Bibel-Kommentar: Der Prophet Sacharja

Dieser Prophet hat gelehrt nach der Babylonischen Gefangenschaft und ist zum Prophetenamt berufen worden zwei Monate nach dem Haggai, welchem er zum Gehilfen zugegeben wurde. Er hat aber das jüdische Volk fleißig ermahnt, dass sie mit dem Bau des Tempels tapfer fortfahren sollten. Und ob er auch wohl bisweilen des Volkes Sünden anzieht, so bringt er doch den meisten Teil seiner Weissagung damit zu, dass er die weltliche Obrigkeit, samt denen im geistlichen Stande und das ganze Volk tröstet, mit Zeichen, wie Gott sich ihrer herzlich annehme, ihnen helfen und sie schützen wolle: Solches bringt er mit lieblichen Sprüchen und holdseligen Gesichten vor. So weissagt er auch hell und deutlich von Christo, als einem Könige und Priester, dass er, als ein geistlicher König, zu Jerusalem auf einem Esel sitzend, mit einem besonderen Gepränge einziehen werde und dass er um dreißig Silberlinge werde verraten: Sagt auch, dass Christus, als der Hirte, werde geschlagen werden und seine Schafe, die Jünger, werden sich zerstreuen, welche Weissagung im Garten, da man Christus gefangen, erfüllt wurden. Weiter weissagt er, wie die göttliche Lehre unter den Juden mit Menschensatzungen endlich verfälscht werde und dass die Juden Christus werden verwerfen, darum sie Gott wiederum verwerfen und verstoßen werde. Und werde geschehen, dass Gott das levitische Priestertum werde abtun und ein anderes Amt, nämlich das Evangelium, dagegen anrichten. Dieses Propheten Sprüche werden im Neuen Testament von Christo und den Evangelisten zu etlichen Malen angezogen. Darum sollen wir ihn, als der von Gott gesandt wurde, mit Fleiß zuhören.


Das 1. Kapitel

  • Der Prophet ermahnt das Volk Gottes zur wahren Gottseligkeit und heißt die Israeliten ihrer Voreltern Beispiel betrachten, die von wegen ihres Ungehorsams schwer von Gott gestraft wurden, v. 1.
  • Danach treibt er sie an, dass sie mit dem Bau des Tempels ohne Scheu fortfahren sollen, da er ihnen denn mancherlei Gesichte vorhält, mit denen er zu verstehen gibt, dass die Heilige Stadt und der Tempel soll wieder zurechtgebracht werden, v. 7.

1. Im achten Monden des anderen Jahres des Königs Darius geschah dies Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, dem Propheten und sprach:

Achten Monden: Der zum Teil in unserem Weinmonat, zum Teil im Wintermonat gefällt: Nämlich über zwei Monate nach des Propheten Haggai Berufung.

Sacharja: Welcher doch meines Erachtens nicht derselbe gewesen, von dem Christus sagt, dass ihn die Juden erwürgt haben zwischen dem Tempel und Altar, obwohl die Namen einander gleich sehen, sondern ich halte es davor, dass Christus rede von einem anderen Sacharia, dem Sohn Jojada, von dem die Schrift sagt, dass er von den Juden sei im Vorhofe des Tempels gesteinigt worden, welcher Ort ist zwischen dem Tempel und Brandopferaltar {2Chr 24}. Es sind aber die Namen Barachja und Joiada in der Bedeutung fast einerlei und ist zu vermuten, dass Jojada zwei Namen hatte, wie bei den Juden sehr gebräuchlich gewesen. [Dass aber Gott dem Haggai diesen Propheten Sacharia zum Gehilfen zugibt, der einerlei Lehre mit ihm führt, werden wir dabei erinnert, dass der Kirchendiener gottselige Übereinstimmung in der Lehre ein nützliches und erwünschtes Ding sei, dazu alle frommen und gutherzigen Leute mit höchstem Fleiß helfen und förderlich sein sollen].

2. Der Herr ist zornig gewesen über eure Väter.

Väter: Darum er sie von wegen ihrer Sünde den Chaldäern übergeben, die ihnen viele Plagen angetan und sie endlich gefangen weggeführt haben.

3. Und sprich zu ihnen: So spricht der Herr Zebaoth: Kehrt euch zu mir, spricht der Herr Zebaoth, so will ich mich zu euch kehren, spricht der Herr Zebaoth.

Zebaoth: Das ist der Heerscharen, weil alle Kreaturen ihm auf den Dienst warten und gleichsam unter ihm zu Felde liegen.

Kehrt: Das ist: Erkennt eure Sünde (darunter nicht die geringste ist, dass ihr den Bau des Tempels bisher habt lassen liegen) und setzt euer Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes, befleißigt euch aber auch meinem Willen von Herzen zu gehorsamen, so will ich euch, was ihr bisher wider mich gesündigt habt, verzeihen und euch mit väterlicher Treue und Liebe gewogen sein. [Denn welche sich durch wahre Buße zu Gott bekehren, zu denen wendet sich Gott wiederum mit seiner väterlichen Zuneigung].

4. Seid nicht wie eure Väter, welchen die vorigen Propheten predigten und sprachen: So spricht der Herr Zebaoth: Kehrt euch von euren bösen Wegen und von eurem bösen Tun! Aber sie gehorchten nicht und achteten nicht auf mich, spricht der Herr {Jes 31v6 45v22 Jer 3v12 Hes 18v30 33v11 Joel 2v12}.

Väter: Dass ihr euch so widerspenstig gegen das Wort Gottes erzeigen wolltet, wie sie getan haben.

Vorigen: Die vor der Babylonischen Gefangenschaft gelebt haben.

Bösen Tun: Legt die Abgötterei und andere gräuliche Laster ab und hörte auf zu sündigen, steht ab von eurem bösen Vorsatz, damit ihr Gottes Gesetz übertreten habt und ihn zum Zorn zu bewegen pflegt. Solches und dergleichen viel haben die Propheten euren Vätern aus meinem Befehl fleißig vorgehalten.

Achteten nicht: Sie haben sich meines Wortes nichts angenommen, das ich zu ihnen durch die Propheten geredet habe, sondern haben dasselbe verachtet und sind ihrem eigenen Willen gefolgt. [Darum sollen wir nicht allen Exempeln unserer Voreltern folgen, sondern nur allein denen, die mit dem Wort Gottes übereinstimmen und richtig sind].

5. Wo sind nun eure Väter und die Propheten? Leben sie auch noch?

Propheten: Welche euch von lauter Glück geweissagt. Denn es hatten eure Väter auch falsche Propheten, welche die Abgötterei handhabten und meinen Propheten widersprachen, verhießen auch euren Vätern alle Sicherheit und Wohlfahrt und solche hörten eure Väter gerne.

Leben: Sind nicht eure Väter und Propheten entweder durch der Chaldäer Schwert erwürgt worden oder im Elend zu Babel, nach viel ausgestandenem Unglück, endlich dahin gestorben? [Wir sollen aber anderer Leute Unglück uns wohl vorbilden und vielmehr durch derselben als durch unseren Schaden klug werden].

6. Ist es nicht also, dass meine Worte und meine Rechte, die ich durch meine Knechte, die Propheten, Gebote, haben eure Väter getroffen, dass sie sich haben müssen kehren und sagen: Gleichwie der Herr Zebaoth vorhatte, uns zu tun, danach wir gingen und taten, also hat er uns auch getan?

Getroffen: Dass sie in all solches Unglück geraten sind, wie ich es ihnen zuvor habe weissagen lassen. [Denn Gottes Drohungen sind nicht vergebliche Schreckworte oder Scheuenbutzen].

Kehren: In sich selber gehen und eines besseren sich bedenken.

Getan: Dies ist ihr freies Bekenntnis gewesen, dass sie endlich gesagt: Wir bekennen, dass wir mit unserem gottlosen Wesen Gottes gerechten Zorn aufgebracht haben. Darum er auch nach unserem Verdienst uns richtig gestraft hat und müssen wir ihm das Lob der Gerechtigkeit und Wahrheit geben. Solches Bekenntnis habe ich mit meiner Strafe von euren Voreltern erzwungen, spricht der Herr, darum seht ihr jetzt zu, dass ihr mit eurem Ungehorsam mich nicht wiederum erbittert und ich vielmehr ein Beispiel meiner Gerechtigkeit und strengen Gerichts als meiner Barmherzigkeit und Güte sehen lassen muss. [Solche herzlichen und väterlichen Erinnerungen lehren uns, dass Gott an unserem Unglück kein Gefallen habe, sondern viel lieber wolle, dass wir der Sünden Strafe durch wahre Buße entgehen].

7. Im vierundzwanzigsten Tage des elften Monden, welcher ist der Mond Sebat, im anderen Jahr (des Königs) Darius, geschah das Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, dem Propheten und sprach:

Elften Monden: Der zum Teil mit unserem Januar, zum Teil auch mit dem März übereinstimmt.

Geschah: Das ist: Gott hat dem Propheten seinen Willen in einem Gesichte erklärt, welches Sacharja der Obrigkeit und dem Volk später erzählt hat. Es wurde aber durch das folgende Gesicht zu verstehen gegeben, dass Gott dem jüdischen Volk Friede und Ruhe verschaffen würde, damit sie den Tempel wieder aufbauen könnten, und wird dazu auch die wieder Erbauung der Stadt Jerusalem versprochen, welche später von Nehemia ins Werk gerichtet wurde, da er die Mauern wiederum aufgebaut und die Tore zugerichtet und befestigt hat, da sonst zuvor die Stadt einem Dorf, als einer Stadt viel ähnlicher war {Neh 3v4 v6}.

8. Ich sah bei der Nacht und siehe, ein Mann saß auf einem roten Pferde und er hielt unter den Myrten in der Aue; und hinter ihm waren rote, braune und weiße Pferde.

Nacht: Da es bei und um mich her stille und ruhig war, kam mir folgendes Gesicht vor.

Hinter ihm: Als hinter ihrem Hauptmann, welcher der Sohn Gottes gewesen, der das himmlische Heer führt zur Beschützung seiner Kirche {Jos 5}, wie er denn später der Herr oder Jehova genannt wird.

Pferde: Die auch ihre Reiter hatten, so darauf gesessen.

9. Und ich sprach: Mein Herr, wer sind diese? Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Ich will dir zeigen, wer diese sind.

Engel: Der auf dem roten Pferde saß. [Und wird der Sohn Gottes hier, wie auch an anderen mehr Orten der Heiligen Schrift, ein Engel genannt, nicht, dass er eine engelische Natur habe, sondern dieweil er vom Vater sollte gesandt werden zur Erlösung des menschlichen Geschlechts].

10. Und der Mann, der unter den Myrten hielt, antwortete und sprach: Diese sind, die der Herr ausgesandt hat, das Land zu durchziehen.

Mann: Nämlich eben der Sohn Gottes, der in menschlicher Gestalt mir erschienen war und mit mir redete.

Myrten hielt: Auf dem roten Pferde und am selben Ort stille blieb.

Durchziehen: Als wollte er sprechen: Dies ist Gottes Reiterei und sein riesiger Zug, darüber ich der oberste Feldherr bin, und hat uns Gott der Herr ausgesandt in die Welt, dass wir dem Wüten und Toben der Völker wehren sollen und Frieden machen, damit die Heiden wider das Volk Gottes nicht Wüterei treiben. [Denn gleichwie bisweilen eine Obrigkeit eine streifende Rotte ausschickt, die das ganze Land durchziehen, damit der Räuberei gewehrt und den Einwohnern, wie auch hin und wieder reisenden Personen, Sicherheit verschafft werde. Also schickt Gott seine Engel aus, unter denen der Sohn Gottes der Heerführer ist, dass sie der Kirche Ruhe verschaffen].

11. Sie aber antworteten dem Engel des Herrn, der unter den Myrten hielt und sprachen: Wir sind durch das Land gezogen; und siehe, alle Länder sitzen stille.

Antworten: Nämlich die himmlische Reiterei gab ihrem Obersten oder Feldherrn, dem Sohn Gottes, folgenden Bericht.

Sitzen stille: Es ist überall gute Ruhe und haben wir so viel ausgerichtet, das alle Einwohner auf der Erde, besonders aber in den benachbarten Ländern, friedlich sind, darum darf sich das Volk Gottes keiner Unruhe besorgen, dadurch es in Erbauung des Tempels möchte gehindert werden. Befiehlt deswegen Gott seiner Kirche Vorsorge auch den Engeln, welcher oberster Hauptmann oder Heerführer der Sohn Gottes ist. Denn die Engel sind dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit {Hebr 1}. Und werden durch die Engel viele blutige Anschläge der Feinde Gottes hinterhalten, damit unterdes die Kirche Gottes recht angerichtet, bestellt und erbaut werde. Die roten Pferde bedeuten, dass die Engel bereit sind, Rache zu üben wider die, so die Kirche Gottes betrüben: Die braunen und weißen Pferde geben zu verstehen, dass durch der Engel Dienst die Kirche zu Ehren gebracht und erfreut werde: Dass die Engel mit den Pferden unter den Myrten erscheinen, wird damit angezeigt, dass Gott durch ihr Zutun der Kirche Schatten gebe, darunter sie von den Trübsalen ein wenig sich wiederum erhole].

12. Da antwortete der Engel des Herrn und sprach: Herr Zebaoth, wie lange willst du denn dich nicht erbarmen über Jerusalem und über die Städte Judas, über welche du zornig bist gewesen diese siebzig Jahre?

Da: Das vorige Gesicht war darauf angesehen, dass die Juden dadurch gereizt würden, in ihrem Vorhaben tapfer fortzufahren und den Tempel zu bauen: Was aber jetzt folgt, geht dahin, damit das jüdische Volk merkte, wie Gott verschaffen würde, dass auch die Mauern und Tore der Stadt Jerusalem sollten wieder aufgerichtet werden und also nicht mehr wie ein großes Dorf aussehen, sondern zu einer festen Stadt werde.

Engel: Der auf dem roten Pferde saß, unter den Myrten.

Jerusalem: Dass ihre Mauern und Tore wieder erbaut werden.

Siebzig Jahre: Denn so lange hat die Babylonische Gefangenschaft gedauert und stecken die Juden auch noch jetzt in großen Beschwernissen und Gefährlichkeiten, weil noch viele Städte im Lande Juda allerdings wüste und unerbaut liegen. Darum so erzeige deine Gnade etwas völliger an ihnen, denn du bist nunmehr lange genug ein harter Vater gegen sie gewesen.

13. Und der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, freundliche Worte und tröstliche Worte.

Freundliche: Das ist: Gott der Vater hat seinem eingeborenen Sohn, der für das Volk gebeten, eine ganz gute Antwort gegeben, die voller Trostes gewesen, wie solches bald später folgen wird. [Es hat aber der Sohn Gottes immer gebeten und bittet noch heutigentags auch für seine Kirche den himmlischen Vater {Röm 8}].

14. Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Predige und sprich: So spricht der Herr Zebaoth: Ich habe sehr geeifert über Jerusalem und Zion;

Predige: Nämlich deinem Volk, von der gnädigen Antwort Gottes des himmlischen Vaters.

Geeifert: Dass ich meine Kirche und mein Volk hart gezüchtigt habe, weil sie mich mit ihrem geistlichen Ehebruch zum Zorn gereizt. Aber jetzt habe ich den Zorn fallen lassen.

Zion: Den Berg zu Jerusalem, darauf vorzeiten das Schloss und der Tempel gestanden.

15. aber ich bin sehr zornig über die stolzen Heiden; denn ich war nur ein wenig zornig, sie aber helfen zum Verderben {Sach 8v2}.

Heiden: Welche mein Volk bisher mit großem Übermut heftig geplagt haben. [Denn gleichwie die Eltern im Herzen entbrannt werden, wenn sie sehen, dass man ihren Kindern Schmach anlegt. Also wird Gott mit gerechtem Zorn entzündet, wenn er sieht, dass man mit seinen Kindern schändlich umgeht].

Wenig zornig: Über mein Volk, welches an mir gesündigt hatte, darum ich es durch dieselben Heiden, welche ich dazu gebraucht, züchtigen wolle.

Verderben: Sie haben sich mit allem Fleiß dahin bemüht, dass sie meines Volkes Elend mehrten und wenn sie könnten, es ganz und gar vertilgten. [Denn wenn Gott über seine Kirche zürnt, so will er sie züchtigen, auf dass sie gebessert, aber nicht vertilgt werden. Darum, gleichwie ein Vater seinen Sohn zwar dem Schulmeister übergibt, nicht allem, dass er ihn lehre und unterrichte, sondern auch, wenn es die Not erheischt, denselben züchtige. Wenn aber der Schulmeister sich vielmehr als ein Henker gegen ihm erzeigen wollte, so würde solches dem Vater, wie richtig, sehr übel gefallen, dieweil er seinen Sohn keinem Henker, sondern einem Schulmeister übergeben: Also übergibt zwar Gott seine Kirche anderen Völkern, dass sie dieselben züchtigen. Wenn sie aber die Maße gar zu sehr überschreiten, so schüttet Gott all seinen Zorn über solche Völker aus].

16. Darum so spricht der Herr: Ich will mich wieder zu Jerusalem kehren mit Barmherzigkeit und mein Haus soll darin gebaut werden, spricht der Herr Zebaoth; dazu soll die Zimmerschnur in Jerusalem gezogen werden.

Kehren: Und will mein Volk wiederum zu Gnaden aufnehmen.

Gebaut: Ich will den Bau meines Tempels helfen und befördern und bei ihnen wohnen, dass sie meine gegenwärtige Gnade und Güte in der Tat spüren sollen.

Gezogen: Das ist: Die Mauern und Tore der Stadt sollen wieder erbaut werden. Denn welche Mauern aufbauen, die haben eine Schnur, damit sie abmessen, dass die Mauer gerade in die Höhe aufgebaut werde. [Solches ist nach etlichen Jahren erfüllt worden, da Nehemia es beim Könige Artaxerxe ausbrachte, dass er die Mauern und Tor der Stadt Jerusalem wieder bauen möchte {Neh 2}, welches er auch angefangen ins Werk zu richten, {Neh 3} und hat es vollendet {Neh 6}. Denn nach dem der Tempel ausgebaut gewesen, hat Gott auch die Stadt befestigen lassen. Also wenn zuerst der Kirchenstand recht angerichtet wird, so bestätigt auch Gott später das weltliche Regiment, welches alsdann der Kirche Unterschlupf gibt].

17. Und predige weiter und sprich: So spricht der Herr Zebaoth: Es soll meinen Städten wieder wohlgehen und der Herr wird Zion wieder trösten und wird Jerusalem wieder erwählen.

Weiter: Denn der Engel, welcher der Sohn Gottes war, begehrt seiner Kirche des israelitischen Volkes noch weiter zu trösten.

Erwählen: Denn gleichwie Gott sein Volk vor der Zeit um ihrer großen und schweren Sünden willen mit mancherlei großem und schwerem Unglück hat lassen überfallen und es sehr betrübt, auch etlichermaßen verstoßen hat. Also wird er jetzt dasselbe Volk mit vielen und großen Guttaten begaben, dass es große Städte bauen und sie mit Einwohnern besetzen wird: Dazu wird Gott die Israeliten mit Freude und Wonne überschütten und von den vorigen Trübsalen wunderbar erquicken, auch besonders die Stadt Jerusalem zu schützen und zu erhalten aufnehmen. [Denn wenn Gott seine Kinder gezüchtigt hat, so spricht er ihnen wiederum väterlich und freundlich zu und was er ihnen zuvor genommen, das gibt er ihnen reichlich und überflüssig wieder].

18. Und ich hob meine Augen auf und sah und siehe, da waren vier Hörner.

Und: Folgt ein anderes Gesicht, welches auch zum Trost des Volkes Gottes angesehen war.

Hörner: Durch die Hörner werden in den biblischen Schriften die Reiche und Herrschaften dieser Welt verstanden und vorgebildet von wegen ihrer Gewalt, die sie haben, zu der Untertanen Schutz, gleichwie die Hörner der Tiere Waffen sind. [Gleichwie aber sie manchen mit den Hörnern stoßen der ihnen keine Ursache gebe. Also erregen bisweilen Könige und Fürsten unnötige Kriege].

19. Und ich sprach zum Engel, der mit mir redete: Wer sind diese? Er sprach zu mir: Es sind die Hörner, die Juda samt dem Israel und Jerusalem zerstreut haben.

Sind diese: Was bedeuten solche Hörner, die ich sehe?

Zerstreut: Das ist: Die Hörner bedeuten eben dieselben Königreiche, gegen alle vier Orte der Welt, welche das Volk Israel bisher geplagt haben, unter denen etliche auch als das assyrische und Chaldäische, die Israeliten ganz und gar aus ihrem Lande vertrieben und ins Elend verstoßen. Denn die Israeliten hatten gegen den Niedergang die Philister, gegen Mittag, die Ägypter und Edomiter, gegen dem Morgen die Moabiter und gegen Mitternacht die Assyrer und Chaldäer. [Es sind aber die weltlichen Königreiche nicht darum von Gott eingesetzt, dass sie die Kirche plagen, sondern dass sie die selbige schützen und ihr Unterschlupf geben sollen].

20. Und der Herr zeigte mir vier Schmiede.

Herr: Nämlich der Sohn Gott es, der zuvor ein Engel genannt wurde und auf dem roten Pferde sitzend, im Gesicht dem Propheten vorgekommen war.

Schmiede: Mit ihren Werkzeugen, als Hammer und dergleichen, gerüstet.

21. Da sprach ich: Was wollen die machen? Er sprach: Die Hörner, die Juda so zerstreut haben, dass niemand sein Haupt hat mögen aufheben, dieselben abzuschrecken, sind diese kommen, dass sie die Hörner der Heiden abstoßen, welche das Horn haben über das Land Juda gehoben, dasselbe zu zerstreuen.

Diese kommen: Nämlich die vier Schmiede sind vier mächtige Engel, von Gott gesandt, dass sie den Bau des Tempels befördern und die Heiden, welche dem Volk Gottes feind sind, abschrecken, sie auch mit der Zeit ganz vertilgen, weil sie das Volk Gottes geplagt haben. [Denn Gott schickt seine Engel, dass sie die Geschäfte unseres Berufes helfen und befördern und die Hindernisse, so der Satan einwirft, aus dem Wege räumen. So sind auch die Engel Rächer der Unbilligkeit, welche die Kirche von den Feinden Gottes erlitten hat].


Das 2. Kapitel

  • Die Gesichte und Weissagungen, so in diesem Kapitel stehen, sind dahin angesehen, damit das Volk wüsste, wie Gott den Bau des Tempels nicht allein befördern, sondern auch die Stadt Jerusalem, ja die Kirche Gottes erweitern und schützen würde, v. 1.
  • So wird auch etwas von Christo voller Trostes mit eingemengt, v. 10.

1. Und ich hob meine Augen auf und sah und siehe, ein Mann hatte eine Messschnur in der Hand.

Messschnur: Wie denn dergleichen Messschnüre die zu benutzen pflegen, welche etwas bauen, dass sie die Länge und Breite eines Orts damit abmessen. Und wurden vorzeiten in Abmessung eines Dinges mehr die Schnüre als Ruten gebraucht. Der Mann aber, der dem Propheten erschienen, ist der Sohn Gottes gewesen, welcher in menschlicher Gestalt sich hat sehen lassen.

2. Und ich sprach: Wo gehst du hin? Er aber sprach zu mir: Dass ich Jerusalem messe und sehe, wie lange und weit sie sein soll.

Sein soll: [Denn Gott weiß und bestimmt, wie weit und breit die Kirche Gottes soll fort gepflanzt werden].

3. Und siehe, der Engel, der mit mir redete, ging heraus. Und ein anderer Engel ging heraus ihm entgegen

Heraus: Mit seiner Messschnur ging er seines Weges fort, dahin er begehrte.

Entgegen: Dass er aufwartete und verrichtete, was der Sohn Gottes ihm befehlen würde.

4. und sprach zu ihm: Lauf hin und sage diesem Knaben und sprich: Jerusalem wird bewohnt werden ohne Mauern vor großer Menge der Menschen und Viehs, so darin sein wird.

Menge: Denn es werden so viel Menschen und Vieh in der Stadt sein, dass sie in einer Stadt, die mit Mauern umgeben wäre, nicht wohnen könnten. [Dies muss man von der Kirche Gottes verstehen, welche viel weiter in der Welt ausgebreitet ist, denn dass sie mit einer Stadt könnte umfangen und begriffen werden, wenn sie gleich größer wäre, als Babel].

5. Und ich will, spricht der Herr, eine feurige Mauer umher sein und will darin sein und will mich herrlich darin erzeigen.

Feurige Mauer: Denn da jemand vorwenden möchte, weil die Stadt so weit sein wird, dass man sie mit Mauern nicht umfassen kann, wie wird sie denn vor der Feinde Anlauf können gesichert sein? Darauf gibt der Sohn Gottes zur Antwort: Ich will die Feinde davon abtreiben und sie schützen, gleichwie ich den Propheten Elisa geschützt habe in dem Städtlein Dothan, da ihn die Syrer gedachten ums Leben zu bringen und deshalb derselbige Stadt belagert hatten. Da aber Gott dem Diener des Propheten die Augen geöffnet, hat er gesehen, wie der Berg vor dem Städtlein voller feuriger Rosse und Wagen um Elisa her gewesen {2Sam 6}. Daher die Syrer demselben Städtlein keinen Schaden zufügen können, weil es mit einem engelischen Heer als mit einer Mauer umgeben war. [Denn Jesus Christus ist der Beschirmer seiner Kirche und wird kein Haar von unserem Haupt fallen ohne seinen Willen. Es wird auch die Kirche und alle ihre Glieder keine Kreatur scheiden können von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu unserem Herrn {Röm 8}].

Erzeigen: Ich will meine Majestät und Herrlichkeit in derselben Stadt sehen lassen, spricht der Sohn Gottes. [Denn obwohl Christus im Stande seiner Erniedrigung seine Majestät den mehreren Teil verborgen gehalten, so hat er doch derselbe zu Jerusalem und an anderen Orten durch seine herrlichen Wunderwerke oft lassen hervorblicken, besonders aber, da er am Pfingsttage den Heiligen Geist über die Apostel ausgegossen hat. Und heutigentags, da er zu der Rechten des Vaters sitzt, ist er bei seiner Kirche dennoch gegenwärtig alle Tage, bis an der Welt Ende {Mt 28}, erhält, regiert und beschützt sie wunderlich, dass die Majestät des Sohnes Gottes in der Regierung und Beschützung seiner Kirche nicht weniger hervorleuchtet, als wenn er solche Wunderzeichen tat, wie er vorzeiten zu Jerusalem und in Judäa und Galiläa getan hat].

6. Hui! Hui! Flieht aus dem Mitternachtslande! Spricht der Herr; denn ich hab euch in die vier Winde unter dem Himmel zerstreut, spricht der Herr.

Hui: Jetzt ermahnt der Prophet die Israeliten, dass sie aus Babel sollen hinweg fliehen, weil noch ihrer viel darin geblieben waren, welche lieber bei ihrer da angestellten Haushaltung begehrten zu verharren, als wieder in ihr Vaterland zu kommen. Eigentlich aber davon zu reden, so sieht der Prophet weiter hinaus und ermahnt die Christen, dass sie aus dem Reich des Antichristen fliehen sollen. Denn Babel ist ein Vorbild der antichristlichen Tyrannei, welcher wider die Leiber und Gewissen wütet.

Zerstreut: Aber jetzt begehre ich euch wieder zu sammeln und in euer Vaterland zu bringen, dass ihr der Freiheit darin genießen sollt, darum seht zu, dass der Mangel jetzt nicht an euch sei.

7. Hui, Zion, die du wohnst bei der Tochter Babel, entrinne!

Zion: Du Kirche des lebendigen Gottes. [Obwohl nun heutigentags auch unter der Tyrannei des römischen Papstes noch eine Kirche ist, ja auch in der Stadt Rom ohne allen Zweifel etliche rechtschaffene Christen sind. Weil der Antichrist im Tempel Gottes sitzt {2Thes 2}. Jedoch so sehen sich die am allerbesten vor, welche nicht allein des Antichristen Irrtümer und gottloses Wesen verwerfen und verdammen, sondern auch mit ihrem Personal samt Habe und Gütern davon ziehen und an den Orten sich niederlassen und Unterschlupf suchen, da es ihnen frei zugelassen ist, dass sie die reine Lehre des Evangeliums hören und die Sakramente gebrauchen mögen, wie sie von Christo selber eingesetzt wurden].

8. Denn so spricht der Herr Zebaoth: Er hat mich gesandt nach der Ehre zu den Heiden, die euch beraubt haben; ihre Macht hat ein Ende. Wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an {5Mos 32v10 Ps 17v8}.

Herr Zebaoth: Nämlich Jesus Christus, der Sohn Gottes, welcher auch der Herr der Heerscharen ist.

Heiden: Dass ich sie durch mein Evangelium in meine und eure Gewalt bringe und sie sich der Kirche Gottes unterwürfig machen.

Augapfel: [So große Sorge trägt der himmlische Vater für seine Kirche, dass er ihre Unbilligkeit, die ihr zugefügt wird, als seine eigene achtet und als ob jemand ihm seinen Augapfel verletzt hätte].

9. Denn siehe, ich will meine Hand über sie weben, dass sie sollen ein Raub werden denen, die ihnen gedient haben, dass ihr sollt erfahren, dass mich der Herr Zebaoth gesandt hat.

Raub werden: Das ist: Die zuvor mit Gewalt über euch geherrscht haben, von denen werdet ihr großen Nutzen empfangen, als wenn sie eure leibeigenen Leute wären. [Dies ist erfüllt worden, da die Heiden in großer Anzahl sich zu Christo bekehrt und der Kirche Christi mit ihrem Dienst und Gütern behilflich gewesen sind. Dessen den in der Apostel Geschichten und in der Kirche Historie viele Beispiele gefunden werden. Denn die Heiden, welche zuvor über die Juden stolz geherrscht hatten, haben später den Juden, so sich zu Christo bekehrt, alle Freundschaft und guten Willen erzeigt, als ob sie ihre Knechte und Raub gewesen wären].

Gesandt hat: [Denn der wunderbare Fortgang des gepredigten Evangeliums lehrt, dass Jesus von Nazareth sei der ewige Sohn Gottes, von Gott dem Vater in diese Welt gesandt, das menschliche Geschlecht zu erlösen. Denn wie viele tausend mächtiger Heiden sind allein durch die Predigt des Evangeliums Christo, dem Sohn Gottes und des Menschen, unterwürfig gemacht worden, welches keine menschlichen Kräfte, auch nicht die allergrößte Marter und Pein von dem Glauben Christi abwenden und wieder zurückbringen können].

10. Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr.

Herr: Der Sohn Gottes, Jehova, spricht: Ich will sichtbarlich und greiflich unter euch wandeln, dass ihr mich sehen und hören werdet und wenn ich nach vollbrachtem Amt der Erlösung gen Himmel fahren werde, so will ich dennoch unsichtbarerweise bei euch sein bis an den Jüngsten Tag. [Denn wer Christus auf der Erde gesehen hat, der hat recht sagen können, dass er Gott den Herrn Zebaoth gesehen, weil Christus Gott und Mensch in einer Person ist. Und ob er wohl gen Himmel gefahren, so hat er doch versprochen, dass er bei uns sein wolle alle Tage, bis zu der Welt Ende {Mt 28}].

11. Und sollen zu der Zeit viele Heiden zum Herrn getan werden und sollen mein Volk sein; und ich will bei dir wohnen, dass du sollst erfahren, dass mich der Herr Zebaoth zu dir gesandt hat.

Getan: Dass sie sich zu Christo bekehren, das Evangelium mit Glauben annehmen und die Abgötterei samt anderen Sünden fahren lassen.

Mein Volk: Also dass kein Unterschied mehr unter den Juden und Heiden zur selbigen Zeit sein wird, sondern es wird aus beiden eine Kirche versammelt werden.

Wohnen: Denn Christus wohnt mit dem Vater und Heiligem Geiste in den Gläubigen, regiert und erhält sie, dass sie nicht verloren werden, nach dem Spruch: Wer mich liebt, der wird meine Worte halten und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen {Joh 14}. Und Paulus sagt: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? So jemand den Tempel Gottes verderbe, den wird Gott verderben {1Kor 3}.

Gesandt hat: Nämlich: Mein himmlischer Vater, damit ich das menschliche Geschlecht vom ewigen Tode erlöse. [Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn selig werde].

12. Und der Herr wird Juda erben für sein Teil in dem Heiligen Lande und wird Jerusalem wieder erwählen.

Und: Dies sind wiederum des Propheten Worte. Will aber so viel sagen: Der Herr Jesus Christus wird sein Volk, das im gelobten Lande durch das Predigtamt des Evangeliums zu ihm sich bekehrt, als ein stattliches Erbteil besitzen. [Denn gleichwie die Fürsten und große Herren von ihren Voreltern die Besitzung der Länder und Völker zur Erbschaft empfangen. Also hat der König Christus seine Kirche zum Erbe erworben, die er auch liebt, versorgt und erhält].

13. Alles Fleisch sei stille vor dem Herrn; denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Stätte.

Aufgemacht: Nämlich der Sohn Gottes hat sich gerüstet, dass er menschliche Natur an sich nehme und das menschliche Geschlecht erlöse. Darum weit hinweg mit aller menschlichen Gerechtigkeit, dass sich keines Menschen Fleiß oder Mühe etwas vermerken lasse, damit sie das Leben und die Seligkeit außer diesem Mittler suchen. [Denn das Gesetz nimmt dem Menschen den Ruhm der wahren Gerechtigkeit, damit wir unsere Gerechtigkeit allein in Christo suchen. Wir wissen, (spricht der Apostel Paulus) dass, was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, auf dass aller Mund verstopft werde und alle Welt Gott schuldig sei, darum, dass kein Fleisch durch des Gesetzes Werke vor ihm gerecht sein mag (Römer 3)].


Das 3. Kapitel

  • Das Gesicht, so in diesem Kapitel beschrieben wird, lehrt, wie Gott den Hohepriester Josua besonders lieb habe, welches Trostes er ohne allen Zweifel damals zum höchsten benötigt gewesen, auf das er wider alle Hindernisse beherzt würde und mit dem Bau des Tempels tapfer fortführe, v. 1.
  • Es ist aber auch an dem Gesicht eine Weissagung gehängt von Christo und von seinem Leiden und Guttaten, wie wir an seinem Ort hören werden, v. 8.

1. Und mir wurde gezeigt der Hohepriester Josua, stehend vor dem Engel des Herrn; und der Satan stand zu seiner Rechten, dass er ihm widerstünde.

Engel: Nämlich vor dem Sohn Gottes, der einstmals ein Engel und den wiederum der Herr oder Jehova genannt wird.

Widerstünde: Denn der Satan begehrte den Hohepriester zu verklagen, als der um seiner Sünden willen nicht wert wäre, dass er dem Priesteramt vorstünde und den Tempel baute: Unterstand sich also des Hohepriesters gottseliges Vorhaben zu hindern. [Denn der Satan klagt uns an vor Gott Tag, und Nacht und untersteht sich uns in unserem Beruf zu hindern. Aber Gott spricht uns los {Röm 8}. Und wehrt des Teufels Hinterlist].

2. Und der Herr sprach zu dem Satan: Der Herr schelte dich, du Satan; ja, der Herr schelte dich, der Jerusalem erwählt hat! Ist dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer errettet ist?

Erwählt hat: Also hat der Sohn Gottes dem Teufel gewünscht, dass der himmlische Vater ihn verfluche, sein Vorhaben hindere und in die Hölle verstoße, dieweil er, so viel an ihm, die Wiedererbauung des Tempels und der Stadt Jerusalem verhindere, welche doch Gott der himmlische Vater liebe und zu dem Ende erhalte, dass in derselben Stadt der Sohn Gottes des Mittlers Amt verrichte und das menschliche Geschlecht vom ewigen Tode erlöse. Als wollte der Sohn Gottes sagen: Dass dich Gott strafe, du verdammter Geist, Jerusalem und der Tempel soll dennoch gebaut werden und solltest du rasend darüber werden.

Errettet: Und du verdammter Geist kommst und will ihn allererst verklagen, mit dem doch richtig jedermann ein Mitleiden haben soll von wegen seines großen Unfalls, den er in der Gefangenschaft zu Babel erlitten hat, daraus er kaum entkommen, da sonst viele andere darin zugrunde gegangen sind. [Denn Gott errettet die seinen aus den Trübsalen und bewahrt sie vor dem Untergang, dass sie wie ein Brand aus dem Feuer und Verderben gerissen werden und nimmt die Anklagen des Satans wider die bußfertigen Sünder nicht an].

3. Und Josua hatte unreine Kleider an und stand vor dem Engel,

Unreine Kleider: Denn weil man nicht leugnen konnte, dass der Hohepriester vor Gott ein Sünder wäre und aber ihn Gott nichtsdestoweniger losspricht, so wird solches beides in diesem Gesicht ganz artig abgemalt und zu verstehen gegeben. [Und sind unsere Sünden gleichwie ein unflätiges hässliches Kleid, welches uns vor dem Angesicht Gottes und seiner heiligen Engel verstellt].

4. welcher antwortete und sprach zu denen, die vor ihm standen: Tut die unreinen Kleider von ihm! Und er sprach zu ihm: Siehe, ich habe deine Sünde von dir genommen und habe dich mit Feierkleidern angezogen.

Standen: Nämlich zu den anderen Engeln, die ihm als dem Sohn Gottes auf den Dienst warteten.

Von ihm: Welchem Befehl man also bald nachgekommen ist.

Genommen: Es sind dir alle deine Sünden verziehen, dass sie dir nicht mehr sollen zugerechnet werden.

Feierkleidern: Welche sauber, hübsch und zierlich sind, wie man auf die Feiertage zu gebrauchen pflegt. [Durch die saubere Kleidung wurde bedeutet der Verdienst Christi, damit wir, als mit dem allerköstlichsten Kleid, vor Gottes Gericht bestehen können].

5. Und er sprach: Setzt einen reinen Hut auf sein Haupt! Und sie setzten einen reinen Hut auf sein Haupt und zogen ihm Kleider an und der Engel des Herrn stand da.

Hut: Wie die Priester zu tragen pflegen. Damit zu verstehen gegeben wurde, dass ihm Gott das Priestertum bestätigte, ob er wohl von dem Satan hart verklagt wurde.

Stand da: Und sah den Hohepriester mit Lust und Freuden an, weil ihm seine Sünden verziehen waren. [Denn der Herr Jesus Christus und die Engel im Himmel freuen sich über einen Sünder, der Buße tut und mit Gott wiederum versöhnt wird {Lk 15}].

6. Und der Engel des Herrn bezeugte Josua und sprach:

7. So spricht der Herr Zebaoth: Wirst du in meinen Wegen wandeln und meiner Hut warten, so sollst du regieren mein Haus und meine Höfe bewahren; und ich will dir geben von diesen, die hier stehen, dass sie dich geleiten sollen.

Wandeln: Dass du bei der rechten Religion beständig beharrst und dein Leben nach der Richtschnur meiner Gebote anstellst.

Warten: Dass du die levitischen Zeremonien fleißig in Acht hast und dem Priesteramt gebührlich abwartest.

Regieren: Dass du als ein Hohepriester in meinem Volk, welches gleichsam mein Personal ist, in schweren und wichtigen Sachen das Urteil fällst, welcher Sachen Entscheidung dem Hohepriester des levitischen Priestertums zusteht.

Bewahren: Dass du mit großer Würdigkeit und hohem Ansehen das Amt eines Hohepriesters in meinem Tempel verwaltest. [Denn Gott bestätigt die in ihrem Amt, welche ihm ihre treuen Dienste leisten. Aber die untreuen und fahrlässigen Arbeiter setzt er ab und stößt sie herunter von ihrem Stuhl].

Geleiten: Das ist: Ich will dir die Engel zu Gefährten zuordnen, welche dich beschützen. [Denn Gott gibt den frommen Leuten die Engel zu Hütern zu {Ps 34}, besonders aber den treuen Kirchendienern, wie hier aus diesen Worten zu sehen].

Nach Luther: Engel behüten und leiten die Frommen, besonders die Priester und Lehrer.

8. Höre zu, Josua, du Hohepriester, du und deine Freunde, die vor dir wohnen; denn sie sind eitel Wunder. Denn siehe, ich will meinen Knecht Zemah kommen lassen {Sach 6v12}.

Höre: Folgt eine Weissagung von Christo und redet der Engel, als der Sohn Gottes, von sich selbst, als von einer anderen Person, welches in der Heiligen Schrift nicht seltsam ist.

Eitel Wunder: Denn dass du und die deinen von Gott unter so viel und mancherlei Gefahr und wider alle listigen Anläufe des Teufels zu Babel und bisher im Lande Kanaan seid erhalten worden, ist ein besonderes großes Wunderwerk und ungewöhnliches Ding. [Und erhält Gott die seinen wunderlich. Welche Guttat Gottes (will er sagen) ihr mit dankbarem Herzen erkennen sollt und mir mit Fleiß aufmerken, weil ich von hohen und großwichtigen Sachen mit euch reden will].

Denn siehe: Also spricht Gott der Herr, mein himmlischer Vater, dessen Bote ich jetzt bin.

Meinen Knecht: Jesum Christus, dass er mir in dieser Welt diene, zur Erlösung des menschlichen Geschlechts. Denn er auf der Erde Knechtsgestalt an sich nehmen wird, bis er das Amt eines Erlösers verrichtet hat.

Zemah: Das ist ein Gewächs. [Denn Christus wird ein Gewächs genannt, weil er nach seiner Menschheit aus dem königlichen Geschlecht Davids des Sohnes Isai hergekommen und ein wahrer Mensch ist, daher Jeremias spricht: Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David ein gerecht Gewächs erwecken will und soll ein König sein, der wohl regieren wird {Jer 23 33}].

9. Denn siehe, auf dem einzigen Stein, den ich vor Josua gelegt habe, sollen sieben Augen sein. Aber siehe, ich will ihn aushauen, spricht der Herr Zebaoth und will die Sünde desgleichen Landes wegnehmen auf einen Tag.

Sieben Augen: Das ist, über den Sohn des Menschen als Erlöser des menschlichen Geschlechts, welcher der Eckstein ist, darauf die ganze Kirche besteht, den auch Josua, als der Hohepriester und Vorbild Christi, erkennt und an ihn glaubt, will ich meinen Geist ausgießen ohne Maß, auf dass er mit siebenfältigen Gaben des Heiligen Geistes geziert, seiner Kirche aufs allerbeste, weiseste und glücklichste vorstehen könne, weil er so ein scharfes Gesicht hat und gar wohl sehen kann. [Denn Christo als einem Menschen sind alle Gaben des Heiligen Geistes aufs allerreichlichste mitgeteilt worden {Joh 3}. Davon auch der Prophet Jesaja sagt: Es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isai und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen, auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn {Jes 11}. Dieser unser Heiland hat ein ganz scharfes Gesicht und ist mächtig genug, dass er uns von allem Übel erlöse].

Aushauen: Das ist: Ich will seinen Titel zum ewigen Gedächtnis lassen graben oder verzeichnen. [Welche Weissagung damals erfüllt wurde, als aus göttlichem Eingeben Pilatus den Titel über dem Kreuz Christi verzeichnen lassen, mit diesen Worten: Jesus von Nazareth der Juden König].

Wegnehmen: Das ist: Durch meinen eingeborenen Sohn, wenn er am Kreuz sterben wird, werden die Sünden des israelitischen Volkes, ja auch der ganzen Welt versöhnt werden. [Denn Christus ist die Versöhnung, nicht allein für unsere, sondern auch vor der ganzen Welt Sünde {1Joh 2}].

10. Zu derselben Zeit, spricht der Herr Zebaoth, wird einer den anderen laden unter den Weinstock und unter den Feigenbaum.

Laden: Die Israeliten werden einander freundlich zu Gast laden und in großem Frieden ruhig beisammen leben, dass je einer dem anderen wird begehren Ehre zu erzeigen und alles Gutes zu tun. [Diese verblümte Rede gibt zu verstehen, dass die, so an den Erlöser Christus glauben, im Gewissen Friede mit Gott und Ruhe haben {Röm 5} und dienen solche auch ihrem Nächsten mit allerlei Guttaten, die aus einer rechtschaffenen christlichen Liebe herrühren].


Das 4. Kapitel

  • Das Gesicht, so in diesem Kapitel folgt, ist auch darauf angesehen, dass die Israeliten sollten einen Mut fassen, besonders aber dem Seru Babel und dem Hohepriester Josua zum Trost, auf dass sie den Bau des Tempels zu befördern ihren möglichen Fleiß anwendeten. Denn dadurch zu verstehen gegeben wurde, dass die beide Häupter des Volkes, Seru Babel und Josua der Hohepriester, verschaffen würden, damit die rechte Religion und reine Lehre des Wortes Gottes im Tempel zu Jerusalem im Schwange ginge, dadurch die Menschen erleuchtet werden und die ewige Seligkeit erlangen können. Danach wird auch das Predigtamt des göttlichen Wortes in diesem Gesicht mit der Figur des Leuchters vorgebildet, der dem goldenen Leuchter nicht gar ungleich gewesen, welchen Mose in der Wüste, da die Hütte des Stifts aufgerichtet wurde, hatte machen lassen {2Mos 25}.)

1. Und der Engel, der mit mir redete, kam wieder und weckte mich auf, wie einer vom Schlaf erweckt wird,

Kam wieder: Über eine Zeit nach den vorigen Gesichten, da ist mir ein anderes folgendergestalt vorgekommen.

Schlaf: Das ist: Ich bin verzückt worden, dass mich nicht anderes gedacht, denn ich würde von einem tiefen Schlaf erweckt, sah und hörte, was ich zuvor nicht gesehen noch gehört hatte.

2. und sprach zu mir: Was siehst du? Ich aber sprach: Ich sehe; und siehe, da stand ein Leuchter ganz golden mit einer Schale oben darauf, daran sieben Lampen waren und je sieben Kellen an einer Lampe,

Leuchter: Der Leuchter bedeutet das Predigtamt, darin viele Kirchendiener mit rechter Lehre und gottseligem Wandel als Lichter dem Volk vorleuchten sollen. Es wird aber eine besondere vortreffliche Reinigkeit und große Beständigkeit im Predigtamt gefordert. Gleichwie das Gold das allerreinste Metall ist und ein solches, das auch dem Feuer nicht weicht.

Kellen: Damit man das Öl in die Lampen schütten konnte, welche oben auf dem Leuchter waren. [Gleichwie aber die Lampen mit dem Öl erhalten werden, dass sie nicht verlöschen. Also soll man solche Sachen mit Fleiß verschaffen, die zur Erhaltung des Predigtamts gefordert werden, damit nicht das Licht des göttlichen Wortes einmal eins verlösche].

3. und zwei Ölbäume dabei, einen zur Rechten der Schale, den anderen zur Linken.

4. Und ich antwortete und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Mein Herr, was ist das?

Ist das: Was bedeutet solches Gesicht?

5. Und der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: Weißt du nicht, was das ist? Ich aber sprach: Nein, mein Herr.

Weißt du nicht: Verstehst du nicht, was der Leuchter und die Ölbäume bedeuten?

Nein: Ich verstehe es nicht, sondern begehre von dir die Erklärung dieser Dinge anzuhören.

6. Und er antwortete und sprach zu mir: Das ist das Wort des Herrn von Serubabel: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.

Von Seru Babel: Dies hat Gott mit dem Gesicht von dem Fürsten in Juda wollen zu verstehen geben.

Geschehen: Dass nämlich Seru Babel den Tempel bauen und das Predigtamt des Wortes Gottes und der Sakramente, so durch den goldenen Leuchter vorgebildet wurden, recht anordnen wird, nach dem Gesetz (gleichwie David vorzeiten den Gottesdienst recht und wohl bestellt hatte {1Chr 23 24 26}. Dazu wird sich es keiner äußerlichen Gewalt bedürfen, dass er diejenigen mit einem Kriegsheer und bewaffneter Hand zurückhalte, welche den Tempel und Gottesdienst hassen, sondern Gott der Herr wird ihn und die seinen Schützen und durch seinen Geist ihn und den seinen eine Freudigkeit und Mut machen, auf dass es alles recht, ordentlich und glücklich vonstattengehe und vollendet werde. [Denn das Predigtamt des göttlichen Wortes und das Evangelium Christi wird nicht mit äußerlichen Waffen befördert und fortgepflanzt, sondern mit den Gaben des Heiligen Geistes. Darum, da Gott der Herr die Lehre des Evangeliums durch die Apostel in die ganze Welt ausbreiten wolle, hat er ihnen kein Kriegsheer zugegeben, darüber sie als Hauptleute und Obersten gesetzt wären und also die Juden und Heiden bestritten und das Evangelium anzunehmen zwingen, sondern hat ihnen am Pfingsttage den Heiligen Geist gesandt, durch welchen Erleuchtung und Kraft sie mit großem Nutzen hin und wieder lehrten].

7. Wer bist du, du großer Berg, der doch vor Serubabel eine Ebene sein muss? Und er soll aufführen den ersten Stein, dass man rufen wird: Glück zu, Glück zu!

Großer Berg: Denn Seru Babel meint nicht anderes, als habe er einen großen und hohen Berg vor sich, indem er den Tempel baut und den Gottesdienst wieder anrichtet. Und denkt ihn der Berg so hoch zu sein, dass er nicht darüber kommen könne, besonders, wenn er daran gedenkt, was große Hindernisse unter dem Könige Cambyse eingefallen sind: Aber ich (spricht Gott) will es alles fein und richtig machen, dass der hohe Berg soll eben werden und was schwer ist, leicht werden. [Mit diesem Spruch sollen wir uns auch trösten, sooft in unserem Beruf uns eine schwere Sache vorkommt, da wir meinen, wir werden sie nicht hinausführen können: Und sollen uns gute Hoffnung machen, Gott werde solche Berge lasse eben werden. Denn der Satan malt einem Menschen oft große Beschwernisse vor, besonders Fürsten und Herren oder Obrigkeiten, wenn sie die Religion reformieren und recht anstellen wollen. Aber wir sollen auf Gottes Hilfe trauen, der verwirrten Sachen leicht herauswickeln und die Hindernisse aus dem Wege räumen kann].

Glück zu: Gott wolle seine Gnade geben (werden die Israeliten sprechen), dass dies angefangene Werk glücklich vollendet werde. [Es sind aber der gottseligen Wünsche kräftige Gebete].

8. Und es geschah zu mir das Wort des Herrn und sprach:

9. Die Hände Serubabels haben dies Haus gegründet, seine Hände sollen es auch vollenden, dass ihr erfahrt, dass mich der Herr zu euch gesandt hat.

Hände Seru Babel: Denn er und der Hohepriester Josua haben zugleich samt dem Volk den Grund am Tempel gelegt, im anderen Jahr nach ihrer Wiederkunft aus der babyloschen Gefangenschaft {Esra 3}.

Vollenden: Er wird es dahin richten und verschaffen, dass der Bau des Tempels in kurzer Zeit und noch bei seinen Lebzeiten, während seiner Regierung vollführt und zu Ende gebracht werde.

Ihr erfahrt: Nämlich: Ihr Israeliten werdet aus der Erfüllung meiner Weissagungen erkennen, dass ich von allem, so ich zu euch geredet, nichts von mir selber erdichtet oder aus meinem Kopf erdacht habe. [Und zwar bestätigt die Erfüllung der Weissagungen das Ansehen der prophetischen Schriften].

10. Denn wer ist, der diese geringen Tage verachtet, darin man doch sich wird freuen und sehen das zinnerne Maß in Serubabels Hand, mit den sieben, welche sind des Herrn Augen, die das ganze Land durchziehen?

Verachtet: Es soll niemand den geringen Anfang des Gebäudes am Tempel sich lassen so ganz schlecht vorkommen.

Freuen: Dass der Bau so glücklich vonstattengehen wird.

Zinnen Maß: (Nach Luther) Richtscheit oder Bleiholz, denn es soll das Gebäude durch Serubabel vonstattengehen, wo und wie er es angriffe, wenn es gleich allen Heiden leid wäre.

Hand: Denn der Fürst wird selbst mit zugreifen, zuzeiten die Bleiwaage in die Hand nehmen und sehen, ob das Gebäude eben und aufrecht sei. [Denn wenn die Oberen selber fleißig sind und am Werk forttreiben, so geht es glücklich vonstatten. Und sind die Werke des Herrn anfangs gering, aber der Fortgang und das Ende ist wundersam und herrlich].

Augen: Das ist: Die sieben Lampen bedeuten, dass Gott viele treue Lehrer in seiner Kirche erwecken wird und sie dazu gebrauchen, dass sie die Menschen erleuchten sollen. [Denn das Auge (wie auch Christus bezeugt) ist des Leibes Licht, weil es den Leib erleuchtet, dass er durch das Auge sehen kann: Also sind treue Kirchendiener Lampen oder Augen, dadurch Gott den ganzen geistlichen Leib der Kirche erleuchtet. Die siebte Zahl bedeutet die Menge und Vollkommenheit eines Dinges. Es sieht aber der Prophet an diesem Ort nicht allein auf die rechten Lehrer im Volk Israel, so hin und wieder im jüdischen Land das Volk in den Judenschulen lehren sollten, sondern deutet besonders auf die Apostel Christi, als auf die allervollkommensten Lehrer der Kirche, so durch die ganze Welt das Licht des Evangeliums herumtragen würden].

11. Und ich antwortete und sprach zu ihm: Was sind die zwei Ölbäume zur Rechten und zur Linken des Leuchters?

12. Und ich antwortete zum andermal und sprach zu ihm: Was sind die zwei Zweige der Ölbäume, welche stehen bei den zwei goldenen Rinnen des goldenen Leuchters, damit man abbricht oben von dem goldenen Leuchter?

Andermal: Da mir der Engel nicht bald Antwort gab auf meine erste Frage.

13. Und er sprach zu mir: Weißt du nicht, was die sind? Ich aber sprach: Nein, mein Herr.

14. Und er sprach: Es sind die zwei Ölkinder, welche stehen bei dem Herrscher des ganzen Landes.

Ölkinder: Die nämlich mit dem Heiligen Geist gesalbt sind, einer zur Verwaltung des weltlichen Regiments und der andere zum Predigtamt und stehen vor dem Angesicht Gottes des Allmächtigen, vor welchem sie jetzt ihr Amt treulich tun und die ihm auch unser Herr Gott besonders lässt befohlen sein. Werden also durch die beide Ölbäume und Ölzweige verstanden der Fürst des Volkes Gottes Seru Babel und der Hohepriester Josua, welche beide in ihrem Beruf das heilige Amt mit höchstem Fleiß beförderten und sogleich wie fruchtbare Ölbäume waren, die da Öl bringen, damit man das Licht in den Lampen erhält. [Denn wenn eine Obrigkeit darauf sieht, dass die Kirchendiener ihr Amt recht versehen und ihre notdürftige Unterhaltung haben, auch abwehrt, damit das Predigtamt des göttlichen Wortes nicht in Verachtung komme oder mit Füßen getreten werde, besonders aber, wenn die Kirchendiener sich dahin bemühen, dass die Heilige Schrift in Übung sei und man fleißig darin studiere, damit die Kirche Gottes die reine Lehre der Wahrheit zur Genüge und überflüssig habe. Als denn sind beide, die geistlichen und weltlichen, gleichsam zwei fruchtbare Ölbäume vor dem Angesicht Gottes, durch welcher Zutun der Gottesdienst erhalten und auf die Nachkommen fortgepflanzt wird. Als zum Beispiel: Ein frommer Fürst und treuer gelehrter Prediger sind zwei Ölbäume neben dem goldenen Leuchter: Solche Ölbäume werden von Gott dem Herrn versorgt, erhalten und beschützt, weil ihm ihre treuen Dienste gefallen].


Das 5. Kapitel

  • Gott hatte dem Propheten ein Gesicht gezeigt, dadurch die Erhaltung und Fortpflanzung des Gottesdienstes unter dem Fürsten Seru Babel und dem Hohepriester Josua bedeutet wurde. In welchem Gesicht auch der Apostel samt derselbe gottseligen Nachkommen Predigtamt begriffen wird: Jetzt wird mit zwei Gesichten die falsche Lehre abgemalt, welche die Kirche sowohl vor der Zukunft des Messias als nach seiner Himmelfahrt mit der Zeit irremachen würde.

1. Und ich hob meine Augen abermals auf und sah und siehe, es war ein fliegender Brief.

Sah: Nämlich in solcher meiner Verzückung kam mir (will der Prophet sagen) ein neues Gesicht vor.

Fliegender Brief: Der voneinander gewickelt und ausgebreitet war, dass er gleichsam zwischen Himmel und Erde schwebte. Denn bei den Hebräern hatte man vorzeiten keine Bücher gehabt, wie jetziger Zeit bei uns sind, da viele Blätter nacheinander gehen, sondern sie machten die Blätter also aneinander, dass man sie zusammen und denn wiederum voneinander wickeln konnte, inmassen sie noch heutigentags in ihren Synagogen benutzen, darauf das Gesetz Mose geschrieben steht.

Nach Luther: Das sind die Fälscher der Schrift, so die frommen Herzen betrüben und die Bösen loben und heucheln.

2. Und er sprach zu mir: Was siehst du? Ich aber sprach: Ich sehe einen fliegenden Brief, der ist zwanzig Ellen lange und zehn Ellen breit.

3. Und er sprach zu mir: Das ist der Fluch, welcher ausgeht über das ganze Land; denn alle Diebe werden nach diesem Briefe fromm gesprochen und alle Meineidigen werden nach diesem Briefe fromm gesprochen.

Fluch: Nämlich die verfluchte und falsche Lehre. [Denn es wird durch solchen langen und breiten Brief nichts anderes zu verstehen gegeben als die heuchlerische Lehre der Pharisäer und die Menschensatzungen im Papsttum. Welche alle miteinander vor der menschlichen Vernunft ein großes Ansehen haben, als wären sie voller Weisheit und Heiligkeit, davon sie auch ein langes und breites versprechen. Gleichwie aber die Pharisäer und Priester zu der Zeit des Herrn Christi die Heuchler nach ihren Menschensatzungen für fromm urteilten, welche viele und stattliche Opfer brachten, ob sie wohl ihr Leben nicht wahrhaftig besserten, darum sie auch die Diebe und Meineidige lossprachen, wenn dieselben nur reichlich opferten. Also findet man im Papsttum ein langes und breites Register der Menschensatzungen und Gottlosen Meinungen, nach welchen gerecht geschätzt werden die Meineidigen und Diebe, so anderer Leute Güter mit Unrecht an sich ziehen und weder Treue noch Glauben halten, wenn sie nur andächtig Messe halten und zur Erhaltung und Aufrichtung des päpstlichen Gottesdienstes ihre Güter reichlich gaben. Denn da sieht man, wie der römische Papst den Dieben, Räubern, Ehebrechern, Knabenschändern und dergleichen Vergebung der Sünden und die Nachlassung der Pein im Fegefeuer verkauft und werden solche Befreiungen mit vielen Worten auf einen langen und breiten Ablassbrief verzeichnet. Besonders aber sieht man in denselben Ablassbriefen, wie der Papst die Meineidigen absolviert und noch dazu lobt, welche den Ketzern (wie sie es nennen) nicht Glauben halten, sondern wider zugesagte Treu und Glauben, die sie mit einem Eid bestätigt, dieselben jämmerlich erwürgen. Von welcher Leichtfertigkeit der römischen Päpste, so in ihren Ablassbriefen eine lange Zeit und viele Jahr gespürt wurden, endlich ein solches Sprichwort entstanden, dass man gesagt: Wenn einer einen Gurren gen Rom ritte, so könnte er Siegel und Brief herausbringen, dass es ein Hengst wäre).

4. Aber ich will es hervorbringen, spricht der Herr Zebaoth, dass es, soll kommen über das Haus des Diebes und über das Haus derer, die bei meinem Namen fälschlich schwören; und soll bleiben in ihrem Hause und soll es verzehren samt seinem Holz und Steinen.

Aber: Weil die Schmeichler, Heuchler und römische Päpste Diebesgesellen sind, weil sie die Unbußfertigen, Diebe, Meineidige und andere Übeltäter lossprechen und ihnen den Himmel verheißen, so folgt jetzt, wie Gott sowohl die Diebe als Diebesgesellen heimsuchen wolle, dieweil sie gleiche Strafen verdienen.

Hervorbringen: Ans Licht, dass solche Bosheit und Verfälschung der himmlischen Lehre wie auch des Kirche-Regiments der ganzen Welt bekannt werde. [Denn die pharisäische und päpstliche Lehre wird nunmehr auch von den Kindern verachtet und verlacht).

Verzehren: Das ist: Mein gerechter Zorn soll wie ein Feuer angezündet werden und wie eine schreckliche Brunst ihr Haus sogar verzehren, dass nicht nur das Holz, sondern auch die Steine verbrennen sollen. [Es hat aber Gott die falsche pharisäische Lehre und der Pharisäer Heuchelei so gerächt, dass die Stadt Jerusalem mit ihren Einwohnern von den Römern vertilgt wurde. Die römische päpstliche Abgötterei, Trug, Gleisnerei, Verfälschung der apostolischen und prophetischen Lehre, den Jahrmarkt der Ablass und Messen hat Gott bis daher gerächt mit der Tyrannei des Türken, der viele Städte verwüstet und viele Einwohner der Christenheit vertilgt hat. Und mag wohl geschehen, dass noch vor dem Jüngsten Tage Gott der Herr die Stadt Rom selbst mit dem Papst und seinen Heuchlern zugrunde richten wird].

5. Und der Engel, der mit mir redete, ging heraus und sprach zu mir: Hebe deine Augen auf und siehe, was geht da heraus?

Und: Folgt ein anderes Gesicht, hat aber einerlei Bedeutung mit dem vorigen. Denn gleichwie Gott dem Könige Pharao einerlei Sache von sieben fruchtbaren und sieben unfruchtbaren Jahren mit zwei unterschiedlichen Träumen hat zu verstehen gegeben: Also deutet er auch an diesem Ort mit zwei Gesichten auf ein Ding, dass nämlich vor der ersten und anderen Zukunft des Messias die himmlische rechte Lehre werde verfälscht werden.

6. Und ich sprach: Was ist es? Er aber sprach: Ein Epha geht heraus und sprach: Das ist ihre Gestalt im ganzen Lande.

Was ist es: Denn ich kann es von ferne nicht recht erkennen.

Epha: (Nach Luther) Das ist eben, gleichwie oben der Brief zeigt, auch von falschen Lehrern gesagt, welche die Gewissen mit Gesetzen und Rechten messen und scheffeln, aber zuletzt gen Sinear kommen müssen.

Gestalt: Das ist: Dieses Maß des Epha bedeutet die falsche Lehre, welche weit und breit die ganze Welt durchstreifen wird. [Denn durch die Gestalt wird an diesem Ort die Lehre verstanden und wie die Gestalt der Augen ist, also ist auch das Gesicht an einem Menschen: Weil, wenn die Augen verdorben sind, so sieht der Mensch nichts oder doch nichts rechtes. Eben also werden auch die Menschen durch die falsche Lehre entweder ganz geblendet oder urteilen doch in Religionssachen nicht recht. Gleichwie man aber mit dem Epha (oder nach unser Weise zu reden, mit einem Scheffel) pflegt das Korn zu messen. Also misst der römische Papst alles mit seinen Satzungen. Als zum Beispiel: In der Fasten misst er die Tage aus, wie lange man fasten soll, wie viel Pater Noster, Ave Maria und Glauben der hochgelobten Jungfrauen Maria zu einem Rosenkranz gehören und lässt sich nichts ungemessen mit seinen Menschensatzungen, indem er des Menschen ganzes Leben mit besonderen, aber doch unnötigen Gesetzen verfasst und umbeschrieben hat. In gleicher Sünde stecken auch andere falsche Lehrer und Ketzer, welche die göttlichen Geheimnisse nach ihrer Vernunft abmessen: Als, da die Zwinglianer die Macht des Menschen Christi abmessen, was er leisten könne oder nicht. Die Wiedertäufer messen die Gewalt Gottes, wie groß sie sei, ob er den Kindern auch könne den Glauben geben?

7. Und siebe, es schwebte ein Zentner Blei; und da war ein Weib, das saß im Epha.

Blei: Dadurch die Strafe und Unterdrückung der falschen Lehrer vorgebildet wurde.

Weib: Dies Weib deutet auf die falschen Lehrer. [Denn gleichwie das Weib den Mann verführt hat und nicht der Mann das Weib {1Tim 2}. Also verführen auch die falschen Lehrer ihre Zuhörer. Und gleichwie die Weiber holdselig, aber furchtsam sind. Also sind die falschen Lehrer, wenn Gefahr vorhanden ist, ganz verzagt, daneben aber betrügen und verführen sie mit ihren glatten Worten und lieblichen Reden die Einfältigen {Röm 16}].

8. Er aber sprach: Das ist die gottlose Lehre. Und er warf sie in den Epha und warf den Klumpen Blei oben aufs Loch.

Loch: Die falschen Lehrer, welche der gottlosen Lehre Anfänger sind, werden mit solcher ihrer Gottlosen Lehre zu Spott und Schanden und endlich von Gott gestraft und stumm. [Also hat Gott den Arium mit großem Spott und Hohn zuschanden gemacht und verstoßen und ihm sein gotteslästerliches Maul gestopft].

9. Und ich hob meine Augen auf und sah und siehe, zwei Weiber gingen heraus und hatten Flügel, die der Wind trieb; es waren aber Flügel wie Storchenflügel und die führten den Epha zwischen Erde und Himmel.

Und Himmel: Also dass die Weiber, so den Epha geführt, zwischen Himmel und Erde geschwebt. [Welche Weiber auch auf die falschen Lehrer deuten, so sich zusammen verbinden und einander helfen, dass sie die falsche Lehre handhaben. Und ist solche Lehre so ungewiss und zweifelhaft, dass sie weder Himmel noch Erde anrührt. Denn die falsche Lehre kann das Gewissen niemals recht trösten. Und ist dennoch nie keine Lehre so ungereimt gewesen, die nicht ihre Anhänger hatte, derer Zusammenhalten doch keine gottselige Einigkeit mag genannt werden, sondern vielmehr eine Rottierung ist. Die Flügel bedeuten eine Geschwindigkeit und den schnellen Fortgang der falschen Lehre, welche durch Antrieb des bösen Feindes befördert und fortgepflanzt wird. Und haben die falschen Lehrer Storchenflügel, damit sie ihre Irrtümer schnell ausbreiten. Die Storchenflügel aber sind zum Teil weiß, zum Teil schwarz, also haben die falschen Lehrer etwas Gutes und Rechtes, das Übrige aber ist gottlos und zu verwerfen. Denn wenn die falschen Lehrer nicht auch etwas Wahrhaftiges unter ihren falschen Lehren mit untermengten, so würde sie niemand begehren zu hören. Darum ist nie kein Ketzer gewesen, der alle Glaubensartikel durchaus verworfen hätte].

10. Und ich sprach zum Engel, der mit mir redete: Wo führen die den Epha hin?

11. Er aber sprach zu mir: Dass ihm ein Haus gebaut werde im Lande Sinear und bereitet und dort gesetzt werde auf seinen Boden.

Sinear: Das ist: Zu Babel wird ihm ein Ort zur Wohnung gegeben werden, dass er ewig darin bleibe, nämlich bei allen Verdammten und Teufeln in der Hölle. [Denn also beschreibt Johannes in seiner Offenbarung die Stadt Babel oder Babylon: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon die Große und eine Behausung der Teufel geworden und ein Behältnis aller unreinen Geister und ein Behältnis aller unreinen feindseligen Vögel {Apg 18}. Denn der falschen Lehrer ewige Wohnung, sofern sie nicht Buße tun, ist in der Hölle, bei den unsauberen Geistern, welchen sie in diesem Leben mit Verführung der Leute gedient haben. Darum sollen wir Gott bitten, dass er uns mit seinem Heiligen Geiste regiere, damit wir nicht in Religionssachen gefährlich irren oder andere auch verführen].


Das 6. Kapitel

  • . Das erste Gesicht in diesem Kapitel ist den Juden zum Trost geschehen, damit sie am Bau des Tempels tapfer fortführen, weil ihnen der Engel Schutz dabei verheißen wird. Und hat dies Gesicht einerlei Deutung mit dem, das im ersten Kapitel zu Anfang steht. Denn weil die Juden von vielen Völkern angefeindet wurden, bedurften sie auch vielfältigen Trosts, v. 1.
  • Das anderer Gesicht oder vielmehr Offenbarung, lehrt von dem Messias, dass er ein Priester und König sei und durch die Lehre des Evangeliums nicht allein die Juden, sondern auch die Heiden in seine Kirche versammelt werden, v. 9.

1. Und ich hob meine Augen abermals auf und sah und siehe, da waren vier Wagen, die gingen zwischen zwei Bergen hervor; dieselben Berge aber waren ehern.

Wagen: Man muss aber hier solche Wagen verstehen, wie man vorzeiten in Kriegen gebraucht, darauf Kriegsleute gesessen und davon gestritten.

Ähren: Die beiden ehernen Berge haben erstlich den Berg Morija bedeutet, darauf der Tempel gebaut wurde und denn den Berg Zion, darauf das königliche Schloss des Königs Davids gestanden war. Es hatte aber Gott verheißen, dass er auf dem Berg Morija wollte gegenwärtig sein und gleichsam seine Wohnung in dem Tempel darin haben {1Sam 8}. Und werden die Berge Ähren genannt, damit anzuzeigen, dass Gott sowohl das Priestertum, als die weltliche Regierung bestätigen wolle, damit sie wider der Feinde Anläufe tapfer bestehen könnten.

2. Am ersten Wagen waren rote Rosse; am anderen Wagen waren schwarze Rosse;

3. am dritten Wagen waren weiße Rosse; am vierten Wagen waren scheckige starke Rosse.

Scheckige: Durch die mancherlei Farben der Pferde werden der Engel mancherlei Kräfte und unterschiedliche Wirkungen vorgebildet, damit sie der Feinde Wüten wider die Kirche steuern und die Kirche unterdes Ruhe haben möge. Die rote Farbe bedeutet blutige Sachen, die schwarze traurige, die weiße fröhliche, die scheckige gemengte Dinge. Denn die Engel wissen, mit was Sachen sie der Menschen Gemüter aufhalten und gleichsam anderswo hinwenden sollen, damit sie die Gedanken von der Kirche Verfolgung fahren lassen. [Denn Gott verschafft durch den Dienst der Engel seiner Kirche Frieden und Ruhe, welche auf himmlische Weise gewappnet sind und vor der Kirche Wohlfahrt Wacht halten].

4. Und ich antwortete und sprach zum Engel, der mit mir redete: Mein Herr, wer sind diese?

5. Der Engel antwortete und sprach zu mir: Es sind die vier Winde unter dem Himmel, die hervorkommen, dass sie treten vor den Herrscher aller Lande.

Winde: Das ist: Himmlische Geister und die vornehmsten Engel, so von Gott ausgesandt werden in die vier Orte der Welt, auf dass sie den Juden Sicherheit und Ruhe verschaffen in allen benachbarten Ländern und Königreichen. Denn man muss hier solche Wagen und Rosse verstehen, wie der Prophet Elisa und sein Diener gesehen haben {2Sam 6}, nämlich ein engelisches Heer, denn die Engel werden Winde genannt {Ps 104}.

Herrscher: Auf welches Befehl sie warten und sind bereit, denselben zu vollstrecken.

6. An dem die schwarzen Rosse waren, die gingen gegen Mitternacht und die weißen gingen ihnen nach; aber die scheckigen gingen gegen Mittag.

Mitternacht: Auf der Chaldäer und Perser Land zu.

Ihnen nach: Also dass eine doppelte Kriegsmacht gegen Mitternacht zog, weil da ein großer Schutz vonnöten war, von wegen desgleichen Monarchen großer Gewalt, daher die Juden desto mehr Gefahr sich besorgten. Denn obwohl der König Darius den Israeliten und ihrer Religion wohl gewogen war, also dass er auch zu dem Bau des Tempels und Wiederaufrichtung des Gottesdienstes aus seiner Schatzkammer eine Steuer reichen ließ. So waren doch sonst in Persien viele Gewaltige, besonders zu Hofe, die den Juden feind waren und nichts Lieberes gesehen hätten, denn dass sie zugrunde vertilgt werden. [Wo aber die größte Gefahr der Kirche zu vermuten ist, da setzt auch Gott der Herr einen starken Schutz entgegen.]

Mittag: Zu der Edomiter und Ägypter Land.

7. Die Starken gingen und zogen um, dass sie alle Lande durchzögen. Und er sprach: Geht hin und zieht durch das Land! Und sie zogen durch das Land.

Alle Lande: Nicht nur gegen einen Ort der Welt, sondern hin und wieder, wo man ihrer bedurfte. [Denn es wird von den stärksten Pferden gesagt, dass sie durch alle Lande ziehen, weil Gott überall seinen Engeln wunderbare Kraft gibt zur Beschützung seiner Kirche].

8. Und er rief mich und redete mit mir und sprach: Siehe, die gegen Mitternacht ziehen, machen meinen Geist ruhen im Lande gegen Mitternacht.

Ruhen: Das ist: Sie werden abwehren, dass mein Zorn von Mitternacht her durch die Chaldäer nicht mehr wider euch wüte. Denn ich habe etliche Male die mitnächtigen Völker, als Assyrer und Chaldäer, wider euch aufgebracht und sie gereizt, dass sie euch plagen und betrüben sollten, welches künftig nicht geschehen soll, weil mein Geist im Himmel ruhig sein wird. [Denn Gott verstößt sein Volk nicht ewig: Und ob er sich wohl eine Zeit lang von ihnen entzieht, so wird er sich doch ihrer wieder erbarmen, nach seiner großen Barmherzigkeit, in Klageliedern {Jer 3}].

9. Und des Herrn Wort geschah zu mir und sprach:

Und: Folgt jetzt eine andere prophetische Offenbarung von dem Messias und seinem Königreich und Priestertum.

10. Nimm von den Gefangenen, nämlich von Heldai und von Tobia und von Jedaja und komm du desgleichen Tages und gehe in Josia, des Sohnes Zephanjas, Haus, welche von Babel gekommen sind.

Gefangenen: Die aus Babel wiedergekommen sind.

Haus: Dass du darin machen lässt, was ich dir gebieten werde. Ich halte es aber dafür, dass dieser Josia ein Goldschmied gewesen sei, die anderen aber hier benannten, die reichsten unter den Juden und vor anderen die freigiebigsten gewesen.

11. Nimm aber Silber und Gold und mache Kronen und setze sie auf das Haupt Josuas, des Hohepriesters, des Sohnes Jozadaks.

Mache: Lass sie machen oder bestelle, dass sie gemacht werden.

Josua: Der in diesem Gesicht ein Vorbild Jesu Christi, unseres Hohepriesters war. [Es bedeuten aber die Kronen die beiden vornehmsten Ämter und Ehrenstände des Königreichs und Priestertums in Jesu Christo]. Denn es trugen die Könige Kronen und hatten die Hohepriester im Alten Testament an der Stirn ein goldenes Stirnblatt von dem besten Gold {2Mos 28}, welches anstatt einer Krone war.

12. Und sprich zu ihm: So spricht der Herr Zebaoth: Siehe, es ist ein Mann, der heißt Zemah; denn unter ihm wird es wachsen; und er wird bauen des Herrn Tempel {Sach 3v8}.

Zu ihm: Nämlich zum Josua, dem Sohn Jozadak, welcher ein Vorbild Christi war.

Zehma: Das ist: Ein Gewächs, und zwar ein gerechtes Gewächs: Denn also wird der Messias in den Schriften der Propheten genannt {Jer 23 33}. [Es wird aber Christus darum ein Gewächs genannt, dieweil er aus dem Stamm David und desselben Vaters Isai, menschliche Natur an sich genommen und in der Wahrheit gewachsen und zugenommen hat, an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen {Lk 2}].

Nach Luther: Zehma heißt ein Gewächs und ist eine Weissagung von Christo, der durch Josua und Serubabel bedeutet ist.

Wachsen: Das ist: Unter seinem Regiment und Schutz wird die Kirche wachsen, blühen und fortgepflanzt werden.

13. Ja, den Tempel des Herrn wird er bauen und wird den Schmuck tragen und wird sitzen und herrschen auf seinem Thron, wird auch Priester sein auf seinem Thron; und wird Friede sein zwischen den beiden.

Bauen: Denn Christus baut durch die Guttat seines Verdienstes und durch das Predigtamt des Evangeliums Gott dem Herrn einen geistlichen Tempel, nämlich eine heilige christliche Kirche, darin Gott mit seiner Gnade und Güte wohnt, die Auserwählten regiert und zum ewigen Leben erhält {Eph 2}.

Tragen: Er wird in einem herrlichen Amtskleide und Ornat des Hohepriesters einhergehen. Mit welchen Worten gesehen wird auf die Kleidung des Hohepriesters, welche beschrieben steht {2Mos 28}. [Es hat aber ein solcher priesterliches Amtskleid bedeutet die Gaben des Heiligen Geistes, damit Christus nach seiner Menschheit begabt ist vor allen anderen Menschen {Joh 3 Ps 45}].

Herrschen: Als ein geistlicher König. [Denn Christus regiert, schützt und verteidigt die seinen als ein König, damit sie niemand scheiden könne von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn {Röm 8}. So hat er auch alle und die höchste Gewalt im Himmel und auf der Erde {Mt 28}. Darum können die Feinde nicht ihres Gefallens wider seine Kirche wüten].

Priester sein: Denn Christus ist zugleich König und Priester. Und ob er wohl nach der Erlösung des menschlichen Geschlechts sein priesterliches Amt verrichtet hat. Jedoch so sitzt er also auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, dass er für uns bittet. Denn also spricht der Apostel Paulus: Christus Jesus, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferstanden ist und sitzt zur Rechten Gottes und vertritt uns {Röm 8}.

Friede sein: Das ist: Christus wird seine Anschläge dahin richten, dass er zwischen Gott und dem menschlichen Geschlecht Friede mache. [Denn wenn wir sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Friede mit Gott {Röm 5}].

14. Und die Kronen sollen dem Helem, Tobia, Jedaja und Hen, dem Sohne Zephanjas, zum Gedächtnis sein im Tempel des Herrn.

Helem: Der zuvor Heldai genannt wurde, denn es haben viel Juden zwei Namen gehabt.

Hen: Der zuvor Josia geheißen.

Gedächtnis: Denn dieweil diese Zierden und goldenen Kleinode im Tempel neben der heiligen Kleidung des Hohepriesters aufbehalten werden, so wird auch zugleich ihr Gedächtnis bleiben, dass sie aus gottseliger Freigiebigkeit und mit besonderem Fleiß den Gottesdienst geziert haben. [Welche deswegen dem Predigtamt des göttlichen Wortes mit ihrer Freigiebigkeit helfen, die machen sich einen besseren Namen und größeres Ansehen, als wenn sie feste Städte erobern und eine große Menge Volk in der Schlacht darnieder legen].

15. Und werden kommen von ferne, die am Tempel des Herrn bauen werden. Da werdet ihr erfahren, dass mich der Herr Zebaoth zu euch gesandt hat. Und das soll geschehen, so ihr gehorchen werdet der Stimme des Herrn, eures Gottes.

Bauen werden: Das ist: Es werden auch die Heiden aus fernen Orten zum Bau des Tempels helfen. Denn es wendet sich der Prophet mit diesen Worten wiederum zu dem geistlichen Bau des Tempels, der durch Christus geschehen soll, nachdem er zuvor mit wenigen Worten von etlicher Israeliten Freigiebigkeit und Fleiß zu ihrem Lobe etwas neben zu mit eingeführt hatte. [Es hat aber die Kirche Christi sehr zugenommen und ist viel größer, auch weiter ausgebreitet worden, als sie zuvor gewesen, da die Heiden den christlichen Glauben angenommen. So haben auch die bekehrten Heiden ihren Fleiß und Reichtum reichlich hingestreckt zur Beförderung des Predigtamts, damit das Evangelium in der ganzen Welt hin und wieder ausgebreitet würde. Ja es haben die Heiden, so mit der Zeit zu der israelitischen Religion eine Anmutung bekommen, auch von der Geburt Christi, wahrhaftig mit ihrer Freigiebigkeit den Tempel zu Jerusalem begabt und geziert].

Gesandt: Und wird es der Ausgang bezeugen, dass ich nichts von diesen Sachen, die ich euch vorgehalten habe, aus meinem Kopf erdacht. [Denn die Erfüllung der Weissagungen bekräftigt auch noch heutzutage der Propheten Schriften].

Gehorchen: Wenn ihr werdet Gott dem Herrn willigen Gehorsam leisten, so wird er vieler Leute Herzen zu euch wenden, das sie euch gewogen werden und auch zu dieses äußerlichen Tempels Bau mit ihrer Freigiebigkeit helfen. Und hat zwar der König Darius befohlen, dass man von seinem Kammergut, nämlich von den Einkommen des Königreichs, so jenseits des Flusses Euphratis in der Nachbarschaft des jüdischen Landes fielen, zum Bau des Tempels steuern sollten {Esra 6}. [Denn wenn die Kirche Gott recht ehrt und ihm angemessen dient, so lenkt er der Leute Herzen wiederum dahin, dass sie die Kirche lieben und ihr behilflich sind].


Das 7. Kapitel

  • Es waren auch etliche Juden zu Babel geblieben, besonders die eines ziemlichen Vermögens gewesen, weil sie mit einer neuen Reise und Änderung ihren Sitz, ihrer Güter und Haushaltung nicht wollten in die Schanze schlagen. Sie hatten aber aus eigener Willkür ein besonders Fasten zu Babel angestellt, dabei sie sich zu der Zerstörung der Stadt Jerusalem und anderer ihrer Unfälle erinnerten und desto inbrünstiger beteten um Erlösung aus der Gefangenschaft und Wiederaufbau der Stadt und des Tempels. Da nun der Bau des Tempels seinen Fortgang gewann, schickten die Juden zu Babel ihre Gesandten, dass sie zu Jerusalem Gott den Herrn anrufen sollten, um der Juden Wohlfahrt und zugleich von den Priestern und Propheten verkündigten, ob sie solches Fasten noch weiter halten müssten oder aber dasselbe dürften unterwegen lassen, weil es mit der Juden Sache nunmehr ein besseres Ansehen bekommen hatte. Aber Gott lässt ihnen einen ernstlichen Verweis geben, dass sie die äußerlichen Übungen, welche sie selber erdacht, zu halten so sorgfältig wären, daneben aber die Besserung ihres Lebens aus der acht ließen, und heißt sie auf ihrer Voreltern Beispiel sehen, welche auch ihre Menschensatzungen höher gehalten, als die Gebote Gottes und deshalb schwer gestraft wurden.

1. Und es geschah im vierten Jahr des Königs Darius, dass des Herrn Wort geschah zu Sacharja, am vierten Tage des neunten Monden, welcher heißt Chisleu,

Geschah: Das ist: Gott offenbarte dem Propheten seinen Willen von einer Sache, deshalb man Nachfrage hatte.

Chisleu: Der zum Teil in unserem Wintermonat, zum Teil in unserem Christmonat fällt.

2. da Sarezer und Regem-Melech samt ihren Leuten sandten in das Haus Gottes, zu bitten vor dem Herrn,

Sandten: Dies ist die Ursache, welche zu der folgenden göttlichen Weissagung des Propheten Anlass gegeben, weil etliche der reichsten Juden, so noch zu Babel wohnten, mit ihren Anhängern, eine Botschaft ins jüdische Land abgefertigt hatten.

Zu bitten: Dass Gott den übrigen Jammer seines Volkes zu Babel auch abwenden wollte. Aber warum sind nicht viel mehr sie selber gen Jerusalem gekommen, auf dass sie da ihr Gebet verrichteten? Denn Gott hatte versprochen, dass er zu Jerusalem vornehmlich des israelitischen Volkes Gebet erhören wollte {1Sam 8}. Warum sind sie nicht mit ihrem ganzen Personal von Babel aufgebrochen und ins jüdische Land gezogen, weil ihnen solches Zutun von den Königen in Persien erlaubt waren. Denn ob es wohl nicht übel angesehen war, dass etliche Juden am persischen Hofe blieben, die für des jüdischen Volkes Wohlfahrt wachten, so war es doch nicht nötig, dass ihrer so viele im Lande der Chaldäer sich aufhielten. [Darum, indem die Juden ihre Gesandten aus Babel schicken, dass die im jüdischen Land für sie bitten sollen, haben sie es eben gemacht wie die Katholiken, welche Mönche und Nonnen oder Betschwestern, ums Gelddingen, dass sie für sie beten, fasten und keusch sein sollen, da hingegen sie selbst ihrem Mutwillen nachhängen und in Unzucht leben. Und haben getan wie jene Bauern, welche den Pfarrherr und Messner, von des ganzen Fleckens wegen, ins Wildbad schickten].

3. und ließen sagen den Priestern, die da waren um das Haus des Herrn Zebaoth und zu den Propheten: Muss ich auch noch weinen im fünften Monden und mich enthalten, wie ich solches getan habe nun etliche Jahre?

Fünften Monden: In dem vorzeiten der Tempel zu Jerusalem verbrannt und die Stadt Jerusalem zerstört wurde.

Enthalten: Dass ich nach der Nazarener oder Verlobten Brauch die selbigen Tage über, wenn ich faste, vom Wein und Anregung solcher Sachen, die man für unrein schätzt, mich enthalten müsse? Aus welchen Worten man abnehmen kann, dass die Juden zu Babel auf gewisse Tage im fünften Monden gefastet haben und die Zerstörung der Stadt und des Tempels beweint, auch vom Wein sich enthalten und der Nazarener Satzungen die selbigen Tage über gehalten. Welches Fasten aber Gott nicht geboten hatte. [So gar ein verkehrtes Ding ist es um das menschliche Herz, dass es an denen Gottesdiensten und Übungen, die von den Menschen erdacht wurden, viel ein größeres Gefallen hat, als dass es Gottes Gebote halten sollte. Ja, es lässt diese aus der acht und hält die anderen abergläubischerweise mit großer Andacht].

4. Und des Herrn Zebaoth Wort geschah zu mir und sprach:

Sprach: Über der Juden vorgelegte Frage.

5. Sage allem Volk im Lande und den Priestern und sprich: Da ihr fastetet und Leid trugt im fünften und siebten Monden diese siebzig Jahre lange, habt ihr mir so gefastet {Sach 8v19}?

Allem Volk: Nicht nur den Abgesandten von Babel allein, sondern auch jedermann. Denn es bedarf das ganze Volk dieser Erinnerung, dass du ihnen meine Meinung anzeigst.

Fünften: Dass ihr das Gedächtnis von der Zerstörung der Stadt und des Tempels begingt.

Siebten: In welchem Gedalja erschlagen wurde, den Nebukad Nezar im jüdischen Land bleiben lassen, dass er die übrigen Juden da regieren und schützen sollte.

Mir: Habe ich es auch jemals von euch begehrt oder habt ihr mir jemals einen Dienst damit erzeigt? Darum erkenne ich solch euer Fasten und Weinen für keinen Gottesdienst, weil ich es nicht geboten noch euch vorgeschrieben habe: Und geht es mich nichts an, ihr habt die selbigen Tage gefastet oder gegessen und getrunken: Wer es euch geheißen oder euch darum gebeten hat, der lohne euch. [Denn ob es wohl an sich selbst nicht Sünde ist, dass man eine leibliche Übung auf sich nehme. Jedoch, wenn es für einen Gottesdienst gehalten wird, so hat Gott ein Missfallen daran. Denn mit Menschensatzungen wird Gott vergeblich geehrt {Mt 15}].

6. Oder da ihr aßt und trankt, habt ihr nicht für euch selbst gegessen und getrunken?

7. Ist es nicht das, welches der Herr predigen ließ durch die vorigen Propheten, da Jerusalem bewohnt war, und hatte die Fülle samt ihren Städten umher und Leute wohnten beide gegen Mittag und in Gründen?

Predigen ließ: Hat nicht Gott solchen Aberglauben des jüdischen Volkes vorzeiten durch die Propheten in ihren Predigten ernstlich und scharf genug strafen lassen? Dass ihr nämlich zu euren Aufsätzen so große Lust habt und unterdes die Gebote des Herrn eures Gottes aus der acht lasst?

Bewohnt: Ehe die Chaldäer die Stadt zerstörten.

Fülle: Da es doch wohl stand um das Volk Israel, hat euch solches aufs Ernstlichste beweisen lassen, dass ihr eure Satzungen mehr in Acht hättet als seine Gebote. Weil ihr aber solche Warnungen Gottes verachtet habt, so seid ihr auch gebührlich darum gestraft worden. [Denn Gott ist allewege einerlei gesinnt und lässt die Verachtung seiner Gebote nicht ungerächt].

8. Und des Herrn Wort geschah zu Sacharja und sprach:

Und: Jetzt lässt Gott der Herr den Juden durch den Propheten anzeigen, womit sie ihm ihren Gehorsam beweisen und erklären sollen, dass es ihm angenehme sei.

9. So spricht der Herr Zebaoth: Richtet recht und ein jeglicher beweise an seinem Bruder Güte und Barmherzigkeit;

Richtet recht: Die ihr im Stande der Obrigkeit gesetzt wurdet und Richter seid, handhabt die Gerechtigkeit und fällt rechte Urteile, ohne Ansehen der Person, tut nichts aus Zuneigung einziger Freundschaft oder Feindschaft und lasst euch nicht mit Geschenken bestechen. [Denn Gott hat Acht darauf, wie die Gerechtigkeit gehandhabt wird und will, dass man die streitigen Sachen recht und gebührlich entscheide. Geschieht aber das Widerspiel, so zürnt er heftig darüber und straft es ernstlich {Ps 82}].

Barmherzigkeit: Ein jeglicher habe aus wahrer Liebe und herzlicher gottseliger Zuneigung ein Mitleiden mit seinem Nächsten, wenn es ihm übel geht, und sei ihm mit Rat und Tat nach seinem Vermögen behilflich. [Denn die Werke der Liebe, so aus einem gottseligen Herzen her fließen und dem Nächsten erzeigt werden, sind Gott so angenehm, als wenn sie ihm selber geschehen wären {Mt 25}].

10. und tut nicht Unrecht den Witwen, Waisen, Fremdlingen und Armen; und denke keiner wider seinen Bruder etwas Arges in seinem Herzen {Jer 5v28}.

Nicht Unrecht: [Denn Gott sorgt für die elenden Personen und will das Unrecht, so man ihnen antut, nicht ungestraft lassen].

Herzen: Es nehme sich einer nichts Böses in den Sinn wider seinen Nächsten. [Denn Gott kennt aller Menschen Gedanken und hat ein Gräuel an denen, die äußerlich sich freundlich stellen oder doch den Hass verbergen, daneben aber im Herzen dahin trachten, wie sie dem Nächsten, welchem sie feind sind, schaden mögen]. Wenn ihr solches tätet, (Will der Herr sagen) so wäre mir es viel angenehmer, als wenn ihr selbsterwählten Fasten und ein freiwilliges Leid auf euch nehmt. [Es fordert aber Gott die Werke der anderen Tafel darum, weil daraus gespürt wird, ob eine wahre Gottseligkeit in den Menschen sei. Denn die Heuchler halten die äußerlichen Zeremonien der ersten Tafel, lassen aber unter des die Liebe gegen dem Nächsten aus der acht. Daher sie überzeugt werden, dass sie gottlos sind. Denn es steht geschrieben: Wenn jemand sagt, ich liebe Gott und (aber unterdes) seinen Bruder hasst, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht {1Joh 4}?].

11. Aber sie wollten nicht aufmerken und kehrten mir den Rücken zu und verstockten ihre Ohren, dass sie nicht hörten,

Nicht aufmerken: Auf das Wort des Herrn, das eure Voreltern die Werke aus reinem und gottseligem Herzen getan hätten, welche er ihnen gebot und durch die vorigen Propheten ihnen zeitlich genug vorpredigen ließ.

Rücken zu: Sie wandten sich, wie Abtrünnige und Mamelucken, von meinem Wort und Geboten ab, wie die bösen und ungehorsamen Kinder tun, welche den Eltern, wenn sie mit ihnen reden, den Rücken kehren und hinweggehen, das sie dieselben nur nicht hören. [Eine solche widerspenstige Abwendung von Gott ist vor Gott dem Herrn ein großer Gräuel].

Verstockten: Sie hatten so dicke Ohren, dass sie meine Worte nicht wollten zu Herzen fassen.

12. und stellten ihre Herzen wie einen Demant, dass sie nicht hörten das Gesetz und Worte, welche der Herr Zebaoth sandte in seinem Geiste durch die vorigen Propheten, daher so großer Zorn vom Herrn Zebaoth gekommen ist.

Demant: So ganz hart, dass es nicht zu erweichen war.

Geist: Denn obwohl Gott durch seinen Heiligen Geist Propheten erweckte und erleuchtete, die das Volk zu dem Gesetz Mose wiesen und ermahnten, dass sie dasselbe halten sollten und des Volkes Sünden straften, auch zur Buße lockten und Vergebung der Sünden um des Messias willen verhießen, so waren sie doch so verstockt, dass sie alle heilsamen Warnungen in den Wind schlugen und ebenso wenig erweicht wurden als ein Demant, der unter den Edelsteinen der allerhärteste ist. [Denn eines Menschen Herz ist von Natur so ganz verdorben, dass, wo es nicht von Gott geändert wird, es dem Worte Gottes, von sich selber nie weicht].

Gekommen ist: Dass er seinen gerechten Zorn über das jüdische Volk ausgeschüttet hat.

13. Und ist also ergangen: Gleichwie gepredigt wurde und sie nicht hörten, so wollte ich auch nicht hören, da sie riefen, spricht der Herr Zebaoth.

Ergangen: [Denn Gott bleibt wahrhaftig, sowohl in seinen Drohungen als in seinen Verheißungen).

Nicht hören: [Denn wenn die Menschen Gottes Warnungen und Drohungen lange verachten, bis die schweren göttlichen Strafen hereinfallen. So erhört Gott später unser Gebet auch nicht bald, wenn wir um Abwendung der Strafen ihn anrufen. Und weil wir ihn nicht hören wollen, da er in seinem Wort mit uns redet und später das Wasser über die Körbe geht, so lässt er uns die Sporen auch wohl vertiefen, ehe er uns Audienz gibt und eine willfährige Antwort widerfahren lässt].

14. Also hab ich sie zerstreut unter alle Heiden, die sie nicht kennen und ist das Land hinter ihnen wüst geblieben, dass niemand darin wandelt noch wohnt und ist das edle Land zur Wüstung gemacht.

Zerstreut: Und gleichsam als mit einem großen Sturmwind und Wetter hinweggerafft.

Wüste blieben: Nachdem sie ins Elend weggeführt und verstoßen wurden.

Wüstung gemacht: Das ist: Sie haben es mit ihren Sünden und gottlosen Wesen dahin gebracht, dass das herrliche und fruchtbare Land, welches wie ein Paradies zuvor gewesen war, allerdings verwüstet wurde und unerbaut blieb. [Denn Gott übersieht es seiner Kirche nicht, wenn sie sündigt. Und werden um des Volkes Sünde willen die lustigen Länder verwüstet und zur Einöde gemacht].


Das 8. Kapitel

  • In diesem Kapitel tröstet Gott sein Volk und verheißt, er wolle verschaffen, dass der rechte Gottesdienst zu Jerusalem im Tempel wiederum soll im Schwange gehen und ihr Regiment im Frieden und Ruhe sehr zunehmen. Mengt auch etwas vom Reich Christi und vom Beruf der Heiden mit unter. Welches alles vom Propheten aus Gottes Befehl darum vorgebracht wurde, auf dass die Israeliten desto freudiger wären, den Tempel Gottes zu verfertigen. Und ist dies Kapitel gleichsam ein Beschluss aller vorigen Ermahnungen, damit das Volk den Tempel wieder aufzubauen angemahnt wurden.

1. Und des Herrn Wort geschah zu mir und sprach:

2. So spricht der Herr Zebaoth: Ich habe über Zion fast sehr geeifert und habe in großem Zorn über sie geeifert {Sach 1v15}.

Zebaoth: Das ist: Der Heerscharen, weil ihm alle Kreaturen dienen und gleichsam unter ihm zu Felde liegen.

Zion: Das ist: Über die Stadt Jerusalem und über die jüdische Kirche.

Geeifert: Weil sie mit falschen Gottesdiensten als mit einem geistlichen Ehebruch und anderen Lastern mich heftig erzürnt hatten, gleichwie ein Mann mit einem Eifer entzündet wird über seines Weibes Ehebruch. Darum hab ich in solchem gemeinen gerechten Eifer sie müssen strafen. [Denn Gott kann seiner Kirche Übertretungen nicht lange übersehen, sondern das Gericht fängt vom Hause Gottes an {1Petr 4}].

3. So spricht der Herr: Ich kehre mich wieder zu Zion und will zu Jerusalem wohnen, dass Jerusalem soll eine Stadt der Wahrheit heißen und der Berg des Herrn Zebaoth ein Berg der Heiligkeit.

Mich wieder: Gleichwie ich zuvor, da ich über meines Volkes Sünden zornig war, mein Angesicht von ihnen abwandte und sie in den Strafen stecken ließ. Also will ich mich jetzt und mit Gnaden wiederum zu meiner Kirche wenden, dass ich ihr helfe und Rat schaffe. [Denn nach der Strafe erbarmt sich Gott seiner bußfertigen Kirche wiederum väterlich und mit Gnaden].

Wohnen: Dass ich dieser Stadt gegenwärtig Gutes tun will und die Israeliten, als meine Hausgenossen, väterlich versorgen, ihnen auch allerlei leibliche und geistliche Guttaten mitteilen. [Denn obwohl Gott überall gegenwärtig ist, weil er Himmel und Erde erfüllt {Jer 23}. So sagt man doch von ihm, dass er da wohne, wo sein Wort lauter und rein gepredigt wird und da er seine Guttaten, besonders die geistlichen, über sein Volk ausschüttet].

Der Wahrheit: Das ist: Sie wird deshalb berühmt sein, weil die Wahrheit der himmlischen Lehre darin gepredigt wird. [Denn es kann kein größerer Ruhm einem Ort widerfahren, als wenn das Wort Gottes darin recht gelehrt wird].

Heiligkeit: Das ist: Er wird deshalb berühmt sein, weil der heilige und rechte Gottesdienst darauf im Schwange geht. [Denn dies ist die höchste Majestät und der größte Schmuck des Tempels, wenn der rechte Gottesdienst darin verrichtet wird, obgleich nicht alles mit Gold und Edelsteinen hervorschimmert].

4. So spricht der Herr Zebaoth: Es sollen noch weiter wohnen in den Gassen zu Jerusalem alte Männer und Weiber und die an Stecken gehen vor großem Alter.

Stecken gehen: [Es ist aber ein hohes Alter, besonders wenn es noch bei ziemlichen Leibeskräften ist, ein Segen Gottes. Und können alte Leute, weil sie viele Sachen erfahren, den Jungen mit Rat nützlich beistehen].

5. Und der Stadt Gassen sollen sein voll Kindlein und Mädchen, die auf ihren Gassen spielen.

Spielen: In der Stadt Jerusalem: Da wird man eine große Menge der jungen Kinder auf den Gassen sehen hin und wieder laufen und ihre vergnügten Spiele, dass es eine Lust sein wird, als von denen zukünftig das Land soll besetzt werden und in seinem Wohlstand bleiben. [Und ist die Menge der Kinder ein Segen Gottes, welche später zu frommen Männer und ehrbaren Matronen werden. So muss man auch den Kindern bisweilen Platz lassen, dass sie mit ehrlichem Vergnügen und Spiel sich erfrischen und erquicken. Daher der Verstand desto freudiger und mutiger wird, auch die Leiber desto gesünder bleiben, als wenn sie immer im Hause liegen. Aber doch muss man in solchen Dingen Maß halten, dass sie nicht zum Müßiggang gewöhnt werden und soll man fleißig acht darauf haben, dass sie nichts Ungebührliches oder Böses tun].

6. So spricht der Herr Zebaoth: erscheint sie solches unmöglich sein vor den Augen dieses übrigen Volkes zu dieser Zeit? Sollte es darum auch unmöglich sein vor meinen Augen? Spricht der Herr Zebaoth.

Meinen Augen: Als wollte er sprechen: Obwohl ihr, die ihr aus dem Gefangenschaft Babel gekommen seid, es kaum glauben könnt, dass innerhalb weniger Jahre solche weite und breite Gassen der Stadt sollen voller Kindlein und Mädchen laufen, so ist es mir doch gar nicht schwer. [Denn wenn Gott nur so viel verschaffen könnte, als uns möglich sein bedünkt, so wäre er nicht allmächtig: Darum sind zwar viele Dinge den Menschen unmöglich, die doch Gott ganz leicht sind. Denn er kann überschwänglich tun, über alles, das wir bitten oder verstehen {Eph 3}].

7. So spricht der Herr Zebaoth: Siehe, ich will mein Volk erlösen vom Lande gegen Aufgang und vom Lande gegen Niedergang der Sonne

Der Sonne: Das ist: Ich will mein Volk sammeln aus der ganzen Welt, wo sie hin und wieder zerstreut sind.

8. und will sie herzubringen, dass sie zu Jerusalem wohnen; und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein in Wahrheit und Gerechtigkeit.

Mein Volk: Meine liebe Kirche und Gemeinde, die mir in wahrer Gottseligkeit dienen wird.

Gott sein: Dass ich ihnen mit väterlicher Zuneigung gewogen bleibe und Vorsorge für sie trage.

Gerechtigkeit: Das ist: Es soll in solcher meiner Kirche die Wahrheit der himmlischen Lehre und die Gerechtigkeit unter den Leuten im gemeinen bürgerlichen Handel und Wandel im Schwange gehen. [Weil aber von Aufgang oder Niedergang nicht viele Juden in ihr Vaterland wieder heimgekommen sind, so ist es gewiss, dass Gott hier auf etwas weiteres sehe, nämlich auf die Lehre des Evangeliums, dadurch Christo eine Kirche versammelt wird in der ganzen Welt. Und alle, die wahrhaftig an Christus glauben, sind in demselben himmlischen Jerusalem Bürger, haben Gott zum Vater und Beschützer und bemühen sich gerecht und gottselig zu leben].

9. So spricht der Herr Zebaoth: Stärkt eure Hände, die ihr hört diese Worte zu dieser Zeit durch der Propheten Munde des Tages, da der Grund gelegt ist an des Herrn Zebaoth Hause, dass der Tempel gebaut würde.

Stärkt: Fahrt in dem Bau des Tempels zu Jerusalem tapfer fort und vollendet ihn.

Munde: Dass ihr der Propheten Predigten und Weissagungen bei euch etwas gelten lasst, die Gott diese Zeit über euch zugeschickt hat, dass sie bei euch ernstlich anhalten sollen, damit das Gebäude vollendet werde, nach dem ihr auf das alte Fundament des Tempels zu bauen angefangen habt. [Denn wenn das Wort Gottes gepredigt wird, so sollen wir uns dadurch aufmuntern lassen, dass wir im Gehorsam gegen Gott tapfer und mit freudigem Herzen fortfahren und unserem Herrn Gott den geistlichen Tempel je mehr und mehr bauen, welches geschieht, wenn wir den Alten Adam töten und in einem neuen Leben wachsen und zunehmen].

10. Denn vor diesen Tagen war der Menschen Arbeit vergebens und der Tiere Arbeit war nichts und war kein Friede vor Trübsal denen, die aus- und einzogen, sondern ich ließ alle Menschen gehen, einen jeglichen wider seinen Nächsten.

Tagen: Ehe ihr an dem Bau des Tempels Hand anlegtet.

War nichts: Es bemühten sich beide, Menschen und Vieh, vergebens mit dem Feldbau auf den Äckern und in den Weinbergen und mochte das Einkommen die Arbeit nicht belohnen, wie auch der Prophet Haggai am ersten Kapitel sagt: Ihr sät viel und bringt wenig ein. Ihr esst und werdet doch nicht satt. [Denn wo der Gottesdienst aus der acht gelassen wird, da darf man keinen göttlichen Segen erhoffen].

Kein Friede: Ihr habt in allem eurem Tun und was ihr angefangen, bisher viel Widerwärtigkeit gehabt und weder Rast noch Ruhe gefunden.

Gehen: Ich ließ zu, dass ihr untereinander der Sachen so gar nicht eins bliebt, dass je einer den anderen vielmehr begehrte zu hindern, als zu fördern und wart einander überlästig, nur darum, dass ihr euch um den Bau meines Tempels nicht annahmt, so entzog ich euch meinen Segen und ließ euch nichts glücklich vonstattengehen. [Darum dürfen die keine beständige langwierige Glückseligkeit hoffen, welche nur auf ihre eigenen Sachen achthaben und um den Gottesdienst sich wenig bekümmern].

11. Aber nun will ich nicht, wie in den vorigen Tagen, mit den übrigen dieses Volkes fahren, spricht der Herr Zebaoth,

Aber nun: Weil ihr den Tempel mit großem Fleiß aufzubauen begehrt.

Fahren: Ich will nicht so ungnädig mit ihnen handeln, wie bisher geschehen.

12. sondern sie sollen Samen des Friedens sein. Der Weinstock soll seine Frucht geben und das Land sein Gewächs geben und der Himmel soll seinen Tau geben; und ich will die übrigen dieses Volkes solches alles besitzen lassen.

Des Friedens: Das ist: Sie sollen ein glückseliges Volk sein, mit allerlei zeitlichen und himmlischen Gütern begabt. [Denn wenn wir unser Leben bessern und von unseren Irrtümern abstehen, so verändert Gott auch seinen Zorn in Gnade].

Tau geben: Dadurch die Erdgewächse erfrischt werden, dass sie wachsen können.

Übrigen: So aus der Gefangenschaft von Babel wiedergekommen sind, sollen fruchtbare Äcker und Weinberge besitzen und derselben im Frieden genießen. [Denn wenn der Gottesdienst befördert und das Reich Gottes zum ersten gesucht wird, so wird uns das anderer alles, was wir zur Aufenthaltung dieses zeitlichen Lebens bedürfen, zufallen, wie Christus bezeugt {Mt 6}].

13. Und soll geschehen, wie ihr vom Hause Juda und vom Hause Israel seid ein Fluch gewesen unter den Heiden, so will ich euch erlösen, dass ihr sollt ein Segen sein. Fürchtet euch nur nicht und stärkt eure Hände!

Segen sein: Denn da ich euch unter die Heiden ins Elend verstreute, machten die Heiden sich aus eurem Unfall und Elend die Rechnung, als wenn ihr verfluchte und von Gott verworfene Leute wäret, darum sie euch auch für ein Gräuel hielten und unbarmherzig mit euch umgingen, legten euch dazu alle Schmach an. Aber von der Zeit an, da ihr angefangen habt den Tempel wiederum zu bauen, will ich euch mit Wohltaten überschütten und so freundlich mit euch umgehen, dass die Heiden merken sollen, ihr seid ein gesegnetes Volk, welches Gott lieb und wert halte. [Denn wenn wir Gott den Herrn ehren und seine Ehre begehren zu befördern, so wird er uns wieder ehren {1Sam 2}].

Stärkt: Macht euch selber ein Herz, fasst einen Mut und fahrt mit dem Bau des Tempels tapfer fort, bis ihr ihn vollendet.

14. So spricht der Herr Zebaoth: Gleichwie ich gedachte euch zu plagen, da mich eure Väter erzürnten, spricht der Herr Zebaoth und reute mich nicht,

Erzürnten: Denn ich strafte euer Väter Missetat an euch, weil ihr es ihnen in ihrer Bosheit nachtatet.

Mich nicht: Zur selben Zeit, dass ich meines Volkes verschont hätte, sondern ich strafte sie aufs Ernstlichste.

15. also gedenke ich nun wiederum in diesen Tagen wohlzutun Jerusalem und dem Hause Juda. Fürchtet euch nur nichts!

Wohlzutun: Ich bin seither anderen Sinnes geworden und habe mir gänzlich vorgenommenen, dass ich den Juden, so aus dem Elend wieder heimgekommen sind, alles Gutes erzeigen will.

Nur nichts: Sondern verseht euch alles Gutes zu mir. [Denn gleichwie man den Unbußfertigen ernstlich zusprechen und sie hart schelten muss, also soll man die Bußfertigen und welche sich bekehren, freundlich trösten, weil wir sehen, dass Gott selbst mit seiner Kirche also handelt, wenn er sie gezüchtigt hat, dass er sie später mit väterlichem Trost wiederum aufrichtet].

16. Das ist es aber, das ihr tun sollt: Rede einer mit dem anderen Wahrheit und richtet recht und schafft Frieden in euren Toren {Eph 4v25};

Tun sollt: Mit diesen Werken sollt ihr mir euren Gehorsam erklären, dass ihr, wie den Kindern Gottes gebührt, fromm und gottselig lebt und der Gerechtigkeit euch befleißigt.

Wahrheit: Seid aufrichtig und redlich in allem eurem Tun, meidet die Falschheit, List, Betrug, Bosheit und Schalkheit. Alles was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch {Mt 7}. [Denn Gott liebt die Aufrichtigkeit und hasst die Bosheit].

Toren: Die ihr im Gerichte sitzt und Recht sprecht: (Denn vorzeiten wurden bei den Hebräern in den Toren die weltlichen Gerichtssachen vorgebracht und abgehandelt) Richtet recht, fällt rechte Urteile und entscheidet die streitigen Sachen also, damit Friede und Ruhe erhalten werde. [Denn eine solche Abhandlung der Sachen im Gericht, dadurch die Leute je länger je mehr in Unrichtigkeit gebracht werden, ist vor Gott dem Herrn ein Gräuel. Weil die Regimenter von Gott darum eingesetzt sind, nicht dass die Leute dadurch in desto mehr Uneinigkeit geraten, sondern dass aller Zwiespalt beigelegt werde und die Leute in Frieden und Ruhe Gott dienen können].

17. und denke keiner kein Arges in seinem Herzen wider seinen Nächsten und liebt nicht falsche Eide; denn solches alles hasse ich, spricht der Herr.

Kein Arges: Unterstehe sich keiner, seinem Nächsten Böses zu tun. [Denn weil alle Frommen untereinander Glieder sind, so will sich es freilich nicht gebühren, dass einer den anderen begehre zu beschädigen oder zu verderben].

Falsche Eide: Hütet euch, dass ihr meinen heiligen Namen mit Meineidigkeit nicht verunreinigt. [Denn wer bei dem Namen Gottes falsch schwört, der stellt Gott als einen falschen Zeugen dar, welches eine schreckliche Sünde und gräuliche Gotteslästerung ist].

Hasse ich: Nämlich alle vorgemeldeten Sünden. [Denn Gott ist immer aller Bosheit feind. Und werden an diesem Ort nur etliche Werke der anderen Tafel erzählt, nicht der Meinung, als dürfte man die Werke der ersten Tafel aus der acht lassen, sondern weil vor den Menschen damit bezeugt wird, wenn man die Gebote der anderen Tafel hält, dass auch Gott nach den Geboten der ersten Tafel recht geehrt werde. Denn ein rechtschaffener und gerecht machender Glaube ist durch die Liebe tätig {Gal 5}].

18. Und es geschah des Herrn Zebaoth Wort zu mir und sprach:

19. So spricht der Herr Zebaoth: Die Fasten des vierten, fünften, siebten und zehnten Monden sollen dem Hause Juda zur Freude und Wonne und zu fröhlichen Jahrfesten werden. Allein liebt Wahrheit und Frieden {Sach 7v5}!

Vierten: In welchem Monat die Stadt Jerusalem von den Chaldäern erobert wurde, im elften Jahr des Königreichs Zedekia {Jer 3}.

Fünften: Da der Tempel verbrannt und die Stadt Jerusalem zerstört wurde.

Siebten: Da Gedalja, ein frommer Mann, der Juden Regent und Schirmherr erschlagen wurden.

Zehnten: Da die Stadt Jerusalem zum ersten Mal von den Chaldäern belagert wurde, im neunten Jahr der Regierung des Königs Zedekia.

Hause Juda: Dem jüdischen Volk, so aus der Gefangenschaft von Babel wieder heimgekommen.

Jahrfesten: Das ist: Ich (spricht der Herr) will euer Leid in Freude verändern, dass ihr die selbigen Tage und Monate über, die ihr zu Babel gefastet und geklagt habt, nun und weiter fröhlich sind und Freudenfest halten sollt. [Darum, wenn es übel geht, so sollen wir des Spruchs unseres Heilandes bedenkt sein: Eure Traurigkeit soll zur Freude werden {Joh 16}].

Friede: Handelt untereinander redlich und aufrichtig und lebt friedlich, komme einer dem anderen mit Erzeigung alles Guten und mit Werken der Liebe zuvor. [Denn Gott will, dass wir die reine Lehre und rechte Religion auch mit einem reinen und feinen Wandel zieren].

20. So spricht der Herr Zebaoth: Weiter werden noch kommen viel Völker und vieler Städte Bürger,

Kommen: Nämlich zu der Stadt Jerusalem werden die fremden Völker aus vielen und großen Städten von ferne sich verfügen, um des Gottesdienstes willen, der dort im Schwange geht.

21. und werden die Bürger von einer Stadt gehen zur anderen und sagen: Lasst uns gehen, zu bitten vor dem Herrn und zu suchen den Herrn Zebaoth; wir wollen auch mit euch gehen.

Sagen: Sie werden einander aufmahnen, dass sie sämtlich gen Jerusalem zu dem Tempel Gottes ziehen und da Gott den Herrn anrufen wollen um Verzeihung der Sünden und um andere leibliche und geistliche Wohltaten.

Zu suchen: Wir wollen dem wahren allmächtigen Gott von Herzen dienen, auf dass er uns Gutes tue.

Wir wollen: Also werden nämlich die anderen antworten auf die geschehene Anmahnung zur Reise nach Jerusalem.

Nach Luther: Ich will auch mitgehen, spricht einer zum anderen.

Gehen: Auf dass wir den rechten wahren und allmächtigen Gott lernen erkennen, wie man ihn anrufen und ihm dienen soll, weil man sagt, dass er nicht allein der Juden, sondern auch der Heiden Gebet erhöre, wenn sie sich zu ihm bekehren. Denn also hat Salomo gebetet, da er den Tempel zu Jerusalem eingeweiht: Wenn auch ein Fremder, der nicht deines Volkes Israel ist, kommt aus fernem Lande um deines Namens willen (denn sie werden hören von deinem großen Namen und von deiner mächtigen Hand und von deinem ausgerecktem Arm) und kommt, dass er bete vor diesem Hause. So möchtest du hören im Himmel, im Sitz deiner Wohnung und tun alles, darum der Fremde dich anruft, auf dass alle Völker auf der Erde deinen Namen erkennen, dass sie auch dich fürchten, wie dein Volk Israel {1Sam 8}.

22. Also werden viel Völker und die Heiden mit Haufen kommen, zu suchen den Herrn Zebaoth zu Jerusalem, zu bitten vor dem Herrn.

Zu suchen: Das ist: Anzurufen und zu ehren.

Zu Jerusalem: Im Tempel, der da gebaut ist.

Bitten: Auf dass sie von ihm erlangen mögen, was sie zu ihrer zeitlichen und ewigen Wohlfahrt mit herzlicher Begierde und mit sehnlichem Wunsch begehren.

23. So spricht der Herr Zebaoth: Zu der Zeit werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Heiden einen jüdischen Mann bei dem Zipfel ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen; denn wir hören, dass Gott mit euch ist.

Sprachen: Die an unterschiedlichen Orten, da sie wohnen, auch ihre besonderen Sprachen haben.

Gehen: Zum Tempel des Herrn und wollen eben demselben Gott dienen, dem ihr dient.

Mit euch: Dass ihr einen gnädigen und gütigen Gott habt, der väterlich für euch sorgt, euch wunderlicherweise schützt und erhält. Darum wollen wir auch dieses Gottes Diener werden, auf dass wir von ihm zeitliche Wohlfahrt und die ewige Seligkeit erlangen. [Obwohl man nun nicht in Abrede ist, dass viele Heiden zu des Herrn Christi Zeiten auch aus den ganz weit abgelegenen Ländern zum Tempel gen Jerusalem, der Religion halben, gezogen sind, so sieht doch der Prophet hier weiter und auf etwas mehr, nämlich auf den Beruf der Heiden. Denn da haben zehn Männer eines jüdischen Mannes Zipfel ergriffen, als die Heiden in großer Anzahl und mit einem inbrünstigen Eifer, von den Aposteln, welche Juden gewesen, das Evangelium Christi gehört und die rechte Lehre mit großem Ernst angenommen haben, wie die Geschichte der Apostel und andere bewährte Kirchenhistorien bezeugen].


Das 9. Kapitel

  • In diesem Kapitel weissagt der Prophet ausdrücklich und weitläufig von Christo und seinen Guttaten, da er zuvor nur ein wenig Anregung davon getan. Er verkündigt aber erstlich etlicher Länder und Städte Verwüstung und Zerstörung, die vor der Zukunft Christi ins Fleisch geschehen sollen, auf dass später, wenn die Einwohner derselben Orte zuvor gedemütigt wurden, das Evangelium Christi desto williger annehmen würden.

1. Dies ist die Last, davon der Herr redet über das Land Hadrach und über Damaskus, auf welches es sich verlässt (denn der Herr schaut auf die Menschen und auf alle Stämme Israels),

Last: Dies ist die harte Strafpredigt, welche Gott dem Propheten geoffenbart hat von dem Unglück, so über die Landschaft Syrien und über Damaskus ergehen soll, welche die Hauptstadt darin ist, darauf ganz Syrien sein Vertrauen setzt. [Denn die kleineren Städte verlassen sich immer auf der festen und mächtigen Städte Schutz, werden aber oft betrogen. Denn da man ihrer Hilfe am meisten bedarf, lugen sie ihrer Schanze und lassen andere fahren].

Hadrach: Dadurch Syrien bedeutet wird, wie Jes 23 Hes 27 zu sehen.

Schaute: [Gott sieht aller Menschen Gedanken, Tun und Handel und straft ohne unterschied die Heiden sowohl als sein Volk Israel, wenn sie sündigen).

Nach Luther: Gott straft beide, Juden und Heiden, wenn sie es verdienen.

2. dazu auch über Hamath, die mit ihr grenzt, über Tyrus und Zidon auch, die fast weise sind.

Hamath: Die Stadt Antiochia muss auch herhalten und gestraft werden.

Tyrus und Zidon: Die mächtigen Handelsstädte, am Meer gelegen, werden der Strafe auch nicht entgehen, welche Gott über sie wird kommen lassen um ihrer Sünden willen.

Weise sind: Wie sie sich selber dafür halten und meinen, sie hören das Gras wachsen. [Welche aber auf ihre Weisheit sich verlassen, die sind Götzendiener vor Gott und werden jämmerlich zuschanden].

3. Denn Tyrus baut feste und sammelt Silber wie Sand und Gold wie Kot auf der Gasse.

Wie Kot: Das ist: In großer Menge. [Denn wo eine Regierung ist, die sich vor anderen ganz weise denkt, da befestigt man die Städte mit Basteien und Bollwerk und sammelt eine große Summe Geldes, weil sie meinen, wo ein solcher Vorrat ist, da werde der Sieg auch bleiben. Obwohl nun solche Mittel zur Beschützung eines Landes nicht allerdings zu verwerfen sind. Jedoch wenn man sich darauf verlässt, so begeht man eine Abgötterei und reizt Gott zum Zorn. Daher wir sehen, dass oft die festesten Städte und Schlösser erobert und zu Boden geschleift werden. Welches eben darum geschieht, weil Gott die Leute straft, so sich auf solchen nichtigen Schutz verlassen].

4. Aber siehe, der Herr wird sie verderben und wird ihre Macht, die sie auf dem Meer hat, schlagen, dass sie wird sein, als die mit Feuer verbrannt ist.

Verbrannt: Das ist: Gott wird diese mächtige Stadt, die im Meer liegt und sehr feste ist, an ihrer Macht schwächen, sie erobern und mit Feuer verbrennen lassen. Solches hat ins Werk gerichtet und erfüllt der große Alexander, dreihundertdreißig Jahre vor Christi Geburt. [Denn weil in solchen großen Handelsstädten viel Unbilliges sich zuträgt, auch allerlei Schande und Laster getrieben wird, so häufen sich auch, von wegen solcher Menge der großen Sünden, die Strafen].

5. Wenn das Asklon sehen wird, wird sie erschrecken und Gasa wird sehr Angst werden; dazu Ekron wird betrübt werden, wenn sie solches sieht. Denn es wird aus sein mit dem König zu Gasa und zu Asklon wird man nicht wohnen {Jer 47v1 Hes 25v15}.

Sehen wird: Nämlich den Untergang der Stadt Tyri, so ihr in der Nähe und Nachbarschaft am Meer gelegen gewesen.

Erschrecken: Und sich eines gleichen Ausgangs besorgen.

Angst: Weil sie sich keines bessern Glücks zu getrösten haben wird, darum wird sie in großen Ängsten sein, wie ein Weib in Kindesnöten.

Sieht: Wie sie ihres Schutzes beraubt sei, darauf sie sich zuvor verlassen.

Aus sein: Die Stadt Gasa wird keine hohe Obrigkeit mehr haben, die mit königlicher Gewalt die Stadt regiere und schütze.

Nicht wohnen: Weil sie allerdings wird zerstört sein.

6. Zu Asdod werden Fremde wohnen und ich will der Philister Pracht ausrotten:

Fremde: Die aus mancherlei Völkern sich dahin begeben werden und nicht da geboren sind.

Pracht: Damit sie meinem Volk lange und vielmals überlästig gewesen, sie hart bedrängt und großen Übermut wider sie getrieben haben. Es sind aber Asklon, Gasa, Ekron und Asdod der Philister vornehmste Städte gewesen. [Denn obwohl Gott eine Zeit lang der Feinde seiner Kirche Mutwillen duldet, so stürzt er sie doch endlich und rächt seines Volkes unrechte Gewalt].

7. Und ich will ihr Blut von ihrem Munde tun und ihre Gräuel von ihren Zähnen, dass sie auch sollen unserem Gott überbleiben, dass sie werden wie Fürsten in Juda und Ekron wie die Jebusiter.

Und: Weil Gott der Herr auch unter den Philistern etliche Auserwählte sah, die zur Erkenntnis Christi kommen würden, so weissagt jetzt der Prophet mit einer verblümten Rede aufs Allerlieblichste von der Bekehrung solcher Völker zu Christo. Und ist aus der Apostelgeschichte bekannt, dass etliche von den Jüngern des Herrn Christi im selben Strich Landes, am Meer gelegen, das Evangelium gepredigt haben.

Zähnen: Will so viel sagen, es sind die Philister bis daher grausame und blutgierige Völker gewesen wider mein Volk, welches sie gleichsam mit den Zähnen gebissen und ihr Maul davon blutig gemacht haben, das vor meinen Augen ein abscheuliches Ding gewesen, weil aber doch auch diese Völker auf die Predigt des Evangeliums werden Buße tun und an meinen eingeborenen Sohn glauben, so will ich ihnen solche Grausamkeit verzeihen und sie von allen ihren Sünden reinigen. [Denn Gott nimmt auch die Verfolger der Kirche, wenn sie Buße tun, zu Gnaden auf].

Überbleiben: Und in die christliche Kirche versammelt werden.

Jebusiter: Das ist: Die Philister sollen auch unter das Volk Gottes gezählt werden, gleich als wenn sie zum Fürstentum Juda gehörten und wie die Jebusiter, so zu Jerusalem gewohnt und nicht allerdings vertilgt wurden, mit der Zeit die israelitische Religion angenommen haben und als Judengenossen unter das Volk Gottes gezählt wurden, also werden auch die Philister zum Volk Gottes, nämlich zur christlichen Kirche gerechnet werden. [Denn in der Kirche Christi ist kein Ansehen der Person und fragt man nicht nach einer Herkunft, wenn er nur an Christus wahrhaftig glaubt. Denn alle, die an den Sohn Gottes glauben, sind Gottes Kinder und Erben der himmlischen Güter].

8. Und ich will selbst um mein Haus das Lager sein, das nicht dürfte stehen und hin und wieder gehen, dass nicht mehr über sie fahre der Treiber; denn ich hab es nun angesehen mit meinen Augen.

Lager sein: Ich will gleichsam eine Vorwehr und Kriegsheer sein um meine Kirche, dass es sich keiner Scharwache bedürfe, da die Kriegsleute müssten stehen oder auf die Wacht herumgehen. [Denn wo Gott nicht die Stadt (seine Kirche) behütet, so wachten die Wächter umsonst {Ps 127}. Es behütet aber Gott seine Kirche also dass auch die Pforten der Hölle nichts dagegen vermögen {Mt 16}.

Stehen: (Nach Luther) Wie die Kriegsleute gehen und stehen im Lager in der Scharwache {1Sam 10v5}.

Treiber: Das ist: Sie sollen vom Fluch des Gesetzes erlöst sein, welches mehr fordert, denn ein Mensch leisten kann und denen, die nicht gehorsam sind, der ewige Fluch droht.

Angesehen: Ich habe mich mit meinem gnädigen und väterlichen Angesicht zu ihnen gewandt, darum will ich den Fluch des Gesetzes von ihnen nehmen. [Denn welche an Christus glauben, die sind nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnaden, also dass das Gesetz sie nicht mehr verfluchen kann, wenn sie gleich nicht einen allerdings vollkommenen Gehorsam leisten, weil Christus uns von dem Fluch des Gesetzes erlöst hat, da er wurde ein Fluch für uns].

9. Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin {Joh 12v15}!

Aber: Jetzt beschreibt der Prophet den Eintritt des Königs Christi, welchen er am Palmtage zu Jerusalem gehalten hat.

Jerusalem: Ist einerlei Meinung mit dem vorigen.

Dein König: Jesus Christus, Gottes und Marien Sohn.

Kommt: Dass er dich von deinen Feinden erlöse und ewig selig mache. [Soll deswegen ein jeder Christ dieses Königs Guttaten sich mit Glauben zueignen. Denn er ist unser König].

Helfer: [Christus ist nicht ein solcher, der nach seinem strengen Gericht mit uns handeln will, sondern er ist gerecht, fromm, gütig und gnädig, auf dass er uns durch den Glauben gerecht und selig mache, so viel unser an ihn glauben und ein festes Vertrauen auf ihn setzen].

Arm: Er zieht mit keiner königlichen Pracht ein, viel weniger ist er mit Waffen schrecklich, sondern ist demütig, arm und sanftmütig.

Eselin: Dass dies alles also ergangen und an Christo erfüllt worden, bezeugen die Evangelisten (und besonders Matthäus), da sie diesen Einritt Christi zu Jerusalem beschreiben. Obwohl nun Matthäus die Worte des Propheten etwas anders erzählt, so ist es doch einerlei Meinung und hat der Evangelist an dem genug gehabt, dass er des Propheten Meinung angezogen. [Dass aber von Christo gesagt wird, er sei arm, geschieht darum, dieweil er im Stande der Erniedrigung und Demut uns erlösen sollte {Phil 2}. Denn wenn er in himmlischer Majestät zur Stadt Jerusalem eingezogen wäre oder nur in solcher Herrlichkeit, wie er von drei Jüngern auf dem Berge Thabor gesehen wurde, so würde ihn niemand haben begehrt zu kreuzigen und wären wir durch ihn nicht erlöst worden. Darum er in niedriger und in Knechtsgestalt einziehen wollte, auf dass er das Werk unserer Erlösung verrichten könnte. Denn ihr wisst (spricht der Apostel Paulus) die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, dass ob er wohl reich war, ist er doch arm worden um unseretwillen, auf dass wir durch seine Armut reich würden {2Kor 8}. Es ist auch aus dieser Weissagung, wie ebenmäßig aus dem Text des Evangelisten (Matthäus Kapitel 21) zu lesen ist, dass dem Herrn Christo zwei Esel zugeführt werden, nämlich die Eselin samt dem Füllen. Und ist es nicht so ganz uneben, wenn jemand es dafür hält, Christus sei zuerst auf der Eselin geritten und danach auf dem Füllen auch, weil es ohne das bei den Fürsten gebräuchlich ist, dass sie die Pferde pflegen umzuwechseln. Durch die Eselin aber ist das jüdische Volk bedeutet worden, welches der Last des Gesetzes etlichermaßen gewohnt. Das Füllen aber, darauf noch nie kein Mensch zuvor geritten {Lk 19}, hat die Heiden bedeutet, welche des Gesetzes Last nie getragen hatten. Darum mit diesem Einritt vorgebildet wurde, dass Christus als ein König und Heiland der Welt von Juden und Heiden sollte angenommen werden, wie auch geschehen].

10. Denn ich will die Wagen abtun von Ephraim und die Rosse von Jerusalem und der Streitbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden lehren unter den Heiden und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andere und vom Wasser bis an der Welt Ende {Ps 72v3 v8}.

Abtun: Das ist: Ich will die Kriegsrüstungen aus dem Volk Israel abschaffen. [Denn es wird Christus sein Reich mit keinen äußerlichen Waffen oder Kräften dieser Welt fortpflanzen, sondern mit der Predigt des Evangeliums].

Friede lehren: Er wird durch seine Apostel friedlich und freundlich mit den Völkern reden und ihnen den Frieden anbieten, dass sie mit Gott wiederum versöhnt werden und bei ihm zu Gnaden kommen, so viel ihrer ihn mit Glauben annehmen. [Denn das Evangelium Christi ist eine Lehre des Friedens, welche uns verkündigt, dass Gott um Christi willen mit uns wolle zufrieden sein, weil wir durch Christus bei ihm ausgesöhnt wurden. Außer diesem Frieden kann dem Menschen auf der Erde keine größere Wohltat widerfahren].

Ende: [Denn Christus hat alle Gewalt im Himmel und auf der Erde und erstreckt sich sein Reich so weit, als weit und breit der Welt Umkreis ist und regiert überall, besonders aber ist er mit seinem Gnadenreich da gegenwärtig, wo sein Evangelium gelehrt wird].

11. Du lässt auch durch das Blut deines Bundes aus deinen Gefangenen aus der Grube, da kein Wasser innen ist.

Du: Nämlich du Sohn Gottes, Jesu Christo. Denn es wendet jetzt der Prophet seine Rede zu Christo und spricht ihn selber an.

Gruben: Nämlich [aus der höllischen Gefangenschaft erlöst Christus durch sein Blut, welches da ist das Blut des Neuen Testaments oder Bundes, diejenigen, so sonst in Ewigkeit des Teufels Gefangene und Leibeigene hätten bleiben müssen. Es ist aber das Blut Christi ein Blut des Neuen Testaments oder Bundes, damit der Neue Bund zwischen Gott und den Menschen bestätigt wird. Solcher Bund besteht nicht auf unseren Gehorsam, sondern gründet sich auf die gnadenreiche Verheißung des Evangeliums und allein auf die Barmherzigkeit Gottes. Und in Kraft dieses Bundes werden zu Gnaden aufgenommen und selig gemacht, alle die an Christus glauben, ob sie gleich das Gesetz nicht erfüllen. Es wird auch die Hölle eine Grube genannt, darin kein Wasser ist, weil man in der Hölle keinen Trost oder Erquickung haben kann. Daher man auch liest, dass dem reichen Schlemmer in der Hölle kein einziges Tröpflein Wasser mögen zuteilwerden {Lk 16}. Die Gefangenen Christi sind, welche zu erlösen Christus sich bemühen und unterstehen wird].

12. So kehrt euch nun zur Festung, ihr, die ihr auf Hoffnung gefangen liegt; denn auch heute will ich verkündigen und dir zwiefältiges vergelten.

Festung: Nämlich zu mir Christo, eurem Heiland, denn ich bin eure Zuflucht, Fels, Schloss und allerstärkste Festung, ich will euch schützen wider den Teufel, Tod und Hölle, die ihr zwar noch mit den Banden eure Sünden werdet gefangen gehalten, aber doch werdet ihr auf Hoffnung meiner Erlösung erhalten. Darum will ich verschaffen, dass euch mein Evangelium verkündigt werde, welches immer fest und beständig bleibt, dessen Kraft auch täglich erneuert wird und was im Evangelium versprochen wird, soll nie geändert oder aufgehoben werden. Und will zwar euch eine zweifache Guttat erzeigen, denn ich will euch die Sünde verzeihen und die ewige himmlische Freude mitteilen. [Dies ist uns allen gesagt, darum sollen wir es mit festem Glauben annehmen und unser Gewissen mit diesem lieblichen Trost aufrichten].

Heute: (Nach Luther) Auch auf diesmal und diese Zeit, nicht allein zukünftig.

13. Denn ich habe mir Juda gespannt zum Bogen und Ephraim gerüstet und will deine Kinder, Zion, erwecken über deine Kinder, Griechenland; und will dich stellen als ein Schwert der Riesen.

Denn: Der Prophet weissagt weiter von der Fortpflanzung und Ausbreitung des Evangeliums in der ganzen Welt und führt die Apostel Christi ein als tapfere Kriegsleute, welche die Völker mit großer Kraft und Stärke und mit einem besonderen Ernst und Eifer Christo unterwerfen und unter seine Gewalt bringen werden. Und wird solches alles mit verblümten Worten vorgebracht.

Gerüstet: Zum Streit. Das ist: Ich werde durch meine Apostel, die alle Juden sein werden, als mit einem mächtigen Kriegsheer die Heiden bekriegen (denn die Schrift nennt die Heiden oft Griechen), dass sie sich unter meinen Gehorsam ergeben. [Also werden auch heutigentags die Völker geistlicherweise bestritten, wenn das Evangelium Christi mit Nutzen gepredigt wird, dass die Zuhörer dem König Christo sich aller Dinge ergeben, ihn für ihren Herrn erkennen und ihm mit Ehrerbietung in der Gottseligkeit dienen].

14. Und der Herr wird über ihnen erscheinen und seine Pfeile werden ausfahren wie der Blitz. Und der Herr wird die Posaune blasen und wird einher treten als die Wetter vom Mittag.

Erscheinen: Es wird die göttliche Hilfe offenbar und gegenwärtig über die Apostel gespürt werden, wenn sie das Evangelium predigen.

Blitz: Gott wird gleichsam als mit Donner und Blitz wider die Feinde streiten.

Blasen: Zum Kriege, den er überall erregen wird.

Treten: Das ist: Er wird die Feinde anfallen als ein schreckliches Unwetter, so vom Mittagswert her entsteht. [Denn die Apostel sind ausgezogen und haben gepredigt überall, da der Herr mitgewirkt und ihr Wort bestätigt hat durch mitfolgende Zeichen {Mk 16}. Die Gleichnisse des Blitzes und Ungewitters bedeuten, dass die Abgötterei der Heiden durch die Predigt des Evangeliums in den Herzen der auserwählten Zuhörer plötzlich werde darnieder geschlagen werden, als wenn sie der Donner vom Himmel zu Boden schlüge. So wird auch der geschwinde Fortgang des Evangeliums durch den Blitz vorgebildet].

15. Der Herr Zebaoth wird sie schützen, dass sie fressen und unter sich bringen mit Schleudersteinen, dass sie trinken und rumoren als vom Wein und voll werden als das Becken und wie die Ecken des Altars.

Sie schützen: Nämlich die Apostel. [Derselbe Herr und Gott ist auch noch heutigentags der Schutz und Schirmherr des evangelischen Predigtamts, welches sonst längst wäre ausgerottet worden].

Bringen: Dass sie dem Herrn Christo die Völker unterwerfen.

Schleudersteinen: Das ist: Sie werden mit der Kraft des Heiligen Geistes so ausgerüstet sein, dass keine menschliche Weisheit oder Gewalt ihnen wird widerstehen können, gleichwie der große Philister Goliath dem David keinen Widerstand zu tun vermocht hat.

Trinken: Nämlich der Feinde Blut, also dass sie wie die Trunkene wider die Feinde desto mehr toben werden und als wenn sie voll wären, alles was ihnen begegnet, anfallen und zu Boden werfen.

Becken: Darin man das Blut von den geschlachteten Opfern aufzufangen pflegt.

Ecken: Welche nach dem Gesetz Mose mit eines jeden Opfers Blut besprengt werden. Also werden die Apostel mit der Feinde Blut überall bespritzt sein und triefen von der Feinde wunderbaren Niederlagen. [Dies alles muss man geistlicherweise verstehen, denn damals sind die Diener des Evangeliums trunken und triefen von der Feinde Blut, wenn sie die gottlosen Leute mit dem Wort des Evangeliums bekehren und sie der Gewalt Christi unterwerfen. Wie von solchem Kriege der Apostel Paulus schreibt: Die Waffen unser Ritterschaften sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören die Befestigungen, damit wir zerstören die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes und nehmen gefangen alle Vernunft unter dem Gehorsam Christi und sind bereit zu rächen allen Ungehorsam, wenn euer Gehorsam erfüllt ist {2Kor 10}. Welche aber unter dem Schein des Predigtamts zu den leiblichen Waffen greifen, die kommen jämmerlich um, als Münzer und seinesgleichen und hängen dem Evangelium Christi ein Schandflecken an].

16. Und der Herr, ihr Gott, wird ihnen zu der Zeit helfen wie einer Herde seines Volkes; denn es werden in seinem Lande heilige Steine aufgerichtet werden.

Helfen: [Gott wird für die Apostel und andere fromme und treue Kirchendiener wie auch für die Zuhörer, so sich unter den Gehorsam Christi begeben, väterlich sorgen, nicht anders, als wie ein treuer Hirte seiner Herde achthat. Darum wird uns niemand aus seiner Hand reißen {Joh 10}].

Heilige Steine: Das ist: Im Reiche Christi wird ein geistlicher Bau sein und ein geistlicher heiliger Tempel von heiligen Steinen aufgerichtet und erbaut werden. [Denn ein jeder Gläubige ist ein heiliger Stein an solchem Bau Gottes. Weil wir deswegen der geistliche Tempel Gottes sind, darin der Geist Gottes wohnt, so sollen wir mit höchstem Fleiß uns hüten, dass wir uns selber nicht mit Lastern besudeln. Denn wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben {1Kor 3}].

17. Denn was haben sie Gutes vor anderen und was haben sie Schönes vor anderen? Korn, das Jünglinge und Most, der Jungfrauen bezeugt.

Vor anderen: Was hat die Kirche Gottes vor allen anderen Völkern Gutes und Vortreffliches?

Bezeugt: Das ist: [In der Kirche ist eine solche Speise und Trank, die nicht Kinder zeugt, solange sie in der Wiege liegen und mit großer Mühe viele Jahr lange kaum mögen erzogen werden, bis sie zum Ehestand und andere Sachen zu verrichten tauglich sind. Sondern das Wort des Evangeliums, welches gleichsam das beste Korn und der köstlichste Wein ist, wenn es mit Glauben aufgenommen wird, bezeugt solche Kinder, die als bald junge Gesellen und Jungfrauen sind, zum Ehestand tauglich, das ist: Es macht die Menschen geschickt, dass sie können ihres Glaubens Rechenschaft geben und auch andere geistliche Kinder dem Herrn Christo zeugen. Also ist es in der ersten Kirche gegangen, dass ihrer viele, sobald sie den Glauben an Christus angenommen haben, der Kirche zu Lehrern vorgesetzt wurden, dass sie Christo mehr geistliche Kinder gezeugt haben. Und kann man auch heutigentags durch Gottes Gnade dergleichen Beispiel zeigen, dass diejenigen, welche aus der papistischen Finsternis allererst herausgerissen wurden und das Evangelium Christi erkannt haben, bald der Kirche Gottes mit Lehren glücklich vorgestanden sind).

Nach Luther: Das Evangelium ist ein solches Wort, das nicht Kinder zeugt, die in der Wiege liegen, sondern wenn sie gezeugt sind, sind sie junge Gesellen und Jungfrauen, zur Ehe tüchtig, das ist, zu lehren und andere geistliche Kinder zu zeugen.


Das 10. Kapitel

  • Der Prophet fährt in seiner verblümten Rede weiter fort und predigt von dem Fortgang des Evangeliums Christi und von der Verstoßung der falschen Lehrer, wie die Pharisäer und ihres gleichen waren, welche die himmlische Lehre verfälschen würden.

1. So bittet nun vom Herrn Spätregen, so wird der Herr Gewölke machen und euch Regen genug geben zu allem Gewächs auf dem Felde.

Spätregen: Ruft Gott den Herrn an (spricht der Prophet), dass er zur Herbstzeit fruchtbaren Regen gebe, damit der Same, so in die Erde gesät wurde, wachsen könne. Denn sonst, wenn der Same lange ohne Regen in der Erde liegen bleibt, so verdirbt er und bringt nicht Frucht.

Felde: Er wird euer Gebet erhören und fruchtbares Wetter geben, dass der Same wachse und zu seiner Zeit reiche Früchte bringe. [Es redet aber der Prophet von dem Predigtamt des Evangeliums und ermahnt uns, dass wir Gott bitten sollen, damit er das Gedeihen gebe, wenn das Evangelium gepredigt wird {1Kor 3}].

2. Denn die Götzen reden eitel Mühe und die Wahrsager sehen eitel Lüge und reden vergebliche Träume und ihr Trösten ist nichts; darum gehen sie in der Irre wie eine Herde und sind verschmachtet, weil kein Hirte da ist {Mt 9v36}.

Denn: Jetzt stellt der Prophet eine Vergleichung an zwischen der gottseligen heilsamen Lehre des Evangeliums und der Pharisäer oder auch anderer falscher Lehrer Gottlosen Lehre und braucht solche Worte dazu, die zu seiner Zeit üblich waren. Indem er die falsche Lehre Abgötterei und die falschen Lehrer Wahrsager nennt.

Mühe: Das ist: Die Antwort, welche von den bösen Geistern aus den abgöttischen Bildern gegeben werden, haben nichts Beständiges, Wahrhaftes oder Heilsames in sich und lehren nichts Rechtes noch Gutes.

Träume: Obwohl sie sich rühmen, dass sie solche Träume haben, dadurch etwas Besonderes bedeutet werde.

Ist nichts: Sie können keinen rechtschaffenen beständigen Trost vorbringen. [Denn in der falschen Lehre ist keine rechte Erbauung und Aufrichtung der Gewissen. Und was hat der Schul-Theologen Lehre im Papsttum, das ein Gewissen, welches den Zorn Gottes empfindet und deshalb zerschlagen ist, aufrichten können?]

Kein Hirte: Diese Worte haben ihre Erklärung im Neuen Testament, da von Christo gesagt wird: Als er das Volk sah, jammert ihn desselben. Denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben {Mt 9}. [Denn wenn die Kirche keinen getreuen Hirten und Lehrer hat, so ist sie eine elende Herde, darum sollen wir den obersten Hirten Christus bitten, dass er getreue Hirten und keine Mietlinge oder Wölfe senden wolle].

3. Mein Zorn ist ergrimmte über die Hirten und ich will die Böcke heimsuchen; denn der Herr Zebaoth wird seine Herde heimsuchen, nämlich das Haus Juda und wird sie zurichten wie ein geschmücktes Ross zum Streit.

Hirten: Welche nur den Namen führen, in der Tat aber schädliche Bestien sind.

Böcke: Die meine Herde mehr beleidigen als weiden, will ich nach ihrem Verdienst strafen und sie von ihrem Stuhl stürzen. [Welches doch nicht nur von den Pharisäern und Schriftgelehrten zu verstehen ist, sondern auch auf andere falsche Lehrer geht, die mehrerenteils die Herrschaft oder vielmehr Tyrannei in der Kirche behaupten und daneben gottlose verruchte Leute sind, ob sie gleich mit ihrem äußerlichen Schein und Heuchelei eine Zeit lang die Einfältigen betrügen. Von den Pharisäern und Schriftgelehrten spricht zwar Christus selbst: Wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler, die ihr gleich seid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totenbeine und alles Unflats. Also auch ihr, von außen scheint ihr vor den Menschen fromm, aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Untugend {Mt 23}. Wenn man aber die papistischen Lehrer auch besieht, so führen sie auch einen Schein eines heiligen Wandels, wer aber auf ihr Tun und Lassen genau achthat, der befindet, dass sie stinkende Böcke und keine Hirten sind].

Nach Luther: Das sind die Priester und Propheten im Volk, die Christus später heißt Pharisäer.

Denn: Der Prophet verheißt, dass anstatt der Böcke bessere Lehrer sollen aufgestellt werden.

Heimsuchen: Er wird sich seiner Kirche gnädig annehmen und ihr treue vortreffliche Hirten und Lehrer geben.

Zurichten: Er wird seine Apostel mit wunderbaren Gaben des Heiligen Geistes ausrüsten und durch sie als durch mutige Rosse, so zum Kriege abgerichtet sind, der Völker Herzen bekriegen, dass sie dem Evangelium Christi sich unterwerfen. [Denn vortreffliche Kirchendiener sind gleichwie mutige Pferde, darauf Christus reitet, wenn er die Welt seiner geistlichen Herrschaft unterwürfig macht, dass aber die Kirchendiener dazu tauglich und geschickt sind, solches haben sie von Christo und nicht von sich selbst].

4. Die Ecken, Nägel, Streitbogen und Treiber sollen alle von ihnen herkommen

Wegkommen: Nämlich aus dem jüdischen Volk. [Und nennt der Prophet die Apostel, wie auch andere vortreffliche Lehrer und Kirchendiener, Ecken, das ist, Hauptleute, die die vornehmste Last des Krieges tragen, desgleichen heißt er sie Nägel, weil ihnen von Gott große Sachen zu verrichten befohlen werden, gleichwie ein Nagel hebt, was daran gehängt und ihm gleichsam in Verwahrung übergeben wird. Streitbogen aber heißen sie, weil Gott durch sie die Völker unter sich bringt. Und werden auch Treiber genannt, weil sie mit geistlicher Gewalt und gleichsam einer Tyrannei die Menschen im Gewissen mit dem Worte Gottes treiben und nötigen, dass sie zu dem großen Abendmahl kommen, welches Gott zubereitet hat. Wenn deswegen die Kirchendiener ihres Amtes Hoheit erwägen und ihnen wohl zu Gemüt führen, so sollen sie sich fleißig dahin arbeiten, damit ihre unablässige Bemühung dem Sohn Gottes angenehm sei, so werden sie einmal die Krone der Ehren davon bringen].

5. und sollen dennoch sein wie die Riesen, die den Kot auf der Gasse treten im Streit, und sollen streiten; denn der Herr wird mit ihnen sein, dass die Reiter zuschanden werden.

Kot: Nämlich die falschen Lehrer. [Denn obwohl dieselben der Wahrheit heftig widerstreben und eine Zeit lang für unüberwindlich gehalten werden, so werden sie doch endlich ihrer Bosheit überzeugt, dass die Frommen ein Ekel darüber haben, und sie wie Kot auf der Gassen zertreten werden. Denn was ist Arius jetzt anderes als ein schändlicher Kot? Es ist aber der Kirchendiener Amt, dass sie nicht nur lehren, was wahr ist, sondern dass sie auch widerlegen und verwerfen, was falsch ist, das ist, dass sie die falsche Lehre mit ihren Handhabern zunichte und zuschanden machen wie Kot auf der Gassen].

Streiten: Nämlich geistlicherweise und Glück haben.

Mit ihnen: Dass er ihnen gegenwärtig beistehe, Kraft und Stärke verleihe und glücklichen Fortgang gebe.

Reiter: Ihre Feinde. [Deswegen sollen fromme Kirchendiener mit beherztem Mut streiten wider die falsche Lehre und wider einen unordentlichen Wandel. Denn Gott wird ihr gottseliges Tun befördern und Glück dazu geben].

6. Und ich will das Haus Juda stärken und das Haus Josef erretten und will sie wieder einsetzen, denn ich erbarme mich ihrer; und sollen sein, wie sie waren, da ich sie nicht verstoßen hatte. Denn ich, der Herr, ihr Gott, will sie erhören.

Haus Josef: Das ist: Die zum Königreich Israel gehören.

Einsetzen: Das ist: Die zerstreuten Israeliten will ich durch das Evangelium versammeln und zu meinem Sohn Jesu Christo, dem Erlöser der Welt, bekehren.

Erbarme: [Dass deswegen die Menschen durch das Evangelium zur Erkenntnis Christi berufen werden, ist nicht ihrem Verdienst, sondern allein der Erbarmung Gottes zuzuschreiben].

Waren: Sie sollen mir lieb und angenehm sein, wie vor der Zeit.

Erhören: Wenn sie mich um etwas bitten. [Denn die bußfertigen Sünder werden also zu Gnaden aufgenommen, dass ihre Sünden durchgestrichen und ausgelöscht werden, als wenn sie nie wären begangen worden. Und wird ihr Gebet von Gott erhört].

7. Und Ephraim soll sein wie ein Riese und ihr Herz soll fröhlich werden wie vom Wein; dazu ihre Kinder sollen es sehen und sich freuen, dass ihr Herz am Herrn fröhlich sei.

Riese: Das ist: Die Israeliten werden tapfere Kriegsleute und große Helden sein. [Es sind aber die Christen die rechten Israeliten {Gal 6}, dieselben kriegen und streiten wider die bösen Geister, wider den Alten Adam und wider die Welt und bringen herrlichen Sieg davon. Mit was für Wehr und Waffen aber man sich zu solchem Kriege aus rüsten müsse, lehrt der Apostel Paulus {Eph 6}].

Fröhlich werden: [Denn das Evangelium erfreut die Leute so, dass sie von wegen der vortrefflichen geistlichen Guttaten Christi alles ihres Jammers und Elends auf dieser Erde etlichermaßen vergessen].

Sehen: Das ist: Sie sollen solche Guttaten Christi erkennen.

Fröhlich sei: Nämlich über ihren Heiland und Erlöser Christus, welcher ist der Herr, Jehova, wahrer und ewiger Gott. [Denn fromme Eltern ziehen auch ihre Kinder in der wahren Erkenntnis Christi auf, dass sie zugleich mit den Eltern über die Guttaten Christi sich freuen und selig werden].

8. ich will zu ihnen blasen und sie sammeln, denn ich will sie erlösen; und sollen sich mehren, wie sie sich zuvor gemehrt haben.

Blasen: Das ist: Ich (spricht Christus) will die Völker mit der lieblichen Stimme des Evangeliums locken, dass sie mein Evangelium annehmen. [Denn das Evangelium ist eine holdselige Lehre. Aber das Gesetz ist schrecklich].

Erlösen: Ich bin ihr Erlöser, darum will ich meine Guttaten, die ich ihnen erzeigt habe, durch das Evangelium ihnen vorlegen, dass sie solche sich mit Glauben zueignen. [Welcher deswegen der Guttaten Christi teilhaftig werden will, der muss sich von seiner wahren Kirche nicht absondern].

Gemehrt: Obwohl man nun nicht leugnen kann, dass die Israeliten nach der Wiederkunft aus der Babylonischen Gefangenschaft sehr sind gemehrt worden, so sind doch ihrer nie so viele gewesen als zu Davids Zeiten, der auf den Notfall zum Streit anführen können dreizehnmal hunderttausend bewehrter Mann, wie die Bücher Samuels und der Chronik bezeugen. Darum muss man diese Worte von der Christen Vermehrung im Neuen Testament verstehen. [Und ist zwar wohl zu verwundern, da man in der ersten Kirche so grausam mit Verfolgungen wider die Christen gewütet und getobt, dass dennoch heutigentags eine solche Menge der Christen gefunden wird, dass allerdings kein Volk in der ganzen Welt ihnen mag verglichen werden. So hat der Apostel Petrus mit einer einzigen Predigt am Pfingsttage dreitausend Menschen zum Christentum bekehrt].

9. Und ich will sie unter die Völker säen, dass sie mein gedenken in fernen Landen; und sollen mit ihren Kindern leben und wiederkommen.

Säen: Das ist: Ich will die Christen mit mancherlei Gelegenheit unter die anderen Völker austeilen, dass auch die, so ganz weit abgelegen sind, mein Evangelium von ihnen hören und sich bekehren und ich will sie mit ihren gottseligen Nachkommen erhalten, dass sie das ewige Leben erlangen und ins himmlische Vaterland zu seiner Zeit eingehen. [Denn Gott braucht bisweilen die Verfolgungen dazu, dass die Christen weit zerstreut werden und also das Evangelium Christi desto weiter in der Welt ausbreiten. Weil also geschrieben steht: Es erhob sich aber zu der Zeit eine große Verfolgung über die Gemeinde zu Jerusalem und sie zerstreuten sich in die Länder Judäa und Samaria. Und bald später: Die nun zerstreut waren, gingen um und predigten das Wort {Apg 8}. Welche aber also ins Elend ausgetrieben werden, die sollen solches geduldig leiden, denn sie werden anstatt des irdischen Vaterlands das himmlische empfangen].

10. Denn ich will sie wiederbringen aus Ägyptenland und will sie sammeln aus Assyrien und will sie ins Land Gilead und Libanon bringen, dass man nicht Raum für sie finden wird.

Bringen: Das Land Gilead aber gehörte auch zum Lande Kanaan und im Walde Libanon hieben die Israeliten Holz zu ihren Gebäuden. Obwohl nun etliche Juden nach Zerstörung der Stadt Jerusalem aus Furcht der Chaldäer in Ägypten geflohen, so wird doch nirgends gelesen, dass sie aus Ägypten wieder heimgekommen sind, gleichwie auch die, so in Assyrien weggeführt wurden, nie wieder ins Land Kanaan gekommen, darum der Prophet so viel sagen will, dass die Israeliten aus der Gefangenschaft der Sünden und Tyrannei des Teufels, zur Freiheit der Kinder Gottes durch die Predigt des Evangeliums werden berufen werden.

Nicht finden: Vor großer Menge werden sie nicht Platz haben im Lande Kanaan zu wohnen und wird man keinen besonderen Ort für sie finden können, der ihnen groß genug wäre, sondern sie werden überall sich ausbreiten. [Denn obwohl der Gottlosen in dieser Welt mehr sind als der Frommen. So ist doch der Auserwählten eine unzählige Menge, die unserem Herrn Gott allein bekannt ist].

11. Und er wird durch das Meer der Angst gehen und die Wellen im Meer schlagen, dass alle Tiefen des Wassers vertrocknen werden. Da soll denn erniedrigt werden die Pracht zu Assyrien und das Zepter in Ägypten soll aufhören {2Mos 14v16}.

Angst gehen: Das Wasser bedeutet in der Schrift oft Trübsal. Darum will der Prophet so viel sagen: Der Herr Jesus Christus wird durch das Wasser seines Leidens gehen und also getauft werden im Meer der Trübsal, wie er zu den Aposteln sagte: Könnt ihr getauft werden mit der Taufe, da ich mit getauft werde?

Nach Luther: Das Meer der Angst heißt das enge Meer, wie sie durch das Rote Meer ging, durch solches enge Meer müssen wir alle gehen.

Schlagen: Dass es vertrockne und man durchhin gehen könne, gleichwie Mose mit dem Stabe das Rote Meer geschlagen, dass es trocken wurde und den Israeliten einen freien Durchgang gelassen. [Also hat Christus durch sein Leiden und Sterben am Kreuz zuwege gebracht, dass, obwohl auch wir in dieser Welt durch das Meer der Trübsal gehen müssen, dennoch das Kreuz uns nicht schaden könne. Denn den Auserwählten muss alles zum Besten dienen].

Aufhören: Die Ägypter sollen über die Israeliten keine Gewalt mehr haben. [Das ist, die Feinde des Volkes Gottes werden unterdrückt werden und zugrunde gehen. Welches doch alsdann seine vollkommene Erfüllung erreichen wird, wenn wir werden von den Toten wieder auferstehen. Nach dem Spruch des Apostels Paulus, wenn dies verwesliche wird anziehen das unverwesliche, denn wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht, der Tod ist verschlungen in dem Sieg, Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg {1Kor 15}?].

12. Ich will sie stärken in dem Herrn, dass sie sollen wandeln in seinem Namen, spricht der Herr.

Stärken: Nämlich unterdes (spricht Gott der Vater), bis alle Feinde vertilgt werden, will ich durch den Glauben an Christus ihre Herzen stärken, dass sie mit seiner Hilfe durch alle Widerwärtigkeit durchreißen und überwinden werden. [Denn der Glaube erhält den Sieg].


Das 11. Kapitel

  • Der Prophet weissagt in diesem Kapitel von der letzten Zerstörung der Stadt Jerusalem, so durch die Römer geschehen ist. v. 1.
  • Und erzählt die Ursachen derselben, nämlich die Bosheit und Tyrannei der Priester und der Obrigkeit und besonders, dass sie den Sohn Gottes von Juda Ischarioth kaufen würden, um dreißig Silberlinge. v. 8.
  • Auch wird ihm befohlen, dass er sich wie die falschen Lehrer, als Pharisäer, Schriftgelehrten und dergleichen Personen, stellen soll, die Verfälschung der himmlischen Lehre damit anzuzeigen, so in der Kirche einreißen würde. v. 15.

1. Tue deine Tür auf, Libanon, dass das Feuer deine Zedern verzehre!

Tue: Der Prophet redet in der Person Christi die Stadt Jerusalem mit verblümten Worten an.

Libanon: Nach Luther: Ist Jerusalem aus Libanon gebaut und durch die Römer zerstört.

Verzehre: Das ist: Die Römer werden der Stadt Jerusalem Tor, so von Zedernholz gemacht wurde, das man im Walde Libanon gehauen und damit aufs Köstlichste erbaut sind, mit Gewalt aufbrechen und die Stadt, nachdem sie dieselbe erobert, mit Feuer verbrennen.

2. Heult, ihr Tannen; denn die Zedern sind gefallen und das herrliche Gebäude ist zerstört. Heult, ihr Eichen Basans; denn der feste Wald ist umgehauen.

Umgehauen: Das ist: Es wird mit der Stadt Jerusalem ein jämmerliches Ansehen haben und eine erbärmliche Niederlage sein. Denn die herrlichen Gebäude, so mit Zedernholz vertäfelt sind und mit Eichensäulen und Balken befestigt, werden verbrannt und zum Aschehaufen gemacht werden, dass die Festungen solcher großen Stadt nichts nutzen werden. [Denn wenn die Bürger und Einwohner einer Stadt Gott den Herren mit schrecklicher Bosheit und Sünden erzürnen, so schont er keiner Festungen noch Schöne].

3. Man hörte die Hirten heulen, denn ihre herrlichen Gebäude sind zerstört; man hörte die jungen Löwen brüllen, denn die Pracht des Jordans ist zerstört.

Heulen: Nämlich die Priester werden ein jämmerliches Wehklagen treiben, weil der Tempel zu Jerusalem, welcher aufs Köstlichste erbaut worden und in der ganzen Welt berühmt gewesen, muss zerstört werden. [Denn Gott ist an keinen Ort gebunden, dass er ihn müsste erhalten, wenn derselbe mit gottlosen Wesen verunreinigt wird. Und stürzt Gott die untreuen Kirchendiener vom Stuhl, legt ihnen das Handwerk und die Werkstatt nieder].

Brüllen: Das ist: Die Fürsten und Obrigkeiten des jüdischen Volkes werden die Zerstörung des jüdischen Landes um den Jordan, da es am fruchtbarsten gewesen, mit kläglichem Geschrei und schrecklichem Heulen beweinen. [Denn Gott straft eine gottlose Obrigkeit mit den gottlosen Untertanen und gilt bei ihm kein Ansehen der Person).

4. So spricht der Herr, mein Gott: Hüte die Schlachtschafe!

So: Jetzt wird ein Gespräch beschrieben, welches Gott der Vater mit dem Sohn gehalten.

Mein Gott: Mein himmlischer Vater hat mich also angeredet.

5. Denn ihre Herren schlachten sie und halten es für keine Sünde, verkaufen sie und sprechen: Gelobt sei der Herr, ich bin nun reich; und ihre Hirten schonen ihrer nicht.

Schlachten sie: Da sie dieselben weiden sollten.

Gelobt: Dass uns alles so glücklich vonstattengeht.

Reich: Von den geschlachteten und verkauften Schafen.

Ihr nicht: Nämlich der ihnen anbefohlenen Schäflein. Denn die Pharisäer, Schriftgelehrten und Hohepriester richten den Gottesdienst und die Religionsübungen also an, dass sie selber reich davon werden und erwürgen unterdes mit ihrer falschen Lehre und unrechten Religion die armen Schäflein, die sie dem Teufel in Rachen stecken. [Welche aber also ihr Volk, das ihnen anbefohlen ist, nicht recht lehren noch der Seelen Seligkeit suchen, sondern nur ihrem Gewinn nachtrachten, die sind ärger denn die Hirten, welche die Schafe etwa heimlich verkaufen und sagen, sie sind gestorben oder schlachten und fressen sie].

6. Darum will ich auch nicht mehr schonen der Einwohner im Lande, spricht der Herr. Und siehe, ich will die Leute lassen einen jeglichen in der Hand des anderen und in der Hand seines Königs, dass sie das Land zerschlagen und will sie nicht erretten von ihrer Hand.

Darum: Dieweil ich sehe (spricht Christus), dass die Bosheit und gottloses Wesen sowohl bei den Hirten als bei dem Volk und gemeinen Mann eingerissen ist.

Schonen: Sondern beide, hohen und niedrigen Standes, mit allem Ernst strafen.

Des anderen: Dass sie mit Aufruhr sollen geplagt werden und sollen die Bürger einander selbst erwürgen. Denn es sind vor der letzten Zerstörung der Stadt Jerusalem schrecklicher Aufruhr darin entstanden, wie Josephus, ein jüdischer Geschichtsschreiber, meldet. [Und pflegen oft Aufruhr vorher zu gehen, wenn ein Regiment zugrunde gehen soll].

Königs: Nämlich in des römischen Kaisers Gewalt, welcher richtig ihr König genannt wird, weil er damals über das jüdische Land herrschte und seine Landvögte zu Jerusalem hatte, mit einer Besatzung, unter denen auch Pontius Pilatus einer gewesen, der den Herrn Christus kreuzigen lassen. Und sagen die Juden selbst, da Pilatus fragte, ob er ihren König (Christus) kreuzigen sollten: Wir haben keinen König denn den Kaiser {Joh 19}.

Zerschlagen: Nämlich die Römer werden das jüdische Land jämmerlich verwüsten.

Nicht erretten: Sondern zu allen ihrem (der Juden) Unglück und Jammer durch die Finger sehen, weil sie mich ihren Gott und König verleugnet haben. [Denn wer der Obrigkeit Gunst mehr achtet als Gottes Huld und Gnade, der fällt endlich in der Obrigkeit Ungnade und geht zugrunde].

7. Und ich hütete der Schlachtschafe um der elenden Schafe willen und nahm zu mir zwei Stäbe: Einen hieß ich Sanft, den anderen hieß ich Weh; und hütete der Schafe.

Schlachtschafe: Nämlich der elenden Juden will ich (spricht Christus) mich erbarmen (denn er von zukünftigen Dingen redet, nach Art der Propheten, als wenn sie bereits geschehen wären), weil sie keinen getreuen Hirten haben werden, und will ihnen selber predigen um der Auserwählten willen, die den Zorn Gottes empfinden und zerschlagene Gewissen haben. [Denn um der Auserwählten willen muss man das Evangelium predigen, obgleich sonst viel Zuhörer dasselbe verachten oder es zur fleischlichen Freiheit missbrauchen].

Stäbe: Wie die Hirten zu gebrauchen pflegen. [Solche zwei Stäbe bedeuten die zwei Stücke der göttlichen Lehre. Denn die Lehre des Evangeliums ist sanft und lieblich und den bekümmerten Gewissen angenehm, aber die Lehre des Gesetzes richtet Schmerzen im Gewissen an und ist doch auch heilsam, wenn jemand sein recht gebraucht. Und obwohl Christus besonders das Evangelium gelehrt hat, so hat er doch daneben das Gesetz auch erklärt und es von der Pharisäer Verfälschungen wiederum richtig gebracht].

8. Und ich vertilgte drei Hirten in einem Monden; denn ich mochte ihrer nicht, so wollten sie mein auch nicht.

Monden: Ich habe in kurzer Zeit die falschen und gottlosen Lehrer, nämlich die Priester, Pharisäer und Sadduzäer (unter welche alle anderen verkehrten Lehrer begriffen werden) vertilgt. Ich halt es aber dafür, dass man hier engelische Monate verstehen müsse, nämlich da ein jeder Tag ein Jahr gilt. Denn von der Zeit an, da Christus zu lehren angefangen, bis zur letzten Zerstörung Jerusalem sind vierzig Jahre verflossen, darum solche falschen Lehrer nicht anderthalb Monden, viel weniger zwei Monden geblieben.

Denn: Jetzt zeigt Christus die Ursache an, warum solche Hirten vertilgt wurden.

Mein auch nicht: Sie haben mich, ihren König und Erlöser, verworfen und gelästert. [Welche aber Christus beharrlich verlästern und von sich stoßen, die werden von Gott wiederum verstoßen und gehen auch leiblich jämmerlich zugrunde].

9. Und ich sprach: Ich will euch nicht hüten. Was da stirbt, das sterbe; was verschmachtet, das verschmachte; und die Übrigen fresse ein jegliches des anderen Fleisch {Jer 15v2}!

Sprach: Da ich die Halsstarrigkeit des jüdischen Volkes sah, wie dieselbe in der Apostelgeschichte ausführlich beschrieben wird.

Nicht hüten: Weil ihr mein Evangelium nicht annehmen wollt, so will ich mich euer auch nicht mehr achten und euer nicht mehr hüten durch meine Apostel, der Teufel sei euer Hirte.

Fleisch: Was frag ich danach, wie es euch geht? Ich will mich euer nicht mehr annehmen, weil ihr mich verworfen habt, und will es geschehen lassen, dass ihr durch Aufruhr einander selbst verderbt und das Schwert wider einander zücken sollt, damit ihr also um eurer Bosheit willen gestraft werdet. [Es kann aber den Menschen kein größeres Unglück widerfahren, als wenn Gott eines Volkes sich nicht mehr annimmt. Denn da treibt der Teufel wider solche elenden Leute grausame Wüterei und ist des Jammers kein Ende].

10. Und ich nahm meinen Stab Sanft und zerbrach ihn, dass ich aufhebe meinen B und den ich mit allen Völkern gemacht hatte.

Zerbrach ihn: Das ist: Ich nahm mein liebliches Evangelium von den Juden hinweg, dass sie es nicht mehr hörten, noch in den Gnadenbund mehr begriffen waren, welchen ich alle Völkern angeboten hatte.

11. Und er wurde aufgehoben des Tages. Und die elenden Schafe, die auf mich hielten, merkten dabei, dass es des Herrn Wort wäre.

Des Tages: Zur selben Zeit hab ich den Bund der Gnaden zwischen mir und dem jüdischen Volk aufgehoben, dass sie der himmlischen Guttaten nicht teilhaftig wurden, die im Evangelium angeboten werden. [Denn die Undankbarkeit gegen das Evangelium Christo ist Ursache daran, dass das Evangelium Christi von einem Volk weggenommen wird].

Merkten: Das ist: Da dies alles also vorging und die verstockten Juden jämmerlich umkamen, sind die gottseligen Israeliten, so sich zu mir bekehrt hatten, desto mehr in ihrem Glauben gestärkt worden, dass sie fest geglaubt, mein Evangelium sei das rechte Wort Gottes, um welches willen die anderen Juden, weil sie es von sich gestoßen, so hart gestraft wurden. [Denn der gottlosen Verächter schreckliche Strafen stärken der Frommen Herzen in der erkannten Wahrheit]. Man muss sich aber dessen hier wiederum auch erinnern, dass Christus nach prophetischen Brauch von zukünftigen Sachen redet, als wenn sie bereits geschehen wären, von wegen der Gewissheit, dass es unfehlbar also ergehen werde.

12. Und ich sprach zu ihnen: Gefällt es euch, so bringt her, wieviel ich gelte; wo nicht, so lasst es anstehen. Und sie wogen dar, wieviel ich galt: dreißig Silberlinge.

Und: Jetzt handelt der Prophet von des Juda Ischariots Verräterei, der Christus um dreißig Silberlinge verkauft hat: Und ändert die Personen ganz oft, dass er bald in des Herrn Christi und denn wiederum in des Verräters Juda Person redet, welches er mit besonderem Fleiß getan, damit die Weissagung dunkel bliebe, bis sie erfüllt würde.

Gefällt es euch: Wenn es euch also für gut ansieht, so schätzt mich, wie teuer ihr mich kaufen und verkaufen wollte, denn ich will es euch nicht wehren, doch seid ihr auch ungezwungen dazu und müsst nicht ebensolches Bubenstück begehen. [Denn Christus hat willig für uns gelitten und zwingt Gottes Vorsehung niemand zu sündigen].

Wogen dar: Nämlich die Juden wogen dem Verräter Juda das Geld dar und zahlten ihm aus, nachdem sie mich wert schätzten.

Silberlinge: Deren einer ungefähr einen Taler galt.

13. Und der Herr sprach zu mir: Wirf es hin, dass es dem Töpfer gegeben werde! Ei, eine treffliche Summe, der ich wert geachtet bin von ihnen! Und ich nahm die dreißig Silberlinge und warf sie ins Haus des Herrn, dass es dem Töpfer gegeben würde {Mt 27v9}.

Und: Jetzt redet der Prophet in der Person des Verräters Juda.

Treffliche Summe: Dies redet wiederum Christus spottweise. [Denn es ist nie nichts Köstlicheres um schnöderes Geld verkauft worden. Dieweil von den Priestern gekauft und von dem Verräter Juda verkauft wurde, Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch, der Welt Heiland, nur um dreißig Silberlinge. Darum sollen wir nicht ungeduldig darüber sein, wenn uns die Welt nicht groß achtet, denn der Knecht ist nicht über den Herrn].

Ich nahm: Welches wiederum des Verräters Judas Worte sind, wie aus der Historie des Leidens und Sterbens Christi bekannt ist. [Und hat Judas mit seinem Beispiel bezeugt, wie übel die Geizigen und Verräter der reinen Religion sich und ihrer Seligkeit vorsehen].

14. Und ich zerbrach meinen anderen Stab Weh, dass ich aufhebe die Brüderschaft zwischen Juda und Israel.

Und: Jetzt redet der Prophet wiederum in der Person Christi.

Aufhebe: Das ist: Ich habe endlich auch das Gesetz Mose von ihnen weggenommen und dasselbe ganz und gar abgetan, die Opfer und den levitischen Gottesdienst aufgehoben, der mit dem Tempel zu Jerusalem allerdings dahin gefallen ist, welcher zuvor das Band der Brüderschaft unter den Israeliten gewesen war. [Denn von der Zeit an, da der andere Tempel zu Jerusalem zerstört wurde, haben die Juden kein Priestertum mehr gehabt, wie auch keinen Propheten. Welches ein augenscheinliches Zeichen ist, das sie Gott allerdings verstoße habe].

15. Und der Herr sprach zu mir: Nimm abermals zu dir Geräte eines törichten Hirten.

Und: Gleichwie der Prophet kurz zuvor im prophetischen Gesicht des Verräters Juda Person an sich genommen hatte. Also wird ihm hier befohlen, dass er ebenmäßig, wie die falschen Lehrer, als Pharisäer, Schriftgelehrten und dergleichen, sich stellen soll, zur Zeichen der Verfälschung der himmlischen Lehre, welche in der Kirche einreißen würde.

Törichten Hirten: Stelle dich wie ein törichter Hirte, dass du eine solche Tasche, Stab und ein solches Horn zu dir nimmst, dabei man merken könne, du seist ein närrischer und toller Hirte. Ich halt es aber dafür, dass dies alles im Gesichte dem Propheten also vorgekommen sei, welches er dem Volk später erzählt habe.

16. Denn siehe, ich werde Hirten im Lande aufwecken, die das Verschmachtete nicht besuchen und das Zerschlagene nicht suchen und das Zerbrochene nicht heilen und das Gesunde nicht versorgen werden; aber das Fleisch der Fetten werden sie fressen und ihre Klauen zerreißen {Hes 34v3}.

Denn: Folgt die Auslegung des vorigen Gesichtes.

Nicht versorgen: Mit einer guten und gesunden Weide, dabei sie gesund bleiben möchten.

Zerreißen: Sie werden ihnen auch die Klauen abreißen. Das ist: Gott wird den Israeliten Lehrer und Hirten zuschicken, welche im wenigsten nicht eines Hirten Amt versehen werden noch der Schäflein Wohlfahrt suchen. [Denn wenn die Leute der reinen Lehre überdrüssig werden und allerdings in fleischlicher Sicherheit ersoffen sind, auch die Wahrheit der himmlischen Lehre nicht lieb haben, so gibt ihnen Gott aus seinem gerechten Urteil solche Lehrer, wie sie wert sind, dass sie von denselben verführt werden. Und werden solche böse Hirten an diesem Orte ganz eigentlich beschrieben: Denn erstlich versäumen sie die Herde, dass sie die angefochtenen und geängstigten Gewissen nicht trösten, die irrenden Schäflein nicht wiederum auf den rechten Weg bringen, welche in schwere Sünden gefallen sind und in dem Gewissen eine große Wunde empfangen haben, die heilen sie mit dem Worte Gottes nicht, welche aber noch gesund sind, die weiden sie nicht dergestalt, dass sie in der wahren Gottseligkeit beharren könnten. Danach sind sie allerdings nur darauf bedacht, dass sie von ihrer Zuhörer Güter mögen reich werden, die Vermögenden ums Geld bringen und sind so geizig, dass sie auch gleichsam den Schafen die Klauen abreißen. Diese Weissagung nun ist erstlich an den Schriftgelehrten und Pharisäern erfüllt worden. Denn wie gar wenig sie sich der elenden Schäflein angenommen, weil sie die Zöllner und Sünder allerdings gescheut haben, das ist aus der evangelischen Historie offenbar und tut Christus von ihrem Geiz zu etlichen Malen Meldung. Danach ist sie auch erfüllt worden und wird noch täglich erfüllt an den papistischen Lehrern. Denn dieselben achtens sich wenig, dass sie die elenden Gewissen mit dem Worte des Evangeliums heilen und weiden sollten, suchen aber daneben gute feiste Pfründe und stattliche Einkommen. Und hätte zwar wenig gefehlt, dass sie die Fürsten und andere Obrigkeiten nicht ganz aus ihren Herrschaften gestoßen, denn sie durch allerhand listige Fündlein, die besten Orte und eine Herrschaft nach der anderen an sich gezogen. Heißt das nicht den Schafen die Klauen abziehen? Es sollen sich aber die evangelischen Prediger hüten, dass sie sich nicht sogar darauf legen, wie sie mögen ihre Haushaltung wohl hinaus bringen und unterdes die Kranken und gebrechlichen oder auch gesunden Schäflein aus der acht lassen. Denn der Apostel Paulus schreibt seinen Zuhörern: Ich suche nicht das eure, sondern Euch].

17. O Götzenhirten, die die Herde lassen! Das Schwert komme auf ihren Arm und auf ihr rechtes Auge! Ihr Arm müsse verdorren und ihr rechtes Auge dunkel werden!

Götzenhirten: Wehe euch abgöttischen Hirten, die ihr Abgötterei lehrt, da ihr solltet euren Schäflein die rechte Religion zeigen: Aber ihr lasst euch die Herde wenig angelegen sein und fragt nichts danach, eure Schäflein werden selig oder verdammt. [Es sind aber abgöttische Hirten nicht nur, welche groben und erkennbare Abgötterei lehren, als dass sie sagen, man müsse die Bilder oder heilige Menschen anbeten, sondern es werden auch alle diejenigen damit gemeint, welche lehren, dass man sein Vertrauen auf eigene Werke und Verdienst und nicht auf Christus allein setzen soll].

Verdorren: Dass sie ihn nicht mehr bewegen, noch etwas damit ausrichten können.

Dunkel werden: Mit diesen Worten wird der falschen Hirten die Strafe gedroht. Will so viel sagen: Gott wird solche Hirten in einen verkehrten Sinn dahin geben, dass sie zu allen rechtschaffenen guten Werken ungeschickt sind und wird sie nach seinem gerechten Urteil in Religionssachen so blenden, dass sie allerdings wahnwitzig werden und nichts verstehen: Denn das wird durch die Verdunklung des rechten Auges verstanden. Hier sieht man papistischen Lehrer eigentlich abgemalt, besonders die, welche noch heutigentags die Lehre des Evangeliums gräulich lästern. Denn dieselben gehen nur mit Menschentand um, dass sie Glocken taufen und dergleichen Narrenwerk treiben, aber, wenn sie sollen rechte gute Werke üben, die zur Religion gehören, so haben sie einen verdorrten Arm, dass sie ihn nicht bewegen können, darum sie auch nicht den geringsten Missbrauch in der Kirche zu verändern begehren. In den streitigen Religionssachen aber haben sie keinen Verstand, sondern urteilen davon, wie der Blinde von der Farbe. Wir sollen Gott bitten, dass er uns nicht lasse in solche Finsternis geraten].


Das 12. Kapitel

  • Der Prophet weissagt in diesem Kapitel von den Verfolgungen und Trübsalen in der Kirche, die sie von Juden und Heiden leiden würden, v. 1.
  • Und wird zugleich ein Trost hinzugesetzt, dass die Kirche unüberwindlich sein werde, v. 8.
  • So wird auch von dem Leiden Christi und von der Sendung des Heiligen Geistes etwas mit untergestreut, v. 10.

1. Dies ist die Last des Wortes vom Herrn über Israel, spricht der Herr, der den Himmel ausbreitete und die Erde gründete und den Odem des Menschen in ihm machte.

Last: Das ist: Dies ist die traurige Predigt, welche Gott geoffenbart hat von den Trübsalen, damit die Kirche wird überfallen werden. Denn die Christen sind die rechten Israeliten (Gal. 6).

Macht: Das ist, der Himmel und Erde gemacht hat und den Menschen das Leben gibt. [Diesen Eingang hat der Prophet wollen vorher machen, auf dass wir in Verfolgungen und Trübsalen auf den allmächtigen Gott sehen und denken, dass unser Leben nicht in der Feinde Hand stehe, sondern in des allmächtigen Gottes, Schöpfers Himmels und der Erde, Gewalt sei, der uns das Leben gegeben hat und es auch schützen und erhalten kann, so lange er will].

2. Siehe, ich will Jerusalem zum Taumelbecher zurichten allen Völkern, die umher sind; denn es wird auch Juda gelten, wenn Jerusalem belagert wird.

Allen Völkern: Denn die gottlosen Heiden und verstockten Juden werden meine Kirche gleichsam in einem Schluck verschlingen wollen. Aber es soll ihnen solcher Trunk zu Gift und Galle werden, dadurch sie umkommen. Sie sollen einen Suff daran tun, der ihnen das Herz abstoßen wird. [Denn indem die Feinde des Evangeliums der Kirche verfolgen, verletzen und beschädigen sie sich selbst und gehen zugrunde, da unterdes die Kirche bleibt. Daher Christus zu Paulus vor seiner Bekehrung sagt: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein wider den Stachel zu löcken {Apg 9}].

Gelten: Das ist: Es wird einmal eins gleichsam eine allgemeine Verfolgung gehen über alle Bekenner des Evangeliums (denn Juda heißt ein Bekenner), obwohl an etlichen Orten die Trübsal größer sein wird als an anderen. Daher auch die Juden zu Paulus sagen: Wir begehren von dir zu hören, was du hältst von dieser Sekte (nämlich vom Christentum) ist uns kund, dass ihr an allen Enden widersprochen wird {Apg 28}. Sind deswegen die Christen in der ersten Kirche durch die ganze Welt angefeindet, verhasst und verfolgt worden. Und ist zwar ein großes Blutvergießen vorgegangen, da die Juden und Heiden den Namen Christi auszurotten sich unterstanden, Aber die Märtyrer Christi haben mit ihrer Geduld einen ewigen Sieg davon gebracht. [Denn auch eine allgemeine Verfolgung die Kirche nicht vertilgen kann].

3. Dennoch zur selbigen Zeit will ich Jerusalem machen zum Laststein allen Völkern. Alle, die denselben wegheben wollen, sollen sich daran zerschneiden; denn es werden sich alle Heiden auf der Erde wider sie versammeln.

Wegheben: Das sie ihn hinwegtun und wegwerfen wollen.

Zerschneiden: Sie werden sich heftig an ihm verletzen und verwunden. [Denn die Kirche Christi denkt den Gottlosen ein unleidliches Ding sein, aber in dem sie sich unterstehen, dieselbe aus der Welt zu heben, tun sie sich selbst nur desto größeren Schaden. Denn Gott straft sie, dass nachdem sie die Kirche zu verfolgen angefangen, danach kein Glück mehr haben, bis sie endlich zugrunde gehen. Also hat der abtrünnige Kaiser Julianus diesen schweren Laststein wollen wegheben, aber es hat darauf alles den Krebsgang mit ihm gewonnen, bis er im Zug wider die Perser jämmerlich umkam].

Versammeln: Es wird dem Evangelium Christi zur Zeit der ersten Kirche überall widersprochen werden, wie oben auch gemeldet. [Aber Gott sorgt für seine Kirche, dass sie nicht vertilgt werde, und rächt die Unbilligkeit, so ihr zugefügt wird].

4. Zu der Zeit, spricht der Herr, will ich alle Rosse scheu und ihren Reitern bange machen; aber über Jerusalem will ich meine Augen offen haben und alle Rosse der Völker mit Blindheit plagen.

Bange machen: Dass weder Ross noch Reiter wissen werden, wo sie sich hinwenden oder was sie anfangen sollen. [Denn Gott nimmt den Feinden der Kirche oft den Mut und beraubt sie ihres Verstandes, dass sie in ihren Ratschlägen sich irren und verwirren, bis sie endlich ganz zuschanden werden und keines Weges verrichten können, dessen sie sich unterstanden haben].

Offen haben: Das ist: Ich will meine Kirche mit Gnaden ansehen und ein wachendes Auge auf sie haben, dass sie nicht ganz vertilgt werde.

Plagen: Dass sie mein Volk nicht vertilgen können, sondern sich selber in Gefahr stürzen, wie den Syrern geschehen, welche den Propheten Elisa im Städtlein Dothan fangen wollten. Denn da dieselben gemeldeten Städtlein belagert und der Prophet Elisa Gott den Herrn angerufen, dass er solches Volk mit Blindheit schlagen wollte, ist es bald geschehen und hat sie der Prophet in solcher ihrer Blindheit mitten in Samaria unter ihre ärgsten Feinde geführt, da auf des gedachten Propheten Anhalten Gott sie wiederum sehend gemacht, da sie befunden, dass sie mitten unter die Feinde geführt wurden {2Sam 6}. [Denn wenn Gott der Feinde Anschläge nicht hinderte und ihnen abwehrte, so wäre die Kirche längst ausgerottet worden].

5. Und die Fürsten in Juda werden sagen in ihrem Herzen: Es sind mir nur die Bürger zu Jerusalem getrost in dem Herrn Zebaoth, ihrem Gott!

Fürsten: Das ist: Die Apostel und ihre gottseligen Nachkommen werden von Herzen wünschen, dass die Christen in der Verfolgung beständig sind und sich nicht von dem Herrn Jesu Christo (welcher der Gott der Heerscharen ist) durch Verleugnung abwendig machen lassen. [Denn es sollen die Kirchendiener für ihre Zuhörer und wiederum die Zuhörer für ihre Kirchendiener fleißig beten, dass sie im wahren Glauben zu beiden Teilen bis zu Ende des Lebens beständig verharren].

6. Zu der Zeit will ich die Fürsten Judas machen zum feurigen Ofen im Holz und zur Fackel im Stroh, dass sie verzehren, beide, zur Rechten und zur Linken, alle Völker um und um. Und Jerusalem soll auch weiter bleiben an ihrem Ort zu Jerusalem.

Im Holz: Das ist, der mit vielem Holz eingebrannt ist.

Und um: Das ist: Das Evangelium wird ausgehen in die ganze Welt und wird viele Heiden ergreifen, gleichwie ein Feuer in großer Eile das nächste Stroh erwischt. [Ob nun wohl die Predigt des Evangeliums wie ein Feuer viele Völker ergreift, so verzehrt es doch dieselben nicht, sondern erleuchtet sie durch den Glauben an Christus und entzündet sie mit der Liebe gegen Gott und dem Nächsten].

Bleiben: Nämlich das rechte himmlische Jerusalem, die Kirche, wird nie vertilgt werden. Denn sie ist erbaut auf den Felsen Christus und die Pforten der Hölle vermögen nichts wider sie {Mt 16}.

7. Und der Herr wird die Hütte Judas erretten wie vorzeiten, auf dass sich nicht hoch rühme das Haus David noch die Bürger zu Jerusalem wider Juda.

Erretten: Das ist: Er wird die christliche Kirche, so in der ganzen Welt zerstreut sind, erhalten, gleichwie er, als ein getreuer Gott, seine Kirche vor der Zeit nie aus der acht gelassen hat.

Rühme: Wider die Bürger zu Jerusalem, von wegen ihres stattlichen Herkommens.

Wider Juda: Das ist: Die Einwohner der Stadt Jerusalem werden sich nicht über das Land Juda erheben, weil sie in der Hauptstadt wohnen, sondern sie werden alle untereinander in wahrer Demut und rechtschaffener Liebe einträchtig leben. [Mit welcher Weissagung Gott der Herr darum den Unterschied der Personen, Ämter und Ehrenstände nicht aufheben will, welcher bleiben muss bis an den Jüngsten Tag: Sondern es wird damit angezeigt, dass im geistlichen Reich Christi kein Ansehen der Person sei. Denn ein gottseliger Untertan ist Gott so angenehm in seinem Beruf als ein Fürst: Und ein frommer Bauersmann hat in seinem Beruf ebenso wohl Platz bei Gott als ein Kirchendiener. Darum soll keiner den anderen um mehr Gaben oder höheres Amtes willen, so er hat, verachten. So muss man auch sonst in Abhandlung der Religionssachen nicht urteilen nach dem äußerlichen hohen Ansehen der Personen, sondern nach dem die Lehre recht ist oder nicht. Und wenn der Vorzug der Personen im Papsttum in Religionssachen nie hätte Platz gehabt, so wäre die Lehre auch noch heutigentags unter dem Papsttum viel reiner. Weil der Ehrgeiz fast alle Ketzereien verursacht hat, in dem die stolzen Lehrer sich anderen vorzuziehen begehrt haben].

8. Zu der Zeit wird der Herr beschirmen die Bürger zu Jerusalem; und wird geschehen, dass, welcher schwach sein wird unter ihnen zu der Zeit, wird sein wie David; und das Haus David wird sein wie Gottes Haus, wie des Herrn Engel vor ihnen.

Beschirmen: Damit den Frommen nichts begegne, das ihnen an ihrer Seligkeit hinderlich sein möchte. [Denn die Christen sitzen unter dem Schirm des Höchsten und bleiben unter dem Schatten des Allmächtigen immer und sprechen zum Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg {Ps 91}].

Wie David: Das ist ein starker und mutiger Held.

Gottes Haus: Das ist: Es wird dasselbe Geschlecht in großen Ehren gehalten werden.

Vor ihnen: Will so viel sagen: Die schwachen, aber doch rechtschaffene Christen werden von Gott durch den Heiligen Geist so stark gemacht werden, dass sie den Teufel überwinden werden, gleichwie David den Philister Goliath überwunden hat. [Denn sooft ein Christ eine Anfechtung des Teufels übersteht, so hat er vor Gott und den heiligen Engeln einen herrlichen Sieg davon gebracht, als wenn er den allerstärksten Riesen darnieder gelegt hätte). Durch das Haus David aber werden verstanden die geistlichen Fürsten, nämlich die Apostel und andere mit einem apostolischen Geist begabt, dieselben, sagt er, werden in so großem Ansehen sein, als wenn sie gar göttliche Leute und Engel Gottes wären. Also schreibt Paulus von den Galatern: Ihr nahmt mich auf als einen Engel Gottes, ja als Jesum Christus, wie wart ihr damals so selig. Ich bin euer Zeuge, dass, wenn es möglich gewesen wäre, ihr hättet eure Augen ausgerissen und mir gegeben {Gal 4}. [Denn es sollen treue Kirchendiener bei ihren Zuhörern ein Ansehen haben und wert gehalten werden].

9. Und zu der Zeit werde ich denken, zu vertilgen alle Heiden, die wider Jerusalem gezogen sind.

Vertilgen: Ich will darauf bedacht sein, wie ich die Feinde der Kirche ausrotten wolle. [Denn Gott stürzt die Verfolger nicht bald, sondern hintergeht sie gleichsam mit geschwinden Praktiken, danach stößt er sie ins Verderben].

10. Aber über das Haus David und über die Bürger zu Jerusalem will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets; denn sie werden mich ansehen, welchen jene zerstochen haben und werden ihn klagen, wie man klagt ein einziges Kind und werden sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um ein erstes Kind.

Haus David: Das ist über die Apostel und andere treue Kirchendiener.

Bürger: Nämlich über alle anderen Christen.

Gebets: Welcher ist der Heilige Geist. [Denn obwohl die wunderbaren Gaben des Heiligen Geistes, so am Pfingsttage über die Apostel ausgegossen wurden, nicht allen Christen allgemein sind, so werden doch solche Gaben des Heiligen Geistes, die zur Seligkeit vonnöten sind, allen Christen mitgeteilt. Darum haben alle rechtschaffenen Christen den Heiligen Geist. Denn wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein {Röm 8}. Es wird aber derselbe Geist ein Geist der Gnaden genannt, weil er unsere Herzen durch das Wort des Evangeliums vergewissert, dass wir bei Gott in Gnaden sind. Der Heilige Geist, spricht Paulus, gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind {Röm 8}. Danach heißt er auch ein Geist des Gebets, weil er in unseren Herzen inbrünstige und kräftige Gebete erregt zu Gott dem himmlischen Vater. Denn weil ihr Kinder seid, spricht Paulus, so hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der schreit, Abba, lieber Vater {Gal 4}].

Denn: Der Prophet wendet sich wiederum zu der Weissagung von dem Leiden unseres Herrn Christi, davon er auch im vorigen Kapitel gehandelt hatte.

Ansehen: Nämlich die Gottlosen, will Christus sagen, werden mich einmal am Jüngsten Tage mit großem Schrecken anschauen und sehen, in was großer Majestät ich bin, den sie gekreuzigt und dessen Seite sie mit einem Speer durchstochen haben, das Blut und Wasser herausgeflossen. So werden auch die bußfertigen Juden verstehen, dass sie den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt haben. Dass dieser Spruch des Propheten also zu verstehen sei, bezeugt Johannes der Evangelist (Kapitel 19). [Denn am Jüngsten Tage werden die Gottlosen mit ihrem großen Schaden erfahren, wie schrecklich sie gesündigt, dass sie Christus ans Kreuz geschlagen und seine Kirche betrübt haben].

Ihn klagen: Nämlich meinen Sohn Jesum Christus werden seine Jünger mit großem Herzeleid beklagen, wie die Eltern ein einziges Kind, welches ihnen gestorben, zu klagen pflegen. Denn es redet dies der Prophet in der Person Gottes des Vaters. Es sind aber die Jünger Christi über seinen Tod heftig bekümmert gewesen, wie auch ohne allen Zweifel die bekehrten Juden mit vielen Tränen werden beweint haben, dass sie den Fürsten ihrer Seligkeit gekreuzigt hatten. [Und ist am Kreuz gestorben der eingeborene Sohn Gottes und der Erstgeborne vor allen Kreaturen, aber das ist geschehen in der angenommenen Menschheit].

11. Zu der Zeit wird große Klage sein zu Jerusalem, wie die war bei Hadad-Rimon im Felde Megiddo {2Sam 13v30}.

Megiddo: Da die Israeliten den traurigen Fall und Tod des frommen und gottseligen Königs Josia beweint haben. Denn derselbe ist im Felde Megiddo von des Königs in Ägypten Necho Kriegsvolk erschossen worden. Und hat ganz Juda und Jerusalem um ihn getrauert, besonders der Prophet Jeremia, welcher Klagelieder gemacht, die man über den Tod Josua gesungen und oft wiederholt hat 82. Chron. 35). [Denn damals ist der allerfrömmste König gestorben, als Jesus Christus, unser König, am Kreuz seinen Geist aufgeben. Und gleichwie Josia der Gefahr des Todes entweichen könnte, aber nicht gewollt hat: Also hätte auch Christus dem Tode entgehen können, wenn er nur gewollt hätte. Aber er hat gutwillig für uns sterben wollen, auf dass er mit dem allervollkommensten Opfer für die Sünde der ganzen Welt genug tat].

12. Und das Land wird klagen, ein jegliches Geschlecht besonders: Das Geschlecht des Hauses David besonders und ihre Weiber besonders, das Geschlecht des Hauses Nathan besonders und ihre Weiber besonders,

Besonders: Denn in öffentlichen Versammlungen als in den Synagogen sangen und klagten die Juden, was Mannspersonen waren, besonders und ihre Weiber auch besonders, wie sie noch heutigentags im Brauch haben.

13. das Geschlecht des Hauses Levi besonders und ihre Weiber besonders, das Geschlecht Simei besonders und ihre Weiber besonders;

14. also alle übrigen Geschlechter, ein jegliches besonders und ihre Weiber auch besonders.

Übrigen Geschlechter: Die aus dem Gefangenschaft von Babel wiedergekommen sind. Es erzählt aber der Prophet viele Geschlechter und mancherlei Stände, anzuzeigen, dass alle rechtschaffenen Christen mit Christo ein Mitleiden haben werden. [Als denn aber hat ein jeder ein Mitleiden oder leidet viel mehr mit Christo, wenn er sein Kreuz auf sich nimmt und Christo nachfolgt. Wenn wir aber mit ihm leiden, so werden wir auch der himmlischen Herrlichkeit mit ihm teilhaftig werden {Röm 8}].


Das 13. Kapitel

  • Ist eine Weissagung von der Taufe und von der Abgötterei, so durch das Evangelium soll abgetan werden. v. 1.
  • Desgleichen von den falschen Propheten, derer etliche die Irrtümer erkennen, etliche aber halsstarrig verteidigen werden. v. 4.
  • Danach folgt vom Leiden Christi. v. 7.
  • Und von den rechtschaffenen Christen, die durch das Feuer der Trübsal sollen bewährt werden. v. 9.

1. Zu der Zeit wird das Haus David und die Bürger zu Jerusalem einen freien offenen Born haben wider die Sünde und Unreinigkeit.

Zu: Der Prophet fährt weiter fort, von dem Christentum und von den Guttaten Christi im Neuen Testament zu weissagen.

Born haben: Denn vorzeiten im Alten Testament war im Vorhof des Tempels ein Wassergeschirr, darin sich die Priester wuschen, ehe sie den Gottesdienst anfingen {2Chr 4}. Aber ohne die Priester durfte sich sonst niemand darin waschen und war dazu vonnöten, dass man immer sauberes Wasser in dieselben Geschirre tragen musste. Aber es wird die Zeit kommen (will der Prophet sagen), dass in der Kirche ein springender Brunnen wird hervorkommen und aufgetan werden, dazu ein jeder kommen kann, er sei gleich wes Standes er wolle. Derselbe Brunnen wird die Sünde und alle Unreinigkeit vor Gott abwaschen. [Dieser freie offene Brunnen ist die Taufe, welche Christus eingesetzt hat und allen Menschen vonnöten ist. Denn wo nicht jemand aus Wasser und Geist wiedergeboren wird, so kann er in das Reich Gottes nicht kommen {Joh 3}. Dieser Brunnen reinigt uns von den wirklichen Sünden und von der Unreinigkeit der Erbsünde, dass sie uns von Gott nicht zugerechnet wird. Und Christus reinigt seine Kirche durch das Wasserbad im Wort (welches auf die Einsetzung und Verheißung sich gründet {Eph 5}). Denn die Taufe hat das Wort der Einsetzung: Tauft (spricht Christus) alle Völker {Mt 28}. Und hat auch das Wort der Verheißung, wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden {Mk 16}].

2. Zu der Zeit, spricht der Herr Zebaoth, will ich der Götzen Namen ausrotten aus dem Lande, dass man ihrer nicht mehr denken soll; dazu will ich auch die Propheten und unreinen Geister aus dem Lande treiben,

Denken: Die Abgötterei wird in kommen, weil sie durch die Predigt des Evangeliums wird abgetan werden. [Es ist aber die Abgötterei abgetan worden nicht nur, da die Heiden, nachdem sie Christus erkannt, aufgehört haben, den Abgöttern zu dienen, sondern auch, da die subtile Abgötterei, nämlich das Vertrauen auf eigene Verdienste der Werke ist verworfen worden].

Treiben: Ich will auch die falschen Lehrer vertilgen, welche das Volk verführen und werden die heidnischen Weissagungen aufhören, welche von den unreinen Geistern, nämlich von den Teufeln durch die Abgötter geweissagt wurden. Denn es bezeugen die Kirchenhistorien, dass die Teufel in Gegenwart heiliger Leute, die sich zu Christo bekannt, nicht haben weissagen können. [Sind deswegen solche Weissagungen der heidnischen Abgötter nichts anders gewesen als Betrügereien und Blendungen des Satans und sind ohne das so zweifelhaft vorgebracht worden, dass man sie auf zweierlei dazu widerwärtigen Verstand auslegen könne].

3. dass also gehen soll: Wenn jemand weiter weissagt, sollen sein Vater und Mutter, die ihn gezeugt haben, zu ihm sagen: Du sollst nicht leben, denn du redest falsch im Namen des Herrn; und werden also Vater und Mutter, die ihn gezeugt haben, ihn zerstechen, wenn er weissagt.

Weiter weissagt: Welches dem Grund der gottseligen Lehre widerstrebt, das werden auch die gemeinen Leute und Laien merken und verstehen können.

Nicht leben: Du bist nicht wert, dass dich der Erdboden tragen soll, darum musst du des Todes sterben.

Falsch: Du bringst eine unrechte Lehre vor und hast gelogen, indem du sagst, dass du solche Lehre von Gott empfangen hast, und müssest aus Gottes Befehl also lehren.

Weissagt: Oder lehrt und werden sein nicht schonen darum, dass er ihr Sohn sei. [Es redet aber der Prophet von Sachen des Neuen Testaments, ob er wohl Worte führt, die im Alten Testament gebräuchlich waren. Denn im Alten Testament steht also geschrieben: Der Prophet aber oder der Träumer soll sterben, darum dass er euch von dem Herrn eurem Gott abzufallen gelehrt hat. Und bald darauf folgt: Wenn dich dein Bruder, deiner Mutter Sohn oder dein Sohn oder deine Tochter oder das Weib in deinen Armen oder dein Freund, der dir ist wie dein Herz, überreden würde heimlich und sagen: Lass uns gehen und anderen Göttern dienen, die du nicht kennst noch deine Väter, etc. So bewillige nicht und gehorche ihm nicht, auch soll dem Auge seiner nicht schonen und sollst dich seiner nicht erbarmen noch ihn verbergen, sondern sollst ihn erwürgen, deine Hand soll die erste über ihm sein, dass man ihn töte und danach die Hand des ganzen Volkes, man soll ihn zu Tode steinigen, denn er hat dich wollen verführen von dem Herrn deinem Gott {5Mos 13}. Dies ist von den falschen Propheten oder Lehrern im Alten Testament geschrieben worden. Aber im Neuen Testament sagt Christus von den falschen Propheten: Hütet euch oder seht euch vor, vor den falschen Propheten {Mt 7}. Er spricht nicht, tötet die falschen Propheten. Und Paulus sagt: Einen ketzerischen Menschen meide, wenn er einmal und abermals ermahnt ist, und spricht nicht, töte ihn {Tit 3}. Es werden aber im Neuen Testament die falschen Propheten zerstochen, wenn ihre falsche Lehre mit dem Schwert des Wortes Gottes geschlagen und darnieder gelegt wird und die halsstarrigen falschen und Gotteslästerlichen Lehrer verdammt und in Bann getan werden. Also zerstach Paulus der Apostel die falschen Propheten, welche das Gesetz und Evangelium durcheinander mengten, da er ihren Irrtum mit gewissen Zeugnissen der Heiligen Schrift widerlegte und die Lehrer in den Bann tat, da er sagte: So jemand euch Evangelium predigt, anders denn das ihr empfangen habt, der sei verflucht, das ist, er sei des Teufels, er wollte denn sein nicht {Gal 1}. Und soll man in solchem Tun der Personen nicht schonen, die Unrecht lehren und nicht ansehen Verwandtschaft oder Freundschaft oder Hoheit oder Gaben, damit sonst solche falschen Lehrer geziert sind. Auch wird mit dieser Weissagung zu verstehen gegeben, dass die Laien und einfältigen Leute, den Betrug und Falschheit der falschen Lehrer verstehen und verwerfen werden].

4. Denn es soll zu der Zeit geschehen, dass die Propheten mit Schanden bestehen mit ihren Gesichten, wenn sie davon weissagen; und sollen nicht mehr einen härenen Mantel anziehen, damit sie betrügen,

Denn: Bisher ist gesagt worden von den falschen Propheten, welche ihre gottlosen Meinungen halsstarrig verteidigen. Jetzt folgt auch etwas von denen, die zwar in Irrtum geraten, aber sich wieder weisen und auf den rechten Weg bringen lassen: Derer zwar, sonderlich unter den Lehrern, eine geringe Anzahl zu sein pflegt, aber doch finden sich etliche, die ihren Irrtum bekennen.

Schanden bestehen: Die irrigen Meinungen werden widerlegt und ihre Angeber zuschanden und bei sich selbst schamrot werden, wenn sie vermerken, dass sie sich und ihre Zuhörer in Irrtum verführt haben. [Solche Kirchendiener sind, welche im Papsttum aus Unwissenheit falsch gelehrt haben, aber sich bekehren und die Wahrheit des Evangeliums annehmen, wie auch andere, so in Irrtum gefallen, aber doch eines bessern sich mit Ernst wiederum bedenken].

Härenen Mantel: Das ist: Sie werden das einfältige Volk nicht betrügen mit ihrem besonderen Amtskleidern, damit sie einer sonderbaren Heiligkeit sich anmaßen. Denn weil der Prophet Elia nach seiner Gewohnheit mit einem härenen Kleid angetan einhergegangen {2Sam 1}. So haben die falschen Propheten seine Amtskleider nachgetragen, aber nicht seiner Frömmigkeit und reiner Lehre gefolgt, sondern wenn sie nur eine gleiche Kleidung gebraucht, haben sie vor der Propheten Gottes Nachfolger wollen angesehen sein. [Denn es sind die falschen Propheten der gottseligen Propheten Affen. Und halt ich es dafür, dass der Mönche Amtskleider vorzeiten keine abergläubische Kleidung gewesen, sondern damit fromme und ehrliche Leute sich bekleidet haben. Aber im Papsttum gehen die Verführer herein mit einer sonderlichen Amtskleidung, auf dass sie betrügen, wie der Prophet Sacharia sagt. Aber durch Gottes Gnade ist es dahin kommen, dass verständige Christen um eines mönchischen oder jesuitischen Kleides willen den Verführern nicht glauben. Denn sie wissen, wie das Kleid keinen Mann macht, also mache es auch keinen reinen Lehrer].

5. sondern wird müssen sagen: Ich bin kein Prophet, sondern ein Ackermann, denn ich habe Menschen gedient von meiner Jugend auf.

Sagen: Nämlich ein Lehrer, der sich geirrt, aber wiederum bekehrt hat, wird seine Unwissenheit frei heraus bekennen.

Menschen gedient: Das ist: Ich meinte zwar zuerst, ich wäre mit besonderen prophetischen Gaben geziert und könnte nicht irren, aber jetzt bin ich überwiesen und erkenne meinen Unverstand, darum ich wert wäre, dass man mich hinter den Pflug schickte und da unter die leibeigenen Knechte Bauern Arbeit tat, viel mehr, als dass ich Gottes Volk lehren sollte. [Denn welche ihren Irrtum erkennen und ein gottseliges Gemüt haben, die demütigen sich vor Gott und der Kirche und verteidigen den Irrtum nicht mehr, sondern verwerfen ihn).

Nach Luther: Im Hebräischen heißt es, ich bin leibeigen von meiner Jugend auf eines Menschen.

6. So man aber sagen wird zu ihm: Was sind das für Wunden in deinen Händen? Wird er sagen: So bin ich geschlagen im Hause derer, die mich lieben.

Geschlagen: Also haben mich diejenigen gezüchtigt, auf dass sie mich wieder auf den rechten Weg brächten, welche mich geliebt und in Irrtum nicht verderben lassen. [Diese Schläge sind die ernsten Strafpredigten, welche unter den Beweisungen mit untergemengt werden, auf dass die Irrenden von ihren Irrtum sich abschrecken lassen. Denn die Schläge des Liebhabers sind besser als das trügerische Küssen des Hassers {Spr 27}. Solche Schläge war das Schelten des Apostels Paulus an die Galater, da er sagt: O ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Und bald später, seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr es denn nun im Fleisch vollenden {Gal 3}? Wenn wir deswegen von einem Irrtum oder von Sünden mit Ernst abgemahnt werden, so sollen wir wissen, dass die harten Scheltworte kein Zeichen des Hasses, sondern der Liebe sind, darum sollen wir folgen. Denn es kann ein Mensch dem anderen keine größeren Guttaten erzeigen, als wenn er ihn, da er in die Irre geht, wieder auf den rechten Weg bringt].

7. Schwert, mache dich auf über meinen Hirten und über den Mann, der mir der Nächste ist! Spricht der Herr Zebaoth. Schlage den Hirten, so wird die Herde sich zerstreuen, so will ich meine Hand kehren zu den Kleinen.

Schwert: Durch dies Schwert wird das Leiden Christi bedeutet. Denn dies ist eine Weissagung vom Leiden Christi. Und führt der Prophet Gott den Vater ein, der das Schwert, das ist, das Leiden Christi anspricht, dass solche Leiden Christus ein Zeit lang überfallen soll. [Denn Christus hat gelitten, weil es der himmlische Vater also gewollt hat, denn er ist gehorsam gewesen bis zum Tode des Kreuzes. So leiden wir auch nichts, denn was uns Gott zu leiden auflegt].

Hirten: Nämlich über den getreuen Hirten meiner Schäflein, Jesum Christus.

Nächste ist: [Es ist aber dem himmlischen Vater keiner näher als sein eingeborener Sohn, der mit dem Vater gleich ewig und eines Wesens ist. Derselbe Jesus Christus ist der allergetreueste Hirte, als der sein Leben für seine Schafe gelassen hat {Joh 10}].

Zerstreuen: Das ist: Wenn Christus in der Feinde Hand kommen wird, so werden seine Jünger geärgert werden und davon fliehen. Dass dies der rechte Verstand dieses Spruchs sei, bezeugt Christus selbst Matth. 26 und Markus 14).

Kleinen: Das ist: Ich will dennoch das kleine Häuflein, die Jünger Christi, mit Gnaden ansehen, welche aus Schwachheit Christus verlassen haben und will sie wieder richtig bringen. [Denn Gott nimmt diejenigen wiederum zu Gnaden an, welche aus Schwachheit Christus verleugnen und ihn nicht lästern, sondern einmal Buße tun und mit Petrus ihre Verleugnung herzlich beweinen].

8. Und soll geschehen, in welchem Lande, spricht der Herr, zwei Teile sind; die sollen ausgerottet werden und untergehen und das dritte Teil soll darin überblieben.

Und: Mit der Gelegenheit, dass er von der Jünger Christi Zerstreuung geredet, setzt er eine allgemeine Weissagung hinzu von dem Ärgernis, dadurch ihrer viel von Christo abgehalten werden.

Überbleiben: [Denn zu Anfang bekennen sich ihrer viele zu dem Evangelium Christi, aber sie beharren nicht alle im wahren Glauben und in der Gottseligkeit. Denn etliche fallen von der rechten Religion wieder ab, weil sie entweder durch Verfolgungen abgeschreckt oder von falschen Lehrern verführt werden, etliche geraten in Sicherheit und verderben darin, die übrigen werden selig].

9. Und will dasselbe dritte Teil durch das Feuer führen und läutern, wie man Silber läutert und fegen, wie man Gold fegt. Die werden dann meinen Namen anrufen und ich will sie erhören. Ich will sagen: Es ist mein Volk; und sie werden sagen: Herr, mein Gott!

Dritte Teil: Welches nicht abfällt, sondern in der wahren Religion und in der Gottseligkeit beständig bleibt.

Läutert: Ich will sie durch mancherlei Anfechtungen fein brennen, auf dass ihre Standhaftigkeit desto besser werde und sie von dem Alten Adam je mehr und mehr gereinigt werden, gleichwie ein Goldschmied das Silber im Feuer fein brennt und probiert.

Gold fegt: Denn dasselbe verdirbt im Feuer nicht, wird auch dadurch nicht ärger, sondern besser gemacht. [Also verderben auch die Anfechtungen und Trübsal die Auserwählten nicht, sondern machen sie nur besser und frömmer und leuchtet ihre Frömmigkeit und Beständigkeit in solchen Proben hervor).

Die: Welche nämlich in Anfechtung und Trübsalen mir beständig anhängen.

Anrufen: Mit großer Freudigkeit und werden begehren, was ihnen und anderen vonnöten ist.

Erhören: Und ihrer Bitte gewähren. [Denn obwohl unser Gebet sich nicht gründen soll auf unser Würdigkeit oder Verdienst, so rufen doch diejenigen, welche beständig bleiben, mit freudigem Geist den himmlischen Vater an].

Mein Gott: Auf den ich traue und dessen Güte ich in der Tat erfahren habe, von dem ich auch das ewig Leben und die himmlische Erbschaft versichert bin. [Denn wer beharrt bis ans Ende, der wird selig werden {Mt 24}].


Das 14. Kapitel

  • Dies Kapitel handelt erstlich von der letzten Zerstörung Jerusalems und des jüdischen Landes. v. 1.
  • Danach von dem Reich Christi, wie es soll unter die Heiden ausgebreitet werden. v. 3.
  • Desgleichen von der Himmelfahrt Christi. v. 4.
  • Wie auch von den Verfolgungen wider das Evangelium. v. 12.
  • Und denn von der Verfolger der Kirche strafen. v. 6.
  • Endlich aber, wie die Heiden sollen zu Christo bekehrt werden. v. 16.

1. Siehe, es kommt dem Herrn die Zeit, dass man deinen Raub austeilen wird in dir.

Siehe: Der Prophet weissagt von der letzten Zerstörung der Stadt Jerusalem. Handelt aber besonders in diesem Kapitel davon, dass er lehre, wie das Evangelium Christi weit und breit in der Welt soll auskommen und werde geschehen, dass Christus von vielen Heiden geehrt werde.

Zeit: Welche eine Zeit der Rache sein wird, dass Gott der Juden schreckliche Bosheit strafe, besonders darum, dieweil sie seinen eingeborenen Sohn erwürgt haben. [Denn Gott schiebt nicht alle Strafen der Gottlosen auf bis zum Jüngsten Tag, sondern erinnert die Leute mit etlichen besonderen leiblichen Strafen, was für ein allgemeines Gericht später folgen werde, da einem jeden wird gelohnt werden, nachdem er in diesem Leben gehandelt hat].

In dir: Wenn das römische Kriegsvolk die Stadt erobert hat, so werden die Landsknechte in der Stadt den Raub unter sich austeilen und reich davon werden.

2. Denn ich werde allerlei Heiden wider Jerusalem sammeln zum Streit. Und die Stadt wird gewonnen, die Häuser geplündert und die Weiber geschändet werden; und die Hälfte der Stadt wird gefangen weggeführt werden und das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden.

Zum Streit: Dass sie die Stadt belagern und erobern. Es befanden sich aber im römischen Kriegsheer mancherlei Völker zur selbigen Zeit, da Vespasianus die Stadt Jerusalem belagerte. [Denn Gott bringt bisweilen viele Völker zusammen, wenn er ein Land um seiner Bosheit willen strafen will und geht eben, als wenn man eine Brunst zu löschen aus allen Orten zuläuft].

Geschändet: Von dem Gottlosen und unbarmherzigen Feinde, der sich keiner Ehre noch Zucht achtet. [Es ist aber ärger als der Tod selbst, wenn man sehen muss, wie die Weiber und Töchter vor seinen Augen vom Feinde geschändet werden. Darum auf dass nicht in Deutschland einmal dergleichen auch geschehe, so wird man müssen aufhören das Evangelium Christi zu verfolgen und zu lästern. Welche aber das Evangelium Christi annehmen, die sollen auch dem Evangelium würdiglich wandeln, auf dass sie nicht mit den Verfolgern zugleich hingerissen und gestraft werden].

Weggeführt: Welche zwar dazu eine erbärmliche Gefangenschaft sein wird, dass sie von den Römern für leibeigen wie das Vieh werden verkauft und unter mancherlei Völker zerstreut werden. [Weil nun dies der Juden Elend über die fünfzehnhundert Jahre gewährt hat und noch währt, so sollten sie richtig daraus abnehmen, dass sie Gott verstoßen hätten und sich ihrer nicht mehr annehmen wollte, wenn sie nicht so stockblind und härter denn ein Stein wären: Denn was sind die Juden jetziger Zeit anders als jedermanns Gespött und Verachtung der Völker].

Ausgerottet: Der übrige halbe Teil des Volkes wird in der Stadt immer bleiben, weil es in währender Belagerung darin sterben wird. Denn es sind so viele tausend Juden zu Anfang dieses Krieges durch Aufruhr in der Stadt umgekommen und später Hungers und an der Pestilenz eine solche Menge gestorben, wie nicht weniger in Eroberung der Stadt von dem erzürnten Feinde erschlagen wurden, wie Josephus bezeugt, dass nicht unrecht gesagt wird, es sei der halbe Teil der Juden in der Stadt geblieben. [Dies schreckliche Beispiel des Zorns Gottes soll alle Menschen bewegen, dass sie Buße tun und durch wahre Besserung des Lebens dergleichen Jammer verhüten].

3. Aber der Herr wird ausziehen und streiten wider dieselben Heiden, gleichwie er zu streiten pflegt zur Zeit des Streits.

Aber: Bis daher ist von dem leiblichen Krieg geredet worden, dadurch die Juden ihre gebührliche Strafe empfangen haben: Jetzt wird der Prophet sagen von dem geistlichen Kriege, dadurch Jesus Christus mancherlei Völker ihm unterwürfig macht, dass sie ihn vor den himmlischen König erkennen und ehren.

Ausziehen: Mit der Predigt des Evangeliums durch die ganze Welt.

Nach Luther: Der Heilige Geist wird die Welt strafen um die Sünde, etc. {Joh 16v8}. Das wird der Streit sein.

Pflegt: Wie sein Brauch ist, wenn er die Völker mit einem geistlichen Krieg sich unterwürfig macht. Er hat aber damals wider die Römer gestritten, da er den Apostel Paulus ausschickte, dass er zu Rom das Evangelium nicht allein den Juden, sondern auch den Heiden predigte und seine Zuhörer Christo gewönne {Apg 28}. [Dies sind der Kirchendiener Kriege. Wer aber unter dem Schein der christlichen Religion äußerliche Kriege erregt, der ist ein Aufrührer und wird mit seinen Anhängern umkommen, wie Münzer und seinesgleichen].

4. Und seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberge, der vor Jerusalem liegt gegen Morgen. Und der Ölberg wird sich mitten entzwei spalten vom Aufgang bis zum Niedergang, sehr weit voneinander, dass sich eine Hälfte des Berges gegen Mitternacht und die andere gegen Mittag geben wird.

Spalten: Das ist: Christus wird auf dem Ölberge stehen und da den Jüngern Befehl geben, dass sie das Evangelium predigen sollen in der ganzen Welt, danach wird er gen Himmel fahren, die Jünger aber werden ausgehen, einer hier, der anderer dort hinaus und werden alles mit dem Evangelium erfüllen.

5. Und ihr werdet fliehen vor solchem Tal zwischen meinen Bergen, denn das Tal zwischen den Bergen wird nahe hinan reichen an Azal; und werdet fliehen, wie ihr vorzeiten floht vor dem Erdbeben zur Zeit Usias, des Königs Judas. Da wird denn kommen der Herr, mein Gott und alle Heiligen mit dir {Am 1v1}.

Tal: Welches ganz lang und breit und sehr schrecklich sein wird. Dies Tal ist die jüdische Synagoge und das ganze gottlose und halsstarrige Volk der Juden, welche allen Frommen ein Gräuel sein werden, die ihren Unglauben werden scheuen und fliehen, damit sie nicht zugleich mit ihnen ins ewige Verderben fallen.

Meinen Bergen: (Nach Luther) Das sind die zwei Stücke des Ölberges, so zerspalten ist.

Azal: Dies ist der große Stein, hinter welchem David sich verborgen hielt, da er vor Saul floh und von Jonathan durch den Schuss eines Pfeils gewarnt wurde, dass er der Gefahr entrinnen sollte {1Sam 20}.

Erdbeben: Da ihr fürchtet, dass die Erde nicht unter eure Füße zerrisse und euch verschlänge. Solches Erdbebens gedenkt auch der Prophet Amos in Kapitel 1.

Kommen: Nämlich wenn der Ölberg also geteilt wurde, so wird Christus mit seinem Evangelium vorhanden sein und seine heiligen Engel mit ihm, auf dass es mit großem Nutzen und Fortgang gepredigt werde. [Denn wo das Evangelium Christi rein gepredigt wird, da kommt Christus hin, mit seinen heiligen Engeln und ist bei seiner Kirche alle Tage, bis zu der Welt Ende].

6. Zu der Zeit wird kein Licht sein, sondern Kälte und Frost.

Kein Licht: Sondern Finsternis und Angst. Denn es werden bisweilen auch schwere Verfolgungen wider diejenigen erregt, welche sich zum Evangelium Christi bekennen: Davon redet der Prophet hier.

Kälte: Das ist: Es wird die Liebe bei vielen erkalten, wie Christus spricht {Mt 24}. [Denn die Verfolgung kommt unserem Fleisch ganz schwer an, obwohl der Geist freudig und willig ist. Und wo von wegen der rechten Religion Gefahr entsteht, da erzeigen ihrer wenig die Liebe gegen den Nächsten. Daher auch der Apostel Paulus sagt: In meiner ersten Verantwortung stand niemand bei mir, sondern sie verließen mich alle, es sei ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stand mir bei und stärkt mich {2Tim 4}].

7. Und wird ein Tag sein, der dem Herrn bekannt ist, weder Tag noch Nacht. Und um den Abend wird es licht sein.

Tag: (Nach Luther) Das Evangelium soll nicht ein leiblicher Tag noch Licht sein, dazu alles andere, was bisher leiblich Gottesdienst gewesen ist, soll alsdann geistlich sein.

Bekannt: Das ist: Gott weiß die Zeit, in der die Verfolgungen immer werden nachlassen, dass es gleichsam ein gemengtes sein wird vom Finsternis der Trübsal und vom Licht des Friedens und der Ruhe. Endlich aber wird den Kirchen das Licht der Freuden, Friedens und Ruhe wieder aufgehen: Welches geschehen, da Kaiser Constantinus, der Große, die christliche Religion angenommen. [Denn Gott weiß die gelegene Zeit am allerbesten, wenn die Verfolgungen sollen nachlassen oder ganz aufhören. Also war zu unserer Zeit, weil der Krieg in Deutschland währt, Finsternis, danach beim Juterim wurde ein gemengtes aus dem Licht und Finsternis. Endlich aber hat uns Gott nach seiner unendlichen Güte das Licht wieder gegeben, dass die Verfälschung der Religion ausgemustert wurde und man wieder im Frieden das reine Evangelium Christi hören möge].

8. Zu der Zeit werden frische Wasser aus Jerusalem fließen, die Hälfte gegen das Meer gegen Morgen und die andere Hälfte gegen das äußerste Meer; und wird dauern beide, des Sommers und Winters.

Gegen Morgen: Welches sonst das Tote Meer genannt wird.

Äußerste Meer: Das ist: Das Predigtamt des Evangeliums, dadurch der Heilige Geist gegeben wird (welchen Christus einen lebendigen Strom nennt {Joh 7} wird sich gegen Aufgang und Niedergang in die ganze Welt ausbreiten wie ein heilsames Wasser, welches alles erfrischt und wieder lebendig macht. [Denn der Heilige Geist erquickt durch das Evangelium der Menschen Herzen wunderlich und macht sie tauglich und fruchtbar, dass sie gute Früchte bringen].

Und Winters: Das ist: Sie werden nie vertrocknen. [Denn Gott wird das Predigtamt des Evangeliums auch unter allerlei Hitze der Verfolgungen erhalten, bis an den Jüngsten Tag].

9. Und der Herr wird König sein über alle Lande. Zu der Zeit wird der Herr nur einer sein und sein Name nur einer.

Herr: Der Jehova, Jesus Christus, wird herrschen über die ganze Welt. [Denn Christus, welcher der ewige Gott ist, hat nach seiner angenommenen menschlichen Natur alle Gewalt empfangen im Himmel und auf der Erde {Mt 28}. Und ist alles unter seine Füße getan {Ps 8}].

Nur einer: Ein einziger Gott, der von den Christen wird geehrt werden. Denn sie werden nicht mancherlei Götter haben, wie vorzeiten die Juden, Baal, Astaroth, Molech, Chamos und die Heiden, Jovem, Martem, Mercurium hatten, sondern sie werden alle dem einzigen wahren Gott dienen, in drei Personen und einem göttlichen Wesen. Weil demnach die Christen nur einen Gott ehren werden, so wird derselbe nach seinem Wesen nur einen Namen haben, dass er Gott genannt wird, denn er keines anderen Namens mehr bedarf, weil er einig ist. Welche aber die Heiligen ehren und sie anrufen, die haben so viele Götter, als Nothelfer sie ehren.

10. Und man wird gehen im ganzen Lande um, wie auf einem Gefilde, von Gibea nach Rimon zu, gegen Mittag zu Jerusalem. Denn sie wird erhoben und bewohnt werden an ihrem Ort, vom Tor Benjamin bis an den Ort des ersten Tors, bis an das Ecktor und vom Turm Hananeel bis an des Königs Kelter {Jos 15v32 v57}.

Rimon: Das ist: Wie die selbige Ebene ist, da man von Gibea nach Rimon geht, welche lustige Gegend der Stadt Jerusalem gegen Mittagswerts liegt. [Denn das Evangelium Christi zeigt uns einen ebenen und richtigen Weg gen Himmel, wenn wir nur darauf wandeln und hat nichts Unrichtiges oder Verwirrtes, wie der Menschentand und Lehren].

Ecktor: Dies sind der Stadt Tore zu Jerusalem Namen, deren auch im Buch Nehemia Meldung geschieht. [Es wurde aber dadurch zu verstehen geben, dass die Kirche würde sich sehr weit erstrecken, ganz berühmt, sehr volkreich und voller Leute sein].

11. Und man wird darin wohnen und wird kein Bann mehr sein; denn Jerusalem wird ganz sicher wohnen.

Wohnen: Nämlich was fromme und heilige Leute sind.

Kein Bann: Es werden keine Leute sich darin finden, die den Bann und Ausschluss aus der Gemeinde der Kirche verschuldet hätten.

Ganz sicher: Ohne Furcht der Feinde. [Denn obwohl in der äußerlichen Versammlung der Kirche die Bösen unter den Guten sich mit einmengen, so sind sie doch in der rechten allgemeinen Kirche alle Heilige, durch die Zurechnung der Gerechtigkeit Christi und Heiligung des Heiligen Geistes. Die Sicherheit aber in der Kirche ist nicht fleischlich, sondern geistlich, dadurch die Gläubigen wissen, dass sie keine Kreatur scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn {Röm 8}].

12. Und das wird die Plage sein, damit der Herr plagen wird alle Völker, so wider Jerusalem gestritten haben: Ihr Fleisch wird verwesen, also dass sie noch auf ihren Füßen stehen und ihre Augen in den Löchern verwesen und ihre Zunge im Maul verwesen.

Und: Der Prophet weissagt im Folgenden auch von der Strafe, welche über die Verfolger der Kirche kommen wird.

Füßen stehen: Sie werden stehend verwesen und wie ein lebendiges Aas aussehen. [Denn die Königreiche und Herrschaften, welche die Kirche Christi geplagt und betrübt haben, sind wahrhaftig verwest und haben ihre Gewalt (als das Fleisch) verloren, wie auch die Klugheit (als die Augen) und die Wohlredenheit (als die Zunge) und sind viel mehr ein abscheuliches Aas als ein Leib. So vermögen auch noch heutigentags menschliche Kräfte, menschliche Weisheit und menschliche Wohlredenheit nichts wider das Evangelium Christi].

13. Zu der Zeit wird der Herr ein großes Getümmel unter ihnen anrichten, dass einer wird den anderen bei der Hand fassen und seine Hand auf des anderen Hand legen.

Anrichten: Dass sie untereinander blutige Kriege erregen werden.

Hand fassen: Das ist: Sie werden einander selbst anfallen und wird je einer den anderen umbringen. [Denn Gott lässt bisweilen die Verfolger der Kirche aneinandergeraten, auf dass die Kirche unterdes von den äußerlichen Verfolgungen sich wiederum erhole und die Verfolger, in dem sie einander hinmetzeln und würgen, um ihre Grausamkeit gestraft werden, die sie wieder die Kirche Gottes geübt haben].

14. Denn auch Juda wird wider Jerusalem streiten, dass versammelt werden die Güter aller Heiden, die umher sind: Gold, Silber, Kleider über die Maße viel.

Streiten: Das ist: In der Kirche wird auch ein Krieg entstehen, welcher doch geistlich sein wird. [Denn wenn die Kirche äußerlichen Frieden hat, so treten die Ketzer auf, welche sie mit falscher Lehre bekriegen und ihr viel Mühe machen].

Versammelt werden: Was von den Ketzern gesagt wurde, hat der Prophet gleichsam neben zu mit eingeführt. Jetzt schreibt er in folgenden Worten wiederum von der Verfolger Strafen.

Güter: [Denn weil die Tyrannen den Bekennern des Evangeliums ihre Güter nehmen, so schickt ihnen Gott wieder Feinde über den Hals, die sie auch berauben].

15. Und da wird denn diese Plage gehen über Rosse, Mäuler, Kamele, Esel und allerlei Tiere, die in demselben Heer sind, wie jene geplagt sind.

Wie jene: Nämlich die Verfolger, dass ihnen das Fleisch, Augen und Zunge verwesen. [Durch die Rosse, Mäuler, Kamele, Esel und allerlei Tiere versteht der Prophet diejenigen, welche den Tyrannen helfen, die Bekenner Christi zu verfolgen. Denn es werden die Helfer gleiche Strafen mit denen empfangen, die einen Anfang an der Verfolgung gemacht haben und derselben Rädelsführer gewesen sind. Darum soll niemand sich dazu gebrauchen lassen, dass er die Kirche Christi verfolge].

16. Und alle übrigen unter allen Heiden, die wider Jerusalem zogen, werden jährlich heraufkommen, anzubeten den König, den Herrn Zebaoth und zu halten das Laubhüttenfest.

Und: Der Prophet sah, dass viele aus den Heiden zu dem Heiland Christo sich bekehren würden, davon redet er in folgenden Worten.

Zogen: Das ist: Welche die Kirche vorzeiten verfolgten.

Heraufkommen: Gen Jerusalem, das ist in die christliche Kirche.

Laubhütten-Fest: Es braucht der Prophet Reden, die zu seiner Zeit üblich waren. Denn die Juden zogen auf das vornehmste Fest gen Jerusalem. Und war das Laubhüttenfest nicht allein dazu eingesetzt, dass es ein Gedächtnis wäre, wie Gott die Israeliten ganze vierzig Jahre in der Wüste ernährt und erhalten hätte: Sondern sie wurden auch bei demselben Fest erinnert, dass sie gedächten, wie sie in dieser Welt Fremdlinge wären und dass sie nach dem himmlischen Leben trachteten, auch all ihr Tun dahin richteten, dass sie einmal in der ewigen und himmlischen Hütte wohnen könnten. Will deswegen der Prophet so viel sagen: Die Heiden werden zu Christo bekehrt werden und werden ihn als den himmlischen König und wahren ewigen Gott, den Herrn der Heerscharen, täglich ehren, auch mit Betrachtung des ewigen himmlischen Lebens umgehen, dazu sie sich mit höchstem Fleiß bereit und gefasst machen werden. [Hier hat man ein Zeugnis, nicht allein von der Heiden Beruf, sondern auch von der ewigen Gottheit Christi, weil Christus, unser König, der Herr (Jehova) der Heerscharen genannt wird].

17. Welches Geschlecht aber auf der Erde nicht heraufkommen wird gen Jerusalem, anzubeten den König, den Herrn Zebaoth, über die wird es nicht regnen.

Nicht herauf: Das ist: Welche Jesum Christus, den König und Erlöser der Welt, nicht ehren werden, die werden in ihren Sünden verderben und verzagen und ohne den Regen und Trost des Evangeliums verschmachten. [Denn gleichwie der Regen die Erde erfrischt: Also erquickt das Evangelium die Herzen, welche, von wegen dass sie den Zorn Gottes empfinden, ganz hitzig und dürr sind. Welche aber Christus verachten, die werden des Trostes des Evangeliums von wegen ihrer Undankbarkeit beraubt werden].

18. Und wo das Geschlecht der Ägypter nicht heraufzöge und käme, so wird es über sie auch nicht regnen. Das wird die Plage sein, damit der Herr plagen wird alle Heiden, die nicht heraufkommen, zu halten das Laubhüttenfest {Jes 5v6}.

Auch nicht: Denn obwohl sonst die Ägypter dem Ansehen nach des Regens möchten ohne sein und ihn entbehren können, weil der Nil jährlich mit seinem Auslaufen das ganze Ägyptenland überschwemmt und es also wässert und fruchtbar macht, so werden sie doch auch vor Hitze verschmachten und umkommen. [Das ist: Es wird niemand außer Christo ein ruhiges Gewissen haben oder die Seligkeit erlangen. Darum sind die nicht wohl bei Sinnen, welche die heidnischen Leute, so von Christo fremd gewesen, in den Himmel setzen, als Aristidem, Socratem, Numam Pompilium, Theseum und andere mehr].

Kommen: [Denn welche Christus nichts achten und vergessen, dass sie in dieser Welt Fremdlinge sind und nur auf dies zeitliche Leben denken, nach dem Himmlischen aber kein Verlangen haben, die verlieren den Regen des Evangeliums, vertiefen sich in leibliche Wollüste und verderben darin].

Zu halten: Und den König und Herrn Jesum Christus anzubeten und zu ehren. [Denn die vergangenen Sünden verdammen einen Menschen nicht, sofern er sich nur zu Christo bekehrt und sein Leben bessert: Wer aber an Christus nicht glaubt und die Buße verachtet, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihn {Joh 3}].

19. Denn das wird eine Sünde sein der Ägypter und aller Heiden, die nicht heraufkommen, zu halten das Laubhüttenfest.

20. Zu der Zeit wird die Rüstung der Rosse dem Herrn heilig sein; und werden die Kessel im Hause des Herrn gleich sein wie die Becken vor dem Altar.

Heilig sein: Das ist: Der heilige Name des Herrn wird auch an den Zäumen und Zeug der Rosse geschrieben stehen. [Durch die Rosse und ihre Rüstung versteht der Prophet die weltliche Obrigkeit, mit ihrer Majestät darum, dass sie ihre Untertanen auch mit öffentlicher Gewalt schützt, wenn es vonnöten tut. An derselben aber ist der heilige Name Gottes geschrieben, wenn nämlich die weltliche Obrigkeit geziert ist mit der wahren und heilsamen Erkenntnis Jesu Christi, welcher der Gott und Herr der Heerscharen ist].

Kessel: Darin man das Fleisch zu kochen pflegt, welches von den Opfern übergeblieben ist.

Becken: Darin man das Blut von den Opfern auffängt, da wird eins so heilig sein als das andere.

21. Denn es werden alle Kessel, beide, in Jerusalem und Juda, dem Herrn Zebaoth heilig sein, also dass alle, die da opfern wollen, werden kommen und dieselben nehmen und darin kochen. Und wird kein Kanaaniter mehr sein im Hause des Herrn Zebaoth zu der Zeit.

Heilig sein: Dergestalt, dass man in allen Kesseln heiliges Fleisch kochen kann.

Nehmen: Nämlich die Kessel, wie sie ihnen am ersten zur Hand kommen.

Kochen: Das heilige Fleisch. Denn nach vollendetem Opfer richtete man vorzeiten eine Mahlzeit an und musste man das heilige Fleisch, so von den Opfern übergeblieben war, in heiligem Geschirr kochen. Die Geschirre aber oder Gefäße bedeuten die Menschen, gleichwie die Schrift solche Art zu reden oft gebraucht. Und will der Prophet anzeigen, dass im Neuen Testament kein solcher Unterschied der Personen sein werde, wie im Alten Testament gewesen, da die Leviten allein zum Gottesdienst gebraucht wurden, sondern aus allen Völkern und Geschlechtern werde Gott Leute erwählen, die zum Predigtamt tauglich sind].

Kein Kanaaniter: Das ist: Es werden keine Gottlosen und unreinen Leute in der Kirche Gottes sein, gleichwie vorzeiten unter den Israeliten die gottlosen Kanaaniter gewohnt haben, welche das Volk Israel entweder verführt oder doch der Kirche ein schlechter Wohlstand gewesen. [Denn in der allgemeinen rechten christlichen Kirche (ich rede aber von den Auserwählten) sind keine Gottlosen oder Heuchler, obgleich solche sich unter der äußerlichen Versammlung der Kirche mit einmengen. Es wird aber diese Weissagung als denn vollkommen erfüllt werden, wenn am Jüngsten Tage der Oberste Hirte, Jesus Christus, die Schafe von den Böcken scheiden wird: Welchem mit dem Vater und Heiligen Geist, sei Lob Ehre und Preis in alle Ewigkeit, Amen].