da sie zuvor unfruchtbar gewesen war. (Denn Gott lässt sich die eheliche Bewohnung gefallen und segnet sie. Darum, welche sie als ein abscheuliches Ding verlästern, die schmähen Gott, der des Ehestands Stifter und Einsetzer ist, geraten auch gewöhnlich, aus gerechtem Urteil Gottes, in gräuliche Schande und Laster, die nicht zu sagen ist.)

20. Und da etliche Tage um waren, wurde sie schwanger und gebar einen Sohn und hieß ihn Samuel; denn ich habe ihn von dem Herrn gebeten.

Um waren: Nämlich nachdem zehn Monate verlaufen und das Jahr fast herum war.

Gebar: Nämlich da sie vierzig Wochen zuvor empfangen hatte.

Gebeten: Denn das Wörtlein Samuel heißt so viel als von Gott erbeten. Und hat die Hanna mit solchem Namen ihre Dankbarkeit gegen Gott bezeugt, dessen Güte und Gnade sie sich selbst und anderen Leuten zu Gemüte führte, so oft sie ihn angerufen und bei seinem Namen genannt hat. (Denn wenn wir eine Wohltat von Gott empfangen haben, so sollen wir der Dankbarkeit gegen ihn nicht vergessen.)

21. Und da der Mann Elkana hinaufzog mit seinem ganzen Hause, das er dem Herrn opferte das Opfer zurzeit gewöhnlich, und sein Gelübde,

Hinaufzog: Nämlich zum Fest, nachdem das Jahr verflossen und herum war.

Gewöhnlich: Das ist: Welches er jährlich für sich und sein ganzes Personal zu opfern pflegte. Denn obwohl Elkana für seine Person allein des Jahres dreimal, wie im Gesetz geschrieben steht, zu Silo erschien (wie zuvor auch gemeldet worden). So pflegte er dennoch im Jahr einmal sein ganzes Personal mit sich zu nehmen, welches allem Ansehen nach aufs Osterfest geschah.

Gelübde: Das ist: Er ist abermals gen Silo gekommen, nicht allein, dass er sein gewöhnlich jährliches Opfer verrichtete, sondern auch, dass er dem Herrn sein Gelübde bezahlte. Und erscheint hieraus, dass Elkana dem Herrn ein besonderes Gelübde getan, da sein Weib, die Hanna, fruchtbar würde und einen Sohn glücklich zur Welt brächte. (Denn man soll nach empfangener göttlicher Guttaten in Verrichtung des Gottesdienstes nicht träger, sondern vielmehr desto emsiger und fleißiger werden.)

22. zog Hanna nicht mit hinauf, sondern sprach zu ihrem Manne: Bis der Knabe entwöhnt werde, so will ich ihn bringen, dass er vor dem Herrn erscheine und bleibe dort ewig.

Entwöhnt: Als wollte sie sagen: Ich will zu diesem Mal nicht zum Fest mit hinauf ziehen, sondern einer anderen und bessern Gelegenheit warten, und die Reise anstellen, bis der Sohn etwas erstarkt, weil er noch ganz zu jung und zart ist, dass ich mich mit ihm auf einer so weiten Reise nicht hinaus wagen darf. (Und leisten fromme Gottesfürchtige Matronen, alsdann Gott auch einen angenehmen Gottesdienst, wenn sie ihre Kinder treulich und in der Furcht Gottes auferziehen.)

Bringen: Nämlich wenn ich ihn entwöhnt habe und der Knabe des Alters sein wird, dass ich ihn zur Stiftshütte mit mir nehmen kann, und anderen Leuten untergebe, die ihn auferziehen und gebührlich unterweisen. (Es hat aber der Heilige Geist mit verdeckten Worten, zugleich heimlich wollen zu verstehen geben, dass diejenigen zum Kirchenamt am geschicktesten und tauglichsten sind, welche von ihrer Mutter Brüsten entwöhnt wurden {Jes 28}. Das ist: Welche von den Wollüsten dieser Welt nicht verdorben sind noch von derselben Herrlichkeit und Gewalt oder auch fleischlicher Weisheit sich verführen lassen.)

23. Elkana, ihr Mann, sprach zu ihr: So tue, wie dir es gefällt; bleibe, bis du ihn entwöhnst; der Herr bestätige aber, was er geredet hat! Also blieb das Weib und säugte ihren Sohn, bis dass sie ihn entwöhnte.

Tue: Nämlich in dieser Sache. (Denn es ist einem Manne keine Schande, wenn er seines Weibes bessere Meinung der seinen vorzieht.)

Geredet: Will so viel sagen: Du hast einen Sohn von Gott gebeten, der zum Gottesdienst tauglich sei: Und hat der Hohepriester dir verheißen, dass dein inbrünstiges Gebet von Gott werde erhört sein. Darum wünsche und bitte ich, dass die göttliche Verheißung, welche der Hohepriester dir verkündigt hat, also erfüllt werde, damit dieser unser Sohn ein nützlicher Diener im Hause Gottes sei.

Entwöhnt: Nämlich zu rechter Zeit und da es der Knabe seiner Leibeskräfte und Stärke halben leiden möge. (Denn es sieht einer Grausamkeit und Tyrannei nicht ungleich, wenn die Mütter ihre Kinder nicht säugen wollen, da sie es wohl tun könnten, sondern dieselben anderen zu säugen oder auch bald zu entwöhnen übergeben.)

24. Und brachte ihn mit ihr hinauf, nachdem sie ihn entwöhnt hatte, mit drei Farren, mit einem Epha Mehl und einer Flasche Weins; und brachte ihn in das Haus des Herrn zu Silo. Der Knabe aber war noch jung.

Brachte: Nämlich da die Zeit herum kam und das Fest wiederum vorhanden war.

Farren: Ist also nicht leer erschienen vor Gott, sondern hat den Knaben mit etlichen besonderen Gaben dargestellt, die man zum Gottesdienst gebrauchen soll. Die Farren zwar waren dazu bestimmt, dass man ein Opfer damit verrichtete, und auch, dass sie zur Erhaltung des Gottesdienstes angewendet würden: Ebenmäßig soll man es mit dem Mehl und Wein auch halten, davon ein Teil zum Speiseopfer gebraucht wurde. (Denn wir sollen den Gottesdienst und das Kirchenamt mit unserer Freigiebigkeit erhalten helfen.)

Epha: Welches ein Maß ist, die zehn Gomor in sich hält: Ein Gomor aber ist so viel, als ein Mensch auf einen Tag essen mag.

Brachte ihn: Zugleich mit den vorgemeldeten Gaben, die man zum Gottesdienst benutzen soll.

Silo: Da die Hütte des Stifts zur selben war.

Jung: Weil er aller erst neulich von der Mutter Milch entwöhnt war und vielleicht nicht viel über zwei oder drei Jahre auf sich hatte.

25. Und sie schlachteten einen Farren und brachten den Knaben zu Eli.

Farren: Den sie zur Dankbarkeit dem Herrn aufopferten, samt dem Speiseopfer, davor, dass Gott die Hanna von der Schmach der Unfruchtbarkeit erlöst hätte. Die übrigen zwei Farren hat man vielleicht den Priestern gegeben und besonders dem Hohepriester Eli. Denn die Priester wurden von den Opfern des israelitischen Volkes unterhalten.

Eli: Dass er ihm denselben zu treuen Händen ließe befohlen sein und zum Gottesdienst anwiese.

26. Und sie sprach: Ach, mein Herr, so wahr deine Seele lebt, mein Herr, ich bin das Weib, das hier bei dir stand und bat den Herrn,

Lebt: Also wahr ist es auch, was ich jetzt vorbringen und sagen will.

Herr: Schau, mit was großer Ehrerbietung sie mit dem Diener Gottes redet.

Stand: Da du meintest, ich wäre betrunken, aber mein Herz zu Gott gerichtet war, der mir auf meine Bitte diesen Sohn beschert hat.

27. da ich um diesen Knaben bat. Nun hat der Herr meine Bitte gegeben, die ich von ihm bat.

Gegeben: Wie du mir damals verheißen hast, Gott hätte mein Gebet erhört, und werde er meinem Wunsche und Begehren statt tun.

28. Darum gebe ich ihn dem Herrn wieder sein Leben lang, weil er vom Herrn erbeten ist. Und sie beteten dort den Herrn an.

Leben lang: Das ist: Auf dass ich mich dankbar gegen Gott für seine Guttat und gnädige Erhörung erzeige, so übergebe ich ihn zum Gottesdienst und heiligem Amt, wie ich gelobt und versprochen habe, dass er sich dabei finden und dazu gebrauchen lasse, solange Gott es von ihm fordert und haben will, nämlich, vom dreißigsten Jahr an seines Alters bis ins fünfzigste. Unterdes wollest du als ein Hohepriester Oberaufseher sein und Anordnung tun, dass er in der Furcht Gottes auferzogen werde, damit er zu seiner Zeit ein getreuer und Gottesfürchtiger Diener Gottes und seines Wortes werde. Und hat Eli unbeschwert mit willigem Gemüt und großen Freuden den Knaben angenommen und beim Gottesdienste auferziehen lassen, wie aus dem folgenden Kapitel zu spüren ist. (Denn man hielt damals mehr auf die Leute und hatte besser Acht auf sie, als jetziger Zeit geschieht, da man die Jugend nicht begehrt zum heiligen Kirchenamt zu erziehen, sondern nur darauf bedacht ist, wie man möge viel Geld zusammenbringen.)

Sie beteten: Nämlich des Samuels Eltern, und sagten ihm Dank, dass er ihnen einen Sohn beschert, mit angehängter Bitte, dass er auch weiter sie und ihren Sohn Samuel mit väterlicher Gnade und Güte wolle gewogen sein und bleiben. Sie mit seinem Heiligen Geiste regieren, beschützen und Hand über ihn halten.


Das 2. Kapitel

  • Hanna rühmt in einem Lobgesang die Wohltaten Gottes und seine Güte, die er den Elenden erzeige, und wie er sich den Stolzen mit Ernst widersetze. v. 1.
  • Danach wird des Samuels Gottes Furcht, und hingegen der Söhne Eli Bosheit beschrieben. v. 12.
  • Gott lässt dem Hohepriester Eli und seinen Söhnen durch einen Propheten schwere Strafen verkündigen. v. 27.

1. Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn, mein Horn ist erhöht in dem Herrn. Mein Mund hat sich weit aufgetan über meine Feinde; denn ich freue mich deines Heils.

Fröhlich: d. i. Mein Herz hüpft und springt vor Freude über der Güte Gottes, die er mir erzeigt hat.

Erhöht: Denn Gott hat mich Verstoßene, Elende, Verachtete und Verlassene hervorgezogen und mich herrlich und gewaltig gemacht, dass ich jetzt auch etwas gelte.

Feinde: d. i. Ich verspotte und verlache diejenigen wiederum, welche zuvor von wegen der Schmach meiner Unfruchtbarkeit das Gespött mit mir trieben. (Denn obwohl den Christen nicht gebührt, dass sie aus Begierde einer fleischlichen Rache ihrer Widersacher spotten: So geschieht es doch häufig, dass der Heiligen Geist in den Frommen der Gottlosen spottet. Welche Anregungen des Heiligen Geistes, weil sie nicht fleischlich sind, man in den gottseligen Menschen nicht Unrecht heißen oder schelten soll.)

Heils: Das ist: Denn du hast mich von der Schmach der Unfruchtbarkeit errettet und mit Freuden überschüttet. (Weil unser Heil und Erlösung, da uns die selbige widerfährt, allein Gottes Werk ist, dem wir es ihn immer zumessen sollen.)

2. Es ist niemand heilig, wie der Herr; außer dir ist keiner; und ist kein Hort, wie unser Gott ist.

Niemand: Weder Engel noch Menschen.

Herr: Welcher der Allerheiligste ist, das ist, der allergerecht ist, barmherzig, wahrhaftig, langmütig, gütig und gnädig.

Kein Hort: Wenngleich die Heiden noch so viele nichtige Götter aufstellen, so mag doch dir keiner gleichen. Und ist niemand, weder im Himmel noch auf Erden, dem man sicherlich trauen, und auf welchen man sich, als auf einen festen unbeweglichen Fels, verlassen dürfte, außer dir, der du diejenigen niemals verlässt, die ihre Hoffnung auf dich stellen. (Darum sollen wir diesem Gott in aller Widerwärtigkeit Vertrauen.)

3. lasst euer groß Rühmen und Trotzen, lasst aus eurem Munde das Alte; denn der Herr ist ein Gott, der es merkt, und lässt solche Vornehmen nicht gelingen.

Rühmen: Dass ihr nämlich von wegen eurer Gaben und zeitlichen Glücks viel prangen und stolzieren wolltet, und mit großem Übermut eure großen Taten rühmen, die ihr verrichtet hättet: Oder dass ihr eure Gaben wolltet sehen lassen, damit ihr meint andere zu übertreffen, und dieselben darüber hochmütig zu verachten euch unterstündet.

Alte: An dem ihr euch längst mit schlechtem Lob gewöhnt habt, und nehmt neue Sitten an euch, denn diese veralteten Gebräuche, oder vielmehr Missbräuche, stehen euch nicht wohl an, werden euch auch nicht ungestraft hingehen, sofern ihr dabei denkt zu bleiben und weiter fort zufahren.

Nach Luther: Das Feste, Gewisse, Ehrliche, wie man spricht: Gewohnheit, von alters her gekommen, Landessitten und Weise, denn darauf trotzen die Leute, und sagen: Ei lieber die alte Weise die Beste, unserer Vorfahren sind auch nicht Narren gewesen. Und pochen also wieder Gottes Werke, als müsste er es nicht ändern oder erneuern.

Merkt: Weil ihm nichts verborgen ist, darum er auch um euren Stolz und Mutwillen gute Wissenschaft trägt.

Gelingen: Das ist: Eure Anschläge werden keinen Segen von Gott noch einigen langwierigen glücklichen Fortgang haben, sondern gehindert und zunichtegemacht werden. (Denn Gott widersteht den Gottlosen und wehrt ihnen, dass sie ihr Tun, damit sie umgehen, nicht hinausführen können.)

4. Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke.

Der Bogen: Es hatte die Hanna bereits im vorigen Vers von ihrer privaten Sache, die sie mit ihrer Widerwärtigen der Peninna hatte, einen Absprung getan, und von den Feinden des Volkes Gottes zu reden angefangen. In welchem Tun sie fast durch den ganzen übrigen Teil des Lobgesangs also fortfährt und Lehrpunkte abhandelt von der Regierung und Erhaltung der Kirche Gottes.

Schwachen: Die vor Schwachheit hin und wieder schwanken und nicht wohl stehen können, weil sie aus dem Taumelkelch getrunken haben {Jes 51}. Will so viel sagen: Gott zerstreut und zertritt zu seiner Zeit der Feinde seiner Kirche Macht und Gewalt und erquickt sein Volk endlich wieder, nachdem er es zuvor eine Zeit lang unter dem Kreuz der Verfolgung gedemütigt hat und schützt es wider seine Feinde.

5. Die da satt waren, sind ums Brot verkauft worden, und die Hunger litten, hungert nicht mehr, bis dass die Unfruchtbare sieben gebar, und die viele Kinder hatte, hat abgenommen {Lk 1v13}.

Ums Brot: (Nach Luther) Das ist: Sie müssen ums Brot dienen.

Verkauft: Das ist: Welche kurz zuvor alles vollauf gehabt und mehr als sie zur Notdurft bedurften, deshalb sie sich denn auch über andere erhoben, die müssen jetzt vor großer Armut und aus Mangel der Nahrung sich zur leibeigenen Dienstbarkeit und Knechtschaft verkaufen, damit sie ihr Leben fristen und nicht Hungers sterben. (Darum sollen die Reichen nicht stolz sein noch ihres Reichtums sich überheben: Wie wiederum die Armen nicht verzagen sollen. Denn Gott sieht (wie sein Brauch ist) die Niedrigen mit gnädigen Augen an und demütigt die Stolzen.)

Abgenommen: Das ist: (Gleichwie ich vorzeiten unfruchtbar war, nun aber fruchtbar worden bin. Aber meine Widerwärtige aufhören wird zu gebären: Also wird die jüdische Synagoge, welche bisher dem Abraham viele Kinder nach dem Fleisch geboren hat, einmal unfruchtbar werden: Hingegen aber wird die Kirche Christi aus dem Glauben ihrem Ehemann Christo, unzählig und über die Maßen viele geistliche Kinder gebären. Diese Allegorie oder Gleichnis gibt uns Paulus an die Hand, Gal. 4. aus dem 54. Kapitel Jesaja.)

6. Der Herr tötet und macht lebendig, führt in die Hölle und wieder heraus {5Mos 32v39}.

Der Herr: Jetzt fährt Hanna weiter fort zu beschreiben, wie wunderlich Gott mit seiner Kirche unter dem Kreuz umzugehen pflegt.

Lebendig: Das ist: Welche er erhalten und erquicken will, die lässt er zuvor in Leibes und Lebensgefahr kommen und in schwere Anfechtungen, ja in die äußerste Not geraten.

Hölle: Das ist: Welche er mit himmlischer Freude ergötzen will, die lässt er zuvor der Hölle Schrecken und Angst im Gewissen fühlen und empfinden.

7. Der Herr macht arm und macht reich; erniedrigt und erhöht {Ps 75v8 Lk 1v52}.

Reich: Das ist: Wen er will reich machen, den lässt er zuvor in große Armut kommen.

Erhöht: Das ist: Die er zu Ehren bringen will, überschüttet er zuvor mit Verachtung und Schmach.

8. Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus dem Kot, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Stuhl der Ehren erben lasse. Denn der Welt Ende sind des Herrn, und er hat den Erdboden darauf gesetzt {Ps 113v7 24v1}.

Hebt auf: Das ist: Er zieht bisweilen einen elenden und ganz unachtsamen Menschen gleichsam als aus dem Staub und Kot hervor und stellt ihn aus einem dunklen Ort aus Licht, dass er aus der Verachtung zu großen Ehren erhoben wird.

Fürsten: Auf dass sie mit ihnen die Regierung der Länder und Herrschaften verwalten und bei Königen und Fürsten in großem Ansehen sind und wert gehalten werden. (Dergleichen Beispiele hat man viele aus täglicher Erfahrung. Daher die Deutschen ein Rätsel aufgeben, dass sie fragen: Wer regiert Land und Leute? Antwort: Armer Leute Kinder, rc. Sollen wir deswegen in Nöten und Todesgefahr von Gott Erquickung und das Leben hoffen und gewärtig sein: In der Hölle Angst an die himmlische Freude denken, in Armut, Reichtum und in der äußersten Verachtung uns der künftigen Ehre und Herrlichkeit trösten wird.)

Denn: Jetzt wird die Ursache hinzugesetzt, warum Gott solche wunderbare Sachen zu verrichten pflegt, darüber man sich entsetzen muss.

Gesetzt: Das ist: (Gott hat die ganze Welt, samt allem, was darin ist, erschaffen, und erhält sie durch sein Wort wunderlich, als ob er sie auf starke Pfeiler und Säulen gegründet hätte, darum regiert er alles durch seine unermessliche Weisheit und Gewalt nach seinem göttlichen Willen und Wohlgefallen.)

9. Er wird behüten die Füße seiner Heiligen; aber die Gottlosen müssen zunichtewerden in Finsternis; denn viel Vermögen hilft doch niemand {Ps 17v5 97v10 121v8 145v20 Spr 2v7}.

Heiligen: Das ist: (Er wird die Gläubigen, welche ihre Hoffnung und Vertrauen auf ihn setzen, recht leiten, führen und schützen, dass sie nicht anstoßen oder fallen und vor dem Verderben sie bewahren {Ps 91}.)

Finsternis: Das ist: Sie werden in ihrem Unfall und Unglück verzweifeln und sich selber ins Verderben stürzen, dass es allerdings aus mit ihnen sein wird.

Niemand: Es wird keinem Gottlosen seine Macht helfen, dass er sich damit aus der gewaltigen Hand des allmächtigen Gottes reißen und erretten könnte, wenn derselbe über seine Sünden zürnt und ihn zur Strafe ziehen will.

10. Die mit dem Herrn hadern, müssen zugrunde gehen; über ihnen wird er donnern im Himmel. Der Herr wird richten der Welt Ende und wird Macht geben seinem Könige und erhöhen das Horn seines Gesalbten {Ps 89v25}.

Hadern: Nämlich seine Widersacher, die sich ihm mit großem Frevel und Mutwillen widersetzen.

Donnern: Das ist: Gott wird seinen großen und schrecklichen Zorn mit öffentlichen Zeichen wider sie erklären und sehen lassen, dass sie vom Donner und Blitz müssen erschlagen werden und umgekommen.

Richten: Das ist: Die Gottlosen, so in dieser Welt um ihrer Bosheit und Sünde willen nicht gestraft worden, die werden am Jüngsten Tage, wenn Gott über den ganzen Umkreis der Erde Gericht halten wird, ihre Strafe empfangen. Da Gott durch seinen Sohn Christus ein gerechtes Urteil über sie fällen wird.

Könige: Nämlich Christo, des Menschen Sohn.

Horn: Das ist: Gott der Vater wird das Reich Christi befördern und hoch erheben, also dass, wenn alle anderen Königreiche und Herrschaften endlich zugrunde gehen, dennoch dies Reich bleiben und in Ewigkeit schützen wird {Dan 2}. (Wir sollen uns durch diesen, der Hanna Lobgesang, auch aufbringen und aufmuntern lassen, dass wir es ihr nicht allein mit der Dankbarkeit nachtun und Gott den Herrn loben für seine Guttaten, die er uns erzeigt, sondern auch dass wir unser Vertrauen auf ihn setzen, ihn lieben und fürchten.)

11. Elkana aber ging hin gen Ramath in sein Haus, und der Knabe war des Herrn Diener vor dem Priester Eli.

Ging: Ohne Zweifel nicht ohne große Bekümmernis und Unmut, weil er sich besorgen müsse, dass nicht etwa Samuel sein Sohn, welchen er zu Silo bei den Söhnen Eli, so böse Buben waren, hinter sich ließ, durch ärgerliche Beispiele, die er täglich vor Augen sehen würde, möchte verführt werden, jedoch hat er solche Versuchungen mit Glauben überwunden und ein gutes Vertrauen zu Gott gehabt, der werde ihn behüten und erhalten.

Diener: Das ist: Samuel bleib bei der Hütte des Stifts, und da er mit der Zeit wuchs, verrichtete er die Geschäfte da, so ihm von dem Hohepriester auferlegt worden, nachdem es sein Beruf erforderte und er Alters halben verrichten konnte. (In welchem Beispiel des Vaters El Kana Frömmigkeit und seines Sohnes Samuels williger Gehorsam lobenswert ist.)

12. Aber die Söhne Elis waren böse Buben; die fragten nicht nach dem Herrn,

Fragten nicht: Denn ob sie wohl anstatt ihres alten Vaters das Priesteramt versahen, so waren sie dennoch böse gottlose Leute, mit keiner wahren Erkenntnis Gottes erleuchtet, die auch die ihnen vorgeschriebene Weise zu opfern im Gesetz Gottes entweder nicht wussten oder doch nicht achteten.

13. noch nach dem Recht der Priester an das Volk. Wenn jemand etwas opfern wollte, so kam des Priesters Knabe, weil das Fleisch kochte, und hatte eine Gabel mit drei Zacken in seiner Hand;

Opfern wollte: Nämlich dass er es zu der Hütte des Stifts brachte, damit es von dem Priester geopfert würde.

Kocht: Nämlich der übrige Teil, nach vollbrachtem Opfer, welcher Teil denen zugehörte, die das Opfer gebracht hatten, dass sie damit eine ehrliche Mahlzeit und Feiern hielten: Da waren des Priesters Söhne nicht zufrieden mit dem, dass sie bereits ihr Teil, so ihnen zu ihrer Nahrung und Unterhaltung im Gesetz von Gott verordnet war, hinweg hatten, sondern nahmen auch mit Gewalt etwas von dem Teil, das anderen Leuten von dem gemeinen Volk, die das Opfer gebracht hatten, zugehörte.

14. und stieß in den Tiegel, oder Kessel, oder Pfanne, oder Topf; und was er mit der Gabel hervorzog, das nahm der Priester davon. Also taten sie dem ganzen Israel, die dort hinkamen zu Silo.

Nahm: Wider alles Recht und Gerechtigkeit. (Was aber gewalttätige Handlungen sind, wie auch der Geiz, stehen keinem Menschen wohl an und gebühren einem Kirchendiener am allerwenigsten.)

Sie: Die beide Söhne des Hohepriesters Eli, Hophnt und Pinehas.

Ganzen: Das ist: Allen Leuten im Volk Israel.

Silo: Nämlich zu der Hütte des Stifts, welche zur selben Zeit in der Stadt Silo war, dass sie ihre Opfer dem Herrn taten. Hatten also des Hohepriesters Eli Söhne, aus ihrer gewaltsamen Tat und unrechter Beraubung, die sie gewöhnlich trieben, sich selbst eine Gerechtigkeit gemacht und angemaßt.

15. Desselben gleichen, ehe denn sie das Fett anzündeten, kam des Priesters Knabe und sprach zu dem, der das Opfer brachte: Gib mir das Fleisch, dem Priester zu braten; denn er will nicht gekocht Fleisch von dir nehmen, sondern roh {3Mos 3v5 7v31}.

Gleichen: Folgt noch ein anderes Bubenstück und Missgriff der beiden Söhne des Hohepriesters Eli.

Anzündeten: Das ist: Ehe denn das Fett, welches alles nach dem Befehl Gottes zum Opfer bestimmt war, vom anderen Fleisch abgesondert wurde, dass es dem Herrn angezündet würde.

Knabe: Oder Diener.

Will nicht: Das ist: Ich darf nicht warten, bis du nach getanem Opfer das Fleisch anfängst zu kochen und mir es alsdann gibst.

Roh: Dass man es später nach des Priesters Begehren und Wohlgefallen kochen könne.

16. Wenn dann jemand zu ihm sagte: Lass das Fett anzünden, wie sich es heute gebührt, und nimm danach, was dein Herz begehrt, so sprach er zu ihm: Du sollst mir es jetzt geben; wo nicht, so will ich es mit Gewalt nehmen.

Gebührt: Nämlich dass es zuvor vom Fleisch abgesondert und dem Herrn verbrannt werde. Denn also war es von Gott geboten, dass man alles Fett von den Opfern dem Herrn geben und auf dem Altar anzünden soll, bei Strafe der Ausrottung aus dem Volk Gottes {3Mos 7}, darum (hat er sagen wollen) lass es zu, dass man zuvor Gott gebe, was sein ist.

Nimm: Nämlich vom übrigen Fleisch.

Sprach er: Nämlich des Priesters Diener, aus Befehl und Aufrichtung seines Herren. Denn er mit dessen, der das Opfer gebracht, rechtmäßiger, gebührender und genügsamer Verantwortung sich nicht ersättigen oder abweisen lasse.

Geben: Nämlich das Fleisch samt dem Fetten, so noch daran ist.

Nehmen: Drangen also den Leuten, die ihre Opfer brachten, das Fleisch samt dem Fetten daran mit Gewalt und mit Drohen ab.

17. Darum war die Sünde der Knaben sehr groß vor dem Herrn; denn die Leute lästerten das Speiseopfer des Herrn.

Knaben: Nämlich der Söhne Eli, welche an diesem Ort, gegen ihrem alten Vater zu rechnen, Knaben genannt werden: Denn sie sonst bereits erwachsen und hatten ihr männliches Alter erreicht.

Vor dem: Das ist: Gott war durch solche der Eli Söhne böse Taten und Handlungen sehr erzürnt, obwohl sie es für ein geringes Ding hielten. (Denn wenn man der Sünde Schwere und Größe recht erwägen will, so muss man nicht allein die Tat, wie sie uns scheinen und vorgekommen möchte, betrachten, sondern auf Gott sehen, der es zu tun verboten hat.)

Lästerten: Welches die Sünde vor Gott desto größer und unleidentlicher machte: Weil die Israeliten von dem Gottesdienst und Opfern verächtlich redeten und nichts mehr darauf hielten. Ja auch um solcher Unordnung willen die rechte Religion aus der acht gelassen wurde. (Wie zu geschehen pflegt, wo die Kirchendiener ihrem Amt nicht mit gebührendem Fleiß dienen oder demselben nicht recht vorstehen.)

18. Samuel aber war ein Diener vor dem Herrn; und der Knabe war umgürtet mit einem leinenen Leibrock.

Samuel: Ehe denn der Söhne Eli drittes Bubenstück und schwere Misshandlungen erzählt werden, geht mit wenig Worten vorher, wie es mit dem Samuel bestellt war, und wie er in seiner Jugend lebte.

Leibrock: Nicht zwar mit dem allerköstlichsten Kleide des Hohepriesters, das derselbe nur allein gebrauchte, wenn er den Gottesdienst verrichtete, sondern ein anderes und gewöhnliches, wie die Leviten auch tragen durften, ob sie gleich nicht das Priesteramt verwalteten.

Nach Luther: Das waren priesterliche Kleider, davon in {2Mos 28v6}.

19. Dazu machte ihm seine Mutter einen kleinen Rock und brachte es ihm hinauf zu seiner Zeit, wenn sie mit ihrem Mann hinaufging, zu opfern die Opfer zu seiner Zeit.

Kleinen Rock: Welcher hübsch gewesen, dass er ihn am Feiertage trüge.

Zeit: Nämlich wenn es Fest war.

Opfer: Welche der Mann nach Ausweisung des Gesetzes dem Herrn auf die hohe Fest opfern musste. Und obwohl Elkana, nach dem Gesetze Mose, dreimal im Jahr zu der Hütte des Stifts reiste, so nahm er doch (wie zuvor auch gemeldet) seine Weiber und Kinder, die nicht Mannsbilder waren, nur des Jahres einmal mit sich hinauf, weil es nicht mehr vonnöten war, auch vom Gesetze nicht öfter gefordert wurde. Denn sie konnten zur anderen Zeit das Gesetz Mose auch daheim in ihren Häusern und in den Synagogen hören ablesen, auslegen und erklären. Es handelt aber die Hanna auch wohl und löblich, dass sie ihren Sohn Samuel nicht ganz aus der acht lässt, und ihn mit Kleidern gebührlich versorgt, obwohl er zum Gottesdienst übergeben war, dass er demselben dienen und daher auch seine Nahrung und Kleider haben sollte.

20. Und Eli segnete Elkana und sein Weib und sprach: Der Herr gebe dir Samen von diesem Weibe um die Bitte, die sie vom Herrn gebeten hat. Und sie gingen an ihren Ort.

Segnet: Das ist: Er hat ihnen alles Gutes gewünscht, da sie zu ihm gekommen waren, damit sie ihn fragten und von ihm erkundigten, wie sich ihr Sohn Samuel verhielte und was er machte.

Bitte: Das ist: Gott gebe euch andere Kinder für diesen Sohn, den ihr zum Gottesdienst geordnet: Denn er verrichtet sein Amt fleißig und ist von wegen seiner Frömmigkeit angenehm bei jedermann. (Diesem des Samuels Beispiel sollen junge Leute folgen, dass sie durch Gemeinschaft böser Leute sich nicht verführen lassen: Wie hier Samuel getan, ob er wohl mit bösen Buben, als des Eli Söhne gewesen, umgehen musste.)

Sie gingen: Nämlich des Samuels Eltern nach verrichtetem Opfer.

21. Und der Herr suchte Hanna heim, dass sie schwanger wurde; und gebar drei Söhne und zwei Töchter. Aber Samuel, der Knabe, nahm zu bei dem Herrn.

Suchte: Oder wie wir sagen möchten: Er sah sie mit Gnaden an und machte sie fruchtbar.

Gebar: Nämlich zu etlichen Malen und in unterschiedlichen Jahren nacheinander. (Und sieht man hier, wie des Priesters Eli Glückwünsche und Segen, welchen die Hanna mit Glauben angenommen, nicht vergebens oder leer abgegangen sei. Weil sie auch für einen Sohn, den sie dem Herrn geschenkt, drei andere Söhne und zwei Töchter bekommt, wird uns dadurch eine feine Lehre an die Hand gegeben, wie nichts besser angelegt werde, als was man Gott dem Herrn, und zur Erhaltung seines Gottesdienstes gibt: Denn er es alles Überflüssige wieder erstattet, was wir um seinetwillen anwenden.)

Nahm zu: Das ist: Gott mehrte und bekräftigte die Gaben des Heiligen Geistes, von Tag zu Tag, je länger je mehr in ihm.

22. Eli aber war sehr alt und erfuhr alles, was seine Söhne taten dem ganzen Israel, und dass sie schliefen bei den Weibern, die da dienten vor der Tür der Hütte des Stifts {1Sam 4v15}.

Eli aber: Jetzt kommt der Heilige Geist wieder auf des Eli Söhne, ihre Laster und Bubenstücke weiter zu beschreiben und an Tag zu bringen.

Alt: Da er an seinen Söhnen hätte sollen Trost und Freude haben. Aber sie machen ihm dafür mit ihrem gottlosen Leben nur eitel Traurigkeit und Herzeleid.

Taten: Wie sie, nämlich von den Opfern das Fett samt dem Fleisch den Leuten, so es brächten, mit Gewalt nehmen und also dem Volk ein großes Ärgernis geben: Welche Bubenstücke dem guten Alten ohne Zweifel nicht gefallen haben. (Aber man sagt im Sprichwort: Vornehmer Leute Kinder geraten selten wohl.)

Dienten: Nämlich die Witwen, welche sich der Ursache halben dahin begeben hatten, dass sie Gott dort dienen möchten mit Beten und Fasten und daneben zum Gottesdienst und Kirchenamt nach ihrem Vermögen halfen: Mit denselben trieben die gottlosen Buben, des Eli Söhne, unehrbare Sachen. Waren also dem Bauch und den zeitlichen Wollüsten ganz und gar ergeben. (Gleichwie heutigentags viele Messpfaffen, Mönche und im Papsttum nur allein dahin trachten, wie sie mögen ein gutes Leben haben und entweder mit den Nonnen oder auch Bürgers Töchtern und Weibern schändliche Unzucht treiben.)

23. Und er sprach zu ihnen: Warum tut ihr solches? Denn ich höre euer böses Wesen von diesem ganzen Volk.

Sprach: Weil dem alten Eli seiner Söhne Bubenstücke verborgen gewesen, hätte er sie sollen, da er sie von wegen ihrer Misshandlungen nicht am Leben strafen sollen, zum wenigsten ihres Amtes entheben: Deren er aber keines getan und sie allein mit Worten, dazu nicht ganz scharf, wie sie von wegen ihrer groben Misshandlungen wohl wert gewesen, sondern nur ein wenig gescholten.

Volk: Welches davon an allen Orten zu singen und zu sagen weiß.

24. Nicht, meine Kinder, das ist nicht ein gutes Geschrei, das ich höre. Ihr macht des Herrn Volk übertreten.

Nicht: Tut künftig nicht mehr so übel.

Übertreten: Denn damit, dass ihr ein Teil der Opfer, so den Leuten gehört, mit Gewalt zu euch reißt, und das Fette mit dem Fleisch zugleich wegnehmt wider alle Gesetze und Gewohnheit, die bei den Opfern gebräuchlich, macht ihr, dass die Leute von den Opfern und folgendes vom ganzem Gottesdienst nichts mehr behalten und demselben übel nachreden: Und indem ihr mit den Weibern, die sich zum Gottesdienst begeben, durch einen unehrlichen Beischlaf euch verunreinigt, so bringt ihr dadurch nicht allein das Priesteramt in Verachtung und reizt Gott zu Zorn, sondern bewegt auch das Volk mit eurem Beispiel, dass sie demselben folgen und mit gleicher Unzucht sich beflecken. Was hieraus endlich für Gefahr euch selbst entstehen wird, das habt ihr leicht zu ermessen, und sollt es mit Fleiß bedenken.

25. Wenn jemand wider einen Menschen sündigt, so kann es der Richter schlichten. Wenn aber jemand wider den Herrn sündigt, wer kann für ihn bitten? Aber sie gehorchten ihres Vaters Stimme nicht, denn der Herr war willens, sie zu töten.

Nach Luther: Wenn Gott erzürnt wird und er nicht selbst Gnade einwendet, so ist niemand über ihn, der sich könnte hineinschlagen und die Sache mitteln, wie bei Menschen geschieht.

Schlichten: Das ist: Wenn jemand an seinen Nächsten sich vergriffen und ihm etwas zuwidergehandelt hat, da sich gleich derselbe nicht wollte wiederum versöhnen lassen, so kann doch die Obrigkeit dazwischenkommen und sie miteinander befriedigen, dessen Ausspruch auch die verletzte Partei hat und mit der Rache innehalten muss.

Wer kann: Das ist: Wo nicht Gott selber freiwillig und für sich selbst die Sünde vergibt und dem Sünder aus Gnaden um des Messias willen wiederum versöhnt wird, so kann kein Mensch Gott versöhnen. Was hat denn ein solcher Sünder, über den Gott erzürnt ist, anderes zu erwarten als allerlei Unglück und das endliche Verderben. Darum (will Eli sagen) meine liebsten Söhne, seht ihr euch sehr vor, mit eurem unordentlichen Wesen und Leben, und werdet alle eure Wohlfahrt endlich darüber verscherzen. Diese Strafe und Züchtigung des Eli ist ganz zu lind und schläfrig gewesen, nachdem es mit seinen Söhnen schwere Übertretungen und Sünden beschaffen war. Aber der gute Alte meinte, sie würden mit solchen milden Reden desto eher sich weisen lassen und wieder auf den rechten Weg zu bringen sein, hat aber nichts bei ihnen erreicht.

Stimme nicht: Das ist: Sie verachteten solche linde und treuherzige Erinnerung ihres Vaters und begehrten sich nicht um ein Haar zu bessern oder frömmer zu werden.

Wille: Das ist: Gott hatte es bereits also beschlossen, dass er sie um ihrer großen Übertretung willen wollte keines rechten Todes sterben lassen. Darum er ihnen die Gnade des Heiligen Geistes nicht verliehen, dass sie Buße getan hätten, und also dem Tode entgangen wären. Den Gott ist nicht schuldig, dass er den widerspenstigen Sündern, die da halsstarrig in ihren Sünden fortfahren, die Buße eingieße, sondern erklärt seine Gerechtigkeit an denen, die er in ihrem gottlosen Wesen verderben lässt, an denen aber, die er zur Buße leitet, lässt er seine grundlose Barmherzigkeit sehen. (Soll deswegen niemand vorsätzlicher und mutwilligerweise sündigen, noch viel weniger Sünde mit Sünden häufen, damit ihm nicht zuletzt die Gnadentür verschlossen werde, und keinen Platz mehr zur Buße finde.)

26. Aber der Knabe Samuel ging und nahm zu; und war angenehm bei dem Herrn und bei den Menschen.

Nahm zu: Nämlich in der Gottseligkeit und an Gaben des Heiligen Geistes, und folgte der Söhne Eli bösen Exempeln nicht, die er täglich vor Augen sah.

Angenehme: (Denn wer in der wahren Gottseligkeit seinem Amt fleißig nachkommt, der wird von Gott und bei allen Frommen lieb und wert gehalten.)

27. Es kam aber ein Mann Gottes zu Eli und sprach zu ihm: So spricht der Herr: Ich habe mich offenbart deines Vaters Hause, da sie noch in Ägypten waren in Pharaos Hause {2Mos 4v27},

Mann Gottes: Oder ein Prophet, dessen Name doch nirgends gesetzt wird, der von Gott mit besonderen Gaben der Weissagung geziert und erweckt wurde, das er zu dem Hohepriester Eli ging, und aus göttlichem Befehl demselben vorwürfe, wie er seinen Söhnen zu viel übersehe, ihm auch zugleich mit samt den Söhnen ihre künftigen bevorstehenden Strafen verkündigte und sagte.

Herr: Dessen Abgesandter ich bin, an dich.

Vaters Hause: Das ist: Deine Vorfahren in deinem Geschlecht und Stamm.

Pharao Hause: Will so viel sagen: Als die Kinder Israel in Ägypten mit schwerer Dienstbarkeit und Tyrannei geplagt wurden und ich mir vorgenommenen hatte, dass ich sie mit Gnaden ansehen und aus solcher Dienstbarkeit erlösen wollte, habe ich mich zu allererst dem Mose und Aaron, deinen Voreltern aus dem Stamm Levi, daraus du auch deine Herkunft hast geoffenbart und ihnen Befehl gegeben, dass sie sollten mein Volk Israel aus Ägypten führen.

28. und habe ihn dort mir erwählt vor allen Stämmen Israels zum Priestertum, dass er opfern soll auf meinem Altar und Räucherwerk anzünden und den Leibrock vor mir tragen; und habe deines Vaters Hause gegeben alle Feuer der Kinder Israel.

Ihn: Nämlich Aaron, deinem Vorfahren.

Priestertum: Welches die höchste Würde ist, so ihm widerfahren mögen.

Altar: Nämlich auf dem Brandopfer-Altar.

Anzünden: Auf dem Rauchaltar.

Leibrock: Das köstliche priesterliche Kleid, welches er angezogen, wenn er dem Volk auf ihr Begehren von meinem Willen Antwort gegeben hat.

Gegeben: Damit er nicht nur die Ehre, sondern auch den Nutzen davon hätte.

Feuer: Das ist: Ich habe Vorsehung getan, dass von allen Opfern, die man mir bringen muss, etwas an euch und eurer priesterlich samt dem levitischen Geschlechter gelangte, und ihr also der leiblichen Nahrung halben genügend versichert und versorgt dauerte. Welches alles nicht geringe Guttaten sind.

29. Warum löckst du denn wider meine Opfer und Speiseopfer, die ich geboten habe in der Wohnung? Und du ehrst deine Söhne mehr denn mich, dass ihr euch mästet von dem Besten aller Speiseopfer meines Volkes Israel {Apg 9v5}.

Löckst du: Als wollte er sagen: Warum geht ihr so verächtlich und liederlich um mit meinen Opfern, die ich selbst eingesetzt habe, dass ihr sie gleichsam schier mit Füßen tretet, die ihr doch in Achthaben und retten sollt, dass sie bei anderen nicht in Verachtung kämen? Denn es ist dir verborgen, wie deine Söhne mit den Opfern umgehen. Nichtsdestoweniger hast du bisher noch keinen rechten Ernst gebraucht, dass du sie hättest begehrt, zur angemessenen Strafe zu ziehen.

Nach Luther: Das ist: Du bist frech und mutwillig und widersetzt dich samt deinen Söhnen.

Ehrst: Denn da du zu Rettung meines Namens Ehre und gebührender Unterhaltung meines Gottesdienstes deine Söhne als gottlose Buben vom priesterlichen Amt hättest sollen verstoßen, da du sie ja nicht zum Tode übergeben wolltest, so hast dir deiner Söhne Würde und Ansehen mehr lassen angelegen sein, als meines Namens Ehre, und viel eher durch die Finger begehrt zu sehen, als eines getreuen Priesters, Vaters und Richters Amt im Volk Gottes verwalten.

Mästet: Das ist: Du hast nur allein dahin gesehen, dass du mit deinen Söhnen von den Opfern und Gaben gut leben könntest, und nicht viel danach gefragt, mit was Andacht und Ehrerbietung die Opfer verrichtet würden. (Es wird aber den Eltern recht zugemessen und aufgerechnet, was die Kinder durch ihre Versäumnisse und Übergehungen misshandeln.)

30. Darum spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe geredet, dein Haus und deines Vaters Haus sollten wandeln vor mir ewig. Aber nun spricht der Herr: Es sei ferne von mir, sondern wer mich ehrt, den will ich auch ehren; wer aber mich verachtet, der soll wieder verachtet werden {1Sam 2v27}.

Geredet: Das ist: Ich habe zwar verheißen, dass die Würde des Hohepriester Amtes bei deinem Geschlecht bleiben soll, welches vom Ithamar, des Aarons anderem Sohne, seine Herkunft hat: Aber mit der Bedingung, wenn ihr eurem Amt recht nachkämt.

Aber nun: Weil ich sehe, dass ihr euer Amt nicht verrichtet.

Ferne: Dass ich das Hohepriesteramt bei euren Nachkommen erhalte.

Ehrt: Das ist: Wer mit Fleiß danach trachtet, dass er meines Namens Ehre befördere.

Ehren: Dass ich ihn hervorziehe und zu hohen Ehren erhebe.

Verachtet: Das ist: Welcher allein das Seine sucht, und ihm meine Ehre und Gottesdienst mit keinem Ernst lässt angelegen sein.

Werden: Das ist: Ich will verschaffen, dass man ihn wieder verachten und nichts auf ihn halten soll. (Und sieht man hier, dass Gott in den Verheißungen, die mit einer Bedingung versprochen wurden, keinem gebunden ist, es werde denn dieselbe Bedingung ins Werk gerichtet und erfüllt. Es ist auch dies der rechte Weg, dadurch man zu Ehren kommt und aufsteigt, wenn man sich die Ehre Gottes zu befördern und auszubreiten mit Ernst untersteht.)

31. Siehe, es wird die Zeit kommen, dass ich will entzweibrechen deinen Arm und den Arm deines Vaters Hauses, dass kein Alter sei in deinem Hause.

Arm: Das ist: Die Kräfte, Stärke und das Vermögen deines Geschlechts.

Alter: Das ist: Deine Nachkommen sollen durch einen unzeitigen Tod hinweggerissen werden und sterben, ehe sie Alters halben zu einiger Würde oder Gewalt gereichen möge. Denn die Priester wurden allererst im dreißigsten Jahr ihres Alters zum Priesteramt genommen. (Und ist dies eine göttliche Strafe, wenn die Jugend ihr völliges Alter nicht erreicht.)

32. Und wirst sehen deinen Widerwärtigen in der Wohnung in allerlei Gut, das Israel geschehen wird; und wird kein Alter sein in deines Vaters Hause ewig.

Sehen: Nämlich in deinen Nachkommen, welchen es zu Händen stoßen wird. Denn Eli nicht solange gelebt, bis solches erfüllt wurde, weil er nicht lange danach umgekommen ist.

Wohnung: Nämlich in der Hütte des Stifts.

Geschehen: d. i. Wenn Gott seinem Volk Israel wohltun wird, und deiner Nachkommen Widerpart, nämlich der Hohepriester, so aus einer anderen Linie zum selben Amt erhoben wurde, in großer Würde und Glückseligkeit lebt, so werden deine Nachkommen vor Kummer und Herzeleid verschmachten. Dies ist erfüllt worden, da der König Salomo den Priester Abjathar vom Hohepriesteramt verstoßen, (welcher der letzte Hohepriester gewesen, aus des Ithamars Geschlechter, von dem Eli seine Herkunft hatte) und hat an seine statt geordnet Zadok, der von Eleazar des Aarons erstgeborenem Sohn hergekommen war, 1. Samuel. 2. (Denn die göttliche Rache bleibt zwar lange außen, kommt aber danach nur desto härter mit der Strafe.)

33. Doch will ich aus dir niemand von meinem Altar ausrotten, auf dass deine Augen verschmachten und deine Seele sich gräme; und alle Menge deines Hauses sollen sterben, wenn sie Männer worden sind.

Altar: (Nach Luther) Ich will sie zwar von meinem Altar nicht wegnehmen, aber doch sollen sie nicht lange leben, denn wenn sie erwachsen sind, sollen sie sterben.

Ausrotten: Ich will dein Geschlecht nicht ganz vertilgen, sondern etliche von deinen Nachkommen behalten, dass sie bei der heiligen Hütte sind, welches ihnen doch auch nicht zu Gutem, sondern vielmehr zur Strafe gereichen wird. Denn ich will sie nicht darum erhalten, dass sie mit der Zeit möchten zu der priesterlichen Würde und Hoheit gelangen, sondern dass sie vor Eifer und Griesgramen verschmachten, wenn sie sehen, dass die Würde des Hohepriesteramtes ihnen entwendet und auf ein anderer Geschlecht ist gebracht wurde.

Männer worden: Wenn sie nicht weit von dreißig Jahren sein werden und in guter Hoffnung leben, dass sie die priesterliche Würde, wenn es auch gleich im etwas geringeren Stande sein soll, erlangen möchten, so soll ihrer der meiste Teil unversehens mit dem Tode überfallen und hingerissen werden, dass also ihre Hoffnung zu Wasser und in den Brunnen fallen wird. (Und geschieht es, dass, je näher wir meinen, das unsere Glück sei, je mehr es uns Bekümmernis macht, da uns dasselbe in der Eile unversehens entzogen wird.)

34. Und das soll dir ein Zeichen sein, das über deine zwei Söhne, Hophni und Pinehas, kommen wird: auf einen Tag werden sie beide sterben {1Sam 4v11 v17}.

Zeichen: Will so viel sagen: Bei dem traurigen Fall deiner beiden Söhne, da sie miteinander zugleich umgekommen werden, sollst du erkennen, dass dies alles, was ich dir jetzt zuvor gesagt, gewisslich geschehen werde.

Sterben: Welches ein Zeugnis des göttlichen Zorns wider deine Nachkommen sein wird.

35. Ich aber will mir einen treuen Priester erwecken, der soll tun, wie es meinem Herzen und meiner Seele gefällt; dem will ich ein beständiges Haus bauen, dass er vor meinem Gesalbten wandle immer.

Treuen: Der in seinem Amt treu und fleißig sein wird.

Erwecken: Oder erwählen anstatt deiner Nachkommen.

Gefällt: Das ist: Er wird dem Priesteramt so vorstehen, dass ich an seinem Tun und Verrichtungen werde ein Gefallen tragen.

Bauen: Das ist: Ich will verschaffen, dass die priesterliche Würde und Hoheit in seinem Geschlechter beharrlich und beständig bleiben soll.

Gesalbten: Nämlich vor dem König Salomo. Und ist dies die Meinung: Er, der Hohepriester, den ich erwählen werde, soll sein Amt mit gebührlichem Ansehen bei einem mächtigen Könige verwalten, welcher des rechten Königs und Gesalbten des Messias Vorbild sein wird.

Immerdar: Solange er lebt. (Denn es kann Gott ganz bald und leicht anstatt der bösen und unfleißigen Kirchendiener bessere finden und an ihre statt ordnen. Darum sollen die Kirchendiener in ihrem Amt fleißig sein, Gott fürchten, treulich lehren und unsträflich leben.)

36. Und wer übrig ist von deinem Hause, der wird kommen und vor jenem niederfallen um einen silbernen Pfennig und Stücke Brot und wird sagen: Lieber, lass mich zu einem Priesterteil, dass ich einen Bissen Brot esse.

Hause: Was von deinem Geschlecht an Mannsbildern überbleiben und am Leben sein wird.

Jenen: Nämlich vor dem Hohepriester, welchen ich an deines Nachkommen statt erwählt habe.

Niederfallen: Das ist: Deine Nachkommen werden des von mir erwählten Hohepriesters Gnade leben müssen, und ihn bitten, dass er von dem Einkommen der Priester auch etwas bekomme, damit sie nicht Hungers sterben, so elend und verlassen werden sie sein. (Sollen deswegen die Eltern gottselig leben und die Kinder, wenn sie sündigen, mit Ernst strafen, auf dass nicht sie und ihre Nachkommen in großes Unglück und Jammer geraten.)

Priesterteil: Lieber, lass ein kleines Pfündlein an mich gereichen.


Das 3. Kapitel

  • Der Herr ruft dem Samuel bei der Nacht, welcher meint, der Hohepriester Eli begehre sein: Endlich antwortet er dem Herrn, und hörte darauf eine Offenbarung von der Israeliten künftigen Niederlage, und der Söhne Eli unzeitigem Tode. v. 1.
  • Welche Weissagung Samuel dem Hohepriester Eli, obwohl ungern, erzählt: Darauf Eli dem Willen Gottes sich demütig ergibt. v. 15.
  • Samuel aber bekommt bei dem Volk Israel ein Ansehen. v. 19.

1. Und da Samuel, der Knabe, dem Herrn diente unter Eli, war des Herrn Wort teuer zu der selbigen Zeit, und war wenig Weissagung.

Diente: Dass er sein Amt verrichtete, wie er von dem Hohepriester Eli angewiesen wurde.

Teuer: Oder wie wir sagen möchten: Es wurden nicht viele Predigten oder christliche Versammlungen gehalten, da man Gottes Wort gehandelt und erklärt oder ausgelegt hätte.

Nach Luther: Es waren nicht Prediger noch Pfarrherren genug, die Bibel ist da unter der Bank gelegen, hat niemand studiert, Samuel ist gekommen, und hat es wieder hervorgezogen, rc.

Wenig: Das ist: Man hörte selten von Weissagungen oder göttlichen Offenbarungen etwas reden: Und haben sowohl die Priester, als das Volk ein gottloses Leben durcheinander geführt. Darum ihnen Gott einen Hunger geschickt, nicht nach Brot, sondern nach dem Worte Gottes {Am 8}. Weil demnach das Volk Gottes eine Strafe verdient hatte, so erweckt ihnen Gott zuvor einen Propheten, nämlich den Samuel. (Denn wenn Gott die Sünden seines Volkes strafen will, so schickt er Leute vorher, die es zur Buße ermahnen reizen, ob sich es bekehren wollten und also der Strafe entginge.)

2. Und es begab sich, zur selben Zeit lag Eli an seinem Ort, und seine Augen fingen an dunkel zu werden, dass er nicht sehen konnte.

Und es: Jetzt wird des Samuels Beruf zum Prophetenamt beschrieben.

Ort: Welcher dem Hohepriester bestimmt und verordnet war, wenn er bei der Hütte des Stifts schlafen wollte.

dunkel: Das ist: Er hatte Alters halben an seinen Leibeskräften sehr abgenommen. Also dass weder die Augen noch die anderen Glieder des Leibes mehr gut tun wollten, und war ein verlebter Mann, der auf der Grube ging.

3. Und Samuel hatte sich gelegt im Tempel des Herrn, da die Lade Gottes war, ehe denn die Lampe Gottes verlosch.

Verdunkelt: Das ist: Des Nachts, weil die sieben Lampen auf den goldenen Leuchter zu brennen pflegten, schlief Samuel in der Nähe bei dem übergoldeten Teil der Stiftshütten, auf dass, da irgendetwas unversehener weise sich zutrüge, er bald dabei sein könnte. Gleichwie an etlichen Orten die Messner ihre Kämmerlein an den Kirchen haben.

4. Und der Herr rief Samuel. Er aber antwortete: Siehe, hier bin ich.

Rief Samuel: Bei seinem Namen.

5. Und lief zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich, du hast mich gerufen. Er aber sprach: Ich habe dich nicht gerufen; gehe wieder hin und lege dich schlafen. Und er ging hin und legte sich schlafen.

Lief: Weil er meinte, er hätte des Hohepriesters Eli Stimme gehört, der ihn gerufen.

Wieder hin: An deinen Ort, daher du gekommen bist. (Es hat aber Gott den Samuel gerufen und den Eli übergangen, damit anzuzeigen, dass man in Glaubenssachen nicht urteilen soll, nachdem es mit der Kirchendiener Person beschaffen, sondern dass man auf ihre Lehre achthaben müsse, die sie führen.)

6. Der Herr rief abermals: Samuel! Und Samuel stand auf und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich, du hast mich gerufen. Er aber sprach: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn; gehe wieder hin und lege dich schlafen.

7. Aber Samuel kannte den Herrn noch nicht, und des Herrn Wort war ihm noch nicht offenbart.

Offenbart: Das ist: Obwohl Samuel sonst in der Erkenntnis Gottes recht unterwiesen war, so hatte er doch bis daher noch nie eine besondere göttliche Offenbarung gehabt, wie bei den Propheten sonst gebräuchlich war. Hatte auch kein prophetisches Gesicht gesehen und noch nie gehört, dass Gott auf eine besondere Weise mit ihm geredet hätte. Darum er auch hier nicht meinte, dass ihn Gott rufe, sondern gedenkt nicht anderes, denn er höre des Hohepriesters Eli Stimme.

8. Und der Herr rief Samuel aber zum dritten Mal. Und er stand auf und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich, du hast mich gerufen. Da merkte Eli, dass der Herr dem Knaben rief,

Stand auf: Nämlich zum dritten Mal. (Und ist hier des Samuels Unverdrossenheit des Lobens wert, das ob er wohl zu etlichen Malen von dem Hohepriester Eli vergebens wieder abgefertigt wird, dennoch er ihm seinen Dienst mit einer besonderen Ehrerbietung anbietet, und zu ihm läuft, so oft er gefordert wird.)

Knaben: Nämlich dem Samuel. Und hatte ihn Gott darum so oft gerufen, dazu auch geschehen lassen, dass er allemal dem Eli zugelaufen ist, auf dass derselbe der folgenden göttlichen Offenbarung desto eher und mehr Glauben gebe, wenn er wüsste, dass Gott mit dem Samuel geredet hätte.

9. und sprach zu ihm: Gehe wieder hin und lege dich schlafen; und so du gerufen wirst, so sprich: Rede, Herr; denn dein Knecht hört. Samuel ging hin und legte sich an seinen Ort.

Knecht hört: Das ist: Ich bin in aller Demut bereit und willig dein Wort anzuhören, das du mir offenbaren willst. Weil demnach dem Hohepriester Eli das prophetische Gesicht versagt und abgeschlagen war. So unterrichtet er dennoch den Samuel, wie er zur Anhörung der göttlichen Rede sich soll schicken und gefasst machen. (Denn Gott teilt seine Gaben also aus, dass einer des anderen Hilfe bedarf, und gibt einem nicht alles.)

10. Da kam der Herr und trat dahin und rief wie vormals: Samuel, Samuel! Und Samuel sprach: Rede, denn dein Knecht hört.

Kam: Das ist: Er hat sich dem Samuel mit seiner Gegenwart geoffenbart.

Dahin: Nämlich zu des Samuels Bette, da er vielleicht eines Menschen sichtbare Gestalt an sich genommen.

11. Und der Herr sprach zu Samuel: Siehe, ich tue ein Ding in Israel, dass, wer das hören wird, dem werden seine beiden Ohren gellen {2Sam 21v12 Jer 19v3}.

Tue: Oder will tun.

Gellen: Das ist: Die Leute werden sich davor entsetzen und von Herzen erschrecken, wenn es ihnen nur zu Ohren kommen wird, und sie davon werden hören sagen: Ein solch großes Unglück will ich über mein Volk ergehen lassen von wegen ihrer Sünden. Es hat aber Gott mit diesen Worten die schreckliche große Niederlage der Israeliten zuvor verkündigt, welche sie bald später von den Philistern erlitten, wie im folgenden Kapitel zu sehen.

12. An dem Tage will ich erwecken über Eli, was ich wieder sein Haus geredet habe; ich will es anfangen und vollenden {1Sam 2v31}.

Erwecken: Das ist: Ich will es ins Werk richten und erfüllen.

Geredet: Das ist: Was ich ihm und seinem Geschlechter längst gedroht habe, dass ich sie nämlich zur wohlverdienten Strafe ziehen will.

Vollenden: Auf dass es alles geschehe und also ergehe, wie ich ihm zuvor verkündigt habe.

13. Denn ich hab es ihm angesagt, dass ich Richter sein will über sein Haus ewig um der Missetat willen, dass er wusste, wie seine Kinder sich schändlich hielten, und hatte nicht einmal sauer dazu gesehen {1Sam 2v27}.

Angesagt: Durch einen Propheten, den ich zu ihm geschickt.

ewig: Das ist: Ich will alle seine Nachkommen mit mancherlei Unglück plagen, und wenn sie einmal von der Würde des Hohepriesteramtes sind verstoßen worden, so sollen sie nie mehr wieder dazu kommen. Da auch etliche seiner Nachkommen durch solche Trübsal sich nicht werden bewegen lassen, dass sie ernstlich Buße tun, so müssen sie noch darüber der ewigen Verdammnis auch gewärtig sein.

Schändlich: Dass sie Gott und die Religion verachtet und ihr Gespött damit getrieben.

Gesehen: Das ist: Man hat durchaus nicht an ihm spüren können, dass es ihnen ein Ernst gewesen wäre, seiner Söhnen Mutwillen abzuwehren, oder dass er dergleichen getan, als ob er ein Missfallen daran hätte, viel weniger dass er hätte begehrt solche böse Buben vom Amt zu stoßen oder am Leben zu strafen, wie sie wohl verdient hätten. Denn was die oben gesetzte linde Ermahnung anbelangen tut, damit Eli seinen Söhnen gesprochen hat, weil sie zu wenig taten, hat sie Gott für nichts geachtet. (Denn die unzeitige Lindigkeit und böse Nachlassung missfällt Gott ebenso sehr als eine unnötige Raue und Strenge.)

14. Darum habe ich dem Hause Eli geschworen, dass diese Missetat des Hauses Eli soll nicht versöhnt werden weder mit Opfer noch mit Speiseopfer ewig.

Nicht versöhnt: Das ist: Weil Eli meine erste Warnung, die ich ihm durch den Mann Gottes anzeigen lassen, verachtet und in Wind geschlagen und seiner Kinder Liebe meiner Ehre vorgezogen: Darum, ob er gleich jetzt viele Opfer schlachten und aufopfern wollte, der Meinung, dass er also hoffte, das künftige Übel und die bevorstehende Gefahr damit abzuwenden: So will ich mich doch dieselben nicht irren lassen, dass ich sie der zeitlichen Strafen von wegen ihrer Sünden überhebe, welche sonst durch die Opfer können und pflegen abgewandt oder doch gemildert zu werden: Sondern es sollen seine Nachkommen in alle solch großes Unglück geraten, dafür ich den Eli zeitlich genug gewarnt, er aber solches alles nichts geachtet. (Sollen wir deswegen beizeiten Buße tun, damit nicht, wenn wir gleich der ewigen Verdammnis entfliehen, dennoch in großes zeitlich Unglück geraten.)

15. Und Samuel lag bis an den Morgen; und tat die Tür auf am Hause des Herrn. Samuel aber fürchtete sich, das Gesicht Eli anzusagen.

Lag: Nachdem er die göttliche Weissagung angehört.

Tür auf: Welches nicht allein der Priester, sondern auch der Leviten Amt war, wie 1. Chron. 27. zu sehen ist. Und hat es an diesem Ort das Ansehen, dass nachdem die Hütte des Herrn in Silo einen gewissen Ort bekommen, dieselbe nicht allein mit Decken und Vorhängen, wie in der Wüste, sondern auch mit Türen verschlossen und verwahrt wurde. Welche Samuel, der sich der göttlichen Offenbarung nicht überhob, noch deshalb übermütiger worden war, nach seiner Gewohnheit als ein Messner auftrat, da er doch in der Propheten Orden von Gott bereits erhoben war: Nichtsdestoweniger verrichtet er die Geschäfte seines Berufes in aller Demut. (Denn man soll mit den Gaben Gottes nicht prangen oder sich derselben überheben.)

Fürchte: Als ein züchtiger, schamhafter und Gottesfürchtiger Jüngling: Nicht zwar, dass er sich einer Gefahr besorgt hätte, sondern weil er den guten alten Mann und Hohepriester mit solcher traurigen Nachricht ungern betrübte.

16. Da rief ihm Eli und sprach: Samuel, mein Sohn! Er antwortete: Siehe, hier bin ich.

17. Er sprach: Was ist das Wort, das dir gesagt ist? Verschweige mir nichts. Gott tue dir dies und das, wo du mir etwas verschweigst, das dir gesagt ist!

Gesagt ist: Von Gott, diese Nacht.

Verschweige: Denn weil Eli ein böses Gewissen hatte, so ahnte er nichts Gutes.

Dies und das: Das ist: Du sollst sonst mehr Glück haben, wenn du mir das geringste Wort verschweigst. (So ein unruhiges Ding ist es um ein verletztes Gewissen.)

18. Da sagte es ihm Samuel alles an und verschwieg ihm nichts. Er aber sprach: Es ist der Herr; er tue, was ihm wohl gefällt!

Da sagte: Weil Samuel mit solchen ernsten Worten ermahnt und beschworen wurde, hat er die göttliche Weissagung nicht länger verhehlen, welche ihm darum angezeigt und geoffenbart war, dass sie sollte anderen Leuten kundgetan werden.

Er tue: Als wollte er sagen; Ich erkenne meine Sünde und den gerechten Zorn Gottes. Weil ich demnach höre und verstehe, dass ich und meine Nachkommen durch kein Opfer oder anderer Mittel die wohlverdienten Strafen unserer Sünden können abwenden, so will ich mich mit Geduld hinein ergeben und damit zufrieden sein, dass ich weiß, wie Gott der Herr die bußfertigen Sünder von der ewigen Verdammnis errettet. (Denn ob wir wohl zuzeiten den leiblichen Strafen nicht entgehen können, so sollen wir doch an der Barmherzigkeit Gottes, des ewigen Lebens halben, nicht zweifeln und uns dem Willen Gottes mit Erduldung der zeitlichen Strafen demütig und gehorsam unterwerfen.)

19. Samuel aber nahm zu, und der Herr war mit ihm; und fiel keines unter allen seinen Worten auf die Erde {1Sam 2v21 v26}.

Nahm zu: Nämlich nicht allein am Alter, sondern auch an Gaben des Heiligen Geistes, dass er je länger je größer wurde und ein großes Ansehen bekam.

Fiel keines: Das ist: Was Samuel aus göttlicher Offenbarung den Israeliten zuvor verkündigte und ihnen im Namen Gottes weissagte, das war nicht vergebens oder verloren: Sondern wie er es sagte, so geschah es.

20. Und ganz Israel, von Dan an bis gen Berseba, erkannte, dass Samuel ein treuer Prophet des Herrn war.

Von Dan: Das ist: von einem Ende des Landes Kanaan bis zum anderen. Denn die beide Orte, Dan und Berseba, sind die äußersten Grenzen desgleichen Landes gewesen.

treuer: Denn er verhehlte das Wort Gottes nicht vor ihnen, verkehrte und lenkte es auch nicht nach dem Ansehen der Personen, sondern sagte jedermann die Wahrheit, und was er sagte, das geschah also.

21. Und der Herr erschien künftig zu Silo; denn der Herr war Samuel offenbart worden zu Silo durch das Wort des Herrn.

künftig: Das ist: Gott ist dem Samuel nicht nur das vorige einige Mal, sondern oft am selben Ort in der Stiftshütte erschienen.

Offenbart: (Nach Luther) Gott hat sich unter Samuel durch das Wort reichlich geoffenbart.

Durch das Wort: Welches ihm zwar zuvor verkündigt wurde, dass er den Willen Gottes daraus erkennen lerne. Und hat Samuel ohne allen Zweifel der Israeliten Übertretungen und schwere Sünden aufs ernstlichste ihnen vorgehalten, welches doch alles ohne Frucht abgegangen, bis sie durch eine große Niederlage gedemütigt wurden, davon bald später folgen wird.


Das 4. Kapitel

  • Die Philister erlegen 4000 Israeliten im Streit. v. 1.
  • Darauf lassen die Israeliten die Lade des Herrn ins Lager holen, und frohlocken darüber, als ob sie den Sieg bereits erhalten hätten, dass auch die Philister davor erschrecken. v. 3.
  • Endlich fassen die Philister wieder einen Mut, und erschlagen eine große Menge der Israeliten, denen sie auch die Bundeslade nehmen. v. 6.
  • Des Eli beide Söhne, Hophni und Pinehas, kommen um. v. 10.
  • Er selbst, der Eli, erschrickt über solcher kläglichen Nachricht, dass er hinterrücks vom Stuhl stürzt und sich den Hals bricht. v. 12.
  • Des Priesters Pinehas Weib stirbt in der Geburt, da sie einen Sohn, mit Namen Jcabod, an die Welt bringt. v. 19.

1. Und Samuel fing an zu predigen dem ganzen Israel. Israel aber zog aus den Philistern entgegen in den Streit; und lagerte sich bei Eben-Ezer. Die Philister aber hatten sich gelagert zu Aphek

Philistern: Ihren benachbarten Feinden.

Streit: Was die Ursache gewesen, daher sich dieser Krieg angesponnen, wird nirgends gemeldet.

Eben-Ezer: Welcher Stein oder Fels doch allererst nach etlichen Jahren den Namen bekommen, von der Geschichte, so sich dabei zugetragen, da nämlich, Gott, nachdem er sein Volk gedemütigt, sie wiederum mit Gnaden angesehen und ihnen geholfen, dass sie die Philister geschlagen und zurückgetrieben, bis an den oben gemeldeten Ort, dessen Name hier vorher gesetzt wird.

Nach Luther: Eben-Ezer heißt Helfenstein {1Sam 7v12}.

2. und rüsteten sich gegen Israel. Und der Streit teilte sich weit. Und Israel wurde vor den Philistern geschlagen, und schlug in der Ordnung im Felde bei viertausend Mann.

Teilte: Das ist: Die Schlachtordnung breitet sich auf dem Platz immer weiter aus, dass hin und wieder viel Blutes vergossen wurde.

Geschlagen: Es ist aber kein Wunder gewesen, dass die Israeliten die Schlacht verloren haben, weil sie einesteils mit der baalitischen Abgötterei sich verunreinigt hatten {1Sam 7}. Die anderen aber alle Religion verachteten und ein gottloses Leben führten {1Sam 2}.

3. Und da das Volk ins Lager kam, sprachen die Ältesten Israels: Warum hat uns der Herr heute schlagen lassen vor den Philistern? Lasst uns zu uns nehmen die Lade des Bundes des Herrn von Silo und lasst sie unter uns kommen, dass sie uns helfe von der Hand unserer Feinde.

Ältesten: Das ist: Die Obersten und Kriegsräte gingen miteinander zu Rat, welchergestalt man den Feinden einen Abbruch tun und sie überwinden könnte: Denn sie an den Sieg noch nicht ganz verzagt, ob sie gleich im ersten Angriff den Kürzeren gezogen und das Feld räumen müssen.

Warum: Als wollten sie sprechen: Sind wir nicht das Volk Gottes, die Philister aber hingegen Abgöttische und Gottes Feinde, dazu Verächter und Verfolger der rechten Religion? (Denn es trägt sich manchmal zu, dass das Volk Gottes eine Zeit lang geblendet wird und ihre Sünde nicht erkennen: Sondern meinten, es sei Gott immer an sie gebunden, sie sind gleichwie sie wollen, so müsse sie Gott mit seiner Hilfe nie verlassen: Dass aber dieselben sich weit irren, befindet sich bei diesem Beispiel. Denn Gott züchtigt sein Volk mit widerwärtigen Zufällen, auf dass sie ihre Fehler und Gebrechen dadurch erkennen lernen.) Aber das Volk ist durch diese ziemliche empfangene Schlappen noch nicht aufgemuntert worden, dass sie ihnen die Schlafsucht vertrieben hätte: So war bei der Obrigkeit kein Witz oder Verstand mehr zu finden. (Wie denn zu geschehen pflegt, wenn Gott ein Volk strafen will {Hos 3}, darum sie auf einen närrischen unbesonnenen Ratschlag fallen.

Lade des Bundes: Darin das Gesetz Gottes aufbehalten wird, welches Gott selber in steinerne Tafeln geschrieben und von welcher Gott seinen Willen zu erklären pflegt: Die er auch als ein Zeugnis seiner Gegenwart und Gnaden hat bestimmt und verordnet.

Von Silo: Da die heilige Hütte Gottes ist.

Sie: Nämlich die heilige Bundeslade, bei welcher unser Herr Gott immer pflegt gegenwärtig zu sein.

Unter uns: In unser Lager.

Feinde: Der Philister. Denn wenn wir die Bundeslade lassen daherbringen, so werden wir auch zugleich Gott selber gegenwärtig bei uns haben mit seiner göttlichen Hilfe, und werden die Feinde in unseres Gottes Gegenwart vor unserem Anlauf nicht bestehen können: Wie auch Gott um seines Namens Ehre willen nicht zulassen wird, dass wir überwunden werden, und also die Bundeslade, oder vielmehr Gott selber, in der Gottlosen Feinde Hände käme. Aber dies sind in der Wahrheit ganz närrische Gedanken oder auch Reden und Anschläge gewesen. Denn sie solcher Sachen halben keinen einzigen Befehl noch Verheißung hatten, dass sie die Bundeslade ins Lager sollten holen lassen, da sie alsdann ihre Feinde würden besiegen: Besonders weil man keine Zeichen einer rechtschaffenen wahren Buße bei ihnen spüren könnte, dass sie hätten begehrt, von ihrer Abgötterei und Sünden abzustehen. Bei welchem ihrem Tun sie sich keines gnädigen Gottes trösten können.

4. Und das Volk sandte gen Silo und ließ von dort holen die Lade des Bundes des Herrn Zebaoth, der über den Cherubim sitzt. Und waren da die zwei Söhne Elis mit der Lade des Bundes Gottes, Hophni und Pinehas {2Mos 25v10 v18 Ps 80v2 99v1}.

Volk: Welches sich diesen närrischen Vorschlag auch gefallen ließ und es bewilligte.

Zebaoth: Das ist: Der Heerscharen. Und wird Gott also genannt, weil er ein Herr ist über alle Kreaturen, sowohl sichtbare als unsichtbare, welche ihm sämtlich dienen, und mit seiner Gegenwart einen Heerzug machen.

Sitzt: Das ist: Der seine Gegenwart in Auskündigung eines göttlichen Befehls zwischen den übergoldeten Cherubim (welche den Gnadenstuhl, der über die Bundeslade stand, bedeckten) offenbarte. (Dieser der Israeliten Torheit und vorsätzlicher Mutwillen haben es etliche im Papsttum vorzeiten nachgetan, die in Überschwemmung der Wasser oder bei einer Brunst eine geweihte Hostie durch die Gassen umhergetragen und also damit dergleichen Übel und Unfall zuvorkommen wollten. So tun auch die, welche in Widerwärtigkeit, ohne wahre Buße das Abendmahl empfangen. Als ob Gott durch einem solchen unwürdigen Mahl des Leibes und Blutes Christi nicht vielmehr erzürnt als versöhnt würde.)

Da: Nämlich in der Stadt Silo, bei der Stifts Hütte, als oberste Aufseher und Hüter der Lade Gottes.

Söhne: Welche zugleich mit der Lade ins Lager kamen. (Denn es kann Gott die Gottlosen wunderbarerweise und durch mancherlei Gelegenheit an einen Ort zusammentreiben, auf dass sie miteinander um ihres gottlosen Lebens willen gestraft werden.)

5. Und da die Lade des Bundes des Herrn in das Lager kam, jauchzte das ganze Israel mit einem großen Jauchzen, das die Erde erschallte.

Jauchzten: Oder Freudengeschrei. (So fröhlich sind die Leute in ihrer fleischlichen Sicherheit, dass sie sich einen glücklichen Ausgang träumen lassen, indem sie auf ihre eigene Stärke bauen, und daneben sich selbst fälschlich überreden, Gott werde ihnen beistehen, da sie doch an keine Buße oder Besserung ihres Lebens denken, darum auch ihre Freude in Jammer und Leid sich verkehrt.)

6. Da aber die Philister hörten das Geschrei solches Jauchzens, sprachen sie: Was ist das Geschrei solches großen Jauchzens in der Hebräer Lager? Und da sie erfuhren, dass die Lade des Herrn ins Lager kommen wäre,

Israeliten: Welche allererst neulich von uns überwunden wurden und mit großer Furcht zu ihrem Lager geflohen sind, da sie bisher sich ganz still gehalten, jetzt aber so keck mit einem solchen Freudengeschrei sich wiederum hören lassen.

Erfuhren: Entweder von den Gefangenen oder durch ihre Kundschafter. (Denn wo man nicht gute Kundschafter hat, so kann man keinen Krieg recht führen.)

Lade: Durch welche Gegenwart die Israeliten so beherzt wurden und einen Mut bekommen hätten.

7. fürchteten sie sich und sprachen: Gott ist ins Lager gekommen; und sprachen weiter: Wehe uns! Denn es ist vorhin nicht also gestanden.

Gott: Das ist: Man hat die Bundeslade, bei welcher sich der israelitische Gott immer hat pflegen gegenwärtig finden lassen, ins Lager gebracht, darum derselbe Gott seinen Dienern, die ihn ehren und anrufen, beistehen wird, und uns alle umbringen: Da wird es um uns geschehen sein.

Vorhin: Als wollten sie sagen: Es hat sich unsere Sache die vorigen Tage viel anderes angelassen, als wie sie jetzt ein Ansehen hat. Denn die Israeliten, unsere Feinde, haben zuvor ihren Gott nicht so gegenwärtig bei sich gehabt, dass er ihnen helfen möge, mit welchem sie jetzt und wider uns ausziehen werden.

8. Wehe uns! Wer will uns erretten von der Hand dieser mächtigen Götter? Das sind die Götter, die Ägypten schlugen mit allerlei Plage in der Wüste {2Mos 4v7 v8 v9 v10}.

Hand: Oder Gewalt. Das ist: Es werden weder unsere Götter noch unsere große Macht solchen herrlichen und gewaltigen Göttern können genügenden Widerstand tun. Denn die Philister reden von dem einzigen wahren Gott auf ihre heidnische Weise, als von vielen Göttern.

Wüste: Da sie große Wunder und Zeichen getan haben zur Erhaltung des israelitischen Volkes. Diese Philister glauben nicht an den einigen wahren Gott und fürchten ihn dennoch: Verehren aber nichtsdestoweniger ihre nichtigen Götzen. (Also geschieht es, dass diejenigen, welche der Abgötterei ergeben sind, in großer Gefahr, ihrer Religion und Gottesdienst nicht trauen dürfen.)

9. So seid nun getrost und Männer, ihr Philister, dass ihr nicht dienen müsst den Hebräern, wie sie euch gedient haben. Seid Männer und streitet!

Getrost: Die Philister machen aus der Not eine Tugend und fassen in ihrem Zagen aus göttlichem Verhängnis wiederum einen Mut, weil Gott die Israeliten zur wohlverdienten Strafe ziehen wollte.

Dienen müsst: Wenn ihr ihnen den Rücken kehrt und vor sie fliehen wollt.

10. Da stritten die Philister, und Israel wurde geschlagen, und ein jeglicher floh in seine Hütte. Und es war eine sehr große Schlacht, dass aus Israel fielen dreißigtausend Mann Fußvolks {Ps 78v61 v62}.

Hütte: Das ist: Sie wichen nicht nur wieder hinter sich zu ihren Gezelten in ihr Feldlager, wie zuvor geschehen war, auf dass sie sich wieder zusammen finden, ermannen und den Feind wieder angreifen dürften: Sondern sie wurden hin und her zerstreut, dass einer hier, der anderer dort hinaus lief, damit ein jeder wieder zu den Seinen gelangen möchte.

Große Schlacht: Von welcher großen Niederlage man im 78. Psalm ausführlich lesen kann.

11. Und die Lade Gottes wurde genommen, und die zwei Söhne Elis, Hophni und Pinehas, starben.

Genommen: Von den Philistern. Was meint man aber wohl, dass die Israeliten damals für Hoffnung hatten und übrig behalten haben? Das Beste und meistenteils Kriegsvolk war drauf gegangen: Die Bundeslade, bei welcher man sich des göttlichen Bescheids holte und seines Willens vergewissert wurde, war hinweg geführt. Es waren die Priester in der Schlacht umgekommen, daher der ganze Gottesdienst allem Ansehen nach über den Haufen lag, dass man nicht anderes mutmaßen konnte, denn es wäre sowohl um das geistliche als weltliche Regiment unter dem Volk Israel geschehen, und nunmehr aus mit ihnen. (Aber dennoch hatte Gott sein Volk darum nicht ganz verstoßen noch verworfen, viel weniger, dass er ihren Feinden, den Philistern, sollte wohl gewogen sein, sondern er hatte eine solche scharfe Strafe und Züchtigung müssen vor die Hand nehmen, damit sein Volk lernte, ein anderes Mal Gottes Drohungen nicht zu verachten, noch dass sie sich auf ihre eigenen Kräfte verließen und meinten, sie wären vor aller Gefahr sicher, wenn sie die göttlichen Gnadenzeichen bei sich hätten, aber daneben in Unbußfertigkeit und gottlosen Leben fortführen.)

12. Da lief einer von Benjamin aus dem Heer und kam gen Silo desselben Tages; und hatte seine Kleider zerrissen und hatte Erde auf sein Haupt gestreut.

Lief: Willens, die Nachricht von der Israeliten Niederlage dem übrigen Volk zu verkündigen, gerade, als hätten sie ihren Unfall nicht noch zeitig genug erfahren und innewerden können. (Und tun diejenigen unweislich, welche traurige Nachrichten mit großer Begierde ausbringen: Denn man oft einen Hass und Feindschaft auf solche Leute wirft.)

Silo: In die Stadt, in welcher damals die Hütte des Stifts war.

Zerrissen: Mit welchen Amtskleidern er bereits deutliche Zeichen gab, dass es übel zuginge. Denn die Juden mit solchem Tun ein großes Leid beklagten.

13. Und siehe, als er hineinkam, saß Eli auf dem Stuhl, dass er auf den Weg sähe; denn sein Herz war zaghaft über der Lade Gottes. Und da der Mann in die Stadt kam, sagte er es an; und die ganze Stadt schrie.

Weg: Auf welchen die Israeliten in den Streit ausgezogen waren.

Sehe: Und erwartete der Nachrichten, was der Krieg für einen Ausgang genommen.

Zaghaft: Es wollte ihm nichts Gutes einfallen. Und trug doch nicht so große Sorge für das Volk oder auch für seine Söhne, als für die Bundeslade, dass sie nicht irgendwie in die Hände der Feinde geriete.

Mann: Nämlich der Benjamiter.

Sagt: Wie eine so große Niederlage im Volk Gottes geschehen wäre.

Schrie: Das ist: Es waren alle Gassen voll Jammers und Wehklagens, und hörte man ein großes Geheule, von Alten und Jungen, Männern, Weibern, Kindern, Knaben und jungen Mädchen, da die entführte Bundeslade, andere ihre Eltern, Ehemänner, oder Kinder, die sie in der Schlacht verloren, etliche auch das künftige und vor Augen schwebende noch größere Unglück, so sich besorgten, mit großem Herzeleid beklagten und beweinten.

14. Und da Eli das laute Schreien hörte, fragte er: Was ist das für ein lautes Getümmel? Da kam der Mann eilend und sagte es Eli an.

Getümmel: Ohne Zweifel ist eine traurige Nachricht aus dem israelitischen Lager vorhanden.

Mann: Der Benjamiter, welcher die ganze Stadt erregt und mit dem Geschrei erfüllt hatte.

Eli: Dem Hohepriester, und begehrte ihm auch zu verständigen, was für ein großes Unglück über das Volk Israel ergangen, und wie gefährlich die Sachen stünden. Es hätte aber der Gott solche große und jämmerliche Niederlage nicht auf einmal zugleich dem Eli entdecken und aufs gräulichste vormalen sollen, sondern nach und nach die Sachen vorbringen, und hätte keine Sünde daran getan, wenn er gleich anfangs etwas verschwiegen, das ihm später mit der Zeit allererst und mit besserer Gelegenheit mögen kundgetan werden. Denn die Historien bezeugen, dass etliche aus Anhörung einer unversehens ganz zu traurigen oder auch ganz zu fröhlichen Nachricht von Stand an und auf der Stätte gestorben sind. Aber der unbesonnene Mensch schwätzt alles miteinander heraus, was er weiß.

15. (Eli aber war achtundneunzig Jahre alt, und seine Augen waren dunkel, dass er nicht sehen konnte.)

Sehen konnte.: Vor Alter. Darum er auch des Boten, da er anfangs dahergelaufen gekommen, nicht gewahr wurde.

16. Der Mann aber sprach zu Eli: Ich komme und bin heute aus dem Heer geflohen. Er aber sprach: Wie geht es zu, mein Sohn?

Komme: Nämlich aus der Schlacht, darum ich sagen will, was ich selber gesehen und erfahren habe, dass es gewiss ist.

Geflohen: Das ich gesehen, dass die Schlacht verloren gewesen.

Sprach: Das ist: Er fiel ihm in die Rede und konnte nicht erwarten, bis sie der anderer zu Ende gebracht und vollführt hätte, so ängstig und zaghaft war er.

Geht: Wie stehen unsere Sachen und was ist noch für Hoffnung übrig? Denn ich merke so viel, dass der Handel nicht wohl ausgerichtet ist.

17. Da antwortete der Verkündiger und sprach: Israel ist geflohen vor den Philistern, und ist eine große Schlacht im Volk geschehen; und deine zwei Söhne, Hophni und Pinehas, sind gestorben; dazu die Lade Gottes ist genommen.

Große Schlacht: Welches noch leidentlich gewesen, dass nicht alles Volk umgekommen und noch Hoffnung vorhanden war, das Regiment wieder anzurichten.

Söhne: Dies ging dem Hohepriester Eli schwer ein, wäre aber doch auch noch zu verschmerzen gewesen, weil er sich zu erinnern wusste, dass er von einem Propheten vor der Zeit vernommen, wie seine Söhne keines rechten Todes sterben würden.

Genommen: Von den Feinden, den Philistern. Diese Nachricht hat dem frommen Alten sein Herz so gerührt, dass er darüber in eine Ohnmacht gefallen ist.

18. Da er aber der Lade Gottes gedachte, fiel er zurück vom Stuhl am Tor und brach seinen Hals entzwei und starb; denn er war alt und ein schwerer Mann. Er richtete aber Israel vierzig Jahre.

Gedacht: Wie dieselbe in der Feinde Hand gekommen und von denselben hinweggeführt wäre.

Tor: Nämlich der Stiftshütte.

Entzwei: Hat also dieser vortreffliche Mann ein jämmerliches Ende genommen, der das Amt eines Hohepriesters im Volk Gottes viele Jahre lange verwaltet hatte. (Und sieht man bei diesem Beispiel, wie Gott, wenn er die Sünde strafen will, keines Menschen Person ansieht, wes Würde, Standes, Reichtums, Gewalt, Ansehens und Alters er auch immer sein mag. Und weil es diesem sonst frommen und gottesfürchtigen Mann so übel ausgeschlagen, dass er von Gott mit solchem Ernst gestraft wurde, von wegen, dass er seinen Kindern zu viel übersah, wie wird es denen wohl ergehen, die sich selbst mit gräulichen Lastern besudeln, und wie eine Sau im Kot herumwälzen?)

Schwerer: Der sehr leibig war: Darum es bald mit ihm aus gewesen, dass er dahin gefahren und gestorben.

19. Seine Schwiegermuttertochter aber, Pinehas Weib, war schwanger und sollte bald gebären. Da sie das Gerücht hörte, dass die Lade Gottes genommen und ihr Schwager und Mann tot wäre, krümmte sie sich und gebar, denn es kam sie ihr Wehe an.

Seine: Folgt noch ein anderer Unfall, der sich in des Eli Geschlechter und Angehörigen zutrug.

Tod war: Durch so viel und mancherlei traurige Botschaften ist das elende Weib so mit großen Schrecken überfallen worden, dass, obwohl die Zeit noch nicht war, sie dennoch über alle anderen Schmerzen auch die Wehetage zur Geburt empfangen. Wie den schwangeren Weibern zu widerfahren pflegt, wenn ihnen unversehens etwas Trauriges zu Händen stößt.

Gebar: Weil sie aber zur Unzeit nieder kam, setzte ihr der Schmerz so hart zu, dass sie darüber anfing mit dem Tode zu ringen.

20. Und da sie jetzt starb, sprachen die Weiber, die neben ihr standen: Fürchte dich nicht, du hast einen jungen Sohn. Aber sie antwortete nichts und nahm es auch nicht zu Herzen.

Starb: Das sie dem Tode nahe war.

Sohn: Denn sie hofften, dass sie also würde wieder zu ihr selber kommen und sich wiederum erhole, weil es sonst geschieht, dass die Mütter, wenn das Kind zur Welt geboren ist, sich von Herzen darüber zu erfreuen pflegen {Joh 16}.

Nichts: Auf den zugesprochenen Trost der Weiber von wegen ihres jungen Sohnes, darüber sie sich im wenigsten nichts erfreut.

Herzen: Das ist: Man konnte nicht spüren, dass sie einigen Trost oder Erquickung davon empfangen hat.

21. Und sie hieß den Knaben Ikabod und sprach: Die Herrlichkeit ist dahin von Israel; weil die Lade Gottes genommen war und ihr Schwager und ihr Mann.

Ikabod: Welches so viel heißt als wehe unsere Herrlichkeit: Als wollte sie sprechen: Den Namen soll mein Sohn haben zum Gedächtnis unseres großen Unfalls, weil alles Ansehen und Majestät des israelitischen Volkes zugrunde gegangen ist.

Herrlichkeit: Das ist: Die göttliche Majestät, welche bis daher das israelitische Volk in der ganzen Welt berühmt gemacht und bei der Bundeslade sich oftmals geoffenbart hat, ist jetzt von uns gewichen, weil die Lade Gottes hinweg und in der Feinde Hand gekommen ist.

Weil die: Das ist: Also sagte sie und gab ihrem Sohn der Ursache halben einen solchen Namen, weil die Lade Gottes hinweg war, und dazu ihr Schwager gestorben, auch ihr Mann in der Schlacht umgekommen war.

22. Und sprach abermals: Die Herrlichkeit ist dahin von Israel; denn die Lade Gottes ist genommen.

Abermals: Dass sie ihre Klage wiederholte und zugleich den Geist darüber aufgab. (Denn es lässt es unser Herr Gott bisweilen geschehen, dass sein Volk in große Angst und Not gerät, und man nichts anderes meinten, es sei sowohl um die Religion als Polizei geschehen, und liege es alles miteinander darnieder. Da doch unterdes Gott der Herr den Feinden ein Ziel gesteckt hat, wie weit sie ihren Mutwillen treiben mögen. So haben wir aus so viel und mancherlei Unfällen, die dem Hause Eli und seinem Geschlechter zugestanden, zu lernen, dass wir unseren Kindern und Nachkommen nicht besser vorstehen und Rat schaffen können, denn wenn wir selber ein gottseliges Leben führen und die Kinder in aller Gottseligkeit auferziehen.)


Das 5. Kapitel

  • Die Philister stellen die Lade Gottes in den Tempel ihres Götzen Dagon, der für denselben zweimal zu Boden fällt, und das andermal zerbrochen wird. v. 1.
  • Darüber führt man die Bundeslade zu den anderen Städten der Philister umher. Wo aber dieselbe hinkommt, da werden die Philister mit einer gräulichen Plage an heimlichen Orten angegriffen. v. 6.

1. Die Philister aber nahmen die Lade Gottes und brachten sie von Eben-Ezer gen Asdod,

Eben-Ezer: Nämlich von demselben Ort, der später von der geschieht, so sich dabei zugetragen {1Sam 7}, also genannt worden, zu Deutsch Helfenstein.

Asdod: Welche eine von den vornehmsten Städten im Philister-Lande war.

2. in das Haus Dagons, und stellten sie neben Dagon.

Dagon: Ihres Götzen. Der vom Fisch oder auch wohl vom Getreide den Namen überkommen hat, denn beides vom Daga herkommt, welches Wort eine Vermehrung bedeutet. Man denkt aber, dass dieser Abgott am oberen Teil des Leibes eines Menschen Gestalt gehabt, am unteren Teil aber vom Nabel an, wie ein Fisch formiert gewesen sei. Und ist wohl zu glauben, dass die Philister solchen Götzen darum verehrt haben, auf dass die Früchte des Landes desto besser gerieten.

Neben Dagon: Weil sie den Gott Israels, ihrem Fühlen nach, gleichsam als in einem Triumph gefangen hielten, dessen Lade, so sie im Streit erobert, sie ihrem Götzen zu Ehren, in seinem Tempel, als eine Beute darstellten, und ihn gleichsam damit begabten. (Denn der Sieg pflegt gewöhnlich einen großen Stolz zu erregen, besonders, wenn die Feinde des Volkes Gottes die Oberhand behalten haben, da wird alsdann des wahren Gottes und seiner Religion gespottet. Aber Gott lässt solche Schmach seines Namens nicht lange ungerächt hingehen.)

3. Und da die von Asdod des anderen Morgens frühe aufstanden, fanden sie Dagon auf seinem Antlitz liegen auf der Erde vor der Lade des Herrn. Aber sie nahmen den Dagon und setzten ihn wieder an seinen Ort.

Liegen: Als ob er mit einer tiefen Demut und großer Ehrerbietung die Lade Gottes anbetete. (Denn wenn man meint, es sei um die wahre Religion geschehen und allerdings aus damit, so fängt Gott an, am allermeisten dieselbe zu retten und ans Licht zu bringen.) Und hätten zwar die Philister aus diesem Wunderwerk die rechte Religion der Israeliten sollen lernen erkennen und ihres Götzen Nichtigkeit spüren, aber sie sind in ihrem Sinn so verblendet und verstockt, dass sie nichts merken.

4. Da sie aber des anderen Morgens frühe aufstanden, fanden sie Dagon abermals auf seinem Antlitz liegen auf der Erde vor der Lade des Herrn, aber sein Haupt und seine beiden Hände abgehauen auf der Schwelle, dass der Rumpf allein darauf lag.

Des Herrn: (Denn je heftiger man die falsche Religion entweder mit Disputieren oder mit Gewalt dafür streitet und verteidigt, je mehr sie Gott zuschanden macht und zu Boden stürzt. Weil er keinen Mitregenten neben sich leiden kann, sondern allein will angebetet und geehrt werden. Darum man sich auch keine Heiligen an die Seiten stellen soll, dass man ihnen göttliche Ehre antun wollte.)

5. Darum treten die Priester Dagons und alle, die in Dagons Haus gehen, nicht auf die Schwelle Dagons zu Asdod bis auf diesen Tag.

Darum: Durch dies andere Wunderwerk hätten die Philister richtig sollen sich bewegen lassen, dass sie von ihrer Abgötterei wären abgestanden. Aber es ist keine Besserung da gewesen. Ja sie hielten es viel mehr dafür, es wäre die Schwelle dadurch desto heiliger worden, weil ihres Abgottes Hände darauf gefallen, und also dieselbe durch ihre Anrührung geheiligt hätten.

Diesen Tag: Da solches beschrieben wurde. (Denn wenn die Heuchler gleich überzeugt und überwiesen werden, dass sie Unrecht haben, so häufen sie doch viel eher einen Aberglauben über den anderen, ehe sie der Wahrheit Platz geben, und beifielen.)

6. Aber die Hand des Herrn wurde schwer über die von Asdod und verdarb sie und schlug Asdod und alle ihre Grenzen an heimlichen Orten.

Schwer: Weil demnach die Philister durch solche Wunderwerk sich nicht bewegen lassen, dass sie hätten Gott die Ehre gegeben, so erwacht Gott gleichsam, als von einem tiefen Schlaf, wie der 78. Psalm sagt, und greift die Philister mit schrecklichen und schweren Plagen an.

Verderbe: Das ist: Er hat ihnen viel Plage angetan und sie mit beschwerlichen Krankheiten gequält.

Grenze: Das ist: Es hat nicht allein die Stadt Asdod solche abscheulichen Krankheiten empfangen, sondern auch alle anderen, die in der Nachbarschaft dort herum wohnten. So wird im folgenden Kapitel dazu gemeldet, wie ein Haufen Mäuse der Philister Äcker verdarben und großen Schaden im Getreide getan haben, dazu in Verwüstung und Verunreinigung der Speise den Leuten sehr gefährlich gewesen. (Es sind aber die abscheulichen Krankheiten und Vererbung der Früchte Strafen der Sünden. Und wird an diesem Ort durch die heimliche Krankheit angedeutet das heimliche Nagen des Gewissens und die Anfechtungen des bösen Feindes, damit die Feinde des Volkes Gottes nach erlangtem Sieg geplagt werden. Durch den Schaden, so von den Mäusen geschieht, wird angezeigt, dass den Feinden solche Siege, die sie wider das Volk Gottes erhalten, zu keinem Guten oder Nutzen kommen.)

7. Da aber die Leute zu Asdod sahen, dass es so zuging, sprachen sie: Lasst die Lade des Gottes Israels nicht bei uns bleiben; denn seine Hand ist zu hart über uns und unseren Gott Dagon.

Zu hart: Das ist: Der Gott Israel tut uns zu viel Plage an, und wo wir ihn nicht von uns hinweg tun, so wird es um uns und unseren Gott samt unserer Religion geschehen sein. (Also rächt sich Gott an den Feinden seines Volkes, dass, wenn sie gleich den Sieg wider das Volk Gottes erhalten haben, es ihnen dennoch übler geht als dem Volk Gottes selber, welches überwunden ist.)

8. Und sandten hin und versammelten alle Fürsten der Philister zu sich und sprachen: Was sollen wir mit der Lade des Gottes Israels machen? Da antworteten sie: Lasst die von Gath die Lade des Gottes Israels umhertragen.

Was sollen: Wie müssen wir uns verhalten, dass es uns nicht so übel gehe mit der Lade des Gottes Israel? Hier sieht man dieser Leute Bosheit und unsinniges Wesen. Denn ob sie wohl so viel spüren und bekennen müssen, dass die israelitische Religion die ihrige übertreffe, dennoch begehren sie dieselbe wahre Religion, nicht anzunehmen, noch von den israelitischen Priestern zu lernen, wie man mit der Lade Gottes recht umgehen müsste, sondern lassen die Sache auf einen gemeinen Landtag beratschlagen, welches ihnen doch übel bekam. (Also tun ihm auch die, welche der evangelischen Wahrheit nicht wollen Platz geben oder glauben, sie sei denn auf einen allgemeinen Reichstag bestätigt und angenommen.)

Umhertragen: Durch andere Städte der Philister, damit wir erfahren, ob die zu Asdod besser sich befinden werden, wenn die Lade Gottes hinweg ist, und ob dieselbe Lade überall solchen Jammer anrichte, wo sie hinkomme, oder aber ob es ein gefährlicher Zufall war, der den Asdoditern begegnet. Den vielleicht der Gott Israels in einer anderen Stadt des Philister Landes lieber wohne möchte als zu Asdod.

Und sie: Die Philister ließen sich diesen närrischen Ratschlag gefallen und versuchen es erstlich mit Gath.

9. Und sie trugen die Lade des Gottes Israels umher. Da sie aber dieselbe umhertrugen, wurde durch die Hand des Herrn in der Stadt ein sehr großer Rumor, und schlug die Leute in der Stadt, beide klein und groß, und kriegten heimliche Plage an heimlichen Orten.

Umhertrugen: Nämlich durch die Stadt Gath, welches ohne Zweifel mit einem ansehnlichen Gepränge in der Prozession und mit besonderen Zeremonien geschah, wie man im Papsttum die gesegneten Hostien in der Prozession herumträgt. Denn obwohl die Philister der Israeliten Religion verwarfen, so sahen sie es dennoch fürs Beste an, weil sie die große Not dazu drang, dass man der Lade des Gottes Israel eine Ehre antäte, weil diese ohne Zweifel große Macht hat.

Rumor: Das ist: Die Strafe Gottes war vorhanden, und hat sich seine Rache bald spüren und merken lassen wegen der heimlichen Krankheit, von welcher sie mit großem Schmerzen plötzlich angegriffen wurden, ein jämmerliches Geschrei und großer Tumult sich in der Stadt sich erhob.

Klein und: Also dass beides, der gemeine Mann sowohl als die Obersten und vornehmsten Bürger, heftig mit solcher Krankheit geplagt worden und kein Mensch verschont wurde. (Und sieht man hier, wie die bösen und närrischen Anschläge so übel geraten.)

10. Da sandten sie die Lade des Herrn gen Ekron. Da aber die Lade Gottes gen Ekron kam, schrien die von Ekron: Sie haben die Lade Gottes umhergetragen zu mir, dass sie mich töte und mein Volk.

Da sandten: Denen zu Gath die göttliche Plage so heftig zugesetzt, wollen sie die Lade Gottes auch nicht länger bei sich haben, sondern schicken sie wiederum fort an andere Orte.

Ekron: In einer anderen Stadt des Philister-Landes.

Schreien: Vor Furcht und großem Schrecken.

Töte: Denn wir von derselben Gegenwart nichts anderes oder Besseres uns erhoffen können. Und haben sie bereut, dass sie anfangs mit darin bewilligt, dass man die Lade Gottes herumtragen sollte.

11. Da sandten sie hin und versammelten alle Fürsten der Philister und sprachen: Sendet die Lade des Gottes Israels wieder an ihren Ort, dass sie mich und mein Volk nicht töte. Denn die Hand Gottes machte einen sehr großen Rumor mit Würgen in der ganzen Stadt.

Versammelten: Damit aus gemeinem Rat beschlossen würde, was man mit der Lade Gottes anfangen sollte, zu Verhütung weiter und größeres Unglücks, so den Philistern daher entstehen möchte.

Sprachen: In einer allgemeinen Versammlung.

Ihren Ort: Zu den Israelitern, welchen sie zusteht.

Töte: Damit wir nicht alle miteinander umkommen und ganz zugrunde gehen.

Würgen: Das ist: Es hat sich ein großer Jammer in der Stadt erhoben, weil ihrer viele an der schrecklichen Plage eines schnellen Todes starben.

12. Und welche Leute nicht starben, die worden geschlagen an heimlichen Orten, dass das Geschrei der Stadt auf gen Himmel ging.

Geschlagen: (Nach Luther) Durch diese Historie wird angedeutet, dass, wenn Menschen und Vernunft obliegt, so geht Gottes Wort und alle Ehre dahin, da fällt das rechte Priesteramt zurück und stirbt, und das alles aus Gottes Zorn. Aber die, so gewinnen, haben danach keine Ruhe im Gewissen. Denn wo Gottes Wort nicht recht geht, tut es dem Gewissen alles Leid an, wie hier die Lade Gottes den Philistern, solange bis sie zuletzt ihre Schande bekennen müssen, dass sie Gottes Wort verkehrt haben, und mit Ehren wieder zurechtbringen müssen. Das ist hier bedeutet mit den goldenen Ähren und Mäusen, K. 6. 4. Welches nichts ist, denn die heimliche Plage der Gewissen, die zuletzt offenbart wird durch Gottes Wort, wie Paulus sagt {2Tim 3v9}. Ihre Torheit wird offenbar werden jedermann.

Gen Himmel: Von wegen der großen Schmerzen, den die erlitten, welche lebendig blieben, und dann des jämmerlichen Wehklagens halben, welches die andere über ihre Verstorbene führten. (Also triumphiert Gott wiederum über seine Feinde, dass er sie mit großen Plagen nach ihrem Verdienst straft, wenn er seine Kinder zuvor gedemütigt hat.) Man kann aber aus dem folgenden Kapitel so viel abnehmen, dass nicht allein in den zuvor genannten beiden Städten, sondern auch an anderen Orten durch der Lade Gottes Gegenwart, so man hin und wieder herum geführt, die Philister mit gleicher Plage sind angegriffen und gestraft wurden.


Das 6. Kapitel

  • Als die Philister ihre Priester über den erlittenen Schaden nach Rat fragen, werden sie von denselben ermahnt, dass sie die Lade des Herrn mit Geschenken wieder ins Land Israel schicken sollen. v. 1.
  • Und da sie säugende Kühe an einen neuen Wagen spannen, darauf sie die Lade Gottes gesetzt, gehen die Kühe stracks Weges dem Lande Israel zu, ob sie gleich niemand treibt. v. 10.
  • Weil die Bethsemiter die Lade Gottes bloß gesehen, verlieren sie 50.070 Mann. Darum sie die Lade Gottes von sich schicken, gen Kiriath Jearim. v. 13.

1. Also war die Lade des Herrn sieben Monate im Lande der Philister.

Sieben Monate: Welche Zeit über es mit den armen Israeliten das Ansehen hatte, als ob sie von Gott und aller Welt verlassen wären, weil sie der Bundeslade mangeln mussten. Da unterdes die Philister von derselben Gegenwart sich auch nicht wohl befunden, sondern mit allerlei Jammer und Unglück haufenweise überfallen wurden.

2. Und die Philister riefen ihren Priestern und Weissagern und sprachen: Was sollen wir mit der Lade des Herrn machen? Lehrt uns, womit sollen wir sie an ihren Ort senden?

Riefen: Weil des Jammers kein Ende werden wollte, sondern vielmehr weiter einriss.

Priestern: Welcher Rat und Vernunftsdenken sie zuvor nicht begehrt, weil sie meinten, sie konnten der Sachen keinen Rat schaffen. Aber jetzt müssen sie bei sich endlich Hilfe suchen.

Machen: Wie sollen wir es angreifen, dass wir der Sachen recht tun? Denn wenn wir die Lade länger bei uns behalten, so wird die Plage nicht nachlassen, sondern eher größer werden: Schicken wir sie denn wieder von uns, so wird es uns eine große Schande sein, dass wir als siegreiche Überwinder unseren Feinden den Raub, so wir ihnen abgedrungen, wieder unseren Willen haben müssen wiedergeben. Jedoch erscheint es uns besser sein, dass wir vielmehr unser Ansehen und Reputation, als unser Leben in die Schanze schlagen: Hierüber nun zeigt uns eure Meinung auch an.

Womit: Was müssen wir für Geschenke dazu tun? Denn unseres Erachtens werden wir sie nicht dürfen ohne Geschenke fortschicken, auf dass uns nicht noch ärgeres widerfahre, da wir sie nicht recht wieder zurückgeben.

3. Sie sprachen: Wollt ihr die Lade des Gottes Israels senden, so sendet sie nicht leer, sondern soll ihr vergelten ein Schuldopfer, so werdet ihr gesund werden und wird euch kund werden, warum seine Hand nicht von euch lässt.

Schuldopfer: Tut eine Gabe dazu, welche anstatt eines Opfers für eure Sünde und Schuld geopfert werde, weil ihr mit der Lade Gottes nicht umgegangen seid, wie sich es wohl gebührt hätte.

Gesund: Von euren heimlichen Plagen.

Kund: Das ist: Wenn ihr die Lade Gottes gebührlicher maßen wieder an ihren Ort geliefert habt und gesund worden seid, so werdet ihr daher erfahren, dass der Gott Israels euch solche Plage zugeschickt hat, darum dass ihr seine Lade bei euch aufbehalten und ihr nicht gebührliche Ehre angetan habt.

4. Sie aber sprachen: Welches ist das Schuldopfer, das wir ihm geben sollen? Sie antworteten: Fünf goldene Ähren und fünf goldene Mäuse nach der Zahl der fünf Fürsten der Philister; denn es ist einerlei Plage gewesen über euch alle und über eure Fürsten.

Sie: Nämlich die Priester und Wahrsager.

Einerlei: Das ist: Weil solche heimliche Plage alle eure Grenzen und alle Fürstentümer angegriffen hat und die Mäuse auf allen Ecken der Philister Schaden getan, so wird es sich gebühren, dass zur Abwendung solches großen Übels alle fünf Fürsten den Gott Israels mit den vorgemeldeten Geschenken wiederum versöhnen.

5. So müsst ihr nun machen gleiche Gestalt euren Ähren und euren Mäusen, die euer Land verdorben haben, dass ihr dem Gott Israels die Ehre gebt; vielleicht wird seine Hand leichter werden über euch und über euren Gott und über euer Land.

Ehre gebt: In dem, dass ihr mit solchen Gaben bekennt, wie ihr von ihm nach eurem Verdienst seid gestraft worden.

Leichter: Dass er die Plage von euch nehme und die beschwerliche abscheuliche Krankheit aufhöre.

Gott: Nämlich den Dagon, der auch nicht vor ihm bestehen, noch seiner sich erwehren konnte.

Land: Welches die Mäuse verwüstet und verdorben haben. Diesen Rat haben die Priester und Wahrsager vorgebracht, aus einer besonderen Eingebung des Heiligen Geistes. Denn ob sie wohl Abgöttische und Schwarzkünstler waren, welchen Leuten unser Herr Gott von Herzen feind ist. So hat er dennoch durch diese Weissagungen und prophetischen Ausspruch den Philistern einen nützlichen Vorschlag getan, der ihnen zwar auch zum Besten gereicht, aber zuerst und besonders zur Ehre Gottes und zum Preis seines göttlichen Namens angesehen war: In Maßen Gott auch durch den Zauberer Bileam die Wahrheit verkündigen und durch Caipham nützliche Sachen weissagen lassen.

6. Warum verstockt ihr eurer Herz, wie die Ägypter und Pharao ihr Herz verstockten? Ist es nicht also, da er sich an ihnen beweise, ließen sie sie fahren, dass sie hingingen {2Mos 13v12 2Mos 12v31}?

Verstockt: Aus diesen Worten erscheint, dass den Philistern ihrer Priester Vorschlag erstlich nicht sehr gefalle oder recht eingehen wollte, weil sie sich die Rechnung machten, es möchte ihnen solche Verehrung zur ewigen Schmach und Schande werden, dass ihnen die abscheuliche Krankheit von den Israeliten gegeben und vorgeworfen werden. Darum die Priester mit einer ernstlichen Ermahnung weiter bei ihnen anhalten.

Beweist: Dass er sie zu Spott und Schanden gemacht und von wegen seines Volkes Israel ihnen viele Plagen angelegt hatte: Welches euch auch begegnen wird, wo ihr ihm nicht weichen und gebührliche Ehre antun wollt.

7. So nehmt nun und macht einen neuen Wagen und zwei jungen säugenden Kühen, auf die nie kein Joch kommen ist, und spannt sie an den Wagen und lasst ihre Kälber hinter ihnen daheim bleiben.

Nehmt: Nämlich solche Materie, daraus man einen Wagen machen kann.

8. Und nehmt die Lade des Herrn und legt sie auf den Wagen; und die goldenen Kleinode, die ihr ihm zum Schuldopfer gebt, tut in ein Kästlein neben ihre Seiten und sendet sie hin und lasst sie gehen.

9. Und seht ihr zu. Geht sie hinauf dem Wege ihrer Grenze gen Beth-Semes, so hat er uns all das große Übel getan. Wo nicht, so werden wir wissen, dass seine Hand uns nicht gerührt hat, sondern es ist uns wahrscheinlich widerfahren.

Seht: Habt Acht darauf, was es für einen Ausgang mit der Sache nehmen wird.

Beth Semes: Welche Stadt im Stamm Juda ist gelegen gewesen {Jos 21}.

Er: Der Gott Israel. Als wollten sie sprechen: Alsdann werden wir eigentlich erfahren und innewerden, dass wir von wegen der genommenen und entführten Bundeslade sind gestraft worden, wenn er dieselbe durch ein Wunderwerk wiederum ins Land Israel ziehen wird. Denn wo Gott die Kühe nicht will durch ein besonderes Wunderwerk regieren und forttreibe, so werden sie für sich selbst den neuen Wagen nicht begehren zu ziehen, besonders, weil sie noch kein Joch trugen oder an einem Wagen zu ziehen gewöhnt waren. Über das, so werden sie durch eine natürliche Zuneigung angetrieben und gereizt, viel mehr begehren wieder zu ihren Kälbern umzukehren, als eine unbekannte Straße fortzugehen.

Wo nicht: Dass sie nicht dem Lande Israel zu begehren.

Nicht gerührt: Das ist: Es wird kund und offenbar werden, dass uns solche Übel nicht von dem Gott Israels gekommen ist, welches wir bisher erlitten haben.

Widerfahren: Gerade, als ob etwas ungefähr, und nicht alles nach der göttlichen Anordnung und Vorsehung geschehe.

10. Die Leute Taten also und nahen zwei junge säugende Kühe und spannten sie an einen Wagen und behielten ihre Kälber daheim.

Also: Wie ihnen die Priester geraten hatten, dass sie fünf goldene Ähren und gleich so viel Mäuse machen ließen. Denn sie endlich in ihren Vorschlag von Not wegen willigen mussten, wie ungern sie es auch getan.

Daheim: Also, dass die Kühe ihres Erachtens nach den abwesenden Kälbern ein großes Verlangen haben würden, wie denn natürlicherweise zu geschehen pflegt.

11. Und legten die Lade des Herrn auf den Wagen und das Kästlein mit den goldenen Mäusen und mit den Bildern ihrer Ähren.

12. Und die Kühe gingen stracks Weges zu Beth-Semes zu auf einer Straße; und gingen und blökten und wichen nicht, weder zur Rechten noch zur Linken. Und die Fürsten der Philister gingen ihnen nach bis an die Grenze Beth-Semes.

Stracks: Nicht anderes, als wenn sie längst unters Joch gegangen und dazu wären gewöhnt gewesen.

Beth-Semes: Zu derselben Stadt im Lande Israel.

Blökten: Aus Verlangen nach ihren Kälbern, dennoch wandten sie sich nicht wieder um zu der Philister Lande, sondern gingen immer weiter und gerade fort, wo sie die Landstraße hinweist. So groß ist Gottes Gewalt und Allmacht, dass er zur Rettung seiner Ehre und zur Beförderung der Wohlfahrt seines Volkes auch den Lauf der Natur ändern, aufhalten und verkehren kann: Wie er hier getan und sonst auch oft zu tun pflegt. Wir sind aber alle miteinander von Natur, wie die unbändigen Kühe, jedoch wenn wir mit dem Glauben ans Evangelium und Wort Gottes gebunden werden, so werden wir gezähmt, dass wir zu der Freude des ewigen Lebens gerade und stracks für uns auf dem rechten Weg der Gebote Gottes fortgehen.

Ihnen nach: Nämlich den Kühen mit dem Wagen und der Lade Gottes, als ob sie von dem Gott Israels in einen Triumph gefangen geführt würden. Sie haben aber begehrt zu sehen, wo es mit der Sache hinaus wollte und was es für ein Ende nehmen würde. Und zwar hätten sie es mit Händen greifen sollen, dass sie bis daher von dem allmächtigen Gott der Israeliten wären gestraft und also hernach genommen worden, von wegen der Lade, so sie gefangen mit sich hinweg geführt hatten. (Aber obwohl die Feinde Gottes mit augenscheinlichen Anweisungen und Zeugnissen ihres gottlosen Tuns und Lebens überwiesen werden, so bleiben sie doch gewöhnlich halsstarrig und verstockt in ihrer verkehrten Meinung.)

13. Die Beth-Semiter aber schnitten eben in der Weizenernte im Grunde; und hoben ihre Augen auf und sahen die Lade und freuten sich, dieselbe zu sehen.

Eben: Zur selben Zeit, da man die Lade Gottes wieder aus der Philister Lande daher führte.

Sahen: Wider all ihr Erhoffen und unversehens.

Freuten: Welche Freude ihnen doch einesteils später übel bekommen, dass ihrer viel mit dem Leben darüber zu büßen müssen, wie bald folgen wird, und das darum, weil sie nicht schlecht deshalb froh gewesen, dass die Lade wieder ins Land Israel angelangt, sondern weil sie dieselbe bloß und unbedeckt besehen können, welches sonst niemand freistand als dem Hohepriester.

14. Der Wagen aber kam auf den Acker Josuas, des Beth-Semiters, und stand dort stille. Und war ein großer Stein dort. Und sie spalteten das Holz vom Wagen und opferten die Kühe dem Herrn zum Brandopfer.

Josua: Der zur selben Zeit ein Bürger oder Einwohner zu Beth Semes war.

Stille: Also, dass die Kühe nicht weiter fortgingen. Denn wie zuvor von Gott fortgetrieben, also sind sie an diesem Ort von demselben aufgehalten worden.

Stein: Auf welchem man die Lade und das Kästlein herabgestellt und niedergelassen, wie bald folgt.

Opferten: Nachdem sie zuvor einen Altar gebaut und das Holz und alles darauf zugerichtet hatten.

15. Die Leviten aber hoben die Lade des Herrn herab und das Kästlein, das neben daran war, darin die goldenen Kleinode waren, und setzten sie auf den großen Stein. Aber die Leute zu Beth-Semes opferten dem Herrn desselben Tages Brandopfer und andere Opfer.

Leviten: Denen es Amtes halben zustünde und ohne Zweifel dazu fordert worden.

Opferten: Nämlich über das vorige Opfer, davon allererst gesagt worden. (Denn wir sollen für das wiederum erlangte Kirchenamt des reinen Wortes Gottes mit geistlichen Opfern, nämlich mit Tötung des alten Adams, mit Lob des göttlichen Namens und mit Merken der Liebe unsere Dankbarkeit gegen Gott erzeigen.

16. Da aber die fünf Fürsten der Philister zugesehen hatten, zogen sie wiederum gen Ekron desselben Tages.

Zugesehen: Mit was Freuden und Frohlocken die Israeliten die Bundeslade empfangen und angenommen.

Zogen: Ohne Zweifel mit großem Unmut, dass sie mit ihrem Schimpf und Spott den Israeliten, ihren abgesagten Feinden, eine solche Freude gemacht. (Denn der Gottlosen Glück ist zeitlich und vergänglich, darüber sie endlich müssen zuschanden werden.)

17. Dies sind aber die goldenen Ähren, die die Philister dem Herrn zum Schuldopfer gaben: Asdod einen, Gasa einen, Asklon einen, Gath einen und Ekron einen.

18. Und goldene Mäuse nach der Zahl aller Städte der Philister unter den fünf Fürsten, beide der gemauerten Städte und Dörfer, und bis an das große Abel, darauf sie die Lade des Herrn ließen, bis auf diesen Tag, auf dem Acker Josuas, des Beth-Semiters.

Unter den: Das ist: Über welche Städte die fünf Fürsten der Philister Herren waren, ein jeglicher über seine Stadt, wie sie vorgemeldet wurden, nach derselben Zahl hat man die fünf goldene Ähren und Mäuse gegeben.

Und Dörfer: Das ist: Es haben auch die kleinen Städte und Flecken zu den vorgemeldeten Geschenke geben und steuern müssen, durch das ganze Land der Philister, bis an der Israeliten Grenze.

Abel: Nämlich denselben Stein, davon kurz zuvor gesagt worden. Welcher zuerst Aben oder Eben, das ist, ein Stein, geheißen, später aber Abel, das ist eine Traurigkeit genannt worden, weil viele Israeliten am selben Ort durch des Herrn Hand umgekommen, darum, dass sie die Bundeslade vorwitzigerweise bloß und unbedeckt besichtiget, wie bald später folgt.

Tag: Da solches in Schriften verfasst und aufgezeichnet wurde. Zu welcher Zeit die Lade Gottes noch dort gewesen.

19. Und etliche zu Beth-Semes wurden geschlagen, darum dass sie die Lade des Herrn gesehen hatten. Und er schlug des Volkes fünfzigtausendundsiebzig Mann. Da trug das Volk Leid, dass der Herr so eine große Schlacht im Volk getan hatte.

Etliche: Nämlich von denen, so zum Teil Bürger zu Beth Semes waren, zum Teil auch sonst aus anderen umliegenden Orten häufig hinzugelaufen, die Bundeslade zu sehen, wie das Geschrei auskommen, dass sie wieder vorhanden wäre.

Gesehen: Welches allein den Söhnen Aarons, als Priestern, zugelassen war, aber sonst niemands freistand: Darum sie dieselbe, wenn man sie an einen anderen Ort führen wollte, zuvor in seidene Teppich und Decken mussten einwickeln, auf dass sie von niemandem aus dem Gemeindevolk bloß gesehen würde. Welches ihnen, wie auch allen anderen Priestern und Leviten bei Leibes Strafe verboten {4Mos 4}.

Er schlug: Nämlich Gott der Herr selber, irgend mit einer Plage, dass sie plötzlich dahingefallen und eines schnellen Todes gestorben, weil er solchen Mutwillen und Frevel ihnen nicht übersehen können. (Denn da einer aus Vorwitz und Mutwillen sich untersteht, Gottes verborgenes Geheimnis hervorzuziehen und ans Licht zu bringen, welches Gott nicht will offenbart haben, so pflegt solches den vorwitzigen Leuten ihr Verderben zu verursachen.)

Das Volk: Nämlich die übrigen, so beim Leben blieben und solchem Jammer zusahen.

20. Und die Leute zu Beth-Semes sprachen: Wer kann stehen vor dem Herrn, solchem heiligen Gott? Und zu wem soll er von uns ziehen?

Stehen: Als wollten sie sprechen: Wie kann jemand sicher und ohne Gefahr bei dieser Lade bleiben und um sie sein, wenn den Leuten durch ihre Gegenwart ein solcher Unfall zu Händen stößt? Darum wäre uns nichts lieber, denn dass wir sie je eher je besser möchten fortschicken, wenn wir nur jemand finden könnten, der sie von uns hinweg führte und zu sich nehme. (Also tun ihm auch noch heutigentags diejenigen, welche, wenn sie, von wegen, dass sie das Evangelium zu ihren fleischlichen Begierden missbrauchen, mit Krieg, teure Zeit, Pestilenz oder anderen Plagen angegriffen und von Gott gestraft werden, bald mit denen Gedanken umgehen, dass sie wollen vom Evangelium abfallen: Da doch ihre Vertretungen und Sünden und nicht das Evangelium an ihrem Unfall schuldig ist.)

21. Und sie sandten Boten zu den Bürgern Kiriath-Jearims, und ließen ihnen sagen: Die Philister haben die Lade des Herrn wiedergebracht; kommt herab und holt sie zu euch hinauf.

Kiriath-Jearim: Nämlich die in derselben Stadt wohnten.

Holt: Denn wir begehren sie nicht länger bei uns aufzuhalten, weil uns mehr Schaden als Nutzen daraus entsteht, darum wir ihrer viel lieber entbehren wollen, als ihrethalben immer in Gefahr stecken.


Das 7. Kapitel

  • Die Israeliten beweinen ihren jämmerlichen und elenden Zustand, darauf heißt sie der Prophet Samuel die Abgötterei von sich ablegen, wenn sie wollen ernstliche Buße tun. v. 1.
  • Kommen darum gen Mizpa zusammen, und bitten mit Weinen und Fasten Gott um Verzeihung. v. 3.
  • Die Philister ziehen mit bewaffneter Hand wider die Israeliten aus. v. 7.
  • Als aber Samuel opferte, schreckt Gott der Herr die Philister mit Donner und Unwetter, und zerstreut sie, denen jagen die Israeliten nach. v. 10.
  • Samuel richtet einen Mahlstein auf zum Zeichen des erlangten göttlichen Sieges. v. 12.
  • Danach visitiert er die Kirche, und richtet einen Altar auf zu Ramath. Vers. 16.

1. Also kamen die Leute von Kiriath-Jearim und holten die Lade des Herrn hinauf und brachten sie ins Haus Abinadabs zu Gibea; und seinen Sohn Eleasar heiligten sie, dass er der Lade des Herrn hütete.

Gibea: Es wird aber hier nicht die Stadt Gibea verstanden, so im Stamme Benjamin gelegen gewesen, sondern wird geredet von einem besonderen Ort in der Stadt Kiriath-Jearim, der etwas höher und erhabener gewesen, als die Stadt sonst anderswo. Denn Gaba heißt eine Höhe oder Bühel.

Eleasar: Der ohne Zweifel aus dem Stamm Levi seine Herkunft gehabt. Denn dass dieser Eleasar kein Hohepriester gewesen, ist aus dem 1. Buch der Chron. Kapitel 6. genügend zu lesen, weil er im Register der Hohepriester, so zu dieser Zeit gelebt, am selben Ort nicht gesetzt wird, sondern er hat nur die Lade, welche ohne Zweifel mit ihren Teppichen ist bedeckt gewesen, eine Zeit lang in Verwahrung gehabt, welcher Gestalt man aber die Leviten geheiligt oder geweiht, wird im 3. Buch Mose nach längs beschrieben. (Nachdem aber die Zeremonien des Alten Testaments abgetan und aufgehoben sind, so soll man dergleichen levitische Gebräuche in der christlichen Kirche im Neuen Testament nicht wiederum begehren einzuführen. Doch soll sich auch keiner jetziger Zeit zum Kirchenamt ohne ordentlichen Beruf eindringen.)

2. Und von dem Tage an, da die Lade des Herrn zu Kiriath-Jearim blieb, verzog sich die Zeit so lange, bis zwanzig Jahre worden; und das ganze Haus Israel weinte vor dem Herrn.

Zwanzig: Ist also die Bundeslade eine gute lange Zeit am selben Ort verharrt.

Weinte: Das ist: Sie beklagten sich über den elenden Zustand, darin sie geraten waren, und in welchem noch zurzeit sie sämtlich miteinander steckten. Denn obwohl die Lade ihnen wieder zugestellt worden, so wurden sie dennoch nichtsdestoweniger mit dem tyrannischen Joch der Philister gedrückt und beschwert. Darum sie von Gott wünschten und begehrten, dass sie möchten von einer solchen großen und unerträglichen Last einmal erlöst und befreit werden. Und obwohl der Prophet Samuel ohne allen Zweifel vor der Zeit zu öfter bei den Israeliten angehalten und sie ermahnt, dass sie rechtschaffene Buße tun und von ganzem Herzen sich zu Gott bekehren sollten, so hatte er doch bis daher wenig ausgerichtet: Jetzt aber, da er merkte, dass sie ihren Schaden recht empfinden, und in guter Hoffnung steht, dass sie seinen Bußpredigten besser möchten Gehör geben, fordert er sie wiederum zusammen, und tut ihnen eine ernste Bußpredigt, dass sie sich zu Gott bekehren sollen. (Denn obwohl ein Kirchendiener mit Lehren und Ermahnen immer anhalten muss, so soll er doch alsdann besonders die Gelegenheit an die Hand nehmen, dass er die Sünder sich unterstehe zu bekehren, wenn ihnen Gott ein schweres Kreuz zuschickt und sie damit belegt, dadurch sie sein gedemütigt und mit ihrem Schaden witzig worden.)

Nach Luther: Das ist: Die Israeliten im ganzen Reich trugen Leid und klagten dem Herrn ihr Leid über die Philister.

3. Samuel aber sprach zu dem ganzen Hause Israel: So ihr euch mit ganzem Herzen bekehrt zu dem Herrn, so tut von euch die fremden Götter und Astharoth und richtet euer Herz zu dem Herrn und dient ihm allein, so wird er euch erretten aus der Philister Hand {5Mos 6v5 Mt 4v10 Lk 4v8}.

Sprach: Auf diese Meinung: Ich höre, wie ihr euch täglich über euer Elend und trübseligen Zustand bejammert und beklagt, sehe auch, dass ihr oftmals eure heißen Tränen darüber vergießt, und lasst euch vernehmen, wie es euch herzlich leid sei, eurer Sünden halben, damit ihr wieder euren Gott misshandelt und ihn höchlich erzürnt habt: Wohlan, wenn es euch mit der Sache ein Ernst ist, dass ihr zukünftig dem wahren Gott recht dienen wollt, ohne Falsch und Heuchelei, so schafft alle verbotenen und ungebührlichen Gottesdienste, die ihr unter euch treibt, und Gott weder befohlen noch geboten hat, ab.

Allein: Als wollte er sagen: Lasst alle Abgötterei fahren, damit ihr bisher allerlei Götzen und Bilder der Heiden verehrt habt, und haltet euch mit wahrem Glauben an Gott allein, welcher keinen Mitgesellen neben ihm leiden oder dulden kann, noch zulässt, dass ihm einer zum Teil mit der rechten, zum Teil aber mit der falschen Religion und unrechtem Gottesdienste dienen wollte. Es erzählt aber die Schrift aufs kürzeste und summarischerweise den Inhalt der prophetischen Predigt, die ohne Zweifel mit mehr Worten und weitläufiger vom Samuel ist herausgestrichen worden. (Welche darum begehren, dass ihnen geholfen, und sie für Unglück behütet, oder wiederum daraus erlöst werden, die müssen nicht mit Wehr und Waffen, sondern mit einer wahren Buße den Anfang machen.)

4. Da taten die Kinder Israel von sich Baalim und Astharoth und dienten dem Herrn allein.

Da taten: Denn das Wort Gottes, welches vom Samuel ihnen wurde gepredigt, rührte der Israeliten Herz also, dass sie sich mit Ernst und wahrhaftig zu Gott bekehrten.

Von sich: Ob sie wohl solche verkehrten Gottesdienste von ihren Voreltern empfangen hatten. (Denn man soll nicht fragen, von wem die Religion hergekommen sei oder wie lange sie gewährt habe, sondern ob sie dem Worte Gottes gemäß sei.)

Baalim und: Das ist: Allerlei Abgötterei und Götzendienst, die sie den Abgöttern gestiftet hatten. Baal aber heißt so viel als ein Herr, und wurde dieser Götz von den Midianitern und Tyriern verehrt. So war Astharoth ein Abgott der Sidonier.

Allein: (Also sollen auch wir, wenn wir durch die Predigt des göttlichen Wortes ermahnt werden, von Sünden abstehen und Buße tun, damit wir nicht, wenn wir des Herrn Willen wissen und denselben nicht tun, mit vielen Streichen geschlagen werden.)

5. Samuel aber sprach: Versammelt das ganze Israel gen Mizpa, dass ich für euch bitte zum Herrn.

Versammelt: Bei der vorigen Versammlung war die Religion reformiert und der rechte Gottesdienst wieder angerichtet worden, dabei es damals verblieben. Darum setzt Samuel jetzt wiederum einen anderen Landtag an, auf dem man handeln soll, welchergestalt man die vorige Freiheit wiederum erlangen und der Philister Joch sich entschütten könnte, welchen Landtag man doch auch mit dem Heiligen Gebet angefangen.

Bitte: Das ist: Dass ich mit euch das Gemeinde Gebet halte für des Vaterlandes Wohlfahrt. Es hatte aber ohne allen Zweifel Samuel unterdes oft und ernstlich insbesondere für das israelitische Volk gebeten und Gott angerufen: Aber jetzt stellt er auch öffentliche Litaneien anzuhalten. (Denn die Gemeinde-Gebete schaffen großen Nutzen.)

6. Und sie kamen zusammen gen Mizpa und schöpften Wasser und gegossen es aus vor dem Herrn; und fasteten denselben Tag und sprachen dort: Wir haben dem Herrn gesündigt. Also richtete Samuel die Kinder Israel zu Mizpa.

Mizpa: In welcher Stadt viel Reiches- oder Landtage sind gehalten worden.

Schöpffeten: Das ist: Sie haben herzlich geweint, dass ihnen das heiße Wasser über die Backen abgelaufen. Denn solches hat der Heilige Geist hier mit einer feinen Gleichnis vom Wasserschöpfen wollen zu verstehen geben.

Fasteten: Nicht zwar der Meinung, dass sie durch solche Werke begehrten ihre Sünde abzubüßen und Gnade bei Gott zu erwerben, sondern dass sie mit dem Gebet desto inbrünstiger und eifriger können anhalten.

Gesündigt: (Hier hörte man von keiner Erzählung aller und jener Sünden, darauf die Katholiken so hoch dringen, sondern ein allgemeines freies Bekenntnis ihrer Übertretung, damit sie die ewige Verdammnis und alles Unglück verschuldet hätten, wo sie Gott nicht wiederum nach seiner Güte zu Gnaden aufnehme.)

Richtet: Das ist: Er ist mit allen Israeliten einhelliger Bewilligung zu einem Richter und Regenten über das Volk Israel öffentlich erwählt worden: Und ist damals in sein Amt eingetreten, da er mit den Vornehmsten und Ansehnlichsten im Volk bald zu Rat gegangen, wie man das Regiment wieder anrichten und in einen Gang bringen möchte, und hat jedermann, wer es begehrt, einen richtigen Bescheid im Rechten geben.

7. Da aber die Philister hörten, dass die Kinder Israel zusammen gekommen waren gen Mizpa, zogen die Fürsten der Philister hinauf wieder Israel. Da das die Kinder Israel hörten, fürchteten sie sich vor den Philistern

Hörten: Denn sie ihre Kundschafter unter den Israelitern gehabt, die ihnen alles wiederum zu Ohren getragen, was die Israeliten für Anschläge wider sie gemacht.

Zusammen: Der Meinung, dass sie miteinander beratschlagen wollten, wie sie der Philister Joch möchten von ihrem Halse werfen.

Hinauf: Mit einer Anzahl Kriegsvolk, willens, die Kinder Israel über ihrem Ratschlagen zu überfallen und ihnen den Garaus zu machen. (Denn wenn eine Reformierung der Kirche vorgenommenen wird, so pflegen sich bald darauf gewöhnlich gefährliche Zeiten zu erzeugen, dadurch Gott sein Volk probiert, ob sie bei der rechten Religion beständig verharren wollen, und erlöst sie danach wiederum aus allen Nöten mit großer Herrlichkeit.)

Fürchteten: Weil sie sich zum Kriege noch nicht gerüstet hatten und allerdings unbewehrt, dazu von der vorigen Niederlage her noch sehr kleinmütig waren.

8. und sprachen zu Samuel: Lass nicht ab, für uns zu schreien zu dem Herrn, unserem Gott, dass er uns helfe aus der Philister Hand.

Lass nicht ab: (Schau, wie andächtig das Kreuz die Kinder Israel gemacht hat.)

9. Samuel nahm ein Milchlämmlein und opferte dem Herrn ein ganz Brandopfer und schrie zum Herrn für Israel; und der Herr erhörte ihn.

Milchlämmlein: (Nach Luther) Das ist: Das noch an der Milch war.

Ganz: Also, dass es allerdings mit Feuer verbrannt wurde. Mit welchem Opfer er seinen und der Israeliten Glauben, den sie an den Sohn Gottes, so zukünftig soll Mensch werden, hatten, bekräftigte und stärkte.

Herrn: Dass er die Philister mit wollte lassen im Volk Gottes Wüterei treiben.

Erhört: Und errettet die Israeliten aus der Philister Hand, wie bald folgen wird. (Denn wenn fromme Leute füreinander bitten, so sind solche Gebete kräftig.)

10. Und indem Samuel das Brandopfer opferte, kamen die Philister herzu, zu streiten wider Israel. Aber der Herr ließ donnern einen großen Donner über die Philister desselben Tages und schreckte sie, dass sie vor Israel geschlagen worden {1Sam 2v10}.

Streiten: Also dass die Israeliten in großer Gefahr ihres Lebens standen.

Schreckt: Also, dass sie sich in die Flucht begaben, eher sie zu den Israelitern gelangen konnten. (Denn Gott nimmt den Feinden seines Volkes den Mut und errettet die Seinen gleichsam aus ihrem Rachen.)

Geschlagen: Weil sie den Flüchtigen nachsetzten, wie folgt.

11. Da zogen die Männer Israels aus von Mizpa und jagten die Philister und schlugen sie bis unter Beth-Kar.

Philister: Welche voller Schrecken und in der Flucht waren. (Denn man soll die Gelegenheit nicht versäumen, wenn sie einem an die Hand gegeben wird, dass man etwas Nützliches ausrichten kann.)

Schlugen: Dass sie hin und wieder mit Haufen darnieder fielen. (Und hatte Gott den Israelitern versprochen, wenn sie fromm sein würden, so sollten ihre Feinde vor ihnen fliehen, dass sie ihnen nur dürften nachjagen {5Mos 28}. Darum er mit dieser Historie sich erklärt, dass er wahrhaft sei in seinen Verheißungen. Deswegen wir ihm von ganzem Herzen trauen sollen.)

12. Da nahm Samuel einen Stein und setzte ihn zwischen Mizpa und Sen; und hieß ihn Eben-Ezer und sprach: Bis hierher hat uns der Herr geholfen {1Sam 4v1}.

Eben Ezer: d. i. Ein Stein der Hilfe oder Helferstein. Denn derselbe Stein ein Zeugnis und Gedenkzeichen sein soll der göttlichen Güte und seiner Macht, damit er seinem Volk beigestanden war und die Feinde hatte helfen überwinden.

Geholfen: Nämlich wider die Philister, darum wir solcher Wohltat mit dankbarem Herzen bedankten und dieselbe nie in Vergessen stellen sollen, sondern auch auf unsere Nachkommen bringen. (Wir richten alsdann unserem Herrn Gott Säulen auf, wenn wir sein Lob verkündigen und ausbreiten.)

13. Also worden die Philister gedämpft und kamen nicht mehr in die Grenze Israels; und die Hand des Herrn war wider die Philister, solange Samuel lebte.

Gedämpft: Durch solche Niederlage, also, dass sie an Kräften geschwächt, den Mut sinken ließen und etwas demütiger wurden.

Nicht mehr: Solange nämlich Samuel dem Regiment im Volk Gottes vorstünde, bis zu der Zeit, da Saul zum Könige erwählt wurde.

Hand: Das ist: Gott er zeigte seine Macht und übte Rache an den Philistern.

Lebte: Nämlich in der Regierung. Denn nachdem er dieselbe übergeben, haben sie sich zu Sauls Zeiten wiederum hervorgetan. (Und sieht man hier, was es für eine große Wohltat Gottes ist, wenn ein frommer, treuer und glückseliger Regent entweder der Kirche oder der Polizei oder allen beiden vorsteht.)

14. Also wurden Israel die Städte wieder, die die Philister ihnen genommen hatten, von Ekron an bis gen Gath samt ihren Grenzen; die errettete Israel von der Hand der Philister; denn Israel hatte Frieden mit den Amoritern.

Genommen: Die sie ihnen in den vorigen Kriegen abgedrungen hatten.

Gen Gath: In derselben ganzen Gegend.

Grenzen: Das ist: Samt den umliegenden Orten in derselben Landschaft.

Amoritern: Also dass die Israeliten zur selben Zeit sich für ihnen keiner Gefahr zu besorgen hatten, obwohl es streitbare Völker und sonst nicht immer gute Nachbarn waren: Und hatten nach vielem ausgestandenem Jammer und Trübsal wiederum guten Frieden und Ruhe bekommen. (Denn Gott gibt denen, die ernstliche Buße tun, und ihn mit Glauben anrufen mehr, als sie hätten hoffen oder begehren dürfen.)

15. Samuel aber richtete Israel sein Leben lange.

Leben lange: Denn ob er wohl, nachdem er seine Söhne an seine statt geordnet und dieselben dem Regiment nicht wohl vorgestanden, Saul zum Könige über Israel gesalbt: So hat er doch die ganze Zeit seines Lebens mit der Regiments-Sorge sich bemüht und desselben Wohlstand immer ihm lassen angelegen sein.

16. Und zog jährliches umher zu Bethel und Gilgal und Mizpa. Und wenn er Israel an allen diesen Orten gerichtet hatte,

Umher: Dass er den Zustand, wie es in der Kirche und im weltlichen Regiment zuginge, besichtigte.

Orten: In welchen er über groß- und hochwichtige Sachen, daraus man sich sonst nicht verrichten können, geurteilt, der Untertanen Klagen angehört und die streitigen Sachen entschieden hat. (Denn die Visitierungen tun in einem Lande hoch vonnöten, auf dass die Kirchendiener, Amtleute und Untertanen sich der Gebühr verhalten.)

17. kam er wieder gen Ramath, denn da war sein Haus; und richtete Israel dort und baute dem Herrn dort einen Altar {1Sam 1v1 9v12}.

Richtet: In mittlerer Zeit, wenn er nicht zum Visitieren herumzog. Denn die Obrigkeit ist nicht darum von Gott erhöht und zu großen Ehren erhoben worden, dass sie nur gute Tage haben und in Wollüsten leben möge, sondern dass sie den Untertanen Rechts geholfen sein soll.)

Altar: Denn obwohl keinem Israeliten freistand, dass er aus eigener Willkür hätte dürfen einen Altar aufrichten und an einem anderen Ort opfern, als da die Bundeslade gewesen: So ist es doch den Propheten, mit welchen Gott selbst geredet, durch eine göttliche Offenbarung bewilligt und zugelassen oder auch wohl befohlen worden, dass sie an einem anderen Ort Altar aufgebaut und auf denselben geopfert: welchem besonderen Beispiel doch die anderen Israeliten darum nicht gleich nachtun dürfen. (Wir werden bei seinem Beispiel erinnert, dass wir nicht allein auf die Erhaltung der weltlichen Regierung sehen, sondern auch zuvorderst die Religion fortzupflanzen uns bemühen sollen.)


Das 8. Kapitel

  • Als Samuel alt worden, setzt er seine zwei Söhne zu Richter, welche sich aber mit Geschenken bestechen lassen. v. 1.
  • Darum sie das Volk nicht haben will, und begehrt einen König. v. 4.
  • Welches dem Samuel sehr übel gefällt, empfängt aber Trost und Befehl von Gott, dass er einen König über sie setzen soll. v. 6.
  • Darauf hält Samuel dem Volk die Beschwerden im Königreich vor, sie aber bleiben auf ihrem Vorhaben. v. 10.

1. Da aber Samuel alt wurde, setzte er seine Söhne zu Richtern über Israel.

Da aber: Jetzt wird angezeigt, mit was Gelegenheit die Herrschaft der Richter in eine königliche Regierung verändert worden bei den Israelitern.

Richter: Welches er zwar guter Meinung getan, ist ihm aber übel geraten. Denn er hoffte, sie würden in seines, des Vaters Fußstapfen treten, und in Gerechtigkeit und Frömmigkeit ihm nachschlagen. Dazu noch bei seinen Lebzeiten dem Regiment wohl und weislich lernen vorstehen, damit, wenn er vielleicht in kurzem sterben würde, die Israeliten taugliche Richter hätten, welche das Regiment zu führen wüssten. Weil aber Samuel keinen göttlichen Befehl hatte, dass er bei seinen Lebzeiten ihm einen Nachkommen erwählen soll, und da er solches gleich tun dürfe, dennoch solche Ehre tauglichen Leuten, die der Sachen erfahren, und ihrer Frömmigkeit halben ein gutes Zeugnis hatten, hätte gönnen sollen: So hat er, ob er wohl sonst ein gottseliger Mann gewesen, dennoch in diesem Stücke sehr unweislich und unvorsichtig gehandelt, dass er in einer solchen groß- und hochwichtigen Sache, ohne unseres Herrn Gottes Rat und Willen, seiner fleischlichen Zuneigung zu viel nachgehängt und seine Söhne begehrt vorzuziehen. (Denn auch die heiligen Leute können in diesem Leben den alten Adam, d. i. die Sünde nicht ganz ab- und von sich legen, und werden bisweilen von ihren fleischlichen Zuneigungen und Begierden überlistet.)

2. sein Erstgeborener Sohn hieß Joel und der andere Abia; und waren Richter zu Berseba {1Chr 7v28}.

Bersaba: Welche Stadt den Philistern am Nächsten gelegen. Dahin sie der Vater Samuel ohne Zweifel geordnet hatte, damit, wenn die Philister auf der Grenze sich etwa regten und Unruhe anrichten wollten, die Israeliten ihre Obrigkeit an der Hand hätten, zu welcher sie ihr Zuflucht haben konnten. Aber die Sache ging anderes aus, als er gemeint und sich eingebildet hatte.

3. Aber seine Söhne wandelten nicht in seinem Wege, sondern neigten sich zum Geiz und nahmen Geschenke und beugten das Recht.

Wege: Das ist: Sie haben ihres frommen Vaters Gottseligkeit im Wandel und seiner Gerechtigkeit in der Regierung nicht gefolgt. (Denn die Gaben Gottes sind nicht erblich, und trägt es sich oft zu, dass fromme Eltern die ärgsten Buben zu Kindern haben, ob sie wohl an guter Zucht und Auferziehung nichts versäumen.) Also ging es auch dem Samuel mit seinen Söhnen, dass sie ihm, als ihrem Vater, an der Aufrichtigkeit und Frömmigkeit sehr ungleich waren.

Geschenke: Nicht zwar solche Gaben, damit die frommen Untertanen zuzeiten ihre ordentliche Obrigkeit zur Dankbarkeit verehren. (Denn dergleichen Geschenke annehmen, ist an sich nicht Sünde.) Sondern sie ließen sich mit Geschenken bestechen, dadurch sie geblendet wurden, dass sie Unrecht und unrechte Urteile fällten. (Denn Geschenke blenden der Weisen Augen.)

4. Da versammelten sich alle Ältesten in Israel und kamen gen Ramath zu Samuel.

Versammelten: Die Israeliten waren der Regierung, so unter ihnen vorging, längst müde und überdrüssig geworden, in der besondere Richter dem Volk vorstanden, welche nach dem Gesetz Gottes das Volk richteten, und wurden von Gott besonders erweckt zur Beschützung der Israeliten. Denn weil sie bei den benachbarten Heiden das große Ansehen der Könige und ihre Majestät gesehen, gefiel ihnen dieselbe auch, und meinten, es wäre besser als ihre Obrigkeit: Hofften auch, dass sie unter einem König sicherer leben könnten. Und meinten, als ob es allerhand Ungelegenheit mit sich brächte, wenn sie bald aus diesem, und denn bald wiederum aus einem anderen Stamm einen Richter bekämen, der weder an Reichtum und Gütern, vermöglich noch seines Herkommens oder Ansehens und Gewalt den Feinden eine Furcht einjagen könnte. Gerade als ob Gott nicht mächtig genug gewesen wäre, sein Volk unter der Regierung der Richter zu schützen. Darum sie aus lauterem Unglauben und Misstrauen gegen Gott diesen Ratschlag nehmen, dass sie einen König begehren. Und damit sie ihres Tuns und Vorhabens einen Vorwand hätten, so nehmen sie die Gelegenheit mit Willen an die Hand, dass sie sich über die Söhne Samuels ungebührlicher Verwaltung des Regiments beklagen.

Kamen: Ungefordert, da er sie nicht rufen ließ, in großer Anzahl und mit Haufen, dass es wie ein Aufstand aussah.

Ramath: Da er, Samuel, seine Wohnung hatte.

5. Und sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt worden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen; so setze nun einen König über uns, der uns richte, wie alle Heiden haben {Apg 13v21}.

Alt worden: Damit sie zu verstehen geben, dass er in seinem Alter in es nicht mehr recht könne.

Deinen Wegen: Als wollten sie sprechen: Wir haben uns zwar über deine Regierung nichts zu beklagen, aber deine Söhne verhalten sich viel anderes als du, und machen es so grob, dass wir sie im Amt der Obrigkeit nicht länger werden dulden können.

Uns richte: Das ist: Der eine völlige Gewalt über uns habe, dass er uns nach seinem Vorstand und wie es der Gerechtigkeit gemäß ist, mit einem Ansehen das Recht spreche.

Heiden: Welche von ihren Königen regiert werden und derselben Befehl jedermann gehorsam sein muss. Und wenden zwar die Israeliten ihrem Begehren der Söhne Samuels Bosheit vor, aber in der Wahrheit missfiel ihnen der damals gegenwärtige Zustand des Regiments, welchen Gott selber eingesetzt hatte, indem er ihnen immerdar Richter erweckte, und hatten Lust zur Neuerung. Darum begehren sie nicht, dass Samuel seine Söhne soll richtig halten, auf dass sie ihr Amt angemessen versehen, oder aber, da sie sich nicht wollen weisen lassen, vom Amt setze, und entweder er selber die Regierung wiederum übernehme oder einen anderen tauglichen Mann mit Bewilligung des Volkes zum Richter wähle. Sie wollen jedoch, dass die ganze Regierung geändert werde, und sie zukünftig anstatt der Richter ihre Könige haben, wie alle anderen Heiden. (Welches freilich eine große Undankbarkeit war, die sie dem frommen Samuel bewiesen, der sich doch um das israelitische Volk ganz wohl verdient hatte. Besonders aber ist es ein abscheuliches und verdammliches Misstrauen gegen Gott gewesen, gerade, als ob sie ohne königliche Gewalt nicht hätten können sicher sein.)

6. Das gefiel Samuel übel, dass sie sagten: Gib uns einen König, der uns richte. Und Samuel betete vor dem Herrn.

Übel: Nicht zwar seiner Söhne wegen, weil sie rechte Klagen wider dieselben führten, welcher Bosheit ihm bis daher verborgen war, und wenn er beizeiten dessen wäre erinnert wurde, hätte er ohne Zweifel solches sich bemüht zu ändern. (Denn es oft also zugeht, dass ein Hausvater alsdann erstlich von den Seinigen Misshandlungen Nachricht empfängt, wenn es zuvor durch eine ganze Stadt oder auch Land ruchbar würde.) Sondern das verdross ihn, dass sie um einen König bei ihm anhielten.

Betet: Dass er sich über den Unglauben und über die große Undankbarkeit dieses Volkes beklagte. (Denn es einer frommen Obrigkeit von Herzen weh tut, wenn sie nichts den eitel Undankbarkeit bei den Untertanen spürt.) Und zugleich Rats und Bescheids sich bei Gott erholt, ob er dem Volk ihren Mutwillen zulasse, und darin bewilligen soll, dass sie einen König begehrten. (Denn man soll ohne Gottes Wort sich nichts unterstehen.)

7. Der Herr aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volkes in allem, das sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht soll König über sie sein {1Sam 10v19}.

Gehorche: Ihnen, wenn sie in ihrem Vorhaben beharren, und glaube mir, es wird sie ihres Tuns viel eher als dich bereuen.

Verworfen: Dass sie mich mit Schimpf und Spott begehren vom Amt zu setzen, darum darfst du dich um diese Sache und der Undankbarkeit des Volkes nicht so hoch bekümmern, weil es vielmehr mich als dich antrifft.

Nicht soll: Denn indem ich ihnen bis daher oftmals feine Regenten und Richter erweckt und sie denselben untergeben habe, dass sie von ihnen nach meinen Gesetzen sollten regiert werden, habe ich selber das Amt eines Königs bei ihnen verwaltet, dass ich sie geschützt und gehandhabt habe. Jetzt aber verachten sie mich und setzen ihr Vertrauen auf ein äußerliches Königreich, sind also meiner Regierung überdrüssig, und begehren aus lauter Bosheit und Misstrauen einen König. Obwohl es nun an sich sonst nicht Unrecht oder verboten ist, dass man wohl einen König begehren mag, so ist mir doch diese ihre Anforderung, wenn ich ihr gottloses Herz anschaue, sehr zuwider, darum diese Schmach, die sie dir angetan haben, an mich gerichtet. (Denn was wir denen tun, die uns von Gott vorgestellt werden, dass wir sie achten oder ihnen helfen sollen, das tun wir unserem Herrn Gott selber.)

8. Sie tun dir, wie sie immer getan haben von dem Tage an, da ich sie aus Ägypten führte; bis auf diesen Tag, und haben mich verlassen und anderen Göttern gedient.

Immer getan: Darum du dir solches nicht neu oder ungewöhnlich solltest lassen vorgekommen, denn sie sind immer ungehorsam und halsstarrig gewesen.

Verlassen: Und haben mir also mit Undank und Treulosigkeit vergolten für meine großen und vielfältigen Guttaten, die ich ihnen erzeigte. Deswegen möchtest du dies mit Geduld aufnehmen, weil ich ihnen viel Größeres übersehe. So ganz väterlich und freundlich tröstet Gott den Propheten, als einen guten Freund oder Mitgesellen. (Denn es ist und erzeigt sich Gott freundlicher gegen uns, als wir hoffen).

9. So gehorche nun ihrer Stimme. Doch bezeuge ihnen und verkündige ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird.

Gehorche: Dass du ihnen einen König erwählst, wenn sie sonst nicht ruhig sein wollen. (Denn in Sachen, die an sich selbst nicht Sünde oder Unrecht sind, ist besser, dass man dem gemeinen Haufen etwas nachgebe, und in ihr Begehren willige, als dass man ihnen vorsätzlicherweise wollte Widerpart halten, dadurch sie Anlass bekommen möchte, noch Ärgeres zu tun).

Recht: Das ist: Halt ihnen die Sache ernstlich vor, und erzähle ihnen, was etliche Könige, Fürsten und Herren Brauch sei, und wie sie mit ihren Untertanen oft pflegen umzugehen. Denn das Wörtlein Recht heißt an diesem und anderen mehr Orten der Heiligen Schrift eben so viel, als ein Brauch oder Weise, wie etwas zu geschehen pflegt.

10. Und Samuel sagte alle Worte des Herrn dem Volk, das von ihm einen König forderte.

Und Samuel: Jetzt legt Samuel dem Volk etliche Gebräuche des Königs vor, nicht dass sie demselben wohl anstünden oder von Rechts wegen gebührten, sondern wie sie oft bei ihnen sich zeigen und im Schwange gehen. Welches Samuel dem Volk darum vorhält, auf dass sie durch die Erzählung solcher Gefahr und Beschwerden von ihrem unbedachtsamen Vorhaben und Begehren abgeschreckt würden, oder doch später ihren Unfall niemands anderes als ihnen selbst zumessen könnten.

11. Das wird des Königs Recht sein, der über euch Herrschen wird: Eure Söhne wird er nehmen zu seinem Wagen und Reitern, die vor seinem Wagen her traben {5Mos 17v14}.

Recht sein: Als wollte er sagen: Wenn ihr einen König haben wollt, so müsst ihr euch auch darin ergeben, dass ihr leidet und erduldet, was ich euch jetzt vorhalten will, darauf mögt ihr mit der Wahl fortfahren oder es lassen.

Söhne: Die ihr für euch mit großer Mühe auferzogen habt, dass ihr in eurem Alter Trost an ihnen haben und erleben möchtet.

Wagen: Das ist: Er wird sie zum Krieg abrichten und daran gewöhnen. Denn vor Zeiten brauchte man besondere Wagen im Streit.

Traben: Das ist: Er wird Trabanten und Lakaien aus ihnen machen, die ihm müssen dienen.

12. und zu Hauptleuten über tausend und über fünfzig und zu Ackerleuten, die ihm seinen Acker bauen, und zu Schnittern in seiner Ernte, und dass sie seinen Harnisch, und was zu seinem Wagen gehört, machen.

Hauptleuten: Die er oftmals im Kriege benutzen und in den Schlachten vorne an die Spitze stellen wird, da sie weder Leibes noch Lebens werden sicher sein: Dergestalt werdet ihr von euren liebsten Kindern mehr Sorge, Mühe und Angst einnehmen, als Lust und Freude von ihnen empfangen.

Ackerleuten: Das ist: Er wird auch zu Friedenszeiten euch keine Ruhe lassen, und eure Söhne zur Verrichtung seiner Geschäfte von euch nehmen, dass sie weder sich selbst noch euch wenig nütze sein werden.

13. Eure Töchter aber wird er nehmen, dass sie Apothekerinnen, Köchinnen und Bäckerinnen sind.

Töchter: Die eure Haushaltung versehen sollten, wenn sie erwachsen sind.

Apothekerin: Welche aus allerlei Gewürz köstliche Salben werden machen müssen, deren die orientalischen Völker sich viel gebrauchen, ihre Leiber damit zu salben und zu zieren.

Köchin: Die auf der königlichen Tafel allerlei köstliche Essen zu rüsten und kochen.

Bäckerinnen: Dass sie Brot backen zur königlichen Tafel. Dabei ihr noch wohl die Gefahr werdet zu besorgen haben, dass sie nicht etwa an solche Orte geraten, da sie um ihre Ehre kommen möchten.

14. Eure besten Äcker und Weinberge und Ölgärten wird er nehmen und seinen Knechten geben.

Nehmen: Deshalb er leicht eine Ursache finden und einen Schein wird können vorwenden, warum er solches tue.

15. Dazu von eurer Saat und Weinbergen wird er den Zehnten nehmen und seinen Kämmerern und Knechten geben.

Zehnten: d. i. Über die Zehnten, so ihr den Priestern zu geben schuldig seid, wird er wiederum neue Zehnten von euch fordern, dergestalt, dass ihr die neun übrigen Teile zusammen gerechnet, werdet zum anderen Mal Verzehnten müssen.

Kämmerern: Seinen vornehmsten Hofdienern, Räten und Amtleuten.

16. Und eure Knechte und Mägde und eure feinsten Jünglinge und eure Esel wird er nehmen und seine Geschäfte damit ausrichten.

Jünglinge: Die zur Arbeit am tauglichsten sind.

Esel: Die ihr um euer Geld für euch erkauft habt und auf eure Kosten haltet.

Nehmen: Sooft es ihm gefallen wird.

Ausrichten: Sie werden müssen dienen, wenn er will, und nichts danach fragen, ob ihr derselben unterdes auch nötig sein möchtet oder nicht.

17. Von euren Herden wird er den Zehnten nehmen, und ihr müsst seine Knechte sein.

Knechte: Als wollte er sprechen: Dass ich es alles zusammenfasse und mit einem Wort sage: Er wird mit euch und den euren also umgehen, wie es ihm gefallen wird, als der euer Herr ist und Gewalt über euch hat.

18. Wenn ihr dann schreien werdet zu der Zeit über euren König, den ihr euch erwählt habt; so wird euch der Herr zu der selbigen Zeit nicht erhören.

Schreien: Da euch alle diese vorerzählten Unfälle werden zu Händen stoßen und treffen: Dass ihr euch werdet über euren König beklagen vor dem Herrn des großen Überdrangs halben, so euch euer König antut, und ihr täglich von ihm leiden müsst.

Nicht erhören: Das ist: Er wird euch nicht gleich wieder aufwischen, wie ihr wollt, und nach eurem Wohlgefallen die königliche Regierung in den Richterstand wiederum verändern und euch nach eurem Kopf alle Tage etwas neues machen. (Sollen wir deswegen nicht ungeduldig werden, wenn es uns übel geht, da wir selbst schuldig daran sind, und das Unglück uns selber über den Hals gezogen haben. Obwohl nun alle Regierungen ihre Beschwerden haben, so soll man jedoch sich mit Geduld unter einer solchen Herrschaft ergeben, da man ohne Verletzung des Gewissens, und dass Gott nicht darüber erzürnt wird. Und das so viel desto eher, wenn die Untertanen selbst darin bewilligt haben. Eine Obrigkeit aber soll auch zusehen, dass sie den Untertanen keine unnötigen Beschwerden auflege, und sich dessen erinnern, dass sie dermal eins Gott wird Rechenschaft davor geben müssen, wie sie dem Regiment vorgestanden sind.)

19. Aber das Volk weigerte sich, zu gehorchen der Stimme Samuels, und sprachen: Mitnichten, sondern es soll ein König über uns sein,

Weigerte: Es hatte zwar Samuel das Volk aus Gottes Befehl aufs treulichste für das künftige Unglück gewarnt, ist aber alles umsonst gewesen.

Mitnichten: Als wollten sie sagen: Wir lassen uns damit nicht abweisen, noch die von dir erzählten Ursachen hindern, dass wir die Obrigkeit der Richter behalten und keinen König wählen sollten.

20. dass wir auch sind, wie alle anderen Heiden, dass uns unser König richte und vor uns herausziehe, wenn wir unsere Kriege führen.

Heiden: Dieses Regiment uns besser gefällt, als das unserige.

Richte: Zu Friedenszeiten.

Ziehe: d. i. Wir wollen einen König haben, der sowohl zu Friedens- als Kriegszeiten die höchste Gewalt über uns habe, denn es zweifelt uns nicht, wir werden solchergestalt ein gutes und glückliches Regiment haben. Und ist vonnöten, dass du uns von einem Tyrannen viel predigen willst. Denn wir keinen Tyrannen, sondern einen König erwählen wollen.

21. Da gehorchte Samuel alle dem, das das Volk sagte, und sagte es vor den Ohren des Herrn.

Sagte es: Das ist: Er hat es dem Herrn wieder vorgebracht. Denn obwohl unserem Herrn Gott nicht verborgen gewesen, mit was Gedanken die Israeliten in dieser Sache umgingen, so hat es ihm doch also wohl gefallen, dass er mit dem Samuel davon in einem freundlichen Gespräch sich eingelassen hat.

22. Der Herr aber sprach zu Samuel: Gehorche ihrer Stimme und mache ihnen einen König! Und Samuel sprach zu den Männern Israels: Geht hin, ein jeglicher in seine Stadt!

Geht hin: Verfüge sich ein jeglicher wieder heim in sein Haus, ich will euch in kurzem wieder rufen und zusammen fordern lassen zu der Wahl eines neuen Königs, weil ihr allerdings darauf beharrt, dass ihr wollt einen König haben. (Denn es kann nicht alles auf einmal verrichtet werden.)


Das 9. Kapitel

  • Saul sucht seines Vaters Eselinnen, und zieht aus Anmahnung seines Dieners zum Propheten Samuel. v. 1.
  • Welcher ihn zu Gast ladet, und hält ihn wohl. v. 14.
  • Gibt ihm daneben geheim so viel zu verstehen, dass ihm Gott das Königreich Israel auftragen und einräumen werde. v. 17.

1. Es war aber ein Mann von Benjamin mit Namen Kis, ein Sohn Abiels, des Sohnes Zerors, des Sohnes Bechoraths, des Sohnes Apiahs, des Sohnes eines Mannes Jemini, ein weidlicher Mann.

Es war: Jetzt wird erzählt, mit was Gelegenheit Saul zum Königreich Israel gekommen sei, und was der Anfang war.

Benjamin: Aus einem geringen und unachtsamen Stamm, der sehr abgenommen hatte. Aus welchem der erste König in Israel erwählt wurde. (Dadurch wir erinnert werden, wie Gott, was vor der Welt verachtet ist, erwähle und hervorziehe.)

Weidlicher: Er war ein tapferer Held.

2. Der hatte einen Sohn mit Namen Saul; der war ein junger feiner Mann, und war kein feiner unter den Kindern Israel, eines Hauptes länger denn alles Volk.

Feiner: Eine feine ansehnliche Person und ein ausbündiger Kerl, der mit vielen Gaben des Leibes und Gemüts geziert war.

Kein feiner: Das ist: Er hatte seinesgleichen in Israel nicht, an Größe des Leibes und ansehnlicher Tapferkeit oder Gestalt. (Denn obwohl die Tugenden des Gemüts der Gestalt des Leibes vorzuziehen sind. So ist doch auch eine feine Länge und Größe des Leibes Gottes Gabe und macht den Menschen desto ansehnlicher.)

3. Es hatte aber Kis, der Vater Sauls, seine Eselinnen verloren; und er sprach zu seinem Sohne Saul: Nimm der Knaben einen mit dir, mache dich auf, gehe hin und suche die Eselinnen!

Es hatte: Jetzt wird angezeigt, mit was Gelegenheit Saul von Gott zum Propheten Samuel geführt wurde.

Eselinnen: Denn zur selben Zeit man die Esel gebrauchte, wie wir heutigentags die Pferde, zum Reiten.

Verloren: (Denn es gibt uns Gott bisweilen geringe Sachen, auf dass er uns viel bessere und köstlichere davor wiedergebe.)

4. Und er ging durch das Gebirge Ephraim und durch das Land Salisa, und fanden sie nicht; sie gingen durch das Land Saalim, und sie waren nicht da; sie gingen durch das Land Jemini und fanden sie nicht.

Jemini: Das ist: Durch der Benjamiter Landschaft. Und hat Gott diesen Fleiß des Sauls die Eselinnen zu suchen, sich sehr gefallen lassen, damit er seinem Vater gehorsam war, welches er ihm auch reichlich wiederum vergolten hat. (Denn Gott vergilt den Kindern ihren Gehorsam gegen die Eltern. Weil indem Saul die Eselinnen nicht findet, welche er sucht, so findet er dagegen das israelitische Königreich, welches er nicht suchte.)

5. Da sie aber kamen ins Land Zuph, sprach Saul zu dem Knaben, der mit ihm war: Komm, lass uns wieder heimgehen; mein Vater möchte von den Eselinnen lassen und für uns sorgen.

Sorgen: Dass uns nicht irgendetwas Widerwärtiges zu Händen stoße, weil wir so lange herumziehen und nicht wiederkommen. (Denn die Kinder sollen sich vorsehen und hüten, dass sie den Eltern keine unnötige Mühe oder Sorge machen.)

6. Er aber sprach: Siehe, es ist ein berühmter Mann Gottes in dieser Stadt; alles, was er sagt, das geschieht. Nun lass uns dahin gehen; vielleicht sagt er uns unseren Weg, den wir gehen.

Er: Der Knabe oder Diener.

Berühmter: Der ein großes Ansehen hat bei dem Volk.

Mann Gottes: Der mit göttlichen Gaben, besonders aber mit einem prophetischen Geist begabt und geziert ist. Versteht aber den Samuel mit diesen Worten.

Geschieht: Das ist: Er hat die Gabe, dass er von künftigen Dingen weissagen und zuvor verkündigen kann, und wie er es verkündigt, so geschieht es.

Sagt er: Das ist: Ich bin guter Hoffnung, dass wir von ihm werden Bericht bekommen von unseren Sachen, ob nämlich die Eselinnen gefunden sind oder nicht und wo sie sind. Auch ob wir wieder umkehren oder weiter fortziehen müssen. Dieser Rat des Knaben oder Dieners war sehr gut. (Und rettet hiermit Gott die Knechte und Diener von der Verachtung, in dem er oftmals durch sie heilsame Ratschläge vorbringen lässt, welche man um der Person Geringfügigkeit und schlechten Ansehens willen dennoch nicht in Wind schlagen darf.)

7. Saul aber sprach zu seinem Knaben: Wenn wir schon hingehen, was bringen wir dem Manne? Denn das Brot ist dahin aus unserem Sack; so haben wir sonst keine Gabe, die wir dem Mann Gottes bringen. Was haben wir?

Bringen: Für den Dienst, dass er uns auf unser Frage Bericht gibt und anzeigt, was wir tun sollen?

Dahin: Es ist verzehrt, von wegen der Reise und langen Zeit, die wir aus gewesen und hin und wieder gezogen sind.

Was haben: Damit wir einem solchen Mann könnten eine Ehre antun? (Denn obwohl die Gaben Gottes, weder mit Geld zu kaufen, noch zu verkaufen sind, so gebührt sich es dennoch, dass fromme Leute gegen die Kirchendiener sich dankbar erzeigen.)

8. Der Knabe antwortete Saul wieder und sprach: Siehe, ich habe ein Vierteil eines silbernen Sekels bei mir; den wollen wir dem Mann Gottes geben, dass er uns unseren Weg sage.

Viertel: Das ist: Ich habe noch eine Münze in meinem Sekel, welches (wenn man es nach dem Sekel des Heiligtums rechnen will) ungefähr zwei Batzen oder drei Groschen gelten mag.

9. Vorzeiten in Israel, wenn man ging, Gott zu fragen, sprach man: Kommt, lasst uns gehen zu dem Seher! Denn die man jetzt Propheten heißt, die hieß man vorzeiten Seher.

Sprach: Das ist: Diese Rede war damals im Brauch bei denen, welche da wollten bei einem Propheten sich Berichte holen.

Seher: Von wegen der göttlichen Gesichte oder Offenbarungen, die sie von Gott hatten. (Wir fragen Gott heutzutage um Rat, wenn wir sein Wort, wie es in der Heiligen Schrift begriffen ist, fleißig hören.)

10. Saul sprach zu seinem Knaben: Du hast wohl geredet; komm, lass uns gehen! Und da sie hingingen zu der Stadt, da der Mann Gottes war,

Wohl geredet: Du hast einen guten Rat gegeben. (Und war Saul zum Königreich tauglich, weil er guten Rat zu folgen wusste, ob er sich gleich nur von einem geringen Knecht gegeben wurde. Denn der weiß nicht recht zu regieren, welcher nicht zuvor auch gelernt hat, anderen zu gehorchen und zu folgen.)

Gehen: Nämlich zu dem Mann Gottes, wie du gesagt hast.

11. und zur Stadt hinaufkamen, fanden sie Dirnen, die herausgingen, Wasser zu schöpfen. Zu denselben sprachen sie: Ist der Seher hier?

Hier?: Oder aber ist er irgendwo über Feld gezogen?

12. Sie antworteten ihnen und sprachen: Ja, siehe, da ist er; eile, denn er ist heute in die Stadt gekommen, weil das Volk heute zu opfern hat auf der Höhe.

Da ist er: Nämlich vor euch, da hat er seine Wohnung, zu welcher ihr kommen werdet, wenn ihr nur gerade ausgeht.

Eile: Damit ihr die Gelegenheit ihn anzutreffen nicht versäumt.

Stadt gekommen: Vielleicht von seinen Feldgütern oder dass er von einer Reise wieder heimgekommen ist.

Höhe: Das ist: An dem höheren Ort der Stadt, da der Stadt Obersten nach verrichtetem Opfer ein Gastmahl halten werden, wie bei den Opfern gebräuchlich. Und haben wir zuvor gemeldet, dass den Propheten aus einer besonderen Offenbarung Gottes zugelassen wurde, auch anderswo als bei der Stiftshütte zu opfern, darum Samuel auch zu Ramath einen Altar gebaut und darauf geopfert hat, wie im vorigen siebten Kapitel steht.

13. Wenn ihr in die Stadt kommt, so werdet ihr ihn finden, ehe denn er hinaufgeht auf die Höhe zu essen. Denn das Volk wird nicht essen, bis er kommt, weil er segnet das Opfer; danach essen die, so geladen sind. Darum so geht hinauf, denn jetzt werdet ihr ihn eben antreffen.

Segnet: Das ist: Er tut das Gebet bei dem Tisch vor dem Essen. (Denn man soll nicht zu dem Essen einfallen als wie eine Sau über den Trog, sondern zuvor das Gebet tun.)

Opfer: Nämlich den übrigen Teil vom Opfer, so nicht verbrannt wurde und zum Gastmahl aufbehalten wurde, weil von etlichen übergelassenen Stücken auch diejenigen essen durften, welche nicht vom Stamm Levi waren.

Antreffen: Denn wir wissen, dass er heute wieder heimgekommen ist. (Diese Zucht und Freundlichkeit ist an den Mädchen zu loben, dass sie fremden Leuten so guten Bescheid und Nachricht gibt, wo der Prophet Samuel zu finden wäre, den sie suchten.)

14. Und da sie hinauf zur Stadt kamen und mitten in der Stadt waren, siehe, da ging Samuel heraus ihnen entgegen und wollte auf die Höhe gehen.

Entgegen: Das ist: Er traf sie an vor seinem Hause, da er eben wollte zur Tür heraus gehen.

15. Aber der Herr hatte Samuel seinen Ohren offenbart einen Tag zuvor, eher denn Saul kam, und gesagt:

Offenbart: Das ist: Er hatte es ihm zu wissen und lassen bekannt werden durch eine besondere göttliche Offenbarung, dass Saul zu ihm kommen würde.

16. Morgen um diese Zeit will ich einen Mann zu dir senden aus dem Lande Benjamin; den sollst du zum Fürsten salben über mein Volk Israel, dass er mein Volk erlöse von der Philister Hand. Denn ich habe mein Volk angesehen, und sein Geschrei ist vor mich kommen {Apg 13v21}.

Senden: Den ich zum Könige über mein Volk Israel ersehen und bestimmt habe.

Salben: Denn vor Zeiten salbte man die Könige mit einem köstlichen und wohlriechenden Öl.

Angesehen: Mit Gnaden.

Geschrei: Dass sie über Tyrannei der Philister sich gegen mir beklagt haben. (Denn obwohl der größere Haufen unter dem Volk Gottes böse und kein nütze ist und deshalb nicht wert, dass Gott sich ihrer viel achten oder annehmen sollte, so verlässt doch Gott seine Kirche nicht um der Auserwählten willen, die unter den Bösen leben und mit untergemengt sind.)

17. Da nun Samuel Saul ansah, antwortete ihm der Herr: Siehe, das ist der Mann, davon ich dir gesagt habe, dass er über mein Volk herrsche.

Antwortet: Das ist: Er gab es ihm durch eine besondere göttliche Offenbarung in seinem Sinn und zu verstehen.

18. Da trat Saul zu Samuel unter dem Tor und sprach: Sage mir, wo ist hier des Sehers Haus?

Tor: Dadurch man zur Höhe hinauf ging.

Wo ist: Weil Saul den Samuel von Angesicht nicht gekannt, weil er ihn vielleicht zuvor nie gesehen hat.

19. Samuel antwortete Saul und sprach: Ich bin der Seher; gehe vor mir hinauf auf die Höhe, denn ihr sollt heute mit mir essen: Morgen will ich dich lassen gehen, und alles, was in deinem Herzen ist, will ich dir sagen.

Seher: Oder Prophet. Ich bin der Mann, den ihr sucht.

Vor mir: Mit deinem Knaben: Ich will immer später folgen, weil ich Alters halben nicht mehr gut fortkommen kann.

Herzen: Was du zu wissen begehrst.

20. Und um die Eselinnen, die du vor drei Tagen verloren hast, bekümmere dich jetzt nicht; sie sind gefunden. Und wes wird sein alles, was das Beste ist in Israel? Wird es nicht dein und deines Vaters ganzen Hauses sein?

Beste: Als wollte er sagen: Wen meinst du wohl, der sonst König über Israel sein werde, als eben du selbst? Denn dir und deinem Geschlecht ist solches Glück beschert.

21. Saul antwortete: Bin ich nicht ein Sohn von Jemini und von den geringsten Stämmen Israels, und mein Geschlecht das kleinste unter allen Geschlechtern der Stämme Benjamin? Warum sagst du denn mir solches?

Bin ich: Saul hatte aus des Samuels verblümten Worten bald so viel gemerkt, wie er ihm das Königreich in Israel antrüge, und erklärt sich mit großer Demut gegen ihm, wie er zu solchen hohen Ehren unwürdig sich erkenne.

Jemini: Aus dem Stamm Benjamin.

Warum: Als wollte er sprechen: Mich wundert es, dass du mir vom Königreich sagen magst, weil nicht wohl zu glauben, dass die Israeliten aus dem Stamme Benjamin einen König begehren werden, welcher zu der Richter Zeit, da sie eine böse Tat gehandhabt, sehr geschmälert und fast ausgetilgt wurden, daher er noch bis auf diesen Tag in großer Verachtung ist. Zudem, wenn man je einen König aus diesem Stamm haben wollte, so ist doch mein Geschlecht ganz zu gering und unachtsam, als dass man ihm eine solche Ehre antragen würde. Aber Samuel hat den Saul mit solcher Vorbereitung abrichten wollen, dass er sich zum Königreich sollte gefasst machen, und also zu der königlichen Majestät aufsteigen.

22. Samuel aber nahm Saul und seinen Knaben und führte sie in die Esslaube und setzte sie obenan unter die, so geladen waren, deren war bei dreißig Mann.

Führt: Wie sie auf die Höhe gekommen waren.

Oben: Nämlich dass er ihnen als fremden Gästen eine Ehre antäte, und besonders weil der eine unter ihnen ihr künftiger König sein würde. Welches den anderen Gästen nicht zuwider war, ob sie wohl damals noch nicht wussten, dass sie einen König bei sich hätten. (Man kann aber hieraus abnehmen, dass die Gäste vorzeiten aufs Freundlichste sind gehalten worden, welches uns zur Fortsetzung vorgeschrieben ist.)

23. Und Samuel sprach zu dem Koch: Gib her das Stück, das ich dir gab und befahl, du solltest es bei dir behalten.

Gab: Da ich dich auf dies Gastmahl zurichten hieß.

Behalten: Bis ich es wieder fordere.

24. Da trug der Koch eine Schulter auf, und das daran hing. Und er legte es Saul vor und sprach: Siehe, das ist übergeblieben; lege vor dich und iss; denn es ist auf dich behalten eben auf diese Zeit, da ich das Volk lud. Also aß Saul mit Samuel des Tages.

Übergeblieben: Nämlich vom Opfer, und auf deine Zukunft zugerüstet worden, weil ich aus göttlicher Offenbarung wusste, dass du würdest herkommen. Darum ich zum Koch gesagt, dass er dies Stücke für meine Gäste sparen sollte. (Hat also Gott den Saul mit Speise und mit einer fröhlichen Mahlzeit eben zur selben Zeit versorgt, da er mit seinem Diener gereist und kein Brot mehr im Sack hatte. Denn Gott sorgt für die Menschen, wenn sie dem Ansehen nachverlassen sind.)

Aß Saul: Unter den anderen Gästen, bei denen er sich fröhlich erzeigte. (Denn dass man zu seiner Zeit ehrliche Mahlzeiten und Gastmahle hält, ist nicht Sünde, doch soll man auch mit Essen und Trinken sich nicht überladen und der Sachen zu viel tun.)

25. Und da sie hinabgingen von der Höhe zur Stadt, redete er mit Saul auf dem Dach.

Gingen: Nämlich nach geendeter Mahlzeit.

Stadt: Da Samuel den Saul in sein Haus geführt hatte.

Redet: Nämlich von dem Handel mit dem Königreich.

Dach: Da sie niemand hören konnte. Denn die Dächer im Lande Kanaan also gebaut waren, dass man darauf sicher gehen konnte. (Und soll man, was geheime Sachen sind, vor der Zeit nicht jedermann offenbaren, damit nicht etwas dazwischen komme, welches unsere Vorhaben hindern möchte.)

26. Und standen frühe auf; und da die Morgenröte aufging, rief Samuel dem Saul auf dem Dach und sprach: Auf! Dass ich dich gehen lasse. Und Saul machte sich auf, und die beiden gingen miteinander hinaus, er und Samuel.

Frühe auf: Nämlich des anderen folgenden Tages.

Auf: Mache dich fertig.

Machte: Das ist: Er rüstet sich allerdings zu der Reise, dass er seines Weges wieder fortzöge und heimkäme.

27. Und da sie kamen hinab an der Stadt Ende, sprach Samuel zu Saul: Sage dem Knaben, dass er vor uns hingehe (und er ging vorhin); du aber stehe jetzt stille, dass ich dir kundtue, was Gott gesagt hat.

Hingehe: Denn es ist nötig, dass er jetzt sehe und höre, was wir miteinander handeln. Und wird der Diener darum seines Weges vorangeschickt, weil Saul zuerst geheim und ohne Zeugen sollte zum Könige gesalbt werden, welche Salbung später zu seiner Zeit würde an Tag kommen und bestätigt werden. (Denn es hatte Gott seine Grad und Staffeln, dadurch er diejenigen zu Ehren bringt, welche er erhöhen will: Also dass er nicht alles zugleich und auf einmal gibt.)


Das 10. Kapitel

  • Samuel salbt den Saul zum Könige über Israel, und küsst ihn, gibt ihm auch etliche Zeichen und Anweisungen, damit er in seinem Herzen des Königreichs halben vergewissert würde. v. 1.
  • Danach rückt es Samuel dem Volk auf, dass sie einen König begehrten, und also sie Gott verworfen hätten. v. 9.
  • Heißt sie darauf durch das Los ihren König suchen, welches den Saul trifft, der sich versteckt hatte, wird deswegen hervorgezogen, und zum König aufgenommen. v. 17.

1. Da nahm Samuel ein Ölglas und goss auf sein Haupt und küsste ihn und sprach: Siehst du, dass dich der Herr zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt hat {Apg 13v21}?

Haupt: Nämlich des Sauls. (Es bedeutet aber die Salbung der Könige und Priester im Alten Testament die Gaben des Heiligen Geistes. Und ist Christus mit dem Freudenöl oder Heiligen Geist gesalbt, dass er unser König und Priester sei {Ps 45}. Aber heutigentags darf man der Salbung im Neuen Testament nicht mehr, und kann man ein Königreich oder Kirchenamt einem Menschen wohl mit anderen Zeremonien übergeben, sofern nur kein Aberglaube dabei ist.)

Küsst: (Damit er zu verstehen gebe, wie sich Gott den weltlichen Stand der Obrigkeit gefallen lasse.)

Erbteil: Das ist: Über sein Volk Israel, für welches er nichts anderes als für sein Erbteil fleißige Vorsorge trägt.

2. Wenn du jetzt von mir gehst, so wirst du zwei Männer finden bei dem Grabe Rahels in der Grenze Benjamins zu Zelzah, die werden zu dir sagen: Die Eselinnen sind gefunden, die du zu suchen bist ausgegangen; und siehe, dein Vater hat die Esel aus der acht gelassen und sorgt um euch und spricht: Was soll ich um meinen Sohn tun?

Wenn du: Die folgenden des Samuels Weissagungen und Prophezeiungen waren dahin gemeint, dass Saul durch dieselben als gewisse Merk- und Kennzeichen in seinem Glauben gestärkt würde, und nicht zweifelte, er wäre von Gott zum König über das israelitische Volk erwählt worden.

Rahel: Welche vor Zeiten des Patriarchen Jacobs Eheweib gewesen und auf der Reise in der Geburt gestorben war {1Mos 35}.

Zelzah: Ist ein Name eines Orts.

Was soll: Wo soll ich meinen liebsten Sohn wieder finden? Wollte Gott, dass ich nur denselben wieder hätte, ich wollte gern die Eselinnen alle miteinander in die Schanze schlagen. Warum habe ich ihn doch von mir gelassen? Wie wenn ich ihn, indem er die verlorenen Eselinnen sucht, auch dazu verlöre? (Aber was geschieht? Da Sauls Vater für seinen Sohn Sorge trägt, dass ihm nicht irgendetwas Widerwärtiges zu Händen stoße, wird derselbe unterdes zum Könige gesalbt. Darum trägt sich es oft zu, dass die Eltern vergebliche und übrige Sorge für die Kinder tragen, welche hier zu lernen haben, dass sie in der Kinderliebe das Ziel nicht überschreiten sollen.)

3. Und wenn du dich von dort sofort wendest, so wirst du kommen zu der Eiche Thabor; dort werden dich antreffen drei Männer, die hinaufgehen zu Gott gen Bethel. Einer trägt drei Böcklein, der andere drei Stücke Brot, der dritte eine Flasche mit Wein.

Antreffen: Sie werden dir entgegenkommen.

Bethel: Dass sie Gott darin opfern. Den es haben die Juden denselben Ort je und immer für heiliger als andere gehalten, von der Zeit an, da Jakob einen Stein da mit Öl gesalbt, und solchen Ort später zum Gotteshaus geweiht hat {1Mos 28}.

Böcklein: Zum Opfer, und dass sie danach von dem, was überbleibt, ein Wohlleben anrichten.

4. Und sie werden dich freundlich grüßen und dir zwei Brote geben. Die sollst du von ihren Händen nehmen.

Geben: Aus freundlicher Liebe und göttlichem Eingeben, weil sie sehen werden, wie ihr beide mit Proviant zur Reise übel versehen seid.

Nehmen: Und solche Verehrung nicht ausschlagen, weil du derselben wohl nötig bist. (Hier sieht man, wie denen, welchen Gott gewogen ist, unverhoffte Guttaten widerfahren.)

5. Danach wirst du kommen auf den Hügel Gottes, da der Philister Lager ist; und wenn du dort in die Stadt kommst, wird dir begegnen ein Haufen Propheten von der Höhe herabkommend und vor ihnen her ein Psalter und Pauken und Pfeifen und Harfen, und sie weissagend.

Hügel Gottes: Welcher Ort davon den Namen bekommen hat, weil dort vor Zeiten ein Gottesdienst angerichtet wurde.

Lager ist: Das ist: Welchem Ort daher auch der Name blieb, weil die Philister da vor der Zeit ihr Lager aufschlugen.

Höhe: Von dem Ort, da man den Gottesdienst zu verrichten pflegt.

Weissagend: Will so viel sagen: Es werden dir etliche gelehrte Leute entgegen kommen, welche in dem Gesetz Gottes gut unterrichtet worden, und andere wiederum zu lehren, das Gesetz zu erklären, und Gott dem Herrn Psalmen zu singen pflegen: Die werden unter allerlei musikalischen Instrument nach ihrer Gewohnheit Psalmen singen, welche Gott zu Lobe und Ehren von ihnen gemacht wurden.

6. Und der Geist des Herrn wird über dich geraten, dass du mit ihnen weissagst; da wirst du ein anderer Mann werden.

Geraten: d. i. Gott wird dir eine Zeit lang die Gabe des Heiligen Geistes verleihen, dass du zugleich mit ihnen die geistlichen Psalmen auf ihre Weise wirst singen können, als wenn du von Jugend auf in denselben dich geübt und sie mit Fleiß erlernt hättest.

Anderer Mann: d. i. Gott wird dir von Stand an, sobald du von mir kommst, einen anderen Mut und Sinn und königliche Gedanken eingeben. (Obwohl es nun jetziger Zeit nötig ist, dass alle Regenten einen prophetischen Geist empfangen müssten: So gebührt es ihnen doch, dass sie die wahre Erkenntnis Gottes haben: Und pflegt Gott denselben, denen er einen neuen Beruf auferlegt, auch notwendige und neue Gabe des Heiligen Geistes mitteilt. Und obwohl nicht alle Christen zu irdischen Königen gemacht werden oder ein königliches Gemüt erlangen, so werden sie doch alle vom Heiligen Geist wiedergeboren, und also verändert, dass sie himmlische Gedanken bekommen.)

7. Wenn dir nun diese Zeichen kommen, so tue, was dir unter Händen kommt; denn Gott ist mit dir.

Tue: Das ist: Alsdann, wo es die Notdurft fordert, so unternimm dich des Regiments mittig, und komme deinem Beruf nach, wie sich es gebührt: Denn du gewisslich schließen und es halten sollst, dass du von Gott zum Könige in Israel erwählt seist.

Mit dir: Der wird dir beistehen mit seiner Hilfe und dein Vorhaben gelingen lassen. (Wir aber, wenn wir durch die Taufe zu himmlischen Königen gemacht und gesalbt werden, sollen das Amt eines Christenmenschen fleißig ausrichten, wo wir Platz und Gelegenheit bekommen.)

8. Du sollst aber vor mir hinabgehen gen Gilgal; siehe, da will ich zu dir hinabkommen, zu opfern Brandopfer und Dankopfer. Sieben Tage sollst du harren, bis ich zu dir komme und dir kundtue, was du tun sollst {1Sam 13v8}.

Gehen: Nämlich wenn du von den Israeliten öffentlich zum Könige erwählt und angenommen bist, ehe du den Philistern absagen lässt.

Dankopfer: Mit welchen man seine Dankbarkeit für die empfangene Wohltaten gegen Gott zu erklären pflegte. Will so viel sagen: Wir wollen da zusammen, dass wir opfern, und unseren Glauben stärken. (Denn wir sollen uns nichts unterstehen, wir wissen denn zuvor, dass wir mit Gott wohl daran sind.)

Tun sollst: Wie du die Sache angreifen sollst, dass du an den Feinden des Volkes Gottes Rache übst. Und wurde dieser Befehl, dass er auf des Samuels Herkunft warten soll, dem Saul darum gegeben, dass sein Glaube und Gehorsam dadurch bewährt würde. Aber weil er den rechten selig machenden Glauben nicht gehabt, so hat er auch in solcher, dem Ansehen nach geringen Sache nicht Gehorsam geleistet, darum er auch richtig von Gott verworfen wurde, wie wir später an seinem Ort hören werden. (Sollen wir deswegen auch in Sachen, die uns schlecht und gering dünken, dem Gebote Gottes willig Gehorsam leisten, und nicht darauf besonders achthaben, was uns befohlen wird, sondern auf den sehen, wer der ist, der uns solches zu tun gebietet.)

9. Und da er seine Schultern wandte, dass er von Samuel ging, gab ihm Gott ein anderes Herz; und kamen alle diese Zeichen auf denselben Tag.

Wandte: Das ist: Da er sich vom Samuel umwandte, dass er seinen Weg heimwärts fortzöge.

Herz: Dass er nicht mehr an schlechte geringe Sachen gedachte, sondern mit königlichen Gedanken umging, als ob er ein anderes Herz bekommen hätte.

Zeichen: Welche Samuel zuvor verkündigt hatte, dass sie ihm würden zu Händen stoßen.

10. Und da sie kamen an den Hügel, siehe, da kam ihm ein Prophetenhaufen entgegen; und der Geist Gottes geriet über ihn, dass er unter ihnen weissagte.

Sie: Nämlich Saul mit seinem Knaben.

Hügel: Nämlich Gottes, davon ihm Samuel zuvor gesagt hatte.

11. Da ihn aber sahen alle, die ihn vorher gekannt hatten, dass er mit den Propheten weissagte, sprachen sie alle untereinander: Was ist dem Sohne Kis geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten {1Sam 19v24}?

Gekannt: Dass er eine ungelehrte Person war und bei dem Vieh auferzogen wurde.

Sprachen: Mit Verwunderung, als über einer neuen, ungewöhnlichen und schier unglaublichen Sache.

Geschehen: Dass er Psalmen auf besondere Weise und die musikalischen Instrumente singt, welches er doch vor der Zeit nie gelernt oder gekonnt hat.

Propheten: Ist er in der Zahl der Propheten aufgenommen worden? Oder ist er von Sinnen gekommen? Oder hat er sich überweint? Was ist das für ein seltsamer neuer Handel?

12. Und einer dort antwortete und sprach: Wer ist ihr Vater? Daher ist das Sprichwort gekommen: Ist Saul auch unter den Propheten?

Vater: Das ist: Etliche unter ihnen, so etwas verständiger waren als die anderen, ob sie sich wohl auch über die Sache verwunderten, so schwiegen sie doch, dass sie nicht so freventlich urteilen sollten, mit Zeichen, wie Gott der Propheten Vater und Stifter wäre, der könnte die Gaben der Weissagung, davon kurz zuvor gemeldet worden, mitteilen, wem er wollte, ohne Ansehen der Person.

Nach Luther: Das ist: Lasst sie weissagen, ist es doch nicht vom Vater angeboren, sondern von Gott, der ist der rechte Vater.

Daher: Nämlich wie solche wunderbare neue Nachricht unter den Israeliten auskommen und überall erscholl.

Sprichwort: Welches man gebraucht, wenn man von unverhofften und ungereimten Sachen gehört, besonders, wo ganz ungleiche Personen sich beieinander gefunden haben.

13. Und da er ausgeweissagt hatte, kam er auf die Höhe.

Ausgeweissagt: Da er von den Propheten weggekommen. Denn er solche Gabe der Weissagung nicht immer gehabt oder behalten, sondern nur die kurze Zeit über, solange er bei den Propheten blieb.

Höhe: Welcher Ort vor Zeiten zum Gottesdienst war geweiht worden.

14. Es sprach aber Sauls Vetter zu ihm und zu seinem Knaben: Wo seid ihr hingegangen? Sie antworteten: Die Eselinnen zu suchen; und da wir sahen, dass sie nicht da waren, kamen wir zu Samuel.

Vetter: Der ihm da bei oder auf der Höhe entgegen kam.

Gegangen: Dass ihr solange herumgezogen und nicht wieder heimgekommen seid, da euer Vater unterdes mit Verlangen auf eure Wiederkunft wartete.

Samuel: Dass wir uns bei ihm erkundigten und Berichts holten, wo sie sein möchten.

15. Da sprach der Vetter Sauls: Sage mir, was sagte euch Samuel?

Sage mir: Denn er vielleicht einen Argwohn hatte, dass ihm Samuel neben dem Handel mit den Eselinnen noch etwas anderes möchte verkündigt und geweissagt haben.

16. Saul antwortete seinem Vetter: Er sagte uns, dass die Eselinnen gefunden wären. Aber von dem Königreich sagte er ihm nicht, was Samuel gesagt hatte.

Königreich: Welches ihm versprochen war. (Denn obwohl die Menschen nicht verhindern können, was Gott beschlossen hat, so ist dennoch die Verschwiegenheit in hochwichtigen Sachen eine nötige Tugend, damit der Satan durch seine Werkzeuge und böse Leute nicht etwas dazwischen werfe, dadurch die Sache verwirrt und in eine Unrichtigkeit gebracht wird.)

17. Samuel aber berief das Volk zum Herrn gen Mizpa

Berief: Auf dass derselbe, welchen er allein und geheim zum König gesalbt hatte, durch die allgemeine Wahl des ganzen Volkes zum Königreich erhoben und bestätigt wurde.

Mizpa: An welchem Ort die Israeliten ihre allgemeine Versammlungen zu halten pflegten, Und was da öffentlich gehandelt wurde, das hielt man, als ob es vor dem Angesicht Gottes wäre verrichtet und beschlossen worden.

18. und sprach zu den Kindern Israel: So sagt der Herr, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten geführt und euch von der Ägypter Hand errettet und von der Hand aller Königreiche, die euch zwangen.

Geführt: Mit großen und schrecklichen Wundern und Zeichen.

Zwangen: Darum ihr ganz und gar keine Ursache habt, deshalb ihr euch richtig über der Regierung, die unter den Richtern gewesen, beklagen könnt. Und hätte euch solches Regiment nicht bereuen dürfen noch dasselbe so ganz unrecht dünken.

19. Und ihr habt heute euren Gott verworfen, der euch aus all eurem Unglück und Trübsal geholfen hat, und sprecht zu ihm: Setze einen König über uns! Wohlan, so tretet nun vor den Herrn nach euren Stämmen und Freundschaften {1Sam 8v7}.

Heute: Nämlich die vergangenen Tage her.

Gott: Merke, wie hier Gott von Gott redet, nämlich der Vater vom Sohn zum Zeichen der unterschiedlichen Personen in der Heiligen Dreifaltigkeit.

Verworfen: Dass euch das Regiment nicht reichte, da euch Gott der Herr durch die Richter regiert und geschützt hat.

Ihm: Nämlich zu Gott dem Herrn.

Setze: Gerade als ob nicht Gott selber bisher euer König gewesen wäre, der sooft es vonnöten gewesen, Richter erweckt hat, durch welcher zu tun ihr von euren Feinden seid errettet worden. Aber ihr wollte viel lieber auf einen Menschen, der ein König ist, eurer Hoffnung setzen, von dem ihr doch nicht wissen könnt, wie er geraten und mit euch umgehen werde, als dass ihr Gott dem obersten König trautet, dessen Güte ihr so oft bisher im Werke gespürt und befunden. (Dies ist eine Notdurft gewesen, dass es Samuel dem Volk vorgehalten und ihre Undankbarkeit ihnen vor die Augen gemalt hat. Denn welche wir wollen selig haben, die muss man zuvor zur Erkenntnis ihrer Sünden bringen.)

Stämmen: Das ist: Teilt euch ab in eure zwölf Stämme, und ein jeglicher Stamm stelle sich nach seinen Geschlechtern wieder besonders, auf dass man durch das Los erkundige, welchen euch Gott der Herr geben wird, weil ihr je einen König haben wollte.

20. Da nun Samuel alle Stämme Israels herzu brachte, wurde getroffen der Stamm Benjamin {Jos 7v14}.

Alle Stämme: Da er vom ganzen Haufen aus jedem Stamm eine Person hervor fordert, über welchem im Namen des ganzen Stammes das Los geworfen wurde.

Benjamin: Darauf bald die anderen Stämme beiseite abtreten mussten.

21. Und da er den Stamm Benjamin herzu brachte mit seinen Geschlechtern, wurde getroffen das Geschlecht Matris, und wurde getroffen Saul, der Sohn Kis. Und sie suchten ihn, aber sie fanden ihn nicht.

Geschlechtern: Aus welchen jedem er ebenmäßig wiederum einen hervorzog, der anstatt seines ganzen Geschlechts das Los empfinge.

Matris: Aus welchem Geschlechter man abermals alle Mannspersonen abgezählt und das Los über sie warf.

Saul: Welcher damals nicht dabei gewesen. Es hat aber Samuel weislich gehandelt, dass er den Israeliten durch das Los einen König erwählt hat, damit er nicht in einen bösen Argwohn geriete, als ob er aus Gunst oder sonst etwas dazwischengekommen wäre, denn Saul viel eher als einen anderen zum Könige erwählt hätte. Und glaubte er fest, dass Gott den Saul, den er geheim zuvor salben hieß, auch durch das Los öffentlich zum Könige erklären würde.

Suchten: Weil er sich verborgen hatte und ein solch mühseliges und gefährliches Amt floh. (Denn die Verwaltung eines Regiments ist vielmehr eine Last als eine Ehre. Und wenn etliche wüssten, was für große Sorge, Angst und Mühe unter der königlichen Krone steckte, so würden sie dieselbe begehren.)

22. Da fragten sie den Herrn: Wird er auch noch herkommen? Der Herr antwortete: Siehe, er hat sich unter die Fässer versteckt.

Fragten: Das ist: Sie erholten sich Berichts bei Gott durch den Propheten Samuel.

Nach Luther: Ehre soll man fliehen und sich dazu treiben lassen.

23. Da liefen sie hin und holten ihn von dort. Und da er unter das Volk trat, war er eines Hauptes länger denn alles Volk {1Sam 9v2}.

Holten: (Denn wer die Ehre flieht, dem folgt sie nach, wer ihr aber folgt, vor dem flieht sie.)

Hauptes länger: Das ist: Er war so lang vom Leibe, das er einen ganzen Kopf über alle anderen Israeliten ging. (Und ist eine ansehnliche Länge des Leibes eine Gabe Gottes.)

24. Und Samuel sprach zu allem Volk: Da seht ihr, welchen der Herr erwählt hat, denn ihm ist keiner gleich in allem Volk. Da jauchzte alles Volk und sprach: Glück zu dem Könige!

Seht: Als wollte er sagen: Ihr habt, wie dem Ansehen gut zu sehen ist, was für einen Held euch Gott zum Könige auserlesen und gegeben hat. Darum so nehmt ihn auf und erkennt ihn für eure Obrigkeit mit Danksagung.

Glück zu: Dieser König gefällt uns und bitten Gott, dass er ihm langes Leben gebe, damit er dem Regiment glücklich vorstehen könne. (Denn es sollen die Untertanen für die Obrigkeit bitten und ihnen von Herzen alles Gute wünschen.)

25. Samuel aber sagte dem Volk alle Rechte des Königreichs und schrieb es in ein Buch und legte es vor den Herrn. Und Samuel ließ alles Volk gehen, einen jeglichen in sein Haus {5Mos 17v18}.

Alle Rechte: Das ist: Er hielt dem Könige und seinen Untertanen vor, wie sich eines gegen dem anderen verhalten sollte und was einer dem anderen zu leisten und zu erzeigen schuldig wäre: Danach hat er solches alles in Schriften verzeichnet und an einen heiligen Ort (meines Erachtens in der Stiftshütte) in Verwahrung hinterlegt und aufbehalten. Auf dass im Fall der Not der König und das Volk aus solchem Verzeichnis sich Bericht holen könnten, und was ihr Amt ausweist, sich zu erinnern hätten.

Gehen: Nachdem die Wahl des Königs geschehen und der Landtag seine Endschaft erreicht hatte.

26. Und Saul ging auch heim gen Gibea; und ging mit ihm des Heers ein Teil, welcher Herz Gott rührte.

Heers: Welche mit ihren Rüstungen vorhanden waren, dass sie ihm ehrenhalber das Geleit gaben.

Rührte: Dass sie ihrer Obrigkeit gebührliche Ehre erzeigten. (Tun wir deswegen also dann recht und wohl, wenn Gott unser Herz regiert und dahin bewegt, sonst können wir aus uns selbst auch nichts Gutes denken {2Kor 3}. Und ist es Gottes Werk, dass er der Untertanen Herzen dahin lenkt und neigt, dass sie der Obrigkeit gehorsam sind.)

27. Aber etliche lose Leute sprachen: Was soll uns dieser helfen? Und verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk. Aber er tat, als hörte er es nicht {1Sam 11v12}.

Lose Leute: gottlose Buben und Teufelskinder. (Denn solcher Art sind diejenigen, welche die Obrigkeit verachten.)

Was: Als wollten sie spottweise sprechen: Ei wie haben wir so einen hübschen König bekommen, der ein Eseltreiber und Viehhirte ist, und zwar Leibes genug hat, aber mit keinen guten Verstand wird begabt sein, was können wir uns eines solchen Königs getrösten, dass wir Schutz und Schirm von ihm haben sollten?

Geschenk: Wie der anderen etliche, welche ihren untertänigen Gehorsam und Ehrerbietung mit Geschenken bezeugten. (Denn man darf eine Obrigkeit mit Geschenken wohl verehren, aber nicht bestechen.)

Er tat: Er achtete die Schmachworte nicht und ließ es an den Ohren vorüber gehen. (Denn es muss eine Obrigkeit oft viel übersehen, und nicht bald sich an denen zu rächen begehren, welche frei reden und zu frech waren. Sonst steht es auch allen Christen zu, dass sie in ihren eigenen Sachen sich nicht selber rächen, sondern solches Gott befehlen sollen.)


Das 11. Kapitel

  • Nahas der Amoniter König belagert die Bürger zu Jabes in Gilead, welche bei den anderen Israelitern Hilfe suchen. v. 1.
  • Darum mahnt Saul durch ein ernstliches Edikt das Volk, dass sie sich rüsten sollen: Überfällt danach die Ammoniter mit drei Haufen, und schlägt sie in die Flucht. v. 5.
  • Darauf wollen die Israeliten diejenigen stracks tot haben, welche Saul zuerst verachtet hatten, aber Saul wehrt ihnen ab. v. 12.
  • Und wird in Gilead zum Könige bestätigt, mit großem Frohlocken des Volkes. v. 14.

1. Es zog aber herauf Nahas, der Ammoniter, und belagerte Jabes in Gilead. Und alle Männer zu Jabes sprachen zu Nahas: Mache einen Bund mit uns, so wollen wir dir dienen.

Zog: Jetzt lasst uns hören, wie Gott der Herr des Sauls Wahl zum Königreich mit einem herrlichen Sieg bestätigt hat.

Ammoniter: Nämlich der König des ammonitischen Volkes.

Jabes: Eine Stadt im Lande Gilead gelegen. Es hatte aber der Ammoniter König keinen Anspruch am Lande Israel, wie Jephthah augenscheinliches dargetan und erwiesen. Darum er aus lauter Mutwillen und unersättlicher Begierde, über Fremde zu herrschen, die Stadt Jabes belagert hat. (Denn es werden viele Könige und Fürsten gefunden, welche sich nicht besonders darum bekümmern, wie sie ihrer ihnen anbefohlenen Regierung recht dienen möchten, und stinkt ihnen dennoch nichtsdestoweniger das Maul nach anderen Ländern und Herrschaften, dass sie dieselben auch unter sich bringen, fangen darüber einen unnötigen Krieg an, welcher doch gewöhnlich auf ihrer Seite einen bösen Ausgang gewinnt.) Wie diesem Könige hier auch begegnet ist. Obwohl ihm das Glück zuerst einen lieblichen Anblick verlieh, weil die zu Jabes über der bevorstehenden Gefahr in währender Belagerung beratschlagten, welchergestalt und mit was Bedingung sie sich ergeben und dem Feinde die Stadt öffnen wollten.

Sprachen: Nämlich durch ihre Gesandten, die sie zu ihm hinausschickten.

Bund: Wir wollen uns ergeben, doch mit der Bedingung, dass du nichts Tyrannisches wider uns und das Unserige begehrst zu handeln, sondern dass du uns zu Gnaden aufnimmst und als Freunde und Bundesverwandten hältst. (Es hätten aber die Bürger zu Jabes sollen Gott vertrauen und vielmehr das äußerste daran wagen, als mit dem ammonitischen Volk und ihrem König einen Bund zu machen begehren, weil ihnen im Gesetz Mose ein solches zu tun verboten war {5Mos 23}. Aber etliche weltweise Leute suchen viel eher sichere als gottselige Rat- und Anschläge hervor, dadurch sie meinen, der Gefahr zu entgehen.)

2. Aber Nahas, der Ammoniter, antwortete ihnen: Darin will ich mit euch einen Bund machen, dass ich euch allen das rechte Auge aussteche und mache euch zuschanden unter dem ganzen Israel.

Darin: Mit solchem Bedingung will ich euch zu Gnaden aufnehmen, wenn ihr darin bewilligt, dass ich dem ganzen israelitischen Volk, zu denen ihr gehört, zur Schmach und Verkleinerung, einen jeden unter euch des rechten Auges beraube, und also über euch und alle eure Landsleute und Glaubensgenossen einen Triumph halte. Welches eine unmenschliche Grausamkeit war, darum sie auch dem Könige der Ammoniter nicht ungestraft hingegangen ist. (Denn wenn man so ganz unbillige Mittel in Friedenshandlungen vorschlägt, ob sie wohl mit Gewalt der einen Partei abgedrungen werden, so ist doch kein Glück dabei, sind auch selten beständig, und pflegen die grausamen Anschläge endlich über die Anstifter auszugehen.)

3. Da sprachen zu ihm die Ältesten zu Jabes: Gib uns sieben Tage, dass wir Boten senden in alle Grenzen Israels; ist dann niemand, der uns errette, so wollen wir zu dir hinausgehen.

Sprachen: Das ist: Sie ließen ihm durch ihre Abgesandten antworten.

Ältesten: Das ist: Die Vornehmsten und Obersten der Stadt.

Senden: Und unsere Landsleute um Hilfe anrufen.

Hinausgehen: Und uns dir ergeben, mit allem, was wir haben, und bitten, dass du gnädig mit uns handeln wollest. (Es ist aber Unrecht, dazu gottlos und untreu gehandelt, dass man begehrt wider Gottes Gebote und seinen ausdrücklichen Befehl zu sündigen, wenn uns andere Leute nicht bald zu Hilfe kommen.) Und wären diese Bürger zu Jabes wert gewesen, dass sie Gott hätte lassen in ihrem Unglück stecken und verderben, aber er hat vielmehr um seines Namens Ehre, als was sie wohl verdient, in Acht gehabt. Es hat aber der hochtrabende und aufgeblasene ammonitische König in ihr Begehren gewilligt, ohne Zweifel, weil er sich auf seine Stärke und große Macht verlassen, und weil er sich selbst überredet, dass in so kurzer Zeit nicht so viel Kriegsvolk könnte aufgebracht werden, welches ihm Widerstand tun möchte, besonders von ihrem neuen Könige, von welchem er gehört, dass meistenteils Israeliten selber nicht viel auf ihn hielten, und da er gleich ein ungeübtes Kriegsvolk ohne Ordnung würde zusammenflicken, setzte der übermütige König der Ammoniter keinen Zweifel, er wollte sie gleich im ersten Angriff niederlegen und also einen herrlichen Sieg davon dringen, aber er hat eine falsche Rechnung gemacht. (Und hat seinen Feind mit großen Schaden und Nachteil verachtet.)

4. Da kamen die Boten gen Gibea zu Saul und redeten solches vor den Ohren des Volkes. Da hob alles Volk seine Stimme auf und weinte.

Boten: Der Stadt Jabes Gesandten.

Gibea: In welcher Stadt der neue König Saul damals seine Wohnung hatte.

Redeten: Wie sie sich an dem Feinde mit großem Schimpf und Spott würden müssen ergeben, wo man ihnen nicht zu Hilfe käme.

Volkes: Welches, nachdem es von der Abgesandten Herkunft vernommen, häufig zugelaufen war.

Weinte: Denn sie mit den Bürgern zu Jabes, als die ihre Mitbrüder waren, ein herzliches Mitleiden hatten: Dazu besorgten sie sich, dass nicht etwa der grausame tyrannische König, wenn er dasselbe Städtlein eingenommen, mit seinem Kriegsvolk weiter fortrücken möchte und die anderen israelitischen Stämme auch zu plagen sich unterstehe. (Denn der große Haufen ist also gesinnt, dass er ganz übermütig und trotzig ist, wenn es wohl geht, wenn aber ein etwas rauere Luft daher kommt, so wird er ganz kleinlaut und verzagt.)

5. Und siehe, da kam Saul vom Felde hinter den Rindern her und sprach: Was ist dem Volk, das es weint? Da erzählten sie ihm die Sache der Männer von Jabes.

Hinter: Dass er sie vor sich hertriebe. Denn ob er wohl zum Könige erwählt war, so hat er sich dennoch nicht geschämt, das Feld zu bauen: Gleichwie auch die vornehmsten Geschlechter bei den alten Römern den Ackerbau machten, da man ihrer etliche vom Pflug geholt, dass sie eines General Obersten oder Feld Herren Amt verwalten müssen.

Weint: Was ist ihm Widerwärtiges zu Händen gestoßen?

Sache: In was großer Gefahr sie steckten und dass sie Hilfe begehrten.

6. Da geriet der Geist Gottes über ihn, als er solche Worte hörte, und sein Zorn ergrimmte sehr.

Geriet: Dass er ihm Kraft und Stärke gab und mit einem tapferen Heldenmut begabte.

Ergrimmte: Das ist: Er ist von einem göttlichen Eifer entzündet und angereizt worden, dass er dem tyrannischen Vorhaben des Feindes begehrte abzuwehren und seine Untertanen zu retten. (Denn es soll eine Obrigkeit der Untertanen Not und Unfall sich lassen zu Herzen gehen und angelegen sein, ja es soll ein jeder in seinem Amt einen gebührenden Eifer haben und die Werke seines Berufes nicht nur oberflächlich ausrichten.)

7. Und nahm ein Paar Ochsen und zerstückte sie und sandte in alle Grenzen Israels durch die Boten und ließ sagen: Wer nicht auszieht, Saul und Samuel nach, dessen Rindern soll man auch so tun. Da fiel die Furcht des Herrn auf das Volk, das sie auszogen, gleich als ein einziger Mann.

Saul und: Als obersten Heerführern.

Also tun: Nämlich dass man seine Ochsen auch also in Stücke zerhaue, zur Strafe seines Ungehorsams. Und urteilte Saul recht, dass ein solches Spektakel der zerstümmelten Ochsen der Israeliten Herzen und Gemüter mehr bewegen würde als die bloßen Worte: Und war der Anhang mit der Bedrohung um derer willen besonders nötig, die ihn zuvor verachtet hatten. (Denn wenn man Befehle ausgeben lässt und keine Bedrohung der Strafe hinten anhängt, so haben dieselben kein Ansehen oder Nachdruck.)

Furcht: (Denn Gott macht, dass die rechtmäßigen Befehle der Obrigkeit in der Untertanen Herzen haften und ein Ansehen gewinnen: Und wer die Obrigkeit nicht fürchtet, der fürchtet Gott auch nicht.)

Mann: So gehorsam und willig stellten sie sich ein und waren alle einmütig gesinnt zum Kriege.

8. Und machte die Ordnung zu Basek. Und der Kinder, Israel waren dreihundertmal tausend Mann, und der Kinder Juda dreißigtausend {Jud 1v4}.

Kinder Israel: Nämlich der elf Stämme, ohne den Stamm Juda, welcher als der vornehmste und volkreichste allein gezählt wurde. (Und soll man hier bei diesem Beispiel den Verheißungen Gottes von den zeitlichen und geistlichen Guttaten trauen lernen. Denn welcher dem Abraham die Vermehrung seines Samens, wie er ihm verheißen, so reichlich und überflüssig geleistet, der wird dich auch nie betrügen.)

9. Und sie sagten den Boten, die gekommen waren: Also sagt den Männern zu Jabes in Gilead: Morgen soll euch Hilfe geschehen, wenn die Sonne beginnt heiß zu scheinen. Da die Boten kamen und verkündigten das den Männern zu Jabes, worden sie froh.

Kommen waren: Nämlich von Jabes, und um Hilfe bei den anderen Israeliten angehalten hatten.

Heiß: Das ist: Morgen um den Mittag wollen wir euch retten und die Feinde abtreiben, darum habt ein gutes Herz und nehmt es euch nicht in Sinn, dass ihr euch ergeben wolltet.

Froh.: Nämlich über solcher fröhlichen Botschaft und guten neuen Nachricht. (Eine viel größere Freude aber entsteht in dem Gewissen eines armen Sünders aus der Predigt des Evangeliums: Wenn er hörte, dass er durch den Tod Christi von der Hölle und vom Teufel, welches viel gräulicher Feinde ist, sei erlöst worden.)

10. Und die Männer Jabes sprachen: Morgen wollen wir zu euch hinausgehen, dass ihr uns tut alles, was euch gefällt.

Sprachen: Nämlich zu den Ammonitern. Denn ob sie wohl, wie nicht unrichtig, sich von Herzen freuten, so haben sie doch gegen die Feinde nicht dergleichen getan, als ob sie eine Hilfe zu erwarten hätten, sondern viel mehr im Gegenteil sich gestellt, als ob sie von den Israeliten ganz und verlassen wären, oder doch wenig Hilfe zu ihnen sich getrösten könnten.

Gefällt: Das ist: Morgen wollen wir uns mit allem, was unser ist, an euch ergeben. Denn wir können die Belagerung doch nicht aushalten, und verlassen uns die Israeliten unsere Mitbrüder ganz und gar, weil es zehnmal um uns würde geschehen ist, ehe sie sich beratschlagten, und der Sachen könnten eins werden, ob sie uns wollen zu Hilfe kommen oder nicht. Darum lasst uns noch diese Nacht Frist, welche die letzte unserer Freiheit sein wird. Morgen mögt ihr als siegreiche Überwinder mit uns umgehen, wie ihr wollt. (Dies ist eine falsche und trügerische Antwort gewesen. Aber wenn man einen Feind nach der Verheißung Gottes rechtmäßigerweise umbringen darf, so ist auch nicht verboten, dass man ihn betrügen mag.)

11. Und des anderen Morgens stellte Saul das Volk in drei Haufen; und kamen ins Lager um die Morgenwache und schlugen die Ammoniter, bis der Tag heiß wurde; welche aber überbleiben, worden also zerstreut, dass ihrer nicht zwei beieinander blieben.

Morgens: Welchen Tag ihnen Saul bestimmt hatte.

Drei Haufen: Auf dass er die Feinde an drei Orten angreifen wollte und ihnen den Weg versperrte, dass sie nicht entfliehen konnten.

Lager: Nämlich der Feinde, in welches sie unversehens plötzlich eingefallen, da die Bürger zu Jabes selbst ihrer Zukunft sich noch nicht versehen hatten. (Denn die Geschwindigkeit im Kriege hilft viel zur Erhaltung des Sieges.)

Überbleiben: Dass sie in der Flucht davonkamen und entronnen.

Nicht zwei: Also war das ganze Kriegsheer der Feinde zerstreut und zerstört, gleichwie der Staub vom Winde verwebt wird. (Ein solches Ende nimmt der Stolz und Übermut, da sich einer zu sehr auf seine eigene Macht und Stärke verlässt und die Haut verkauft, ehe er den Bären gefangen hat. Es werden aber die Bürger zu Jabes, so dem Volk Gottes mit eingerechnet waren, erlöst, nicht von wegen ihres Verdienstes und Wohlhaltens, sondern dass der Name Gottes und seine Güte gerühmt und gepriesen würde.)

12. Da sprach das Volk zu Samuel: Wer sind sie, die da sagten: Sollte Saul über uns herrschen? Gebt sie her, die Männer, dass wir sie töten!

Sind sie: Als wollten sie sagen: Wo sind nun die böse Buben und Gottlosen Teufelskinder, welche den König verachtet und gesagt: Was soll uns dieser helfen? (Wie im vorhergehenden Kapitel steht) Denn sie haben sich an die hohe Obrigkeit vergriffen.

Töten: Damit es ihnen nicht ungestraft hingehe, dass sie einen solchen gewaltigen König verachtet haben, durch welchen Tapferkeit und Macht Gott seinem Volk einen solchen herrlichen Sieg verliehen hat. (Hier sieht man des gemeinen Pöbels verkehrtes Wesen, welcher sich es nicht viel angelegen sein ließ, da man des Sauls Ansehen schmälern wollte und ihn in Verachtung zu bringen sich unterstünde, dass sie ihn hätten begehrt zu schützen und seine Hoheit und Würde handzuhaben: Jetzt aber, da die Sachen wohl mit ihm stehen und er sich selbst aus der Verachtung herausgerissen und seine Ehre gerettet hat, begehren sie sich bei dem Könige mit Heuchelei sich einzuflicken. Als ob sie es sich so sehr angelegen sein ließen, dass seiner Würde kein Abbruch geschehe, wo nun keine Gefahr mehr für sie vorhanden war. Also sind die Weltkinder gesinnt.)

13. Saul aber sprach: Es soll auf diesen Tag niemand sterben; denn der Herr hat heute Heil gegeben in Israel.

Niemand sterben: Dass man ihn meinetwegen ums Leben bringen wollte.

Heil: Als wollte er sagen: Gott hat uns auf den heutigen Tag eine große Wohltat erzeigt, indem, dass er uns einen herrlichen Sieg wider unsere Feinde verlieh, darum will uns gebühren, dass wir denselben vielmehr mit Danksagungen und Freuden zubringe, denn dass wir ihn durch eine an den Israeliten geübte Leibesstrafe in einen Leidetag verkehren. Und soll hiermit alles Tod und ab sein, was vor der Zeit ungerades vorgefallen ist. (Es steht aber die Gnade und Gütigkeit einer Obrigkeit wohl an und ist eine nötige Tugend an ihr, besonders zu Anfang der Regierung, auf dass der Untertanen Herzen und Gemüter dadurch geneigt werden und sie zum Gehorsam desto williger werden.)

14. Samuel sprach zum Volk: Kommt, lasst uns gen Gilgal gehen und das Königreich dort erneuern!

Erneuern: Dass wir unserem Könige das Königreich von neuen wieder auftragen und ihn dazu bestätigen, weil noch nicht alle Israeliten dem neuen Könige geschworen haben. Denn er noch nicht bei jedermann ein königliches Ansehen hat, noch für einen König erkannt und gehalten wird, darum wollen wir ihn auf den königlichen Thron setzen und die völlige Verwaltung des Königreichs übergeben.

15. Da ging alles Volk gen Gilgal; und machten dort Saul zum Könige vor dem Herrn zu Gilgal und opferten Dankopfer vor dem Herrn. Und Saul samt allen Männern Israels freuten sich dort fast sehr.

Vor dem: Das ist: Öffentlich und mit angemessenen Zeremonien. Und hat es das Ansehen, als ob die Israeliten ihrem Könige von neuem geschworen und ihn also ins Königreich bestätigt hätten, da man ohne Zweifel besondere Zeremonien dazu gebraucht, welche doch hier nicht beschrieben werden: In Maßen man heutigentags die römischen Kaiser bei uns mit einem besonderen Gepränge krönt.

Dankopfer: Mit welchen sie sich gegen Gott dankbar erzeigten für den erlangten Sieg und für den glücklichen Anfang des neuen Königs.

Freuten: Der König zwar war froh, dass sein Königreich bestätigt wurde: Die Untertanen aber freuten sich dessen, dass der neue König ein solch herrliches und vortreffliches Beispiel seiner Tapferkeit, Unverdrossenheit und Glückseligkeit sehen ließ. Und ist bei dieser Freude eine große fleischliche Sicherheit mit untergelaufen, als ob sie einstmals und zugleich aller Gefahr entronnen wären. Da vielleicht wohl ihrer etliche wider den Samuel heimliche Stichreden fahren ließen, dass er so sehr dagegen war, da sie einen König begehrten, dessen Königreich so einen glücklichen Anfang hätte. Aber sie dachten nicht, dass noch nicht aller Tag Abend gekommen wäre, darum sie in der Furcht Gottes hätten sollen fröhlich sein. (Wir sollen für die empfangene Guttaten Gott von Herzen dankbar sein und uns also darüber freuen, dass wir der fleischlichen Sicherheit daneben nicht Platz lassen.)


Das 12. Kapitel

  • Samuel dringt die Israeliten so weit, dass sie ihm müssen Zeugnis geben seiner Unschuld. v. 1.
  • Und zeigt ihnen an, dass sie schwerlich gesündigt haben, in dem sie einen König begehrt haben. v. 7.
  • Bringt darauf durch sein Gebet ein Unwetter zuwege in der Ernte. v. 16.
  • Dessen die Israeliten erschrecken, und bitten um Verzeihung. v. 18.
  • Welche Samuel tröstet, und ermahnt sie, dass sie bei der rechten Religion beständig verharren sollen. v. 20.

1. Da sprach Samuel zum ganzen Israel: Siehe, ich habe eurer Stimme gehorcht in allem, das ihr mir gesagt habt, und habe einen König über euch gemacht.

Sprach: Ehe denn Samuel die Versammlung der Israeliten voneinander lasse, sieht er für nötig und fürs Beste an, dass er von der ganzen Gemeinde des israelitischen Volkes ein Zeugnis empfangen seiner Unschuld, und bis daher aufrichtigen geführten Wandels und Lebens, besonders in Verwaltung des Regiments, auf dass nicht, wenn es einmal mit den Königen übel ausschlagen sollte, sie vorgeben möchten, wie sie von Not wegen die Regierung ändern mussten, weil Samuel so unrichtig und tyrannisch mit ihnen umgegangen wäre. Zudem hat er es für eine Notdurft geachtet, dass er den Israeliten, welche jetzt voller Freuden waren, weil der neue König so gutes Glück hatte, zu Gemüt führte und sie erinnerte, wie schwerlich sie sich an Gott versündigt, dass sie einen König begehrten, darum sie nicht so sehr nicht darüber jubilieren, nachdem sie denselben erlangt, weil es einmal dazu kommen möchte, dass wieder beschwerliche Zeiten könnten einfallen, da sie dann ihr Unglück niemand als sich selber dürfen zumessen.

Gemacht: Wie ihr begehrt und gebeten habt, so habe ich euch euren Willen gelassen.

2. Und nun siehe, da zieht euer König vor euch her. Ich aber bin alt und grau worden, und meine Söhne sind bei euch, und ich bin vor euch hergegangen von meiner Jugend auf bis auf diesen Tag.

Zieht: Das ist: Er ist in die völlige Regierung eingetreten, dass er derselben beide zu Kriegs- und Friedenszeiten diene.

Alt: Darum ich dem Regiment nicht länger vorstehen kann, wie ich es auch nicht begehre, weil ihr einen König habt. Auf dass aber nicht nach meinem Tode (der mich vielleicht bald hinnehmen wird) jemand sich über mich beklage und mich verlästere, als ob ich dem Regiment nicht gebührlich vorgestanden wäre, so stelle ich mich hiermit öffentlich vor euren König vor Gericht dar und will einem jeden, der es von mir begehrt, meines Tuns und Lassens halben Rechenschaft geben, wie und welchergestalt ich mich im Regiment verhalten habe.

Bei euch: Dass ihr sie auch in eurer Gewalt habt, und da sie etwas Strafwürdiges begangen, so will ich nicht dagegen noch hinderlich daran sein, damit einem jeden gebührliche Erstattung geschehe. Denn da sie in ihrer Regierung etwas wider die Gebühr oder auch wieder Recht und Gerechtigkeit gehandelt, haben sie solches von mir nicht gelernt, will es auch nicht entschuldigen noch sie einem rechtmäßigen Gericht und Urteil entziehen.

Vor euch: Also dass euch all mein Tun und Lassen wohl bekannt ist.

3. Siehe, hier bin ich, antwortet wider mich vor dem Herrn und seinem Gesalbten, ob ich jemandes Ochsen oder Esel genommen habe, ob ich jemand habe Gewalt oder Unrecht getan, ob ich von jemandes Hand ein Geschenk genommen habe und mir die Augen blenden lassen? So will ich es euch wiedergeben {Apg 20v33}.

Bin ich: Und bin bereit, dass ich euch um alles, was ich getan und gehandelt, Antwort und Rechenschaft geben will.

Herrn: Der bei uns in dieser Versammlung ist.

Gesalbten: Nämlich vor dem Könige, welchen Gott erwählt hat.

Getan: Dass ich ihm das Seine entweder mit Gewalt genommen oder ihn unschuldigerweise unterdrückt hätte.

Geschenk: Dass ich mich damit bestechen lasse.

Blenden: Dass ich deshalb mit ihm durch die Finger gesehen und seine Misshandlung ungestraft hingehen lasse.

Wiedergeben: Was man mir jemals geschenkt hat, dass ich dessen überwiesen werde. (Obwohl nun der Ehrgeiz und eigener Ruhm zu fliehen ist, so steht es doch auch einem frommen Menschen frei und ist ihm zugelassen, dass er im Fall der Not seinen guten Namen retten und böse Nachreden oder falsche Verleumdungen von ihm ablehnen mag.)

4. Sie sprachen: Du hast uns keine Gewalt noch Unrecht getan und von niemandes Hand etwas genommen.

Unrecht: Du hast unser keinen betrüglicherweise um das Seine gebracht noch irgendeinen unschuldigerweise unterdrückt.

Genommen: Zum Geschenk, dass du einem Schuldigen etwas übersehen hättest.

5. Er sprach zu ihnen: Der Herr sei Zeuge wider euch und sein Gesalbter heutigentags, dass ihr nichts in meiner Hand gefunden habt. Sie sprachen: Ja, Zeugen sollen sie sein.

Zeuge: Dass ihr selbst gestehen müsst und nicht leugnen könnt, ich sei dem Regiment wohl und treulich vorgestanden.

Wider euch: Als wollte er sagen: Dies Zeugnis soll mir wider euch selber gut sein, dass ihr aus keiner genügenden erheblichen oder gerechten Ursache Gott und mich als euren gewesenen ordentlichen Richter und Oberherrn verworfen habt.

Gesalbter: Nämlich euer König: Welcher die ganze Zeit seines Lebens solches wird bezeugen können.

Gefunden: Das ist: Dass ich in meiner ganzen Regierung, weil ich dem Regiment vorgestanden, keines Unrechten von euch habe können bezichtigt werden. Es hat aber Samuel mit dieser öffentlichen Protestierung aller Unrichtigkeit vorkommen wollen, auf dass nicht die Israeliten in kurzem später (weil der Menschen Gemüter wandelbar und unbeständig sind) dem Samuel übel nachredeten, da es mit der Regierung des neuen Königs nicht nach ihrem Wunsch immer glücklichen würde vonstattengehen, und vorgeben möchten, als ob sie durch des Samuels Unrecht dazu genötigt und gedrungen worden, dass sie dies Mittel vor die Hand nehmen müssen, wie oben auch gemeldet. (Denn wir sollen uns vor falschen Verleumdungen vorsehen und dieselben, so viel immer möglich, verhüten.)

Ja: Wir bekennen gern und ohne falsch, dass ihm also sei, wie du sagst.

Sie: Nämlich Gott und der König sollen dir deiner Unschuld Zeugnis geben. (Denn es mag einer wohl in einer wahrhaften und wichtigen Sache Gott zum Zeugen anrufen, welches nichts anderes ist, als bei dem Namen Gottes schwören: Dadurch der Wiedertäufer Irrtum umgestoßen wird, die keinen Eid zulassen.)

6. Und Samuel sprach zum Volk: Ja, der Herr, der Mose und Aaron gemacht hat und eure Väter aus Ägyptenland geführt hat.

Gemacht: Das ist: Der Gott, der die vortrefflichen Männer und Propheten, Mose und Aaron, erweckt und gesandt hat, soll ein Zeuge meiner Unschuld sein, die ihr selber gestehen müsst. Hat also Samuel seine vorige Protestierung mit etwas geänderten Worten zum Überfluss wiederholen wollen.

7. So tretet nun her, dass ich mit euch rechte vor dem Herrn über aller Wohltat des Herrn, die er an euch und euren Vätern getan hat.

Tretet: Denn ich hab euch aus göttlichem Befehl noch etwas Weiteres zu sagen, und ist die Sache noch nicht ausgerichtet, darum wir zusammen gekommen sind.

Rechte: Das ist: Ich will euch überweisen, dass ihr gottlos, ungläubig und undankbar gegen Gott eurem Wohltäter gewesen seid: Und solches nicht zwar der Meinung, dass ich euch begehre zu betrüben und etwa ein Leid zuzufügen oder dass mich verdrieße, weil ihr mich des Richter Amtes entsetzt habt, sondern weil ihr über diese Wahl eures neuen Königs ein so großes Frohlocken treibt und zur Unzeit mit der Freude euch ganz zu weit heraus lasst, als ob ihr den Handel ganz wohl getroffen hättet, indem, dass ihr einen König begehrt, so will ich euch anzeigen und zu verstehen geben, wie ihr Gott mit euren Sünden gröblich erzürnt habt, auf dass ihr Buße tut und selig werdet.

8. Als Jakob nach Ägypten gekommen war, schrien eure Väter zu dem Herrn, und er sandte Mose und Aaron, dass sie eure Väter aus Ägypten führten und sie an diesem Ort wohnen ließen {1Mos 46v6}.

Kommen: Mit seinem ganzen Personal und Geschlechter, euren Vorfahren, weil ihn die Hungersnot dazu trieb.

Schrien: Dass sie aus solcher schweren Dienstbarkeit möchten erlöst werden, in welcher man tyrannischerweise jämmerlich mit ihnen umging.

Mose und Aaron: Deren keiner mit einem königlichen Ansehen stolzierte und dennoch große Taten verrichtet hat.

Ort: Denn obwohl weder Mose noch Aaron ins Land Kanaan gekommen sind, so haben sie dennoch das israelitische Volk bis an die Grenzen desselben Landes gebracht, und danach den Josua an ihre statt verordnet, dass er das von ihnen wohl angefangen gute Werk vollführte und zum erwünschten Ende brächte. Was könnt ihr nun an so einer Regierung (will er sagen) tadeln? Hat euch Gott nicht unter seiner Herrschaft große Guttaten erzeigt? Da ihr doch damals keinen König hattet, als den einigen Gott, dessen Diener Mose und Aaron waren. Wenn ihr deswegen demselben einigen Gott hättet wollen weiter vertrauen, an ihn glauben und ihm Gehorsam leisten, so hättet ihr ganz wohl noch länger ohne einen König sein können. Doch lasst uns hören, wie es unseren Vorfahren weiter ergangen ist.

9. Aber da sie des Herrn, ihres Gottes, vergaßen, verkaufte er sie unter die Gewalt Sisseras, des Hauptmann zu Hazor, und unter die Gewalt der Philister und unter die Gewalt des Königs der Moabiter, die stritten wieder sie

Vergaßen: Weil sie die rechte Religion verwarfen und zur Abgötterei abfielen.

Stritten: Als ihre abgesagten Feinde, die sie zu unterschiedlichen Malen anfielen, dass die Israeliten mit Kriegen überzogen und überwunden und zu einer beschwerlichen Dienstbarkeit gebracht würden.

10. Und schrien aber zum Herrn und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir den Herrn verlassen und Baalim und Astharoth gedient haben; nun aber errette uns von der Hand unserer Feinde, so wollen wir dir dienen.

Gesündigt: (Denn unter dem Kreuz lernt man die Sünde erkennen.)

Verlassen: Weil wir von seinem rechten Gottesdienst abgewichen sind.

Gedient: Indem wir neue Gottesdienste auf die Bahn gebracht und die stummen Götzen der Heiden verehrt und angebetet haben.

Errette: Weil wir unsere Sünde erkennen und bekennen, so erbarme dich unser und vergib uns unsere Missetat und sei uns gnädig um des Messias willen.

Dienen: Dass wir unser Leben nach deinen Geboten anrichten, so viel uns in dieser unseres Fleisches Schwachheit und Gebrechlichkeit möglich ist.

11. Da sandte der Herr Jerubbaal, Bedan, Jephthah und Samuel und errettete euch von eurer Feinde Händen umher und ließ euch sicher wohnen.

Sandte: Das ist: Obwohl unsere Väter unwürdig waren, dass ihnen Gott hätte mögen zu Hilfe kommen, so hat sich doch Gott seines Volkes erbarmt und ihnen Richter gegeben, durch welcher Zutun er sie von ihren Feinden errettete.

Jerubbaal: Der sonst auch Gideon hieß.

Bedan: Das ist so viel gesagt als in Dan: Und wird dadurch verstanden der treffliche Held Simson, welcher aus dem Stamm Dan gebürtig war und in desgleichen Lager oder Gebiet und Herrschaft aus Antrieb des Heiligen Geistes angefangen hatten, seine Tapferkeit zu beweisen.

Samuel: Damit er sich selber meint. Und regt er hier viele Historien mit kurzen Worten an, die im Buch der Richter weitläufiger ausgeführt werden.

Euch: Wie auch eure Voreltern.

Umher: Denn ihr wart wie die Schafe, so mit Wölfen überall umringt waren.

Wohnen: Darum ihr bis daher keines Königs bedurftet. Und sind zwar eure Väter, wie auch ihr, eine gute Zeit her mit der Regierung wohl zufrieden gewesen, da ihr unter den Richtern lebtet.

12. Da ihr aber saht, dass Nahas, der König der Kinder Ammon, wider euch kam, spracht ihr zu mir: Nicht du, sondern ein König soll über uns herrschen! So doch der Herr, euer Gott, euer König war.

Saht: Das ist: Als euch zu Ohren kam, wie der Ammoniter König sich wider euch rüstete, willens, euer Land zu überziehen, wie er denn bald später auch den Anfang gemacht mit der Stadt Jabes Belagerung: Da seid ihr ob solcher Nachricht so erschrocken, dass ihr auch all euer Vertrauen auf Gott sinken lassen und so verzagt und kleinmütig wurdet, als ob Gott euch und eure Väter nie aus keiner Gefahr errettet hätte: Darum ihr ihn auch aus der acht gelassen und ihn nicht um Hilfe und Beistand angerufen, sondern habt euch nach menschlichen Schutz und Beschirmung umgetan, als ob ihr allerdings an ihm verzagt hättet.

Nicht du: Das ist: Wir wollen keineswegs unter einem solchen Regiment, wie du bis daher geführt hast, leben, wie wir auch nicht Sicherheit darunter haben können.

König: Denn weil wir mit so vielen Feinden überall umringt sind, so bedürfen wir eines großmütigen und mächtigen Monarchen, der mit einer königlichen Majestät und Gewalt bei den Untertanen ein Ansehen habe und von den Feinden gefürchtet werde, darum sind wir entschlossen, dass wir einen König haben wollen.

Gott: Der hat bisher das Amt eines Königs unter euch aufs treulichste versehen, indem er euch so oft und vielmals aus der Feinde Gewalt wunderbarerweise und mit großer Herrlichkeit errettet hat. Denselben habt ihr verlassen, verachtet und verworfen, als ob er zu der Regierung nicht mehr tauglich wäre. (Denn die Kirchendiener sollen des Volkes große Sünden nicht verhehlen noch bemänteln und verklügeln, sondern ernstlich strafen.)

13. Nun, da habt ihr euren König, den ihr erwählt und gebeten habt; denn siehe, der Herr hat einen König über euch gesetzt.

König: (Nach Luther) Gott bestätigt den König und zürnt doch, dass sie ihn erwählt hatten. Das ist so viel: Sie taten übel, dass sie ihr Vertrauen von Gott auf einen Menschen und sich selbst setzten, so sie bisher so oft ohne König durch Gott errettet waren. Dazu weil ihnen versprochen war, Könige zu haben, lässt es Gott nicht zu, dass sie ihn wählen, sondern er selbst wählt, auf dass bestehe, dass alles, was Gott nicht anfängt und tut, nichts gelte vor Gott.

Gebeten: Nachdem ihr so ein großes Verlangen gehabt.

Gesetzt: Und euren Willen erfüllt. Da nun einmal dieses eures Tuns euch bereuen soll, so würdet ihr niemand anderes die Schuld geben können, als euch selbst.

14. Werdet ihr nun den Herrn fürchten und ihm dienen und seiner Stimme gehorchen und dem Munde des Herrn nicht ungehorsam sein, so werdet beide, ihr und euer König, der über euch herrscht, dem Herrn, eurem Gott, folgen.

Stimme: Dass ihr nach seinen Geboten lebt.

Munde: Das ist: Dem Worte Gottes.

Folgen: Will so viel sagen: Ob ihr wohl schwerlich gesündigt habt, dass ihr aus Unglauben und Misstrauen einen König begehrt, jedoch weil es an sich selber nicht Unrecht oder gottloses ist, einen König zu wählen, und euch Gott jetzt einen König gegeben hat, so wird euch Gott nicht verlassen, wenn ihr weiter fromm seid und gottselig lebt, sondern er wird euch und euren König beschützen, dass ihr unter seiner Regierung friedlich und sicher wohnen könnt. (Denn wenn wir von Herzen Buße tun, so kann dasselbe, was zuerst einen bösen und unrechtmäßigen Anfang gehabt, sofern es nur an ihm selbst nicht Sünde und Unrecht ist, einen guten und glücklichen Ausgang gewinnen.)

15. Werdet ihr aber des Herrn Stimme nicht gehorchen, sondern seinem Munde ungehorsam sein, wird die Hand des Herrn wider euch und wider eurer Väter sein.

Hand des: Das ist: Gott wird euch viel und mancherlei Unglück zur Strafe über euren Hals schicken, wie er vor Zeiten euren Vätern auch getan, da sie ihm nicht folgen wollten.

16. Auch tretet nun her und seht das große Ding, das der Herr vor euren Augen tun wird.

Ding: Damit ich euch beweisen will, dass ihr schwerlich gesündigt habt, indem, dass ihr einen König begehrt.

17. Ist nicht jetzt die Weizenernte? Ich will aber den Herrn anrufen, dass er soll donnern und regnen lassen, dass ihr innewerdet und sehen sollt das große Übel, das ihr vor des Herrn Augen getan habt, dass ihr euch einen König gebeten habt.

Weizenernte: Dass es helles und schönes Wetter gibt, welches man zu der Ernte haben muss.

Anrufen: Dass er meine Worte mit einem Wunderwerk bestätige, dadurch ihr zur Erkenntnis eurer Sünden gebracht werdet. Denn ich begehre eure Seligkeit immer und mit allem möglichen Fleiß zu befördern.

Lassen: Urplötzlich und wider alles Hoffen.

Übel: Das ist: Auf dass ihr daraus erkennt, was ihr für eine große Sünde begangen habt.

Augen: Obwohl es euch vor euren Augen ein schlechtes und geringes Ding scheint. (Und obgleich dasselbe Unwetter den Früchten etwa Schaden getan, so ist es doch viel ratsamer gewesen, dass man den Leuten an der Seelen geholfen, als dass man zuerst auf den Leib gesehen hätte.)

18. Und da Samuel den Herrn anrief, ließ der Herr donnern und regnen desselben Tages. Da fürchtete das ganze Volk sehr den Herrn und Samuel.

Anrief: Dass er mit einem schrecklichen Unwetter die aufgeblasenen und widerspenstigen Herzen desselben Volkes demütigte und erweichte, damit sie seinem Wort weiter desto besser Gehör geben.

Fürchtete: (Denn die Züchtigungen und Strafen Gottes haben bei den Auserwählten diesen Nutzen, dass sie dadurch gedemütigt werden, Gott fürchten lernen und seine Diener in Ehren halten, auch derselben Worte und Ermahnungen glauben und folgen.)

19. Und sprachen alle zu Samuel: Bitte für deine Knechte den Herrn, deinen Gott, dass wir nicht sterben; denn über alle unsere Sünde haben wir auch das Übel getan, dass wir uns einen König gebeten haben.

Deine Knechte: Nämlich für uns, dass wir nicht ganz und ganz umgekommen und zugrunde gehen, wie wir wohl verdient hätten.

König gebeten: Und den Herrn unseren Gott verachtet und verworfen. (Denn wenn die Gesetzespredigt das Herz recht trifft, so dringt und treibt es uns so weit, dass wir unsere Sünden öffentlich bekennen müssen. Und ist keine größere Pein und Marter als ein böses Gewissen.)

20. Samuel aber sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht, ihr habt zwar das Übel alles getan; doch weicht nicht hinter dem Herrn ab, sondern dient dem Herrn von ganzem Herzen {5Mos 6v5}.

Sprach: Damit er sie wiederum tröstete, weil sie heftig erschrocken waren und sich sehr fürchteten. (Denn nach der Gesetzespredigt soll man dem bußfertigen Sünder die fröhliche Botschaft und liebliche Nachricht des Evangeliums vorhalten.)

Euch nicht: Fasst wiederum ein Herz, denn unser Herr Gott ist barmherzig und wird euch nicht verwerfen oder vertilgen.

Getan: Dass ihr eine sehr große und schwere Sünde begangen habt, wie ihr selbst bekennen müsst.

Nicht hinter: Als wollte er sprechen: Verzagt nicht an der Güte Gottes, dass ihr von ihm abfallen und andere fremde Götter oder vielmehr erdichten Götzen Hilfe begehren und anrufen wolltet.

Dem Herrn: Dem wahren und ewigen Gott, welcher Israels Gott ist.

Ganzem Herzen: Ohne Falsch und Heuchelei, dass ihr es euch lasst ein Ernst sein mit der Sache.

21. Und weicht nicht dem Eiteln nach; denn es nützt nicht und kann nicht erretten, weil es ein eitel Ding ist.

Eiteln: Das ist: Den Götzen, welche euch nicht helfen können. Denn es ist kein anderer als nur ein einiger wahrer Gott, die anderen Götzen sind nichts und ein eitles Ding. Und weil sich ihre Bilder selbst nicht regen noch von der Stätte bewegen können, da sie hingestellt werden, wie sollte man denn einen Nutzen oder Schutz von ihnen zu hoffen haben?

22. Aber der Herr verlässt sein Volk nicht um seines großen Namens willen; denn der Herr hat angefangen, euch ihm selbst zum Volk zu machen {Ps 100v3}.

Volk nicht: Wenn es in Gefahr steckt.

Namens willen: Damit nicht, wenn das Volk Gottes umkäme, sein Name unter den Heiden und Feinden verlästert würde, als ob Gott sein Volk aus ihrer Hand nicht hätte erretten können. (Denn ob wir wohl von wegen unserer Sünde unwürdig sind, dass uns Gott helfen oder eine Gnade erzeigen sollte, so hat er doch seines Namens Ehre in Acht und errettet sein Volk, damit er seine Majestät und Hoheit erhalte.)

Zum Volk: Das ist: Gott hat sich vorgenommenen, euch zu lieben und für sein Volk zu halten, welches er regieren, schützen und handhaben will, und er ist nicht wandelbar in seinem Tun, dass er euch möchte verwerfen, (obwohl ihr es verschuldet habt), denn ein anderes Volk zu lieben und selig zu machen annehme (Mit solchem Trost sollen wir uns aufmuntern und stärken, dass wir Gott vertrauen. Er werde das gute Werke, welches er in uns angefangen hat, vollführen und uns zum ewigen Leben bringen.)

23. Es sei aber auch ferne von mir, mich also an dem Herrn zu versündigen, dass ich sollte ablassen, für euch zu beten und euch zu lehren den guten und richtigen Weg.

Versündigen: Denn ich eine große Sünde wider Gott begehen würde und käme meinem Amt nicht nach, wenn ich nicht mehr für euch beten wollte.

Weg: Dadurch ihr die Seligkeit erlangen und zum ewigen Leben kommen mögt. (Denn es soll ein Kirchendiener beides in seinem Amt mit möglichem Fleiß verrichten, nämlich dass er bete und lehre. Und wenn ihn gleich seine Zuhörer gereizt und beleidigt haben, so soll er sie doch darum nicht hassen und anfeinden, sondern nichtsdestoweniger mit rechtem Ernst und Eifer für sie beten und sie treulich lehren und zu unterrichten immer fortfahren.)

24. Fürchtet nur den Herrn und dient ihm treulich von ganzem Herzen; denn ihr habt gesehen, wie große Dinge er mit euch tut.

Treulich: Das ihr es euch lasst mit der Sache ein Ernst sein, ohne Falsch oder Heuchelei.

Große Dinge: Dass er euch bisher geschützt und von euren Feinden errettet hat. Darum sollt ihr einen solchen gnädigen Herrn und Vater und mächtigen Gott, der allein aus allen Nöten helfen und erretten kann, die Zeit eures Lebens niemals verlassen.

25. Werdet ihr aber übel handeln, so werdet beide, ihr und euer König verloren sein.

Übel handeln: Dass ihr eurem Gott nicht wolltet aus wahrem Glauben anhängen und keine guten Früchte des Glaubens bringen.

Verloren sein: Dass ihr miteinander werdet umkommen und zugrunde gehen. (Denn man soll den Zuhörern ihre Gefahr mit Ernst vorhalten, auf dass sie dadurch von Sünden abgeschreckt werden. Und tun die Prediger mehr Schaden als Nutzen, welche dem Volk von lauter Glück sagen, das doch in seiner Unbußfertigkeit immer fortfährt und Gott je länger je mehr erzürnt.)


Das 13. Kapitel

  • Saul legt an unterschiedlichen Orten Besatzungen ein, der Philister Streifen abzuwehren. v. 1.
  • Jonathan überfällt eine Schanze der Philister, und treibt sie hinaus. v. 3.
  • Darüber die Philister entrüstet werden, dass sie ein Kriegsvolk aufbringen, welches Saul im Gegenteil auch tut: Aber der meiste Teil des israelitischen Kriegsvolkes verliert und verläuft sich aus Furcht. v. 5.
  • Da will Saul nicht verziehen, damit nicht das ganze Kriegs Volk sich verläuft, und opfert: Durch welches unzeitige Eilen und Misstrauen, Gott so erzürnt wird, dass er ihm durch den Propheten Samuel verkündigen lässt, sein Reich werde keinen Bestand haben. v. 9.

1. Saul war ein Jahr König gewesen; und da er zwei Jahre über Israel regiert hatte,

2. erwählte er ihm dreitausend Mann aus Israel. Zweitausend waren mit Saul zu Michmas und auf dem Gebirge Bethel und eintausend mit Jonathan zu Gibea-Benjamin; das andere Volk aber ließ er gehen, einen jeglichen in seine Hütte.

Mann: Dass er mit denselben der Philister tägliche Streifen abwehrte und also die übrigen Israeliten sicher und ungehindert in ihren Häusern könnten daheim bleiben. Es war aber Saul, wie aus allen seinen folgenden Handlungen zu sehen, ein Heuchler und ohne Glauben. (Tun darum die Heuchler viele Dinge, das einen feinen äußerlichen Schein und Ansehen hat.)

Waren: Das ist: Er hatte das vorgemeldete unterhabende Kriegsvolk, nachdem es die Notdurft erforderte, an unterschiedliche Orte ausgeteilt und in Besatzung gelegt, der Feinde Anlauf und Einfall zu wehren.

Jonathan: Seinem Sohn, der ein frommer Mensch und tapferer Held war.

Hütte: Oder Wohnungen. Und zwang sie nicht, dass sie dem Kriege hätten müssen nachziehen. Darum sie gute Hoffnung zu ihrem Könige hatten, weil es sich so wohl anließ. (Und soll zwar eine Obrigkeit sich dahin bemühen, dass sie mit wenigen Leuten so viel immer möglich das Land beschütze und die Beschwerden über die Untertanen nicht ganz zu groß mache.)

3. Jonathan aber schlug die Philister in ihrem Lager, das zu Gibea war; das kam vor die Philister. Und Saul ließ die Posaune blasen im ganzen Lande und sagen: Das lasst die Hebräer hören {1Sam 10v5}!

Zu Gibea: Oder bei Gibea, auf einem Hügel. Denn es hat Jonathan mit seinem Kriegsvolk die Philister in ihrem Lager oder Schanze, so sie auf die israelitische Grenze kamen, überfallen und sie weggeschlagen.

Philister: Welche es heftig verdross: Weil sie ein großes Kriegsheer aufbrachten, willens, sich an den Israeliten zu rächen.

Blasen: Weil er über der bösen neuen Nachricht sich entsetzt, dass die Philister gegen ihn sich rüsteten, darum er sein Volk, die Kinder Israel, auch mahnte.

Hören: Das ist: Man muss auch die Israeliten rufen, dass sie mit uns in Krieg ziehen, welche jenseits des Jordans wohnen, als die Rubeniter, Gadditer und der halbe Stamm der Manassiter. Denn dass dieselben dies Orts gemeint werden, ist aus dem, was in diesem Kapitel später folgt, leicht zu lesen ist. Und lässt sich hier des Sauls zaghaftes Gemüt oder viel mehr Unglaube sehen, weil er ihnen nicht traut, dass er mit einem ziemlichen Kriegsvolk den Philistern Widerstand tun könne. Obwohl er doch im Gesetz die allgemeinen Verheißungen und wie das andere Beispiel mehr daneben hatte, wie Gott sein Volk mit einem geringen Kriegsheer retten könne und wollte, und dass er beschlossen, den Israeliten durch ihm, den Saul, zu helfen. (Denn wenn die Gefahr herbeikommt, so geben die Heuchler ihres Herzen Unglauben an Tag, und suchen, mit Verachtung Gottes, bei den Menschen Hilfe.)

4. Und ganz Israel hörte sagen: Saul hat der Philister Lager geschlagen; denn Israel stank vor den Philistern. Und alles Volk schrie Saul nach gen Gilgal.

Saul hat: Solches Geschrei kam von ihm aus. Denn es wurde dem Saul zugemessen, was sein Sohn Jonathan ausgerichtet hatte.

Stank: Das ist: Es wurde den Israeliten angesagt, dass die Philister ihnen übel nachredeten und nichts Gutes wider sie im Sinn hätten. Denn sie heftig auf die Israeliten verbittert waren, weil dieselben ihnen ihre Schanze abgedrungen, und gingen darauf aus, dass sie sich an den Israeliten wieder rächen möchten. Und ist kein Zweifel, es habe der fromme Jonathan viele böse Worte müssen hören und in sich fressen, als der die Philister, ihre Feinde, zur Unzeit wider sie aufgebracht hat.

Saul nach: Das ist: Sie schrien dem König um Hilfe an, der damals zu Gilgal war, und baten ihn, dass er wollte Vorsehung tun, damit dem israelitischen Lande und Königreich kein Abbruch geschehe. (Und pflegen die Untertanen, wenn es übel zugeht, dass sie in Ängsten stecken und die Gefahr vorhanden ist, bei ihrer Obrigkeit Schutz zu suchen, die sie doch sonst, wenn es ihnen gut geht, oft schmähen und verlästern.)

5. Da versammelten sich die Philister, zu streiten mit Israel, dreißigtausend Wagen, sechstausend Reiter und sonst Volk, so viel wie Sand am Rande des Meers, und zogen herauf und lagerten sich zu Michmas, gegen Morgen vor Beth-Aven.

Streiten: Mit einer großen Kriegsmacht, die sie aufgebracht, weil sie durch der ihrigen Niederlage sehr erbittert waren über die Israeliten.

Wagen: Denn man hatte vorzeiten besondere Streitwagen, die man zum Kriege brauchte.

Wie Sand: Dass es unzählig war.

6. Da das sahen die Männer Israels, dass sie in Nöten waren (denn dem Volk war bange), verkrochen sie sich in die Höhlen und Klüfte und Felsen und Löcher und Gruben.

Nöten: Weil die Philister mit ihrem Kriegsheer ganz nahe hinzukamen, zu der Israeliten Lager.

Bange: Es entfiel ihnen Herz und Mut, darum sie ihre Sache auf die Flucht setzten, und nach und nach begannen auszureißen, wo ein jeder sicher zu sein meinte.

7. Die Hebräer aber gingen über den Jordan ins Land Gad und Gilead. Saul aber war noch zu Gilgal, und alles Volk wurde hinter ihm verzagt.

Israeliten: So jenseits des Jordans ihre Wohnung hatten, wie oben gemeldet.

Land Gad: Daher sie meistenteils gekommen waren.

Zu Gilgal: Da er auf des Propheten Samuels Zukunft wartete.

Zag: Das ist: Auch das übrige Volk, so bisher noch bei ihm geblieben war, hatte kein Herz mehr wider die Feinde.

8. Da harrte er sieben Tage auf die Zeit, von Samuel bestimmt. Und da Samuel nicht kam gen Gilgal, zerstreute sich das Volk von ihm {1Sam 10v8}.

Nicht kam: Nämlich die sechs ersten Tage, dazu auch am siebten Tag des Morgens noch nicht da war, da worden die Israeliten noch kleinmütiger und verzagter.

9. Da sprach Saul: Bringt mir her Brandopfer und Dankopfer! Und er opferte Brandopfer.

Bringt: Führt die Tiere daher, und rüstet sie zu, dass ich sie dem Herrn aufopfere zum Brandopfer, auf dass ich seine Gnade und Geneigtheit erwerbe, und auch die Dankopfer verrichte zur Danksagung für die bisher von ihm empfangene Guttaten.

Opferte: Durch einen Priester, der damals vorhanden war. Denn weil Saul sich besorgte, da alles Volk sich von ihm verlaufen sollte, dass er mit etliche wenigen seiner Diener, die er noch bei sich hätte, von den Philistern möchte überfallen und erschlagen werden, so hat er es fürs Beste angesehen, dass er den Gottesdienst verrichtete, es wäre Samuel vorhanden oder nicht: Gerade als ob das Werke der Opferung für sich selbst Gott versöhnte, wenn es gleich aus keinem Glauben noch rechtschaffenem Gehorsam geschehe. (Denn die Heuchler überreden sich selbst, dass sie Gott durch ihre menschlichen Verdienste und Werke versöhnen können, und meinen, wenn dieselben einen feinen Schein haben, so trage Gott ein besonderes Gefallen daran, wenn sie auch nicht aus keinem rechtschaffenen Glauben herkommen.)

10. Als er aber das Brandopfer vollendet hatte, siehe, da kam Samuel. Da ging Saul hinaus ihm entgegen, ihn zu segnen.

Kam: Nämlich noch am selben siebten Tage, wie er dem Saul aus Gottes Befehl bestimmt hatte. Denn es hat Gott mit diesem, dem Ansehen nach geringem Gebot, des Sauls Gehorsam bewähren wollen.

Entgegen: Ehren halben.

Segnen: Dass er ihn mit einem gnädigen und freundlichen Gruß empfinge. (Denn die Heuchler pflegen äußerlicherweise den Kirchendienern Ehre zu erzeigen, aber ihrer heilsamen Lehre wollen sie nicht folgen.)

11. Samuel aber sprach: Was hast du gemacht? Saul antwortete: Ich sah, dass das Volk sich von mir zerstreute, und du kamst nicht zu bestimmter Zeit, und die Philister waren versammelt zu Michmas.

Sprach: Mit ernstlichen Gebärden und rauen Worte.

Gemacht: Warum hast du nicht gewartet, bis ich gekommen bin? Heißt das dem Worte Gehorsam sein?

12. Da sprach ich: Nun werden die Philister zu mir herabkommen gen Gilgal, und ich habe das Angesicht des Herrn nicht erbeten; da wagte ich es und opferte Brandopfer.

Sprach ich: Oder ich dachte bei mir selbst.

Herabkommen: Mit ihrem Kriegsvolk, und gegen mich streiten.

Nicht erbeten: Will so viel sagen: Als das Volk sah, dass ich nicht opferte, um eine glückliche Schlacht und den Sieg zu erlangen, noch andere Sachen zum Streit anordnete, kam sie eine Furcht an, dass sie anfingen sich zu verlaufen, weil sie meinten, ich wäre ganz zu verzagt und hätte nicht so viel Herz, dass ich den Philistern dürfte eine Schlacht liefern: Dazu bist du mit dem langen Wegbleiben nicht eine geringe Ursache daran, dass du in solcher großen Gefahr nicht eher bist gekommen. Darum ich besorgt war, dass ich nicht etwa von der Philister Kriegsvolk, so in der Nähe liegt, angefallen würde. Auch hatte ich meine Leute noch nicht gemustert, dazu Gott durch das Opfer uns noch nicht gnädig und gewogen gemacht.

Wagt ich es: Das ist: Da ich eine gute Zeit im Zweifel stand und nicht wissen konnte, ob ich in deinem Abwesen es mit dem Opfern recht treffen möchte. So bin ich doch, weil es mit der Sachen erhörtermaßen beschaffen, wider meinem Willen und aus Not endlich dahin gedrungen worden, dass ich opfern müsse: Und hoffte, ich werde mit solchem Tun keine oder doch eine geringe Sünde begangen haben. (Also tun die Heuchler, wenn sie gesündigt haben, dass sie ihre Sünde dennoch nicht wollen frei heraus bekennen, sondern legen die Schuld auf andere.)

13. Samuel aber sprach zu Saul: Du hast töricht getan und nicht gehalten des Herrn, deines Gottes, Gebot, das er dir geboten hat; denn er hätte dein Reich bestätigt über Israel für und für.

Töricht: Obwohl du meinst und dich dessen selber überredest, dass du ganz wohl und weislich hast gehandelt.

Geboten: Da ich dir untersagte, dass du vor meiner Zukunft nichts anfangen solltest, weder mit Opfern noch mit Streiten. Solche Gebote hast du vorsätzlicherweise übertreten.

Bestätigt: Das ist: Er hätte das Königreich erblich auf deine Nachkommen gelangen lassen, dass es eine lange Zeit bei deinem Geschlecht geblieben wäre.

14. Aber nun wird dein Reich nicht bestehen. Der Herr hat ihm einen Mann ersucht nach seinem Herzen, dem hat der Herr geboten, Fürst zu sein über sein Volk; denn du hast des Herrn Gebot nicht gehalten {Ps 89v20 v21 Apg 13v22}.

Aber nun: Weil du das Gebot Gottes verachtet hast.

Nicht bestehen: Sondern wird von dir genommen und einem anderen gegeben werden.

Ersucht: Das ist: Es hat sich Gott bereits einen anderen Mann ausersehen und gefunden, der ihm wohl gefällt und zu dem er auch eine bessere Lust hat als zu dir.

Geboten: Oder wird ihm gebieten. Denn er redet von zukünftigen Sachen, als ob sie schon geschehen wären, weil sie gewisslich sollten erfüllt werden.

Nicht gehalten: Darum er dich wiederum verwerfen wird. (Obwohl es nun scheint ein schlechter Handel und geringe Sünde zu sein, dass Saul nicht ganze sieben Tage auf des Samuels Zukunft gewartet, so ist er doch nicht unrichtig von Gott verworfen worden. Denn man muss bei den Geboten Gottes nicht darauf sehen, wie groß oder wichtig uns die Sache zu sein denkt, sondern des Gebieters Hoheit soll man in Achthaben. Und züchtigt zwar Gott die Sünden und Übertretungen seiner Kinder mit zeitlichen Strafen, aber die Heuchler, wie Saul war, verwirft er in alle Ewigkeit.)

15. Und Samuel machte sich auf und ging von Gilgal gen Gibea-Benjamin. Aber Saul zählte das Volk, das bei ihm war, bei sechshundert Mann {1Sam 14v2}.

Von Gilgal: Im Zorn, und ließ den Saul darin hinter sich. (Es steht aber alsdann sehr übel um die Heuchler, wenn sie von den frommen und getreuen Dienern Gottes verlassen werden, dass dieselben von ihnen wegweichen.)

Benjamin: Das ist: Welche Stadt Gibea im Lande oder Stamm Benjamin gelegen war.

Zählt: Und fragte nicht viel danach, wie er bei Gott möchte wiederum ausgesöhnt werden und zu Gnaden kommen, weil er vom Propheten Samuel vernommen, dass er ihn mit seinem unzeitigen Opfern erzürnt hätte. (Denn die Heuchler verachten und hassen Gott im Herzen, sie stellen sich gleich auswendig und vor den Leuten so fromm, wie sie immer wollen.)

16. Saul aber und sein Sohn Jonathan und das Volk, das bei ihm war, blieben auf dem Hügel Benjamin. Die Philister aber hatten sich gelagert zu Michmas.

Volk: Nämlich die sechshundert Mann.

Gelagert: Und ist es durch Gottes sonderbare Güte und Gnade geschehen (obwohl Saul derselben nicht wert gewesen) dass die Philister, weil sie eine gewaltige Kriegsmacht bei sich gehabt, die Israeliten nicht überfallen und bis auf den letzten Mann aufgerieben haben. (Aber Gott lässt seine Kirche nicht aus der acht, obgleich viele Heuchler darunter sind, und schützt sie wider ihre Feinde, obwohl die Feinde viel mächtiger sind als sie.)

17. Und aus dem Lager der Philister zogen drei Haufen, das Land zu verheeren. Einer wandte sich auf die Straße gen Ophra, ins Land Sual;

Land: Nämlich der Israeliten. (Hat darum die Kirche Gottes damals ein trauriges Ansehen gehabt, weil die Philister in drei Haufen sich geteilt und mit Schwert und Feuer alles verheert.)

18. der andere wandte sich auf die Straße Beth-Horon; der dritte wandte sich auf die Straße, die da langt an das Tal Zeboim, an der Wüste.

Tal: Das ist: Wenn jemand von oben herab durch das Tal Zeboim sieht, so wird er des Orts gewahr, dessen hier Meldung geschieht.

19. Es wurde aber kein Schmied im ganzen Lande Israel erfunden, denn die Philister gedachten, die Hebräer möchten Schwert und Spieß machen.

Schmied: Der die Harnische und Waffen hätte, können machen oder schärfen. Weil die Philister den Israeliten nicht allein die Wehr und Waffen, sondern auch die Meister, so ihnen solche hätten machen können, genommen, da sie noch unter ihrem Joch waren.

Machen: Und also desto eher wieder abfallen, dass sie das Joch der Dienstbarkeit mit Gewalt von ihrem Halse rissen, wenn sie mit Wehr und Waffen versehen wären.

20. Und musste ganz Israel hinabziehen zu den Philistern, wenn jemand hatte eine Pflugschar, Haue, Beil oder Sense zu schärfen.

Ziehen: Nämlich vor der Zeit, ehe sich dieser Krieg erhob, sooft es vonnöten war. (Gleichwie aber die Philister den Israeliten ihre Schmiede genommen hatten, damit sie keine Schwerter und Waffen könnten machen lassen und sich wider sie setzen: Also geht der Satan auch darauf um, dass die fromme Kirchendiener aus dem Wege geräumt werden, damit sie nicht der christlichen Kirche und Gemeinde das Schwert des Geistes, nämlich das Wort Gottes überreichen, mit welchem sie des Teufels Macht könnten widerstehen und ihn zurücktreiben.)

21. Und die Schneiden an den Sensen und Hauen und Gabeln und Beilen waren abgearbeitet und die Stacheln stumpf worden.

Stumpf: Also dass man auch die allergeringsten eisernen Instrumente zur Not nicht mehr gebrauchen konnte.

22. Da nun der Streittag kam, wurde kein Schwert noch Spieß gefunden in des ganzen Volkes Hand, das mit Saul und Jonathan war; nur Saul und sein Sohn hatten Waffen.

Gefunden: Hätte man darum damals bei den Israeliten ein Kriegsvolk sehen mögen, das keine Rüstungen oder Waffen, so zum Kriege tauglich, gehabt, sondern Bauernstecken, welche dazu nicht spitz gewesen: Dennoch hat ein solches unansehnliches Kriegsheer später die allermächtigsten Feinde in die Flucht geschlagen und verfolgt. (Denn Gott pflegt oft seine wunderbaren Werke so anzufangen, dass die menschliche Vernunft nicht anderes urteilen kann, als dass es werde einen bösen Ausgang nehmen, da sich doch endlich das Widerspiel zeigt.)

23. Und der Philister Lager zog heraus vor Michmas über.

Für Michmas: Welches dem Jonathan Anlass gab, dass er in ihr Lager überfiel, wie folgt.


Das 14. Kapitel

  • Jonathan machte sich allein auf mit seinem Waffenträger, und fällt in der Philister Lager, welche sich in die Flucht begeben. v. 1.
  • Da folgt Saul mit seinen Leuten den Flüchtigen nach, und verbietet bei Leibesstrafe, dass keiner vor Abend etwas essen soll. v. 24.
  • Weil aber Jonathan um solches Verbot nichts wusste, erlabt er sich mit ein wenig Honig: Da das durch das Los erkundet wird, will Saul seinen Sohn stracks Tod haben, aber das Volk errettet ihn. v. 27.
  • Darauf werden etliche glückliche Schlachten des Sauls erzählt, und wird sein Geschlecht beschrieben. v. 31.

1. Es begab sich eines Tages, dass Jonathan, der Sohn Sauls, sprach zu seinem Knaben, der sein Waffenträger war: Komm, lass uns hinübergehen zu der Philister Lager, das da drüben ist. Und sagte es seinem Vater nicht an.

Gehen: Und wollen sehen, dass wir sie mit einem Vorteil angreifen können. Obwohl nun dies dem Ansehen nach ein freventliches und närrisches, ja auch ganz gefährliches Vorhaben war. Jedoch, weil Jonathan solches aus Glauben auf die göttliche Verheißung sich unterstand, da Gott im Gesetz seinem Volk den Sieg wider ihre Feinde versprochen, auch vom Saul gesagt hatte, dass er das Volk Israel von seinen Feinden erretten sollte, so ist es dem Jonathan alles glücklich und wohl hinaus gegangen. (Muss man deswegen von der frommen Leute Anschläge nicht zu schnell urteilen, ob sie uns wohl zu Anfang ganz seltsam und ungereimt vorkommen.)

Nicht an: Was er im Sinn hatte, damit derselbe nicht etwa aus Zagheit einen solchen gefährlichen Anschlag verhinderte. (Denn man soll, besonders in Kriegssachen, sein Vorhaben so viel immer möglich verbergen und heimlich halten, damit es nicht gehindert werde. Und wenn wir dazu von Gott erweckt sind und angeregt werden, dass wir vortreffliche Sachen verrichten sollen, so müssen wir unsere Vorhaben nicht zur Unzeit ausschwätzen, damit wir nicht von den Kleinmütigen und Verzagten zurückgehalten und gehindert werden.)

2. Saul aber blieb zu Gibea am Ende unter einem Granatenbaum, der in der Vorstadt war; und des Volkes, das bei ihm war, war bei sechshundert Mann {1Sam 13v15}.

Ende: Das ist: Auf der Grenze bei der Stadt Gibea, dahin er sich mit seinem Kriegsvolk begeben und gelagert hatte.

Granatenbaum: Darunter er sein Zelt aufgeschlagen hat.

Mann: Welches ein sehr kleiner Haufen war, gegen der großen Macht der Philister zu rechnen.

3. Und Ahia, der Sohn Ahitobs, Ikabods Bruder, Pinehas Sohn, des Sohnes Elis, war Priester des Herrn zu Silo und trug den Leibrock an. Das Volk wusste auch nicht, dass Jonathan war hingegangen {1Sam 4v21}.

War Priester: Das ist: Er verwaltete damals das Amt eines Hohepriesters. Denn obwohl Gott dem Hohepriester Eli gedroht hatte, dass seine Nachkommen vom Hohepriesteramt sollten verstoßen werden, so hat doch Gott die Erfüllung solcher Strafe aufgeschoben bis zu des Königs Salomons Zeiten, unter welches Regierung die Würde des Hohepriesteramts von des Eli Linie auf ein anderes Geschlecht gekommen ist. (Denn Gott lockt uns durch seine Langmütigkeit zur Buße, und weil er mit der Strafe oft lange, verzieht, gibt er damit zu verstehen, wie er geneigter sei wohlzutun, als zu strafen, wenn er nur vor unsere Bosheit könnte dazu kommen.)

Leibrock: Das köstliche Kleid, welches niemand tragen dürfte als der Hohepriester.

Gegangen: Zu der Philister Heerlager.

4. Es waren aber an dem Wege, da Jonathan suchte, hinüberzugehen zu der Philister Lager, zwei spitze Felsen, einer diesseits, der andere jenseits; der eine hieß Bozez, der andere Senne.

Felsen: Also dass es nicht allein gefährlich, sondern auch sehr schwer war, zu der Philister Lager zu kommen. (Aber der Glaube überwindet und übersteigt alle Hindernisse und führt diejenigen, welche ihn haben und behalten, nach diesem Leben zur ewigen Seligkeit.)

5. Und einer sah von Mitternacht gegen Michmas und der andere von Mittag gegen Gaba.

6. Und Jonathan sprach zu seinem Waffenträger: Komm, lass uns hinübergehen zu dem Lager dieser Unbeschnittenen, vielleicht wird der Herr etwas durch uns ausrichten; denn es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig helfen.

Unbeschnittenen: Als wollte er sagen: Wir dürfen uns vor den Philistern nicht entsetzen noch von ihnen schrecken lassen, sondern wollen sie getrost angreifen, denn sie sind nicht durch die Beschneidung Gottes Volk worden wie wir, darum sie sich auch der göttlichen Hilfe nicht zu trösten haben, wir aber wollen sie mit der Hilfe Gottes, dessen Kinder wir sind, leicht überwinden. (Gleichwie nun Jonathan mit der Beschneidung sich und seinen Waffenträger beherzt macht, dass sie den Streit mit keckem Mut wollen anfangen: Also sollen wir in dem geistlichen Kampf wider den Teufel uns auf die Taufe verlassen, welche wir anstatt der Beschneidung zum Gnadenbund empfangen haben.)

Ausrichten: Als wollte er sprechen: Ich hoffe, Gott werde uns den Sieg verleihen. Denn obwohl Jonathan eine gewisse Zuversicht hatte, dass er den Sieg erhalten würde, so war er doch auch nichtsdestoweniger willig und bereit, wenn es Gott so haben wollte, für sein Volk, das ihm untergeben war, den Tod mit standhaftem Gemüt zu leiden. (Denn es ist eine andere Gewissheit unseres Glaubens, wenn wir zeitliche Sachen von Gott bitten, als da wir um geistliche Güter bei Gott anhalten, welcher halben wir keine Ursache haben zu zweifeln.)

Wenig: Darum darfst du dich unserer einzelnen Personen gegen einem solchen großen Haufen nicht abschrecken noch von unserem Vorhaben abwendig machen lassen, sondern wir wollen es im Namen Gottes wagen und frisch auf die Faust setzen, weil Gott, wenn er helfen will, sowohl durch wenige als durch viele, die Feinde in die Flucht bringen kann und also das israelitische Volk aus der bevorstehenden Gefahr erretten. (Denn wo Gott selber gegenwärtig ist, da kann keine Macht der Feinde, wenn sie gleich noch so groß ist, widerstehen. Darum die Kriegsleute wohl acht darauf haben sollen, dass sie einen gnädigen Gott und denselben gegenwärtig bei sich haben.)

7. Da antwortete ihm sein Waffenträger: Tue alles, was in deinem Herzen ist; fahre hin, siehe, ich bin mit dir, wie dein Herz will.

Mit dir: Denn es soll mich weder Leibes noch Lebens Gefahr abschrecken, dass ich nicht bei dir bleiben wollte. (In diesem Waffenträger wird uns ein Beispiel eines getreuen Dieners vorgestellt, der seinem Herrn in der Gefahr begehrt treulich beizustehen. Und sehen wir auch hier, dass Gott oft frommen Herren fromme und getreue Diener beschert.)

8. Jonathan sprach: Wohlan, wenn wir hinüberkommen zu den Leuten und ihnen ins Gesicht kommen,

9. werden sie dann sagen: Steht stille, bis wir an euch gelangen, so wollen wir an unserem Ort stehenbleiben und nicht zu ihnen hinaufgehen.

Stehenbleiben: Und warten bis sie zu uns kommen, da wir ihnen alsdann tapferen Widerstand tun wollen.

Gehen: Denn wir aus solcher Rede uns die Nachricht und Rechnung machen wollen, dass es Gottes Wille nicht sei, dass wir auf unwegsame Orte hinaufsteigen.

10. Werden sie aber sagen: Kommt zu uns herauf, so wollen wir zu ihnen hinaufsteigen, so hat sie uns der Herr in unsere Hände gegeben. Und das soll uns zum Zeichen sein.

Zeichen sein: Nachdem sie uns zusprechen werden, dass wir daraus abnehmen wollen, wie es Gott mit uns vorhabe. (Obwohl nun Jonathan aus besonderem Eingeben des Heiligen Geistes hat dürfen aus der Philister Rede den Willen Gottes erkundigen, so muss man doch solche Heldentaten der heiligen Leute nicht gleich nachtun, sondern mit Verwunderung anschauen und Gottes Güte preisen.)

11. Da sie nun der Philister Lager beide ins Gesicht kamen, sprachen die Philister: Siehe, die Hebräer sind aus den Löchern gegangen, darin sie sich verkrochen hatten {1Sam 13v6}.

Beide: Nämlich Jonathan und sein Waffenträger.

Sprachen: Aus großem Stolz und Hochmut und mit Verachtung und Verkleinerung der Israeliten.

Verkrochen: Vor Furcht wie die Mäuse: Darum wird es jetzt Zeit sein, dass wir sie fangen.

12. Und die Männer im Lager antworteten Jonathan und seinem Waffenträger und sprachen: Kommt herauf zu uns, so wollen wir es euch wohl lehren. Da sprach Jonathan zu seinem Waffenträger: Steige mir nach; der Herr hat sie gegeben in die Hände Israels.

Lager: Nämlich der Philister.

Lehren: Als wollten sie sprechen: Wir wollen es euch zeigen, dass ihr es mit eurem Schaden erfahren und innewerden sollt, was einem darauf stehe, der sich für solche tapfere Kriegshelden, wie wir sind, darf sehen lassen. (Es ist aber ein hässliches und gefährliches Ding um das Großsprechen und Rühmen, und wer seinen Feind verachtet, der empfängt oft großen Schaden von ihm.)

Israel: Dass die Israeliten der Philister Heer werden, schlagen und überwinden.

13. Und Jonathan kletterte mit Händen und mit Füßen hinauf, und sein Waffenträger ihm nach. Da fielen sie vor Jonathan danieder, und sein Waffenträger würgte ihm immer nach,

Hinauf: Zu der Philister Lager durch raue und unwegsame Orte.

Fielen: Weil sie Jonathan einen nach dem anderen zu Boden schlug, wie sie ihm am ersten vorkamen.

Ihm: Seinem Herrn, dem Jonathan, dem er tapferen Beistand tat.

14. also dass die erste Schlacht, die Jonathan und sein Waffenträger tat, war bei zwanzig Mann, beinahe eine halbe Hufe Ackers, die ein Joch treibt.

Zwanzig Mann: Welche im ersten Angriff niedergelegt worden.

Ackers: Nämlich auf einen kleinen Platz. Welche Schlacht zwar weder Jonathan noch sein Waffenträger verrichten könne, wo nicht Gott, als der dritte Mann, mit und dabei gewesen wäre, der mit ihnen hinauf gestiegen und durch sie oder vielmehr für sie wider die Philister gestritten hat.

Joch treibt: Das ist: So viel ein Paar Ochsen in einem Tage umpflügen können.

15. Und es kam ein Schrecken ins Lager auf dem Felde und im ganzen Volk des Lagers, und die streifenden Rotten erschraken auch, also dass das Land erbebte; denn es war ein Schrecken von Gott.

Lager: Nämlich der Philister.

Felde: Da der Philister Kriegsheer sich enthielte.

Ganzen Volk: Was nämlich, von Kriegsleuten im Lager geblieben und nicht mit den anderen ausgezogen war.

Rotte: Welche sich, wie oben gehört, in drei Haufen abgeteilt, und auf einen Streif zu beuten aus dem Lager gezogen waren.

Von Gott: (Denn es pflegt Gott bisweilen einen unversehenen Auflauf und schnelles Schrecken unter ein Kriegsheer kommen zu lassen, dass sich jedermann in die Flucht begibt, da sie niemand jagt, oder fallen selbst übern Haufen und erwürgen einander, welches geschieht, wenn Gott eines Kriegsvolkes Übermut oder Sicherheit strafen will.)

16. Und die Wächter Sauls zu Gibea-Benjamin sahen, dass der Haufe zerrann und verlief sich und wurde zerschmissen.

Wächter: So an einen etwas höheren Ort bestellt waren, dass sie auf der Feinde Tun und Lassen achthaben.

Haufe: In der Philister Lager.

Zuschmissen: Welches sie dem König Saul von Stunde an zu wissen taten.

17. Saul sprach zu dem Volk, das bei ihm war: Zählt und beseht, wer von uns sei weggegangen. Und da sie zählten, siehe, da war Jonathan und sein Waffenträger nicht da.

Gegangen: Der einen solchen Auflauf und Unordnung in dem Philister Lager gemacht hat. Denn Saul begehrte zu wissen, wer der wäre, so sich hätte dürfen unterstehen, ohne sein, als des Feld-Obersten Vorwissen und Bewilligung, einen solchen mächtigen Feind aufzubringen und anzufallen, damit er ihn später zur angemessenen Strafe zöge.

Nicht da: Weil darum Saul merkte, dass sein Sohn sich unter die Feinde gewagt hätte und sah, dass derselbe einen guten Anfang gemacht zur Erhaltung des Sieges, hat er es fürs ratsam geachtet, dass er solche Gelegenheit den Sieg zu vollführen, nicht von Händen lassen wollte.

18. Da sprach Saul zu Ahia: Bringe herzu die Lade Gottes (denn die Lade Gottes war zu der Zeit bei den Kindern Israel).

Ahia: Dem Hohepriester.

Lade Gottes: Und zieh das priesterliche Kleid an, mit den Edelsteinen, auf dass du eine göttliche Antwort herausbringst, daher wir wissen können, ob wir die erschrockenen Feinde anfallen sollen oder nicht.

19. Und da Saul noch redete mit dem Priester, da wurde das Getümmel und das Laufen in der Philister Lager größer. Und Saul sprach zum Priester: Zieh deine Hand ab.

Priester: Der sich dazu bereitete und gefasst machte, dass er sich eines göttlichen Berichts bei der Bundeslade einholen wollte.

Größer: Weil sie durch Gottes Schickung ihrer Sinne beraubt waren und einander selber umbrachten.

Zieh: Als wollte er sprechen: Lass es nur mit dem göttlichen Ratsfragen, denn es darf sich nicht und will es die Zeit nicht leiden, dass wir jetzt dem Gottesdienst dienen, weil wir unterdes die Gelegenheit, unsere Feinde zu dämpfen, versäumen würden. (Hier lässt Saul sein gottloses Gemüt öffentlich heraus, und sieht man bei seinem Beispiel, was aller Heuchler Art ist. Denn wenn sie in Gefahr stecken, so sind sie ganz andächtig, aber später, sobald sie derselben entgangen, so achten sie sich unseres Herrn Gottes wenig und spitzten ihm wohl nicht ein Hölzlein.)

20. Und Saul rief und alles Volk, das mit ihm war, und kamen zum Streit; und siehe, da ging eines jeglichen Schwert wieder den anderen, und war ein sehr groß Getümmel.

Volk: Welches sämtlich der Meinung war, dass man eine solche erwünschte Gelegenheit den Feinden einen Abbruch zu tun, nicht von Händen lassen sollte.

Streit: An dem Ort, da Jonathan und sein Waffenträger getrost auf die Feinde zuschlugen und da der Tumult am größten war.

Anderen: Also dass die Philister einander selbst erwürgten und jämmerlich hinrichteten in ihrem Lager. (Denn Gott pflegt bisweilen die Feinde der Kirche aneinander zu verhetzen, damit die Kirche unterdes Ruhe habe.)

21. Auch die Hebräer, die vorhin bei den Philistern gewesen waren und mit ihnen im Lager hinaufgezogen waren umher, taten sich zu Israel, die mit Saul und Jonathan waren.

Vorhin: Das ist: Welche sich vor der Zeit aus Furcht zu den Philistern geschlagen und von ihren Landsleuten abgefallen waren.

Gezogen: Wider ihre Geschlechtsverwandten, die anderen Israeliten zu streiten, dazu sie dann aus Not und wider ihren Willen gezwungen worden.

Taten: Das ist: Sie verfügten sich wieder zu den anderen Israeliten und standen ihnen bei gegen die Philister, welche sie halfen zu Tode schlagen.

22. Und alle Männer von Israel, die sich auf dem Gebirge Ephraim verkrochen hatten, da sie hörten, dass die Philister flohen, strichen hinter ihnen her im Streit {1Sam 13v6}.

Verkrochen: Nämlich vor etlichen Tagen aus Furcht vor den Philistern.

Strichen: Das ist: Sie jagten den fliehenden Feinden auch nach und schlugen zu Boden, was sie hinterwärts erreichen konnten. (Also geht es noch heutigentags zu, dass etliche, wenn die Kirche in Gefahr steckt, abfallen und zu den Feinden und Verfolgern treten, andere verbergen sich und verhehlen die Lehre des Evangeliums. Später aber, wenn der Luft wieder besser wird, und die Kirche aus der Gefahr, durch etlicher weniger standhafter Lehrer Beharrlichkeit entrinnt, so verfügen sich diejenigen auch immer wiederum herzu, welche zuvor ausgetreten sind. Und obwohl ihrer etliche vielleicht es nicht im Herzen so gut mit der reinen Lehre meinen, als sie es vorgeben, so soll man sie dennoch aufnehmen, weil ihnen kein Mensch ins Herz sehen kann, und Gott allein ein Herzenskundiger ist, der sie zu seiner Zeit wohl wird zu finden wissen.)

23. Also half der Herr zu der Zeit Israel. Und der Streit währte bis gen Beth-Aven.

Herr: Denn obwohl Jonathan, wie es das Ansehen gehabt, den Anfang des Sieges gemacht: (So muss man doch Gott zumessen, was wir Gutes verrichten, weil wir von ihm aufgemuntert und angeführt werden, große- und hochwichtige Sachen zu vollbringen, ja er hilft uns oder verrichtet vielmehr alles miteinander durch uns.)

Beth Aven: Zu einer Stadt also genannt, dahin sie die Feinde getrieben und verjagt haben.

24. Und da die Männer Israels matt waren desselben Tages, beschwor Saul das Volk und sprach: Verflucht sei jedermann, wer etwas isst bis zum Abend, dass ich mich an meinen Feinden räche! Da aß das ganze Volk nichts.

Matt werden: Denn weil sie den Feinden mit allem Ernst nachgesetzt und eine große Schlacht getan, sind sie endlich selber darüber müde und kraftlos worden: Welche Saul richtig hätte sollen begehren zu erlauben, dass sie wären wiederum zu Kräften gekommen, aber er tut viel mehr das Widerspiel, wie folgt.

Isst: Der eine Speise versucht, wie sie auch mögen Namen haben, dass er etwas davon zu essen sich untersteht.

Räche: Nämlich an den Philistern. Darum lasst uns den furchtsamen und erschrockenen Feinden nachjagen und sie allerdings vertilgen, ehe sie wiederum ein Herz fassen und zu Kräften kommen können: Wollte aber jemand still stehen und Speise zu sich nehmen vor abends, der sei vor Gott verflucht und soll am Leben gestraft werden. Denn dass Saul solches auch bei Leibes Strafe verboten, ist aus dem, was in diesem Kapitel später folgt, gut zu lesen. (Es misst aber Saul sich die Rache und den Sieg zu, welches doch alles Gott zugehörte: Aber so pflegen die Heuchler zu tun. Und meinen etliche, die im Stand der Obrigkeit sind, dass sie durch scharfe Befehle sich wollen ein Ansehen machen.) So war es auch an diesem Ort, ohne das nicht nötig war, dass Saul mit solchem zur Unzeit ausgesprochenem Befehl die Israeliten an ihren Kräften schwächte, weil Gott wider die Feinde stritte: Und wäre besser gewesen, einen israelitischen Bürger erhalten, als tausend Philister erwürgen.

Nichts: Haben also dem königlichen Befehl Gehorsam geleistet. (Denn man soll der Obrigkeit gehorchen, wenn sie gleich scharfe und ernste Befehle ausgeben lässt, sofern sie nur nicht gottlos und wider Gott sind.)

25. Und das ganze Land kam in den Wald. Es war aber Honig im Felde.

Land: Das ist: Alle Israeliten, so viel ihrer bei dem König Saul damals waren.

Wald: In welchem sich die Feinde versteckt hatten, dass sie denselben nachjagten und sie vollends aufrieben.

Felde: Nämlich in demselben Wald sah man hin und wieder aus den hohlen Bäumen Honig hervorfließen, welchen die Bienen darin gemacht hatten. Denn in etlichen Landen machen die Bienen ihren Honig in den hohlen Bäumen im Walde. Und hat das Land Kanaan besonders am Honig einen Überfluss gehabt. Daher es auch zu mehrmals in der Schrift ein solches Land genannt wird, da Milch und Honig fließt.

26. Und da das Volk hineinkam in den Wald, siehe, da floss der Honig. Aber niemand tat desselben mit der Hand zu seinem Munde; denn das Volk fürchtete sich vor dem Eide.

Hinein kam: Dass es den Philistern nachjagte.

floss: Nämlich aus den hohlen Bäumen, wie gemeldet.

Munde: Dass er nur ein wenig davon versucht hätte.

Fürchtete: Damit nicht, wenn sie wider der Obrigkeit Gebote vorsätzlicherweise und mit Wissen handelten, sie den göttlichen Fluch auf sich lüden und in Gefahr ihres Lebens gerieten.

27. Jonathan aber hatte nicht gehört, dass sein Vater das Volk beschworen hatte, und reckte seinen Stab aus, den er in seiner Hand hatte, und tunkte mit der Spitze in den Honigseim und wandte seine Hand zu seinem Munde; da worden seine Augen wacker.

Nicht gehört: Denn sonst wäre er demselben Gebote auch gehorsam gewesen.

Honigseim: Den er im nächsten Baum antraf.

Munde: Das ist: Er aß von dem Honig, so sich an den Stab gehängt hatte.

Wacker: Das ist: Er ist damit erquickt worden, dass er aus solcher, obwohl schlechter Erlabung neue Kräften bekam.

28. Da antwortete einer des Volkes und sprach: Dein Vater hat das Volk beschworen und gesagt: Verflucht sei jedermann, der heute etwas isst! Und das Volk war matt worden.

Heute: Nämlich vor abends.

Matt: Also dass er den Feinden schwerlich mehr folgen und nachjagen konnte.

29. Da sprach Jonathan: Mein Vater hat das Land ins Unglück gebracht; seht, wie wacker sind meine Augen worden, dass ich ein wenig dieses Honigs gekostet habe.

Sprach: Mit freiem und aufrichtigem Gemüt.

Unglück: Das ist: Er ist mit solchem ernstlichen Edikt sich selber vor dem Licht gestanden und hat dem Königreich Israel einen schlechten Nutzen damit geschafft.

Wacker: Als wollte er sagen: Ihr merkt selber, dass ich von dem Honig wieder bin erlabt und erquickt worden, wie viel mehr aber würde es genutzt haben, wenn das ganze Volk davon gegessen hätte.

30. Weil aber das Volk heute nicht hat müssen essen von der Beute seiner Feinde, die es gefunden hat, so hat auch nun die Schlacht nicht größer werden können wider die Philister.

Nicht größer: Hat deswegen mein Vater durch sein zur Unzeit publiziertes Edikt den Sieg vielmehr gehindert als befördert, will schweigen, dass er die Sache soll haben vollführen und zum erwünschten Ende bringen können. (Denn obwohl die Geschwindigkeit viel hilft im Kriege, dass man denselben desto eher hinausführe, so muss man doch auch wohl erwägen und in Achthaben, wie viel die Kriegsleute ausstehen und ertragen können.)

31. Sie schlugen aber die Philister des Tages von Michmas bis gen Ajalon. Und das Volk wurde sehr matt.

Michmas: Da der Anfang des Streits gemacht wurde.

Ajalon: Und hätten die Israeliten vielleicht den Feinden weiter nachsetzen können, wenn sie nicht an Kräften zu sehr geschwächt wurden, dass sie nicht mehr fortkommen können, und aus Not gedrungen von dem Nachjagen ablassen müssen. (Denn welche in ihren Geschäften zu sehr eilen, die hindern sich selbst vielmehr, als dass sie ihre gute Sache befördern. Daher man recht im Sprichwort sagt: Eile mit Weile: Und Eilen tut nie gut.)

32. Und das Volk richtete die Ausbeute zu und nahmen Schafe, Rinder und Kälber; und schlachteten es auf der Erde und aßen es so blutig {1Mos 9v4 3Mos 3v17 7v26 17v14 19v26 5Mos 12v16}.

Erden: Das ist: Wo ein jeder am ersten zukommen konnte, da schlachtete er sein Vieh, das er dem Feinde abgejagt und zur Ausbeute bekommen hatte, damit sie sich die Speise je eher je lieber zubereiteten, weil sie ganz hungrig und matt waren.

Blutig: Das ist: Sie konnten nicht warten, bis das Fleisch vom Blut wohl gesäubert und zuvor gekocht wurde. Es war aber den Juden das Blut essen, durch einen ausdrücklichen Befehl von Gott verboten. (Damit er zu verstehen gebe, wie ihm alle Blutgierigkeit zuwider sei.)

33. Da verkündigte man Saul: Siehe, das Volk versündigt sich an dem Herrn, dass es Blut isst. Er sprach: Ihr habt übel getan; wälzt her zu mir jetzt einen großen Stein.

Verkündigt: Denn weil solche Tat, als die dem Gesetz und Befehl Gottes zuwider war, ihrer etlichen missfiel, zeigten sie es der Obrigkeit an.

Blut isst: Nämlich mit dem Fleisch, weil sie sich nicht so viel nehmen, dass sie es davon reinigten.

Übel getan: Als wollte er sagen: Ihr habt euch wider die Gebote Gottes vergriffen, dass ihr das Blut zugleich mit dem Fleisch gegessen habt. Denn obwohl Saul selber mit seinem unbesonnenem Edikt Ursache daran war, dass das Volk, weil es an Kräften ganz erschöpft, aus antreibender Hungersnot das Fleisch gierig gegessen, ehe denn es vom Blut gesäubert wurde. So zürnt er dennoch nichtsdestoweniger über das Volk, da er richtig über sich selber hätte sollen zürnen. (Aber das ist der Heuchler Art, dass sie anderen die Schuld geben, daran sie selber schuldig sind.)

Stein: Auf welchem das Vieh in meiner Gegenwart geschlachtet werde. Denn wie ihr die Sünde, so ihr bereits begangen, büßen werdet, da mögt ihr zusehen. Ich will tun, was mein Amt ist, und verhüten, dass es nicht mehr geschehe.

34. Und Saul sprach weiter: Zerstreut euch unter das Volk und sagt ihnen, dass ein jeglicher seinen Ochsen und seine Schafe zu mir bringe; und schlachtet es hier, dass ihr es esst und euch nicht versündigt an dem Herrn mit dem Blut essen. Da brachte alles Volk ein jeglicher seinen Ochsen mit seiner Hand herzu des Nachts und schlachteten es dort.

Ihnen: Nämlich allen Israeliten, die bei diesem Kriegszug waren.

Ochsen: Sein Vieh, das er zu schlachten im Sinn hat, und zur Speise gebrauchen will.

Hier: Auf diesen großen Stein, auf dass ihr es in meiner Gegenwart gebührlich reinigt von seinem Blut.

Versündigt: Zukünftig, wie ihr bisher getan habt. Es hatte aber Saul selber viel schwerer gesündigt, indem er wider das Gesetz der Liebe getan, weil er das Volk ganz zu müde und kraftlos machte, als das Volk, welches nicht wider das Gesetz der Natur gehandelt, sondern nur allein wider eine zeremoalische Satzung sich vergriff: Dennoch macht Saul so ein großes Wesen daraus, als wenn sie das ärgste Bubenstück begangen hätten. (Denn die Heuchler pflegen über die zeremoalischen Satzungen viel strenger zu halten als über die Liebe des Nächsten, welche allen Zeremonien vorgezogen werden soll.)

Des Nachts: Das ist: Es verweilte und verzog sich mit dem Tun, bis in die sinkende Nacht, ehe man das Vieh alles herzubringen, und mit dem Schlachten fertig werden konnte.

35. Und Saul baute dem Herrn einen Altar. Das ist der erste Altar, den er dem Herrn baute.

Altar: Nämlich zum Gedächtnis und Malzeichen des erlangten Sieges. Denn man liest nichts davon, dass sollte darauf geopfert werden. (Es wollen aber die Heuchler dafür angesehen und gehalten sein, als ob sie die Ehre Gottes und seines Namens begehrten zu befördern, da sie doch unterdes vielmehr ihre eigene Ehre suchen und um die Reinigkeit des Herzens sich wenig bekümmern.)

36. Und Saul sprach: Lasst uns hinabziehen den Philistern nach bei der Nacht und sie berauben, bis dass lichter Morgen wird, dass wir niemand von ihnen überlassen. Sie antworteten: Tue alles, was dir gefällt. Aber der Priester sprach: Lasst uns hierher zu Gott nahen!

Ziehen: Nachdem die Israeliten jetzt und Speise zu sich genommen und sich erlabt haben.

Berauben: Nämlich wenn wir sie erschlagen haben.

Niemand: Also dass auch keiner sei von ihrem Kriegsvolk, der es nachsagen könne, was sie für eine große Niederlage erlitten.

Gefällt: Was du meinst, dass dir und dem ganzen Lande zum Besten und Gedeihen möge, wir sind zum Gehorsam bereit.

Nahen: Lasst uns zuvor erkundigen, ob Gott solchen deinen Anschlag sich auch gefallen lasse. Und hätte zwar der König eine solche hoch- und große wichtige Sache nach laut des Gesetzes nicht sollen anzufangen zu begehren, ehe denn er durch den Priester einen göttlichen Bericht deshalb erlangt.

37. Und Saul fragte Gott: Soll ich hinabziehen, den Philistern nach? Und willst du sie geben in Israels Hände? Aber er antwortete ihm zu der Zeit nicht.

Fragte: Nämlich durch Zutun des Priesters, der solches seines tragenden Hohepriesteramtes halben verrichten musste.

Ziehen: Diese Nacht über.

Hände: Wenn ich ihnen nachziehen werde, dass ich sie allerdings vertilge.

Nicht: Das ist: Der Priester konnte für den Saul keine göttliche Antwort herausbringen. Denn es war Gott über den Saul erzürnt, von wegen, dass er zuvor zur Unzeit geopfert und des Samuels Ankunft nicht abgewartet hatte: Danach, dass er dem Volk mit einer Verwünschung und Bedrohung bei Leibesstrafe verboten, dass sie den ganzen Tag nichts essen sollten, und also das Kriegsheer des Volkes Gottes ohne Ursache mit Hungersnot belästigt hatte, dass es matt und kraftlos wurde, da sich es dessen doch ganz und gar nicht nötig war. (Wenn aber Gott sein Wort an einem Ort wegnimmt, so ist es ein gewisses Zeichen, dass er heftig wider ein Volk oder Land oder hohe Person erzürnt ist.)

38. Da sprach Saul: Lasst herzutreten alle Haufen es Volkes, und erfahrt und seht, an welchem die Sünde sei zu dieser Zeit;

Sprach: Da er merkte, dass Gott über ihn erzürnt wäre und ihm deshalb keine Antwort geben wollte.

Haufen: Nämlich die Obersten der zwölf Stämme.

Erfahrt: Durch das Los.

Sünde: Von welcher Willen Gott so heftig über uns erzürnt ist, dass er uns keine Antwort geben will.

39. denn so wahr der Herr lebt, der Heiland Israels, und ob sie gleich an meinem Sohn Jonathan wäre, so soll er sterben. Und niemand antwortete ihm aus dem ganzen Volk.

Sohn: Der mir doch besonders lieb ist.

Wäre: Vielleicht, dass er ohne Befehl den Streit angefangen hat.

Sterben: Saul tut dergleichen, als ob er die Gerechtigkeit begehre mit Fleiß handzuhaben, da es doch das größte Unrecht gewesen wäre, wenn er derselben nachsetzte. Und folgt er zwar nach dem äußerlichen Ansehen des Josua Beispiel, welcher des Achans Vergreifung durch das Los erkundigt, hat aber nicht einen solchen Eifer zur Gottseligkeit gehabt wie jener. (Denn die Heuchler sind der frommen Leute Affen, dass sie es ihnen nachtun wollen, was sie sonderliches von ihnen sehen, da sie doch im Herzen viel anderes gesinnt sein.)

Niemand: Denn es besorgte sich ein jeder, wenn er einem solchen harten Urteil widerspräche, dass ihn der König würde im Argwohn fassen, einer begangenen Misshandlung halben. Und hat ohne Zweifel ein jeder seiner Haut gefürchtet, weil niemand wissen konnte, wen das Los treffen würde.

40. Und er sprach zu dem ganzen Israel: Seid ihr auf jener Seite; ich und mein Sohn Jonathan wollen sein auf dieser Seite. Das Volk sprach zu Saul: Tue, was dir gefällt.

41. Und Saul sprach zu dem Herrn, dem Gott Israels: Schaffe Recht! Da wurde Jonathan und Saul getroffen; aber das Volk ging frei aus.

Recht: Ich bitte, du wollest uns durch das Los zeigen, wer der Übertreter sei.

Frei aus: Ist also durch das Los von dem Argwohn einer begangenen Misshandlung losgeworden.

42. Saul sprach: Werft über mich und meinen Sohn Jonathan. Da wurde Jonathan getroffen.

Getroffen: Es ist aber das Los nicht darum auf den Jonathan gefallen, als ob er gesündigt hätte, denn er unwissend wider des Vaters unrechtes Gebot handelte. Sondern indem Gott den Sohn lässt in Gefahr Leibes und Lebens geraten, beschuldigt er ihn, den Vater, selbst heimlich damit, als der durch sein unbesonnenes Edikt den Sohn in Gefahr des Lebens brachte und sich selbst samt dem ganzen Volk ein großes Leid und Traurigkeit verursacht hätte, dadurch er den herrlichen Sieg gehindert und sich einen hässlichen Schandfleck angehängt hätte. Wie denn Gott der Eltern Sünden bisweilen mit ihrer liebsten Kinder Krankheit und Tod straft {2Sam 12}. Dass aber Gott das Los nicht lässt auf den Vater selber fallen, geschieht darum, damit die königliche Majestät bei den Untertanen nicht in Verachtung käme. Und obwohl Gott vorher wusste, es auch also verordnet hatte, dass der unschuldige Jonathan der Gefahr entrinnen würde, so hat er ihn dennoch auch eine kleine Zeit lassen in Angst und Nöten gesteckt, auf dass er sich seiner vorigen begangenen Heldentat nicht überhöbe. Indem er den Anfang zum Sieg machte, welchen die Israeliten wieder die Philister erhalten hatten. (Und werden wir hierbei erinnert, dass man der Obrigkeit Ansehen, mit Zudeckung ihrer Sünden, so viel dessen mit gutem Gewissen sein kann, helfe erhalten, dass sie nicht verkleinert werden oder in Verachtung kommen. Und sehen wir, wie Gott heilige Leute, nachdem sie etwas Namhaftes ausgerichtet, demütige und unter dem Kreuz behalte, auf dass sie nicht stolz werden und sich zu sehr überheben.)

43. Und Saul sprach zu Jonathan: Sage mir, was hast du getan? Jonathan sagte es ihm und sprach: Ich habe ein wenig Honigs gekostet mit dem Stabe, den ich in meiner Hand hatte; und siehe, ich muss darum sterben.

Getan: Damit du vermeinst, dass du Gott erzürnt hast.

Gekostet: Indem ich wider dein Gebot gehandelt, um welches ich doch nichts wusste.

Sterben: Als wollte er sagen: Ist es auch richtig, dass ich um solcher geringen und schlechten Ursache willen zum Tode hingerissen werde, weil ich unwissend gesündigt habe, sofern es eine Sünde zu nennen ist?

44. Da sprach Saul: Gott tue mir dies und das, Jonathan, du musst des Todes sterben {Rut 1v17}.

Gott tue: Es hätte Saul sollen nach Mitteln trachten, welchergestalt er seinen Sohn, der sich sowohl um das ganze Volk verdient hatte, aus der Gefahr des Todes erretten mögen. Aber er fährt in seiner unsinnigen Weise fort und verdammt aus lauter Ehrgeiz seinen Sohn zum Tode, damit er nur das Lob davonbringe, wie er Recht und Gerechtigkeit begehre handzuhaben.

Dies und das: Als wollte er sagen: Gott würde mir nie gnädig sein, wo ich dich nicht am Leben strafen lasse. Und lässt sich es zwar ansehen, als sei dies des Sauls Vorhaben, dem äußerlichen Schein nach, zur Erhaltung eines guten Kriegsregiments, nicht so ganz ungereimt gewesen, aber es war in der Wahrheit nichts anderes denn eine große Grausamkeit, so aus lauter Ehrgeiz entstand. (Darum sollen wir uns hüten, dass wir unter dem Schein der Tugend nicht etwa gräuliche Laster begehen.)

45. Aber das Volk sprach zu Saul: Sollte Jonathan sterben, der ein solche groß Heil in Israel getan hat? Das sei ferne! So wahr der Herr lebt, es soll kein Haar von seinem Haupt auf die Erde fallen; denn Gott hat es heute durch ihn getan. Also erlöste das Volk Jonathan, dass er nicht sterben musste.

Volk: Welches damals mit einem rechten Heldenmut von Gott begabt und aufgemuntert wurde, da es vor der Zeit im Geringsten sich nichts dürfe merken lassen. Denn weil Jonathan nun genügend gedemütigt war, dass er seines erhaltenen Sieges halben nicht stolzierte, so errettet ihn Gott aus der vor Augen schwebenden Todesgefahr. (Weil Gott die Seinen nie verlässt, sondern hilft ihnen, sofern er weiß, dass es ihnen zu ihrer Seligkeit dienlich ist und dass seines Namens Ehre dadurch befördert wird.)

Heil: Als wollten sie sagen: Muss dem Jonathan seine Guttat so vergolten werden, durch welchen Gott sein Volk vom Verderben erlöst hat? Dass wir denselben, durch den wir sein beim Leben erhalten worden, unschuldig zum Tode verdammen? Das wäre ja ein großes Unrecht.

Fallen: Das ist: Wir wollen nicht zulassen, dass ihm ein Leid geschehe, viel weniger dass er sollte getötet werden.

Getan: Das ist: Er hat mit der göttlichen Hilfe und Beistand uns einen herrlichen Sieg erhalten und zuwege gebracht. Darum wir uns nicht allein gegen ihn, sondern auch gegen Gott selber undankbar erzeigten, wenn wir zusehen, und zuließen, dass der zum Tode kommen würde, durch welchen wir sind durch Gott beim Leben erhalten worden. (Man muss aber solche besonderen vortrefflichen Heldentaten, wie hier des Volkes gewesen, nicht aus Unbedachtsamkeit oder Frevel bald nachtun, sondern vielmehr mit Flehen und Bitten bei der Obrigkeit anhalten, dass sie ihr hartes und scharfes Urteil mildern wolle.)

46. Da zog Saul herauf von den Philistern, und die Philister zogen an ihren Ort.

Philistern: Dass er ihnen damals nicht weiter nachjagte.

Ort: Kamen also mit Schimpf und Spott und großem Schaden wieder heim, die zuvor mit einem großen Stolz und Übermut ausgezogen waren. (Denn einen solchen Ausgang pflegt es zu nehmen mit denen, die sich auf ihre Macht und Stärke verlassen, dass sie nämlich zuletzt mit Schande und Schaden abziehen müssen.)

47. Aber da Saul das Reich über Israel eingenommen hatte, stritt er wider alle seine Feinde umher: wider die Moabiter, wider die Kinder Ammon, wider die Edomiter, wider die Könige Zobas, wider die Philister; und wo er sich hinwandte, da übte er Strafe.

Aber: Jetzt werden in einer Summe kürzlich angeregt, was für Taten der König Saul währender seiner Regierung verrichtete, in denen er immer die Oberhand und den Sieg behalten hat. (Denn ob er wohl für seine Person unwürdig war, dass ihm Gott hätte sollen helfen, so hatte doch Gott sein Volk Israel in Acht, dafür er Sorge trug, und gab ihnen durch einen bösen Menschen Glück und Sieg, damit die Kirche Gottes von den Feinden nicht ganz mit Füßen getreten würde.)

Eingenommen: Dass ihn alle Israeliten vor ihren König erkannt und angenommen hatten, und allerdings im Königreich bestätigt war.

Zoba: Welches ein Stück vom Syrienland ist {2Sam 10}.

48. Und machte ein Heer und schlug die Amalekiter und errettete Israel von der Hand aller, die sie zwackten.

Amalekiter: Welche Geschichte im folgenden Kapitel weitläufiger erzählt wird.

Zwackten: Also dass die Israeliten nicht mehr ein Raub ihrer benachbarten Feinde umher waren, sondern es mussten vielmehr die Feinde vor ihnen sich entsetzen und sie fürchten.

49. Saul aber hatte Söhne: Jonathan, Iswi, Malchisua. Und seine zwei Töchter hießen also: die erstgeborene Merob und die jüngste Michal {1Chr 9v33}.

Jonathan: Welcher als ein frommer Mann und tapfer Held in der Schrift gerühmt wird. (Denn es trägt sich bisweilen zu, dass die bösen Eltern fromme Kinder haben.)

Michal: Welche später der König David zur Ehe bekommen hat, wie an seinem Ort folgen wird.

50. Und das Weib Sauls hieß Ahinoam, eine Tochter Ahimaaz. Und sein Feldhauptmann hieß Abner, ein Sohn Ners, Sauls Vetters.

Feldhauptmann: Welcher der Oberste nach dem Könige war und über das Kriegsvolk zu gebieten hatte.

Vetter: Dies alles, was von des Sauls Kindern und vortrefflichen Verwandten hier gesagt ist, wird darum erzählt, dass wir sehen, wie glückselig Saul damals gewesen war. (Denn es lässt Gott dergleichen leibliche Guttaten auch den Gottlosen widerfahren, ob sie vielleicht durch seine Güte angereizt und gelockt, wollten von ihrem bösen Wesen ablassen und Buße tun.)

51. Kis aber war Sauls Vater; Ner aber, Abners Vater, war ein Sohn Abiels.

52. Es war aber ein harter Streit wider die Philister, solange Saul lebte. Und wo Saul sah einen starken und rüstigen Mann, den nahm er zu sich.

Lebt: Also dass er die ganze Zeit seines Lebens, weil er in der Regierung war, wider die Philister große und schwere Kriege führte, auch außerhalb der letzten Schlacht, immer den Sieg wider sie erhielt.

Rüstigen: Denn es ist besser im Krieg wenig tapfere Leute haben als viel furchtsame und verzagte.


Das 15. Kapitel

  • Dem Saul wird befohlen, dass er die Amalekiter vertilgen soll, und keines verschonen, das einen lebendigen Odem hat, auch der Tiere nicht. v. 1.
  • Der zwar die Amalekiter schlägt, aber des Königs, und des besten Viehs verschont. v. 4.
  • Darüber Gott der Herr erzürnt, und lässt ihn durch den Samuel verkündigen, wie er sein Königreich verlieren werde. Da stellt sich Saul, als ob es ihm leid wäre, und tut doch keine wahre Buße. v. 10.
  • Samuel erwürgt den König der Amalekiter, und trägt Leid um des Sauls Verstoßung. v. 32.

1. Samuel aber sprach zu Saul: Der Herr hat mich gesandt, dass ich dich zum König salbte über sein Volk Israel; so höre nun die Stimme der Worte des Herrn.

Sprach: Was im vorigen Kapitel von der Amalekiter Niederlage kürzlich angeregt wurde, das wird jetzt weitläufiger herausgestrichen und mit allen Umständen angezeigt, wie sich der Handel eigentlich verlief. Es hat aber Saul diesen Zug vorgenommenen, weil ihm solches Gott der Herr durch den Samuel ausdrücklich befehlen ließ, wie im Text steht.

Höre: Was er dir durch mich anzeigen und befehlen lässt. Denn weil du das Königreich Israel aus Gottes Güte und Gnade besitzt und dir dasselbe durch mein Zutun übergeben wurde, so will sich es auch von Rechts wegen gebühren, dass du tust, was dir der Herr gebietet, und zwar solches mit größerem Gehorsam leistest, als bisher geschehen ist.

2. So spricht der Herr Zebaoth: Ich habe bedacht, was Amalek Israel tat, und wie er ihm den Weg verlegte, da er aus Ägypten zog {4Mos 24v20 v21}.

Zebaoth: Das ist: Der Heerscharen, weil ihm alle Kreaturen unterworfenen sind und ihm dienen müssen, als wie im Zug ein mächtiges Kriegsvolk unter einem Obersten zu Felde liegt.

Bedacht: Oder betrachtet und mir gleichsam wiederum zu Gemüte geführt.

Verlegte: Denn es hatten damals die Amalekiter das Volk Israel in der Wüste mit bewaffneter Hand angefallen und ihnen den Eingang des Landes Kanaan zu wehren, sich unterstanden, wenn sie auch die Israeliten hätten können aufreiben und vertilgen, so hätten sie es nicht unterlassen, da doch die Kinder Israel zur selben Zeit, vorhin elend und geplagt, dazu matt und müde von der Reise waren. Welche ihre übermachte Bosheit und Grausamkeit mir so hoch zuwider gewesen und missfallen, dass ich gleich damals befohlen, solche ihre gräuliche Tat in die Chronik zu schreiben, habe ich ihnen auch gedroht, dass sie einmal ganz und sollten vertilgt werden {2Mos 17}. Und habe den Israeliten befohlen, wenn sie einmal das Land Kanaan in ruhiger Besitzung werden innehaben, so sollen sie wider die Amalekiter mit Heereskraft ausziehen und sie ausrotten und vertilgen {5Mos 25}.

3. So zieh nun hin und schlage die Amalekiter und verbanne sie mit allem, was sie haben. Schone seiner nicht, sondern töte beide Mann und Weib, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel.

Zieh: Nämlich wenn du ein Kriegsvolk hast zusammengebracht.

Verbanne: Das ist: Erwürge alle Menschen, wes Standes, Geschlechtes oder Alters sie sein mögen, ja du sollst auch das unvernünftige Vieh nicht verschonen: sondern verheere und verstöre alles miteinander mit Schwert und Feuer, bis nichts mehr überbleibt.

Seiner: Nämlich desselben Volkes oder Landes, denn ich will ein Beispiel meiner strengen Gerechtigkeit und gerechten Rache an den Gott vergessenen und übergebenen Leuten sehen lassen.

Esel: Das ist: Du sollst in Suma nichts leben lassen, was Odem hat. (Es straft aber Gott der Gottlosen Amalekiter Nachkommen, nicht, dass er die unschuldigen zu unterdrücken begehre, sondern dass der Väter Missetat an den gottlosen Nachkommen, welche von ihrer Vorfahren Bosheit innerhalb einer solcher geraumen Zeit und in so vielen Jahren im geringsten nicht abgelassen oder frömmer, sondern vielmehr ärger worden, heimgesucht würden. Weil Gott der Väter Übertretungen straft und heimsucht bis ins dritte und vierte Glied, deren nämlich, die ihn hassen und nicht Buße tun. Und sehen wir auch hier, wie unser Herr Gott so ein gutes Gedächtnis habe, der Menschen Laster hervor und ans Licht bringt und zu rächen, welche doch in Vergessenheit gestellt worden, wenn sie Buße taten. Und gibt dieser Ernst Gottes uns so viel Nachricht, dass nämlich unserem Herrn Gott ganz sehr und hoch zuwider sei, wenn man den elenden betrübten und bekümmerten Leuten noch mehr Plage anlegt und sich grausam und unbarmherzig gegen sie erzeigt.)

4. Saul ließ solches vor das Volk kommen; und er zählte sie zu Thelaim, zweihunderttausend Fußvolks und zehntausend Mann aus Juda.

Kommen: Das ist: Er hat den göttlichen Befehl lassen ausrufen, wie man die Amalekiter vertilgen soll, auf dass die Israeliten wüssten, dass sie auf den göttlichen Befehl zur Wehr griffen, darum sie auch willig und gehorsam erschienen.

Telaim: Welches vielleicht eben derselbe Ort ist, der Josua 15. Telem genannt wird.

Fußvolks: Nämlich aus den elf Stämmen, die zum Kriege tauglich waren.

Juda: Welcher Stamm zu etliche Malen besonders und allein gezählt wird, weil er vor allen anderen Stämmen der mächtigste und volkreichste war und seine besondere vortreffliche Tapferkeit und Tugend in Kriegen gespürt worden.

5. Und da Saul kam zu der Amalekiter Stadt, machte er einen Hinterhalt am Bach

Stadt: Nämlich zu ihrer Hauptstadt.

Hinterhalt: So viel man aus den folgenden Umständen abnehmen kann, so sind die Amalekiter aus ihrer Stadt herausgefallen und weil sie um keinen Hinterhalt wussten, sind sie unversehens von demselben überfallen und erschlagen worden, wie wir später hören werden.

6. und ließ dem Keniter sagen: Geht hin, weicht und zieht herab von den Amalekitern, dass ich euch nicht mit ihnen vertilge; denn ihr tatet Barmherzigkeit an allen Kindern Israel, da sie aus Ägypten zogen. Also machten sich die Keniter von den Amalekitern.

Keniter: Nämlich demselben Volk oder Geschlecht, welches vom Keni, der auch sonst Hobab geheißen und Moses Schwager gewesen war, seine Herkunft hatte. Von dem auch 4. Mose 10. gelesen wird, dass er Mose und die Israeliten durch die Wüste geleitet habe, weil er derselben Ort bekannt war: Solcher Guttat genießen seine Nachkommen über viele Jahre später indem, dass Saul seine Botschaft zu ihnen abfertigt, weil sie unter den Amalekitern wohnten, und lässt sie warnen, dass sie sich von den Amalekitern absondern und in sicheren Gewahrsam begeben sollen, damit sie der vorstehenden Gefahr entrinnen und nicht zugleich mit den Amalekitern vertilgt werden.

Tatet: Das ist: Eure Vorfahren haben sich vor der Zeit um die Israeliten wohl verdient gemacht, darum begehre ich euer, die ihr seine Nachkommen seid, zu verschonen.

Machten: Dadurch sie der Gefahr entrinnen und vor ihrem Verderben gesichert worden. (Denn Gott vergilt den Frommen auch ihrer Vorfahren guten Werke und Wohltaten, die sie ihrem Nachbarn bewiesen und erzeigt haben. Und werden wir hierbei erinnert, dass wir uns, so viel möglich, von der gottlosen Gemeinschaft sollen absondern, damit wir nicht zugleich mit ihnen ins Verderben gestürzt werden.)

7. Da schlug Saul die Amalekiter von Hevila an bis gen Sur, die vor Ägypten liegt.

Schlug: Nämlich nachdem die Keniter von ihnen hinweg gewichen waren.

Von Hevila: Welches Land sie inne und in ihrer Besitzung hatten.

8. Und griff Agag, der Amalekiter König, lebendig, und alles Volk verbannte er mit des Schwertes Schärfe.

Lebendig: Also dass er ihn nicht getötet, welches er doch hätte tun sollen.

9. Aber Saul und das Volk schonte des Agag, und was gute Schafe und Rinder und gemästet war, und der Lämmer und alles, was gut war, und wollten es nicht verbannen; was aber schnöde und untüchtig war, das verbannten sie.

Schonte: Wider den ausdrücklichen Befehl Gottes. Durch welche zur Unzeit gebrauchte Lindigkeit Gott heftig erzürnt wurde.

Wollten es nicht: Weil nämlich der König nicht darauf drang und nichts dagegen redete. (Denn der Geiz führt die Leute ab von dem Gehorsam der Gebote Gottes.)

10. Da geschah des Herrn Wort zu Samuel und sprach:

11. Es reut mich, dass ich Saul zum Könige gemacht habe; denn er hat sich hinter mir abgewandt und meine Worte nicht erfüllt. Des wurde Samuel zornig und schrie zu dem Herrn die ganze Nacht.

Reut: Das ist: Es verdrießt mich auf den Saul, dass er sich also verhält, dass er des Königreichs, welches ich ihm verliehen, sich selber unwürdig macht. (Denn es begeht Gott sonst keine Fehler noch Irrtum in seinem Vorhaben, wie die Menschen, welche es oft bereuten, dass sie ihre Sache unweislich beratschlagt haben.)

Abgewandt: Er ist mir ungehorsam gewesen.

Erfüllt: Er hat mein Urteil nicht vollstreckt, welches ich wider die Amalekiter samt aller ihrer Habe ausgesprochen hatte. Darum will ich ihn vom Königreich verstoßen, weil er es nicht recht verwaltet.

Zornig: Nicht zwar über den Herrn, sondern über Saul, dass er dem Befehl Gottes nicht nachgekommen war.

Schrie: Das ist: Er hat durch ein ernstliches und inbrünstiges Gebet bei Gott angehalten, ob er den Saul wieder bei ihm aussöhnen könnte. (Denn es ist der Kirchendiener Amt, dass sie auch für die Bösen beten sollen, ob sie möchten bekehrt und selig werden.)

12. Und Samuel machte sich frühe auf, dass er Saul am Morgen begegnete. Und ihm wurde angesagt, dass Saul gen Karmel gekommen wäre und hätte ihm ein Siegeszeichen aufgerichtet und wäre herumgezogen und gen Gilgal hinabkommen.

Frühe auf: Damit er den Saul die Buße predigte und beizeiten erinnerte, dass er der göttlichen Strafe durch eine wahre und rechtschaffene Bekehrung entrönne.

Karmel: Welches ein sehr hoher Berg gewesen.

Siegeszeichen: Hat darum diesen Sieg sich selbst zugemessen und aus Ehrgeiz nicht Gott, sondern sich selber das Siegeszeichen aufgerichtet. (Was es aber für ein unseliges Ding sei, wenn einer seinen eigenen Ruhm sucht, ist später aus des Sauls folgenden unglückhaften Zuständen genügend zu sehen.)

13. Als nun Samuel zu Saul kam, sprach Saul zu ihm: Gesegnet seist du dem Herrn! Ich habe des Herrn Wort erfüllt.

Kam: Nämlich gen Gilgal. Denn ihm Samuel durch die vorgemeldeten Örter nachzog und nicht abgelassen, bis er ihn angetroffen hat. (Und soll man die verlorenen Schäflein fleißig suchen, ob sie möchten auf den rechten Weg gebracht werden.)

Gesegnet: Ist ein Gruß, der bei den Hebräer gebräuchlich war, damit er den Samuel empfängt, als wollte er sagen, Gott segne dich, und tue dir Gutes.

Erfüllt: Ich habe die göttliche Rache vollstreckt, welche der Herr an die Amalekiter befohlen hat, darum zweifelt mir nicht, dass du gekommen bist, mir Glück zu wünschen, dass ich die Sache sowohl ausgerichtet habe.

14. Samuel antwortete: Was ist denn das für ein Blöken der Schafe in meinen Ohren und ein Brüllen der Rinder, die ich höre?

Was ist: Als wollte er sagen: Wenn du alles Vieh der Amalekiter getötet hast, wie dir befohlen wurde, wie kommt es denn, dass ich so viel Schafe blöken und Rinder im Lager brüllen höre? Denn obwohl Samuel des Sauls Gemüt vorher kannte und wusste, dass er sich der wahren Gottseligkeit nichts achtete, dazu ihm die Gefahr darauf stand, dass Saul, der etwa durch den erhaltenen Sieg ganz zu stolz und übermütig wurde, die Strafe übel aufnehmen möchte, und mit ihm, dem Propheten etwa tyrannischerweise umgehen, so befindet er doch so viel bei sich selbst, dass er den göttlichen Befehl nicht verschweigen soll. Und greift die Sache weislich an, in dem er zuerst glimpflich mit ihm umgeht und immer zu einem größeren Ernst ihn zu strafen fortschreitet. (Denn es sollen die Kirchendiener durch keine Gefahr sich abschrecken lassen, dass sie den Gewaltigen und großen Herren ihre Sünde nicht anzeigen wollten. Doch sollen sie auch daneben die Sache recht und weislich zu mäßigen wissen, damit alles zu der Zuhörer Besserung und Erbauung gerichtet werde.)

15. Saul sprach: Von den Amalekitern haben sie sie gebracht; denn das Volk verschonte der besten Schafe und Rinder um des Opfers willen des Herrn, deines Gottes; das andere haben wir verbannt.

Sie sie gebracht: Nämlich die Israeliten, nachdem sie den Sieg wider den Feind erhalten, haben die Schafe mit sich hierher gebracht, dass ich ihnen zwar nicht befohlen noch dessen mich geachtet, weil ich andere wichtigere Sachen zu tun hatte.

Deines Gottes: Auf welches Gottesdienst und Religion du immer so sehr dringst, darum halte ich es dafür, dass du dir ein solches gottseliges Vorhaben nicht wirst, lassen zuwider sein, weil sie es nicht aus Geiz zu ihrem eigenen Nutzen aufbewahrt haben.

Andere: Was geringes Vieh und zum Opfer nicht tauglich gewesen.

Verbannt: Und ist also meines Erachtens auch in diesem Stücke dem Gebote Gottes genug geschehen. (Hier sieht man, wie die Heuchler mit dem Bekenntnis ihrer Sünden nicht recht heraus wollen, sondern begehren dieselbe immer zu entschuldigen und zu beschönigen.)

16. Samuel aber antwortete Saul: Lass dir sagen, was der Herr mit mir geredet hat diese Nacht. Er sprach: Sage her!

Diese Nacht: Das ist: Neulich, da er mir des Nachts im Gesicht seinen Willen von dir offenbarte.

17. Samuel sprach: Ist es nicht also, da du klein warst vor deinen Augen, wurdest du das Haupt unter den Stämmen Israels, und der Herr salbte dich zum König über Israel {1Sam 9v21}?

Klein warst: Dass du noch keinen Gedanken vom Königreich hattest und dir nie in Sinn kommen war, dasselbe zu erlangen, ja auch noch später, da du etwas davon vernommen, dass es dir würde eingeräumt werden, achtest dich selber vor großer Demut unwürdig dazu. Darum erhöhte dich Gott damals wieder all dein erhoffen. (Weil sein Brauch ist, dass er die Demütigen erhöht und die Stolzen stürzt.)

18. Und der Herr sandte dich auf den Weg und sprach: Zieh hin und verbanne die Sünder, die Amalekiter, und streite wieder sie, bis du sie vertilgst.

Weg: Das ist: Er ließ dir durch mich befehlen, dass du dich wider die Amalekiter rüsten und zum Streit wider sie ausziehen solltest.

Vertilgst: Weil sie von langen Jahren her es ganz wohl verschuldet hatten, dass sie ihrer begangenen schweren Sünden und groben Laster halben zugrunde vertilgt und ausgerottet würden.

19. Warum hast du nicht gehorcht des Herrn Stimme, sondern hast dich zum Raube gewandt und übel gehandelt vor den Augen des Herrn?

Gehorcht: Dass du seinen Befehl ausgerichtet und beide, Menschen und Vieh, alles miteinander umgebracht hättest.

Gewandt: Indem du aus Antrieb des Geizes des besten Viehs verschont und aus einem närrischen Ehrgeiz den gottlosen König der Amalekiter beim Leben erhalten hast.

Übel gehandelt: Durch deine Geizigkeit und zur Unzeit erwiesenen Barmherzigkeit, darum tue Buße und bitte Gott, dass er dir diese Sünde verzeihe.

20. Saul antwortete Samuel: Habe ich doch der Stimme des Herrn gehorcht und bin hingezogen des Weges, den mich der Herr sandte; und habe Agag, der Amalekiter König, gebracht und die Amalekiter verbannt.

Gehorcht: Ich habe die Sache ausgerichtet, welche mir von Gott befohlen worden.

Gebracht: Nachdem ich ihn überwunden, habe ich ihn gefangen angenommen und mit mir hierher geführt.

Amalekiter: Alle dasselbe Volk, ohne den König, niemand ausgenommen, was hast du denn noch weiter mangels oder was begehrst du weiter.

21. Aber das Volk hat des Raubes genommen, Schafe und Rinder, das Beste unter dem Verbannten, dem Herrn, deinem Gott, zu opfern in Gilgal.

Das Beste: Als wollte er sprechen: Es ist doch sonst gebräuchlich, dass man die Erstlinge von den Früchten Gott zur Dankbarkeit heiligt und opfert: Also hat auch das Volk (nicht zwar, dass ich es ihnen befohlen, allein bin ich nicht dagegen gewesen) das beste Vieh vom Raub der Feinde behalten, dasselbe, wie die Erstlinge Gott für den erlangten Sieg aufzuopfern.

Deinem Gott: Dem das Volk von dem Raube opfern wollte, weil du uns ohne das mit seinem Gottesdienste immer in den Ohren liegst und davon predigst. (Es ist aber ein gräuliches Laster, wenn jemand seinen Geiz und unersättliche Begierde mit der Religionsandacht beschönigen will.)

22. Samuel aber sprach: Meinst du, dass der Herr Lust habe am Opfer und Brandopfer als am Gehorsam der Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer und Aufmerken besser denn das Fett von Widdern {Hos 6v9 Mt 9v13 12v7}.

Lust habe: Als wollte er sagen: Obwohl Gott an seinem Ort und zu seiner Zeit geordnet hat, dass man ihm opfern soll, so hat er doch eine solche übermäßige Lust nicht dazu, dass er die Opfer, welche einer für sich selbst, und zwar vielleicht guter Meinung tut, ihm viel lieber sein ließe, als den Gehorsam seiner Gebote. Darum ihm auch diese deine Opfer, die du zum Schein vorwendest, deinen Geiz und eigenen Nutzen damit zu beschönigen, keineswegs gefallen, ja sind vielmehr ein Gräuel vor ihm.

Besser: Es ist viel besser und unserem Herrn Gott angenehmer, wenn man ihm Gehorsam leistet, als wenn man ihm freiwillige Opfer aufopfern wollte, und gefällt ihm viel mehr, wenn man seine Befehle ausrichtet, als wenn man das Fett von Widdern anzündet, welches ihm doch sonst ein süßer Geruch ist, wie er in den Büchern Mose ganz oft sich vernehmen lässt: Aber der Gehorsam seiner Gebote muss in immer den Vorzug haben und allen zeremonialischen Gesetzen vorgehen.

23. denn Ungehorsam ist eine Zaubereisünde, und Widerstreben ist Abgötterei und Götzendienst. Weil du nun des Herrn Wort verworfen hast, hat er dich auch verworfen, dass du nicht König seist {Hos 4v6}.

Zaubereisünde: Das ist: Wenn jemand den ausdrücklichen Befehl Gottes aus der acht lässt und unterdes etwas anderes zu verrichten vornimmt, ob er es wohl guter Meinung tut, so sündigt er doch nichtsdestoweniger ebenso wohl und viel, als wenn er mit zauberischen und teuflischen Künsten umginge oder wenn er sich mit dem schrecklichen Laster der Abgötterei verunreinigte. (Da findet sich es fein, was von den päpstlichen Gottesdiensten zu halten sei, die von Menschen erdacht worden, dazu ohne und gegen den Befehl Gottes, ob sie gleich in guter Meinung geschehen. Und spürt man auch hier, mit was für einen großen Ernst Gott die Erfüllung seiner Gebote fordert. Darum, auf dass wir nicht wegen unserer Übertretungen und Sünden ewig verderben und verloren werden, so müssen wir mit einem bußfertigen Herzen durch den Glauben zu Christo fliehen.)

Verworfen: Dass du es mutwillig verachtet hast, erstlich zwar, indem du seinem Befehl nicht nachkommen, und auch, weil du jetzt aller erst noch recht dazu haben und deine Sünde verteidigen willst.

Nicht König: Denn er dir und deinen Nachkommen das Königreich nehmen wird. Ob nun wohl dies schreckliche Urteil nicht bald an ihm vollstreckt wurde, so hat es doch der Ausgang endlich bezeugt, dass es wahr wurde. (Denn Gott gibt den Bösen Platz und Raum zur Buße. Aber der größer Teil tun wie Saul hier und werden je länger je ärger.)

24. Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe gesündigt, dass ich des Herrn Befehl und deine Worte übergangen habe; denn ich fürchtete das Volk und gehorchte ihrer Stimme.

Gesündigt: Er stellt sich aber aus falschem Herzen und ist ihm kein rechtschaffener Ernst mit der Buße.

Volk: Welches mich bat, dass ich ihnen sollte lassen das beste Vieh lebendig behalten, darum ich mich besorgte, wenn ich ihnen ganz zu ernstlich Widerpart hielte und sie nicht hören wollte, dass sie würden von mir abfallen und irgendeinen Aufruhr gegen mich erregen. (Also ganz können die Heuchler nicht dazu gebracht werden, dass sie ihre Sünde recht und frei heraus bekennen, sondern schieben die Schuld immer von sich auf andere, so viel ihnen immer möglich ist.)

25. Und nun vergib mir die Sünde und kehre mit mir um, dass ich den Herrn anbete.

Kehre: Lieber gehe mit mir und gib mir das Geleit, damit ich in Gegenwart meiner vornehmsten Diener und des ganzen Volkes Gott dem Herrn öffentlich Dank sage für den erlangten Sieg und ihn weiter bitte, dass er um dieser meiner Übertretung und Sünde willen das Königreich nicht von mir nehme. Ist es also dem Saul nur, darum zu tun, dass er sein Königreich und Ansehen bei dem Volk behalten möge. Aber um die Gnade und Huld Gottes zu erlangen, bekümmert er sich nicht viel. Darum er zwar auch nur mit Worten seine Sünde bekennt, auf dass er nicht dafür angesehen würde, als wollte er sich dem Propheten Samuel mit Verdruss weiter widersetzen, war ihm aber daneben kein Ernst, dass er bei Gott wieder möchte ausgesöhnt werden, darum auch Samuel erstlich sich widert mit ihm zu gehen, auf dass er nicht dafür angesehen würde, als ob er ihm seine Übeltat Wohlgefallen ließe.

26. Samuel sprach zu Saul: Ich will nicht mit dir umkehren; denn du hast des Herrn Wort verworfen, und der Herr hat dich auch verworfen, dass du nicht König seist über Israel.

Verworfen: Oder verachtet, weil du seinen ausdrücklichen Befehl übergangen hast und danach aller erst deine Sünde verteidigen wolltest, dazu noch es dir mit der Buße kein rechter Ernst ist.

27. Und als sich Samuel umwandte, dass er wegginge, ergriff er ihn bei einem Zipfel seines Rocks, und er zerriss.

Zerriss: Nämlich indem Samuel wollte hinweg gehen, Saul aber denselben begehrte aufzuhalten.

28. Da sprach Samuel zu ihm: Der Herr hat das Königreich Israels heute von dir gerissen und deinem Nächsten gegeben, der besser ist denn du {1Sam 28v17}.

Sprach: Und nahm die Gelegenheit an die Hand, von dem, was sich dem Ansehen nach ungefähr zugetragen, dass er seine vorige Weissagung weitläufiger erklärt und ihm zu verstehen gibt, dass gleichwie der Zipfel von seinem Mantel mit Gewalt gerissen worden, also hab auch Gott beschlossen, dass er das Königreich Israel dem Saul zu seiner Zeit aus den Händen reißen wolle. (Sollen wir deswegen in den Geboten Gottes gehorsam wandeln, damit wir nicht von unserem Amt gestoßen werden und Gott anderen dasselbe einräume. Denn es kann Gott immer Leute finden, die besser oder tauglicher dazu sind, als wir.)

29. Auch lügt der Held in Israel nicht und gereut ihn nicht; denn er ist nicht ein Mensch, dass ihn etwas bereuen sollte {4Mos 23v19 Hi 33v14 Ps 33v4 Hos 11v9 Hebr 6v17 v18}.

Lügt: Als wollte er sagen: Du darfst nicht meinen, dass diese meine Drohungen nur vergebliche Schreckworte sind, wie man die Kinder fürchten macht, sondern du sollst wissen und es dafür halten, dass dieser göttliche Ausspruch nicht werde geändert werden.

Held: Nämlich der allmächtige ewige Gott, welcher mächtig und unüberwindlich ist und alle seine Feinde unter seine Füße tritt.

Gereut: Er wird dies von mir ausgesprochene Urteil nicht ändern.

Nach Luther: Man soll Gottes Wort nicht ändern noch bessern, es lässt sich nicht ändern.

bereuen sollte: Das ist: Er ist nicht so wankelmütig, wie die Menschen sind, welche im Zorn oftmals anderen Leuten schreckliche Dinge drohen, wie sie mit ihnen umgehen wollen, wenn ihnen aber über eine Weile der Zorn vergangen ist, so bereuen sie es, dass sie zu heftig waren. (Obwohl nun Gott, solange wir nicht Buße tun, seine Drohungen nicht ändert, sondern sie gewisslich ins Werk richtet: Jedoch wenn wir ernstliche Buße tun und unsere Leben bessern, so bereut ihn auch das Übel, welches er uns zu tun dachte, da wir wären in Sünden fortgefahren {Jer 18}. Und solche Änderung ist keine Unbeständigkeit in Gott, sondern eine Gnade und Güte.)

30. Er aber sprach: Ich habe gesündigt; aber ehre mich doch jetzt vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel; und kehre mit mir um, dass ich den Herrn, deinen Gott, anbete.

Sprach: Abermals aus falschem heuchlerischem Herzen.

Ehre: Als wollte er sagen: Lieber, gehe doch nur ehrenhalber mit mir zur Verrichtung des Gottesdienstes, damit ich also mein Ansehen vor dem Volk und für den Obersten behalte. (Hier sieht man, wie die Heuchler sich viel mehr damit bekümmern, dass sie ihre zeitliche Ehre und Güter behalten mögen, als dass sie ihnen die ewige Seligkeit sollten angelegen sein lassen.)

31. Also kehrte Samuel um und folgte Saul nach, dass Saul den Herrn anbetete.

Folgt: Dass er ihm ehrenhalber das Geleite gab. Denn nachdem Samuel mit dem vorigen Ernst genügend sich erklärt hatte, dass er ihm des Königs Ungehorsam und Sünden nicht gefallen ließe, so bewilligt er jetzt in sein Begehren, weil es ihm nur um eine äußerliche Ehre zu tun war.

Anbetet: (Denn das ist aller Heuchler Art, dass sie sich äußerlich stellen, als wären sie fromm und ließen ihnen die Religion hoch angelegen sein, davon doch das Herz ganz weit ist. Und sollen die Kirchendiener auch die böse Obrigkeit in Ehren halten: Aber die Päpste tun das Widerspiel, welche auch die allerfrömmsten und mächtigsten Kaiser und Könige verlachen, anspeien und mit Füßen treten.)

32. Samuel aber sprach: Lass her zu mir bringen Agag, der Amalekiter König! Und Agag ging zu ihm getrost und sprach: Also muss man des Todes Bitterkeit vertreiben.

Sprach: Nämlich am selben Ort, in einer öffentlichen Versammlung des israelitischen Volkes.

Getrost: Das ist: Er stellte sich, als wäre er ganz herzhaft, und dass er gleichsam mit Freuden dem Tode unter die Augen ging.

Vertreiben: Dergestalt muss man den Tod mit standhaftem Gemüte überwinden, dass ein tapferer Held denselben nicht fürchtet, noch sich davor grausen lässt. (Denn es sind auch die Gottlosen bisweilen beherzt zum Tode: Aber doch ist ein großer Unterschied zwischen einem Christenmenschen, der aus Glauben des Todes Schrecken überwindet, und einem Gottlosen, der aus einer viehischen Unachtsamkeit und Tollkühnheit sich in den Tod wagt: Oder auch, welche von einem Irrgeist und Schwindelhirn einer falschen Lehre umgetrieben, dem Ansehen nach den Tod kecklich angehen, wie vorzeiten die Ketzer, Donatisten genannt, getan haben und noch heutzutage etliche Wiedertäufer tun.)

33. Samuel sprach: Wie dein Schwert Weiber ihrer Kinder beraubt hat, also soll auch deine Mutter ihrer Kinder beraubt sein unter den Weibern. Also zerhieb Samuel den Agag zu Stücken vor dem Herrn in Gilgal.

Beraubt: Weil Samuel an dem König Agag Strafe üben wollte und ihn vom Leben zum Tode hinrichten, so spricht er zuvor ein gerechtes Urteil über ihn aus und will so viel sagen: Gleichwie du durch deine Grausamkeit viele Weiber ihrer liebsten Kinder beraubt hast, also soll auch deine Mutter dich, als ihren liebsten Sohn, verlieren. Damit deine Grausamkeit mit rechtem Ernst vergolten werde. (Denn Gott rächt die ungerechte Grausamkeit mit rechtem Ernst.)

Vor dem Herrn: Das ist: Vor der ganzen israelitischen Versammlung, welche damals dort vorhanden war, bei welcher sich auch Gott, der Herr mit seiner Gnade gegenwärtig finden ließ. (Obwohl nun dies Beispiel bezeugt, dass diejenigen, welche an den Übeltätern rechtmäßigerweise rechte Strafe üben und vollstrecken, dadurch vor Gott sich nicht verunreinigen. So sollen doch die Kirchendiener dies sonderbare Beispiel des Propheten Samuels nicht nachtun, sondern vielmehr dessen sich erinnern, wie ihnen das Amt zu lehren und die Sakramente zu reichen befohlen sei, aber nicht das weltliche Schwert zu führen.)

34. Und Samuel ging hin gen Ramath; Saul aber zog hinauf zu seinem Hause zu Gibea-Saul.

Ramath: In welcher Stadt er seine Wohnung hatte.

Gibea-Saul: Welche Stadt also von ihm genannt wurde, weil er da seine königliche Hofhaltung und Residenz hatte.

35. Und Samuel sah Saul nicht mehr bis an den Tag seines Todes. Aber doch trug Samuel Leid um Saul, dass den Herrn gereut hatte, dass er Saul zum Könige über Israel gemacht hatte.

Nicht mehr: Nämlich dergestalt, dass er zu ihm gekommen wäre und von des Königreichs Sachen mit ihm gehandelt hätte. Denn ob er wohl später im Kapitel 19, ihn noch einmal ungefähr antraf, so hat er ihn doch bleiben lassen und sich seiner nicht mehr angenommen.

Leid: Denn weil er wusste, dass Saul, nachdem er von Gott verworfen, keine rechtschaffene Buße mehr tun würde, ihm auch verborgen war, wie Gott beschlossen hätte, dass Saul sein Königreich verlieren und jämmerlich ums Leben kommen würde, so hat er ihm sein Unglück gelassen, aus einer besonderen menschlichen Zuneigung zu Herzen gehen und sich darüber stetig sehr bekümmert. Also hat er sich nicht darüber gefreut, da er vernommen, dass Saul, der sein Nachkomme in der Regierung wurde, das Reich wiederum verlieren würde. (Denn wir sollen uns nicht über eines anderen Unglück freuen, ob er gleich unserem Bedenken nach sich nicht wohl um uns verdient hat.)


Das 16. Kapitel

  • David wird das erste Mal vom Samuel zum Könige gesalbt, als er noch ein Schafhirte war, und werden ihm vortreffliche Gaben des Heiligen Geistes von Gott mitgeteilt. v. 1.
  • Der Geist des Herrn weicht von Saul, an dessen statt ein böser Geist zu ihm einkehrt, der ihn oft unruhig macht. v. 14.
  • Darüber wird David zum Hof vom Könige gefordert, dass er ihn mit seiner Harfe erquicke, und wird sein Waffenträger. v. 19.

1. Und der Herr sprach zu Samuel: Wie lange trägst du Leid um Saul, den ich verworfen habe, dass er nicht König sei über Israel? Fülle dein Horn mit Öl und gehe hin, ich will dich senden zu dem Bethlehemiter Isai; denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen König ersehen {1Sam 15v26 Apg 13v22}.

Und der: Jetzt wird des Königs Davids Wahl und erste Salbung beschrieben, der in vielen Sachen des Herrn Christi Vorbild war, wie wir hören werden.

Wie lange: Als wollte er sagen: Lass es einmal genug sein mit deiner Klage über Saul, denn du bekümmerst dich vergebens seinetwegen und richtest mit deiner Fürbitte nichts aus, weil mein Dekret, dass ich ihn vom Königreich verstoßen will, fest bleiben wird, denn er keine rechtschaffene Buße tut, noch jemals tun wird.

Horn: Dein Geschirr, welches wie ein Horn gestaltet ist.

Öl: Nämlich mit dem heiligen Öl, von Spezerei zugerichtet, damit man die Priester und Könige zu salben pflegte, welche Salbung ihnen anstatt einer Krönung war.

Ersehen: Das ist: Ich habe einen aus seinen Söhnen erwählt, dem ich das Königreich übergeben will, welcher dem israelitischen Regiment nach meinem Willen vorstehen wird. Es hat aber Isai, des Davids Vater, aus dem Stamm Juda seine Herkunft gehabt: Darum die Weissagung hier angefangen, erfüllt zu werden, da der Patriarch Jakob zuvor verkündigt hatte, wie das israelitische Königreich im Stamm Juda sein würde {1Mos 49}. (Denn obwohl die göttlichen Verheißungen langsam erfüllt werden, so erfolgt doch derselben Erfüllung wahrhaftig.)

2. Samuel aber sprach: Wie soll ich hingehen? Saul wird es erfahren und mich erwürgen. Der Herr sprach: Nimm ein Kalb von den Rindern zu dir und sprich: Ich bin gekommen, dem Herrn zu opfern.

Wie soll: Ich fürchte mich dieser Sachen halben dahin zu gehen.

Erfahren: Dass ich einen neuen König gesalbt habe. Denn dergleichen Sachen nicht lange verschwiegen bleiben.

Erwürgen: Denn weil er auf seine königliche Würde, dass er die selbige erhalten möge, so ganz verpicht ist, so wird er mich, als der ihm einen Widersacher erweckt und aufwiegelt, ums Leben bringen. (Es hätte zwar Samuel den göttlichen Befehl nicht mit solcher Furchtsamkeit sollen annehmen. Aber Gott nimmt nicht alle Schwachheiten von den Frommen in diesem Leben hinweg, ob sie gleich sonst vortreffliche und geistreiche Leute sind. Jedoch richtet sich Gott nach dieser des Samuels Schwachheit im Glauben, wie er denn gegen den Gläubigen ein gnädiger Vater ist.)

Zu opfern: Soll auch da in Wahrheit da zu Bethlehem ein Opfer verrichten.

3. Und sollst Isai zum Opfer laden; da will ich dir weisen, was du tun sollst, dass du mir salbst, welchen ich dir sagen werde.

Laden: Dass er sich beim Opfer finden lasse, und nach desselben Vollendung mit dir zu Gast esse, wie gebräuchlich ist.

Tun sollst: Wie du dich weiter sollst verhalten. (Obwohl es nun nicht recht ist, dass man lügt und durch solche Lügen seinen Nächsten böslicherweise betrügt, so hat doch die Verhehlung einer großwichtigen Sache ihre rechte Entschuldigung und ist eine gottselige Klugheit.)

4. Samuel tat, wie ihm der Herr gesagt hatte, und kam gen Bethlehem. Da entsetzten sich die Ältesten der Stadt und gingen ihm entgegen und sprachen: Ist es Friede, dass du kommst?

Entsetzten: Denn sie sich besorgten, es möchte eines solchen vortrefflichen Mannes unversehene Zukunft etwas Böses bedeuten, dass irgendetwas bei ihnen geschehe, deshalb er sie zu schelten und zu strafen willens war.

Entgegen: Nämlich ehrenhalber, vielleicht bis an der Stadt Tor, auf dass sie ihn dennoch gebührlich empfingen, was er ihnen auch Gutes oder Böses verkündigen würde.

Friede: Kommst du auch mit einer guten Botschaft, dass du uns friedliche und fröhliche Nachrichten verkündigst und mitbringst?

5. Er sprach: Ja, ich bin gekommen, dem Herrn zu opfern; heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer! Und er heiligte den Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfer.

Ja: Gebt euch zufrieden, denn meine Herkunft wird euch nichts schaden.

Heiligt: Das ist: Ich habe im Sinn dem Herrn ein Opfer hier bei euch zu verrichten: Damit ihr nun demselben gebührendermaßen beiwohnen mögt, so wascht eure Kleider und Leiber, wie ihr zu tun schuldig seid, und enthaltet euch von allen unreinen Sachen, auf dass ich euch zum heiligen Gastmahl laden könne.

Söhne: Das ist: Er hat Vorsehung getan, dass sie sich nach Art und Weise geneigt haben. Denn nachdem die Ältesten eine erwünschte Antwort vom Samuel empfangen, sind sie wohl damit zufrieden gewesen, und nachdem sie ihn bis in sein Losament geleitet, ist ein jeder wiederum heim in sein Haus gegangen. Aber Samuel hat den Isai (der ohne Zweifel auch einer von denselben Ältesten gewesen) und seine Söhne insbesondere berufen, dass sie bei dem Opfer und Wohlleben sich sollten finden lassen.

Lud sie: Da ohne Zweifel Samuel unterdes bei sich selbst den Herrn fleißig angerufen und gebeten, dass die Salbung und Verwaltung des anderen Königs in Israel glücklicher sein möchte, als des ersten gewesen.

6. Da sie nun hereinkamen, sah er den Eliab an und gedachte, ob der vor dem Herrn sei sein Gesalbter.

Da sie: Was jetzt folgt von der Wahl des neuen Königs, ist allein in des Samuels, Isai und seiner Söhne Gegenwart geschehen.

Herein kamen: Nämlich Samuel und Isai mit seinen Söhnen nach verrichtetem Opfer zum Wohlleben. Ehe sie sich aber zu Tische setzte, hat er das vornehmste Geschäft, deshalb er von Gott dahin gesandt war, wollen ausrichten, nämlich dass er einen von des Isai Söhnen zum Könige salbte. (Denn man soll, was nötige Geschäfte sind, vor den Mahlzeiten verrichten.)

Eliab: Welcher zuerst berufen wurde. Denn Samuel einen nach dem anderen vor sich kommen lassen.

Gedacht: Weil er der Erstgeborene und vor anderen bereits eines ziemlichen Alters war, dazu eine feine Gestalt und stattliches Ansehen hatte.

Gesalbter: Das ist: Er hat es gänzlich dafür gehalten, Eliab würde derselbe sein, den er mit dem Heiligen Öl zum Könige salben sollte. Aber der gute, fromme und sonst verständige Mann wurde in seinem Sinn betrogen.

7. Aber der Herr sprach zu Samuel: Siehe nicht an seine Gestalt noch seine große Person; ich habe ihn verworfen. Denn es geht nicht, wie ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an {5Mos 10v17 2Chr 19v7 Apg 10v34 Ps 7v10}.

Nicht an: Das ist: Du darfst dich an sein äußerliches Ansehen nicht kehren.

Verworfen: Nämlich in diesem Stücke, dass ich ihn nicht zum Könige über mein Volk Israel haben will.

Geht nicht: Das ist: Ich hab viel schärfere Augen als die Menschen, darum sind auch meine Urteile von der Menschen Urteil weit unterschieden.

Augen ist: Darum urteilt er auch von einem anderen Menschen nach seinem äußerlichen Ansehen.

Herzen an: Welches Gott allein möglich ist: Obwohl du in deinem Sinn dich bedenken lässt, der Eliab möchte zum Königreich geschickt genug sein. So sehe und spüre ich doch, als dem sein Sinn und Gemüt am besten bekannt, dass er zum Königreich nicht tauglich ist. (Denn es trägt sich oft zu, dass, welche äußerlich ein feines Ansehen haben, dennoch bisweilen ungeschickt und tölpisch sind, dass man sie nirgends zu gebrauchen kann. Also muss man auch von den Christen nach dem äußerlichen Wandel nicht ganz zu schnell urteilen, weil die Heuchler oft ein scheinbares Leben führen, da im Gegenteil die rechtgläubigen, gottseligen und frommen Christen von wegen ihres Fleisches Schwachheiten, damit sie behaftet sind, ein schlechtes Ansehen haben.)

8. Da rief Isai dem Abinadab und ließ ihn vor Samuel übergehen. Und er sprach: Diesen hat der Herr auch nicht erwählt.

Abinadab: Seinem anderen Sohn.

Erwählt: Nämlich zum Könige.

9. Da ließ Isai vorübergehen Samma. Er aber sprach: Diesen hat der Herr auch nicht erwählt.

Samma: Seinen dritten Sohn.

10. Da ließ Isai seine sieben Söhne vor Samuel übergehen. Aber Samuel sprach zu Isai: Der Herr hat der keinen erwählt.

Sieben Söhne: Nämlich in ihrer Ordnung, einen nach dem anderen.

Keinen: Hier hat des Samuels Glaube einen harten Anstoß erlitten, weil es das Ansehen gehabt, als wolle es den Ausschlag nicht geben, nachdem, wie er aus dem göttlichen Wort einen Bericht empfangen, weil er unter des Isai Söhnen keinen König finden könne.

11. Und Samuel sprach zu Isai: Sind das die Knaben alle? Er sprach: Es ist noch übrig der Kleinste; und siehe, er hütet der Schafe. Da sprach Samuel zu Isai: Sende hin und lass ihn holen; denn wir werden uns nicht setzen, bis er hierher komme.

Sprach: Mit Verwunderung, wie es mit der Sachen zuginge und was Gott im Sinn hätte.

Alle: Die ich da vor mir gesehen habe?

Kleinste: Nämlich der Jüngste. Denn er sonst bereits ziemlich erwachsen und in die drei oder vierundzwanzig Jahr alt gewesen, wie aus dem 2. Buch Samuel Kapitel 5. zu lesen ist, weil er dreißig Jahr gehabt, da er nach des Sauls Tode zu regieren angefangen hat. Wird darum der Kleinste genannt, gegen seine anderen Brüder zu rechnen, welche bereits ihr männliches Alter erreicht hatten.

Hütet: (Hier sieht man, wie oft auch fromme Eltern sich sehr irren in ihrem Urteil und Bedenken der Kinder wegen, dass nämlich oft die Kinder, von welchem sie am wenigsten Hoffnung haben, die Besten werden, und welche sie für die Besten halten, wohl ganz aus der Art schlagen.)

Setzen: Nämlich zu Tische und zum Essen.

12. Da sandte er hin und ließ ihn holen. Und er war bräunlich, mit schönen Augen und guter Gestalt. Und der Herr sprach: Auf! Und salbe ihn; denn der ist es.

Sandte er: Nämlich Isai, hinaus aufs Feld.

Schönen Augen: (Denn ein hübsches Angesicht und schöne Gestalt ist eine Gabe Gottes, der man doch nicht missbrauchen soll. Und Christus ist der allerschönste gewesen unter den Menschenkindern {Ps 45}.)

Salbe ihn: Mit dem heiligen Öl.

Ist es: Von dem ich dir gesagt habe, dass er ein König sein soll über mein Volk Israel.

13. Da nahm Samuel sein Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn geriet über David von dem Tage an und fürder. Samuel aber machte sich auf und ging gen Rama {2Sam 7v8 Ps 78v70 89v20 v21 Apg 7v45 13v22}.

Brüdern: (Hier ist David ein Vorbild Christi gewesen. Denn Christus ist mit dem Freudenöl gesalbt worden {Ps 45}. Das ist mit dem Heiligen Geiste, welchen er ohne Maß empfangen hat {Joh 3}. Wie denn solche Salbung ein Zeugnis war die Taube, so bei der Taufe Christi erschien {Mt 3}. Und gleichwie des Davids Brüder nicht geglaubt, dass es dem Samuel mit der Sache ein Ernst sei, sondern vielleicht gemeint, der alte Mann gehe in dem Aberwitz, weil sie ihn eine gute lange Zeit für keinen König gehalten oder geehrt, sondern viel mehr verachtet haben, wie später folgen wird: Also haben auch des Herrn Christi Brüder und Verwandten nach dem Fleisch, nämlich die Juden, nicht geglaubt, dass derselbe Jesus der rechte Messias und himmlische König sei, der das Volk Gottes erlösen werde.)

Geriet: Das ist: Er hat vortreffliche Gaben des Heiligen Geistes empfangen, die er zuvor nicht gehabt, welche sich von Tag zu Tag in ihm gemehrt und je länger je mehr an ihm gespürt worden. Denn er angefangen Psalmen zu machen, und dieselben Gott zu Lob auf der Harfe zu schlagen und zu singen, welches er zuvor ungewohnt, aber jetzt tun konnte, weil er mit einem prophetischen Geist begabt war: Über das hat er auch einen tapferen Heldenmut bekommen und keine kindischen Gedanken mehr gehabt, sondern ist mit hohen Sachen des Königreichs umgegangen. Jedoch begibt er sich nichtsdestoweniger wiederum zu seinen Schafen, bis er vom Könige Saul zum Hof gefordert wird. (Wir, als die wir Christi Glieder sind, werden in der Taufe auch mit dem Heiligen Geiste begabt, welcher bezeugt, dass wir Gottes Kinder sind, und muntert uns auf zum Gebet und Lobe Gottes und überwindet in uns den alten Adam.)

Ramath: Da er seine Wohnung hatte. (Denn wenn die Gesandten ihre Sache verrichtet haben, so sollen sie sich beizeiten wiederum nach Haus verfügen.)

14. Der Geist aber des Herrn wich von Saul, und ein böser Geist vom Herrn machte ihn sehr unruhig.

Der Geist: Jetzt wird erzählt, durch was Gelegenheit David an des Königs Hof kam.

Weich: Das ist: Es hat Gott der Herr die Gaben seines Heiligen Geistes, so zur Verwaltung des Königreichs vonnöten waren und damit er den Saul vor der Zeit begabt hatte, von wegen seines Ungehorsams, davon wir oben gehört, ihm wiederum entzogen. (Darum sollen wir mit unseren Gaben nicht stolzieren, denn wer dieselben gegeben, der kann sie auch wieder nehmen.)

Vom Herrn: Das ist: Der ihm von Gott dem Herrn zur Strafe zugeschickt war.

Unruhig: Das ist: Er ist zu unterschiedlichen Malen von Sinnen gekommen, dass er gekollert hat. Denn die Schrift versteht bisweilen durch den Geist der Schwachheit, die Schwachheit oder Krankheit selber.

Nach Luther: Wunderlich, toll und zornig.

15. Da sprachen die Knechte Sauls zu ihm: Siehe, ein böser Geist von Gott macht dich sehr unruhig.

Knechte: Seine Hofmediziner und Leibärzte.

Zu ihm: Da er nämlich wieder zu sich selber gekommen war. Denn die Wut ihn zu unterschiedlichen Malen angestoßen und danach eine Weile wieder nachgelassen hat.

16. Unser Herr sage seinen Knechten, die vor ihm stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe wohl spielen könne, auf dass, wenn der böse Geist Gottes über dich kommt, er mit seiner Hand spiele, dass besser mit dir werde.

Sage: Lass uns nur der Sachen halben einen Befehl zukommen.

Knechten: Deinen Dienern, Räten oder anderen, welche du stets um dich hast und denen du am meisten traust.

Spielen: Denn die Musik vertreibt die Traurigkeit des Gemüts und erquickt die Schwermütigen. (Es wäre aber dem Saul besser zu helfen gewesen, wenn er Buße getan und danach den evangelischen Trost vom Samuel angehört hätte, auf welchen die Musik nützlich gefolgt wäre, dass er ihm feine gottselige Psalmen und Lobgesänge mit einer lieblichen Melodie lassen vorsingen, also wäre der Seele und dem Leibe zugleich geholfen worden: Und auf solche Weise kann man den Melancholischen helfen.)

17. Da sprach Saul zu seinen Knechten: Seht nach einem Manne, der es wohl kann auf Saitenspiel, und bringt ihn zu mir.

Seht: Oder sucht mir einen solchen. (Denn die Gottlosen nehmen solche Ratschläge mit Willen an, die dem Leibe zugutekommen, aber der Seelen Arznei lassen sie aus der acht und wollen ihrer nicht.)

18. Da antwortete der Knaben einer und sprach: Siehe, ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiten, der kann wohl auf Saitenspiel; ein rüstiger Mann und streitbar und verständig in Sachen und schön, und der Herr ist mit ihm.

Knaben: Das ist: Seiner Hofdiener einer, von denen, die zugegen waren und um ihn her standen.

Gesehen: Als wollte er sagen: Es fällt mir einer zu, der zu diesem Handel eben recht und tauglich sein wird.

Rüstiger: Das ist: Ein großmütiger und tapfer junger Held und in den Sachen aufrichtig.

Streitbar: Der ohne Zweifel ein streitbarer Mann werden wird.

Verständig: Dass er sich um hohe und schwere Sachen wohl versteht.

Schöne: Er hat auch eine schöne Gestalt des Leibes.

Mit ihm: Das ist: Was er vornimmt, das geht ihm glücklich vonstatten, also dass man spüren muss, er werde von Gott besonders geliebt und regiert. Darum, wenn du ihn an den Hof nimmst, so würde er dir wohl anstehen und ein sehr nützlicher Mann sein. (Und soll man zwar dergleichen Leute, die mit der wahren Gottseligkeit, gutem Verstand, Tapferkeit des Gemüts und Aufrichtigkeit in Sachen begabt wären, an der Fürsten und Herren Höfe nehmen.)

19. Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende deinen Sohn David zu mir, der bei den Schafen ist!

Schafen ist: Die er hütet. (Also zieht Gott die Seinen immer je länger je mehr hervor und erhöht sie: Ja er führt sie nach und nach von einem Grad zum anderen bis zum ewigen Leben.)

20. Da nahm Isai einen Esel mit Brot und ein Legel Weins und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch seinen Sohn David.

Sandte: Nämlich zur Erklärung seiner Willfährigkeit und Ehrerbietung gegen seine Obrigkeit. Denn es pflegten zur selben Zeit die Untertanen ehrenhalber ihre Könige mit Geschenken zu begaben, welche nicht nach dem Wert, sondern nach des Gebers Willfährigkeit geschätzt worden. (Denn man soll die Obrigkeit in Ehren halten.)

21. Also kam David zu Saul und diente vor ihm, und er gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger.

Waffenträger: Also dass er ihn nicht allein in der Musik, sondern auch in Kriegssachen gebraucht.

22. Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass David vor mir bleiben, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen.

Sandte: Denn obwohl Saul im Sinn hatte, dass er den David bei sich am Hofe behalten wollte, so hat er es doch fürs beste angesehen, dass es mit seiner Eltern Vorwissen und Bewilligung geschehe. (Denn es gebührt einer Obrigkeit nicht, dass sie mit anderer Leute Kindern etwas anfangen, ohne der Eltern Zustimmung, sofern die Kinder noch unerwachsen und in ihrer Eltern Gewalt sind.)

Bleiben: Am Hofe, dass er mir diene.

Gnade gefunden: Das ist: Ich bin ihm mit besonderen Gnaden gewogen und gefällt mir sein Tun und Wandel durchaus wohl. Es hat aber der Isai in des Königs Begehren gewilligt und seinen Sohn zu Hofe bleiben lassen. War damals David ein glückseliger Mann, wie es das Ansehen hatte, weil er beim Könige in großer Gnade war und freute sich Isai, dass sein Sohn sowohl angekommen wäre: Aber es ist viel große Trübsal darauf erfolgt, dass David öfter in Leibes und Lebensgefahr gestanden und mit seinen Eltern im Elend hat müssen herumziehen. (Darum sollen wir uns dessen nicht überheben, wenn uns das Glück wohlwill, denn es mit demselben beschaffen ist, wie mit dem Glas, welches unversehens bricht, wenn es am hellsten scheint. Darum sollen wir unser Vertrauen immer allein auf Gott setzen.)

23. Wenn nun der Geist Gottes über Saul kam, so nahm David die Harfe und spielte mit seiner Hand; so erquickte sich Saul, und wurde besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.

Weich: Das ist: Die melancholische Wut ließ nach, dass er wieder richtig und zu sich selber kam.


Das 17. Kapitel

  • Die Philister rüsten sich, und legen sich zu Felde wider die Israeliten. v. 1.
  • Goliath, ein Riese, bietet den Israeliten einen Kampf an, Mann gegen Mann. v. 4.
  • Und da die Israeliten sich vor ihm entsetzen und ängstlich sind, machte sich David an ihn, wirft ihn mit einem Schleuderstein zu Boden, und haut ihm mit seinem, des Goliaths, eigenem Schwert den Kopf ab. v. 26.
  • Darüber die Philister sich in die Flucht begeben, welchen Saul nachjagt. v. 51.

1. Die Philister sammelten ihre Heere zum Streit und kamen zusammen zu Socho in Juda und lagerten sich zwischen Socho und Aseka, am Ende Damim.

Die Philister: Jetzt wird erzählt, mit was Gelegenheit David bei allen Israeliten ein großes Ansehen bekommen hat. Nämlich dass er den Riesen Goliath erlegt und also das Volk Gottes erlöst hat.

Streit: Nämlich wider die Israeliten.

In Juda: Das ist: Welche Stadt im Stamm Juda gelegen war. Und haben die Philister ohne Zweifel diesen Zug darum vorgenommenen, auf dass sie sich rächen und ihres Schadens wieder einkommen möchten, den sie im vorigen Kriege empfangen hatten. Haben auch vielleicht daher Anlass und Gelegenheit genommen, weil sie hörten, dass der Saul nicht immer wohl bei Sinnen wäre, darum er zum Kriege nicht tauglich sein würde und müsste der Sieg auf ihrer Seiten bleiben. (Denn die Feinde des Volkes Gottes haben keine Ruhe, wenn sie meinen, dass ihnen eine Gelegenheit hätten, Schaden zu tun.)

2. Aber Saul und die Männer Israels kamen zusammen und lagerten sich im Eichgrunde; und rüsteten sich zum Streit gegen die Philister.

Zusammen: Und rüsteten sich zur Gegenwehr.

Gegen: Das ist: Sie schlugen ihr Lager gerade gegenüber der Philister Lager, boten ihnen also die Spitzen.

3. Und die Philister standen auf einem Berge jenseits und die Israeliten auf einem Berge diesseits, dass ein Tal zwischen ihnen war.

Standen: Das ist: Sie hatten ihr Heerlager geschlagen.

4. Da trat hervor aus den Lagern der Philister ein Riese mit Namen Goliath von Gath, sechs Ellen und einer Hand breit hoch;

Hervor: Also dass er sich zwischen beide Lager stellte.

Gath: Welche eine von den vornehmsten Städten der Philister war. Und ist wohl zu glauben, dass dieser Riese von dem Geschlecht der Enakim, das ist, derjenigen Riesen gewesen, von welchen Josua 11. gesagt wird, dass ihrer zu Gath, wie auch in den Städten Gasa und Asdod überbleiben sein.

5. und hatte einen eisernen Helm auf seinem Haupt und einen geschuppten Panzer an, und das Gewicht seines Panzers war fünftausend Sekel Erzes;

Erzes: Ein Sekel aber des Heiligtums hält ein Lot, würde darum, da ein solcher Sekel hier zu verstehen ist, das Gewicht des Panzers 156 Pfund und acht Lot antreffen, soll aber ein allgemeiner Sekel sein, wie vermutlich, so wäre es halb so viel, nämlich 78 Pfund und 4 Lot.

6. und hatte ehern Beinharnische an seinen Schenkeln und ein eisernes Schild auf seinen Schultern.

7. Und der Schaft seines Spießes war wie ein Weberbaum und das eiserne seines Spießes hatte sechshundert Sekel Eisens und sein Schildträger ging vor ihm her.

Eisens: Das ist: Er hat nach dem Sekel des Heiligtums gewogen achtzehn Pfund und 24 Lot, oder nach dem Gemeinde Sekel 9 Pfund und 12 Lot. Aus welchen Waffen zu lesen ist, was dies für ein Ungeheuer gewesen sein muss. (Es ist aber Goliath ein Vorbild des Teufels gewesen, welcher viel zu stark und mächtig ist, als dass er mit menschlichen Kräften könnte überwunden werden.)

Schildträger: Darum er keine schlechte Person oder allgemeiner Soldat, sondern einer von der Philister Fürsten oder vornehmsten Obersten war.

8. Und er stand und rief zu dem Heer Israels und sprach zu ihnen: Was seid ihr ausgezogen, euch zu rüsten in einen Streit? Bin ich nicht ein Philister und ihr Sauls Knechte? Erwählt einen unter euch, der zu mir herabkomme!

Rief: Mit einer gräulichen und schrecklichen Stimme.

Zeug: Wider die Haufen des Volkes Israels in ihrem Lager.

Streit: Als wollte er sagen: Es darf nicht, dass ihr euch alle in die Gefahr begebt und eine Schlacht antretet, lasst uns durch einen besonderen Kampf, Mann gegen Mann, die Sache schlichten, ob ihr uns oder wir euch dienen sollen.

Philister: Habe meine Herkunft aus einem freien und streitbarem Volk.

Knechte: Habt keinen freien Heldenmut, sondern seid Standes und Gemüts halben leibeigene Knechte, welches genügend daraus zu lesen ist, weil ihr viel lieber gewünscht, unter einem König das knechtische Joch euch selber aufzuladen, als dass ihr frei geblieben wärt, wie ihr ganz wohl hättet sein können: Dazu habt ihr einen solchen König erwählt, der weder Stammes noch Standes halben berühmt, sondern vor Zeiten ein Eseltreiber gewesen und noch auf den heutigen Tag nicht immer wohl bei Sinnen ist.

Einen: Den ihr für den Vornehmsten und Tapfersten in eurem ganzen Lager schätzt.

9. Vermag er wider mich zu streiten, und schlägt mich, so wollen wir eure Knechte sein; vermag ich aber wider ihn und schlage ihn, so sollt ihr unsere Knechte sein, dass ihr uns dient.

Dient: Dass ihr unter unsere Gewalt seid und wir über euch herrschen.

10. Und der Philister sprach: Ich habe heutigentags dem Heer Israels Hohn gesprochen: Gebt mir einen und lasst uns miteinander streiten!

Gesprochen: Das ist: Ich habe eurem ganzen Feldlager eure Zagheit und Furchtsamkeit vorgeworfen: Denn ihr habt nicht so viel Herz noch Stärke, ist auch keine göttliche Hilfe bei euch, die euch beistünde, und darf sich keiner aus eurem ganzen Lager hervortun, dass er sich in einen Kampf mit mir einließe.

Gebt mir: Als wollte er sagen: Ich bleibe noch auf meiner ersten Meinung und wiederhole, was ich zuvor geredet habe: Ist jemand unter euch, der so viel Herz hat, der komme hervor und trete den Kampf mit mir an, dass wir um die Herrschaft miteinander kämpfen.

11. Da Saul und ganz Israel diese Rede des Philisters hörten, entsetzten sie sich und fürchteten sich sehr.

Rede: Die er mit großem Stolz, Übermut und Trotz herausstieß.

Fürchteten: Das ist: Sie sind vor solchem gräulichen Riesen und vor seinen Drohworten von Herzen erschrocken, will schweigen, dass sie sich hätten dadurch lassen aufmuntern und aufbringen, die Ehre Gottes und des israelitischen Volkes mit einem tapferen Heldenmut zu retten, wie sie richtig hätten tun sollen. (Aber dergleichen Schrecken kann der Teufel, welcher durch den Goliath vorgebildet wurde, in eines Menschen Gewissen erregen und verursachen, dass es mit uns geschehen ist, wo nicht Christus durch den David vorgebildet, mit seiner Hilfe uns erscheint.)

12. David aber war eines ephrathischen Mannes Sohn, von Bethlehem-Juda, der hieß Isai, der hatte acht Söhne und war ein alter Mann zu Sauls Zeiten und war betagt unter den Männern {1Sam 16v11}.

David: Welcher von Gott besonders geschickt wurde, dass er der Philister Übermut steuern und den Goliath darnieder legen sollte.

Ephrathischen: Denn die Stadt Bethlehem, sein Vaterland, hieß auch mit einem anderen Namen Ephrata {Mi 5}.

Alter: Darum er des Kriegs entlassen wurde, dass er demselben für seine Person nicht mehr nachziehen dürfe, sondern hat seine Söhne an seiner statt dahin geschickt.

13. Und die drei größten Söhne Isais waren mit Saul in Streit gezogen und hießen mit Namen: Eliab, der Erstgeborne, Abinadab, der andere, und Samma, der dritte.

14. David aber war der jüngste. Da aber die drei ältesten mit Saul in den Krieg zogen,

15. ging David wiederum von Saul, dass er der Schafe seines Vaters hütete zu Bethlehem.

Von Saul: Das ist: Er hatte sich von Hofe wiederum längst hinweg gemacht. Denn weil zu Ende dieses Kapitel gemeldet wird, dass weder Saul noch jemand anderes, von denen, die sich damals um ihn befunden, den David mehr gekannt, so sieht es ihm gleich, als ob David nicht lange zu Hofe geblieben, sondern nachdem es mit dem Könige etwas besser wurde, dass ihm die melancholische Wut nicht mehr so heftig zugesetzt, ist er wiederum abgefertigt und zu seinen Schafen hingewiesen worden. (Denn was taugliche Personen sind, die behält man solange zu Hofe, weil man ihrer zu hohen Notdurft bedarf, und nicht entbehren kann, dass man sie haben muss, wenn man aber meint, man brauche sie nicht mehr so nötig, so hält man es so, sie sind dem Hofe eine Beschwerde und werden wiederum fortgeschickt.) Und erscheint aus allen Umständen, dass eine gute lange Zeit dazwischen hingegangen, da David vom Hofe gekommen ist, bis zu diesem Krieg.

16. Aber der Philister trat herzu frühe morgens und abends und stellte sich dar vierzig Tage.

Stellt: Dergestalt, dass er sich alle Tage sehen ließ und den Israeliten vor aller Ohren den Kampf anbot. (Denn der Satan, welcher durch den Goliath abgebildet wurde, plagt die Auserwählten mit seinem Schrecken oft eine gute lange Zeit.) Aber was geschieht, da das Volk Gottes in großen Ängsten ist, schickt ihnen Gott, wider ihr Erhoffen einen Erlöser zu, nämlich den David, welcher ein Vorbild unseres Herrn Christi war: Derselbe kommt aus Vorsehung Gottes ins Heerlager und solches mit folgender Gelegenheit.

17. Isai aber sprach zu seinem Sohn David: Nimm für deine Brüder diese Epha geröstete Körner und diese zehn Brote und lauf in das Heer zu deinen Brüdern,

Brüder: Die unter dem Kriegsvolk im Lager sind, dass du es ihnen bringst.

Körner: Nämlich Mehl, so aus neuem Korn, welches man am Feuer gedörrt, gemahlen wurde. Es hält aber ein Epha zehn Gomor in sich, welches so viel war, als für zehn Personen, dieselben einen Tag damit zu erhalten.

Heer: Nämlich der Israeliten. (Hier ist David ein Vorbild des Sohnes Gottes gewesen, welchen der Vater um unseretwillen in die Welt gesandt hat.)

18. und diese zehn frischen Käse, und bringe sie dem Hauptmann; und besuche deine Brüder, ob es ihnen wohl gehe, und nimm, was sie dir befehlen.

Hauptmann: Unter welchem deine Brüder liegen, den du mit solcher Gabe verehren sollst, damit er deine Brüder desto besser halte und ihnen umso viel mehr geneigt sei.

Nimm: Will so viel sagen: Höre, was sie mir entbieten wollen, dass du es mir könntest anzeigen bei deiner Rückkehr. (Solche väterliche Vorsorge für die Kinder ist zu loben. Denn die Eltern sollen ihre Kinder lieben und Sorge für sie tragen.)

19. Saul aber und sie und alle Männer Israels waren im Eichgrunde und stritten wider die Philister.

Sie: Nämlich Davids Bruder.

Stritten: Das ist: Sie lagen wieder einander zu Felde und scharmützelten unterweilen miteinander.

20. Da machte sich David des Morgens frühe auf und ließ die Schafe dem Hüter und trug und ging hin, wie ihm Isai geboten hatte, und kam zur Wagenburg. Und das Heer war ausgezogen und hatte sich gerüstet, und schrien im Streit.

Frühe auf: Nachdem er vom Vater allen Befehl empfangen hatte, wie er sich zu verhalten sollte.

Trug: Nämlich das Brot, Mehl und Käse. Denn obwohl David vom Samuel bereits zum Könige war gesalbt worden, so hat er sich doch nicht davor ausgetan, sondern seinem Vater mit aller Demut Gehorsam geleistet und seinen Brüdern auf dieser Reise gedient. (Denn auch Christus (als der rechte David) ob er wohl in göttlicher Gestalt war, so hat er doch sich selbst um unseretwillen erniedrigt und Knechtsgestalt an sich genommen und ist dem Vater gehorsam gewesen bis zum Tode des Kreuzes {Phil 2}. Und, obwohl er anfangs dem Ansehen nach nur zu seinen Brüdern den Juden geschickt wurde, so ist er doch in der Wahrheit darum gekommen, dass er das ganze menschliche Geschlecht von der Tyrannei und Gewalt des Teufels erlöste. Es haben aber auch die Kinder hier am David ein Beispiel, dass sie seinen Gehorsam sollen lernen und wissen, dass sie durch den Gehorsam zu hohen Ehren und Würden kommen.)

Schrien: Das ist: Sie forderten einander aus und boten einander die Schlacht an.

21. Denn Israel hatte sich gerüstet, so waren die Philister wider ihr Heer auch gerüstet.

22. Da ließ David das Gefäß, das er trug, unter dem Hüter der Gefäße und lief zu dem Heer; und ging hinein und grüßte seine Brüder.

Gefäß: Das ist: Die Sachen, welche ihm sein Vater mitgegeben hatte, dass er sie seinen Brüdern und dem Hauptmann zustellen sollte. Denn die Israeliten eine jede Sache von allerlei Hausrat ein Gefäß nennen.

Hüter: Welcher nämlich darauf bestellt war, dass er der Israeliten Geräte verwahren sollte. Denn wenn die Kriegsleute eine Schlacht antreten wollen, so legen sie ihre Geräte und ihren Plunder von sich, auf das sie zum Streit desto fertiger sind. Als deswegen David gesehen, dass beide Kriegshaufen in der Schlachtordnung gegeneinander standen und bald einander angreifen würden, hat er wohl gedacht, dass es damals nicht würde Zeit sein, seinen Brüdern die Brote und das Mehl oder dem Hauptmann die Käse zu überliefern. Darum er solches alles dem, der das Gerät verwahrt, unter Händen gab und eilends der Schlachtordnung zugelaufen, dass er seine Brüder noch vor ansprechen möchte, ehe der Streit anginge.

Zeug: Zu dem Haufen der Israeliten, da sie in der Schlachtordnung standen.

Grüßte: Und hat sie gefragt, wie es ihnen ging? Und was ihm vom Vater zu verrichten befohlen wurde, ausgerichtet.

23. Und da er noch mit ihnen redete, siehe, da trat herauf der Riese mit Namen Goliath, der Philister von Gath, aus der Philister Zeug und redete wie vorhin; und David hörte es.

Trat herauf: Und stellt sich zwischen die beiden Heere.

Zeug: Das ist: Aus ihrer Schlachtordnung.

Redet: Dass er ihnen ihre Furchtsamkeit und Zagheit vorwarf, weil sich keiner finden ließ, der ihm das Gesicht bieten oder ihn besiegen wollte, darum er dem Kriegsheer Gottes Hohn sprach, nach seiner Gewohnheit.

Hörte es.: Mit großem Zorn und Unwillen, den er brannte von göttlichem Eifer wider den Philister.

24. Aber jedermann in Israel, wenn er den Mann sah, floh er vor ihm und fürchtete sich sehr.

Floh: Nicht zwar, dass das ganze Kriegsheer ausgerissen und getrennt wurde, sondern dass alle Israeliten vor diesem Goliath von Herzen erschrocken sind, wenn sie ihn nur ansahen, sooft er die vierzig Tage über sich hervor gemacht und sehen ließ, und sind aus Furcht hinter sich gewichen, dass keiner der vorderste bleiben wollte, damit er nicht mit ihm einen Kampf antreten müsste, allein David hat sich nicht vor ihm entsetzt. (Denn allein Christus kann den starken Gewappneten überwinden {Lk 11}.)

25. Und jedermann in Israel sprach: Habt ihr den Mann gesehen herauftreten? Denn er ist heraufgetreten, Israel Hohn zu sprechen. Und wer ihn schlägt, den will der König sehr reich machen und ihm seine Tochter geben und will seines Vaters Haus frei machen in Israel.

Jedermann: Das ist: Die Israeliten redeten je einer zum anderen mit großer Furcht und Zittern von dem Riesen.

Gesehen: Wie groß und stark er ist, wollte Gott, dass wir doch nur einen einigen tapferen Helden unter unserem Kriegsvolk hätten, der ihm seinen Übermut austriebe und darnieder legte.

Hohn zu: Als wollten sie sagen: Ist es nicht ein elender jämmerlicher Handel, dass in diesem ganzen Kriegsheer kein einziger Mann soll gefunden werden, der diese gotteslästerliche Bestie besiegen dürfte, welche uns allen miteinander eine große Schande ist, sofern sich nicht noch ein großmütiger Held findet, der solche Schmach von uns abwende.

Schlägt: Dass er ihn umbringt.

Haus: Oder Geschlechter, dass es frei sei von allen gemeinen und bürgerlichen Beschwerden. Welches denn zwar nicht eine schlechte Belohnung gewesen, damit Saul den, der den Riesen überwinden und umbringen würde, zu begaben verheißt. (Und muss man die Leute bisweilen mit Verehrungen anbringen, dass sie hohe und schwere, aber doch nötige Sachen zu verrichten auf sich nehmen. So lassen sich vorzeiten vortreffliche Männer nicht solche Tochtermänner aus, die viel Geld hätten, sondern welche mit Tugenden vor anderen hervorleuchteten. Denn sie viel lieber den Mann ohne Geld als das Geld ohne einen tauglichen Mann erwählt.)

26. Da sprach David zu den Männern, die bei ihm standen: Was wird man dem tun, der diesen Philister schlägt und die Schande von Israel wendet? Denn wer ist der Philister, dieser Unbeschnittene, der dem Heer des lebendigen Gottes höhnt?

Was: Weil David etwas von den oben gemeldeten Belohnungen ungefähr vernommen, begehrt er der Sachen einen gewissen Bericht zu haben und gibt zugleich so viel zu verstehen, wie er sich der Sachen unterfangen wolle.

Schande: Solche Schmach und äußerste Verachtung.

Wer ist: Als wollte er sagen: Warum fürchtet ihr euch also vor diesem Philister? Ist er doch ein unbeschnittener Mensch, dazu von Gott verworfen, und ein gottloser Heide, welcher ohne das, dass er unter die Kinder Gottes nicht kann gezählt werden, auch wider Gott schwer sündigt, dass er dessen Volk und Kriegsheer so höhnisch verspottet und aus großem Übermut schmäht. Darum kein Zweifel, er werde um seiner Gotteslästerung willen bald von Gott gestraft werden. Und habe ich zu der Güte unseres Gottes ein gewisses Vertrauen, dass ich mich nicht scheuen wollte, mit diesem Ungeheuer mich in einen Kampf einzulassen.

27. Da sagte ihm das Volk wie vorhin: So wird man tun dem, der ihn schlägt.

28. Und Eliab, sein größter Bruder hörte ihn reden mit den Männern und ergrimmte mit Zorn wider David und sprach: Warum bist du herabkommen? Und warum hast du die wenigen Schafe dort in der Wüste verlassen? Ich kenne deine Vermessenheit wohl und deines Herzens Bosheit. Denn du bist herabgekommen, dass du den Streit siehst.

Reden: Da er forschte von dem Lohn, der dem versprochen wäre, welcher den Goliath umbringen würde.

Kommen: Zum Heer. Als wollte er sage: Du hast hier freilich viel zu schaffen, wir hätten deiner ganz wohl entbehren können.

Schafe: Welche der Vater hat. Wäre es nicht besser, du hättest Acht auf unsere Gütlein und versiehst das wohl, als dass du aus Vorwitz hierher läufst und fragst nach Sachen, die dich nichts angehen?

Vermessenheit: Dass du oben aus Wille, und nirgend an, indem du dich selber überredest, du willst noch weißt nicht zu was höheren Ehren zu kommen, dieweil du von dem alten verlebten und aberwitzigen Samuel bist gesalbt worden.

Siehst: Und später hin und wieder bei anderen Leuten viel davon erzählen und rühmen könntest: Dieser und keiner anderen Ursache halben hast du bei dem Vater so viel abgebettelt, dass er dir hierher zu kommen erlaubt hat, da du vorgewandt, du wolltest uns besuchen und sehen, wie wir lebten. (Schau was der Neid tut, wie hässlich er fromme Leute ausmacht, und wie einen bitteren Hass und Widerwillen er zwischen Brüdern zu erregen pflegt. Gleichwie aber David von seinem Bruder unfreundlich empfangen und ihm übers Maul gefahren wird: Also haben die Juden Christus nicht mit Willen angenommen.)

29. David antwortete: Was habe ich denn nun getan? Ist mir es nicht befohlen?

Getan: Warum soll ich übel daran gehandelt haben, dass ich zu euch gekommen bin?

Befohlen: Als wollte er sagen: Ich bin nicht für mich selbst oder aus freiem Willen, sondern auf des Vaters Befehl daher gekommen, der mich geschickt hat, darum ich rechte Ursache hatte mich hier zu verfügen.

30. Und wandte sich von ihm gegen einen anderen und sprach, wie er vorhin gesagt hatte. Da antwortete ihm das Volk wie vorhin.

Gesagt: Dass er nämlich fragte von der Belohnung, welche dem Überwinder sollte gegeben werden, und gab zugleich mit zu verstehen, dass er Lust hätte mit dem Goliath ein Gänglein zu tun. (Denn wir sollen uns durch unsere Freunde oder Verwandten Grobheit und Unverstand von unserem ehrlichen und rechtmäßigen Vorhaben nicht lassen abwendig machen.)

Wie vorhin: Das ist: Er hat überall, wo er nachgefragt, einerlei Bescheid empfangen.

31. Und da sie die Worte hörten, die David sagte, verkündigten sie es vor Saul, und er ließ ihn holen.

Hörten: Weil solche Rede bald durch das ganze Heerlager ausgebreitet wurde.

Sagte: Dass er wollte den Kampf mit dem Philister antreten.

Holen: Denn er solchen Vorschlag nicht allerdings aus der acht lassen wollen.

32. Und David sprach zu Saul: Es entfalle keinem Menschen das Herz um deswillen; dein Knecht soll hingehen und mit dem Philister streiten.

Entfalle: Als wollte er sagen: Die Israeliten sollten sich vor diesem Riesen nicht so sehr entsetzen, dass ihm keiner dürfte das Gesicht bieten oder sich im Kampf mit ihm einlassen.

Streiten: Weil sich sonst niemand finden will, der sich dazu begehrte gebrauchen zu lassen. Denn ich fürchte mich vor der großen und ungeheuren Bestien ganz und gar nicht. Will also David ohne des Königs Vorwissen und Erlaubnis sich nichts unterfangen. Denn ob er wohl im Geheimen zum Könige gesalbt war, so hat er doch nichts dem Kriegsregiment zuwiderhandeln wollen, weil seine Salbung wenigen kund war. (Sollen wir darum mit unserem Beispiel die Ordnung in der Kirche und im weltlichen Regiment nicht trennen, sondern dieselbe erhalten helfen und unsere Freiheit nicht missbrauchen.)

33. Saul aber sprach zu David: Du kannst nicht hingehen wider diesen Philister, mit ihm zu streiten; denn du bist ein Knabe, dieser aber ist ein Kriegsmann von seiner Jugend auf.

Streiten: Dergestalt, dass du ihn überwinden und den Sieg erhalten möchtest.

Knabe: Du bist ganz zu jung dazu und ein Kind, gegen eine solche große Person zu rechnen, dazu bist du in Kriegen nicht geübt.

Jugend: Der sich die Zeit seines Lebens in Kriegen viel geübt hat, darum ist nicht zu hoffen, dass du den Sieg davon brächtest. Würde er dich denn darnieder schlagen, so hättest du zwar dir selber den Tod verursacht, uns aber eine ewige Dienstbarkeit samt großem Schimpf und Spott auf den Hals geladen.

34. David aber sprach zu Saul: Dein Knecht hütete die Schafe seines Vaters, und es kam ein Löwe und ein Bär und trug ein Schaf weg von der Herde.

Knecht: Er meint aber sich selber mit diesen Worten.

Bär: Doch zu unterschiedlichen Malen. Denn es fasst David hier zweierlei Geschichten um der Kürze willen zusammen.

35. Und ich lief ihm nach und schlug ihn und errettete es aus seinem Maul. Und da er sich über mich machte, ergriff ich ihn bei seinem Bart und schlug ihn und tötete ihn.

Schlug ihn: Nämlich beide Tiere.

Machte: Weil es ihnen verdross, dass ich ihnen den Raub wieder abgejagt hatte, darum sie sich zu rächen begehrten und ihres Schadens an mir tun wollten.

Bart: Ich schmiss sie tapfer aufs Maul. Es hat aber das Ansehen, als habe David solche Taten nach seiner Salbung verrichtet, nachdem er größere und mehr Gaben des Heiligen Geistes von Gott empfangen, wie oben gemeldet. (Und sind diese des Davids Heldentaten, so vor des Goliaths Niederlage hergegangen sind, ein Schatten und Vorbild gewesen der Wunderwerke, die Christus getan, ehe denn er den Teufel überwunden und die Hölle beraubt hat.)

36. Also hat dein Knecht geschlagen beide den Löwen und den Bären. So soll nun dieser Philister, der Unbeschnittene, sein gleichwie deren einer, denn er hat geschändet des Heer des lebendigen Gottes.

Unbeschnittene: Der kein Mitglied des Volkes Gottes, sondern sein Feind ist.

Der einer: Nämlich der Tiere, die ich umgebracht habe. Weil er nicht stärker als ein Löwe oder Bär sein wird, und wird es Gott dieser gottlosen Bestie nicht zulassen, dass er mich, der ich durch die Beschneidung dem Volke Gottes einverleibt bin, überwinde oder umbringe. (Gleichwie aber David seinen Glauben mit seiner Beschneidung stärkt, also soll ein Christ, wenn er vom Teufel angefochten wird, sich auf seine Taufe fest verlassen, weil er in derselben zum Erben des Himmelreichs aufgeschrieben wurde, und darf sich eines gewissen Sieges wider den Teufel und seinen Verheißungen getrösten.)

Gottes: (Denn wer das Volk Gottes schmäht, der schmäht Gott selber.) Und verließ sich David auf die göttlichen Verheißungen, welche dem Abraham geschehen waren, da zu ihm gesagt wurde, ich will segnen, die dich segnen, und will verfluchen, die dich verfluchen.

37. Und David sprach: Der Herr, der mich von dem Löwen und Bären errettet hat, der wird mich auch erretten von diesem Philister.

Der Herr: (Hier sieht man, dass sich keiner auf seine eigenen Kräfte verlassen soll, sondern der Güte und Allmacht Gottes trauen nach seinen Verheißungen: Und sollen uns die vorhergehenden Errettungen, so uns widerfahren sind, ein Herz machen, dass wir die folgenden Versuchungen und Trübsale mit desto mehr Standhaftigkeit aushalten und überwinden.)

38. Und Saul sprach zu David: Gehe hin, der Herr sei mit dir! Und Saul zog David seine Kleider an und setzte ihm einen eisernen Helm auf sein Haupt und legte ihm einen Panzer an.

Mit dir: Er stehe dir bei mit seiner Hilfe, dass du den Riesen überwinden könntest. Es redet aber Saul diese Worte nicht aus Glauben oder aus einem gottseligen Herzen, sondern aus Gewohnheit.

Kleider: Das ist: Seine Waffen, die er ihm aus seiner Rüstkammer lassen hervorbringen.

39. Und David gürtete sein Schwert über seine Kleider und fing an zu gehen, denn er hatte es nie versucht. Da sprach David zu Saul: Ich kann nicht so gehen, denn ich bin es nicht gewohnt; und legte es von sich.

Sein Schwert: Nämlich des Sauls.

Kleider: Über die vorgemeldeten Waffen.

Versucht: Er war solche Amtskleider zu tragen ungewohnt, nämlich dass er also gewappnet einherging. Denn ob er wohl vor der Zeit des Königs Sauls Waffenträger gewesen war, so lautet es doch hier dahin, als ob er zur selben Zeit die Waffen selber an seinem Leibe nicht gebraucht hätte, weil er mit Saul niemals in den Krieg gezogen war.

Nicht gewohnt: Dass ich also gewappnet sollte hereinziehen.

Von sich: Da er merkte, dass es ihm zu nichts nütze sein oder helfen würde, weil er sich darin nie geübt hatte.

40. Und nahm seinen Stab in seine Hand und erwählte fünf glatte Steine aus dem Bach und tat sie in die Hirtentasche, die er hatte, und in den Sack, und nahm die Schleuder in seine Hand und machte sich zu dem Philister.

Stab: Nämlich seinen Hirtenstab anstatt der Waffen, damit er besser umgehen konnte.

Fünf: Damit, wenn der eine fehlte, der anderer oder dritte ihm geraten möchte.

Macht sich: Mit solcher Rüstung wider den Philister zu streiten. (Es hat aber David den Goliath nicht mit recht kriegsmännischen Waffen überwinden sollen, sondern mit einer Hirtenwehr: Damit zu verstehen gegeben wurde, dass Christus den Teufel nicht mit äußerlicher oder weltlicher Gewalt überwinden sollte und dass er des Teufels Reich nicht mit Waffen, sondern mit dem Amt des Wortes oder durch Zutun frommer Kirchenlehrer pflege zu zerstören.)

41. Und der Philister ging auch einher und machte sich zu David, und sein Schildträger vor ihm her.

Einher: Mit großem Pracht und Übermut.

Vor ihm: Nämlich ehrenhalber und dass es ein desto größeres Ansehen hätte, gleichwie heutzutage bei den Fürsten und Herren gebräuchlich ist, dass sie etliche Diener haben, die vor ihnen hergehen.

42. Da nun der Philister sah und schaute David an, verachtete er ihn. Denn er war ein Knabe, bräunlich und schön {1Sam 16v12}.

Verachtet: Besonders, dass er mit keinem Harnisch oder anderen Kriegswaffen angetan war, sondern eines Hirten Amtskleider trug und eine Schleuder bei sich hatte.

Knabe: Noch in seinem jungen Alter, darum ihn der Philister zu Kriegssachen und Verrichtungen allerdings untauglich schätzte. Man soll aber von eines Menschen Kräften oder Tugenden nicht freventlicherweise und ganz zu schnell aus dem Alter oder nach der äußerlichen Gestalt des Leibes urteilen.)

43. Und der Philister sprach zu David: Bin ich denn ein Hund, dass du mit Stecken zu mir kommst? Und fluchte dem David bei seinem Gott.

Stecken: Du musst andere Wehre und Waffen haben, wenn du mich überwältigen willst, denn ich bin kein Hund, dass du mich mit einem Stecken könntest zu Tode schlagen, sondern ein starker Kriegsmann.

Fluchte: Das ist: Er hat durch seines Abgotts Namen dem David alles Übel gewünscht. (Ist darum nichts neues und eine alte, aber gottlose Gewohnheit, dass die Kriegsleute mit Fluchen und Lästern wider einander toben. Und ist kein Wunder, dass diejenigen kein Glück haben, welche den Namen Gottes so schändlich missbrauchen.)

44. Und sprach zu David: Komm her zu mir, ich will dein Fleisch geben den Vögeln unter dem Himmel und den Tieren auf dem Felde!

Felde: Als wollte er sagen: Ich will dich zu Boden schlagen und erwürgen, danach die wilden Tiere und Vögel über dich kommen lassen, dass sie deinen Leib verzerren und verzehren. (Also geschieht es, dass die Gottlosen gewonnen schreien, eher sie über den Berg kommen, welches sie doch nicht aus Glauben tun, sondern verlassen sich auf ihre große Macht und Stärke.)

45. David aber sprach zu dem Philister: Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Schild; ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Zeuges Israels, den du gehöhnt hast {Ps 20v8 118v11},

Du kommst: Als wollte er sagen: Ich höre zwar deine großsprechenden Reden und übermütigen Drohworte wohl, aber ich achte mich derselben wenig, und ob du wohl mit deinen Rüstungen versehen bist nach dem allerbesten, so hast doch keine andere Hilfe, als deinen stolzen Übermut und die Größe deines Leibes, darauf du dich verlässt.

Herrn Zebaoth: Das ist: Ich setze mein Vertrauen auf Gott und habe eine freudige feste Zuversicht zu dem Herrn der Heerscharen, dass er mit seiner göttlichen Hilfe mir beistehen werde, welcher nicht allein eine unzählige Menge der heiligen Engel um sich her hat, sondern es müssen ihm auch alle Kreaturen auf den Dienst warten und wider seine Feinde streiten, wenn er sie ausschickt: In desselben gewaltigen Gottes Namen, und mit seiner Hilfe und Beistand will ich gegen dich bestehen, welcher vorlängst den Israeliten versprochen hat, dass er zugleich mit ihnen und mit ihrem Kriegsheer ausziehen wolle wider ihre Feinde und dieselben darnieder legen und zu Boden stürzen.

Gehöhnt: Indem du ihnen ihre Furchtsamkeit und Zagheit vorgeworfen, als ob unser Gott uns von deiner Hand nicht erretten könnte: Welche Schmach, weil sie wider die göttliche Majestät selbst geschehen, dir keineswegs ungestraft hingehen wird.

46. heutigentags wird dich der Herr in meine Hand überantworten, dass ich dich schlage und nehme dein Haupt von dir und gebe den Leichnam des Heers der Philister heute den Vögeln unter dem Himmel und dem Wild auf Erden, dass alles Land innewerde, dass Israel einen Gott hat,

Schlage: Das ist: Gott wird mir beistehen, dass ich den Sieg wider dich erhalte und dich umbringe.

Heers: Denn wenn ich dich erwürgt habe, so wird dein Kriegsvolk nicht mehr Fuß halten, sondern auszureißen begehren, denen die unseren nachsetzen und sie darnieder legen werden.

Innewerde: Dass jedermann bekannt werde, wie das israelitische Volk den wahren Gott habe, welcher nie verlässt diejenigen, so auf ihn trauen und dem keine Macht noch Stärke widerstehen kann. (Und sehen wir an diesem des Davids Beispiel, dass wir in Anfechtungen zu Gott fliehen müssen, auf welchen wir unser Vertrauen setzen sollen. Denn weil derselbe uns zugesagt hat, dass er uns erhalten wolle, so wird er uns niemals verlassen.)

47. und dass alle diese Gemeinde innewerde, dass der Herr nicht durch Schwert noch Spieß hilft; denn der Streit ist des Herrn, und wird euch geben in unsere Hände.

Nicht durch: Das ist: Es wird jedermann spüren und bekennen müssen, dass der Sieg nicht mit Wehr oder Waffen erhalten werde, sondern Gottes Gabe sei, der den Krieg richtet und den Sieg gibt, wem er will, demselben wird er uns verleihen, dass wir ihn wider euch erhalten, ob wir wohl an fleischlicher Macht und Stärke euch nicht gleichen mögen. (Sollen wir deswegen uns vor den Feinden des Volkes Gottes großer Macht nicht zu sehr fürchten.)

48. Da sich nun der Philister aufmachte, ging daher und nahte sich gegen David, eilte David und lief vom Zeuge gegen den Philister.

Aufmachte: Dass er den Kampf antrete.

49. Und David tat seine Hand in die Tasche und nahm einen Stein daraus und schleuderte und traf den Philister an seine Stirn, dass der Stein in seine Stirn fuhr, und er zur Erde fiel auf sein Angesicht.

Traf: Weil Gott den Wurf so richtete.

Fiel: (Dieser Fall eines solchen mächtigen Feindes lehrt uns, dass derselbe Gott, welcher sich dem israelitischen Volk geoffenbart hat, allein der wahre Gott sei, der die Seinen nicht von wegen ihrer menschlichen Macht und Stärke, sondern um seines Namens Ehre willen erhält, und lässt die Gotteslästerungen, so wider die rechte Religion ausgestoßen werden, nicht ungestraft hingehen: Der die Seinen nicht verlässt in Nöten: Der den Hoffärtigen widersteht und die Demütigen erhöht: Der seine Verheißung hält aufs allersteifste.)

50. Also überwand David den Philister mit der Schleuder und mit dem Stein; und schlug ihn und tötete ihn. Und da David kein Schwert in seiner Hand hatte.

Überwand: (Also hat auch der rechte David, Christus, den Goliath, nämlich, den Teufel überwunden hat, dass ihn alle die, welche wahrhaftig an Christus glauben, nicht mehr fürchten dürfen.)

51. lief er und trat zu dem Philister und nahm sein Schwert und zog es aus der Scheide und tötete ihn und hieb ihm den Kopf damit ab. Da aber die Philister sahen, dass ihr Stärkster tot war, flohen sie.

Sein Schwert: Nämlich des Philisters. (Gleichwie aber Goliath durch sein eigenes Schwert umkommt, also fallen die Gottlosen oftmals in ihre eigenen Fallstricke, die sie anderen gestellt haben. Und weil ein jeder Christ mit Trübsalen und Versuchungen geplagt wird, welche wie der Goliath unüberwindlich scheinen, so sollen wir doch gute Hoffnung haben, denn wir den Sieg gewisslich davon bringen werden, weil wir Christi Glieder sind.)

Flohen sie: Haben also nicht Glauben gehalten, dass sie ihre Gesandten zu den Israeliten abgefertigt, und nach vorgehörtem des Goliaths vorgeschlagene Bedingung sich ihnen ergeben hätten oder auch nach leidlichen Mitteln eines beständigen Friedens getrachtet. (Denn die Feinde des Volkes Gottes halten weder Treue noch Glauben.)

52. Und die Männer Israels und Judas machten sich auf und riefen und jagten den Philistern nach, bis man kommt ins Tal, und bis an die Tore Ekrons. Und die Philister fielen erschlagen auf dem Wege zu den Toren bis gen Gath und gen Ekron.

Und Juda: Denn der Stamm Juda, wie es das Ansehen hat, ein besonderes Heerlager gehabt, weil es vor anderen ganz volkreich war.

Riefen: Mit großem Frohlocken, dass sie den Sieg erhalten hatten, und schreckten zugleich mit ihrem großen Geschrei die vorhin erschrockenen Feinde noch mehr.

Tal: Dass nicht mit Namen genannt wird, weil es zur selben Zeit wohl bekannt war.

Toren: Das ist: Es lagen hin und wieder auf den Straßen, die zu den Toren der Nächsten Städte gingen, viel verwundete und erschlagene von der Philister Volk.

Gath: So eine von den vornehmsten Städten der Philister, und des Goliaths Vaterland gewesen.

Ekron: Welche ebenmäßig eine von der Philister Hauptstädten war, und der kurz zuvor auch Meldung geschehen.

53. Und die Kinder Israel kehrten um von dem Nachjagen der Philister und beraubten ihr Lager.

Lager: Welches ohne Zweifel sehr reich gewesen, dass die Israeliten damals eine gute Beute davonbrachten. (So schnell kann Gott der Herr den traurigen und trübseligen Zustand in einen fröhlichen und glückseligen verändern.)

54. David aber nahm des Philisters Haupt und brachte es gen Jerusalem; seine Waffen aber legte er in seine Hütte.

Brachte es: Nämlich nachdem er es eine Weile herumgetragen hatte, wie aus dem Folgenden zu lesen ist. (Denn es ist einem frommen Menschen ungewehrt, dass er sich wohl freuen und sich selber Glück wünschen darf, wenn es ihm in einer Sache und schweren Verrichtung alles glücklich und wohl hinausgegangen ist. Doch also, dass er nicht sich selbst, sondern Gott die Ehre zueigne.)

Hütte: Welche später in die Hütte des Stifts gelegt worden, wie wir an seinem Ort hören werden. Kapitel 21.

55. Da aber Saul David sah ausgehen wider den Philister, sprach er zu Abner, seinem Feldhauptmann: Wes Sohn ist der Knabe? Abner aber sprach: So wahr deine Seele lebt, König, ich weiß nicht.

Philister: Dass er wider denselben kämpfen wollte. Denn diese Reden sind zwischen Saul und seinem Feldhauptmann vorgefallen, ehe David den Goliath überwand.

Wes Sohn: Denn es hatte Saul des Davids vergessen und ihn aus der acht gelassen, weil er eine gute lange Zeit von Hofe wiederum zu seinen Schafställen umgekehrt war.

Lebt: Ist eine Art, die man zur selben Zeit zum schweren und ein Ding zu beteuern gebraucht, als ob er spreche: So gewiss es ist, dass du, o König, lebst, so gewiss ist es auch, dass ich diesen Jüngling nicht kenne.

56. Der König sprach: So frage danach, wes Sohn der Jüngling sei.

57. Da nun David wiederkam von der Schlacht des Philisters, nahm ihn Abner und brachte ihn vor Saul; und er hatte des Philisters Haupt in seiner Hand.

Wiederkam: Nämlich nachdem er den Philister umgebracht und den Sieg wider ihn erhalten hatte. Denn was jetzt folgt, ist nicht zu einer Zeit vorgefallen mit dem, was zuvor geredet worden, sondern über eine gute Weile später, da der Goliath bereits umgekommen war.

58. Und Saul sprach zu ihm: Wes Sohn bist du, Knabe? David sprach: Ich bin ein Sohn deines Knechts Isai, des Bethlehemiten.

Isai: Hat deswegen Saul den David wiederum erkannt, da er so viel Nachricht von ihm bekommen hat. (Denn man vergisst derselben bald zu Hofe, deren man nicht mehr bedarf.)


Das 18. Kapitel

  • David kommt wieder an den Hof, und gewinnt ihn Jonathan sehr lieb. v. 1.
  • Saul wird durch des Davids Lob vor den Kopf gestoßen, dass er ihm feind wird, und begehrt ihn zweimal aufzuspießen. v. 6.
  • Nichtsdestoweniger versieht David sein Amt, und wird dem Volk immer angenehmer. v. 14.
  • Und wird ihm erstlich des Sauls älteste Tochter versprochen, aber nicht gegeben, doch bekommt er endlich die jüngste, Michal geheißen. v. 22.

1. Und da er hatte ausgeredet mit Saul, verband sich das Herz Jonathans mit dem Herzen Davids; und Jonathan gewann ihn lieb wie sein eigenes Herz.

Verband: Das ist: Gott erweckte in dem Jonathan eine inbrünstige, herzliche und ehrliche Liebe und Zuneigung gegen den David. (Es ist aber ein getreuer Freund eine herrliche Gabe Gottes, und pflegt Gott die Seinen, eher er sie lässt in Gefahr kommen, mit getreuen Freunden gleichsam zuvor zu unterstützen, auf dass sie in der Gefahr derselben Hilfe und Beistand sich gebrauchen können. Wir sollten aber mit einer solchen großen Liebe, damit Jonathan den David geliebt hat, nicht allein unsere Freunde, sondern auch einen jeden nächsten Menschen lieben, wie geschrieben steht: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.)

2. Und Saul nahm ihn des Tages und ließ ihn nicht wieder zu seines Vaters Haus kommen.

Nahm ihn: Dass er wieder bei ihm am Hofe war. (Denn es werden vortreffliche Männer bei den großen Herren wert geachtet, wenn sie derselben können eine Ehre haben.)

3. Und Jonathan und David machten einen Bund miteinander; denn er hatte ihn lieb wie sein eigenes Herz {1Sam 20v16 23v18}.

Bund: Das sie einander eine feste und allerdings brüderliche rechtschaffene Liebe, Treue und Freundschaft zusagten: Und sind Eidbrüder miteinander worden.

4. Und Jonathan zog aus seinen Rock, den er anhatte, und gab ihn David, dazu seinen Mantel, sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel.

Bogen: Also dass er ihm nicht allein seine Kleider, sondern auch seine Wehr und Waffen schenkte zum Zeugnis seiner Liebe und Bestätigung einer beständigen Freundschaft zwischen ihnen. Und zeigte damit an, dass er alles, was er hätte, mit dem David gemein haben und mit ihm teilen wollte.

5. Und David zog aus, wohin ihn Saul sandte, und hielt sich klüglich. Und Saul setzte ihn über die Kriegsleute; und er gefiel wohl allem Volk, auch den Knechten Sauls.

Sandte: Und richtete fleißig und treulich aus, was ihm Saul zu verrichten befahl.

Kriegsleute: Denen er zu gebieten hatte, auf dass er mit denselben, so ihm vom Saul zu gegeben waren, bisweilen auf der Philister Grenze einen Streifzug tat.

Volk: Welches ihn lieb hatte und viel auf ihn hielt.

Knechten Saul: Dies ist ein besonderes Glück gewesen, dass dem David auch des Königs Diener zu Hofe gewogen blieben, welches doch sonst ganz selten geschieht, weil der Neid zu Hofe oft den Vorzug hat. (Denn wenn wir der ersten Gaben Gottes, die er uns mitgeteilt hat, recht gebrauchen, so gibt uns Gott immer mehr und größere. Und sollen wir neben der Tapferkeit des Gemüts auch der Klugheit uns gebrauchen, besonders in Verrichtung hochwichtiger Sachen.)

6. Es begab sich aber, da er wiedergekommen war von des Philisters Schlacht, dass die Weiber aus allen Städten Israels waren gegangen mit Gesang und Reigen dem Könige Saul entgegen mit Pauken, mit Freuden und mit Geigen.

Es begab: Jetzt wird angezeigt, welchergestalt und aus was Ursachen Saul einen heimlichen Neid wider den David gefasst hat.

Allen Städten: Das ist: An allen Orten, wo Saul durchgezogen war nach erlangtem Sieg wider die Philister, dass er wieder heimkäme, waren ihm die Weiber und Jungfrauen in einer Ordnung und mit einem sondern Gepränge aus den Städten entgegengegangen und hatten ihn mit Freudengesängen empfangen, die sie Gott zu Lobe und dem Könige zu Ehren gesungen.

Geigen: Mit allerlei musikalischen Instrumenten.

7. Und die Weiber sangen gegeneinander und spielten und sprachen: Saul hat tausend geschlagen, aber David zehntausend {1Sam 21v11 29v5}.

Spielten: Nämlich auf den vorgemeldeten Instrumenten.

Saul hat: Dies ist ein Stück von dem Freudengesang gewesen. Und haben damit wollen zu verstehen geben, dass David, indem er den schrecklichen Goliath erwürgt, einen zehnfach herrlicheren Sieg erhalten hatte als der Saul: Ob sie wohl mit diesem des Davids Ruhm des Sauls Taten nicht begehrten zu verkleinern, sondern in einer Vergleichung gegeneinander des Davids Heldentaten mit rechtem Lob herausstrichen. (Darum, gleichwie der Schatten dem Leibe immer nachfolgt, also folgt die Ehre und Ruhm für sich selbst der Tugend und der Tapferkeit.)

8. Da ergrimmte Saul sehr, und gefiel ihm das Wort übel und sprach: Sie haben David zehntausend gegeben und mir tausend; das Königreich will noch sein werden.

Übel: Es verdross ihn heftig, dass der David ihm vorgezogen wurde. Hat also des Davids Glückseligkeit nicht lange gewährt. (Denn wo Glück ist, da folgt der Neid bald später.)

Gegeben: Weil sie singen, dass David zehntausend Feinde und ich nur tausend erschlagen habe.

Sein werden: Weil er von wegen seiner Taten und Kriegsverrichtungen nicht allein mir verglichen, sondern auch vorgezogen wird.

9. Und Saul sah David sauer an von dem Tage und fortan.

Sauer an: Also dass er auch seinen Hass im Gesicht nicht verbergen konnte. Es ist aber am David ein Zeichen eines aufrichtigen Gemüts gewesen, dass er solches sauer Ansehen nicht für ein Neidstück gedeutet oder geargwohnt hat. (Denn die Liebe glaubt alles und hofft immer das Beste {1Kor 13}, darum sie auch oft betrogen wird. Dem David aber ist es rühmlich und wohl angestanden, dass er nach einem solchen herrlichen erlangten Lob nicht stolzer oder aufgeblasener wurde. Denn wir sollen aus unserem Lobe, so man uns gibt, nicht Anlass nehmen, dass wir dadurch wollten desto übermütiger werden und uns dessen überheben.)

10. Des anderen Tages geriet der böse Geist von Gott über Saul und weissagte daheim im Hause; David aber spielte auf den Saiten mit seiner Hand, wie er täglich pflegte. Und Saul hatte einen Spieß in der Hand {1Sam 18v29}.

Anderen Tages: Nachdem Saul wieder heimgekommen war.

Böse Geist: Das ist: Er kam von Sinnen.

Weissagt: Das ist: In solcher seiner unsinnigen Weise sang er geistliche Gesänge, die er vielleicht zuvor nicht gelernt hatte. (Denn man an den melancholischen Leuten dergleichen oft spürt, besonders, wenn der böse Feind mit seinem Affenspiel und Wirkungen auch dabei ist, dass die aberwitzigen Leute bisweilen eine Sprache reden, die sie nicht gelernt haben, bringen aber doch die Sachen so verwirrt vor und werfen es alles durcheinander, dass man die Unsinnigkeit und des Teufels Mutwillen genügend daran spüren kann.)

Spielte: Damit er die unsinnige Melancholie vom Saul vertriebe.

11. und schoss ihn und gedachte: Ich will David an die Wand spießen. David aber wandte sich zweimal von ihm.

Zweimal: Daraus zu lesen ist, dass Saul zweimal nach ihm geschossen hat. Und hat hier David seine große Geduld und Gottseligkeit erzeigt, dass er nicht den Spieß erwischt und aus Zorn und Rachgierigkeit ihn wieder nach dem Saul geworfen hat, sondern ist auch nicht aus Unmut oder mit Unwillen von Hofe hinweggewichen. (Denn ob es wohl zugelassen ist, dass im Fall der höchsten und unvermeidlichen Not einer unrechten Gewalt von sich abtreiben mag, so sollen wir doch aus dem empfangenen Unrecht nicht nach Gelegenheit trachten, wie wir Böses mit Bösem mögen vergelten, sondern sollen in unserem Beruf gehorsam verharren.)

12. Und Saul fürchtete sich vor David; denn der Herr war mit ihm und war von Saul gewichen.

Gewichen: Das ist: Je mehr Saul merkte, dass er von Gott verlassen wäre, der dem David in allem seinem Tun Glück gab und ihn wider seiner unrechten Gewalt schützte, je heftiger er sich vor ihm fürchtete. (Sieht man darum hier, dass Gott der Feinde Streiche richte und abwende, dass sie umsonst und ohne Schaden leer ausgehen. Und dass diejenigen von anderen gefürchtet werden, welche an Gott einen gnädigen Vater und denselben zum Beschützer haben.)

13. Da tat ihn Saul von sich und setzte ihn zum Fürsten über tausend Mann; und er zog aus und ein vor dem Volk.

Von sich: Weil er sich besorgte, David möchte dermal einst ihn wieder anfallen und sich an ihm rächen wollen. (Denn die Gottlosen urteilen von frommen Leuten nach ihrem Kopf.)

Tausend Mann: (Also pflegen manchmal unter dem Schein einer Gnaden und Gutwilligkeit, als ob man ihnen eine Ehre begehrte anzutun, von Hofe hinweg und zu anderen Ämtern abgefertigt zu werden, welche man ohne ihr Verschulden heimlich anfeindet.)

Volk: Das ist: Er führte die Kriegsleute, so ihm untergeben waren, auf und ab, und war immer als ein Befehlshaber und Hauptmann vorne an und blieb nicht im letzten Haufen, da es am sichersten war.

14. Und David hielt sich klüglich in all seinem Tun; und der Herr war mit ihm.

Klüglich: (Denn Stärke ohne Klugheit, ist eine Verwegenheit und Frechheit.)

Mit ihm: Das ist: Er half ihm und gab ihm Glück zu allem, was er anfing.

15. Da nun Saul sah, dass er sich so klüglich hielt, scheute er sich vor ihm.

Scheute: Also dass je besser sich David hielt und je größeres Ansehen er daher bekam, je mehr ihn Saul anfing zu fürchten. Denn er ihn im Argwohn hatte, dass er ihn nicht einmal eins aus dem Stuhl heben und vom Königreich verstoßen möchte.

16. Aber ganz Israel und Juda hatte David lieb; denn er zog aus und ein vor ihnen her.

Und Juda: Nämlich das ganze Volk in allen Stämmen.

Und ein: Das ist: Er führte sein Kriegsvolk, so er unter ihm hatte, weislich an und brachte sie mit Ruhm und Ehren wieder heim.

17. Und Saul sprach zu David: Siehe, meine größte Tochter Merab will ich dir zum Weibe geben; sei nur freudig und führe des Herrn Kriege! Denn Saul gedachte: Meine Hand soll nicht an ihm sein, sondern die Hand der Philister.

Sprach: Aus falschem Herzen.

Tochter: Welche jetzt mannbar und ein schönes Fräulein ist.

Freudig: Als wollte er sagen: Halt dich wohl und tapfer, damit du zu der königlichen Heirat würdig mögest erkannt werden, wie eines Königs Schwiegersohn oder Tochtermann zusteht.

Kriege: Streite tapfer wider die Feinde des Volkes Gottes.

Gedacht: Nämlich bei sich selbst und in seinem Herzen.

Soll nicht: Ich will meine Hände mit seinem unschuldigen Blut nicht beflecken, sondern ihn den Feinden zuschicken, dass sie ihn umbringen und mir aus dem Wege räumen. (Sind deswegen die Heuchler alsdann am ärgsten, wenn sie sich am freundlichsten und am frömmsten stellen, und bereden sich selbst, sie haben nichts Böses getan, wenn sie nur nicht selber Hand anlegen, ob sie es gleich durch andere zu tun verschaffen.)

18. David aber antwortete Saul: Wer bin ich, und was ist mein Leben und Geschlechter meines Vaters in Israel, dass ich des Königs Schwiegersohn werden soll?

Wer bin: Als wollte er sagen: Meine Tugend und Tapferkeit ist nicht so groß noch mein Stand so hoch, so ist auch mein Geschlecht nicht so berühmt, dass ich der königlichen Heirat sollte würdig geachtet werden. (Diese des Davids rechtschaffene und wahre Demut soll ein jeder in seinem Beruf von ihm lernen und derselben nachzufolgen sich bemühen.)

19. Da aber die Zeit kam, dass Merab, die Tochter Sauls, sollte David gegeben werden, wurde sie Adriel, dem Meholathiter, zum Weibe gegeben.

Sollte: Nach der Verheißung, die ihm der König selber getan hatte. Was aber Saul für Ursachen mag vorgewandt haben, dass er seinem Versprechen nicht nachgekommen ist, kann man nicht wissen: Vielleicht ist dieser Heirat mit dem David der Jungfrauen heimlich widerraten worden, weil er eines schlechten Herkommens war. Aber es ist ihr solcher anderen Heirat übel ausgeschlagen, denn es sind derselben Söhne, die der Adriel mit ihr gezeugt, eines jämmerlichen Todes gestorben und gehängt worden {2Sam 21v8}. Obwohl am selben Ort Michal für Merob steht, denn es mit dem Namen übersehen wurde. (Und ist es ein schändliches Laster, wenn man seine Verheißungen nicht hält, welches besonders hohen Personen sehr übel ansteht. Da auch jemand, nachdem er sich einmal mit einer Person ehelich versprochen, später eine andere nimmt, der wird im selben seinem Ehestande nicht viel Glück haben.)

20. Aber Michal, Sauls Tochter, hatte den David lieb. Da das Saul angesagt wurde, sprach er: Das ist recht.

Lieb: Und kann man aus dem, was weiter folgt, so viel abnehmen, dass sie ihre Liebe nicht allerdings so heimlich und verborgen halten können, dass man es nicht an ihr gespürt hätte. (Darum, da irgendjemand ohne sein Verschulden durch den Korb fällt, soll er sich nicht so hoch darum bekümmern, sondern vielmehr hoffen, dass ihm Gott einen anderen und besseren Ehegatten ausersehen habe.)

21. Ich will sie ihm geben, dass sie ihm zum Fall gerate, und der Philister Hände über ihn kommen. Und sprach zu David: Du sollst heute mit der anderen mein Schwiegersohn werden.

Fall: Dass er durch die Gelegenheit dieser Heirat sich selber Unglück über den Hals lade.

Kommen: Dass sie ihn erwürgen.

Der anderen: Als wollte er sagen: Es ist die Schwägerschaft zum ersten Mal verhindert worden, aber jetzt sollst du zum anderen Mal ein Weib bekommen von meinen Töchtern.

22. Und Saul gebot seinen Knechten: Redet mit David heimlich und sprecht: Siehe, der König hat Lust zu dir, und alle seine Knechte lieben dich; so sei nun des Königs Schwiegersohn!

Knechten: Seinen vornehmsten Hofdienern.

Heimlich: Als tatet ihr es für euch selber und wüsste ich nichts darum.

Lust: Er hat dich ganz lieb von wegen deiner vortrefflichen Heldentaten und will dich lieber haben zum Tochtermann als irgendeinen anderen.

Lieben dich: Es ist keiner am ganzen Hofe, der dir nicht gern gönnte, dass du zu Ehren erhoben und des Königs Schwager würdest, und darfst dich nicht besorgen, dass dich jemand deshalb anfeinden oder neiden wird.

Sei nun: Schlage solche herrlich Gelegenheit nicht aus, dadurch du zu großen Ehren kommen kannst. (Hier hat man der Heuchler Arglistigkeit zu merken, welche, wenn sie dem Nächsten die besten Worte geben, ihn zu verderben im Sinn haben.)

23. Und die Knechte Sauls redeten solche Worte vor den Ohren Davids. David aber sprach: erscheint euch das ein Geringes sein, des Königs Schwiegersohn zu sein? Ich aber bin ein armer, geringer Mann.

Ohren: Dass er es hörte. Denn sie verstanden noch nicht, aus was Meinung Saul dem David seiner Tochter Heirat abermals antragen ließ, und meinten, der König tat es vielleicht darum, damit er seinem Versprechen einmal nachkäme, weil er vor der Zeit dem seine Tochter zur Ehe verheißen hatte, welcher den Goliath umbringen würde. Und begehrten den David darum zu überreden, dass er solche Heirat eingehen sollte, weil er von wegen, dass es ihm zuvor fehlgeschlagen noch möchte unwillig sein und sein Gemüt vom Könige abgewandt haben, darum sie dachten, ihn mit dem Könige wieder zu vereinigen.

Sprach: Aus einer wahren Demut und mit aufrichtigem Herzen, weil er des Sauls Arglistigkeit nicht merkte oder verstand.

Geringes: Als wollte er sagen: Es ist freilich ein großes Ding und keine schlechte Sache, da man einen will zum Fürsten machen und dass ich soll des Königs Schwager werden.

Armer: Ich bin nicht so reich, dass ich des Königs Tochter etwas wiederum könnte zur Morgengabe geben.

Geringer: Ich bin auch meines Standes und Herkommens halben mit der Braut nicht zu vergleichen, darum es eine ungleiche Ehe sein wird: Und durften mich wohl bald später beide der Schwager und das Weib von wegen meiner Armut und meines schlechten Herkommens verachten. (Denn bei einer ungleichen Ehe ist selten Glück.)

24. Und die Knechte Sauls sagten ihm wieder und sprachen: Solche Worte hat David geredet.

Solche Wort: Wie wir gehört haben.

25. Saul sprach: So sagt zu David: Der König begehrt keine Morgengabe ohne hundert Vorhäute von den Philistern, dass man sich räche an des Königs Feinden. Denn Saul trachtete, David zu fällen durch der Philister Hand.

Vorhäute: Das ist: Du darfst dich auf deiner Seite um nichts Weiteres bekümmern, das du zur Morgengabe erstattest, als dass du hundert Philister umbringst und dessen zum Zeugnis dem Könige ihre Vorhäute lieferst.

Räche: Welche Rache dem Könige angenehmer sein wird, als wenn du zu solcher Heirat viele tausend Stücke Goldes oder Silber zur Morgengabe brächtest. Denn der König begehrt nicht einen Reichen, sondern einen tapferen Helden zum Tochtermann.

Fällen: Er hoffte, David würde von den Philistern in solchem Streit umgekommen und draufgehen, ehe er Hochzeit hätte.

26. Da sagten seine Knechte David an solche Worte und deuchte David die Sache gut sein, dass er des Königs Schwiegersohn würde. Und die Zeit war noch nicht aus.

Gut sein: Der Vorschlag gefiel ihm nicht übel und war allerdings bedacht, dass er sich an die Philister machen und derselben Vorhäute, wenn er sie erschlagen, dem Könige aufzählen wollte. (Denn in einer ehrlichen Sache soll ein tapfer Held keine Gefahr scheuen.)

27. Da machte sich David auf und zog hin mit seinen Männern und schlug unter den Philistern zweihundert Mann. Und David brachte ihre Vorhäute und vergnügte dem Könige die Zahl, dass er des Königs Schwiegersohn würde. Da gab ihm Saul seine Tochter Michal zum Weibe.

Nicht aus: Nämlich welche Saul dem David bestimmt hatte, dass er die Philister erwürgen sollte. Denn die Liebe zu der Jungfrau trieb ihn dazu, welche er wiederum inniglich liebte, weil die Liebe ein starkes Ding ist.

Seinen Männern: Nämlich seinen Kriegsleuten, über welche er als ein Hauptmann zu gebieten hatte.

Brachte: Anstatt der Morgengabe. Und hat zugleich seine Tapferkeit und Heldenmut damit bezeugt, wie auch, dass er die Feinde des Volkes Gottes zu verderben und umzubringen willig sei.

Gab ihm: Weil er keine Ausrede mehr hatte, noch sie ihm weiter vorenthalten könne.

28. Und Saul sah und merkte, dass der Herr mit David war. Und Michal, Sauls Tochter, hatte ihn lieb.

Mit David: Dass er ihm mit seiner Gegenwart und Hilfe beistünde, darum die Praktiken, so man wider ihn gemacht, leer ausgegangen sind.

Ihn lieb: Welches auch kein Wunder gewesen, weil er ein solcher ehrliebender, frommer, hübscher und streitbarer junger Mann war.

29. Da fürchtete sich Saul noch mehr vor David und wurde sein Feind sein Leben lang.

Fürchtete: Weil er ihm die Rechnung gut und leicht machen konnte, dass seine Tochter ihm zu des Davids Untergang nicht behilflich sein würde. (Denn je größer Unrecht und Gewalt jemand unschuldigen Leuten antut, je mehr er sich für denselben fürchten muss.)

Feind: Ohne einzige rechtmäßige Ursache.

Leben lang: Denn ob er sich wohl bisweilen stellte, als sei David wiederum bei ihm ausgesöhnt, so ist er doch bald wieder umgeschlagen und in die vorigen Fußstapfen getreten. (So haben auch die Juden den rechten David, nämlich Christus, ohne Ursache gehasst {Joh 15}. Und werden die Christen auch ihre Feinde finden, um welche sie sich doch nicht übel verdient haben.)

30. Und da der Philister Fürsten auszogen, handelte David klüglicher denn alle Knechte Sauls, wenn sie auszogen, dass sein Name hoch gepriesen wurde.

Auszogen: Nämlich dass sie wider die Israeliten Kriege führten.

Klüglicher: Nämlich in den Kriegsverrichtungen. Also dass der Saul unter allen seinen Hofdienern keinen hatte, der dem David an Tapferkeit und Kriegserfahrenheit hätte mögen verglichen werden.

Gepriesen: (Macht sich deswegen einer einen berühmten Namen, nicht mit vielem Großsprechen, Trotzen und Rühmen, sondern mit fleißiger Vorsichtigkeit, Klugheit und Unverdrossenheit in seinem Beruf.)


Das 19. Kapitel

  • Saul befiehlt, dass man David töten soll, aber Jonathan versöhnt ihn bei dem Könige wieder aus. v. 1.
  • David überwindet die Philister. v. 8.
  • Saul wirft den Spieß nach David, und da er ihm entgeht, schickt er ihm nach, und heißt ihn zum Tode wiederum zurückholen. v. 9.
  • Aber Michal, Davids Weib, braucht eine List, durch welchen das gräuliche Vorhaben gehindert wird. v. 11.
  • Saul und seine Diener verfolgen David bis gen Naioth und weissagen darin. v. 19.

1. Saul aber redete mit seinem Sohn Jonathan und mit allen seinen Knechten, dass sie David sollten töten. Aber Jonathan, Sauls Sohn, hatte David sehr lieb {1Sam 18v1};

Redete: Denn er seinen heimlichen Hass und Grollen wider David nicht länger verbergen könne.

Jonathan: Den er meinte, ihn dahin zu überreden, dass er David umbringen sollte, damit ihm also das Königreich erblich bliebe, um welcher Ursache willen er seines Erachtens sich zu dem Handel willig würde finden lassen. Aber er irrte ganz weit und befand sich in seiner Meinung betrogen.

Knechten: Die seine geheimsten und treuesten Diener waren und zu denen er sich aller untertänigen Willfährigkeit versah: Welche aber doch auch nicht daran gewollt und bei solcher gräulichen Tat ein Abscheu gehabt. (Denn man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen.)

Sehr lieb: Denn ob er wohl so viel merkte, dass nicht er, sondern David dem Saul im Königreich nachfolgen würde, so hat er doch um seines eigenen Nutzes willen die Freundschaft oder vielmehr Liebe nicht aufheben wollen. (Welchem Beispiel der Liebe wir sollen nachfolgen, dass wir nämlich vielmehr auf unseren Nächsten als auf uns selber achthaben {1Kor 13}.)

2. und verkündigte es ihm und sprach: Mein Vater Saul trachtet danach, dass er dich töte. Nun, so bewahre dich morgen und bleibe verborgen und verstecke dich.

Verkündigte es: In was großer Gefahr er steckte.

Bewahre: Hüte dich, dass du nicht etwa ihm in die Hände gerätst oder von anderen aus seiner Anstiftung mit Hinterlist hingerichtet wirst.

Verborgen: Dass du von niemanden gesehen wirst.

Verstecke: An einen sicheren Ort, und bleib darin, bis ich dich heiße wiederum hervorgehen.

3. Ich aber will herausgehen und neben meinem Vater stehen auf dem Felde, da du bist, und von dir mit meinem Vater reden; und was ich sehe, will ich dir kundtun.

Du bist: Als wollte er sagen: Nicht weit von dem Ort, da du dich verstecken wirst, will ich mich zu meinem Vater gehen. Und es scheint, als sei der Ort, dahin sich Saul des Morgens pflegte zu hinauszugehen, zu dem Handel ganz möglich und gelegen gewesen, dass sich David sicher da verbergen könne. Denn es ist das jüdische Land voller Berge, Felsen und Täler gewesen.

Reden: Ich will deiner gegen meinem Vater erwähnen, auf dass ich erfahre, ob er dir noch so übel gewogen sei. Welchen Ratschlag, weil es die Notdurft ohne das erfordert, David sich gefallen lassen, wie aus dem Folgenden zu sehen ist, dass er demselben Nachkommen ist.

4. Und Jonathan redete das Beste von David mit seinem Vater Saul und sprach zu ihm: Es versündige sich der König nicht an seinem Knechte David; denn er hat keine Sünde wider dich getan, und sein Tun ist dir sehr nütze;

Beste: Nämlich nachdem er des anderen Tages mit seinem Vater dem König aufs Feld gegangen war, und hat den David von wegen seiner Tugenden gerühmt, damit er, der Vater, seinen gefassten Groll wider David fallen ließe.

Versündige: Lieber Herr König und Vater, vergreif dich nicht an deinem treuen Diener David, dass du ihm etwas Böses tun und eine solche große Sünde begehen wolltest, wenn du ihn ließest umbringen.

Getan: Er hat es nicht verdient oder verschuldet, dass du so jämmerlich mit ihm umgehen wolltest, sondern schafft dir vielmehr in allem seinem Tun großen Nutzen zur Erhaltung deines Königreichs und verdient sich noch immer täglich wohl um dich. Darum, wenn du ihn umbringen ließest, wäre solches ebenso viel, als wenn du mit der linken Hand dir die Rechte selber abhiebest.

5. und er hat sein Leben in seine Hand gesetzt und schlug den Philister, und der Herr tat ein großes Heil dem ganzen Israel. Das hast du gesehen und dich des gefreut. Warum willst du dich denn an unschuldigem Blut versündigen, dass du David ohne Ursache tötest {1Sam 17v41}?

Gesetzt: Das ist: Er hat sich in Leibes und Lebens Gefahr begeben und gewagt.

Großes Heil: Das ist: Gott hat durch des Davids Zutun dem Volk Israel eine große Wohltat erzeigt, indem er den Philister Goliath erwürgt, darüber die anderen flüchtig wurden, dass die Israeliten einen herrlichen Sieg erhalten haben.

Gefreut: Dass der David sich so wohl gehalten hat.

6. Da gehorchte Saul der Stimme Jonathans und schwur: So wahr der Herr lebt, er soll nicht sterben!

Nicht sterben: Denn ich hab mich auf deine Erinnerung eines bessern bedacht. Ob nun wohl der Heuchler Saul bald später wiederum in seine vorigen Fußstapfen trat, so hat dennoch nichtsdestoweniger Jonathan recht und wohl daran getan, dass er den unschuldigen David verteidigt hat. (Denn wenn wir sehen, dass einem eine unrechte Gewalt zugemutet wird, da ist ein Christ schuldig, dass er für denselben eine Fürbitte tue und sich zum Mittler gebrauchen lasse.)

7. Da rief Jonathan David und sagte ihm alle diese Worte; und brachte ihn zu Saul, dass er vor ihm war wie vorhin.

Rief: Nachdem der König hinweggegangen war.

Wort: Wie er ihn bei dem Könige wieder ausgesöhnt hätte.

Vorhin: Das ist: Er hat wiederum sein Amt vor dem Könige versehen, wie er vor der Zeit getan.

8. Es erhob sich aber wieder ein Streit; und David zog aus und stritt wider die Philister und tat eine große Schlacht, dass sie vor ihm flohen.

Streit: Nämlich zwischen den Philistern und Israeliten.

Zog aus: Mit seinen Kriegsleuten.

Flohen: Denn sie nicht vor ihm bestehen konnten. Welcher Sieg und große Tapferkeit des Davids die vorige Versöhnung wiederum hätte sollen bestätigen und feste machen, aber das Widerspiel hat sich befunden, wie folgt.

9. Aber der böse Geist vom Herrn kam über Saul; und er saß in seinem Hause und hatte einen Spieß in seiner Hand; David aber spielte auf den Saiten mit der Hand.

Böse Geist: Das ist: Die melancholische Wut hat ihn wieder angestoßen, mit welcher er um seines gottlosen Lebens willen von Gott gestraft wurde.

Hand: Wie seine Gewohnheit war.

Spielte: Auf dass er mit dem lieblichen Klang der Harfe die melancholische Unsinnigkeit vertriebe. Und hatte nach geschehener Aussöhnung durchaus keinen bösen Argwohn mehr, dass ihm Saul würde begehren zuschanden.

10. Und Saul trachtete, David mit dem Spieß an die Wand zu spießen. Er aber riss sich von Saul, und der Spieß fuhr in die Wand. David aber floh und entrann die selbige Nacht.

Spießen: Dass er sich des im wenigsten nicht versehen hätte.

Entrann: Hat also abermals sein Leben gerettet. Und obwohl jetzt zum dritten Mal mit dem Spieß nach dem David geschossen wurde, so hat er doch nicht begehrt, sich wiederum zu rächen, sondern durch die Flucht sein Heil gesucht. (Denn wir sollen nicht Böses mit Bösem vergelten, und ist es viel besser, dass man einem unsinnigen Menschen aus dem Wege weiche, als dass man mit beider Gefahr begehrte zu widerstehen.)

11. Saul sandte aber Boten zu Davids Haus, dass sie ihn bewahrten und töteten am Morgen. Das verkündigte dem David sein Weib Michal und sprach: Wirst du nicht diese Nacht deine Seele erretten, so musst du morgen sterben {Ps 5}

Sandte: Denn des Sauls unsinniges Vorhaben ist durch des Davids Flucht nicht gestillt noch gelindert worden.

Bewahrten: Das ist: Er hat Wächter vor das Haus bestellt, welche acht darauf haben sollten, dass er nicht entginge, sondern den folgenden Morgen dem Könige dargestellt und erwürgt würde.

Verkündigt: (Denn Gott hat das Weib erschaffen, dass sie des Mannes Gehilfe sein soll {1Mos 2}.)

Erretten: Dass du dich durch die Flucht davonmachst.

12. Da ließ ihn Michal durch das Fenster hernieder, dass er hinging, entfloh und entrann.

Ließ: Denn David seines Weibes getreuen Rat nicht verachten wollen.

Fenster: An dem Ort, da die Wächter nicht waren.

Entrann: Dass er also derselben Gefahr auch entgangen. (Denn Gott weiß die Seinen wunderbarerweise zu erretten.) In solcher Flucht hat er den 59. Psalm gemacht, wie die Überschrift desselben Psalms bezeugt. Und hat hier David auch besser getan, dass er sich viel eher in die Flucht begeben, als dass er wieder den König zur Wehr gegriffen hätte.

13. Und Michal nahm ein Bild und legte es ins Bett; und legte ein Ziegenfell zu seinen Häupten und deckte es mit Kleidern zu.

Deckte es: Also dass es alles miteinander von Ferne ein Ansehen hatte, als ob ein Mensch da liege, der ganz schwer krank wäre. Welches die Michal aus einem besonderen List, dessen das weibliche Geschlecht voll ist, erdacht, damit sie des Mannes Flucht dergestalt desto länger verbergen könnte und er unter des sich desto weiter von dort hinweg machte, dass man ihn in der Flucht nicht bald ereilte.

14. Da sandte Saul Boten, dass sie David holten. Sie aber sprach: Er ist krank.

Holten: Nämlich aus seinem Hause und ihn vor dem Könige darstellten, dass er erwürgt würde.

15. Saul aber sandte Boten, David zu besehen, und sprach: Bringt ihn herauf zu mir mit dem Bette, dass er getötet werde.

Saul: Welcher sich an solchem Bericht nicht begnügen noch damit abweisen lassen, dass er von seinem gottlosen Vorhaben abgestanden wäre.

Besehen: Ob er wahrhaftig krank wäre oder sich nur dergleichen stellte.

16. Da nun die Boten kamen, siehe, da lag das Bild im Bette und ein Ziegenfell zu seinen Häupten.

Kamen: Dass sie David mit Gewalt wollten zum Könige schleppen. (Denn es finden sich etliche unter den Dienern der großen Herren, die sich nicht scheuen auch der Obrigkeit gottlose Befehle ins Werk zu richten, nur dass sie derselben Gunst behalten mögen.)

17. Da sprach Saul zu Michal: Warum hast du mich betrogen und meinen Feind gelassen, dass er entrinne? Michal sprach zu Saul: Er sprach zu mir: Lass mich gehen, oder ich töte dich!

Sprach: Nämlich nachdem man den König berichtet, wie die Sache eigentlich beschaffen, ist er heftig darüber erzürnt worden, hat die Tochter vor sich gefordert und sie gescholten, da er sie vielmehr von wegen ihrer ehelichen Treue hätte sollen loben.

Betrogen: Der ich doch dein Vater und König bin. Hättest du nicht von rechts und Gerechtigkeit wegen die Strafe verdient, so über deinen Mann erteilt wurde? (Hier sieht man, wie die gottlosen Leute alle natürliche Liebe ablegen.)

Lass mich: Als wollte sie sagen: Er drohte mir so sehr, dass ich ihn wider seinen Willen nicht aufhalten dürfte.

Gehen: Damit ich meinem Verderben entfliehen könne. Ob nun wohl dieser der Michal ungleicher Bericht, da sie nicht recht zusagt, wie sie es im Herzen gemeint, kann entschuldigt werden, weil sie es aus Furcht vor ihrem grausamen Vater und Tyrannen getan: So hätte sie doch löblicher gehandelt, wenn sie die Wahrheit, wie der Handel an ihm selber beschaffen gewesen, frei heraus bekannt, dass sie ihren unschuldigen Ehemann nicht hätte könne in Gefahr stecken lassen, dem sie nach Ausweisung des Gesetzes Gottes alle geneigte Willfährigkeit zu erzeigen schuldig wäre. (Aber die Leute fürchten sich meistenteils viel mehr vor den Menschen als vor Gott.)

18. David aber entfloh und entrann; und kam zu Samuel gen Rama und sagte ihm an alles, was ihm Saul getan hatte. Und er ging hin mit Samuel, und blieben zu Najoth.

Sagt: (Denn ob man wohl des Nächsten Fehler und Mängel zudecken soll, so viel immer möglich ist, so ist es doch auch einem ungewehrt, dass er sich bei denen, von welchen er Trost und Hilfe zu erwarten, über die ihm zugefügte Unrecht und Gewalt wohl beklagen mag.)

Najoth: Welches, wie man meint, ein Ort gewesen, allernächst bei der Stadt Rama gelegen, dazu er auch gehört, da es eine Propheten-Schule hatte, in welcher der Propheten Jünger und Schüler, die man einmal zum Lehramt gebrauchen wollte, studierten und sich mit Anhören, Lernen und Lesen des Wortes Gottes übten wie auch mit geistlichen Gesängen und Psalmen singen. Deswegen diese beiden, Samuel und David recht getan, dass sie gleichsam als in eine hohe Schule beiseite weichen, damit sie an einen stillen Ort sich erholen und erquicken. (Denn welche in Nöten und Trübsal stecken, die sollen sich zu der Versammlung verfügen, da man dem Worte Gottes beiwohnt, und da Trost suche.)

19. Und es wurde Saul angesagt: Siehe, David ist zu Najoth in Rama.

Angesagt: Von etlichen Fuchsschwänzern und Verrätern. (Denn weil David ein Vorbild Christi war, so ist er auch oft verraten worden.)

20. Da sandte Saul Boten, dass sie David holten. Und sie sahen zwei Chöre Propheten weissagen, und Samuel war ihr Aufseher. Da kam der Geist Gottes auf die Boten Sauls, dass sie auch weissagten.

Holten: Und zum Könige brächten.

Sie sahen: Nämlich des Sauls Boten, da sie gen Najoth gekommen waren.

Weissagten: Das ist: Sie wurden einer Versammlung gewahr, da etliche Studenten in geistlichen Sachen sich übten, entweder dass sie geistliche Psalmen gesungen oder die Heilige Schrift erklärt und ausgelegt haben.

Aufseher: Dass er bei ihnen stand und Acht darauf hatte, ob sie die Heilige Schrift recht erklärten oder recht sangen. (Denn es ist ein ganz altes und löbliches hergekommen, dass man ihrer viele zugleich in geistlichen Sachen unterrichtet, die sich in solchem Tun üben, damit sie der Kirche und Gemeinde Gottes später mit Frucht und Nutzen vorstehen können.)

Weissagten: Das ist: Sie haben auf eine kurze Zeit besondere und wunderbare Gaben des Heiligen Geistes empfangen, dass sie geistliche Psalmen gesungen, die sie zuvor nie gelernt hatten, und taten solches mit einer besonderen Lust, also dass sie unterdes vergaßen, warum sie gekommen waren, dass sie David greifen wollten.

21. Da das Saul wurde angesagt, sandte er andere Boten, die weissagten auch. Da sandte er die dritten Boten, die weissagten auch.

Andere Boten: Dass sie den David ihm gefangen zuführen sollten: Denn er sich durch das vorige Wunderwerk nicht bewegen ließ.

Weissagten auch: Und richteten des Königs Befehl ebenso wenig aus als die vorigen.

Dritten Boten: Dabei man des Sauls verstockte Bosheit abnehmen kann.

22. Da ging er selbst auch gen Rama; und da er kam zum großen Brunnen, der zu Seku ist, fragte er und sprach: Wo ist Samuel und David? Da wurde ihm, gesagt: Siehe, zu Najoth in Rama.

Er selbst: Nämlich Saul, willens nach dem David zu greifen.

23. Und er ging dort hin gen Najoth in Rama. Und der Geist Gottes kam auch auf ihn; und ging einher und weissagte, bis er kam gen Najoth in Rama.

Ging einher: Fein züchtig, demütig und sittsam.

Weissagt: (Denn die Gabe des Heiligen Geistes, das Wort Gottes zu handeln oder Psalmen zu singen, können auch wohl böse Leute bisweilen bekommen.)

24. Und er zog auch seine Kleider aus und weissagte auch vor Samuel; und fiel bloß nieder den ganzen Tag und die ganze Nacht. Daher spricht man: Ist Saul auch unter den Propheten {1Sam 10v12}?

Kleider aus: Nämlich sein gewöhnliches Oberkleid oder den Oberrock hat er von sich abgelegt und ohne Zweifel ein anderes angetan, wie die gebraucht, so da pflegten zu weissagen, als wenn einer seinen Mantel von sich legte und ein Chorhemd (wie man es nennt) anzöge.

Bloß: Dass er seine täglichen Kleider abgelegt hat.

Nach Luther: Nicht dass er nackend gewesen sei, sondern er hat die königlichen Kleider abgelegt und nur normale Kleider anbehalten, als ein anderer Mensch. Er fiel auch mit ihnen nieder, das ist: Er betet mit ihnen, und wenn sie niederfielen, fiel er auch mit ihnen nieder.

Nacht: Das ist: Er hat sowohl bei Nacht als bei Tag auf bestimmte Zeit gestanden, neben des Samuels Jüngern, allerdings mit solchen Gebärden und gleichförmiger Stimme die geistlichen Lieder gesungen. (Und sieht es ihm gleich, als sei es der Brauch gewesen, dass sie zu etlichen besonderen Gesetzen und Stücklein in den Psalmen auf die Knie oder aufs Angesicht niedergefallen sind, wie man es in den evangelischen Kirchen noch im Brauch hat, dass die Schüler auf etliche besondere Gesänge oder Psalmen, wenn man sie singt, auf ihre Knie niederfallen.)

Spricht man: Als wollte er sagen: Bei dieser Geschichte hat man das vorige Sprichwort wiederum von neuen auf die Bahn gebracht und bestätigt, wenn man von einem seltsamen und ungewöhnlichen Dinge etwas sagen wollte.

Ist Saul: Denn sie verwunderten sich darüber, dass Saul auch Psalmen sang, welcher doch der Meinung dahin gekommen war, dass er den David erwürgen und umbringen wollte. (Aber die Güte Gottes und seine Allmacht ist so groß, dass er unserer Feinde Herzen und Gemüter also lenken und wenden kann, damit sie nicht ins Werk richten und vollführen, was sie im Sinn hatten. Darum sollen wir auch in der allergrößten Gefahr nicht verzagen.)


Das 20. Kapitel

  • David sucht in seiner größten Gefahr Rat bei seinem Freunde dem Jonathan. v. 1.
  • Welcher seines Vaters Meinung und Gemüt erkundigt, und desselben bitteren Neid und Hass wider ihn, den David, entdeckt. v. 5.
  • Darauf sie beide den vorigen Bund, ehe David ins Elend hinweg zieht, wiederum erneuern. v. 35.

1. David aber floh von Najoth zu Rama; und kam und redete vor Jonathan: Was habe ich getan? Was habe ich mißgehandelt? Was habe ich gesündigt vor deinem Vater, dass er nach meinem Leben steht?

Najoth: Welches, wie im vorigen Kapitel gemeldet worden, ein abgesonderter Ort gewesen, da man studiert und in geistlichen Sachen sich geübt hat. Von demselben Ort hat sich David auch wiederum hinweg gemacht.

Kam: Nämlich heimlich und verstohlenerweise zu des Königs Hofträger, auf dass er seinem getreuen Freund, dem Jonathan, sein großes Leid klagte und Rat und Trost bei ihm suchte, weil keiner sich bald die Gedanken machte, dass sich David an dem Ort würde finden lassen.

Redet: Im Geheimen, dass sonst niemand dabei war.

Gesündigt: Weshalb ich den Tod verschuldet hätte. (Denn es mag einer wohl seinem treuen Freunde sein Anliegen und Not klagen, besonders, wenn er ohne all sein Verschulden angefeindet und verfolgt wird.)

2. Er aber sprach zu ihm: Das sei ferne, du sollst nicht sterben. Siehe, mein Vater tut nichts, weder Großes noch Kleines, das er nicht meinen Ohren offenbare; warum sollte denn mein Vater dies vor mir verbergen? Es wird nicht so sein.

Sterben: Als wollte er sagen: Lieber, sei guten Muts und fürchte dich nicht so übel, denn es ist keine Gefahr vorhanden, trau mir darum.

Offenbare: Mein Vater pflegt alle Sachen mit mir vorher zu beratschlagen, eher denn er ihm etwas Wichtiges zu verrichten vornimmt.

So sein.: Wie du meinst und dir eine vergebliche Furcht machst. Denn obwohl vor der Zeit mein Vater aus einem jähen Zorn dich umzubringen befohlen, so hat er doch seither solcher Sachen halben weiter nichts gegen mir sich vernehmen lassen.

3. Da schwur David weiter und sprach: Dein Vater weiß wohl, dass ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, darum wird er denken: Jonathan soll solches nicht wissen, es möchte ihn bekümmern. Wahrlich, so wahr der Herr lebt, und so wahr deine Seele lebt, es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tode!

Schwur: Das ist: Er hat es mit dem Eid beteuert, dass es also sei, wie er sage. (Denn es ist einem das Schwören in einer wichtigen Sache nicht verboten.)

Gnade: Dass du mir gewogen bist und alles Gute gönnst.

Solches: Dass ich den David begehre zu erwürgen.

Schritt: Das ist: Ich stehe in großer Gefahr und bin meines Lebens nicht sicher.

4. Jonathan sprach zu David: Ich will an dir tun, was dein Herz begehrt.

Tun: Als wollte er sprechen: Wenn denn die Sache also beschaffen ist, wie du sagst, so will ich dir gern in allem helfen, was du meinst, dass dir zum Besten gedeihen möge, begehre nur von mir, was du haben willst. (Denn wir sollen denen, die um Unschuld willen in Gefahr geraten, unsere Hilfe anbieten und auch die selbige mit der Tat und im Werk erzeigen.)

5. David sprach zu ihm: Siehe, morgen ist der Neumond, da ich mit dem Könige zu Tische sitzen soll; so lass mich, dass ich mich auf dem Felde verberge bis an den Abend des dritten Tages.

Neumond: Nämlich der erste Tag im Monat, welchen man nach Ausweisung des Gesetzes feiern musste und das darauf bestimmte Opfer verrichten. Darum wird dein Vater (will David sagen) auf dasselbe Fest ein Wohlleben anrichten und eine königliche Tafel halten.

Sitzen: Denn weil David des Königs Tochtermann war, dazu von wegen seiner vortrefflichen Heldentaten ein großes Ansehen bei dem Volk hatte, wurde er ehrenhalber mit an des Königs Tafel genommen.

Lass mich: Denn es wird mir nicht ratsam sein, dass ich mich bei dem Wohlleben deines Vaters finden lasse, ob er gleich sich stellen möchte, dass er mir wiederum gewogen wäre.

6. Wird dein Vater nach mir fragen, so sprich: David bat mich, dass er gen Bethlehem, zu seiner Stadt, laufen möchte; denn es ist ein jährliches Opfer dort dem ganzen Geschlecht.

Fragen: Wo ich sei oder wo ich mich verhalte?

Stadt: Oder zu seinem Vaterland.

Geschlechter: Das ist: Es pflegen alle seine Geschlechtsverwandten jährlich auf den morgenden Tag ein Opfer zu verrichten, zu welchem er auch berufen worden, darum er sich dahin verfügt, damit er demselben beiwohnen möchte. (Diese erdichte Vorwendung ist keine Sünde gewesen, sondern eine nötige, kluge und heilsame Verhehlung.)

7. Wird er sagen: Es ist gut, so steht es wohl um deinen Knecht. Wird er aber ergrimmen, so wirst du merken, dass Böses bei ihm beschlossen ist.

Wohl: So hat es keine Not mit mir und habe ich mich keiner Gefahr zu besorgen.

Beschlossen: Nämlich über mich, mir zum Schaden.

8. So tue nun Barmherzigkeit an deinem Knechte; denn du hast mit mir, deinem Knechte, einen Bund im Herrn gemacht. Ist aber eine Missetat in mir, so töte du mich; denn warum wolltest du mich zu deinem Vater bringen?

Im Herrn: Das ist: Wir haben uns vor den Augen und Angesicht Gottes miteinander gebunden, dass einer gegen dem anderen brüderlich wolle gesinnt sein, solange wir leben. Zu welchem Bündnis du dich selber anerboten, darum zweifelt mir nicht, du wirst solchen Bund stets und festhalten.

Missetat: So du weißt, dass ich etwas getan, das des Todes wert ist.

Deinem Vater: Dass er mich umbringe oder vor seinen Augen erwürgen lasse.

9. Jonathan sprach: Das sei ferne von mir, dass ich sollte merken, dass Böses bei meinem Vater beschlossen wäre, über dich zu bringen, und sollte dir es nicht ansagen.

Ansagen: (Denn ob man wohl geheime Ratschläge verschweigen soll, so ist es doch nicht allein zugelassen, sondern auch eine Notdurft, dass man unschuldige Leute vor ihrem Schaden warne, sofern wir uns anderes nicht an unschuldigem Blut vergreifen wollen.)

10. David aber sprach: Wer will mir es ansagen, so dir dein Vater etwas Hartes antwortet?

Ansagen: Dass ich mich hüten könne.

11. Jonathan sprach zu David: Komm, lass uns hinaus aufs Feld gehen! Und gingen beide hinaus aufs Feld.

Feld: Damit wir darin sicher und ungehindert von diesen Sachen uns miteinander unterreden und beratschlagen können und zugleich einen gelegenen Ort aussehen, da du dich verstecken könntest, bis ich erkundige, wie mein Vater gegen dir gesinnt sei.

12. Und Jonathan sprach zu David: Herr, Gott Israels, wenn ich erforsche an meinem Vater morgen und am dritten Tage, dass es wohlsteht mit David, und nicht hinsende zu dir und vor deinen Ohren offenbare,

Sprach: Das ist: Er schwor ihm, dass er treulich und brüderlich mit ihm handeln wollte, und hat solches mit nachfolgenden Worten bezeugt.

Wohl steht: Das ist: Wenn ich merken werde, dass mein Vater freundlich oder doch nicht mehr feindlich gegen David wird gesinnt sein.

Offenbare: Auf was Weise und Wege es möglich geschehen kann.

13. so tue der Herr Jonathan dies und jenes. Wenn aber das Böse meinem Vater gefällt wider dich, so will ich es auch vor deinen Ohren offenbaren und dich lassen, dass du mit Frieden weggehst. Und der Herr sei mit dir, wie er mit meinem Vater gewesen ist!

Dies und: Das ist: Gott lasse alsdann alles Unglück und Übel über mich kommen.

Gefällt: Dass er allerdings bei sich beschlossen, dir zu schaden und deinen Untergang zu befördern.

Mit Frieden: Und also der Gefahr entrinnen könntest.

Mit dir: Dass er dich beschütze und regiere, dir helfe und beistehe.

Gewesen: Nämlich vor Zeiten, da es noch wohl um ihn stand.

14. Tue ich es nicht, so tue keine Barmherzigkeit des Herrn an mir, weil ich lebe, auch nicht, so ich sterbe.

Sterbe: Das ist: Du sollst weder mir noch meinen Nachkommen eine einzige Guttat erzeigen, die einer dem anderen nach dem Befehl Gottes zu leisten schuldig ist, wenn ich dich betrügen werde.

15. Und wenn der Herr die Feinde Davids ausrotten wird, einen jeglichen aus dem Lande, so reiße du deine Barmherzigkeit nicht von meinem Hause ewig.

Feinde: Mit welchen Worten er auf seinen Vater deutet, samt desselben übrigen Kindern.

Hause: Dass du auch meinen Kindern und Nachkommen Gutes tust, wenn ich dir werde Glauben halten. Will so viel sagen: Wenn Gott der Herr einmal an deinen Feinden Strafe üben wird und meinen Vater samt seinem Geschlecht, wie auch alle andere, die dich jetzt und unschuldigerweise verfolgen, ausrotten, so möchtest du mich und meine Nachkommen von wegen unserer miteinander gemachten Bündnisse erhalten, weil ich mit den Meinen nicht unter deinen Feinden, sondern vielmehr unter deinen getreuesten Freunden gehöre und zu rechnen bin.

16. Also machte Jonathan einen Bund mit dem Hause Davids und sprach: Der Herr fordere es von der Hand der Feinde Davids!

Fordere: Nämlich die Unbilligkeit, welche ihm jetzt zugefügt wird. Es ist aber dies eine große Demut an dem Jonathan gewesen, dass, da er vernommen, wie David nach dem Saul regieren sollte, er aber ausgeschlossen sein müsste (es wäre denn Sache, dass David aus dem Wege geräumt würde) Er dennoch viel lieber des Königreichs entbehren wollen und im Mangel stehen, als dem göttlichen Willen widerstreben oder einem unschuldigen Menschen nach dem Leben trachten. (Also sollen auch wir lernen, den Willen Gottes unserer eigenen Ehre und Würde vorzuziehen.)

17. Und Jonathan fuhr weiter und schwur David, so lieb hatte er ihn; denn er hatte ihn so lieb als seine Seele.

Schwur: Dass er mit wiederholtem Eid seine vorige Zusage bestätigte, wie er des Davids Sache treulich ausrichten wollte.

Seele: Darum er ihn, als der ganz kleinlaut und sehr erschrocken war, begehrte zu trösten und aufzumuntern, auf was Weise und Wege er nur erdenken könnte.

18. Und Jonathan sprach zu ihm: Morgen ist der Neumond, so wird man nach dir fragen; denn man wird dein vermissen, da du zu sitzen pflegst.

Fragen: An des Königs Tafel.

Sitzen pflegst: Weil derselbe Ort leer stehen wird.

19. Des dritten Tages aber komm bald hernieder und gehe an einen Ort, da du dich verbirgst am Werktage, und setze dich bei den Stein Asel,

Werktage: Wenn die zwei ersten Tage verflossen sind, dass man wieder arbeiten darf.

Setze dich: Dass du dich hinter demselben großen Stein verbirgst.

20. so will ich zu seiner Seite drei Pfeile schießen, als ob ich zum Ziel schösse.

Seiner: Nämlich des Steins, wenn ich denselben Tag hinaus aufs Feld gegangen bin, wie ich denn zu tun gänzlich im Sinn habe und dir hiermit verheiße.

Ziel schösse: Zu einem Ziel, welches ich mir selber ausersehen, dass ich nach demselben schießen und mich üben wolle.

21. Und siehe, ich will den Knaben senden: Gehe hin, suche die Pfeile! Werde ich zum Knaben sagen: Siehe, die Pfeile liegen hierwärts hinter dir, hole sie! So komm, denn es ist Friede und hat keine Gefahr, so wahr der Herr lebt.

Pfeile: Welche ich schießen werde.

Sagen: Dass ich ihm mit lauter Stimme nachschreie, damit du es am selben Ort, da du dich versteckt hast, hörst.

Komm: Gehe aus deiner Höhle mutig hervor.

Friede: Es steht wohl um deine Sachen.

Fahre: Das ist, du sollst wissen, dass alle Sachen richtig sind und du dich nichts Böses besorgen darfst.

22. Sage ich aber zum Jünglinge: Siehe, die Pfeile liegen dortwärts vor dir, so gehe hin, denn der Herr hat dich lassen gehen.

Gehe hin: Alsdann magst du deine Sachen wohl auf die Flucht setzen und dich davon machen.

Gehen: Das ist: Du wirst daraus erkennen und abnehmen müssen, dass dich Gott besonders behütet und aus der Gefahr deines Lebens errettet habe.

23. Was aber du und ich miteinander geredet haben, da ist der Herr zwischen mir und dir ewig.

Da ist: Das ist, Gott weiß allein um unsere Bündnisse, die wir miteinander gemacht haben, der wolle dieselbe bestätigen und sei Zeuge und Rächer, da unsereiner (welches doch Gott verhüten wolle) nicht Glauben halten würde. (Und muss man sich über des Jonathans gottselige Geschwindigkeit verwundern (die auch ein jeder in gleichem Fall richtig gebrauchen soll) dass er dem David seine Gefahr können wissen machen, obwohl die dritte Person, so auch zu solchem Handel hat müssen gebraucht werden, nichts darum gewusst hat. Denn eine geheime Sache kann von zwei verborgen gehalten werden, wenn aber die dritte Person dazu kommt und mit zu Rate gezogen wird, so kommt es oft an den Tag, daher man ein feines Rätsel von der Heimlichkeit erdacht, dass es ein solches Ding damit sei, die einem zu eng, zwei gerecht und drei zu weit sei.)

24. David verbarg sich im Felde. Und da der Neumond kam, setzte sich der König zu Tische zu essen.

25. Da sich aber der König gesetzt hatte an seinen Ort, wie er vorhin gewohnt war, an der Wand, stand Jonathan auf, Abner aber setzte sich an die Seite Sauls. Und man vermisste Davids an seinem Ort.

Vermisste: Die Meinung ist diese: Weil in des Davids Abwesenheit Jonathan sonst neben dem Könige sitzen sollte. Und aber Abner, des Sauls Feld Hauptmann, damals vielleicht etwas langsamer angekommen, ist ihm Jonathan ehrenhalber gewichen und hat ihm Platz gegeben, dass also Abner an des Königs Seite gesessen, und hat man gemerkt, dass David, welcher sonst der andere nach dem Könige zu sitzen pflegte, nicht vorhanden sei. (Des Jonathans Demut und Höflichkeit ist hier zu loben und nachzufolgen.)

26. Und Saul redete des Tages nichts; denn er gedachte: Es ist ihm etwas widerfahren, dass er nicht rein ist.

Nichts: Nämlich des Davids halben, dass er nicht zum Essen käme.

Nicht rein: Nämlich nach den levitischen Satzungen. Denn weil an den Festtagen beim Wohlleben etliche Stücke von den Opfern zu essen aufgestellt wurden, davon sonst niemands essen durfte, denn nur welcher rein war, so hat Saul sich die Gedanken gemacht, David werde irgendetwas Unreines angerührt haben oder sonst unrein worden sein, deshalb er nicht zur Tafel kommen durfte. Darum Saul dasselbe Mal geschwiegen und keine Nachfrage nach ihm gehabt hat.

27. Des anderen Tages des Neumonden, da man Davids vermisste an seinem Ort, sprach Saul zu seinem Sohn Jonathan: Warum ist der Sohn Isais nicht zu Tische kommen, weder gestern noch heute?

Warum: Denn weil Saul von Najoth wieder gekommen war und David unbeschädigt gelassen hatte, meinte er nichts anderes, David würde alles vorigen Unrechts vergessen haben und derselben nicht mehr bedenkt sein, weil er dieselbe ganz gering achtete. (Denn wer einen anderen beleidigt, vergisst solches bald. Aber der beleidigt wurde, denkt lange daran.) Darum Saul unwillig war, dass David ihm nicht traute und nicht zur Mahlzeit kommen wollte.

28. Jonathan antwortete Saul: Er bat mich, dass er gen Bethlehem ginge,

29. und sprach: Lass mich gehen, denn unser Geschlecht hat zu opfern in der Stadt, und mein Bruder hat mir es selbst geboten; habe ich nun Gnade vor deinen Augen gefunden, so will ich hinweg und meine Brüder sehen. Darum ist er nicht gekommen zu des Königs Tisch.

Sehen: Auf dass ich erfahre, wie es ihnen gehe und ob es noch wohl um sie stehe.

Nicht kommen: Darum wirst du ihn, lieber Vater, auf dies Mal für entschuldigt halten.

30. Da ergrimmte der Zorn Sauls wider Jonathan und sprach zu ihm: Du ungehorsamer Bösewicht! Ich weiß wohl, dass du den Sohn Isais auserkoren hast, dir und deiner unartigen Mutter zuschanden.

Sprach: Er fuhr ihn mit harten Schmachworten und zornigen Gebärden an.

Ungehorsamer: Als wollte er sagen: Du bist zwar mein natürlicher Sohn, aber schlägst aus der Art, weil du mir ungehorsam und ein widerspenstiger Mensch bist.

Nach Luther: Du bist nicht ein tapferer Held, sondern eines verachteten, geringen und unartigen Weibes Sohn.

zuschanden: Will so viel sagen: Indem du dem David, welcher nach dem Königreich trachtet, hilfst und beim Leben erhältst, tust du nichts anderes, denn dass du dich selbst und deine Mutter, ja auch unser ganzes Geschlecht, wenn ich umgekommen bin, dem David zum Gespött darstellst, und dass er uns alle zuschanden mache. Denn was werden wir uns für gute Zeit in unserem Leben weiter zu getrösten haben, wenn wir des Königreichs beraubt sind? (Schaue, wie der Zorn und Grimm einen Menschen dahin reizt und treibt, dass er auch seine liebsten und besten Freunde mit Schmachworten angreift und keines Menschen schont.)

31. Denn solange der Sohn Isais lebt auf Erden, wirst du, dazu auch dein Königreich, nicht bestehen. So sende nun hin und lass ihn herholen zu mir; denn er muss sterben.

Bestehen: Du wirst weder deines Lebens gesichert sein noch viel weniger das Königreich behalten, weil David lebendig und gesund ist.

Holen: Er sei gleich an welchem Ort er wolle.

Sterben: Jetzt also sofort, damit wir vor ihm gesichert sind und uns seinethalben nichts mehr zu befürchten haben.

32. Jonathan antwortete seinem Vater Saul und sprach zu ihm: Warum soll er sterben? Was hat er getan?

Getan: Das des Todes wert wäre. (Denn es soll ein frommer Mensch die unschuldigen Versprechen und ihre Unschuld handhaben, obgleich solches nicht jedermann gern sieht.)

33. Da schoss Saul den Spieß nach ihm, dass er ihn spießte. Da merkte Jonathan, dass bei seinem Vater gänzlich beschlossen war, David zu töten.

Spießte: Es ist aber ohne Zweifel von den anderen, so dabei waren, der Streich aufgehalten oder abgewandt worden, dass er neben hingegangen und nicht getroffen hat. (Wenn darum jemand in des Teufels Strick geraten ist, dass er sich von demselben leiten und reiten lässt wie Saul, der wird sich auch seine liebsten Freunde nicht enthalten, noch ihrer schonen, sondern immer begehren zu beschädigen. Darum wir bitten sollen, führe uns nicht in Versuchung.)

Gänzlich beschlossen: Und nicht allein in unsinniger Weise bisweilen nur über ihn ergrimmte, wie es bisher das Ansehen gehabt.

34. Und stand auf vom Tisch mit grimmigem Zorn und aß desselben anderen Tages des Neumonden kein Brot; denn er war bekümmert um David, dass ihn sein Vater also verdammte.

Kein Brot: Das ist: Er nahm denselben ganzen Tag durchaus keine Speise zu sich. Denn durch das Brot oftmals in der Heiligen Schrift allerlei essende Speise verstanden wird.

Bekümmert: Und hatte ein Mitleiden mit sich.

Verdammten: Nämlich ohne einigen Fug oder deutliche Ursache, ganz unrechterweise. Denn Jonathan wusste, dass dem David Unrecht geschah, da ihn Saul im Argwohn hatte, als stünde er ihm nach dem Leben und Königreich. Darum ihm des Davids Unglück ebenso sehr zu Herzen ging, als wenn es sein eigen gewesen wäre. (Und soll man mit den Traurigen traurig sein, also dass wir frommer Leute Unfall uns bedauern lassen, als wenn es uns selber wiederführe.)

35. Des Morgens ging Jonathan hinaus aufs Feld, dahin er David bestimmt hatte, und ein kleiner Knabe mit ihm.

Morgens: Nämlich am dritten Tage, an welchem Jonathan den David hatte heißen aufs Feld gehen und sich da sollte verbergen.

Bestimmt: Wie sie miteinander abgeredet hatten.

Kleiner Knabe: Weil bei einem Großen zu besorgen gewesen wäre, dass er hätte etwas vom Handel merken mögen.

36. Und sprach zu dem Knaben: Lauf und suche mir die Pfeile, die ich schieße! Da aber der Knabe lief, schoss er einen Pfeil über ihn hin.

37. Und als der Knabe kam an den Ort, dahin Jonathan den Pfeil geschossen hatte, rief ihm Jonathan nach und sprach: Der Pfeil liegt dortwärts vor dir.

Dortwärts: Mit welcher Rede Jonathan, wie er zuvor mit David abgeredet hatte, ihm zu verstehen gab, wie sein Vater Saul noch feindlich gegen ihm gesinnt und ganz heftig über ihn erbittert wäre, darum er sich würde müssen in die Flucht begeben.

38. Und rief abermals ihm nach: Eile rasch und stehe nicht stille! Da las der Knabe Jonathans die Pfeile auf und brachte sie zu seinem Herrn.

Eile: Dies lautete, als ob es Jonathan zum Knaben spräche: Da er doch den David damit warnte, dass er sich bei Zeiten sollte zur Flucht gefasst machen und entrinnen.

39. Und der Knabe wusste nichts drum; allein Jonathan und David wussten um die Sache.

Wusste nichts: Er verstand nicht, was Jonathan damit meinte, dass er ihm so nachschrie.

40. Da gab Jonathan seine Waffe seinem Knaben und sprach zu ihm: Gehe hin und trag es in die Stadt.

Waffen: Nämlich seinen Bogen, Köcher und Pfeil.

Gehe hin: Denn er sah es fürs Beste an, dass er den Knaben auch von sich schickte, auf dass er mit David allein noch einmal sich unterreden und ihn segnen könnte.

41. Da der Knabe hineinkam, stand David auf vom Ort gegen Mittag und fiel auf sein Antlitz zur Erde und betete dreimal an; und küssten sich miteinander und weinten miteinander, David aber am allermeisten.

Hinein: In die Stadt.

Antlitz: Wie die Juden im Brauch hatten, wenn sie inniglich beten und Gott anrufen wollten, gleichwie wir die Knie beugen.

Betet dreimal an: Nämlich Gott den Herrn, und bat ihn, dass er in solcher großer Gefahr seines Lebens nicht hilfe- und trostlos gelassen würde, noch in so vielen und schweren Versuchungen umkäme. (An diesem Ort ist David ein Vorbild Christi gewesen, welcher dreimal im Garten auf sein Angesicht niedergefallen und seinen himmlischen Vater angerufen, dass, so es möglich wäre, der Kelch von ihm ging.)

Küssten: Nicht allein nach Gewohnheit derjenigen, die einander segnen, sondern auch und vielmehr aus inbrünstiger brüderlicher Liebe.

Weinten: Dass sie sich voneinander scheiden sollten.

Allermeisten: Weil nicht nur die brüderliche Liebe, sondern auch die vor Augen schwebende Gefahr ihm seine heißen Tränen hinaus trieben. (Dergleichen Schwachheiten empfinden die Frommen und Gottseligen, wenn sie in Todesnöten oder auch anderen Versuchungen stecken, auf dass sie wissen, wenn sie das Unglück einmal überwunden haben, dass sie solches nicht aus ihren eigenen Kräften getan, sondern, dass es Gottes Gabe sei.)

42. Und Jonathan sprach zu David: Gehe hin mit Frieden! Was wir beide geschworen haben im Namen des Herrn und gesagt: Der Herr sei zwischen mir und dir, zwischen meinem Samen und deinem Samen, das bleibe ewig.

Geschworen: Was wir einander mit einem Eid und mit Bezeugung des Namens Gottes verheißen haben.

ewig: Das ist: Gott bestätige und erhalte diese unsere Freundschaft unverbrüchlich zwischen uns und unseren Nachkommen: Der sei auch Zeuge und Rächer unter uns und unseren Nachkommen, wo einer solchen Bund übertreten würde.

43. Und Jonathan machte sich auf und kam in die Stadt.

Machte: Nämlich nachdem David von ihm geschieden war und suchte, wo er sicher bleiben könnte.

Kam: Ohne Zweifel mit Seufzen und voller Bekümmernis um Davids willen. (Es ist aber ein großes und schweres Kreuz, wenn einer sich von seinem guten Freunde scheiden muss, dem er sowohl als sich selber trauen darf.)


Das 21. Kapitel

  • David kehrt in der Flucht zum Priester Ahimelech ein, und weil ihn und die Seinen hungerte, nimmt er die Schaubrote und des Goliaths Schwert von ihm. v. 1.
  • Flieht danach zu Achis, dem Könige zu Gath, da er aber von den Philistern erkannt wird, nimmt er sich einer unsinnigen Weise an, und kommt also davon. v. 10.

1. David aber kam gen Nobe zum Priester Ahimelech. Und Ahimelech entsetzte sich, da er David entgegenging, und sprach zu ihm: Warum kommst du allein und ist kein Mann mit dir?

Kam: Nämlich in seiner Flucht.

Ahimelech: Der damals Hohepriester war. Und trieb ihn der Hunger dahin, dass er darin einkehren musste, weil er vor großer Eile keine Nahrung mit sich nehmen konnte, da er sich in die Flucht begab.

Entsetzte: Denn der Hohepriester verwunderte sich, dass eine solche hohe Person als des Königs Tochtermann so unversehens und eilends daher gelaufen käme, ohne Waffen und allein oder doch nur ganz wenig Leute um sich hatte. (Und ist dieser Hohepriester den römischen Päpsten sehr ungleich, welche ihrer Obrigkeit keine Ehre antun, dass sie dieselben auch kaum so würdig achten, dass sie sich ihre Hände von ihnen küssen lassen.)

2. David sprach zu Ahimelech, dem Priester: Der König hat mir eine Sache befohlen und sprach zu mir: Lass niemand wissen, warum ich dich gesandt habe und was ich dir befohlen habe. Denn ich habe auch meine Knaben etwa hier oder daher beschieden.

Sache: Daran ganz hoch und viel gelegen ist, welche ich verrichten soll.

Niemand: Darum darf ich dir dieselbe nicht offenbaren noch anzeigen, wohin und worauf es mit meiner Reise angesehen ist.

Bescheiden: Als wollte er sagen: Damit die Sache desto eher verschwiegen bliebe, so hab ich auch meine Diener nicht von Hause aus mit mir nehmen wollen, sondern ihnen einen Ort bestimmt, welchen ich dir nicht nennen darf, da sie zu mir kommen sollen, dass also niemand meine Reise leicht innewerde.

3. Hast du nun was unter deiner Hand, ein Brot oder fünf, die gib mir in meine Hand, oder was du findest.

Gib mir: Weil ich vor großer Eile mich nicht auf den Weg versehen könne. Und dieweil ich wusste, dass ich hierher komme und durchziehen würde, so habe ich mich gänzlich dessen getröstet, dass ich bei dir alle Notdurft finden würde. Es erdichtete aber David solches alles miteinander, nicht der Meinung, dass er den Hohepriester begehrte zu betrügen oder dass er ihn in Gefahr setzte und Unglück über den Hals brächte, wie ihm dennoch nichtsdestoweniger ohne des Davids Schuld begegnet, da alle Priester zu Nobe mit ihren Weibern und Kindern und der ganzen Bürgerschaft da, um Davids willen, von Saul grausamer und tyrannischerweise erwürgt wurden, wie im folgenden 22. Kapitel steht: Sondern vielmehr dass er meinte dem Priester vor Schaden zu bewahren. Denn wenn er ihm gesagt hätte, wie er in des Königs Ungnade wäre, so hätte ihn der Priester ohne seines Leibes und Lebens Gefahr nicht mit Proviant versehen dürfen. Jetzt aber, weil ihm solches unbewusst war, so hätte ihm diese seine erzeigte Guttat keine Gefahr bringen sollen, wenn Saul nicht allerdings rasend und unsinnig gewesen wäre. Denn dass David in diesem Handel nicht gesündigt habe, ist daraus offenbar, weil er von Christo verteidigt wird {Mt 12 Lk 16}.

4. Der Priester antwortete David und sprach: Ich habe kein allgemeines Brot unter meiner Hand, sondern heilig Brot; wenn sich nur die Knaben von Weibern enthalten hätten {2Mos 19v15}!

Allgemeines Brot: Welches auch diejenigen essen dürfen, so nicht vom priesterlichen Geschlecht sind.

Heilig Brot: Nämlich die Schaubrote, welche alle Wochen frisch auf den heiligen und übergoldeten Tischen in der Stiftshütte mussten gelegt werden, wenn man sie danach wieder hinweg tat, so fielen sie den Priestern zu {3Mos 24}. Du aber (will der Priester sagen) und deine Diener seid nicht vom levitischen oder priesterlichen Stamm, sondern du hast deine Herkunft aus dem Stamm Juda, und deine Diener zum Teil aus diesem, zum Teil aus einem anderen Stamm: Jedoch, dem sei gleichwie ihm wolle, weil es die hohe Not jetziger Zeit also fordert, dass ich euch muss zu Hilfe kommen, damit ihr nicht Hunger leidet, so weiß ich, dass Gott der Herr die Vergreifung dieser zeremoalische Satzung sich nicht wird lassen zuwider sein. (Weil in dergleichen Gesetzen die Not vorrangig ist.)

Enthalten: Dass sie ihren Eheweibern keine eheliche Beiwohnung getan. (Denn Gott hatte es im Alten Testament also geordnet, dass diejenigen, welche von heiliger Speise essen wollten, eine Zeit lang von der Weiber Gemeinschaft sich enthielten, wie auch von anderen Unreinigkeiten: Nicht zwar, dass der Ehestand an sich selber ein unreiner stand wäre, sondern dass die Leute dabei erinnert würden, wie unsere Empfängnis und Geburt mit der Erbsünde befleckt und vergiftet wäre.)

5. David antwortete dem Priester und sprach zu ihm: Es sind die Weiber drei Tage uns versperrt gewesen, da ich auszog, und der Knaben Zeug war heilig; ist aber dieser Weg unheilig, so wird er heute geheiligt werden an dem Zeuge.

Versperrt: Als wollte er sagen: Du darfst dich der Unreinigkeit halben bei uns nicht besorgen, denn wir drei Tag zuvor, ehe wir auszogen, von unseren Weibern besonderer Ursache halben abwesend geblieben und nie zu ihnen gekommen sind.

Zeug: Das ist: Die Leiber meiner Diener. Denn die Schrift einen jeglichen Leib einen Zeug heißt darum, dass Gott damit wirkt, wie ein Handwerksmann mit seinem Zeuge.

N. Luther: In der Schrift heißt ein jeglicher Leib ein Zeug, wie auch {Apg 9v15} Christus von S. Paulo sagt: Er ist mein auserwählter Zeuge. Darum dass Gott damit wirkt, wie ein Handwerksmann mit seinem Zeuge. Will nun hier David sagen: Wenn die Person heilig ist, so ist alles heilig, was man isst, trinkt, tut oder lässt, wie Paulus {Tit 1v15} spricht: Den Reinen ist alles rein.

Heilig: Dass sie sich weder durch Beischlaf noch Anrührung irgend eines unreinen Dinges verunreinigt haben.

Unheilig: Will so viel sagen: Obwohl der Handel, deshalb wir ausgezogen sind, die Religion nichts angeht, sondern eine weltliche Sache ist. So werden wir doch nicht sündigen, wenn wir gleich von den heiligen Schaubroten essen, weil unsere Leiber rein und nicht befleckt sind. (Also ist auch ein Christenmensch, welches Herz durch den Glauben gereinigt ist, alles rein, dass er weltliche Geschäfte sowohl als geistliche Sachen verrichten kann und sich in beiderlei Tun also verhalte, dass es Gott gefalle.)

6. Da gab ihm der Priester von dem heiligen Brot, weil kein anderes Brot da war, denn die Schaubrote, die man vor dem Herrn aufhob, dass man anderes frisches Brot auflegen sollte des Tages, da er die weggenommen hatte {Mt 12v3 Lk 6v3}.

Heiligen: Nämlich von den Schaubroten.

Aufhob: Das ist: Welche man nach geendeter Woche von dem Tisch, der in der Hütte des Stifts vor der Bundeslade stand, aufgehoben hatte.

Frisch: Wie sie allererst aus dem Ofen kamen.

Auflegen: Auf den vergoldeten Tisch. Es ist aber den Priestern diese Wohltat, die sie dem David hier erzeigt, später sehr übel bekommen. (Jedoch soll man nichtsdestoweniger dem Nächsten Gutes tun und den Ausgang, wie er geraten mag, Gott befehlen.)

7. Es war aber des Tages ein Mann darin versperrt vor dem Herrn aus den Knechten Sauls mit Namen Doeg, ein Edomiter, der mächtigste unter den Hirten Sauls {Ps 52v2}.

Es war: Jetzt wird mit wenig Worten angedeutet, mit was Gelegenheit das später folgende Unglück, so über die Priester ergangen, sich ergeben hat.

Herrn: Das ist: In der Hütte des Stifts, dass er dem Gottesdienst darin abwartete und vielleicht ein Gelübde verrichtete und bezahlte, das er dem Herrn gelobt hatte.

Edomiter: Und nicht vom Volk Israel.

Mächtigste: Das ist: Er ist des Königs Viehmeister gewesen. Welcher später diesen Handel des Davids mit dem Priester Ahimelech dem Könige Saul geoffenbart und verraten und ihm angezeigt, wie der Priester dem David mit Proviant und Waffen versehen hat. (Denn obwohl die Heuchler wollen gehalten und angesehen sein, als wären sie ganz andächtig und eifrig in ihrer Religion, so ändern sie doch ihr blutgieriges Gemüt nicht, sondern, wenn sie Gelegenheit ersehen, so stiften sie Unglück an.)

8. Und David sprach zu Ahimelech: Ist nicht hier unter deiner Hand ein Spieß oder Schwert? Ich habe mein Schwert und Waffen nicht mit mir genommen; denn die Sache des Königs war eilend.

Oder Schwert: Das du mir geben könntest.

9. Der Priester sprach: Das Schwert des Philisters Goliath, den du schlugst im Eichgrunde, das ist hier, gewickelt in einen Mantel hinter dem Leibrock. Willst du dasselbe, so nimm es hin, denn es ist hier kein anderes denn das. David sprach: Es ist seinesgleichen nicht; gib mir es!

Ist hier: Welches du zum Gedächtnis und Zeichen des Sieges, den du durch Gottes Hilfe erhalten, in der Stiftshütten aufzuheben übergeben hast.

Mantel: Oder Decke, so man darum geschlagen hatte.

Leibrock: Welches ein Kleid des Hohepriesters war. Will so viel sagen: Es wird bei dem anderen heiligen Geräte aufgehoben und verwahrt.

Kein anderes: (Dieser Priester ist viel anders gesinnt gewesen als etliche Geistliche heutzutage, bei denen man wohl mehr Waffen als Bücher finden soll.)

Gib mir es: Es kommt dem David ganz wohl, dass ihm solches Schwert überantwortet wird, dabei er sich der Erlösung und des Sieges erinnern könne, den er wider den Philister vor der Zeit erhalten. (Denn Gott stärkt der seinigen Glauben immer in ihrer Widerwärtigkeit.)

10. Und David machte sich auf und floh vor Saul; und kam zu Achis, dem Könige zu Gath {Ps 56v1}.

Vor Saul: Damit er ihm nicht in die Hände geriete.

Gath: Aus welcher Stadt der Philister Goliath seine Herkunft hatte, darum er nicht ohne große Gefahr darin sein könne. Und stellte sich David vor dem Könige, als ob er nicht klug oder wohl von Sinnen wäre, weil er hoffte, er würde so nicht leicht erkannt werden. Und meinte nichts anderes, denn dass er in unbekannter Weise da würde können sicher sein, weil man nicht bald glauben würde, dass David bei den Philistern Unterschlupf suchen wollte, welche er so oft glücklich bestritten und einen Sieg nach dem anderen über sie erhalten hatte. Nichtsdestoweniger haben ihn die Philister erkannt, darüber er in große Gefahr kam.

11. Aber die Knechte Achis sprachen zu ihm: Das ist der David, des Landes König, von dem sie sangen am Reigen und sprachen: Saul schlug tausend, David aber zehntausend {1Sam 18v7}.

Knechte: Nämlich seine Diener und Hofleute.

Zu ihm: Nämlich zu ihrem Könige, dem Achis.

Der David: Welcher sich wie ein Narr stellt.

Landes König: Von dem man bei den Israelitern nicht anderes meint, denn dass er von wegen seiner vortrefflichen und tapferen Heldentaten bereits zum Königreich ernannt sei.

Sangen: Nämlich die israelitischen Weiber, da sie ihm mit einem besonderen Gepränge entgegengingen und als einem siegreichen Überwinder Glück wünschten, nachdem er den Goliath erschlagen hatte.

Zehntausend: Mit welchen Worten sie ihn dem Könige Saul vorzogen und seinen Sieg höher geachtet als des Königs Sauls Kriegs Verrichtungen.

12. Und David nahm die Rede zu Herzen und fürchtete sich sehr vor Achis, dem Könige zu Gath.

Zu Herzen: Das ist: Wie er gehört, dass des Königs Diener solche und dergleichen Reden wider ihn trieben und auf ihn gestochen, hat er sich seine Sache lassen angelegen sein und bei sich selbst erwogen, was ihm hieraus entstehen könnte, wenn ihn der König eigentlich erkennen sollte.

Furcht: Dass derselbe König nicht etwa nach ihm greifen ließe und hieße ihn entweder ins Gefängnis legen oder auch wohl ganz umbringen, nichtsdestoweniger dürfte er sich nichts merken lassen wie ihm ums Herz war, sondern fuhr in seiner unsinnigen Weise fort und stellte sich je länger je närrischer.

13. Und verstellte seine Gebärde vor ihnen und kollerte unter ihren Händen und stieß sich an die Tür am Tor, und sein Geifer floss ihm in den Bart {Ps 34v1}.

Verstellte: Dass er die Augen aufgesperrt und das Maul gekrümmt, damit er desto weniger erkannt würde.

Kollerte: Das ist: Er stellte sich ganz närrisch und toll bei ihnen, als ob er betrunken oder sonst nicht wohl bei Sinnen wäre.

Geifer: Dadurch er ein hässliches und unflätiges Ansehen bekam, dass der König und jedermann sich vor ihm gescheut hat. Es hat aber David an diesem Ort nicht gesündigt, dass er sich wie ein Narr und unsinniger Mensch gestellt, weil ihn die höchste Not dahin gedrungen hat. Und hat er zur selben Zeit zwei herrliche Psalmen gemacht, als dem vierunddreißigsten und siebenundfünfzigsten, in Maßen die Überschriften bezeugen. (Denn zu seiner Zeit sich närrisch stellen, ist Weisheit.)

14. Da sprach Achis zu seinen Knechten: Siehe, ihr seht, dass der Mann unsinnig ist; warum habt ihr ihn zu mir gebracht?

15. Habe ich der Unsinnigen zu wenig, dass ihr diesen herbrächtet, dass er neben mir rastete? Soll der in mein Haus kommen?

Haus kommen: Als wollte er sagen: Tut mir den Narren hinaus, ich hab schon genügend Narren genug am Hof.


Das 22. Kapitel

  • David flieht samt anderen Verjagten in eine Höhle. v. 1.
  • Befiehlt seinen Eltern dem moabitischen Könige. v. 3.
  • Als Saul seinetwegen sich beklagt, dass ihn niemand verraten wolle, da gibt Doeg den Priester Ahimelech an, dass er dem David mit Proviant und Harnisch behilflich war. v. 7.
  • Darüber Ahimelech und die anderen Priester, Ab Jathar allein ausgenommen, mit samt der ganzen Bürgerschaft zu Nobe, aufs Sauls Befehl, jämmerlich erwürgt werden. v. 11.

1. David ging von dort und entrann in die Höhle Adullam. Da das seine Brüder hörten und das ganze Haus seines Vaters, kamen sie zu ihm hinab dort hin.

Dort: Nämlich von Gath.

Adullam: Welches ein Ort war, zwischen zwei hohen Bergen gelegen, und darum sich viel mehr einer Höhle als einem Tal verglichen, da er seinen Aufenthalt gehabt, so gut er gekonnt.

Hörten: Dass sie erfuhren, an welchem Ort er sich verhielte.

Ganze Haus: Nämlich sein Vater, Mutter, Schwestern und anderen seine nächsten Verwandten.

Hinab: Als zu einem etwas sicheren Ort. Denn sie um Davids willen auch in Gefahr standen und durften dem Gottlosen und grausamen Könige Saul nicht trauen. (Es macht uns aber unser Kreuz noch viel beschwerlicher und unerträglicher, wenn wir sehen und erfahren, dass es auch unseren liebsten Freunden und Verwandten um unseretwillen übel geht. Und hat David in diesem seinem Elend, den 57. und 142. Psalm gemacht, wie die Überschriften solches anzeigen.)

2. Und es versammelten sich zu ihm allerlei Männer, die in Not und Schuld und betrübtes Herzens waren; und er war ihr Oberster, dass bei vierhundert Mann bei ihm waren.

Not: Welche nämlich nicht frei und sicher unter den anderen Israeliten wohnen durften, weil man grausam mit ihnen umging. Dieselben fanden sich zu David als zu einem sicheren Gewahrsam, auf dass sie vor des Königs Sauls, ihrer Gläubiger und anderer Feinde Grausamkeit zugleich mit David erhalten würden, auch einmal mit ihm wiederum hervorkämen und ihres Leides ergötzt würden.

Oberster: Dies hat zwar ein seltsames Ansehen und schlechten Anfang zum Königreich gehabt, weil David selbst damals anderer Hilfe benötigt war, jedoch hat endlich den elenden trübseligen Leuten ihre Hoffnung nicht gefehlt, sie haben aber der Zeit erwarten müssen. (Und sieht man hier am David ein Vorbild Christi, da er alle betrübten elenden Leute zu sich beruft und sagt: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken {Mt 11}.) Es ist aber kein Zweifel, des Sauls Fuchsschwänzer, da sie von des Davids Kriegsheer gehört, werden ihn verlästert haben und gesagt: Er habe ein Haufen Straßenräuber oder Freibeuter aufgetrieben, mit denen er das Königreich Israel begehrte zu durchstreifen, und einen Aufruhr wider den König zu erregen.

3. Und David ging von dort gen Mizpe, in der Moabiter Land, und sprach zu der Moabiter König: Lass meinen Vater und meine Mutter bei euch aus und eingehen, bis ich erfahre, was Gott mit mir tun wird.

Lass: Als wollte er sagen: Lieber, lass meine Eltern in deinem Königreich einen sicheren Aufenthalt finden, bis ich sehe, was dies mein Elend für ein Ende nehmen wird, auf dass ich nach Beschaffenheit der Sachen zukünftig etwas gewisses anordnen könne. Denn es hat David nicht gewollt, dass seine alten und verlebten Eltern, so dazu seinethalben voller Sorgen steckten, mit ihm durch mancherlei gefährliche Zufälle herumzögen. Darum er dahin trachtete und bedacht war, wie er ihnen ein ruhiges Leben verschaffen könnte. (Und war hier David auch ein Vorbild Christi, da derselbe am Kreuz gehangen und seine Mutter dem Apostel Johanni befohlen. Wir haben hierbei zu lernen, dass wir auch in unserem Unglück für unsere Eltern sollen Sorge tragen.)

4. Und er ließ sie vor dem Könige der Moabiter, dass sie bei ihm blieben, solange David in der Burg war.

Burg: Dies lautet dahin, als ob in dem vorgemeldeten Tal Adullam oder neben demselben ein altes Schloss stand, so zum Teil verfallen war, in welchem David sich mit den Seinen um mehr Sicherheit willen eine Zeit lang aufgehalten hat, damit er nicht unversehens vom Saul überfallen und aufgerieben würde. (Mag man deswegen wohl Festungen haben und gebrauchen, aber darum sein Vertrauen nicht darauf setzen. Weil auch ein fremder und ausländischer König des betrübten Davids Eltern unterhält und ihnen Unterschlupf gibt, sehen wir daraus, wie gnädig Gott der Seinen Unglück und Widerwärtigkeit zu mildern pflegt, dass sie nicht ganz unterm Kreuz versinken.)

5. Aber der Prophet Gad sprach zu David: Bleibe nicht in der Burg, sondern gehe hin und komm ins Land Juda. Da ging David hin und kam in den Wald Hareth {Ps 63v1}.

Bleibe nicht: Denn du wirst vor des Sauls feindlichem und gewalttätigem Überfall hier nicht sicher sein. Dies ist eine große Wohltat Gottes gewesen, dass er dem David einen Propheten gegeben, der ihn bei Zeiten warnt, dass er der Gefahr entgehen könne. (Also lässt auch Gott noch heutigentags die Seinen durch fromme Leute oftmals vor einer ihnen bevorstehenden Gefahr warnen, welche Erinnerungen man nicht verachten oder in Wind schlagen soll, auf dass wir Gott nicht versuchen und in Gefahr geraten.)

Hareth: Welcher meines Erachtens im Stamm Juda wird gelegen sein.

6. Und es kam vor Saul, dass David und die Männer, die bei ihm waren, wären hervorgekommen. Als nun Saul wohnte zu Gibea unter einem Hain, in Rama, hatte er seinen Spieß in der Hand und alle seine Knechte standen neben ihm.

Hervor: Dass er von etlichen wäre gesehen worden. Denn er nicht lange verborgen sein konnte, weil er vierhundert Mann bei sich hatte.

Hain: Unter einem grünen lustigen Baum, der viel Schatten gab und vor der Sonnenhitze bewahrte.

Rama: An einem Ort also geheißen.

Hand: Wie sein Brauch war. (Denn die Tyrannen fürchten sich, auch wo es am sichersten ist, weil vor wem sich viele scheuen und fürchten müssen, der muss sich wiederum vor vielen fürchten und besorgen.)

Knechte: Das ist: Seine vornehmsten Hofdiener warteten ihm auf den Dienst.

7. Da sprach Saul zu seinen Knechten, die neben ihm standen: Hört, ihr Kinder Jeminis, wird auch der Sohn Isais euch alle Äcker und Weinberge geben und euch alle über tausend und über hundert zu Obersten machen,

Jemini: Die ihr aus dem Stamm Benjamin eure Herkunft mit mir habt und aus einem Geschlecht entsprungen, aus welchem ich auch herkomme, hörte zu, ich muss euch etwas sagen, daran euch und mir gelegen ist, und zu eurer Wohlfahrt eben sowohl dienlich und förderlich ist als zu meiner.

Wird auch: Als wollte er sagen: Weil niemand unter euch allen, die ihr hier zugegen seid, mir anzeigt, an welchem Ort mein Feind David sich verborgen halte oder wo er umherschweife, so muss ich daraus mutmaßen, dass ihr euch sämtlich mit ihm wider mich euren König gebunden und zusammen geschworen habt und ihn viel lieber zum Regenten begehrt als mich. Aber schaut, wie übel ihr euch selber vorseht. Sollte euch der reich machen, welcher selber nicht einen Fußbreit Eigenes hat? Sollte er euch zu großen Ehren und Würden erheben, der selbst im Elende herumzieht, und nur über etliche verlaufene Buben und wenige Straßenräuber oder Freibeuter sich zum Obersten aufgeworfen hat? Aber lass gleich sein, dass er mir im Königreich nachfolge, meint ihr, er werde euch Benjamiter eher mit Ämtern versehen oder Lehngüter schenken als seinen Geschlechtsverwandten, die mit ihm aus dem Stämme Juda gebürtig sind. Und da er gleich euer einem oder zwei eine besondere Gnade erzeigte, meint ihr, dass er euch allen werde können genug geben oder solche Dinge leisten, wie ihr bereits zum Teil von mir empfangen, zum Teil zukünftig von meiner Freigiebigkeit zu erwarten habt. Ist es denn nicht ein unrechter Handel, dass ihr meinem oder viel mehr eurem Feinde Gutes gönnt?

8. dass ihr euch alle gebunden habt wider mich, und ist niemand, der es meinen Ohren offenbart, weil auch mein Sohn einen Bund gemacht hat mit dem Sohne Isais? Ist niemand unter euch, den es kränke meinethalben und meinen Ohren offenbare? Denn mein Sohn hat meinen Knecht wider mich auferweckt, dass er mir nachstellt, wie es am Tage ist.

Sohn: Welches doch ganz ein übermachtes und unerhörtes Ding ist und wohl zu erbarmen, dass auch mein Sohn mit meinem Feinde wider mich, seinen Vater, sich verbunden hat.

Kränke: Dass mir von meinem Tochtermann also nachgetrachtet wird.

Offenbare: Wo man ihn ertappen könnte, was er im Sinn habe, und wer es sonst mehr mit ihm halte?

Auferweckt: Das ist: Mein Sohn trachtet mir nach Leib und Leben durch meinen Knecht, den ich aus einem Schäfer zum Fürsten gemacht habe, welches euch richtig zum Mitleiden bewegen sollte, dass ihr euch über meinen unglücklichen Zustand erbarmtet, die Verräterei entdecktet und meine Schmach zu rächen mir behilflich wäret. Dies ist zwar eine wohlgestellte Rede des Königs Sauls, aber nicht wahr gewesen: Darum auch kein einziger Mensch, den Verleumder Doeg allein ausgenommen, sich durch solche Rede bewegen oder aufbringen lassen, dass er dem David nachgetrachtet hätte. (Denn fromme und verständige Leute achten nicht, wie gut und wohl ein Rede gestellt sei, sondern wie wahr sie sei. Auch sieht man hier, wenn fromme Leute gleich anderen Gutes tun, so redet man ihnen dennoch übel nach. Und wurde Christus von seinen Widersachern der Aufruhr beschuldigt, desgleichen den Aposteln auch begegnete.)

9. Da antwortete Doeg, der Edomiter, der neben den Knechten Sauls stand, und sprach: Ich sah den Sohn Isais, dass er gen Nobe kam zu Ahimelech, dem Sohn Ahitobs {1Sam 21v1 v7 Ps 52v1}.

Doeg: Der gottlose Verleumder, dessen und vorigen Kapitel auch gedacht worden.

10. Der fragte den Herrn für ihn und gab ihm Speise und das Schwert Goliaths, des Philisters.

Fragte: Weil David zu wissen begehrte, wie sein Vorhaben geraten würde. Es hätte aber Doeg dies auch, weil er gesehen, dass der König über David erzürnt war, verhehlen sollen oder doch zum Besten deuten. Aber er bringt es auf den Schlag vor, als ob Ahimelech und David wider den König sich verbunden hätten, welches eine gräuliche Lüge war. Auf welcher Verleumdung nichtsdestoweniger vieler unschuldiger Leute Mord und Totschlag erfolgt. (Sind deswegen die Verleumder, indem sie auch die Wahrheit, aber aus giftigem Gemüt und in einen verkehrten Sinn anbringen, Ursache daran, dass viel und großes Übel geschieht. Was es aber für einen Ausgang mit ihnen nehme und was für Strafen sie zu erwarten, mag man lesen im 52. Psalm, welchen David von diesem Doeg, und seinesgleichen zu Verleumdern gemacht hat, deren man an Fürsten und Herren Höfen immer findet.)

11. Da sandte der König hin und ließ rufen Ahimelech, den Priester, den Sohn Ahitobs, und seines Vaters ganzes Haus, die Priester, die zu Nobe waren. Und sie kamen alle zum Könige.

Kamen: Ohne Zweifel unwissend, aus was für eine Ursache sie gerufen worden.

12. Und Saul sprach: Höre, du Sohn Ahitobs! Er sprach: Hier bin ich, mein Herr.

Höre: Ich hab etwas mit dir zu reden. Es hatte aber Saul den Priester fordern lassen und stellte ihn vor Recht, nicht der Meinung, dass er seiner begehrte zu schonen, wenn er seine Unschuld tun und an Tag bringen würde, sondern damit er nicht angesehen würde, als ob er dem ordentlichen gerichtlichen Prozess seinen Lauf nicht lassen wollte. Denn obwohl der Priester das ihm zugemessene Laster mit großer Bescheidenheit genügend beweist, so hat doch der lose Tyrann seine Entschuldigung nicht angenommen.

13. Und Saul sprach zu ihm: Warum habt ihr einen Bund wider mich gemacht, du und der Sohn Isais, dass du ihm Brot und Schwert gegeben und Gott für ihn gefragt hast, dass du ihn erweckst, dass er mir nachstelle, wie es am Tage ist?

Sohn Isai: Der Tyrann ist dem frommen David so feind, dass er ihn auch nicht nennen mag bei seinem Namen.

Tage ist: Als wollte er sagen: Du bist ihm behilflich gewesen und hast nach seinem Vorhaben getan, dass er mir noch weiter nach dem Leben trachte, welches jedermann weiß, und du es selber auch nicht leugnen kannst.

14. Ahimelech antwortete dem Könige und sprach: Und wer ist unter allen deinen Knechten als David, der getreu ist und des Königs Schwiegersohn und geht in deinem Gehorsam und ist herrlich gehalten in deinem Hause?

Schwiegersohn: Weil du ihm von wegen seiner besonderen und tapferen Heldentaten mit besonderen Gnaden zugetan warst und zu einen Schwiegersohn aufgenommen hast.

Gehorsam: Denn so viel mir bewusst, hat er sein Amt treulich versehen und richtet deine Befehl fleißig aus.

Herrlich: Darum ich im wenigsten mir die Gedanken nicht machen noch einigen Argwohn schöpfen könne, dass du einer solchen Person und dazu deinem Tochtermann feind wärest. Denn da irgend zwischen euch ein Missverstand und Widerwille sich erhoben, ist mir solches unwissend und hat man zu Nobe nichts davon gehört.

15. Habe ich denn heute erst angefangen, Gott für ihn zu fragen? Das sei ferne von mir! Der König lege solches seinem Knechte nicht auf in meines Vaters ganzem Hause; denn dein Knecht hat von all diesem nichts gewusst, weder Kleines noch Großes.

Heute: Das ist: Zu diesem Mal. Als wollte er sagen: Ist doch dies nicht das erste Mal, sondern habe auch vor der Zeit für ihn Gott gefragt, wie der Brauch ist, und hat mir es nie keiner für übel gehalten oder eines Bündnisses halben mich in einen Verdacht gezogen. So ist das mein Amt und bringt es dasselbe selbst mit sich, dass ich Gott für andere Rats fragen soll.

Ferne: Dass ich mit einigem Menschen wider dich als meinen König und ordentliche Obrigkeit soll ein Bündnis machen.

Lege: Dass du mich einer solchen gräulichen Tat bezichtigen wolltest.

Hause: Will so viel sagen: Es ist keiner in meinem ganzen Geschlecht, von dem ich solche Bubenstücke argwöhnen könnte, so wollte ich es auch von den Meinigen keinem dulden, der sich dergleichen etwas unterstehen würde. Und ist bis daher unser Geschlecht der Obrigkeit immer treu und gehorsam gewesen, darum möchtest du mir, deinem Knechte, keine heimlichen Verbündnisse vorwerfen, ob ich gleich dem David Brot und Schwert gegeben habe, weil ich um eurer Uneinigkeit nichts wusste.

Kleines: Ich hab das Geringste nicht davon gehört, dass David dein Feind wäre. (Denn wir sollen uns der ausgelegten und fälschlich zugemessenen Laster halben entschuldigen und dieselben nicht auf uns liegen lassen, damit nicht der Name Gottes um unsertwillen verlästert werde.) Und war dieses des Priesters Entschuldigung recht, wahrhaftig und richtig. (Aber bei den Tyrannen findet keine Entschuldigung statt.)

16. Aber der König sprach: Ahimelech du musst des Todes sterben, du und deines Vaters ganzes Haus.

Ganzes Haus: Dein ganzes Geschlecht mit dir. (Schau in was gräuliche Laster der Satan die Leute stürzen kann, welche Herzen er besessen hat, dass sie auch sich nicht scheuen, mit denen aufs allergrausamste umzugehen, welche doch unschuldig sind.)

17. Und der König sprach zu seinen Trabanten, die neben ihm standen: Wendet euch und tötet des Herrn Priester; denn ihre Hand ist auch mit David, und da sie wussten, dass er floh, haben sie mir es nicht eröffnet. Aber die Knechte des Königs wollten ihre Hände nicht an die Priester des Herrn legen, sie zu erschlagen.

Standen: Die auf seinen Leib warteten.

Wendet euch: Zu diesen Landesverrätern.

Hand: d. i. Sie haben mit dem David sich heimlich wider mich gebunden und helfen ihm dazu, dass er sich wieder mich auflehne.

Wussten: Welches eine lautere Unwahrheit war. Denn der Priester keine einzige Wissenschaft davon hatte, dass David vor Saul flöhe. (Aber die Tyrannen halten ihren Argwohn für ebenso gewiss, als wenn sie die Sache ganz eigentlich erkundet hätten.)

Hände nicht: Dass sie dieselben hätten begehrt umzubringen. Denn sie wussten, dass es unschuldigen Leute wären, die keine Strafe und viel weniger den Tod verschuldet hätten. (Soll man deswegen Gott mehr gehorchen als den Menschen.)

18. Da sprach der König zu Doeg: Wende du dich und erschlage die Priester. Doeg, der Edomiter, wandte sich und erschlug die Priester, dass des Tages starben fünfundachtzig Männer, die leinerne Leibröcke trugen.

Erschlage: Alle miteinander, dass ihr keiner überbleibe.

Erschlug: Nämlich alle die zugegen waren.

Leibröcke: d. i. Sie waren mit einer solchen Kleidung angetan, wie die Priester pflegen zu tragen. (Denn es gebührt sich immer, dass diejenigen, welche in der Kirche Amt sind, etwas anderes sich mit Kleidung halten als ihre Zuhörer, damit doch der päpstliche Aberglaube und Missbrauch nicht recht geheißen wird, sondern die Ehrbarkeit wird hier erfordert.)

19. Und die Stadt der Priester, Nobe, schlug er mit der Schärfe des Schwertes, beide Mann und Weib, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Esel und Schafe.

Schlug er: Dass er vielleicht eine Anzahl Meuchelmörder dahin geschickt, die den Doeg zum Obersten hatten. Und hat alles, was in der Stadt gelebt, vertilgt. Mit welcher Grausamkeit er ein Beispiel wollte sehen lassen anderen zum Schrecken, dass keiner leicht weiter den David aufnehme, oder Unterschlupf gebe. Obwohl nun einer sich nicht unrichtig hier verwundern möchte, wie Gott solcher grausamen Wüterei des Sauls zusehen könne, so sollen wir doch es gänzlich dafür halten, dass Gott große Ursachen seiner Langmütigkeit hatte. (Wir sollen das dabei lernen, dass diejenigen von Gott nicht darum verstoßen oder verworfen sind, welche von den Tyrannen von ihrer Frömmigkeit willen hingerichtet werden, sondern sie sind heilige Märtyrer. Und ist David auch in diesem Handel ein Vorbild Christi gewesen. Denn gleichwie von wegen des Davids Flucht viele unschuldige Leute umgekommen sind: Also, da Christus nach Ägypten geflohen, ist eine große Menge der unschuldigen Kinder zu Bethlehem und in derselben Gegend aus Befehl des Königs Herodis erwürgt worden {Mt 2}.)

20. Es entrann aber ein Sohn Ahimelechs, des Sohnes Ahitobs, der hieß Abjathar, und floh David nach.

Entrann: Nämlich unter solchem Würgen und Morden.

21. Und verkündigte ihm, dass Saul die Priester des Herrn erwürgt hätte.

22. David aber sprach zu Abjathar: Ich wusste es wohl an dem Tage, da der Edomiter Doeg da war, dass er es würde Saul ansagen; ich bin schuldig an allen Seelen deines Vaters Hauses.

Wusste es wohl: Es wollte mir nicht sofort etwas Gutes einfallen, sobald ich den Verräter Doeg darin ansichtig wurde, und machte mir von Stunde an die Rechnung, er würde mich und den Priester Ahimelech beim Könige anschwärtzen, gedachte aber nicht, dass Saul so gräulich mit euch umgehen würde.

Schuldig: d. i. Ich hab mit meiner Flucht und dass ich bei euch eingekehrt, dies große Unglück über dein Geschlecht gebracht. Es war aber David nicht die eigentliche Ursache solches Unfalls, wie wohl Saul Gelegenheit daher genommen und Anlass bekommen, seine Wüterei zu treiben, sondern des Sauls grausames, blutgieriges und tyrannisches Gemüt. Dennoch meint David, er sei Ursache daran. (Also messen oft fromme Leute, wenn sie in Unglück geraten, sich selbst die Schuld solches Unfalls zu, das doch nicht ist. Gleichwie im Gegenteil die Heuchler, ob sie wohl überwiesen werden, dennoch ihre Misshandlung nicht bekennen wollen.)

23. Bleibe bei mir und fürchte dich nicht! Wer nach meinem Leben steht, der soll auch nach deinem Leben stehen, und sollst mit mir behalten werden.

Dich nicht: Vor des Sauls Bosheit und Gewalttätigkeit.

Behalten: d. i. So lange ich lebe und gesund bin, so will ich dich bewahren. Und soll uns niemand von einander scheiden, du sollst mir so lieb sein als mein eigenes Leben. (Denn wo Unglück und Gefahr ist, da halten treue Freunde fest zusammen.)


Das 23. Kapitel

  • David fragt Gott von Rat, und entsetzt die Bürger zu Kegila, dass die Philister von der Belagerung ablassen müssen. v. 1.
  • Wie ihm danach Saul nachjagt, entweicht er von dort in die Wüste Siph. v. 7.
  • Jonathan erneuert den Bund mit David. v. 16.
  • Saul umringt den David (da ihn die Siphiter verraten hatten) mit seinem Kriegs Volk, aber von wegen der Philister Einfall muss er von ihm ablassen. v. 19.

1. Und es wurde David angesagt: Siehe, die Philister streiten wider Kegila und berauben die Tennen.

Kegila: Welche Stadt im Stamm Juda gelegen war.

Tennen: d. i. Was sie von die Stadt her in den Scheunen, Kornhäusern und anderswo antreffen, von abgedroschenem Getreide, das führen sie hinweg und nehmen es mit sich in ihr Lager.

2. Da fragte David den Herrn und sprach: Soll ich hingehen und diese Philister schlagen? Und der Herr sprach zu David: Gehe hin, du wirst die Philister schlagen und Kegila erretten.

Fragt: Denn es hatte David den Priester Ab-Jathar bei sich, der das heilige priesterliche Kleid mit sich gebracht hatte, welches diejenigen anzogen, so sich Rats bei Gott erholen wollten. Und sagen die Juden, dass die Edelsteine, so auf den priesterlichen Leibrock geheftet waren, einen Höllenglanz von sich gegeben haben, wenn Gott eine Sache gefallen hat. Ist aber doch auch wohl zu glauben, in Maßen es die Umstände geben, dass auch eine Stimme ausdrücklich gehört wurde, dadurch die, so Rat gefragt, von dem Willen Gottes unterrichtet wurden.

Gehen: Denn obwohl David im Elend herumzog und seines Lebens selbst nirgends gesichert war, so begehrt er dennoch seinen Geschlechtsverwandten mit Hilfe beizuspringen und sie zu retten. (Denn die Liebe vergisst gleichsam sich selbst und ist vor dem Nächsten sorgfältig.)

Erretten: Dass dieselbe Stadt vor der Belagerung befreit bleibe.

3. Aber die Männer bei David sprachen zu ihm: Siehe, wir fürchten uns hier in Juda und wollen hingehen gen Kegila, zu der Philister Zeug?

In Juda: Da wir weit von den Feinden sind.

Zeug: d. i. Zu ihrem Heerlager: Da wir doch für unseren einheimischen Feinden nirgends sicher sind und uns immer vor den Saul fürchten müssen, dass er uns etwa in die Finger kommen und uns erwürge. So willst du uns unseren abgesagten Feinden entgegenführen, welche dazu mit einem wohlgerüsteten Kriegsheer ausgerüstet sind. Das heißt nicht der Gefahr entfliehen, sondern derselben entgegenziehen. (Dergestalt ist unser Fleisch immer kleinmütig und zaghaft, wenn wir sollen auf den göttlichen Befehl eine Gefahr angehen, da wir doch sonst außer unserem Beruf bisweilen nur ganz zu frech und verwegen sind.)

4. Da fragte David wieder den Herrn; und der Herr antwortete ihm und sprach: Auf, zieh hinab gen Kegila; denn ich will die Philister in deine Hände geben.

Fragt: Ob er wider die Philister ausziehen soll. Denn weil er sah, dass die Seinen ungern daran wollten, wurde er auch dadurch irre gemacht und versucht ihren Glauben mit einer anderen göttlichen Antwort aufzumuntern und zu stärken.

Geben: Dass du einen herrlichen Sieg erlangen und davonbringen sollst.

5. Also zog David samt seinen Männern gen Kegila und stritt wider die Philister und trieb ihnen ihr Vieh weg; und tat eine große Schlacht an ihnen. Also errettete David die zu Kegila.

Männern: Nachdem sie durch die wiederholte göttliche Antwort gestärkt wurden. (Sollen wir deswegen das Wort Gottes oft hören, auf dass, wenn wir aus einer oder zwei Predigten unseren Glauben nicht genügend stärken können, solche Gabe in den folgenden mehr und reichlicher von Gott erlangen.)

Streit: Also dass er den Sieg wider sie erhielt und davon brachte.

Vieh: Versieht also Gott seine armen verjagten Leute mit Nahrung und notwendiger Unterhaltung.

Errettet: Dass er sie von der Belagerung entledigt. Durch welchen Sieg David und seine Mitgesellen in ihrem Elend wiederum erquickt wurden. (Denn Gott gibt in den Versuchungen das Auskommen, dass wir es ertragen können {1Kor 10}.)

6. Denn da Abjathar, der Sohn Ahimelechs, floh zu David gen Kegila, trug er den Leibrock mit sich hinab.

Denn da: Jetzt erzählt die Schrift, durch was für Gelegenheit David den Herrn Rats fragen könne. Weil er nämlich den Priester und die heiligen Kleider an der Hand hatte, davon wir kurz zuvor auch vernommen haben.

Floh: Damit er des Sauls Tyrannei entginge.

Kegila: Als er, nämlich gen Kegila ziehen wollte.

Leibrock: Das heilige Kleid, welches man haben musste, wenn man sich bei Gott Bescheid einholen wollte. Und konnte also David, so oft es vonnöten war, durch den Priester Bericht von Gott erlangen. (Wir haben im Neuen Testament genügenden Bericht von Gott, wenn wir demselben mit Glauben in unserem Tun nachfolgen, so werden wir des rechten Weges nie fehlen.)

7. Da wurde Saul angesagt, dass David gen Kegila gekommen wäre, und sprach: Gott hat ihn in meine Hände übergeben, dass er verschlossen ist, nun er in eine Stadt gekommen ist, mit Toren und Riegeln verwahrt.

Angesagt: Durch etliche Ohrenbläser und Verräter.

Kegila: Denn nachdem er die Feinde abgetrieben, hatte er sich in die Stadt begeben.

Übergeben: Dass er mir nicht entgehen kann. Denn ich will ihn in der Stadt umbringen und sollen ihm die Mauern und Tore vielmehr nachteilig und schädlich als nützlich sein. (Haben also die Heuchler auch den Namen Gottes oft und Maul, aber den Teufel immer im Herzen. Und ob sie wohl viel von Gott reden, so behalten sie doch immer ihr blutgieriges Gemüt wider das Volk Gottes.)

8. Und Saul ließ alles Volk rufen zum Streit hin nieder gen Kegila, dass sie David und seine Männer belegten.

Alles Volk: Nämlich so viel er dessen zu seinem Vorhaben vonnöten zu sein meinte.

Männer: Welche damals in der Stadt Kegila sich enthielten. (Also geschieht es, wenn wir aus einer Gefahr entronnen sind, dass wir bald später wieder in eine andere geraten. Doch errettet uns Gott aus denselben Gefährlichkeiten alle miteinander.)

9. Da aber David merkte, dass Saul Böses über ihn gedachte, sprach er zu dem Priester Abjathar: Lange den Leibrock her!

Gedachte: Dass er nichts Gutes wider ihn im Sinn hatte und damit umging, wie er ihn erwischen könnte.

Leibrock: Will so viel sagen: Zieh das priesterliche Kleid an, auf dass du mir eine göttliche Antwort geben könntest, davon ich dich fragen will.

10. Und David sprach: Herr, Gott Israels, dein Knecht hat gehört, dass Saul danach trachte, dass er gen Kegila komme, die Stadt zu verderben um meinetwillen.

Komme: Nämlich mit einem Kriegsheer wider mich zu streiten.

11. Werden mich auch die Bürger zu Kegila überantworten in seine Hände? Und wird aber Saul herabkommen, wie dein Knecht gehört hat? Das verkündige, Herr, Gott Israels, deinem Knechte. Und der Herr sprach: Er wird herabkommen.

Überantworten: Wenn er mit seinem Kriegsvolk hierher käme, ehe sie von meinen Willen, sich und die ihrigen samt ihrer Habe und Gütern in Gefahr setzten?

Verkündige: Auf dass ich mich bei Zeiten vorsehe und mit den Meinen mich vor ihm hüten könne.

Kommen: Mit einem Kriegsheer und mit bewaffneter Hand.

12. David sprach: Werden aber die Bürger zu Kegila mich und meine Männer überantworten in die Hände Sauls? Der Herr sprach: Ja.

Ja: Sie werden dich übergeben, wo du nicht dich samt den Deinen in die Flucht davon machst und errettest. (So groß ist die Undankbarkeit der Welt, dass sie ihren Guttätern Böses für Gutes vergilt. Aber wir sollen darum nicht müde werden Gutes zu tun {Gal 6}.)

13. Da machte sich David auf samt seinen Männern, deren bei sechshundert waren, und zogen aus von Kegila und wandelten, wo sie hinkonnten. Da nun Saul angesagt wurde, dass David von Kegila entronnen war, ließ er sein Ausziehen anstehen.

Konnten: d. i. Es war ihnen gleich, was sie für einen Ort am ersten antrafen, da ließen sie sich nieder und zogen, wo sie Gott hinleitete.

Angesagt: (Sowohl sind die Verräter überall geraten.)

Anstehen: (Also macht Gott der Gottlosen Anschläge, die sie wider die Kirche Gottes vorhaben, durch eine liederliche Verhinderung zunichte, dass sie nicht zu Ende gebracht oder vollführt werden.)

14. David aber blieb in der Wüste, in der Burg, und blieb auf dem Berge in der Wüste Siph. Saul aber suchte ihn sein Leben lang; aber Gott gab ihn nicht in seine Hände.

Burg: So auf einem Berge in der Wüste stand und vielleicht altershalben in einen Abgang gekommen und verfallen war.

Leben lang: Denn er mit dem David nie von Herzen oder wahrhaftig sich versöhnen lassen.

Ihn nicht: (Wird deswegen den Frommen auf viele und mancherlei Weise und Wege nachgetrachtet, es ist aber alles vergebens und umsonst, sofern unsere Herr Gott es ihnen nicht zulässt und über uns verhängt.)

15. Und David sah, dass Saul ausgezogen war, sein Leben zu suchen. Aber David war in der Wüste Siph, in der Heide.

Sah: Das ist: Man hat es ihm zu wissen getan, dass ihm Saul nach dem Leben trachtete. (Denn es schafft Gott immer Mittel, dadurch die Seinigen vor der Gefahr gewarnt werden, damit sie derselben bei Zeiten entgehen können.)

Heide: Da es alles mit Wäldern umgeben und umringt und deshalb ein sicher Ort war. (Denn wir sollen Gott also trauen, dass wir ihn dennoch auch nicht versuchen.)

16. Da machte sich Jonathan auf, der Sohn Sauls, und ging hin zu David in die Heide und stärkte seine Hand in Gott;

In Gott: Das ist: Er hat ihn mit dem Worte Gottes und göttlichen Verheißungen aufgemuntert und gestärkt, dass er seine Trübsal geduldig tragen kann und mit Standhaftigkeit überwinden sollte. (Es ist aber Gott ein angenehmes Werk, wenn man die angefochtenen Leute tröstet.)

17. und sprach zu ihm: Fürchte dich nicht; meines Vaters Sauls Hand wird dich nicht finden, und du wirst König werden über Israel, so will ich der nächste um dich sein; auch weiß solches mein Vater wohl.

Dich nicht: Vor der Tyrannei meines Vaters, und sei getrost in solcher deiner Gefahr.

Finden: Du wirst ihm nicht in die Hände geraten, dass er dich umbringe: Gott wird dich aus der Gefahr erretten.

König werden: Denn Gott hat dich durch den Propheten Samuel nicht vergebens zum Könige salben lassen und wird nicht ändern, was er dir einmal verheißen hat.

Nächste: Als wollte er sagen: Ich hoffe, du wirst mich in deinem Reich zu einem Fürsten und obersten Rat machen, weil ich weiß, dass du mit mehr denn brüderlicher Liebe mir gewogen bist: O wie wird es uns damals sowohl gehen, wenn ich dich werde sehen auf den königlichen Stuhl sitzen, und du an mir einen getreuen Bruder und geheimen Rat haben wirst. (Obwohl nun Jonathan mit dem Tode übereilt wurde, dass er solche leibliche Wohltaten vom David nicht erlangte, wie er hoffte. So hat ihn doch Gott der ewigen Wohlfahrt teilhaftig gemacht. Denn Gott pflegt oftmals seinen Kindern anstatt der leiblichen Güter, die sie sich auf Erden wünschen, himmlische und ewige zu schenken.)

Weiß: Nämlich dass wir einander herzlich lieben, welches mich noch auf den heutigen Tag nicht bereue und dessen ich keine Scheu trage.

18. Und sie machten beide einen Bund miteinander vor dem Herrn. Und David blieb in der Heide, aber Jonathan zog wieder heim {1Sam 18v3 20v4}.

Vor dem Herrn: Das ist: Mit reinem Herzen und vor den Augen Gottes, der alles sieht, haben sie den Bund erneuert, davon wir oben Kapitel 20. vernommen, dass sie einander brüderliche Liebe und Treue auch bei ihren Nachkommen zu erzeigen versprochen hatten. Und ist David durch dies holdselige Gespräch, so Jonathan mit ihm gehalten, sehr erquickt worden. (Denn Gott pflegt die Seinen in der Gefahr, immer mit zu erfrischen, dass sie unter dem Kreuz nicht versinken.)

19. Aber die Siphiter zogen hinauf zu Saul gen Gibea und sprachen: Ist nicht David bei uns verborgen in der Burg, in der Heide, auf dem Hügel Hachila, der zur Rechten liegt an der Wüste {1Sam 26v1 Ps 54v2}?

Aber: Jetzt schlägt wiederum auf des Davids Seite ein neues Unglück zu, dass er in Gefahr kommt.

Siphiter: Etliche Einwohner derselben Landschaft, in welcher David verborgen lag.

20. So komme nun der König hernieder nach all seines Herzens Begehr, so wollen wir ihn überantworten in des Königs Hände.

Begehr: Als wollten sie sagen: Weil du bisher etliche Mal begehrt hast, dass du den David unversehens überfallen und unterdrücken möchtest, so hast du jetzt eine erwünschte Gelegenheit dazu, die dir von uns freiwillig angeboten und gleichsam an die Hand gegeben wird, der du dich gebrauchen magst, wenn dich es gelüstet.

Wollen wir: Ist aber dies nicht ein gräulicher und abscheulicher Handel? Die Siphiter waren Bürger im Stamm Juda, aus welchem David auch seine Herkunft hatte, dennoch scheuen sie sich nicht, ihren Stammes- und Geschlechtsverwandten und mit ihm so viele frommer und unschuldiger Leute dem grausamen Tyrannen zu verraten, und so viele an ihnen auf die Fleischbank zu liefern, weil sie sich vielleicht gefürchtet, dass es ihnen sonst nicht ebenso ging wie den Bürgern zu Nobe, wenn sie den David nicht zum Tode überantworteten. (Es war aber David an diesem Ort auch ein Vorbild Christi, der von seinem eigenen Jünger, Juda Ischarioth, verraten wurde. Also werden auch noch wohl etliche gefunden, welche, damit sie der Gefahr entrinnen und sich bei den Tyrannen einkaufen, sich nicht scheuen, unschuldige Leute den Feinden des Evangeliums zum Tode zu übergeben.) Es hat aber David in diesem seinem beschwerlichen Zustand den 54. Psalm gemacht, wie die Überschrift desselben bezeugt.

21. Da sprach Saul: Gesegnet seid ihr dem Herrn, dass ihr euch mein erbarmt habt!

Sprach: Nämlich zu den Siphitern, des Davids Verrätern.

Gesegnet: Als wollte er sagen: Gott vergelte euch diesen euren Gehorsam mit vielem Glück.

Erbarmt: Dass ihr ein Mitleiden mit mir habt und euch mein Unglück lasst zu Herzen gehen, da mein Knecht mir nach dem Leben steht. Welches der Heuchler schändlich log und die Verräter böslich lobte, den unschuldigen David aber eines Aufruhrs fälschlich beschuldigte.

22. So geht nun hin und werdet es noch gewisser, dass ihr wisst und seht, an welchem Ort seine Füße gewesen sind, und wer ihn dort gesehen habe; denn mir ist gesagt, dass er listig ist.

Gewisser: Dass ihr die Wahrheit recht erfahrt.

Füße: Wo er pflegt, herum zu schweifen, da ihr ihn spüren könnt.

Gesehen: Ob es auch glaubwürdige Leute sind, dass sie ihn recht kennen, welche sagen, dass sie ihn gesehen haben.

Listig ist: Dass er schnell und leicht ausreißen und entweichen könne.

23. Beseht und erkundet alle Orte, da er sich verkriecht, und kommt wieder zu mir, wenn ihr es gewiss seid, so will ich mit euch ziehen. Ist er im Lande, so will ich nach ihm forschen unter allen Tausenden in Juda.

Tausenden: Als wollte er sagen: Er verberge sich gleich im selben Stamm, an welchem Ort er wolle, so soll er mir nicht entgehen.

24. Da machten sie sich und gingen gen Siph vor Saul hin. David aber und seine Männer waren in der Wüste Maon, auf dem Gefilde zur Rechten der Wüste.

Vor Saul: Der unterdes ein Kriegsheer versammelte und zusammenbrachte, damit er den David gedachte aufzureiben.

Gefilde: Auf einem ebenen Platz, der überall mit Wäldern umgeben war.

25. Da nun Saul hinzog mit seinen Männern zu suchen, wurde es David angesagt; und er machte sich hinab in die Felsen und blieb in der Wüste Maon. Da das Saul hörte, jagte er David nach in der Wüste Maon.

Machte: Also dass er von dem vorigen Ort aufbrach und an einen anderen sich begab, der auch in derselben Wüste gelegen, aber seinem Bedenken nach etwas sicherer war.

Hörte: Denn es war an Verrätern damals kein Mangel, die dem Tyrannen alles zu Ohren trugen.

26. Und Saul mit seinen Männern ging an einer Seite des Berges, David mit seinen Männern an der anderen Seite des Berges. Da David aber eilte, dem Saul zu entgehen, da umringte Saul samt seinen Männern David und seine Männer, dass er sie griffe.

Seiten: Wenn deswegen Saul mit seinem Kriegsvolk bald von Stunde an den Berg umringt hätte, wie er leicht hätte tun können, so wäre es mit David aus und um ihn geschehen.

Umringte: Und war jetzt an dem, dass Saul mit seinem Kriegsvolk den David und seine Männer in der Mitte beschließen und fangen wollten, und danach, wenn sie nirgends mehr hinaus könnten, sie alle miteinander erwürgen. Und sah damals David keine menschliche Hilfe mehr, er hätte denn mit seinen wenigen Leuten dem gewaltigen Kriegsheer und dazu dem Könige Saul selbst sich widersetzen wollen, bei welchem Tun ein schlechter Nutzen würde gewesen sein, wie er es denn auch zu tun nicht gesinnt war. (Lässt darum Gott die Seinen bisweilen in die äußerste Not geraten, da sie nirgends mehr hinaus wissen und sich selbst weder raten noch helfen können.)

27. Aber es kam ein Bote zu Saul und sprach: Eile und komm; denn die Philister sind ins Land gefallen!

Komm: Nämlich mit dem Kriegsvolk, dass du deines Reiches Grenzen vor der Feinde Einfall bewahrst.

Gefallen: Das ist: Sie streifen hin und wider in deinem Lande und Königreich und verwüsten dasselbe mit Rauben, Morden und Brennen.

28. Da kehrte sich Saul von dem Nachjagen Davids und zog hin den Philistern entgegen; daher heißt man den Ort Sela-Mahelkoth.

Entgegen: Mit einem Kriegsheer, damit er sie aufs erste einmal aus dem Lande triebe. (Ist deswegen die Hand des Herrn nicht so verkürzt, die Frommen zu retten, dass er auch durch die Feinde alle Gefahr von uns abwenden kann. Und geht es bisweilen den Verfolgern der Kirche so, dass, indem sie sich damit bemühen, wie sie dieselben vertilgen wollen, sich selbst ein großes Unglück über den Hals kommt, dadurch sie von der Verfolgung gleichsam als mit Gewalt von Gott zurückgezogen werden. Deswegen sollen wir unsere Hoffnung auf Gott stellen, der unsere Beschützer ist.)

Sela-Mahelkoth: Das ist: Ein Scheidefels, weil nämlich Gott darin, gleichsam als mit einem Wunderwerk, den Saul vom David abgesondert und abgeteilt hatte. (Denn man soll die Wohltaten Gottes mit dankbarem Gemüte in frischem Gedächtnis behalten.)

29. Und David zog hinauf von dort und blieb in der Burg Engeddi.

Bleib: Nämlich eine Zeit lang mit seinen Gefährten, die mit ihm im Elend herumzogen.

Engeddi: In einer Festung, so in derselben Landschaft gelegen war, da er Sicherheit suchte.


Das 24. Kapitel

  • Als Saul dem David nachjagte, gerät er ohne sein Wissen in eine Höhle dem David in die Hände: Aber David schonte seiner, und bezeugt seine Unschuld damit. v. 1.
  • Darauf Saul nun etwas gemildert wird, und bekennt, dass er den David unrichtig verfolgte: Begehrt auch vom David, dass er seine Nachkommen nicht vertilgen wolle, wenn er zu der Regierung komme. v. 8.

1. Da nun Saul wiederkam von den Philistern, wurde ihm gesagt: Siehe, David ist in der Wüste Engeddi.

Philistern: Die er zurückgetrieben hatte.

Gesagt: Von etlichen Verrätern.

2. Und Saul nahm dreitausend junger Mannschaft aus ganz Israel und zog hin, David samt seinen Männern zu suchen auf den Felsen der Gämsen.

Junger Mannschaft: Der besten Kriegsleute.

Felsen: An unwegsamen Orten. Weil er sich gänzlich vorgenommen, dass er nicht eher ablassen wollte, er hätte denn den David ertappt. (Denn Tyrannen gebrauchen ihre Macht, die sie zur Abwehrung der gottlosen Heiden wenden sollten, zur Unterdrückung der Kirche Gottes.)

3. Und da er kam zu den Schafhürden am Wege, war dort eine Höhle, und Saul ging hinein, seine Füße zu decken. David aber und seine Männer saßen hinten in der Höhle.

Füße zu decken: (Nach Luther) So züchtig ist die Heilige Schrift, dass sie Füße decken heißt, auf das heimliche Gemach gehen.

Hinten: Denn man dergleichen Höhlen noch wohl heutzutage in Deutschland an etlichen Orten finden soll, darin eine große Menge Volkes sich verbergen kann. (Also geschieht es aber, dass, da die Gottlosen anderen nach Leib und Leben trachten, stürzen sie sich selber in Leibes und Lebens Gefahr.)

4. Da sprachen die Männer Davids zu ihm: Siehe, da ist der Tag, davon der Herr dir gesagt hat: Siehe, ich will deinen Feind in deine Hände geben, dass du mit ihm tust, was dir gefällt. Und David stand auf und schnitt leise einen Zipfel vom Rock Sauls.

Männer: Seine Mitgesellen und Gefährten redeten insgeheim folgende Wort mit ihm.

Hände: Bis daher hatten des Davids Gesellen nicht Unrecht geredet.

Gefällt: Dies hatte Gott nicht gesagt. Ihre Meinung war diese: Wir wissen, dass du die göttlichen Verheißungen hast, wie du wirst einmal deine Feinde überwältigen und ihrer mächtig werden, denn es hat dich Gott nicht vergebens durch den Propheten Samuel zum Könige salben lassen, darum so nimm der Gelegenheit wahr und erwürge deinen Feind, den du in deinen Händen hast, dadurch du dich und uns aus aller Gefahr und aus dem Elende erlösen kannst. Und hatte zwar David die Verheißung vom Königreich und von der göttlichen Beschützung, aber keinen Befehl deshalb, dass er Saul umbringen soll, darum seine Gesellen das Wort Gottes in ganz zu weitläufigem Verstand dehnen und auslegen. (Sollen wir deswegen uns wohl vorsehen, damit man durch eine scheinbare Vorwendung des Wortes Gottes uns nicht betrüge oder verführe.)

Stand auf: Nicht zwar der Meinung, dass er den Saul begehrte umzubringen, sondern dass er etwas vom Saul wegnehme, damit er bezeugen könnte, wie er denselben in seiner Gewalt gehabt hätte.

5. Aber danach schlug ihm sein Herz, dass er den Zipfel Saul hatte abgeschnitten,

Schlug er: Das ist: Es gereute ihn, dass er den Zipfel abgeschnitten hatte, so eines sanftmütigen Geistes und frommen Herzens war David.

6. und sprach zu seinen Männern: Das lasse der Herr ferne von mir sein, dass ich das tun soll und meine Hand legen an meinen Herrn, den Gesalbten des Herrn; denn er ist der Gesalbte des Herrn.

Männern: Als er wieder zu ihnen gekommen war.

Hand legen: Dass ich sollte Gewalt an ihn üben und ihn umbringen.

Meinen Herrn: Den ich noch für meinen Herrn und König anerkenne.

Der Gesalbte: Er trägt noch das Amt der Obrigkeit. Obwohl ich nun, da ich wollte den strengen Weg gehen, ihn mit eurer und anderer Leute gutheißen könnte mir aus dem Wege räumen und erwürgen, weil er mir so oft nach meinem Leben getrachtet und eben deshalb diese jetzige Reise auf sich genommen hat: Aber damit ich anderen nicht Ursache gebe, mich zu verlästern, als ob ich nach dem Königreich und dem Saul nach dem Leben gestanden wäre, auch kein böses Beispiel einführe, dass sich andere nach mir wollten richten und an der Obrigkeit mit Gewalt Hand anlegen, so will ich viel lieber von meinem rechten weichen als anderen Anleitung zum Bösen geben. (Denn man soll nicht bald alles tun, dazu man meinte befugt zu sein, sondern was zur Erbauung der Kirche Gottes dienlich sein mag, in acht nehmen.)

7. Und David wies seine Männer von sich mit Worten und ließ sie nicht wider Saul sich auflehnen. Da aber Saul sich aufmachte aus der Höhle und ging auf dem Wege,

Wies: Er hielt sie zurück, dass sie von ihrem Vorhaben abstünden.

Auflehnen: Ihn zu töten. (Es sollen aber alle Christen die Rachgierigkeit aus dem Sinn schlagen und den Freunden nicht willfahren, wenn sie etwas Unbilliges begehren.)

Wege: Von dem er abgewichen war.

8. machte sich danach David auch auf und ging aus der Höhle; und rief Saul hinten nach und sprach: Mein Herr König! Saul sah hinter sich. Und David neigte sein Antlitz zur Erde und betete an.

Neigte: Er hat ehrenhalber seine Knie gegen dem Saul gebogen und seine Unschuld mit einer kurzen, aber doch wahrhaftige Rede angefangen, dem Könige zu erklären, und über das ihm zugefügte Unrecht sich zu beklagen.

9. Und sprach zu Saul: Warum gehorchst du Menschen Wort, die da sagen: David sucht dein Unglück?

Gehorchst du: Dass du ihnen Glauben gibst.

Sagen: Und mich verlästern, weil sie fälschlich von mir ausgeben, als sollte ich dir nach dem Leben und Königreich stehen. (Denn man soll den Lästerern nicht trauen.)

10. Siehe, heutigentags sehen deine Augen, dass dich der Herr heute hat in meine Hand gegeben in der Höhle, und es wurde gesagt, dass ich dich soll erwürgen. Aber es wurde dein verschont, denn ich sprach: Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen, denn er ist der Gesalbte des Herrn.

Sehen: Du musst selber gestehen und bekennen und gleichsam mit Händen greifen.

Gesagt: Es war kein Mangel an Leuten, die mir Anleitung dazu gaben, dass ich dich umbringen soll.

Verschont: Dass ich dir kein Leid tun wollte.

Legen: (Denn wir sollen der Obrigkeit ihre gebührliche Ehre erzeigen, ob sie gleich nicht immer das Amt einer frommen Obrigkeit tut.)

11. Mein Vater, sieh doch den Zipfel von deinem Rock in meiner Hand, dass ich dich nicht erwürgen wollte, da ich den Zipfel von deinem Rock schnitt. Erkenne und sieh, dass nichts Böses in meiner Hand ist, noch keine Übertretung. Ich habe auch an dir nicht gesündigt; und du jagst meine Seele, dass du sie wegnimmst.

Vater: Merke hier des Davids Freundlichkeit und Demut.

Schneidet: Damals hätte ich mit gleicher Mühe und guter Gelegenheit dich leicht umbringen können, aber ich hab deiner verschont.

Nichts Böses: Du kannst aus dieser Tat abnehmen, dass ich unschuldig bin, und weder dir noch anderen begehre, Schaden zu tun, dieweil, da ich gute Gelegenheit gehabt, dir nichts Böses bewiesen habe.

Ich habe: Nachdem sich David durch ein augenscheinliches Zeichen genügend entschuldigt gehabt, so fängt er jetzt auch an dem Saul sein Unrecht zu beweisen und mit gebührender Bescheidenheit vorzuhalten.

Gesündigt: sondern viel mehr um dich und dein Königreich mich wohl verdient.

12. Der Herr wird Richter sein zwischen mir und dir und mich an dir rächen; aber meine Hand soll nicht über dir sein.

Richter sein: Der wird es an Tag bringen, wer unter uns eine rechte Sache habe.

Rächen: Gott wird deine Ungerechtigkeit und Grausamkeit strafen, dass du mich also unverschuldeterweise verfolgst und mir nach dem Leben stehst. (Denn ob man wohl aus einer fleischlichen Rachgierigkeit den Feinden nicht soll Böses wünschen, sondern vielmehr Gott die Rache befehlen, so ist doch einem gottseligen Menschen zugelassen, dass er dem Feinde die göttlichen Strafen verkündigen mag, welche er zu erwarten hat, sofern er nicht Buße tue, ob er sich vielleicht eines bessern bedenken und sich bekehren möchte.)

Soll nicht: Ich will die Rache Gott befehlen und meine Hände mit deinem Blut nicht besudeln.

13. Wie man sagt nach dem alten Sprichwort: Von Gottlosen kommt Untugend. Aber meine Hand soll nicht über dir sein.

Untugend: Das ist: Man sagt recht im Sprichwort, dass man von einem bösen Menschen nicht bald etwas Gutes zu hoffen habe. Und der einmal ein böses Stücke begeht, dem traut man danach nichts Gutes mehr zu: Weil ich aber aller Bosheit und Büberei feind bin, so will ich viel eher die äußerste Gefahr ausstehen, als ich sollte Hand an dich legen.

14. Wem ziehst du nach, König von Israel? Wem jagst du nach? Einem toten Hunde, einem einzigen Floh {Dan 12v10}?

Jagst du: Bin ich in so großem Ansehen und so mächtig, dass, wenn du mich gleich für deinen Feind hielt, du dennoch mit einem so auserlesenen Kriegsvolk, als ein solcher mächtiger König mich armen Tropfen zu verfolgen, dich unterstehen solltest?

Floh: Als wollte er sagen: Es steht deiner königlichen Majestät ganz übel an und würdest du ein schlechtes Lob davon bringen, wenn du gleich mich und die meinen als arme und meistenteils wehrlose, verjagte Leute, die dazu keinen Widerstand zu tun begehren, mit einem auserlesenen Kriegsvolk erschlügest und erwürgtest, darum du deiner Hoheit wenig achthast, indem du mich verfolgst.

15. Der Herr sei Richter und richte zwischen mir und dir und sehe hinein; und führe meine Sache aus und rette mich von deiner Hand {1Sam 26v20}.

Sehe hinein: Dass er mein Elend ansehen und dem Unrecht abwehre.

Rette mich: (Ist darum Gott derjenigen Fürsprecher, Richter, Rächer und Beschützer, welche um Gerechtigkeit willen Verfolgung leiden.)

16. Als nun David solche Worte zu Saul hatte ausgeredet, sprach Saul: Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David? Und Saul hob auf seine Stimme und weinte.

Sohn: Denn des Davids Sanftmütigkeit und Demut hatte des Sauls hartes und grausames Herz ein wenig erweicht, obwohl es keinen langen Bestand mit ihm hatte.

Weinte: Dieweil er zum Mitleiden gegen dem David bewegt wurde, den er bisher in seiner Unschuld mit feindlichem Gemüt umgetrieben und verfolgt hatte.

17. Und sprach zu David: Du bist gerechter denn ich. Du hast mir Gutes bewiesen, ich aber habe dir Böses bewiesen.

Gutes: Als der du dich bis daher wohl um mich verdient und nun jetzt auch meines Lebens geschont hast.

Böses: Weil ich dir oftmals nach dem Leben getrachtet, wie ich leider selber bekennen muss.

18. Und du hast mir heute angezeigt, wie du Gutes an mir getan hast, dass mich der Herr hatte in deine Hände beschlossen, und du mich doch nicht erwürgt hast.

Nicht erwürgt: Welches ich für eine besondere große Wohltat erkenne.

19. Wie sollte jemand seinen Feind finden und ihn lassen einen guten Weg gehen? Der Herr vergelte dir Gutes für diesen Tag, das du an mir getan hast!

Finden: Dass er ihn mit so guter Gelegenheit antreffe, da er sich an ihm rächen könnte und Strafe üben.

Guten Weg: Dass er ihn unbeschädigt mit Frieden von sich ließe. Denn Saul urteilte von allen anderen nach seinem blutdürstigen Gemüt.

Getan: Dass du mich beim Leben erhalten hast, welches kein anderer so tun würde. (Und reden die Heuchler oft, wie die recht gottselige fromme Leute zu tun pflegen.)

20. Nun siehe, ich weiß, dass du König werden wirst, und das Königreich Israels steht in deiner Hand.

Hand: Dass du es gewisslich erhalten wirst.

21. So schwöre mir nun bei dem Herrn, dass du nicht ausrottest meinen Samen nach mir und meinen Namen nicht austilgst von meines Vaters Haus.

Hause: Dass du mein Geschlecht nicht verfolgst und das Gedächtnis meines Namens bei den Leuten nicht verhasst machst, bis meiner vergessen werde.

22. Und David schwur Saul. Da zog Saul heim; David aber mit seinen Männern machten sich hinauf auf die Burg.


Das 25. Kapitel

  • 1. Samuel stirbt. v. 1.
  • Der Gottlose und reiche Nabal spottet des Davids, da er einen Zehrpfenning begehrt. v. 10.
  • Abigail stillt des Davids Zorn mit guten Worten und mit Geschenken. v. 14.
  • Nabal stirbt, und nimmt David die Abigail zur Ehe. v. 36.
  • Saul gibt seiner Tochter Michal, die bisher des Davids Eheweib gewesen war, einen anderen Mann. v. 44.

1. Und Samuel starb; und das ganze Israel versammelte sich, trugen Leid um ihn und begruben ihn in seinem Hause zu Rama. David aber machte sich auf und zog hinab in die Wüste Paran {1Sam 28v3}.

Starb: Denn obwohl Saul ihm ohne Zweifel sehr feind gewesen, dass er David zum Könige gesalbt hatte, so hat er dennoch nichts wider ihn tun dürfen, weil Samuel bei dem Volk ein großes Ansehen hatte. (Dergestalt erhält Gott viele Kirchendiener vor der Tyrannen Grausamkeit, dass sie in gutem Alter und im Frieden sterben.)

Ganze Israel: Nämlich alle Vornehmsten im ganzen Volk kamen zu seiner Leiche zusammen, und lief das Gemeinde-Volk aus allen Orten auch mit Haufen zu.

Hause: Das ist: In seinem Vaterland, neben seinen Verwandten, die vor ihm gestorben waren. (Und gebührt sich es, dass man vornehmen Leuten ein ehrliches Begräbnis halte: Werden auch richtig geklagt, weil nach ihrem Absterben selten etwas Gutes erfolgt.) Gleichwie es auch nach des Samuels Tode nicht lange angestanden, dass die Israeliten eine große Niederlage erlitten, da der König Saul selbst mit seinen drei Söhnen auf den Platz blieben und viele seines Volkes von den Philistern erschlagen worden.

2. Und es war ein Mann zu Maon, und sein Wesen zu Karmel; und der Mann war fast großen Vermögens und hatte dreitausend Schafe und tausend Ziegen. Und begab sich eben, dass er seine Schafe beschor zu Karmel.

Maon: An welchem Ort David eine gute Weile sich verborgen hielt.

Wesen: Das ist: Er wohnte zwar in der Wüste Maon, aber seine Herde, daher er ganz reich war, wie bald folgen wird, hatte er auf dem Berge Karmel, weil am selben Ort ganz gute Weide war.

Fast groß: Es war ein reicher vornehmer Geselle und von wegen seines Reichtums in großem Ansehen. (Denn man hält viel mehr auf die Reichen, als auf weise verständige Leute.)

Schafe: (Denn der Leute Reichtum war vorzeiten meistenteils die Viehzucht, viel mehr als Gold oder Silber.)

Beschor: Und pflegte man bei dem Schafscheren gewöhnlich ein Wohlleben anzurichten und Gastereien zu halten.

3. Und er hieß Nabal; sein Weib aber hieß Abigail und war ein Weib guter Vernunft und schön von Angesicht; der Mann aber war hart und boshaft in seinem Tun und war einer von Kaleb.

Und schön: (Dies sind zwei herrliche feine Gaben an einem Weibe, wenn bei der schönen Gestalt ein guter Verstand gefunden wird.)

Hart und: Er war ein grober Kopf und ein großer Unflat, dazu ein böser Mensch, der sich nichts Gutes beflisse. Ist deswegen dies eine ungleiche Ehe gewesen und hat die fromme Abigail ein großes Hauskreuz gehabt. (Geschieht es darum, dass Gott die Seinen auch mit einer unglücklichen Ehe bisweilen belegt.)

Kaleb: Welches ein edel und namhaftes Geschlecht war von wegen seines Altvaters Kaleb, der in der Wüste und später in Einnahme des Landes Kanaan bei dem israelitischen Volk sich sehr wohl gehalten hat. Darum Nabal sich seines Stammes und stattlichen Herkommens überhoben hat. (Wie ihrer viele heutzutage sich ihres stattlichen Geschlechts und ihrer Voreltern Vortrefflichkeit und Tugenden halben überheben, denen sie doch nicht begehren nachzufolgen.)

4. Da nun David in der Wüste hörte, dass Nabal seine Schafe beschor,

Beschor: Darum er nicht zweifelte, es würde Nabal ein stattliches und fröhliches Wohlleben anrichten und hoffte, er würde die Hand vom Herzen tun, damit er seiner Freigiebigkeit auch genießen könnte.

5. sandte er aus zehn Jünglinge und sprach zu ihnen: Geht hinauf gen Karmel, und wenn ihr zu Nabal kommt, so grüßt ihn von meinetwegen freundlich

Zehn Jünglinge: Welches eine ehrliche Botschaft war.

6. und sprecht: Glück zu, Friede sei mit dir und deinem Hause und mit allem, das du hast!

Glück zu: Gott gebe dir bei gutem Glück beständige Gesundheit und langes Leben.

Du hast: Das ist: Wir bitten, dass es dir und den Deinen wohl gehe und in allem deinem Tun einen glücklichen Fortgang hast, wie du es nur wünschen und begehren magst.

7. Ich habe gehört, dass du Schafscherer hast. Nun, deine Hirten, die du hast, sind mit uns gewesen; wir haben sie nicht verhöhnt, und hat ihnen nichts gefehlt an der Zahl, solange sie zu Karmel gewesen sind.

Gewesen: Weil wir nämlich in der Wüste Maon uns verhalten haben.

Verhöhnt: Wir haben ihnen keinen Überdrang getan.

Gefehlt: Wir haben ihnen weder heimlich noch öffentlich nichts genommen, ob wir es wohl hätten tun können und dazu oftmals großen Mangel litten.

8. Frage deine Jünglinge darum, die werden es dir sagen; und lass die Jünglinge Gnade finden vor deinen Augen, denn wir sind auf einen guten Tag kommen. Gib deinen Knechten und deinem Sohn David, was deine Hand findet.

Frage: Damit du nicht meinst, wir rühmen uns Sachen, an denen nichts sei. (Diesen Männern sind die heutigen Kriegsleute sehr ungleich.)

Gnade finden: Lass uns deine Freigiebigkeit genießen und gib uns einen Zehrpfenning, dessen du selber ein Ruhm und Ehre haben wirst.

Guten Tag: Das ist: Wir meinen, dass wir nicht zu Unzeiten kommen, sondern der guten Gelegenheit abgewartet haben, da du ohne das deinen Leuten ein Gastmahl anrichtest und dich freigiebig und wohltätig erklärst, darum, so lass uns solcher Freigiebigkeit auch mit genießen und teile uns mit, was dein guter Wille ist.

Sohn David: Der dich als einen Vater in Ehren hält. Darum, so erzeige dich gegen uns armen Verjagten, als ein milder Vater. Begehren also mit großer Demut und aufs freundlichste eine Ritterzehrung und schnarchen noch pochen nicht, drohen auch nicht, dass sie wollen mit bewaffneter Hand Gewalt anlegen und mit Schwert und Feuer alles verwüsten, wo man ihnen nicht helfe. (Denn es steht einem ehrlichen Kriegsmann übel an, dass er gegen die Freunde mit Rauben, Morden und mit Gewalt fahre.)

9. Und da die Jünglinge Davids hinkamen und von Davids wegen alle diese Worte mit Nabal geredet hatten, hörten sie auf.

Davids wegen: Und aus seinem Befehl.

Hörten: Und erwarteten eine freundliche Antwort.

10. Aber Nabal antwortete den Knechten Davids und sprach: Wer ist der David? Und wer ist der Sohn Isais? Es werden jetzt der Knechte viel, die sich von ihren Herren reißen.

Wer ist: Als wollte er sagen: Was frag ich nach eurem David, der des Isai Sohn ist? Oder was hab ich mit ihm zu tun, dass ich einem solchen verlaufenen Buben und übergebenem Menschen sollte mit meiner Kost behilflich sein?

Reißen: Es streifen jetziger Zeit viele verlaufene Knechte herum, die von ihren Herren laufen und nichts Gutes tun wollen, unter denen eurer David auch einer ist: Sollte ich solchen Leuten Speise geben, die man richtig sollte verhungern lassen?

11. sollte ich mein Brot, Wasser und Fleisch nehmen, das ich für meine Scherer geschlachtet habe, und den Leuten geben, die ich nicht kenne, wo sie her sind?

Sollte ich: Als wollte er sagen: Trollt euch, denn ihr dürft nicht glauben, dass ich euch etwas gebe. Es war aber dies von dem groben und kargen Filz sehr unweislich gehandelt. Er verlästert und schmäht den unschuldigen David, als einen verlaufenen nichts-werten und bösen Buben und bezeugt damit, dass kein Fünklein der Liebe gegen die Dürftigen in ihm sei. Achtet sich auch keiner Gefahr, die er mit seinem Lästern und Schmähen sich selber verursacht. War darum reich genug, aber nicht sehr klug daneben. (Denn großes Gut und Verstand finden sich nicht immer beisammen.)

12. Da kehrten sich die Jünglinge Davids wieder auf ihren Weg; und da sie wieder zu ihm kamen, sagten sie ihm solches alles.

Ihren Weg: Nicht mit Geschenken, sondern mit Schmachworten abgefertigt und fortgeschickt.

Alles: (Denn es pflegen die Diener oft in feindseligen Sachen nichts zu verschweigen, da sie doch mit ihrem Stillschweigen oftmals ein großes Übel verhüten könnten.)

13. Da sprach David zu seinen Männern: Gürte ein jeglicher sein Schwert um sich! Und ein jeglicher gürtete sein Schwert um sich, und David gürtete sein Schwert auch um sich, und zogen ihm nach hinauf bei vierhundert Mann; aber zweihundert blieben bei dem Geräte.

Ihm nach: Nämlich dem David, als ihrem Heerführer.

Geräte: Dasselbe zu verwahren. Wie gröblich aber David in dieser Sache aus einem jähen Zorn sich versündigt habe, soll später an seinem Ort gemeldet werden: Jetzt wird folgen, welchergestalt und durch was Mittel solches des Davids unbilliges Vorhaben gehindert wurde.

14. Aber der Abigail, Nabals Weibe, sagte an der Jünglinge einer und sprach: Siehe, David hat Boten gesandt aus der Wüste, unseren Herrn zu segnen; er aber schnaubte sie an.

Jünglinge: Des Nabals Diener oder Knechte einer, und verkündigte ihr, was sich zwischen dem Nabal und des Davids Gesandten gesagt wurde.

Segnen: Das sie ihm viel Glück und alles Gutes wünschten, welche gottseligen Wünsche der frommen Leute ohne Zweifel nicht vergebens abgegangen wären, wenn er sie nur angenommen hätte.

15. Und sie sind uns doch sehr nütze Leute gewesen und haben uns nicht verhöhnt, und hat uns nichts gefehlt an der Zahl, solange wir bei ihnen gewandelt haben, wenn wir auf dem Felde waren,

Verhöhnt: Sie haben uns keine unrechte Gewalt zugefügt.

16. sondern sind unsere Mauern gewesen Tag und Nacht, solange wir der Schafe bei ihnen gehütet haben.

Mauern: Indem sie uns und unser Vieh von allem feindlichen Anlauf der Mörder und wilden Tiere sicherten.

17. So merke nun und siehe, was du tust; denn es ist gewiss ein Unglück vorhanden über unseren Herrn und über sein ganzes Haus; und er ist ein heilloser Mann, dem niemand etwas sagen darf.

Merke: Hab deiner Sachen gut Acht.

Vorhanden: Es ist deinem Manne und dir samt dem ganzen Personal ein Bad zugerichtet. Denn es nicht wohl zu glauben, dass David solche Schmach, die ihm um Unschuld willen begegnet, werde ungerächt hingehen lassen.

Sagen darf: Der Teufelskopf lässt sich nicht einreden und kann kein heilsame Warnungen leiden, darum wollest du nach deiner Klugheit wohl in Achthaben, wie du dem Übel zuvorkommst. (Es steht aber einem getreuen Knechte zu, dass er den Hausherrn oder die Hausfrau der bevorstehenden Gefahr halben beizeiten warne.)

18. Da eilte Abigail und nahm zweihundert Brote und zwei Legel Weins und fünf gekochte Schafe und fünf Scheffel Mehl und hundert Stücke Rosinen und zweihundert Stücke Feigen und lud es auf Esel.

19. Und sprach zu ihren Jünglingen: Geht vor mir hin; siehe, ich will kommen später. Und sie sagte ihrem Manne Nabal nichts davon.

Jünglingen: Das ist: Ihren Dienern oder Knechten.

Vor mir hin: Nämlich mit dem Geschenk. Denn man kann die erbitterten Herzen mit Geschenken zufriedenstellen.)

Nichts davon: Damit sie an ihrem notwendigen und ehrlichen Vorhaben nicht gehindert würde.

20. Und als sie auf dem Esel ritt und hinab zog im Dunkel des Berges, siehe, da begegnete ihr David und seine Männer hinab, dass sie auf sie stieß.

Dunkel: Das ist: Als sie mit ihren Dienern auf einen Weg kam, da es herum voller Stauden und Hecken war, die dick ineinander standen, also, dass sie von dem David oder seinen Leuten nichts wissen oder sehen konnte, noch er von ihr etwas vernahm, bis sie unten zwischen zwei Bergen zusammen kamen.

Begegnet: Trafen also unverhofft einander, welches aus Gottes Schickung und Vorsehung so kam, dass die Abigail nicht einen anderen Abweg zog, und Davids verfehlte, da sie zwar sonst für ihre Person des Todes Gefahr entronnen, aber ihr Ehemann Nabal mit seinem ganzen übrigen Personal umgekommen wäre. (Denn Gott regiert und führt die Seinen wunderbar mit ihren Sachen.)

21. David aber hatte geredet: Wohlan, ich habe umsonst behütet alles, was dieser hat in der Wüste, dass nichts gefehlt hat an allem, was er hat; und er bezahlte mir Gutes mit Bösem.

Geredet: Nämlich da er gehört, was seine Gesandten für eine spöttische Antwort bekommen und dass sie mit Schmachworten wären abgefertigt worden.

Nichts gefehlt: Ein so gutes Regiment habe ich unter meinen Kriegsleuten gehalten, dass sie nichts geraubt, sondern seine Güter viel mehr verwahrt haben.

Mit Bösem: Dass er mich anstatt der Belohnung mit Schmachworten abzahlt und hinziehen lässt.

22. Gott tue dies und noch mehr den Feinden Davids, wo ich diesem bis lichten Morgen übrig lasse einen, der an die Wand pisst, aus allem, dass er hat!

Gott tue: Das ist: Gott verderbe alle meine Feinde und verstoße sie in Abgrund der Hölle, denen ich doch sonst die Seligkeit von Herzen wünschen tue, wo ich nicht den Nabal, ehe es Morgen wird, umbringe mit seinem ganzen Personal und allem, das er hat. Also dass ich auch die jungen Kinder, ja die Hunde nicht verschonen will. Denn dass dies des Davids ernstliche und gänzliche Meinung war, ist aus dem Folgenden gut zu lesen. Es sündigt aber David mit diesem seinem unrechten Vorsatz ganz schwer. Denn ob es wohl die Wahrheit war, wie seine Gesandten ihn wiederum berichtet hatten. So hätte er dennoch nichtsdestoweniger zuvor die andere Partei, als den Nabal mit den Seinen auch hören sollen, ob sie solches, da sie es gleich gesagt, noch beharrten: Zudem war es nicht recht, dass David in seiner eigenen Sache sich selbst zu rächen begehrte. Und wenn ihm gleich die Rache zu vollstrecken frei gestanden wäre. So hätte er doch nicht schnell das Urteil des Todes fällen sollen, besonders mit solcher Grausamkeit, dadurch das ganze Personal ohne all ihr Verschulden zum Tode wäre hingerissen worden. (Sieht man deswegen hier, was das verdorbene Fleisch oder der alte Adam auch in den heiligen und wieder neugeborenen Leuten vermag, wo es nicht bald mit dem Geiste überwunden und gedämpft wird.)

23. Da nun Abigail David sah, stieg sie eilend vom Esel und fiel vor David auf ihr Antlitz und betete an zur Erde.

Zur Erden: Das ist: Sie hat sich ehrenhalber und aus großer Demut ganz tief gebückt und ist ihm endlich ganz zu Fuß gefallen, weil es die hohe Notdurft und große Gefahr also erforderte.

24. Und fiel zu seinen Füßen und sprach: Ach, mein Herr, mein sei diese Missetat, und lass deine Magd reden vor deinen Ohren und höre die Worte deiner Magd!

Mein sei: Als wollte sie sagen: Rechne es mir zu, da mein Mann etwas wieder dich misshandelt hat. Schiebt also das Laster von einer feindseligen Person auf eine andere, die etwas angenehmer sein möchte, damit sie desto eher Audienz bekomme.

Und höre: Weil ich begehre abzubitten, was auf unsere Seiten wider dich gesündigt wurde.

25. Mein Herr setze nicht sein Herz wider diesen Nabal, den heillosen Mann; denn er ist ein Narr, wie sein Name heißt, und Narrheit ist bei ihm. Ich aber, deine Magd, habe die Jünglinge meines Herrn nicht gesehen, die du gesandt hast.

Setze nicht: Achte eines gottlosen Menschen begangene Torheit nicht so hoch, dass du wider ihn und sein Personal wolltest zur Waffe greifen oder einen Spieß um seinetwillen aufheben, denn er ist nicht wert, dass du seiner Schmachworte dich so hoch annehmen wolltest. Darum schlage nach deiner Großmütigkeit dir das von einem solchen liederlichen Menschen zugefügte Unrecht aus dem Sinn.

Name heißt: Will so viel sagen: Nimm dich des Narren nicht an, denn er hat den Namen mit der Tat, er heißt und ist ein Narr und bleibt ein Narr. Darum ist nichts mit ihm auszurichten und würdest du keine Ehre oder Lob dadurch erlangen, wenn du ihn gleich umbrächtest. (Es muss aber die Abigail wider ihren Willen hier ihres Mannes Torheit und gottloses Gemüt entdecken, damit nicht, wenn sie es verhehle und verschweige, ihn, den Nabal selbst, samt sich und dem ganzen Personal in Not und Gefahr oder viel mehr am Ende im Verderben stecken ließe. Sonst ist allen Weibern in allgemeines geboten, dass sie ihre Männer sollen in Ehren halten.)

Nicht gesehen: Denn sonst hätte ich sie freilich nicht unbegabt hinziehen lassen.

26. Nun aber, mein Herr, so wahr der Herr lebt, und so wahr deine Seele lebt, der Herr hat dich verhindert, dass du nicht kämst wider das Blut, und hat dir deine Hand erlöst. So müssen nun werden wie Nabal deine Feinde, und die meinem Herrn übel wollen.

So wahr: Als wollte sie sprechen: Du sollst gewisslich glauben und nicht zweifeln, dass du durch meine Zukunft, von Gott, der mich dir entgegengeschickt hat, aufgehalten und gehindert wirst, damit du nicht unschuldig Blut vergießt, und wider Gottes Gebote dich selber rächst, weil Gott selber dich an ihm zu rächen im Sinn hat.

So müssen: Das ist: Ich möchte wünschen, dass alle deine Feinde, die dich unrechterweise verfolgen, kein besseres Glück hätten, als Nabal haben wird, welcher um seines gottlosen Lebens willen nicht lange wird ungestraft bleiben. (Und mag man den verstockten Feinden der Kirche aus einem gottseligen Eifer wohl ihren Untergang wünschen.)

27. hier ist der Segen, den deine Magd meinem Herrn hergebracht hat; den gib den Jünglingen, die unter meinem Herrn wandeln.

Segen: Welchen du gnädig von mir annehmen wollest und die Rache wider den Nabal Gott befehlen.

Jünglingen: Deinen Dienern, die du unter dir hast. Denn ich erkenne (will sie sagen) dass diese Verehrung ganz zu gering und deiner Person nicht wert ist, darum wollest du sie unter deinen Soldaten austeilen, die unter deinem Regiment sind. (Und ist es ein Stück der Höflichkeit und Wohlstandes, wenn wir von unseren Verehrungen nicht viel Rühmens treiben, sondern sie vielmehr geringschätzig achten.)

28. Vergib deiner Magd die Übertretung! Denn der Herr wird meinem Herrn ein beständig Haus machen, denn du führst des Herrn Kriege; und lass kein Böses an dir gefunden werden dein Leben lange.

Vergib: Sie nimmt die Schuld ihres Mannes abermals auf sich, damit sie in ihrer Person erhalte, was sie für ihren Mann, der in Ungnaden war, begehrte.

Haus: Das ist: Ich weiß für gewiss, dass dir Gott das Königreich Israel übergeben und einräumen wird und dasselbe bei deinem Geschlecht erhalten.

Kriege: Das ist: Du bist von Gott dazu erweckt, dass du für die Kirche und das Volk Gottes streitest.

Kein Böses: Als wollte sie sagen: Darum hüte dich, dass du den Anfang deines Reiches nicht mit einer unrechten und grausamen Tat beschmutzt. Welche Gnade, die ich jetzt von dir gewärtig bin, dir Gott ohne Zweifel reichlich wiederum vergelten wird.

29. Und wenn sich ein Mensch erheben wird, dich zu verfolgen, und nach deiner Seele steht, so wird die Seele meines Herrn eingebunden sein im Bündlein der Lebendigen bei dem Herrn, deinem Gott; aber die Seele deiner Feinde wird geschleudert werden mit der Schleuder.

Steht: Dass er dir begehrt das Leben zu nehmen und dich zu erwürgen.

Bündlein: Das ist: Gott wird dich in aller Gefahr erhalten und daraus erretten, als ob er dein Leben unter denen besonders eingewickelt hätte, die er lebendig und nicht tot haben will. (Ist darum unser Leben nicht in unserer Feinde Gewalt, denn nur so viel ihnen Gott zulässt.)

Schleuder: Das ist: Gleichwie ein Mann einen Stein mit der Schleuder schnell von sich wirft, also wird auch Gott deine Feinde durch einen schnellen Tod eilends hinreißen.

30. Wenn denn der Herr all das Gute meinem Herrn tun wird, das er dir geredet hat, und gebieten, dass du ein Herzog seist über Israel,

Tun wird: Das ist: Wenn Gott dich nach seiner Verheißung, die er dir getan, zu der höchsten Würde des Königreichs erheben wird.

31. so wird es dem Herzen meines Herrn nicht ein Stoß noch Ärgernisse sein, dass du nicht Blut vergossen hast ohne Ursache und dir selber geholfen; so wird der Herr meinem Herrn wohltun, und wirst an deine Magd denken.

Ein Stoß: Das ist: Es wird dein Gewissen nicht unruhig machen oder beißen, weil du keiner Übeltat dich wirst schuldig befinden, noch einiger vorsätzlicher groben Sünde dich erinnern kannst. (Denn es ist ein herrliches Ding und edel Kleinod um ein gutes Gewissen.)

Denken: Dass ich dir recht und wohl geraten habe. (Deswegen sollen wir uns hüten, dass wir unsere gute Sache, da wir sie durch unbillige Mittel begehren handzuhaben, nicht bös machen und unser Recht verlieren.)

32. Da sprach David zu Abigail: Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, der dich heutigentags hat mir entgegengesandt!

Entgegen: Ehe denn ich mein rachgieriges Vorhaben und die gräuliche Tat ins Werk gerichtet.

33. Und gesegnet sei deine Rede und gesegnet seist du, dass du mir heute gewehrt hast, dass ich nicht in eine Blutschuld gekommen bin und mich mit eigener Hand erlöst habe.

Gesegnet: Als wollte er sagen: Wir haben Gott wohl dafür zu danken, dass du daher gekommen bist und bist samt deiner holdseligen und wohlgestellten Rede lobenswert, wünsche dir auch von Gott alles Gutes, dass er dir solches reichlich wiederum vergelten wolle.

Blutschuld: Dass ich mit Vergießung unschuldigen Blutes mich nicht versündigt habe.

34. Wahrlich, so wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, der mich verhindert hat, dass ich nicht übel an dir tat, wärest du nicht eilend mir begegnet, so wäre dem Nabal nichts übergeblieben auf diesen lichten Morgen einer, der an die Wand pisst.

Übergeblieben: Das ist: Ich hätte, ehe es Morgen worden, den Nabal mit seinem ganzen Personal erwürgt, dass ich auch keines Hunds verschont hätte. Mit welchen Worten David seines unrechten Vornehmens sich nicht rühmen will, sondern bekennt seine Schwachheit frei heraus.

35. Also nahm David von ihrer Hand, was sie ihm gebracht hatte, und sprach zu ihr: Zieh mit Frieden hinauf in dein Haus; siehe, ich habe deiner Stimme gehorcht und deine Person angesehen.

Frieden: Und darfst dich vor mir keiner Gefahr besorgen.

Gehorcht: Und habe dich deiner Bitte gewährt.

Angesehen: Das ist: Ich habe dir zu Ehren und Gefallen deinem ungeschliffenen Mann verziehen, was er wider mich getan hat. (Hier sieht man, wie eine linde Antwort den Zorn stillt {Spr 15}.)

36. Da aber Abigail zu Nabal kam, siehe, da hatte er einmal zugerichtet in seinem Hause wie eines Königs Mal; und sein Herz war guter Dinge bei sich selbst und er war sehr betrunken. Sie aber sagte ihm nichts, weder Kleines noch Großes, bis an den lichten Morgen.

Zugerichtet: Nämlich unterdes weil Abigail außen gewesen war.

Guter Dinge: Er war ganz lustig und fröhlich allein und hatte niemand geladen.

Bei sich selbst: (Nach Luther) Er hatte niemand geladen noch den Armen etwas mitgeteilt.

Sehr betrunken: (Obwohl eine ehrliche Freude nicht Unrecht ist, so ist aber doch die Trunkenheit immer zu verdammen und zu meiden.)

Nichts: Von allem, was sich mit dem David zugetragen hatte. Denn sie besorgte sich, sie möchte bei dem betrunkenen Mann nichts ausrichten und ihn viel eher noch mehr reizen als etwas richtig machen. (Und sollen die Weiber ihre Männer nicht, wenn sie betrunken sind, sondern wenn sie wieder nüchtern worden, ihre begangenen Fehler und was sie Unrecht gehandelt, erinnern, weil man auch sonst betrunkenen Leuten nicht viel einreden soll, bis sie den Wein verdaut haben.)

37. Da es aber Morgen wurde, und der Wein von Nabal gekommen war, sagte ihm sein Weib solches. Da erstarb sein Herz in seinem Leibe, dass er wurde wie ein Stein.

Sagte ihm: Was großer Gefahr er sich über den Hals gezogen hatte, dass er des Davids Gesandten so schimpflich abgefertigt und wie ihm unwissend sein Unglück so nahe gewesen wäre.

Erstarb: Das ist: Er hat sich heftig darüber entsetzt und ist ihm Herz und Mut entfallen, dass er allerdings kraftlos und ohnmächtig wurde und vor großem Schrecken sich zu Bette legen musste: Denn er besorgte sich, es möchte David leicht eine Ursache vom Zaun brechen und von neuen sich unterstehen, das ihm zugefügte Unrecht zu rächen. (Also ist es mit den Scharrhansen beschaffen, wenn es ihnen wohl geht, so wollen sie jedermann pochen und mit Füssen über andere gehen, stößt ihnen aber eine Widerwärtigkeit zu Händen, so sind sie furchtsam und verzagt.)

38. Und über zehn Tage schlug ihn der Herr, dass er starb.

Zehn Tage: Welche Zeit über Nabal in den vorgemeldeten Schrecken und Ängsten gesteckt.

Schlug ihn: Dass er ihm eine beschwerliche Krankheit an den Hals gehängt, daran er hat erwürgen müssen. (Denn Gott selbst rächt der Seinen Unrecht und Schmach, die ihnen von den Gottlosen erwiesen wird.)

39. Da das David hörte, dass Nabal Tod war, sprach er: Gelobt sei der Herr, der meine Schmach gerächt hat an dem Nabal und seinen Knecht enthalten hat vor dem Übel, und der Herr hat dem Nabal das Übel auf seinen Kopf vergolten. Und David sandte hin und ließ mit Abigail reden, dass er sie zum Weibe nähme.

Gerächt: Der selbst meine Sache wider den Nabal gehandhabt hat, weil er mich unrechterweise geschmäht und verlästert hat.

Enthalten: Dass ich nichts Übles tat, wie geschehen wäre, wenn ich mich selber gerächt hätte.

Vergolten: d. i. Er hat mich an seiner Person gerächt, was er mit Schmachworten wider mich misshandelt und sich vergriffen hat. Es freut sich aber David nicht aus einer fleischlichen Rachgierigkeit über seines Feindes Unglück, sondern rühmt aus dem Heiligen Geiste das gerechte Urteil Gottes, welches an dem Nabal vollstreckt worden.

40. Und da die Knechte Davids zu Abigail kamen gen Karmel, redeten sie mit ihr und sprachen: David hat uns zu dir gesandt, dass er dich zum Weibe nehme.

Sandte hin: Ohne Zweifel, nachdem etliche Monate vorüber waren.

Reden: Durch seine Abgesandten.

Nehme: (Dergestalt versorgt Gott fromme und gottselige Personen mit einem ehrlichen Ehegatten, wenn sie am wenigsten daran denken, auf dass, da sie zuerst eine böse Ehe gehabt, danach mit einem bessern Heirat wiederum ergötzt werden.)

Karmel: Auf demselben Berge, da nicht weit da herum Nabal seine Wohnung gehabt.

41. Sie stand auf und betete an auf ihr Angesicht zur Erde und sprach: Siehe, hier ist deine Magd, dass sie diene den Knechten meines Herrn und ihre Füße wasche.

Zur Erde: Das ist: Sie hat sich ehrenhalber und aus einer wahren Demut tief zur Erde geneigt.

Siehe: Nämlich muss man darüber verstehen: Also sorgt meinem Herrn dem König David wieder.

Diene: Als wollte sie sagen: Ich achte mich nicht würdig dazu, dass ich des Königs Ehegemahl werden sollte, sondern wenn es der König begehrt, so bin ich bereit und willig, als eine Magd auch die geringste ehrliche Dienstbarkeit den Knechten des Königs zu erzeigen, will schweigen, dass ich meinem Herrn die Ehe versagen sollte. (Diese Zucht und Demut an einer reichen und schönen Weibsperson ist lobenswert und sollen andere Jungfrauen und Matronen solches ihr ablernen.)

42. Und Abigail eilte und machte sich auf; und ritt auf einem Esel und fünf Dirnen, die unter ihr waren; und zog den Boten Davids nach und wurde sein Weib.

Eilt: Und ließ sich nicht abschrecken, dass David im Elend herum zog.

43. Auch nahm David Ahinoam von Jesreel; und waren beide seine Weiber.

Waren beide: Denn Gott sah im Alten Testament, mit dem viele Weiber nehmen durch die Finger und duldete es vielmehr, als dass er es recht geheißen hätte oder sich gefallen lassen.

44. Saul aber gab Michal, seine Tochter, Davids Weib, Phalti, dem Sohn Lais von Gallim.

Gab: Es hat aber Saul in diesem Fall schwer gesündigt, dass er die Michal, welche des Davids Eheweib war und durch keine Ehescheidung von ihm rechtmäßigerweise war abgesondert worden, einem anderen Manne zur Ehe gegeben: Desgleichen hat Phalti auch Unrecht getan, dass er ein solches Weib genommen, die ihr Mann noch nicht von sich ausgestoßen hatte: Michal tut auch übel, dass sie viel lieber ihrem Gottlosen und ungerechten Vater folgt und vielleicht auch ihren Begierden nachhängt, als dass sie mit ihrem frommen Ehemann ins Elend gezogen wäre. (Denn es steht einem ehrlichen Weibe zu, dass sie ihren Mann in Unglück nicht verlasse.)


Das 26. Kapitel

  • Saul verfolgt den David in der Wüste Siph. v. 1.
  • Und da des Sauls ganzes Kriegsheer schläft, geht David heimlich ins Lager, und nimmt des Königs Spieß und Becher bei des Königs Häupten mit sich hinweg. v. 5.
  • Wie er später solches zeigt, erkennt Saul des Davids Unschuld, und bekennt seine Sünde. v. 17.

1. Die aber von Siph kamen zu Saul gen Gibea und sprachen: Ist nicht David verborgen auf dem Hügel Hachila vor der Wüste {1Sam 23v19 Ps 54v2}?

Von Siph: Nämlich die Einwohner derselben Landschaft verrieten David zum andermal. (Denn also geht es, dass die Kinder dieser Welt mit Verräterei und anderen bösen Praktiken durch anderer Leute Schaden sich bei großen Herren einzukaufen und ihre Gunst zu erlangen begehren.)

Verborgen: Darum steht dir es frei, dass du ihn greifen magst, wenn du willst, weil du ganz gute Gelegenheit dazu hast, die wir dir jetzt an die Hand geben.

2. Da machte sich Saul auf und zog herab zur Wüste Siph und mit ihm dreitausend junger Mannschaft in Israel, das er David suchte in der Wüste Siph.

Junger Mannschaft: Die auserlesenen besten Kriegsleute unter dem ganzen Volk.

Suchte: Hier sieht man des Glücks Unbeständigkeit: Kurz zuvor hatte David mit einer reichen, ehrlichen und schönen Weibsperson Hochzeit gehalten, jetzt wird ihm vom Saul und seinem Kriegsvolk nachgejagt und gerät in Leibes und Lebensgefahr. Kapitel 24. hatte Saul geschworen, dass er den David nicht mehr verfolgen wollte. Jetzt übergeht er denselben Bund wiederum von neuem. (Denn die Gottlosen halten ihre Zusagen solange, bis sie die Gelegenheit bekommen und ihren Vorteil sehen, dass sie wiederum schaden können.)

3. Und lagerte sich auf dem Hügel Hachila, der vor der Wüste liegt am Wege. David aber blieb in der Wüste. Und da er sah, dass Saul kam ihm nach in die Wüste,

Sah: Das ist: Als er gehört hatte, dass Saul ausgezogen wäre mit einem Kriegsheer, ihn ungewarnter Sachen zu überfallen und aufzureiben.

4. sandte er Kundschafter aus und erfuhr, dass Saul gewisslich gekommen wäre.

Kundschafter: Die ihm gewisse Nachrichten brächten, ob und wie stark Saul ausgezogen wäre und wo er sein Lager aufgeschlagen hat. (Denn wo der Krieg recht und zugelassen ist, da ist auch die Einnahme der Kundschaft unverboten.)

Erfuhr: Nämlich von seinen Kundschaftern, da sie wieder zurückkommen und die Sache eigentlich erkundigt hatten.

Kommen wäre: Dass er sich bereits an einen gewissen Ort niedergelassen und gelagert hätte.

5. Und David machte sich auf und kam an den Ort, da Saul sein Lager hielt, und sah die Stätte, da Saul lag mit seinem Feldhauptmann Abner, dem Sohn Ners. Denn Saul lag in der Wagenburg und das Heervolk um ihn her.

Und kam: Dies ist eine besondere Heldentat des Davids gewesen, dass er allein zu der Feinde Lager gehen darf und später auch nur mit einem einigen Gefährten ins Lager hinein gehen. Dergleichen Taten soll man mit Verwunderung betrachten, aber nicht aus unbedachtem Mut dieselben bald begehren nachzutun.

Wagenburg: Das ist: Im Lager, welches mit Wagen rings herum verschanzt war.

Ihn her: Und schliefen alle ganz tief, ohne Sorgen.

6. Da antwortete David und sprach zu Ahimelech, dem Hethiter, und zu Abisai, dem Sohne Zerujas, dem Bruder Joabs: Wer will mit mir hinab zu Saul ins Lager? Abisai sprach: Ich will mit dir hinab.

Ahimelech: Der ohne Zweifel der vornehmsten einer unter des Davids Kriegsleuten gewesen.

Wer will: Nämlich unter euch beiden. Und ist dies an dem David eine besondere Klugheit gewesen, dass er eine geheime Sache nur zwei offenbart, wie nicht weniger eine besondere Freundlichkeit, dass er keinen begehrt zu zwingen, eine solche gefährliche Reise auf sich zu nehmen.

Ich will: (Denn es gebührt einem getreuen Knecht und Diener, dass er seinen Herrn in Gefahr nicht verlasse.)

7. Also kam David und Abisai zum Volk des Nachts. Und siehe, Saul lag und schlief in der Wagenburg, und sein Spieß steckte in der Erde zu seinen Häupten. Abner aber und das Volk lag um ihn her.

Volk: Nämlich zu des Sauls Kriegsvolk ins Lager.

Spieß: Der dem Könige sein Verderben verursacht hätte, wenn David denselben dazu gebrauchen wolle.

Um ihn: Und schlief auch. (Denn wo Gott nicht die Stadt behütet oder das Lager, so wachen umsonst, ja sie schlafen, welche die Wacht halten sollten {Ps 127}.)

8. Da sprach Abisai zu David: Gott hat deinen Feind heute in deine Hand beschlossen; so will ich ihn nun mit dem Spieß stechen in die Erde einmal, dass er es nicht mehr bedarf.

Beschlossen: Du hast ihn jetzt zum andermal in deiner Gewalt bekommen, dass du deines Gefallens mit ihm umgehen magst.

Will: Sofern du mir es zulässt, dass ich an dem gottlosen Menschen Strafe übe.

Spieß: Der zu seinen Häuptern steckt.

Erden: Ich will ihn mit dem Spieß an die Erde heften.

Bedarf: Denn ich will ihn mit einem einzigen Stich umbringen.

9. David aber sprach zu Abisai: Verderbe ihn nicht; denn wer will die Hand an den Gesalbten des Herrn legen und ungestraft bleiben?

Ungestraft: Als wollte er sagen: Dieser Mensch ist aus Gottes Befehl zum König gesalbt worden, darum, wer Gewalt an ihn braucht, wird ohne Zweifel ernstlich von Gott gestraft werden. (Und pflegen die Aufrührer endlich ein böses Ende zu nehmen.)

10. Weiter sprach David: So wahr der Herr lebt, wo der Herr nicht ihn schlägt, oder seine Zeit kommt, dass er sterbe, oder in einen Streit ziehe und komme um,

So wahr: Ich beteure mit einem hohen Eid, dass ich keine Gewalt wider den Saul tun will.

Schlägt: Dass er ihm einstmals eine beschwerliche Krankheit zuschickt, die ihn schnell durch den Tod wegnehme, wie dem Nabal geschehen.

Sterbe: Nämlich eines natürlichen Todes, wenn er alt worden ist.

Streit: Wider die Philister oder andere Feinde.

11. so lasse der Herr ferne von mir sein, dass ich meine Hand sollte an den Gesalbten des Herrn legen. So nimm nun den Spieß zu seinen Häupten und den Wasserbecher und lass uns gehen.

Lass der: Das verbiete mir Gott. (Und sollen wir hier lernen, auch der gottlosen Obrigkeit zu schonen: Sollen auch nach dem Guten, so wir erhoffen zu bekommen, nicht nach ungebührlichen Mitteln streben.)

Gehen: Denn wir wollen uns mit dem begnügen lassen, dass wir diese beide Sachen mit uns hinweg genommen haben, als zum Wahrzeichen und Zeugnis, dass wir hier gewesen sind und des Sauls dennoch verschont haben.

12. Also nahm David den Spieß und den Wasserbecher zu den Häupten Sauls und ging hin; und war niemand, der es sah noch merkte, noch erwachte, sondern sie schliefen alle. Denn es war ein tiefer Schlaf vom Herrn auf sie gefallen.

Ging hin: Dass er den Saul unbeschädigt bleiben ließ. (Denn wir sollen unsere eigene Rache Gott befehlen, wenn uns gleich Gelegenheit zu rächen an die Hand gegeben wird.)

Alle: Im ganzen Heerlager des Sauls, so viel ihrer waren.

Gefallen: Das ist: Gott hatte einen solchen harten Schlaf auf sie kommen lassen, dass keiner aufwachen konnte, bis David und Abisai wiederum fort und aller Gefahr entronnen waren. (Denn Gott sorgt für die Seinen.)

13. Da nun David hinüber auf jenseits kommen war, trat er auf des Berges Spitze von ferne, dass ein weiter Raum war zwischen ihnen.

Jenseits: An einen Ort, der gerade gegen des Sauls Lager über war.

Weiter Raum: Doch ein solcher Platz oder Tal, da man von einem Berge zum anderen einander zuschreien und hören konnte.

14. Und schrie das Volk an und Abner, den Sohn Ners, und sprach: Hörst du nicht, Abner? Und Abner antwortete und sprach: Wer bist du, dass du so schreist gegen den König?

Abner: Den Feldhauptmann Sauls.

Hörst du nicht: Wie oft muss ich dir rufen?

Schreist: Dass du den König mit deinem Geschrei unruhig machst.

15. Und David sprach zu Abner: Bist du nicht ein Mann? Und wer ist dein gleich in Israel? Warum hast du denn nicht behütet deinen Herrn, den König? Denn es ist des Volkes einer hineinkommen, deinen Herrn, den König, zu verderben.

Mann: Ein vortrefflicher Held und tapfer Kriegsmann, der bei dem Volk ein großes Ansehen hat und niemand sich dir gleichen, viel weniger vorziehen darf?

Behütet: Du hast die Wacht nicht wohl bestellt und sehr übel gehütet, welches dir ein schlechter Ruhm ist, dass man es von dir sagen soll, wie du so faul und verschlafen bist.

Volkes einer: Nämlich aus euren Feinden. Welches aber David als zum Fürwort redet, weil sich dergleichen etwas hätte zutragen mögen. So wäre es seines, des Abners, halben, nicht unterwegen geblieben, dass der König ums Leben gekommen, wo es Gott nicht besonders verhütet hätte.

16. Es ist aber nicht fein, das du getan hast. So wahr der Herr lebt, ihr seid Kinder des Todes, dass ihr euren Herrn, den Gesalbten des Herrn, nicht behütet habt. Nun siehe, hier ist der Spieß des Königs und der Wasserbecher, die zu seinen Häuptern waren.

Nicht fein: Du hast diesmal dein Amt nicht wohl versehen.

Todes: Ihr hättet um solcher eurer Fahrlässigkeit willen verdient, dass man euch am Leben strafte. (Denn wer für seine Obrigkeit Wohlfahrt und Gesundheit nicht Sorge trägt, der ist nicht wert, dass er leben soll.)

hier ist: Damit du nicht meinst, ich spotte nur, oder es sei ihm nicht also, wie ich gesagt, so kannst du die Wahrheit leicht erkundigen.

Spieß: Der zu seinen Häuptern gesteckt war.

Waren: Daraus du gut und leicht zu lesen ist hast, dass jemand im Lager war, der solche Sachen hinweggetragen hat, in dessen Hand des Königs Leben stand. Und lacht David den Abner höhnisch aus, weil er seines guten und ruhigen Gewissens sich tröstete. (Denn ein gutes Gewissen ist ein großer Trost, und macht einen Menschen fröhlich oder bringt die Freude des Herzens wieder.)

17. Da erkannte Saul die Stimme Davids und sprach: Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David? David sprach: Es ist meine Stimme, mein Herr König.

18. Und sprach weiter: Warum verfolgt mein Herr also seinen Knecht? Was habe ich getan, und was Übels ist in meiner Hand?

Knecht: Als einen armen und unschuldigen Menschen.

Getan: Was hab ich gesündigt oder wie hab ich es doch immer mehr um dich beschuldet?

Übels: Was habe ich für ein böses Stück begangen, das der Verfolgung, Vertreibung ins Elend oder auch des Todes wert wäre?

19. So höre doch nun mein Herr, der König, die Worte seines Knechts: Reizt dich der Herr wider mich, so lasse man ein Speiseopfer riechen; tun es aber Menschenkinder, so sind sie verflucht vor dem Herrn, dass sie mich heute verstoßen, dass ich nicht hafte in des Herrn Erbteil, und sprechen: Gehe hin, diene anderen Göttern!

Reizt: Als wollte er sagen: Treibt dich aus Gottes Verhängnis der böse Geist also an, das du von wegen deiner Sünden nicht ruhig sein kannst, du hast mich denn erwürgt, wohlan, so versöhne man Gott mit einem Opfer, dass er dich von solcher Wahnsinnigkeit erlöse und du wieder Ruhe haben könntest. (Denn dergestalt werden die Krankheiten sowohl des Leibes als Gemüts am besten vertrieben oder doch gemildert, wenn wir vor allen Dingen darauf sehen, dass wir mit Gott versöhnt werden.)

Verflucht: Gott strafe sie und schicke ihnen alles Übel zu. (Denn die Flüche, so aus Anregung des Heiligen Geistes geschehen und nicht aus einer fleischlichen Rachgierigkeit, die sind zugelassen und unverboten.)

Gehe hin: Als wollte er sprechen: Sie bringen mit ihren Lästerungen und Verleumdungen so viel zuwege und dringen mich dahin, weil ich in diesem Königreich, da der rechte Gottesdienst im Schwange geht, keinen sicheren Ort habe, und heißen mich es gleichsam, dass ich das Volk Gottes verlassen soll und zu den abgöttischen Heiden mich verfügen, da mich mit Abgötterei zu besudeln. Darum ist mir solches das allergrößte Kreuz, dass ich nicht zugleich mit dem Volk Gottes bei der Verrichtung des Gottesdienstes sein kann. (Und ist David viel anderes gesinnt gewesen als etliche falsche Maulchristen, welche nichts danach fragen, sie leben gleich unter abgöttischen oder frommen Leuten, wenn sie nur großen Reichtum und Ehre davon bringen oder ihren Wollüsten nachhängen können.)

20. So falle nun mein Blut nicht auf die Erde von dem Angesicht des Herrn. Denn der König Israels ist ausgezogen, zu suchen einen Floh, wie man ein Rebhuhn jagt auf den Bergen.

Falle: Als wollte er sagen: Gott wird mich behüten und erhalten, dass ich nicht in meiner Unschuld umkomme.

Ausgezogen: Mit einem großen und gewaltigen Kriegsheer.

Floh: Denn wenn er mir armen Menschen nachjagt, so ist es eben so viel, als wenn er das geringste Würmlein suchte. Darum ist es ein unrechter Handel, dass der König in Israel mich elenden Tropf so ängstigt und umtreibt.

Jagt: Wie ein Vogeler einem armen Rebhühnlein, so auf den Bergen hin und wieder kriecht, nachstellt und es umtreibt, bis er es ins Garn bringt. (Hier hat man des Davids Demut in Acht zu nehmen, die man ihm ablernen und darin nachfolgen soll.)

21. Und Saul sprach: Ich habe gesündigt; komm wieder, mein Sohn David! Ich will dir kein Leid weiter tun, darum dass meine Seele heutigentags teuer gewesen ist in deinen Augen. Siehe, ich habe töricht und sehr unweislich getan.

Gesündigt: Ich muss bekennen, dass ich dir Unrecht getan und dich ohne Ursache verfolgt habe.

Komme wieder: Kehre wieder heim aus dem Elend in dein Haus, ich will nicht mehr dein Feind, sondern väterlich gegen dich gesinnt sein.

Teuer: Weil du mein Leben so hoch geachtet hast, dass du mich nicht erwürgen wolltest, da du es doch leicht hättest tun können.

Getan: Dass ich dich, da du doch unschuldig bist, verfolgt habe, weil ich einen bösen, aber unrechten und nichtigen Argwohn auf dich geworfen, als ob du mir nach meinem Königreich und Leben trachtetest. Dies war zwar eine rechtschaffene aber unbeständiges Bekenntnis des Sauls. (Denn gleichwie die melancholischen und wahnsinnigen Leute bisweilen ihre unterschiedliche Zustände haben, dass sie einen Stand oder auch wohl darüber nichts Ungeschicktes reden oder tun, aber bald später umschlagen und rasend werden, wenn sie die unsinnige Wut wieder anstößt, also erzeigen sich die Gottlosen bisweilen so, als ob sie sich wollten bekehren und frömmer werden, aber lassen bald ab und fahren in ihrer Gottlosen Unweise immer fort.)

22. David antwortete und sprach: Siehe, hier ist der Spieß des Königs; es gehe der Jünglinge einer herüber und hole ihn.

23. Der Herr aber wird einem jeglichen vergelten nach seiner Gerechtigkeit und Glauben. Denn der Herr hat dich heute in meine Hand gegeben, ich aber wollte meine Hand nicht an den Gesalbten des Herrn legen.

Vergelten: Das ist: Gott wird darüber erkennen und das Urteil fällen, wer unter uns beiden eine gerechte Sache habe und wer dem anderen Glauben gehalten habe oder nicht: Und wird er zwar mir meine Gerechtigkeit und Treue belohnen, an dir aber deine Ungerechtigkeit und Treulosigkeit rächen. Denn es hatte Saul dem David mit einem Eid verheißen, dass er ihn wollte zufriedenlassen, wie wir oben Kapitel 19. vernommen.

Legen: Das ist: Ich habe dich nicht umbringen wollen. Aber du hättest meiner freilich nicht verschont, wenn du mein Leben also in deiner Hand gehabt hättest.

24. Und wie heute deine Seele in meinen Augen ist groß geachtet gewesen, so werde meine Seele groß geachtet vor den Augen des Herrn und errette mich von aller Trübsal.

Geachtet: Das ist: Gleichwie ich dein Leben so wert gehalten habe, dass ich dich desselben nicht berauben wollte: Also will Gott wiederum mein Leben so wert halten, dass er dasselbe meinen Feinden nicht übergebe, mich umzubringen, sondern halte es in seiner Hut. (Denn gleichwie Gott eine Grausamkeit durch die andere straft, also belohnt er auch wiederum mit Wohltaten diejenigen, welche anderen Gutes getan haben.)

25. Saul sprach zu David: Gesegnet seist du, mein Sohn David; du wirst es tun und hinausführen. David aber ging seine Straße, und Saul kehrte wieder an seinen Ort.

Gesegnet: Gott gebe dir Glück und tue dir Gutes für die Wohltaten, die du mir erzeigt hast.

Führen: Gott wird dir Kraft und Stärke und einen glücklichen Fortgang verleihen, dass du wirst können zum Ende bringen, was du dir vorgenommenen hast. Denn du wirst das Königreich behaupten und große Sachen im Volk Gottes verrichten, da der Ausgang immer nach deinem Wunsch erfolgen wird.

Straße: An einen Ort, da er hoffte, sicher zu sein, und kam nicht wieder an des Königs Hof, obwohl sich Saul stellte, als wäre er mit ihm wiederum versöhnt. (Denn man soll sich vor seinen versöhnten Feinden hüten.)

Kehrt: Und stellt eine Zeit lang die Feindschaft beiseite, dass er dem David nicht nachjagte.


Das 27. Kapitel

  • Damit David dem Saul entgehe, dass er ihm nicht mehr nachtrachtete, so flieht er zu Achis, dem Könige zu Gath, der ihm das Städtlein Ziklag mit den Seinen zu bewohnen eingibt. v. 1.
  • David streift auf die benachbarten Heiden, und beraubt sie, wendet aber bei dem Könige vor, er habe auf das israelitische Land einen Einfall getan. v. 8.

1. David aber gedachte in seinem Herzen: Ich werde der Tage einen Saul in die Hände fallen; es ist mir nichts besser, denn dass ich entrinne in der Philister Land, dass Saul von mir ablasse, mich weiter zu suchen in allen Grenzen Israels; so werde ich seinen Händen entrinnen.

Ich werde: Will so viel sagen: Es steht mir die Gefahr darauf, dass ich nicht einmal, weil ich im Lande Israel hin und wieder herum ziehe, unversehens durch eine Verräterei dem Saul in die Hände gerate.

Land: Da mich der König Saul ohne Zweifel wohl wird ungesucht lassen.

Ablasse: Weil er keine Hoffnung mehr haben wird, dass er mich fangen könne.

Entrinnen: Also werde ich seinethalben aller Gefahr gesichert sein. Es ist aber dem David dieser Anschlag übel geraten. Denn obwohl sich der Anfang fein angelassen, so wurde er doch später gezwungen, dass er wider seine Brüder und Religionsverwandten hätte müssen streiten, wo es Gott nicht wunderlicherweise anderes gewendet hätte. Und sind bald darauf des Davids und seiner Spießgesellen Weiber und Kinder gefangen hinweggeführt worden. Und ob er wohl solche alle wieder zuwege gebracht, dass er sie den Feinden abgejagt, so ist er dennoch auch damals in großer Leibes- und Lebensgefahr gestanden, dass er vor seinem eigenen Personal nicht gesichert war. (Sieht man deswegen, dass auch die Frommen in ihrem Ratschlag bisweilen grob irren, besonders, wenn sie mehr des Fleisches Antrieb und der Vernunft als den göttlichen Verheißungen folgen.)

2. Und machte sich auf und ging hinüber, samt den sechshundert Mann, die bei ihm waren, zu Achis, dem Sohn Maochs, Könige zu Gath.

Auf: Und zog aus dem Königreich Israel ganz weg.

Sohn Maoch: Mit welchen Worten es das Ansehen hat, als wollte der Heilige Geist dadurch zu verstehen geben, wie dieser Achis, der ein Sohn Maoch genannt wird, ein anderer gewesen sei, als der vorige, davon wir oben, Kapitel 21. gehört, dass er David als einen unsinnigen Menschen von seinem Hof heißen hinaustreiben. Und ist wohl zu glauben, dass alle Könige oder Fürsten der Philister, so in derselben Stadt gewohnt und darüber zu gebieten hatten, mit dem Namen Achis sind genannt oder tituliert worden. Wie alle Könige in Ägypten Pharao geheißen und man noch heutzutage die römischen Monarchen Kaiser, vom lateinischen Wörtlein Cäsar, heißt, weil der erste Kaiser Julius Cäsar hieß. Das ist einmal gewiss, dass David vor dem vorigen Achis sich gefürchtet, aber bei diesem suchte er Zuflucht und Aufenthalt.

3. Also blieb David bei Achis zu Gath, mit seinen Männern, ein jeglicher mit seinem Hause; David auch mit seinen zwei Weibern, Ahinoam, der Jesreelitin, und Abigail, des Nabals Weibe, der Karmelitin.

Hause: Das ist: Es hatte ein jeder sein Weib und Kinder bei sich. Dies ist an dem Achis eine große Freundlichkeit gewesen, dass er den David mit einer so großen Anzahl armer verjagter Leute, dazu mit ihren Weibern und Kindern, aufzunehmen sich nicht beschwert. (Also sollen auch wir den recht armen und um Unschuld willen verjagten Leuten Herberge und Unterschlupf geben.)

4. Und da Saul angesagt wurde, dass David gen Gath geflohen wäre, suchte er ihn nicht mehr.

Angesagt: Denn es mangelte dem Könige Saul an Ohrenbläsern und Schmeichlern nicht, die ihm alles zu Ohren trugen. (Wie bei den Höfen gewöhnlich geschieht.)

Nicht mehr: Denn Saul war wider seine Untertanen grausam und wider seine Feinde, die Philister, furchtsam. (Wie fast aller Tyrannen Art ist.)

5. Und David sprach zu Achis: Hab ich Gnade vor deinen Augen gefunden, so lass mir geben einen Raum in der Städte einer auf dem Lande, dass ich darin wohne; was soll dein Knecht in der königlichen Stadt bei dir wohnen?

Gefunden: Dass du mich liebst und mir einen gnädigen Gefallen erzeigen willst.

Lande: Als wollte er sagen: Gib mir und den meinen etwa ein schlecht bäurisches Städtlein, da wir wohnen mögen, so ziemlich weit von deiner königlichen Hofhaltung abgelegen ist, damit ich dir in der königlichen Stadt nicht auf dem Hals liege und überlästig bin. Es verhehlte aber David seinen Anschlag, damit er umging. Denn er sah, wie er von Not wegen sich seine Nahrung durch den Raub, so er den benachbarten abgöttischen Heiden mit streifen abjagte, suchen und zuwege bringen müsste. Auf dass er aber den König Achis nicht damit vor den Kopf stieße, so sah er sich um nach einem Ort, der ihm dazu gelegen wäre, von dem aus er, hinter dem Achis, könnte in der Nachbarschaft unter den Heiden herumstreifen, wie wir bald hören werden. Solche des Davids Vorhaben merkte Achis nicht, sondern meinte, er begehrte aus Demut einen geringeren Ort zur Wohnung.

6. Da gab ihm Achis des Tages Ziklag. Daher ist Ziklag der Könige Judas bis auf diesen Tag.

Gab: Nämlich zur Wohnung ein, für ihn und die Seinen.

(Da solches beschrieben wurde, ist, nämlich, dieselbe Stadt und der Könige Juda Gewalt blieben und den Philistern nicht wieder eingeräumt worden.)

7. Die Zeit aber, die David in der Philister Lande wohnte, ist ein Jahr und vier Monden.

Ein Jahr: (Bei diesem Beispiel sollen, die im Elende sind, Geduld lernen.)

8. David aber zog hinauf samt seinen Männern und fiel ins Land der Gessuriter und Girsiter und Amalekiter; denn diese waren die Einwohner von alters her dieses Landes, als man kommt gen Sur, bis an Ägyptenland.

David: Jetzt folgt, was David die vorgemeldete Zeit über, weil er im Elende war und zu Ziklag gewohnt, tat, und was seine Kriegsverrichtungen waren.

Zog: Das ist: Dies war seine Gewohnheit, dass er pflegte von Ziklag auszuziehen, wider die gottlosen Heiden.

Amalekiter: Welche von der vorigen Niederlage, die sie vom Saul erlitten, noch übergeblieben waren.

Landes: Darin David streifte.

Bis an: Das ist: Dasselbe Land liegt nahe bei der Wüste Sur, da man nach Ägypten zu zieht.

9. Da aber David das Land schlug, ließ er weder Mann noch Weib leben, und nahm Schafe, Rinder, Esel, Kamele und Kleider; und kehrte wieder und kam zu Achis.

Land schlug: Nämlich die Einwohner dasselbe Landes.

Leben: Das ist: Er erschlug alle Leute an denen Orten und verschonte keines Geschlechts noch Alters, die Ursache, warum er solches getan, wird bald später folgen.

Nahm Schafe: Musste darum David sich im Stegreif nähren und hatte nichts, denn was er von den Feinden erbeutet.

Zu Achis: Das ist: Er war Diener von Haus aus und zog bisweilen gen Hof, das er sich sehen ließ, ob man seines Dienstes irgendwo begehrte.

10. Wenn denn Achis sprach: Seid ihr heute nicht eingefallen? So sprach David: Gegen den Mittag Judas und gegen den Mittag der Jerahmeeliter und gegen den Mittag der Keniter.

Eingefallen: Dass ihr einen Streif getan habt.

Mittag Juda: Das ist: An den Ort des Stammes Juda, der gegen Mittag gelegen ist.

Jerahmeeliter: Welche vom Jerahmeel des Hezrons Sohn, und Perez, des Sohnes Juda, Enkel den Namen hatten {1Chr 2}.

Keniter: Welche von Keni, des Mose Schwager, der auch Hobab hieß, hergekommen waren. Stellte sich David also vor den König Achis, als wenn er der Israeliten abgesagter Feind wäre, die er doch im Geringsten nicht beleidigt hatte. Dazu ihn die hohe Not zwang, damit er des Königs Gunst behielte und seinen Unterschlupf bei ihm haben könnte, auch sich und die Seinen mit notwendiger Nahrung versehe und versorgte, dem Volk Gottes aber kein Leid tat. Und stand es ihm frei, dass er die vorgemeldeten heidnischen Völker der Kanaaniter möchte in Grund vertilgen, weil sie von Gott vor der Zeit und längst zum Untergang und Ausrottung verurteilt waren, und den Israeliten übergeben, dass sie sie umbringen und vertilgen sollten, wie des Mose Schriften bezeugen. Weil demnach David dieselben Heiden ohne Sünde erwürgen durfte, so durfte er auch vor dem heidnischen König sich stellen, als ob er die Israeliten beschädigt, der er doch in der Wahrheit verschont hatte.

11. David aber ließ weder Mann noch Weib lebendig gen Gath kommen, und gedachte, sie möchten wider uns reden und schwätzen. Also tat David, und das war seine Weise, solange er wohnte in der Philister Lande.

Lebendig: Das ist: Er erschlug alle Menschen und nahm niemand gefangen, die er mit sich gen Gath geführt hätte: Damit sein Tun also in geheim und verborgen bliebe und nicht an Tag käme.

Schwätzen: Sie möchten uns von wegen unsere Beraubung und Plünderung verklagen, welchem wir müssen zuvorkommen, daher wir sie alle umbringen.

12. Darum glaubte Achis David und gedachte: Er hat sich stinkend gemacht vor seinem Volk Israel, darum soll er immer mein Knecht sein.

Glaubte: Dass er ihm traute, als einem getreuen Knecht und Diener, weil er nicht anderes meinte, denn er hätte sich alle Israeliten zu Feinden gemacht.

Stinkend: Das ist: Er hat sich bei seinem Volk einen bösen Namen gemacht, von denen er für einen Mörder und Straßenräuber geachtet und ausgeschrien wird, also dass er bei den Israeliten nie kann wiederum zu Gnaden kommen oder ausgesöhnt werden.

Immer: Als wollte er sagen: Es zweifelt mir nicht, er werde die ganze Zeit über seines Lebens gerne bei mir bleiben und kann ich ihn als einen tapferen Kriegsmann und Obersten immer gebrauchen.


Das 28. Kapitel

  • Die Philister sammeln ein Kriegsheer wider die Israeliten. v. 1.
  • Der König Achis beruft den David auch, dass er mit ihm fortziehen soll. v. 1.
  • Saul erschrickt über solcher Nachricht, von der Philister Anzug, und fragt den Herrn um Rat, bekommt aber keine Antwort. v. 5.
  • Darum er bei einer Wahrsagerin Rat sucht, welche ihm einen falschen Samuel hervorbringt, von dem Saul vernimmt, dass er mit seinen Söhnen im selben Kriege umkommen werde. v. 7.

1. Und es begab sich zu derselben Zeit, dass die Philister ihr Heer versammelten, in Streit zu ziehen wider Israel. Und Achis sprach zu David: Du sollst wissen, dass du und deine Männer soll mit mir ausziehen ins Heer.

Streit: In dem Saul umgekommen ist, wie später Kapitel 31. folgen wird.

Ausziehen: Das ist: Ich will dir es hiermit angesagt haben, dass du dich rüstest und den Krieg wider die Israeliten führen hilfst: Und setze ich keinen Zweifel in dich, du wirst in Betrachtung der Guttaten, die du von mir empfangen hast, mir jetzt wiederum einen Reuterdienst leisten und in diesem Zug beistehen. Hier ist David in den größten Ängsten gewesen, als zuvor jemals. Denn soll er die Waffen zur Hand nehmen und zur wäre greifen, so müsste er wider das Volk Gottes und seine Landsleute, auch wider den König Saul, dessen er zuvor immer verschont, und wider seinen liebsten Freund und Bruder Jonathan streiten. Soll er denn dem Könige Achis sein Begehren abschlagen, so hätte er sich müssen schämen, dass er für so vielfältige und große von ihm empfangene Wohltaten, da die Not vorhanden, sich nicht begehrte dankbar zu erzeigen: Zudem stand ihm die Gefahr darauf, da er den Zug abschlagen würde, dass er alsdann nicht mehr als ein Flüchtiger, sondern als ein Verräter angesehen und geachtet werde: Hat darum David ohne Zweifel in seinem Herzen inbrünstig zu Gott gebetet und ihn angerufen, dass er ein Hindernis dazwischen einwürfe, damit er nicht gegen seine Landsleute und Geschlechtsverwandten streiten müsste. (Hier sieht man, was die fleischlichen Anschläge für einen Ausgang gewinnen, wie dieses des Davids Vorhaben auch war, da er sich die Rechnung machte, er würde vor Saul nicht können sicher sein, wo er nicht zu den öffentlichen Feinden des Volkes Gottes, zu den Philistern, flöhe.)

2. David sprach zu Achis: Wohlan, du sollst erfahren, was dein Knecht tun wird. Achis sprach zu David: Darum will ich dich zum Hüter meines Haupts setzen mein Leben lange.

Erfahren: David gibt dem Könige eine zweifelhafte Antwort, welche doch der König als gut annimmt, als ob er allerdings seinen Willen dazu gegeben hätte, und konnte man es zwar so deuten, als ob David verhieße, wie er in Beisein des Königs und vor seinen Augen sich tapfer gebrauchen wollte wider die Israeliten, da ihm doch solche Sache allerdings zuwider war und stetig mit denen Gedanken umginge, wie er sich davon ausdrehen könnte.

Hüter: Will so viel sagen: Ich will dir für deinen treuen Dienst, den du mir in diesem Zug hoffentlich leisten wirst, die höchste Würde an meinem Hof und das vornehmste Ehrenamt zukommen lassen, dass ich dir mein eigenes Leben zu deinen treuen Händen befehle und dir vertrauen will. (Dergestalt setzt die Welt den Frommen oftmals zu und versucht ihre Herzen mit Anbietung stattlicher Belohnungen, ob sie könnten vom rechten Wege abgeführt werden.)

3. Samuel aber war gestorben, und ganz Israel hatte Leid um ihn getragen und ihn begraben in seiner Stadt Rama. So hatte Saul aus dem Lande vertrieben die Wahrsager und Zeichendeuter {1Sam 25v1}.

Gestorben: Dies wird darum hier gemeldet und wiederholt, dass der Heilige Geist dadurch zu verstehen gebe, wie das Gespenst in des Samuels Gestalt, davon bald folgen wird, nicht der Samuel selber gewesen sei, als der längst vor etlichen Jahre gestorben und begraben worden, dessen Körper auch vielleicht in der Erden bereits verwest war.

Nach Luther: Das erzählt die Schrift darum, auf dass sie warne jedermann, dass er das nachfolgende Gespenst von Samuel recht verstehe und wisse, dass Samuel tot sei und solches der böse Geist mit der Zauberin und Saul redet und tut in Samuels Person und Namen.

Wahrsager: Welche nämlich mit dem Teufel sich einließen und durch ihre abergläubischen Künste etwas zuvor erkundigten, auch der verstorbenen Geister hervorbrachten und dergleichen zauberische Werke verrichteten. Dieselben hatte Saulus dem Lande gejagt. Daran er zwar recht und löblich getan hat, weil Gott im Gesetz solches zu vertilgen geboten. Es wird aber dies von Austreibung der Wahrsager darum an diesen Ort mit eingeführt, damit wir sehen, wie Saul so ganz von Gott abgefallen, weil er bald später selber eine Wahrsagerin Rats gefragt, wie bald folgen wird.

4. Da nun die Philister sich versammelten und kamen und lagerten sich zu Sunem, versammelte Saul auch das ganze Israel, und lagerten sich zu Gilboa.

Kamen: Mit einem mächtigen Kriegsheer.

Ganze Israel: Er hielt im ganzen Land eine Musterung.

5. Da aber Saul der Philister Heer sah, fürchtete er sich, und sein Herz verzagte sehr.

Sah: Wie sie sowohl gerüstet und stark ins Feld sich gelagert hatten.

Sehr: Es ist aber kein Wunder, dass Saul zaghaft war. Denn er empfand in seinem Herzen, wie ihn sein verwundetes Gewissen nagte und plagte von wegen seiner Grausamkeit und Tyrannei, so er vor der Zeit wider die Priester des Herrn und wider den unschuldigen David getrieben, darum dachte er jetzt, der gerechte Zorn und das Urteil Gottes käme. (Weil kein furchtsamer und jämmerlicher Ding ist als ein böses Gewissen, welches vor einem rauschenden Blatt zittert.)

6. Und er ratfragte den Herrn; aber der Herr antwortete ihm nicht, weder durch Träume, noch durch das Licht, noch durch Propheten.

Ratfragte: Nach Gewohnheit, wie die Heuchler zu tun pflegen.

Herrn: Dass er Bericht von ihm begehrte, ob er den Feinden sollte eine Schlacht liefern oder nicht, und was der Krieg für einen Ausgang gewinnen würde?

Träume: Denn es pflegte Gott seinen Willen im Alten Testament oftmals durch Träume zu offenbaren.

Licht: Dadurch die Edelsteine verstanden worden, so auf dem priesterlichen Kleide standen und in Gold eingefasst waren, weil sie einen Höllenglanz von sich gaben, wenn sich Gott etwas gefallen ließe, wie die Gelehrten wollten.

Nach Luther: Das Licht ist, das auf den Brustlatz des Priesters war {2Mos 28v30 4Mos 27v21}.

Propheten: Das ist: Gott erweckte keinen Propheten, der den Saul von dem Willen Gottes unterrichtet hätte, weil er des Propheten Samuels heilsame Erinnerungen vor der Zeit verachtet und in Wind geschlagen hatte. (Wird deswegen den Gottesverächtern endlich ein Hunger zugeschickt, nicht des Brotes, sondern nach dem Worte Gottes {Am 8}. Dass sie das Wort Gottes suchen und nicht finden können: Nicht zwar dass Gott die bußfertigen Sünder, so ernstlich Buße tun, verstoße, sondern weil er einer heuchlerischen Buße sich nichts achtet.)

7. Da sprach Saul zu seinen Knechten: Sucht mir ein Weib, die einen Wahrsager Geist hat, dass ich zu ihr gehe und sie frage. Seine Knechte sprachen zu ihm: Siehe, zu Endor ist ein Weib, die hat einen Wahrsager Geist.

Sucht: Denn (will er sagen) weil Gott mich keiner Antwort mehr würdig achtet, so zwingt mich die hohe Not, dass ich bei den Wahrsagern mich Bescheid holen muss. Und will Gott nicht helfen, so helfe der Teufel.

Geist: Die durch Zauberei der verstorbenen Geister könne hervorziehen und einen Bericht von ihnen zuwege bringen.

Weib: Welche darin wohnt und noch übergeblieben ist. Sie treibt aber ihre Kunst heimlich, weil sie weiß, wie du längst befohlen, dass man alle Wahrsager sollte zum Lande hinaus jagen.

8. Und Saul wechselte seine Kleider und zog andere an; und ging hin, und zwei andere mit ihm, und kamen bei der Nacht zum Weibe; und sprach: Liebe, weissage mir durch den Wahrsager Geist und bringe mir herauf, den ich dir sage.

Wechselt: Auf dass er nicht von dem Weibe für den König erkannt würde, weil er sich besorgte, das Weib möchte aus Furcht der Gefahr ihm nicht dienen wollen.

Zwei: Die ohne Zweifel seine getreuesten Diener und geheime Räte waren.

Nacht: Damit er desto weniger für den König erkannt würde, und weil er des Fürsten der Finsternis, nämlich, des Teufels, Hilfe begehrte zu gebrauchen, dass er die finstere Gelegenheit nicht versäumte. (Denn wenn die Gottlosen merken, dass sie einen ungnädigen Gott haben, trachten sie nicht dahin, wie sie möchten wiederum mit ihm versöhnt werden, sondern begehren von dem Teufel und seinen Gliedern durch ungebührliche Mittel Hilfe: Wie dergleichen auch tun diejenigen, welche in Krankheiten oder anderen Widerwärtigkeiten, bei den Zauberern Hilfe suchen.)

Sage: Nämlich einen Verstorbenen, dass ich von ihm Bericht empfangen, wie es mir zukünftig ergehen wird.

9. Das Weib sprach zu ihm: Siehe, du weißt wohl, was Saul getan hat, wie er die Wahrsager und Zeichendeuter ausgerottet hat vom Lande; warum willst du denn meine Seele in das Netz führen, dass ich ertötet werde {3Mos 20v27 5Mos 18v10 v11}?

Weißt: Weil du ein Israelit bist, wird dir es nicht verborgen sein.

Netze: Denn du begehrst von mir, dass ich dir durch Zauberei wahrsagen soll, nicht dass du dessen bedürftest oder eine Lust dazu hättest, sondern bist vielleicht vom Könige angerichtet, dass du erkundigen sollst, ob ich mit Zauberei umgehe oder nicht.

10. Saul aber schwor ihr bei dem Herrn und sprach: So wahr der Herr lebt, es soll dir dies nicht zur Missetat geraten.

So wahr: Das ist: Ich verheiße dir mit einem Eid, dass dir dies nicht soll für eine Übeltat zugerechnet werden, und soll dir deshalb nichts Böses widerfahren, darum darfst du dich keiner Gefahr besorgen.

11. Da sprach das Weib: Wen soll ich dir denn heraufbringen? Er sprach: Bringe mir Samuel herauf.

Samuel herauf: Denn weil Saul ein gottloser Mensch war und auf die Tyrannei besser sich verstand als auf die Theologie, so meinte er nichts anderes, denn dass man den rechten Samuel hervorbringen könnte. Obwohl nun das Gespenst, davon jetzt folgen wird, zu etlichen Malen von wegen der äußerlichen Gestalt Samuel genannt wird, so soll man doch nicht meinen, dass es der Prophet Samuel entweder im Leibe oder außer dem Leibe war. Denn der Frommen Seelen sind nicht in des Teufels Gewalt, dass sie aus der himmlischen Freude und Seligkeit von des Teufels Höllenbränden, nämlich von den Schwarzkünstlern und Zauberern oder Wahrsagern in diese Welt wiederum könnten gezogen werden. Und obwohl es das Ansehen hat, als ob der vermummte Samuel die Wahrheit redet und etlichermaßen weissagt, so ist es doch darum nicht der Prophet Samuel, sondern der Satan gewesen, welcher aus der Sachen Umständen, als ein spitzfindiger und tausendlistiger Geist, von künftigen Sachen viel mutmaßen, und was geschehen soll, zuvor verkündigen kann, besonders wenn Gott sein gerechtes Urteil wider die Gottlosen offenbart und dem Teufel die Vollstreckung desselben übergibt. Und lügt der falsche Samuel nach aller Herrlichkeit daher (wie wir an seinem Ort hören werden) da er sagt: Morgen wirst du und deine Söhne mit mir sein: Denn der rechte Samuel war durch den zeitlichen Tod zum ewigen Leben eingegangen: Saul aber ging nicht zum Leben, sondern zum ewigen Tode ein. (Es ist aber eine schreckliche Sünde, wenn man durch Zauberei der verstorbenen Seelen hervorbringen will.)

12. Da nun das Weib Samuel sah, schrie sie laut und sprach zu Saul: Warum hast du mich betrogen? Du bist Saul.

Samuel sah: Nämlich ein Gespenst, dass dem Samuel ähnlich war und wurde gewahr, wie dasselbe dem Saul große Ehre erzeigte, als einem Könige (denn der Teufel weiß sich in alle Sachen zu schicken) hat sie daraus abnehmen können, dass dieser, der den Samuel hätte heißen hervorbringen, der König Saul selber wäre, weil Samuel, dafür das gottlose Weib selber dies Gespenst hielte, niemand anderes als einem Könige, eine solche Ehre antun würde.

Schrie: Denn sie sich ihrer Haut gefürchtet und sich besorgt, Saul möchte sie lassen ums Leben bringen, weil er selber an ihr erfahren, dass sie mit der Kunst der Wahrsager umginge.

Saul: Da du dich doch gestellt, als ob du ein anderer wärest, und hast mich überredet, dass ich mit der Kunst der Wahrsager umgegangen bin, wider dein Gebot, so du deshalb lassen ausgeben.

13. Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, was siehst du? Das Weib sprach zu Saul: Ich sehe Götter heraufsteigen aus der Erde.

Nicht: Du darfst dich keiner Gefahr von mir besorgen, sondern sage nur die Wahrheit ungescheut heraus.

Siehst du: Diese Worte lauten dahin, dass die Wahrsagerin zwar des Samuels Gestalt gesehen, aber keine Stimme gehört, hinwiederum habe Saul des vermummten Samuels Stimme vernommen, aber seine Gestalt nicht gesehen.

Götter: Das ist: Richter {2Mos 22v8} Und redet, als wenn ihrer viele wären, da sie doch nur einen andeuten will. So war Samuel nicht allein ein Prophet, sondern auch ein Richter im Volk Gottes gewesen.

14. Er sprach: Wie ist er gestaltet? Sie sprach: Es kommt ein alter Mann herauf und ist bekleidet mit einem Seidenrock. Da vernahm Saul, dass es Samuel war, und neigte sich mit seinem Antlitz zur Erde und betete an.

Seidenrock: Wie die Propheten und Richter sich kleiden und Samuel zu tragen pflegte.

Nach Luther: Das ist mit einem priesterlichen Rock {2Mos 28v6}.

Vernahm: Das ist: Er hat es geglaubt oder meinte.

Neigt: Ehrenhalben.

Betete an: Das ist: Er hat ihm äußerlich große Ehre erzeigt und sich tief vor das Gespenst, welches er doch nicht sah, gedemütigt. (Also geschieht den Verächtern Gottes, wenn sie den rechten Kirchendienern des göttlichen Wortes keine Ehre erzeigen noch ihren treuen Vermahnungen folgen wollen, dass sie aus gerechtem Urteil Gottes und seinem Verhängnis, des Teufels Larven und falsche Propheten oder Schwindelgeister verehren.)

15. Samuel aber sprach zu Saul: Warum hast du mich unruhig gemacht, dass du mich heraufbringen lässt? Saul sprach: Ich bin sehr geängstigt, die Philister streiten wider mich, und Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht, weder durch Propheten noch durch Träume; darum habe ich dich lassen rufen, dass du mir weisest, was ich tun soll.

Samuel: Nämlich der falsche Samuel, der sich doch für den rechten ausgab, davor er auch von Saul gehalten wurde.

Bringen: Von deinetwillen: Warum gönnst du mir meine Ruhe nicht, der ich jetzt bei Gott im ewigen Leben genieße. (Schau, wie der Satan sich in einen Engel des Lichts verstellen kann {2Kor 11}.)

Streiten: Sie führen einen gefährlichen Krieg wider mich.

Gewichen: Mit seinen Gaben und seiner Hilfe.

Mir nicht: Darum stehe ich im Zweifel, was ich tun soll, und was es mit meinen Sachen für einen Ausgang gewinnen werde.

Weisest: Das ist: Anzeigst oder verkündigst.

Tun soll: In diesem verwirrten Handel. Und da ich ja der Gefahr nicht entgehen kann, ob dieselbe nicht gemildert werden könnte?

16. Samuel sprach: Was willst du mich fragen, weil der Herr von dir gewichen und dein Feind worden ist {1Sam 16v14}?

Samuel: Nämlich der böse Geist in Samuels Gestalt.

Fragen: Du hast nichts mit mir zu tun.

Gewichen: Wie du selbst bekennen musst.

17. Der Herr wird dir tun, wie er durch mich geredet hat, und wird das Reich von deiner Hand reißen und David, deinem Nächsten, geben,

Geredet: Und ich dir vorlängst zuvor gesagt habe.

18. darum dass du der Stimme des Herrn nicht gehorcht und den Grimm seines Zorns nicht ausgerichtet hast wider Amalek, darum hat dir der Herr solches jetzt getan.

Ausgerichtet: Weil du die rechte göttliche Rache, so du wieder die Amalekiter vollstrecken solltest, nicht mit angemessenen Ernst ins Werk gerichtet hast.

Getan: Dass er dich in solche Not kommen lassen hat.

19. Dazu wird der Herr Israel mit dir auch geben in der Philister Hände. Morgen wirst du und deine Söhne mit mir sein. Auch wird der Herr das Heer Israels in der Philister Hände geben.

Mit mir: Dies log der Teufel, denn der gottlose Saul an einen anderen Ort gefahren als der fromme Jonathan, der durch den zeitlichen Tod ins ewige Leben eingegangen ist. Es wirft aber der Satan, als ein listiger Geist, Wahrheit und Lügen durcheinander. (Darum sollen wir behutsam sein und uns vorsehen, dass der Teufel mit seinen Lügen uns nicht betrüge und verführe.)

20. Da fiel Saul zur Erde, so lang er war, und erschrak sehr vor den Worten Samuels, dass keine Kraft mehr in ihm war; denn er hatte nichts gegessen den ganzen Tag und die ganze Nacht.

Fiel: Vor großen Ängsten und Unmut. (Also ganz erschlagen und verzagt sind die Gottlosen in Widerwärtigkeit, welche, wenn es ihnen wohl geht, das Wort Gottes verachten und demselben nicht folgen wollen.)

Nichts gegessen: Daher er an Kräften des Leibes um so viel und mehr geschwächt wurde.

21. Und das Weib ging hinein zu Saul und sah, dass er sehr erschrocken war, und sprach zu ihm: Siehe, deine Magd hat deiner Stimme gehorcht und habe meine Seele in meine Hand gesetzt, dass ich deinen Worten gehorchte, die du zu mir sagtest.

Gesetzt: Das ist: Ich hab mich in Leibes- und Lebensgefahr gewagt, weil ich wider das königliche Verbot Zauberei getrieben habe.

Gehorcht: Ich habe dich deiner Bitte gewährt.

22. So gehorche auch nun du deiner Magd Stimme. Ich will dir einen Bissen Brot vorsetzen, dass du essest, dass du zu Kräften kommst und deine Straße gehst.

Auch nun: Als wollte sie sagen: Es will sich gebühren, dass du mir auch in einer Sache willfahrest, nämlich dass du dich mit Speise und Trank wiederum erlabst. (Denn es können sich auch die Gottlosen gegeneinander freundlich und holdselig erzeigen.)

Bissen: Das Weib achtet ihre Guttaten gering.

23. Er aber weigerte sich und sprach: Ich will nicht essen. Da nötigten ihn seine Knechte und das Weib, dass er ihrer Stimme gehorchte. Und er stand auf von der Erde und setzte sich aufs Bett.

Weigert sich: Nämlich zu essen. Denn er begehrte viel lieber sich selbst Hungers zu ersterben, als in die Hände der Philister zu fallen.

Nötigten: Dass sie mit bitten und flehen bei ihm anhielten.

Gehorchte: Denn er sich endlich überreden ließ, dass er zu essen einwilligte.

Bett: Denn man pflegte vor Zeiten auf besonderen dazu zugerüsteten Betten das Mal einzunehmen.

24. Das Weib aber hatte daheim ein gemästet Kalb; da eilte sie und schlachtete es; und nahm Mehl und knetete es und buk es ungesäuert.

Schlachtete es: Dass sie dem König und seinen Gefährten ein Essen davon zurichtete.

Ungesäuert: Weil sie von wegen der kurzen Zeit nicht so viel Platz haben konnte, solches zu säuern.

25. Und brachte es herzu vor Saul und vor seine Knechte. Und da sie gegessen hatten, standen sie auf und gingen die Nacht.

Nacht.: Auf dass sie wiederum ins Lager zu den anderen Israeliten kämen. (Denn wenn die Gottlosen keinen Rat mehr wissen, so eilen sie zu ihrem Unglück und gehen ihrem Verderben selbst entgegen.)


Das 29. Kapitel

  • Die Philister wollen nicht zulassen, dass David mit ihnen in Streit ziehe wider die Israeliten. v. 1.
  • Darum er vom König Achis Befehl empfängt, das er soll wieder umkehren, und heimziehen. v 6.

1. Die Philister aber versammelten alle ihre Heere zu Aphek; und Israel lagerte sich zu Ain in Jesreel.

Die Philister: Oben ist gesagt, dass David zwischen Tür und Angel gesteckt, indem er mit keinem ehrlichen Schein des Kriegs sich absagen könne, weil er von dem Könige Achis zu Gath, bei welchem er sein Aufenthalt hatte, dazu fordert und angemahnt wurde: Hingegen aber ihm sehr beschwerlich vorkam, dass er gegen seine Mitbrüder, die Israeliten, als das Volk Gottes, Krieg führen sollte. Darum wird jetzt angezeigt, mit was Gelegenheit er davonkommt und wie Gott der Herr ein Mittel geschickt, dadurch er aus der Philister Heerlager ausgesondert wurde.

2. Und die Fürsten der Philister gingen daher mit Hunderten und mit Tausenden; David aber und seine Männer gingen hinten nach bei Achis.

Tausenden: Das ist: Sie waren in gewisse Fähnlein und Regimenter abgeteilt.

Hinten nach: Im letzten Haufen.

3. Da sprachen die Fürsten der Philister: Was sollen diese Hebräer? Achis sprach zu ihnen: Ist nicht das David, der Knecht Sauls, des Königs Israels, der nun bei mir gewesen ist Jahr und Tag, und habe nichts an ihm gefunden, seit der Zeit er abgefallen ist, bisher?

Was sollen: Warum hast du sie unter das Kriegsheer der Philister gebracht? Gerade als ob wir ohne sie nicht streiten könnten?

Knecht Saul: Von dem er, weil er ihn ganz übel gehalten, ausgerissen und zu mir kommen ist und also aus seinem Diener sein Feind wurde.

Gefunden: Darum ihr seine Treue und Redlichkeit in keinen Zweifel ziehen sollt, denn ihr werdet erfahren, wie tapfer er sich halten wird. (Also sollen auch wir, des Achis Beispiel nach, frommer Leute Ehre und guten Namen retten und sie wider anderer böser Argwohn und Lästerungen verteidigen.)

4. Aber die Fürsten der Philister worden zornig auf ihn und sprachen zu ihm: Lass den Mann umkehren und an seinem Ort bleiben, da du ihn hinbestellt hast, dass er nicht mit uns hinabziehe zum Streit und unser Widersacher werde im Streit. Denn woran könnte er seinem Herrn einen größeren Gefallen tun denn an den Köpfen dieser Männer {1Chr 13v19}?

Zornig: Dass er die Israeliten und besonders den David mit sich in der Philister Heerlager gebracht hatte.

Mann: Mit seinen Gefährten.

Bestellt: Den du ihm zur Wohnung gegeben hast.

Gefallen: Das ist: Er könnte keine bessere Gelegenheit haben, dass er sich bei seinem Herrn wieder einkaufte, als wenn er in der Schlacht von uns abfiele und durch Verräterei unter unserem Kriegsvolk eine Unordnung machte, daher sie auf die Fleischbank geliefert würden.

5. Ist er nicht der David, von dem sie sangen am Reigen: Saul hat tausend geschlagen, David aber zehntausend {1Sam 18v7 21v11}?

Sie sangen: Nämlich die hebräischen Weiber, nachdem er den stärksten Philister Goliath erwürgte.

Tausend: Nämlich von den Feinden. Weil er darum bei den Israeliten vor der Zeit ein großes Ansehen hatte, so wird er bei denselben leicht können wieder ausgesöhnt werden. Darum nimmt uns wunder, ob du auch recht bei Sinnen bist, dass du ihn daher unter unser Kriegsvolk bringen darfst, als ob er uns beistehen und helfen sollte, der zu unserem großen Spott und Schaden unseren stärksten Goliath hingerichtet und von solcher Tat wegen bei den Israelitern einen herrlichen Namen erlangt hat. (Also wissen die Kinder dieser Welt viel besser, wie sie die zeitliche Gefahr zuvor erkennen und dieselbe meiden sollen, als die Kinder des Lichts.)

6. Da rief Achis David und sprach zu ihm: So wahr der Herr lebt, ich halte dich für redlich, und dein Ausgang und Eingang mit mir im Heer gefällt mir wohl, und habe nichts Arges an dir gespürt, seit der Zeit du zu mir gekommen bist, bisher; aber du gefällst den Fürsten nicht.

So wahr: Ist eine Art eines Eidschwurs zur selben Zeit gebräuchlich, wie oft gemeldet.

Gefällt: Das ist: Ich wollte dich gern in diesem Zug bei mir haben und möcht dich ganz wohl leiden.

Bisher: Darum traue ich dir durchaus.

Fürsten: Die wollen dich, weiß nicht aus was Ursache, weder wissen noch hören, und begehren deiner Hilfe nicht zu diesem Zuge.

7. So kehre nun um und gehe hin mit Frieden, auf dass du nicht übel tust vor den Augen der Fürsten der Philister.

Gehe hin: An deinen Ort mit meiner gnädigen Bewilligung.

Übel tust: Dass du sie mit deiner Gegenwart nicht reizt und zu Zorn bewegst. Und bringt Achis der Fürsten Worte viel glimpflicher vor, denn sie von ihnen geredet waren, damit er den David nicht etwa ganz traurig machte oder sein Gemüt von ihm abwendete. (Denn was andere aus irgendeiner jähen Unbedachtsamkeit ganz zu hart ausgesprochen, das sollen wir mit mehr Lindigkeit, so viel immer möglich, wieder vorbringen, auf dass wir nicht Hader und Zwietracht erregen oder unterhalten.)

8. David aber sprach zu Achis: Was habe ich getan, und was hast du gespürt an deinem Knechte, seit der Zeit ich vor dir gewesen bin, bisher, dass ich nicht sollte kommen und streiten wider die Feinde meines Herrn, des Königs?

Getan: David stellt sich, als ob es ihm heftig zuwider sei, dass er von dem Kriegsheer der Philister ausgemustert werde, wie es denn in der Wahrheit etlichermaßen ein Spott war. Als wollte er sagen: Was habe ich jemals verschuldet, solange ich bei dir gewesen bin, daher du einen Argwohn wider mich fassen könntest, als ob mir nicht wohl zu trauen wäre, dass du meiner Hilfe und Bestandes in diesem Zug nicht benutzen will? Es ist aber David nothalber dahin gezwungen worden, dass er also reden und ein Ehrenwort tun müsse, damit man nicht merke, wie ihm ums Herz wäre.

9. Achis antwortete und sprach zu David: Ich weiß wohl; denn du gefällst meinen Augen, als ein Engel Gottes. Aber der Philister Fürsten haben gesagt: Lass ihn nicht mit uns hinauf in Streit ziehen.

Weiß wohl: Ich bin dessen genügend versichert, dass du ein frommer und aufrichtiger Mann bist, darum ich auch viel von dir halte und angemessen dich ehre.

Fürsten: Die in diesem Zug gleiche Gewalt mit mir haben, darum ich allein ihrer aller Willen und Begehren nicht widersprechen darf.

10. So mache dich nun morgen frühe auf, und die Knechte deines Herrn, die mit dir gekommen sind; und wenn ihr euch morgen früh aufgemacht habt, dass licht ist, so geht hin.

Knechte: Deine Spießgesellen und Gefährten, die bei dir sind und du mit dir hierher gebracht hast.

Geht hin: An euren Ort, den ich euch zur Wohnung gegeben habe.

11. Also machten sich David und seine Männer frühe auf, dass sie des Morgens hingingen und wieder in der Philister Land kämen. Die Philister aber zogen hinauf gen Jesreel.

Kämen: An den Ort, da sie ihr Wesen und Wohnung hatten und der vom Könige Achis ihnen übergeben war. Obwohl nun dieser des Davids Abzug aus dem Feldlager ein schlechtes Ansehen hatte, dass er um eines bösen Argwohns willen ausgemustert, und wieder heimgeschickt wurde: So war es doch wiederum eine große Wohltat Gottes, dass er nicht gegen seine Mitbrüder, die Israeliten, noch wider den König Saul, dessen er vor der Zeit immer verschont, Krieg führen dürfte. Und wird das folgende Kapitel genügend erklären, wie nötig diese des Davids Wiederkunft war. (Ist darum Gottes Güte, Weisheit und Allmacht so groß, dass, wenn die Gottseligen bisweilen mit ihren närrischen Anschläge sich in mancherlei und große Gefahr stecken, sie Gott alsdann wunderlich wiederum herausreißen kann.)


Das 30. Kapitel

  • Weil David bei den Philistern sich verhält, so fallen unterdes die Amalekiter in die Stadt Ziklag, werden ihrer mächtig, und zünden sie mit Feuer an, führen auch des Davids und der anderen Israeliten Weiber und Kinder, mit einem großen Raub hinweg. v. 1.
  • Da nun David wiederkommt, ist er auch bei seinen eigenen Leuten nicht allerdings sicher. v. 3.
  • Jagt doch den Feinden nach, und da ihm ein Amalekiter den Weg zeigt, überfällt er sie, und erobert allen Raub wieder, erlöst auch die Gefangenen. v. 6.
  • Teilt der Feinde Raub unter die Seinen gleichmäßig aus, und schickt etwas davon seinen Landsleuten und Verwandten im Stamm Juda. v. 21.

1. Da nun David des dritten Tages kam gen Ziklag mit seinen Männern, waren die Amalekiter hereingefallen zum Mittag und zu Ziklag und hatten Ziklag geschlagen und mit Feuer verbrannt;

Da nun: Jetzt werden wir einen schrecklichen Unfall hören, darin David geraten ist, ehe denn er zu der königlichen Hoheit aufgestiegen ist: Dabei man doch auch Gottes wunderbare Hilfe und Rettung spüren muss.

Dritten Tages: Nachdem er aus dem Heerlager der Philister aufgebrochen und hinweg gezogen war.

Ziklag: Welche Stadt David vom Könige Achis empfangen hatte, dass er darin wohnen sollte.

Gefallen: Weil David außen gewesen.

Und zu: Das ist: Sie waren an zwei Orten zugleich eingefallen.

Geschlagen: Das ist: Sie hatten die Stadt gewonnen und erobert. Und kann wohl sein, dass neben dem David und seinen Männern auch noch etliche Philister in der Stadt wohnten, die von den Amalekitern in Eroberung der Stadt, da sie sich zur Wehr setzten, umgebracht wurden, welcher Weiber und Kinder sie später mit des Davids und seiner Gesellen Personal gefangen mit sich hinweg geführt. Darum David besser getan, wenn er nicht mit den Philistern in den Krieg wider die Israeliten ausgezogen wäre. Und ist diese Niederlage, so unterdes mit den Seinen vorgefallen, eine väterliche Züchtigung von Gott gewesen, dadurch David erinnert wurde, dass er sich zukünftig besser vorsehen sollte. (Denn es nehmen bisweilen auch die Frommen nicht immer den besten und löblichsten Anschlag vor sich, und geraten in dergleichen Ängsten diejenigen, welche mit den Feinden des Volkes Gottes sich ganz zu allgemein machen und ihnen in Religions- oder anderen Sachen etwas zu gefallen tun, das sich nicht gebührt.)

2. und hatten die Weiber daraus weggeführt, beide klein und groß; sie hatten aber niemand getötet, sondern weggetrieben und waren dahin ihres Weges.

Niemand getötet: Denn es hatte Gott der grausamen Amalekiter Herzen heimlich also gelenkt, dass sie nicht mit Morden und Totschlagen übel gehaust, damit dem David die Gefangenen wieder zukommen könnten. (Und weiß Gott am allerbesten der Frommen Kreuz und Unfall zu mäßigen.)

3. Da nun David samt seinen Männern zur Stadt kam und sah, dass sie mit Feuer verbrannt war, und ihre Weiber, Söhne und Töchter gefangen waren,

4. hob David und das Volk, das bei ihm war, ihre Stimme auf und weinten, bis sie nicht mehr weinen konnten.

Weinen konnten: Denn es ein großer Jammer und unverhoffter Zufall gewesen, weil sie nicht anderes gemeint, denn dass sie ihre Weiber und Kinder mit Freuden wieder sehen wollten. Siehe, so sind sie alle gefangen weggeführt und finden nichts als eine zerstörte Stadt.

5. Denn Davids zwei Weiber waren auch gefangen, Ahinoam, die Jesreelitin, und Abigail, Nabals Weib, des Karmeliten.

Nabals Weib: Das ist: Welche des Nabals, der am Berge Karmel gewohnt, Weib gewesen war.

6. Und David war sehr geängstigt; denn das Volk wollte ihn steinigen, denn des ganzen Volkes Seele war unwillig, ein jeglicher über seine Söhne und Töchter. David aber stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott

Das Volk: Nämlich seine eigenen Leute, die er mit und bei sich hatte.

Unwillig: Sie waren alle miteinander auf den David sehr erbittert: Und haben ihm ohne Zweifel übel nachgeredet, dass er sie überredete, mit ihm ins Elend herumzuschweifen und danach mit den Philistern in den Krieg zu ziehen, da sie unterdes um all ihr Hab und Gut kamen und ihre Weiber und Kinder dazu verloren. (Wird deswegen David, ehe denn er zu der königlichen Würde und Hoheit aufsteigt und dieselbe Zeit am allernächsten heranrückte, zuvor schier bis zur Hölle hinuntergestoßen. In welchem Tun er ein Vorbild Christi war, der vor seiner herrlichen Auferstehung nicht zwar von wegen seiner, sondern um fremder Schuld willen ans schmähliche Kreuz gehängt wurde, da man ihm seine Kleider geraubt, welche die Kriegsknechte unter sich geteilt, und ist von allen seinen Freunden verlassen, dazu auch vom Mörder, der zugleich mit ihm gekreuzigt wurde, mit Schmachworten angegriffen und verlästert worden.)

Und Töchter: Welche gefangen waren hinweg geführt worden.

Stärkte: Denn er in solchem großen Unglück nicht verzagt, hat auch seiner Mitbürger erbitterte Herzen mit rauen und bösen Worten nicht noch mehr gereizt, sondern ein Herz gefasst, sich selber getröstet und seine Hoffnung auf Gott gestellt, von dem er in seiner allerdings verlorenen Sache noch einer gewissen Hilfe gewärtig war. (Denn wenn es übel geht, so soll man nicht zum Strick eilen, sondern auf Gott hoffen, der nie verlässt diejenigen, so ihn suchen.)

7. und sprach zu Abjathar, dem Priester, Ahimelechs Sohn: Bringe mir her den Leibrock. Und da Abjathar den Leibrock zu David gebracht hatte {1Sam 23v9}.

Leibrock: Nämlich das priesterliche Kleid, und tue es an, damit du dich eines göttlichen Berichts erholen könntest, wessen wir uns zu verhalten und zu getrösten haben. (Wir fragen Gott alsdann um Rat, wenn wir uns in allem unserem Tun nach dem Worte Gottes richten, und besonders in großwichtigen Sachen gut achthaben, dass wir nichts vorhaben, welches dem ausdrücklichen Worte Gottes zuwider sei.)

8. fragte David den Herrn und sprach: Soll ich den Kriegsleuten nachjagen und werde ich sie ergreifen? Er sprach: Jage ihnen nach, du wirst sie ergreifen und Rettung tun.

9. Da zog David hin und die sechshundert Mann, die bei ihm waren; und da sie kamen an den Bach Besor, blieben etliche stehen.

10. David aber und die vierhundert Mann jagten nach; die zweihundert Mann aber, die stehen blieben, waren zu müde, über den Bach Besor zu gehen.

Jagten nach: Nämlich den Feinden. Denn er wusste, dass Gott den Sieg sowohl durch wenige als durch viele geben könnte.

11. Und sie fanden einen ägyptischen Mann auf dem Felde, den führten sie zu David und gaben ihm Brot, das er aß, und tränkten ihn mit Wasser;

Mann: Welcher matt und kraftlos auf dem Wege zurückgeblieben und nicht mit den anderen fortkommen konnte.

Brot: Denn sie hofften, wenn der Mensch wiederum erlabt würde und zu sich selber käme, dass er reden könnte, so wollten sie von ihm erkundigen und erfahren, an welchem Ort die Feinde sich aufhielten, die ihre Weiber und Kinder weggeführt hatten. Und hat sie ihre Hoffnung nicht betrogen.

12. und gaben ihm ein Stück Feigen und zwei Stücke Rosinen. Und da er gegessen hatte, kam sein Geist wieder zu ihm; denn er hatte in drei Tagen und drei Nächten nichts gegessen und kein Wasser getrunken.

Geist: Das ist: Er kam wieder zu Kräften, da er zuvor allerdings kraftlos und halb tot auf dem Felde gelegen war.

Gegessen: Dass er weder Essen noch Trinken dieselbe Zeit über zu sich genommen.

13. David sprach zu ihm: Wes bist du? Und woher bist du? Er sprach: Ich bin ein ägyptischer Knabe, eines Amalekiters Knecht; und mein Herr hat mich verlassen, denn ich war krank vor drei Tagen.

Verlassen: Weil ich von wegen meiner Schwachheit dem Lager nicht folgen konnte, so hat er sich meiner nicht angenommen, sondern ist mit dem anderen Haufen fortgezogen und hat mich hier liegen lassen. (Also pflegt es denen zu gehen, welche im Kriege krank werden, nach dem gemeinen Sprichwort, wer reit der reit, wer leit der leit.)

14. Wir sind hereingefallen zum Mittag Krethi und auf Juda und zum Mittag Kaleb und haben Ziklag mit Feuer verbrannt.

Crethi: Aus welchem Ort man die besten Kriegsleute genommen, so die israelitischen Könige zu ihrer Leibes Garde gebraucht, wie aus den folgenden Büchern zu lesen ist, in denen die Schrift der Crethi und Plethi oft Meldung tut.

Kaleb: Welches Land des Kalebs Nachkommen innehaben und besitzen.

15. David sprach zu ihm: Willst du mich hinabführen zu diesen Kriegsleuten? Er sprach: Schwöre mir bei Gott, dass du mich nicht tötest, noch in meines Herrn Hand überantwortest, so will ich dich hinabführen zu diesen Kriegsleuten.

Kriegsleuten: Welche den Einfall getan haben.

Meines Herrn: Der sonst gräulich mit mir umgehen würde.

16. Und er führte sie hinab. Und siehe, sie hatten sich zerstreut auf der ganzen Erde, aßen und tranken und feierten über den großen Raub, den sie genommen hatten aus der Philister und Judas Lande.

Führt: Nachdem David ihm verheißen hatte, dass er ihn beim Leben erhalten wollte.

Erden: Sie hatten sich an einen feinen und lustigen Ort gelagert.

Feierten: (Wenn darum die Feinde des Volkes Gottes am sichersten sind und über ihren erlangten Sieg und eroberten Raub frohlocken und jubilieren, so ist ihnen ihr Untergang und endliches Verderben am allernächsten vor der Tür.)

17. Und David schlug sie von dem Morgen an bis an den Abend gegen den anderen Tag, dass ihrer keiner entrann, ohne vierhundert Jünglinge, die fielen auf die Kamele und flohen.

Anderen Tag: Das ist: Er brachte denselben ganzen Tag vom frühen Morgen an bis zu Abend damit zu, dass er die Feinde erwürgte, welcher Abend, nach der Israeliten Rechnung, den Anfang machte zum folgenden Tage.

Flohen: In großer Eile, als David mit seinem Kriegsvolk zurückte und die Feinde angriff.

18. Also errettete David alles, was die Amalekiter genommen hatten und seine zwei Weiber;

errettet: Aus der Feinde Hand.

19. und fehlte an keinem, weder klein noch groß, noch Söhne, noch Töchter, noch Raub, noch alles, das sie genommen hatten: David brachte es alles wieder.

20. Und David nahm die Schafe und Rinder und trieb das Vieh vor ihm her; und sie sprachen: Das ist Davids Raub.

Vieh vor ihm: Das ist: Was sie für Vieh von den Feinden geraubt hatten, das trieben sie voran vor den anderen, so gefangen gewesen und man wieder bekommen hatte, her.

Sie sprachen: Nämlich des Davids Kriegsleute, vor Freuden, und dass sie einander Glück dazu wünschten.

Raub: Unseres Königs. Hat also David aus Gottes Güte durch des armen Knechts, der von seinem Herrn verlassen war, zu tun, alle das Seine wieder bekommen, und noch vielmehr darüber, dazu einen herrlichen Sieg wider die Feinde erhalten und davongebracht. (Straft darum Gott der Herren Unfreundlichkeit gegen ihre Knechte. Und ist keiner so schlecht, der es uns nicht wiederum vergelten könnte, wenn wir ihm eine Wohltat erzeigt haben: Auch kann und pflegt Gott mit größeren Guttaten uns zu überschütten, denn wir hätten hoffen dürfen. Und war David hier ein Vorbild Christi, wie er von den Toten wieder auferstanden ist.)

21. Und da David zu den zweihundert Männern kam, die zu müde waren, David nachzufolgen, und am Bach Besor geblieben waren, gingen sie heraus, David entgegen und dem Volk, das mit ihm war. Und David trat zum Volk und grüßte sie freundlich.

Entgegen: Dass sie ihm Glück wünschten über den erlangten Sieg und Raub.

Freundlich: Dass er ihnen tröstlich zugesprochen und wiederum alles Gutes gewünscht.

22. Da antworteten, was böse und lose Leute waren unter denen, die mit David gezogen waren, und sprachen: Weil sie nicht mit uns gezogen sind, soll man ihnen nichts geben von dem Raube, den wir errettet haben, sondern ein jeglicher führe sein Weib und seine Kinder und gehe hin.

Lose Leute: Teufelskinder, so sich unter des Davids Kriegsleuten befunden. (Gleichwie aber unter dem kleinen Haufen, welchen der fromme David bei und um sich hatte, gottlose Leute und böse Buben sich gefunden, die ihrem Nächsten nichts Gutes gegönnt, also wird heutzutage auch noch die christliche Kirche auf Erden niemals so rein und heilig sein oder werden, dass nicht in der äußerlichen Gemeinschaft auch etliche Bösen sollten gefunden werden {Mt 13}.)

Errettet: Aus der Feinde Hand.

Gehe hin: Als wollten sie sagen: Sie müssen mit dem vergnügt und zufrieden sein, wenn wir ihnen ihre Weiber und Kinder wieder zustellen, die wir aus dem Gefängnis erlediget haben und jetzt wieder mit uns bringen, vom übrigen Raub und Gütern, so wir erlangt, soll man ihnen nichts geben.

23. Da sprach David: Ihr soll nicht so tun, meine Brüder, mit dem, das uns der Herr gegeben hat, und hat uns behütet und diese Kriegsleute, die wieder uns gekommen waren, in unsere Hände gegeben.

Brüder: Er spricht ihnen ganz freundlich zu. (Denn man soll das aufrührerische Personal mit einer linden Rede stillen und befriedigen.)

Gegeben: Denn wir haben es nicht mit unserem Fleisch noch durch unsere Kraft oder große Macht zuwege gebracht, sondern aus Gottes Güte einen solchen reichen Raub erlangt.

Behütet: Dass wir nicht von den Feinden überwunden wurden, weil wir ihnen an der Zahl sehr ungleich waren.

Gekommen waren: Und unsere Leute hinweggeführt hatten. (Sollen wir deswegen die Wohltaten Gottes mit dankbarem Herzen erkennen und denken, dass sie uns nicht darum widerfahren sind, dass wir derselben allein genießen sollen, sondern dass unser müder Mitbruder, das sind die Armen, sich auch darauf zu freuen haben.)

24. Wer sollte euch darin gehorchen? Wie das Teil derjenigen, die in Streit hinabgezogen sind, so soll auch sein das Teil derjenigen, die bei dem Geräte geblieben sind, und soll gleich geteilt werden.

Gehorchen: Wer kann ein solches von euch hartes gefälltes Urteil gutheißen oder einwilligen?

Wie das: Das ist: Es sollen diejenigen ebenso viel vom Raub bekommen, welche bei dem Geräte blieben und dasselbe verwahrt haben, als die anderen, so in Streit gezogen sind. Und hat diesen Prozess mit der Teilung David dem Most abgelernt, der aus Gottes Befehl, nachdem er die Moabiter geschlagen, den Raub unter die Kriegsleute und unter die, so daheim geblieben waren, in zwei gleiche Teil ab- und ausgeteilt {4Mos 31}.

25. Das ist seit der Zeit und forthin in Israel eine Sitte und Recht geworden bis auf diesen Tag.

Sitte: Das ist: Diese uralte Gewohnheit, welche David mit seinem Exempel hier bestätigt hat, dass man den von den Feinden eroberten Raub also teilt, ist später bei den Israeliten so steifgehalten worden als wie sonst kein anderes Gesetz, das man dem Volk, so ruhig blieb, ebenso viel gegeben hat als denen, die sich zum Kriege und im Streit gebrauchen lassen. (Denn obwohl einer mehr Arbeit und Mühe hat als der andere, so sollen wir dennoch auch denken, dass wir Glieder sein eines geistlichen Leibes, darum wir uns der Liebe und Gerechtigkeit bemühen sollen.)

26. Und da David gen Ziklag kam, sandte er des Raubes den Ältesten in Juda, seinen Freunden, und sprach: Siehe, da habt ihr den Segen aus dem Raub der Feinde des Herrn;

Freunden: Denn weil David aus dem Stamm Juda gebürtig war, so tat er seinen Geschlechts- und Stammesverwandten besonders und vor anderen eine Ehre an, und solches unter anderem auch der Ursache halben, weil sie ihm in seinem Elend zu etliche Malen Unterschlupf gegeben.

Segen: Als wollte er sagen: Nehmt diese meine Verehrung von mir für gut auf und an, welche ich aus Gottes Segen und milden Güte empfangen und den Feinden abgedrungen habe.

27. nämlich denen zu Bethel, denen zu Ramoth am Mittage, denen zu Jathir,

28. denen zu Aroer, denen zu Siphamoth, denen zu Esthemoa,

29. denen zu Rachal, denen in Städten der Jerahmeeliter, denen in Städten der Keniter,

30. denen zu Horma, denen zu Bor-Asan, denen zu Athach,

31. denen zu Hebron und allen Orten, da David gewandelt hatte mit seinen Männern.

Gewandelt: Bei welchen er eine Zeit lang, da er im Elende herumgezogen, seinen Aufenthalt hatte, gegen denen hat er mit Übersendung solcher Geschenke seine Dankbarkeit erzeigt. (Denn wir sollen uns dankbar gegen die verhalten, die uns Gutes getan haben. Und je näher uns jemand von den Frommen mit Blutsfreundschaft zugetan und verwandt ist, je mehr wir von ihm halten, und Acht auf ihn haben sollen. Und teilt der Überwinder Christus den Raub aus und gibt den Leuten Gaben {Eph 4 Ps 68}.)


Das 31. Kapitel

  • Die Israeliten werden von den Philistern überwunden, und Sauls drei Söhne erschlagen. v. 1.
  • Als Saul auch verwundet wird, fällt er in sein eigenes Schwert, und wird ihm der Kopf abgehauen, seine Waffen aber werden in den Götzentempel verwahrlich hinterlegt, und wird sein Leib auf die Mauern aufgehängt. v. 3.
  • Aber die Bürger zu Jabes nehmen seinen und seiner Söhne Körper wiederum herab, und begraben sie ehrlich. v. 11.

1. Die Philister aber stritten wider Israel; und die Männer Israels flohen vor den Philistern und fielen erschlagen auf dem Gebirge Gilboa.

Die Philister: Jetzt werden wir endlich hören, was Saul für ein erbärmliches Ende nahm und wie er nach seinem Verdienst gestraft wurde.

Wider Israel: Unter denen der König Saul Feldoberster war.

Erschlagen: Mit Haufen und in großer Anzahl. (Denn es wird von wegen einer gottlosen Obrigkeit bisweilen auch das allgemeine Volk gestraft, welches doch für sich selbst auch nicht unschuldig und ohne Sünde ist.)

Gilboa: An welchem Ort die Schlacht geschah.

2. Und die Philister hingen sich an Saul und seine Söhne und schlugen Jonathan und Abinadab und Malchisua, die Söhne Sauls.

Hingen: Das ist: Sie waren ihnen so nah auf dem Halse, dass sie nicht mehr entgehen konnten.

Jonathan: Dem frommen Mann. (Denn es müssen bisweilen in den allgemeinen Landstrafen auch die Frommen herhalten und werden zugleich mit den anderen hingerafft, welche doch Gott mitten im Tode erhält und zum ewigen Leben einführt.)

Die Söhne: Ist also Saul dreier Söhne auf einen Tag beraubt worden: Dabei es doch nicht blieb, denn er selber auch musste daran.

3. Und der Streit wurde hart wider Saul, und die Schützen trafen auf ihn mit Bogen; und wurde sehr verwundet von den Schützen.

Hart: Das ist: Er war überall umher so sehr bedrängt und geängstigt, dass er einer so großen Gewalt nicht mehr Widerstand tun konnte.

4. Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: Zieh dein Schwert aus und erstich mich damit, dass nicht diese Unbeschnittenen kommen und mich erstechen und treiben einen Spott aus mir. Aber sein Waffenträger wollte nicht; denn er fürchtete sich sehr. Da nahm Saul das Schwert und fiel hinein.

Spott: Dass sie aus großem Mutwillen in meinen letzten Zügen jämmerlich allererst mit mir umgehen.

Fürchtet: Und hatte einen Abscheu vor solcher gräulichen Tat, dass er nämlich seinen Herrn, den König, umbringen sollte. (Denn es gebührt den Knechten und Dienern, dass sie ihrer Herren Leben retten, aber nicht dessen sie berauben.)

Fiel hinein: Also dass er an sich selbst Hand anlegte und aus lauter Verzweiflung sich selber umbrachte. (Welches ein schrecklicher Tod war, davon alle Frommen sich enthalten sollen, dass sie sich selber nicht das Leben nehmen. Und sieht man hier am Saul ein Beispiel des göttlichen Gerichts wider gottlose Leute, welche die Güte Gottes, dadurch sie zur Buße berufen worden, lange verachtet haben. Denn Gott verschont derselben endlich nicht, sie sind gleich in so großem Ansehen vor der Welt, als sie immer wollen.) Es wäre aber diese des Sauls Strafe noch zu erdulden gewesen, wenn er nicht auch noch dazu, nach einem solchen schändlichen Tode, in die ewige Verdammnis verstoßen wurde.

5. Da nun sein Waffenträger sah, dass Saul Tod war, fiel er auch in sein Schwert und starb mit ihm.

Mit ihm: Denn hernach seines Herrn Tod nicht länger zu leben begehrt, obwohl es nun mit diesem Knecht das Ansehen gehabt, als ob er seinen Herrn heftig liebte. So hat er aber doch in der Wahrheit sehr gesündigt. Und ist wohl zu besorgen, dass er mit dem Saul ewig verloren sei. (Denn man soll nicht anderer Leute Bosheit und Übeltat nachtun, sondern ihren Glauben und guten Werken nachfolgen.)

6. Also starben Saul und seine drei Söhne und sein Waffenträger und alle seine Männer zugleich auf diesen Tag.

Männer: Das ist: Es ist ein großer Teil vom Kriegsvolk zugleich mit ihm auf den Platz geblieben. Und waren die Israeliten das Volk Gottes, aber die Philister gottlose und abgöttische Heiden. (Darum der Sieg nicht immer ein Merk- und Kennzeichen der Religion ist. Denn es kann sich wohl zutragen, dass das Volk Gottes unten liegt und die Feinde Gottes eine Zeit lang triumphieren, wie hier geschah.)

7. Da aber die Männer Israels, die jenseits des Grundes und jenseits des Jordans waren, sahen, dass die Männer Israels geflohen waren, und dass Saul und seine Söhne Tod waren, verließen sie die Städte und flohen auch; so kamen die Philister und wohnten darin.

Sahen: Da sie die leidigen Nachrichten überkamen, dass es sehr übel unter den Israeliten auf der anderen Seiten des Jordans zugegangen und dass sie die Schlacht verloren hätten.

Flohen: Da ihnen doch noch niemand nachjagte. (Denn wenn Gott sein Volk zu strafen im Sinn hat, so nimmt er ihnen den Mut, dass sie vor einem rauschenden Blatt sich fürchten und fliehen.)

Wohnten: Das ist: Nachdem man sie verständigt, dass die Israeliten schändlich aus den Städten geflohen und ausgerissen wären, haben sie die verlassenen und leeren Städte eingenommen.

8. Des anderen Tages kamen die Philister, die Erschlagenen auszuziehen, und fanden Saul und seine drei Söhne liegen auf dem Gebirge Gilboa.

9. Und hieben ihm sein Haupt ab und zogen ihm seine Waffen ab und sandten sie in der Philister Land umher, zu verkündigen im Hause ihrer Götzen und unter dem Volk.

Ihm: Nämlich dem Könige Saul. (Einen solchen Stolz und Übermut verursacht der Sieg.)

Verkündigen: Das ist: Sie haben in allen Kirchen und auf allen Rathäusern (wie wir es nennen möchten) den Sieg öffentlich ausrufen lassen und ihren Götzen eine Prozession gehalten und das Te Deum Laudamus (Nach unserer Sprache und Gewohnheit zu reden) gesungen für den erlangten Sieg. (Denn die Abgöttischen schreiben es ihrer falschen und Gottlosen Religion zu, wenn Gott sein Volk um ihrer Sünden willen züchtigt und den Feinden seines Wortes unter ihren Gewalt gibt.)

10. Und legten seinen Harnisch in das Haus Astharoths, aber seinen Leichnam hingen sie auf die Mauer zu Bethsan.

Seinen: Nämlich des Königs Sauls.

Astharoth: Ihres Abgotts, zum Siegeszeichen.

Mauern: Und hatte zwar Saul solche Schmach um Gott wohl verschuldet. (Welches freilich geheißen: Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl.)

11. Da die zu Jabes in Gilead hörten, was die Philister Saul getan hatten,

Getan: Dass sie an dem toten Körper auch ihren Mutwillen geübt und Wüterei dagegen getrieben, sind sie aus Mitleiden gegen ihn bewegt worden, dass sie ihn zu sich geholt und begraben, weil er sie vor der Zeit von der Ammoniter Tyrannei errettet hatte {1Sam 12}.

12. machten sie sich auf, was streitbare Männer waren, und gingen die ganze Nacht und nahmen die Leichname Sauls und seiner Söhne von der Mauer Bethsans und brachten sie gen Jabes und verbrannten sie dort.

Streitbare: Die an Stärke des Leibes und Tapferkeit des Gemüts vor anderen ein Ausbund waren.

Gingen: Und waren entschlossen, viel eher das Leben darüber zu verlieren, als die königlichen Leichname also schändlich zu Hohn und Spott hängen zu lassen.

Söhne: Welcher Körper die Philister auch aufgehängt hatten.

13. Und nahmen ihre Gebeine und begruben sie unter dem Baum zu Jabes; und fasteten sieben Tage {2Sam 21v12}.

Fasteten: Damit sie ihr großes Leid zu verstehen gaben, dass sie ihren Herrn und König verloren hatten. (Obwohl nun die Bürger zu Jabes in Gilead dem gerechten Urteil Gottes an Saul nicht widersprochen. So haben sie dennoch daran recht und löblich getan, dass sie an der gottlosen Philister Grausamkeit ein Missfallen hatten. Und haben mit ihrem Beispiel uns gelehrt, dass man der Regenten Verlust herzlich beklagen soll. Auch werden wir durch den jämmerlichen Fall eines so gewaltigen Königs erinnert, dass wir Gott recht fürchten und in seinen Geboten wandeln sollen, damit wir nicht in Verzweiflung fallen, sondern, es gehe uns gleich in diesem zeitlichen Leben an Leib und Gütern, wie es wolle, dass wir dennoch durch den Glauben an Christus das ewig Leben erlangen, Amen.)