Bibel-Kommentar: Das zweite Buch der Chronik


Das 1. Kapitel

  • Der König Salomo zieht mit den Landständen gen Gibeon, da er betet und opfert, v. 1.
  • Gott verheißt ihm herrliche Weisheit, Reichtum und Ehre, v. 7.
  • Salomo rüstet sich mit Wagen und Reitern und sammelt viel Gold und Silber, v. 13.

1. Und Salomo, der Sohn Davids, wurde in seinem Reich bekräftigt; und der Herr, sein Gott, war mit ihm und machte ihn immer größer.

Bekräftigt: Das ist: Er hatte das Reich nunmehr in ruhiger und völliger Besitzung inne, nach dem sein meutemacherischer Bruder Adonia und etliche andere boshafte Leute aus dem Wege geräumt waren {1Sam 2}.

Mit ihm: Er stand ihm in seiner Regierung gegenwärtig bei und half ihm, dass er Glück hatte.

Größer: Dass er ein gewaltiger und mächtiger König wurde, wie später weitläufiger gemeldet wird. [Denn Gott schützt die ordentliche Obrigkeit und gibt ihr Glück zu ihrem ehrlichen und gottseligen Vorhaben.]

2. Und Salomo redete mit dem ganzen Israel, mit den Obersten über tausend und hundert, mit den Richtern und mit allen Fürsten in Israel, mit den obersten Vätern,

Ganzen Israel: Nämlich mit dem Ausschuss der ganzen Landschaft. Denn weil Salomo im Sinn hatte, den Tempel des Herrn zu bauen und andere Sachen zuzurüsten, die zur Erweiterung des Königreichs gehörten. So hat er es für gut angesehen, dass er zuvor einen Reichstag hielte, darauf er sein Vorhaben den Reichsständen erklärte und sie vermahnte, dass sie Gott mit ihm opferten und anriefen und einen glücklichen Fortgang, damit er solche Sachen verrichten könnte, die zur Ehre Gottes und des Königreichs Wohlstand dienlich wären.

3. dass sie hingingen, Salomo und die ganze Gemeinde mit ihm, zu der Höhe, die zu Gibeon war; denn dort war die Hütte des Stifts Gottes, die Mose, der Knecht des Herrn, gemacht hatte in der Wüste.

Hingingen: Nämlich von Jerusalem aus, wenn sie sich da zu ihm versammelt hätten, dass sie ihm das Geleit geben zu der Hütte des Stifts. [Denn man soll zuerst das Reich Gottes suchen, so wird uns das anderer alles zufallen {Mt 6}.]

dort: Nahe bei der Stadt Gibeon.

Hütte: Davon man im 2. Mose 25. und in etlichen folgenden Kapiteln lesen mag.

4. Denn die Lade Gottes hatte David heraufgebracht von Kiriath-Jearim, dahin er ihr bereitet hatte; denn er hatte ihr eine Hütte aufgeschlagen zu Jerusalem.

Lade: Die zuvor in der Hütte gewesen war.

Herauf: Gen Jerusalem.

Bereitet: In seinem königlichen Schloss. Denn die Lade des Bundes Gottes, nachdem sie auf eine Zeit von den Philistern in der Schlacht genommen und später gen Bethsemes wieder gebracht, auch von dort gen Kiriath Jearim geholt wurde {1Sam 6}. hat sie David weiter ins Haus Obed Edom und vollends gen Jerusalem ins königliche Schloss gestellt. Es hat aber David ohne Zweifel aus besonderer Offenbarung des Heiligen Geistes, weil er ein Prophet war, die Bundeslade, dadurch Christus vorgebildet wurde, gen Jerusalem bringen lassen und sie nicht in die alte Hütte Mose gesetzt, sondern in eine neue, die er für sie zubereitete. [Dadurch angezeigt wurde, dass Christus einmal der Juden Kirche verlassen würde und sich ein anderes Volk sammeln, darunter er durch das Predigtamt wohnte.]

5. Aber der eherne Altar, den Bezaleel, der Sohn Uris, des Sohnes Hurs, gemacht hatte, war dort vor der Wohnung des Herrn; und Salomo und die Gemeinde pflegten ihn zu suchen.

Altar: Von dem man geschrieben findet {2Mos 31}.

Bezaleel: Der vortreffliche und kunstreiche Meister, den Gott selbst dazu geordnet, dass er die Hütte des Stifts samt dem Altar und anderen Sachen bauen soll.

Suchen: Nämlich den Brandopfer-Altar, darauf zu opfern. Denn weil Salomo wusste, wie derselbe Altar aus Gottes Befehl zubereitet wurde, dass man darauf opfern sollte, so hat er und das Volk da opfern wollen, wie auch David darin zu opfern pflegte, in Maßen 1. Chron. 22. zu sehen. Welches zwar recht gewesen. [Denn in Religionssachen soll man guter Meinung ohne ausdrücklichen besonderen Befehl Gottes nichts ändern, weil Gott so oft gesagt, du sollst nicht tun, was dich recht und gut denkt, sondern was ich dir gebiete.]

6. Und Salomo opferte auf dem ehernen Altar vor dem Herrn, der vor der Hütte des Stifts stand, tausend Brandopfer.

Vor dem Herrn: Denn Gott war bei dem Brandopfer-Altar und bei der Hütte gegenwärtig und erhört die Gebete, so aus wahrem Glauben da geschahen, ehe der Tempel gebaut wurde.

Tausend: Die er etliche Tage, so er da blieb, opferte. Es wurde aber von vielen Opfern nur ein wenig und besonders das Fett verbrannt, das übrige war der Priester und des Volkes, das da opferte, welche miteinander eine ehrliche Freudenmahlzeit davon anrichteten und in der Furcht Gottes hielten.

7. In derselben Nacht aber erschien Gott Salomo und sprach zu ihm: Bitte, was soll ich dir geben {1Sam 3v5}?

Nacht: Nämlich in der letzten, nachdem die Opfer verrichtet waren.

Geben: Denn ich bin dir wohl gewogen und dein Glaube ist mir angenehm, wie auch, dass du zu der Religion so einen guten Eifer trägst, in Maßen du mit so vielen Opfern öffentlich erklärt hast.

8. Und Salomo sprach zu Gott: Du hast große Barmherzigkeit an meinem Vater David getan und hast mich an seiner statt zum Könige gemacht;

Getan: Dass du ihm nach deiner großen Güte viele Wohltaten erzeigt hast und ihm aus einem Schäfer zum Könige gemacht.

Gemacht: Dass ich nach seinem Tode regieren soll. Und hat das Königreich von seinem Geschlecht nicht auf ein anderes gewendet, wie vormals dem Saul geschehen. [Denn wir sollen die vorigen Wohltaten Gottes mit dankbarem Herzen rühmen, so werden wir neue erlangen.]

9. so lass nun, Herr Gott, deine Worte wahr werden an meinem Vater David; denn du hast mich zum König gemacht über ein Volk, des so viel ist als Staub auf Erden.

Wahr werden: Da du ihm versprochen, dass dies Königreich unter den Königen, die aus seinem Nachkommen erwählt werden, wohl stehen sollen. Darum möchtest du mir solche Gaben geben, die dem Regiment recht vorzustehen vonnöten sind.

Als Staub: Denn da David nur die Mannspersonen in Israel zählen heiß, so zum Streit konnten angeführt werden, hat man dreizehnmal hundert tausend Mann gefunden, ohne Weiber und Kinder, dazu auch noch unerwachsene Knaben und Mädchen und alte verlebte Mannspersonen, derer sämtlich ohne Zweifel noch vielmehr und unzählig gewesen, darum sie dem Staub auf Erden nicht unbillig verglichen wurden.

10. So gib mir nun Weisheit und Erkenntnis, dass ich vor diesem Volk aus und eingehe; denn wer kann dies dein großes Volk richten {4Mos 27v17}?

Eingehe: Dass ich meinem Beruf gebührlich nachkommen könne zu Kriegs- und Friedenszeiten. [Denn die Weisheit ist Fürsten und Herren mehr vonnöten als alle andere Macht und Gewalt des Königreichs. Es wird aber die Weisheit von Gott durch das Gebet erlangt, danach soll man auch gute Künste studieren und täglich mit weisen Leuten umgehen, wie denn auch eine Erfahrung vieler Sachen dazu gehört.]

Richten: Als wollte er sprechen: Ich bekenne, dass ich viel zu gering dazu bin und halt es gänzlich auch davor, dass kein anderer, ohne deine sonderbare Hilfe, ein solch großes Volk regieren könne. [Welche aber der Sachen unerfahren sind, die meinen, es sei nichts Leichteres, als einem Regiment vorzustehen. Und bildet sich ein jeder unter dem gemeinen Haufen aus einem närrischen Wahn selber ein, wenn ihm das Regiment unter die Hände gegeben würde, so wollte er demselben am allerbesten vorstehen.]

11. Da sprach Gott zu Salomo: Weil du das im Sinne hast und hast nicht um Reichtum, noch um Gut, noch um Ehre, noch um deiner Feinde Seelen, noch um langes Leben gebeten, sondern hast um Weisheit und Erkenntnis gebeten, dass du mein Volk richten mögest, darüber ich dich zum Könige gemacht habe,

Sinn hast: Dass du die Weisheit am allermeisten begehrst, auf dass du deinem Beruf recht und angemessen könntest nachkommen und dienen.

Reichtum: [Wie sonst viele Regenten ganz geldgeizig sind.]

Ehre: [Danach ihrer viele so ein großes Verlangen haben, dass sie mit großer Gefahr nach einem nichtigen Ruhm streben.]

Seelen: Dass du dich möchtest an deinen Feinden rächen. [Wie denn ihrer etliche so rachgierig sind, dass sie viel eher ihr Reich und Herrschaften in Gefahr setzen wollen, als dass sie die Rache Gott befehlen sollten.]

Leben: [Inmassen ihrer viele sich ein langes Leben wünschen, dass sie der zeitlichen Ehre und Wollust lange genießen mögen, aber nicht, dass sie begehrten ihrem Beruf lange und fleißig vorzustehen.]

12. so sei dir Weisheit und Erkenntnis gegeben; dazu will ich dir Reichtum und Gut und Ehre geben, dass deinesgleichen unter den Königen vor dir, nicht gewesen ist noch werden soll nach dir.

Gegeben: Wie du begehrt hast, so soll dir es widerfahren.

Gleichen: Denn obwohl viele gewaltige Monarchen gelebt, die großes Gut und Reichtum hatten. So ist doch keiner gewesen, der zugleich mit solcher Weisheit begabt wurde. Es ist aber diese Weisheit unter allen zeitlichen Gütern das Beste. [Wenn deswegen wir mit höchstem Fleiß und Wunsch solche Ding begehren, die zu der Ehre Gottes und des Nächsten Wohlfahrt dienen, so gibt auch Gott solche Güter, die wir nicht hätten hoffen dürfen.]

13. Also kam Salomo von der Höhe, die zu Gibeon war, gen Jerusalem von der Hütte des Stifts; und regierte über Israel.

Regierte: Mit einer wunderbaren Weisheit, dass das Volk merkte, wie er mit einer göttlichen Weisheit von Gott begabt wurden {1Sam 3}. Dazu er noch vielen Reichtum und große Gewalt bekam.

14. Und Salomo sammelte sich Wagen und Reiter, dass er zuwege brachte tausendvierhundert Wagen und zwölftausend Reiter; und ließ sie in den Wagenstädten und bei dem Könige zu Jerusalem {1Sam 10v26}.

Wagen: Nämlich Streitwagen, damit man vorzeiten zu streiten pflegte.

Wagenstädten: Das ist: Er hat einen guten Teil der Wagen und Reiter lassen aufbehalten und unterhalten in den Städten, die dazu geordnet waren und sind die Reiter, oder Diener von Haus aus gewesen, den anderen Teil aber hat er bei sich zu Jerusalem am Hofe behalten, auf dass er sie im Fall der Not bei der Hand hätte. [Denn obwohl Salomo eine friedliche und ruhige Regierung hatte, so hat er dennoch solche Reiter und Wagen unterhalten, damit er die benachbarten Könige und Völker in der Furcht behielte, dass sie sich nicht wider ihn auf lehnen durften. Jedoch weil er nicht seine Hoffnung darauf, sondern auf Gott setzte, so hat er nicht sich damit versündigt. Und steht es den Fürsten frei, dass sie, nach dem es ihre Einkommen erleiden mögen, auch zu Friedenszeiten tapfere Leute unterhalten, die sie zu der Untertanen Schutz nützlich gebrauchen können, wenn ein Krieg entstehen sollte.]

15. Und der König machte des Silbers und des Goldes zu Jerusalem so viel wie die Steine und der Zedern wie die Maulbeerbäume in den Gründen.

Steine: Das ist: Er brachte es dahin, dass des Goldes und Silbers zu Jerusalem eine große Menge wurde und man sich des Silbers schier nicht besonders achtete, dass es die Israeliten nur als Zinn gebrauchten, wie 1. Samuel. 10. gesagt wird.

Gründen: Da sie gern und häufig wachsen, einen solchen Haufen Zedern hat Salomo gen Jerusalem verschafft, welches ganz köstlich gutes Holz war. [Denn unter weisen Regenten steht es wohl im Lande.]

16. Und man brachte Salomo Rosse aus Ägypten und allerlei Ware. Und die Kaufleute des Königs kauften die selbige Ware

Ware: [Es ist aber unverboten, dass man wohl mag allerlei Waren aus weit abgelegenen und fremden Orten bringen lassen, wenn man nur nicht auch fremde Untugenden und böse Gebräuche mit hereinkommen lässt. So mag auch Gott ein ziemliches Gepränge an Fürsten und Herren wohl leiden, wenn sie nur eine rechtschaffene Demut im Herzen behalten.]

17. und brachten es aus Ägypten heraus, je einen Wagen um sechshundert Silberlinge, ein Ross um hundertundfünfzig. Also brachten sie auch allen Königen der Hethiter und den Königen zu Syrien.

Silberlinge: So viel man abnehmen kann, hat ein Silberling nicht viel weniger als ein Taler gegolten. Also dass man einen Wagen oder Kutschen mit vier Pferden um sechshundert Taler gekauft hat.

Ross: Einen schönen Reithengst.

Also: In gleichem Wert ließen sich auch andere benachbarte Könige Rosse und Wagen aus Ägypten bringen.


Das 2. Kapitel

  • Salomo begehrt von Huram dem Könige zu Tyro, Holz und einen künstlichen Werkmeister, der den Bau des Tempels und des königlichen Hauses anordne, v. 1.
  • Huram schickt, was Salomo an ihm begehrt, v. 3.
  • Danach werden die Fremdlinge gezählt, die der König brauchte, dass sie zum Bau des Tempels helfen und arbeiten mussten, v. 17.

1. Und Salomo gedachte zu bauen ein Haus dem Namen des Herrn und ein Haus seines Königreichs.

Haus: Nämlich den Tempel, darin man von Gott lehrte, ihn anrief und preiste und mit angemessenen Opfern ehrte, weil Gott zum David gesagt hatte, dass sein Sohn Salomo ihm einen Tempel bauen soll {2Sam 7}.

Königreichs: Er nahm sich auch vor, einen königlichen Palast zu bauen. [Denn wenn man der Religion halben gebührliche Vorsehung getan, so kann Gott wohl leiden, dass Fürsten und Herren stattlich bauen, doch also dass sie die Untertanen nicht mit allzu großen Schatzungen beschweren.]

2. Und zählte ab siebenzigtausend Mann, welche die Last trugen und achtzigtausend Zimmerleute auf dem Berge und dreitausend und sechshundert Amtleute über sie.

Über sie: Diese vorbenannten Personen alle miteinander, die Lastträger und Zimmerleute, samt ihren Amtleuten, sind nicht Israeliten gewesen, sondern Fremdlinge, die unter den Israeliten wohnten und ihre Religion angenommen hatten, wie später eben in diesem Kapitel gemeldet wird. (Obwohl nun Salomo die Fremdlinge zu solcher Arbeit gebraucht, auf dass er die Israeliten verschonte, so gab doch auch zugleich der Heilige Geist damit zu verstehen, wie es einmal eins geschehen würde, dass die, so aus den Heiden sich zu Christo bekehrten, in Fortpflanzung der christlichen Kirche ein gut Teil verrichten würden. Und soll eine Obrigkeit wissen, was für eine Last sie einem jeden aufzulegen befugt sei. So ist auch vonnöten, dass überall zu einer Arbeit Aufseher bestellt werden, die andere antreiben, damit sie nicht in ihrem Beruf feiern.]

3. Und Salomo sandte zu Huram, dem Könige zu Tyrus und ließ ihm sagen: Wie du mit meinem Vater David tatest und ihm sandtest Zedern, dass er ihm ein Haus baute, darin er wohnte;

Könige: Oder Fürsten der selbigen mächtigen Kaufstadt, besonders in Italien die vornehmsten Handelsstädte auch ihre besondere Fürsten oder Herzogen haben.

Tätest: Als ein Freund und guter Nachbar: Also wollest du nach meines Vaters Absterben solche Freundschaft nicht lassen untergehen und mir in dieser Sache zu willen werden, dass du mir um gewisses Geld Zedernholz zu dem Bau schicken wollest, den ich anzufangen und aufzubauen willens bin.

4. siehe, ich will dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus bauen, das ihm geheiligt werde, gutes Räucherwerk vor ihm zu räuchern und Schaubrote allewege zuzurichten und Brandopfer des Morgens und des Abends auf die Sabbate und Neumonden und auf die Feste des Herrn, unseres Gottes, ewig für Israel.

Räuchern: Im selben Hause. Es wurde aber solche Räucherwerk von köstlichen Spezereien zugerichtet {2Mos 30}.

Zuzurichten: Dass man im selben Hause jede Woche frische ungesäuerte Brote vor den Herrn lege, davon 3. Mose 24. zu finden.

Brandopfer: Die man ordentlich im selben Tempel verrichten soll.

Neumonden: Am ersten Tage eines jeden Monden, welcher heiliggehalten wurde und seine besonderen Opfer erforderte.

Fest: Als da waren: Ostern, Pfingsten, der Versöhnung und der Laubhütten.

Ewig: So lange der levitische Gottesdienst währen wird, sollen wir solchen Gottesdienst halten, wie derselbe uns von Gott selbst geboten und vorgeschrieben ist als seinem Volk, das von Gott insbesondere dazu erwählt wurde.

5. Und das Haus, das ich bauen will, soll groß sein; denn unser Gott ist größer denn alle Götter.

Größer: Er ist allein der einzige, wahre und höchste Gott, ein Herr aller Herren und König aller Könige, darum kann ihm kein Haus gebaut werden, das stattlich und köstlich genug wäre vor ihm und seiner herrlichen Majestät gemäß sein möchte.

6. Aber wer vermag es, dass er ihm ein Haus baue? Denn der Himmel und aller Himmel Himmel mögen ihn nicht versorgen; wer sollte ich denn sein, dass ich ihm ein Haus baute? Sondern dass man vor ihm räuchere.

Vermag es: Als wollte er sprechen: Ich weiß zwar wohl, dass keiner so mächtig, weise und verständig ist, der seiner Majestät gemäß ihm ein genügend ansehnliches Haus bauen könnte.

Versorgen: Dass ihm zur Wohnung genügend sein könnte. Darum gehe ich nicht damit um, dass ich die göttliche Majestät wolle zwischen den Mauern oder unter einem Dach einschließen, welche die ganze Welt erfüllt.

Nach Luther: Gott ist nicht, des man müsse pflegen {Apg 17v25}.

Räuchere: Dass man einen gewissen Ort habe, da das Volk zusammenkomme und diesem herrlichen und mächtigen Gott seine gebührende Ehre und Gottesdienst erzeige, wie er denselben fordert. [Denn Gott erfüllt Himmel und Erden {Jer 23} und ist überall bei uns gegenwärtig {Apg 17}. Aber doch sagt man, dass er an dem Ort wohne, da das reine Predigtamt seines Wortes ist, denn da redet er durch sein Wort mit uns und stärkt unseren Glauben gegenwärtig durch die Sakramente.]

7. So sende mir nun einen weisen Mann, zu arbeiten mit Gold, Silber, Erz, Eisen, Scharlaken, Rosinrot, gelber Seide und der da wisse auszugraben mit den Weisen, die bei mir sind in Juda und Jerusalem, welche mein Vater David geschickt hat.

Sende: Damit ich solche herrlichen Gebäude vollführen kann.

Mann: Der verständig, kunstreich und erfahren sei, allerlei köstliche Sachen zu machen.

Auszugraben: In einer jeden Materie, die ihm vorgelegt und unter Händen gegeben wird.

Geschickt: Die er zu dem künftigen Bau des Tempels in allerlei kunstreicher Arbeit hat lassen unterrichten. Weil aber dieselben deinen Meistern nicht gleichen mögen, so bitte ich dich, dass du mir eine erfahrene Person schickst, die meinen Werkleuten zeigt, wie man eine jede Sache schön und künstlich machen müsse. [Denn es geschieht oft, dass bei denen Völkern, so die rechte Religion nicht haben, die kunstreichsten Handwerksleute gefunden werden, weil Gott solche Gaben, die zur ewigen Seligkeit nichts nutzen, oft reichlicher über die Ungläubigen ausschüttet als auf seine Kinder, welche vielmehr nach dem künftigen ewigen Leben trachten sollen, als um zeitlichen Pracht und Köstlichkeit sich sehr bekümmern.]

8. Und sende mir Zedern, Tannen und Ebenholz vom Libanon; denn ich weiß, dass deine Knechte das Holz zu hauen wissen auf dem Libanon. Und siehe, meine Knechte sollen mit deinen Knechten sein,

Zedern: Welches Holz, weil es köstlich ist und nicht fault, zu solchem Bau am tauglichsten sein wird.

Ebenholz: Welches jetziger Zeit in Indien wachsen soll, ist vielleicht, das man jetzt Sandeln oder Presilien Holz nennt.

Wissen: Zu rechter Zeit, da es zum Bau am längsten dauerte.

sein: Dass sie einander helfen im Holz fällen.

9. dass man mir viel Holz zubereite; denn das Haus, das ich bauen will, soll groß und besonders sein.

Zubereite: Zum künftigen Bau des Hauses oder Tempels. Denn deine Werkmeister wissen, was für Holz dazu am tauglichsten ist und wie man es zubereiten muss, auf dass es mit desto weniger Mühe in Flößen zusammengelegt und auf dem Meer bis an mein Ufer könne gebracht werden.

Besonders: Es soll ganz ein herrliches Haus werden, das nicht eine gewöhnliche Form oder Gestalt eines Hauses habe, sondern darüber die Zuschauer sich verwundern werden von wegen des ausbündigen stattlichen Gebäudes.

10. Und siehe, ich will den Zimmerleuten, deinen Knechten, die das Holz hauen, zwanzigtausend Kor gestoßenen Weizen und zwanzigtausend Kor Gerste und zwanzigtausend Bath Weins und zwanzigtausend Bath Öls geben.

Kor: Es ist aber ein Kor ein Maß der Früchte, so zehn Epha hält und hat ein Epha zehn Gomor, ein Gomor, damit ein Mensch zur täglichen Speise kann gesättigt werden, wäre also eine Kor, davon ein Mensch auf hundert Tage zu essen hätte, oder damit hundert Menschen auf einen Tag könnten gespeist werden.

Bath: Hält fast in die 24 württembergische Maß oder 48 Kannen.

Geben: Auf dass du nicht meinst, ich begehre dir und den deinen viel Mühe zu machen, ohne Wiedervergeltung. [Denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Und welche Gott durch das Predigtamt des Evangeliums einen geistlichen Tempel bauen, die werden auch ihrer Arbeit genießen {1Kor 9}.]

11. Da sprach Huram, der König zu Tyrus, durch Schrift und sandte zu Salomo: Darum dass der Herr sein Volk liebt, hat er dich über sie zum Könige gemacht.

Schrift: Das ist: Er beantwortet ihn schriftlich, auf folgende Meinung.

Liebt: Will so viel sagen: Es ist ein gewisses Zeichen, dass Gott das israelitische Volk sehr lieb hat, weil er dich als einen weisen und frommen Mann ihnen zum Könige gegeben. [Denn wenn Gott einem Volk wohl will, so gibt er ihm eine fromme Obrigkeit, will er es aber strafen, so nimmt er die selbigen hinweg und gibt eine böse an ihre statt.]

12. Und Huram sprach weiter: Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, der Himmel und Erde gemacht hat, dass er dem Könige David hat einen Weisen, klugen und verständigen Sohn gegeben, der dem Herrn ein Haus baue und ein Haus seines Königreichs.

Sprach weiter: Nämlich durch Schriften, so er dem Salomo zuschickte.

Gemacht: Der wahre ewige Gott.

Haus baue: Zur Beförderung der Ehre Gottes.

Königreichs: Zur Erhaltung der königlichen Majestät. Und schreibt Huram dies alles mit fröhlichen Glückwünschen zu des Königs Salomo angehender Regierung und Erneuerung der Freundschaft, die zwischen ihm und dem vorigen Könige David gewesen war. So spürt man auch hieraus, dass dieser König für seine Person ohne Zweifel durch des Davids Zutun zur wahren Erkenntnis Gottes kommt. Denn es sind viele Heiden, die mit den Israeliten in Kundschaft geraten, durch solche Gelegenheit zum rechten Gott bekehrt worden, ob sie wohl die Beschneidung nicht angenommen, weil sie den Israeliten allein gegeben war.

13. So sende ich nun einen weisen Mann, der Verstand hat, Huram-Abif,

So sende: Jetzt antwortet Huram auf des Salomo Begehren, eines weisen Meisters halben.

14. der ein Sohn ist eines Weibes aus den Töchtern Dan und sein Vater ein Tyrer gewesen ist, der weiß zu arbeiten an Gold, Silber, Erz, Eisen, Stein, Holz, Scharlaken, gelber Seide, leinenen, rosinrot und zu graben allerlei und allerlei künstlich zu machen, was man ihm vorgibt, mit deinen Weisen und mit den Weisen meines Herrn Königs David, deines Vaters.

Dan: Ist deswegen seine Mutter aus dem israelitischen Volk gebürtig gewesen.

Tyrer: Und kein Israelit. Denn es hatten die Juden das Gesetz nicht so genau in Acht, dass sie ihre Töchter nicht den Heiden gebe noch sie heidnische Weiber nehmen sollten.

Vorgibt: Was er sieht, das kann er machen und ist ihm darum zu trauen.

Vaters: Die er hat lassen unterweisen. Darum mögen sie miteinander am Werke arbeiten und dasselbe vollführen, was zu machen ist. [Denn wie verständig und erfahren einer auch immer ist, so soll er dennoch nicht meinen, dass er ein Ding allein verrichten könne, sondern er soll auch andere Mitgehilfen zu sich nehmen und ihres Rats und Bestandes gebrauchen. Auch hat man hier in Acht zu nehmen, wie so gar kein Stolz an diesem Könige oder Fürsten erscheint.]

15. So sende nun mein Herr Weizen, Gerste, Öl und Wein seinen Knechten, wie er geredet hat,

Knechten: Meinen Untertanen für die Mühe, so sie dir leisten werden mit Holz hauen auf dem Berge und im Walde Libanon.

16. so wollen wir das Holz hauen auf dem Libanon, wieviel es Not ist und wollen es auf Flößen bringen im Meer gen Japho; von dort magst du es hinauf gen Jerusalem bringen.

Not ist: Zum Bau des Tempels und des königlichen Palastes. [Hilft also der Tyrer König mit großer Freudigkeit und willigem Herzen zu des Tempels Erbauung, dadurch angezeigt wurde, wie einmal eins auch die Heiden zu Christo sollten bekehrt werden und zur Beförderung des Reiches Christi und des Predigtamts helfen.]

17. Und Salomo zählte alle Fremdlinge im Lande Israel nach der Zahl, da sie David, sein Vater, zählte; und wurden gefunden hundertfünfzigtausend, dreitausend und sechshundert.

Zählt: Denn da David alles zum künftigen Bau des Tempels zugerüstet, hat er auch die Fremdlinge gezählt, die mit der Zeit zur Arbeit beim Tempel sollten angerichtet werden, weil aber unterdes etliche davon gestorben und andere an ihre statt aufgekommen waren, so hat sie Salomo wieder zählen lassen. Welches beides Gott den Herrn nicht missfiel. Denn es wurde dadurch nicht des Davids noch des Salomo, sondern Gottes Ehre gesucht, dass sie ihm zur Aufbauung des Tempels dienen sollten: Und geschah aus keinem Stolz, als da David seine Kriegsleute im Volk Israel zählen ließ {2Sam 24}, sondern aus Not.

Hundert: So viele Mannspersonen sind aus den Heiden zu Gott bekehrt worden, ohne Weiber und Kinder. Denn es hat Gott auch unter den Heiden seine Auserwählten, die er doch durch die Israeliten zu seiner rechten Erkenntnis gebracht. [Denn ohne das Predigtamt des göttlichen Wortes und außerhalb der Kirche ist keine Seligkeit zu hoffen.]

18. Und er machte aus denselben siebenzigtausend Träger und achtzigtausend Hauer auf dem Berge und dreitausendsechshundert Aufseher, die das Volk zum Dienst anhielten.

Hauer: Die mit des Königs zu Tyro Knechten Holz fällten.


Das 3. Kapitel

  • In diesem Kapitel wird gehandelt von dem Ort, samt der Zeit, Größe, Form, Gestalt und Zierde des Tempels zu Jerusalem, den Salomo bauen lassen.

1. Und Salomo fing an zu bauen das Haus des Herrn zu Jerusalem, auf dem Berge Morija, der David, seinem Vater, gezeigt war, welchen David zubereitet hatte zum Raum auf dem Platz Arnans, des Jebusiters.

Morija: Auf welchem dem Abraham vorzeiten von Gott befohlen wurde, dass er seinen Sohn Isaac opfern sollte {1Mos 22v2}.

Gezeigt: Vom Engel, da er Gott mit einem Opfer versöhnen sollte, wie die Pestilenz unters Volk Israel regierte, weil David das Volk zählen ließ {2Sam 24 1Chr 21}. [Es hat aber Gott besonders gewollt, dass der Tempel am selben Ort gebaut würde, anzuzeigen, dass die Opfer, so man darin verrichten würde, den Tod des eingeborenen Sohnes Gottes bedeuteten, am Holz des Kreuzes (so durch den Isaac vorgebildet wurde), durch welches Opfer Gott versöhnt wurde, dass er die Pestilenz der Seelen, nämlich den ewigen Tod von allen, die an Christus glauben, abwenden wolle.]

Nach Luther: Man hält, Arnan sei der Jebusiter König gewesen und bekehrt zum Gott Abraham.

2. Er fing aber an zu bauen im anderen Monden des anderen Tages im vierten Jahr seines Königreichs.

Anderen Monden: Welcher zum Teil im April, zum Teil in unserem Mai gefällt.

Vierten Jahr: [Ist also dieser König viel anders gesinnt gewesen als etliche Fürsten und Herren, so die Aufrichtung der reinen Religion von einer Zeit zur anderen aufschieben, bis sie mit Krankheiten oder auch ganz mit dem Tode überfallen werden und von hinnen scheiden, eher sie recht anfangen.]

3. Und also legte Salomo den Grund, zu bauen das Haus Gottes; am ersten die Länge sechzig Ellen, die Weite zwanzig Ellen.

Länge: Nämlich des ganzen Hauses, darin der Platz zum Heiligen und Allerheiligsten mit einbegriffen wurde, weil dieselben damals, da man den Grund legte, noch nicht voneinander unterschieden und abgesondert waren, hatten deswegen beide Teile miteinander sechzig Ellen in ihrem Begriff nach der Länge.

4. Und die Halle vor der Weite des Hauses her war zwanzig Ellen lange, die Höhe aber war hundertundzwanzig Ellen; und überzog es inwendig mit lauterem Gold.

Lange: Das ist: Die Länge der Hallen rechnete man nach des Hauses Weite oder Breite, also dass der Hallen Länge und des Hauses Breite einerlei war und die Länge der Hallen gegen des Tempels Breite überzwerch gemessen wurde, aber der Hallen Breite vorwärts den Tempel hinaus zu rechnen, hatte nur zehn Ellen {1Sam 6}.

Höhe: Welche doch in zwei Wohnungen abgeteilt wurden, da zwar die erste oder unterste nur dreißig Ellen hatte {1Sam 6}.

5. Das große Haus aber spündete er mit Tannenholz und überzog es mit dem besten Gold; und machte darauf Palmen und Kettenwerk.

Das: Bis daher ist allgemein von dem ganzen Gebäude des Tempels gesagt worden, jetzt wird insbesondere eines jeden Teils Schmuck und Zierde beschrieben.

Große Haus: Nämlich das Mittelteil zwischen dem Allerheiligsten und der Halle, welches vierzig Ellen lange war.

Tannenholz: Weil aber {1Sam 6} gesagt wird, dass dies Täfelungen von Zedern gemacht wurden, so halt ich es davor, dass es eins ums anderer von Tennen und Zedern Tafeln gemacht und zierlich damit versetzt und eingelegt gewesen.

Gold: Nämlich die Täfelungen hat er mit goldenen Blechen aufs zierlichste überziehen lassen.

Kettenwerk: Damit Täfelungen geschnitzt und geziert war, danach aber hat man solche Figuren mit Gold überzogen, dass man sie im Gold sehen konnte und das Gold auf die unterlegte hölzerne Figuren desto besser klebte.

6. Und überzog das Haus mit edlen Steinen zum Schmuck; das Gold aber war Parwaim-Gold.

Edlen Steinen: Nämlich den Boden des Hauses hat er mit köstlichen Steinen überlegt oder gepflastert, was es für Steine gewesen, wird nicht gemeldet. Und ist dies von dem großen Hause zu verstehen, vor dem Allerheiligsten. Denn im Allerheiligsten ist der Boden auch mit Gold überzogen worden {1Sam 6}.

Parwaim: Welches vielleicht die Insel Peru gewesen, da das beste Gold soll gefunden werden.

7. Und überzog die Balken obenan und die Wände und die Türen mit Gold; und ließ Cherubim schnitzen an die Wände.

Cherubim: Engelische geflügelte Angesichter und Figuren.

Wände: Nämlich ins Holz, die danach auch neben dem Blumen und Kettenwerk mit Gold überzogen wurden, also künstlich, dass die Figuren im Gold leicht konnten gesehen werden.

8. Er machte auch das Haus des Allerheiligsten, des Länge war zwanzig Ellen nach der Weite des Hauses und seine Weite war auch zwanzig Ellen; und überzog es mit dem besten Gold, bei sechshundert Zentner.

Nach der Weite: Denn weil des ganzen Hauses Länge sechzig Ellen und die Breite zwanzig Ellen hatte, aber zu dem vorgemeldeten großen und vorderen Hause vierzig Ellen der Länge nach genommen wurden, blieben zwanzig Ellen übrig zum Allerheiligsten. Also dass dasselbe gleich lang und breit war, darin die Bundeslade sollte gestellt werden.

Zentner: Welche Summe nach der Rechnung dreimal hunderttausend Kronen macht, ist es aber nach des Heiligtum Gewicht zu rechnen, so macht es noch so viel.

9. Und gab auch zu Nägeln fünfzig Sekel Goldes am Gewicht; und überzog die Säle mit Gold.

Nägeln: Damit die goldenen Bleche an die hölzerne Täfelung angeheftet wurde.

Säle: Welche über der ersten Wohnung waren, auf dem anderen Boden. In welchen Sälen die heilige Schätze und andere Sachen aufbehalten wurden, die zum Gottesdienst gehörten.

10. Er machte auch im Hause des Allerheiligsten zwei Cherubim nach der Bildner Kunst und überzog sie mit Gold.

Kunst: Dass sie ganz ein herrliches Ansehen hatten und sehr wohl geschnitzt waren.

Überzog: Denn sie waren aus Ölbäumen Holz gemacht {2Sam 6}.

11. Und die Länge am Flügel an den Cherubim war zwanzig Ellen, dass ein Flügel fünf Ellen hatte und rührte an die Wand des Hauses und der andere Flügel auch fünf Ellen hatte und rührte an den Flügel des anderen Cherub.

Zwanzig Ellen: Denn ein jeglicher Cherub mit dem Leib und ausgespannten beiden Flügeln hatte zehn Ellen und reichte eines Cherubs Flügels Spitze mitten im Haus, an der äußersten Spitz des anderen Cherubs.

Ein Flügel: Mit dem halben Teil des Leibes, daran der Flügel war.

12. Also hatte auch des anderen Cherub ein Flügel fünf Ellen und rührte an die Wand des Hauses und sein anderer Flügel auch fünf Ellen und hing am Flügel des anderen Cherub,

13. dass diese Flügel der Cherubim waren ausgebreitet zwanzig Ellen weit; und sie standen auf ihren Füßen und ihr Antlitz war gewandt zum Hause zu.

14. Er machte auch einen Vorhang von Gelbwerk, Scharlaken, Rosinrot und Leinwerk; und machte Cherubim darauf {Mt 27v51 Mk 15v38}.

Vorhang: Der zwischen dem äußeren Hause und dem Allerheiligsten vorgehängt wurde.

Leinwerk: Also dass er von mancherlei Farben und Faden durcheinander gewirkt war.

Cherubim: Engelische Figuren und Angesichter, die mit eingewirkt wurden.

15. Und er machte vor dem Hause zwei Säulen, fünfunddreißig Ellen lange; und der Knauf oben darauf fünf Ellen {Jer 52v21}.

Säulen: Von Erz.

Fünf und: Nämlich aller beiden Säulen Höhe zusammen gerechnet: Denn es hatte eine jede achtzehn Ellen {1Sam 7}. Aber weil, wenn man sie nach der Höhe aufwärts ansah, eine jede um eine halbe Elle kürzer schiene, so werden hier für sechsunddreißig nur fünfunddreißig Ellen gesetzt.

Knauf: Auf einer jeden Säule zur Zierde darauf gesetzt.

16. Und machte Kettenwerk zum Chor und tat sie oben an die Säulen; und machte hundert Granatäpfel und tat sie an das Kettenwerk.

Zum Chor: Das ist: Das Kettenwerk war dem gleich, so im Allerheiligsten an der Täfelung der Wand gemacht war, davon zuvor gemeldet.

Granatäpfel: Also dass in einem jeden Umkreis des Knaufs hundert Granatäpfel zur Zierde gegossen waren und hatte ein jeder Knauf zwei solcher Umhänge {1Sam 7}.

17. Und richtete die Säulen auf vor dem Tempel, eine zur Rechten und die andere zur Linken; und hieß die zur Rechten Jachin und die zur Linken Boas.

Vor dem Tempel: Gleichwie bei uns die Kirchen mit Türmen geziert werden.

Jachin: Welches Wort von der Vorbereitung herkommt.

Boas: Welches von der Stärke den Namen hat. Was aber das Gebäude des ganzen Tempels betrifft und aller dazu gehörigen Stücke samt ihren Bedeutungen, findet man weitläufig beschrieben {1Sam 6 7}. [Denn dass der ganze Tempel Christus Vorbild, mit seinem geistlichen Leibe der Kirche, ist bekannt, aus Joh. 2. Kolosser 2. Eph. 2. 1. Kor. 3. Andere mehr Vergleichungen findet man im oben gezogenen Ort.]


Das 4. Kapitel

  • Der eherne Altar wird zugerüstet und das eherne Meer gemacht: Auch werden zehn goldene Leuchter zugerichtet und zehn übergoldete Tische zubereitet, mit hundert goldenen Becken: Desgleichen der Hof der Priester, Töpfe, Schalen, Schaufeln, Säulen, Füße, Zangen, Messer, Löffel, Feuerzeug und viel anderes Geschirr, die man alle im Tempel des Herrn gebraucht hat.

1. Er machte auch einen eisernen Altar, zwanzig Ellen lange und breit und zehn Ellen hoch.

Und breit: Also dass er viereckig gewesen. Und ist so groß gemacht worden, von wegen der vielen Opfer, die man darauf opfern musste. Und halt ich es davor, dass oft auf einmal viele Opfer zugleich darauf verbrannt wurden.

Hoch: Obwohl nun Gott im Gesetz geboten hatte, dass man nicht einen Altar machen soll, zu dem man auf Stufen oder Staffeln hinaufsteigen musste, damit nichts am Priester gesehen würde, was die Natur will bedeckt haben. Jedoch weil um diesen Altar, so nicht mehr hin und wieder soll von einem Ort zum anderen getragen und verändert werden, solche Stufen konnten gemacht werden, dass man nichts Ungebührliches am Priester sehen konnte, besonders, weil die oberste Stufe ganz breit war: So hat Salomo wider dasselbe Gesetz nicht gesündigt, denn er nicht wider die Meinung oder Verstand des Gesetzes gehandelt.

2. Und er machte ein gegossen Meer, zehn Ellen weit von einem Rande an den anderen rund umher und fünf Ellen hoch; und ein Maß von dreißig Ellen mochte es umher begreifen.

Meer: Nämlich ein großes ehernes Geschirr, darin viel Wasser konnte gefasst und aufbehalten werden, darum es zum Gleichnis ein Meer genannt wird.

Anderen: Wenn man nämlich von einem Rande mitten durch bis zum anderen Rand hinüber eine gerade Linie zog.

Begreifen: Dass der ganze Umkreis dreißig Ellen oben umher hatte.

3. Und Ochsenbilder waren unter ihm umher; und es waren zwei Riegen Knoten um das Meer her (das zehn Ellen weit war), die mit angegossen waren.

Unter ihm: Also dass das Meer darauf gesetzt war.

Knoten: Die zur Zierde unter dem oberen Rad standen.

4. Es stand aber also auf den zwölf Ochsen, dass drei gewandt waren gegen Mitternacht, drei gegen Abend, drei gegen Mittag und drei gegen Morgen und das Meer oben auf ihnen; und all ihr Hinterstes war inwendig.

5. Seine Dicke war eine Hand breit und sein Rand war wie eines Bechers Rand und eine aufgegangene Rose; und es fasste dreitausend Bath.

6. Und er machte zehn Kessel; der setzte er fünf zur Rechten und fünf zur Linken, darin zu waschen, was zum Brandopfer gehört, dass sie es hineinstießen; das Meer aber, dass sich die Priester darin wüschen.

Setzt: Nämlich im Hof des Tempels.

Waschen: Nämlich das Fleisch und Fett, so man opfern soll.

Wüschen: Nämlich Ihre Hände und Füße, eher sie opferten, auf dass sie recht und gebührlich opfern könnten.

7. Er machte auch zehn goldene Leuchter, wie sie sein sollten und setzte sie in den Tempel, fünf zur Rechten und fünf zur Linken.

Tempel: Nämlich In dem großen Hause, zwischen dem Allerheiligsten und der Hallen.

8. Und machte zehn Tische und tat sie in den Tempel, fünf zur Rechten und fünf zur Linken. Und machte hundert goldene Becken.

Tische: Die übergoldet waren und die Schaubrote darauf gelegt wurden.

Becken: Darin man das Blut von den Opfern zum Teil auffing, dass man es auf den Altar sprengte.

9. Er machte auch einen Hof für die Priester und große Schranken und Türen in die Schranken; und überzog die Türen mit Erz.

Priester: Das die Priester darin opfern sollten, welcher Hof von dem Hofe des Volkes also abgesondert war, das dennoch das Volk alles sehen könnte, was im Hofe der Priester geschah.

Schranken: Damit der Hof umfangen wurde.

Erz: Zur Zierde und dass sie desto stärker wären.

10. Und setzte das Meer auf der rechten Ecke gegen Morgen zu Mittag zu.

Zu: Das ist: Im Winkel des Hofes, der zum Teil gegen Morgen, zum Teil gegen dem Mittage war.

11. Und Huram machte Töpfe, Schaufeln und Becken. Also vollendete Huram die Arbeit, die er dem Könige Salomo tat am Hause Gottes,

Tat: Aus Befehl des Königs zum Brauch des Gottesdienstes.

12. nämlich die zwei Säulen mit den Bäuchen und Knäufen oben auf beiden Säulen und beide gewundene Reife, zu bedecken beide Bäuche der Knäufe oben auf den Säulen,

Säulen: Von denen oben auch gesagt wurden.

Beiden Säulen: Darauf sie sollten gesetzt werden.

Bedecken: Und zu zieren. Denn es wurden die Bäuche oben auf die Säule gesetzt und auf jeden Bauch ein Knauf gemacht, der sich wie eine Rose auftat, wie 2. Samuel 7. gesagt wird.

13. und die vierhundert Granatäpfel an den beiden gewundenen Reifen; zwei Riegen Granatäpfel an jeglichem Reif, zu bedecken beide Bäuche der Knäufe, so oben auf den Säulen waren.

Reife: Nämlich am oberen Teil des Reifs eine Riege und am unteren Teil aber eine Riege, weil der Reif eine ziemliche Breite hatte.

14. Auch machte er die Gestühle und die Kessel auf den Gestühlen

Kessel: Darin die Opfer gewaschen wurden, wie oben gemeldet.

15. und ein Meer und zwölf Ochsen drunter;

16. dazu Töpfe, Schaufeln, Gräuel und alle ihre Gefäße machte Huram-Abif dem Könige Salomo zum Hause des Herrn aus lauterem Erz.

Gefäß: So man zu den Opfern gebrauchte.

Macht: Dass er sie goss und später sauber auspolierte.

17. In der Gegend des Jordans ließ sie der König gießen in dicker Erde, zwischen Suchoth und Zaredatha.

Dicker Erde: Darin die Formen recht konnten zugerichtet werden, dass der Meister die zuvor genannten Gefäße hineingießen könnte.

18. Und Salomo machte aller dieser Gefäße sehr viel, dass des Erzes Gewicht nicht zu forschen war.

19. Und Salomo machte alles Gerät zum Hause Gottes: Nämlich den goldenen Altar, Tisch und Schaubrot darauf,

Goldenen Altar: Nämlich den Räucheraltar, der übergoldet war, darauf man die Räucherwerk anzündete.

Tisch: Derer zehn und alle übergoldet waren.

20. die Leuchter mit ihren Lampen von lauterem Gold, dass sie brennten vor dem Chor, wie sich es gebührt;

Chor: Nämlich vor dem Allerheiligsten, daraus man von dem göttlichen Willen Bericht empfing.

21. und die Blumen an den Lampen und die Schnauzen waren goldene, das war alles völlig Gold;

Blume: Welche zur Zierde auch aus Gold an den Leuchtern gemacht waren.

22. dazu die Messer, Becken, Löffel und Näpfe waren lauter Gold. Und der Eingang und seine Tür inwendig zu dem Allerheiligsten und die Tür am Hause des Tempels waren goldene.

Eingang: Oder das Türgestell.

Inwendig: Das war die innere Tür des Tempels, damit das Allerheiligste beschlossen wurde.

Am Hause: Damit der Tempel von der Halle unterschieden wurde.

Goldene: Das ist: Mit Gold überzogen. (Obwohl man nun heutigentags eines solchen köstlichen Tempels nicht bedarf, so soll man dennoch Kirchen und Schulen unterhalten, dass die Kirchendiener und fromme Arme im Haus ihre Nahrung haben. Und soll man zwar nicht karg dabei sein, sondern reichlich beisteuern.] Was aber an diesem Ort etwas kürzer zusammen gefasst ist, das findet man alles nach der Länge und weitläufig beschrieben {1Sam 7}.


Das 5. Kapitel

  • Da der Tempel vom Salomo erbaut gewesen, wird hineingebracht, was David vorzeiten dem Herrn geheiligt hatte, v. 1.
  • Und wird die Bundeslade ins Allerheiligste gestellt, v. 7.
  • Auch ehrt man Gott mit Opfern und der heiligen Musik, v. 11.
  • Darauf die Herrlichkeit des Herrn das ganze Haus erfüllt, v. 14.

1. Also wurde alle Arbeit vollbracht, die Salomo tat am Hause des Herrn. Und Salomo brachte hinein alles, was sein Vater David geheiligt hatte, nämlich Silber und Gold und allerlei Gerät und legte es in den Schatz im Hause Gottes.

Geheiligt: Das er zum Gottesdienst gestiftet und hinterlegt hatte. Denn es hatte David von dem Raub, so er den Feinden zu unterschiedlichen Malen abgenommen, viele Dinge zu dem künftigen Bau und Schmuck des Tempels hinterlegt und hinterlassen.

Legte es: [Denn was von anderen zum Gottesdienst gestiftet ist, das soll niemand zu seinem eigenen Nutzen anwenden.]

2. Da versammelte Salomo alle Ältesten in Israel, alle Hauptleute der Stämme, Fürsten der Väter unter den Kindern Israel gen Jerusalem, dass sie die Lade des Bundes des Herrn hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist, Zion.

Ältesten: Die vornehmsten Landherren und Stände des Reiches unter dem israelitischen Volk.

Zion: Welche Stadt oder Burg von dem Berge, darauf sie gestanden und der Zion geheißen, auch also genannt wurden. [Also soll man Reichstage besonders von wegen der Religion halten, damit die selbige recht angerichtet würde.]

3. Und es versammelten sich zum König alle Männer Israels aufs Fest, das ist, im siebten Monden {1Sam 8v2}.

Alle Männer: Die er berufen lassen.

Monden: Der zum Teil in unserem September, zum Teil im Oktober gefällt. Und hatte Salomo solches Fest angerichtet zu des Tempels Einweihung. [Die Katholiken aber haben sich mit solcher Weihe des Tempels nicht zu behelfen, dass sie ihre abgöttischen und abergläubischen Kirchenweihen, damit meinten, handzuhaben und zu beschönigen. Denn Salomo hat einen Tempel gebaut, wie solches von Gott befohlen war und hat denselben eingeweiht mit solchen Opfern, die Gott geordnet hatte. Aber der Katholiken Zeremonien, so sie treiben, sind nur Menschentand.]

4. Und kamen alle Ältesten Israels. Und die Leviten hoben die Lade auf

Hoben: Aus der Burg David.

5. und brachten sie hinauf samt der Hütte des Stifts und allem heiligen Geräte, das in der Hütte war; und brachten sie mit hinauf die Priester, die Leviten.

Hinauf: In den Tempel und im Allerheiligsten.

Sie: Nämlich alles heilige Gerät, so in der Stiftshütte gefunden wurden, brachten die Leviten mit der Lade und Hütte in den Tempel, denn es durften die heiligen Gefäße wie auch zuvorderst die Bundeslade sonst niemand anfassen. So durfte man auch keine anderen Priester haben, als die aus dem Stamm Levi gebürtig waren. Denn Usa darum von Gott am Leben gestraft wurde, weil er die Lade Gottes angefasst hatte {2Sam 6}. Es erzählt aber die Schrift an diesem Ort etliche unterschiedliche Geschichten mit wenig Worten, dass nämlich die Bundeslade aus dem Schloss Davids in den Tempel geholt wurde und dass man die Hütte des Stifts von Gibeon, samt dem anderen heiligen Geräten, so dabei war, auch dahin gebracht, auf dass es alles miteinander zum Gedächtnis, als ein altes Tun, darin aufbehalten und verwahrt würde.

6. Aber der König Salomo und die ganze Gemeinde Israel, zu ihm versammelt vor der Lade, opferten Schafe und Ochsen, soviel, dass niemand zählen noch rechnen konnte.

Versammelt: Nämlich die Vornehmsten im Volk, so bei der Fortführung der Lade sich befunden.

Opferten: Nämlich durch die Priester, denen das Amt zu opfern befohlen war, denn sonst durfte niemand selber opfern. [Es wurden aber derselben Opfer etliche aufgeopfert, dass man Gott damit versöhnte und wurde das Opfer Christi am Kreuz dadurch bedeutet. Andere geschahen zum Zeichen der schuldigen Dankbarkeit gegen Gott für die empfangenen Guttaten, dadurch die guten Werke bedeutet wurden, so von den Christen zu der Ehre Gottes und zu des Nächsten Nutzen verrichtet werden.]

7. Also brachten die Priester die Lade des Bundes des Herrn an ihre Stätte, den Chor des Hauses, in das Allerheiligste unter die Flügel der Cherubim,

Allerheiligste: Von welchem Ort später Gott seine Gegenwart spüren und denen, die ihn am selben Ort gebührlich fragten, eine Antwort zukommen ließ.

8. dass die Cherubim ihre Flügel ausbreiteten über die Stätte der Lade; und die Cherubim bedeckten die Lade und ihre Stangen von oben her.

9. Die Stangen aber waren so lange, dass man ihre Knäufe sah von der Lade vor dem Chor; aber außen sah man sie nicht. Und sie war dort bis auf diesen Tag.

So lange: Das ist: Die Stangen streckten sich so weit hervor, dass man sie im Heiligtum sehen konnte, aber außerhalb desselben sah man sie nicht. Weil das Heiligtum mit einer Tür verschlossen und mit einem seidenen Vorhang von vorne her bedeckt wurde. Und hat es das Ansehen, als ob der Cherubim Flügel also formiert gewesen, dass die Lade und ein gut Teil der Stangen damit bedeckt wurden.

Diesen Tag: Da dies beschrieben wurde, daraus man diese Historie zog.

10. Und war nichts in der Lade, ohne die zwei Tafeln, die Mose in Horeb hinein getan hatte, da der Herr einen Bund machte mit den Kindern Israel, da sie aus Ägypten zogen.

Bund machte: Das ist: Dies war dies vornehmste, so in der Bundeslade aufbehalten wurde. Nämlich die zwei Tafeln des Gesetzes, nach denen Gott einen Bund mit den Israeliten eingegangen war. Der anderen Sachen so auch in der Lade gewesen, wird hier geschwiegen, nämlich des Aarons Rute, so gegrünt und die goldene Gelte voll Man {Hebr 9}.

11. Und da die Priester herausgingen aus dem Heiligen (denn alle Priester, die vorhanden waren, heiligten sich, dass auch die Ordnungen nicht gehalten wurden),

Heiligen: Nämlich aus dem Allerheiligsten, nachdem sie die Lade hineingestellt hatten.

Heiligten sich: Zum Gottesdienst, nach Ausweisung der levitischen Zeremonien.

Nicht gehalten: Wie später, da eine Woche nach der anderen eine Partei um die andere in ihrer Ordnung aufgewartet. Denn am ersten Tage der Einweihung konnte nicht alles nach der Ordnung bald angestellt werden, welche David und später Salomo selbst gemacht hatten. Denn obwohl vor der Zeit besondere Ordnungen der Priester beschrieben und verzeichnet waren, so konnte man sie doch noch nicht allerdings gleich ins Werk richten. [Man soll aber mit einem guten Anfang zuerst für gut haben.]

12. und die Leviten mit allen, die unter Assaph, Heman, Jedithun und ihren Kindern und Brüdern waren, angezogen mit Leinwand, sangen mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und standen gegen Morgen des Altars und bei ihnen hundertundzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen.

Jedithun: Denn diese drei Männer waren Propheten und deshalb den anderen, so die heiligen Psalmen zu singen verordnet waren, vorgesetzt.

Brüdern: Das ist: Die Leviten, so der Musik erfahren waren, ließen sich bei den vorgemeldeten Propheten als Sangmeister finden, neben derselben Söhnen und Verwandten, die zur heiligen Musik bestimmt waren.

Leinwand: Mit weißen Kleidern, gleichwie unsere Kirchendiener beim Gottesdienst weiße Chorhemden an etlichen Orten gebrauchen.

Psaltern: Welches auch ein besonderes musikalisches Instrument war. (Obwohl nun heutigentags man einer so köstlichen Musik in den Kirchen nicht bedarf. Jedoch weil sie eine herrliche Gabe des Heiligen Geistes ist, so wird sie noch recht gebraucht, nicht allein zur fröhlichen Ergötzlichkeit, sondern auch in der gemeinen Versammlung der Kirche, auf dass der Leute Herzen den Herrn ihren Gott zu loben aufgemuntert werden. Es sollen aber auch die Sänger also die Psalmen und Lobgesänge singen, dass das Herz mit der Zungen dabei sei. Und ist Gott dem Herrn dies die allerangenehmste Übereinstimmung, wenn die Kirchendiener, so mit mancherlei und unterschiedlichen Gaben des Heiligen Geists geziert sind, einen Gesang machen, das ist, dass sie die reine und unverfälschte Lehre des Evangeliums einträchtig lehren.]

13. Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme, zu loben und zu danken dem Herrn. Und da die Stimme sich erhob von den Trompeten, Zimbeln und anderen Saitenspielen und von dem Loben des Herrn, dass er gütig ist und seine Barmherzigkeit ewig währte, da wurde das Haus des Herrn erfüllt mit einer Wolke,

Erhob: Dass die Sänger mit mancherlei Stimmen und Instrumenten Gott lobten.

Nebel: Welcher ganz dick gewesen, damit Gott seine Gegenwart und Gnade hat zuerkennen geben und das der Bau des Tempels ihm gefalle, wie auch die Opfer und Lobgesänge, so ihm zu Dienst geschahen.

14. dass die Priester nicht stehen konnten, zu dienen, vor der Wolke; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus Gottes.

Nicht stehen: Da sie im Tempel irgend Räucherwerk anzuzünden oder sonst etwas zu verrichten willens hatte, sondern haben müssen zurückweichen und zum Tempel hinausgehen. [Mit solchem Nebel hat Gott wollen bezeugen, dass er bei dem Predigtamt wahrhaftig gegenwärtig sei und aber in diesem Leben nicht könne gesehen werden, ohne allein, sofern er sich gleichsam in den Nebel seines Wortes und den Sakramenten einwickelt.]


Das 6. Kapitel

  • Salomo rühmt in einem öffentlichen Gebet im Tempel die Wahrheit Gottes und bittet, dass er erhören wolle, die im Tempel beten, v. 1.
  • Erzählt auch darauf besondere Fälle, in denen er bittet, dass Gott die Israeliten erhören wolle, v. 12.
  • Wie auch, dass er der Heiden Gebet annehmen wolle, die zum Tempel kommen werden, v. 32.

1. Da sprach Salomo: Der Herr hat geredet, zu wohnen im Dunkel. 1. Samuel. 8, 12.

Im Dunkel: Denn da er das Gesetz geben wolle, hat er zu Mose gesagt, dass er in einer dicken Wolke auf den Berg herabfahren wolle {2Mos 19}. [Will also Gott in diesem Leben von uns nicht mit den Augen, sondern mit den Ohren erkannt werden.] Solches (will Salomo sagen), was er damals verheißen, hat er auch jetzt in der Wahrheit geleistet und erfüllt. Indem er mit diesem dicken Nebel zu verstehen gibt, wie er bei diesem Hause und bei dem Gottesdienste, so darin verrichtet wird, gegenwärtig sei und denselben sich gefallen lasse, auch dass er zukünftig mit seiner Gnade uns beistehen wolle.

2. Ich habe zwar ein Haus gebaut dir zur Wohnung und einen Sitz, da du ewig wohnst.

Wohnst: Das ist: Ich sehe, dass es nach meinem Wunsch ergangen ist. Denn Gott zeigt jetzt mit der Tat an, dass er in diesem Hause gegenwärtig sein wolle.

3. Und der König wandte sein Antlitz und segnete die ganze Gemeinde Israel; denn die ganze Gemeinde Israel stand.

Wandte: Nämlich zum Volk, dass er ihm alles Gutes wünschte und öffentlich das gemeine Gebet tat, auf dass Gott mit solcher Gnade diesem Volk immer beiwohnen möchte. [Und ist es nicht Unrecht, dass man öffentlich bete und anderen mit Worten vorgehe, nicht zwar seine Andacht dadurch sehen zu lassen, sondern dass andere mit uns zum Beten aufgemuntert werden.]

4. Und er sprach: Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, der durch seinen Mund meinem Vater David geredet und mit seiner Hand erfüllt hat, da er sagte:

Gelobt: Salomo fängt sein Gebet an mit der Danksagung gegen Gott. [Denn wenn wir Gott für die vorige Guttaten danken, so erlangen wir neue.]

Geredet: Da er ihm verheißen, dass seiner Söhne einer ihm einen Tempel bauen soll.

Erfüllt: Denn Gott ist wahrhaftig in seinen Verheißungen und leistet sie in der Tat.

5. Seit der Zeit ich mein Volk aus Ägyptenland geführt habe, habe ich keine Stadt erwählt in allen Stämmen Israels, ein Haus zu bauen, dass mein Name dort wäre und habe auch keinen Mann erwählt, dass er Fürst wäre über mein Volk Israel;

Erwählt: (Nach Luther) Merk hier, wie alles muss aus Gottes Befehl geschehen, auf dass ja niemand aus eigener Andacht einen Gottesdienst anrichte. Denn Salomo hier beide, die Stadt Jerusalem und die Person David rühmt, dass sie beide von Gott erwählt sind.

Wäre: Dass ich an einem gewissen Ort ein besonderes Haus hätte begehrt zu haben, da man mir Gottesdienst erzeigte. Denn die Hütte des Stifts konnte von einem Ort zum anderen verrückt werden, wie auch oft geschah.

Keinen Mann: Denn zu des Sauls Wahl sah ich durch die Finger und duldete sie vielmehr, als dass ich ihn von freien Stücken zum Könige erwählt hätte, weil das Volk mit seinem stürmischen Erfordern denselben König herausgebracht, den ich ihnen in meinem Zorn gab, da ich wider sie entrüstet war.

6. aber Jerusalem habe ich erwählt, dass mein Name dort sei und David habe ich erwählt, dass er über mein Volk Israel sei.

Sei: Das ist: Dass man in dem Tempel, so erbaut werden soll, von mir lehre und predige, auch meinen Namen dort anrufe und preise.

Erwählt: Von freien Stücken und mit gutem Willen. Welches alles (will Salomo sagen) nicht unseres Verdienstes Schuld, sondern dein Wohlgefallen gewesen.

7. Und da es mein Vater David im Sinn hatte, ein Haus zu bauen dem Namen des Herrn, des Gottes Israels,

Zu bauen: Der Meinung, dass er seine Dankbarkeit damit gegen Gott erzeigen wollte für die vielfältigen empfangenen Guttaten.

8. sprach der Herr zu meinem Vater David: Du hast wohl getan, dass du im Sinn hast, meinem Namen ein Haus zu bauen.

Wohl getan: Ich lobe deine Gutwilligkeit, dass du meinen Gottesdienst begehrst zu befördern und lass mir dein Vorhaben nicht übel gefallen.

9. Doch du sollst das Haus nicht bauen, sondern dein Sohn, der aus deinen Lenden kommen wird, soll meinem Namen das Haus bauen.

Lenden: Der aus deinem Fleisch und Blut seine Herkunft haben wird, nämlich dein Sohn Salomo, welcher in gutem Frieden und Ruhe dem Regiment vorstehen wird, derselbe wird solchen Tempel bauen und in dem Tun ein Vorbild Christi sein, der ein rechter Friedefürst ist {Jes 9}. [Derselbe Christus baut auch Gott einen geistlichen Tempel, nämlich die Kirche {Eph 2}. Ja er ist der allerheiligste Tempel der ganzen Heiligen Dreifaltigkeit {Joh Kol 2}.]

10. So hat nun der Herr sein Wort bestätigt, das er geredet hat; denn ich bin aufgekommen an meines Vaters David statt und sitze auf dem Stuhl Israels, wie der Herr geredet hat und habe ein Haus gebaut dem Namen des Herrn, des Gottes Israels,

Bestätigt: Er hat es in der Wahrheit und mit der Tat erfüllt. [Denn er ist wahrhaftig in allem seinem Tun.]

Aufgekommen: Ich bin meinem Vater im Königreich nachgefolgt und habe das Regiment in meiner Hand.

Geredet: Vor etlichen Jahren, dass es also ergehen werde.

Namen: Dass man denselben darin ehren, anrufen, opfern, loben und danken soll.

11. und habe hinein getan die Lade, darin der Bund des Herrn ist, den er mit den Kindern Israel gemacht hat.

Bund: Nämlich die zwei Tafeln des Gesetzes, darin der Bund geschrieben steht, den Gott mit den Kindern Israel gemacht hat. Und hat Salomo dies also zum Eingang vorhergesagt zum Ruhm und Lob der göttlichen Verheißungen, dass sie wahr sind und fest und stets gehalten werden.

12. Und er trat vor den Altar des Herrn vor der ganzen Gemeinde Israel und breitete seine Hände aus.

Altar: Nämlich vor den Brandopfer-Altar, also dass derselbe Altar zwischen ihm und dem Tempel stand.

Hände aus: Gegen dem Tempel und Himmel, wie die zu tun pflegen, welche mit Andacht und von Herzen beten wollen.

13. Denn Salomo hatte eine eiserne Kanzel gemacht und gesetzt mitten in die Schranken, fünf Ellen lang und breit und drei Ellen hoch; auf dieselbe trat er und fiel nieder auf seine Knie vor der ganzen Gemeinde Israel; und breitete seine Hände aus gen Himmel

Kessel: Ein Gerüst wie ein Kessel, so inwendig hohl war.

Schranken: Zwischen dem Tempel und Altar.

Trat er: Also dass er drei Ellen höher war denn das andere Volk, damit ihn jedermann sehen und hören könnte.

Sprach: Mit lauter Stimme. [Es wird aber das Volk durch das Beispiel seiner Obrigkeit sehr bewegt und gereizt, wenn es sieht, dass es der Obrigkeit mit der Frömmigkeit ein Ernst ist, dass es auch desto andächtiger und in der Religion eifriger wird.]

14. und sprach: Herr, Gott Israels, es ist kein Gott dir gleich, weder im Himmel noch auf Erden; der du hältst den Bund und Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln aus ganzem Herzen.

Kein Gott: Denn der Heiden Götter sind nichts und können weder hören noch helfen.

Hältst: Du bist wahrhaftig und erzeigst dich guttätig gegen diejenigen, die dir von Herzen anhängen und dienen und mit ihrem Gottesdienst keine Heuchelei treiben. Denn obwohl keines Menschen Werke allerdings vollkommen sind vor dir, so nimmst du doch nach deiner großen Güte die Werke, so aus Glauben an den Messias hergekommen, von den Gerechtfertigten an, als wenn sie allerdings vollkommen wären und vergiltst sie reichlich.

15. Du hast gehalten deinem Knechte David, meinem Vater, was du ihm geredet hast; mit deinem Munde hast du es geredet und mit deiner Hand hast du es erfüllt, wie es heutigentags steht.

Gehalte: [Sooft aber Gottes Wahrheit gepriesen wird, sollen wir unseren Glauben daraus stärken und nicht zweifeln, er werde die Verheißungen, so er uns von der Vergebung der Sünden und ewigem Leben getan, auch aufs allertreulichste erfüllen.]

16. Nun, Herr, Gott Israels, halte deinem Knechte David, meinem Vater, was du ihm geredet hast und gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an einem Manne vor mir, der auf dem Stuhl Israels sitze, doch sofern deine Kinder ihren Weg bewahren, dass sie wandeln in meinem Gesetz, wie du vor mir gewandelt hast.

Knecht David: Erfülle an seinen Nachkommen, weil er jetzt gestorben ist, was du ihm versprochen hast.

Manne: Der aus deinen Nachkommen sei.

Bewahren: Dass sie ihrem Beruf fleißig nachsetzen, in ihrem Wandel sich unsträflich halten und ein gottseliges Leben führen.

Gesetz: Dass sie nach demselben all ihr Tun anstellen.

Gewandelt hast: Denn obwohl David zu etlichen Malen schwer gesündigt, so ist er doch in der Religion immer ganz eifrig gewesen und hatte einen ernstlichen Vorsatz, nach meinem Gesetz und Satzungen zu leben. Sofern nun seine Nachkommen gleichen Eifer zur Gottseligkeit haben werden (will Gott sagen), so soll das Königreich in seinem Geschlecht und Nachkommen eine lange Zeit erhalten werden. [Denn Gott ist denen, die in Unbußfertigkeit leben, keine Guttaten zu leisten schuldig oder gebunden.]

17. Nun, Herr, Gott Israels, lass dein Wort wahr werden, das du deinem Knechte David geredet hast.

Wahr werden: Dass es mit der Tat erfüllt werde.

Geredet: Da du ihm verheißen, dass du aus seinem Geschlecht im Königreich Israel Nachkommen geben wollest und dies Volk im Frieden erhalten, auch unter uns wohnen und unser Gebet erhören. Darum hab ich dir dies Haus gebaut, nicht dass du sein bedürftest, sondern dass wir deiner Gegenwart halben versichert sind und wenn wir beten wollen, uns daher verfügen, auf dass wir nach deiner Verheißung an diesem Ort erhört werden.

Nach Luther: Nun lass du Salomo auch dein Wort wahr werden, das du Gott geredet hast zu wandeln in seinem Gesetze, sonst wird es Mühe werden.

18. Denn meinst du auch, dass Gott bei den Menschen auf Erden wohne? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht versorgen; wie sollte es denn das Haus tun, das ich gebaut habe?

Nicht versorgen: Er ist dir nicht genügend zur Wohnung und nicht wert, einen solchen Herren zur Herberge aufzunehmen.

Haus tun: Es wird es dir noch deiner Würde und Hoheit nicht gebührlich leisten können. Denn wir wissen wohl, dass man auf Erden kein so stattliches und köstliches Haus bauen kann, welches dir und deiner unendlichen Majestät zur Wohnung tauglich genug wäre. Denn die selbige übertrifft Himmel und Erden ganz weit, weil du überall gegenwärtig bist {Jer 23 Apg 17}. Überall wirkst und entweder bei den Gottlosen billige Rache übst, oder aber bei den Frommen unzählige Beispiel der Barmherzigkeit sehen lässt. Darum ich dies Haus nicht der Ursache halben gebaut habe, dass es dir eine deutliches Wohnung sein müsste, sondern nur, dass du mein Gebet darin hören wollest, sooft ich ferner an diesem Ort dich um Hilfe anrufen werde.

19. Wende dich aber, Herr, mein Gott, zu dem Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, dass du erhörst das Bitten und Beten, das dein Knecht vor dir tut,

Dir tut: [Denn es ist nicht allein der Kirchendiener, sondern auch der Obrigkeit Amt, für sich und die ihr anbefohlene Herde fleißig Gott anzurufen.]

20. dass deine Augen offen sind über dies Haus Tag und Nacht, über die Stätte, dahin du deinen Namen zu stellen geredet hast, dass du hörst das Gebet, das dein Knecht an dieser Stätte tun wird {2Mos 20v24}.

Geredet: Dass du darin wollest gegenwärtig sein, geehrt, angerufen und gepriesen werden und wollest der anrufenden Gebete erhören. Darum bitte ich dich, dass du zu jeder Zeit, wenn wir dich in diesem Hause anrufen werden, auf unser Gebet fleißig achthaben wollest.

21. So höre nun das Flehen deines Knechts und deines Volkes Israel, das sie bitten werden an dieser Stätte; höre es aber von der Stätte deiner Wohnung vom Himmel und wenn du es hörst, wollest du gnädig sein.

Bitten werden: Denn das Volk wird mit Haufen sich daher verfügen, dass es von dir durch das Gebet erlange, was es bedarf.

Wohnung: [Denn man redet also von Gott, dass er im Himmel wohne, von wegen seiner unendlichen Majestät, da er doch Himmel und Erde erfüllt {Jer 23}.]

Gnädig sein: Dass du deinem Volk die Sünde verzeihst, wenn dich es darum bittet, und hilf ihm, wenn es Hilfe von dir begehrt. [Gleichwie aber die Israeliten, wenn sie beten wollten, zum Tempel sich verfügten, auf dass sie möchten erhört werden, also müssen wir auf Christus mit Glauben sehen, in dem die ganze Völle der Gottheit leibhaftig wohnt {Kol 2} und bitten, dass wir um seinetwillen erhört werden, denn das heißt im Namen Christi beten {Joh 16} so werden wir erlangen, was wir bitten.]

22. Wenn jemand wider seinen Nächsten sündigen wird und wird ihm ein Eid aufgelegt, den er schwören soll und der Eid kommt vor deinen Altar in diesem Hause {2Mos 22v11},

Wenn: Jetzt erzählt Salomo etliche besondere Fälle, in denen er begehrt, dass Gott das israelitische Volk erhöre wolle.

Sündigen: Dass er seinem Nächsten Unrecht oder Gewalt tut und dennoch solches aufs höchste leugnet, kann auch mit keinen Zeugen überwiesen werden, dazu so gottlos ist, dass er mit einem Eid beteuert, er sei unschuldig, sich selber auch verflucht und vermaledeit, wo er dem Nächsten geschadet habe. Der aber, so den Schaden gelitten, seine gute Sache vor der Obrigkeit nicht beweisen kann und deshalb mit demütiger Bitte vor deinem Altar in deinen Schoß seine Klagen ausschüttet, über des Nächsten Meineidigkeit und dich um Hilfe anruft, mit Bitte, dass du ihm seine gerechte Sache wollest helfen handhaben.

23. so wollest du hören vom Himmel und deinem Knechte Recht verschaffen, dass du dem Gottlosen vergeltest und gibst seinen Weg auf seinem Kopf und rechtfertigest den Gerechten und gibst ihm nach seiner Gerechtigkeit.

Verschaffen: Du wollest der unschuldigen Partei beistehen, ihr Gebet erhören und den Schuldigen und Gottlosen strafen.

Gerechtigkeit: Dass du mit der Tat und im Werke bezeugst, welcher eine rechte Sache habe und der Unschuldige für seine Gerechtigkeit und Redlichkeit die Belohnung empfange, dass es ihm glücklich und wohl ergehe in allem, was er anfange. [Wo deswegen die Obrigkeit aus Mangel an Beweisen kein Urteil fällen kann, da tut es endlich Gott. Und steht es einem frommen Menschen frei, dass er Gott bitten mag, seine gerechte Sache handzuhaben und zu schützen, obwohl man aus fleischlicher Rachgierigkeit dem Nächsten nichts Böses wünschen soll.]

24. Wenn dein Volk Israel vor seinen Feinden geschlagen wird, weil sie an dir gesündigt haben und bekehren sich und bekennen deinen Namen, bitten und flehen vor dir in diesem Hause {5Mos 28v25},

Gesündigt: Dadurch sie solche schwere Strafe verdienten.

Bekennen: Dass sie richtig von dir gestraft wurden und du seist gerecht, sie aber sind Sünder.

Flehen: Dass du der Feinde Macht schwächen und die Strafe der Sünden von ihnen nehmen wollest.

25. so wollest du hören vom Himmel und gnädig sein, der Sünde deines Volkes Israel und sie wieder in das Land bringen; das du ihnen und ihren Vätern gegeben hast.

Gnädig sein: Dass du die Sünden vergibst und die Strafen entweder hinwegnimmst oder doch linderst und der Feinde Übermut steuerst.

Bringen: Da sie irgend ins Elend hinweg geführt wurden und danach diesem Hause seufzen und sich sehnen, dich auch um Gnade und Verzeihung anrufen. [Halten deswegen die Buße und ein gottseliges Gebet, der Feinde Macht zurück und bringen die Vertriebenen wieder in ihr Vaterland, sofern es zu der Ehre Gottes und zu ihrer Seligkeit förderlich ist.]

26. Wenn der Himmel zugeschlossen wird, dass nicht regnet, weil sie an dir gesündigt haben und bitten an dieser Stätte und bekennen deinen Namen und bekehren sich von ihren Sünden, weil du sie gedemütigt hast {5Mos 28v23 v24},

Regnet: Denn das heißt, den Himmel zuschließen, wenn Gott den Regen verhält, dass die Erdgewächse ausdorren und verderben.

Gesündigt: [Denn die allzu große Dürre ist auch eine Strafe der Sünden.]

Bitten: Das du die wohlverdiente Strafe abwenden wollest.

Bekehren: [Denn ohne Bekehrung darf man keine Milderung der Strafen hoffen.]

Gedemütigt: [Denn die Auserwählten werden durch die Trübsale dahin verursacht und bewegt, dass sie ihre Sünden demütig bekennen, Gott abbitten und Buße tun.]

27. so wollest du hören im Himmel und gnädig sein der Sünde deiner Knechte und deines Volkes Israel, dass du sie den guten Weg lehrst, darin sie wandeln sollen und regnen lässt auf dein Land, das du deinem Volk gegeben hast zu besitzen.

Knechte: Die dich für ihren Herrn erkennen.

Lehrst: Erleuchte ihre Herzen durch dein Wort und Heiligen Geist, auf dass sie wissen, wie sie dich recht ehren und nach deinem Wohlgefallen leben sollen.

Gegeben: Denn sie haben es nicht durch ihr Verdienst erlangt. [Gleichwie auch wir das Himmelreich nicht mit unseren Werken verdienen, sondern aus Gnaden ererben {Eph 2}. Denn wir sind Erben Gottes und Miterben Christi {Röm 8}. Danach hat man auch hier zu merken, dass man durch wahre Buße und inbrünstiges Gebet zeitigen und fruchtbaren Regen erlangen könne.]

28. Wenn eine Teuerung im Lande wird oder Pestilenz oder Dürre, Brand, Heuschrecken, Raupen; oder wenn sein Feind im Lande seine Tore belagert, oder irgendeine Plage oder Krankheit {2Chr 20v9}:

Wenn: Jetzt fasst er vielerlei Plagen, damit Gott die Sünden straft, gleichsam in ein Büschlein zusammen.

Teuerung: Welche auch wohl aus anderen Ursachen als von der Dürre her entstehen kann.

Pestilenz: So oft auf die teure Zeit folgt.

Brand: Nämlich im Korn, dass dasselbe brandig wächst.

Tor: Nämlich der Städte oder Schlösser.

Krankheit: Im Volk entsteht, damit es heimgesucht wird.

29. wer dann bittet oder fleht unter allerlei Menschen und unter all deinem Volk Israel, so jemand seine Plage und Schmerzen fühlt und seine Hände ausbreitet zu diesem Hause,

Bittet: Um Abwendung der gemeldeten Strafen eine.

Fühlt: Dass er spürt und merkt, wie er von Gott um seiner Sünden willen gestraft werde. Denn sonst sind etliche so blind und verstockt, dass sie ihr Übel nicht empfinden.

Ausbreitet: Mit demütigem Herzen.

30. so wollest du hören vom Himmel, vom Sitz deiner Wohnung und gnädig sein und jedermann geben nach all seinem Wege, nach dem du sein Herz erkennst (denn du allein erkennst das Herz der Menschenkinder) {1Sam 16v7},

Gnädig sein: Dass du die Sünde verzeihst und die Strafen linderst.

Wege: Nachdem er entweder rechtschaffene Buße tut oder sich nur also stellt, danach möchtest du auch die Strafen entweder hinwegnehmen oder länger auflegen.

Erkennst: [Soll deswegen niemand hoffen, dass er Gott den Herrn mit seiner Heuchelei betrügen wolle. Wir aber sollen uns nicht unterstehen von der Menschen heimlichen Gedanken zu urteilen, noch dem bösen Verdacht nachhängen, damit wir nicht angesehen werden, als wollten wir uns zumessen, was Gottes ist.]

31. auf dass sie dich fürchten und wandeln in deinen Wegen alle Tage, solange sie leben auf dem Lande, das du unseren Vätern gegeben hast.

Fürchten: Dass sie in deiner wahren Furcht ein gottseliges Leben führen, nach deinen Geboten.

Sie leben: Samt ihren Nachkommen im Lande Kanaan, darin sie dich recht ehren und dir dienen sollen. [Hierbei sieht man, dass die teure Zeit, Pestilenz, Brand, Heuschrecken, Belagerung der Städte und Schlösser und die Krankheiten, als Strafen durch eine ernste Buße und Anrufung Gottes vertrieben oder doch gemildert werden.]

32. Wenn auch ein Fremder, der nicht von deinem Volk Israel ist, kommt aus fernen Landen um deines großen Namens und mächtiger Hand und ausgereckten Arms willen und betet zu diesem Hause,

Fremder: Der von den Heiden ist und hören wird von deinen großen Wundern und Zeichen, die du zur Erlösung und Erhaltung deines Volkes getan hast, von der Zeit an, da du das Volk Israel aus Ägypten geführt, bis hierher und durch deines Namens großen Ruhm und Preis bewegt wird, dass er gemeint, er müsse mit dem Gebet zu dir fliehen, deshalb er auch aus einem fernen Lande zu diesem Tempel zieht.

Betet: Der Hoffnung, dass er von dir erlangen werde, was er begehrt.

33. so wollest du hören vom Himmel, vom Sitz deiner Wohnung und tun alles, warum er dich anruft, auf dass alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen und dich fürchten, wie dein Volk Israel und innewerden, dass dies Haus, das ich gebaut habe, nach deinem Namen genannt sei.

Fürchten: Das ist: Auf dass aus allen Völkern ihrer viele durch die Erzählung deiner Macht und Güte gelockt werden, dich für den wahren Gott zu erkennen und dich recht und in der Gottseligkeit zu ehren.

Genannt: Das ist: Damit sie verstehen, wie dies Haus richtig den Namen habe, dass es ein Tempel des höchsten, wahren und einigen ewigen Gottes sei, darin er der flehenden Gebete erhöre und mit der Tat bezeuge, dass er in diesem Tempel gegenwärtig sei und denen beistehe, die zu seiner Güte Zuflucht haben. Dies Gebet des Salomo ist nicht leer abgegangen. Denn es sind immer viele aus den Heiden, besonders auf hohen Festen zu diesem Tempel gezogen, da sie den wahren Gott angerufen und mit Opfern geehrt haben. [Dadurch bereits damals zu verstehen gegeben wurde, dass die Heiden einmal zu dem wahren Tempel Gottes, nämlich zu Christo würden versammelt werden.]

34. Wenn dein Volk auszieht in den Streit wider seine Feinde des Weges, den du sie senden wirst und zu dir bitten gegen dem Wege zu dieser Stadt, die du erwählt hast und zum Hause, das ich deinem Namen gebaut habe,

Senden: Da du sie wirst heißen zur Wehr greifen und streiten. [Es heißt aber Gott nicht sündigen, darum Krieg führen an sich selbst keine Sünde sein muss.]

Bitten: Um Erhaltung des Sieges wider ihre Feinde.

Erwählt: Dass der rechte Gottesdienst darin getrieben würde.

35. so wollest du ihr Gebet und Flehen hören vom Himmel und ihnen zu ihrem Recht helfen.

Recht helfen: Dass sie in ihrer gerechten Sache obliegen. [Kann man deswegen durch das Gebet den Sieg erhalten, sofern der Krieg rechtmäßig und richtig ist.]

36. Wenn sie an dir sündigen werden (weil kein Mensch ist, der nicht sündige) und du über sie erzürnst und gibst sie vor ihren Feinden, dass sie sie gefangen wegführen in ein fernes oder nahes Land {1Joh 1v8},

Sündigen: Es sei gleich mit welcherlei Sünde es wolle, damit sie dich erzürnt haben.

Nicht sündige: [Wird darum niemand aus den Werken gerecht, weil vor dem Gericht Gottes eine allerdings vollkommene Unschuld und Gerechtigkeit gefordert wird, die in uns nicht ist, sondern in Christo. Welcher uns von Gott gemacht ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung {1Kor 1}.]

37. und sie sich in ihrem Herzen bekehren im Lande, da sie gefangen innen sind und bekehren sich und flehen dir im Lande ihres Gefängnisses und sprechen: Wir haben gesündigt, übel getan und sind gottlos gewesen {Ps 106v6}.

Bekehren: Dass sie in sich selbst gehen und erkennen, wie sie Unrecht getan haben. [Denn das ist die erste Staffel zu einer heilsamen Buße, dass der Sünder sein vorher geführtes Leben betrachtet und sich erinnert, wie er so ganz sich nicht verhalten habe, als einem frommen Menschen wohl gebührt hätte.]

Gesündigt: [Denn wenn wir Gott unsere Sünde bekennen, so vergibt er sie uns {1Joh 1}. und kommt eine ernste Buße nie zu spät.]

38. und sich also von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu dir bekehren im Lande ihres Gefängnisses, da man sie gefangen hält und sie beten gegen dem Wege zu ihrem Lande, das du ihren Vätern gegeben hast und zur Stadt, die du erwählt hast und zum Hause, das ich deinem Namen gebaut habe,

Herzen: Dass sie in der Wahrheit und aus keiner Heuchelei sich zu dir bekehren, die Abgötterei und andere Sünden, so sie begangen, verwerfen und Missfallen daran haben, fliehen auch zu deiner Barmherzigkeit, bitten und glauben Vergebung ihrer Sünden.

Gefängnis: Da es sich es ansehen lässt, als sei es aus mit ihnen.

Ihrem Lande: Dass sie in ihrem Elend und Gefängnis, aus Verlangen nach ihrem Vaterland, sich gegen dieser Stadt und Tempel wenden werden, weil sie wissen, dass du die Gebete erhörst, so in diesem Hause geschehen.

Zum Hause: In dem sie dich begehrten von Herzen anzurufen und dem Gottesdienst gebührlich abzuwarten, wenn es ihnen so gut werden könnte, welches sie vorhin nicht viel geachtet, da sie es leicht hätten können und sollen tun. [Denn damals spürt man erst das Gute, so man hatte, wenn man es verloren hat.]

39. so wollest du ihr Gebet und Flehen hören vom Himmel, vom Sitz deiner Wohnung und ihnen zu ihrem Recht helfen und deinem Volk gnädig sein, das an dir gesündigt hat.

Sitz: Denn ob du wohl überall gegenwärtig bist, so erzeigst du doch deine Kraft und Allmacht vom Himmel herab, von dort du dich unseren Vätern vielfältig geoffenbart hast.

Rechten helfen: Wider ihre Feinde, dass sie von derselben Überdrang und Tyrannei erledigt werden. [Denn es wohl geschehen kann, dass der Feinde halben wir eine gerechte Sache haben, aber dennoch eine Zeit lang ihrer Gewalt unterworfen sein müssen, weil wir Gott mit unseren Sünden schwer erzürnt haben.]

Gesündigt: Denn wenn die Sünden verziehen sind, so pflegt Gott auch die Strafen zu mildern oder wohl ganz hinweg zu nehmen.

40. So lass nun, mein Gott, deine Augen offen sein und deine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte.

Offen sein: Dass du mit Gnaden ansiehst und gutwillig hörst, alle die dich in diesem Hause aus gottseligem Herzen anrufen, oder wenn sie beten, sich gegen dieses Hause wenden. [Denn wenn wir beten und mit Glauben auf Christus sehen, welcher der Tempel der Dreifaltigkeit ist {Joh 2} so werden wir erhört {Joh 16}.]

41. So mache dich nun auf, Herr Gott, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Macht! Lass deine Priester, Herr Gott, mit Heil angetan werden und deine Heiligen sich freuen über dem Guten {4Mos 10v36 Ps 132v8}!

Ruhe: d. i. Ich bitte dich, dass du in diesem Hause wohnen wollest, welches ich dir und deiner Bundesladen zubereitet habe, bei der du bis daher deine unendliche Gewalt und herrliche Majestät mit vielen Wundern und Zeichen geoffenbart hast, als, da bei ihrer Gegenwart der Jordan sich voneinander geteilt und ausgetrocknet {Jos 3}. Und der Philister Gott Dagon vor ihr zu Boden gefallen, auch die Philister selber mit einer abscheulichen Plage geschlagen wurden, dass ihrer viele starben {1Sam 5}.

Angetan: Gib dass die Diener Gottes im Tempel der Religion treulich und fleißig dienen.

Heiligen: Nämlich dein Volk, welches du dir auserwählt und geheiligt hast.

Guten: Oder Guttaten, so du ihnen bisher erzeigt hast und noch erzeigen wirst. [Denn wo der wahre Gottesdienst im Schwange geht, da steht es auch in der Regierung wohl.]

42. Du, Herr Gott, wende nicht weg das Antlitz deines Gesalbten; gedenke an die Gnade, deinem Knechte David verheißen!

Gesalbten: Verwirf mein Gebet nicht, der du mich zum König über dein Volk lassen salben, darum ich richtig für das Volk, so du mir befohlen hast, sorgfältig bin.

David: Dem du versprochen, dass du ihm seine Frömmigkeit vergelten willst und ihm einen Nachkommen geben, der dein Volk glücklich und wohl regieren soll {2Sam 7}. Auf solche deine Verheißung habe ich mich verlassen, dass ich alles oben Erzählte von dir bitten darf. [Denn es soll unser Gebet sich auf die göttlichen Verheißungen gründen und bitten wir alsdann emsig und mit wirklichem Nutzen, wenn wir begehren, was unser Beruf fordert.]


Das 7. Kapitel

  • Das Feuer fällt vom Himmel und verzehrt die Opfer, v. 1.
  • Darauf man noch mehr Opfer tut und wird das Fest der Einweihung mit großen Freuden gehalten, v. 4.
  • Gott verheißt, dass er die Gebete erhören wolle, so man im Tempel tun werde und wolle dem Könige und israelitische Volk wohltun, wenn sie in den Geboten wandeln, wo aber nicht, so werden sie umgekommen, v. 12.

1. Und da Salomo ausgebetet hatte, fiel ein Feuer vom Himmel und verzehrte das Brandopfer und andere Opfer. Und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus {1Sam 8v11},

Opfer: Die man auf dem Altar zugerüstet hatte.

Herrlichkeit: Nämlich ein dicker Nebel, der da bezeugte, dass Gott mit seiner Majestät und Herrlichkeit da gegenwärtig wäre, wie oben gemeldet. Und gaben diese Zeichen so viel Nachricht, dass die Errichtung des Tempels, des Salomo Gebet und die Zurüstung der Opfer Gott wohl gefielen. [Also erhört Gott der Gläubigen Gebet um des Opfers Christi willen. Gleichwie aber an diesem Ort Gott das Predigtamt und den Gottesdienst mit Feuer vom Himmel bestätigt hat. Also hat er auch das Predigtamt des Evangeliums am Pfingsttage gleichfalls mit dem Feuer des Heiligen Geistes bekräftigt {Apg 2}.]

2. dass die Priester nicht konnten hineingehen ins Haus des Herrn, weil die Herrlichkeit des Herrn füllte des Herrn Haus.

Hineingehen: Räucherwerk anzuzünden oder anders dergleichen zu verrichten.

Füllte: Denn der Nebel war so dick, dass sie nichts sehen konnten.

3. Auch sahen alle Kinder Israel das Feuer herabfallen und die Herrlichkeit des Herrn über dem Hause; und fielen auf ihre Knie mit dem Antlitz zur Erde aufs Pflaster und beteten an und dankten dem Herrn, dass er gütig ist und seine Barmherzigkeit ewig währte {Ps 136}.

Währte: Das ist: Sie rühmten und preisten Gott, dass er mit seiner Gnade und Barmherzigkeit immer sich finden ließe, sooft man mit bußfertigem Herzen Zuflucht zu ihm hätte.

4. Der König aber und alles Volk opferten vor dem Herrn.

Opferten: Nämlich durch die Priester, denen es Amtes halben gebührte, die Opfer auszurichten.

Herrn: Der seine Gegenwart den Nebel und Feuer, so vom Himmel gefallen war, genügend bezeugt hatte.

5. Denn der König Salomo opferte zweiundzwanzigtausend Ochsen und hundertundzwanzigtausend Schafe; und weihten also das Haus Gottes ein, beide der König und alles Volk.

Weihten also: Nämlich mit den Opfern, Gebet, Lob und Danksagungen Gottes. Von der Menge aber der Opfer und ihre Bedeutung findet man 1. Samuel. 8. [Gleichwie man nun die levitischen Opfer in der christlichen Kirche des Neuen Testaments nicht wieder einführen soll, also soll man auch die abergläubischen päpstlichen Kirchweihen, welche dazu meistenteils mit vielen närrischen Zeremonien verrichtet werden, so im Gesetz Gottes nirgends geboten sind, keineswegs annehmen oder recht heißen.]

6. Aber die Priester standen in ihrer Hut und die Leviten mit den Saitenspielen des Herrn, die der König David hatte lassen machen, dem Herrn zu danken, dass seine Barmherzigkeit ewig währte, mit den Psalmen Davids durch ihre Hand; und die Priester bliesen Trompeten gegen sie und das ganze Israel stand.

Hut: Dass sie ihr Amt gebührlich versahen, mit Zurüstung und Anzündung der Opfer, ein jeder an seinem Ort und versäumten nichts, das sie taten, so viel bei einer solchen Menge Opfer ihnen immer möglich war.

Leviten: Welche die Musik erfahren und dazu bestellt waren.

Saitenspielen: Mit allerlei musikalischen Instrumenten, die man neben und zwischen dem Gesang der Psalmen brauchte.

Währte: Dass man nämlich solche Worte in allen Gesängen oft wiederholte, wie Gottes Güte und Gnade ohne Ende wäre.

Hand: Das ist: Die Psalmen Davids wurden von den Leviten zum Teil gesungen, zum Teil auf den Instrumenten gespielt. Es waren aber solche Psalmen in ihrer damals hebräischen Muttersprache gemacht. [Darum es in den evangelischen Kirchen recht und wohl geordnet ist, dass der mehrere Teil der Gesänge in der bekannten Muttersprache gesungen werde, damit das Volk die Psalmen verstehe, zugleich mitsinge und bete und den Glauben daraus Stärke, auch Gott mit rechter Andacht preisen könne {1Kor 14}.]

Trompeten: Welche doch mit solcher Mäßigung des Klangs dazwischen geblasen würden, dass man die Stimmen der Sänger und den Text dafür deutlich hören konnte.

Stand: Und hörte zu, wie die Psalmen zu Gottes Lobe gesungen wurden und lobten Gott zugleich mit in ihrem Herzen. [Denn es werden der Menschen Herzen durch eine liebliche Melodie aufgemuntert, dass sie desto freudiger Gott loben und danken.]

7. Und Salomo heiligte den Mittelhof, der vor dem Hause des Herrn war; denn er hatte dort Brandopfer und das Fett der Dankopfer ausgerichtet. Denn der eiserne Altar, den Salomo hatte machen lassen, konnte nicht alle Brandopfer, Speiseopfer und das Fett fassen.

Heiligte: Oder hatte geheiligt, denn solches vorher geschehen müssen, ehe man die oben gemeldeten Opfer verrichtet. Denn weil Salomo eine große Menge Opfer auf der Einweihung des Tempels zu opfern im Sinn hatte, auch wohl denken konnte, dass das israelitische Volk ebenmäßig viele Opfer tun würde, hat er sich leicht die Rechnung gemacht, dass derselbe Altar, den er gebaut, nicht alle Opfer würde können fassen. Darum er durch einen Priester das steinerne Pflaster, so mitten im Vorhof des Tempels war, mit dem heiligen Öl und anderen ordentlichen Zeremonien lassen heiligen und weihen, auf dass man aufs selbige Pflaster, als auf einen Altar, die Opfer opferte, welche vor großer Menge zum ehernen Altar nicht kommen konnten. [Denn in den Zeremonien kann man im Fall der Not das Gesetz nicht immer halten.]

8. Und Salomo hielt zu derselben Zeit ein Fest sieben Tage lange und das ganze Israel mit ihm, eine sehr große Gemeinde, von Hemath an bis an den Bach Ägyptens.

Fest: Nämlich der Einweihung des Tempels, zum Gedächtnis seiner Aufbauung und Vollendung.

Lange: In welcher Zeit die oben gemeldeten Opfer meistenteils verrichtet und verbrannt wurden.

Hemath: Welche die eine Grenze des jüdischen Landes gegen Morgen war.

Bach Ägyptens: Der gegen Abend das Land Ägypten und Kanaan voneinander scheidet.

9. Und hielt am achten Tage eine Versammlung; denn die Einweihung des Altars hielten sie sieben Tage und das Fest auch sieben Tage.

Versammlung: Will so viel sagen: Da die Einweihung des Tempels und Altars sieben ganze Tage aneinander dauerte, hatte und man danach noch andere sieben Tage dazu feierte, in welchen das Fest der Laubhütten gleich mit einfiel und nun alles verrichtet und fertig war, hat der König Salomo nach geendetem Fest am achten Tage die ganze Gemeinde lassen zusammenfordern, dass man ihnen eine Predigt tat und sie mit ganzem Ernst ermahnte, dass sie bei dem rechten Gottesdienst und in einem gottseligen Wandel beharren sollten.

10. Aber am dreiundzwanzigsten Tage des siebten Monden ließ er das Volk in ihre Hütte fröhlich und gutes Muts über allem Guten, das der Herr an David, Salomo und seinem Volk Israel getan hatte.

Monden: Der zum Teil im September, zum Teil im Oktober, nach der Jahr Rechnung zu unser Zeit fiel.

Getan: Dass er nämlich dem David so einen weisen und frommen Sohn gegeben, zu seinem Nachkommen im Königreich, dass er auch Salomo zum Königreich erhaben und ihn mit so großer Weisheit begabt, dass er der rechten Religion in seinem Volk einen gleichsam gewissen Sitz bestimmt, dass er mit so vielen Anweisungen seine Gunst und Gnade gegen dem Volk Israel sehen lassen und im Königreich Friede und Ruhe gegeben hätte. [Denn man soll die göttlichen Guttaten mit dankbarem Herzen erkennen, unter denen die Religion das vornehmste ist.]

11. Also vollendete Salomo das Haus des Herrn und das Haus des Königs und alles, was in sein Herz gekommen war, zu machen im Hause des Herrn und in seinem Hause, glückselig.

Des Königs: Dessen Gebäude 1. Samuel. 7. beschrieben wird.

Zu machen: Alles Gerät und allen Schmuck, zu beiden Häusern gehörig.

Glückselig: Es war alles, was er angefangen, glücklich vonstattengegangen. [Denn es ist nicht eine geringe Glückseligkeit zu achten, wenn man ein wohl angefangen Werke, besonders was hochwichtige Sachen sind, glücklich zum Ende bringen kann.]

12. Und der Herr erschien Salomo des Nachts und sprach zu ihm: Ich habe dein Gebet erhört und diese Stätte mir erwählt zum Opferhause {2Mos 20v24 5Mos 12v5}.

Nachts: Nachdem nicht allein der Tempel, sondern auch das königliche Haus fertig und ausgebaut {1Sam 9}. Dazu die Einweihung des Tempels geschehen war. Denn es bedurfte Salomo, dass er von neuem in seinen Glauben gestärkt würde.

Erhört: Da du gebeten, dass ich diesen Tempel mir wolle lassen angenehm und befohlen sein und will der Leute Gebet darin erhören.

Opferhause: Dass ich mit Opfern mich darin will versöhnen lassen.

13. Siehe, wenn ich den Himmel zuschließe, dass nicht regnet, oder heiße die Heuschrecken das Land fressen, oder lasse eine Pestilenz unter mein Volk kommen,

Nicht regnet: Und also von wegen der Sünden meines Volkes eine große Dürre schickt.

Fressen: Dass sie in großer Menge abfressen und verderben, was an den Bäumen und auf dem Felde Grünes wächst.

Pestilenz: Denn mit dergleichen Strafen pflege ich meine ungehorsamen Kinder zu züchtigen.

14. dass sie mein Volk demütigen, das nach meinem Namen genannt ist und sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren werden, so will ich vom Himmel hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.

Demütigen: [Denn die Sünder werden durch die Strafen gedemütigt.]

Genannt: Dass sie sind und heißen das Volk des lebendigen Gottes: Gleichwie wir von dem Namen Christi Christen heißen.

Beten: Um Verzeihung der Sünden und Linderung der Strafen.

Suchen: Dass sie mit einem demütigen und inbrünstigem Gebet zu mir, als zu ihrem Vater und Seligmacher, ihre Zuflucht haben.

Bekehren: Dass sie ihrer Sünden bereuten, ihr Leben ferner aus Glauben bessern und rechtschaffene Früchte der Buße bringen.

Hörte: Ihr Gebet und will mich mit Gnaden zu ihnen wenden.

Vergeben: Um des Messias willen.

Heilen: Ich will das Unglück abwenden, damit ich ihr Land gestraft habe.

15. So sollen nun meine Augen offen sein und meine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte.

Offen: Dass ich will Acht auf sie haben und mich ihrer mit Gnaden annehmen.

16. So habe ich nun dies Haus erwählt und geheiligt, dass mein Name dort sein soll ewig und meine Augen und mein Herz soll da sein allewege.

Geheiligt: Ich hab es zum heiligen Brauch bestimmt.

Sein soll: Dass mein Wort darin gepredigt. Ich darin angerufen und mein Name da immer gepriesen werde, so lange derselbe Ort mit Abgötterei und anderen Lastern nicht verunreinigt wird.

Da sein: Das ist: Ich will über dies Haus immer wachen und diesem Ort, besonders aber den Einwohnern dieses Landes, mit Gnaden gewogen sein, solange dieser Ort und dies Volk nicht mit groben Sünden sich besudelt und mich damit erzürnt. Diese Verheißungen haben die Juden wider den Propheten Jeremia gerühmt, da sie gesagt: Hier ist des Herrn Tempel {Jer 17}. Gerade, als ob Gott der gottlosen Leute schonen müsste, weil der Tempel des Herrn unter ihnen wäre. [Aber wir sollen wissen, dass die leiblichen Verheißungen Gottes alsdann von uns recht angezogen werden, wenn wir unser Leben bessern und nach seinem Willen zu leben uns bemühen, sonst ist uns Gott nicht gebunden.]

17. Und so du wirst vor mir wandeln, wie dein Vater David gewandelt hat, dass du tust alles, was ich dich heiße und hältst meine Gebote und Rechte,

Wandeln: Dass du bei der rechten Religion und in einem gottseligen Wandel verharren wirst, wie dein Vater getan hat. [Er tut aber der Sünden Davids hier keine Meldung, als ob er sie nie begangen hätte. Denn Gott vergibt den Bußfertigen die Sünde also, dass sie vor seinem Gericht durchstrichen werden, als ob sie nie geschehen wären.]

Tust alles: Dass du nicht nur etwas zu tun dich unterfängst und das anderer verachtest oder in Wind schlägst.

18. so will ich den Stuhl deines Königreichs bestätigen, wie ich mich deinem Vater David gebunden habe und gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an einem Manne, der über Israel Herr sei.

Nicht gebrechen: Ich will verschaffen, dass aus deinem Geschlecht immer einer in der Regierung sitze und über die anderen Israeliten herrsche. [Der wahre und ewige König aber des Volkes Gottes, aus des Davids Nachkommen, ist Jesus Christus, Davids Sohn, nach dem Fleisch {Röm 1}. Der auch Gott ist, hochgelobt in Ewigkeit {Röm 9}.]

19. Werdet ihr euch aber umkehren und meine Rechte und Gebote, die ich euch vorgelegt habe, verlassen und hingehen und anderen Göttern dienen und sie anbeten,

Umkehren: Dass ihr der Wahrheit und Gottseligkeit den Rücken wendet.

Verlassen: Dass ihr solche nicht achtet, sondern lebt nach eurem eigenen Willen und Wohlgefallen.

Hingehen: Nach der Heiden Weise.

20. so werde ich sie auswurzeln aus meinem Lande, das ich ihnen gegeben habe; und dies Haus, das ich meinem Namen geheiligt habe, werde ich von meinem Angesicht werfen und werde es zum Sprichwort geben und zur Fabel unter allen Völkern.

Gegeben habe: Aus lauter Gnade zu bewohnen, dessen die Israeliten sich selber unwürdig gemacht. [Denn was ein jeder an Gütern auf dieser Erden besitzt, die trägt er von unserem Herrn Gott als geliehen, da nun jemand mit boshafter Undankbarkeit Gott, als seinen Leiherren erzürnt und beleidigt, der darf sich seines Landes Besitzung halben weiter nicht vertrösten.]

Werfen: Ich will sein nicht mehr achten, will es auch nicht mehr schützen noch meine Gegenwart dabei offenbaren oder die, so darin beten, erhören, sondern es soll vor meinen Augen nichts besseres sein als ein anderer unheiliger und unreiner Ort.

Sprichwort geben: Ich will verschaffen, dass der Tempel unter allen Heiden in so große Verachtung kommen soll, dass man von seiner Zerstörung ein Sprichwort machen wird und wenn man von einer verlorenen und verdorbenen Sache reden will, so wird man sagen: Es ist damit geschehen, als wie mit dem Tempel zu Jerusalem.

21. Und vor diesem Hause, das das höchste geworden ist, werden sich entsetzen alle, die vorübergehen und sagen: Warum hat der Herr diesem Lande und diesem Hause also verfahren {5Mos 29v24 Jer 22v8}?

Höchste: Davon jeder man viel gerühmt und hoch gehalten hat.

Mit gefahren: Warum hat er dies gute Land und den herrlichen Tempel so jämmerlich zerstören lassen?

22. So wird man sagen: Darum dass sie den Herrn, ihrer Väter Gott, verlassen haben, der sie aus Ägyptenland geführt hat und haben sich an andere Götter gehängt und sie angebetet und ihnen gedient; darum hat er all dies Unglück über sie gebracht.

Sagen: Die um die Sachen Wissenschaft tragen und die Ursache solches großen Unfalls verstehen.

Geführt: Aus der elenden Dienstbarkeit und noch dazu unzählig viele andere Guttaten ihnen erzeigt hat, gegen demselben haben sie sich ganz undankbar verhalten und sich schwer an ihm versündigt.

Gehängt: Dass sie eine falsche gottlose Religion angenommen haben.

Unglück: Dass das Land verwüstet liegt, der Tempel niedergerissen und geschleift, die Stadt zerstört und die Leute in eine elende Dienstbarkeit hinweggeführt wurden. (Obwohl nun Gott auch um anderer Sünden willen ein Land straft, so kann er doch unter allen Sünden die Abgötterei am allerwenigsten leiden. Es treiben aber nicht allein Abgötterei diejenigen, welche öffentlich viele Götter oder einen anderen Gott, als den einzigen in drei Personen ehren, sondern auch die, welche dem rechten Gott auf eine andere Weise dienen, denn er in seinem Wort geboten hat, wie bis daher vielfältig erwiesen wurden.]


Das 8. Kapitel

  • Salomo befestigt etliche Städte, v. 1.
  • Macht sich die Kanaaniter zinsbar und ordnet sie zu allerlei Dienstbarkeit des Königs, v. 8.
  • Teilt auch im Tempel, nach des Davids Ordnung die Ämter der Priester, Leviten, Türhüter und Sänger aus, v. 12.
  • Und bringen die Schiffe aus Ophir dem Salomo viel Goldes, v. 17.

1. Und nach zwanzig Jahren, in welchen Salomo des Herrn Haus und sein Haus baute,

Baute: Denn er über den Tempel sieben Jahre gebaut und über sein königliches Haus dreizehn Jahre zubrachte {1Sam 6 7}.

2. baute er auch die Städte, die Huram Salomo gab und ließ die Kinder Israel darin wohnen.

Gab: Es sieht ihm aber gleich, als ob unter die beiden Könige eine Umwechslung etlicher Städte und Orte vorgegangen ist. Also dass Huram etliche vom Salomo empfangen, die ihm wohl gelegen gewesen und Salomo vom Huram andere dagegen bekommen, die er besser zu seinem Nutzen benutzen könne, dieselbe hat nun Salomo besser erbaut und befestigt.

Wohnen: Da unterdes die Tyrer andere Städte davor zu ihrer Wohnung einbekommen, die ihnen Salomo dagegeben.

3. Und Salomo zog gen Hemath-Zoba und befestigte sie;

4. und baute Thadmor in der Wüste und alle Kornstädte, die er baute in Hemath.

Wüste: An einem Ort, da es viele Wälder herum hatte.

Korn-Städte: Die er entweder von neuen erbaut oder besser ausgebaut und befestigt hat, dass man Korn und andere nötige Sachen zum Vorrat darin hinterlegte.

5. Er baute auch Ober- und Nieder-Beth-Horon, das feste Städte waren mit Mauern, Türen und Riegeln,

Feste Städte: Das ist: Die ohne das von Natur und Gelegenheit des Orts halben für sich selbst feste waren, die machte er noch fester, dass sie eine Belagerung eine Zeit lang ausstehen und sich vor dem Feinde aufhalten konnten.

6. auch Baelath und alle Kornstädte, die Salomo hatte und alle Wagenstädte und Reiter und alles, wozu Salomo Lust hatte zu bauen, beide zu Jerusalem und auf dem Libanon und im ganzen Lande seiner Herrschaft.

Wagenstädte: Da man die Streitwagen hinstellte und eine Anzahl Reiter zur Besatzung wider den Feind unterhielte.

Libanon: Vielleicht unten am selben Berge. [Es steht aber Fürsten und Herren frei, dass sie wohl mögen Festungen oder auch andere Lusthäuser zu ihrer Ergötzlichkeit bauen, sofern sie nur nicht ihr Vertrauen auf die Festungen, sondern auf Gott setzen und die irdischen Wohnungen nicht dergestalt zubereiten, dass sie der Himmlischen darüber vergessen, oder auch die Maße im Bauen überschreiten, dass sie später die armen Untertanen mit unrechten Schatzungen beschweren. Doch ist es an sich selbst löblicher, ein Land mit Gebäuden zieren als mit brennen Städte und Dörfer verwüsten, welches etliche nur allein gelernt haben.]

7. Alles übrige Volk von den Hethitern, Amoritern, Pheresitern, Hevitern und Jebusitern, die nicht von den Kindern Israel waren,

Die nicht: Sondern noch von den gottlosen Völkern der Kanaaniter übrig waren, welche in Einnahme des Landes Kanaan die Israeliten hätten vertilgen sollen, das sie aber nicht taten.

8. und ihre Kinder, die sie hinter sich gelassen hatten im Lande, die die Kinder Israel nicht vertilgt hatten, machte Salomo zinsbar bis auf diesen Tag.

Zinsbar: Dass sie allerlei schwere Lasten tragen mussten. Denn weil die Israeliten ihre Voreltern verschont und ihnen Frieden zugesagt hatten. So hat Salomo wider sie, als die einmal zu Gnaden aufgenommen wurden, nichts Gewalttätiges sich unterstehen durfte, darum er sie geduldet und zu knechtischer Arbeit gebraucht, als Last tragen und dergleichen. [Denn dass man Gelegenheit sucht, wie man den bösen Leuten nicht durfte Glauben halten, ist an sich selbst weder ehrlich noch richtig.]

Tag: Da die Geschichte beschrieben wurde, daraus diese Historie genommen ist.

9. Aber von den Kindern Israel machte Salomo nicht Knechte zu seiner Arbeit, sondern sie waren Kriegsleute und über seine Fürsten und über seine Wagen und Reiter.

Arbeit: Nämlich zu schlechten und liederlichen Geschäften, welche die Kanaaniter tun mussten.

Kriegsleute: Und wurden zu Ämtern gebraucht, so viel ihrer in des Königs Dienst genommen wurden. Dass also die Israeliten unter diesem König zu hohen Ehren kommen konnten.

10. Und der obersten Amtleute des Königs Salomo waren zweihundertfünfzig, die über das Volk herrschten.

Obersten: Die über die andere Unteramtleute gesetzt und ihre Aufseher waren, damit sie in Handhabung der Gerechtigkeit und Erhaltung guter Ordnung nicht säumig erfunden würden oder aber mit Grausamkeit das Ziel überschritten. [Dergleichen getreuen Aufseher kann man in der Regierung nicht entbehren.]

11. Und die Tochter Pharaos ließ Salomo heraufholen aus der Stadt Davids ins Haus, das er für sie gebaut hatte. Denn er sprach: Mein Weib soll mir nicht wohnen im Hause Davids, des Königs Israels; denn es ist geheiligt, weil die Lade des Herrn hineingekommen ist.

Tochter Pharao: Welche Salomo geheiratet hatte.

Stadt: Aus der Burg Zion, darin David seine Wohnung hatte.

Geheiligt: Denn weil David die Lade Gottes zu sich ins Schloss genommen hatte und darin eine Hütte für sie aufgerichtet, so war das Schloss, dadurch etlichermaßen zu einem Tempel des Herrn geweiht und geheiligt. Und aber die Weiber mit ihren monatlichen Unreinigkeiten und anderen Gebrechen behaftet sind, so achtete es Salomo nicht für ratsam, dass er sein Weib an einem so heiligen Ort wohnen ließe. Denn die unreinen Weiber durften nach dem Gesetze Mose nicht in den Tempel gehen, bis sie wieder rein wurden. [Es bedeutet aber, dass wir uns hüten sollen, damit wir nicht uns selbst (die wir Tempel Gottes sind) mit der geistlichen Unreinigkeit, nämlich mit der Sünden beflecken {1Kor 3 6}.]

12. Von dem an opferte Salomo dem Herrn Brandopfer auf dem Altar des Herrn, den er gebaut hatte vor der Halle,

Dem an: Nämlich von der Zeit an, da der Tempel des Herrn ausgebaut und allerdings fertig war.

Halle: Denn der Altar, darauf die Opfer verbrannt wurden, war nicht im Tempel, sondern vor dem Tempel im Hof aufgerichtet.

13. ein jegliches auf seinen Tag zu opfern, nach dem Gebote Moses, auf die Sabbate, Neumonden und bestimmten Zeiten des Jahres dreimal, nämlich aufs Fest der ungesäuerten Brote, aufs Fest der Wochen und aufs Fest der Laubhütten {3Mos 24v8 4Mos 10v10}.

Tag: Alle Morgen und Abend.

Sabbat: Auf denen man auch besondere Opfer tun musste, über die täglichen Opfer.

Neumonden: Denn der erste Tag eines jeden Monden war bei den Juden ein Festtag und hatte seine besonderen Opfer.

Zeiten: Nämlich auf die hohen Festtage.

Brot: Aufs Osterfest, da man kein anderes Brot essen durfte als ungesäuertes.

Wochen: Das wurde das Pfingstfest, welches sieben Wochen nach dem Osterfest gefeiert wurde.

Laubhütten: Auf welchem Fest sie in Hütte von grünem Laub und Zweigen gemacht, wohnten zum Gedächtnis, dass sie nach dem Auszug aus Ägypten in Hütten gewohnt hatten, in der Wüste.

14. Und er stellte die Priester in ihrer Ordnung zu ihrem Amt, wie es David, sein Vater, gesetzt hatte; und die Leviten auf ihre Hut, zu loben und zu dienen vor den Priestern, jegliche auf ihren Tag; und die Torhüter in ihrer Ordnung, jegliche auf ihr Tor. Denn also hatte es David, der Mann Gottes, befohlen.

Gesetzt hatte: Denn David hatte bestimmt, in was Ordnung nacheinander und zu was Ämtern die Priester beim Tempel, wenn er einmal eins gebaut sein würde, dienen sollten, solche Ordnung hat Salomo ins Werk gerichtet. [Denn in der Kirche soll es alles ordentlich zugehen {1Kor 14}.]

Hut: Dass sie auch in ihrer Ordnung mit Psalmen und musikalischen Instrumenten Gott lobten: Etliche aber den Priestern auf den Dienst warteten und ihnen halfen die Opfer zubereiten, mit Schlachten, Haut abziehen und Zerstückeln.

Ihren Tag: Nach je die Ordnung je eine oder je anderen traf.

Tor: Das ist: Er tat auch Vorsehung, dass die Torhüter auf ihre bestimmten Tage, ein jeder an seinem Ort, bei den Toren des Tempels sich finden ließen und ihrem Amt abwarteten.

Mann Gottes: Der mit dem Heiligen Geist erleuchtet und von demselben angetrieben wurde, dass er solche Ämter alle miteinander ordentlich austeilte. [Sollen sich darum die Fürsten nicht schämen, was von ihren Voreltern weislich bedacht und gottseliglich geordnet wurde, also bleiben zu lassen und darauf zu halten.]

15. Und es wurde nicht gewichen vom Gebote des Königs über die Priester und Leviten an allerlei Sachen und an den Schätzen.

Schätzen: Das ist: Es versahen auch die ihr Amt treulich und fleißig, welche von dem Könige über die heiligen Schätze im Hause des Herrn gesetzt waren.

16. Also wurde bereitet alles Geschäft Salomos von dem Tage an, da des Herrn Haus gegründet wurde, bis er es vollendete, dass des Herrn Haus ganz bereitet wurde.

Bereit: Das ist: Salomo hat verschafft, dass meistenteils Sachen zugerüstet und fertig waren, da man den Grund zum Tempel legte und hat danach auch mit allem Fleiß Verordnung getan, dass man immer richtig alles bei der Hand hätte, was man zur Vollführung des Baus bedurfte, damit man ohne Hindernis fortbauen könnte. [Denn man soll in der Kirche ein jedes zu rechter Zeit verrichten.]

17. Da zog Salomo gen Ezeon-Geber und gen Eloth an dem Ufer des Meers im Lande Edomäa.

Ufer: An welchem die beide Städte gelegen waren. Dahin hat der König Salomo nach vollführtem Gebäude des Tempels und seines Hauses sich verfügt, dass er eine Schifffahrt da anrichtete.

18. Und Huram sandte ihm Schiffe durch seine Knechte, die des Meers kundig waren; und fuhren mit den Knechten Salomos nach Ophir und holten von dort vierhundertfünfzig Zentner Goldes und brachten es dem Könige Salomo.

Sandte: Das ist: Er schickte dem Salomo kunstreiche Meister zu, die ihm Schiff am selben Ort zurüsteten und der Schifffahrt erfahren waren.

Ophir: Welches vielleicht die Insel Peru ist.

Zentner: Ein Zentner hält fünfhundert Kronen. Ist deswegen in des Salomons Königreich eine große Menge Goldes gefunden worden. [Und wird dies alles, wie auch das vorige, von den festen Städten und Ausrüstung der Streitwagen und Reiter, darum er zählt, auf dass wir sehen, wenn jemand solche Sachen von Gott bittet, die zu rechter Verrichtung seines Berufes jemand bedarf, so gibt Gott später auch reichlich die Dinge, so wir nicht begehren durften. Und ist mit diesen Sachen die Majestät des Reiches Christi vorgebildet worden, welches, ob es wohl auf dieser Erden scheint, als könnte es leicht vertilgt werden, so ist es doch unüberwindlich und wird im künftigen Leben das Allerköstlichste und Herrlichste sein über alle Königreiche. Denn was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz kommen ist, das hat Gott bereitet denen, so ihn lieben {1Kor 2}.]


Das 9. Kapitel

  • Die Königin von Reich Arabia hörte Salomons Weisheit und verwundert sich darüber, v. 1.
  • Gibt dem Könige Geschenke und empfängt andere von ihm dagegen, v. 9.
  • Salomons Majestät und Reichtum wird gerühmt, v. 13.
  • Und wird sein Elfenbein Stuhl, auch Wagen und Reiterei beschrieben, v. 17.
  • Seine Historie wird mit wenig Worten beschlossen, v. 29.

1. Und da die Königin von Reicharabien das Gerücht Salomos hörte, kam sie mit sehr großem Volk gen Jerusalem, mit Kamelen, die Würze und Goldes die Menge trugen und Edelsteine, Salomo mit Rätseln zu versuchen. Und da sie zu Salomo kam, redete sie mit ihm alles, was sie im Sinne hatte vorgenommen {1Sam 10v1 Mt 12v42 Lk 11v31}.

Und: Folgt ein Beispiel, daraus zu lesen ist, wie berühmt Salomons Name gewesen in der ganzen Welt, von wegen seiner Weisheit.

Reich Arabia: Welche Landschaft weit von Jerusalem ist und vom Lande Kanaan zu rechnen gegen dem Mittage liegt {Mt 12}.

Gerücht: Dass man von seiner großen Weisheit überall viel Rühmens trieb.

Edelsteine: Welches alles sie dem Salomo zu verehren willens war.

Rätseln: Das ist: Sie gab ihm etliche hohe Fragen vor, von großwichtigen dunklen Sachen, geistlich und weltlich, daran dem Menschen gelegen ist, als von der Religion, von rechter Verwaltung des Regiments, von natürlichen Sachen und dergleichen. Dass sie des Salomo Meinung und Antwort darüber anhörte.

Alles: Die Königin konnte ihm nicht so dunkle Fragen vorlegen, darauf Salomo nicht hätte können richtige Antwort geben. [Und war er in dieser Sache ein Vorbild Christi, in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen {Kol 2}. Also dass er auch vor seiner Erhöhung der Menschen Gedanken gesehen {Mt 9}.]

2. Und der König sagte ihr alles, was sie fragte und war Salomo nichts verborgen, das er ihr nicht gesagt hätte.

3. Und da die Königin von Reicharabien sah die Weisheit Salomos und das Haus, das er gebaut hatte,

Sah: Und in der Tat erfahren hatte, wie der König Salomo ihr auf alle schweren und hochwichtigen Fragen richtige Antwort gab.

Haus: Nämlich sein königliches Schloss.

4. die Speise für seinen Tisch, die Wohnung für seine Knechte, die Ämter seiner Diener und ihre Kleider, seine Schenken mit ihren Kleidern und seinen Saal, da man hinaufging ins Haus des Herrn, konnte sie sich nicht mehr enthalten,

Speise: So aufs köstlichste zugerichtet war.

Knechte: Seiner Hofleute Häuser, die er an einem besonderen Ort der Stadt hatte lassen für sie aufbauen, vielleicht nicht weit von seinem Palast, damit er sie bei der Hand hätte.

Amt: Wie es alles so ordentlich ausgeteilt war.

Kleider: Die ganz stattlich gemacht waren, doch nicht zum Überfluss, sondern dass sie fein sauber einhergingen.

Schenken: Die ihrem Amt gebührlich nachkamen.

Kleidern: Damit sie ganz zierlich bekleidet, vor der königlichen Tafel aufwarteten. [Denn Gott kann ein ziemliches Hofgepränge an frommen und gottseligen Obrigkeiten wohl leiden, sofern nur das Maß nicht überschritten wird.]

Enthalten: Sie konnte nicht länger schweigen noch verhehlen, was in ihrem Herzen war. [Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.]

5. und sie sprach zum Könige: Es ist wahr, was ich gehört habe in meinem Lande von deinem Wesen und von deiner Weisheit.

Wesen: Wie du in der Regierung alles ordentlich anstellst und weislich verrichtest.

6. Ich wollte aber ihren Worten nicht glauben, bis ich gekommen bin und habe es mit meinen Augen gesehen. Und siehe, es ist mir nicht die Hälfte gesagt deiner großen Weisheit. Es ist mehr an dir denn das Gerücht, das ich gehört habe.

Gesehen: Dass ich deine Weisheit selber gegenwärtig gehört und in der Tat vernommen habe.

Gehört habe: Muss darum des Salomo Majestät und Weisheit überaus groß gewesen sein, weil sie das Gerücht übertroffen hat, da sonst oft das Geschrei größer zu sein pflegt, als die Sache an ihr selber ist.

7. Selig sind deine Männer und selig diese deine Knechte, die allewege vor dir stehen und deine Weisheit hören.

Knechte: Deine Räte und Hofdiener, die dich täglich hören, wie du aufs allerweislichste und nützlich von allerlei göttlichen und weltlichen Sachen redest, daraus sie immer können gebessert und verständiger werden. [Also sind wir ganz glückselige Leute, die wir täglich Christus hören können in seinem Wort mit uns reden, von Sachen unser Seligkeit betreffend, wie wir nämlich das ewige Leben erlangen mögen und was uns nützlich und nötig ist, dass wir dies zeitliche Leben auf Erden wohl und gottseliglich hinbringen.]

8. Der Herr, dein Gott, sei gelobt, der dich lieb hat, dass er dich auf seinen Stuhl zum König gesetzt hat dem Herrn, deinem Gott! Es macht, dass dein Gott hat Israel lieb, dass er ihn ewig aufrichte, darum hat er dich über sie zum Könige gesetzt, dass du Recht und Redlichkeit handhabst.

Deinem Gott: Die Königin sagt recht, das er des Herrn seines Gottes König sei. [Denn es sind alle Königreiche auf Erden in Gottes Hand und er teilt sie aus, wie er will {Dan 4}.]

Lieb: Weil Gott dem Volk Israel mit besonderen Gnaden wohl gewogen ist und dies Königreich lange zu erhalten im Sinn hat. Und kann man aus dieser Rede abnehmen, dass die Königin mit der wahren Erkenntnis Gottes erleuchtet war, die sie ohne Zweifel aus des Salomons weiser Antwort auf ihre Fragen gelernt, dabei sie auch vermutlich beständig verharrt und selig geworden ist. [Denn es wurden immer etliche aus den Heiden zu dem wahren Gott bekehrt, damit Gott zu verstehen gebe, dass auch die Heiden zum Reich Christi gehörten.]

Handhabst: Nämlich unter dem Volk, welches dir von Gott zu regieren befohlen ist. [Denn es ist eine fromme Obrigkeit eine herrliche Gabe Gottes und gibt sie Gott dem Volk, welches er erhöhen will, wie im Gegenteil, wenn er ein gottloses Volk strafen will, so stellt er eine gottlose und unverständige Obrigkeit auf, die das Regiment zugrunde richtet.]

9. Und sie gab dem König hundertundzwanzig Zentner Goldes und sehr viel Würze und Edelsteine. Es waren keine Würze als diese, die die Königin von Reicharabien dem Könige Salomo gab.

Goldes: Welche Summe sechzigtausend Kronen macht. [Und bedeuten diese Gaben die guten Werke, so von den bekehrten Heiden Christo zu Ehren geschehen.]

Als diese: Nämlich so köstlich und mancherlei im Lande Kanaan vor der Zeit gesehen wurden.

10. Dazu die Knechte Hurams und die Knechte Salomos, die Gold aus Ophir brachten, die brachten auch Ebenholz und Edelsteine.

Hurams: Von denen im vorigen Kapitel auch gesagt wurde.

11. Und Salomo ließ aus dem Ebenholz Treppen im Hause des Herrn und im Hause des Königs machen und Harfen und Psalter für die Sänger. Es waren vorhin nie gesehen solche Hölzer im Lande Juda.

Ebenholz: Welches etliche für Presilien-Holz achten.

Treppen: Oder Stufen, die doch mehr zur Zierde als zur Notdurft hineingemacht wurden.

Psalter: Welches auch besondere musikalische Instrumente waren.

Nie gesehen: [Denn es teilt Gott seine Güter unter die Länder also aus, dass kein Land alles habe, darum soll eines dem anderen, was es besonders hat, mitteilen, doch dass in allem der Überfluss vermitten bleibe.]

12. Und der König Salomo gab der Königin von Reicharabien alles, was sie begehrte und bat, ohne was sie zum König gebracht hatte. Und sie wandte sich und zog in ihr Land mit ihren Knechten.

Gebracht: Will so viel sagen: Über das, dass er die Gabe, so er von ihr empfangen, mit anderen gleichen Gaben, aus freiem Willen reichlich erstattet, hat er der Königin alles gegeben, was er merkte, dass sie gern hätte. [Denn es steht wohl, wenn Fürsten und Herren mit Geschenken Freundschaft machen und bestätigen. Christus aber, dessen Vorbild Salomo gewesen in solcher seiner Herrlichkeit, gibt seiner Kirche viel mehr Gaben, als er von ihr empfängt, und versagt ihr nichts.]

Zog: Ohne Zweifel voller Verwunderung über Salomons Weisheit und in der rechten Religion wohl unterrichtet.

13. Des Goldes aber, das Salomo in einem Jahr gebracht wurde, war sechshundertsechsundsechzig Zentner,

Des: Die Schrift fährt noch weiter fort, des Salomons Reichtum und Majestät zu rühmen.

Einem Jahr: Nämlich im selben Jahr, da das Schiff wieder ankam.

Zentner: Deren jedes fünf hundert Kronen hielt, wie oft gemeldet.

14. ohne was die Krämer und Kaufleute brachten. Und alle Könige der Araber und die Herren in Landen brachten Gold und Silber zu Salomo.

Der Araber: Die dem Salomo auch Geschenke brachten.

Landen: Auch von weit abgelegenen Orten, obwohl nun im Gesetz verboten war, dass der israelitische König nicht sollte große Schätze sammeln {5Mos 17}. Jedoch weil solcher großer Reichtum dem Könige Salomo von freien Stücken gleichsam zufloss, er aber das Herz nicht daran hing und vom Geiz sich nicht einnehmen ließ, hat er denselben mit gutem Gewissen besitzen können. [Denn die Reichtümer sind an sich selbst nicht böse, sondern der Geiz und Übermut oder Hoffart.]

15. Daher machte der König Salomo zweihundert Schilde vom besten Gold, dass sechshundert Stücke Goldes auf einen Schild kam,

Daher: Nämlich aus solcher Menge Goldes.

Gold: Nämlich dass sie mit goldenen Blechen überzogen und übergoldet würden.

Stücke Goldes: Oder Goldgulden.

16. und dreihundert Tartschen vom besten Gold, dass dreihundert Stücke Goldes zu einer Tartsche kam.

Tartsche kam: Dass sie damit überzogen wurden.

Libanon: Das ist: Er hat solche Waffen in dem herrlichen Hause aufbewahren lassen, welches mit dem Holz, so man im Walde Libanon gehauen, gebaut war. Und ist vermutlich, dass solche Schilde und Tartschen vielmehr zum Schmuck und Zierde als zum Ernst sind gebraucht worden, wenn der König ein öffentliches Gepränge gehalten. [Sonst hält man im Kriege oft nicht viel auf ein solches Kriegsheer, da man mehr Gold als eiserne schimmern sieht und der Raub größer zu hoffen als die Gefahr. Es deuten aber auch die goldenen und nicht eisernen Schilde Salomons auf Christus den Friedefürsten {Jes 9}.]

17. Und der König tat sie ins Haus vom Walde Libanon. Und der König machte einen großen elfenbeinernen Stuhl und überzog ihn mit lauterem Gold {1Sam 10v18}.

18. Und der Stuhl hatte sechs Stufen und einen goldenen Fußschemel am Stuhl und hatte zwei Lehnen auf beiden Seiten um das Gesäß; und zwei Löwen standen neben den Lehnen,

Stufen: Auf die bis zum Sitz hinaufsteigen musste, wer sich auf den Stuhl setzen wollte.

Lehnen: Die Arme darauf anzulehnen.

Neben den: Nämlich am vorderen Teil der Lehnen.

19. und zwölf Löwen standen dort auf den sechs Stufen zu beiden Seiten. Ein solches ist nicht gemacht in allen Königreichen.

Löwen: So auch von Elfenbein gemacht und mit Gold überzogen waren.

Seiten: Auf jeglicher Stufe oder Staffeln zwei, an beiden Enden, an jeglichem Ende einer Stufe, ein Löwe.

Nicht gemacht: Das am Ansehen diesem hätte gleichen mögen. [Es bedeutet aber das Elfenbein die Wehrschaft und Beharrlichkeit, das Gold aber die Reinigkeit des Reiches Christi, die Löwen deuteten auf die Stärke des Messias.]

20. Und alle Trinkgefäße des Königs Salomo waren goldene; und alle Gefäße des Hauses vom Walde Libanon waren lauter Gold. Denn das Silber wurde nichts gerechnet zur Zeit Salomos.

Wald Libanon: Nämlich des königlichen Hauses, so aus dem Wald Libanon erbaut war, dessen Geschirr war golden.

Gerechnet: Man achtet zu gering dazu, als dass man hätte sollen königliche Geschirre daraus machen, weil man des Goldes so viel hatte.

21. Denn die Schiffe des Königs fuhren auf dem Meer mit den Knechten Hurams und kamen in drei Jahren einmal und brachten Gold, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen.

Drei Jahren: Denn bis die Schiffe zugerüstet wurden und hin und wieder liefen, waren drei Jahr vorüber.

Und Pfauen: Weil dergleichen Tiere und Vögel im Lande Juda auch seltsam waren.

22. Also wurde der König Salomo größer denn alle Könige auf Erden mit Reichtum und Weisheit.

Und Weisheit: Dass ihm keiner weder an Weisheit noch Größe des Reichtums gleichen mochte.

23. Und alle Könige auf Erden begehrten das Angesicht Salomos, seine Weisheit zu hören, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte.

Begehrten: Sie wünschten sich, dass sie möchten Gelegenheit bekommen ihn zu sehen und anzusprechen.

Gegeben: [Denn die Weisheit ist eine Gabe Gottes, darum soll man sie in der Gottseligkeit, zu seines Namens Ehre und des Nächsten Wohlfahrt recht gebrauchen.]

24. Und sie brachten ihm ein jeglicher sein Geschenk, silbernes und goldene Gefäße, Kleider, Harnische, Würze, Rosse und Mäuler jährlich.

Geschenke: Damit sie ihre Ehrerbietigkeit gegen den Salomo erzeigten. [Also ehren auch die Könige und Fürsten so zur Erkenntnis des rechten Salomons Christi gekommen sein, ihn mit ihren Gaben, wenn sie sein Evangelium befördern und die Kirche samt dessen Diener reichlich unterhalten.]

25. Und Salomo hatte viertausend Wagenpferde und zwölftausend Reisige; und man tat sie in die Wagenstädte und bei dem König zu Jerusalem.

Dem Könige: Das ist: Er behielt von den vorgemeldeten Wagenpferden und Reisigen immer etliche (meines Erachtens eine Anzahl nach der anderen in einer gewissen Ordnung) bei sich zu Hofe, dass sie ihn begleiteten, da unterdes die anderen in den Städten, dahin sie geordnet waren, sich enthielten. [Es sollen sich aber Fürsten und Herren wohl vorsehen, dass sie nicht eine stattliche Reiterei halten, als ihr jährliches Einkommen ertragen mag, auf dass sie nicht müssen die Untertanen aussaugen.]

26. Und er war ein Herr über alle Könige vom Wasser an bis an der Philister Land und bis an die Grenze Ägyptens.

Alle Könige: Die sich seiner Herrschaft untergaben und unter seinem Schutz lebten.

27. Und der König machte des Silbers so viel zu Jerusalem wie der Steine und der Zedern, so viel wie der Maulbeerbäume in den Gründen.

Steine: Man achtete sich des Silbers ebenso wenig als der Steine und vielleicht weniger, als man bei uns das Zinn achtet. Welches ich doch besonders von dem königlichen Hof zu verstehen sind, glaube. Weil Salomo zu dem, was er vorhin hatte, noch mehr erkaufte und ihm von allen Orten häufig geschenkt und zugebracht wurde.

28. Und man brachte ihm Rosse aus Ägypten und aus allen Ländern.

Ländern: Da man die besten Pferde pflegte aufzuziehen. Denn er sich aus denselben Orten solche Pferde durch seine Kaufleute bringen ließ.

29. Was aber mehr von Salomo zu sagen ist, beide sein Erstes und sein Letztes, siehe, das ist geschrieben in der Chronik des Propheten Nathan und in den Prophezeiungen Ahias von Silo und in den Gesichten Jeddis, des Schauers, wieder Jerobeam, den Sohn Nebats.

Letztes: Was er nämlich die ganze Zeit über seiner Regierung Gedenkwürdiges verrichtet. Sonderlich aber, wie er zuerst dem Königreich weislich in der Gottseligkeit vorgestanden, hernach aber seinen Weibern zu Gefallen Abgötterei angerichtet.

Nathan: So derselbe beschrieben.

Gesichten: Das ist: Prophezeiung oder Weissagungen.

Jerobeam: Welcher die Abgötterei im Königreich Israel angerichtet, in dem er zwei goldene Kälber machen und aufstellen lassen und vor die selbigen opfern hieß.

30. Und Salomo regierte zu Jerusalem über ganz Israel vierzig Jahre.

31. Und Salomo entschlief mit seinen Vätern und man begrub ihn in der Stadt Davids, seines Vaters. Und Rehabeam, sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Vätern: Er zog auch dem alten Haufen zu. [Denn der Tod verschont auch der Allerweisesten und Reichsten nicht.]

Seiner statt: Dass auf einem sehr weisen Vater ein ganz unverständiger Sohn folgte. [Denn die Weisheit ist nicht erblich, von den Eltern auf die Kinder.]


Das 10. Kapitel

  • Die Israeliten halten bei dem Könige Rehabeam, des Salomo Sohn an, um Erleichterung der Beschwerden, v. 1.
  • Der König aber folgt der Jungen Rat und gibt dem Volk eine harte Antwort, v. 6.
  • Darauf fällt das Volk von ihm ab und erwählt sich einen anderen König Jerobeam. Also dass Rehabeam nur zwei Stämme, Juda und Benjamin behält, v. 16.

1. Rehabeam zog gen Sichem; denn ganz Israel war gen Sichem kommen, ihn zum Könige zu machen {1Sam 12v1}.

Rehabeam: Jetzt wird erzählt, mit was Gelegenheit der größere Teil des israelitischen Königreichs von des Salomons Nachkommen abgefallen und sich einen besonderen König erwählt hat. Welche Trennung des Königreichs, daraus viel Übles später erfolgt, eine Strafe der Abgötterei gewesen, die Salomo seinen Weibern zu Gefallen angerichtet hatte.

Zu machen: Das ist: Die Landstände und vornehmsten Häupter im ganzen israelitischen Königreich hatten sich beieinander versammelt, dass sie mit Rehabeam des Königreichs halben Handlung pflegten und ihn mit öffentlichen Zeremonien zum Könige salbten, sofern er den Vorschlag, welchen sie ihm tun wollten, eingehen würde. So war auch eine große Menge Volkes, wie bei solchen Fällen zu geschehen pflegt, zugelaufen, zu sehen, was es mit der Sache für einen Ausgang nehmen würde.

2. Und da das Jerobeam hörte, der Sohn Nebats, der in Ägypten war, dahin er vor dem Könige Salomo geflohen war, kam er wieder aus Ägypten.

Hörte: Dass der König Salomo gestorben und man damit umginge, dass man an Salomons statt einen anderen König wählte.

Geflohen: Denn es war Salomo über ihn erzürnt worden und hatte im Sinn ihn zu töten, darum war er nach Ägypten entwichen, auf dass er da sicher wäre.

3. Und sie sandten hin und ließen ihn rufen. Und Jerobeam kam mit dem ganzen Israel und redete mit Rehabeam und sprachen:

Rufen: Weil sie wussten, dass er ein tapferer Mann und streitbarer Held war, darum sie bereits mit den Gedanken umgingen, dass sie ihn wollten für ihren König aufwerfen, wenn des Salomo Sohn Rehabeam ihnen auf ihr Begehren keine willfährige Antwort geben würde.

Kam: Nämlich gen Sichem, da ein großer Landtag gehalten wurde.

Redeten: Da man anfing, die Sache mit dem Königreich vorzunehmen und darin zu handeln, welchergestalt der König gegen dem Volk und wiederum das Volk, gegen den König sich verpflichten sollte.

4. Dein Vater hat unser Joch zu hart gemacht. So erleichtert nun du den harten Dienst deines Vaters und das schwere Joch, das er auf uns gelegt hat, so wollen wir dir untertänig sein.

Hart gemacht: Er hat uns mit großen Beschwerden, als Fron-Diensten und Schatzungen belegt. Darum bitten wir dich, dass du uns derselben Beschwerden zum Teil erlassen wollest, so sollst du uns als gehorsame Untertanen zu deinem Willen haben. Es ist aber dies eine große Undankbarkeit und unverschämte Forderung an dem Volk. Denn die Schrift meldet {1Sam 4}, dass die Israeliten unter des Salomons Regierung in großen Frieden, Freiheit, Glück und Freuden lebten. Darum dies eine unrechte Klage war, dass sie über der harten Dienstbarkeit sich beschwerten. [Aber also sind die Untertanen auf eine verkehrte Weise geartet, dass sie ihr Gutes, so sie hatten, nicht eher erkennen, denn bis sie es verloren haben, erkennen auch oft die Guttaten nicht, so sie von der Obrigkeit empfangen.]

5. Er sprach zu ihnen: Über drei Tage kommt wieder zu mir. Und das Volk ging hin.

Kommt wieder: Unterdes will ich mich auf eurer Forderung bedenken und eine Antwort wissen lassen.

Ging hin: Ein jeglicher zu seiner Behausung.

6. Und der König Rehabeam ratfragte die Ältesten, die vor seinem Vater Salomo gestanden waren, da er beim Leben war und sprach: Wie ratet ihr, dass ich diesem Volk Antwort geben

Gestanden: Die meistenteils alte verständige und erfahrene Männer waren, weil sie mit dem allerweisesten König täglich umgegangen und seine Weisheit hörten.

Ratet ihr: Bis daher handelt Rehabeam recht, dass er eine solche wichtige Sache von weisen Leuten beratschlagen lässt. [Denn es ist eine große und der Regierung sehr schädliche Unbedachtsamkeit, wenn eine Obrigkeit auf hochwichtige Sachen Antwort gibt, ehe denn er seine Räte darüber hörte.]

7. Sie redeten mit ihm und sprachen: Wirst du diesem Volk freundlich sein und wirst sie handeln gütlich und ihnen gute Worte geben, so werden sie dir untertänig sein allewege.

Freundlich sein: Dass du ihnen willfahrest und eine gnädige Antwort gibst.

Immer: Du wirst sie unter deinem Gehorsam behalten. [Denn mit einer linden Antwort werden der aufrührerischen Leute Anschläge gehindert und zunichtegemacht.]

8. Er aber verließ den Rat der Ältesten, den sie ihm gegeben hatten und ratschlagte mit den Jungen, die mit ihm aufgewachsen waren und vor ihm standen,

Verließ: Er verachtete ihn, weil er meinte, er wäre ganz zu furchtsam und sich besorgte, es möchte dergestalt das Volk nur desto übermütiger werden.

Standen: Dass sie ihm auf den Dienst warteten. Es war aber Rehabeam über die vierzig Jahr alt, da er seinem Vater im Königreich nachfolgte. Darum auch die, so hier gegen die vorigen alten Räte zu rechnen, Junge genannt werden, bereits gestandene Männer gewesen und mit Rehabeam ungefähr gleichen Alters, dennoch war ihr Ratschlag noch ganz zu hitzig.

9. und sprach zu ihnen: Was ratet ihr, dass wir diesem Volk antworten, die mit mir geredet haben und sagen: Leichtere das Joch, das dein Vater auf uns gelegt hat?

Ratet ihr: Wie meint ihr, dass diesem Handel zu tun sei?

10. Die Jungen aber, die mit ihm aufgewachsen waren, redeten mit ihm und sprachen: So sollst du sagen zu dem Volk, das mit dir geredet hat und spricht: Dein Vater hat unser Joch zu schwer gemacht, mache du unser Joch leichter; und sprich zu ihnen: Mein kleinster Finger soll dicker sein denn meines Vaters Lenden.

Sagen: Wenn du unserem Rat folgen willst.

Zu ihnen: Zu dem undankbaren, widerspenstigen und ungehorsamen Volk.

Dicker sein: Ihr sollt wissen, dass ich viel mächtiger bin als mein Vater und dass ich Herz und Mut genug dazu habe, euch unter meinen Gehorsam zu zwingen. Darum dürft ihr nicht denken, dass ihr mit eurer Widerspenstigkeit etwas bei mir erhalten werdet.

11. Hat nun mein Vater auf euch zu schweres Joch geladen, so will ich eures Jochs mehr machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich aber mit Skorpionen.

Skorpion: Nämlich mit stacheligen und scharfen Peitschen oder Geißeln will ich euren Ungehorsam strafen, da mein Vater nur mit schlechten Peitschen euch gezüchtigt hat, auf dass ihr wisst, dass ihr einen König habt, der sich nichts nehmen lässt. [Es sind aber der Jungen Ratschläge ganz zu scharf und hitzig.]

12. Als nun Jerobeam und alles Volk zu Rehabeam kam am dritten Tage, wie denn der König gesagt hatte: Kommt wieder zu mir am dritten Tage,

13. antwortete ihnen der König hart. Und der König Rehabeam verließ den Rat der Ältesten

14. und redete mit ihnen nach dem Rat der Jungen und sprach: Hat mein Vater euer Joch zu schwer gemacht, so will ich es mehr dazu machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich aber mit Skorpionen.

Jungen: [Denn es gefallen oft den Herren die Ratschläge am allerbesten, welche sie zu Erhaltung ihres Ansehens und zur Erweiterung ihrer Herrschaften dienlich zu sein meinen, obwohl sie endlich befinden, dass die selbigen der Regierung und ihnen selbst auch zu Schaden und Nachteil gereichen.]

Gemacht: Wie ihr vorgebet, es sei dem gleich also oder nicht.

15. Also gehorchte der König dem Volk nicht. Denn es war also von Gott gewandt, auf dass der Herr sein Wort bestätigte, dass er geredet hatte durch Ahia von Silo zu Jerobeam, dem Sohn Nebats.

Volk: Welches um Milderung der Beschwerden angehalten hatte.

Gewandt: Gott hatte es also geordnet und geschehen lassen, dass Rehabeam mit einer rauen und harten Antwort der Untertanen Herzen von sich wendete.

Geredet: Wie nämlich dem Jerobeam zehn Stämme des israelitischen Königreichs zufallen würden und von des Salomons Nachkommen abgerissen werden sollten, um der Abgötterei willen, davon oben gemeldet. [Denn Gott lässt es bisweilen zu, dass die Obrigkeit in Ratschlägen irrt, auf dass die vorher begangenen Sünden der Obrigkeit und des Volkes gestraft werden.]

16. Da aber das ganze Israel sah, dass ihnen der König nicht gehorchte, antwortete das Volk dem Könige und sprach: Was haben wir Teils an David oder Erbe am Sohn Isais? Jedermann von Israel zu seiner Hütte! So siehe nun du zu deinem Hause, David! Und das ganze Israel ging in seine Hütte,

Gehorcht: Dass er ihnen nicht willfahren wollte.

Teils: Wir haben mit des Davids Geschlecht nichts zu tun noch einigen Nutzen oder Vorteil von ihm und seinen Nachkommen zu erwarten, darum lasst uns heim nach Hause ziehen und ein jeder seiner Sachen wahrnehmen, müssen wir doch diesem Könige nicht gehorsam sein: Des Davids Geschlecht mag ihm wohl andere Untertanen suchen, mit denen es seines Gefallens umgehe, wir wollen zur Erhaltung des Königreichs im Geschlecht Davids nicht einen Heller geben noch uns sein mehr achten.

Ging: Es zog ein jeder davon, wohin es ihm geliebte und gaben nichts auf des Königs Gebote oder Verbot. [Hier haben Fürsten und Herren in Acht zu nehmen, zu was großem Übel sie Anlass geben, wenn sie die Untertanen hart anfahren. Und sieht man auch hierbei, wie es um der jungen Leute Ratschläge so ein gefährliches Ding sei, wie man im Sprichwort sagt: Junger Rat, Trojam zerstört hat. Es ist aber auch der Untertanen große Undankbarkeit zu schelten, welche aller vorhergegangener herrlicher Guttaten vergessen, bisweilen um einen oder zwei Missgriffe willen, ihrer Obrigkeit übel nachreden und für die empfangene Guttaten einen Abfall verursachen. Doch soll man sich darum nicht abschrecken lassen, Gutes zu tun.]

17. dass Rehabeam nur über die Kinder Israel regierte, die in den Städten Judas wohnten.

Wohnten: Denn obwohl die anderen Stämme abgefallen, so ist doch der Stamm Juda an des Davids Nachkommen steif hängen geblieben, zu dem sich noch der Stamm Benjamin und die Leviten auch gesellte, wie der Prophet Ahia solches zuvor nach dem Willen Gottes geweissagt hatte. [Denn Gott tut der frommen Nachkommen Gutes, sofern sie nicht durch ganz zu große Bosheit aller göttlichen Guttaten sich selber unwürdig machen.]

18. Aber der König Rehabeam sandte Hadoram, den Rentmeister; aber die Kinder Israel steinigten ihn zu Tode. Und der König Rehabeam stieg frisch auf seinen Wagen, dass er flöhe gen Jerusalem.

Sandte: Zum israelitischen Volk, ehe denn es allerdings von dem Reichstag sich verlor, auf dass er sie mit einer anmutigen zierlichen Rede und mit guten Worten sollte von Aufruhr und vom Abfall abmahnen und wieder unter des Königs Gehorsam bringen.

Steinigten: Dass er also nichts ausgerichtet bei dem aufrührerischen Volk, welches durch seine Rede vielmehr erbittert wurde. [Treibt also der Teufel die Aufrührer, dass sie immer in größere Sünde fallen.]

Floh: [Denn vor wem sich viele fürchten, der muss sich wiederum vor vielen fürchten.]

19. Also fiel Israel ab vom Hause Davids bis auf diesen Tag.

Diesen Tag: Also dass solche Trennung der Königreiche Israel und Juda gewährt, bis sie ganz zugrunde gingen. Und obwohl die Israeliten meinten, sie hätten ihre Sachen wohl wahrgenommen und das Joch von sich geworfen, so haben sie sich doch in Wahrheit ins äußerste Verderben gestürzt. Denn alle Könige, die sie von der Zeit an hatten, sind gottlos und abgöttisch gewesen, etliche auch Tyrannen, daher das Volk zugleich auch in Abgötterei geraten und endlich den Untergang des israelitischen Königreichs samt der ewigen Verdammnis sich über den Hals zogen. [Darum sollen wir uns vor Aufruhr hüten, weil daher alles Unglück entsteht.]


Das 11. Kapitel

  • Der König Rehabeam untersteht sich, die abgefallenen zehn israelitischen Stämme wiederum zum Gehorsam zu bringen, wird aber vom Propheten Semaja abgehalten, v. 1.
  • Darauf befestigt er etliche Städte, v. 5.
  • Und fliehen die Priester und viele andere aus Liebe zu der rechten Religion vom Jerobeam zum Rehabeam, v. 13.
  • Der König Rehabeam nimmt viele Weiber, v. 18.

1. Und da Rehabeam gen Jerusalem kam, versammelte er das Haus Juda und Benjamin, hundertundachtzigtausend junger Mannschaft, die streitbar waren, wider Israel zu streiten, dass sie das Königreich wieder an Rehabeam brächten {1Sam 12v21}.

Kam: Voll Zorns und Grimms wider die aufrührerischen Israeliten.

Und Benjamin: Die zwei volkreichen Stämme, so noch dem Könige treu blieben und beständig bei ihm verharrten.

Streiten: Dass er die Untertanen mit Gewalt wiederum zum Gehorsam brächte. Denn es war Rehabeam ein harter und wilder Mensch und seinem Großvater David sehr ungleich, der die Israeliten mit guten Worten an sich zog, welche unter Absalom von ihm abgefallen waren. [Denn das ist ein erbärmlicher Sieg, der mit der Bürger Blut erhalten wird.]

2. Aber des Herrn Wort kam zu Semaja, dem man Gottes und sprach:

Mann Gottes: Dem Propheten, der von Gott dazu berufen war, dass er lehren und predigen soll und herrliche Gaben des Heiligen Geistes hatte.

3. Sage Rehabeam, dem Sohn Salomos, dem Könige Judas und dem ganzen Israel, das unter Juda und Benjamin ist und sprich:

Sage: In meinem Namen.

Israel: Das unter seinem Gehorsam geblieben ist.

4. So spricht der Herr: Ihr sollt nicht hinaufziehen, noch wider eure Brüder streiten; ein jeglicher gehe wieder heim, denn das ist von mir geschehen. Sie gehorchten den Worten des Herrn und ließen ab von dem Zug wider Jerobeam.

Von mir: Mit meinem Wissen und Willen. Weil ich des Salomons Nachkommen mit diesem Abfall habe strafen wollen von wegen seiner angerichteten Abgötterei. Und ist es von mir also beschlossen, dass weiter zwei Königreiche in meinem Volk sein sollen, darum werdet ihr mit euren Waffen nichts ausrichten. [Denn wo Gott die verlorenen Herrschaften nicht wieder geben will, da sammelt man vergebens ein Kriegsheer.]

Gehorchten: Dies ist ein löblicher und sehr nützlicher Gehorsam gewesen. [Denn es ist besser dem Worte Gottes gehorsam sein als mit einem unnötigen Krieg, dazu mit Verlust Leibes und der Seelen, sich in Gefahr zu begeben.]

Jerobeam: Den die Israeliten zu ihrem Könige aufgeworfen hatten.

5. Rehabeam aber wohnte zu Jerusalem und baute die Städte fest in Juda,

Feste: Man darf aber wohl Festungen bauen, aber nicht darauf vertrauen. Denn Gott soll unsere Zuflucht sein. Aber etliche Obrigkeiten bemühen sich gar zu viele Festungen zu bauen, dadurch die Untertanen mit schwerer Arbeit und großen Schatzungen belegt werden, da doch oft manche Kosten vergeblich angewandt werden.]

6. nämlich: Bethlehem, Etam, Thekoa,

7. Beth-Zur, Socho, Adullam,

8. Gath, Maresa, Siph,

9. Adoraim, Lachis, Aseka,

10. Zarea, Ajalon und Hebron, welche waren die festesten Städte in Juda und Benjamin.

11. Und machte sie feste und setzte Fürsten hinein und Vorrat von Speise, Öl und Wein.

Fürsten: Das ist: Hauptleute oder Oberste, die mit Zutun und Beistand der Bürger solche Städte im Fall der Not schützen und wider den Feind eine Zeit lang aufhalten konnten.

Vorrat: Er versah sie mit Proviant nach Notdurft, auf dass die Untertanen eine Belagerung aushalten könnten. [Denn der Hunger oft in einer Belagerung gräulicher wütet als der Feind.]

12. Und in allen Städten schaffte er Schilde und Spieße und machte sie sehr feste. Und Juda und Benjamin waren unter ihm.

Unter ihm: Also, dass er ein Königreich besessen, so nicht zu verachten gewesen, wenn er nur nicht Gott aus der acht gelassen hätte.

13. Auch machten sich zu ihm die Priester und Leviten aus dem ganzen Israel und allen ihren Grenzen.

Israel: Darunter sie hin und wieder zerstreut in etlichen Städten, so ihnen bestimmt waren, ihre Wohnungen hatten.

14. Und sie verließen ihre Vorstädte und Habe und kamen zu Juda gen Jerusalem. Denn Jerobeam und seine Söhne verstießen sie, dass sie dem Herrn nicht Priesteramts pflegen mussten.

Vorstädte: In denen sie ihr Vieh pflegten zu unterhalten {4Mos 3 5}.

Habe: Samt den Feldern, die sie nahe um die Vorstädte her in Besitzung hatten.

Jerusalem: Dass sie da ihren Unterschlupf und Nahrung suchten.

Verstießen: Sie entsetzten sie ihres priesterlichen Amtes, so sie bisher unter den Israeliten versehen hatten.

15. Er stiftete ihm aber Priester zu den Höhen und zu den Feldteufeln und Kälbern, die er machen ließ.

Stiftete: Das ist: Er erwählte sich besondere Priester seines Gefallens, die an hohen Orten den Gottesdienst verrichteten, wider und ohne den Befehl Gottes und die vor den goldenen Kälbern opferten, so Jerobeam hatte lassen aufstellen, damit sie doch nicht Gott, sondern den Teufeln ehrten. [Denn ein abgöttischer Gottesdienst gefällt nicht Gott, sondern dem Teufel.]

16. Und nach ihnen kamen aus allen Stämmen Israels, die ihr Herz gaben, dass sie nach dem Herrn, dem Gott Israels, fragten, gen Jerusalem, dass sie opferten dem Herrn, dem Gott ihrer Väter.

Nach ihnen: Nämlich nach den vertriebenen Priestern und Leviten.

Gaben: Die ihnen die rechte Religion mehr als alles andere ließen angelegen sein, verließen um der Religion willen und weil sie an der Abgötterei ein großes Missfallen trugen, das israelitische Königreich und ließen sich im Königreich Juda nieder, auf dass sie dort dem rechten Gottesdienst beiwohnen könnten. Und zwar, welche im Königreich Israel wohnten, die zogen auf gewisse und bestimmte Zeiten gen Jerusalem, dass sie da dem wahren Gott ihre angemessenen Opfer taten. [Ist es deswegen nichts neues, dass die reinen Kirchendiener von den Tyrannen um der Bekenntnisse willen der rechten Lehre ins Elend vertrieben werden. Und welche unter abgöttischen oder schwärmerischen Leute wohnen, die tun ihm recht, wenn sie zur Anhörung der evangelischen Predigten und zur Empfang des heiligen Abendmahls nach der Einsetzung Christi etliche Male im Jahr an solche Orte ziehen, da das Predigtamt des göttlichen Wortes rein und unverfälscht ist.]

17. Und stärkten also das Königreich Juda und bestätigten Rehabeam, den Sohn Salomos, drei Jahre lange. Denn sie wandelten in dem Wege Davids und Salomos drei Jahre.

Stärkten: Denn durch den Zulauf der Verjagten und die freiwillig aus dem Königreich Israel hinwegzogen, wurde des Rehabeams Königreich volkreicher und mächtiger. [Denn welche die frommen vertriebenen Leute um Gottes willen aufnehmen und ihnen Unterschlupf geben, die nehmen auch zugleich den Segen Gottes mit zu sich.]

Wandelten: Das ist: Sie folgten dem David und Salomo in ihrer Frömmigkeit nach die drei ersten Jahre der Regierung Rehabeams, darum auch Gott solche Frömmigkeit mit Glückseligkeit vergolten hat, so lange sie dabei beharrt. [Denn die Gottseligkeit bestätigt die Königreiche.]

18. Und Rehabeam nahm Mahelath, die Tochter Jerimoths, des Sohnes Davids, zum Weibe und Abihail, die Tochter Eliabs, des Sohnes Isais.

Sohnes Isai: Also dass beide Weiber ihm nach dem Geblüt im dritten Grad verwandt gewesen. [Und obwohl der hier angeregte Grad weder im Gesetz Mose noch in den römischen und gemeinen beschriebenen Rechten verboten sind, so ist es dennoch ehrlich und fein, besonders bei solcher großen Menge und Anzahl der Leute, da man die Wahl ganz wohl haben kann, dass man nicht zu nahe ins Geblüt oder die einem der Schwägerschaft nach verwandt sind, verheirate. Das viele Weiber nehmen aber duldete Gott damals, aber heutigentags soll man sich davon enthalten, weil es der ersten Einsetzung des Ehestandes zuwider ist.]

19. Die gebar ihm diese Söhne: Jeus, Semarja und Saham.

20. Nach der nahm er Maecha, die Tochter Absaloms; die gebar ihm Abia, Athai, Sisa und Selomith.

21. Aber Rehabeam hatte Maecha, die Tochter Absaloms, lieber denn alle seine Weiber und Kebsweiber; denn er hatte achtzehn Weiber und sechzig Kebsweiber; und zeugte achtundzwanzig Söhne und sechzig Töchter.

Kebsweiber: Die auch zwar rechte eheliche Weiber waren und keine Huren. Aber weil sie etwas geringeren Standes und Herkommens waren, wurden sie denselben nicht gleich gehalten.

Achtzehn: Unter denen, die zuvor Genannten die vornehmsten gewesen. Er hätte aber richtig mit dem viele Weiber und Kebsweiber nehmen sollen ein Maß halten, weil es am Tage, dass viele Weiber seinen Vater Salomo, der sonst der allerweiseste gewesen, betört hatten. [Aber welche mit der Lustseuche behaftet sind, die lassen sich durch kein Beispiel von ihrem unordentlichen Wesen abschrecken.]

22. Und Rehabeam setzte Abia, den Sohn Maechas, zum Haupt und Fürsten unter seinen Brüdern; denn er gedachte ihn zum König zu machen.

Fürsten: Denn weil er seine Mutter unter allen Weibern am meisten liebte, so zog er ihn auch den anderen vor.

Zu machen: Wie auch später geschehen. Und tat das wider die Gewohnheit dieses Volkes und wider das Gesetze Mose, welches dem erstgeborenen Sohn das Fürstentümer unter seinen Brüdern zu erkennt, er sei gleich aus der lieben oder feindseligen Frauen geboren {5Mos 21}. Aber er hat um seines Weibes willen das Gesetz Gottes hinten angesetzt. [Wir sollen unsere Weiber also lieben, dass wir nicht ihnen zu gefallen unseren Bräutigam Christus beleidigen.]

23. Und er nahm zu und brach aus vor allen seinen Söhnen in Landen Juda und Benjamin in allen festen Städten; und er gab ihnen Fütterung die Menge und nahm viele Weiber.

Söhnen: Die ihm, dem Abia, Alters halben vorginge.

Fütterung: Er versah sie mit Proviant und Nahrung, dass sie die Belagerungen im Fall der Not eine Zeit lang aushalten könnten.

Viel Weiber: Darum er auch nicht lange gelebt, weil er nur drei Jahre im Regiment gesessen, wie aus dem folgenden 13. Kapitel dieses Buches zu sehen. [Denn wenn einer den Weibern ganz zu viel ergeben ist, so verkürzt er sich selber das Leben.]


Das 12. Kapitel

  • Weil Rehabeam von der Abgötterei sich nicht allerdings enthielte, so schickt ihm Gott Sisak den König in Ägypten mit einem Kriegsheer über den Hals, v. 1.
  • Da er aber von dem Propheten Semaja deshalb zu Rede gesetzt wird, bekennen er und das Volk ihre Sünden und demütigen sich vor Gott, v. 5.
  • Darum mildert Gott die Strafen, dass das Königreich Juda nicht ganz zugrunde geht. Aber doch nimmt Sisak die Schätze aus dem Tempel und zieht damit hinweg. Rehabeam fällt wieder in Sünden und beharrt darin, v. 12.

1. Da aber das Königreich Rehabeams bestätigt und bekräftigt wurde, verließ er das Gesetz des Herrn und ganz Israel mit ihm.

Bestätigt: Da er im Reich wohl erwärmt war, also dass er an Macht und Reichtum der benachbarten Könige keinem meinte zu weichen, da war er Gott nicht mehr dankbar.

Mit ihm: Dass sie den rechten Gottesdienst nicht mehr gebührlich verrichteten, noch im Wandel gottselig lebten. [Denn wenn ein Mensch sich selbst überlassen wird, so hängt er seiner Vernunft und seinen fleischlichen Begierden nur desto mehr nach, je größere Guttaten er von Gott empfängt. Und folgt der allgemeine Haufen dem Wandel der Obrigkeit.]

2. Aber im fünften Jahr des Königs Rehabeam zog herauf Sisak, der König in Ägypten, wider Jerusalem (denn sie hatten sich versündigt am Herrn) {1Sam 14v25}

Zog: Mit einem Kriegsheer, zur Strafe der Sünden.

Versündigt: Mit Abgötterei und anderen gräulichen Lastern. [Denn Gott züchtigt seine Kinder bisweilen mit Krieg, auf dass sie durch wahre Buße wieder auf den rechten Weg kommen.]

3. mit tausend und zweihundert Wagen und mit sechzigtausend Reitern und das Volk war nicht zu zählen, das mit ihm kam aus Ägypten, Libyen, Suchim und Mohren;

Zu zählen: Vor großer Menge, weil er auch mancherlei fremde Völker bei sich hatte, darum er dem Königreich Juda einen großen Schrecken einjagte.

4. Und er gewann die festen Städte, die in Juda waren, und kam bis gen Jerusalem.

Gewann: [Sind darum die Festungen nichts nütze, wenn Gott mit Abgötterei und anderen groben Sünden erzürnt wird.]

5. Da kam Semaja, der Prophet, zu Rehabeam und zu den Obersten Judas, die sich gen Jerusalem versammelt hatten vor Sisak und sprach zu ihnen: So spricht der Herr: Ihr habt mich verlassen, darum habe ich euch auch verlassen in Sisaks Hand.

Vor Sisak: Der Hoffnung, dass sie in der Stadt Jerusalem ein wenig sicherer sein würden als an anderen Orten.

Verlassen: Das ist: Weil ihr die rechte reine Religion aus der acht gelassen und von dem Wege meiner Gebote abgewichen seid, dazu meiner nicht mehr geachtet. So habe ich euch auch in dieses Feindes Hand übergeben und will euch nicht schützen. Dies ist der Inhalt der Predigt gewesen, damit der Prophet die Israeliten zur Buße gerufen hat. [Denn der Anfang zu einer heilsamen Buße ist, dass man die Sünde erkenne. Darum schickt Gott auch die Kirchendiener zu uns, die uns die Ursache des Üblen zeigen, nämlich unsere Sünde.]

6. Da demütigten sich die Obersten in Israel mit dem Könige und sprachen: Der Herr ist gerecht.

Gerecht: Dass er uns diese Strafe zuschickt. Denn wir bekennen, dass wir sie wohl verdient haben, weil wir ihn nicht recht und mit Ernst nach seinem uns vorgeschriebenen Wort geehrt, auch uns im Wandel nicht angemessen verhalten haben, wir bitten aber demütig, dass uns Gott unsere Sünde verzeihe und die wohlverdientes Strafen gnädiglich abwenden wolle. [Sieht man deswegen hier, wie das Predigtamt des göttlichen Wortes ein Mittel und Werkzeug sei, dadurch Gott der Menschen Herzen bekehrt werden.]

7. Als aber der Herr sah, dass sie sich demütigten, kam das Wort des Herrn zu Semaja und sprach: Sie haben sich gedemütigt, darum will ich sie nicht verderben, sondern ich will ihnen ein wenig Errettung geben, dass mein Grimm nicht triefe auf Jerusalem durch Sisak.

Verderben: Das ist: Weil sie ihre Sünden demütig erkennen und Buße tun, so will ich sie durch des ägyptischen Königs Sisak Gewalt nicht ganz vertilgen, sondern ihr künftiges Unglück und die Gefahr mildern, dass sie auch in der Strafe eine Erleichterung empfinden. [Denn Gott ist barmherzig gegen den bußfertigen Sünder, dass ihn der Strafen leicht bereuten.]

8. Doch sollen sie ihm untertan sein, dass sie innewerden, was es sei, mir dienen und den Königreichen in den Landen dienen.

Inne werden: Dass sie erfahren und wissen, wie viel besser und leichter man mir in der wahren Religion und Gottseligkeit dienen könne, als der Tyrannen Joch um der Sünde willen zu tragen. [Denn die Last Christi ist leicht und sein Joch sanft {Mt 11}. Es lässt aber Gott, nachdem er die Sünde verziehen, dennoch etliche leibliche und zeitliche Strafen vorgehen, nicht dass er uns hasse, sondern auf dass die wahre Buße in uns desto ernstlicher und eifriger sei und wir vor künftigen Sünden mit mehr Vorsichtigkeit uns hüten, auch dass andere durch unsere Strafen von Sünden abgeschreckt werden.]

9. Also zog Sisak, der König von Ägypten, herauf gen Jerusalem und nahm die Schätze im Hause des Herrn und die Schätze im Hause des Königs und nahm es alles weg; und nahm auch die goldenen Schilde, die Salomo machen ließ {1Sam 14v26 2Chr 9v15}.

Nahm: Weil Gott nach seiner Verheißung des ägyptischen Königs Gemüt also wandte, dass er nicht mit Morden und Totschlagen übel hauste. Aber doch ließ er ihm zu, dass er die Stadt plünderte und also wiederum davonzog.

Schätze: Denn außerhalb den köstlichen Gefäßen von Gold und Silber wurden auch viele herrliche Gaben und Geschenke im Tempel aufbewahrt, welche die Könige dahin gestiftet hatten. Und ist kein Zweifel, es haben die, so darin zu opfern pflegen, ein gut Teil Silber und Gold dahin geordnet, dass man auf die Opfer wenden sollte und den Tempel damit im Bau zu erhalten.

Alles: Was er in der Stadt auftreiben konnte.

Goldene: Das ist: Die mit goldenen Blechen überzogen waren.

10. An welcher statt ließ der König Rehabeam eherne Schilde machen und befahl sie den Obersten der Trabanten, die an der Tür des Königshauses hüteten.

Befahl: Er gab sie ihnen zu verwahren.

11. Und sooft der König in des Herrn Haus ging, kamen die Trabanten und trugen sie und brachten sie wieder in der Trabanten Kammer.

Trugen sie: Dass sie damit gewappnet vor dem Könige hergingen, danach aber, wenn der König wieder heimgekommen war, stellten sie die Schilde den Obersten wieder zu. [Denn man soll der Könige und Fürsten Leben fleißig hüten. Das ist aber die allerbeste Hut, wenn sie mit den heiligen Engeln umringt sind, welche Hut mit Gottseligem Gebet von Gott erlangt wird.]

12. Und weil er sich demütigte, wandte sich des Herrn Zorn von ihm, dass nicht alles verderbt wurde. Denn es war in Juda noch was Gutes.

Was Gutes: Das ist: Es waren im Stamm Juda noch viele fromme Leute, die entweder nicht ganz in äußerlichen groben Sünden gefallen waren, oder aber doch sich ernstlich zu Gott wiederum bekehrt hatten und der rechten Religion anzuhängen, wie auch einen gottseligen Wandel zu führen von Herzen sich beflissen. Denn Gott verschont oft um etlicher frommer Leute willen eines ganzen Landes.]

13. Also wurde Rehabeam, der König, bekräftigt in Jerusalem und regierte. Einundvierzig Jahre alt war Rehabeam, da er König wurde und regierte siebenzehn Jahre zu Jerusalem, in der Stadt, die der Herr erwählt hatte aus allen Stämmen Israels, dass er seinen Namen dahin stellte. Seine Mutter hieß Naema, eine Ammonitin {1Sam 14v21 2Mos 20v24}.

Bekräftigt: Er hatte das Königreich Juda so unter seine Gewalt, dass ihn niemand daraus vertreiben konnte.

Stellt: Dass der Tempel in derselben Stadt gebaut, das Wort Gottes gelehrt, geopfert, Gott angerufen und gepriesen würde.

Ammonitin: Aus einem heidnischen Volk gebürtig. Denn Salomo hatte dem Gesetze Gottes zuwider ausländische Weiber genommen.

14. Und er handelte übel und schickte sein Herz nicht, dass er den Herrn suchte.

Sucht: Das ist: Er ist wieder zur Abgötterei umgeschlagen, weil er nicht mit Ernst danach trachtete, wie er Gott recht erkennen und ihm angemessen dienen möchte. Und ist vermutlich, seine ammonitische Mutter hat viel dazu geholfen, dass er von der rechten Religion abwich. [Darum, welche die Liebe zur Wahrheit nicht haben, denen schickt Gott kräftige Irrtümer zu und lässt sie in schreckliche Finsternis der Religion geraten, dass sie der Lügen glauben. Welches eine gerechte, aber die allergrößte Strafe ist, da man Gottes Wort versäumt und die Gottseligkeit verachtet.]

15. Die Geschichten aber Rehabeams, beide die ersten und die letzten, sind geschrieben in den Geschichten Semajas, des Propheten und Iddos, des Schauers und aufgezeichnet, dazu die Kriege Rehabeams und Jerobeams ihr Leben lang.

Letzten: Das ist: Was er von Anfang seiner Regierung an bis zu Ende seines Lebens gedenkwürdiges verrichtet.

Geschichten: In seinem Buch, darin er der Könige Taten beschrieben und verzeichnet hat.

Schauers: Das ist: Des Propheten, denn also wurden die Propheten genannt von wegen der göttlichen Gesichte, daraus sie den Willen Gottes erlernten. (Obwohl nun von den vorgemeldeten beiden Büchern keines mehr vorhanden ist. So steht doch alles in der Heiligen Bibel, so viel zu der wahren und selig machenden Erkenntnis Gottes genug ist und haben wir Bücher genug, wenn wir nur in denselben, so noch vorhanden, fleißig und in der Furcht Gottes lesen.]

Leben lang: Das ist: Es war nie kein beständiger langer Frieden zwischen beiden Königen. Denn es verdross den Rehabeam, dass der größere Teil des israelitischen Königreichs ihm von Jerobeam war genommen worden. Jerobeam aber ging darauf um, wie er sein Königreich, so ihm zugekommen, behalten und erweitern möchte. Darum ob es wohl zu keiner Feldschlacht ausbrach, so geschahen doch auf beiden Seiten Streifen und Einfälle.

16. Und Rehabeam entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben in der Stadt Davids. Und sein Sohn Abia wurde König an seiner statt.

Stadt David: Denn da war der Könige Begräbnis. Es hat aber dieser König eine böse Grabschrift hinterlassen, dass er nämlich durch sein närrisches und nichtiges Rühmen seiner Macht zehn israelitische Fürstentümer von ihm abfällig gemacht. Und dass er mit der Abgötterei sich und sein Königreich, so viel er noch davon übrig behalten, besudelt. [Darum sollen wir in der Furcht Gottes leben, auf dass nicht dergleichen Sachen nach unserem Tode von uns auch erzählt werden.]


Das 13. Kapitel

  • Abia, des Rehabeams Sohn, wird vom Könige in Israel Jerobeam mit Krieg überzogen, v. 1.
  • Aber er rühmt sich wider den israelitischen König der wahren Religion und der göttlichen Hilfe, v. 6.
  • Darauf ein harter Streit entsteht und steht anfangs Abia mit seinem Volk in großer Gefahr, aber da er Gott um Hilfe anschreit, erhält er den Sieg und erlegt viele tausend Feinde, v. 13.
  • Danach wird beider Könige Geschichte mit diesem Kapitel beschlossen, v. 21.

1. Im achtzehnten Jahr des Königs Jerobeam wurde Abia König in Juda

2. und regierte drei Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Michaja, eine Tochter Uriels von Gibea. Und es erhob sich ein Streit zwischen Abia und Jerobeam.

Drei Jahre: Dass er aber nur eine so kurze Zeit im Regiment gesessen, ist kein Wunder. Denn er erstlich viele Weiber hatte und ganz geil gewesen, wie zu Ende des vorigen elften Kapitel zu sehen ist. Danach war er nicht recht gottesfürchtig. Denn ob er wohl den Herrn etlichermaßen verehrte, so hat er sich doch daneben auch mit Abgötterei befleckt {1Sam 15}. Und weil er nicht der erstgeborene Sohn war, so stand ihm das Königreich auch von Rechts wegen nicht zu. [Denn die behalten ihre Güter nicht lange, welche sie unrechtmäßigerweise bekommen und hasst Gott eine gemengte Religion.]

3. Und Abia rüstete sich zu dem Streit mit vierhunderttausend junger Mannschaft, starke Leute zum Kriege. Jerobeam aber rüstete sich, mit ihm zu streiten mit achthunderttausend junger Mannschaft, starke Leute.

Vierhundert: Denn es ist der Stamm Juda ein sehr volkreicher Stamm gewesen.

Achthundert: Dass also des Jerobeams Kriegsheer noch so stark gewesen als des Abia, dennoch hat Abia den Sieg erhalten. [Denn Gott gibt den Sieg, wem er will und ist ihm ganz leicht, ein großes Kriegsheer mit einem kleinen Haufen zu schlagen.]

4. Und Abia machte sich auf oben auf den Berg Zemaraim, welcher liegt auf dem Gebirge Ephraim und sprach: Hört mir zu, Jerobeam und das ganze Israel!

Sich auf: Denn obwohl Abia sah, dass der Feind noch so ein großes Kriegsvolk bei sich hatte als er. Jedoch, weil er in der Gottseligkeit etlichermaßen unterrichtet war, so hat er wiederum einen Trost gefasst, dass Jerobeam ein gottloser Mensch wäre und deshalb kein Glück noch Hilfe von Gott zu erwarten hätte. Darum tut er zuvor eine Ermahnung an die Feinde, auf dass er sie von ihrem unrechten Vorhaben abschrecke und zugleich den Seinen ein Herz mache.

5. Wisst ihr nicht, dass der Herr, der Gott Israels, hat das Königreich zu Israel David gegeben ewig, ihm und seinen Söhnen einen Salzbund?

Salzbund: Will so viel sagen: Gott hat dem David verheißen, dass das Königreich Israel bei seinem Geschlecht eine lange Zeit und immer bleiben soll, welche Verheißung und Bündnis ebenso wenig soll übergangen oder aufgehoben werden, als wenig das Salz faulen kann, aus was Vertrauen dürft ihr denn streiten wider Gott für euren König Jerobeam, der nicht von des Davids Nachkommen ist? Diese Rede war zum Teil wahr, aber nicht ganz, denn Gott hatte nicht verheißen, dass er das ganze israelitische Königreich bei des Davids Nachkommen erhalten wollte, wenn sie würden von der rechten Religion abfallen. [Also deuten viele Unbußfertige die göttlichen Verheißungen, so den Frommen geschehen, auf sich und erstrecken sie ganz zu weit.]

6. Aber Jerobeam, der Sohn Nebats, der Knecht Salomos, Davids Sohnes, warf sich auf und wurde seinem Herrn abtrünnig.

Abtrünnig: Dass er nach Erneuerungen trachtete, und wider Salomo begehrte einen Aufruhr anzurichten noch bei seinen Lebzeiten, darum er auch in Ägypten entweichen musste {1Sam 11}. Da aber Salomo gestorben, hat er sich wieder herzu gefunden und von neuen beratschlagt, wie er das Königreich an sich bringen möchte.

7. Und haben sich zu ihm geschlagen lose Leute und Kinder Belials und haben sich gestärkt wider Rehabeam, den Sohn Salomos. Denn Rehabeam war jung und eines blöden Herzens, dass er sich vor ihnen nicht wehrte.

Belial: Teufels Kinder, die ihm zu seinem gottlosen Vorhaben geholfen.

Gestärkt: Dass sie sich aus seinem Gebiet entzogen und mit aufrührerischem Geschrei und Handlungen, den größeren Teil des Königreichs ihm abgedrungen, den sie später wieder alles Recht und Gerechtigkeit dem Jerobeam übergeben.

Blöden Herzen: Er war zu blöd und verzagt dazu von wegen seiner Jugend, als dass er dem Aufruhr hätte dürfen widerstehen oder dem Jerobeam das Königreich männlich aus den Händen reißen. Welches auch nicht alles der Wahrheit ähnlich war. Denn obwohl die Israeliten nicht ohne Aufruhr dem Jerobeam das Königreich übergeben, so war es ihm doch auch vor der Zeit, von Gott durch den Propheten Ahia versprochen wurde {1Sam 11}. Und versammelte Rehabeam, nachdem er das Königreich verloren, ein großes Kriegsvolk, in willens die Israeliten wieder unter sich zu zwingen, das er aber unverrichteter Sachen wieder laufen lassen, nicht zwar aus Furcht oder Kleinmütigkeit, wie Abia sein Sohn nicht fast rühmlich von seinem Vater redet, sondern weil es ihm von Gott durch den Propheten Semaja verboten wurde, dass er nicht streiten soll. Denn es wäre Gottes Wille also, dass die zehn israelitischen Stämme einen besonderen König weiter haben sollten, wie im 1. Buch der Könige Kapitel 12. gemeldet wird.

8. Nun denkt ihr euch zu setzen wider das Reich des Herrn unter den Söhnen Davids, weil eurer ein großer Haufen ist und habt goldene Kälber, die euch Jerobeam für Götter gemacht hat.

Des Herrn: Als wollte er sprechen: Ich weiß zwar wohl, dass ihr euch eines gewissen Sieges vertröstet wider das Königreich Juda, welches doch nicht unser, sondern Gottes Reich ist, darum setzt ihr euch wider Gott, wir aber verwesen seine statt in der Regierung. Und trotzet ihr zwar auf die Menge und große Macht eures Kriegsvolkes, dazu meinen ohne Zweifel eurer etliche, dass ihr in der Schlacht obliegen werdet und euch der Sieg nicht fehlen könne, von wegen des neuen Gottesdienstes, den Jerobeam angerichtet hat und bei den goldenen Kälbern im Schwange geht, gerade als ob Gott solchen seinen andächtigen Dienern den Sieg nicht abschlagen dürfte, indem ihr euch weit irrt, denn ihr mit solchem Tun Gott schwer erzürnt habt.

9. Habt ihr nicht die Priester des Herrn, die Kinder Aarons und die Leviten, ausgestoßen und habt euch eigene Priester gemacht, wie die Völker in Landen? Wer da kommt, seine Hand zu füllen mit einem jungen Farren und sieben Widdern, der wird Priester derer, die nicht Götter sind.

Priester: Welche euch in der rechten Religion und wahren Gottseligkeit hätten können unterrichten, wie den ihnen auch allein das Priestertum nach dem Gesetz Mose gebührt.

Ausgestoßen: Ihr habt sie ins Elend vertrieben und verjagt und nichts danach gefragt, was Gott ihrethalben in seinem Gesetz geboten habe oder nicht.

Eigenen Priester: Aus den anderen Stämmen und Geschlechtern, und zwar von liederlichen Leuten, welches alles dem Gesetze Gottes zuwider läuft.

Völker: Wie die Heiden, welche das Priestertum nicht in angemessenen Ehren halten, noch sich hoch angelegen sein lassen.

Wird Priester: Das ist: Wenn jemand bei euch begehrt Priester zu werden, der darf nur ohne große Kosten einen jungen Farren und sieben Widder zum Opfer bringen, damit die Priester pflegen geweiht zu werden, so lasst ihr ihn bald zu zum Priesteramt, er sei gleich tauglich dazu oder nicht. [Also möchte einer zu den Katholiken heutigentags nicht unrecht und mit Wahrheit dergleichen Wort auch sagen: Wenn nur einer bei euch eine Messe lesen kann, so macht ihr gleich einen Messpfaffen aus ihm und vertraut ihm der Menschen Seelen.] Darum (will Abia sagen) ist kein Zweifel, es sei Gott dem Herrn euer verkehrtes Wesen zum höchsten zuwider, weil eure Priester einen solchen Gottesdienst verrichten, damit der rechte Gott nicht geehrt wird, sondern der allerdings abgöttisch ist. Welches zwar von den Israeliten recht und mit Wahrheit gesagt wurde.

10. Mit uns aber ist der Herr, unser Gott, den wir nicht verlassen; und die Priester, die dem Herrn dienen, die Kinder Aarons und die Leviten in ihrem Geschäft,

Mit uns: Jetzt rühmt sich Abia der rechten Religion, welcher Ruhm richtig und gut gewesen wäre, wenn neben den ordentlichen Satzungen und Gottesdiensten Mose nicht auch Abgötterei zum Teil mitunter gelaufen wäre.

Unser Gott: Nämlich der wahre ewige Gott, aber eure goldenen Kälber sind nicht Götter, sondern Menschen Hände Werke und ist nichts Göttliches an ihnen, darum können sie weder sich selbst noch ihre Anbeter erretten: Aber wir ehren den ewigen wahren Gott, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden.

Nicht verlassen: Wie ihr, sondern wir behalten die Zeremonien und Gottesdienste, wie er es befohlen hat.

Priester: So nicht aus dem gemeinen Haufen ohne Unterschied genommen wurden.

Kinder Aaron: Welchem Geschlecht Gott selbst die Verwaltung des Priesteramt befohlen hat und vertraut.

Geschäft: Dass sie ihr Amt der Gebühr nach bei Verrichtung des Gottesdienstes versehen.

11. und anzünden dem Herrn alle Morgen Brandopfer und alle Abend, dazu das gute Räucherwerk und bereitete Brote auf dem reinen Tisch; und der goldene Leuchter mit seinen Lampen, dass sie alle Abend angezündet werden. Denn wir behalten die Hut des Herrn, unseres Gottes; ihr aber habt ihn verlassen.

Reinen Tisch: Als der mit lauterem Gold überzogen gewesen. Dass er aber hier nur von einem Tisch und Leuchter redet, da doch Salomo derselben viele machen lassen, halte ich es dafür, dass Sisak der König in Ägypten, welcher alle Schätze aus dem Tempel genommen, wie im vorigen elften Kapitel angezeigt wurde, auch die anderen Tische und Leuchter hinweggenommen habe und aus Gottes sonderbarer Schickung nur einen Tisch und Leuchter stehen lassen.

Verlassen: Weil ihr seinen rechten Gottesdienst verworfen habt.

12. Siehe, mit uns ist an der Spitze Gott und seine Priester und die Trompeten, zu Trompeten, dass man wider euch trompete. Ihr Kinder Israel, streitet nicht wider den Herrn, eurer Väter Gott; denn es wird euch nicht gelingen.

Gott: Der für uns streiten wird.

Zu Trompeten: Wenn es vonnöten sein wird. Denn es hat Gott im Gesetz versprochen, wenn wir wider unsere Feinde ausziehen werden und die Priester unter uns sind, so mit den heiligen Trompeten blasen, so wolle er unser gnädig bedenkt sein und uns von unseren Feinden erretten {4Mos 10}. Darum werden wir den Sieg erhalten, ihr aber eine große Niederlage davontragen, wo ihr nicht absteht.

Gelingen: Ihr werdet kein Glück haben, weil, indem ihr wider uns die Waffen braucht, wider Gott streiten werdet, dessen Volk wir sind und seinen rechten Gottesdienst üben. [Und ist es wahr, dass, wer dem Volk Gottes Gewalt tut, der streitet wider Gott, welcher, ob er wohl eine Zeit lang sich stellt, als weiche er, so bringt er doch endlich den Sieg davon.] Ob nun wohl der König Abia und der meiste Teil des Volkes der rechten Religion nicht zugetan war. So waren dennoch unter seinem Kriegsvolk viele tausend frommer Leute, die an dem rechten Gottesdienst hielten. Über die selbigen hat sich Gott besonders erbarmt: Aber zuvor lässt sie Gott in große Gefahr geraten, dass sie nicht anders gemeint, denn es wäre um sie geschehen und nun aus mit ihnen, wie aus dem Folgenden zu sehen.

13. Aber Jerobeam machte einen Hinterhalt umher, dass er von hinten an sie käme, dass sie vor Juda waren und der Hinterhalt hinter ihnen.

Umher: Das ist: Er hat durch verborgene Umwege einen Teil von seinem Kriegsvolk zur Seiten herum geführt und die Kinder Juda schier umringt.

14. Da sich nun Juda umwandte, siehe, da war vorne und hinten Streit. Da schrien sie zum Herrn und die Priester trompeteten mit Trompeten.

Und hinten: Also dass sie auf menschliche Kraft keine Hoffnung mehr hatten und nichts anders als den Tod sahen vor ihren Augen schweben. [Dergestalt lässt Gott die Seinen oftmals in große Gefahr geraten, auf dass er sie desto herrlicher und wunderbar erzeige.]

Schreien sie: Nämlich die Kinder Juda. [Denn in allen Nöten soll man zu Gott fliehen.]

Trompeten: Wie das Gesetz Mose erforderte und daneben den Sieg verhieß. [Soll man deswegen die ordentlichen Mittel, einer Gefahr zu entgehen, nicht versäumen oder aus der acht lassen.]

15. Und jedermann in Juda tönte. Und da jedermann in Juda tönte, plagte Gott Jerobeam und das ganze Israel vor Abia und Juda.

Tönte: Das ist: Sie machten ein großes Feldgeschrei und wurden beherzt den Feind anzufallen.

Plagt: Das ist: Er nahm ihnen das Herz, dass sie keinen Widerstand mehr tun konnten und mit Haufen darnieder gelegt wurden.

16. Und die Kinder Israel flohen vor Juda und Gott gab sie in ihre Hände,

17. dass Abia mit seinem Volk eine große Schlacht an ihnen tat und fielen aus Israel Erschlagene fünfhunderttausend junger Mannschaft.

18. Also wurden die Kinder Israel gedemütigt zu der Zeit; aber die Kinder Judas wurden getrost, denn sie verließen sich auf den Herrn, ihrer Väter Gott.

Gedemütigt: Also dass sie später sich nicht mehr wider das Königreich Juda auf lehnen durften.

Verließen: [Weil welche auf Gott hoffen, die werden nicht zuschanden.]

19. Und Abia jagte Jerobeam nach und gewann ihm Städte an: Bethel mit ihren Töchtern, Jesana mit ihren Töchtern und Ephron mit ihren Töchtern,

Jagt: Also dass er ihm auch in sein Land und Königreich fiel.

Töchtern: Das ist: Zugehörigen Flecken und Dörfern.

20. dass Jerobeam weiter nicht zu Kräften kam, weil Abia lebte. Und der Herr plagte ihn, dass er starb.

Kräften kam: Dass er die vorige Niederlage hätte mögen rächen und seinen Scharten wieder auszuwetzen. [Es hat aber Gott dem Abia solchen Sieg nicht darum verliehen, dass er seinen Missgriff und Irrtum in der Religion sich gefallen ließe, sondern dass er diejenigen stärkte, welche noch in der Religion rein waren und anzeigte, wie er für seine Frommen Sorge trage, ob sie gleich unter den Gottlosen vermischt sind.]

Plagt ihn: Nämlich den Jerobeam, dass er sich eine beschwerliche und tödliche Krankheit zuschickte, daran er endlich starb, ungefähr in die zwei Jahre nach des Abia Tod. [Denn Gott straft die abgöttischen Tyrannen.]

21. Da nun Abia gestärkt war, nahm er vierzehn Weiber und zeugte zweiundzwanzig Söhne und sechzehn Töchter.

Gestärkt: Nämlich nach dem vorigen erhaltenen Sieg, dadurch er mächtiger wurde und seines Königreichs Grenzen erweitert hatte.

Weiber: Die er doch einesteils zuvor, ehe er zum Königreich gekommen, geheiratet, zum Teil später genommen hat, da er das Königreich in Händen hatte. [Denn Gott duldete damals das viele Weiber nehmen, welches er heutzutage keineswegs zulässt.]

22. Was aber mehr von Abia zu sagen ist und seine Wege und sein Tun, das ist geschrieben in der Historie des Propheten Iddo.

Tun: Was er für ein Leben geführt und was er Gedenkwürdiges verrichtet hat.

Iddo: Welches Buch nicht mehr vorhanden ist. [Und haben wir Bücher genug, dass wir daraus Gott recht erkennen und unser Leben gottseliglich anrichten lernen.]


Das 14. Kapitel

  • Auf den Abia folgt im Königreich Juda sein frommer Sohn Assa, der die Abgötterei ausrottet und den rechten Gottesdienst wieder anrichtet, v. 1.
  • Wie er auch das Regiment wohl geordnet, Städte befestigt und die Untertanen zum Kriege gewöhnt, v. 6.
  • Da ihn Serah der Moren König mit Heereskraft überzieht, überwindet ihn Assa mit der Hilfe Gottes, v. 9.

1. Und Abia entschlief mit seinen Vätern und sie begruben ihn in der Stadt Davids; und Assa, sein Sohn, wurde König an seiner statt. Zu des Zeiten war das Land stille zehn Jahre {1Sam 15v8}.

Entschlief: [Denn der Tod schont niemand, weil sie alle Sünder sind {Röm 5}.]

2. Und Assa tat, das recht war und dem Herrn, seinem Gott, wohlgefiel.

Wohl gefiel: [Denn es ist eben genug, wenn unser Tun Gott gefällt, ob es gleich etlichen Leuten nicht gefällt.]

3. Und tat weg die fremden Altäre und die Höhen und zerbrach die Säulen und hieb die Haine ab;

Tat weg: Jetzt erzählt die Schrift stückweise, wie er recht und wohl getan hat, dass es Gott gefiel.

Fremden Altar: Darauf man entweder fremden Göttern geopfert oder doch an einem anderen Ort und auf eine andere Weise Gott verehrt hat, denn er im Gesetz geboten hatte.

Höhen: Die Kapelle und Altar, so man auf hohen Bergen gebaut hatte, zerstört er, weil man da Gott opferte ohne Befehl, da er doch außerhalb dem Tempel zu Jerusalem zu opfern verboten hatte.

Säulen: Die abgöttischen Bilder, dabei man Abgötterei trieb.

Haine: Gepflanzte Lustwälder, in denen man auch falschen Gottesdienst übte.

4. und ließ Juda sagen, dass sie den Herrn, den Gott ihrer Väter, suchten und taten nach dem Gesetz und Gebote.

Suchten: Das ist: Dass sie sich mit ganzem Ernst zu der wahren Religion hielten und eines besseren Wandels sich beflissen.

Gebote: Denn so sucht und ehrt man Gott recht, wenn man seinem Worte glaubt und danach lebt.

5. Und er tat weg aus allen Städten Judas die Höhen und die Götzen. Denn das Königreich war stille vor ihm.

Allen Städten: Nicht nur an einem Ort oder zwei, sondern durch sein ganzes Land und Königreich. [Ist es darum hohes Lobes wert, wenn die Obrigkeit die Abgötterei abschafft und den wahren Gottesdienst wieder anrichtet. Man muss aber die Untertanen zuvor in der rechten Religion unterrichten, auf dass die Herzen von der Abgötterei zu Gott bekehrt werden. Denn wer die Reformierung der Kirche vom Bilderstürmen und zerbrechen anfängt, der verwüstet die Kirche vielmehr, als dass er sie bessert.]

6. Und er baute feste Städte in Juda, weil das Land stille und kein Streit wider ihn war in denselben Jahren; denn der Herr gab ihm Ruhe.

Baut: Jetzt wird erzählt, was er in der weltlichen Regierung löbliches verrichtet hat.

Ruhe: [Es wird aber sooft gesagt, dass Assa eine friedliche Regierung hatte, auf dass wir uns erinnern, wie der weltliche Friede, besonders aber die Einigkeit in der Kirche, eine große Guttat Gottes sei.]

7. Und er sprach zu Juda: lasst uns diese Städte bauen und Mauern darum her führen und Türme, Türen und Riegel, weil das Land noch vor uns ist; denn wir haben den Herrn, unseren Gott, gesucht und er hat uns Ruhe gegeben umher. Also bauten sie und es ging glücklich vonstatten.

Zu Juda: Zu seinem Volk und Untertanen.

Türme: Daraus man den Feind zurücktreiben könne.

Riegel: Da etliche noch nicht ummauert und verschlossen sind.

Vor uns: Dass wir es in unserer Gewalt haben und friedlich besitzen. [Denn man mag wohl Städte und Schlösser bauen und befestigen, aber darum sein Vertrauen nicht darauf setzen. Und soll man die Gelegenheit einer Regierung wohl vorzustehen nicht versäumen, denn es können viele Dinge zu Friedenszeiten verrichtet werden, daran man in Kriegszeiten gehindert wird. Danach ist auch dieses Königs Freundlichkeit zu loben, dass er seinen Untertanen nicht tyrannischerweise gebietet, sie sollen die Städte befestigen, sondern spricht die Obersten in den Städten darum an und beredet sie dahin, dass sie mithelfen und zuschließen sollen, damit die Städte befestigt werden. Denn in Sachen die große Mühe und ansehnliche Kosten erfordern, sollen Fürsten und Herren mit den vornehmsten Landständen, so aus der Bürgerschaft oft genommen werden, sich zuvor beratschlagen.]

Umher: Dass wir uns keiner Gefahr jetziger Zeit zu besorgen haben. [Sollen deswegen Fürsten und Herren, so dem Regiment im Frieden begehren vorzustehen, zu allererst dahin sehen, dass die rechte Religion bei ihnen im Schwange gehe und Gottseligkeit im Wandel gespürt werde. So wird Gott die Gefahr entweder verhüten oder doch glücklich abtreiben.]

Bauten sie: Die Untertanen samt dem Könige. [Und ist dieser Untertanen Willfährigkeit zu loben, die, was recht und weislich von der Obrigkeit bedacht und vorgebracht wurde, fleißig und hurtig ins Werk gerichtet haben.]

8. Und Assa hatte eine Heerkraft, die Schild und Spieß trugen: Aus Juda dreihunderttausend und aus Benjamin, die Schilde trugen und mit den Bogen konnten, zweihundertachtzigtausend; und diese waren alle starken Helden.

Trugen: Denn obwohl der König Assa ganze zehn Jahr einen erwünschten Frieden hatte, so hat er nichtsdestoweniger verschafft, dass die Untertanen mit notwendigen Wehren und Waffen versehen wären, wenn sie irgendeinmal eins wieder den Feind sollten angeführt werden. [Und soll man Vorsehung tun, dass die Untertanen mit Waffen gerüstet sind, auch zu Friedenszeiten, auf dass man zu einem vorfallenden Krieg gefasst sei. Also sollen wir in der geistlichen Ritterschaft zur selben Zeit, da wir von schweren Versuchungen eine Zeit lang befreit sind, die geistlichen Waffen für uns zubereiten {Eph 6} auf dass wir den künftigen Versuchungen des Satans widerstehen mögen.]

9. Es zog aber wider sie aus Serah, der Mohr, mit einer Heereskraft, tausendmal tausend, dazu dreihundert Wagen und kamen bis gen Maresa.

Es: Bis daher ist es unter diesem Könige im Regiment wohl gestanden und zugegangen. Aber es hat Gott seines Volkes Glauben durch eine äußerliche Gefahr probieren und ihnen einen Krieg zuschicken wollen, nicht der Meinung, dass er sie verderbe, sondern dass er sie zu seines Namens Ehre wunderlich wiederum daraus errettete.

Maresa: Auf die Grenzen des Königreichs Juda, welche sie anfingen zu verheeren.

10. Und Assa zog aus gegen ihn; und sie rüsteten sich zum Streit im Tal Zephatha bei Maresa.

11. Und Assa rief an den Herrn, seinen Gott und sprach: Herr, es ist bei dir kein Unterschied, helfen unter vielen, oder da keine Kraft ist. Hilf uns, Herr, unser Gott; denn wir verlassen uns auf dich und in deinem Namen sind wir gekommen wider diese Menge. Herr, unser Gott, wider dich vermag kein Mensch etwas {1Sam 14v6}.

Rief an: Um Erhaltung des Sieges, ehe die Schlacht anging. Heutigentags führen viele Hauptleute und Soldaten Kriege, da sie den Streit vielmehr mit Fluchen und Schwören als mit Beten anfangen. Welches darum nicht desto besser und selten Glück dabei ist.

Keine Kraft: Du kannst durch ein schwaches Kriegsvolk ebenso wohl den Sieg geben, als durch ein mächtiges. Darum verlassen wir uns auf deine Macht und ob unser wohl an der Zahl viel weniger sind als der Feinde, die schier eine unzählige Menge bei sich haben, so wollen wir sie dennoch in deinem Namen angreifen, welches wir sonst nicht tun dürften, wenn wir nicht das Vertrauen zu dir hätten, der du von langen Zeiten her in deinem Volk berühmt bist, dass du uns mit deiner Hilfe beistehen würdest, auf dass wir nach erlangtem Sieg deinem Namen mit Lob gen Himmel heben.

Unser Gott: Wir erkennen dich, den ewigen wahren Gott, und sind als dein Volk Hilfe und Beistand von dir gewärtig.

Etwas: Darum, wer wider uns, als wider dein Volk sich setzt und zur Waffe greift, der streitet nicht so sehr wider uns, als wider dich und da wir sollten überwunden werden, so würde es nicht nur um unser Leib, Weib, Kind und Habe zu tun sein, sondern es würde deines Namens Ehre und Majestät dadurch in Gefahr kommen und geschmälert werden. Denn die Heiden würden sagen, dass sie dich und dein Volk übermocht hätten. [Und ist dies ein kurzes, aber sehr kräftiges Gebet. Denn wenn wir Gottes Allmacht rühmen und mit Ernst sagen, dass wir all unsere Hoffnung auf seine väterliche Güte setzen, ihn auch erinnern, dass er seinen Namen von den Feinden nicht wolle verspotten lassen, so kann er es nicht unterlassen uns zu helfen.]

12. Und der Herr plagte die Mohren vor Assa und vor Juda, dass sie flohen.

Plagt: Er verschaffte, dass sie erschraken und ausrissen, darauf sie von des Assa Kriegsleuten mit Haufen darnieder gelegt und erwürgt würden.

13. Und Assa samt dem Volk, das bei ihm war, jagte ihnen nach bis gen Gerar. Und die Mohren fielen, dass ihrer keiner lebendig blieb, sondern sie wurden geschlagen vor dem Herrn und vor seinem Heerlager. Und sie trugen sehr viel Raubes davon.

Keiner: Von solcher großen Menge, der die Niederlage hätte verkündigen und davon etwas nachsagen können.

Heerlager: Weil Gott selbst durch die Kriegsleute seines Volkes die Feinde schlug und vertilgte.

14. Und er schlug alle Städte um Gerar her; denn die Furcht des Herrn kam über sie. Und sie beraubten alle Städte; denn es war viel Raubes darin.

Städte: Nämlich der Philister, vielleicht weil dieselben, als unversöhnliche Feinde des Volkes Gottes, sich neben den Mohren in diesem Kriege wider die Israeliten gebrauchen lassen.

15. Auch schlugen sie die Hütte des Viehs und brachten Schafe die Menge und Kamele; und kamen wieder gen Jerusalem

Hütte: Das ist: Sie erwürgten die Leute, welche im selben Lande nach Gewohnheit in Hütten wohnten, auf dass sie die Herde, so ganz groß, desto füglicher weiden könnten.

Kamen wieder: Mit großer Freude, Ehre und Reichtum. [Denn welche auf den Herrn vertrauen, die werden nicht zuschanden, sondern empfinden die göttliche Hilfe und mag man die Feinde im Kriege wohl berauben, aber den Freunden soll man nichts nehmen.]


Das 15. Kapitel

  • Der Prophet Asaria ermahnte den König Assa und das Volk Juda, dass sie in der wahren Gottseligkeit standhaft fortfahren sollen, v. 1.
  • Assa rottet die übrige Abgötterei aus und opfert mit dem Volk dem Herrn, setzt auch eine Strafe auf die Abgöttischen, v. 8.

1. Und auf Asarja, den Sohn Odeds, kam der Geist Gottes.

Und: Damit das Volk Gottes über solchen Sieg sich nicht erhöbe und bald danach in fleischliche Sicherheit geriete, auch nach und nach von der rechten Religion und wahren Gottseligkeit abfielen. So hat sie Gott durch den Propheten wollen ermahnen lassen, dass sie zur Dankbarkeit auf den rechten Weg fortführen, mit angehängter Weissagung, dass ihre Nachkommen einmal die rechte Religion verlieren und deshalb in großes Unglück geraten würden: Darum sie desto mehr sich vorzusehen, dass sie in der Frömmigkeit beharrten.

Kam: Das ist: Er ist vom Heiligen Geist erweckt und erleuchtet worden zum Weissagen.

Entgegen: Da er mit seinem Kriegsvolk wieder heimgekommen, nachdem die Feinde erlegt waren.

2. Der ging hinaus Assa entgegen und sprach zu ihm: Hört mir zu, Assa und ganz Juda und Benjamin! Der Herr ist mit euch, weil ihr mit ihm seid; und wenn ihr ihn sucht, wird er sich von euch finden lassen; werdet ihr aber ihn verlassen, so wird er euch auch verlassen.

Ihm seid: Weil ihr euch zu dem Herrn euren Gott bekehrt habt und ihm mit wahrem Glauben anhangen, so hilft er euch auch gnädiglich in eurem Tun und verleiht euch einen glücklichen Fortgang: Da ihr ihm auch weiter mit Ernst dienen werdet, so werdet ihr ihn ebenmäßig als einen gnädigen und gütigen Vater spüren.

Verlassen: Dass ihr von der rechten Religion abfallt oder ein gottloses Leben führt. So wird er euch seine Hilfe und väterlichen Guttaten auch wiederum entziehen. [Auf dass wir deswegen auch in diesem Leben, so viel dessen sein kann, Glück haben mögen, so sollen wir einzig und allein uns dahin bemühen, dass wir in wahrem Glauben und unsträflichem Wandel beharren. Denn die Gottseligkeit hat Belohnung dieses und des zukünftigen Lebens.]

3. Es werden aber viele Tage sein in Israel, dass kein rechter Gott, kein Priester, der da lehrt und kein Gesetz sein wird.

Tage sein: Es wird eine lange Zeit hingehen, dass im Volk Gottes kein rechter Gottesdienst öffentlich (denn sonst sind insbesondere immer etliche Fromme bei der wahren Erkenntnis Gottes erhalten worden) wird im Schwange gehen. Wie auch keine rechte Erkenntnis Gottes noch ordentliche Priester sich finden werden, die das Volk in der rechten Religion unterweisen könnten, und wird das Gesetz Gottes in großer Verachtung sein, dass es in einem Winkel geworfen, von niemand gelesen oder erkannt werde, daher schreckliche Finsternis der Religion im Volk Gottes sein werden. Darum sollt ihr wohl und fleißig achthaben, dass ihr das Licht der Wahrheit lange bei euch und bei euren Nachkommen erhaltet. So meldet die Schrift, dass unter der Regierung des Königs Josia das Gesetzbuch im Tempel gefunden wurde als etwas Seltsames, welches man zuvor in langer Zeit nicht gesehen {2Sam 23}. [Wenn deswegen das Volk Gottes im Alten Testament hat können in so große Finsternis der Religion geraten, da ihnen doch Gott oft Propheten erweckt, die mit Lehren und Wunderzeichen die Abgötterei Unrecht gescholten und verworfen, sollte es denn jemand wundernehmen, dass die Kirche im Neue Testament auch viele Jahre geirrt? Besonders, da man die Erkenntnis der Sprachen verloren hatte, dass, ob man wohl die Bibel gelesen, selbige doch nicht recht verstanden hat, die auch in solche Verachtung gekommen war, dass man der Väter und des heidnischen Aristotelis Schriften in größeren Ehren gehalten.]

4. Und wenn sie sich bekehren in ihrer Not zu dem Herrn, dem Gott Israels und werden ihn suchen, so wird er sich finden lassen.

Not: Da sie um der Sünden und Abgötterei willen ernstlich von Gott gestraft wurden.

Suchen: Dass sie sich bemühen, ihm mit Ernst und recht zu dienen, so werden sie einen gnädigen Vater an ihm spüren. Sie werden aber dazu gedrungen und genötigt werden, dass sie ihn werden müssen suchen, weil sie mit großem und vielfältigem Unglück überfallen wurden und geplagt sind.

5. Zu der Zeit wird es nicht wohlgehen dem, der aus- und eingeht. Denn es werden große Getümmel sein überall, die auf Erden wohnen.

Eingeht: Das ist: Es wird niemand sicher seiner Hantierung und Geschäften nach hin und wieder reisen können.

Wohnen: Es wird überall, auch außer dem Königreich Juda voll Krieg und Unruhe sein, also dass man schier keinen Ort wird finden können, dahin man sicherlich sich begeben möchte.

6. Denn ein Volk wird das andere zerschmeißen und eine Stadt die andere; denn Gott wird sie erschrecken mit allerlei Angst.

Erschrecken: Von wegen ihrer großen und vielfältigen Sünden wird sie Gott mit Angst und Not überschütten und sie so verwirrt und zaghaft machen, dass sie nicht wissen werden, wo sie aus oder ein sollen.

7. Ihr aber seid getrost und tut eure Hände nicht ab, denn euer Werk hat seinen Lohn.

Nicht ab: Bleibt standhaft in der Übung der rechten Religion und wahren Gottseligkeit und was noch zu verbessern übrig, das bringt treulich und mit allem Fleiß zum Ende, auf dass ihr dergleichen Unglück entrinnen mögt.

Lohn: Also dass es euch Gott reichlich vergelten wird, was ihr in Aufrichtung der reinen Religion und Besserung des Lebens Gutes tun werdet. [Denn Gott krönt uns mit seinen Gaben.]

8. Da aber Assa hörte diese Worte und die Weissagung Odeds, des Propheten, wurde er getrost und tat weg die Gräuel aus dem ganzen Lande Juda und Benjamin und aus den Städten, die er gewonnen hatte auf dem Gebirge Ephraim und erneuerte den Altar des Herrn, der vor der Halle des Herrn stand.

Getrost: Weil er in seinem gottseligen Vorhaben, die Religion zu reformieren, noch mehr gestärkt wurde, dass er sich gänzlich im Sinn nahm, nicht abzulassen, bis er die Sache glücklich zum Ende gebracht hätte. [Denn wo das Wort Gottes lauter und rein gepredigt wird, da geht es ohne Frucht nicht ab.]

Gräuel: Die abgöttischen Altare und Bilder, so nach der vorigen ersten Reformierung noch übergeblieben waren.

Gewonnen: Dass er sie entweder mit bewaffneter Hand erobert oder auch durch Aufgeben den benachbarten Feinden abgedrungen hatte.

Stand: Denn auf demselben Altar hatte Gott befohlen, dass man ihm opfern soll und an keinem anderen Ort.

9. Und versammelte das ganze Juda und Benjamin und die Fremdlinge bei ihnen aus Ephraim, Manasse und Simeon. Denn es fielen zu ihm aus Israel die Menge, als sie sahen, dass der Herr, sein Gott, mit ihm war.

Fremdlingen: Die aus dem israelitischen Königreich von wegen der darin vorgehenden Abgötterei, aus Liebe zur rechten Religion, ins Königreich Juda sich begeben hatten, dass sie da ohne Hindernis dem Gottesdienst dienen könnten.

Sahen: Und spürten, wie Gott von wegen der rechten Religion, die er wieder angerichtet, ihn besonders lieb hätte und ihm beistünde in allem seinem Tun, dass es überall wohl zuging unter seiner Regierung. [Soll man darum fromme Leute, die um der Religion willen unter uns zu wohnen begehren, Platz und Unterschlupf geben, auf dass Gottes Ehre und ihre Seligkeit dadurch befördert werde.] Es hat aber der König Assa auf einen Reichstag sie beschrieben, sie zu erinnern, dass sie in der rechten Religion und Gottseligkeit beharren und immer fortschreiten sollten, auch dass er Gott dem Herrn für den zuvor erlangten Sieg und anderen Guttaten öffentlich Lob und Dank sagte. [Zu solchem Ende sollten die Reichstage jetziger Zeit auch gerichtet werden.]

10. Und sie versammelten sich gen Jerusalem des dritten Monden, im fünfzehnten Jahr des Königreichs Assa,

Dritten Monden: Der zum Teil in unserem Mai, zum Teil im Brachmonat fällt.

11. und opferten desselben Tages dem Herrn von dem Raube, den sie gebracht hatten, siebenhundert Ochsen und siebentausend Schafe.

Opferten: In währendem Reichstag. [Wir aber bringen alsdann Gott zur Dankbarkeit unsere Opfer, wenn wir seinen Namen von Herzen preisen, die bösen Gelüste des alten Adams töten und zur Erhaltung des Predigtamts und der Armen reichlich steuern {Röm 12 Hebr 13}.]

12. Und sie traten in den Bund, dass sie suchten den Herrn, ihrer Väter Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele.

Traten: Sie verpflichteten sich öffentlich, dass sie alle dem wahren Gott von Herzen und mit Ernst dienen wollten.

13. Und wer nicht würde den Herrn, den Gott Israels, suchen, sollte sterben, beide klein und groß, beide Mann und Weib.

Suchen: Dass er den wahren Gott aus der acht gelassen und einem anderen Gott dienen würde.

Sterben: Nämlich ein solcher Abgöttischer und Götzendiener, wes Standes oder Geschlechtes er auch sein möchte. Denn das Gesetz Mose hieß die Abgöttischen umbringen. [Heutzutage soll man sie mit dem Worte Gottes und Bann, aber nicht mit dem Schwert schlagen und überwinden.]

14. Und sie schworen dem Herrn mit lauter Stimme, mit Tönen, mit Trompeten und Posaunen.

Stimme: Sie taten den Eid mit deutlichen klaren Worten, dass sie dem Herrn allein recht dienen wollten.

Posaunen: Nämlich nach getanem Eide, den sie mit einer besonderen Freudigkeit geleistet, haben sie zum Zeichen ihrer Freude allerlei Saitenspiel gebraucht.

15. Und das ganze Juda war fröhlich über dem Eide; denn sie hatten geschworen von ganzem Herzen und sie suchten ihn von ganzem Willen und er ließ sich von ihnen finden; und der Herr gab ihnen Ruhe umher.

Geschworen: Und den Bund mit Gott also erneuert, von freiem Willen, ohne Zwang, auch keinem Menschen zu gefallen. [Und sieht man hier, wie fleißig der Heilige Geist diesen rechtmäßigen Eid rühmt. Aber die Wiedertäufer, welche heiliger sein wollen als der Heilige Geist selber, verwerfen alle Eidschwüre durchaus.]

Willen: Mit großem Eifer.

Ruhe: Denn obwohl zwischen ihm und dem Baesa König in Israel keine rechte Einigkeit gewesen {1Sam 15}. So ist doch der Zustand des Königreichs Juda dadurch nicht zerrüttet worden.

16. Auch setzte Assa, der König, ab Maecha, seine Mutter, vom Amt, das sie gestiftet hatte im Hain Miplezeth. Und Assa rottete ihren Miplezeth aus und zerstieß ihn und verbrannte ihn im Bach Kidron {1Sam 15v13}.

Vom Amt: Als wollte die Schrift sagen, unter anderen des Assa löblichen Taten ist das auch nicht zu verschweigen, dass er in Austilgung der Abgötterei seiner nächsten Blutsverwandten nicht verschont. In massen er denn seine eigene Mutter ihres Priesteramtes entsetzt, welches sie in einem Götzendienst verwaltete, nach der Heiden Brauch: Was es aber für ein Götze war, kann man keine deutliches Nachricht haben, obwohl ihn etliche für einen Abgott der Unzucht halten.

Kidron: Außerhalb der Stadt Jerusalem, auf dass die Heilige Stadt mit des abscheulichen Götzen Asche nicht verunreinigt würde.

17. Aber die Höhen in Israel wurden nicht abgetan; doch war das Herz Assas rechtschaffen sein Leben lange.

Höhen: Deren noch wenig übergeblieben. Denn oben Kapitel 14. steht, dass er sie abgetan habe.

In Israel: Nämlich in denen Städten, die er dem israelitischen König abgedrungen. Und ist zu vermuten, Assa habe gehofft, die Israeliten, welche er unter sich gebracht, würden nach und nach die falsche Religion selber fahren lassen und die rechte einzige, wie sie zu Jerusalem im Schwange ging, annehmen. Denn er die unrechten und abergläubischen Gottesdienste keines Weges billigte.

Rechtschaffen: Er ist bei der rechten Religion standhaft beharrt bis ans Ende seines Lebens.

18. Und er brachte ein, was sein Vater geheiligt und was er geheiligt hatte, ins Haus Gottes, Silber, Gold und Gefäße.

Geheiligt: Nämlich zum Gottesdienste, den er Abia, zu seiner Zeit bekannte und was zu desselben Erhaltung er selber Assa auch gestiftet hatte. [Dies Beispiel sollen alle fromme Regenten sich gut einbilden, dass sie, was ihre Voreltern zu den Messen und abergläubischen falschen Gottesdiensten gestiftet, zur Erhaltung des reinen Predigtamts und zur Aufrichtung der Schulen verwenden.]

19. Und es war kein Streit bis in das fünfunddreißigste Jahr des Königreichs Assas.

Kein Streit: Ausgenommen den vorgemeldeten, den er mit dem Könige der Mohren gehalten.

Jahr: Denn von der Zeit an sind etliche streitige Händel zwischen ihm und Baesa, dem Könige in Israel entstanden, welche doch auch also beschaffen waren, dass sie den Zustand des Königreichs nicht ganz zerrütteten. [Denn Gott lässt die Seinen auf dieser Welt so glückselig sein, dass sie dennoch auch etwas vom Kreuz Christi versuchen müssen, auf dass sie nicht in fleischliche Sicherheit geraten.]


Das 16. Kapitel

  • Baesa, der König in Israel, bekriegt Assa den König in Juda, welcher mit den heiligen Schätzen des Tempels den König in Syrien an sich zieht und mit seiner Hilfe des Baesa Vorhaben hindert, v. 1.
  • Solches wird ihm vom Propheten Hanant, als Unrecht getan, verwiesen, mit dem Assa deshalb tyrannisch umgeht, v. 10.
  • Da er an Füßen krank wird und mehr Hoffnung zu den Ärzten hat, als zu Gott, stirbt er, v. 12.

1. Im sechsunddreißigsten Jahr des Königreichs Assas zog herauf Baesa, der König Israels, wider Juda und baute Rama, dass er Assa, dem Könige Judas, wehrte aus- und einzuziehen {1Sam 15v17}.

Wider Juda: Da er vielleicht ins Königreich Juda gefallen und etliche Streife getan, mit Verheerung des Landes.

Wehrt: Dass der König Assa nicht konnte durch das Königreich Israel einen freien Pass haben oder durch dessen Grenzen ziehen, wohin er wollte, sondern auf derselben Seiten in seinem Königreich gleichsam verschlossen wäre und keinen freien Durchzug hätte. Ohne allen Zweifel hat er auch die Festung darum zu bauen angefangen, damit kein Korn und anderer Proviant mehr aus dem Lande Israel dem Königreich Juda zugeführt würde und also der König Assa mit seinen Untertanen mit der Zeit Mangel leiden müsste. [Und hat Gott solches also vorgehen und geschehen lassen, auf dass an des Assa Person kundwürde, wie ein verkehrtes Ding es sei, um des Menschen Herz, auch wenn gleich der Mensch wiedergeboren ist, weil Assa hier des göttlichen Bestandes sich nicht achtet, sondern nach der Menschen Hilfe trachtet.]

2. Aber Assa nahm aus dem Schatz im Hause des Herrn und im Hause des Königs Silber und Gold und sandte zu Benhadad, dem König zu Syrien, der zu Damaskus wohnte und ließ ihm sagen:

3. Es ist ein Bund zwischen mir und dir, zwischen meinem und deinem Vater; darum habe ich dir Silber und Gold gesandt, dass du den Bund mit Baesa, dem Könige Israels, fahren lässt, dass er von mir abziehe.

Mir und dir: Als wollte er sprechen: Es wird dir noch wohl bewusst sein, wie wir vor vielen Jahren einen Bund miteinander hatten, dass keiner den anderen beleidigen soll.

Vater: Die auch miteinander in Bündnis und in guter nachbarlicher Vertraulichkeit gestanden.

Darum: Weil jetzt die Sache mit mir also beschaffen ist, dass ich deiner Hilfe nötig bin.

Fahren lässt: Und ihn mit Krieg überziehst.

Abziehe: Denn dergestalt wird er sich mit einem Kriegsheer müssen auf die äußerste Grenzen seines Königreichs verfügen, dass er die selbige schütze und wird den angefangenen Bau zugleich unterlassen müssen. Aber Assa hätte solches nicht tun sollen, dass er den Tempel des Herrn beraubt und an seinen Schätzen sich selbst erschöpft, damit er des gottlosen Königs Hilfe erkaufte. Denn er stark genug für sich selbst gewesen wäre, den Baesa zu überfallen und zu hindern, wenn er seine Hoffnung auf Gott gesetzt und tapfer zur Waffe gegriffen hätte. [Aber die menschliche Vernunft hat viel mehr Lust zu geschwinden und listigen als zu gottseligen Anschlägen.]

4. Benhadad gehorchte dem Könige Assa und sandte seine Heerfürsten wider die Städte Israels; die schlugen Ejon, Dan und Abel-Maim und alle Kornstädte Naphthalis.

Gehorcht: Nachdem er nämlich vernommen, was Assa an ihm begehrte und was er ihm für herrliche Geschenke gesandt.

Schlugen: Das ist: Sie eroberte mit bewaffneter Hand.

Kornstädte: In denen allerlei Vorrat und Proviant, so zum Kriege vonnöten, aufbehalten wird, als Korn, Wein, Öl, Waffen und vielleicht eine Summe Geldes.

5. Da Baesa das hörte, ließ er ab, Rama zu bauen und hörte auf von seinem Werke.

Hörte auf: [Geschieht es also aus Gottes Urteil, dass der, so einem anderen zu Schaden begehrt, selber Schaden nimmt.]

6. Aber der König Assa nahm zu sich das ganze Juda und sie trugen die Steine und das Holz von Rama, damit Baesa baute; und er baute damit Geba und Mizpa.

Baute: Also dass er auch was bereits aufgerichtet gewesen, wieder niedergerissen und hinweg genommen hat, samt aller anderer Materie, so zum Bau dahin herangeschafft war. [Denn die fleischlichen Anschläge geraten dem äußerlichen Ansehen nach zu Anfang wohl.]

7. Zu der Zeit kam Hanani, der Seher, zu Assa, dem Könige Judas und sprach zu ihm: Dass du dich auf den König zu Syrien verlassen hast und hast dich nicht auf den Herrn, deinen Gott, verlassen, darum ist die Macht des Königs zu Syrien deiner Hand entronnen.

Kam: Aus göttlichem Befehl.

Entronnen: Das ist: Da du solltest in deinen Nöten zu Gott deinem Herrn geflohen sein, hast du vielmehr Hoffnung zu des gottlosen Königs in Syrien Beistand gesucht, der doch den Israeliten nichts Gutes gönnt. Darum wird derselbe König und seine Nachkommen dem Königreich Juda viel Leides zukünftig antun. Und wenn ihr gleich wider ihn zur Waffe greifen wollt, so werdet ihr doch nichts ausrichten und ihn nicht dämpfen können. Und haben zwar später in folgenden Zeiten die Könige in Syrien mit dem Volk Gottes große Kriege geführt, in denen sie oft siegten. [Denn es geschieht oft, dass die unsere ärgsten Feinde werden, denen wir ganz zu viel vertrauten.]

8. waren nicht die Mohren und Libyer eine große Menge, mit sehr vielen Wagen und Reitern? Doch gab sie der Herr in deine Hand, da du dich auf ihn verließest {2Chr 14v9}.

Verließest: Da du aus rechtem Vertrauen zu der göttlichen Hilfe wider sie zur Waffe grifffest, ob sie wohl sehr mächtig waren. Meinst du denn, dass Gott seither kraftloser und schwächer geworden sei und dem israelitischen König nicht hätte können abwehren, wo du nicht den König in Syrien um Hilfe ersucht hättest? Darum du sehr unweislich und gottlos gehandelt hast, dass du dich nicht auf deinen gütigen frommen Gott verlassen, dessen Gewalt und Güte du vor der Zeit erfahren hast.

9. Denn des Herrn Augen schauen alle Lande, dass er stärke die, so von ganzem Herzen an ihm sind. Du hast töricht getan; darum wirst du auch von nun an Krieg haben.

Alle Lande: [Gott sieht alles, was seiner Kirche widerfährt und hilft denen, die wahrhaftig auf ihn trauen.] Darum hätte er dich zu diesem Mal auch nicht verlassen, wenn du auf ihn gehofft hättest.

Töricht: [Denn es ist eine große Torheit, wenn man sich mehr auf Menschen als auf Gott verlässt.]

Krieg haben: Dass du nicht viele ruhige Tage mehr in deinem Königreich erleben wirst. [Denn Gott gibt seinen Segen nicht zu den fleischlichen Anschlägen, da man den Frieden durch unordentliche Mittel sucht, darum geschieht es, dass nur desto mehr Übles daraus entsteht.]

10. Aber Assa wurde zornig über den Seher und legte ihn ins Gefängnis; denn er murrte mit ihm über diesem Stücke. Und Assa unterdrückte etliche des Volkes zu der Zeit.

Zornig: Da er hätte des Propheten Strafpredigt, als die von Gott hergekommen, mit demütigem Herzen annehmen, Buße tun und Gott um Verzeihung bitten sollen.

Stücke: Dass er ihm zu hart zugeredet hatte. [Danken also bisweilen Fürsten und Herren denen übel, die ihnen ihre begangenen Missgriffe frei und mit gottseliger Ermahnung vorhalten. Aber man muss die Belohnung von Gott erwarten. Und beleidigen solche Obrigkeiten nicht die Menschen, sondern Gott selbst, empfinden auch endlich die Strafen.]

Zeit: Nämlich in seinem Alter, da er nicht ganz lange mehr zu leben hatte, fing er an zu tyrannisieren und unrechte Gewalt zu üben unter dem Volk. [Dabei man sieht, wie der alte Adam sich hervortut und seine Tücke nicht lassen kann, denn er nie ganz stirbt, weil der Mensch lebt, darum man immer an ihm zu wehren hat und mit Hilfe des Heiligen Geistes ihm tapferen Widerstand tun muss.]

11. Die Geschichten aber Assas, beide die ersten und die letzten, siehe, die sind geschrieben im Buch von den Königen Judas und Israels.

Letzten: Was er von Anfang seiner Regierung bis zu Ende seines Lebens Gedenkwürdiges ausgerichtet.

Buch: Dadurch doch die vorigen Bücher der Könige meines Erachtens nicht können verstanden werden, weil in denselben des Assa Taten ganz kurz begriffen stehen und weniger als an diesem Ort da von ihm aufgezeichnet ist.

12. Und Assa wurde krank an seinen Füßen im neununddreißigsten Jahr seines Königreichs und seine Krankheit nahm sehr zu; und suchte auch in seiner Krankheit den Herrn nicht, sondern die Ärzte.

Herrn nicht: Da er doch aus solcher Züchtigung seiner zuvor begangenen Sünden sich erinnert und Gott neben Verzeihung seiner Misshandlungen um Linderung der Strafen hätte bitten sollen. Aber er hat den Ärzten mehr als Gott dem Herrn getraut. [Man mag aber die Ärzte wohl benutzen, wenn man zuvor mit bußfertigem Herzen zu Gott als dem obersten Arzt seine Zuflucht hatte und denselben angerufen, dass er die zugeschickte Krankheit hinwegnehmen oder doch die Schmerzen lindern wolle. Auch soll man ihn bitten, dass er der Ärzte Ratschläge regieren und Glück dazu geben wolle, sonst wird die Arznei nicht viel Gutes schaffen, wenn wir gleich durch Gottes Zulassung die Gesundheit eine Zeit lang wieder erlangen.]

13. Also entschlief Assa mit seinen Vätern und starb im einundvierzigsten Jahr seines Königreichs.

Entschlief: (Obwohl wir hoffen wollen, dass dieser König endlich kurz vor seinem Tode oder auch in den letzten Zügen seine Sünden (die er aus mürrischen Kopf, weil er viele Jahre regiert, begangen) erkannt, sich bekehrt und Verzeihung von Gott erlangt habe, besonders weil im vorigen 15. Kapitel gesagt wird, dass sein Herz rechtschaffen gewesen sein Leben lang, also dass er nicht gar in ein ungöttliches wildes Leben und Wesen kam. So haben wir doch hierbei uns zu erinnern, dass wir Gott ernstlich anrufen sollen, damit wir nicht immer in des Fleisches Sicherheit fallen und uns dadurch ins Verderben stürzen, sondern vielmehr in wahrem Glauben und unsträflichem Wandel bis ans Ende unseres Lebens beharren mögen.]

14. Und man begrub ihn in seinem Grabe, das er ihm hatte lassen graben in der Stadt Davids. Und sie legten ihn auf sein Lager, welches man gefüllt hatte mit gutem Räucherwerk und allerlei Spezerei, nach Apothekerkunst gemacht und machten ein sehr groß Brennen.

Graben: Auch aufs köstlichste und künstlichste zurichten.

Brennen: Dass sie des Königs Körper samt dem guten Räucherwerk verbrannt und die Asche in das Grab, welches aufs köstlichste erbaut gewesen, gesetzt haben. Wie vorzeiten auch bei etlichen heidnischen Königen und Kaisern der Brauch war. [Aber der Untertanen Tränen sind bei den Fürsten und Herren Leichen das köstlichste und lieblichste Räucherwerk und sind ihre gottseligen gerechten Taten und weise Verrichtungen die allerstattlichsten Grabmäler, dadurch der Verstorbenen Gedächtnis immer bleibt.]


Das 17. Kapitel

  • Dem Assa folgt sein frommer Sohn Josaphat im Regiment nach, v. 1.
  • Welcher Gott recht und mit großem Eifer dient und das Volk zum rechten Gottesdienst ermahnte, v. 6.
  • Darum gibt ihm Gott Reichtum, Macht und Ehre, dass er nicht allein von den Untertanen geliebt und mit allen notwendigen Sachen zur Beschützung des Königreichs ausgerüstet, sondern auch den ausländischen Königen ein Schrecken gewesen, v. 10.

1. Und sein Sohn Josaphat wurde König an seiner statt und wurde mächtig wieder Israel {1Sam 15v24}.

Mächtig: Dass er ein solches Ansehen bekam, dass der benachbarte König in Israel sich nicht an ihn reiben durfte, sondern seine Gewalt fürchten musste. [Denn Gott macht der frommen Obrigkeit ein Ansehen, dass den Feinden dadurch ein Schrecken eingejagt wird.]

2. Und er legte Kriegsvolk in alle festen Städte Judas und setzte Amtleute im Lande Juda und in den Städten Ephraims, die sein Vater Assa gewonnen hatte.

Städte: Zur Besatzung, dass sie dieselben wider des Feindes Gewalt schützten oder auch im Fall der Not daraus genommen und zur Schlacht wider den Feind können angeführt werden. [Ist es darum frommen Fürsten nicht verboten, Besatzungen und Kriegsleute zu halten, wenn man nur nicht alle seine Hoffnung darauf stellt oder die Untertanen zu Unterhaltung derselben von wegen der großen Kosten ganz erschöpft werden. Denn was unsere Voreltern mit bewaffneter Hand erobert haben, das mögen wir mit gutem Gewissen behalten.]

3. Und der Herr war mit Josaphat; denn er wandelte in den vorigen Wegen seines Vaters David und suchte nicht Baalim,

War mit: Dass er seine Anschläge regierte und ein glückliches Gedeihen gab zu allem, was er anfing.

Vorigen: Er folgte seines Vorfahren Davids Frömmigkeit, der in der rechten Religion bis zu Ende seines Lebens beharrt und im Wandel unsträflich gewesen, bis er den Ehebruch und Totschlag begangen, solchen ersten unsträflichen Wandel nennt der Heilige Geist hier die vorigen Wege Davids.

Suchte nicht: Er richtete keinen baalitischen oder sonst falschen Gottesdienst an, sondern diente dem wahren Gott, welchen Assa erkannt hatte.

4. sondern den Gott seines Vaters und wandelte in seinen Geboten und nicht nach den Werken Israels.

Seinen Geboten: Nämlich nach den Geboten Gottes richtete er sein Leben an.

Werken Israel: Er folgt der Abgötterei und den anderen Lastern nicht, wie sie in dem benachbarten israelitischen Königreich im vollen Schwange gingen. [Es ist aber eine große Tugend an einem frommen Menschen, dass er durch böses Beispiel sich nicht verführen lässt.]

5. Darum bestätigte ihm der Herr das Königreich und ganz Juda gab Josaphat Geschenke; und er hatte Reichtum und Ehre die Menge.

Bestätigt: Also dass er sich nichts deshalb zu bewahren, dass man ihn aus dem Königreich heben möchte.

Geschenke: Sie erzeigten ihm nicht nur den angemessenen Gehorsam, sondern erklärten auch ihre Gutwilligkeit und Liebe gegen ihre Obrigkeit mit Verehrungen, die sie nicht schuldig waren zu leisten. [Und sollen die Untertanen ihre Obrigkeit lieben und ehren, wie auch die Obrigkeit sich also verhalten soll, dass sie vielmehr geliebt als gefürchtet werde.]

Ehre: [Denn die wahre Gottseligkeit und Weisheit macht einen berühmten Namen und ewiges Lob.]

6. Und da sein Herz mutig wurde in den Wegen des Herrn, tat er ferner ab die Höhen und Haine aus Juda.

Mutig wurde: Dass er mit einer besonderen Großmütigkeit von Gott begabt wurde, zu tun nach dem vorgeschriebenen Wort und Willen Gottes.

Höhen und: Die sein Vater übersehen und im Lande gelassen hatte. [Denn die Abgötterei ist wie ein Unkraut, das immer wieder hervorwächst. Und gehört eine besondere Großmütigkeit und Gewissheit des Glaubens dazu, wenn man die Religion recht reformieren will, welche Gaben Gott denen Obrigkeiten mitteilt, durch die er seines Namens Ehre ausbreiten will.]

7. Im dritten Jahr seines Königreichs sandte er seine Fürsten Ben-Hail, Obadja, Sacharja, Nethaneel und Michaja, dass sie lehren sollten in den Städten Judas;

Dritten Jahr: Da richtete er eine Visitation an der Kirche an in seinem Königreich durch weltliche und geistliche Personen, die er dazu verordnet und ausgeschickt, dass sie das Volk aufmuntern sollten, Gott dem Herrn in der wahren Gottseligkeit zu dienen und ihr Leben nach seinen Geboten anzurichten.

Fürsten: Seine vornehmsten Räte und Amtleute, die vor anderen ein großes Ansehen hatten.

Lehren: Dass man in ihrer Gegenwart das Gesetz Gottes verlese und dem Volk solchem fleißig nachzuleben, mit Ernst auferlegt würde.

8. und mit ihnen die Leviten Semaja, Nethanja, Sebadja, Asael, Semiramoth, Jonathan, Adonia, Tobia und Tob-Adonia; und mit ihnen die Priester Elisama und Joram.

Leviten: Die das Gesetz dem Volk vorlesen und auslegen sollten.

9. Und sie lehrten in Juda und hatten das Gesetzbuch des Herrn mit sich; und zogen umher in allen Städten Judas und lehrten das Volk.

Gesetzbuch: Nämlich das fünfte Buch Mose, darin eine herrliche Verheißung von Christo steht, Kapitel 18.

Lehrten: Nämlich Vorgehörtermaßen, dass sie die Leute ermahnten, wie sie sich vor der Abgötterei mit Fleiß hüten sollten und dem rechten Gottesdienst dienen. [Denn es ist der Obrigkeit Amt, dass sie Anordnung tue und verschaffe, damit die Untertanen in der rechten Religion guten Bericht haben und in solchem Tun keine Mühe noch Kosten spare. Und ist es bisweilen vonnöten, dass zur Bestätigung des Predigtamts des göttlichen Wortes besondere weltliche und geistliche Personen abgeordnet werden, die das Volk ihres Amtes erinnern, damit die Kirchendiener an denselben Orten später mit mehr Ansehen und größerem Nutzen lehren können.]

10. Und es kam die Furcht des Herrn über alle Königreiche in den Landen, die um Juda her lagen, dass sie nicht stritten wider Josaphat.

Furcht: Denn Gott hat es also geschickt und verschafft, dass Josaphat allen benachbarten Königen ein Schrecken war. [Und obwohl eine gottselige Reformierung der Religion erstlich das Ansehen hat, als ob sie mit großer Gefahr angefangen würde, so bringt sie doch guten Frieden und Ruhe in der Regierung mit sich und macht der Obrigkeit ein Ansehen.]

11. Und die Philister brachten Josaphat Geschenke, eine Last Silbers. Und die Araber brachten ihm siebentausend und siebenhundert Widder und siebentausend und siebenhundert Böcke.

Philister: Welche sonst zu jederzeit des Volkes Gottes unversöhnliche und abgesagte Feinde gewesen waren. [Denn Gott kann der frommen Fürsten Feinde Gemüter also wenden, dass sie ihnen müssen gewogen werden.]

Geschenke: Die sie ihm jährlich darreichten, besonders an Silber eine gewisse Summe, damit sie ihre Untertänigkeit anzeigten, dass sie ihn für ihren Oberherrn erkannten.

Böcke: Die sie ihm zinsten. [Und hielt man vorzeiten auf eine große Viehzucht mehr als auf viel Silber und Gold. Aber jetziger Zeit hat es der Geiz alles auf Silber und Gold gerichtet.]

12. Also nahm Josaphat zu und wurde immer größer; und er baute in Juda Schlösser und Kornstädte.

Größer: Dass er an Reichtum und Gütern wie auch an Gewalt, Ansehen, Majestät und Ehre sehr zunahm.

Kornstädte: In denen man Getreide zum Vorrat aufschüttete und andere Sachen, so man auf einen künftigen Notfall zum Kriege haben musste, als allerlei Waffen und Rüstungen darin aufbewahrt wurden. [Denn es mag eine fromme Obrigkeit wohl stattliche Schlösser bauen, sofern nur die Untertanen von wegen der ganz zu großen Kosten nicht mit übermachten Schatzungen beschwert und ausgesogen werden. Und ist es nicht Sünde Häuser zu bauen, aber sein Vertrauen darauf setzen ist ein Stück der Abgötterei. Es sind aber auch diesem König sehr ungleich, welche Städte zu bauen sich nicht achten, aber dieselben zu zerstören und in Brand zu stecken sich freuen.]

13. Und hatte viel Vorrats in den Städten Judas und streitbare Männer und gewaltige Leute zu Jerusalem.

Vorrats: (Nach Luther) Nicht allein des Getreides, sondern auch des Zeuges, Waffen und Rüstung, Hauptleute und Kriegsvolk.

14. Und dies war die Ordnung unter ihrer Väter Haus, die in Juda über die tausend Obersten waren: Adna, ein Oberster und mit ihm waren dreihunderttausend gewaltige Leute.

Obersten: Die vom Könige über die Kriegssachen bestellt waren, dass sie zu jederzeit mit ihrem Kriegsvolk gerüstet wären und auf den Notfall wider den Feind sich zu Felde legen könnten.

15. Neben ihm war Johanan, der Oberste; und mit ihm waren zweihundertachtzigtausend.

16. Neben ihm war Amasja, der Sohn Sichris, der Freiwillige des Herrn; und mit ihm waren zweihunderttausend gewaltige Leute.

Freiwillige: Der sich von freien Stücken und mit großer Freudigkeit für die rechte Religion und fürs weltliche Regiment zu streiten anerboten hatten.

17. Von den Kindern Benjamin war Eljada, ein gewaltiger Mann; und mit ihm waren zweihunderttausend, die mit Bogen und Schilden gerüstet waren.

Gerüst: Dass sie im Schießen mit dem Bogen wohl erfahren und mit Schilden aufs Beste versehen waren.

18. Neben ihm war Josabad; und mit ihm waren hundertundachtzigtausend, gerüstet zum Heer.

19. Diese warteten alle auf den König, ohne was der König noch gelegt hatte in die festen Städte im ganzen Juda.

Warteten: Dass sie der König in der Nähe bei der Hand hatte und sie in kurzer Zeit zusammenfordern konnte.

Städten: Darin er sie zur Besatzung gelegt. [Und kann man fromme Fürsten nicht darum verdenken, die zu Friedenszeiten solche Sachen zum Vorrat schaffen, welche man zum Kriege auf einen künftigen Notfall haben muss.]


Das 18. Kapitel

  • Der fromme König Josaphat zieht mit dem gottlosen Könige Ahab aus Unbedachtsamkeit in einen Krieg, weil sie einander mit Schwägerschaft verwandt waren, v. 1.
  • Da kurz zuvor 400 falsche Propheten Ahab den Sieg verheißen, denen der Prophet des Herrn Micha widerspricht und darum in Kerker geworfen wird, v. 4.
  • Und kommt der fromme Josaphat mit dem Leben kaum davon: Ahab aber wird mit einem Pfeil geschossen, dass er stirbt, v. 28.

1. Und Josaphat hatte großen Reichtum und Ehre und befreundete sich mit Ahab.

Ehre: Also dass die benachbarten Könige und Völker sich über seiner Weisheit, Aufrichtigkeit, Majestät und Gewalt verwunderten.

Ahab: Dem gottlosen König in Israel. Denn er dessen Tochter seinem Sohn zum Weibe gab, wie im nachfolgendem 21. Kapitel steht, welches denn übel gehandelt war, weil Joram von seinem Weibe sich verführen ließ, dass er nach seines Vaters Tode gottlos wurde und viel Böses gestiftet hat. [Und geschieht es nicht ohne Gefahr, wenn einer ein Weib nimmt, die nicht in der rechten Religion erzogen wurde. Wie wir auch hierbei sehen, dass der sonst fromme König Josaphat einen menschlichen Fehler beging, indem er seinem Sohn vielmehr aus einem stattlichen als Gottseligem Geschlecht ein Weib nahm. Denn es haben auch die allerfrömmsten Fürsten ihre Mängel.] Und ist bald nach dieser gemachten Schwägerschaft der fromme König Josaphat in Gefahr Leibes und Lebens geraten, daraus er kümmerlich entrann, wie wir bald hören werden.

2. Und nach zwei Jahren zog er hinab zu Ahab gen Samaria. Und Ahab ließ für ihn und vor das Volk, das bei ihm war, viele Schafe und Ochsen schlachten. Und er beredete ihn, dass er hinauf gen Ramoth in Gilead zöge.

Hinab: Seinen Schwager freundlich zu besuchen.

Schlachten: Damit er ihm eine Ehre antäte und sein Personal wohl hielte.

Beredet: Dass ihm Josaphat verheißen müsse, mit ihm in den Krieg zu ziehen wider die Syrer, auf dass er die Stadt Ramoth im Lande Gilead dem Feinde abdingen und wieder an sich bringen möchte {1Sam 22}. [Und versprechen oft auch fromme Fürsten beim Trunk aus Unbedachtsamkeit denen Hilfe zu leisten, derer Gemeinschaft sie richtig fliehen sollten und sich nicht in ihre Händel mischen, dergestalt würden sie ihren Sachen viel besser Rat schaffen.]

3. Und Ahab, der König Israels, sprach zu Josaphat, dem Könige Judas: Zieh mit mir gen Ramoth in Gilead! Er sprach zu ihm: Ich bin wie du und mein Volk wie dein Volk, wir wollen mit dir in den Streit.

Zieh: Als spreche er: Wollt euer Liebe mir nicht einen Reiterdienst tun und mir helfen, dass ich meine Stadt Ramoth von den Syrern wiederum erobere. [Denn die Kinder dieser Welt wissen die frommen und aufrichtigen Leute zu betrügen und ins Garn zu bringen.]

Wie Du: Denn weil wir so ganz gute und nahe Freunde sind, so kann ich mir es nicht zuwider sein lassen, was dir gefällig ist, also werden meine Untertanen auch gesinnt sein. Darum wollen wir unsere Macht zusammensetzen und steht dir frei, meinen Leuten zu befehlen, als wenn es deine eigenen Untertanen wären. [Es vergreifen sich aber fromme Fürsten und Herren oft damit, dass sie meinen, sie müssen den Freunden nichts abschlagen.]

4. Aber Josaphat sprach zum Könige Israels: Lieber, frage heute des Herrn Wort!

Frage: Ehe wir zum Streit hinausziehen, lass uns zuvor von irgendeinem Propheten einen göttlichen Bericht anhören von unserem Vorhaben, auf dass wir wissen, ob Gott unser Zug nicht zuwider sei und ob er uns den Sieg verleihen wolle. [Denn man soll mit allem Fleiß und zuvorderst darauf achthaben, dass wir nichts anfangen oder tun, welches dem ausdrücklichen Worte Gottes allerdings zuwider läuft.]

5. Und der König Israels sammelte der Propheten vierhundert Mann und sprach zu ihnen: Sollen wir gen Ramoth in Gilead ziehen in Streit, oder soll ich es lassen anstehen? Sie sprachen: Zieh hinauf, Gott wird sie in des Königs Hand geben.

Mann: Unter denen kein einziger der rechten Religion zugetan war, sondern sie dienten dem Baal und übten falsche Gottesdienste. [Also ist es auch mit den papistischen Konzilen beschaffen, da man zur Erkundigung der Wahrheit beschreibt Kardinäle, Bischöfe, Äbte, Sorbonisten und dergleichen Leute, die in der Abgötterei allerdings vertieft und den Weg der Wahrheit, welchen sie selbst nicht sehen, anderen nie zeigen werden. So ist auch an dem nichts gelegen, wie viele ihrer im Konsilium beieinander sind, sondern wie wahr sie reden. Denn dass es nichts Neues sei, dass man die menschlichen Träume unter dem Schein des göttlichen Wortes vorbringe, sieht man an diesem Ort.]

Geben: Du wirst den Sieg von den Feinden erhalten und davon bringen.

6. Josaphat aber sprach: Ist nicht irgend noch ein Prophet des Herrn hier, dass wir von ihn fragten?

Herrn: Der einer anderen Religion ist als dieser. Denn Josaphat hatte keine falschen Propheten begehrt zu hören und waren ihm alle diese Weissagungen nicht zu Unrecht verdächtig. [Und lautet eben, als wenn einer jetziger Zeit unter einem Haufen papistischer Pfaffen begehrte einen evangelischen Kirchendiener zu hören.]

7. Der König Israels sprach zu Josaphat: Es ist noch ein Mann, dass man den Herrn von ihm frage; aber ich bin ihm gram, denn er weissagt über mich kein Gutes, sondern allewege Böses, nämlich Micha, der Sohn Jemlas. Josaphat sprach: Der König rede nicht also!

Ein Mann: Denn Elia zur selben Zeit nicht bei Händen gewesen.

Frage: Der auch mit dem Weissagen umgeht.

Gram: Ich achte mich seiner nicht viel, sehe ihn auch nicht gern, den er verwirft all mein Tun, was ich anfange und höre ich schier sonst nichts von ihm als nur lauter Strafen, die er mir immerdar droht. [Es ist aber eine große Torheit, dass man die Kirchendiener hasst, wenn sie etwas sagen, das unserem verdorbenen Fleisch nicht wohl zuschlägt und um der Sünden willen die Strafen verkündigen, damit wir denselben durch ein bußfertiges Leben, wenn wir wollen, entrinnen können.]

Nicht also: [Denn man soll die nicht anfeinden, welche uns etwas sagen, das uns zu hören verdrießlich, aber nützlich ist, sondern welche schädliche Dinge raten, die soll man meiden.]

8. Und der König Israels rief seiner Kämmerer einen und sprach: Bringe eilend her Micha, den Sohn Jemlas {1Sam 22v9}!

Micha: Welche Josaphat begehrt zu sehen und zu hören.

9. Und der König Israels und Josaphat, der König Judas, saßen ein jeglicher auf seinem Stuhl, mit Kleidern angezogen; sie saßen aber auf dem Platz vor der Tür, am Tor zu Samaria; und alle Propheten weissagten vor ihnen.

Kleidern: In ihrem königlichen Amtskleider.

Tor: Denn die Israeliten pflegten ihre wichtigen und allerhand notwendigen Sachen unter den Toren abzuhandeln, wie bei uns auf dem Rathaus oder in der Kanzlei geschieht.

Weissagten: Dass sie mit vielen Worten (und vielleicht mit besonderen Reimen) den Sieg wider die Syrer ausschrien.

10. Und Zidekia, der Sohn Knaenas, machte ihm eiserne Hörner und sprach: So spricht der Herr: Hiermit wirst du die Syrer stoßen, bis du sie aufreibst.

Zidekia: Als der wohl wusste, warum er zum König berufen wurde.

Hörner: Die er später auf seinen Kopf setzte.

Stoßen: Gleichwie ein starker und zorniger Ochse alles, was ihm begegnet, mit den Hörnern zu Boden stößt und niederwirft. Also wirst du mit deiner eisernen, das ist, unüberwindlichen Macht die Syrer anfallen und nicht aufhören, bis du ganz Syrien unter deine Füße gebracht hast. Es pflegten aber die rechten Propheten Gottes bisweilen zu ihren Weissagungen etliche Zeichen hinzuzutun, als da Jeremia zum Zeichen des künftigen Gefängnisses des Volkes Gottes ein Joch am Halse trug, auf dass die Weissagungen desto tiefer in der Menschen Herzen hafteten und desto glaubwürdiger angesehen würden, solches taten ihnen die falschen Propheten nach. [Denn die falschen Lehrer sind wie die Affen, dass sie sich begehren zu stellen, wie die reinen Kirchendiener, da sie doch unterdes von der Wahrheit weit abweichen und derselben den Rücken kehren, ob sie gleich ihre Irrtümer mit den Namen Gottes bemänteln.]

11. Und alle Propheten weissagten auch also und sprachen: Zieh hinauf, es wird dir gelingen; der Herr wird sie geben in des Königs Hand.

Gelingen: Dass du den Krieg wider die Syrer glücklich vollführen und zu Ende bringen wirst. [Denn es kann auch ein ganz Konsilium einmütig irren und die Lügen für Wahrheit annehmen.]

12. Und der Bote, der hingegangen war, Micha zu rufen, redete mit ihm und sprach: Siehe, der Propheten Reden sind einträchtig gut für den König; Lieber, lass dein Wort auch sein wie der einen und rede Gutes.

Gut: Sie sagen alle, es werde dem Könige glücklich vonstatten geben, was er vorhat.

Auch sein: Dass du mit ihnen übereinstimmest, damit du nicht davor angesehen wirst, als wolltest du immerdar etwas Besonderes haben und schlauer sein denn die anderen alle, redest auch vielmehr aus einem heimlich gefassten Neid wider den König, als dass du es Amtes halben tätest. [Denn dergestalt meinen etliche weltweise Leute aus einem fleischlichen Vernunftsdenken, die Kirchendiener zu überreden, dass sie in Irrtum bewilligen sollen, damit sie nicht für unruhige Sturköpfe und Anstifter der Zwietracht gehalten werden, dazu auch großer Herren Ungnade auf sich laden.]

13. Micha aber sprach: So wahr der Herr lebt, was mein Gott sagen wird, das will ich reden.

Reden: [Denn man soll keinem Menschen zu Gefallen von der Wahrheit des göttlichen Wortes abweichen.]

14. Und da er zum Könige kam, sprach der König zu ihm: Micha, sollen wir gen Ramoth in Gilead in Streit ziehen, oder soll ich‘s lassen anstehen? Er sprach: Ja, ziehet hinauf, es wird euch gelingen; es wird euch in eure Hände gegeben werden.

Hinauf: So redete aber dies der Prophet in spöttischer Weise, und mit solchen Gebärden, dass der König von Israel leicht spüren konnte, er meinte es nicht so, wie er es vorbrachte, darum er auch nicht vergnügt sein will.

15. Aber der König sprach zu ihm: Ich beschwöre dich noch einmal, dass du mir nichts sagst denn die Wahrheit im Namen des Herrn!

Beschwöre: Ich wünsche dir von Gott, dass er dich mit allem Ernst strafen soll, wo du nur etwas falsches oder unrechtes in seinem Namen anzeigst. Denn es dringen die Gottlosen bisweilen von anderen Wahrheit heraus, und verdrießt sie es doch, wenn sie die selbige von sich gehört haben.

16. Da sprach er: Ich sah das ganze Israel zerstreut auf den Bergen wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und der Herr sprach: Haben diese keine Herren? Es kehre ein jeglicher wieder heim mit Frieden!

Sprach er: Denn er die Wahrheit nicht mehr verschweigen soll, nachdem er so hoch ermahnt wurde.

Sah: Nämlich, in einem Gesicht, welches mir vor etlichen Tagen von Gott geoffenbart wurde.

Zerstreut: Nachdem sie die Schlacht verloren, und durch die Flucht sich davon machten.

Sprach: Nämlich, im selben Gesicht zu mir.

Herrn: Wo ist der König? Wo sind ihre Obersten, Häupter und Rittmeister, die sie wieder zusammen in eine Ordnung brächten, und den Streit wieder anfangen? Aber sie waren entweder in der Schlacht geblieben, oder hatten sich durch die Flucht davon gemacht.

Jeglicher: Von den übrig gebliebenen Israeliten.

Frieden: Denn obwohl der Syrer die Oberhand und den Sieg erhalten, so wird er doch demselben nicht ferner nach setzen. Darum verfügt euch wieder nach Hause zu euren Weibern und Kindern, so wird euch von den Syrern kein über Drang mir geschehen. Aus dieser Erzählung des Gesichtes hat Ahab leicht verstehen können, was der Krieg für einen Ausgang gewinnen würde, wenn er nur den Propheten Gottes mir glauben wollte, als den gottlosen Baalsdienern.{1Sam 22v18}

17. Da sprach der König Israels zu Josaphat: Sagte ich dir nicht, er weissagt über mich kein Gutes, sondern Böses?

18. Er (Micha) aber sprach: Darum hört des Herrn Wort: Ich sah den Herrn sitzen auf seinem Stuhl, und alles himmlische Heer stund zu seiner Rechten und zu seiner Linken.

Hört: Ihr alle miteinander, die ihr hier vorhanden seid, auf dass man wisse, was Gott der Herr über den Ahab beschlossen hat. Denn ich bringe nichts Erdichtetes vor, sondern lauter göttliche Weissagung, und achte mich nicht, der König Ahab zürne oder nicht.

Sah: In einem Gesicht.

Heer: Die Engel des Herrn, neben dem Stuhl der Majestät Gottes, dass sie bereit waren, seinen Befehl anzuhören und auszurichten. Man soll aber nicht meinen, dass solche augenscheinlichen Spektakel im Himmel sind. Denn Gott, der ein Geist ist (Johannes vier) benötigt keinen Stuhl, ist ihm auch nichts wieder zur Rechten noch zur Linken. Sondern es hat Gott durch solche Gesichte, die er nach der Propheten und unseren Verstand gerichtet, seine unendliche und unaussprechliche himmlische Majestät einigermaßen vorstellen wollen.

19. Und der Herr sprach: Wer will Ahab, den König Israels, überreden, dass er hinaufziehe und falle zu Ramoth in Gilead? Und da dieser so und jener sonst sagte,

Hinaufziehe: Mit einem Kriegsheer gegen die Syrer.

Falle: Das er im selben Krieg um kommen, denn ich will von euch einen dazu gebrauchen, dass er ihn dahin bewegte, auf dass ich den gottlosen König Ahab einmal zu der angemessenen und wohlverdienten Strafe ziehe.

Sagte: Also, dass ein Geist dies, der andere eine andere Meinung vorbrächte, wie der König Ahab zu überreden wäre, dass er den Zug gegen die Syrer vornehme.

20. kam ein Geist hervor und trat vor den Herrn und sprach: Ich will ihn überreden. Der Herr aber sprach zu ihm: Womit?

Geist: Nämlich, ein böser Geist, der listiger war als die anderen. Und ist dies Gesicht dem Propheten in solcher Gestalt vorgekommen, als wenn man in einer Ratsversammlung wäre, da man von wichtigen Geschäften handelt, und eine Umfrage geschieht, dass ein jeder seine Meinung sagen muss. Es braucht aber Gott oft böse Geister, als Richter, zur Vollstreckung seines gerechten Urteils. Und bieten Sie Ihren dienstwillig an, so oft es ihnen nur von Gott zugelassen wird, und so gut werden mag, dass sie den Menschen schaden können. Ein gleiches findet man auch im Buch Hiob (1. Kapitel). Da der Satan einen Bescheid von Gott erwartet, ob und wie er den Hiob plagen solle.

21. Er sprach: Ich will ausfahren und ein falscher Geist sein in aller seiner Propheten Munde. Und er sprach: Du wirst ihn überreden und wirst‘s ausrichten; fahre hin und tue also!

Munde: Ich will alle seine Propheten mit Lügen blenden, und sie dieselben anstatt der Wahrheit annehmen und verkündigen lassen. Denn weil der Teufel ein Totschläger und Lügner ist, so freut es ihn, wenn er die Leute mit Lügen umführen und betrügen kann.

Ausrichten: Es wird vonstattengehen, wie du es vorhast. Es werden aber aus gerechtem Urteil Gottes dem Satan diejenigen zu betrügen übergeben, welche zuvor die Ohren abgewandt haben, dass sie die Wahrheit nicht hören wollen (2. Thessalonicher 2).

22. Nun siehe, der Herr hat einen falschen Geist gegeben in dieser deiner Propheten Mund, und der Herr hat Böses wider dich geredet.

Gegeben: Das sie vom Teufel betrogen, lauter Lügen weissagen.

23. Da trat herzu Zidekia, der Sohn Knaenas, und schlug Micha auf den Backen und sprach: Durch welchen Weg ist der Geist des Herrn von mir gegangen, dass er durch dich redet?

Zidekia: Einer von den falschen Propheten.

Redet: Meinst du, du loser Tropf, dass der prophetische Geist Gottes mich verlassen habe, und bei dir allein sich befinde, und müssen wir alle miteinander irren. Du aber allein weißt es. Denn die falschen Propheten sind nicht allein stolz und übermütig, sondern pflegen auch mit Schlägen und Morden gegen die frommen Lehrer zu wüten, weil sie von einem Mord Geist, als Lügen Geist getrieben werden.

24. Micha sprach: Siehe, du wirst‘s sehen, wenn du in die innerste Kammer kommest, dass du dich versteckst.

Sehen: Ob die wahr oder falsch geweissagt habe.

Versteckst: Vor dem Feind, wenn du hören wirst, dass er den Sieg erhalten habe, da wirst du von einem Zimmer ins andere laufen, und vor Furcht keinen Ort trauen, da du so sehr vor dem Feind meintest sicher zu sein. Denn wenn keine Gefahr vorhanden ist, so sind die falschen Propheten sehr mutig und verwegen, aber in der Gefahr erzeigen sie sich weibisch und furchtsam.

25. Aber der König Israels sprach: Nehmt Micha und lasset ihn bleiben bei Amon, dem Stadtvogt, und bei Joas, dem Sohn des Königs,

Sohn: Ich halte es aber dafür, dass dieser Sohn des Königs mit dem Stadtvogt zugegen war, dass er die Verwaltung des Regimentes von ihm später erlernte.

26. und saget: So spricht der König: Legt diesen ins Gefängnis und speist ihn mit Brot und Wasser der Trübsal, bis ich wiederkomme mit Frieden.

Trübsal: Gebt ihm Brot und Wasser, und haltet ihn so, dass ihm kein Leid geschehe.

Frieden: Nach erlangten sie, dass ich die Sache glücklich zum Ende geführt habe, da will ich dann weiter sehen, was mit ihm zu machen sei. Bringen darum die reinen Kirchendiener von den gottlosen Leuten für ihre Treue Ermahnungen und Warnungen, Feindschaft und Unglück davon, aber Gott wird Ihnen ihre Treue zu seiner Zeit vergelten.

27. Micha sprach: Kommst du mit Frieden wieder, so hat der Herr nicht durch mich geredet. Und er sprach: Höret, ihr Völker alle!

Geredet: Dann wird es bekannt werden, und will ich es selbst bekennen, dass der Geist Gottes nicht durch mich geredet habe, wo du es nicht also erfahren wirst, wie ich dir gesagt habe.

Völker: Ich rufe euch alle miteinander zu Zeugen an, so viel euer hier vorhanden sind, dass ich dem König sein Verderben und Untergang geweissagt habe. Wenn es also darum so geschehen wird, wie ich es jetzt verkündigt habe, so werdet ihr sicher darauf schließen können, dass ich ein rechter Prophet des Herrn bin. Und wieder ruft Micha darum seine Weissagung nicht, wenn er auch dafür ins Gefängnis gelegt wird. Denn es soll ein Kirchendiener bei dem Bekenntnis der Wahrheit feststehen.

28. Also zog hinauf der König Israels und Josaphat, der König Judas, gen Ramoth in Gilead.

Gen Rahmoth: Wider des Propheten Warnung. Josophat zwar, weil er besorgen musste, dass man ihn für furchtsam achten würde, wenn er wieder zurückzöge, als der sich durch eines einigen heillosen Menschen Rede, vom König hätte lassen abschrecken. Ahab aber glaubte seinen falschen Propheten, besonders weil ihrer so viel waren, mehr, als dem einzigen Micha, welchen er, ohne dass für einen Ketzer hielt. Und hat Josophat mit diesen seinem Tun schwer gesündigt. Weil auch heilige Leute große Schwachheiten an sich haben. Darum ihn auch Gott in Leibesgefahr kommen ließ, wie wir später hören werden. Ist auch vom Propheten Gottes, um dieses Zugs willen hart beschimpft worden.

29. Und der König Israels sprach zu Josaphat: Ich will mich verkleiden und in Streit kommen; du aber habe deine Kleider an. Und der König Israels verkleidete sich, und sie kamen in den Streit.

Verkleiden: Das ist: Ich will zu diesem meinem königlichen Habit nicht tragen, daraus man mich für einen König erkennen möchte, sondern will dir die Ehre lassen, dass unser Kriegsheer auf dich, als den einigen Feldobersten sehe, und deinen Befehl gehorsam sei. Denn es ist besser, dass ein Feldherr in diesem Zug sei, als zwei. Ich will aber auch nicht weniger mich tapfer gebrauchen lassen, mit streiten und anderen, was zu verrichten nötig sein wird, damit kein Mangel erscheine. Es handelt aber der israelitische König untreu mit dem frommen Josophat, der doch seiner wegen sich in Gefahr steckte.

30. Aber der König zu Syrien hatte seinen obersten Reitern geboten: Ihr sollt nicht streiten weder gegen klein noch gegen groß, sondern gegen den König Israels

alleine.

Aber: Jetzt folgt der Grund, warum Ahab nicht wollte mit der königlichen Rüstung in den Streit kommen.

Alleine: Ich will nicht, dass ihr nur danach trachtet, wie ihr unter den Kriegsleuten oder auch Hauptleuten einen großen Haufen erlegen könnt, so begehre ich, dass man des Königs Josophat auch schone. Aber des einigen israelitischen Königs Ahab Tod begehrt, der den Bund übergangen, und den Frieden gebrochen hat. Wenn ihr diesen umgebracht habt, und er von wegen seiner Treulosigkeit die angemessenen Strafen empfangen hat, so wird der Krieg bald ein Loch bekommen. Solche Regenten sind des Lobens wert, die im Krieg etliche wenige Personen, als Anstifter des Krieges, begehren aus dem Weg zu räumen, vielmehr als unter dem ganzen Haufen ein großes Blutvergießen anzurichten. Dieser Anschlag des Königs in Syrien war dem Ahab durch Kundschafter entdeckt worden. Darum wollte er den Wechsel des königlichen Habits sich aus der Gefahr entziehen, und den frommen Josophat da hineinstecken. Solche Treue pflegen die gottlosen Regenten den Frommen zu erzeigen, die sich in einen unnötigen Krieg einlassen.

31. Da nun die obersten Reiter Josaphat sahen, dachten sie, es ist der König Israels, und zogen umher, auf ihn zu streiten. Aber Josaphat schrie; und der Herr half ihm, und Gott wandte sie von ihm.

Sahen: In einem königlichen Habit.

Streiten: Dass sie ihn erschlagen wollten.

Schrei: Das er Gott um Hilfe anrief.

Von ihm: Denn es hat Gott gemacht, dass sie ihn entweder an der Stimme oder sonst anderen Zeichen erkannten, wie er nicht der König Israels wäre. So hat das Gebet und die Anrufung zu Gott im Krieg seinen Platz. Und kann Gott die Frommen, welche er wegen ihrer Unbedachtsamkeit willen in Gefahr kommen lässt, wieder daraus erretten, wie er auch zu tun pflegt, auf dass sie später desto vorsichtiger sind.

32. Denn da die obersten Reiter sahen, dass er nicht der König Israels war, wandten sie sich von ihm ab.

33. Es spannte aber ein Mann seinen Bogen ungefähr und schoß den König Israels zwischen den Panzer und Hengel. Da sprach er zu seinem Fuhrmann: Wende deine Hand und führe mich aus dem Heer; denn ich bin wund.

Ungefähr: Er drückte unter die Feinde aufs Ungewisse ab, und schoss in den Haufen, dass er nicht wusste, noch achtete, wen er treffen würde.

Hengel: Er traf eine Stelle am Harnisch, die mit einem Band zusammengefasst war, also, dass der Pfeil dort durchdrang, und in des Königs Leib stecken blieb. Denn obwohl der gottlose und untreue König Ahab hoffte, er wollte mit Veränderung der Kleider die Syrer betrügen, so hat er aber doch Gottes Augen nicht blenden können, der ihn zur Strafe forderte, von wegen seiner vielfältigen und großen Sünden. Und was wir meinen, es geschehe zufällig, so findet sich, wenn wir es richtig betrachten, durch Gottes Ordnung und Fügung es so ergangen ist. Denn es geschieht nichts ohne den Willen und ohne Vorwissen Gottes.

Führe: Denn die Könige pflegten zur selben Zeit oft vom Wagen zu streiten.

34. Und der Streit nahm zu des Tages. Und der König Israels stand auf seinem Wagen gegen die Syrer bis an den Abend und starb, da die Sonne unterging.

Nahm zu: Denn die Israeliten wehrten sich lange, dass sie den Sieg möchten davon bringen, so wichen die Syrer auch nicht, wollten auch kein Ende an den Streit machen, bis sie den König von Israel umgebracht hätten, den sie doch nicht finden konnten.

Stund: Und stritten gegen die Syrer.

Abend: Denn eher um den Abend verwundet, und aus dem Streit geführt wurde.

Starb: Noch am selben Tag. Einen solchen Ausgang hat dieser Tyran gehabt, der die Abgötterei handhabte, und ein Verfolger der Propheten Gottes gewesen, auch mit unschuldigen Blut seiner Untertanen sich besudelt hatte, dazu dem König in Syrien seinem Feind nicht glauben gehalten, und seinen Freund den frommen König Josaphat, mit dem er doch verwandt war, den Feinden verwahrten, und auf die Fleischbank zu liefern begehrte. Sollen darum die Regenten sich an dieses Beispiel spiegeln, dass sie Gott fürchten, und der Gerechtigkeit nachstreben.


Das 19. Kapitel

  • Der Prophet Jehu verweiset dem Könige Josaphat, dass er dem gottlosen Könige Ahab beigestanden, v. 1.
  • Durch welchen Verweis der fromme König zu größerem Eifer in der Gottseligkeit aufgemuntert wird und fährt in Reformierung der Religion fort, v. 4.
  • Ordnet auch im Regiment mit großem Ernst, dass Recht und Gerechtigkeit gehandhabt werde, v. 6.

1. Josaphat aber, der König Judas, kam wieder heim mit Frieden gen Jerusalem.

Mit Frieden: Frisch und gesund, nachdem er aus einer großen Gefahr errettet wurde, darin er sich aus Unvorsichtigkeit gestürzt hatte.

2. Und es ging ihm entgegen hinaus Jehu, der Sohn Hananis, der Schauer und sprach zum Könige Josaphat: Sollst du so dem Gottlosen helfen und lieben, die den Herrn hassen? Und um deswillen ist über dir der Zorn vom Herrn.

Schauer: d. i. Ein Prophet Gottes. Denn die Propheten wurden zur selben Zeit Schauer oder Seher geheißen von wegen der göttlichen Gesichte, die ihnen Gott offenbarte und ihnen dadurch seinen Willen zu verstehen gab, den sie später weiter den Leuten verkündigen und anzeigen mussten.

Soll: Ist nicht Ahab ein Verfolger der rechten Religion gewesen? Und du hast solches nicht geachtet, sondern bist ihm zu Gefallen von wegen der Schwägerschaft dein Leben in Gefahr gesetzt, von dessen Gemeinschaft du dich, so viel möglich, hättest entziehen sollen.

Über dir: Und hättest verdient, dass dich Gott in seinem Zorn ernstlich strafen möchte. [Denn es hat Gott ein großes Missfallen daran, wenn man sich mit den Feinden Gottes ganz zu allgemein macht und in ihrem unrichtigen bösen Vorhaben ihnen Gesellschaft leistet.]

3. Aber doch ist was Gutes an dir gefunden, dass du die Haine hast ausgefegt aus dem Lande und hast dein Herz gerichtet, Gott zu suchen {2Chr 17v2}.

Was Gutes: Also dass, ob du wohl strafwürdig bist, dennoch, weil du alle deine Gedanken mit Ernst dahin gerichtet, dass du hast begehrt, den ewigen wahren Gott recht zu ehren, und hast die Abgötterei mit einem gottseligen Eifer abgetan, so will Gott deine Frömmigkeit belohnen und nachdem er dich aus der Todesgefahr errettet, nicht weiter Unfälle zuschicken, hat dir auch diese deine Sünde verziehen, dass er dich nicht, wie den Saul, verstoßen will. [Denn die Gottseligkeit hat Belohnung dieses und des zukünftigen Lebens {1Tim 4}. Jedoch erlangen wir unsere Seligkeit nicht durch unser Verdienst, sondern umsonst durch den Glauben {Eph 2 Röm 3}. Es will aber Gott, dass die Menschen ihrer begangenen Sünden erinnert werden, dass sie Buße tun und ferner desto behutsamer sind und vorsichtiger wandeln, damit sie nicht noch größere Strafen und endlich das ewige Verderben sich über den Hals ziehen.]

4. Also blieb Josaphat zu Jerusalem. Und er zog wiederum aus unter das Volk, von Berseba an bis auf das Gebirge Ephraim und brachte sie wieder zu dem Herrn, ihrer Väter Gott.

Bleib: Nämlich eine Zeit lang. Und hat die Strafpredigt geduldig angenommen, ist auch über den Propheten nicht zornig, sondern dadurch vielmehr aufgemuntert worden, dass er das gute Werk der Reformierung in der Kirche und Bestellung des weltlichen Regiments tapfer angegriffen und vollführt hat.

Volk: Welches außerhalb der Stadt Jerusalem im Königreich Juda wohnte.

Bersaba: Welches die eine Grenze seines Königreichs war.

Gebirge: Als der anderen Grenze.

Brachte: Das ist: Er vermahnte seine Untertanen ernstlich und väterlich, dass sie alle Abgötterei fahren lassen und der einigen wahren Religion mit höchstem Fleiß und in rechtschaffener Gottseligkeit anhangen sollten. [Denn es steht einer frommen Obrigkeit zu, dass sie achthabe, damit die Untertanen von den falschen Gottesdiensten abgezogen und zur rechten Religion gewiesen wurden.]

5. Und er bestellte Richter im Lande in allen festen Städten Judas, in einer jeglichen Stadt etliche,

Richter: Denn er auch in dem weltlichen Regiment gute Anordnung anzurichten sich vorgenommenen. Darum er verschafft, dass hin und wieder in den Städten taugliche Richter und Amtleute bestellt würden, die den Untertanen ohne falsch zu ihrem Rechten verhülfen.

6. und sprach zu den Richtern: Seht zu, was ihr tut; denn ihr haltet das Gericht nicht den Menschen, sondern dem Herrn; und er ist mit euch im Gericht.

Was ihr tut: Auf dass ihr euer anbefohlen Amt wohl und aufs fleißigste verrichtet.

Dem Herrn: Ihr führt nicht ein menschliches, sondern göttliches Amt und seid Statthalter Gottes, des gerechten Richters, darum sollt ihr der Gerechtigkeit also nachsetzen, dass ihr einmal Gott davor könnt Rechenschaft geben. [Wenn denn das Recht sprechen ein göttliches Amt ist, so schwärmen ohne Zweifel die Wiedertäufer gar sehr, welche leugnen, dass ein frommer Christ mit gutem Gewissen eines Richters oder Obrigkeit Amt verwalten könne.]

Mit euch: Ihr sollt wissen, dass ihr Gott gegenwärtig mitten unter euch habt, darum handelt recht, als vor den Augen Gottes. [Wenn dies alle Richter und Obrigkeiten bedächten, so würden nicht so viele unrechte Urteile gesprochen.]

7. Darum lasst die Furcht des Herrn bei euch sein und hütet euch und tut es; denn bei dem Herrn, unserem Gott, ist kein Unrecht, noch Ansehen der Person, noch Annehmen des Geschenks {5Mos 10v17 Hi 34v19 Apg 10v34 Röm 2v11 Gal 2v6 Eph 6v9 Kol 3v25 1Petr 1v17}.

Hütet euch: Seht zu, dass ihr eurem Amt in der Furcht Gottes recht nachkommt.

Kein Unrecht: Es ist ihm alles Unrecht zuwider. Darum, da ihr in diesem seinem Amt unrechte Urteile fällen werdet, so dürft ihr nicht zweifeln, Gott werde solches an euch rächen.

Geschenks: Dass er um der Person willen oder von wegen eines Geschenks den Gerechten sollt unterdrücken und dem Ungerechten überhelfen. Weil demnach ihr in diesem Amt an seiner statt sitzt, so hütet euch, dass ihr nicht durch das Ansehen der Person oder aus Neid von dem Wege der Gerechtigkeit euch abführen lasst, oder aber Geschenke nehmt und verkehrte Urteile aussprechet. Sonst wird Gott als der gerechteste Richter eurer nicht schonen, sondern euch ebenso wohl strafen, als wenn ihr der geringsten einer wäret im gemeinen Volk. [Dergleichen Sprüche sollte man an alle Rathäuser malen, ja es sollten es alle Richter in ihr Herz geschrieben haben.]

8. Auch bestellte Josaphat zu Jerusalem aus den Leviten und Priestern und aus den obersten Vätern unter Israel über das Gericht des Herrn und über die Sachen und ließ sie zu Jerusalem wohnen {5Mos 17v8}.

Bestellt: Nämlich ein Obergericht, dahin man von den anderen unteren Gerichten in schweren Sachen appellieren und sich berufen könnte. Ein solches Obergericht ist in Deutschland das kaiserliche Kammergericht, wie man es nennt. [Denn man muss ein Obergericht haben, in dem die streitigen Sachen zu Ende gebracht werden und man nicht ohne Aufhören rechten durfte.] Er hat aber zu Beisitzern im selben Gericht geordnet die Leviten, als die im Gesetz Mose, sowohl was die weltlichen Satzungen, als die göttlichen Gebote und Kirchenzeremonien antrafen, erfahren waren und anstatt der Rechtsgelehrten sich da gefunden, dass sie aus dem Gesetz Antwort und Bericht geben könnten, was dem rechten gemäß wäre. Denn die Juden damals kein anderes Recht hatten, als wie es in den Büchern Mose geschrieben stand. Den Leviten wurden auch noch etliche Priester zugegeben, als die den rechten Verstand des Gesetzes wussten und aus demselben urteilen konnten, was gottselig oder gottlos, gut oder böses, recht oder übel getan und gehandelt wäre, gleichwie heutigentags zu den Ehesachen man auch die Geistlichen gebraucht. Welche beiden Parteien noch etliche vornehmste Häupter und Obersten des Volkes beigewohnt. Gleichwie man in einem obersten Land- oder Hofgericht etliche Adelspersonen und vornehme Bürger mit setzt. Ist also dies des Josaphats Gericht von Rechtsgelehrten, geistlichen Personen und Landherren besetzt worden. [Und hat man zur selben Zeit die Geistlichen dazu gezogen, in Fällen das Gewissen belangend, die selbige zu erklären. Denn das Gesetz handelt nicht nur von weltlichen, sondern auch von geistlichen Sachen. Daneben aber sollen die Prediger sich hüten, dass sie sich nicht in weltliche Händel mischen, die sie gar nichts angehen, sondern sollen ihrem Beruf nachkommen.]

Sachen: Dass sie als Gottes Statthalter Recht sprechen und die streitigen Sachen entscheiden.

9. Und gebot ihnen und sprach: Tut also in der Furcht des Herrn, treulich und mit rechtem Herzen.

Tut also: Verrichtet euer Amt in der Furcht Gottes und handelt treulich und aufrichtig, dass ihr euch vom Geiz oder Gunst oder auch Feindschaft der Personen nicht einnehmen lasst.

10. In allen Sachen, die zu euch kommen von euren Brüdern, die in ihren Städten wohnen, zwischen Blut und Blut, zwischen Gesetz und Gebote, zwischen Sitten und Rechten, sollt ihr sie unterrichten, dass sie sich nicht verschuldigen am Herrn und ein Zorn über euch und eure Brüder komme. Tut ihm also so werdet ihr euch nicht verschuldigen.

Brüdern: Den Israeliten, die euch ihre Sachen vorbringen, dass ihr sie fleißig und weislich entscheidet.

Und Blut: Da man über einen begangenen Totschlag zu strafen handeln soll.

Unterrichten: Da jemand Berichts bedarf, wie man die Gesetze und Ordnungen Gottes gebührlich halten müsse? Und ob man sich an einem und anderem Gesetz vergriffen habe oder nicht? Auch wie man sich wieder aussöhnen möge? Und was dergleichen für streitige Fragen vorfallen. So sollt ihr ihnen den rechten Verstand des Gesetzes erklären.

Nicht verschuldigen: Da sonst, wo ihr die Israeliten nicht treulich unterrichtet, wie sie das Gesetz halten sollen, ihr fremde Sünden auf euch laden werdet. [Denn wer den Sünden nicht wehrt, wenn er kann, der wird zugleich mit denen, die da sündigen, von Gott gestraft werden.]

11. Siehe, Amarja, der Priester, ist der Oberste über euch in allen Sachen des Herrn. So ist Sabadja, der Sohn Ismaels, Fürst im Hause Juda, in allen Sachen des Königs. So habt ihr Amtleute, die Leviten, vor euch. Seid getrost und tut es; und der Herr wird mit dem Guten sein.

Oberst: Nämlich der Hohepriester soll in geistlichen Sachen die Anordnung tun, wie alle Rat- und Anschläge vorzubringen, Umfragen halten und was zu glauben oder zu tun sei, mit seinen Beisitzern nach des Gesetzes Ausweisung beschließen, auch Gott um Rat fragen, wenn es die Notdurft fordert.

Fürst: Der an Königs statt in weltlichen Sachen, mit seinen Beisitzern, nach dem Gesetz Gottes beschließen wird, was man tun soll, wer eine gerechte Sache habe, wer strafwürdig sei und wie man ihn strafen soll.

Leviten: Als gelehrte Räte, die aus dem Gesetz den Untertanen recht sprechen können, wie irgend Amtleute zu tun pflegen.

Tut es: Nehmt solches Amt unbeschwert auf euch, ob es gleich nicht ohne Mühe aufhören wird.

Guten sein: Gott wird dies gute angefangene Werke, das zu seiner Ehre und zu seiner Kirche wie auch des weltlichen Regiments Wohlfahrt angesehen ist, lassen glücklich und wohl vonstattengehen und das Gedeihen dazu geben. Solches Trostes und Zusprechens haben die frommen Leute wohl bedurft. [Denn verständige Personen wissen, was für eine große Last ihnen auferlegt wird, wenn ihnen entweder die Kirche oder das weltliche Regiment zu versehen befohlen wird, darum sie dessen gern überhoben wären, wenn sie es mit Fug abschlagen könnten. Aber unerfahrene Leute, welche meinen, es sei um die Regierung ganz ein leichtes Ding, bieten sich selber zu dergleichen Ämtern an, damit sie ihren Unverstand zu verstehen geben. Fromme Regenten aber tun ihm recht, welche nicht allein einen weltlichen, sondern auch geistlichen Rat haben, indem man von Sachen, die ewige Seligkeit betreffend, handelt und nach dem Worte Gottes urteilt.]


Das 20. Kapitel

  • Die Moabiter, Ammoniter und die auf dem Gebirge Seir tun einen Einfall ins Königreich Josaphat, den Gott durch den Propheten Jehasiel trösten lässt, v. 1.
  • Darauf der König mit seinem Kriegsvolk und der heiligen Musik den Feinden entgegen zieht, die einander selber umbringen und erobert Josaphat einen mächtigen Raub, v. 14.
  • Macht danach wieder Freundschaft mit dem gottlosen Könige Ahasia, hat aber wenig Glück dabei, v. 35.

1. Nach diesem kamen die Kinder Moab, die Kinder Ammon und mit ihnen von den Amunim, wieder Josaphat zu streiten.

Amunim: Die auf dem Gebirge Seir wohnten und ein gemengtes Volk von Edomitern und Ammonitern war, kann man aus dem, was in diesem Kapitel später folgt, abnehmen. So waren die Moabiter und Ammoniter vom Lot, des Abrahams Vettern, hergekommen und also der Israeliten Blutsfreunde, nichtsdestoweniger legten sie den Israeliten alle Plagen an, mehr als andere. [Ebenermaßen betrüben die Ketzer und falschen Brüder die christliche Religion mehr als die äußerlichen Feinde. Und pflegt Gott bisweilen, nachdem das Regiment beides in der Kirche und in der Polizei wohl bestellt ist, ein großes Unglück zu erwecken, auf dass er der Frommen Glauben sich bewehre, ob sie der angestellten Reformierung auch bereuen wolle oder nicht?)

2. Und man kam und sagte es Josaphat an und sprach: Es kommt wider dich eine große Menge von jenseits des Meers, von Syrien; und siehe, sie sind zu Hazezon-Thamar, das ist, Engeddi.

Meer: Nämlich dem Toten Meer.

Engeddi: An welchem Ort sie ihr Lager geschlagen. Waren deswegen die Feinde bereits in den Grenzen des Königreichs Juda.

3. Josaphat aber fürchtete sich und stellte sein Angesicht, zu suchen den Herrn und ließ ein Fasten ausrufen unter ganz Juda.

Fürchteten sich: [Denn wenn unser Fleisch sich selbst überlassen ist, so kann es nicht anders, als zittern und zagen in der Gefahr.]

Stellt: Das ist: Er demütigt sich mehr als zuvor je vor Gott, dass er seine Sünde erkannte und vor Gott dem Herrn bekannte, mit Bitten, er wolle die vor Augen schwebende Gefahr abwenden oder doch lindern. [Denn wenn ein Unglück vorhanden ist, so werden wir dadurch genötigt und angetrieben, dass wir mit größerem Eifer als zuvor der Gottseligkeit uns bemühen, weil Gefahr und Kreuz machen andächtige fleißige Leute.]

Fasten: Auf einen Tag oder zwei. Nicht zwar der Meinung, dass mit dem Verdienst solches Fasten die Sünden, entweder sind oder des Volkes abgebüßt und bezahlt wurden, sondern damit das Volk, wenn es fastete, in sich selber ging, ein jeder seine eigene Sünde erkenne und um Verzeihung derselben bitte, auch um Abwendung der Strafen desto emsiger betete. [Denn bei einem vollen Bauch findet sich eine schlechte Andacht. Und stünde es einer weltlichen Obrigkeit heutigentags auch frei, mit Rat und Vernunftsdenken der Kirchendiener zu solchem Ende ein Fasten anzustellen, da ein großes Unglück zu bewahren. Aber das päpstliche Fasten, welches allen Christen in allgemeines auf gewisse besondere Tage im Jahr zu halten geboten wird, da man auch einen Unterschied der Speise hält, und einen meinten Gottes damit tut, desgleichen ein Verdienst daraus macht, die Sünde auszusöhnen, ist so weit von diesem gottseligen Fasten unterschieden, als weit die Heuchelei und der rechte Gottesdienst voneinander sind.]

4. Und Juda kam zusammen, den Herrn zu suchen; auch kamen aus allen Städten Judas, den Herrn zu suchen.

Allen Städten: So viel ihrer zum Königreich Juda gehörten. Und war diese Versammlung dahin angesehen, dass man das allgemeine Gebet hielte und den Zorn Gottes samt der allgemeinen Landstrafe mit demütigem und bußfertigem Herzen abwendete. [Denn weil Gott verheißen hat, dass er zweier Gebete erhören wolle, die um etwas zu bitten eins wurden {Mt 18}. Wie vielmehr wird er der Kirche und ganzen Gemeinde gottseliges Gebet nicht lassen vergebens geschehen, obgleich die Erlösung nicht bald darauf sich augenscheinliches sehen lässt.]

5. Und Josaphat trat unter die Gemeinde Judas und Jerusalems im Hause des Herrn vor dem neuen Hofe

Neuen Hofe: Es wird hier das ganze Gebäude des Tempels samt den Höfen, so davor waren, insgesamt das Haus des Herrn geheißen. Aber vor dem Gebäude des Tempels war der erste Hof, in dem die Priester opferten. Der andere Hof, darin das Volk zusammenkommen durfte, wird hier meines Erachtens der neue Hof geheißen. Und weil derselbe eine so große Menge Volkes, so damals vorhanden war, nicht fassen konnte, so versammelte sich der König samt dem Volk vor demselben Hofe, dass sie ihr Angesicht gegen den Tempel des Herrn, der vor ihnen stand, wandten und also beteten.

6. und sprach: Herr, unserer Väter Gott, bist du nicht Gott im Himmel und Herrscher in allen Königreichen der Heiden? Und in deiner Hand ist Kraft und Macht; und ist niemand, der wieder dich stehen möge.

Väter Gott: Der du dich unseren Vätern geoffenbart hast und ihnen samt ihren Nachkommen versprochen, dass du ihnen allerhand leibliche und himmlische Güter bescheren wolltest.

Macht: Du bist der mächtigste, ja der allmächtige Gott, dessen Majestät und Herrlichkeit über alle Himmel geht, als dass du erhöhen kannst, welche Völker du willst und welche du begehrst zu niedrigen, die müssen herunter oder auch ganz vertilgt werden: Du kannst die Deinen schützen und die Feinde stürzen, dass sie dir nicht widerstehen können, wenn sie gleich noch so eine große Macht bei sich haben, darum suchen wir bei dir allein mit demütigem Herzen Hilfe und Beistand und bitten dich, dass du unserer Feinde Feind bist und uns wider sie handhaben wollest.

7. Hast du, unser Gott, nicht die Einwohner dieses Landes vertrieben vor deinem Volk Israel und hast es gegeben dem Samen Abrahams, deines Liebhabers, ewig,

Samen: Dass wir, seine Nachkommen, solches Land innehaben und bewohnen sollen, so lange es dir gefällig ist und die jüdische Polizei dauern wird, welche denn eine gute lange Zeit bestehen wird und will nicht, dass jemand freistehe, uns aus diesem Lande zu vertreiben.

8. dass sie darin gewohnt und dir ein Heiligtum zu deinem Namen darin gebaut haben und gesagt:

Gewohnt: Nämlich die Israeliten, nachdem du sie in dies Land eingesetzt und nach deinem Willen bestätigt hast. Darum trauen wir dir es zu, dass du uns, als deine Einwohner, in diesem Lande wider aller Feinde Gewalt schützen wirst, die uns daraus verstoßen wollen.

Heiligtum: Nämlich diesen herrlichen Tempel, dass in demselben die rechte Lehre der reinen Religion gepredigt, du darin angerufen, dir angenehme Gottesdienste da erzeigt und dein Name gerühmt werde.

Gesagt: Dass, sooft die Israeliten an diesem Ort beten und dich anrufen werden, wollest du sie erhören {1Sam 9}.

9. Wenn ein Unglück, Schwert, Strafe, Pestilenz oder Teuerung über uns kommt, sollen wir stehen vor diesem Hause vor dir (denn dein Name ist in diesem Hause) und schreien zu dir in unserer Not, so wolltest du hören und helfen {2Chr 6v28}?

Kommt: Damit du uns strafst um unser begangenen Missetat und Übertretung willen.

Dein Name: Das ist: Du hast versprochen, dass du bei diesem Hause deine Gegenwart erzeigen wollest und unser Gebet darin hören.

Und helfen: Wie du dem Könige Salomo verheißen hast, da er anstatt des ganzen Volkes dich darum bat {1Sam 9}. Darum wissen wir, dass du nicht allein mächtig genug bist, sondern auch gutwillig und ganz geneigt zu helfen.

10. Nun siehe, die Kinder Ammon, Moab und die vom Gebirge Seir, über welche du die Kinder Israel nicht ziehen ließest, da sie aus Ägyptenland zogen, sondern mussten von ihnen weichen und sie nicht vertilgen {5Mos 2v9 v19};

Siehe: Wie ganz hoch wir deiner Hilfe notdürftig sind.

Seir: Nämlich die Edomiter.

Weichen: Auf deinen Befehl, da sie sonst hätten können mit Gewalt durchbrechen.

11. und siehe, sie lassen uns des entgelten und kommen, uns auszustoßen aus deinem Erbe, das du uns hast eingegeben.

Entgelten: Sie belohnen uns unserer Guttat übel und vergelten unsere Lindigkeit mit Undank.

Auszustoßen: Welches ja ein unrechter Handel ist.

12. Unser Gott, willst du sie nicht richten? Denn in uns ist nicht Kraft gegen diesen großen Haufen, der wider uns kommt. Wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern unsere Augen sehen nach dir.

Nicht richten: Kannst du zu solchem still schweigen, dass anstatt wir ihrer verschont haben, sie uns aus dem Lande treiben wollen, das du uns gegeben hast? Willst du solche ihre große Unbilligkeit und Bosheit nicht rächen? Denn wir stellen dir unsere Sache heim.

Kommt: Mit dem wir bald später uns werden schlagen müssen, sofern wir anders nicht uns und die unseren schändlich ihnen ergeben und allerlei unerhörte Schmach von ihnen einnehmen wollen.

Tun sollen: Weil wir weder Rat noch Kraft haben.

Nach dir: Welches wir allein tun können, dass wir auf deine Hilfe uns verlassen. [Es ist aber alsdann unsere Erlösung und Rettung am allernächsten, wenn wir an uns selbst verzagen und allein zu der Güte und Allmacht Gottes unserer Hoffnung haben. Und kann kein Geschütz im Kriege so viel ausrichten wider den Feind als ein gottseliges und eifriges Gebet.]

13. Und das ganze Juda stand vor dem Herrn mit ihren Kindern, Weibern und Söhnen.

Und Söhnen: Und beteten mit vielen Tränen und inniglichen Seufzen, dass Gott den Feinden nicht zulassen wollte, den elenden Haufen zu überfallen noch in ihre grausamen Hände zu ihrem Mutwillen übergeben. Und ist dies in der Wahrheit ein erbärmliches Spektakel gewesen, welches auch einen Stein, will geschweigen des frommen und barmherzigen himmlischen Vaters Herz, bewegen soll. [Denn Gott lässt sich seiner Kirche Elend angelegen sein, als ob es sein eigenen wäre {Apg 9}.]

14. Aber auf Jehasiel, den Sohn Sacharjas, des Sohnes Benajas, des Sohnes Jehiels, des Sohnes Mathanjas, den Leviten, aus den Kindern Assaph, kam der Geist des Herrn mitten in der Gemeinde;

Aber: Weil Gott auf solches inbrünstiges Gebet seines Volkes, das vor Furcht ganz kleinmütig und zaghaft war, sich nicht länger innehalten könne, so hat er sie durch einen Propheten trösten lassen.

Assaph: Der etliche schöne Psalmen gemacht hat.

Kam: Das ist: Aus Kraft und Eingeben des Heiligen Geistes hat er die Gabe der Weissagung empfangen, dass er von demselben erleuchtet und unterrichtet, den glücklichen Ausgang des vorstehenden Krieges verkündigen könne.

15. und sprach: Merkt auf, ganz Juda und ihr Einwohner zu Jerusalem und der König Josaphat! So spricht der Herr zu euch: Ihr sollt euch nicht fürchten noch zagen vor diesem großen Haufen; denn ihr streitet nicht, sondern Gott.

Ganz Juda: Die ihr aus dem ganzen Königreich allhier zusammengekommen seid.

Zagen: Fasst ein Herz und seid nicht so kleinmütig.

Gott: Der wird für euch streiten, dass ihr die Feinde werdet sehen erlegt, ehe ihr das Schwert wider sie auszieht.

16. Morgen sollt ihr zu ihnen hinabziehen; und siehe, sie ziehen an Ziz herauf und ihr werdet an sie treffen am Schilf im Bach vor der Wüste Jeruel.

Ziehen: Mit eurem Kriegsvolk.

17. Denn ihr werdet nicht streiten in dieser Sache. Tretet nur hin und steht und seht das Heil des Herrn, der mit euch ist, Juda und Jerusalem! Fürchtet euch nicht und zagt nicht; morgen zieht aus wider sie, der Herr ist mit euch.

Tretet: Und fürchtet euch vor ihrer Zukunft nicht.

Steht: Ihr dürft euch in der Schlacht nicht regen oder bemühen, sondern lasst nur Gott für euch streiten und seht ihr zu, wie es gehen wird, da werdet ihr spüren, dass Gott sich eurer annehmen wird.

Mit euch: Dass er euch in dieser Gefahr gegenwärtig beistehen und von euren Feinden erlösen wird. (Obwohl nun Gott jetziger Zeit nicht solche Propheten schickt, die von einem zukünftigen Ausgang weissagen und uns trösten. So richtet er dennoch in den Versuchungen und Anfechtungen unsere Herzen auf, durch sein Wort und Heiligen Geist, dass wir nicht unten liegen. Denn Gott ist treu und lässt uns nicht versuchen über unser Vermögen {1Kor 10}.]

18. Da beugte sich Josaphat mit seinem Antlitz zur Erde; und ganz Juda und die Einwohner zu Jerusalem fielen vor dem Herrn und beteten den Herrn an.

Beugte sich: Mit großer Demut und Ehrerbietung gegen Gott, nachdem er von dem Propheten einen herrlichen göttlichen Trost empfangen.

Beteten: Dass sie ihm von Herzen Lob und Dank sagten für die versprochene Hilfe und seine Güte rühmten, auch ihn anriefen, dass er die Weissagung mit dem Ausgang bestätigte. [Also sollen auch wir für den Trost, so wir aus dem Worte Gottes empfangen, Gott danken und mit Psalmen und Lobgesängen ihn preisen.]

19. Und die Leviten aus den Kindern der Kahathiter und aus den Kindern der Korhiter machten sich auf, zu loben den Herrn, den Gott Israels, mit großem Geschrei gen Himmel.

20. Und sie machten sich des Morgens frühe auf und zogen aus zur Wüste Thekoa. Und da sie auszogen, stand Josaphat und sprach: Hört mir zu, Juda und ihr Einwohner zu Jerusalem! Glaubt an den Herrn, euren Gott, so werdet ihr sicher sein; und glaubt seinen Propheten, so werdet ihr Glück haben.

Thekoa: So nahe bei der Stadt Thekoa liegt.

Stand: Vielleicht am Tor, da die Kriegsleute durchzogen, dass er ihnen ein Herz machte und einem nach dem anderen zuspreche.

Sicher sein: Gott wird treulich und väterlich mit euch handeln und eure Hoffnung nicht fehlen lassen. [Denn es ist kein sicherer Weg, als dass man dem Worte Gottes glaube und seiner Güte und Allmacht traue.]

21. Und er unterwies das Volk und stellte die Sänger dem Herrn, dass sie lobten in heiligem Schmuck und vor den Gerüsteten herzögen und sprächen: Dankt dem Herrn, denn seine Barmherzigkeit währt ewig.

Unterweist: Wie sie nämlich die Schlachtordnung machen sollten, besonders nachdem er gehört, dass Gott für sie streiten würde.

Schmuck: Denn er gewollt, dass die Sänger mit den heiligen Kleidern, so man sonst im Tempel zu gebrauchen pflegte, sich unter dem Kriegsheer finden ließen.

Dankt: Das ist: Gott sei gelobt, welche Güte gegen das menschliche Geschlecht, besonders aber gegen seine Kirche immer bleibt, die nicht aufhört sich gegen alle Gläubigen als ein gnädiger und gütiger Vater zu erzeigen. Es sind aber viele Psalmen Davids vorhanden, die so anfangen. Deren einen oder mehr sie von Wort zu Wort mit einer lieblichen Melodie meines Erachtens ausgesungen. Welches denn vor der menschlichen Vernunft schier ein lächerliches Ansehen möchte haben, dass man einem mächtigen Feinde zur Schlacht mit einem musikalischen Gepränge entgegenzog. Aber Josaphat hat es aus Anstiftung des Heiligen Geistes also geordnet und hat es der Ausgang gegeben, dass es recht angesehen gewesen. (Obwohl nun solche wunderbare Taten der heiligen Leute nicht nachzufolgen steht. So ist es doch unleugbar, dass Gott seine herrlichsten Verrichtungen hier auf Erden oft vor der menschlichen Vernunft so kindisch anfängt, dass sie erstlich von den Weisen dieser Welt verlacht werden, bis es der Ausgang bezeugt, dass es ein göttliches und nicht menschliches Werk war. Heutigentags sind die Kriegsleute vor, in und nach der Schlacht oft nicht darauf bedacht, dass sie Gott loben, sondern treiben vielmehr mit gräulichem Fluchen und Schwören Gott und seine Hilfe von sich.]

22. Und da sie anfingen mit Danken und Loben, ließ der Herr den Hinterhalt, der wider Juda gekommen war, über die Kinder Ammon, Moab und die vom Gebirge Seir kommen; und schlugen sie.

Anfingen: Nämlich im Fortziehen gegen die Feinde und ehe sie an dieselben gelangten.

Hinterhalt: Denn die Feinde hatten den einen Teil ihres Kriegsvolkes voran geschickt, dass sie die Juden umherziehen und von hinten überfallen sollten, welche aber durch Gottes sonderbare Schickung an ihr eigenes Kriegsvolk geraten und von denselben aufgerieben wurden. [Also geschieht es, dass der, welcher einem anderen mit Hinterlist nachstellt, selber ins Garn fällt.]

23. Da standen die Kinder Ammon und Moab wider die vom Gebirge Seir, sie zu verbannen und zu vertilgen. Und da sie die vom Gebirge Seir hatten alle aufgerieben, half einer dem anderen, dass sie sich auch verderbten.

Wider die: Nämlich wider den dritten Haufen ihres Kriegsvolkes.

Verderbten: Denn es hat Gott sie also rasend gemacht, dass sie wider einander erbittert, zu wüten nicht aufhörten, bis sie einander selber sich umbrachten. Und mag sich leicht etwas zutragen, dass unterschiedliche Nationen oder Völker in ein Kriegsheer aneinandergeraten und ein größeres Würgen unter sich selbst anrichten, als wenn sie mit dem Feinde geschlagen hätten. [Also reiben auch die Ketzer und Feinde der Kirche einander selber auf.]

24. Da aber Juda gen Mizpe kam an der Wüste, wandten sie sich gegen den Haufen; und siehe, da lagen die toten Leichname auf der Erde, dass keiner entronnen war.

Wüste: Davon der Prophet zuvor gesagt hatte, dass sie darin auf die Feinde stoßen würden. Da sie ohne Zweifel gemeint, sie würden die lebendigen Feinde am selben Ort antreffen. Siehe, so finden sie dieselben tot vor ihnen liegen, dass sie keiner Gefahr sich ihrethalben mehr zu besorgen hatten. [Also betrügt uns Gott nicht in seinem Wort, dass er auch vielmehr leistet, als wir meinten, das er uns verheißen habe. So fürchten die Frommen oft vergebens eine Gefahr, welche bald später wunderbarerweise verschwindet.]

25. Und Josaphat kam mit seinem Volk, ihren Raub auszuteilen und fanden unter ihnen so viele Güter und Kleider und köstliches Gerät und entwanden es ihnen, dass auch nicht zu tragen war; und teilten drei Tage den Raub aus, denn es war sein viel.

Güter: Nicht allein an Silber und Gold, sondern auch an Vieh und allerlei Proviant. Dass also da die Kinder Juda vor angehörtem Trost des Propheten meinten, sie würden nichts gewisseres als den Tod zu erwarten haben, so ziehen sie, obwohl unwissend, zu keiner Schlacht hinaus, sondern nur zum Raub. [So gütig ist Gott der himmlische Vater, dass er seinen Kindern oftmals zu Anfang sich ganz hart erzeigt, aber später sich ganz gnädig finden lässt.]

26. Am vierten Tage aber kamen sie zusammen im Lobtal; denn dort lobten sie den Herrn. Daher heißt die Stätte Lobtal bis auf diesen Tag.

Tag: Da diese Geschichte beschrieben wurde. Denn sie haben Gott mit Psalmen und Lobgesängen gepriesen, dass er sie aus der großen Gefahr errettet hätte, weil er allerdings und durchaus für sie gestritten ohne ihr einiges Zutun, wie der Prophet zuvor gesagt hatte. [Also sollen auch wir, sooft wir einer Gefahr entgehen und aus einem Unglück erlöst werden, der Dankbarkeit gegen Gott nicht vergessen.]

27. Also kehrte jedermann von Juda und Jerusalem wieder um und Josaphat an der Spitze, dass sie gen Jerusalem zögen mit Freuden. Denn der Herr hatte ihnen eine Freude gegeben an ihren Feinden.

Freuden: Was meint man aber wohl, dass sich in der Stadt für Freude und Wonne erhoben, da die Weiber ihre Männer und die Kinder ihre Eltern alle sämtlich frisch und gesund wiederum gesehen haben, da die Feinde erlegt wurden, und dennoch ihrer keiner dahinten geblieben, und das Volk Gottes einen solchen Sieg erlangt, der keine Witwen oder Waisen gemacht, besonders aber, dass sie aus solchem herrlichen Wunderwerk die große Gnade und Güte Gottes mit Händen greifen müssen?

28. Und zogen gen Jerusalem ein mit Psaltern, Harfen und Trompeten zum Hause des Herrn.

Hause: Dass sie auch im selben Gott für die Geschenke und ohne Blutvergießen der ihrigen erhaltenen Sieg, Lob und Dank sagten und ihre Opfer zur Dankbarkeit verrichteten.

29. Und die Furcht Gottes kam über alle Königreiche in Landen, da sie hörten, dass der Herr wider die Feinde Israels gestritten hatte.

In Landen: Besonders was in der Nachbarschaft herum war. Dass sie wider den König Josaphat nicht durften zur Waffe greifen, weil sie sich besorgten, es möchte ihnen gehen wie den Ammonitern und Moabitern.

30. Also wurde das Königreich Josaphats stille und Gott gab ihm Ruhe umher.

Ruhe: Nämlich die folgenden Jahre seiner Regierung, dass er mit den benachbarten Königen keinen Krieg mehr hatte. [Denselben Gott sollen wir auch täglich bitten und anrufen, dass er uns wolle Frieden verleihen zu unseren Zeiten.]

31. Und Josaphat regierte über Juda und war fünfunddreißig Jahre alt, da er König wurde und regierte fünfundzwanzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Asuba, eine Tochter Silhis.

Regierte: Wohl und glücklich.

32. Und er wandelte in dem Wege seines Vaters Assa und ließ nicht davon, dass er tat, was dem Herrn wohlgefiel;

Vaters Assa: Er trat in seines Vaters löbliche Fußstapfen und folgte demselben nach in allem, woran er recht und löblich gehandelt hatte: Seine Sünden aber, so nicht schlecht gewesen, wie zuvor, Kapitel 16. gehört, hat er nicht nachgetan. [Denn wir sollen uns unserer Voreltern Beispiel also einbilden und vor Augen stellen, dass wir ihren Tugenden folgen und ihre Untugenden, da sie deren an ihnen hatte, meiden.]

33. ohne die Höhen wurden nicht abgetan; denn das Volk hatte sein Herz noch nicht geschickt zu dem Gott ihrer Väter.

Höhen: Auf welchen man zwar dem wahren Gott opferte, aber ohne sein Wort und Willen.

Nicht geschickt: Es ließ sich die Religion nicht mit gebührendem Ernst und Eifer angelegen sein, wie es wohl hätte tun sollen und wie ihnen Gott in seinem Wort vorgeschrieben hatte. Denn es hatte Gott ausdrücklich verboten, dass man nicht außer dem Ort, als, da die Hütte des Stifts oder dem Tempel sein würde, opfern soll. An welches Gesetz das Volk sich nicht wollte binden lassen, sondern hat auch seine Opfer auf anderen Altären verrichtet, die hin und wieder an hohen Orten aufgebaut wurden. Welcher Gottesdienst Gott nicht gefiel. Und wird damit dieses sonst frommen Königs menschliche Schwachheit zu verstehen gegeben, dass er solche Gottesdienste, die keinen göttlichen Befehl gehabt, nicht allerdings abgetan, sondern der alten Gewohnheit des Volkes zu viel zugelassen und übersehen hat. [Dabei wir lernen, dass Gott die selberwählten Gottesdienste nicht gefallen. Und dass auch die allerheiligsten Könige und Regenten nicht ohne Mängel sind, denn sie sind Menschen, darum müssen sie mit anderen beten: Vergib uns unsere Schuld. Jedoch soll ein Prediger des Evangeliums solche Schwachheiten an frommen Obrigkeiten wissen, aber sie, die Obrigkeit darum nicht anfeinden, sondern bessern, was zu verbessern ist und das übrige Gott befehlen.]

34. Was aber mehr von Josaphat zu sagen ist, beide das Erste und das Letzte, siehe, das ist geschrieben in den Geschichten Jehus, des Sohnes Hananis, die er aufgezeichnet hat ins Buch der Könige Israels.

Letzte: Was er von Anfang seiner Regierung an bis zum Ende seines Lebens gedenkwürdiges handelte.

Jehu: Dessen oben Kapitel 19. auch gedacht wurde. Und ist wohl möglich, dass dieser Jehu ein Stück an den vorigen Büchern der Könige geschrieben und aufgezeichnet habe, so noch vorhanden sind.

35. Danach vereinigte sich Josaphat, der König Judas, mit Ahasja, dem Könige Israels, welcher war gottlos mit seinem Tun.

Danach: Wie er sein Königreich in guter Ruhe friedlich besaß, trug sich noch dies Folgende mit sich zu vor seinem Tode.

gottlos: Denn er ein abgöttischer und böser Mensch war. Darum Josaphat sich seiner, so viel immer möglich, richtig entschlagen sollte und kein Bündnis mit ihm eingehen.

36. Und er vereinigte sich mit ihm, Schiffe zu machen, dass sie aufs Meer führen; und sie machten die Schiffe zu Ezeon-Gaber.

Führen: Und viele köstliche Sachen aus fremden Landen brächten.

Sie machten: Nämlich die beiden Könige, auf gleichen Gewinn und Verlust und mit gemeinem Kosten.

Ezeon Gaber: Welche Stadt an einem Haven des Meers gegen mittagwärts gelegen war.

37. Aber Elieser, der Sohn Dodavas, von Maresa, weissagte wider Josaphat und sprach: Darum dass du dich mit Ahasja vereinigt hast, hat der Herr deine Werke zerrissen. Und die Schiffe wurden zerbrochen und mochten nicht aufs Meer fahren.

Weissagte: Dass er ihm aus Erleuchtung und Antrieb des Heiligen Geistes folgende Predigt getan.

Werke: Nämlich die Schiffe, so du mit großem Unkosten hast lassen zurüsten.

Zerbrochen: Vielleicht durch einen großen Sturmwind, da sie noch nicht fertig waren. [Und hat Gott diese Sünde des frommen Königs mit dem Verlust und vergeblich angewandtem Kosten gestraft, ihn damit zu erinnern, wie schwer er gesündigt hätte, dass er abermals mit den gottlosen Leuten und Feinden Gottes sich in Freundschaft eingelassen hat. Und sehen wir, wie dieser König zweimal in einer Sache sich vergriffen habe. Darum, wenn auch wir wiederum in die vorigen Sünden geraten, so sollen wir darum nicht verzagen, sondern Buße tun und glauben, dass uns die Sünden um Christi willen verziehen werden, sollen auch zukünftig behutsamer wandeln.]


Das 21. Kapitel

  • Nach dem frommen König Josaphat folgt sein gottloser Sohn Joram, der abgöttisch und ein Tyrann gewesen, v. 1.
  • Die Edomiter und etliche andere Völker fallen vom Königreich Juda ab, v. 8.
  • Joram wird vom Propheten Elia zur Buße ermahnt, ist aber vergebens, darum er endlich im Kriege überwunden, schändlich und elendiglich stirbt, v. 12.

1. Und Josaphat entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben bei seinen Vätern in der Stadt Davids; und sein Sohn Joram wurde König an seiner statt {2Sam 8v16}.

Entschlief: Denn ob er wohl ein gar frommer König gewesen, jedoch weil er in Sünden empfangen und geboren war, so hat er auch sterben müssen, ebenso wohl als seine Voreltern.

Stadt David: Da der Könige Begräbnis war.

statt: Also dass auf einen sehr frommen Vater ein ganz gottloser Sohn und boshafter Mensch folgte. [Sollen darum die Untertanen Gott bitten, dass Gott anstatt der verstorbenen Obrigkeit, wo nicht bessere, doch nicht bösere aufkommen lasse.]

2. Und er hatte Brüder, Josaphats Söhne, Asarja, Jehiel, Sacharja, Asarja, Michael und Sephatja; diese waren alle Kinder Josaphats, des Königs Judas.

Brüder: Nämlich nicht nur Verwandten nach dem Geblüt, die sonst in der Schrift auch Brüder genannt werden, sondern leibliche Brüder, die zwar vielleicht nicht alle eine Mutter, aber doch einen Vater hatten.

3. Und ihr Vater gab ihnen viele Gaben von Silber, Gold und Kleinod mit festen Städten in Juda; aber das Königreich gab er Joram, denn der war der Erstgeborne.

Städten: Dass sie zwar darin wohnten, aber ohne königliche Gewalt oder Ansehen.

Erstgeborne: Darum stand ihm das Königreich von Rechts wegen zu, nach dem Gesetze Mose {5Mos 21}. Dennoch hat solche väterliche Anordnung, so an sich selbst nicht Unrecht war, einen bösen Ausgang gewonnen. [Denn es lässt Gott bisweilen geschehen, dass, was wir recht tun, dem Ansehen nach, ganz übel gerät, welches geschieht, der Auserwählten Glauben zu bewähren.]

4. Da aber Joram aufkam über das Königreich seines Vaters und sein mächtig wurde, erwürgte er seine Brüder alle mit dem Schwert, dazu auch etliche Oberste in Israel.

Aufkam: Dass er die Regierung angenommen hatte.

Mächtig wurde: Dass er das Königreich in ruhiger Besitzung innehatte und unter seiner Gewalt war.

Schwert: Weil er ohne Ursache sich besorgte, dass nicht ihrer einer einmal eins das Königreich zukomme.

Obersten: Weil er sich vor ihnen fürchten müsse, dass sie nicht irgend seiner Brüder Mord an ihm begehrte zu rächen. [Denn in der Regierung will oft niemand keinen Gesellen neben sich leiden. Und wen die Lustseuche der Herrschaft einmal besessen hat, den stürzt der Teufel leicht in gräuliche Schande und Laster.]

5. Zweiunddreißig Jahre alt war Joram, da er König wurde und regierte acht Jahre zu Jerusalem {2Sam 8v17}.

Acht Jahr: Da er zwar nicht wert gewesen, dass er solange das Regiment innehatte.

6. Und wandelte in dem Wege der Könige Israels, wie das Haus Ahab getan hatte, denn Ahabs Tochter war sein Weib; und tat, das dem Herrn übel gefiel.

Wege: Er hat ihnen ihre Abgötterei und gottloses Leben abgelernt.

Haus Ahab: Nämlich des Ahabs Geschlecht, welches ganz gottlos war, dem tat er es nach.

Weib: Die in ihres Vaters Hause von Jugend auf bei der Abgötterei und Tyrannei erzogen wurde, darum sie den Mann mit guten Worten dahin beredete, dass er ihrer Meinung beigefallen ist.

Übel gefiel: Denn ob er wohl von etlichen Menschen, indem er neue Gottesdienste angerichtet, für ganz andächtig und eifrig in der Religion angesehen wurde und vielleicht auch seinem Brudermord und Tyrannei einen Deckmantel gefunden, so hat doch Gott seine Bosheit gesehen und verworfen. [Denn vor den Augen Gottes kann niemand verborgen sein. Und lehrt dies Beispiel, wie viel daran gelegen sei, besonders einem Fürsten, dass er einen frommen oder gottlosen Ehegemahl nehme.]

7. Aber der Herr wollte das Haus David nicht verderben um des Bundes willen, den er mit David gemacht hatte und wie er geredet hatte, ihm eine Leuchte zu geben und seinen Kindern immer {2Sam 7v12}.

Verderben: Nach seiner strengen Gerechtigkeit, ob er wohl dessen Güte und deutliche Ursache hatte, von wegen dieses Königs Bosheit, der seines Vaters Frömmigkeit gar nicht nachschlug.

Geredet: Das ist: Gott hatte dem David versprochen, dass die Herrschaft bei des Davids Nachkommen immer bleiben soll. Und hat auch in des Davids Geschlecht die selbige gewährt bis zu der Zukunft Christi, der das rechte Licht, ja die Sonne der Gerechtigkeit selber gewesen. [Denn Gottes Güte und Langmütigkeit ist so groß, das er bisweilen um der Eltern Frömmigkeit willen derselben gottlosen Nachkommen lange übersieht und auf Buße wartet, wenn aber die selbige nicht erfolgt, so schickt er später desto schrecklichere Strafen, beide zeitliche und ewige.]

8. Zu seiner Zeit fielen die Edomiter ab von Juda und machten über sich einen König.

Fielen: Sind also die Strafen nicht lange außen geblieben.

9. Denn Joram war hinübergezogen mit seinen Obersten und alle Wagen mit ihm und hatte sich des Nachts aufgemacht und die Edomiter um ihn her und die Obersten der Wagen geschlagen.

Gezogen: Dass er die Edomiter mit Gewalt zum Gehorsam brächte.

Um ihn: Dass sie ihn umringt und meinten, der König würde ihnen des folgenden Morgens in die Hände geraten oder könnte doch mit seinem ganzen Kriegsvolk unversehens überfallen und aufgerieben werden, welches er aber gemerkt, darum er sich in der Nacht aufgemacht und seinen Feinden zuvorgekommen, dass er sie bei Nacht angegriffen und geschlagen hat. [Denn obwohl Gott die gottlose Obrigkeit mit der Aufruhr ihrer Untertanen straft, so straft er doch die Aufrührer auch ernstlich.]

10. Darum fielen die Edomiter ab von Juda bis auf diesen Tag. Zur selben Zeit fiel Libna auch von ihm ab. Denn er verließ den Herrn, seiner Väter Gott.

Diesen Tag: Da dies beschrieben wurde, dass sie dem Königreich Juda nicht mehr unterworfen waren, ob sie gleich ein gut Teil ihres Kriegsvolkes verloren hatten und im Streit unterlegen waren, dennoch haben sie all ihr Vermögen daran gestreckt, dass sie sich aus der Dienstbarkeit entzogen, bis es ihnen endlich geraten ist. [Es hatten aber die Edomiter ihre Herkunft vom Esau, des Patriarchen Jakobs Bruder, von welchem Jakob die israelitischen Könige hergekommen waren. Und hatte Isaac aus Erleuchtung des Geistes Gottes zuvor geweissagt, wie es einmal eins geschehen würde, dass Esau seines Bruders Joch von seinem Halse würde reißen {1Mos 27}. Welches hier erfüllt ist, da die Edomiter vom Königreich Juda abgefallen. Sind darum die göttlichen Weissagungen ganz gewiss und wahrhaftig.]

Ab: Dass dieselbe Stadt dem Könige Joram nicht mehr gehorsam noch ihm unterworfen sein wollte.

Verließ: Dass er ihn nicht ehrte nach seinem vorgeschriebenen Wort.

11. Auch machte er Höhen auf den Bergen in Juda und machte die zu Jerusalem huren und verführte Juda.

Höhen: Welcher Gottesdienst ohne und wider das Wort Gottes angerichtet wurde, darum er Gott nicht gefiel, auch von den vorigen frommen Königen deshalb einesteils abgetan wurde.

Huren: Das ist: Er reizte sie zur Abgötterei. [Weil deswegen der König von der rechten Religion abgewichen und aus dem Gehorsam Gottes getreten war, so hat ihn Gott auch mit dem Abfall und Aufruhr seiner Untertanen gestraft. Und durften die gottlosen Regenten sich nicht so hoch darüber verwundern, wenn andere ihnen nicht gehorsamen, weil sie Gott nicht gehorchen.]

12. Es kam aber Schrift zu ihm von dem Propheten Elia, die lautete also: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Darum dass du nicht gewandelt hast in den Wegen deines Vaters Josaphat noch in den Wegen Assas, des Königs Judas,

Schrift: Dadurch ihn Gott zur Buße ermahnen lassen, ist aber alles vergebens gewesen.

Der Gott: Welchen du verlassen hast, darum er dir seine Gnade auch entziehen wird, wo du nicht Buße tust.

Nicht gewandelt: Dass du die rechte Religion nicht behalten hast, auch deiner frommen Voreltern Gottseligkeit nicht gefolgt, sondern der israelitischen Könige Bosheit und Abgötterei dir viel lieber sein lassen.

13. sondern wandelst in dem Wege der Könige Israels und machst, dass Juda und die zu Jerusalem huren nach der Hurerei des Hauses Ahab und hast dazu deine Brüder deines Vaters Hauses erwürgt, die besser waren denn du,

Huren: Dass sie Abgötterei treiben.

14. siehe, so wird dich der Herr mit einer großen Plage schlagen an deinem Volk, an deinen Kindern, an deinen Weibern und an all deiner Habe.

Schlagen: Es wird dir und den Deinen viel Unglück zu Händen stoßen, so dir Gott zuschicken wird: Welches, wie es erfüllt wurde, bald später folgt. [Es hat aber Gott durch die Drohung eines solchen großen Übels diesen König zur Buße berufen. Und soll man den Sündern die göttlichen Strafen verkündigen, ob sie sich dadurch wollten bewegen lassen und sich bekehren. Denn Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe.]

15. Du aber wirst viel Krankheit haben in deinem Eingeweide, bis dass dein Eingeweide vor Krankheit herausgehe von Tag zu Tag.

16. Also erweckte der Herr wider Joram den Geist der Philister und Araber, die neben den Mohren liegen;

Erweckt: Denn weil Joram keine Buße getan, so folgen jetzt die angedrohten Strafen.

Geist: Das ist: Er machte denselben Völkern einen Mut, dass sie es wagen durften und sich unterstanden, das Königreich Juda anzufallen und zu überziehen, ob sie wohl vor der Zeit zu etliche Malen sehr übel empfangen wurden.

17. und zogen herauf nach Juda und zerrissen sie und führten weg alle Habe, die vorhanden war im Hause des Königs, dazu seine Söhne und seine Weiber, dass ihm kein Sohn überblieb, ohne Joahas, sein jüngster Sohn.

Zerrissen: Dass sie mit Rauben, Morden und Brennen übel darin haushielten.

Söhne: Die sie erwürgt, wie im folgenden Kapitel steht.

Joahas: Der später Ahasja genannt wird, ist aber ein Name und heißt so viel als eine Besitzung oder Erbe des Herrn. Gleichwie Dorotheus und Theodorus auch ein Name ist und einerlei Bedeutung haben.

18. Und nach dem allem plagte ihn der Herr in seinem Eingeweide mit solcher Krankheit, die nicht zu heilen war.

19. Und da das währte von Tag zu Tag, als die Zeit zweier Jahre um war, ging sein Eingeweide von ihm mit seiner Krankheit und er starb an bösen Krankheiten. Und sie machten nicht über ihm einen Brand, wie sie seinen Vätern getan hatten.

Zu Tage: Dass es je länger je ärger wurde.

Bösen Krankheiten: Dass er mit vielen beschwerlichen Gebrechen zugleich behaftet gewesen.

Brand: Das ist: Sie begruben ihn nicht so ehrlich und mit solchem großen Kosten, da man viele köstliche Spezereien und allerhand wohlriechende Sachen mit dem Körper verbrannt hätte, wie seinen Vorfahren geschehen. Denn vorzeiten verbrannte man vornehmer Leute abgestorbene tote Körper und setzte die Asche ins Grab, in ein besonderes dazu gemachtes Geschirr. Es will aber der Heilige Geist hier zu verstehen geben, dass des Jorams Untertanen ihn nicht geliebt oder hoch geachtet, darum sie ihn auch nicht stattlich zur Erden bestatten. [Denn wenn die Untertanen über der Regenten Leiche sehr leidig und bekümmert sind, so steht es wohl.]

20. Zweiunddreißig Jahre alt war er, da er König wurde und regierte acht Jahre zu Jerusalem und wandelte, dass nicht fein war. Und sie begruben ihn in der Stadt Davids, aber nicht unter der Könige Gräber.

Nicht fein: Dass sein Tun weder Gott noch frommen Leuten gefiel.

Gräber: Denn sie ihn keines königlichen Begräbnisses würdig geachtet, der die Religion böslich geändert und seine Brüder und die Vornehmsten im Volk grausam erwürgt hatte. Welches alles er aus seines Weibes Anstiftung getan. Dagegen aber hatte er die abgefallenen und widerspenstigen Untertanen nicht wieder zum Gehorsam gebracht, auch die Philister und Araber nicht zurückgetrieben, sondern endlich ein jämmerliches Ende genommen. [Welche darum ein lasterhaftes und gottloses Leben führen, die sterben oft eines schändlichen und jämmerlichen Todes, werden dazu von Gott und den Menschen verworfen und dem Teufel ewig zu peinigen zugeschickt. Darum sollen wir bei Zeit Buße tun, auf dass wir nicht mit dem Tode übereilt werden und in ewige Verdammnis geraten.]


Das 22. Kapitel

  • Auf den gottlosen König Joram folgt sein gottloser und abgöttischer Sohn Ahasja, v. 1.
  • Der bald später mit dem israelitischen König von Jehu erwürgt wird, v. 8.
  • Die gottlose Athalja, des Ahasja Mutter, erwürgt alle des Ahasja Söhne, den Joas allein ausgenommen, der dieser alten Vetter Grausamkeit und Wüterei heimlich entzogen wird, v. 10.

1. Und die zu Jerusalem machten zum König Ahasja, seinen jüngsten Sohn, an seiner statt. Denn die Kriegsleute, die aus den Arabern mit dem Heer kamen, hatten die ersten alle erwürgt; darum wurde König Ahasja, der Sohn Jorams, des Königs Judas.

Heer: Damit sie Jerusalem belagert hatten.

Wurde König: Weil sonst keiner mehr von des Jorams Geschlecht übergeblieben war.

2. Zweiundvierzig Jahre alt war Ahasja, da er König wurde und regierte ein Jahr zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Athalja, die Tochter Amris.

Vierzig: Soll zwanzig heißen, wie 2. Samuel 8. steht und ist hier ohne Zweifel im Abschreiben aus Unfleiß übersehen worden.

Tochter: Das ist: Enkelin oder Neffe, denn sie Ahabs Tochter war, der des Amri Sohn war.

3. Und er wandelte auch in den Wegen des Hauses Ahab; denn seine Mutter hielt ihn dazu, dass er gottlos war.

Wegen: Dass er so wohl in der Religion als im Leben des Gottlosen Ahabs Geschlecht folgte.

Hielt ihn: Dass sie ihn mit guten Worten dahin überredete, weil sie bei ihm in großem Ansehen war und er viel auf sie hielt. [Sind darum die Heirat, so mit Weibern, die einer falschen Religion zugetan sein, vollzogen werden, auch der Ursache halben gefährlich, weil man sich besorgen muss, obgleich der Mann nicht verführt wird, dass dennoch die Kinder in einer falschen Religion von solcher abgöttischen Mutter möchten unterrichtet werden.]

4. Darum tat er, das dem Herrn übel gefiel, wie das Haus Ahab. Denn sie waren seine Ratgeber nach seines Vaters Tode, dass sie ihn verderbten.

Übel: [Denn obwohl die Abgötterei der menschlichen Vernunft ganz wohl gefällt, so ist sie doch ein Gräuel vor Gott und ist ihm vielmehr zuwider als irgendein anderes Laster.]

Sie: Nämlich seine Schwäger und Verwandten aus des Ahabs Geschlechter, die ihn anweisen, wie er sich in seinem Tun verhalten soll.

Rat: Er folgte ihnen, darum ihn auch Gott von wegen seiner Abgötterei gestraft und vertilgt hat. [Sollen deswegen Fürsten und Herren sich wohl vorsehen, was sie für Räte gebrauchen, auf dass sie nicht in zeitliches und ewiges Verderben gestürzt werden.]

5. Und er wandelte nach ihrem Rat. Und er zog hin mit Joram, dem Sohn Ahabs, dem Könige Israels, in den Streit gen Ramoth in Gilead wieder Hasael, den König zu Syrien. Aber die Syrer schlugen Joram,

6. dass er umkehrte, sich heilen zu lassen zu Jesreel; denn er hatte Wunden, die ihm geschlagen waren zu Rama, da er stritt mit Hasael, dem Könige zu Syrien. Und Asarja, der Sohn Jorams, der König Judas, zog hinab, zu besehen Joram, den Sohn Ahabs, zu Jesreel, der krank lag.

Besehen: Welches zwar als ein Stück der Freundschaft mögen angesehen werden, weil aber ein Gottloser den anderen besuchte, so ist es ihnen beiden übel gelungen. [Denn Gott treibt die Gottlosen bisweilen zusammen auf einen Haufen, dass er sie miteinander umbringe.]

7. Denn es war von Gott Ahasja der Unfall zugefügt, dass er zu Joram käme und also mit Joram auszöge wieder Jehu, den Sohn Nimsis, welchen der Herr gesalbt hatte, auszurotten das Haus Ahab.

Von Gott: Der ihn begehrte ins Verderben zu stürzen.

8. Da nun Jehu Strafe übte am Hause Ahab, fand er etliche Oberste aus Juda und die Kinder der Brüder Ahasjas, die Ahasja dienten und erwürgte sie.

Strafe übt: Aus Gottes Befehl, von wegen der übermachten Bosheit Ahabs und seiner Nachkommen.

Dienten: Die seine vornehmsten Räte und Diener waren und dem Ahasja, als ihrem Könige, das Geleit geben hatte.

Erwürgt sie: Weil sie mit gleicher Abgötterei, wie ihr König Ahasja sich versündigt hatte.

9. Und er suchte Ahasja und gewann ihn, da er sich versteckt hatte zu Samaria. Und er wurde zu Jehu gebracht; der tötete ihn und man begrub ihn. Denn sie sprachen: Er ist Josaphats Sohn, der nach dem Herrn trachtete von ganzem Herzen. Und es war niemand mehr aus dem Hause Ahasjas, der König würde.

Josaphats Sohn: Oder Enkel, desselben frommen und gottseligen Königs, der Gott mit Ernst und von Herzen aus keiner Heuchelei gedient hat, darum muss man von wegen seiner Frömmigkeit seinem Enkel etwas zugeben, dass er ein ehrliches Grab erlange, ob er wohl für sich selbst gottlos und böse war. [Hat man also hier ein Beispiel, wie die Abgötterei an einem solchen mächtigen König gestraft wurde. Darum sollen wir Gott mit Ernst fürchten. Denn es ist bei ihm kein Ansehen der Person.]

König würde: Der die königliche Regierung hätte können annehmen und derselben mit gebührendem Ansehen vorstehen. Denn ob er wohl Kinder hatte, so waren sie doch minderjährig, darum sie von der Gottlosen Athalja ihrer Großmutter umgebracht wurde, wie jetzt folgt.

10. Da aber Athalja, die Mutter Ahasjas, sah, dass ihr Sohn Tod war, machte sie sich auf und brachte um allen königlichen Samen im Hause Juda {2Sam 11v1}.

Tod war: Nahm sie die Gelegenheit mit Fleiß war, die sie das Königreich anzufallen bekommen hatte.

Brachte um: Denn die gottlose Bestie des Regiments so begierig gewesen, dass sie auch ihren liebsten Enkel nicht verschonte, welche doch die Großmütter sonst am meisten zu freuen pflegen. [Denn welches Herz der Satan einmal eingenommen und eine Lust und Begierde zur Herrschaft ihnen eingeblasen hat, die stürzt er in gräuliche Sünden, dass sie auch wider das Recht der Natur handeln. Darum ein jeder mit seinem Beruf und an seinem Stande soll zufrieden sein.]

11. Aber Josabeath, des Königs Schwester, nahm Joas, den Sohn Ahasjas und stahl ihn unter den Kindern des Königs, die getötet wurden und tat ihn mit seiner Amme in eine Schlafkammer. Also verbarg ihn Josabeath, die Tochter des Königs Joram, des Priesters Jojada Weib (denn sie war Ahasjas Schwester) vor Athalja, dass er nicht getötet wurde.

Stahl ihn: Durch was Mittel sie ihn davon gebracht, meldet die Schrift nicht, denn es sind die Weiber ganz sinnreich etwas in der Eile zu erdenken.

Schlafkammer: Im Tempel des Herrn. Denn es hatte der Tempel etliche Kammern, darin die Priester ruhten, wenn sie die Ordnung traf, dass sie beim Tempel dienen und opfern mussten, in derselben innersten Kammer eine hat man das Kind mit der Säugamme versteckt. [Denn welche Gott zur königlichen Würde und hohem Stande erheben will, die pflegt er mitten in der größten Gefahr zu erhalten und daraus zu retten.]

Nicht getötet: Weil die gottlose Athalja ihn nirgends finden können.

12. Und er wurde mit ihnen im Hause Gottes versteckt sechs Jahre, weil Athalja Königin war im Lande.

Mit ihnen: Nämlich mit dem Priester Jojada und seinem Weibe Josabeath.

Sechs Jahr: In welcher Zeit die gottlose Athalja grausame Wüterei trieb. [Gleichwie aber der Josabeath Frömmigkeit lobenswert ist, da sie die anderen Kinder des Königs, ihres Bruders Söhne, für der Tyrannei nicht retten können, dennoch einen davongebracht und also der Kirche und dem Regiment viel genutzt, weil Joas später die Kirche reformiert hat: Also muss man sich nicht über Gottes große Langmütigkeit sich verwundern, dass er der Athalja Bosheit ganze sechs Jahre zusehen könne. Aber weil er mit der Strafe etwas lange verzogen, ist die selbige später desto schwerer geworden. Darum soll man unter einer tyrannischen Regierung lernen geduldig sein.]


Das 23. Kapitel

  • Joas, ein Knabe von sieben Jahren, wird zum König gemacht, v. 1.
  • Und die gottlose Athalja erwürgt, v. 12.
  • Der Priester Jojada verbindet den König und das Volk zum rechten Gottesdienst und teilt die Ämter aus unter den Priestern und Leviten, v. 16.

1. Aber im siebten Jahr nahm Jojada einen Mut und nahm die Obersten über hundert, nämlich Asarja, den Sohn Jerohams, Ismael, den Sohn Johanans, Asarja, den Sohn Obeds, Maeseja, den Sohn Adajas und Elisaphat, den Sohn Sichris, mit ihm zum Bunde.

Siebten: Nämlich von der Zeit an, da die gottlose Athalja das Königreich mit Gewalt und Tyrannei an sich gezogen und sechs ganze Jahre regiert oder vielmehr tyrannisiert hatte.

Bund: Dass sie nämlich sich wollte helfen, den rechten König Joas zum Königreich erwählen und die gottlose Bestie Athalja, so keine rechtmäßige königliche Gewalt hatte, sondern nur Tyrannei übte, vom Regiment verstoßen. Welches dem Jojada als einem Hohepriester damals zugelassen war. Denn die Hohepriester im Alten Testament hatten Macht in vielen weltlichen Sachen zu erkennen und zu urteilen, weil sie ein Vorbild Christi waren, der ein Priester und König sein soll. Und war es an ihm selbst richtig, dass Joas, als der rechte Erbe des Königreichs, desselben nicht beraubt würde. Denn es war ein ausdrückliches Wort Gottes vorhanden, dass des Davids Nachkommen regieren sollten und nicht ein böses ungeheures Tiere aus dem Stamm der israelitischen Könige. Zudem war Jojada dem König insbesondere zu schützen und handzuhaben gebunden, weil er dem Könige mit Schwägerschaft nahe verwandt und gleichsam sein Pflegevater war. [Aber heutigentags sollen die Kirchendiener sich vorsehen und hüten, dass sie sich nicht leicht in weltliche Händel mischen, sonst würden sie aus ihrem Beruf schreiten.]

2. Die zogen umher in Juda und brachten die Leviten zuhauf aus allen Städten Judas und die obersten Väter unter Israel, dass sie kämen gen Jerusalem.

Zu Haufe: Ohne Zweifel unter dem Schein, als ob man ein Fest halten würde, dabei alle Leviten und Obersten sein mussten. Denn wenn sonst die oben gemeldeten Obersten oder Hauptleute eine Musterung im Königreich angefangen und gewappnete Kriegsleute zusammengebracht, hätte Athalja den Handel gemerkt und gehindert. Darum weil es die unvermeidliche Not in diesen Sachen also fordert, haben auch die Leviten, der Kriegsleute Amt versehen müssen, welche doch sonst dem Gottesdienst abzuwarten verordnet waren. Und sind ohne Zweifel damals etliche tausend Leviten im Königreich Juda gewesen, Welche man auch um so viel desto mehr zur Sache gebraucht, weil ihnen die Abgötterei, so Athalja angerichtet hatte, zuwider war, darum man ihnen zutraute, dass sie dem Könige Joas in dieser Sache wider die gottlose abgöttische Bestie treulich beistehen würden.

3. Und die ganze Gemeinde machte einen Bund im Hause Gottes mit dem König. Und er sprach zu ihnen: Siehe, des Königs Sohn soll König sein, wie der Herr geredet hat über die Kinder Davids.

Bund: Dass sie gegen dem Könige sich verpflichtet, ihm untertänig und gehorsam zu sein, nach dem ihn Jojada vor der ganzen Versammlung herausgeführt und solches an sie begehrt hatte.

Geredet: Dass die königliche Gewalt immer bei einem von des Davids Nachkommen bleiben solle. Und hat Gott nirgends befohlen, dass ein Weib das Königreich Juda regieren müsse, die dazu vom Stamm Juda nicht ist. Darum sollen wir den rechten Erben des Königreichs annehmen, welchen uns Gott besonders erhalten hat und die gottlose Athalja fahren lassen. Dies ausgedrückte Wort Gottes ist der Hauptpunkt gewesen, darauf sich die ganze Handlung gegründet hat.

4. So sollt ihr nun also tun: euer das dritte Teil, die des Sabbats antreten, soll sein unter den Priestern und Leviten, die Torhüter sind an der Schwelle,

Also tun: Also sollt ihr den Handel angreifen, dass ihr euren König wider der Athalja Tyrannei schützt, bis er im Königreich bestätigt wurde und von aller Gefahr befreit ist.

Antreten: Die ihr die vorstehende Woche euer Amt bei dem Tempel in eurer Ordnung verrichten müsst, sollt die Tore des Tempels und der Vorhöfe, dadurch man gerade in den Tempel geht, verwahren, auf dass niemand durch dieselben zum Könige hineindringe.

5. und das dritte Teil im Hause des Königs und das dritte Teil am Grundtor; aber alles Volk soll sein im Hofe am Hause des Herrn.

Des Königs: Das ist: Gegen dem königlichen Schloss zu, welches jetzt die Athalja innehat, da ihr die Wacht halten sollt, dass nicht etwa eine Unruhe daher entstehe.

Grundtor: Dass nicht dadurch jemand hereinlaufe, der nichts darin zu schaffen hat.

Im Hofe: Dass es sehe ihren König krönen und mit seiner Gegenwart den König schütze, damit niemand Gewalt an ihn lege.

6. Und dass niemand in das Haus des Herrn gehe, ohne die Priester und Leviten, die da dienen, die sollen hineingehen, denn sie sind Heiligtum; und alles Volk warte der Hut des Herrn.

Haus: Nämlich im inneren Vorhof, so allernächst am Tempel ist.

Dienen: Die dem Gottesdienst dienen, nachdem die Ordnung an ihnen ist.

Warte: Dass sie in dem großen Vorhof sich der Gebühr verhalten, züchtig und still sein und Gott ernstlich anrufen, dass er dem neuen Könige mit seinem himmlischen Schutz und Segen beiwohnen wolle.

7. Und die Leviten sollen sich rings um den König her machen, ein jeglicher mit seiner Wehre in der Hand. Und wer ins Haus geht, der sei des Todes! Und sie sollen bei dem Könige sein, wenn er aus- und eingeht.

Wehre: Den König zu schützen. Warum man aber solches damals den Leviten zu tun befohlen, ist oben angezeigt.

Geht: Dass er sich in dem Hof der Priester begehrt einzudringen, in welchem der König sein wird und aber doch nicht hineinberufen wurde.

Todes: Dass er umgebracht werde, als der dem Könige nach dem Leben trachtet.

Sein: Dass sie ihn geleiten, wo er hingeht und seine Leibesgarde sind. [Denn es sollen die Untertanen ihrer Obrigkeit Wohlfahrt sich lassen mehr angelegen sein als ihr eigenes Leben.]

8. Und die Leviten und ganz Juda taten, wie der Priester Jojada geboten hatte und nahm ein jeglicher seine Leute, die des Sabbats antraten, mit denen, die des Sabbats abtraten. Denn Jojada, der Priester, ließ die zwei Haufen nicht voneinander kommen.

Leute: Die unter ihm waren.

Kommen: Das ist: Jojada ließ den Teil der Priester und Leviten, so die vorige Woche ihr Amt beim Tempel versehen hatten, nicht heimgehen, sondern behielt sie bei sich, mit denen so die künftige Woche aufwarten sollten, nach ihrer Ordnung. Und das darum, damit der König einen desto größeren und stärkeren Schutz um sich hätte, bis die Gefahr vorüber und der König frei und sicher gehen könnte, wo er hin wollte.

9. Und Jojada, der Priester, gab den Obersten über hundert Spieße und Schilde und Waffen des Königs David, die im Hause Gottes waren.

Obersten: Die er als fromme redliche Leute zu dieser Sachen zusammengebracht hatte.

Waren: Da sie aufbehalten wurden, auf dass sie des Königs Trabanten nehmen und brauchten, wenn sie dem Könige das Geleit im Tempel gaben und wenn der König wieder heim ging, stellten sie dieselben auch wieder an ihren Ort.

10. Und stellte alles Volk, einen jeglichen mit seinen Waffen in der Hand, vor dem rechten Winkel des Hauses bis zum linken Winkel, zum Altar und zum Hause hin, um den König her.

Jeglichen: So viele ihrer vorhanden waren, die Wehre oder Waffen bei ihnen hatten, die stellt er fein zierlich in die Ordnung.

König her: Also dass der König hinter sich den Tempel hatte, daher er keine Gefahr zu besorgen, auf beiden Seiten aber und von vorne her war er mit einer großen Menge gewappneter Leute umgeben und also überall wider öffentlicher Gewalt wohl verwahrt. [Denn es ist viel besser einem Übel zuvorkommen, und dasselbe zuvor verhüten, als später rächen.]

11. Und sie brachten des Königs Sohn hervor und setzten ihm die Krone auf und das Zeugnis und machten ihn zum Könige. Und Jojada samt seinen Söhnen salbten ihn und sprachen: Glück zu dem Könige!

Hervor: Nachdem alle Sachen wohl bestellt waren.

Krone auf: Damit sie ihn öffentlich zum Könige krönten. [Und wurde dadurch bedeutet, dass eine fromme Obrigkeit unter dem Schutz Gottes sei.]

Zeugnis: Nämlich das Buch des Gesetzes, welches sie ihm in die Hand gaben. [Dabei er erinnert wurde, dass er die Religion, so darin beschrieben war, in seinem Königreich erhalten soll und nach dem von Gott darin geordneten Satzungen den Untertanen Recht spricht.]

Nach Luther: Fein ist dem Könige bei des die Krone und das Buch gegeben, auf dass er nicht allein mächtig, sondern auch weise sein soll, oder (wie man es reden mag) Gottes Wort und Recht wissen. So macht man jetzt Könige mit einem Schwert und dem Buche.

Salbten: Mit dem heiligen und wohlriechenden Öl. [Welche Salbung den Heiligen Geist bedeutete, mit dessen Gaben Christus, der König aller Könige, nach seiner allerheiligsten Menschheit gesalbt wurde mehr denn seine Gesellen {Ps 45}.]

Glück zu: Als wollten sie sprechen: Gott wolle diesem unseren König viel Glück geben und uns denselben in glücklichem Zustand und bei guter Gesundheit lange erhalten. [Denn es ist richtig, dass die Untertanen ihrer Obrigkeit von Herzen Glück wünschen und leben sie selbst die Untertanen dergestalt auch ruhiger. Weil das allgemeine Gebet für fromme Leute, gleichwie auch der allgemeine Fluch wider die Bösen ganz kräftig sind.]

12. Da aber Athalja hörte das Geschrei des Volkes, das zulief und den König lobte, ging sie zum Volk im Hause des Herrn.

Lobt: Dass sie einander Glück wünschten über dem neuen, frommen und tapferen Könige, den sie bekommen hatten.

Im Hause: Das nämlich im vorderen Hof am Hause des Herrn oder Tempels stand.

13. Und sie sah und siehe, der König stand an seiner Stätte im Eingang und die Obersten und Trompeter um den König; und alles Landvolk war fröhlich und blies die Trompeten und die Sänger mit allerlei Saitenspiel, geschickt zu loben. Da zerriss sie ihre Kleider und sprach: Aufruhr, Aufruhr!

Stätte: Auf einem hohen Gerüst, so insbesondere dazu aufgerichtet war.

Eingang: Des Tempels, zwischen dem Tempel und Brandopfer-Altar.

Sänger: Denn es gehört auch eine zierliche Musik zu einem königlichen Gepränge, besonders in dergleichen Fällen wie hier, da man einen König krönt oder wählt.

Saitenspiel: [Denn es wird Gott mit Saitenspielen auch gelobt, wenn man solche geistlichen Gesänge darauf macht, die von etlichen können verstanden werden. Darum derselbe Geist, so vor ganz zu großer Andacht die Musik beim Gottesdienst nicht leiden kann, ohne Zweifel kein Geist der Freuden und des Lebens, sondern der Traurigkeit und des Todes ist.]

Zerriss: Vor großem Herzeleid, nach dem gemeinen Brauch der selbigen Zeit.

Aufruhr: Als wollte sie sprechen: Da haben etliche Meutemacher wider ihre ordentliche Obrigkeit zusammen geschworen. Darum ihr alle miteinander, die ihr hier seid, da euer etliche noch ihr Gewissen samt der Gerechtigkeit und Gerechtigkeit bedenken wollten, auch wie ihr mir Treue und hold zu sein versprochen, die ermahne ich bei ihrem Pflichten und Eid, dass ihr meine Hoheit schützen und die Aufrührer unterzudrücken mir behilflich sein wollt. [Denn die Tyrannen nennen diejenigen Aufrührer, welche von Gott ordentlicherweise dazu erweckt werden, dass sie ihre Wüterei und Grausamkeit steuern sollen.]

14. Aber Jojada, der Priester, machte sich heraus mit den Obersten über hundert, die über das Heer waren und sprach zu ihnen: Führt sie vom Hause über den Hof hinaus; und wer ihr nachfolgt, den soll man mit dem Schwert töten. Denn der Priester hatte befohlen, man soll sie nicht töten im Hause des Herrn.

Töten: Sondern außerhalb, damit nicht der heilige Ort bei einem solchen allgemeinen Freudenfest mit der gottlosen Bestie Blut und gräulichen Spektakel verunreinigt würde. Es hat aber Jojada, als der Hohepriester, der damals auch die Last der weltlichen Regierung meistenteils auf dem Halse lag und des jungen Königs Pfleger war, recht getan, dass er das Weib töten heißt, welche mit vieler königlichen Kinder Blut und Mord sich besudelt hatte und bei Leibes Strafe verbietet, dass niemand es mehr mit ihr halten soll. [Denn wer Menschenblut unrechtmäßigerweise vergießt, des Blut soll wiederum, aber ordentlicher und rechtmäßigerweise vergossen werden. Und nehmen die Tyrannen oft einen solchen Ausgang. Welche auch die Tyrannen wider die ordentliche Obrigkeit zu schützen sich unterstehen, die haben das Leben verwirkt.]

15. Und sie legten die Hände an sie; und da sie kam zum Eingang des Rosstors am Hause des Königs, töteten sie sie dort.

16. Und Jojada machte einen Bund zwischen ihm und allem Volk und dem Könige, dass sie des Herrn Volk sein sollten.

Herrn Volk: Das ist: Er verpflichtet sich, den König und das Volk mit besonderen Zeremonien, so er dazu gebraucht, dass sie die rechte Religion und das Gesetz Gottes halten wollten. Denn es hatte ein großer Teil vom Volk durch das Beispiel der Gottlosen Athalja sich verführen lassen, dass sie anstatt der rechten Religion eine Abgöttische angenommen. Welche Abgötterei sie da öffentlich widerrufen. [Diese Historie bezeugt, dass man die Irrenden soll wieder auf den rechten Weg bringen und dass die bußfertigen Sünder von Gott zu Gnaden aufgenommen werden, darum man an denen, die verführt wurden und von der rechten Religion abgefallen sind, nicht allerdings verzagen soll.]

17. Da ging alles Volk ins Haus Baals und brachen ihn ab und seine Altäre und Bilder zerbrachen sie und erwürgten Mathan, den Priester Baals, vor den Altären.

Haus Baal: Welchen abgöttischen Tempel ohne Zweifel die gottlose Athalja aufbauen ließ. [Und war der baalitische Gottesdienst falsch. Denn obwohl die Juden unter dem Namen Baal, welches ebenso viel heißt als ein Herr, den wahren Gott, Schöpfer Himmels und der Erden verstanden. Jedoch weil Gott auf solche Weise nicht wollte geehrt werden, die man im baalitischen Tempel hielt, hat er solche Gottesdienste so ganz verworfen, dass er sie abtun, die Altar, Tempel und Bilder, nieder zu reißen und zu zerbrechen und ihre Priester zu erwürgen im Alten Testament befohlen hat. Aber gleichwie heutigentags im Neuen Testament nirgends geboten ist, dass man die falschen Propheten töten soll, also ist auch nirgends befohlen, dass man die abgöttische Kirche umreiße oder alle Bilder verbrenne. Wie man auch in den Geschichten der Apostel keines Apostels Beispiel findet, dass er hätte heißen eine abgöttische Kirche einreißen oder die Bilder zerschlagen. Man soll aber die falschen Propheten und Lehrer mit dem Schwert des göttlichen Wortes schlagen, das ist: Man soll sie mit der Wahrheit der Heiligen Schrift überweisen und Fleiß ankehren, dass die Bilder, das ist, die abgöttischen Einbildungen und Meinungen aus den Herzen der Leute durch das Predigtamt heraus und hinweg gerissen werden. Daneben soll doch auch die Obrigkeit nach angefangener und eine Zeit lang geführter reiner Lehre des Evangeliums, ohne Tumult, solche Bilder den Leuten aus den Augen tun, die zum Anbeten aufgestellt gewesen und zu denen Wallfahrten geschehen sein, dessen man auch noch weiter zur Abgötterei zukünftig besorgen muss.]

18. Und Jojada bestellte die Ämter im Hause des Herrn unter den Priestern und den Leviten, die David verordnet hatte zum Hause des Herrn; Brandopfer zu tun dem Herrn, wie es geschrieben steht im Gesetz Mose, mit Freuden und Liedern, durch David gedichtet.

Bestellt: Das ist: Er teilt den Priestern und Leviten ihre Ämter angemessen aus, nach der Anordnung des Königs David, dass es im Hause des Herrn oder Tempel alles ordentlich und angemessen zuginge. [Denn man soll nicht nur das Böse aus dem Wege räumen, sondern auch die Sachen in einen besseren Stand richten.]

Liedern: Dass man eine liebliche Musik bei dem Gottesdienst gebraucht und allerlei schöne Psalmen gesungen. [Denn die gottseligen Gesänge haben einen großen Nutzen, wenn man sie also singt, dass es von jedermann kann verstanden werden.]

19. Und stellte Torhüter in die Tore am Hause des Herrn, dass nichts Unreines hineinkäme an irgendeinem Dinge.

Torhüter: Welche, so viel möglich, verhüteten, dass niemand in den Tempel des Herrn ging, der auf irgend einerlei Weise unrein wäre, damit der heilige Tempel Gottes nicht entheiligt würde. [Es sind aber vor Gott unrein alle diejenigen, welche unbußfertig in Sünden fortfahren, solche soll man mit dem ordentlichen Bann von der Kirche Gottes absondern und ausschließen.]

20. Und er nahm die Obersten über hundert und die Mächtigen und Herren im Volk und alles Landvolk und führte den König hinab vom Hause des Herrn und brachten ihn durch das hohe Tor am Hause des Königs; und ließen den König sich auf den königlichen Stuhl setzen.

Mächtigen: Die an Weisheit Standes halben und von wegen ihres stattlichen Vermögens für anderen im Ansehen waren.

Herren: Die über andere gesetzt waren.

Land-Volk: Das zu solchem Handel zugelaufen war.

Führt: Mit einer ansehnlichen und königlichen Gesellschaft.

Hause: Welches Haus vor der Zeit die gottlose Athalia etliche Jahre tyrannischerweise innen hatte.

Stuhl: Damit alles Volk den neu erwählten und gekrönten König in königlicher Majestät sehen könnte.

21. Und alles Landvolk war fröhlich und die Stadt war stille; aber Athalja wurde mit dem Schwert erwürgt.

Fröhlich: [Denn eine fromme Obrigkeit ist eine große Guttat Gottes, darüber man richtig sich freuen und Gott dafür danken soll.]

Stille: Es war gute Ruhe im Regiment und ging fein ordentlich zu, da sonst zuvor unter der Athalia tyrannischen Regierung alles ohne Ordnung durcheinanderging. [Soll man darum in der allergrößten Unrichtigkeit im Regiment an einen besseren Zustand nie ganz verzagen.]


Das 24. Kapitel

  • Der König Joas bleibt fromm, so lange der Priester Jojada lebt, danach lässt er die Abgötterei einreißen, v. 1.
  • Heißt auch den Propheten Sacharia, des Priesters Jojada Sohn, der wieder die Abgötterei predigte, umbringen, v. 17.
  • Darauf die göttliche Strafe erfolgt, dass viele abgöttische Fürsten von den Syrern erwürgt werde und wird das königliche Schloss geplündert, endlich töten den König Joas seine eigenen Diener, v. 23.

1. Joas war sieben Jahre alt, da er König wurde und regierte vierzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Zibja von Berseba {2Sam 12v1}.

Sieben Jahr: In welchem seinem noch unmündiger Alter er von dem Hohepriester Jojada und anderen Fürsten des Königreichs mit Rat und guten Lehren angewiesen wurde. [Denn obwohl das junge Alter an einem Fürsten und Regenten seine Ungelegenheiten hat. Jedoch wenn eine gute Art und Natur vorhanden ist, die von weisen und frommen Räten unterrichtet wird, so steht es mit dem Regiment nicht so ganz übel.]

2. Und Joas tat, was dem Herrn wohlgefiel, solange der Priester Jojada lebte.

Lebte: Der ihn mit seinen gottseligen Anmahnungen bei der rechten Religion, Gerechtigkeit und Frömmigkeit erhielt, weil er gleichsam sein Vater oder sein Pflegevater und Vormund war. Da aber derselbe Priester gestorben, hat er sich von seinen Hof-Heuchlern verführen lassen, dass er in Abgötterei geriet, wie später an seinem Ort wird gesagt. [Daraus zu lesen ist, was für ein teurer Schatz es sei um einen frommen Rat bei einem König und Regenten, der ein Ansehen hat. Denn derselbe kann viel Böses verhüten und viel Gutes befördern.]

3. Und Jojada gab ihm zwei Weiber und er zeugte Söhne und Töchter.

Zwei Weiber: Weil das viele Weiber nehmen damals noch im Brauch war und vielleicht er eine Zeit lang unfruchtbar blieb. [Denn man soll Vorsehung tun, dass die Regenten zeitlich in Ehestand sich begeben, damit man Erben in der Regierung habe und die Unzucht verhütet werde.]

4. Danach nahm Joas vor, das Haus des Herrn zu erneuern.

Erneuern: Weil in den vorigen Jahren die gottlose Athalia an dem Bau des Tempels nicht allein nichts gebessert, sondern auch an etlichen Orten etwas davon niederreißen lassen, wie später gemeldet wird. [Denn man soll dergleichen Gemeinde Gebäude erhalten, damit das Volk in denselben könne zusammenkommen, das Wort Gottes zu hören: Was aber Schwindelhirne und Irregeister sind, die achtens für einen Gottesdienst, die Kirche zu verwüsten.]

5. Und versammelte die Priester und Leviten und sprach zu ihnen: Zieht aus zu allen Städten Judas und sammelt Geld aus dem ganzen Israel, das Haus eures Gottes zu bessern jährlich; und eilt, solches zu tun! Aber die Leviten eilten nicht.

Jährlich: Dass man alle Jahre etwas an dem Bau des Tempels ausbessern könne. [Denn also bleiben die Gebäude stark und wehrhaft und können mit geringeren Kosten erhalten werden, als wenn man in vielen Jahren nichts baut.]

Eilten nicht: Solches Geld zu sammeln, das man zum Bau des Tempels anwenden soll. [Denn es an denen Orten, da der rechte Gottesdienst im Schwange geht, oft geschieht, dass die Leute in Anstellung solcher äußerlichen Sachen etwas träge sind, also ist keine Vollkommenheit auf dieser Welt zu hoffen.]

6. Da rief der König Jojada, dem Vornehmsten und sprach zu ihm: Warum hast du nicht acht auf die Leviten, dass sie einbringen von Juda und Jerusalem die Steuer, die Mose, der Knecht des Herrn, gesetzt hat, die man sammelte unter Israel zu der Hütte des Stifts?

Gesetzt: Nämlich dass, sooft das Volk gezählt würde, ein jegliche Mannsperson, die das zwanzigste Jahr erreicht, zur Erhaltung des Gottesdienstes einen halben Sekel des Heiligtums, das ist, einen Orts Taler, geben soll {2Mos 30}.

Stifts: An welcher statt, weil der Tempel aufgekommen, man dasselbe Geld, ihn im Bau zu erhalten wird wenden müssen, welches Mose von den Israeliten fordern hieß. [Und sollen es die Kirchendiener vertragen, wenn sie von der weltlichen Obrigkeit ihres Amtes erinnert werden, da sie darin säumig sind.]

7. Denn die gottlose Athalja und ihre Söhne haben das Haus Gottes zerrissen und alles, was zum Hause des Herrn geheiligt war, haben sie an Baalim gemacht.

Söhne: Die sie doch später selber umbringen lassen, ob sie wohl ebenso gottlos und gleicher Religion gewesen wie sie.

Zerrissen: Weil sie dem rechten Gottesdienste feind war.

War: Was die vorigen Könige und andere fromme Leute zur Zierde und zum Schmuck des Tempels geschenkt hatten.

Baalim: Welcher Tempel zur Abgötterei aufgerichtet war. Darum will der König sagen, bedarf der Tempel wohl einer Ausbesserung.

8. Da befahl der König, dass man eine Lade machte und setzte sie außen ins Tor am Hause des Herrn.

Hause: Auf dass die Israeliten das Geld darin hineinwürfen.

9. Und ließ ausrufen in Juda und zu Jerusalem, dass man dem Herrn einbringen soll die Steuer von Mose, dem Knechte Gottes, auf Israel gelegt in der Wüste.

10. Da freuten sich alle Obersten und alles Volk und brachten es und warfen es in die Lade, bis sie voll wurde.

Freuten: Dass sie willig zur Steuer waren, die selbige zu erlegen. [Denn einen fröhlichen Geber, der nicht traurig oder gezwungen darreicht, was er zu geben schuldig ist, den liebt Gott {2Kor 9}.]

11. Und wenn es Zeit war, dass man die Lade herbringen soll durch die Leviten nach des Königs Befehl (wenn sie sahen dass viel Geld darin war), so kam der Schreiber des Königs und wer vom Vornehmsten Priester Befehl hatte und schütteten die Lade aus und trugen sie wieder hin an ihren Ort. So taten sie alle Tage, dass sie Geldes die Menge zuhauf brachten.

Befehl: Welcher geboten, dass man die Lade, wenn sie gefüllt, durch dazu geordnete Leute an einen bequemen Ort tragen und öffnen soll.

Wer: Der dem Schreiber des Königs von dem Hohepriester zugegeben wurde, dass sie miteinander die Lade ausleerten. [Denn das Gemeinde Geld soll nicht einer Person allein vertraut werden, damit solche nicht in einem Argwohn geraten, als gingen sie nicht treulich damit um.]

Ort: Dass die Leute wieder Geld hineinwerfen könnten.

Alle Tage: Sooft sie gemerkt, dass die Lade voll Geld wäre.

12. Und der König und Jojada gaben es den Arbeitern, die da schafften am Hause des Herrn; dieselben dingten Steinmetzen und Zimmerleute, zu erneuern das Haus des Herrn; auch den Meistern an eisernen und Erz, zu bessern das Haus des Herrn.

Arbeitern: Nämlich die im Hause Gottes bestellt waren und Vorsehung taten, dass man bei Händen hätte, was zum Bau des Tempels gehörte.

13. Und die Arbeiter arbeiteten, dass die Besserung im Werke zunahm durch ihre Hand; und machten das Haus Gottes ganz fertig und wohl zugerichtet; und machten es fest.

Zunahm: Dass das Werk glücklich vonstattenging.

Wohl zugerichtet: Dass es ein Bestand möchte haben. [Es sind aber die Kirchendiener geistliche Zimmerleute und Werkmeister, die Gott dem Herrn seinen geistlichen Tempel bauen {1Kor 3}. Darum sollen sie Fleiß ankehren, dass sie mit der reinen Lehre des göttlichen Wortes und nachdem es ihnen vorgeschrieben, aber nicht nach ihren menschlichen Träumen und Vernunftsdenken die Zuhörer bauen.]

14. Und da sie es vollendet hatten, brachten sie das übrige Geld vor den König und Jojada; davon machte man Gefäße zum Hause des Herrn, Gefäße zum Dienst und zu Brandopfern, Löffel und goldene und silbernes Geräte. Und sie opferten Brandopfer, bei dem Hause des Herrn allewege, solange Jojada lebte.

Übrige Geld: Das von den Kosten, so man zum Bau des Tempels angewandt, übergeblieben war. Und sind dies freilich aufrichtige redliche Leute gewesen, dass sie, was an Geld übrig gewesen, treulich wieder von sich geben und erstattet und nicht zu ihrem eigenen Nutzen angewandt haben, da sie es doch bei solcher großen Ausgabe, wenn sie nur gewollt, ganz wohl hätten tun können und etwas davon entziehen. Aber sie haben es alles wiedergegeben, was noch vorhanden gewesen und zum Bau nicht gebraucht wurde.

Geräte: Weil die gottlose Athalia den Tempel eines guten Teils beraubt hatte.

Jojada lebte: Denn der tat Vorsehung, dass die ordentlichen und bestimmten Opfer, so man täglich opfern musste, nicht unterlassen würden. Dazu brauchte man das Geld, welches von den Israeliten zum Bau des Tempels gebracht wurde und übergeblieben war. [Denn die Kirchengüter soll man besonders dahin wenden, dass das Predigtamt unterhalten werde.]

15. Und Jojada wurde alt und des Lebens satt und starb; und war hundertdreißig Jahre alt, da er starb.

Satt: Dass er nicht begehrte länger zu leben. [Denn wenn fromme Leute den Lauf ihres Berufes vollendet haben, so begehren sie abzuscheiden und bei Christo zu sein {Phil 1}.]

Alt: [Denn Gott verlängert den Personen oft das Leben, die sich um das Regiment wohl verdienen.]

16. Und sie begruben ihn in der Stadt Davids unter die Könige, darum dass er hatte wohlgetan an Israel und an Gott und seinem Hause.

Wohlgetan: Indem er des Königs Sohn beim Leben erhalten, ihm das Königreich wieder zugestellt und der Gottlosen Athalja tyrannisches Regiment abgeschafft, auch die Ehre Gottes, rechte Religion und den ordentlichen Gottesdienst im Tempel zu Jerusalem mit höchstem Fleiß befördert. [Einen solchen Namen hinterlassen ist besser als vielen und großen Reichtum.]

17. Und nach dem Tode Jojadas kamen die Obersten in Juda und beteten den König an; da gehorchte ihnen der König.

Jojada: Der den König mit seinen heilsamen Ratschlägen bis daher zum Guten gewiesen und angehalten hatte.

Obersten: Welche der Gelegenheit mit Fleiß wahrgenommen.

Beteten: Das ist: Sie haben dem Könige große Ehre bewiesen und ihn zum Höchsten gebeten, dass er die Übung solcher Religion wieder zulassen wollte, welche mit Rat des Priesters Jojada abgetan wurde, nämlich, die abgöttischen Opfer, nach denen ihnen immer das Maul gestunken, aber bei des Jojada Lebzeiten sich nichts dürfen merken lassen. [Dergestalt findet man etliche vornehme Leute, die mit einer gottlosen Meinung eingenommen sind, welche sie doch eine Zeit lang heimlich halten, bis sie Gelegenheit ersehen, dass sie die Fürsten und Herren auf ihre Meinung bringen und die wohlbestellten Kirchen zerrütten. Aber der Obrigkeit Amt ist, dass sie solchen boshaften Ratgebern kein Gehör geben.]

18. Und sie verließen das Haus des Herrn, des Gottes ihrer Väter und dienten den Hainen und Götzen. Da kam der Zorn über Juda und Jerusalem um dieser ihrer Schuld willen.

Haus: Den Tempel samt dem rechten Gottesdienst.

Götzen: Sie richteten in den Lustwäldern neue Gottesdienste an und unterstanden sich Gott zu ehren mit dem Anbeten der Bilder. Allerdings als wenn ein Fürst die evangelische Lehre abschaffte und die päpstliche Messe wieder anrichtete, samt der Anrufung der Heiligen, Anbetung der Bilder und dergleichen.

Zorn: Nämlich des Herrn. Denn wie sollte Gott nicht über die heftig zürnen, welche die rechte Religion fahren ließen und dem Könige samt seinen Räten zu gefallen, einen falschen Gottesdienst annahmen?

19. Er sandte aber Propheten zu ihnen, dass sie sich zu dem Herrn bekehren sollten; und die bezeugten sie; aber sie nahmen es nicht zu Ohren.

Propheten: Welche sie vermahnten, dass sie von der Abgötterei abstehen sollten. Denn ehe Gott der Herr ein Beispiel der ernstlichen Strafe an ihnen sehen ließe, hat er sie zuvor wollen lassen warnen und zur Buße rufen.

Bezeugten: Dass sie mit einem großen und göttlichen Eifer ihnen zu verstehen gaben, wie ihre Abgötterei ein böses Ende nehmen würde.

Ohren: [Gleichwie aber es mit dem Menschen leicht geschehen kann, dass er irren und fehlen mag. Also ist es wiederum eine teuflische Bosheit, dass man nach angehörten heilsamen Warnungen und nützlichen Erinnerungen dennoch im Irrtum beharrt und stecken bleibt.]

20. Und der Geist Gottes zog an Sacharja, den Sohn Jojadas, des Priesters. Der trat oben über das Volk und sprach zu ihnen: So spricht Gott: Warum übertretet ihr die Gebote des Herrn, das euch nicht gelingen wird? Denn ihr habt den Herrn verlassen, so wird er euch wieder verlassen.

Und: In den vorigen Worten ist allgemein kürzlich angezeigt worden von der Propheten Sendung und des Volkes Halsstarrigkeit, die sie in den folgenden etlichen Jahren gegen die Diener des Wortes Gottes erzeigten. Jetzt wird ein besonderer Fall erzählt.

Zog an: Das ist: Der Heilige Geist hat ihn aufgemuntert und mit einer prophetischen Gabe und Kraft ausgerüstet und gleichsam gewappnet, dass er zu der Abgötterei nicht länger still schweigen könne.

Übertretet: Dass ihr fremde und unrechte Gottesdienste treibt, welches euch zu keinem Guten kommen wird, sondern werdet unzählig Unglück an Leibes und der Seelen euch damit übern den Hals laden.

Verlassen: [Denn wenn man von der rechten Religion abweicht, ist solches nichts anders, als von Gott selbst abfallen.]

Wieder: Das ist: Ihr werdet mit eurer Abtrünnigkeit es dahin bringen, dass Gott euch wiederum alle Gnade und seinen Schutz entziehen wird. Dies ist der Inhalt der Predigt gewesen, welche Sacharia getan, damit er das Volk Gottes wieder auf den rechten Weg der wahren Religion bringen möchte. Und ist kein Zweifel, er habe ihnen aus den Schriften Mose die göttlichen Bedrohungen der Strafen vorgehalten und solche mit Exempeln der Unfälle erklärt, so dem Volk Gottes unter den Richtern und vorigen Königen, um des Abfalls willen von der wahren Religion, begegnet. Obwohl nun ohne Zweifel aus seinen Predigten etliche sich gebessert und richtig gebracht wurden, andere auch der wahren Gottseligkeit mit mehr Beständigkeit sich beflissen, so ist doch der größte Haufen auf seiner einmal gefassten gottlosen Meinung geblieben und in der Abgötterei beharrt.

21. Aber sie machten einen Bund wider ihn und steinigten ihn nach dem Gebote des Königs im Hofe am Hause des Herrn {Mt 23v37}.

Ihn: Den Propheten, als ob sie Gott mit ihrem Abfall noch nicht genügend erzürnt hätten.

Königs: Der nicht leiden wollte, dass ihm der Prophet widersprach, darum er ihn heißen mit Steinen zu Tode werfen, dazu die anderen sich willig gebrauchen lassen.

Hause: Dass sie auch des heiligen Orts nicht geschont, sondern ihn mit dem unschuldigen Blut des Knechts Gottes besudelt.

22. Und der König Joas gedachte nicht an die Barmherzigkeit, die Jojada sein Vater, an ihm getan hatte, sondern erwürgte seinen Sohn. Da er aber starb, sprach er: Der Herr wird es sehen und suchen.

Getan: Er war der großen Guttaten nicht mehr bedacht, welche des Zacharias Vater dem Könige erzeigt hatte, da er ihn beim Leben und beim Königreich erhalten.

Er: Nämlich Zacharia. Und bin ich allerdings der Meinung, dass dieser Zacharia eben der sei, von welchem Christus {Mt 23} sagt, dass er sei getötet wurden zwischen dem Tempel und Altar. Denn ob er wohl dort ein Sohn Barachie geheißen wird, so ist doch leicht zu spüren, das Jojada zwei Namen hatte, so einerlei bedeuten und vom Segen oder Lob Gottes herkommen.

Und suchen: Das ist: Gott sieht diesen unbilligen Mord und eure übermachte Bosheit und Undankbarkeit, welches er nicht wird ungestraft lassen. [Es ist aber dies eine Bußpredigt und keine Rachgierigkeit gewesen. Denn Gott rächt den Mord seiner Diener und lässt die Undankbarkeit nicht ungestraft. Man hat auch hier in Acht zu nehmen der Abgöttischen tyrannisches Gemüt wider die Diener Gottes, denen sie das Leben nehmen, wenn sie nur können. Und sieht man auch ein Beispiel von der Welt Undankbarkeit, welche für die größten Guttaten alles Übel wiederum beweist. Aber man muss die Belohnung von Gott gewärtig sein. Weiter soll uns dieses Königs Unbeständigkeit, der wohl angefangen, aber sein Leben übel beendet, erinnern, dass wir Gott anrufen, damit wir nicht in Versuchung geführt werden.]

23. Und da das Jahr um war, zog herauf das Heer der Syrer und kamen nach Juda und Jerusalem und verderbten alle Obersten im Volk; und allen ihren Raub sandten sie dem Könige zu Damaskus.

Um war: Von der Zeit an, da Zacharia umgekommen: Da ist die Strafe des Abfalls von der rechten Religion und des Propheten Mords erfolgt.

Obersten: Die sie erwürgten. Und waren eben dieselben, welche bei dem König angehalten, dass er die Abgötterei wieder anrichten soll. [Denn Gott weiß einem jeden zu geben nach seinen Werken. Und ist es keine geringe Strafe, wenn die Obersten oder Vornehmsten im Volk umkommen.]

Sandten sie: Nämlich die Hauptleute der Syrer schickten es ihrem König zu in der königlichen Hauptstadt. Und ist meines Erachtens dies ein anderer Kriegszug der Syrer gewesen, als der {2Sam 12} beschrieben wird, halte es auch dafür, dass dies der letzte gewesen sei.

24. Denn der Syrer Macht kam mit wenig Männern, noch gab der Herr in ihre Hand eine sehr große Macht, darum dass sie den Herrn, ihrer Väter Gott, verlassen hatten. Auch übten sie an Joas Strafe.

Hand: Also dass die Juden ihnen keinen Widerstand tun konnten. [Denn man hat sich bei einem zornigen Gott und der noch nicht versöhnt ist, keiner Hilfe zu getrösten.]

Strafe: Dass sie sein königliches Schloss beraubten und ihn mit Schlägen übel zurichteten. [Denn die Gottlosen Kriegsleute, als die Syrer waren, sind Gottes Geißel, damit er seines Volkes Sünden straft.]

25. Und da sie von ihm zogen, ließen sie ihn in großen Krankheiten. Es machten aber seine Knechte einen Bund wider ihn um des Blutes willen der Kinder Jojadas, des Priesters und erwürgten ihn auf seinem Bette; und er starb. Und man begrub ihn in der Stadt Davids, aber nicht unter der Könige Gräber.

Krankheiten: Also dass er nicht mir mit einem Gebrechen des Leibes geplagt wurde. [Denn der viel Übles gestiftet hat, wird auch mit vielem Unfall geplagt.]

Es: Folgt noch ein anderes und größeres Übel.

Knechte: Etliche seiner Hofdiener.

Blutes willen: Denn obwohl diese seine Diener aus einer anderen Ursache dazu bewegt wurden, dass sie ihrem Könige nach dem Leben trachteten, so hat doch Gott durch ihr Zutun des Propheten Mord gerächt.

Bette: Darauf er schwer krank lag.

Gräber: Welches aus sonderbarer Schickung und Anordnung geschehen. Denn der an Gott treulos wurde und gegen die Leute undankbar gewesen, war keines königlichen Begräbnisses würdig. [Welche Regenten, darum begehren wohl zu leben, selig zu sterben und ehrlich begraben zu werden, die sollen Fleiß ankehren, dass sie bei der wahren Religion und in Handlung der Gerechtigkeit gegen die Untertanen bis zum Ende des Lebens beharren, auch ihrer treuen Diener Mühe nicht mit Übeltaten belohnen.]

26. Die aber den Bund wider ihn machten, waren diese: Sabad, der Sohn Simeaths, der Ammonitin und Josabad, der Sohn Simriths, der Moabitin.

Sabad: Dieser wird {2Sam 12} Josabar genannt, denn es ist zur selben Zeit sehr gebräuchlich gewesen, dass die Leute zwei Namen hatten.

Simrith: Welcher {2Sam 12} Somer genannt wird. Es hatten aber die Amoniter und Moabiter ihren Ursprung von des Lots Töchtern, die eine Blutschande mit ihrem Vater begangen {1Mos 19}. Daher diese Völker entsprungen. Darum kein Wunder, dass aus solchem Geschlecht nichts Löbliches herkam. [Es lassen aber bisweilen Fürsten und Herren bekannte und vornehme Männer hinten stehen, und nehmen Fremde an ihren Hof, derer Treue oder vielmehr Untreue sie häufig mit Gefahr ihres Lebens oder Schaden der Güter innewerden.]

27. Aber seine Söhne und die Summe, die unter ihm versammelt war und der Bau des Hauses Gottes, siehe, die sind beschrieben in der Historie im Buch der Könige. Und sein Sohn Amazia wurde König an seiner statt.

Söhne: Wie viel er derselben gezeugt und wer sie gewesen.

Summe: Des Geldes, so er von den Israelitern zum Bau und Ausbesserung des Tempels zusammengebracht.

Buch: Davon oft gesagt, dass es nicht mehr vorhanden sei. [Es haben aber seine ersten Guttaten, die letzte Übeltaten vor Gott nicht können wettmachen Denn nicht der wohl anfängt, sondern der bis ans Ende beharrt, wird selig werden.]

Amazia: Der auch den Anfang gut und das Ende böse gemacht, wie wir später hören werden.


Das 25. Kapitel

  • Amazia folgt seinem Vater im Königreich nach und erwürgt seines Vaters Totschläger, v. 1.
  • Überwindet die Edomiter, v. 11.
  • . Bringt aber danach ihre Götzen ins Land Juda und droht dem Propheten den Tod, der ihn darüber zu Rede stellt, v. 14.
  • Erhebt sich auch des vorigen Sieges und bietet dem Könige Israel einen Krieg an, darüber er gefangen und aller Schätze beraubt wird, endlich bringen ihn seine Diener um, v. 17.

1. Fünfundzwanzig Jahre alt war Amazia, da er König wurde, und regierte neunundzwanzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Joadan von Jerusalem {2Sam 14v2}.

2. Und er tat, was dem Herrn wohlgefiel, doch nicht von ganzem Herzen.

Nicht von: Er nahm zwar die rechte Religion an, erhielt und beförderte sie auch, war aber doch kein rechter Ernst dabei, dass er Gott von reinem Herzen gefürchtet hätte, wie es später der Ausgang bezeugt, da er nach erlangtem Sieg wider die Edomiter ihre gottlose Religion angenommen und dem Propheten den Tod gedroht, der dagegen war. Doch ist er zu Anfang der Regierung wohl vorgestanden.

3. Da nun sein Königreich bekräftigt war, erwürgte er seine Knechte, die den König, seinen Vater, geschlagen hatten.

Bekräftigt: Dass er sich nicht mehr besorgen durfte, man möchte ihn des Königreichs entsetzen und berauben.

Knechte: Oder Hofdiener. Denn es ist gut zu erachten, dass sie nicht schlechte Leute und in einem großen Ansehen gewesen sind, weil man sie nicht bald auf frischer Tat zur Strafe gezogen, auch der König Amazia selber eine Zeit lang sich vor ihnen fürchten müssen.

4. Aber ihre Kinder tötete er nicht. Denn also steht es geschrieben im Gesetz, im Buch Moses, da der Herr gebietet und spricht: Die Väter sollen nicht sterben für die Kinder, noch die Kinder für die Väter, sondern ein jeglicher, soll um seiner Sünde willen sterben {5Mos 24v16 2Sam 14}

Gesetz: Dem Amazia Gehorsam geleistet. Da er beides recht getan, erstlich, dass er den unrechten Mord gestraft und in der Strafe gebührlich Maß gehalten. Denn obwohl Joas für seine Bosheit von Gott richtig gestraft wurden, so haben doch seine Totschläger keine genügende rechtmäßige Ursache zu ihrem Könige und ordentlichen Oberherrn, deshalb sie ihn hätten müssen erwürgen. [Sollen darum die Laster ernstlich gestraft werden und muss man doch achthaben, dass wir unseren eigenen Begierden zur Rache nicht nachhängen und das Maß in der Strafe nicht überschreiten.]

5. Und Amazia brachte zuhauf Juda und stellte sie nach der Väter Häusern, nach den Obersten über tausend und über hundert, unter ganz Juda und Benjamin; und zählte sie von zwanzig Jahren und darüber und fand ihrer dreihunderttausend auserlesen, die ins Heer ziehen mochten und Spieß und Schild führen konnten.

Stellte sie: Das ist: Er hielt eine Musterung unter seinem Volk, weil er wider die Edomiter einen Krieg zu führen willens, wie aber und mit was Gelegenheit sich derselbe Krieg angesponnen, wird nicht gemeldet.

Obersten: Welche herzu führten, was ein jeder für Leute unter sich hatte.

Darüber: Doch dass sie nicht ganz zu alt, sondern zum Kriege tauglich waren.

Auserlesen: Den Ausbund und Kern von Kriegsleuten, dass er also ein gewaltiges Kriegsheer zusammenbrachte.

6. Dazu nahm er an aus Israel hunderttausend starke Kriegsleute um hundert Zentner Silbers.

Aus Israel: Aus den anderen israelitischen Stämmen, die nicht unter seinem Gebiet waren.

Zentner: Welche Summe ich auf fünfzigtausend Taler schätze und ist dies nur allein das Laufgeld gewesen.

7. Es kam aber ein Mann Gottes zu ihm und sprach: König, lass nicht das Heer Israels mit dir kommen; denn der Herr ist nicht mit Israel noch mit allen Kindern Ephraim.

Mann Gottes: d. i. Ein Prophet von Gott gesandt.

Heer Israel: Welches du aus den anderen israelitischen Stämmen angenommen hast, die nicht unter deinem Gebiet sind.

Ephraim: Welcher der volkreichste und vornehmste unter den israelitischen Stämmen war, aus dem sie auch ihren König hatten. Denselben, will der Prophet sagen, ist Gott mit keinen Gnaden gewogen, weil sie mit vielfältiger Abgötterei sich verunreinigen, darum wird er ihnen kein Glück im Streit geben und wird dein Kriegsvolk auch dadurch in Gefahr kommen.

8. Denn so du kommst, dass du eine Kühnheit beweist im Streit, wird Gott dich fallen lassen, vor deinen Feinden. Denn bei Gott steht die Kraft, zu helfen und fallen zu lassen.

Beweist: Und meinst, du wollest durch die Menge deines Kriegsvolkes den Sieg erhalten.

Fallen lassen: Denn Gott kann nicht leiden, dass wir uns das Lob zumessen, wenn wir eine Sache wohl ausgerichtet haben, welches Gott allein gebührt und nicht uns.

Zu helfen: Dass man den Sieg erlange. [Hier haben wir zwei Ding zu lernen, erstlich, dass man, so viel möglich, der Gottlosen Gemeinschaft fliehen soll und dass man nichts aus Vertrauen auf eigene Kräfte anfange oder sich unterstehe.]

9. Amazia sprach zu dem Mann Gottes. Was soll man denn tun mit den hundert Zentnern, die ich den Kriegsknechten von Israel gegeben habe? Der Mann Gottes sprach: Der Herr hat noch mehr, denn des ist, das er dir geben kann.

Tun: Soll ich denn so viele Zentner Silbers umsonst ausgeben und verloren haben, damit ich die israelitische Kriegsleute gedingt habe?

Geben kann: Denn er ist der Allerreichste und kann diesen Verlust mit anderer Gelegenheit durch seinen Segen reichlich wiederum erstatten. [Denn was wir Gott zu gefallen fahren lassen, das wird uns vielfach wiedergegeben.]

10. Da sonderte Amazia die Kriegsknechte ab, die zu ihm aus Ephraim gekommen waren, dass sie an ihren Ort hingingen. Da ergrimmte ihr Zorn wieder Juda sehr und zogen wieder an ihren Ort mit grimmigem Zorn.

Aus Ephraim: Aus den israelitischen Stämmen.

Ergrimmte: Weil es das Ansehen hatte, als ob sie von ihm verachtet würden.

Ihren Ort: Welches doch nicht ohne Schaden abgegangen, weil sie sich etlichermaßen zu rächen begehrt, davon später folgt. Amazia aber hat dies Ortes recht getan. [Denn man soll dem Worte Gottes gehorsam sein, ob es gleich mit Verlust der Güter oder anderer Gefahr geschehen müsste.]

11. Und wurde getrost und führte sein Volk aus und zog aus ins Salztal und schlug der Kinder von Seir zehntausend.

Salztal: Da er wusste, dass die Feinde seiner warteten. Welches vielleicht daher den Namen bekommen, dass es viele Salzgruben darin hatte.

Von Seir: Das ist die Edomiter, so auf dem Gebirge Seir wohnten.

Zehntausend: Die in der Schlacht auf der Walstatt blieben.

12. Und die Kinder Juda fingen ihrer zehntausend lebendig; die führten sie auf die Spitze eines Felsen und stürzten sie von der Spitze des Felsen, dass sie alle zerborsten.

Zerborsten: Diese Tat des Königs Amazia wird hier nicht gelobt, sondern schlecht erzählt. Und ob es vielleicht hätte mögen damit entschuldigt werden, dass es den Israeliten frei gestanden, die Völker des Landes Kanaan ohne alle Barmherzigkeit auszurotten und zu vertilgen, so hatte doch Gott selbst einen Unterschied gemacht zwischen den Edomitern und Kanaanitern und sie der Israeliten Verwandten geheißen. Gleichwie darum das Volk Gottes hat können in der Schlacht ihre Gewalt mit ordentlicher Gegenwehr abtreiben und solches mit gutem Gewissen getan, also hätten sie der Gefangenen sollen schonen. [Denn man soll nach dem Sieg Maß halten und steht es einer königlichen Majestät zu, die Widerspenstigen zu bekriegen und der Wehrlosen zu schonen.]

13. Aber die Kriegsknechte, die Amazia hatte wiederum lassen ziehen, dass sie nicht mit seinem Volk zum Streit zögen, taten sich nieder in den Städten Judas, von Samaria an bis gen Beth-Horon und schlugen ihrer dreitausend und nahmen viel Raubes.

Aber: Jetzt folgt, wie die abgedankten israelitischen Kriegsleute vor ihrem Abzug im Lande Juda gehaust und was sie für eine Letze hinter sich gelassen.

Von Samaria: Die in derselben Gegend herum gelegen waren.

Raubes: Hat also das Kriegsvolk, so zur Hilfe angenommen war, mehr Schaden getan als die öffentlichen Feinde. [Also pflegt es oft zu gehen, wenn die Könige und Fürsten fremde Völker zu ihrer Länder Beschützung fordern, dass sie nicht bald wiederum davonziehen, sie haben denn zuvor großen Schaden getan.] Und haben ohne Zweifel etliche von ihnen solches Unglück dem Propheten zugemessen, auf welches Ermahnung man den israelitischen Kriegsleuten abgedankt hatte. Aber die Schuld war nicht des Propheten, sondern des Königs, der sie aus Unglauben gedingt. Doch hätte Gott solchen Verlust dem König auch leicht wieder erstatten können, wenn er nur nicht bald später der Gottseligkeit allerdings den Rücken gewandt, davon jetzt folgen wird.

14. Und da Amazia wiederkam von der Edomiter Schlacht, brachte er die Götter der Kinder von Seir und stellte sie ihm zu Göttern; und betete an vor ihnen und räucherte ihnen.

Götter: Nämlich die abgöttischen Bilder, so er nach erobertem Sieg im Lande Edom gefunden, haben ihm besonders wohl gefallen, darum er sie mit sich genommen und ihnen göttliche Ehre erzeigt, weil er vom Teufel mit einem falschen Wahn geblendet wurde, als ob der Bilder Verehrung Gott besser gefiele, denn der Gottesdienst, den Gott selber zu Jerusalem ohne Bilder durch sein Wort eingesetzt hatte: Meinte aber daneben freilich nicht, dass er bei den Bildern einem anderen Gott diente, als dem, der das Volk Israel aus Ägypten geführt und neulich ihm den Sieg verliehen hatte. [Auf gleiche Weise sündigen auch die Katholiken, welche meinen, dass der wahre Gott recht geehrt werde, wenn sie vor den Bildern niederfallen, das ist, wenn sie dieselben anbeten, obwohl sie dazu leugnen, dass sie es nicht tun.]

15. Da ergrimmte der Zorn des Herrn über Amazia und sandte einen Propheten zu ihm, der sprach zu ihm: Warum suchst du die Götter des Volkes, die ihr Volk nicht konnten erretten von deiner Hand?

Sandte: Denn ob er ihn wohl von Stand an hätte können zur gerechten Strafe ziehen, so hat er ihn doch nach seinem göttlichen Brauch zuvor zur Buße berufen wollen.

Suchst du: Ist das nicht ein seltsamer und ungewöhnlicher Handel, dass du der Edomiter Religion annimmst, die ihre Diener nicht schützen können. Und verlässt desselben Gottes rechten Gottesdienst, der dir wider das abgöttische Volk den Sieg gegeben? Heißt das nicht die Brunnquelle des lebendigen Wassers verlassen und aus den Zisternen trinken wollen, die kein Wasser halten? Hat es Gott also um dich verdient, dass du ihn, deinen Guttäter, verlässt und den nichtigen Götzen nachhängst, die keinem nie nichts Gutes erzeigt haben? [Denn bei der falschen Religion ist kein Schutz.]

16. Und da er mit ihm redete, sprach er zu ihm: Hat man dich zu des Königs Rat gemacht? Höre auf, warum willst du geschlagen sein? Da hörte der Prophet auf und sprach: Ich merke wohl, dass Gott sich beraten hat, dich zu verderben, dass du solches getan hast und gehorchst meinem Rat nicht.

Rat: Dass ich deiner Erinnerung bedurfte, welcher Religion ich folgen soll. Gerade, als ob ich deiner Schlauheit zur Aufrichtung des Gottesdienstes gebrauchen müsste?

Höre auf: Und rede mir nicht weiter ein, dass du an meinem Tun etwas tadeln wolltest. [Dieser König ist ein Vorbild derer Leute, welche meinen, dass man die Religionssachen anordnen und bestellen könne, wenn gleich die Kirchendiener nicht dabei sind.

Auf: Dass er nichts mehr wider die Abgötterei redete, welche der König angerichtet hatte, weil er sah, dass er bei einem solchen Menschen, der seine Ohren vor den Predigten des göttlichen Wortes zustopfte, nichts Fruchtbares würde ausrichten können.

Sprach: Dass er noch diese wenigen Worte hinzutat.

Getan: Und eine Abgötterei angerichtet hast.

Rat nicht: Dass du von Sünden abließest. [Es steht aber alsdann die Sache mit einem Menschen ganz übel, wenn er die heilsamen Vermahnungen nicht mehr hören will, auch noch dazu die anfeindet und zu verfolgen begehrt, welche seinen bösen Handlungen widersprechen und ihn davon begehren abzumahnen. Und ist oft solcher Leute Verderben am allernächsten vor der Tür.]

17. Und Amazia, der König Judas, wurde Rats und sandte hin zu Joas, dem Sohn Joahas, des Sohnes Jehus, dem Könige Israels und ließ ihm sagen: Komm, lass uns miteinander besehen.

Und: Jetzt wird gemeldet, wie es nach des Propheten Weissagung ergangen, dass die Strafe bald erfolgt.

Rats: Er nahm sich eine schädliche Sache vor, weil er sich des Sieges ganz zu sehr überhob, den er wieder die Edomiter erhalten hatte.

Besehen: Sei keck und liefere mir eine Feldschlacht. Und ist wohl zu vermuten, dass ein heimlicher Widerwille zwischen diesen beiden Königen entstanden und vorher gegangen, daraus Amazia Anlass bekommen, dass er dem israelitischen König einen Krieg anbot. [Denn die hochmütigen Regenten erregen oft unnötige Kriege zu ihrem eigenen und der ihrigen Verderben.]

18. Aber Joas, der König Israels, sandte zu Amazia, dem Könige Judas und ließ ihm sagen: Der Dornstrauch im Libanon sandte zu der Zeder im Libanon und ließ ihr sagen: Gib deine Tochter meinem Sohn zum Weibe; aber das Wild im Libanon lief über den Dornstrauch und zertrat ihn.

Sagen: Dass er ihm durch seinen Gesandten seinen nichtigen Stolz und Übermut zu verstehen gab und ernstlich beweisen ließ.

Dornstrauch: Da er ungefähr eines vorüber reisenden Wandersmanns Fuß, der sich aus Unvorsichtigkeit an ihm gestoßen, verletzt hatte und gesehen, dass etliche Blutstropfen herausgeflossen, hat er sich dessen schnell überhoben, als ob er eine große Menge Feinde darnieder gelegt hätte. Und ging nicht mehr mit schlechten Gedanken um, sondern achtete sich auch den hohen Bäumen gleich und verachtete das andere niedrige Gebüsch neben ihm mit großem Übermut.

Zum Weibe: Denn ich bin an Tapferkeit und Heldentaten nicht geringer als irgendein anderer Baum.

Wild: Da es erfahren, was der Dornstrauch für einen großen Übermut triebe, hat es ihn sehr verdrossen.

Zutrat: Also dass sein aufgeblasener und nichtiger Ruhm einen bösen Ausgang hatte, so wird dir es auch gehen.

19. Du gedenkst: Siehe, ich habe die Edomiter geschlagen; des erhebt sich dein Herz und suchst Ruhm. Nun bleibe daheim! Warum ringst du nach Unglück, dass du fällst und Juda mit dir?

Geschlagen: Derer zehntausend auf der Wallstatt blieben und gleich so viele Gefangene von einem Felsen gestürzt wurden. Darum weil ich meine Stärke versucht habe und meine Tapferkeit sehen lassen, auch einen großen Ruhm davon gebracht, so wollte ich mich vor dem allermächtigsten Monarchen nicht entsetzen, wenn ich wider ihn zu Felde ziehen soll. Solche und dergleichen Gedanken, will Joas sagen, machen dich so verwöhnt, dass du einen unnötigen Krieg anfangen willst und begehrst dich mit denen zu schlagen, die mächtiger sind, denn du.

Nach Unglück: Bleib mit deinen armen Leuten daheim, es juckt dich die Haut nach Streichen.

20. Aber Amazia gehorchte nicht; denn es geschah von Gott, dass sie gegeben würden in die Hand, darum dass sie die Götter der Edomiter gesucht hatten.

Von Gott: Es geschah nicht ungefähr, sondern Gott ließ ihn also in seinen Ratschlägen irren.

Sie: Nämlich der König samt dem Volk, weil sie sich in gleiche Abgötterei vertieft hatten. [Und sind die doppelte Narren, die weder sich selbst raten, noch einem Freunde, oder Feinde, der ihnen etwas Gutes rät, folgen können. Aber wenn Gott strafen will, so schickt er aus gerechtem Urteil, dass man in Ratschlägen irrt und die Regenten, alle heilsamen Warnungen nach hinten setzt, schädliche Sachen ordnen.]

21. Da zog Joas, der König Israels, herauf und besahen sich miteinander, er und Amazia, der König Judas, zu Beth-Semes, die in Juda liegt.

Herauf: Mit einem großen Kriegsheer.

Besahen: Sie wurden einander zu Willen.

22. Aber Juda wurde geschlagen vor Israel und flohen ein jeglicher in seine Hütte.

Hütte: Wer ausreißen konnte, der riss aus, seiner Behausung zu.

23. Aber Amazia, den König Judas, den Sohn Joas, griff Joas, der Sohn Joahas, der König Israels, zu Beth-Semes und brachte ihn gen Jerusalem und riss ein die Mauern zu Jerusalem vom Tor Ephraim an bis an das Ecktor, vierhundert Ellen lange.

Beth Semes: Welche Stadt auf den Grenzen des Königreichs Juda gelegen war.

Jerusalem: Welche Stadt man nicht vor ihm zuschließen dürfe, weil er den König Amazia gefangen mit sich führte, auf dass er nicht etwas Härteres wieder ihn vornahm.

Ephraim: Welches Tor darum also geheißen, weil es gegen dem Land zu gelegen, das der Stamm Ephraim besessen, darin das Königreich Israel war.

Ecktor: Welches also hieß, weil die Stadt am selben Ort ein Eck oder Winkel hatte.

Lange: Also dass der König Israel aus seinem Königreich einen freien Zugang hatte in die Stadt Jerusalem.

24. Und alles Gold und Silber und alle Gefäße, die vorhanden waren im Hause Gottes bei Obed-Edom und in dem Schatz im Hause des Königs und die Kinder zu Pfand nahm er mit sich gen Samaria.

Gefäße: Alle köstlichen Geräte.

Obed Edom: In welches Haus vorzeiten die Bundeslade gewesen war, darum aus diesem Ort zu lesen ist, dass vom heiligen Geräte noch etwas darin aufbewahrt wurde, welches alles der israelitische König hinwegnahm. [Also hat Gott den Abfall von der wahren Religion mit der zeitlichen Strafe des unglückhaften Krieges und Plünderung der Güter heimgesucht. Welche nur ein Vortrab der ewigen Verdammnis war, darin die unbußfertigen gewisslich geraten werden.]

25. Und Amazia, der Sohn Joas, der König Judas, lebte nach dem Tode Joas, des Sohnes Joahas, des Königs Israels, fünfzehn Jahre.

26. Was aber mehr von Amazia zu sagen ist, beide das Erste und das Letzte, siehe, das ist geschrieben im Buch der Könige Judas und Israels {2Sam 14v1}.

27. Und von der Zeit an, da Amazia von dem Herrn abwich, machten sie einen Bund wider ihn zu Jerusalem; er aber floh gen Lachis. Da sandten sie ihm nach gen Lachis und töteten ihn dort.

Bund: Nämlich etliche seiner Diener oder Untertanen. Denn weil er von Gott dem Herrn abgefallen war, so hat Gott seine Untertanen wiederum von ihm abfällig gemacht, dass sie ihm nach dem Leben trachteten.

Floh: Da er seiner Gefahr innewurde.

28. Und sie brachten ihn auf Rossen und begruben ihn bei seinen Vätern in der Stadt Judas.

Auf Rossen: Darauf man ihn gelegt, wie einen Mehlsack, dazu von einem Pferd aufs andere geworfen. Welches ohne Zweifel ihm zur Schmach geschah.

Begruben: Nachdem sie ihr Mütlein wohl an ihm gekühlt hatten. [Welche Fürsten und Herren nun begehren gehorsame und treue Untertanen zu haben, die sollen darauf sehen, dass sie mit wahrem Glauben sich an Gott festhalten und die ganze Zeit ihres Lebens einen gottseligen Wandel führen, damit es ihnen nicht wie dem Amazia gehe.]


Das 26. Kapitel

  • Als Amazia umgekommen, folgte ihm sein Sohn Usia, dessen Frömmigkeit, glückliche Kriege, Festungen und andere Gebäude, auch Majestät und Macht gerühmt werde, v. 1.
  • Danach aber als er aus Übermut, auch wider der Priester Warnungen, räuchern will im Tempel, wird er von Gott mit dem Aussatz gestraft und des Regiments entsetzt, v. 16.

1. Da nahm das ganze Volk Juda Usia, der war sechzehn Jahre alt und machten ihn zum Könige an seines Vaters Amazia statt {2Sam 14v21}.

Nahm: Nämlich nachdem Amazia erschlagen war und von einem Nachkommen im Reich handelte, wurden sie der Sachen eins, dass sie des Amazia Sohn erwählten. Und hat Gott des Volkes Gemüter also gerichtet, dass sie nach keinem Fremden getrachtet, auf dass er die Verheißung erfüllte, so dem David geschehen war, dass seine Nachkommen eine lange Zeit regieren sollten, obwohl das Volk sich besorgen mögen, es möchte dieser König einmal eins seines Vaters Tod zu rächen begehren.

2. Derselbe baute Eloth und brachte sie wieder an Juda, nachdem der König entschlafen war mit seinen Vätern.

König: Sein Vater Amazia. [Und ist es viel löblicher, dass man Städte und Landschaften wieder an sich bringe, als um ganz zu vielen Schulden willen, so man durch übermäßige Pracht verursacht, solche Fremden versetze und verpfände.]

3. Sechzehn Jahre alt war Usia, da er König wurde und regierte zweiundfünfzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jechalja von Jerusalem.

Regierte: Dieses Königs Frömmigkeit hat Gott mit einer langwierigen Regierung belohnt. [Und sollen die Untertanen um solche Guttat bitten, dass ihre Regenten lange leben mögen, weil viele Veränderungen den Zustand des Regiments sehr zerrütten.]

Von Jerusalem: Es haben aber die Könige in Juda viele einen glücklicheren Ehestand, wenn sie aus ihrem Volk Weiber genommen, als wenn sie die aus der Fremde holten.

4. Und er tat, dass dem Herrn wohlgefiel, wie sein Vater Amazia getan hatte.

Wohlgefiel: Weil er die rechte Religion annahm, dem Regiment wohl vorstand und unsträflich lebte.

Getan: In den ersten Jahren seiner Regierung, ehe denn er zu der Edomiter Abgötter abfiel. [Denn man soll der Eltern Frömmigkeit, aber nicht ihren Lastern folgen.]

5. Und er suchte Gott, solange Sacharja lebte, der Lehrer in den Gesichten Gottes; und solange er den Herrn suchte, ließ ihm Gott gelingen.

Gesichten: Das ist: Er hatte einen Propheten an der Hand, der in prophetischen Gesichten und in Sachen, so zur Religion und zum Regiment gehörten, wohl erfahren war, desselben treuen Ermahnungen und Ratschlägen folgte er weislich und glücklich. [Es ist aber eine große Gabe Gottes, wenn die Regenten vortreffliche Lehrer und Prediger haben, wie auch verständige und treue Räte, da geht es im Regiment wohl zu.]

Nach Luther: Gesichte sind Prophezeiungen. Er will sagen, Sacharja sei gelehrt gewesen in Mose und den Propheten, Samuel, David, Gad und dergleichen.

Gelingen: Das ist: Solange er Gott wahrhaftig fürchtete und ehrte, gab ihm Gott einen glücklichen Fortgang. [Darum sollen wir von der Frömmigkeit nicht abweichen, damit das Glück nicht von uns weiche.]

6. Denn er zog aus und stritt wider die Philister; und zerriss die Mauern zu Gath und die Mauern zu Jabne und die Mauern zu Asdod; und baute Städte um Asdod und unter den Philistern.

Zog aus: Mit einem Kriegsheer.

Philister: Als stetige Feinde des Volkes Gottes.

Gath: Welches eine unter den vornehmsten Städten der Philister war.

Städte: Nämlich Festungen im Land der Philister, in denen er seine Besatzungen legte und dadurch die Philister im Zwang hielte, dass sie sich nicht wider ihn sträubten. Ist darum dies ein gewaltiger König gewesen und von wegen seines glücklichen Regiments zu Kriegs- und Friedenszeiten sehr gerühmt worden. [Denn es soll ein Regent wissen, wie er zu Friedenszeiten dem Regiment wohl vorstehen und wenn sich ein Krieg erhebt, den Feinden mit bewaffneter Hand begegnen könne.]

7. Denn Gott half ihm wider die Philister, wider die Araber, wider die zu Gur-Baal und wider die Meuniter.

Denn: Folgt die Ursache, woher er so großes Glück hatte.

Meuniter: Was dies für Völker gewesen, ist unbewusst, dieselben aber alle miteinander hat er unterdrückt, da sie sich wider ihn auflehnen wollten.

8. Und die Ammoniter gaben Usia Geschenke und er wurde berühmt, bis man kommt nach Ägypten, denn er wurde immer stärker und stärker.

Geschenke: Damit sie ihren untertänigen Gehorsam gegen ihn als ihrem Oberherrn bezeugten.

Berühmt: [Denn welche Gott fürchten und ehren, die werden wiederum von ihm berühmt und herrlich gemacht {1Sam 2}.]

9. Und Usia baute Türme zu Jerusalem am Ecktor und am Taltor und an anderen Ecken und befestigte sie.

Ecktor: Welches Tor an einer Ecke der Stadt stand.

Taltor: Da man zu einem Tal hinausging.

befestigt: Also dass man sich wider den Feind darin aufhalten und die Stadt daraus schützen konnte.

10. Er baute auch Schlösser in der Wüste und grub viele Brunnen; denn er hatte viel Viehs, beide in den Auen und auf den Ebenen; auch Ackerleute und Weingärtner an den Bergen und am Karmel, denn er hatte Lust zu Ackerwerk.

Schlösser: Daraus man der Feinde Einfall und das Streifen verwehrte.

Brunnen: Damit kein Mangel an Wasser wäre, dessen sonst im jüdischen Land kein Überfluss war.

Bergen: Da die Weinberge lagen.

Karmel: Da Äcker und Wiesen waren.

Lust: Nämlich zu Friedenszeiten ging er mit dem Ackerbau und Viehzucht um. So haben vorzeiten die vornehmsten Regenten zu Rom, ihre Lust mit dergleichen nützlichen Sachen auf dem Felde hatten, und sich darin geübt. [Wäre auch noch besser, dass die Fürsten heutigentags ihre begnügen damit hätten, als dass sie stetig im Zutrinken und Spielen und übermäßigem Jagen sich üben.]

11. Und Usia hatte eine Macht zum Streit, die ins Heer zogen, von Kriegsknechten, in der Zahl gerechnet, unter der Hand Jeiels, des Schreibers und Maesejas, des Amtmanns, unter der Hand Hananjas aus den Obersten des Königs.

Gerechnet: Das ist: Wenn diejenigen gezählt wurden, welche unter dem obersten Musterschreiber und Hauptmann waren, darüber Hananja Feld-Oberster war, so fand man eine große Anzahl auserlesener Kriegsleute, denen man allerlei Kriegsbefehle vertrauen durfte. Wie denn derselben Zahl später folgt.

12. Und die Zahl der vornehmsten Väter unter den starken Kriegern war zweitausend und sechshundert.

Väter: Die über andere gesetzt waren. [Denn wenn Gott einem Lande wohl will, so gibt er viele vortreffliche Männer, die zu Kriegs- und Friedenszeiten anderen vorstehen, sie regieren und anführen können. Wie wiederum, wenn er im Sinn hat, ein Land zu strafen, so nimmt er die zuvor hinweg, welche andere schützen könnten {Jes 3}.]

13. Und unter ihrer Hand die Heeresmacht dreihunderttausend und siebentausend und fünfhundert zum Streit geschickt in Heereskraft, zu helfen dem Könige wider die Feinde.

Ihrer: Als Hauptleuten und Obersten.

Geschickt: Tapfere und starke Helden.

Helfen: So oft es vonnöten wäre. [Denn gleichwie ein Regent für seine Untertanen fleißige Sorge tragen soll. Also ist es richtig, dass die Untertanen für ihre Obrigkeit Leib und Gut wagen.]

14. Und Usia schickte ihnen für das ganze Heer Schilde, Spieße, Helme, Panzer, Bogen und Schleudersteine.

Ganze Heer: Diese Freigiebigkeit des Königs ist lobenswert, dass er seine Bürger und Untertanen ohne ihre Kosten stattlich bewehrt gemacht. Davon er den Nutzen hatte, dass er wissen könne, wie er ein Kriegsvolk hätte, das mit tauglichen Wehren und Waffen versehen wäre. [Jetziger Zeit tun etliche Obersten viel anders, welche schlechte und liederliche Rüstungen, die sie um ein geringes Geld gekauft, den Kriegsleuten im hohen Wert anschlagen, auch nach geendetem Kriege dieselben um halbes Geld wieder von ihnen lösen: Welche Hantierung einem rechtschaffenen und redlichen Kriegsmann übel ansteht. Und ist in diesem freigiebigen König die Wohltätigkeit Christi unseres Königs gegen uns vorgebildet worden, der auch die geistlichen Waffen aus der Rüstkammer der Heiligen Schrift und des Heiligen Geistes herausnimmt und uns schenkt, dass wir damit streiten wider das Fleisch, wider die Welt und wider den Teufel.]

15. Und machte zu Jerusalem Brustwehren künstlich, die auf den Türmen und Ecken sein sollten, zu schießen mit Pfeilen und großen Steinen. Und sein Gerücht kam weit aus, darum dass ihm besonders geholfen wurde, bis er mächtig wurde.

Steinen: Denn ehe man das Geschütz erfunden, haben die Alten allerlei Instrument gebraucht, damit sie dem Feinde einen Abbruch getan. [Hat deswegen Gott an der Kriegsrüstung kein Missfallen, wenn wir nur nicht unser Vertrauen darauf setzen oder sie unrechte Sachen zu schützen benutzen.]

Geholfen: [Welche darum ihren Untertanen löblich und glücklich vorstehen wollen, die sollen mit ihrem Gebet zu Gott dem rechten Helfer fliehen, so werden sie empfinden, dass sie nicht vergebens gebetet haben.]

16. Und da er mächtig geworden war, erhob sich sein Herz zu seinem Verderben. Denn er vergriff sich an dem Herrn, seinem Gott und ging in den Tempel des Herrn, zu räuchern auf dem Räucheraltar.

Und: Was bis daher von diesem Könige gesagt wurde, ist alles recht und löblich, jetzt folgt sein schrecklicher Fall, damit seine vorigen Taten sehr verdunkelt wurden: Da es ihm doch wohl gebührt, dass er für solche große Guttaten gegen Gott dem Herrn in wahrer gottseliger Demut je länger je mehr dankbar sich erzeigt hätte.

Verderben: Weil man ihn noch bei seinen Lebzeiten von der Regierung verstoßen.

Vergreif: Weil er außer seinem Beruf schreitet und ins Priesteramt sich einzudringen begehrte.

Räuchern: Welches den Priestern allein zustand.

17. Aber Asarja, der Priester, ging ihm nach und achtzig Priester des Herrn mit ihm, redliche Leute,

18. und standen wieder Usia, den König und sprachen zu ihm: Es gebührt dir, Usia, nicht, zu räuchern dem Herrn, sondern den Priestern, Aarons Kindern, die zu räuchern geheiligt sind. Gehe heraus aus dem Heiligtum, denn du vergreifest dich; und es wird dir keine Ehre sein vor Gott dem Herrn {4Mos 18v7}.

Heiligtum: In welchen Teil des Tempels niemand gehen darf, denn nur die Priester.

Vergreifst: Indem du in den Tempel gehst und dich zu räuchern unterstehst.

Keine Ehre: Denn ob du wohl meinst und dir selber einbildest, du wolltest dadurch ein desto größer Ansehen erlangen, weil du nicht allein eines Königs Amt, sondern auch eines Priesters statt begehrst zu vertreten und hältst es dafür, dass du vor Gott dergestalt wirst desto höher geachtet werden. So sollst du wissen, dass dies dein Vorhaben Gott so gar nicht angenehm sein wird, das er dich darüber doch wird öffentlich zuschanden machen. [Und tun ihm die Priester recht, dass sie den König seines Amtes und der Gebühr erinnern, er nehme es gleich für gut auf oder nicht. Denn es soll auch eine Obrigkeit, doch mit gebührender Bescheidenheit, gescholten werden, wenn sie Unrecht tut.]

19. Aber Usia wurde zornig; und hatte ein Rauchfass in der Hand. Und da er mit den Priestern murrte, fuhr der Aussatz aus an seiner Stirn vor den Priestern im Hause des Herrn vor dem Räucheraltar.

Zornig: Da er doch vielmehr hätte sollen seine Sünde erkennen und Gott um Verzeihung bitten, auch von seinem Vorhaben abstehen, wenn er hätte wollen der Strafe entgehen.

20. Und Asarja, der oberste Priester, wandte das Haupt zu ihm und alle Priester und siehe, da war er aussätzig an seiner Stirn; und sie stießen ihn von dort. Er eilte auch selbst, herauszugehen, denn seine Plage war vom Herrn.

Von dort: Aus dem heiligen Ort, damit er denselben mit seinem Aussatz nicht verunreinigte.

Eilt: Weil er sich besorgte, dass ihn Gott nicht etwa noch mit einer größeren Strafe belegen möchte.

21. Also war Usia, der König, aussätzig bis an seinen Tod und wohnte in einem besonderen Hause aussätzig; denn er wurde verstoßen vom Hause des Herrn. Jotham aber, sein Sohn, stand des Königs Hause vor und richtete das Volk im Lande {2Sam 15v5}.

Verstoßen: Hat also dieser König, in dem er aus Ehrgeiz nach dem Priesteramt gestrebt, auch die königliche Würde verloren. [Und ist ein sehr merkliches Beispiel, dabei wir erinnert werden, dass sich keiner in ein fremdes Amt eindringen soll, besonders aber, dass die weltliche Obrigkeit das Kirchenregiment nicht soll zu sich reißen, noch sich unterstehen etwas in der Kirche zu ordnen oder abzuschaffen, wie sie es gelüstet, da sie zuvor die Kirchendiener nicht darüber um Rat gefragt wurden, noch ihre Meinung angehört.]

Richtet: Er versah das Amt des Königs, hat aber den Namen und Titel eines Königs nicht geführt, bei seines Vaters Lebzeiten, damit er nicht dafür angesehen würde, als hätte er ihn vom Königreich verstoßen. [Welche seine Frömmigkeit und Gottseligkeit lobenswert ist. Denn man soll der Eltern schonen, so viel man kann, dass wir sie nicht beleidigen oder betrüben.]

22. Was aber mehr von Usia zu sagen ist, beide das Erste und das Letzte, hat beschrieben der Prophet Jesaja, der Sohn Amoz.

Erste: Was er von Anfang seiner Regierung bis zu Ende, solange er dem Regiment vorgestanden, Gedenkwürdiges verrichtet hat.

Jesaja: Welches Buch nicht mehr vorhanden ist. Denn obwohl in dem Buch seiner Weissagungen dieses Königs gedacht wird, so wird doch von seinen Geschlechtern nichts dort beschrieben. Und haben wir, Gott Lob, Bücher genug in der Heiligen Schrift, wenn wir nur dieselben fleißig lesen und unser Leben aus Betrachtung derselben begehren zu bessern.

23. Und Usia entschlief mit seinen Vätern und sie begruben ihn bei seinen Vätern im Acker bei dem Begräbnis der Könige; denn sie sprachen: Er ist aussätzig. Und Jotham, sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Acker: Man legte ihn nicht in die Kirche, in das königliche Begräbnis, sondern heraus unter dem freien Himmel. [Weil demnach der König Usia dem Regiment viele Jahre lange mit besonderen Lob der Frömmigkeit und Gerechtigkeit vorgestanden und endlich in die Sünde gefallen, dass er stolz wurde, dadurch er in großes Unglück geraten, obwohl ich es davor halte, dass er Buße getan und selig wurde: So soll man Gott ohne Unterlass anrufen und bitten, dass er die ganze Zeit über unseres Lebens uns mit seinem Heiligen Geist regieren wolle und denselben uns nicht entziehen.]


Das 27. Kapitel

  • Jotham, Usia Sohn, folgt seinem Vater im Königreich, dessen Frömmigkeit und Gebäude gerühmt werden, v. 1.
  • Hat auch wider die Ammoniter glücklich gestritten und sie sich zinsbar gemacht, v. 5.

1. Jotham war fünfundzwanzig Jahre alt, da er König wurde und regierte sechzehn Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jerusa, eine Tochter Zadoks {2Sam 15v33}.

2. Und tat, dass dem Herrn wohlgefiel, wie sein Vater Usia getan hatte, ohne dass er nicht in den Tempel des Herrn ging und das Volk sich noch verderbe.

Wohlgefiel: Dass er sich zu der rechten Religion bekannte, die selbige beförderte und dem Regiment wohl vorstand.

Ging: Zu räuchern. Weil er durch die harte Strafe seines Vaters klug war, dass er sich von dergleichen frevlerischem Tun enthielte. [Denn wenn fromme Kinder ihrer Eltern Missgriff und Strafen sich zu Gemüte führen, so bleiben und halten sie sich aus Anleitung des Heiligen Geistes in der wahren Furcht Gottes und Demut.]

Verderbe: Dass sie auf den Höhen opferten, ohne Gottes Befehl, ob sie wohl sahen, dass der König zum ordentlichen Gottesdienste beim Tempel zu Jerusalem sich hielte. [Denn der gemeine Haufen hat mehreren teils die böse Art an sich, dass sie ihrer Obrigkeit Sünden ganz bald nachtun, aber ihre Tugenden und Frömmigkeit gar nicht.]

3. Er baute das hohe Tor am Hause des Herrn und an der Mauer Ophel baute er viel.

Baute: Welches er wieder aufrichtete und herrlich schmückte, das es jedermann mit Verwunderung anschauen musste.

Viel: Dass er sie am selben Ort ganz stark machte und belästigte, der Feinde Anlauf und Überfall zu hindern. [Es ist aber viel löblicher zu bauen als abzubrechen und zu zerstören, doch also dass die Regenten immer der ewigen Wohnung bedacht sind und das Volk von wegen der irdischen Gebäude mit unbilligen Schatzungen und Frönen nicht beschweren.]

4. Und baute die Städte auf dem Gebirge Juda und in den Wäldern baute er Schlösser und Türme.

5. Und er stritt mit dem König der Kinder Ammon und er wurde ihrer mächtig, dass ihm die Kinder Ammon dasselbe Jahr gaben hundert Zentner Silbers, zehntausend Kor Weizen und zehntausend Gerste. So viel gaben ihm die Kinder Ammon auch im anderen und im dritten Jahr.

Mächtig: Also dass sie ihn für ihren Herrn und Oberen erkennen müssen.

Hundert Zentner: Wenn dies gemeine Zentner gewesen sind, wie ich es dafür halte, so schätze ich sie auf fünfzigtausend Taler.

Kor: Ein Kor ist ungefähr ein Scheffel oder Sack voll, so viel eine starke Mannsperson tragen kann.

Dritten Jahr: Ob aber später die Ammoniter wieder abgefallen und sich solche Sachen weiter zu geben gewidert, oder aber ob es ihnen Jotham gutwillig nachgelassen oder um etwas verringert habe, meldet die Schrift nicht.

6. Also wurde Jotham mächtig; denn er richtete seine Wege vor dem Herrn, seinem Gott.

Richtet: Dass er nach den Geboten Gottes lebte. [Tuns darum nicht Wehr und Waffen, auch nicht Weisheit und hoher Verstand, noch viel weniger viele und mächtige Blutsfreunde und Schwäger, sondern wenn man nach den Geboten Gottes lebt, dass die Könige und Regenten eine beständige Regierung haben, mächtig und gewaltig sind und in ihrem Reich oder Herrschaften bestätigt werden.]

7. Was aber mehr von Jotham zu sagen ist und alle seine Streite und seine Wege, siehe, das ist geschrieben im Buch der Könige Israels und Judas {2Sam 15v32}.

Wege: Was er für einen Wandel geführt.

8. Fünfundzwanzig Jahre alt war er, da er König wurde und regierte sechzehn Jahre zu Jerusalem.

Sechzehn: Obwohl es nun dem frommen Könige Jotham wohl gegangen, dass er bald aus diesem Jammertal hinweggenommen und ins ewige Leben versetzt wurde. Denn er im zweiundvierzigsten Jahr seines Alters gestorben: So hat aber durch seinen Fall und tödlichen Abgang das Königreich Juda einen großen Verlust und Schaden genommen. Denn sein Nachkomme Ahas ist ein gottloser und unglückhafter König gewesen. Wie zwar das Volk keines besseren wert war, davon oben gemeldet, dass es immer fortgefahren wider Gott zu sündigen und das Beispiel ihres frommen Königs sich nichts bewegen lassen. [Denn es nimmt Gott einem Gottlosen und undankbaren Volk fromme und glückhafte Regenten hinweg und gibt ihnen andere an die statt, die das Regiment zugrunde richten und also aus gerechtem Urteil Gottes der Untertanen Bosheit gestraft werde.]

9. Und Jotham entschlief mit seinen Vätern und sie begruben ihn in der Stadt Davids. Und sein Sohn Ahas wurde König an seiner statt.


Das 28. Kapitel

  • Auf Jotham folgt sein gottloser Sohn Ahas, der ganz abgöttisch war, und wird von den beiden Königen in Syrien und Israel überwunden, dass etliche tausend seiner Untertanen auf dem Platz bleiben, v. 1.
  • Da auch die israelitischen Kriegsknechte aus dem Königreich Juda Weiber und Kinder gefangen hinwegführen wollen, werden sie vom Propheten Obed überredet, dass sie die, mit Zeigen aller Gutwilligkeit, wieder freilassen, v. 9.
  • Danach tun die Edomiter, Philister und Assyrer dem König Ahas viele Plagen an, v. 12.
  • Der nichtsdestoweniger mit vielfältiger Abgötterei sich versündigt, v. 16.

1. Ahas war zwanzig Jahre alt, da er König wurde und regierte sechzehn Jahre zu Jerusalem; und tat nicht, das dem Herrn wohlgefiel, wie sein Vater David {2Sam 16v1},

2. sondern wandelte in den Wegen der Könige Israels. Dazu machte er gegossene Bilder Baalim.

Wegen: Das ist: Er trieb Abgötterei wie die israelitischen Könige.

Bilder Baalim: Das ist: Die man zum baalitischen falschen Gottesdienste gebrauchte. [Welche darum Bilder machen lassen, dass sie dieselben anbeten, die begehen eine schreckliche Sünde.]

3. Und räucherte im Tal der Kinder Hinnom und verbrannte seine Söhne mit Feuer nach dem Gräuel der Heiden, die der Herr vor den Kindern Israel vertrieben hatte;

Hinnom: In welchem Tal vielfältige Abgötterei getrieben wurde. Besonders aber hat man die Kinder dem Abgott Molech darin verbrannt, um welches Gräuels willen später die Juden dem höllischen Feuer solchen Namen gegeben, dass sie es Gehenna genannt. Der Abgott Molech aber hat seinen Namen vom Regieren und ist kein Zweifel, es haben die Juden dadurch den ewigen Gott und Herrn Himmels und der Erden verstanden.

Verbrannte: Es meinten aber die Juden, wenn sie ihre Kinder dem Molech opferten, dass sie, die Eltern, zwar dadurch Vergebung der Sünden erlangten, die Kinder aber von Mund auf gen Himmel führen. [Im Papsttum hat man es viel ärger gemacht, da man die Kinder wider ihren Willen in die Klöster gestoßen, in denen sie nicht zwar von einem äußerlichen Feuer verbrannt, sondern von der Brunst der Unzucht innerlich verzehrt wurden und an Leib und Seele jämmerlich verdorben sind.]

Heiden: Denn die Kanaaniter hatten ihren Abgöttern auch Menschen geopfert, um welches Gräuels willen sie Gott durch die Kinder Israel vertilgen lassen. Dennoch sind die Israeliten selbst später auf gleiche abscheuliche Abgötterei geraten. Und ist wohl zu vermuten, dass solche Weise aus einer närrischen und Gottlosen Nachfolge geschehen und daher kommen, dass Abraham seinen eingeborenen Sohn auf den Befehl Gottes schlachten und opfern wollte {1Mos 22}. [Denn die Heuchler sind der Frommen Affen.]

4. und opferte und räucherte auf den Höhen und auf den Hügeln und unter allen grünen Bäumen.

Hügeln: Auf denen er ohne Gottes Befehl opferte.

Bäumen: Wo er einen lustigen großen Baum mit breiten Ästen an einem gelegenen Ort sah, da richtet er einen Altar und Opfer an und hat also alle mit Gottesdiensten erfüllt, dass er von dem unverständigen Volk für ein sehr heiliger Mann gehalten wurde, da er doch eben um solcher Ursache willen, dass er so viele Altare und Gottesdienste anrichtete, vor Gott ein Gräuel gewesen. In der Summe, er ist teuflisch-heilig gewesen und vor lauter Andacht zum Teufel gefahren. [Eben also ist es auch gegangen im Papsttum mit denen, die neue und abgöttische Dienste Gottes und der Heiligen erdacht, so da streiten mit den prophetischen und apostolischen Schriften und wäre leidentlicher gewesen, wenn sie dafür mit Ehebruch und Hurerei sich versündigt hätten. Denn die Abgötterei viel ärger und abscheulicher ist als irgendeine andere Sünde, daher auch die Propheten solch eine schändliche Hurerei und Ehebruch nennen. Wieviel aber Gott mehr höher und größer ist, als ein Mensch, so viel ein gräulicher Ehebruch ist es, wenn man durch die Abgötterei von dem wahren Gott abweicht, als wenn man durch die leibliche Unzucht an seinem Ehegatten treulos wird. Sofern darum die Anstifter solcher falschen Gottesdienste an ihrem letzten Ende sich nicht bekehrt und all ihr Vertrauen auf den einigen Mittler Christus allein nicht gesetzt haben, so sind sie ohne Zweifel ewig verdammt. Denn die Abgöttischen werden das Reich Gottes nicht ererben {Gal 5}.]

5. Darum gab ihn der Herr, sein Gott, in die Hand des Königs zu Syrien, dass sie ihn schlugen und einen großen Haufen von den Seinen gefangen wegführten und gen Damaskus brachten. Auch wurde er gegeben unter die Hand des Königs Israels, dass er eine große Schlacht an ihm tat.

Darum: Bisher haben wir von des Königs Ahas gottloser Andacht gehört, jetzt lasst uns auch vernehmen, wie sie belohnt wurden.

Schlugen: Nämlich dass sie sein Volk im Streit überwunden und darnieder legten. Und haben ihm so viele abgöttische Opfer nichts helfen können.

Hand: Das ist: Der König Israel hat sich auch in einer öffentlichen freien Feldschlacht überwunden und viel Volkes erschlagen. Was meint man aber wohl, was dies für ein Jammer gewesen und wie sehr das Regiment dadurch geschwächt wurde, da so viele Kinder ihre Eltern, Weiber ihre Männer und wiederum die Eltern ihrer Kinder beraubt wurden

6. Denn Pekah, der Sohn Remaljas, schlug in Juda hundertundzwanzigtausend auf einen Tag, die alle redliche Leute waren, darum dass sie den Herrn, ihrer Väter Gott, verließen.

Verließen: [Denn das heißt, Gott verlassen und von ihm abfallen, wen man in Religionssachen von dem ausdrücklichem Worte Gottes abweicht und falsche Gottesdienste anrichtet, welchen Abfall Gott mit unglücklichen Kriegen und anderem Übel straft.]

7. Und Sichri, ein Gewaltiger in Ephraim, erwürgte Maeseja, den Sohn des Königs und Asrikam, den Hausfürsten und Elkana, den Nächsten nach dem König.

Gewaltiger: Ein tapferer Held auf des Königs in Israel Seite.

Erwürgt: In vorangedeuteter Schlacht.

Nächsten: Der das vornehmste Amt nach dem Könige hatte.

8. Und die Kinder Israel führten gefangen weg von ihren Brüdern zweihunderttausend Weiber, Söhne und Töchter; und nahmen dazu großen Raub von ihnen und brachten den Raub gen Samaria.

Brüdern: Den Kindern Juda und Benjamin. Welches zwar ein großer Jammer war, dass die Witwen und Waisen, so ihre Eltern und Ehemänner beraubt waren, zur Dienstbarkeit, wie es das Ansehen hatte, hinweggeführt wurden. [Also wird der Abgötterei abgedankt und gelohnt.]

9. Es war aber dort ein Prophet des Herrn, der hieß Oded, der ging heraus dem Heer entgegen, das gen Samaria kam und sprach zu ihnen: Siehe, weil der Herr, eurer Väter Gott, über Juda zornig ist, hat er sie in eure Hände gegeben; ihr aber habt sie erwürgt, so gräulich, dass es in den Himmel reicht.

Prophet: Den Gott besonders dazu erweckte. Denn weil unter dem armen gefangenen Haufen ohne Zweifel ihrer viele gewesen, so die Abgötterei heimlich in ihrem Herzen verdammt und verworfen, oder aber von wegen ihres jungen Alters noch nicht damit besudelt waren, so hat sich Gott über sie erbarmt und ihren Unfall gelindert.

Reicht: Denn auch, da ihr den Sieg bereits in Händen hattet, dass sie euch keinen Widerstand mehr tun konnten, habt ihr dennoch mit dem Würgen kein Ende gemacht. [Man soll aber im Sieg Maß halten, dass man nicht ganz zu viel Blut vergieße und soll man des gemeinen armen Haufens schonen, besonders die einerlei Volk sind.]

10. Nun gedenkt ihr die Kinder Judas und Jerusalems euch zu unterwerfen zu Knechten und Mägden. Ist das denn nicht Schuld bei euch wider den Herrn, euren Gott?

Unterwerfen: Als ob ihr nicht gräulich genug an dem getan, dass ihr hundert und zwanzigtausend eure Blutsverwandten auf einen Tag hingerichtet habt.

Nicht Schuld: Da ihr doch vorhin Sünde genug auf euch habt und in eurem ganzen Leben euch nichts Gutes befleißigt. [Denn man soll sich hüten, dass man nicht Sünde mit Sünden häufe.]

11. So gehorcht mir nun und bringt die Gefangenen wieder hin, die ihr habt weggeführt aus euren Brüdern; denn des Herrn Zorn ist über euch ergrimmt.

Ergrimmt: Dieweil ihr ihn bereits zuvor mit euren vielfältigen und schweren Sünden genügend beleidigt habt. Wenn denn noch allererst diese eure Grausamkeit dazu kommt, so wird Gott in seinem großen Grimm, nach seinem gerechten Gericht, euch ernstlich strafen, also dass ihr werdet sagen: Dies Unglück, welches eure Brüder getroffen, sei nur ein Scherz und Kinderspiel gewesen gegen dem, das Gott über euch wird kommen lassen. [Es ist aber der Kirchendiener Amt, die Zuhörer ernstlich zu ermahnen, auf dass sie dem künftigen Zorn Gottes durch ein bußfertiges Leben abwenden.] In Maßen auch diese des Propheten Predigt nicht allerdings ohne Frucht abgegangen, ob sie wohl bei einem sonst gottlosen Volk gehalten wurden.

12. Da machten sich auf etliche unter den Vornehmsten der Kinder Ephraim: Asarja, der Sohn Johanans, Berechja, der Sohn Mesillemoths, Jehiskia, der Sohn Sallums und Amasa, der Sohn Hadlais, wider die, so aus dem Heer kamen,

13. und sprachen zu ihnen: Ihr sollt die Gefangenen nicht hereinbringen; denn ihr gedenkt nur Schuld vor dem Herrn über uns, auf dass ihr unsere Sünde und Schuld desto mehr macht; denn es ist zuvor der Schuld zu viel und der Zorn über Israel ergrimmt.

Nur Schuld: Dass wir Gott gar zu sehr erzürnen werden, wenn wir zu dem vorigen Blutvergießen und Würgen des Volkes Gottes auch ihre armen Witwen und Waisen in die Dienstbarkeit zwingen.

Zu viel: Wir haben vorhin viel auf der Nadel von wegen unserer vielfältigen und schweren Sünden, um welcher willen Gott ohne Zweifel heftig über uns erzürnt ist. Darum, wenn wir jetzt diese Sünde noch dazu begehen, so wird Gott nicht mehr an sich halten können, sondern mit der Strafe hinter uns her sein. Und kann man an diesem Ort merken, dass diese vornehmen Personen im Königreich Israel fromme Leute waren, die von dem Propheten die gottlose Religion erkennen lernen, so im Königreich Israel getrieben wurden, haben sie aber nicht ändern können, weil die israelitischen Könige steif darauf gehalten. [Daraus man sieht, dass in allen Ständen noch fromme Leute gefunden werden, auch an den Orten, da die Abgötterei öffentlich im Schwange geht.]

14. Da ließen die Geharnischten die Gefangenen und den Raub vor den Obersten und vor der ganzen Gemeinde.

Vor den Obersten: Denen sie alle Gewalt übergaben und zuließen, dass sie mit dem Raub der Leute und Güter umgehen möchten, wie sie wollten. [Solchen Gehorsam soll man wohl bei den Kriegsleuten jetziger Zeit nicht bald finden. Aber das Wort Gottes hat einen Nachdruck und geht nirgends ohne Frucht ab.]

15. Da standen auf die Männer, die jetzt mit Namen genannt sind, und nahmen die Gefangenen und alle die bloß unter ihnen waren, zogen sie an von dem Geraubten und kleideten sie und zogen ihnen Schuhe an; und gaben ihnen zu essen und zu trinken und salbten sie; und führten sie auf Eseln alle, die schwach waren und brachten sie gen Jericho, zur Palmenstadt, zu ihren Brüdern. Und kamen wieder gen Samaria.

Salbten: Welche auf dem Wege sich verletzt hatten oder sonst beschädigt waren. Dies sind derselben Leute gute Früchte gewesen, die des Propheten Predigt gehört, Buße getan und geglaubt, dass ihnen die Sünden um des Mittlers Christi willen verziehen werden. [Denn ein rechtschaffener Glaube bringt die Frucht der Liebe gegen dem Nächsten. Und weil im selben Haufen noch viele Auserwählte gewesen, wie kurz zuvor gemeldet, so hat Gott seines Volkes Elend lindern wollen, dieweil er niemand lässt versucht werden über sein Vermögen {1Kor 10}.]

Palmenstadt: Welche vielleicht also geheißen, weil viele Palmen dort herumgewachsen.

16. Zu derselben Zeit sandte der König Ahas zu den Königen von Assur, dass sie ihm hülfen.

Hülfen: Er hat sich nicht zu Gott gewandt mit bußfertigem Herzen, wie er hätte tun sollen und Hilfe von ihm begehren, sondern hatte seine Zuflucht zu Menschen, die ihm doch nichts genutzt.

17. Und es kamen abermals die Edomiter und schlugen Juda und führten etliche weg.

18. Auch taten sich die Philister nieder in den Städten, in der Aue und gegen Mittag Juda und gewannen Beth-Semes, Ajalon, Gederoth und Socho mit ihren Töchtern und Thimna mit ihren Töchtern und Gimso mit ihren Töchtern; und wohnten darin.

Nieder: Mit einem Kriegsheer. War also des Unglücks kein Ende im Königreich Juda, weil der König Ahas bei seinem verkehrten Wesen und gottloser Heiligkeit beharrte.

19. Denn der Herr demütigte Juda um Ahas willen, des Königs Judas, darum dass er Juda bloß machte und vergriff sich am Herrn.

Um Ahas: Denn weil das Volk, indem es ihrem König nachverfolgte, sich mit ihm gleicher Sünden teilhaftig machte, ist es auch richtig mit ihm gestraft worden. [Darum soll man Gott anrufen, dass er fromme Obrigkeiten bescheren wolle. Denn was gottlose Regenten sind, die richten ein Regiment zu Boden und bringen Land und Leute ins Verderben.]

Bloß machte: Nämlich dass er es der göttlichen Hilfe entblößte, weil er es nicht antrieb, dass sie den Geboten Gottes nachgelebt hätten.

Nach Luther: Diese Blöße war, dass das Volk nicht unter Gott nach seinem Wort lebte, sondern frei nach seinem eigenen Gutdünken im Gottesdienst, wie {2Mos 32v25} Aaron das Volk entblößt.

20. Und es kam wieder ihn Thiglath-Pilneser, der König von Assur, der belagerte ihn; aber er konnte ihn nicht gewinnen.

Von Assur: Den er kurz zuvor um Hilfe wider andere seine Feinde ersucht hatte, der ihm auch, dem Ansehen nach, wider die Könige in Syrien und Israel etlichermaßen beigestanden war {2Sam 16}. Derselbe ist danach auch sein Feind geworden.

Nicht gewinnen: Dass er die Stadt Jerusalem nicht erobert.

21. Denn Ahas teilte das Haus des Herrn und das Haus des Königs und der Obersten, das er dem König zu Assur gab; aber es half ihm nichts.

Obersten: Seiner vornehmsten Diener Häuser hat er auch nicht verschont, sondern haben müssen herausgeben, was er Köstliches bei ihnen fand.

Gab: Auf dass er von der Belagerung abzöge.

Nichts: Das ist: Obwohl der König in Assyrien anfangs des Ahas Feinde etlichermaßen von ihm ab und zurückgehalten. Jedoch, weil er bald ihn selbst belagert und ihm alle seine Schätze abgedrungen, hat er ihm mehr geschadet, als genützt. [So pflegt es oft den Regenten zu gehen, welche ausländische Völker aus fernen Orten an sich ziehen, dass sie mit dessen Beistand sich an ihren Feinden rächen mögen. Denn welche sie gemeint, dass sie ihre Helfer sein sollten, die empfinden sie ihre Verderber.]

22. Dazu in seiner Not machte der König Ahas des Vergreifens am Herrn noch mehr

Noch mehr: Er hat sich noch gröber an Gott versündigt und ist nach den Strafen nur ärger geworden, dadurch er doch hätte sollen gebessert werden. [Denn die in einem verkehrten Sinn gegeben sind, werden durch die Plagen nur verstockter.]

23. und opferte den Göttern zu Damaskus, die ihn geschlagen hatten und sprach: Die Götter der Könige zu Syrien helfen ihnen; darum will ich ihnen opfern, dass sie mir auch helfen; so doch dieselben ihm und dem ganzen Israel ein Fall waren.

Zu Damaskus: Da er ein Muster von dem Altar genommen, den er da gesehen und zu Jerusalem einen danach machen lassen {2Sam 16}. Darauf er den Göttern zu Syrien geopfert.

Geschlagen: Weil er aus einem Gottlosen und närrischen Wahn sich selber einbildete, dass er von ihnen wäre überwunden worden.

Ihnen: Nämlich den Syrern.

Auch helfen: Wider die Syrer und andere Feinde. Ist also der tolle närrische Mensch von der Heiden Göttern Hilfe gewärtig.

Fall waren: Denn die Abgötterei ist alle des Unglücks, so die beiden Königreiche Israel und Juda betreffen, die vornehmste Ursache gewesen. [Und hat es dieser König gemacht, als wenn ein Evangelischer, der kein Glück hätte, spreche: Ich sehe, dass die, so im Papsttum leben, besser und mehr Glück haben als die Evangelischen, darum will ich ein Katholik werden und alle Tag eine Messe hören, auf dass mir Gott bei derselben Religion mehr Glück beschere, als ich bisher hatte.]

24. Und Ahas brachte zuhauf die Gefäße des Hauses Gottes und sammelte die Gefäße im Hause Gottes und schloss die Türen zu am Hause des Herrn; und machte sich Altäre in allen Winkeln zu Jerusalem.

Und: Des Ahas Sünden sind noch nicht alle.

Gefäße: So noch von den Geschenken und Gaben, die er dem Könige in Assyrien vor der Zeit zugestellt, übergeblieben waren und vor seinen räuberischen Händen verborgen wurden. Denn dass etliche Sachen ohne Zweifel von frommen Priestern versteckt wurden, ist aus den folgenden Kapiteln zu lesen. Welches leicht geschehen konnte, weil viel goldenes und silbernes Geschirr im Tempel eine große Anzahl war, und in den vorigen Kriegen und Plünderungen viel daraus entehrt wurde, hat man so eigentlich nicht wissen können, wie viel davon verloren oder noch vorhanden sein möchte.

Türen zu: Weil er nicht gewollt, dass jemand mehr darin Gott opferte, nach dem Gesetz Mose, hat also so viel an ihm den rechten Gottesdienst abgetan.

Winkeln: Also dass der Heuchler bei dem abgöttischen Volk das Ansehen hatte, als ob er den Gottesdienst nicht gemindert, sondern gemehrt hätte. [Gleichwie im Papsttum fast keine vornehmen Gasse in einer großen Stadt war, da man nicht ein Kloster oder Kapelle oder doch zum wenigsten eines Heiligen Bildnis sah.]

25. Und in den Städten Judas hin und her machte er Höhen, zu räuchern anderen Göttern; und reizte den Herrn, seiner Väter Gott.

Höhen: Das ist: Kapelle und Altar an hohen Orten.

Anderen Göttern: [Denn mit unrechtem Gottesdienst wird nicht der wahre Gott, sondern der Teufel verehrt. Es sind aber alle Gottesdienste, so dem Worte Gottes zuwiderlaufen, abgöttisch. So ist die Abgötterei vor Gott abscheulicher als irgendein Ehebruch. Darum je größere Andacht die Katholiken bei ihren falschen Gottesdiensten haben, je heftiger sie Gott erzürnen.]

26. Was aber mehr von ihm zu sagen ist und alle seine Wege, beide die ersten und letzten, siehe, das ist geschrieben im Buch der Könige Judas und Israels.

Seine Wege: Was sein Tun und Lassen gewesen.

Und letzten: Was er in den ersten und letzten Jahren seiner Regierung verrichtete.

27. Und Ahas entschlief mit seinen Vätern und sie begruben ihn in der Stadt zu Jerusalem; denn sie brachten ihn nicht unter die Gräber der Könige Israels. Und sein Sohn Jehiskia wurde König an seiner statt.

Stadt: Doch nicht in der Burg Davids, da die anderen frommen Könige ihr Begräbnis hatten, weil sie ihn eines königlichen Begräbnisses nicht wert geachtet, der den Tempel des Herrn beraubt und zugeschlossen, das Königreich mit vielfältiger Abgötterei beschmutzt und das Regiment mit seinen närrischen Anschlägen sehr geschwächt hatte. [Doch wäre zwar an dem nicht so viel gelegen gewesen, wo er begraben wurde, wenn nicht seine Seele zur Hölle gefahren wäre. Denn die Gottlosen geraten aus dem zeitlichen Tod ins ewige Verderben.]

Jehiskia: Der ganz ein frommer und gottseliger König war. [Denn wenn Gott einem Lande wohl will, so gibt er ihm einen frommen und glückhaften Regenten.]


Das 29. Kapitel

  • Auf den gottlosen König Ahas folgt sein frommer Sohn Jehiskia, der den rechten Gottesdienst wieder anrichtet v. 1.
  • Und da er den Tempel wieder gereinigt, opfert er darin, neben der heiligen Musik, die er dazu braucht, v. 20.

1. Jehiskia war fünfundzwanzig Jahre alt, da er König wurde und regierte neunundzwanzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Abia, eine Tochter Sacharjas {2Sam 18v1}.

2. Und er tat, das dem Herrn wohlgefiel, wie sein Vater David.

Wohlgefiel: Denn er die rechte Religion mit reinem Herzen angenommen und das Regiment löblich verwaltet hat.

3. Er tat auf die Türen am Hause des Herrn im ersten Monden des ersten Jahres seines Königreichs und befestigte sie.

Türen: Welche sein Vater Ahas hatte verschließen lassen.

Befestigt: Dass er wieder ausbessern und aufbauen ließ, was Alters halben in einen Abgang gekommen und baufällig geworden war. [Und hat dieser König einen glücklichen Anfang seiner Regierung gemacht, mit Aufrichtung der rechten Religion.]

4. Und brachte hinein die Priester und Leviten und versammelte sie auf der breiten Gasse gegen Morgen

Priester und: Welche unter dem Gottlosen Ahas, da er den rechten Gottesdienst abgetan, sich von dem Tempel weggemacht und verloren hatte.

Breiten Gassen: In der Stadt Jerusalem, welche Gasse zur Abhandlung der Geschäfte, den gemeinen Wohlstand betreffend, möglich und gelegen war. Denn es waren die Priester und Leviten in großer Anzahl zusammen gekommen.

5. und sprach zu ihnen: Hört mir zu, ihr Leviten! Heiligt euch nun, dass ihr heiligt das Haus des Herrn, eurer Väter Gottes und tut heraus den Unflat aus dem Heiligtum.

Heiligt euch: Nämlich zuerst und zuerst, nach den Zeremonien, wie die im Gesetz euch vorgeschrieben wurden, dass ihr euch reinigt und danach das Haus Gottes auch reinigen könnt.

Unflat: Was ihr von abgöttischen Bildern und dergleichen unsauberen Sachen, damit es verunreinigt wurde, darin findet.

6. Denn unsere Väter haben sich vergriffen und getan, das dem Herrn, unserem Gott, übel gefällt und haben ihn verlassen. Denn sie haben ihr Angesicht von der Wohnung des Herrn gewandt und den Rücken zugekehrt;

Vergriffen: Dass sie den Gottesdienst mit gottlosen Menschensatzungen gefälscht. Darum ist eine Reformierung der Religion hoch vonnöten. Dieser König sagt nicht: Meine Voreltern sind freilich keine Narren gewesen, darum will ich bei ihrer Religion bleiben und wohin sie nach dem Tode kommen, da will ich mich auch finden lassen. Sondern er bekennt demütig vor Gott, dass seine Voreltern Unrecht getan und gottlos gewesen sind. Und redet doch so allgemein von der Sache, dass er seinen Vater nicht mit Name anzieht, damit er nicht die Gebühr überschreite und dafür angesehen werde, als ob er seinem Vater begehrte eine Unehre anzutun und übel nachzureden.]

Gewandt: Sie sind von der rechten Religion und von dem einzigen wahren Gott abgefallen und haben den angemessenen Ort, da man den rechten Gottesdienst und das reine Wort Gottes treiben soll, aus der acht gelassen.

7. und haben die Tür an der Halle zugeschlossen und die Lampen ausgelöscht und kein Räucherwerk geräuchert und kein Brandopfer getan im Heiligtum dem Gott Israels.

Zugeschlossen: Damit die Untertanen vom rechten Gottesdienst und von Anrufung des wahren Gottes abgehalten würden.

Lampen: Welche nach Ausweisung des Gesetzes zur Nacht im Tempel brennen sollten.

Geräuchert: Auf dem Rauchaltar, wie es Mose beschrieben hat.

8. Daher ist der Zorn des Herrn über Juda und Jerusalem gekommen und hat sie gegeben in Zerstreuung und Verwüstung, dass man sie anpfeift, wie ihr mit euren Augen seht.

Verwüstung: Das ist: Er hat es lassen geschehen, dass es im Regiment voller Unruhe gewesen und alles verwirrt in großer Unordnung durcheinandergegangen ist, dazu das Land hin und wieder sehr verwüstet wurde.

Anpfeift: Aus großer Verachtung.

Seht: Dass nämlich dies Königreich mit vielen Kriegen verwüstet und dies Volk der benachbarten Völker Spott geworden ist.

9. Denn siehe, um desselben willen sind unsere Väter gefallen durch das Schwert, unsere Söhne, Töchter und Weiber sind weggeführt.

Willen: Weil man die rechte Religion verlassen und eine falsche angenommen hat. [Wenn man aber die rechte Ursache eines Unglücks weiß, so ist ihm schon etlichermaßen geholfen.]

10. Nun habe ich es im Sinn, einen Bund zu machen mit dem Herrn, dem Gott Israels, dass sein Zorn und Grimm sich von uns wende.

Bund: Dass er uns die vorigen Sünden um des zukünftigen Messias willen verzeihe und wir wiederum von neuem uns versprechen, dass wir seine Gebote halten wollen, dergestalt werden wir Verzeihung erlangen, dass er dies Königreich nicht strafe nach seinem Verdienst. [Denn durch wahre Buße wird Gott den Sündern wiederum versöhnt {Hes 18} und straft sie nicht mit solchem Ernst, als sie wohl verdient hätten {Ps 103}. Ja er nimmt die Strafen auch oft ganz hinweg {Jer 18}.]

11. Nun, meine Söhne, seid nicht lässig; denn euch hat der Herr erwählt, dass ihr vor ihm stehen sollt und dass ihr seine Diener und Räucherer seid.

Söhne: Diese Worte geben des Königs merkliche Freundlichkeit und Gutwilligkeit gegen die Kirchendiener zu verstehen.

Lässig: In Verrichtung eures Amtes.

Erwählt: Darum, so reinigt den Tempel und rüstet zu, was zu Aufrichtung des rechten Gottesdienstes vonnöten ist. (Obwohl nun den Regenten nicht gebührt, dass sie der Kirchendiener Amtes sich unterfangen wollten, so fordert dennoch ihr Amt, dass sie die Kirchendiener erinnern und antreiben, damit sie ihr Amt recht und fleißig verrichten.]

12. Da machten sich auf die Leviten: Mahath, der Sohn Amasais und Joel, der Sohn Asarjas, aus den Kindern der Kahathiter; aus den Kindern aber Merari: Kis, der Sohn Abdis und Asarja, der Sohn Jehaleleels; aber aus den Kindern der Gersoniter: Joab, der Sohn Simmas und Eden, der Sohn Joahs;

Leviten [Nämlich die später benannten, welche die Vornehmsten in ihrem Geschlecht waren, dass sie den Tempel reinigten und den Gottesdienst recht wieder anrichteten.

Merari: Aus demselben Geschlecht haben sich auch etliche bei der Reformierung der Religion finden lassen.

Gersoniter: Von denen sich die folgenden Personen auch herzu gefunden.

13. und aus den Kindern Elizaphan: Simri und Jeiel; und aus den Kindern Assaph: Sacharja und Mathanja;

Elizaphan: Welche samt den anderen später benannten allesamt aus dem Stamm Levi gebürtig waren.

14. und aus den Kindern Heman: Jehiel und Simei; und aus den Kindern Jeduthun: Semaja und Usiel.

15. Und sie versammelten ihre Brüder und heiligten sich; und gingen hinein nach dem Gebote des Königs aus dem Wort des Herrn, zu reinigen das Haus des Herrn.

Brüder: Die anderen Leviten, welcher Hilfe sie zur Reinigung des Tempels nötig waren.

Heiligten: Nach den Gebräuchen, wie sie im Gesetz Mose vorgeschrieben waren.

Wort: Denn der Wille Gottes war aus dem Gesetz kund und offenbar, welches die Abgötterei auszurotten befahl.

16. Die Priester aber gingen hinein inwendig ins Haus des Herrn, zu reinigen; und taten alle Unreinigkeit, die im Tempel des Herrn gefunden wurde, auf den Hof am Hause des Herrn; und die Leviten Namen sie auf und trugen sie hinaus in den Bach Kidron.

Priester: Die vom Stamm Aarons waren, denen allein zugelassen war, dass sie in das Haus des Herrn oder in den Teil des Tempels, so das Heilige hieß, gehen durften.

Gefunden: Als Bilder und allerlei Sachen, so man zur Abgötterei gebraucht hatte und was dergleichen Gräuel war.

Sie auf: Nachdem sie die Priester in den Hof geworfen hatten.

Hinaus: Außerhalb der Stadt Jerusalem. [Also soll ein jeder in seinem Beruf und nach seiner Gabe zur Reinigung der Kirche Gottes sich gebrauchen lassen.]

17. Sie fingen aber an am ersten Tage des ersten Monden, sich zu heiligen und am achten Tage des Monden gingen sie in die Halle des Herrn und heiligten das Haus des Herrn acht Tage; und vollendeten es am sechzehnten Tage des ersten Monden.

Sie: Die Priester und Leviten.

Ersten Monden: Der zum Teil in unserem März, zum Teil im April fällt.

Achten Tage: Da sie ordentlicherweise gereinigt und geheiligt waren.

Halle: Welche sie samt dem Tempel zu reinigen und zu weihen angefangen.

Sechzehnten: Haben also die ersten acht Tage in Reinigung und Heiligung der Personen, die anderen acht Tage aber mit der Reinigung des Tempels zugebracht. [Denn Christus, der durch die Priester vorgebildet wurde und uns zu Tempeln Gottes weiht, ist in seiner Person von aller Unreinigkeit befreit. Es sollen aber auch die Kirchendiener, wenn sie durch das Predigtamt des göttlichen Wortes und der Sakramente ihre Kirche Gott heiligen wollen, Fleiß ankehren, dass sie mit reiner Lehre und gottseligem Wandel gefasst sind.]

18. Und sie gingen hinein zum Könige Hiskia und sprachen: Wir haben gereinigt das ganze Haus des Herrn, den Brandopferaltar und all sein Geräte, den Tisch der Schaubrote und all seine Geräte

Gingen: Nach vollbrachter Reinigung des Tempels.

Geräte: So man zu den Opfern zu benutzen pflegt.

Tisch: Darauf man alle Wochen zwölf frische Brote legen musste.

19. und alle Gefäße, die der König Ahas, da er König war, weggeworfen hatte, da er sich versündigte, die haben wir zugerichtet und geheiligt; siehe, sie sind vor dem Altar des Herrn.

Zugerichtet: Darum, wenn dir es gefällt, so mag man dem Herrn ordentlicherweise opfern, wie sich es gebührt, nach Inhalt des Gesetzes. [Diese Priester und Leviten sind viel anders gesinnt gewesen, als der Großteil Geistliche im Papsttum. Denn jene haben ihrem König in Reformierung der Religion treulich geholfen, diese aber verhindern es mit höchstem Fleiß, damit die Obrigkeit den verdorbenen Zustand in der Kirche nicht verbessere, wenn sie es gleich gerne tun wollten.]

20. Da machte sich der König Hiskia frühe auf und versammelte die Obersten der Stadt und ging hinauf zum Hause des Herrn.

Frühe auf: Denn nach dem der Tempel gereinigt wurde, hat er es für gut angesehen, dass man ihn mit etlichen Opfern von neuem wieder einweihte.

21. Und brachten herzu sieben Farren, sieben Widder, sieben Lämmer und sieben Ziegenböcke zum Sündopfer für das Königreich, für das Heiligtum und für Juda. Und er sprach zu den Priestern, den Kindern Aaron, dass sie opfern sollten auf dem Altar des Herrn.

Brachten: Mit allgemeiner Bewilligung, dass es jedermann also für gut ansah.

Sieben: Es hatte aber die siebte Zahl eine Bedeutung der Vollkommenheit und hielt man es dafür, dass es genug wäre, wenn man aus einer jeden Art sieben Stücke zum Opfer nehme.

Für Juda: Nämlich für das ganze Volk des Königreichs Juda in allgemeines, damit ihrer aller Sünden dadurch versöhnt würden, welche sie sämtlich bisher begangen hatten, weil unter dem vorigen Könige, das Königreich, der Tempel und das ganze Volk mit Abgötterei und anderen Sünden verunreinigt und besudelt waren. Und ist dies gleichsam ein allgemeines Bekenntnis der Sünden vor Gott gewesen. [Denn wenn wir Gott dem Herrn unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns unsere Sünden verzeihe und uns reinige von aller Untugend {1Joh 1}.]

Opfern: Die zuvor genannten bestimmten Opfer.

Altar: Den Gott vor der Zeit zu den Opfern geordnet hatte.

22. Da schlachteten sie die Rinder und die Priester nahmen das Blut und sprengten es auf den Altar; und schlachteten die Widder und sprengten das Blut auf den Altar; und schlachteten die Lämmer und sprengten das Blut auf den Altar

23. und brachten die Böcke zum Sündopfer vor den König und die Gemeinde und legten ihre Hände auf sie.

Legten: Nämlich der König und etliche Vornehmsten des Volkes im Namen der ganzen Gemeinde. Weil man die Böcke zur Versöhnung des Fürsten {3Mos 4} wie auch vor der ganzen Gemeinde zu opfern pflegte {4Mos 29}. [Das Schlachten des Viehs bedeutete den Tod Christi: Der Bock bezeichnete die äußerliche Ungestaltete und das hässliche Ansehen Christi, in seinem Leiden {Jes 53}. Auf den wir unsere Sünden mit dem Glauben legen sollen {Joh 1 3}. Und wird die Kraft seines Blutes, das ist, seines Verdienstes durch die Predigt des Evangeliums weit und breit aufgesprengt, dass die Zuhörer daher den Glauben empfangen und mit Gott versöhnt werden.]

24. Und die Priester schlachteten sie und entsündigten ihr Blut auf dem Altar, zu versöhnen das ganze Israel. Denn der König hatte befohlen, Brandopfer und Sündopfer zu tun für das ganze Israel.

25. Und er stellte die Leviten im Hause des Herrn mit Zimbeln, Psaltern und Harfen, wie es David befohlen hatte und Gad, der Schauer des Königs und der Prophet Nathan; denn es war des Herrn Gebote durch seine Propheten.

Er stellte: Nämlich der König hieß die Leviten auch bei dieser öffentlichen Handlung sein, dass sie mit einer lieblichen Musik den Gottesdienst zierten und ihm ein Ansehen machten.

Psaltern: Welches auch besondere musikalische Instrumenten waren, jetziger Zeit unbekannt.

Schauer: Der des Königs Davids Rat und Hofprediger gewesen war. Und ist die Meinung, gleichwie es David und seine Propheten geordnet und gehalten, also hat man es hier auch gemacht, dass man mit besonderen geistlichen Gesängen und musikalischen Instrumenten Gott bei Verrichtung des Gottesdienstes gelobt und gepriesen hat. [Welche deswegen die Musik aus den Kirchen ausmustern und nicht leiden wollen, die sind vielmehr für unsinnig als andächtige Leute zu halten.]

26. Und die Leviten standen mit den Saitenspielen Davids und die Priester mit den Trompeten.

David: Welche er vorzeiten hatte machen lassen. Und hat David vielleicht etliche neue Gattungen solcher Saitenspiele von neuen erdacht und erfunden.

27. Und Hiskia hieß sie Brandopfer tun auf dem Altar. Und um die Zeit, da man anfing das Brandopfer, fing auch an der Gesang des Herrn und die Trompeten und auf mancherlei Saitenspiel Davids, des Königs Israels.

28. Und die ganze Gemeinde betete an; und der Gesang der Sänger und das Trompeten der Trompeter währte alles, bis das Brandopfer ausgerichtet war.

Betete an: Nämlich unterdes, weil das Saitenspiel und Opfer währte, riefen sie Gott den Herrn an und baten ihn, dass er die Opfer gnädig annehmen und ihnen ihre Sünden verzeihen wolle. [Denn welche bei dem Gottesdienste sind, denen steht es zu, dass sie beten sollen.]

29. Da nun das Brandopfer ausgerichtet war, beugte sich der König und alle, die bei ihm vorhanden waren und beteten an.

Beteten an: Nämlich den Herrn ihren Gott, dass sie ihn baten um Verzeihung aller ihrer Sünden von wegen des Messias, der das rechte Opfer sein würde. Hielten danach auch weiter an um einen Fortgang in Verwaltung beides, des geistlichen und weltlichen Regiments.

30. Und der König Hiskia samt den Obersten hieß die Leviten den Herrn loben mit dem Gedicht Davids und Assaphs, des Schauers. Und sie lobten mit Freuden und neigten sich und beteten an.

Gedicht: Mit Psalmen, welche die Propheten David und Assaph vorzeiten gemacht hatten.

Sie: Nämlich die Leviten verrichteten auch ihr Gebet, wie ihnen der König Hiskia befohlen hatte.

31. Und Hiskia antwortete und sprach: Nun habt ihr eure Hände gefüllt dem Herrn; tretet hinzu und bringt her die Opfer und Lobopfer zum Hause des Herrn. Und die Gemeinde brachte herzu Opfer und Lobopfer und jedermann freiwilliges Herzens Brandopfer.

Gefüllt: Will so viel sagen: Ihr Priester seid jetzt geheiligt und dem Herrn gleichsam von neuen wiederum geweiht und habt heute die Opfer verrichtet zur Versöhnung des Königreichs, des Tempels und des ganzen Volkes. Damit ihr einen guten Anfang gemacht zum rechten Gottesdienst, dass derselbe wieder angerichtet wurde, wie er im Gesetz vorgeschrieben ist. So sind auch der Tempel und Altar angemessen wiederum geweiht und geheiligt: Darum so macht euch ihr meine Untertanen und Bürger zu Jerusalem samt den anderen Einwohnern meines Königreichs herzu und bringt eure Lob- und Dankopfer, die ihr Gott zur Dankbarkeit tut, davor, dass es uns die reine Religion und eine friedliche Regierung wiederum gegönnt hat. [Denn für solche beiden Wohltaten soll man Gott immer danken, weil man auf dieser Erde nichts Besseres wünschen kann, noch mag, denn die rechte Religion und einen friedlichen Zustand im Lande.]

Lobopfer: Von denen man lesen mag {3Mos 7}. Da sie weitläufig und beschrieben werden.

Freiwilliges: [Denn an einem gezwungenen und unwilligen Gottesdienst hat Gott kein Gefallen.]

32. Und die Zahl der Brandopfer, so die Gemeinde herzu brachte, war siebzig Rinder, hundert Widder und zweihundert Lämmer und solches alles zu Brandopfer dem Herrn.

33. Und sie heiligten sechshundert Rinder und dreitausend Schafe.

Heiligten: Das ist: Sie bestimmten zu den Opfern über die vorgemeldeten Stücke, auch noch die folgenden, dass man sie zur Danksagung opfern soll.

34. Aber der Priester waren zu wenig und konnten nicht allen Brandopfern die Haut abziehen; darum nahmen sie ihre Brüder, die Leviten, bis das Werke ausgerichtet wurde und bis sich die Priester heiligten. Denn die Leviten sind leichter zu heiligen als die Priester.

Brüder: Ihre Stammesverwandten und Mitgehilfen.

Leichter: Denn weil die Zeit zu kurz angestellt war, dass man nicht Priester genug heiligen konnte mit den angemessenen Zeremonien, so nahm man etliche Leviten an ihre statt, mit derer Heiligung man eher konnte fortkommen, weil solche nicht so viele Zeremonien brauchte als der Priester. Und hat Gott diese Anordnung sich nicht missfallen lassen. [Weil im Fall der Not man auf die Zeremonien nicht so genau achthaben darf.]

35. Auch war der Brandopfer viel mit dem Fett der Dankopfer und Trankopfer zu den Brandopfern. Also wurde das Amt am Hause des Herrn fertig.

Dankopfer: Die Gott zur Dankbarkeit aufgeopfert wurden.

Fertig: Dass man den Gottesdienst mit den angemessenen Opfern verrichtet und zu Ende brachte.

36. Und Hiskia freute sich samt allem Volk, dass man mit Gott bereit war worden; denn es geschah eilend.

Bereit: Dass der Gottesdienst recht wieder angerichtet war, wie es Gott in seinem Gesetz befohlen hatte.

Eilend: Es ging so wohl vonstatten, dass sie mit allen Sachen fertig wurden, eher sie es gemeint hätten, darum sagten sie Gott dem Herrn mit Freuden, Lob und Dank davor. [Denn wir sollen Gott mit fröhlichem Herzen danken, wenn er uns schleunigen und glücklichen Fortgang gibt in unseren Sachen.]


Das 30. Kapitel

  • Der König Hiskia beruft seine Untertanen gen Jerusalem, das Passah-Fest zu halten und lässt die aus dem Königreich Israel auch dazu laden, v. 1.
  • Deren etliche ihn verspotten, etliche erscheinen. Nach Zerstörung des abgöttischen Altars hält er das Passah sechzehn Tage lange mit großer Herrlichkeit, v. 14.

1. Und Hiskia sandte hin zum ganzen Israel und Juda und schrieb Briefe an Ephraim und Manasse, dass sie kämen zum Hause des Herrn gen Jerusalem, Passah zu halten dem Herrn, dem Gott Israels.

Zu halten: Denn es war dasselbe Fest in vielen Jahren nicht gehalten worden, welches doch Gott jährlich zu halten mit großem Ernst befohlen hatte {2Mos 12}. Und obwohl der König Hiskia über die israelitischen Stämme damals nichts zu gebieten hatte, welche ihrem besonderen Könige unterworfen waren, so hat er es doch für gut angesehen, dass er sie zu dem Fest lade und ermahnen ließe, welches Gott der Herr allen Israeliten zu halten befohlen hatte. Und fürchtete sich der König nicht, dass er sich dadurch möchte eine Gefahr über den Hals laden, weil er wusste, dass er in diesen Sachen nichts Weiteres suchte als die Ehre Gottes und der Israeliten ewige Wohlfahrt. [Also sollen auch die evangelischen Fürsten nicht ganz so furchtsam sein, wenn von Erhaltung und Erweiterung der rechten Religion gehandelt wird, doch also dass sie das Ziel ihres Berufes nicht überschreiten.]

2. Und der König hielt einen Rat mit seinen Obersten und der ganzen Gemeinde zu Jerusalem, das Passah zu halten im anderen Monden.

Anderen Monden: Denn ob es wohl nach dem Gesetz im ersten Monden hätte sollen gehalten werden. Jedoch, weil man dieselbe Zeit mit der Reinigung des Tempels und Heiligung der Priester und Leviten zubrachte, so haben sie das Fest recht auf den anderen Monat später verlegt. Und dass nach Anleitung des Gesetzes {4Mos 9}. Da denen, die um erheblicher Ursache willen das Passah im ersten Monat nicht halten können, dasselbe im anderen Monat zu halten befohlen wird. Welchem Gesetz die Juden in diesem Fall nachgekommen sind.

3. Denn sie konnten es nicht halten zur selbigen Zeit, darum dass der Priester nicht genug geheiligt waren und das Volk noch nicht zuhauf kommen war gen Jerusalem.

Selbigen Zeit: Im ersten Monat.

Nicht genug: Dass sie dem Fest nach allen seinen Zeremonien hätten können gebührlich genug tun.

Kommen: Weil man ihnen die Ankündigung des Festes nicht eher können zu wissen tun, als da der Tempel allerdings wiederum gereinigt und geheiligt gewesen.

4. Und es gefiel dem Könige wohl und der ganzen Gemeinde,

Gefiel: Dass man nämlich das Fest verschöbe bis auf den anderen Monat, damit die Priester geheiligt würden und das Volk aufs Fest zusammen kommen könnte. [Hier sieht man, wie freundlich dieser König mit seinen Untertanen umgeht, die er hörte und in einer wichtigen Sache zugleich mit ihnen eins wird, was zu tun sei. Soll deswegen eine Obrigkeit sich nicht scheuen, seiner Untertanen Vorschlag anzuhören.]

5. und bestellten, dass solches ausgerufen würde durch ganz Israel, von Berseba an bis gen Dan, dass sie kämen, Passah zu halten dem Herrn, dem Gott Israels, zu Jerusalem; denn es war lange nicht gehalten, wie es geschrieben steht.

Ausgerufen: Dass man Boten ausschickte mit Briefen, welche das Fest verkündigten und hin und wieder ausbreiteten.

Ber Seba: Als der einen Grenze des Landes Kanaan.

Dan: Welches des Landes Kanaan andere Grenze war.

Nicht gehalten: [Denn es ist ein elender Zustand in der Kirche unter den Tyrannen, welche das Predigtamt des göttlichen Wortes und die Sakramente abzuhandeln hindern.]

6. Und die Läufer gingen hin mit den Briefen von der Hand des Königs und seiner Obersten durch ganz Israel und Juda aus dem Befehl des Königs und sprachen: Ihr Kinder Israel, bekehrt euch zu dem Herrn, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels, so wird er sich kehren zu den übrigen, die noch übrig unter euch sind aus der Hand der Könige zu Assur.

Hand: Das ist: Sie nahmen die Briefe an von dem Könige und zogen damit durch das Land Israel, mit mündlicher Anzeige, was ihre Werbung wäre.

Ihr Kinder: Dies war der Inhalt der Briefe.

Bekehrt euch: Durch wahre Buße und dient dem ewigen wahren Gott nach seinem Wort, wie er sich euren Voreltern den Patriarchen geoffenbart hat.

Sich kehren: Er wird die übrigen Juden mit Gnaden ansehen, welche im vorigen assyrischen Kriege erhalten wurden, und wird ihnen wohltun.

7. Und seid nicht wie eure Väter und Brüder, die sich am Herrn, ihrer Väter Gott, vergriffen und er sie gab in eine Verwüstung, wie ihr selber seht.

Vergriffen: Dass sie den rechten Gottesdienst aus der acht ließen und von der rechten Religion abfielen. [Welches ebenso viel gewesen, als wenn sie von Gott selbst abgefallen wären.]

Selber seht: Dass aus den euren viele erschlagen, viele gefangen weggeführt, die Städte zerstört und alles unter und über sich gekehrt wurden. Welche auch unter ihnen nicht wahre Buße getan, die haben neben den Leib und Gütern an ihrer Seelen Schaden gelitten.

8. So seid nun nicht halsstarrig, wie eure Väter, sondern gebt eure Hand dem Herrn und kommt zu seinem Heiligtum, das er geheiligt hat ewig und dient dem Herrn, eurem Gott, so wird sich der Grimm seines Zorns von euch wenden.

Nicht halsstarrig: Dass ihr dem Worte Gottes beharrlich und mutwillig widerstrebt.

Väter: Welche mit ihrer Widerspenstigkeit großes Unglück über sich zogen.

Gebt: Ergebt euch freiwillig unter dem Gehorsam Gottes.

Heiligtum: Zu seinem heiligen Tempel, der zu Jerusalem ist.

Geheiligt: Nämlich vorzeiten unter dem König Salomo, da er am Tage der Einweihung des Tempels Feuer vom Himmel auf die Opfer fallen lassen {2Chr 7}. Und hat es zwar also geheiligt, dass er immer darin will geehrt sein, so lange das levitische Priestertum währen wird und an keinem anderen Ort.

Wenden: Er wird euch eure begangenen Sünden verzeihen, die gegenwärtigen Strafen lindern und das künftige Unglück abwenden.

9. Denn so ihr euch bekehrt zu dem Herrn, so werden eure Brüder und Kinder Barmherzigkeit haben vor denen, die sie gefangen halten, dass sie wieder in dies Land kommen. Denn der Herr, euer Gott, ist gnädig und barmherzig und wird sein Angesicht nicht von euch wenden, so ihr euch zu ihm bekehrt.

Und Kinder: Die von euch hinweggerissen und zur Dienstbarkeit weggeführt wurden. Dass also nicht allein ihr vielem großen Unglück entgehen werdet, sondern auch die bereits im Unglück stecken, werden eine Milderung empfinden und gnädiger gehalten werden, auch einmal ihre völlige Freiheit wiederum erlangen.

Ist gnädig: Darum erbarmt er sich seines Volkes wiederum, wenn es Buße tut, und sieht auch die Gefangenen in fremden Landen gnädiglich an. [Welche Ursache uns Christen heutigentags auch bewegen soll, dass wir unser Leben bessern, damit Gott nicht allein das künftige Unglück von der Christenheit abwende, sondern auch verschaffe, dass unsere Brüder und Mitchristen, so unter dem Türken gefangen sind, desto besser mögen gehalten werden.]

Bekehrt: Dass ihr rechtschaffene Buße tut. [Denn Gott nimmt nach seiner unendlichen Güte alle bußfertigen Sünder zu Gnaden auf {Hes 19 Lk 15}.] Dies ist also der Inhalt gewesen der Briefe, welche der König Hiskia den Israeliten, besonders aber und zu zuerst seinen Untertanen im Königreich Juda zugeschrieben. Ob es nun wohl dem König in Israel nicht allerdings gefallen, dass seine Untertanen das Osterfest zu Jerusalem zu halten ermahnt würden. Jedoch weil Hiskia mit höchstem Fleiß verhütet, dass er über fremde Untertanen nichts zu gebieten sich unterstünde, sondern nur wie ein Prediger, sie die rechte Religion anzunehmen freundlich gelockt. Hat der König Israel sich keiner Unbilligkeit über sich zu beklagen. Und, so viel aus den Jahresrechnungen abzunehmen, ist dies im sechsten Jahr der Regierung des Königs in Israel, Hosea geschehen. [Und hat in dieser Sachen derselbe König, ob er wohl in seinem Tun gottlos gewesen, bescheiden gehandelt, als irgend andere, die einer falschen Religion anhängig sind, welche dergleichen Boten keineswegs hätten lassen ohne Schaden abziehen.]

10. Und die Läufer gingen von einer Stadt zur anderen im Lande Ephraim und Manasse und bis gen Sebulon; aber sie verlachten sie und spotteten ihrer.

Gingen: Dass sie die vorgemeldeten Briefe herumtrugen, und luden die Leute aufs Fest gen Jerusalem zu kommen, obwohl sie wenig ausrichteten.

Spotteten ihr: Nämlich der mehrere Teil. Da sie ohne Zweifel sich vernehmen lassen, der Hiskia sei aus einer närrischen Andacht nur ganz zu sorgfältig für ihre Seligkeit, der sie bis daher für sich selbst haben können nachtrachten und zukünftig auch der Sachen ohne ihn wüssten recht zu tun. Denn sie meinten, er soll mit seiner Schlauheit und Vorsichtigkeit daheim geblieben sein. Aber eben die selbigen Verächter sind bald später von dem König in Assyrien ins Elend weggeführt worden {2Sam 17}. [Denn Gott lässt die Sünder vor ihrem Untergang zur Buße berufen durch heilsame Warnungen, wenn sie aber solche verachten, so eilt ihr Verderben herzu.]

11. Doch etliche von Asser und Manasse und Sebulon demütigten sich und kamen gen Jerusalem.

Demütigten: Dass sie erkannt, wie sie bisher den rechten Gottesdienst aus der acht gelassen, haben es sich auch lassen leid sein und sind durch des Königs Hiskia gottselige Ermahnung bekehrt worden. [Denn das Wort Gottes geht nie ohne Frucht ab, sondern ist in den Auserwählten kräftig, wider der Schwenkfelder Schwärmerei.]

12. Auch kam Gottes Hand in Juda, dass er ihnen gab einerlei Herz, zu tun nach des Königs und der Obersten Gebote aus dem Wort des Herrn.

Hand: Das ist: Gott erregte im selben Stamm mit einer besonderen Kraft des Heiligen Geistes einen Sinn und inbrünstigen Eifer zur wahren Religion.

Wort: Das ist: Dass sie dem Worte Gottes, auf des Königs und seiner Obersten Befehl, willigen Gehorsam leisteten. [Denn welche Gott will selig machen, die zieht er durch das Wort zu seiner wahren Erkenntnis.]

13. Und es kam zuhauf gen Jerusalem ein großes Volk, zu halten das Fest der ungesäuerten Brote im anderen Monden, eine sehr große Gemeinde.

Kam: Nämlich auf das Osterfest, demselben beizuwohnen.

Groß Volk: Welches mehreren teils aus dem Königreich Juda, zum Teil auch aus dem Königreich Israel versammelt war.

Ungesäuerten Brot: Denn aufs Passah- oder Osterfest musste man sieben Tage ungesäuertes Brot essen, daher es das Fest der ungesäuerten Brote genannt wurde. [Und erinnerten sich die Juden aufs selbige Fest ihrer Erlösung aus der ägyptischen Dienstbarkeit {2Mos 12}. Wie denn auch das Osterlamm auf Christus deutete, der das unbefleckte Lämmlein ist und uns aus der geistlichen Dienstbarkeit erlöst hat: Wenn desselben einer recht genießen will, der muss sich von allem Sauerteig oder Verfälschung der Lehre und vom unreinen Wandel enthalten {1Kor 5}.]

14. Und sie machten sich auf und taten ab die Altäre, die zu Jerusalem waren und alle Rauchwerke taten sie weg und warfen sie in den Bach Kidron.

Sich auf: Nämlich den Tag zuvor, eher sie das Osterlamm aßen.

Taten ab: Aus Befehl des Königs.

Waren: Auf den Gassen hin und wieder.

Räucherwerk: Das ist: Die Altar und Kapelle, da man den Abgöttern geräuchert, unter der vorigen gottlosen Könige Regierung, brachen sie ab in der Stadt und überall.

15. Und schlachteten das Passah am vierzehnten Tage des anderen Monden. Und die Priester und Leviten bekannten ihre Schande und heiligten sich und brachten die Brandopfer zum Hause des Herrn.

Schlachteten: Und aßen das Osterlamm.

Schande: Das ist: Da sie einen größeren Eifer bei dem Volk gespürt, als sie selber hatten, haben sie sich schämen müssen, dass sie bis daher so fahrlässig mit Wiederaufrichtung des Gottesdienstes umgegangen waren. Darum sie sich aufgemuntert und haben sich mit angemessenen Zeremonien zeitlich geheiligt. [Denn obwohl die Kirchendiener ihre Zuhörer zur Gottseligkeit aufmuntern sollten, so geschieht es doch bisweilen, dass die Kirchendiener durch ihrer Zuhörer Beispiel aufgebracht werden, dass sie zukünftig ihr Amt desto fleißiger tun.]

Brandopfer: Dass sie zu Versöhnung ihrer Sünden und zu Vollführung ihrer Heiligung, nach Anleitung und Ausweisung des Gesetzes Mose, geopfert würden.

16. Und standen in ihrer Ordnung, wie sich es gebührt, nach dem Gesetz Moses, des Mannes Gottes. Und die Priester sprengten das Blut von der Hand der Leviten.

Standen: Nämlich die Priester und Leviten, nachdem sie geheiligt waren, machten sie sich gefasst, damit sie ihrem anbefohlenen Amt treu und mit allem möglichen Fleiß gebührlich nachkämen.

Manns Gottes: Der mit göttlichen Gaben vor anderen Leuten besonders geziert und begabt war.

17. Denn ihrer waren viele in der Gemeinde, die sich nicht geheiligt hatten; darum schlachteten die Leviten das Passah für alle, die nicht rein waren, dass sie dem Herrn geheiligt würden.

Nicht geheiligt: Die entweder Kürze der Zeit halben oder dass sie sonst im Gesetz keinen genügenden Bericht hatten, das Osterlamm zu essen sich hinzu gemacht, ob sie wohl nach dem Gesetz nicht gebührlich gereinigt waren.

Für alle: Das ist: Man tat desto mehr Opfer, damit Gott denen, die nicht allerdings rein wären, auch gnädig sein wollte und sich durch die Opfer, so den Tod Christi bezeichneten, vor Gott rein geschätzt würden.

18. Auch war des Volkes viel von Ephraim, Manasse, Isaschar und Sebulon, die nicht rein waren, sondern aßen das Osterlamm nicht, wie geschrieben steht. Denn Hiskia bat für sie und sprach: Der Herr, der gütig ist, wird gnädig sein {2Mos 12v3}.

Nicht rein: Wenn man deswegen dem Gesetz aufs genaueste hätte nachkommen wollen, so hätte niemand von dem Osterlamm essen dürfen, wer etwas unreines angerührt, oder sonst auf einerlei Weise nach dem Gesetz Mose sich verunreinigt hätte, bis er wiederum gebührlich gereinigt wurde. Jedoch weil die Kürze der Zeit keinen ferneren Aufschub des Festes leiden möchte und man die, so mit großem Eifer ihrem Gott zu dienen sich dahin versammelt hatten, nicht möglich abtreiben konnte. So hat man denen etwas übersehen, welche innerlich im Herzen vor Gott durch den Glauben rein waren, ob sie gleich die Zeremonien der äußerlichen Reinigung nicht halten können. [Denn wo das Herz rechtschaffen und ohne Heuchelei ist, da ist so ganz hoch nicht daran gelegen, wenn man gleich nicht alle Zeremonien aufs Genaueste hält.]

19. allen, die ihr Herz schicken, Gott zu suchen, den Herrn, den Gott ihrer Väter und nicht um der heiligen Reinigkeit willen.

Herz schicken: Die es ihnen mit der Sache lassen ein Ernst sein, dass sie ihm von Herzen dienen mögen.

Heiligen Reinigkeit: (Nach Luther) Das ist: Gott sieht das Herz an, wenn das rechtschaffen ist an Gott, so fragt er nicht nach äußerlicher Reinigkeit, die nach dem Gesetz heilig ist.

20. Und der Herr erhörte Hiskia und heilte das Volk.

Heilte: Dass er sie davor hielt, als wenn sie durchaus genug gereinigt und geheiligt wären. [Fast ein ungefähr begibt sich auch bisweilen bei dem Empfang des Abendmahls des Herrn, dass etliche zwar mit bußfertigem Herzen und rechtem Glauben an Christus hinzugehen, an derer äußerlichen Wandel doch große Mängel gespürt werden. Jedoch weil sie nicht mit Sünden wider das Gewissen hinzugehen, so rechnet ihnen Gott die Schwachheiten des Fleisches, ob sie wohl groß sind, nicht zu.]

21. Also hielten die Kinder Israel, die zu Jerusalem gefunden worden, das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage mit großer Freude. Und die Leviten und Priester lobten den Herrn alle Tage mit starken Saitenspielen des Herrn.

Gefunden wurden: Die dahin sich versammelt hatten.

Sieben Tage: Denn so viele Tage waren im Gesetz zu dem Osterfest bestimmt und eingesetzt.

Freude: Von wegen der reformierten Religion.

Alle Tage: So lange das Fest währte.

Starken: Das man weit hören konnte. [Denn die Musik ist ein Gabe Gottes und eine feine Zierde in der Kirche, wenn man sie also gebraucht, dass es der Zuhörer Erbauung und Nutzen gereichen mag.]

22. Und Hiskia redete herzlich mit allen Leviten, die einen guten Verstand hatten am Herrn. Und sie aßen das Fest über, sieben Tage; und opferten Dankopfer und dankten dem Herrn, ihrer Väter Gott.

Herzlich: Er erzeigte sich ganz gnädig gegen sie und sprach ihnen freundlich zu.

Am Herrn: Das ist: Welche sich um den Handel, die wahren Religion betreffend, ganz wohl verstanden und mit einem rechten Eifer gegen den reinen Gottesdienst entzündet waren, dieselben hat er ermahnt, dass sie in wieder Aufrichtung der rechten Religion tapfer fortfahren sollten. Denn es waren die Leviten mit ihrer Sachen geschwinder fertig als die Priester. Nichtsdestoweniger hat er sie mit seiner Erinnerung noch eifriger gemacht.

Sie aßen: Nämlich die Leviten, was von den Opfern überblieb, das sie essen durften, samt dem ungesäuerten Brot. [Denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Und welche dem Altar, das ist, dem Predigtamt des göttlichen Wortes dienen, die sollen auch vom Altar leben, das ist, sie sollen von dem Predigtamt ihre Nahrung haben {1Kor 9}.]

Opferten: Das ist: Sie waren nicht faul oder träge, sondern verrichteten ihr Amt mit Schlachten, Haut abziehen, Zerstücklung und Zurüstung der Opfer, welche zur Dankbarkeit aufgeopfert wurden. Denn obwohl solches auch der Priester Amt war, die Tiere zu schlachten und zuzurüsten. Jedoch weil der Priester ganz wenig waren (wie oben gemeldet), so mussten die Leviten solches versehen. [Wer aber nicht arbeitet, der soll auch nicht essen {2Thes 3}.]

23. Und die ganze Gemeinde wurde Rats, noch andere sieben Tage zu halten; und hielt auch die sieben Tage mit Freuden.

Andere sieben: Über die vorigen, nicht zwar der Meinung, dass sie begehrten Gottes Ordnung zu ändern, sondern dieweil das Osterfest viele Jahre lange nicht wahr gehalten wurde. Auch die Israeliten, so nicht im Königreich Juda wohnten, in der rechten Religion noch nicht ganz wohl unterrichtet und erstarkt waren, so hat es dem Könige samt dem Volk wohl gefallen, dass man sie noch länger zu Jerusalem aufhielte, damit sie unterdes durch die Predigt des göttlichen Wortes, die ohne Zweifel nicht ist zurückgeblieben, in der rechten Religion desto besser unterrichtet und gestärkt würden: Und zugleich auch, wenn sie sehen, wie der ordentliche Gottesdienst, mit einem zierlichen und majestätischen Ansehen wieder angerichtet würde, sie ihnen denselben desto besser einbildete und nicht so leicht später von der rechten Religion wieder abfielen. [Unsere Leute können kaum zwei oder drei Tage feiern, nicht zwar aus Liebe zur Arbeit, sondern aus Geiz.]

24. Denn Hiskia, der König Judas, gab eine Hebe für die Gemeinde, tausend Farren und siebentausend Schafe. Die Obersten aber gaben eine Hebe für die Gemeinde, tausend Farren und zehntausend Schafe. Also heiligten sich der Priester viele.

Hebe: Denn damit die fremden Israeliten unterdes auch zu essen hätten und keinen Mangel leiden müssten, so hat der König die später benannte Anzahl Viehs gegeben, dass man sie geschlachtet und etliche Partikel davon, als das Fett, die Nieren und dergleichen, in die Höhe gehoben und Gott geopfert würden. Danach hatten die Priester auch ihren Anteil daran, was weiter überblieb, das wurde alles unter dem gemeinen Haufen ausgeteilt, dass sie ein herrliches Gastmahl davon anrichten konnten. Welcher königlichen Freigiebigkeit auch die Bürger zu Jerusalem genossen, weil sie die fremden Israeliten zur Herberge aufgenommen hatten, von denen sie ohne Zweifel wiederum sind zu Gast geladen worden, dass also der Wirt mit den Gästen gegessen hat.

Viel: Denn weil so viele Opfer vorhanden waren, haben die Priester Materie und Sachen bekommen, die sie geopfert und sich also dem Herrn geheiligt, welche noch bis daher nicht geheiligt gewesen. Darum hat diese Freigiebigkeit des Königs und der Fürsten Anlass gegeben, dass ferner kein so großer Mangel mehr an Priestern war als zuvor.

25. Und es freuten sich die ganze Gemeinde Juda, die Priester und Leviten und die ganze Gemeinde, die aus Israel kommen waren und die Fremdlinge, die aus dem Lande Israel gekommen waren und die in Juda wohnten.

Freute sich: Von wegen, dass die reine Religion wieder angerichtet war. Und denn über des Königs samt der Obersten Freigiebigkeit und Gutwilligkeit gegen den Gottesdienst und gegen den Gästen.

Fremdlinge: Welche dieser Guttaten auch teilhaftig wurden. Und hieß man solche Fremdlinge in folgenden Zeiten, besonders im Neuen Testament Judengenossen, welche ihrer Herkunft halben nicht zwar Israeliten, sondern Heiden waren, aber doch waren sie zu der Erkenntnis Gottes gekommen und hatten die rechte Religion angenommen, wohnten auch unter den Juden, zu denen sie aus ihrem Vaterland sich begaben.

26. Und war eine große Freude zu Jerusalem. Denn seit der Zeit Salomos, des Sohnes Davids, des Königs Israels, war solches zu Jerusalem nicht gewesen.

Nicht gewesen: Darum die Freude desto größer bei den Leuten sich erzeigt, weil nach des Salomons Zeiten kein solches herrliches und freigiebiges Osterfest war gehalten worden. Denn obwohl etliche fromme Könige in Juda dasselbe Fest auch nicht aus der acht gelassen. So waren doch die Israeliten, welche außerhalb dem Königreich Juda gewohnt, nie dabei erschienen. [Die Freigiebigkeit aber des Königs und seiner Obersten soll Fürsten und Herren erinnern, dass sie keine Kosten sparen, da ihnen die Gelegenheit an die Hand gegeben wird, Gottes Ehre zu befördern und viele Leute zur rechten Religion zu bringen. Daneben hat man auch allhier zu merken, dass Gott an seinen Kindern eine ehrliche Freude wohl leiden mag.]

27. Und die Priester und die Leviten standen auf und segneten das Volk und ihre Stimme wurde erhört und ihr Gebet kam hinein vor seine heilige Wohnung im Himmel.

Segnete: Sie wünschten dem Volk alles Gutes und riefen mit inbrünstigem Gebet Gott an, dass er seine wahre Erkenntnis in diesem Volk mehren und ihnen allerlei Guttaten bescheren wollte.

Erhört: [Denn der frommen Wünsche gehen nicht ohne Frucht ab, weil es gläubige Gebet sind, die Gott erhört.]


Das 31. Kapitel

  • Da die Einwohner der Königreiche Juda und Israel vom Fest wieder heimkommen, reißen sie die abgöttische Kapelle und Altar um, v. 1.
  • Hiskia teilt der Priester und Leviten Ämter aus, v. 2.
  • Macht auch mit dem Volk eine gewisse Ordnung von den Opfern und der Priester und Leviten Nahrung, v. 4.

1. Und da dies alles war ausgerichtet, zogen hinaus alle Israeliten, die unter den Städten Judas gefunden worden und zerbrachen die Säulen und hieben die Haine ab und brachen ab die Höhen und Altäre aus dem ganzen Juda, Benjamin, Ephraim und Manasse, bis sie sie ganz aufräumten. Und die Kinder Israel zogen alle wieder zu ihrem Gut in ihre Städte.

Ausgerichtet: Dass das Osterfest seine Endschaft erreicht hatte.

Städten Juda: Die des Königs Hiskia Untertanen waren, samt den anderen Israeliten ihren Mitbrüdern, so zum Osterfest gekommen waren und wieder heimzogen.

Säulen: Die abgöttischen Bilder, so noch hin und wieder übergeblieben waren.

Haine: Besondere dazu gepflanzte Lustwälder, in denen das Volk unter der gottlosen Könige Regierung unrechte Opfer getan hatte.

Höhen: Abgöttischen Kapellen und Altare an hohen Orten aufgerichtet.

Juda, Benjamin: Welche zwei Stämme unter des Königs Hiskia Gebiet waren.

Ephraim und Manasse: Die zu des Königs in Israel Hosea Regierung gehörten. [Dass aber hier des Königs Hiskia Untertanen neben den anderen Israeliten, ohne des Königs Hosea Bewilligung die abgöttischen Bilder und Altar in einem fremden Gebiet niederreißen und die Israeliten solches Tun wider ihrer Obrigkeit willen. Ist solches eine besondere Heldentat gewesen, die einem anderen keineswegs bald nachzufolgen steht. Heutigentags aber tut sich eine Obrigkeit genug, wenn sie ihre Herrschaften von der Abgötterei reinigt, und sollen die Untertanen sich nichts wider ihrer Obrigkeit willen mit öffentlicher Gewalt zu verrichten unterfangen. Denn man hat kein dergleichen Beispiel im Neuen Testament, weder in der Apostelgeschichte noch anderswo, da man von den Aposteln oder ihren Zuhörern lese, dass sie die abgöttischen Bilder zerbrochen hätten. Da doch außer allen Zweifel ein einziger Apostel Christi mehr Eifers in der Religion hatte als alle Bilderstürmer.]

2. Hiskia aber stellte die Priester und Leviten in ihre Ordnung, einen jeglichen nach seinem Amt, beide der Priester und Leviten, zu Brandopfern und Dankopfern, dass sie dienten, dankten und lobten in den Toren des Lagers des Herrn.

Hiskia: Jetzt wendet sich die Schrift wieder zur Beschreibung des Königs Hiskia fleißiger Anordnung, da er nicht nur das Osterfest lassen halten, sondern auch Vorsehung getan, dass der rechte Gottesdienst künftig durch die Priester und Leviten gebührlich verrichtet würde.

Seinem Amt: Das ist: Er teilte die Ämter unter ihnen aus, dass ein jeder wüsste, was seine Verrichtung wäre und zu welcher Zeit einer oder der andere beim Tempel sich sollten finden lassen.

Brandopfern: Dass sie dieselben sollten zurüsten und opfern zur Versöhnung der Sünden des Volkes.

Dankopfern: Die man zur Dankbarkeit dem Herrn opferte.

Toren: Nämlich vor dem Tempel, da man gleichsam ein geistliches Feldlager aufschlug. [Den das Predigtamt des göttlichen Wortes und der Sakramente ist eine geistliche Ritterschaft, damit man des Satans Anschläge zurücktreibt und des Reiches Christi Grenzen von Tag zu Tage weiter erstreckt werden. Daher Paulus von seinem Apostelamt spricht: Die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören die Befestigungen, damit wir zerstören die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider das Erkenntnis Gottes und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi {2Kor 10}. Der Priester Ordnung lehrt uns, dass es in der Kirche alles ordentlich zugehen soll.]

3. Und der König gab sein Teil von seiner Habe zu Brandopfern des Morgens und des Abends und zu Brandopfern des Sabbats und Neumonden und Festen, wie es geschrieben steht im Gesetz des Herrn.

Gab: Das ist: Er steuerte reichlich von seinen Gütern zu den Opfern. Denn der fromme König es bei dem nicht bleiben lassen, dass er die Ämter ordentlich ausgeteilt, sondern hat auch Vorsehung getan, dass die Priester und Leviten von den Opfern ihre Einkommen und Nahrung samt ihren Weibern und Kindern haben könnten.

Gesetz: Indem geordnet war, dass man täglich zwei Brandopfer tun soll, eins des Morgens und das anderer des Abends, wie auch die Sabbate, Neumonden und andere Feste ihre bestimmten Opfer hatten, die man keins Weges unterlassen durfte. Was nun dazu gefordert wurde, das gab der König von dem Seinen, also dass, wenn das Volk gleich nichts gebracht hätte, dennoch den ordentlichen Opfern nichts abgegangen wäre. [Zu wünschen wäre es, dass alle Fürsten so freigiebig wären zur Beförderung des Gottesdienstes, als verschwenderisch etliche sind, in dem sie übermäßige Kosten auf unnötige Kriege, Jagen, Gebäude und Bankett verwenden.]

4. Und er sprach zum Volk, das zu Jerusalem wohnte, dass sie Teil gäben den Priestern und Leviten, auf dass sie könnten desto härter anhalten am Gesetz des Herrn.

Teil geben: Nämlich die Erstlinge, Zehnten und anderes, das Gott seinen Dienern im Gesetz zu geben verordnet, solche hat der König dem Volk befohlen, dass sie es geben sollten, weil die ordentlichen Opfer allein zu der Priester und Leviten notwendiger Unterhaltung nicht genug sein konnten.

Anhalten: Auf dass sie nicht aus Mangel die Nahrung müssten selber suchen und unterdes den Gottesdienst unterwegen lassen, auch in Erlernung und Betrachtung des Gesetzes keine Zeit und Gelegenheit haben könnten. [Denn Gott will, dass, welche zum Kirchenamt bestimmt sind, von demselben auch ihre Nahrung haben sollen, auf dass sie dem Worte Gottes mit lernen und lehren desto besser obliegen und dienen können {1Kor 9}.]

Nach Luther: Auf dass sie nicht aus Mangel der Nahrung müssten die Bücher lassen, beide zu studieren und zu lehren und ihre Nahrung suchen. Denn Kirchendiener sollen versorgt sein und studieren, wie Nehemias, Kapitel 13, 10, 11 und Sirach auch sagen, Kapitel 39. v. 1, 2.

5. Und da das Wort auskam, gaben die Kinder Israel viele Erstlinge von Getreide, Most, Öl, Honig und allerlei Einkommens vom Felde; und allerlei Zehnten brachten sie viel hinein.

Auskam: Nämlich dass man erfuhr, was der König befohlen und wie freigiebig er sich gegen den Gottesdienst erzeigt hatte.

Hinein: Nämlich zu dem Tempel des Herrn, dass es den Priestern und Leviten zugestellt würde, die da dem Gottesdienst abzuwarten.

6. Und die Kinder Israel und Juda, die in den Städten Judas wohnten, brachten auch Zehnten von Rindern und Schafen und Zehnten von dem Geheiligten, das sie dem Herrn, ihrem Gott, geheiligt hatten und machten hier einen Haufen und da einen Haufen.

Wohnten: Denn es waren ihrer viele aus dem Königreich Israel von wegen der Abgötterei gewichen und hatten sich unter das Königreich Juda begeben, dass sie da die rechte Religion zu üben Platz hätten. [Gleichwie heutigentags viele aus dem Papsttum zu den Evangelischen fliehen.]

Haufen: Dass also eine große Menge der Opfer von Vieh und Früchten zusammengebracht wurde, die man zum Gottesdienst brauchte und zu der Priester und Leviten Unterhaltung anwendete.

7. Im dritten Monden fingen sie an, Haufen zu legen und im siebten Monden richteten sie es aus.

Es aus: Dass sie mit allen Sachen fertig wurden. Denn der siebte Monat der Juden trifft zum Teil mit unserem Herbstmonat und zum Teil mit dem Weinmonat ein, da man alle Früchte und Feldgewächs eingesammelt hat: Gleichwie man im dritten Mond, der zum Teil in unseren Maien, zum Teil im Brachmonat fällt, den Anfang der Einsammlung machte. Was deswegen durch dasselbe ganze Jahr von Früchten eingebracht wurde, davon gab man die Erstlinge und Zehnten den Priestern und Leviten reichlich, weil sie durch des Königs Ermahnung und Beispiel aufgemuntert wurden. [Denn einer gottseligen Obrigkeit gutherzige Ermahnung vermag ganz viel bei den Untertanen, besonders wenn auch die Obrigkeit selbst mit ihrem Beispiel ihnen vorgeht.]

8. Und da Hiskia mit den Obersten hineinging und sahen die Haufen, lobten sie den Herrn und sein Volk Israel.

Herrn: Dass er dem Volk Israel eine solche Freiwilligkeit in den Sinn gegeben, den Gottesdienst zu befördern.

Volk: Welches sie auch rühmten, dass sie so freiwillig zur Erhaltung des Gottesdienstes gesteuert hatten und wünschten ihnen hinwiederum von Gott reichen Segen, damit er ihnen ihre Freigiebigkeit wiederum vergelten wollte. [Und werden die Zuhörer oft mit Loben mehr aufgebracht zum Guten als mit Strafen gezwungen. Obwohl beides vonnöten ist.]

9. Und Hiskia fragte die Priester und Leviten um die Haufen.

Fragt: Warum sie die Früchte nicht an einen Ort beiseite taten und auf einem Kornkasten schütteten?

10. Und Asarja, der Priester, der Vornehmste im Hause Zadok, sprach zu ihm: Seit der Zeit man angefangen hat, die Hebe zu bringen ins Haus des Herrn, haben wir gegessen und sind satt worden und ist noch viel übergeblieben; denn der Herr hat sein Volk gesegnet, darum ist dieser Haufe übergeblieben.

Vornehmste: Das ist: Der Hohepriester aus des Zadoks Geschlecht.

Zu bringen: Auf deinen Befehl.

Gesegnet: Denn je lustiger und williger die Israeliten in der Zuführung der Erstlinge und Zehnten, je reichlicher hat Gott ihre Früchte gemehrt, dass sie immer übrig hatten, davon sie noch weiter Erstlinge und Zehnten zu geben hatten. Dazu hat Gott, was man bisher gebracht, durch seinen Segen also reichlich gemehrt, dass wir nicht allein zur Genüge völlig hatten, sondern es ist uns auch noch viel übergeblieben. [Denn wenn wir Gott reichlich geben zur Erhaltung des Gottesdienstes und der Armen, so gibt uns Gott wiederum überflüssig, was wir bedürfen, nach dem Spruch {Lk 6}. Gebt, so wird euch gegeben.]

11. Da befahl der König, dass man Kasten zubereiten soll am Hause des Herrn. Und sie bereiteten sie zu

Kasten: Da man die Früchte aufbewahrte. [Denn man soll die übrigen Brocken fleißig aufheben, dass man sie im Fall der Not habe und benutzen könne.] Es hat aber der König die Priester solches erinnern müssen. [Denn die Prediger wissen oft sich mit der Haushaltung nicht so ganz wohl zu behelfen.]

12. und taten hinein die Hebe, die Zehnten und das Geheiligte treulich. Und über dasselbe war Fürst Chananja, der Levit und Simei, sein Bruder, der andere,

Geheiligte: Was die Israeliten zum Gottesdienst geheiligt und gebracht hatten, das tat man treu auf den gemeinen Kasten, dass niemand aus Geiz etwas zurückhielte oder heimlich davon zurückbehielte: Danach nahm man davon, was man zum Gottesdienst brauchte und wurde den Kirchendienern auch ihre Besoldung davon gegeben.

Dasselbe: Nämlich über die geistlichen Einkommen und Früchte wurden die folgenden Personen zu Kastenpflegern verordnet.

Fürst: Er war der Oberste und vor den anderen im größten Ansehen.

Der andere: Er war der Nächste nach ihm, aber nicht in gleichem Ansehen, sondern sein Vicarius oder Amtsperson.

13. und Jehiel, Asasja, Nahath, Asahel, Jerimoth, Josabad, Eliel, Jesmachja, Mahath und Benaja, verordnet von der Hand Chananjas und Simeis, seines Bruders, nach dem Befehl des Königs Hiskia. Aber Asarja war Fürst im Hause Gottes.

Verordnet: Über die Früchte, dass sie dieselben also verwahrten und Acht darauf hätte, damit kein Schaden dazu käme.

War Fürst: Er war Hohepriester, und machte die Anordnung der Leviten neben dem König. [Es wurde aber vorzeiten im Alten Testament die Verwaltung der zeitlichen Güter sowohl den Geistlichen als den weltlichen Personen anbefohlen. Später haben die Geistlichen im Papsttum die weltlichen Personen allerdings davon ausgeschätzt und abgesondert. Jetzt beim Evangelium haben die weltlichen die geistlichen schier von aller Verwaltung der Kirchengüter verstoßen.]

14. Und Kore, der Sohn Jemnas, der Levit, der Torhüter gegen Morgen, war über die freiwilligen Gaben Gottes, die dem Herrn zur Hebe gegeben worden und über die allerheiligsten.

Torhüter: Es war aber kein schlechtes oder geringes Amt, am Tempel ein Torhüter sein.

Freiwillige: Die weder unter die Erstlinge noch Zehnten gerechnet wurden.

Allerheiligsten: Dass er nämlich von den freiwilligen Gaben nehme, Semmelmehl, Öl, Weihrauch und Salz zu den Opfern, die man zuvor über sich in die Höhe hob, ehe sie verbrannt wurden, anzuzeigen, dass wir alles gutes von Gott empfangen haben. Und wurde solche Opfer, so sonst auch ein Speiseopfer hieß, das Allerheiligste genannt {3Mos 2}. Was danach davon überblieb, welches denn viel und der größere Teil war, das kam den Priestern und Leviten zum Besten.

15. Und unter seiner Hand waren: Eden, Minjamin, Jesua, Semaja, Amarja und Sachanja in den Städten der Priester, auf Glauben, dass sie geben sollten ihren Brüdern nach ihrer Ordnung, dem Kleinsten wie dem Großen;

Seiner Hand: Nämlich unter des Kore Gebiet, der über sie zu befehlen hatte.

Städten: Nämlich in den Freistädten, in welchen die Priester wohnten.

Geben sollten: Dass sie unter die anderen Priester und Leviten austeilten, was sie vom Kore empfingen.

Kleinsten: Also dass niemand übersehen würde, er hätte gleich ein vornehmes oder geringes Amt zu versehen. [Denn man soll die armen Dorfprediger auch nicht lassen Mangel leiden, sondern sie mit notdürftiger Nahrung unterhalten.]

16. dazu denen, die gerechnet wurden für Mannsbilder von drei Jahren alt und darüber, unter allen, die in das Haus des Herrn gingen, ein jeglicher an seinem Tage zu ihrem Amt in ihrer Hut nach ihrer Ordnung;

Mannsbilder: Nämlich unter den Priestern und Leviten, denselben hat man auch ihr Teil und Nahrung gegeben.

Tage: Zu seiner bestimmten Zeit. [Und lautet es an diesem Ort dahin, dass auch die Knaben von drei Jahren an und darüber, wie auch die Jünglinge, der Priester und Leviten Kinder, zum Tempel sind geführt worden, dass sie von Jugend auf gewöhnten, den Gottesdienst zu lernen, und wurde ihnen bereits von den Kirchengütern etwas zu ihrer Unterhaltung gegeben, dass sie also durch die Gaben gereizt, die rechte Religion zu lernen desto fleißiger wären. Gleichwie bei uns die Knaben zur Schule und in die Kirche geführt werden, dass sie den Anfang der rechten Religion begreifen, die Predigten hören und Gott mit Psalmen und geistlichen Lobgesängen in deutscher und lateinischer Sprache öffentlich preisen lernen. Deren etliche, damit sie im Studieren desto besser fortfahren können, man also eine Steuer bar gibt und Hilfe tut. Denn es ist ganz gut, dass man die Kinder von Jugend auf in der Gottseligkeit unterrichte und sie zu Erlernung der Heiligen Schrift anhalte. Denn was einer in der Jugend lernt, das behält einer lange.]

17. auch die für Priester gerechnet wurden im Hause ihrer Väter und die Leviten, von zwanzig Jahren und darüber, in ihrer Hut nach ihrer Ordnung;

Gerechnet: Die aus dem priesterlichen Stamm waren.

Ordnung: Denen allen miteinander wurde aus dem gemeinen Kasten ihre Nahrung gereicht.

18. dazu die gerechnet wurden unter ihre Kinder, Weiber, Söhne und Töchter, unter der ganzen Gemeinde. Denn sie heiligten treulich das Geheiligte.

Kinder: Die zum priesterlichen oder levitischen Geschlecht gehörten.

Gemeinde: Der geistlichen Personen, denen allen hat man ihre Unterhaltung gegeben.

Treulich: Das ist: Die Israeliten gaben reichlich, was sie gelobt hatten, also dass eine große Menge Früchte vorhanden waren. [Denn man sagte damals nicht zu den Priestern und Leviten, wie etliche den Kirchendienern, die eine große Haushaltung haben und über ihre geringe Besoldung sich beklagen, zur Antwort geben, man gebe nur ihnen, den Kirchendienern, Besoldung und nicht ihren Weibern und Kindern. Aber es ist richtig, dass man die Kirchendiener mit Nahrung also versorge, damit sie ihre Weiber und Kinder nicht dürfen vor sich sehen Hunger leiden.]

19. Auch waren Männer mit Namen benannt unter den Kindern Aaron, den Priestern, auf den Feldern der Vorstädte in allen Städten, dass sie Teil gäben allen Mannsbildern unter den Priestern und allen, die unter die Leviten gerechnet wurden.

Benannt: Nämlich kurz zuvor in diesem Kapitel, die dem Torhüter Kore und den obersten Leviten Chananja und Simei untergeben waren, als Jehiel und die anderen.

Feldern: Das ist: Die außerhalb der Stadt Jerusalem ihre Wohnung hatten.

Gerechnet: Sind also alle Priester und Leviten, sowohl die, so in als außerhalb der Stadt Jerusalem wohnten, von den freiwilligen Opfern, Erstlingen und Zehnten unterhalten worden. Und hat man zwar alle Priester und Leviten samt ihrem Personal in allgemein versorgt. Daneben aber ist für die Knaben und Jünglinge wie auch älteren Personen eine besondere Steuer verordnet und auf ihre Person allein bestimmt worden. [Denn welche die Zehnten zu ihrem eigenen Nutzen wenden und die Kirchendiener unterdes nicht mit genug Nahrung versehen, werden kein gutes Gewissen behalten können.]

20. Also tat Hiskia im ganzen Juda und tat, was gut, recht und wahrhaftig war vor dem Herrn, seinem Gott.

Tat: Nämlich dass er Vorsehung tat, damit die Priester und Leviten in seinem ganzen Königreich mit notdürftiger Nahrung unterhalten würden.

Seinem Gott: [Denn es ist genug, wenn wir unser Tun also anstellen, dass es Gott gefalle, wenn es gleich unter den Leuten nicht jedermann gefällt.]

21. Und in allem Tun, das er anfing, am Dienst des Hauses Gottes nach dem Gesetz und Gebote, zu suchen seinen Gott, das tat er von ganzem Herzen; darum hatte er auch Glück.

Anfing: Was er zum Gottesdienst anordnete, das tat er aus einem gottseligen Eifer.

Zu suchen: Also dass er nicht allein in der Religion gut und eifrig war, sondern auch sonst in der weltlichen Regierung und seines Lebens Wandel, dem Gesetz Gottes fleißig nachkam, damit er gottselig und in der Furcht Gottes leben möchte.

Glück: Dass er beide, in der Kirche und in weltlichen Regiment, viele nützliche und große Sachen mit einem glücklichen Fortgang hinausgeführt und vollendet hat. [In dieses Königs Beispiel sollen alle Fürsten und Herren sich bespiegeln, dass sie die rechte Religion sich mit Ernst angelegen sein lassen, die Gerechtigkeit in der Regierung handhaben und einen unsträflichen Wandel führen. So werden sie auch in ihrem Tun glücklichen Fortgang haben.]


Das 32. Kapitel

  • Der König in Assyrien streift ins Land Juda, v. 1.
  • Wider welchen Hiskia sich rüstet und vertröstet sein Volk auf göttliche Hilfe, v. 2.
  • Des Königs in Assyrien Gesandten fordern die Stadt Jerusalem auf und stoßen gräuliche Lästerungen aus wider Gott, v. 9.
  • Hiskia und der Prophet Jesaja rufen Gott an. Darauf in einer Nacht viele tausend im assyrischen Lager vom Engel erschlagen werden und wird der König in Assyrien von seinen eigenen Söhnen erwürgt, v. 20.
  • Weiter wird des Hiskia Majestät und Glückseligkeit gerühmt, v. 24.

1. Nach diesen Geschichten und Treue kam Sanherib, der König zu Assur und zog nach Juda und lagerte sich vor die festen Städte und gedachte, sie zu sich zu reißen.

Und Treue: Da der König Hiskia mit großem Fleiß und treulich in Aufrichtung der rechten Religion sich bemüht hatte.

Kam: Mit einem mächtigen Kriegsheer. [Es haben aber ohne Zweifel damals ihrer viele sich die Gedanken gemacht, dass solches Unglück durch die Änderung der Religion verursacht wurde, dadurch das ganze Königreich allem Ansehen nach würde zugrunde gerichtet und verderben wird: Und haben gedacht, dass es viel besser gewesen wäre, man hätte die vorige alte Religion behalten. Als wie man jetzt sagen möchte, dass man die Messe und Anrufung der Heiligen, so im Papsttum gebräuchlich, nicht hätte sollen verwerfen und abtun. Aber Gott der Herr versucht bisweilen seine Kinder, die in ihrem Beruf recht leben, mit Widerwärtigkeit, nicht der Meinung, dass er sie begehre von ihrer Gottseligkeit abzuschrecken, oder in der Gefahr sie zu verlassen, sondern dass ihren Glauben und Beständigkeit bewähre und jedermann bekannt werde.]

2. Und da Hiskia sah, dass Sanherib kam und sein Angesicht stand, zu streiten wider Jerusalem,

Sah: Das ist: Da er merkte, dass der König in Assyrien im Willen hätte, die Stadt Jerusalem zu belagern, obwohl er noch nicht mit seinem Kriegsvolk davor gekommen war, auch nie davor gezogen, wie 2. Samuel 19. zu sehen, aber doch Hiskia sich nichts Besseres zu ihm zu versehen hatte, denn dass er kommen würde.

3. wurde er Rats mit seinen Obersten und Gewaltigen, zuzudecken die Wasser von den Brunnen, die draußen vor der Stadt waren; und sie halfen ihm.

Gewaltigen: Die in Kriegssachen erfahren waren.

Brunnen: Nämlich die Schöpfbrunnen, dass man sie künstlich verdeckte, damit die Feinde nicht wissen könnten, ob Brunnen darin vorhanden wären oder nicht und also Mangel Wassers halben von der Stadt abgetrieben würden. Denn es war im jüdischen Land an Wasser kein Überfluss.

Sie: Nämlich seine Leute und Untertanen ließen sich willig finden, zu des Königs Begehren.

4. Und es versammelte sich ein großes Volk und deckten zu alle Brunnen und fließenden Wasser mitten im Lande und sprachen: Dass die Könige von Assur nicht viel Wassers finden, wenn sie kommen!

Groß Volk: [Denn wo viele Hände an eine Sache zugreifen, da wird sie bald ausgerichtet und zu Ende gebracht.]

Deckten zu: Nämlich dass sie die Brunnen und Bäche mit Brettern überlegten und danach mit Erden überschüttet haben, dass man nicht merken können, wo sie wären.

Könige: Denn der König zu Assyrien etliche andere mehr Könige unter seinem Kriegsheer hatte, so ihm unterworfen waren.

Finden: Und darum unverrichteter Sachen wiederum abziehen müsse. [Gleiche Geschwindigkeit sollen wir gebrauchen wider unseren geistlichen Feinden den Teufel, dass so viel möglich, wir ihm alle Mittel entziehen, damit er uns sonst in Versuchungen desto stärkeren Widerstand tun könnte.]

5. Und er wurde getrost und baute alle Mauern, wo sie Lücken hatten und machte Türme darauf; und baute draußen noch eine andere Mauer und befestigte Millo an der Stadt Davids; und machte viele Waffen und Schilde.

Getrost: Er fasste sich ein Herz. [Denn wir sollen in der Gefahr nicht zu verzagt sein, weil eine ganz zu große Furcht einem Christen übel ansteht und ihm alles Vermögen entzieht, etwas Nützliches zu beratschlagen.]

Darauf: Welche er erhöhte, auf dass man mit Pfeilen davon desto weiter auf den Feind schießen könnte und des Feindes Rüstungen, so er wider die Stadt aufzurichten begehren würde, hindern möchte.

Draußen: Nämlich außerhalb der Stadtmauern, an den Orten, da die Stadtmauer am schwächsten war.

Millo: Von welchem oft gesagt, dass es ein besonderer Ort in der Stadt Jerusalem gewesen, also genannt, nicht weit von dem königlichen Schloss, darin der König David wohnte.

Waffen: Damit er die Kriegsleute wider die Feinde ausrüsten könnte. [Wir sollen uns auch bei Zeit mit geistlichen Waffen gerüstet und gefasst machen, mit denen wir der Seelen Feinde vertreiben können. Von welcher Rüstung man lesen mag {Eph 6}.]

6. Und stellte die Hauptleute zum Streit neben das Volk; und sammelte sie zu sich auf die breite Gasse am Tor der Stadt und redete herzlich mit ihnen und sprach:

Sie: Nämlich die Obersten und Hauptleute samt dem ganzen Volk.

Tor: Da man sonst öffentlich Gericht hielt, welche Gasse ohne allen Zweifel ganz weit und breit gewesen, dass viel Volkes da stehen könne, gleichwie bei uns der Markt ist, da man die Bürgerschaft zusammen fordert.

Herzlich: Er sprach ihnen gnädig und freundlich zu, dass ihnen seine Rede zu Herzen ging.

7. Seid getrost und frisch, fürchtet euch nicht und zagt nicht vor dem Könige von Assur, noch vor all dem Haufen, der bei ihm ist; denn es ist ein größerer mit uns als mit ihm {2Sam 6v16 1Joh 4v4}.

Haufen: Ob er wohl ganz groß und mächtig ist.

8. Mit ihm ist ein fleischlicher Arm; mit uns aber ist der Herr, unser Gott, dass er uns helfe und führe unseren Streit. Und das Volk verließ sich auf die Worte Hiskias, des Königs Judas {Jer 17v5 v7}.

Fleischlicher: Es sind nur menschliche Kräfte und weder englische noch göttliche.

Gott: Der auf unserer Seite steht und uns erhalten, die Feinde aber in die Flucht treiben wird. Und übertrifft dieses einigen Helfers Macht, aller Kreaturen Kraft und Stärke. Ja er hat auch eine unzählige Menge der Engel bei sich. Denn tausend mal tausend (Engel) dienen ihm und zehn hunderttausend mal tausend stehen vor ihm {Dan 7}, darum dürfen wir uns vor dem König in Assyrien nicht fürchten, weil wir so einen mächtigen Beschützer bei uns haben. [Wenn unsere Obersten und Hauptleute ihre Kriegsleute mit solchen Worten aus wahrem Glauben wider die Feinde beherzt machten, mit Erzählung der göttlichen Hilfe, so würden sie ohne Zweifel öfter und herrlicher, besonders wider den Türken siegen. Denn wer auf Gott und nicht auf Wagen und Rosse sich verlässt, der ist unüberwindlich {Ps 20}.]

Verließ: Also dass keiner an der Stadt Aufgeben dachte, welches der König mit seiner gottseligen Ermahnung zuwege gebracht. [Sind deswegen die Schwenkfelder nicht wohl bei Sinnen, welche leugnen, dass des Menschen Rede von den Ohren bis zum Herzen durchdringe, da es doch die Erfahrung bezeugt, dass ein beständiger Trost des Menschen Herz aufmuntere, die Drohungen aber einen kleinmütig und verzagt machen.]

9. Danach sandte Sanherib, der König zu Assur, seine Knechte gen Jerusalem (denn er lag vor Lachis und alle seine Herrschaft mit ihm) zu Hiskia, dem Könige Judas und zum ganzen Juda, das zu Jerusalem war und ließ ihm sagen:

Knechte: Oder Diener, dass sie in seinem Namen die Stadt aufforderten.

Lachis: Welche Stadt er belagerte und zu erobern sich unterstand.

Ganzen Juda: Denn der Vornehmste unter den Abgesandten hatte Befehl, dass er nicht allein den König und die Obersten anreden sollte, sondern auch bei dem gemeinen Volk anhalten, dass sie sich ergeben. Darum er mit seinem zugeordneten vor dem Tor der Stadt hielt. So standen des Königs Hiskia vornehmste Hofdiener auf der Mauer und eine große Menge vom Volk neben ihnen, anzuhören, was der assyrische Gesandte ihnen zuschreien würde.

10. So spricht Sanherib, der König zu Assur: Wes vertröstet ihr euch, die ihr wohnt in dem belagerten Jerusalem?

Ihr euch: Ihr elenden Leute, dass ihr euch dem allermächtigsten Potentaten widersetzen dürft, der unter der Sonne ist.

Belagerten: Dass ihr aus Furcht vor meinem König nicht dürft vor dem Stadttor heraus gehen. Wer wird euch den schützen können wider einen solchen mächtigen Feind?

11. Hiskia beredet euch, dass er euch gebe in den Tod, Hunger und Durst und spricht: Der Herr, unser Gott, wird uns erretten von der Hand des Königs zu Assur.

Beredet: Er hält euch mit einer vergeblichen Hoffnung auf, von eurer künftigen Erlösung, welches euch übel ausschlagen wird. Denn wenn ihr ihm folgen wollt, so werdet ihr vor Hunger und Durst jämmerlich verschmachten müssen und umkommen.

Erretten: Mit welchen Worten Hiskia euch betrügt und in Gefahr zu bringen begehrt. Denn ob euer Gott euch könne helfen, davon will ich jetzt noch nicht sagen, sondern das wäre erstlich die Frage, ob er eurem König und euch helfen wolle, wenn er es gleich könnte? Weil er die Religion geändert und ganz eng eingezogen hat, dass, da man zuvor an vielen Orten den Gottesdienst verrichtet, hat er denselben nur an einen Ort gelegt und an allen anderen Orten abtun heißen, welches freilich nicht heißt den Gottesdienst anrichten, sondern vielmehr abschaffen und die göttliche Majestät, da anders euer Gott ein Gott ist, in einem engen und finsteren Winkel zusammentreiben und einsperren und seinen Gottesdienst nur an einen einigen Ort anbinden, da ihr zuvor eurem Gott im ganzen Königreich hin und wieder und schier auf allen Gassen Gottesdienst erzeigt habt. Um solche eures Königs großen Verdienst und enger Einsperrung willen der Religion wird euch Gott, auf den euch Hiskia vertröstet, freilich erretten, hinter sich aus. Denn da ihr irgendeinen Gott habt, so ist er doch wider euch erzürnt.

12. Ist er nicht der Hiskia, der seine Höhen und Altäre weggetan hat und gesagt zu Juda und Jerusalem: Vor einem Altar sollt ihr anbeten und darauf räuchern?

13. Wisst ihr nicht, was ich und meine Väter getan haben allen Völkern in Ländern? Haben auch die Götter der Heiden in Ländern mögen ihre Länder erretten von meiner Hand?

Wisst: Als wollte er sprechen: Wenn es gleich also wäre, wie Hiskia vorgibt, dass euer Gott euch begehrte zu helfen. So ist doch noch die Frage, ob er es könne tun. Dass er aber nicht könne euch von meiner Hand erretten, ist leicht abzunehmen aus dem, was ich jetzt vorbringen will.

Väter: Die vorigen Könige in Assyrien.

Völkern: Die wir jetzt viele Jahre her bekriegt haben.

Ihre Länder: In denen sie geehrt und angebetet wurden.

Meiner Hand: Oder auch meiner Voreltern.

14. Wer ist unter allen Göttern dieser Heiden, die meine Väter verbannt haben, der sein Volk habe mögen erretten von meiner Hand, dass euer Gott euch soll mögen erretten aus meiner Hand?

Euer Gott: Dem ich viel zu stark und mächtig bin. [Ob man nun wohl heutigentags nicht bald jemand finden möchte, der solche Lästerungen ausstoßen durfte. So stecken doch dergleichen Gedanken, in derjenigen Herzen, die auf ihre Weisheit, Ansehen, oder Gewalt sich verlassen und unbillige Sachen wider unschuldige Leute vornehmen, da sie doch wissen, dass es Gott nicht gefallen könne. Solche meinen freilich, sie sind stärker denn alle Götter und können auch wider den Willen Gottes verrichten, was sie vorhaben.]

15. So lasst euch nun Hiskia nicht aufsetzen und lasst euch solches nicht bereden und glaubet ihm nicht. Denn so kein Gott aller Heiden und Königreiche hat sein Volk mögen von meiner und meiner Väter Hand erretten, so werden auch euch eure Götter nicht erretten von meiner Hand.

Ihm nicht: Wenn er euch von seinem Gott Rettung verspricht.

So kein: Gerade als ob kein Unterschied wäre unter dem wahren einigen Gott Israels und der Heiden nichtigen Götzen, also ganz wirft diese gottlose Bestie alle Religionen böslich untereinander und über einen Haufen.

16. Dazu redeten seine Knechte noch mehr wider den Herrn, den Gott und wider seinen Knecht Hiskia.

Herrn: Als ob er nicht mächtig genug wäre, die Seinen zu erretten.

Knecht Hiskia: Also ob derselbe gottlos wäre und wider seinen Gott schwer gesündigt hätte, hielte auch seine Untertanen mit einer vergeblichen Hoffnung auf, bis er sie ins Verderben stürzte. [Eben dergleichen bläst uns auch der Satan in schweren Versuchungen ein, indem er uns vorhält, unser Unfall, darin wir stecken, sei größer, als dass wir könnten wiederum heraus kommen. Und wenn wir gleich auf Gott unsere Hoffnung setzen wollten, so sei er doch durch unsere Sünden so erzürnt, dass er uns nicht helfen wolle. Aber wir sollen hingegen auf das Wort Gottes fest uns verlassen, welches den bußfertigen Verzeihung und Hilfe in ihren Nöten zusagt, so werden wir endlich überwinden.]

17. Auch schrieb er Briefe, Hohn zu sprechen dem Herrn, dem Gott Israels und redete von ihm und sprach: Wie die Götter der Heiden in Ländern ihr Volk nicht haben errettet von meiner Hand, so wird auch der Gott Hiskias sein Volk nicht erretten von meiner Hand.

Briefe: Nämlich Drohbriefe, mit denen er meinte den Hiskia zu erschrecken, dass er die Stadt gutwillig aufgebe, weil er mit seinem Kriegsvolk musste wiederum zurückweichen und hinwegziehen, von wegen, dass ihm Nachrichten zugekommen waren, wie Thirhaka, der Mohren König, ihm ins Land gefallen wäre {2Sam 19}.

Sprach: Nämlich dass er ihm schriftlich zu verstehen gab.

18. Und sie riefen mit lauter Stimme auf Jüdisch zum Volk zu Jerusalem, das auf der Mauer war, sie furchtsam zu machen und zu erschrecken, dass sie die Stadt gewönnen;

Sie riefen: Nämlich die Gesandten, so die Schreiben brachten, forderten die Stadt wiederum auf und ermahnten die Leute, dass sie vom Hiskia abfallen und an den König in Assyrien sich ergeben sollten.

Gewönnen: Und also ohne Schwertschlacht einbekäme.

19. und redeten wider den Gott Jerusalems wie wider die Götter der Völker auf Erden, die Menschenhände Werk waren.

Gott Jerusalem: Der nämlich die Stadt Jerusalem und ihre Einwohner schützte.

Hände Werk: Ist der wegen des Gesandten Rede zum Teil wahr, zum Teil falsch gewesen. Denn es haben der Heiden Abgötter ihre Diener nicht erretten können: Dass aber darum der wahre Gott Israel die Seinen auch nicht schützen könnte, folgt daraus nicht. [Dergestalt mischt der Teufel in Anfechtungen Wahrheit und Lügen untereinander, dass er uns desto leichter blenden und betrügen möge. Als da er spricht, dass wir mit unseren vielen und groben Sünden Gott schwer beleidigt und erzürnt haben, darum werde er sich unser nicht mehr erbarmen. Da ist das Erste wahr, aber das anderer falsch, denn Gott hat es verheißen, dass er sich über die bußfertigen Sünder erbarmen und sich ihrer mit Gnaden annehmen wolle. Darum muss man wohl achthaben, dass man das Wahre von dem Falschen weislich unterscheide.]

20. Aber der König Hiskia und der Prophet Jesaja, der Sohn Amoz, beteten dagegen und schrien gen Himmel.

Schrien: Dass sie ganz inbrünstig und inniglich zu Gott seufzten und ihn anriefen, er wollte seines Namens Ehre rächen und sein Volk retten. Und hat Gott ihr Gebet vor sich gelassen, dass er sie gnädiglich erhört. [Denn wir sollen in allen Ängsten zum Gebet fliehen und es gewisslich davor halten, dass wir erhört werden.]

21. Und der Herr sandte einen Engel, der vertilgte alle Gewaltigen des Heers und Fürsten und Obersten im Lager des Königs zu Assur, dass er mit Schanden wieder in sein Land zog. Und da er in seines Gottes Haus ging, fällten ihn dort durch das Schwert, die von seinem eigenen Leibe gekommen waren.

Engel: Als einen Vollstrecker des göttlichen Urteils.

Gewaltigen: Die besten Kriegsleute und vornehmsten Befehlshaber, darauf der König in Assyrien am meisten sich verließ, dass er ihrethalben wider Gott und Menschen tobte und trotzte. Dieselben hat der Engel in einer Nacht, vielleicht mit einer geschwinden Pestilenz erwürget: Also dass man des Morgens in ihrem Lager hundertfünfundachtzigtausend Mann tot fand {2Sam 19}. [Kann also Gott in der Eile hinwegnehmen, darauf die Menschen sich verlassen, inmassen denen zu geschehen pflegt, die mit Reichtum, Weisheit, Stärke und schöner Gestalt ihres Leibes prangen.]

Kommen: Die er gezeugt hatte von seinem Fleisch und Blut. Und macht dies alles die göttliche Strafe desto größer und augenscheinlicher. Dass ein solcher gewaltiger Monarch, der auch von wegen so vieler mit Glück geführter Kriege einen großen Ruhm erlangt, das einige jüdische Volk nicht übermeistern könne, sondern unverrichteter Sachen, da ihm seine besten Kriegsleute darauf gegangen, mit großem Schimpf und Spott hat müssen wieder heimziehen, da er nicht von fremden, sondern von seinen eigenen leiblichen Kindern, dazu an einem geweihten Ort, in seiner gemeinten Andacht ist erwürgt worden. [Darum hat man hier ein herrliches Beispiel zu sehen, wie die Gotteslästerung wider die rechte Religion und die Tyrannei gestraft wurde. In welchem diejenigen sich bespiegeln mögen, so da meinen, sie wollen Gott und alle Welt pochen und könne ihnen niemand zukommen, noch sie übermeistern, sondern es müsse jedermann ihnen unter den Füßen liegen. Denn es mag leicht was sein, dadurch sie Gott stürzt und zugrunde richtet, auch endlich ganz zum Teufel schickt, wenn sie in ihrer Unbußfertigkeit beharren und also abgestorben sind.]

22. Also half der Herr Hiskia und denen zu Jerusalem aus der Hand Sanheribs, des Königs zu Assur und aller anderen und enthielt sie vor allen umher,

Enthielt: Er schützt sie und hielt sie in seiner Hut, gleichwie ein Hirte seine Herde versorgt, dass niemand aus der Nachbarschaft umher sich mehr an sie reiben durfte. [Denn welche Gott von Herzen trauen, die werden nicht zuschanden. Weil der Sohn Gottes der allergetreueste Hirte seiner Kirche ist und die selbige weiß wunderlich zu erretten.]

Nach Luther: Wie ein Hirte seine Schafe hält wider die Wölfe und hütet, dass sie gehen hin und her zur Weide: Also konnten die zu Jerusalem auch aus und einziehen sicher.

23. dass viele dem Herrn Geschenke brachten gen Jerusalem und Kleinode Hiskia, dem Könige Judas. Und er wurde danach erhaben vor allen Heiden.

Geschenk brachten: Zum Zeichen ihrer geneigten Willfährigkeit, nachdem sie die Nachrichten empfangen von der wunderbaren Erlösung, dadurch der Gott Israels sein Volk errettet hatte, welches sie aufgebracht, dass sie es auch mit der Israeliten Religion gehalten. [Denn nach der Verfolgung nimmt die Kirche oft desto mehr zu.]

Erhaben: Dass er bei den ausländischen Völkern einen berühmten Namen erlangt. [Denn nach der Erniedrigung erfolgt die Erhöhung.]

24. Zu der Zeit wurde Hiskia todkrank; und er bat den Herrn. Der redete ihm und gab ihm ein Wunder.

Todkrank: Dass er mit der Pestilenz angegriffen wurden {2Sam 10}. Mit welcher Krankheit Gott denselben frommen König heimsuchen und seinen Glauben und Geduld bewehren wollte.

Bat: Um Verlängerung seines Lebens.

Redete ihm: Dass er ihn wollte lassen wiederum gesund werden und noch fünfzehn Jahre leben lassen.

Wunder: Oder Zeichen, dabei er erkennen könnte, dass er seine Gesundheit wiederum erlangen würde, dass nämlich der Schatten am Sonnenzeiger zehn Grad zurück und hinter sich ging. [Wenn aber fromme Leute in beschwerliche Krankheiten fallen, sie kommen gleich wieder auf oder sterben daran, so sollen sie wissen, dass sie einen gnädigen Gott gegenwärtig bei sich haben. Denn wir leben oder sterben, so sind wir des Herren {Röm 14}.]

25. Aber Hiskia vergalt nicht, wie ihm gegeben war; denn sein Herz erhob sich. Darum kam der Zorn über ihn und über Juda und Jerusalem.

Vergalt nicht: Er verhielt sich nicht dankbar genug gegen Gott.

Erhob sich: Da er seine Gesundheit wiederum erlangt und des Königs zu Babel Gesandten zu ihm gekommen waren, dass sie ihm von wegen seiner Genesung Glück wünschten, denen er aus einem besonderen Stolz und Übermut all seinen Reichtum und Schätze zeigte.

Zorn: Das ist: Gott ist über ihn zornig geworden, wie ein Vater mit seinem Sohn zürnt und hat ihm durch den Propheten Jesaja drohen lassen, wie einmal solche Schätze, mit denen er geprangt, würden geplündert und die Juden samt ihnen und des Königs Kindern seinen Nachkommen gefangen gen Babel weggeführt werden. Denn obwohl die Abgötterei die vornehmste Ursache gewesen des babylonischen Gefängnisses, welche zum Teil vor der Königs Hiskia Regierung, zum Teil nach seinem Tode begangen wurde. So ist doch Gott durch den Stolz dieses Königs auch heftig beleidigt worden. [Denn es ist eine große Sünde, wenn man mit den Gaben prangen will, die uns von Gott gegeben sind. Es sei gleich Reichtum oder Gewalt, oder Weisheit oder sonst etwas.]

26. Aber Hiskia demütigte sich, dass sein Herz sich erhoben hatte, samt denen zu Jerusalem; darum kam der Zorn des Herrn nicht über sie, weil Hiskia lebte.

Demütigt: Er ließ es ihm von Herzen leid sein, dass er mit seinem Reichtum geprangt und Übermut getrieben hatte und bat Gott um Verzeihung und Linderung der Strafen, wie auch die ganze Gemeinde zu Jerusalem Gott den Herrn demütig bat, dass er des Königs und seiner Untertanen Sünden nicht nach dem Verdienst strafen wolle, oder doch die Strafen linderte und noch eine Zeit lang aufschöbe. [Denn es ist ein Volk auch unter den allerfrömmsten Regenten nicht ohne große und schwere Sünden. Darum es auch richtig um Verzeihung bittet.]

Lebt: Gott hielt mit den Strafen inne, die er gedroht hatte, dass sie bei des frommen Königs Lebzeiten außen blieben. Später aber, da etliche gottlose Könige in folgenden Zeiten die Abgötterei wieder anrichteten und das Volk auch wiederum darin geriet, so hat Gott nicht mehr schonen können, wie aus den folgenden Kapiteln zu sehen.

27. Und Hiskia hatte sehr großen Reichtum und Ehre und machte sich Schätze von Silber, Gold, Edelsteinen, Würze, Schilden und allerlei köstlichem Geräte

Schätze: Doch setzte er sein Vertrauen nicht mehr darauf wie zuvor. Sonst hätte er wider das Gesetz gesündigt {5Mos 17}. Da verboten wird, dass der König nicht viele Schätze sammeln soll. [Alsdann mag man aber wohl Schätze sammeln, wenn man nicht das Herz an die Reichtümer hängt. Denn welche das Geld zu sehr lieben, die ehren den Mammon an Gottes statt {Mt 6} und sind Götzendiener {Eph 5}.]

28. und Kornhäuser zu dem Einkommen des Getreides, Mosts und Öles und Ställe für allerlei Vieh und Hürden für die Schafe.

Kornhäuser: Dass man das Getreide in großer Menge darauf schütten und verwahren könnte.

Ställe: Er ließ in etlichen Städten besondere Viehhäuser bauen zu des Viehs besser Unterhaltung.

29. Und baute sich Städte und hatte Vieh an Schafen und Rindern die Menge; denn Gott gab ihm sehr großes Gut.

Gab ihm: [Denn die Reichtümer werden nicht durch menschlichen Witz und Vorsichtigkeit zuwege gebracht, sondern kommen aus Gottes Segen her. Und ist es löblich an einem Fürsten und Regenten, wenn er ein guter Haushalter ist.]

30. Er ist der Hiskia, der die hohe Wasserquelle in Gihon zudeckte und leitete sie hinunter von abendwärts zur Stadt Davids; denn Hiskia war glückselig in allen seinen Werken.

Gihon: An welchem Ort die selbige Wasserquelle war, so der König zudecke und unter der Erde verbergen ließ, dass sie mit einer besonderen Kunst an einen anderen Ort geleitet würde, damit solche Wasser den Assyrern nicht zu Nutzen käme, wenn sie die Stadt belagern wollten. Davon oben auch Meldung geschehen.

Glückselig: Dass es ihm alles glücklich vonstattenging, was er anfing. [Denn was die Frommen tun, das gerät wohl {Ps 1}.]

31. Da aber die Botschaften der Fürsten von Babel zu ihm gesandt waren, zu fragen nach dem Wunder, das im Lande geschehen war, verließ ihn Gott also dass er ihn versuchte, auf dass kundwürde alles, was in seinem Herzen war.

Fürsten: Denn es sind vortreffliche Gesandte von Babel zu ihm gekommen, darum sie hier Fürsten genannt werden.

Gesandt waren: Von dem Könige zu Babel, dass sie ihm Glück wünschten von wegen seiner wieder erlangten Gesundheit und zugleich erkundigten, ob der Schatten an der Sonnenuhr wahrhaftig zehn Grad oder Stufen zurückgegangen wäre, zum Zeugnis, dass sein Leben verlängert wurde. Denn es war die Nachricht von demselben Wunderzeichen auch bis gen Babel gelangt.

Verließ: Dass er sich die Regierung seines Heiligen Geistes ein wenig entzog.

Versucht: Mit der Hoffart, davon er sich auch einnehmen und überwinden ließ, dass er den Gesandten aus Ehrgeiz seinen Reichtum und seine Schätze zeigte, wie oben auch gemeldet wurde.

kundwürde: Das ist: Gott hat solches also Vorgehen und geschehen lassen, damit Hiskia desto besser erkannte, dass er nicht allerdings ohne Sünde wäre, sondern noch vielfältige Schwachheiten an seinem Fleisch klebten. [Denn wenn wir bisweilen eine Zeit lang von dem Heiligen Geiste verlassen werden, dass er mit seiner Regierung uns nicht leitet und führt, so fallen wir in Sünden, dass wir später mit dem Apostel Paulo sagen müssen: Ich weiß, dass in mir, das ist, in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt {Röm 7}.]

32. Was aber mehr von Hiskia zu sagen ist und seine Barmherzigkeit, siehe, das ist geschrieben in dem Gesicht des Propheten Jesaja, des Sohnes Amoz, im Buch der Könige Judas und Israels.

Barmherzigkeit: Dass er vor Gott fromm geschätzt und in seinem Wandel gegen dem Nächsten unsträflich war.

Gesicht: Das ist: In seinen Weissagungen, da Kapitel 36. K. 37. K. 38. K. 39. dieses Königs und seiner Handlungen weitläufig Meldung getan wird.

Der Könige: Da im 2. Kön., K. 18. K. 19. K. 20. seine Verrichtungen auch erzählt werden.

33. Und Hiskia entschlief mit seinen Vätern und sie begruben ihn über die Gräber der Kinder Davids. Und ganz Juda und die zu Jerusalem taten ihm Ehre in seinem Tode. Und sein Sohn Manasse wurde König an seiner statt.

Entschlief: Im 54. Jahr seines Alters.

Über die: Also dass man sein Grabmal höher aufbaute als der vorigen Könige aus des Davids Stamm, so vor ihm regiert hatten, weil er es an Frömmigkeit den vorigen Königen auch bevor getan.

Ehre: Dass sie ihn ganz stattlich und ehrlich zur Erde bestatten. [Es sind aber das der Könige und Fürsten allerköstlichste und ehrlichste Grabmale, wenn ihre Untertanen auch nach ihrem Tode ihnen große Ehre und Dienst erzeigen.]

statt: Also dass auf einem frommen Vater ein ganz gottloser böser Sohn folgt. [Denn die Frömmigkeit ist nicht erblich, sondern des Heiligen Geistes Werk in einem Menschen.]


Das 33. Kapitel

  • Auf den frommen König Hiskia folgt sein gottloser Sohn Manasse, der ein gräulicher Götzendiener ist und das Volk verführt, v. 1.
  • Darum gibt ihn Gott in der Assyrer Hände: Da er aber in dem Gefängnis Buße tut, kommt er wieder in sein Königreich, v. 11.
  • Tut danach die Abgötterei im Königreich Juda ab, v. 14.
  • Aber sein Sohn Amon richtet sie nach des Vaters Tode wieder an und wird von seinen Knechten erwürgt, v. 21.

1. Manasse war zwölf Jahre alt, da er König wurde, und regierte fünfundfünfzig Jahre zu Jerusalem {2Sam 21v1};

Jahr: [Es ist aber nicht so viel daran gelegen, wie lange, sondern wie wohl jemand lebt oder einem Regiment vorsteht.]

2. und tat, das dem Herrn übel gefiel, nach den Gräueln der Heiden, die der Herr vor den Kindern Israel vertrieben hatte.

Vertrieben: Welcher Abgötterei und Sünden er gefolgt. Es hätte aber dieser König richtig sollen die Zeitregister und Geschichtsbücher durchsehen, so würde er gefunden haben, dass die kanaanitischen Völker um ebensolcher Sünden willen, die er tat, von Gott aus demselben Lande wären vertilgt und ausgerottet wurden. Und hat ihn ohne Zweifel sein frommer Vater zur rechten Religion und gottseligem Wandel mit Fleiß angewiesen und erzogen, ist aber vielleicht durch seine Weiber oder etliche andere, so die Vornehmsten am Brett und bei des Hiskia Lebzeiten, der vorigen gottlosen Könige Religion heimlich im Herzen behalten hatten, verführt worden. [Sollen deswegen zwar die Eltern in der Auferziehung ihrer Kinder allen möglichen Fleiß anwenden und nichts versäumen, wie aber die Kinder nach ihrem Tode geraten, steht nicht in ihrer Gewalt, sondern in Gottes Hand.]

3. Und kehrte sich um und baute die Höhen die sein Vater Hiskia abgebrochen hatte, und stiftete Baalim Altäre und machte Haine und betete an allerlei Heer am Himmel und diente ihnen.

Um: Nicht zwar zum Guten, sondern zum Bösen.

Höhen: Abgöttische Kapellen und Altare an hohen Orten.

Stiftete: Er richtet den baalitischen falschen Gottesdienst wieder an.

Haine: Abgöttische Lustwälder, die er pflanzte und zum Gottesdienst anordnete, dass man ungeheuerliche Opfer darin tat.

Heer: Nämlich Sonne, Mond und Sterne, welches das allerabscheulichste gewesen. [Wenn es denn eine schreckliche Abgötterei ist, da man die Kreatur und nicht den Schöpfer allein anbetet, wie es in der Wahrheit ist. So werden die Katholiken der Abgötterei sich niemals entschütten können, welche die Heiligen, so auch Kreaturen und keine Schöpfer sind, anrufen und anbeten, ob sie wohl vom Anbeten des Gestirns sich enthalten.]

4. Er baute auch Altäre im Hause des Herrn, davon der Herr geredet hat: Zu Jerusalem soll mein Name sein ewig {2Sam 7v10}.

Altar: Nämlich zur Abgötterei.

Geredet: Und befohlen, dass man da stets nicht zwar fremden Göttern, sondern ihm, dem einzigen wahren Gott, den rechten, von ihm geordneten Gottesdienst, erzeigen soll. Solche Worte Gottes hat Manasse allerdings aus der acht gelassen.

5. Und baute Altäre allerlei Heer am Himmel in beiden Höfen am Hause des Herrn.

Beiden Höfen: Denn es konnten in dem einen Hofe so viele Altare nicht stehen, darum er etliche im anderen Hof gesetzt, da sonst das Volk anzubeten pflegte.

6. Und er ließ seine Söhne durch das Feuer gehen im Tal des Sohnes Hinnoms und wählte Tage und achtete auf Vogelgeschrei und zauberte und stiftete Wahrsager und Zeichendeuter und tat viel, das dem Herrn übel gefiel, ihn zu erzürnen.

Feuer gehen: Das ist: Er verbrannte seiner Söhne etliche den Abgott Molech. Von welcher schrecklichen Abgötterei zuvor etliche Male gesagt wurde.

Tat viel: Nämlich viel Übles mehr, über das, dass er sich allerdings auf abergläubische, teuflische und zäuberischen Künste legte. [Denn welche der Satan einmal in seinen Strick gebracht und verwickelt hat, die stürzt er immerdar aus einer Sünde in die andere.]

7. Er setzte auch Bilder und Götzen, die er machen ließ, ins Haus Gottes, davon der Herr David geredet hatte und Salomo, seinem Sohn: In diesem Hause zu Jerusalem, die ich erwählt habe vor allen Stämmen Israels, will ich meinen Namen setzen ewig;

Haus Gottes: Welches er mit den Götzen verunreinigte.

Namen setzen: Das ist: Ich will, dass in diesem Hause mir allein und nicht anderen Göttern der rechte Gottesdienst erzeigt werde, wie er im Gesetz vorgeschrieben ist und hier will ich angerufen, mit Opfern geehrt und gepriesen werden, auch das Gebet erhören.

8. und will nicht mehr den Fuß Israels lassen weichen vom Lande, das ich ihren Vätern bestellt habe, sofern sie sich halten, dass sie tun alles, was ich ihnen geboten habe, in allen Gesetzen, Geboten und Rechten durch Mose.

Vom Lande: Ich will mein Volk aus dem guten und fruchtbaren Lande Kanaan nicht vertreiben lassen.

Halten: Mit der Bedingung, dass sie allem dem mit Fleiß nachkommen, was ich ihnen im Gesetz vorgeschrieben und zu halten befohlen habe. [Denn Gott ist nicht dazu gebunden, dass er uns Gutes tue, wenn wir sein Wort und Gebote verachten.]

9. Aber Manasse verführte Juda und die zu Jerusalem, dass sie ärger taten denn die Heiden, die der Herr vor den Kindern Israel vertilgt hatte.

Verführt: Nämlich mit seinem Beispiel und dass er ohne Zweifel königliche Befehle darüber ausgeben lassen, dass man seine Religion annehmen soll. [Und gleichwie der gemeine Haufen in weltlichen Sachen der Obrigkeit ungern Gehorsam leistet, besonders wenn gemeine Beschwerden zu tragen sind. Also lässt er sich in Religionssachen ganz leicht hin und wieder bewegen und folgt willig, sobald zum Bösen als zum Guten. Ist aber vor Gott darum nicht entschuldigt, dass er in der falschen Religion der Obrigkeit Gebote gehorsam leistet.]

10. Und wenn der Herr mit Manasse und seinem Volk reden ließ, merkten sie nichts darauf.

Reden ließ: Durch seine Propheten, die sie vermahnten, dass sie von der Abgötterei und anderen Sünden abstehen sollten und dem wahren Gottesdienst, wie er im Gesetz vorgeschrieben, anhangen, auch einen gottseligen Wandel führen.

11. Darum ließ der Herr über sie kommen die Fürsten des Heers des Königs zu Assur; die nahmen Manasse gefangen mit Fesseln und banden ihn mit Ketten und brachten ihn gen Babel.

Fürsten: Das ist: Die Kriegsobersten und Hauptleute mit einem gewaltigen Kriegsheer, damit sie ins Land Juda gefallen.

Gefangen: Welches sind rechte Strafen gewesen für seine getriebene Abgötterei und Bosheit. [Denn dass die Länder und Königreiche verwüstet werden, ist eine Strafe der Abgötterei, darum auch der Türke der Christenheit bis daher so viel Übles zugefügt, weil im Papsttum der Abgötterei weder Maß noch Ende ist.]

12. Und da er in der Angst war, flehte er vor dem Herrn, seinem Gott und demütigte sich sehr vor dem Gott seiner Väter,

Angst war: Dass er nämlich im Elend und in dem Gefängnis große Not litt und der Ursache mit Ernst nachdachte, woher ihm solches großes Unglück käme. Was er für eine Religion von seinem frommen Vater gelernt und wie er davon zur Abgötterei abgewichen wäre, desgleichen, mit was großen Sünden er sich verschuldet hätte. Da er ihm solches alles ernstlich zu Gemüt geführt, hat er seine vielfältigen Sünden erkannt und rechtschaffene Buße getan.

Demütigt: Dass er von ganzem Herzen bekannte, wie er nicht allein zeitliche Trübsal, sondern auch die ewige Verdammnis und das höllische Feuer verdient hätte.

13. und bat und flehte ihn. Da erhörte er sein Flehen und brachte ihn wieder gen Jerusalem zu seinem Königreich. Da erkannte Manasse, dass der Herr Gott ist.

Fleht ihn: Dass er um des zukünftigen Messias willen ihm die Sünden vergeben und das Elend mildern wollte. [Denn die Trübsale treiben die Auserwählten zur Erkenntnis ihrer Sünden, dass sie Buße tun. Und hat ohne Zweifel der Same des göttlichen Wortes, das er in seiner Kindheit vom Vater gelernt, ob er wohl dem Ansehen nach viele Jahre lang allerdings bei ihm verdorben war, endlich durch die Wirkung des Heiligen Geistes herrliche Früchte der wahren Buße gebracht.]

Erhört er: Und hat Gott des Königs zu Babel Gemüt zur Güte und Mitleidigkeit bewegt, dass er den gefangenen Manasse des Gefängnisses entledigt und wieder heimziehen lassen.

Erkannte: Sowohl aus der zuvor erlittenen Strafe als aus der wunderbaren Erlösung.

Gott ist: Nämlich der rechte, wahre, einzige und ewige Gott, den man allein ehren müsse, der auch allein erretten und aus Nöten helfen könne, alle so ihm vertrauen. Von dem er durch Abgötterei abgefallen war. (Obwohl nun nicht alle, so sich zu Gott bekehren, bald auch aus ihren leiblichen Trübsalen erlöst werden. So erlangen sie doch alle Verzeihung der Sünden und die Erbschaft des ewigen Lebens. Denn es ist zu allen gesagt, die sich wahrhaftig zu Gott bekehren: Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er (Christus) treu und gerecht, dass er unsere Sünden verzeihe und reinige uns von aller Untugend {1Joh 1}. Und es wird Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, mehr denn über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen {Lk 15}. Besonders aber sollen sich mit diesem Beispiel des bekehrten und zu Gnaden aufgenommenen Manasse alle diejenigen trösten und aufrichten, welche von der rechten Religion, die sie vorzeiten gelernt, abgefallen und auch sonst in schwere Sünden geraten sind, dass sie nicht verzagen, wenn sie ihre Sünden und Abfall oder dergleichen Laster erkannt haben, sondern mit bußfertigem Herzen zu dem barmherzigen Gott fliehen, der den verlorenen Sohn zu Gnaden aufgenommen und hier den Mamelucken und Mörder Manasse, da er sich bekehrt, nicht verstoßen hat. Denn Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen {Joh 6}. Doch soll niemand dies Beispiel missbrauchen, dass er wollte seinem verdorbenen Fleisch den Zaum lassen, damit er nicht etwa ohne Buße hingerafft und in die ewige Pein verstoßen werde.]

14. Danach baute er die äußersten Mauern an der Stadt Davids von abendwärts an Gihon im Bach und da man zum Fischtor eingeht und umher an Ophel und machte sie sehr hoch; und, legte Hauptleute in die festen Städte Judas.

Baut: [Dass man aber Schlösser und Städte baut und befestigt, ist an sich selbst nicht Sünde, wenn wir nur unsere Hoffnung auf Gott stellen, der das allerstärkste Fluchthaus und Versicherung ist, allen die auf ihn trauen.]

Stadt David: Welche sonst die Burg Zion hieß.

Gihon: An welchem Ort Hiskia einen Brunnen vor den Assyrern verborgen und anderswo hin unter der Erden geleitet hatte, wie im vorigen Kapitel zu lesen.

Ophel: Ist ein Ort an der Stadt Jerusalem also geheißen.

Sehr hoch: Also dass sie dem Ansehen nach unüberwindlich sein bedünkte.

Legt: Nämlich zu Friedenszeiten, auf dass, wenn ein Krieg sich erhöbe, sie dieselben Städte männlich schützten.

15. Und tat weg die fremden Götter und die Götzen aus dem Hause des Herrn und alle Altäre, die er gebaut hatte auf dem Berge des Hauses des Herrn und zu Jerusalem; und warf sie hinaus vor die Stadt.

Tat weg: Denn er nicht nur die weltlichen Sachen angeordnet, sondern auch besonders das Kirchenregiment recht wieder angerichtet hat.

Götter: Die er selber vorzeiten dem himmlischen Gestirn zu Ehren hatte machen lassen.

Berg: Denn der Tempel des Herrn war auf dem Berg Morija erbaut.

Hinaus: Als ein unreines Ding aus der heiligen Stadt, die dem wahren Gottesdienst zugeeignet und geheiligt war. [Denn welche wahrhaftige Buße tun, und entweder von einem Irrtum oder anderen Sünden abstehen, die scheuen sich nicht, ihre vorige Handlunge selbst zu verwerfen und zu verdammen.]

16. Und richtete zu den Altar des Herrn und opferte darauf Dankopfer und Lobopfer; und befahl Juda, dass sie dem Herrn, dem Gott Israels, dienen sollten.

Altar des: Welchen Salomo aus Gottes Befehl gemacht hatte und aber unter der abgöttischen Regierung Manassis aus der acht gelassen, oder vielleicht auch zum Teil niedergerissen wurde.

Opferte: Zur Versöhnung seiner und des Volkes Sünden und zur Bestätigung seines Glaubens von der Vergebung der Sünden.

Dankopfer: Zur Dankbarkeit, dass er aus dem Gefängnis erlöst und ins Königreich wieder eingesetzt wurde: Wie auch für andere mehr göttliche Guttaten, die ihm und dem Volk erzeigt waren.

Lobopfer: Die auch zur Dankbarkeit geopfert wurden, wie davon zu lesen {3Mos 7}.

Gott Israel: Und nicht den heidnischen Abgöttern. [Denn man soll die Abgötterei also ausrotten, dass der rechte Gottesdienst daneben an die statt aufkomme und angerichtet werde.]

17. Doch opferte das Volk auf den Höhen, wiewohl dem Herrn, ihrem Gott.

Höhen: Dass also dennoch in der Reformierung ein Mangel erschien, der aber zu erleiden war.

Ihrem Gott: Und nicht den Abgöttern. Sie sollten aber nach dem ihnen vorgeschriebenen Gesetz nirgends als im Tempel opfern. Jedoch, weil sie dem wahren Gott allein opferten, ob ihm wohl die Gelegenheit des Orts nicht gefiel, so duldete er solchen Missgriff hier, wie auch an etlichen vorigen frommen Königen, so die Höhen nicht abbrechen durften. [Denn es ist nicht bald eine Kirche so rein und sauber, dass gar kein Mangel daran erscheinen sollte, welcher doch darum die ganze Kirche nicht verdammt.]

18. Was aber mehr von Manasse zu sagen ist und sein Gebet zu seinem Gott und die Rede der Schauer, die mit ihm redeten im Namen des Herrn, des Gottes Israels, siehe, die sind unter den Geschichten der Könige Israels.

Gebet: Dass er in seinem Gefängnis um Verzeihung der Sünden, und seine Freiheit wiederum zu erlangen, oft getan.

Schauer: Das ist: Der Propheten, welche ihm vor seiner Bekehrung die Buße gepredigt und die Strafen gedroht.

19. Und sein Gebet und Flehen und alle seine Sünde und Missetat und die Stätte, darauf er die Höhen baute und Haine und Götzen stiftete, ehe denn er gedemütigt wurde, siehe, die sind geschrieben, unter den Geschichten der Schauer.

Flehen: Wie ernstlich und inbrünstig er Gott um Errettung angerufen.

Sünde: Die er vor seiner Bekehrung begangen.

Der Schauer: Das ist: Der Propheten. Es sind aber solche Schriften nicht mehr vorhanden, obwohl {2Sam 21} seine Sünden erzählt werden, so wird doch seiner Bekehrung wie auch seines Gebets am selben Ort gar nicht gedacht. Und wird das Gebet Manasse, so noch vorhanden, im hebräischen Text nicht gefunden, auch unter die Hauptschriften nicht gerechnet.

20. Und Manasse entschlief mit seinen Vätern und sie begruben ihn in seinem Hause. Und sein Sohn Amon wurde König an seiner statt.

Hause: Nämlich im Garten, der zu seinem Hause gehörte {2Sam 21}. Es sieht ihm aber gleich, als ob er aus freiem Willen sich ein Grab in seinem Garten machen lassen, auf dass, wenn er in denselben spazieren ging, seines Sterbestündleins sich erinnerte und sich alle Tage dazu gefasst machte.

21. Zweiundzwanzig Jahre alt war Amon, da er König wurde und regierte zwei Jahre zu Jerusalem.

22. Und tat, dass dem Herrn übel gefiel, wie sein Vater Manasse getan hatte. Und Amon opferte allen Götzen, die sein Vater Manasse gemacht hatte und diente ihnen.

Übel gefiel: Dass er in Abgötterei und andere grobe Sünden fiel.

Getan hatte: Vor seiner Bekehrung.

Gemacht: Da er noch abgöttisch gewesen. An welcher statt, da sie Manasse nach seiner Bekehrung abgetan, er neue wiederum aufstellen lassen. [Daraus wir sehen, dass es nichts Neues sei, wenn ein Fürst von der Religion abfällt und eine neue anrichtet, also dass bisweilen die Untertanen innerhalb weniger Jahre etliche Veränderungen in der Religion erleben, daher oft bei vielen ein sicheres und rohloses Leben erfolgte.]

23. Aber er demütigte sich nicht vor dem Herrn, wie sich sein Vater Manasse gedemütigt hatte; denn er, Amon, machte der Schuld viel.

Schuld viel: Er folgte seines Vaters Bosheit, aber nicht seiner Frömmigkeit nach, dass er sich nach seinem Beispiel mit demütigem Herzen zu Gott bekehrt hätte, sondern beging viele böse Stücke. [Man soll aber der Eltern Tugenden und nicht ihre Laster lernen nachtun.]

24. Und seine Knechte machten einen Bund wider ihn und töteten ihn in seinem Hause.

Knechte: Nämlich seiner Hofdiener etliche.

Hause: In seinem königlichen Schloss. Denn es hat Gott dieses Königs Bosheit nicht lange können ungestraft hingehen lassen. [Und wenn die Regenten mit ihrem gottlosen Wandel der heiligen Engel Schutz von sich treiben, so sind sie nirgends sicher.]

25. Da schlug das Volk im Lande alle, die den Bund wider den König Amon gemacht hatten. Und das Volk im Lande machte Josia, seinen Sohn, zum König an seiner statt.

Volk: Welches um des Bündnis nichts wussten, viel weniger dazu geholfen, darum sie auch, da sie solches erfahren, wider die Täter sich aufgemacht und angemessene Strafe an ihnen geübt.


Das 34. Kapitel

  • Auf den gottlosen König Amon folgt ein frommer Sohn Josia, der die Abgötterei aus dem Königreich Juda ausmustert, v. 1.
  • Da man das Gesetzbuch findet und ihm vorliest, fragt er die Prophetin Hulda um Rat und vernimmt, wie ein großes Unglück über das Volk Gottes ergehen werde, v. 4.
  • Darauf er das Gesetzbuch im Tempel öffentlich verlesen lässt und ermahnt mit großem Eifer das Volk zur Buße, v. 19.

1. Acht Jahre alt war Josia, da er König wurde und regierte einunddreißig Jahre zu Jerusalem {2Sam 22v1}.

Josia: Welcher der letzte unter den frommen Königen im jüdischen Volk gewesen.

2. Und tat, das dem Herrn wohlgefiel und wandelte in den Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken.

Wegen: Das ist: Er hat nach seines frommen Vorfahren, des Königs Davids Beispiel, die rechte Religion wieder angerichtet und ist dem Regiment löblich vorgestanden, hat auch einen gottseligen Wandel geführt und in seinem ganzen Leben sich nach der Richtschnur des Gesetzes Gottes gehalten, dass er im Gottesdienst nichts guter Meinung, außer und ohne Gottes Wort angefangen, welches wäre gewesen zur Rechten ausgewichen. So hat er auch nicht mit Verachtung des göttlichen Wortes ein unordentliches Leben geführt, welches geheißen hätte zur Linken ausgetreten. [Denn es ist am allersichersten, wenn man von dem ausgedrücktem Worte Gottes nirgends abweicht.]

3. Denn im achten Jahr seines Königreichs, da er noch ein Knabe war, fing er an, zu suchen den Gott seines Vaters David und im zwölften Jahr fing er an, zu reinigen Juda und Jerusalem von den Höhen und Hainen und Götzen und gegossenen Bildern.

Knabe war: Nämlich ein Jüngling von sechzehn Jahren, weil er im achten Jahr seines Alters zu regieren angefangen und im achten Jahr seiner Regierung die Reformierung in der Religion vorgenommen hat.

Suchen: Das ist: Zu fürchten und in der Gottseligkeit mit Fleiß zu ehren.

Zwölften Jahr: Nämlich seiner Regierung, welches das zwanzigste Jahr seines Alters war. Da hat er sich des Gottesdienstes mit Ernst angenommen. In welchem Tun er ohne Zweifel von dem Propheten Jeremia unterrichtet und angemahnt wurde. Der zu dieses Königs Zeiten lebte {Jer 1}. [Und ist dies ein großes Lob an einem Fürsten, wenn er in seiner Jugend, die sonst schlüpfrig und zum Bösen geneigt ist, Gott ernstlich fürchtet und ehrt.]

Höhen: Welches abgöttische Kapellen waren, an hohen Orten gebaut, in denen man zwar bisweilen dem wahren Gott diente, aber öfter den Abgöttern opferte. Man soll aber nicht denken, dass solche Reformierung auf eine Zeit und in einem Jahr vollendet wurde. Denn 2. Samuel und 23. wird gemeldet, dass allererst im achtzehnten Jahr seines Königreichs, welches das sechsundzwanzigste Jahr seines Alters war, alle übrige Abgötterei aus dem Lande sei ausgerottet worden, wie auch in diesem Kapitel davon später folgt. [Dabei man zu merken, dass die Aufrichtung der rechten Religion oft langsam vonstattengeht, weil der Satan viele Hindernisse darin wirft, auch oft diejenigen, welche ihren Fürsten im selben Tun, die Hand bieten sollten, eben die sind, so mit heimlichen Künsten und verborgenen Praktiken die Abschaffung der Abgötterei und des Aberglaubens verhindern und auf die lange Bank schieben.]

4. Und ließ vor sich abbrechen die Altäre Baalim und die Sonnensäulen oben darauf hieb er ab; und die Haine und Götzen und Bilder zerbrach er und machte sie zu Staub und streute sie auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten.

Vor sich: In seinem Beisein und auf seinem Befehl.

Götzen: So in den Hainen oder gepflanzten Lustwäldern geehrt wurden.

Zerbrach: [Denn es ist der Obrigkeit Amt, dass sie die Bilder, so zum Anbeten aufgestellt sind, den Leuten aus den Augen tue, wenn die reine Lehre des Wortes Gottes vorher gegangen und gepredigt wurde.]

Streute sie: Nämlich die zerbrochenen Stücke von den abgöttischen Bildern und Altären.

Gräber: Dadurch er also die unreinen abgöttischen Sachen noch mehr verunreinigte, weil er sie auf der Verstorbenen Gräber geworfen. Denn was ein verstorbenes Aas oder einen unreinen Ort anrührte, das wurde von den Juden auch für unrein gehalten.

5. Und verbrannte die Gebeine der Priester auf den Altären und reinigte also Juda und Jerusalem,

Priester: Nämlich: Der abgöttischen Priester, so vorzeiten gelebt, die er wieder ausgraben ließ und auf den abgöttischen Altären verbrannte. Mit welcher Tat er dieselben Altare desto mehr verunreinigte und anzeigen wollte, dass solche Priester wert gewesen, von wegen der Verfälschung des wahren Gottesdienstes, so sie verursacht, dass man sie lebendig verbrannt hätte. Welches denn ein Prophet vor langen Jahren geweissagt, dass es Josia tun würde {1Sam 13}. [Und war es zwar vorzeiten im Alten Testament befohlen, dass man die falschen Propheten am Leben strafen soll {5Mos 13}. Aber im Neuen Testament liest man dergleichen nicht. Sondern Christus und Paulus heißen sie erkennen {Mt 7} mit dem Worte Gottes widerlegen {Tit 1}. Und wenn sie im Irrtum steif beharren, meiden {Tit 3}.]

6. dazu in den Städten Manasses, Ephraims, Simeons und bis an Naphthali, in ihren Wüste umher.

Wüste: Wo in den Wäldern Wallfahrten waren, da man Abgötterei getrieben und die abergläubischen Leute auch aus dem Königreich Juda dahin Wallfahrten gegangen waren, dieselben Wälder ließ er umhauen. Und hatte sich keiner Gefahr mehr dabei zu besorgen, dass etwa der König in Israel solches verhindern oder mit bewaffneter Hand zu rächen sich unterstehen möchte. Denn es war das Königreich Israel vor vielen Jahren, unter der Regierung des Königs Hiskia, vom Salmanasser dem Könige in Assyrien aufgehoben und zerstört worden, der auch den König in Israel samt den vornehmsten Israeliten gefangen weggeführt hatte.

7. Und da er die Altäre und Haine abgebrochen und die Götzen klein zermalmt und alle Bilder abgehauen hatte im ganzen Lande Israel, kam er wieder gen Jerusalem.

Kam er wieder: Hat deswegen der König selber bei diesen Sachen sich befunden und ist oberster Aufseher dabei gewesen. [Denn er viel anders gesinnt gewesen als etliche, welche meinen, dass die Religionssachen sie nichts angehen, unterdes aber dem Jagen und Banktieren obliegen.]

8. Im achtzehnten Jahr seines Königreichs, da er das Land und das Haus gereinigt hatte, sandte er Saphan, den Sohn Azaljas und Maeseja, den Stadtvogt und Joah, den Sohn Joahas, den Kanzler, zu bessern das Haus des Herrn, seines Gottes.

Haus: Nämlich den Tempel. Und also im selben Jahr mit der Reformierung zum guten Teil fertig wurde.

Zu bessern: Das ist: Er hat begehrt, dass sie des Tempels Gebäude besichtigten und fleißig achthätten, wo eine Ausbesserung vonnöten wäre, auch Anordnung taten, dass man von dem Gelde, welches von den Israeliten zum Gottesdienst gegeben würde, den Tempel ausbesserte, wo sich es bedürfte. (Obwohl man nun jetziger Zeit einen solchen köstlichen Tempel nicht hat, so soll man dennoch nicht zugeben, dass die Kirchen, in denen das Evangelium gelehrt wird und man die Sakramente nach der Ordnung Gottes abhandelt, baufällig werden und in einen Abgang kommen, sondern man soll bei den Kastenpflegern und welche darüber gesetzt sein, anmahnen, dass man sie ausbessere und im Bau erhalte.]

9. Und sie kamen zu dem Hohepriester Hilkia. Und man gab ihnen das Geld, das zum Hause Gottes gebracht war, welches die Leviten, die an der Schwelle hüteten, gesammelt hatten von Manasse, Ephraim und von allen übrigen in Israel und vom ganzen Juda und Benjamin und von denen, die zu Jerusalem wohnten.

Gebracht war: Nämlich vom Volk. Welches, wenn es zum Tempel kam, immer etwas Geld in den gemeinen Kasten zu legen pflegte zur Erhaltung des Gottesdienstes und des Tempels.

Übrigen: Denn nachdem vor etlichen neunzig Jahren Salmanasser, der König zu Assyrien, das israelitische Königreich zerstört hatte und der mehrere Teil des Volkes gefangen weggeführt war, also dass die übrigen, so im Lande geblieben, keinen König mehr hatten: Und aber sie von den Propheten immer gehört, dass den Israeliten solches Unglück begegnet, von wegen ihrer Abgötterei und dass sie den rechten Gottesdienst zu Samaria aus der acht gelassen: Haben die, so in den Stämmen Manasse, Ephraim, Naphthali, Simeon und anderen noch übergeblieben, sich zum rechten Gottesdienst gen Jerusalem weisen lassen. [Denn welche noch ein wenig Verstandes haben, die lernen bei anderer Leute Schaden schlau zu werden.]

10. Und gaben es unter die Hände den Arbeitern, die bestellt waren am Hause des Herrn. Und sie gaben es denen, die da arbeiteten am Hause des Herrn und wo es baufällig war, dass sie das Haus besserten.

Gaben es: Das ist: Die Diener des Königs, so das Geld von den Priestern empfangen hatten, lieferten dasselbe den Vorstehern, die über die Werkmeister und Zimmerleute gesetzt waren, welche Werkmeister es von den Vorstehern wiederum empfingen, Holz und Steine davon zu kaufen, dass man den Tempel damit ausbessern könnte. Besonders an denen Orten, da ihn etliche gottlose Könige nicht allein lassen baufällig werden, sondern auch mutwilligerweise eingerissen hatten. So wurde auch von denen, die das Geld zum vorgemeldeten Brauch empfingen, keine Rechnung gefordert, wie sie das Geld angelegt hätten, sondern man traute ihnen darum, weil es fromme Leute waren {2Sam 22}. [Daraus zu lesen ist, mit was großer Andacht damals die Leute mit dem Gelde, so zum Gottesdienst gegeben wurde, umgegangen, weil sie sich besorgt, dass sie von Stand an von Gott gestraft würden, wenn sie das geringste davon entwandt hätten. Aber jetziger Zeit geht es unter den Leuten im täglichen Wandel viel anders zu, also dass etliche, die mit solchem Gelde, so zum Gottesdienst gehörig, umgehen, vielmehr ihren Nutzen damit schaffen, als dass sie es auf die Kirche und Armen wendeten. Und wenn man nicht genaue Rechnungen von ihnen erforderte, so dürften wohl der Kirche Einkommen endlich sich ganz verlieren.]

11. Dieselben gaben es fort den Zimmerleuten und Bauleuten, gehauene Steine und gehobelt Holz zu kaufen, zu den Balken an den Häusern, welche die Könige Judas verderben lassen.

12. Und die Männer arbeiteten am Werke treulich. Und es waren über sie verordnet Jahath und Obadja, die Leviten aus den Kindern Merari; Sacharja und Mesullam aus den Kindern der Kahathiten, das Werke zu treiben; und waren alle Leviten, die auf Saitenspiel konnten.

Über sie: Nämlich über die Werkmeister und Zimmerleute waren zu Aufsehern geordnet.

Saitenspiel konnten: Und sonst auch zur heiligen Musik gebraucht wurden. Denen wurde befohlen, dass sie zur selben Zeit, wenn sie nicht beim Gottesdienst aufwarten durften, eine Partei um die andere auf die Werkleute achthätten, so am Tempel bauten und sie zur Arbeit antrieben. [Denn es soll sich keiner beschweren, neben seinen ordentlichen Beruf zugleich auch andere Sachen auszurichten, die ihm von seiner Obrigkeit auferlegt werden, sofern sie doch ohne Versäumung seines vornehmsten Berufs geschehen können. Und muss man manchmal, nach Gelegenheit der Sachen, viele Dienste mit wenigen Personen versehen.]

13. Aber über die Lastträger und Treiber zu allerlei Arbeit in allen Ämtern waren aus den Leviten die Schreiber, Amtleute und Torhüter.

Und Torhüter: Welche auch zu Aufsehern zum Werke und Bau des Tempels bestellt waren, sooft es ohne Versäumnis anderer ihrer ordentlichen Geschäfte sein konnte, damit nirgends gefeiert würde oder etwas Unrichtiges mit unterliefe.

14. Und da sie das Geld herausnahmen, das zum Hause des Herrn eingelegt war, fand Hilkia, der Priester, das Buch des Gesetzes des Herrn, durch Mose gegeben.

Sie: Nämlich die oben ernannten des Königs Räte und Diener samt den Priestern.

Heraus nahmen: Aus dem Gotteskasten.

Fand: Es ist aber nicht zu glauben, dass die Priester in vielen Jahren gar kein Partikel von dem geschriebenen Gesetz Mose hatten, sondern es sind, meines Erachtens, etliche kurze Auszüge gemacht wurde, so man stückweise hin und wieder aus dem Gesetzbuch genommen, daraus man die Leute gelehrt und unterrichtet. Wie man denn der gleichen kurze Auszüge im Papsttum auch gemacht und noch hat, so man täglich braucht und Brevierbücher heißt, in denen etliche Partikel aus den prophetischen und apostolischen Schriften hin und wieder, aber gestümpelt genommen, begriffen sind. [Es ist aber kein Wunder, dass große Finsternisse in der Religion eingerissen sind, so wohl damals bei den Juden als später bei den Christen unterm Papsttum, weil ihrer wenig gewesen, so die Heilige Schrift ganz hatten und noch weniger, so die schweren und dunklen Sprüche gegeneinander gehalten und erklärt, am allerwenigsten aber, welche den Zweck und wie die Schrift ordentlich nacheinander ging, recht betrachtet hätten. Darum haben wir Gott wohl zu danken, dass er die Bücher der Heiligen Schrift, in ihrer hebräischen und griechischen Hauptsprache also wieder lassen in der Kirche hervorkommen, dass man sie recht lesen, verstehen und auslegen kann.]

15. Und Hilkia antwortete und sprach zu Saphan, dem Schreiber: Ich habe das Gesetzbuch gefunden im Hause des Herrn. Und Hilkia gab das Buch Saphan.

16. Saphan aber brachte es zum Könige und sagte dem Könige wieder und sprach: Alles, was unter die Hände deiner Knechte gegeben ist, das machen sie.

Gegeben: Was du befohlen hast, von Ausbesserung des Tempels, dass man Anordnung tun soll, damit geht man jetzt um, dass man alle notwendigen Sachen zurüstet und geht es mit dem Werk frisch vonstatten, weil man fleißig an der Arbeit ist.

17. Und sie haben das Geld zuhauf geschüttet, das im Hause des Herrn gefunden ist und haben es gegeben denen, die verordnet sind und den Arbeitern.

Geschüttet: Und zusammen abgezählt.

Arbeitern: Welchen man bereits Geld auf die Hand gegeben und haben sie das Werk schon angefangen.

18. Und Saphan, der Schreiber, sagte dem Könige an und sprach: Hilkia, der Priester, hat mir ein Buch gegeben. Und Saphan las darin vor dem Könige.

Buch: Nämlich das Gesetzbuch, welches er im Hause des Herrn gefunden.

Lass: Denn weil der König begierig war zu wissen, was in dem ganzen Gesetzbuch stünde, hat er es dem Saphan, so es gebracht, von Stand an verlesen heißen.

19. Und da der König die Worte des Gesetzes hörte, zerriss er seine Kleider.

hörte: Was nämlich Gott in seinem Gesetz von den Menschen erforderte und wie ernstlich er diejenigen strafen wolle, so sein Gesetz übertreten würden.

Zerriss: Aus großem Unmut und Herzeleid, weil er merkte, was für schreckliche Strafen über das Volk Gottes in kurzem ergehen würden, weil sie vor der Zeit Gott den Herrn mit vielfältiger Abgötterei und anderen schweren Sünden erzürnt hätten. [Denn welche Gottes Drohungen wider die Sünden leicht achten und sich dadurch nichts bewegen lassen, die geben genügend zu verstehen, dass sie in fleischlicher Sicherheit allerdings ersoffen sind, darum auch die Strafe nicht ausbleiben wird.]

20. Und der König Gebote Hilkia und Ahikam, dem Sohn Saphans und Abdon, dem Sohn Michas und Saphan, dem Schreiber und Asaja, dem Knechte des Königs und sprach:

Knecht: Einem Hof- oder Kammerdiener des Königs.

21. Geht hin, fragt den Herrn für mich und für die übrigen in Israel und für Juda über den Worten des Buches, das gefunden ist; denn der Grimm des Herrn ist groß, der über uns entbrannt ist, dass unsere Väter nicht gehalten haben das Wort des Herrn, dass sie taten, wie geschrieben steht in diesem Buch.

Geht hin: Nämlich zu der Prophetin Hulda und begehrt einen göttlichen Bericht von ihr, ob solche schreckliche Strafen von mir und meinem Volk nicht können abgewendet werden, welche das Gesetzbuch Mose droht.

Übrigen: Für den elenden verlassenen Haufen der Israeliten, so noch vorhanden sind und nicht mit den anderen gefangen weggeführt wurden.

Väter: Unser Voreltern die haben jetzt etliche hundert Jahre her Gott den Herrn heftig erzürnt, darum besorge ich, dass solcher Sünden Strafen von diesem Volk nicht weit sind, unter dem so große Misshandlungen in der Religion und im Wandel begangen wurden. Denn obwohl jetzt die Religion wieder rein und gut ist, der Wandel auch, so viel möglich, gebessert wurde, so besorg ich doch, dass nicht ihrer viele nur mir zu gefallen den rechten Gottesdienst annehmen, welche, wenn sie nach meinem Tode wieder in ihre vorige Fußstapfen treten werden, gewisslich ihnen und anderen großes Unglück über den Hals ziehen werden. [Unser Deutschland ist auch von vielen Jahren her mit mancherlei Abgötterei und gottlosen Wandel befleckt gewesen. Darum, obwohl an etlichen Orten die Reformierung der Religion vorgegangen, jedoch, weil ihrer viele sich nur also stellen, als wären sie der rechten Religion zugetan, der sie doch im Herzen nicht beipflichten, etliche auch der reinen Lehre bereits überdrüssig geworden sind und etwas neues zu hören begehren. Ihrer viele auch ein ärgerliches ungöttliches Leben führen. So ist kein Zweifel, es werde Deutschland mit vielem und großem Unglück überfallen werden.]

22. Da ging Hilkia hin, samt den anderen vom Könige gesandt, zu der Prophetin Hulda, dem Weibe Sallums, des Sohnes Takehaths, des Sohnes Hasras, des Kleiderhüters, die zu Jerusalem wohnte im anderen Teil und redeten solches mit ihr.

Weibe Sallum: [Weil demnach Gott die Gabe der Weissagung einem Weibe, so im Ehestande gelebt und verheiratetet gewesen, vertraut, hat er eben damit wollen anzeigen, dass der Ehestand ein solcher heiliger Stand sei, in dem nicht allein man selig werden, sondern auch noch in diesem Leben mit herrlichen Gaben des Heiligen Geistes leuchten könne, wider der Katholiken abergläubischen und unreinen ehelosen Stand.]

Kleiderhüters: Die die heiligen priesterlichen Kleider in Verwahrung hatte.

Anderen Teil: Der Stadt Jerusalem.

23. Und sie sprach zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Sagt dem Manne, der euch zu mir gesandt hat:

24. So spricht der Herr: Siehe, ich will Unglück bringen über diesen Ort und die Einwohner, alle die Flüche, die geschrieben stehen im Buch, das man vor dem Könige Judas gelesen hat {3Mos 26v14 5Mos 28v15}.

Ort: Über die Stadt Jerusalem und über das ganze Königreich Juda.

25. darum dass sie mich verlassen haben und anderen Göttern geräuchert, dass sie mich erzürnten mit allerlei Werken ihrer Hände. Und mein Grimm soll angezündet werden über diesen Ort und nicht ausgelöscht werden.

Werken: Was sie sowohl in geistlichen als weltlichen Verrichtungen Böses zu tun vorgenommenen. [Denn wenn die Abgöttischen sich bedenken lassen, sie sind am aller andächtigsten, so erzürnen sie Gott am allermeisten. Und wo die Religion nicht recht ist, da läuft auch in weltlichen Sachen und in der Haushaltung viel Ungerades vor.]

Ausgelöscht: Ich will mit der Strafe nicht nachlassen, bis ich ein genügend ernstes Beispiel meines gerechten Zorns an diesem Volk hab sehen lassen. [Denn Gott zieht mit seinen Drohungen nicht hinter sich, sofern wir nicht wahrhaftig Buße tun. Weil aber das Volk nach des Josia Tod wieder in Abgötterei fallen würde, so zeigt Gott auch an, dass er die Strafen nicht nachlassen wolle.]

26. Und zum Könige Judas, der euch gesandt hat, den Herrn zu fragen, sollt ihr also sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels, von den Worten, die du gehört hast:

27. Darum dass dein Herz weich geworden ist und hast dich gedemütigt vor Gott, da du seine Worte hörtest wider diesen Ort und wider die Einwohner und hast dich vor mir gedemütigt und deine Kleider zerrissen und vor mir geweint, so habe ich dich auch erhört, spricht der Herr.

Weich geworden: Und hast meine Drohungen nicht in Wind geschlagen oder verachtet, sondern dir dieselben lassen zu Herzen gehen.

Geweint: Dass du dich von Herzen und nicht mit falschen Tränen vor mir gedemütigt hast, da du aus meinem Gesetz erkannt, wie alle solche Flüche, so du hast hören verlesen, dies Königreich treffen würden und darum demütig und von Herzen gebeten hast, dass ich solche Strafen entweder hinweg nehmen oder doch mildern wollte.

Erhört: Nämlich dass ich dir dergestalt will zu Willen werden: Denn dass ich dieses Volkes schonen soll, lässt meine Gerechtigkeit nicht zu. Aber deiner will ich schonen, dass du in solches Unglück nicht kommst, welches dies Volk treffen wird.

28. Siehe, ich will dich sammeln zu deinen Vätern, dass du in dein Grab mit Frieden gesammelt wirst, dass deine Augen nicht sehen all das Unglück, das ich über diesen Ort und die Einwohner bringen will. Und sie sagten es dem König wieder.

Gesammelt: Ich will dich durch den zeitlichen Tod abfordern und aus dieser Welt hinwegnehmen, ehe das Unglück kommt. [Wo deswegen in den Herrschaften noch etliche Josias vorhanden sind, so können dieselben, so lange sie leben, mit ihrem Gebet die göttlichen Strafen abwenden. Wenn aber Gott das Unglück nicht länger aufhalten will, so nimmt er solche Personen durch den zeitlichen Tod zu sich, dass sie das künftige Übel nicht sehen, welches über das Volk Gottes ergehen soll {Jes 56}. Darum mag man solche Personen wohl in Ehren halten. Und sollen wir uns der wahren Gottseligkeit und eines ehrbaren Wandels bemühen, auf dass wir nicht mit unzähligem Jammer überfallen werden.]

29. Da sandte der König hin und ließ zuhauf kommen alle Ältesten in Juda und Jerusalem {2Sam 23v1}.

König hin: Denn weil er die Verheißungen vernommen, war er nicht träge, sondern hielt es davor, dass er mit allem Fleiß Vorsehung tun und die Sachen also anstellen müsste, damit die Strafen ganz lange außen blieben und aufgeschoben würden.

Ältesten: Nämlich die vornehmsten Landherren und Stände im ganzen Königreich Juda, dass er mit ihnen einen Reichstag hielte und darauf handelte, wie man Anordnung tun möchte, dass die rechte Religion zukünftig erhalten und auch auf die Nachkommen könnte gebracht werden.

30. Und der König ging hinauf ins Haus des Herrn und alle Männer Judas und Einwohner zu Jerusalem, die Priester, die Leviten und alles Volk, beide klein und groß; und wurde vor ihren Ohren gelesen alle Worte im Buch des Bundes, das im Hause des Herrn gefunden war.

Ging hinauf: Da nämlich die Landstände zusammengekommen waren.

Alles Volk: Denn es ist ein großes Volk zugelaufen zu solcher allgemeinen Versammlung, wie zu geschehen pflegt.

Gelesen: Nämlich im Vorhof des Tempels.

31. Und der König trat an seinen Ort und machte einen Bund vor dem Herrn, dass man dem Herrn nachwandeln sollst, zu halten seine Gebote, Zeugnisse und Rechte von ganzem Herzen und von ganzer Seele, zu tun nach allen Worten des Bundes, die geschrieben standen in diesem Buch.

Seinen Ort: Auf einem hohen Gerüst, das dazu aufgeschlagen war. Darauf der König mit seinen vornehmsten Räten gestiegen, dass sie von jedermann konnten gesehen werden.

Bund: Das ist: Er erneuerte den Bund zwischen Gott und dem Volk und hat das Volk von neuem wiederum gebunden, dass es den Geboten Gottes angemessenen Gehorsam leisten soll und bei der rechten Religion beständig verharrten, auch vor allem falschen Gottesdienst sich hüteten.

Herzen: Ohne Heuchelei und Falschheit. Denn der Bund, welchen Gott mit dem Volk gemacht, beruhte darauf, dass sie das Gesetz und die Gebote Gottes halten sollten: Weil aber dasselbe niemand vollkommen halten kann, so wäre Gott weder den Juden noch jemand anders etwas schuldig, wenn er nicht umsonst und um Christi willen die Sünde verziehe und uns durch den Glauben zu Erben des Himmelreichs machte.

32. Und standen da alle, die zu Jerusalem und in Benjamin vorhanden waren. Und die Einwohner zu Jerusalem taten nach dem Bunde Gottes, ihrer Väter Gottes.

Vorhanden: Denn die waren des Königs Josis Untertanen.

Taten: Nämlich so lange Josia lebte, beflissen sie sich nach dem Gesetz Gottes zu wandeln. [Und behält eine fromme Obrigkeit die Untertanen bei der wahren Religion und in der Gottseligkeit. Darum ist ein frommer Regent eine sehr köstliche Gabe Gottes.]

33. Und Josia tat weg alle Gräuel aus allen Landen, die der Kinder Israel waren und schaffte, dass alle, die in Israel gefunden wurde, dem Herrn, ihrem Gott, dienten. Solange Josia lebte, wichen sie nicht von dem Herrn, ihrer Väter Gott.

Gräuel: Die zum Teil in der Religion, zum Teil im Wandel befunden wurde.

Kinder Israel: So viele nämlich noch von ihnen übergeblieben waren, die sich einesteils im Königreich Juda, einesteils im israelitischen Lande kümmerlich enthielten. Denn dieselben hielten es mit dem Königreich Juda, so viel die Religion belangt.

Schafft: Nämlich der König Josia hatte seine fleißige Achtung darauf, dass der wahre Gott Israels recht geehrt würde.

Wichen sie nicht: Weil sie der fromme König zu der rechten Religion anhielt, dass sie nicht davon abfielen. [Soll man deswegen Gott bitten, dass er fromme Obrigkeit gebe und erhalte, die das Volk zur rechten Religion und gottseligem Wandel anhalten. Denn Gott verschont oft der Sünden, damit man längst schwere Strafen verdient hat so lange, bis die gottseligen Regenten hinweg und aus dem Wege gekommen sind.]


Das 35. Kapitel

  • Der König Josia hält das Passahfest mit großer Andacht und erinnert die Priester und Leviten ihres Amtes, v. 1.
  • Nachdem er aber viele Sachen löblich verrichtet, mengt er sich in einen unnötigen Krieg wider den König in Ägypten, in dem er mit einem Pfeil geschossen wird, dass er stirbt, v. 20.

1. Und Josia hielt dem Herrn Passah zu Jerusalem und schlachtete das Passah am vierzehnten Tage des ersten Monden {2Sam 23v21}.

Hielt: Indem er heranschaffte, dass ein jeder Hausvater ein Lamm schlachten und essen sollte, wie es Gott der Herr {2Mos 12} befohlen. [Heutigentags hält eine fromme Obrigkeit in ihrer Herrschaft Gott dem Herrn Passah, wenn sie die Verordnung tut, dass die Guttaten Christi, welcher das rechte Osterlamm ist, durch die Predigt des Evangeliums dem Volk zu erkennen vorgehalten und die Sakramente der Taufe und des Nachtmahls recht abgehandelt werden.]

Schlachtet: Das ist: Er tat Anordnung, dass in einem jeden Hause geschlachtet wurde.

Monden: Welche Zeit im Gesetz zu solcher Sachen bestimmt war. Was aber die Zeremonien und Bedeutungen dieses Festes betrifft, mag man dieselben lesen {2Mos 12}.

2. Und er stellte die Priester in ihre Hut und stärkte sie zu ihrem Amt im Hause des Herrn.

Hut: Dass ein jeder wüsste, wie, an welchem Ort und wenn sie dem Gottesdienst dienen sollten, sowohl aufs Osterfest als später.

3. Und sprach zu den Leviten, die ganz Israel lehrten und dem Herrn geheiligt waren: Tut die heilige Lade ins Haus, das Salomo, der Sohn Davids, der König Israels, gebaut hat. Ihr sollt sie nicht auf den Schultern tragen. So dient nun dem Herrn, eurem Gott und seinem Volk Israel.

Geheiligt: Das ist: Die von Gott dazu verordnet und bestimmt waren, dass sie die Leute im Gesetz Gottes unterweisen und bei Verrichtung des Gottesdienstes sich sollten finden lassen.

Tragen: Aus diesen Worten ist zu lesen, dass unter der Regierung des gottlosen Königs Ammon, des Josia Vaters, die Bundeslade aus dem Allerheiligsten herausgenommen und vielleicht im Krieg oder anderen beschwerlichen Zeiten herumgetragen wurde, da man sie doch, nach dem der Tempel erbaut, nicht mehr herumtragen sollte, sondern im Tempel bleiben lassen sollte.

Dient: Rüstet die Opfer zu, lobt den Herrn mit Psalmen, lehrt das Volk und tut, was sonst euer Amt ausweist.

4. Und, schickt das Haus eurer Väter in eurer Ordnung, wie sie beschrieben ist von David, dem Könige Israels und seinem Sohn Salomo.

Sohn Salomo: Denn es hatten David und Salomo die Leviten in gewisse Häuser oder Geschlechter abgeteilt und verzeichnen lassen, was eines jedem Geschlechtes Amt bei der Verrichtung des Gottesdienstes sein sollte, damit es alles ordentlich in der Kirche zuginge. Solche Ordnungen (will der König sagen) will ich jetziger Zeit auch gehalten haben.

5. Und steht im Heiligtum nach der Ordnung der Väter Häuser unter euren Brüdern, vom Volk geboren, auch die Ordnung der Väter Häuser unter den Leviten.

Geboren: Das ist: Unter den anderen Israeliten, mit denen ihr eines Herkommens seid, aus welchen euch Gott der Herr erwählt hat, dass ihr des Gottesdienstes pflegen sollt. Und seid ihr in gewisse Geschlechter abgeteilt, auf das in Verrichtung des Gottesdienstes keine Unordnung geschehe.

6. Und schlachtet das Passah und heiligt euch; und schickt eure Brüder, dass sie tun nach dem Wort des Herrn durch Mose

Schlachtet: Als wollte er sprechen: Ihr sollt für euch selber das Osterlamm schlachten, ein jeder in seinem Hause und sollt euren Brüdern den anderen Israeliten zeigen und Anleitung geben, wie sie dasselbe auch recht schlachten und essen mögen und wie sie sich reinigen sollen, damit sie das Fest der ungesäuerten Brote auf die Weise halten können, wie es Gott durch Mose vorschreiben lassen. [Gleichwie aber der König selber zwar solche Sachen zu tun, sich nicht untersteht, die den Leviten zu verrichten gebührte, aber doch die selbigen dazu anmahnt, dass sie tun sollen, was ihr Amt ausweist, also darf auch eine evangelische christliche Obrigkeit nicht zwar selber predigen und die Sakramente reichen. Aber dennoch soll sie die Kirchendiener ermahnen und bei ihnen anhalten, auf dass sie in der Kirche fleißig und treulich lehren und die Sakramente gebührlich ausspenden.]

7. Und Josia gab zur Hebe für den gemeinen Mann Lämmer und junge Ziegen (alles zu dem Passah für alle, die vorhanden waren), an der Zahl dreißigtausend und dreitausend Rinder und alles von dem Gut des Königs.

Zur Hebe: Denn weil der König wusste, dass viele arme Leute unter dem Volk waren, hat er denselben nach seiner Freigiebigkeit mit einer milden Steuer wollen zu Hilfe kommen, auf dass ein jeder Hausvater das Osterlamm schlachten und essen könnte. Und dass sie die sieben Tage über des Festes zu leben hätten, darum hat er die hier gemeldete Summe kleines und großes Vieh gab. Und würden zwar die Lämmer geschlachtet und bald gegessen, am vierzehnten Tage des ersten Monden {2Mos 12}. Das übrige Vieh aber und die Rinder würden die sieben Tage über nach und nach geschlachtet, davon man ein Teil dem Herrn aufopferte, welches durch das Wörtlein Hebe wird zu verstehen gegeben. Das übrige wurde unter die Priester, Leviten und das Volk ausgeteilt.

8. Seine Fürsten aber gaben zur Hebe freiwillig für das Volk und für die Priester und Leviten (nämlich Hilkia, Sacharja und Jehiel, die Fürsten im Hause Gottes unter den Priestern) zum Passah zweitausend und sechshundert Lämmer und Ziegen, dazu dreihundert Rinder.

Hilkia: Welcher Hohepriester war.

Und Jehiel: Welche beide die Nächsten nach dem Hohepriester waren.

Fürsten: Das ist: Sie waren die vornehmsten unter den anderen Priestern allen und gaben die hier gesetzte Anzahl Viehs, auf dass die geringeren Priester auch desto besser Passah halten könnten, was sie aber übrig hätten, weiter unter das anderer Volk austeilten. [Denn was gute Kirchendiener sind, sollen gegen den Dürftigen sich freigiebig erzeigen.]

9. Aber Chananja, Semaja, Nethaneel und seine Brüder, Hasabja, Jeiel und Josabad, der Leviten Oberste, gaben zur Hebe den Leviten zum Passah fünftausend Lämmer und Ziegen und dazu fünfhundert Rinder.

Chananja: Der vornehmste unter den Leviten.

Brüder: Das ist: Seine Mitgehilfen.

Obersten: Die den anderen an der Würde und sie auch an Reichtum übertrafen.

Den Leviten: Welche, was sie übrig hatten, weiter unter das Volk austeilten.

10. Also wurde der Gottesdienst beschickt; und die Priester standen an ihrer Stätte und die Leviten in ihrer Ordnung nach dem Gebote des Königs.

Beschickt: Er war nach aller Notdurft wohl bestellt.

Ordnung: Also dass ein jeder seinem Amt mit Fleiß nachsetzte, wie sie nach ihren Geschlechtern abgeteilt und zu besonderen Ämtern bestimmt waren.

Königs: [Denn es steht einer Obrigkeit zu verschaffen, dass die Kirchendiener ihren Beruf fleißig verrichten.]

11. Und sie schlachteten das Passah; und die Priester nahmen von ihren Händen und sprengten und die Leviten zogen ihnen die Haut ab.

Sie schlachteten: Nämlich alle Israeliten, die zu Jerusalem sich befanden und dahin zusammengekommen waren.

Sprengten: Nämlich von den Opfern, derer auch viel aufs selbige Fest geopfert wurde, wurde das Blut auf den Altar gesprengt, wie es gebräuchlich war.

Haut ab: Und rüsteten die Opfer also zu, dass die Priester sie nur zerstückeln und anzünden durften.

12. Und taten die Brandopfer davon, dass sie es gäben unter die Teile der Väter Häuser in ihrem gemeinen Haufen, dem Herrn zu opfern, wie es geschrieben steht im Buch Mose. So taten sie mit den Rindern auch.

Davon: Das ist: Von dem Vieh, welches man geschlachtet und ihm die Haut abgezogen hatte, wurde etwas zum Opfer gegeben. Das übrige aber wurde unter die Priester, Leviten und das Volk ausgeteilt.

13. Und sie kochten das Passah am Feuer, wie sich es gebührt. Aber was geheiligt war, kochten sie in Töpfen, Kesseln und Pfannen; und sie machten es eilend für den gemeinen Haufen.

Passah: Nämlich das Osterlamm.

Geheiligt: Nämlich das übrige Fleisch vom Vieh.

Sie machten es: Nämlich die Leviten richteten solches Fleisch für das Volk zu.

14. Danach aber bereiteten sie auch für sich und für die Priester. Denn die Priester, die Kinder Aaron, schafften an dem Brandopfer und Fetten bis in die Nacht. Darum mussten die Leviten für sich und für die Priester, die Kinder Aaron, zubereiten.

Für sich: Denn sie haben am Nachtisch gegessen, weil sie noch nicht Weile hatten, dass sie mit den anderen zugleich essen konnten. [Und sollen die Kirchendiener zuerst dahin sehen, was zu der Ehre Gottes und des Volkes Seligkeit dienlich sind. Danach sollen sie auch für sich und für die ihren sorgen.]

15. Und die Sänger, die Kinder Assaph, standen an ihrer Stätte nach dem Gebote Davids und Assaphs und Hemans und Jedithuns, des Schauers des Königs und die Torhüter an allen Toren und sie wichen nicht von ihrem Amt, denn die Leviten, ihre Brüder, bereiteten zu für sie.

Stätte: Dass sie mit Psalmen und allerlei musikalischen Instrumenten Gott dem Herrn Lob sangen.

Schauers: Oder Propheten. Denn die gemeldeten Sänger waren auch mit einem prophetischen Geist begabt, dass sie Psalmen machten und eine Ordnung vorschrieben, wie man Gott mit geistlichen Lobgesängen und einer lieblichen Musik preisen soll. [Denn man soll die Musik aus der Kirche nicht ausmustern, soll aber auch also gebraucht werden, dass sie zur Erbauung diene. Und wurde durch die selbige Musik bedeutet, dass wir im ewigen Leben immer Gott Lob singen werden.]

Toren: Die zum Tempel gingen, da sie mit Fleiß ihre Wacht hielten. Denn es wollte sich nicht gebühren, dass man mit der Hut des Tempels fahrlässig umginge, besonders bei einer so großen Menge Volkes, so aufs Fest gen Jerusalem war zusammengekommen.

Für sie: [Denn welche dahin sehen, dass sie ihrem Beruf fleißig nachkommen, für die sorgt Gott, dass sie unterdes ihre Nahrung haben.]

16. Also wurde beschickt aller Gottesdienst des Herrn des Tages, dass man Passah hielt und Brandopfer tat auf dem Altar des Herrn nach dem Gebote des Königs Josia.

Beschickt: Es wurde alles, was zu Verrichtung des Gottesdienstes und des Festes vonnöten war, gebührlich angeordnet.

Hielt: Und das Osterlamm aß.

17. Also hielten die Kinder Israel, die vorhanden waren, Passah zu der Zeit und das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage.

Vorhanden: Die gen Jerusalem gekommen waren.

Ungesäuerten: Denn man musste zur selben Zeit kein gesäuertes Brot essen. [Und wurde durch solches ungesäuerte Brot angedeutet, dass die, so das Evangelium Christi annehmen, sich bemühen sollen, damit sie die Lehre rein behalten und ihr Bekenntnis mit einem heiligen Wandel zieren.]

18. Es war aber kein Passah gehalten in Israel wie das, von der Zeit an Samuels, des Propheten und kein König in Israel hatte solche Passah gehalten, wie Josia Passah hielt und die Priester, Leviten, ganz Juda und was von Israel vorhanden war und die Einwohner zu Jerusalem.

Gehalten: Nämlich mit solcher Herrlichkeit.

Vorhanden: Die noch übergeblieben waren von denen, so in Assyrien gefangen weggeführt wurden.

Einwohner: Die alle miteinander haben das Passah mit großen Freuden gehalten, weil der König milde ihnen Unterhaltung gab, wie zuvor gemeldet: Damit er auch den frommen König Hiskia übertroffen, der zwar auch Vieh und Ochsen in großer, aber doch geringerer Anzahl als Josia, unter das Volk ausgeteilt zum Osterfest. [Es ist aber ein größeres Lob an einem Fürsten und Regenten, wenn er die Religionssachen fleißig befördert, als wenn von ihm gesagt wird, dass er viele tausend Feinde in einer Schlacht danieder gelegt habe.]

19. Im achtzehnten Jahr des Königreichs Josias wurde dies Passah gehalten.

20. Nach diesem, da Josia das Haus zugerichtet hatte, zog Necho, der König in Ägypten, herauf, zu streiten wider Karchemis am Phrath. Und Josia zog aus ihm entgegen.

Nach: Jetzt folgt an diesem sehr frommen Könige auch eine große menschliche Schwachheit, welche verursacht, dass er in einem unnötigen Krieg sich verwickelt, in dem er auch umkam.

Haus: Nämlich des Herrn, dass er es wieder ausgebessert hatte.

Herauf: Mit einem Kriegsheer wider den König in Assyrien {2Sam 23} und nicht wider Josia.

Zog aus: Mit feindlichem Gemüt und mit einem Kriegsvolk, da doch niemand wider ihn zog.

21. Aber er sandte Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Was habe ich mit dir zu tun, König Judas? Ich komme jetzt nicht wieder dich, sondern ich streite wider ein Haus und Gott hat gesagt, ich soll eilen. Höre auf von Gott, der mit mir ist, dass er dich nicht verderbe!

Er: Der König in Ägypten.

Jetzt: In diesem Kriegszug.

Haus: Wider ein anderes königliches Geschlecht.

Mit mir: Denn er hat mich dazu bewegt und aufgebracht, dass ich diesen Krieg führen soll und wird er mit seiner Hilfe mir beistehen wider die Feinde, darum hüte dich, dass du dich mir nicht mit Gewalt widersetzt.

Verderbe: Und du in diesem Kriege umkommst, da ich doch deiner begehre zu schonen. Und halt ich es, dass dieser König in Ägypten, ehe denn er zum Kriege ausgezogen, einen Propheten Gottes Rats gefragt habe, von dem er eine Antwort empfangen, dass er fortziehen soll, weil er den Sieg davon bringen würde. Denn es ist nichts neues gewesen, dass die Propheten auch den gottlosen Königen von weltlichen Sachen, was zukünftig sein würde, verkündigt, wie die Bücher der Könige an vielen Orten bezeugen.

22. Aber Josia wendete sein Angesicht nicht von ihm, sondern stellte sich, mit ihm zu streiten und gehorchte nicht den Worten Nechos aus dem Munde Gottes; und kam, mit ihm zu streiten auf der Ebene bei Megiddo {2Sam 23v30 Sach 12v11}.

Nicht von ihm: Er wollte nicht umkehren noch ablassen, sondern rüstete sich und zog mit seinem Kriegsvolk fort.

Munde Gottes: Die er irgend durch einen Propheten erkundigt hatte. Es hätte aber Josia solche Warnung des ägyptischen Königs nicht in Wind schlagen sollen. [Denn man muss nicht besonders darauf achthaben, wer er sei, der da rede, sondern was er rede. Und kann sich es wohl zutragen, dass wir von einem solchen Menschen eine nützliche Erinnerung hören, dem wir nichts Gutes zugetraut hätten.]

Ebene: Welchen Platz er zur Schlacht zu seinem Vorteil am besten meinte zu sein.

23. Aber die Schützen schossen den König Josia. Und der König sprach zu seinen Knechten: Führt mich hinüber, denn ich bin sehr wund.

Hinüber: Aus der Schlacht hinweg.

24. Und seine Knechte taten ihn von dem Wagen und führten ihn auf seinem anderen Wagen und brachten ihn gen Jerusalem; und er starb und wurde begraben unter den Gräbern seiner Väter. Und ganz Juda und Jerusalem trugen Leid um Josia.

Wagen: Nämlich vom Streitwagen, darauf er gestritten hatte.

Anderen Wagen: Darauf er sanfter konnte fortgebracht werden, weil er von seinen Wunden sehr schwach war.

Gräbern: In ein stattliches und köstliches Grab. [Und hat man bei diesem Beispiel des frommen Königs Josia zu merken, dass auch fromme Regenten bisweilen aus Unvorsichtigkeit unnötige Händel anfangen. Aber Gott züchtigt in diesem Leben diejenigen, welche er ewig selig machen will. Darum spricht der Apostel Petrus: Das Gericht, das ist die Züchtigung Gottes, fängt am Hause Gottes an {1Petr 4}.]

25. Und Jeremia klagte Josia; und alle Sänger und Sängerinnen redeten ihre Klagelieder über Josia bis auf diesen Tag und machten eine Gewohnheit daraus in Israel. Siehe, es ist geschrieben unter den Klageliedern {Jer 22v10 v11}.

Klagte: Als der diesen König von wegen seinem Muster an Frömmigkeit inniglich lieb hatte.

Tag: Da dies beschrieben wurde.

Klageliedern: Das ist: Man hat von dem Könige Josia Gesänge gemacht, in denen sein Lob und des Volkes Klagen begriffen wurden, dass die Kirche und weltliche Regierung einen solchen frommen König durch einen unzeitigen Tod verloren, nämlich im neununddreißigsten Jahr seines Alters. Und ist in eine Gewohnheit gekommen unter dem Volk Gottes, dass man solche Klagelieder etliche Jahre hin und wieder gesungen. Wurde auch unter anderem mehr Klageschriften etlicher berühmter Männer verzeichnet und aufbehalten. [Es hat aber das Volk Gottes eines solchen vortrefflichen Königs Tod richtig beklagt und beweint. Denn es ist ein sehr großer Schaden, wenn die Kirche und das weltliche Regiment einer frommen Obrigkeit beraubt wird, weil oft gefährliche und schädliche Veränderungen, sowohl im geistlichen als weltlichen Stande darauf erfolgen.]

26. Was aber mehr von Josia zu sagen ist und seine Barmherzigkeit nach der Schrift im Gesetz des Herrn

Barmherzigkeit: Seine gottseligen Verrichtungen.

Gesetz: Das ist: Welche Gott in seinem Gesetz fordert, dem er nachzuleben sich aufs höchste beflissen.

27. und seine Geschichten, beide die ersten und letzten, siehe, das ist geschrieben im Buch der Könige Israels und Judas {2Sam 22v1}.

Letzten: Was er nämlich von Anfang seiner Regierung bis zu Ende seines Lebens Löbliches und Denkwürdiges verrichtet.


Das 36. Kapitel

  • Auf den frommen König Josia folgt im Regiment sein abgöttischer Sohn Joahas, der bald danach gefangen in Ägypten geführt wird, v. 1.
  • Und folgt ihm nach sein Bruder Jojakim, v. 4.
  • Da der gen Babel gefangen geführt wird, kommt an seine statt auf sein Sohn Jojachin, v. 9.
  • Der ebenmäßig gen Babel muss und wird an seine statt gesetzt Zidekia, v. 10.
  • Welcher, weil er auch böses, meineidig und abgöttisch ist, wird er zugleich mit dem abgöttischen jüdischen Volk gen Babel ins Gefängnis hin gerissen, der Tempel und die Stadt Jerusalem werden geplündert und verbrannt, v. 12.
  • Zum Beschluss geschieht des Königs in Persien, Cores, Meldung, der die Israeliten wieder in ihr Vaterland kommen lassen, v. 22.

1. Und das Volk im Lande nahm Joahas, den Sohn Josias und machten ihn zum Könige an seines Vaters statt zu Jerusalem.

Nahm Joahas: Haben aber einen bösen Tausch getroffen, weil sie anstatt eines frommen Königs einen Gottlosen aufgestellt, der ein Götzendiener war {2Sam 21}.

2. Dreiundzwanzig Jahre alt war Joahas, da er König wurde, und regierte drei Monden zu Jerusalem.

3. Denn der König in Ägypten setzte ihn ab zu Jerusalem und büßte das Land um hundert Zentner Silbers und einen Zentner Goldes.

Ihn ab: Vielleicht weil er merkte, dass derselbe damit umginge, wie er seines Vaters Tod rächen möchte. [Aber es sei gleich die Ursache gewesen wie sie wolle, so ist das gewiss, dass Gott seine Bosheit und Abgötterei gestraft hat, weil er die rechte Religion verlassen, welche er von seinem Vater gelernt, eine falsche anzurichten angefangen.]

Goldes: Welche Summe meines Erachtens fünfzigtausend Taler und fünf oder sechshundert Kronen gemacht. Denn es war damals nicht mehr so großer Reichtum an Gold und Silber im Lande Kanaan als wie zu Salomons Zeiten, sondern die königliche Schatzkammer war erschöpft, dass man kaum dieselbe Summe aufbringen konnte.

4. Und der König in Ägypten machte Eljakim, seinen Bruder, zum König über Juda und Jerusalem und wandelte seinen Namen Jojakim. Aber seinen Bruder Joahas nahm Necho und brachte ihn nach Ägypten.

Jojakim: Beide Namen haben einerlei Bedeutung und heißen so viel als von Gott eingesetzt. Sieht ihm aber gleich, als hab er ihm seinen Namen darum um etwas verändert, auf dass er immer bedacht wäre, wie er das Königreich von Gott durch Zutun des Königs in Ägypten erlangt hätte und erkannte, dass er ihm unterwürfig sein soll. Darum ihm gebühren wolle, dass er als sein Lehnsmann Glauben hielte, dieweil er das Königreich Juda, von ihm, dem Könige in Ägypten, zu Lehen trüge.

Gebracht: Es ist aber kein Wunder, dass Joahas das Königreich nicht lange behalten hat, weil es nach Ausweisung des Gesetzes ohne das nicht ihm, sondern seinem älteren Bruder gebührte. [Sollen wir deswegen solche Sachen nicht annehmen, die wir mit keinem rechten Titel besitzen können. Denn wir werden uns derselben nicht lange zu freuen haben.]

5. Fünfundzwanzig Jahre alt war Jojakim, da er König wurde und regierte elf Jahre zu Jerusalem; und tat, das dem Herrn, seinem Gott, übel gefiel.

Übel gefiel: Dass er die abgöttische Religion auch annahm. Es ist aber ein erbärmlicher Handel gewesen, dass der fromme König Josia zwei so böse Söhne hinterlassen, derer keiner den rechten Gott geehrt.

6. Und Nebukadnezar, der König zu Babel, zog wider ihn herauf und band ihn mit Ketten, dass er ihn gen Babel führte.

Wider ihn: Denn weil das Volk sich so leicht zur Abgötterei abführen ließ, haben sie samt ihrem Könige sich die Strafen über den Hals gezogen.

Band ihn: Denn er nach des Königs in Ägypten Abzug dem Könige zu Babel zinsbar geworden war, welchem er nach drei Jahren nicht Glauben gehalten, darum er auch von wegen seiner Treulosigkeit gestraft wurde {2Sam 24}.

7. Auch brachte Nebukadnezar etliche Gefäße des Hauses des Herrn gen Babel und tat sie in seinen Tempel zu Babel.

8. Was aber mehr von Jojakim zu sagen ist und seine Gräuel, die er tat und die an ihm gefunden wurden, siehe, die sind geschrieben im Buch der Könige Israels und Judas. Und sein Sohn Jojachin wurde König an seiner statt.

Gefunden: Dieser König Jojakim ist ganz gottlos und vor Gott ein Gräuel gewesen. Denn über das, dass er sich und das Volk mit vielfältiger Abgötterei verunreinigt, hat er den Propheten Uria, welcher ihm die göttlichen Strafen verkündigt, aus der Flucht lassen wieder zurückholen und töten. Hat auch das Buch, so vom Jeremia beschrieben wurde, verbrennen lassen und sich selbst, dem Jeremia, nach dem Lebe getrachtet {Jer 26}. Endlich ist er im Elend gestorben zu Babel, dass er auch in kein Grab gekommen, wie der Prophet Jeremia ihm zuvor verkündigt hatte {Jer 36}. [Und hat man hier ein Beispiel, wie die Bosheit gestraft wurde, welches denen vorzuhalten ist, die, wenn sie von den Kirchendienern gestraft werden, nicht allein ihr Leben nicht bessern, sondern die Kirchendiener noch darüber anfeinden und verfolgen.]

9. Acht Jahre alt war Jojachin da er König wurde, und regierte drei Monden und zehn Tage zu Jerusalem; und tat, das dem Herrn übel gefiel.

Acht Jahre: Soll heißen, achtzehn Jahre {2Sam 24v8}.

10. Da aber das Jahr umkam, sandte hin Nebukadnezar und ließ ihn gen Babel holen mit den köstlichen Gefäßen im Hause des Herrn und machte Zidekia, seinen Bruder, zum Könige über Juda und Jerusalem {Jer 37v1}.

Jahr umkam: Nämlich von der Zeit an, da der König zu Babel mit einem Kriegsvolk wider seinen Vater Jojakim heraufgezogen war.

Sandte: Nämlich seine Obersten und Hauptleute mit einem ansehnlichen Kriegsvolk.

Bruder: Oder Vettern, der seines Vaters Bruder war und Josia Sohn, zuvor Mathanja geheißen {2Sam 24}. Aber der König zu Babel hat ihn lassen Zidekia nennen, auf dass er sich bei seinem Namen der Gerechtigkeit und Treue, seine Zusagen zu halten, erinnerte. Denn Zidekia nichts anders heißt als die Gerechtigkeit des Herrn. [Es ist aber auch eine göttliche Strafe, wenn die Regenten oft geändert werden, welches nicht geschieht ohne große Zerrüttung des Regiments {Spr 28}.]

11. Einundzwanzig Jahre alt war Zidekia, da er König wurde und regierte elf Jahre zu Jerusalem.

12. Und tat, das dem Herrn, seinem Gott, übel gefiel und demütigte sich nicht vor dem Propheten Jeremia, der da redete aus dem Munde des Herrn.

Übel gefiel: Weil er die abgöttische Religion auch annahm. Hat also der fromme König Josia unter allen Söhnen keinen, der ihm nachschlug.

Redete: Der ihm die Wahrheit sagte. Er aber seine Sünden nicht erkennen wollte, sondern das Wort Gottes verachtete, welches ihm der Prophet predigte. [Es macht aber die Verachtung des Predigtamts die Sünden desto größer und bringt die Strafen gewisslich mit.]

13. Dazu wurde er abtrünnig von Nebukadnezar, dem Könige zu Babel, der einen Eid bei Gott von ihm genommen hatte und wurde halsstarrig und verstockte sein Herz, dass er sich nicht bekehrte zu dem Herrn, dem Gott Israels.

Eid: Dass er ihm wollte gehorsam, treu und hold sein. Ist also meineidig geworden.

Verstockt: Dass er auf seiner gottlosen Meinung beharrlich blieb. [An welcher Bosheit doch Gott nicht schuldig gewesen, sondern er, der König, selbst.]

14. Auch alle Obersten unter den Priestern samt dem Volk machten des Sündigens viel nach allerlei Gräueln der Heiden und verunreinigten das Haus des Herrn, das er geheiligt hatte zu Jerusalem.

Priestern: Welche besonders über die reine Lehre hätten sollen halten.

Viel: Dass kein Aufhören noch Ende da war.

Heiden: Derer Abgötterei und anderen Lastern sie folgten und es ihnen nachtäten.

Verunreinigten: Mit unrechtem Gottesdienst und unreinem Wandel, weil sie in Sünden ohne Buße dahinlebten und dennoch in den Tempel gingen, in dem sie als Unreine auch unreinen Gottesdienst verrichteten. Da doch Gott denselben zu seinem rechten Gottesdienst geweiht hatte.

15. Und der Herr, ihrer Väter Gott, sandte zu ihnen durch seine Boten frühe. Denn er schonte seines Volkes und seiner Wohnung.

Boten frühe: Nämlich durch seine Propheten ließ er sie zeitlich genug ermahnen, dass sie von der falschen Religion und von ihrem gottlosen Leben abstehen sollten, eher die Strafe käme.

Schonte: Dass er sich samt der Stadt und dem Tempel gern erhalten hätte, wenn sie nur selber gewollt. [Denn Gott hat keinen Gefallen an dem Tode des Gottlosen, sondern will vielmehr, dass er sich bekehre und lebe {Hes 18}.]

16. Aber sie spotteten der Boten Gottes und verachteten seine Worte und äfften seine Propheten, bis der Grimm des Herrn über sein Volk wuchs, dass kein Heilen mehr da war.

Kein Heilen: Bis die Strafen nicht mehr konnten abgewandt oder gemildert werden, weil das Volk nicht Buße tat, darum auch dem Übel nicht zu helfen war. [Denn dass man sündigt, ist ein Übel, so an sich selber groß genug. Aber wenn man das Wort Gottes noch dazu verspottet und verlacht, das ist ein teuflisches Laster, dem Gott nicht übersehen kann.] Darum auch die Juden um ihrer Sünden willen jämmerlich umgekommen sind.

17. Denn er führte über sie den König der Chaldäer und ließ erwürgen ihre junge Mannschaft mit dem Schwert im Hause ihres Heiligtums und verschonte weder der Jünglinge noch Jungfrauen, weder der Alten noch der Großväter: Alle gab er sie in seine Hand.

König: Nebukadnezar, der das Land überall herum verheerte und endlich auch Jerusalem nach langer Belagerung eroberte.

Im Hause: Im Tempel, dass auch im selben, als in dem allerheiligsten Ort, niemand könne sicher sein, wenn er gleich darin geflohen war.

Alle: Ungeachtet wes Alters, Standes oder Geschlechts sie wären.

Hand: Oder Gewalt des Königs zu Babel, das sie entweder jämmerlich ermordet, oder doch in eine elende Dienstbarkeit gefangen weggeführt wurden. Was das für ein Jammer oder was es für eine große Not gewesen, kann man etlichermaßen aus den Klageliedern Jeremias abnehmen. [Denn wo Gottes Güte, von wegen der Leute Unbußfertigkeit nicht statt hat, da herrscht die strenge Gerechtigkeit Gottes.]

18. Und alle Gefäße im Hause Gottes, groß und klein, die Schätze im Hause des Herrn und die Schätze des Königs und seiner Fürsten, alles ließ er gen Babel führen.

Gefäße: So vor etlichen vorigen Plünderungen noch befreit blieben und nicht angegriffen waren.

Führen: Inmassen auch der Prophet Jesaja dem Könige Hiskia solches zuvor geweissagt hatte, dass es also ergehen würde.

19. Und sie verbrannten das Haus Gottes und brachen ab die Mauern zu Jerusalem und alle ihre Paläste brannten sie mit Feuer aus, dass alle ihre köstlichen Geräte verdorben wurden.

Haus: Den herrlichen Tempel, dergleichen in der ganzen Welt nicht gewesen.

Ihre Paläste: Nämlich des Königs und seiner Fürsten oder vornehmsten Hofdiener. [Ein solches Ende gewinnt es endlich mit den stattlichen Gebäuden, so mit Betrug und unrechtem Gut erbaut wurden, darin man auch viel Übles gestiftet und schwere Sünden begangen.]

Verderbe: Was nämlich die Feinde nicht wegtragen konnten. [Hier mögen diejenigen aufmerken, welche auf viel und köstlichen Hausrat großen Kosten wenden und unterdes gegen den Armen karg und unbarmherzig sind.]

20. Und führte weg gen Babel, wer vom Schwert übergeblieben war; und wurde seine und seiner Söhne Knechte, bis das Königreich der Perser regierte,

Führte weg: Nämlich der König zu Babel.

Übergeblieben: Dass er nicht im ersten Einfall des Feindes umgekommen, der ist seinen Händen noch nicht entronnen, sondern hat dem Könige zu Babel und seinen Nachkommen müssen dienen. [Es ist aber die Dienstbarkeit ein größerer Jammer, als jemand denken kann, besonders unter ungläubigen Leuten und gottlosen Heiden.]

21. dass erfüllt würde das Wort des Herrn durch den Mund Jeremias, bis das Land an seinen Sabbaten genug hätte. Denn die ganze Zeit über der Verstörung war Sabbat, bis dass siebzig Jahre voll wurden {Jer 25v11}.

Genug hätte: Denn Gott hatte seinem Volk im Gesetz gedroht, wenn sie würden seine Gebote verachten und sich auf den Geiz legen, dass sie den Acker nicht ließen alle sieben Jahr ruhen, so würde das Land etliche Jahr nacheinander ruhen, wenn sie zum Teil erschlagen, zum Teil gefangen weggeführt wurden {3Mos 26}.

Voll wurde: Hat also dieser Sabbat des Landes zehn mal sieben Jahre aneinander dauerte, welches Ziel das Gefängnis der Prophet Jeremia bestimmt hatte. [Weil demnach Gott seines Volkes damals nicht verschont hat, da es ohne Buße in Sünden fortgefahren ist. So wird er unser auch nicht schonen, wenn wir entweder von der gottseligen Lehre abfallen oder seinen heiligen Namen mit einem lasterhaften Leben entheiligen und auf die Predigten des Wortes Gottes uns nicht bessern wollen. Weil auch Gott eine solche abscheuliche und gräuliche Abgötterei samt anderen schändlichen Lastern seines Volkes, so viel die zeitlichen Strafen betrifft, nicht länger als mit dem siebzigjährigen Gefängnis gestraft. So ist gut zu sehen, dass die jetzigen Juden, welche nun über tausendfünfhundert Jahre im Elend stecken, allerdings von Gott verstoßen sein müssen, um solcher Sünde willen, die größer ist als alle abgöttischen falschen Gottesdienste und äußerlichen groben Sünden. Sie haben aber keine größere Sünde begehen können, als dass sie den Herrn der Herrlichkeit, Jesum Christus, den Sohn Gottes gekreuzigt haben {1Kor 2}.]

22. Aber im ersten Jahr Kores, des Königs in Persien, dass erfüllt würde das Wort des Herrn durch den Mund Jeremias geredet, erweckte der Herr den Geist Kores, des Königs in Persien, dass er ließ ausschreien durch sein ganzes Königreich, auch durch Schrift und sagen:

Kores: Von dem auch der Prophet Jesaja geweissagt hatte, dass er das Volk Gottes wieder frei machen würde, Kapitel 45.

Geredet: Dass nämlich die Juden nach siebzig Jahren sollten wieder in ihr Vaterland kommen.

Erweckt: Das ist: Er hat sein Herz also regiert und dahin gerichtet, dass er sich vorgenommen, die Juden wieder ins Land Kanaan zu schicken, dass sie die Stadt Jerusalem und den Tempel Gottes wieder aufbauten. Denn es ist dieser König zu der wahren Erkenntnis Gottes gekommen, weil er den Propheten Daniel gehört, der damals unter der Regierung dieses Königs in großem Ansehen war {Dan 6}.

Durch Schrift: Dass er königliche Befehle überall anschlagen ließ, wie er den Juden ihre Freiheit wiedergebe.

23. So spricht Kores, der König in Persien: Der Herr, der Gott vom Himmel, hat mir alle Königreiche in Landen gegeben und hat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem in Juda. Wer nun unter euch seines Volkes ist, mit dem sei der Herr, sein Gott und ziehe hinauf.

So spricht: Dies ist die Überschrift des vorgemeldeten königlichen Befehls gewesen. Gleichwie jetziger Zeit die Fürsten und Herren ihre Namen vorne an über ihre Befehle setzen.

Vom Himmel: Der allergrößte Gott, Schöpfer Himmels und der Erden, hat mich zu dem allermächtigsten Monarchen gemacht auf der ganzen Erden, darum erkenne ich mich schuldig, dass ich ihm für solche große Guttat dankbar sei. [Denn die Könige und Regenten haben ihre Herrschaften von Gott, darum sollen sie seinem Willen gehorsam sein, auf dass er sie nicht von ihrem Stuhl wieder herabstürze.]

Befohlen: Durch seine Knechte, die Propheten.

Volkes ist: Der ihm die rechte Religion und Ehre Gottes lässt angelegen sein.

Ziehe hinauf: Denn ich stelle es ihm frei und lass ihm zu, dass er wieder gen Jerusalem ziehen möge und die Erbauung der Stadt und des Tempels befördern helfe, wünsche ihm auch, dass Gott zu seinem gottseligen Vorhaben Glück geben wolle. Darum habt ihr Juden jetzt acht, dass ihr es an euch selber nicht mangeln lasst, und baut die Stadt und den Tempel wieder, denn ich will auch selber zur Zierde desselben Tempels reichliche und stattliche Verehrungen tun. [Es ist aber kein Zweifel, solche Guttat der Freiheit sei vielen Juden unverhofft vorgekommen. Denn gleichwie sie vorzeiten der Propheten Drohungen keinen Glauben geben wollen. Also haben sie auch denselben tröstlichen Verheißungen von ihrer Wiederkunft ins Vaterland schwer glauben können. Aber die Wahrheit der göttlichen Verheißungen besteht fest und unbeweglich, es erzeige sich gleich eine Zeit lang das Widerspiel wie es wolle. Und erbarmt sich Gott nach seiner ernsten Züchtigung seines Volkes wieder, gleichwie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt {Ps 103}. Gleichwie auch damals das Volk Gottes nach lange erlittenem Elend wieder ins irdische Vaterland gekommen ist: Also werden wir, die wir an Christus glauben, nachdem wir das Elend in dieser Welt überwunden haben, ins himmlisches Vaterland eingehen, darin uns führen wolle der Sohn Gottes, unser Mittler und Bruder Jesus Christus, Amen.]