Bibel-Kommentar: Das zweite Buch der Könige


Das 1. Kapitel

  • Ahasja wird König in Israel und da er durch das Gitter fällt, lässt er einen Götzen um Rat fragen, v. 52.
  • darum ihn Elia mit dem Tod droht, v. 3.
  • Darüber der König erzürnt wird und schickt zwei Hauptleute aus den Propheten zu greifen, aber sie kommen samt ihren Soldaten durch das Feuer vom Himmel um: Des dritten Hauptmanns schont Elia, weil derselbe sich demütigt und geht gutwillig mit ihm zum König, dem er den Tod abermals verkündigt, v. 5.
  • Darauf stirbt Ahasja und folgt ihm sein Bruder im Regiment nach, v. 17.

1. Auch fielen die Moabiter ab von Israel, da Ahab tot war.

Moabiter: Welche der König David vorzeiten den Israeliten unterworfen hatte {2Sam 8v2}.

Tot war: Hat deswegen Ahasja bald zu Anfang seiner Regierung ein gutes Stück von seiner Herrschaft verloren. [Welches zwar so ein großes Wunder nicht ist, wenn die Untertanen dem nicht treue und hold bleiben, der an Gott treulos wird, und dass ein Hausvater widerspenstiges Personal hat, wenn er sich gegen Gott widerspenstig erzeigt.]

2. Und Ahasja fiel durch das Gitter in seinem Saal zu Samaria und wurde krank; und sandte Boten und sprach zu ihnen: Geht hin und fragt Baal-Sebub, den Gott zu Ekron, ob ich von dieser Krankheit genesen werde.

Und: Folgt noch ein anderes Unglück, damit der gottlose König Ahasja überfallen wurde.

Gitter: Vielleicht, dass das Gitter gebrochen, darauf er sich angelehnt hatte.

Krank: Nämlich ganz schwerlich, dass es auch seines Lebens halben gefährlich mit ihm stand.

Ekron: Dem man in derselben Stadt, so im Philister Lande gelegen, Gottesdienst erzeigt. Es heißt aber Baal Sebub dem Buchstaben nach nichts anders als ein Gott der Mücken oder Fliegen. Und meinen etliche, dass der heidnische Gott darum also genannt wurde, weil die zu Ekron es davor gehalten, er hätte die giftigen und schädlichen Mücken von ihnen hinweggetrieben. Im Neuen Testament aber wird durch den Baal Sebub oder Beelzebub, denn es ein Name ist, verstanden der Oberste der Teufel. Und ist kein Zweifel, dass, gleichwie der Sohn Gottes das oberste Haupt ist aller heiligen Engel und auserwählten Menschen. Also sei auch sein Widersacher Beelzebub, der Oberste der bösen Engel, welche aus seinem Antrieb gefallen und aus guten Engeln zu Teufeln geworden sind. Obwohl nun die zu Ekron, wenn sie den Beelzebub verehrt, meinte, sie ehren den rechten Gott, so haben sie doch mit ihren Opfern, die sie dem Beelzebub aufgeopfert, dem leidigen Teufel gedient {1Kor 10v20}. Es ist aber aus den Umständen dieses Orts zu lesen, dass dieser Baal Sebub durch seine Priester, so von ihm besessen und eingenommen wurden, Antwort geben habe. Denn es kann auch der Teufel bisweilen etwas Zukünftiges zuvor verkündigen, weil er ein verschlagener Geist ist und aus den vorhergehenden Ursachen viel Dinges mutmaßen kann, dass er merkt, wie es bald geschehen werde. Doch gibt er auch oft einen so zweifelhaften und dunklen Bescheid, dass, wenn er gleich nicht mit der Wahrheit zutrifft, die abergläubischen Leute dennoch meinen, der Teufel habe sie nicht betrogen, sondern sie haben seinen gegebenen Bescheid nicht recht verstanden. Als wie das gewesen, so dem Könige Creso gegeben wurde: Wenn Cresus über dem Fluss Halim ziehen wird, so wird er ein gewaltiges Königreich zugrunde richten. Denn da der Cresus meinte, er wollte eines anderen Königreich verwüsten, so war es sein eigenes Land, welches er zugrunde richtete und machte, dass es von den Feinden verdorben wurde. Aber lasst uns wieder zum Ahasja kommen, der von einem heidnischen Götzen oder vielmehr vom Teufel selbst einen Bericht begehrt. [Denn je härter die Gottlosen gestraft werden, je weiter sie von Gott abweichen. Und sind ihrer viele in ihren Krankheiten nicht so sehr für ihrer Seelen Seligkeit sorgfältig als für ihres Leibes Gesundheit.] Darum er auch von dem Propheten Elia eine traurige Nachricht hören musste, wie später folgt.

3. Aber der Engel des Herrn redete mit Elia, dem Thisbiten: Auf! Und begegne den Boten des Königs zu Samaria und sprich zu ihnen: Ist denn nun kein Gott in Israel, dass ihr hingeht zu fragen Baal-Sebub, den Gott zu Ekron?

Kein Gott: Von dem man durch einen Propheten könnte eine wahrhafte und göttliche Antwort vernehmen.

4. Darum so spricht der Herr: Du sollst nicht von dem Bette kommen, darauf du dich gelegt hast, sondern sollst des Todes sterben. Und Elia ging weg.

Darum: Weil du bis daher nicht allein deiner Eltern abgöttischer Religion nachgehängt, sondern auch in dieser deiner tödlichen Krankheit noch nicht zu dem Herrn, dem wahren Gott Israels, dich bekehrst, dazu noch der benachbarten Heiden Götter begehrst Rats zu fragen.

Sollst nicht: Du wirst von diesem Lager nicht wieder aufstehen. [Da sieht man, wie heftig Gott darüber zürnt, wenn die Kranken bei den Teufeln Rat suchen, welches diejenigen tun, so in ihrer Krankheit oder auch sonst zu anderen Sachen die Wahrsager benutzen.]

Ging weg: Auf einen Berg, wie bald später wird gesagt werden.

5. Und da die Boten wieder zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: Warum kommt ihr wieder?

Ihr wieder: Unverrichteter Sache. Denn er aus ihrer geschwinden Wiederkunft wohl abnehmen könne, dass sie nicht bis gen Ekron gezogen wären.

6. Sie sprachen zu ihm: Es kam uns ein Mann herauf entgegen und sprach zu uns: Geht wiederum hin zu dem Könige, der euch gesandt hat und sprecht zu ihm: So spricht der Herr: Ist denn kein Gott in Israel, dass du hinsendest, zu fragen Baal-Sebub, den Gott zu Ekron? Darum sollst du nicht kommen von dem Bette, darauf du dich gelegt hast, sondern sollst des Todes sterben.

7. Er sprach zu ihnen: Wie war der Mann gestaltet, der euch begegnete und solches zu euch sagte?

8. Sie sprachen zu ihm: Er hatte eine raue Haut an und einen ledernen Gürtel um seine Lenden. Er aber sprach: Es ist Elia, der Thisbiter.

Raue Haut: Er war mit einem behaarten Kleide angetan.

Ledernen Gürtel: Sonst brauchten die orientalischen Völker oft seidene Gürtel. Aber diese Amtskleider, bei dem durchaus kein Übermaß noch Ungebühr zu spüren, stand dem Propheten wohl an, als er sich meistens in der Wüste aufhielte. Denn solche Kleidung war wider allerlei Unwetter am tauglichsten, wie dergleichen Johannes der Täufer in der Wüste auch gebrauchte {Mt 3v4}. [Es folgt aber darum nicht daraus, dass Mönche und Nonnen auch besondere Kleidung aus einem Aberglauben erdenken müssen, als ob in denselben eine besondere Heiligkeit verborgen steckte, oder dass die bürgerliche normale Kleidung Gott nicht auch gefiele, wenn die Üppigkeit vermieden bleibt.]

Es ist: Denn ich spüre es an seiner gewöhnlichen Kleidung, dass er es sein wird.

9. Und er sandte hin zu ihm einen Hauptmann über fünfzig samt denselben fünfzig. Und da der zu ihm hinaufkam, siehe, da saß er oben auf dem Berge. Er aber sprach zu ihm: Du Mann Gottes, der König sagt: Du sollst herabkommen.

Zu ihm: Nämlich zum Elia, dass sie ihn gefangen nehmen und zu ihm bringen sollten und ist der König ohne Zweifel willens gewesen, ihn am Leben zu strafen, weil er heftig über ihn erzürnt war, dass er seine Botschaft aufgehalten, sein Vorhaben gehindert und Unrecht gescholten, dazu ihm den Tod verkündigt hatte. Gerät also Elia, der doch ein lieber Diener Gottes war, abermals in Gefahr Leibes und Lebens. [Darum sollen die Frommen, wenn sie in großer Gefahr stecken, nicht bald denken, als ob sie Gott nicht lieb hätte. Denn Gott versucht die Seinen, aber er erhält sie auch.]

Der: Nämlich der Hauptmann, welcher ein gottloser Mensch war.

Mann Gottes: Er redet aber solches höhnischerweise, als ob er sagen wollte: Du gibst dich zwar für einen großen Propheten aus und rühmst viel, wie du um den Willen Gottes gute Wissenschaft trägst, darfst dich auch meinem Könige widersetzen und begehrst ihn, in seiner Religion, Anschlägen und Vorhaben zu hindern: Wohlan, jetzt ist es Zeit, dass du deines Tuns und Lassens halben wirst einmal müssen Rechenschaft geben, darum so gib dich gefangen und gehe mit mir zum König, der das Urteil über dich fällen wird. Und du darfst nicht viel hinter dich schauen, denn wo du nicht gutwillig mit uns gehen willst, so hab ich einen königlichen Befehl, dass ich dich mit Gewalt führen soll, wie du denn siehst, dass ich stark genug dazu ausgerüstet bin.

10. Elia antwortete dem Hauptmann über fünfzig und sprach zu ihm: Bin ich ein Mann Gottes, so falle Feuer vom Himmel und fresse dich und deine fünfzig. Da fiel Feuer vom Himmel und fraß ihn und seine fünfzig.

Antwortet: Nämlich aus einem nicht fleischlichen, sondern göttlichen Eifer. Denn es verdross ihn (wie nicht unrecht) heftig, dass der gottlose Hauptmann den Gott Israels und seine treuen Diener verlästern und verspotten sollte.

Mann Gottes: Welches du zwar nicht glaubst. Denn ich merke wohl, dass du nur mein spottest und aus Verachtung mich also nennst, davor du mich im Herzen nicht hältst: Darum will ich verschaffen, dass du innewirst und mit der Tat erfährst, wer ich sei, aber mit deinem Schaden und Verderben, damit Gottes Ehre einmal eins gerettet und gerächt werde.

Falle Feuer: [Dies ist ein besonderes Beispiel am Elia, der damals den Ernst Gottes wider die Gottlosen hat müssen sehen lassen. Und folgt nicht daraus, dass darum einem jeden zugelassen wäre, anderen Böses zu wünschen. Denn des Propheten Elisa Tat rührte her aus einem besonderen Antrieb des Heiligen Geistes, darüber man sich verwundern muss, aber es nicht gleich nachtun darf. Darum auch, da die Jünger Christi {Lk 9v54} diesem zur Nachfolge wollten über die Samariter Feuer vom Himmel fallen heißen, weil sie dem Herrn Christo und seinen Jüngern Herberge abgeschlagen hatten, wies sie Christus mit Worten von sich, weil er nicht dazu gekommen war, die Sünde zu rächen, sondern dieselben zu vergeben.]

Da fiel: [Obwohl nun Gott nicht immer die Gottlosen mit solchen augenscheinlichen Strafen heimsucht, welche Gott und seine Diener verachten. Jedoch wenngleich das Feuer vom Himmel nicht über sie fällt, so werden sie doch endlich ins ewige höllische Feuer hinunterfallen. Denn Pfaffen sind zwar arme Leute, aber man kann sich dennoch auch an ihnen versündigen {Lk 10v16}.]

11. Und er sandte wiederum einen anderen Hauptmann über fünfzig zu ihm samt seinen fünfzig. Der antwortete und sprach zu ihm: Du Mann Gottes, so spricht der König: Komm eilends herab!

Wiederum: Denn da der König verständigt wurde, wie es dem ersten Hauptmann ergangen, bleibt er nichtsdestoweniger auf seiner vorigen Meinung, dass er den Propheten wolle lassen umbringen. [Denn die Verstockten, so in einem verkehrten Sinn gegeben sind, fahren immer weiter fort, Gott zu widerstreben, wenn sie gleich mit augenscheinlichen Anweisungen ihres Irrtums überwiesen wurden.]

Zu ihm: Nämlich zum Elia mit ebenso boshaftem Herzen wie der vorige, dass er den Propheten höhnisch auslacht.

Eilends: Dass du dich ohne Verzug dem Könige gefangen darstellst.

12. Elia antwortete und sprach: Bin ich ein Mann Gottes, so falle Feuer vom Himmel und fresse dich und deine fünfzig. Da fiel das Feuer Gottes vom Himmel und fraß ihn und seine fünfzig.

Und seine: [Wenn deswegen die Diener gottlose und unbillige Befehle ihrer Herren zu verrichten auf sich nehmen, so sind sie darum vor Gott nicht entschuldigt, dass sie sagen wollten, sie hätten es nicht mit Willen oder für sich selbst, sondern aus Befehl ihres Herrn getan.]

13. Da sandte er wiederum den dritten Hauptmann über fünfzig samt seinen fünfzig. Da der zu ihm hinaufkam, beugte er seine Knie gegen Elia und flehte ihm und sprach zu ihm: Du Mann Gottes, lass meine Seele und die Seele deiner Knechte, dieser fünfzig, vor dir etwas gelten!

Da sandte: Der König will von seinem gottlosen Vorhaben noch nicht abstehen.

Beugt: Denn er durch den vorigen Unfall klug geworden, dass er den Propheten nicht mit trotzigen Worten aus einem Stolz anfährt, sondern demütigt sich vielmehr vor ihm.

Mann Gottes: Du heiliger Prophet. Denn er diese Worte im Ernst und nicht so höhnisch ausgesprochen als die vorigen.

Gelten: Du wollest mein und meiner untergebenen Leben so groß achten, dass du nicht heißt das Feuer vom Himmel fallen und mich nicht umbringst wie die vorigen. Denn ich bin nicht darum gekommen, dass ich dich mit Gewalt hinwegführen will, sondern ich bitte dich, wenn dir es nicht zuwider ist, so möchtest du einen Gang mit mir zum König tun. Dergestalt ist dieser Hauptmann errettet und beim Leben erhalten worden. [Denn Gott schont der Demütigen.]

14. Siehe, das Feuer ist vom Himmel gefallen und hat die ersten zwei Hauptmänner über fünfzig mit ihren fünfzig gefressen; nun aber lass meine Seele etwas gelten vor dir!

15. Da sprach der Engel des Herrn zu Elia: Gehe mit ihm hinab und fürchte dich nicht vor ihm! Und er machte sich auf und ging mit ihm hinab zum König.

Dich nicht: Dir soll nichts Übles widerfahren. [Denn wenn wir unser Amt tun, so hat Gott der Menschen Herzen also in seiner Hand, dass er sie beugt, wohin er will. Und trägt sich es oft zu, dass die, welche in unserem Abwesen uns zu töten begehren, in unserer Gegenwart nicht das Maul auftun dürfen.]

16. Und er sprach zu ihm: So spricht der Herr: Darum, dass du hast Boten hin gesandt und lassen fragen Baal-Sebub, den Gott zu Ekron, als wäre kein Gott in Israel, des Wort man fragen möchte, so sollst du von dem Bette nicht kommen, darauf du dich gelegt hast, sondern sollst des Todes sterben.

So sollst: [Solche Standhaftigkeit steht einem Kirchendiener wohl an, dass er auch, wenn es sein Beruf fordert, die sündhaften Personen ins Angesicht schelten darf, doch mit gebührender Bescheidenheit, wie einem frommen und eifrigem Kirchendiener zusteht.]

17. Also starb er nach dem Wort des Herrn, das Elia geredet hatte. Und Joram wurde König an seiner statt im anderen Jahr Jorams, des Sohnes Josaphats, des Königs Judas; denn er hatte keinen Sohn.

Starb: [Denn das Wort Gottes betrügt nicht, es verheiße Gott gleich etwas Gutes oder drohe etwas Böses.]

Joram: Der sein Bruder war und dem Ahasja im Regiment gefolgt, weil Ahasja keinen männlichen Leibes Erben hinterlassen. Und haben die Israeliten dergestalt in kurzer Zeit abermals einen neuen König bekommen. Welche vielfältige Veränderungen des Regimentes mancherlei Ungelegenheiten verursacht. [Und straft Gott des Volkes Sünde mit geschwinder Veränderung der Fürsten {Spr 28v2}.]

18. Was aber mehr von Ahasja zu sagen ist, das er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels {2Chr 22v1}.


Das 2. Kapitel

  • Als Elia gen Himmel fahren soll, untersteht er sich vom Elisa wegzustehlen, der ihn aber nicht verlassen will, v. 1.
  • Elia teilt mit seinem Mantel den Jordan, v. 8. 3. und wird in einem feurigen Wagen gen Himmel aufgenommen, v. 11.
  • Elisa teilt den Jordan wieder, mit des Elia Mantel, der ihm entfallen war, v. 14.
  • Die Kinder der Propheten suchen Elia umsonst auf Erde, v. 17.
  • Elisa wirft Salz ins Wasser zu Jericho und macht es gut zu trinken, v. 20.
  • Zweiundvierzig Knaben, so den Elisa verspotten, werde von Bären zerrissen, v. 23.

1. Da aber der Herr wollte Elia im Wetter gen Himmel holen, ging Elia und Elisa von Gilgal.

Holen: Denn Gott hatte es also beschlossen, dass er den Propheten Elia wollte aus diesem elenden und sterblichen Leben, stracks ohne den Tod, mit dem Leibe zugleich lebendig hinauf zu sich in den Himmel nehmen und ins ewige Leben versetzen.

Von Gilgal: Denn es zog Elia zuvor herum durch die selbigen Örter, da er geistliche Schulen angerichtet hatte, und stärkte die Jünger (welche damals der Propheten Kinder genannt wurden) im Glauben und in der rechten Religion.

2. Und Elia sprach zu Elisa: Lieber, bleib hier; denn der Herr hat mich gen Bethel gesandt. Elisa aber sprach: So wahr der Herr lebt und deine Seele, ich verlasse dich nicht. Und da sie hinab gen Bethel kamen,

Gesandt: Da ich etwas zu verrichten habe, dazu ich deiner Gegenwart nicht bedarf. Denn es begehrte Elia, als der nach keiner zeitlichen Ehre strebte, seine Himmelfahrt zu verbergen, dass ihn niemand sehe gen Himmel fahren.

Dich nicht: Ich will nicht von dir weichen. Denn es war dem Elisa bereits von Gott kundgetan worden, dass Elia würde lebendig gen Himmel aufgenommen werden. Darum begehrte er dabei zu sein und solchem zuzusehen.

3. gingen der Propheten Kinder, die zu Bethel waren, heraus zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, dass der Herr wird deinen Herrn heute von deinen Häupten nehmen? Er aber sprach: Ich weiß es auch wohl; schweigt nur stille!

Kinder: Das waren die geistlichen Jünger oder Schüler, so die Heilige Schrift studierten, welche dem Elia und Elisa Ehren halben entgegengingen als ihren Lehrmeister.

Heute: Das ist: In kurzer Zeit. Denn sie die folgenden Reisen nicht alle in einem Tage verrichteten, die später von unterschiedlichen Orten gemeldet werden, da sie hingezogen sind.

Nach Luther: Häupten nehmen: Zu Häupten sein heißt Meister und Lehrer sein, zu Füßen sein heißt Schüler und Untertan sein. Denn wenn der Lehrer lehrt, sitzt er höher denn die Schüler, dass er sie zu Füßen hat und sie ihn zum Haupt haben. Also sagt Paulus {Apg 22v3}, er habe zu Füßen Gamaliel das Gesetz gelernt. Und ist fast eine allgemeine Weise der Schrift, also zu reden auf Hebräisch. Es waren aber unter denselben Jüngern der Propheten etliche auch bereits mit einem prophetischen Geist begabt, dass sie etliche zukünftige Dinge wissen konnten, nachdem der Geist Gottes ihnen solches offenbarte: Darum sie hier nicht allein zuvor wussten, dass Elia da ankommen würde, sondern auch, dass er bald später würde gen Himmel fahren.

Stille: Macht mir nicht noch größere Bekümmernis, die ich daher empfinde, dass ich weiß, wie ich meinen lieben Lehrmeister und Vater Elia bald verlieren muss.

4. Und Elia sprach zu ihm: Elisa, Lieber, bleib hier; denn der Herr hat mich gen Jericho gesandt. Er aber sprach: So wahr der Herr lebt und deine Seele, ich verlasse dich nicht. Und da sie gen Jericho kamen,

Bleib hier: Versuchte also Elia abermals, ob er sich von dem Elisa abstehlen könnte.

5. traten der Propheten Kinder, die zu Jericho waren, zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, dass der Herr wird deinen Herrn heute von deinen Häupten nehmen? Er aber sprach: Ich weiß es auch wohl; schweigt nur stille!

6. Und Elia sprach zu ihm: Lieber, bleib hier; denn der Herr hat mich gesandt an den Jordan. Er aber sprach: So wahr der Herr lebt und deine Seele, ich verlasse dich nicht. Und gingen die beiden miteinander.

7. Aber fünfzig Männer unter der Propheten Kindern gingen hin und traten gegenüber von ferne; aber die beiden standen am Jordan.

Von ferne: Denn sie den beiden Propheten nicht durften nachfolgen und hätten doch gern gesehen, was die Sache für einen Ausgang gewinne und welchergestalt Gott, den Elia von hinnen hinauf gen Himmel nehmen würde.

Jordan: Über welchen sie setzen mussten, wollten sie anders weiter fortgehen. Weil aber keine Brücke vorhanden und der Fluss zu tief war, dass man zu Fuß nicht hindurchkommen konnte, so bedurfte es eines Wunderzeichens.

8. Da Name Elia seinen Mantel und wickelte ihn zusammen und schlug ins Wasser; das teilte sich auf beiden Seiten, dass die beiden trocken durchhin gingen.

Teilt: Nämlich durch ein Wunderzeichen und göttliche Kraft, und nicht dass der Mantel eine verborgene Tugend oder besondere Wirkung an sich hatte. [Es hat aber Gott mit dergleichen Wunderwerken der Propheten Lehramt bestätigt, auf dass wir glauben, dass sie von Gott gesandt wurden. Und weil Johannes der Täufer, wie Christus bezeugt, der andere Elias gewesen, so ist auch sein Predigtamt mit diesen Wunderwerken bestätigt worden, also dass er, Johannes, keine neuen Wunderwerke tun dürfe. Es hat aber Johannes gelehrt, dass wir sollen Buße tun und an Christus glauben, damit wir das ewig Leben erlangen, darum sollen wir Johannis Lehre ebenso wohl als des Elisa, ja als Gottes Wort annehmen.]

9. Und da sie hinüberkamen, sprach Elia zu Elisa: Bitte, was ich dir tun soll, ehe ich von dir genommen werde. Elisa sprach: Dass dein Geist bei mir sei doppelt.

Hinüber kamen: Über den Jordan und miteinander fortgingen.

Tun soll: Denn wenn du etwas von mir begehren wirst, das nicht wider die Gebühr sein wird, so will ich dir solches mit meinem Gebet von Gott erlangen und zuwege bringen. [Wenn denn die Heiligen, so aus diesem Leben abgeschieden sind, könnten angerufen werden und helfen, so hätte sich es nicht bedurft, dass Elisa vom Elia wäre angemahnt worden, er sollte vor seinem Abschied begehren und bitten, was er von ihm haben wollte.]

Doppelt: Das ist: Bring mir bei Gott zuwege, dass die Gabe und Gnade des Heiligen Geistes zweimal so groß in mir sei, als du hattest, nicht zwar der Meinung, dass ich dadurch wollte einen größeren Namen bekommen, sondern dass ich meinem anbefohlenen Propheten- und Predigtamt desto fleißiger nachkommen könne. Und hat es zwar der Ausgang später bezeugt, was für herrliche Gaben des Heiligen Geistes, dem Elisa mitgeteilt wurden. Denn er mehr Wunderwerk getan als Elia, ist auch öfter unter den Leuten umhergegangen und hat das Volk mehr gelehrt, obwohl des Elia Taten herrlicher gewesen. * (Nach Luther)] Nicht wollte Elisa einen zwiefältigen Geist Elisa haben, so es doch ein Geist ist {1Kor 12v4} in allen Heiligen, sondern einen zwiefältigen Mund desgleichen Geistes, dass er stärkere und mehr predigen könnte denn Elia, als er auch tat.

10. Er sprach: Du hast ein Hartes gebeten; doch so du mich sehen wirst, wenn ich von dir genommen werde, so wird es ja sein; wo nicht, so wird es nicht sein.

Ja sein: Das ist: Wenn du mich wirst sehen hinwegfahren, so wird es ein Zeichen sein, dass du deiner Bitte wirst gewährt werden. [Deswegen mögen wir wohl herrliche Gaben des Heiligen Geistes von Gott bitten, nicht dass wir damit prangen, sondern dass wir der Kirche nützlich dienen.]

11. Und da sie miteinander gingen und er redete, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen und schieden die beiden voneinander; und Elia fuhr also im Wetter gen Himmel.

Redet: Nämlich Elia, ohne Zweifel von großwichtigen Sachen.

Rossen: Welche urplötzlich erschienen.

Schieden: Dass sie diese beiden besten Freunde voneinander absonderten.

Gen Himmel: Also dass er nicht gestorben, sondern lebendig mit Leib und Seele ins andere himmlische und ewige Leben ist versetzt worden. [Welches große Wunderwerk uns ausdrücklich lehrt, dass nicht allein die Seele, sondern auch der Leib der ewigen Seligkeit teilhaftig wird. Danach, dass Elia lebendig hinweg genommen wurde, ist ein Zeichen gewesen, wie die Welt von wegen ihrer Bosheit und Widerspenstigkeit solcher vortrefflicher Leute nicht wert sei {Hebr 11v38}. Und dass diejenigen, welche zur Ausbreitung der Ehre Gottes sich tapfer gebrauchen lassen, mit himmlischer Herrlichkeit begabt und durch die zeitliche Trübsal gleichsam als auf einen Triumphwagen zur ewigen Glückseligkeit erhaben werden. So war auch Elia ein Vorbild Christi, welcher sichtbar gen Himmel gefahren ist {Apg 1v9}.]

12. Elisa aber sah es und schrie: Mein Vater, mein Vater, Wagen Israels und seine Reiter! Und sah ihn nicht mehr. Und er fasste seine Kleider und zerriss sie in zwei Stücke.

Sah es: Wie nämlich sein liebster Lehrmeister von ihm hinweggenommen wurde.

Schrie: Vor großem Unmut und Herzeleid.

Reiter: Der du die Israeliten bisher mit deinem gottseligen Gebet geschützt hast, nicht anders als eine gewaltige Kriegsmacht von Wagen und Reitern. Ach, wie sind wir eines so großen Schatzes beraubt, weil wir dich verloren haben. [Denn was vortreffliche Leute sind, so von Gott besonders erweckt wurden, die halten den Zorn Gottes mit ihrem gottseligen Gebet als einer starken Mauer auf und wenden ihn ab, dass die Kirche Gottes samt dem weltlichen Regiment nicht mit vielem Unglück überfallen und gleichsam überschwemmt werde.]

Zerriss: Vor großer Bekümmernis. Denn die Israeliten mit solchen Gebärden eine besondere große Angst und Not zu verstehen gaben. [Und ist es ein großer Schaden, wenn man vortreffliche Leute verliert, die mit Frömmigkeit und vortrefflichen Gaben des Heiligen Geistes begabt gewesen.]

13. Und hob auf den Mantel Elias, der ihm entfallen war; und kehrte um und trat an das Ufer des Jordans.

Mantel: Dass er also ein Zeugnis seines Berufs und seiner Verrichtungen in seinem künftigen Prophetenamt hätte.

Jordans: In willens wiederum hinüberzugehen, wie zuvor.

14. Und nahm denselben Mantel Elias, der ihm entfallen war und schlug ins Wasser und sprach: Wo ist nun der Herr, der Gott Elias? Und schlug ins Wasser; da teilte sich es auf beiden Seiten; und Elisa ging hindurch.

Wasser: Dass er dasselbe voneinander teilte.

Wo ist: Als wollte er sprechen: Wohlan, lieber Gott, der du durch deinen Diener Elia bisher viele herrliche Wunderzeichen getan hast, erzeige dich jetzt und dass du noch lebst und mit deiner Gnade mir beistehst.

Teilt: Dass es in der Mitte trocken wurde. [Solche Wunderzeichen haben der Propheten Beruf bestätigt. Sofern aber die anderen Leute von der Gabe der Prophezeiung oder Weissagung sind, so sind auch der Katholiken erdichte Wunderwerke, die mit der Heiligen Gebeine geschehen sollen, zur Bestätigung des päpstlichen Aberglaubens, von den rechten und wahren Wunderwerken.]

15. Und da ihn sahen der Propheten Kinder, die zu Jericho gegen ihm waren, sprachen sie: Der Geist Elias ruht auf Elisa; und gingen ihm entgegen und beteten an zur Erde.

Gegen ihm: Nämlich am anderen Ufer des Jordans und zugesehen hatten, wie Elisa das Wasser des Jordans voneinander geteilt und trockenes Fußes hindurchgegangen wäre.

Ruht: Wir sehen, dass Elisa eben die selbigen vortrefflichen Gaben des Heiligen Geistes empfangen hat, welche Elia bisher hatte und erkennen, dass er dem Elia im Prophetenamt nachfolgen werde.

Beteten: Das ist: Sie neigten sich aus großer Demut ehrenhalber vor ihm ganz tief zur Erde als vor ihrem Lehrmeister und obersten Propheten.

16. Und sprachen zu ihm: Siehe, es sind unter deinen Knechten fünfzig Männer, starke Leute, die lass gehen und deinen Herrn suchen; vielleicht hat ihn der Geist des Herrn genommen und irgend auf einen Berg oder irgend in ein Tal geworfen. Er aber sprach: Lasst nicht gehen!

Suchen: Ob sie ihn wieder finden möchten. Denn obwohl diese Jünger und Schüler der Propheten von anderen gehört hatten, denen es war offenbart worden, dass Elia würde gen Himmel aufgenommen werden, sahen auch, wie Elisa allein wiederkäme und den Elia verloren hatte: Dennoch, weil das menschliche Herz zum Unglauben immer geneigt ist, haben sie gemeint, Elia würde noch nicht aus der Welt hinweg sein, sondern vielleicht von einem Engel (gleichsam als zur Vorbereitung der künftigen Himmelfahrt) den Leuten aus den Augen genommen und an einem anderen Ort gebracht worden. Und könnte man ihn noch wieder finden, damit er mit Lehren und Predigen seinen Jüngern noch eine Zeit lang vorstünde.

Nicht gehen: Denn ihr werdet ihn nicht mehr auf Erde finden.

17. Aber sie nötigten ihn, bis dass er sich ungebärdig stellte und sprach: Lasst hingehen! Und sie sandten hin fünfzig Männer und suchten ihn drei Tage; aber sie fanden ihn nicht

Nötigten: Dass sie sich von ihrer Meinung nicht abbringen ließen und mit emsigen Bitten noch weiter bei ihm anhielten.

Lasst: Nicht dass er es ihnen befahl, sondern er ließ es wider seinen Willen geschehen.

18. und kamen wieder zu ihm. Und er blieb zu Jericho und sprach zu ihnen: Sagte ich euch nicht, ihr solltet nicht hingehen?

Solltet nicht: Ihr hättet der Mühe ganz wohl können überhoben sein, wenn ihr mir hättet folgen wollen, denn ich wohl weiß, dass er im Himmel aufgenommen wurde, den ihr auf Erde sucht. Obwohl nun diese Leute aus einem Unglauben abgefertigt und ausgeschickt wurden, so ist doch eben dasselbe durch Gottes Vorsehung, der Wahrheit zu desto gewisser Zeichen und Zeugnis gereicht, dass man eigentlich es davor halten müsse, Elia wäre gen Himmel aufgenommen worden. [Denn Gottes Güte und Weisheit ist so groß, dass er auch aus einem bösen Anfang und Vorhaben etwas Gutes erzwingen kann.]

19. Und die Männer der Stadt sprachen zu Elisa: Siehe, es ist gut wohnen in dieser Stadt, wie mein Herr sieht; aber es ist böses Wasser und das Land unfruchtbar.

Und: Folgen jetzt etliche vornehme Wunderwerke des Elisa, daraus man spüren und abnehmen muss, dass ihm in der Wahrheit zweifache Gaben des Heiligen Geistes mitgeteilt wurden.

Sprachen: Da sie sahen, dass Elisa im Prophetenamt an des Elia statt gekommen wäre.

Böse Wasser: Als wollten sie sprechen: Wir wohnten sonst nicht übel in dieser Stadt und hätten ganz gute Gelegenheit, nur ist das Wasser im Brunnen vor der Stadt, so wir alle benutzen (denn es war im Lande Kanaan am Wasser kein Überfluss) ganz ungesund, daher die Einwohner dieser Stadt nicht alt werden noch lange zu leben pflegen, können auch nicht viel Kinder aufbringen, weil die Leute, von wegen, dass sie dies Wasser benutzen, oft krank werden. Darum, so du kannst, so komm uns doch in dieser Sache zu Hilfe und bitte den Herrn, deinen Gott, dass er solchen Mangel des Wassers verbessern wolle.

20. Er sprach: Bringt mir her eine neue Schale und tut Salz hinein. Und sie brachten es ihm.

21. Da ging er hinaus zu der Wasserquelle und warf das Salz hinein und sprach: So spricht der Herr: Ich habe dies Wasser gesund gemacht; es soll künftig kein Tod noch Unfruchtbarkeit daher kommen.

Dies Wasser: Nämlich nicht allein so jetzt im Brunnen ist, sondern alles was weiter, weil der Brunn bleibt, darin hervorquellen wird.

Kein Tod: Das ist: Es wird dies Wasser niemand mehr an seiner Gesundheit schaden, dass es ihm eine Krankheit oder den Tod oder Unfruchtbarkeit verursache.

22. Also wurde das Wasser gesund bis auf diesen Tag nach dem Wort Elisas, das er redete.

Diesen Tag: Da solches beschrieben wurde. [Man muss aber nicht davor halten, als ob das Salz für sich selbst seiner Natur oder Wirkung halben solchen Mangel des Wassers verbessern könne. Ja es sollte vielmehr die Unfruchtbarkeit verursacht als vertrieben haben. Sondern Gott hat wollen damit anzeigen, was für ein Mittel oder Werkzeug er vor die Hand nehme, das müsse helfen und könne er damit ausrichten, was ihm beliebt, darum wir nicht auf die Mittel, wie sie uns selbst einfallen, sondern auf Gott sehen, der durch solche Mittel wirkt. Also wird ein Mensch in der Taufe durch das Wasser mit der Kraft des Heiligen Geistes wiedergeboren, da doch das Wasser an sich selber die Kraft oder Tugend nicht hat, dass es des Menschen Gemüt im geringsten etwas ändern könne: Nichtsdestoweniger geschieht es, durch Gottes Kraft, dass es dem Menschen ein Bad der Wiedergeburt wird {Tit 3v5}. Der Katholiken aber ist zu lachen, welche als der Propheten Affen und gar nicht rechte Nachfolger vom Weihwasser, wie sie es nennen, so, dem Propheten Elisa zur Folge, mit Salz besprengt wurden, rühmen, wie es gut sei wider des Teufels listige Anläufe und die täglichen geringen Sünden damit abzuwaschen und auszutilgen. Da sie doch solches ihres Tuns halben weder einen Befehl in Gottes Wort haben noch die göttliche Verheißung, dass ein solches Wasser jemanden nutzen sollte.]

23. Und er ging hinauf gen Bethel. Und als er auf dem Wege hinan ging, kamen kleine Knaben zur Stadt heraus und spotteten ihn und sprachen zu ihm: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf!

Und: Folgt ein anderes Wunderzeichen.

Kleine Knaben: Ohne Zweifel, dass sie spielen wollten, wie die Knaben pflegen, besonders im Sommer, auf lustigen Plätzen vor der Stadt, mit laufen und anderer begnügen sich zu üben.

Spotteten: Da sie sah, dass der Prophet vorüberging und eines ziemlichen Alters, dazu kahl und eine Glatze auf dem Haupt hatte, welches sie ihm höhnisch aufgerückt und weder seines Alters noch seines Berufs geschont.

24. Und er wandte sich um und da er sie sah, fluchte er ihnen im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem Walde und zerrissen der Kinder zweiundvierzig.

Fluchte er: Weil ihm ihr hässliches Geschrei sehr verdross, darum er ihnen alles Übel gewünscht und gebeten, dass sie Gott strafen sollte, dass sie sein Alter und Prophetenamt verachteten und verlachten. [Welches er doch aus keiner fleischlichen Rachgierigkeit getan, sondern aus einem göttlichen Eifer her geflossen ist.]

Kamen: Weil es Gott also geschickt. [Der ein Beispiel wollte sehen lassen, damit wir lernen, wie heftig Gott über diejenigen zürne, welche weder das Alter noch das Kirchenamt in Ehren halten: Da doch geschrieben steht {3Mos 19v32}. Vor einem grauen Haupt soll aufstehen und die Person der Alten ehren. Jedoch gebührt darum keinem, dass er aus fleischlichem Zorn gereizt, mit Fluchen herausfahren und dem Nächsten bei dem Namen Gottes alles Übel anwünschen wollte. Welcher böser und gottloser Brauch dennoch heutzutage ganz sehr eingewurzelt und schwere Strafen über Deutschland ziehen wird.]

25. Von dort ging er auf den Berg Karmel und kehrte um von dort gen Samaria.

Berg: Ohne Zweifel, damit er von anderen Leuten abgesondert, desto inbrünstiger und ungehindert beten könnte. [Denn der Kirchendiener Amt ist, nicht allein dass sie treulich lehren und unsträflich leben, sondern auch, dass sie für die Kirche fleißig beten.]


Das 3. Kapitel

  • Joram zieht mit dem Könige Juda und der Edomiter Könige wider die Moabiter zu Felde, da es wenig gefehlt, dass von wegen Mangel des Wassers alle drei Könige draufgegangen wären: Aber der Prophet Elisa verheißt ihnen Wasser und den Sieg, welches erfolgt, v. 1.
  • Der Moabiter König begibt sich in der Flucht in eine feste Stadt und versucht einen Ausfall zu tun, aber vergebens, darum er seinen erstgeborenen Sohn auf der Mauer schlachtet und opfert, v. 24.
  • Über welch Spektakel die Könige einen Abscheu hatten und sind von der Stadt abgezogen, v. 27.

1. Joram, der Sohn Ahabs, wurde König über Israel zu Samaria im achtzehnten Jahr Josaphats, des Königs Judas; und regierte zwölf Jahre.

Joram: Die Schrift erzählt in etlichen folgenden Kapiteln des Propheten Elisa Wunderwerk, die er getan, ganz weitläufig, nicht der Meinung, dass wir der Heiligen Anrufung daraus lernen sollen, welche Gott keineswegs gefällt, sondern dass wir Gott loben und preisen sollen, der solches alles in den heiligen Leuten und durch sie wirkt und dass wir unseren Glauben in Widerwärtigkeit damit stärken. Also wird jetzt beschrieben, mit was Gelegenheit dem Propheten Anlass gegeben wurde, dass er ein neues Wunderwerk getan hat.

Samaria: In welcher Stadt damals der königliche Sitz war.

2. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, doch nicht wie sein Vater und seine Mutter. Denn er tat weg die Säule Baals, die sein Vater machen ließ.

Übel gefiel: Denn er hat auch an der Abgötterei gehangen und mit seinen falschen Gottesdiensten Gott schwer erzürnt.

Doch nicht: Er hat es etwas besser gemacht, ja ist auch etlichermaßen zu loben gewesen.

Säulen: Etliche abgöttischen Bilder, die dem Baal zu Ehren aufgerichtet waren. In welchem Tun er löblich gehandelt.

Machen ließ: Der Isebel, seinem Gottlosen Weibe, zu Gefallen. [Und sind diejenigen lobenswert, welche die Abgötterei und den Aberglauben, so von ihren Voreltern angerichtet und gestiftet wurden, ordentlicherweise abtun.]

3. Aber er blieb hängen an den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte und ließ nicht davon.

Bleib hängen: Zu wünschen wäre es gewesen, dass er in seinem Vorhaben fortgefahren wäre. Aber er hat es nicht zu Ende gebracht, was er gut angefangen hatte.

Sündigen machte: Mit den goldenen Kälbern, die Jerobeam aufgerichtet und schreckliche Abgötterei dabei getrieben wurden: Dieselbe nunmehr alte und von langer Zeit her geübten falschen Gottesdienste, so von vielen israelitischen Königen angenommen und für recht gehalten worden, hat Joram bleiben lassen und sich auch dazu bekannt. [Soll deswegen eine Obrigkeit, welche dem Regiment also vorzustehen begehrt, dass ihr Tun Gott gefalle, die Religion, wenn es nötig ist, nicht nur halb, sondern ganz reformieren und richtig bringen, damit nicht Gott und der Teufel zugleich geehrt werden.]

4. Mesa aber, der Moabiter König, hatte viel Schafe und zinste dem Könige Israels Wolle von hunderttausend Lämmern und von hunderttausend Widdern.

Viel Schafe: Das ist: Es hatte in seinem Königreich eine gute Viehzucht, also dass er sein bestes Einkommen davon hatte. Wie denn vor Alters auch vortreffliche Leute sich darauf legten.

Widdern: Welches der Moabiter Steuer war, so sie jährlich den Königen in Israel geben mussten von der Zeit an, da David sie ihm unterwürfig gemacht bis zu des Königs Ahab Tode.

5. Da aber Ahab tot war, fiel der Moabiter König ab vom Könige Israels.

Vom Könige Israel: Nämlich vom Ahasja, wie zuvor im ersten Kapitel dieses Buches gemeldet wurde, dass er ihm keinen Tribut mehr geben wollen.

6. Da zog zu derselben Zeit aus der König Joram von Samaria und ordnete das ganze Israel.

Zeit: Nämlich da er nach seines Bruders Ahasja Absterben der Regierung und des Königreichs sich annahm.

Ordnet: Das ist: Er hielt eine Musterung und brachte aus seinem ganzen Königreich ein ansehnliches Kriegsvolk zusammen.

7. Und sandte hin zu Josaphat, dem Könige Judas und ließ ihm sagen: Der Moabiter König ist von mir abgefallen; komm mit mir, zu streiten wider die Moabiter! Er sprach: Ich will hinaufkommen; ich bin wie du und mein Volk wie dein Volk und meine Rosse wie deine Rosse.

Sandte: Denn weil er sich besorgte, er möchte den moabitischen König allein nicht stark genug sein, hat er es fürs Beste angesehen, dass er den König Juda an sich zöge, damit derselbe ihm Hilfe leistete.

Abgefallen: Er ist treulos an mir worden und hat den Glauben gebrochen, darum bin ich willens, ihn mit Gewalt wiederum zum Gehorsam zu bringen.

Mit mir: Stoß mit einem ansehnlichen Kriegsvolk zu mir, weil du mein Schwager bist (denn Josaphats Sohn hatte Jorams des Königs in Israel Schwester zur Ehe) und man den Nachkommen ein Beispiel hinterlassen muss, dass die Widerspenstigen und Übertreter der Bündnisse gestraft werden. So ist dir, als meinem Nachbarn, auch daran gelegen. Denn wenn der moabitische König mich überwältigen würde, so wäre es danach das nächste an dir, dass er dich auch überzöge. [Denn wenn die Gottlosen der Frommen Hilfe bedürfen, so locken sie dieselben mit freundlichen Worten zu sich, welche sie doch heimlich hassen und anfeinden.]

Kommen: Und dir beistehen, dass du den widerspenstigen König zum Gehorsam bringst.

Wie du: Will so viel sagen: Unsere Freundschaft von wegen der gemachten Schwägerschaft ist so groß, dass ich in dieser Sache von dir mich nicht absondern will, darum wollen wir mit unserer Macht zusammensetzen, als wenn es nur ein Kriegsvolk und ein Feldoberster wäre. Es hat aber der fromme Josaphat unweislich und übel hierinnen gehandelt, dass er sich zu dem gottlosen Könige gehalten hat, besonders weil vor der Zeit eben dergleichen Tun ihm zweimal übel geraten, wie wir im vorigen Buch vernommen. Darum er auch zu diesem Mal sich wiederum in eine große Gefahr gesteckt, davon bald folgen wird. [Wir sehen aber auch, dass die frommen Fürsten und Regenten bisweilen straucheln, wenn sie sich von gottlosen Regenten ein Ding überreden lassen, mit denen sie gar zu große Gemeinschaft und Freundschaft gemacht oder denen sie mit Schwägerschaft oder auch Blutsverwandten zugetan sind. Um solcher Vergreifung willen sollen sie von ihren Lehrern der Kirche zu Rede gesetzt und ermahnt, aber darum nicht verworfen werden.]

8. Und sprach: Durch welchen Weg wollen wir hinaufziehen? Er sprach: Durch den Weg in der Wüste Edom.

Wüste Edom: Denn der König Israel hoffte (wie auch geschehen), dass er seinen Lehenmann den König in Edom auch mit sich aufbringen wollte, damit seine Kriegsmacht desto größer und stärker wurde. Haben also die drei Könige Israel, Juda und Edom es miteinander hatten und ihre Macht zusammengebracht.

9. Also zog hin der König Israels, der König Judas und der König Edoms. Und da sie sieben Tagesreisen zogen, hatten das Heer und das Vieh, das unter ihnen war, kein Wasser.

Zogen: Nämlich durch die Wüste. Welchen Weg sie allem Ansehen nach darum vor sich genommen, auf dass sie durch solche unwegsamen Orte den moabitischen König unversehens überfielen und zur solchen Zeit, dazu an dergleichen Ort und Enden anträfen, da er es am wenigsten gedächte. Aber sie sind in ihrer Meinung hässlich betrogen worden. Denn indem sie die Moabiter mit Hinterlist unterzudrücken sich unterstehen, wären sie selbst mit ihrem Kriegsvolk schier Durstes verschmachtet.

Vieh: Dadurch, meines Erachtens, an diesem Ort die Rosse verstanden werden. [Einen solchen Ausgang pflegen der Gottlosen Anschläge zu gewinnen, dass sie sich selbst und andere mit ihnen zugrunde richten, wo nicht Gott ihnen, obwohl sie es nicht verdient, zu Hilfe käme.]

10. Da sprach der König Israels: O wehe! Der Herr hat diese drei Könige geladen, dass er sie in der Moabiter Hände gäbe.

O weh: Es ist um unser aller Leben geschehen.

Hände gebe: Denn ich spüre, will er sagen, dass uns Gott selbst zuwider ist, den wir zum Feinde haben. [Und verzagen die Gottlosen bald an der göttlichen Hilfe, wenn es ihnen nicht gleich alles nach ihrem Willen geht, weil sie mit dem Worte Gottes nicht gefasst sind.]

11. Josaphat aber sprach: Ist kein Prophet des Herrn hier, dass wir den Herrn durch ihn ratfragten? Da antwortete einer unter den Knechten des Königs Israels und sprach: Hier ist Elisa, der Sohn Saphats, der Elia Wasser auf die Hände goss.

Sprach: Nämlich mit dergleichen Worten: Du musst darum nicht so kleinmütig sein und gleich verzagen, lass uns vielmehr einen Trost im Worte Gottes suchen.

Rat fragen: Dass wir durch ihn von Gott Trost und Rat begehren in unserer so großen Not. [Denn die Frommen haben in Trübsal ihrer Zuflucht zu dem Worte Gottes als zu einem sicheren Freihaus.]

Hier: Nämlich unter dem Kriegsvolk und in unser Lager.

Goss: Das ist: Der des Propheten Elisa Diener war.

12. Josaphat sprach: Des Herrn Wort ist bei ihm. Also zogen zu ihm hinab der König Israels und Josaphat und der König Edoms.

Bei ihm: Denn ich weiß, dass er ein rechter Prophet ist, der uns nicht verführen oder betrügen wird, sondern aus göttlicher Offenbarung anzeigen, wie diesem Übel abzuhelfen oder doch Linderung zu finden sei.

Hinab: An dem Ort des Lagers, da sich der Prophet verhielt, dass sie Rat und Hilfe bei ihm suchten. [Denn das Unglück lernt auch oft große Leute demütig machen. Und wenn es übel zugeht, so sucht man Rat und Trost bei den Predigen, derer Vermahnungen man oft verachtet und ihre gutherzigen Erinnerungen in Wind schlägt, weil es wohl geht.]

13. Elisa aber sprach zum Könige Israels: Was hast du mit mir zu schaffen? Gehe hin zu den Propheten deines Vaters und zu den Propheten deiner Mutter! Der König Israels sprach zu ihm: Nein; denn der Herr hat diese drei Könige geladen, dass er sie in der Moabiter Hände gäbe.

Sprach: Nämlich aus einem nicht fleischlichen, sondern göttlichen Eifer.

Schaffen: Warum kommst du zu mir, dass du mich um Rat fragst, wie du dieser großen Gefahr entgehen mögest, weil du die rechte reine Religion nicht annimmst, dazu ich mich bekenne?

Vaters: Verfüge dich zu deinen falschen Propheten und gottlosen Priester, die der goldenen Kälber Gottesdienst handhaben und treiben, zu welcher Religion auch deine Eltern und Voreltern sich bekannten, denen du in ihrem gottlosen Wesen nachfolgst, dieselben deine Götter heiß dir jetzt aus deinen Nöten helfen und frage ihre Propheten um Rat, wie du die Sache angreifen sollst. Es hat aber der Prophet mit einer solchen scharfen Stichrede des Königs vorhin getriebene Abgötterei richtig gestraft.

Nein: Als wollte er sagen: Es ist jetzt nicht Zeit und mag es die Gelegenheit nicht leiden, dass man von der Religion viel disputieren treiben wollte, darum stelle jetzt deine Strafpredigten ein und bringe vielmehr einen Trost auf die Bahn, wie uns möge geholfen werden. Denn ich besorge, dass uns Gott hier zusammengebracht habe, auf dass wir sämtlich von den Moabitern aufgerieben werden, welches sie leicht tun können, wenn sie uns, die wir vorhin vor Durst schier verschmachten, überfalle. [Und fragen die Gottlosen danach nicht, wie sie Gott recht erkennen und der ewigen Verdammnis entrinnen mögen, sondern wie sie vorm zeitlichen Unfall können befreit bleiben. Doch hätte man manchen Tyrannen gefunden, der meinte, er müsste solche große Freiheit im Reden nicht dulden.]

14. Elisa sprach: So wahr der Herr Zebaoth lebt, vor dem ich stehe, wenn ich nicht Josaphat, den König Judas, ansähe, ich wollte dich nicht ansehen noch achten.

Lebt: [Denn in einer wichtigen Sache mag man wohl schwören.]

Stehe: Der alles sieht und überall gegenwärtig ist, darum ihm nichts verborgen sein kann, dazu auch mein und aller Menschen Gedanken weiß.

König Juda: Als einen frommen und gottseligen Regenten.

Achten: Ich wollte dir nicht so viel Ehre antun, dass ich dich ansehe, viel weniger wollte ich dir einen Rat geben. [Wir sollen hier lernen, dass wir in einem jeden Stande die Frommen nicht zugleich mit den Bösen hinwerfen.]

15. So bringt mir nun einen Spielmann. Und da der Spielmann auf der Saite spielte, kam die Hand des Herrn auf ihn.

Spielmann: Auf dass, wenn ich ihn höre auf sein Saitenspiel lieblich schlagen, die Gabe des Heiligen Geistes zu weissagen in mir aufgemuntert werde und ich aus einer göttlichen Offenbarung euch könne von künftigen Dingen weissagen und anzeigen, was ihr tun sollt. [Obwohl es nun mit einem besonderen Wunderwerk geschah, dass die Propheten bisweilen die Gabe des Heiligen Geistes durch die Musik in ihnen erregten und aufbrachten. So hat dennoch die geistliche Musik auch ihren Nutzen, dass sie die frommen Leute in ihrer Andacht aufmuntert und die Schwermütigkeit vertreibt. Wir aber, wenn wir der Gaben des Heiligen Geistes bedürfen, sollen selbige mit dem Gebet zuwege bringen und erlangen {Lk 11}.]

Spielmann: Der ungefähr im Lager vorhanden war und zu ihm gebracht wurde.

Auf ihn: Das ist: Es hat die Gabe des Heiligen Geistes sich im Propheten erregt, dass er weissagen konnte.

16. Und er sprach: So spricht der Herr: Macht hier und da Graben an diesem Bach!

Bach: Der ausgetrocknet war und kein Wasser hatte.

17. Denn so spricht der Herr: Ihr werdet keinen Wind noch Regen sehen; dennoch soll der Bach voll Wassers werden, dass ihr und eurer Personal und euer Vieh trinkt.

Wind: Der sonst oft vor dem Regen hergeht und gleichsam ein Vorbote desselben ist.

Trinkt: [Denn Gott ist ein Helfer zu rechter Zeit und tut um der Frommen willen auch den Bösen oft Gutes.]

18. Dazu ist das ein Geringes vor dem Herrn, er wird auch die Moabiter in eure Hände geben,

Geringes: Gott wird es bei dem nicht bleiben lassen, dass er euch solche Guttat erzeige. [Denn Gott kann und pflegt mehr zu leisten und zu geben, als wir hoffen dürfen {Eph 3}.]

19. dass ihr schlagen werdet alle festen Städte und alle auserwählten Städte; und werdet fällen alle guten Bäume und werdet verstopfen alle Wasserbrunnen und werdet allen guten Acker mit Steinen verderben.

Städte: Die im Lande der Moabiter sind und ihr erobern werdet.

Auserwählten: Die für anderen hübsch und wohl erbaut sind.

Verderben: Und also den Moabitern großen Schaden zufügen. [Obwohl nun den Israeliten im Gesetz {5Mos 20} ein besonderes Kriegsregiment vorgeschrieben war, welches dahin lautet, dass sie im Lande Kanaan, welches sie einnehmen und besitzen würden, keine fruchtbaren Bäume verderben sollten. So ist doch solches Gebote der Moabiter Landschaft nicht angegangen, weil die Israeliten selbige nicht bewohnten. Und hat Gott über die Moabiter von wegen ihrer großen und schweren Sünden ein Beispiel seines Zorns wollen sehen und ergehen lassen. [Sonst sollen die Regenten im Kriege mit allem Fleiß verhüten, dass die Länder, so viel immer möglich, vor den Kriegsleuten bewahrt werden, damit sie dieselben nicht mutwillig und ohne Not verwüsten und verwüsten.]

20. Des Morgens aber, wenn man Speiseopfer opfert, siehe, da kam ein Gewässer des Weges von Edom und füllte das Land mit Wasser.

Speiseopfer: Welches von Korn, Mehl oder Gebackenes mit Öl und Weihrauch zugerichtet wurde {3Mos 3}. Und haben ohne Zweifel zur selben Zeit die Priester des Herrn und das Volk im Königreich Juda bei dem Altar im Tempel vor ihren König Josaphat und für sein Kriegsvolk emsig gefleht, darum sind sie auch erhört worden.

Füllt: Dass die Gräben überall voll wurden und im Lager ein Überfluss an Wasser war, daher jedermann wiederum erquickt wurde.

21. Da aber alle Moabiter hörten, dass die Könige heraufzogen, wider sie zu streiten, beriefen sie alle, die zur Rüstung alt genug und darüber waren und traten an die Grenze.

Und darüber: Alles was Stab und Stangen tragen mochte, sie waren gleich alt oder jung.

Grenze: Da der Israeliten zu warten und sie abzutreiben, ehe sie ins Land kämen.

22. Und da sie sich des Morgens frühe aufmachten und die Sonne aufging auf das Gewässer, dachten die Moabiter das Gewässer ihnen gegenüber rot sei wie Blut;

Rot sei: Das ist, da die Sonne rot ausgegangen war (wie bisweilen der Himmel des Morgens rot zu scheinen pflegt, welches oft Regenwetter bedeutet), hat das Wasser oben den Moabitern ganz rot zu sein gedacht, wie Blut. Und weil sie von dem Wasser, so durch ein göttliches Wunderwerk dahin gekommen war, nichts wussten, haben sie nicht anders gemeint, denn dass es lauter Blut wäre, was sie vor sich sehen.

23. und sprachen: Es ist Blut; die Könige haben sich mit dem Schwert verdorben und einer wird den anderen geschlagen haben. Hui, Moab, mache dich nun zur Ausbeute!

Blut: Nämlich der erschlagenen Feinde, die sich selbst untereinander erwürgt haben.

Ausbeute: Also hat einer den anderen angemahnt: Ihr lieben Spießgesellen, lasst uns jetzt zum Raube eilen, denn wir dürfen nicht streiten, weil die Schlacht schon geschehen ist. [Und hat man hier in Acht zu nehmen, wie ein schädliches Ding es ist, wenn man so ganz unbesonnen und sicher ist.]

24. Aber da sie zum Lager Israels kamen, machte sich Israel auf und schlugen die Moabiter; und sie flohen vor ihnen. Aber sie kamen hinein und schlugen Moab.

Kamen: Nämlich ohne alle Kriegsordnung, weil sie nicht zum Streit, sondern zum Raube eilten.

Auf: Dass sie den Feind in guter Ordnung angriffen.

Flohen: Weil sie nicht meinten, dass sie geharnischte Feinde antreffen würden.

25. Die Städte zerbrachen sie und ein jeglicher warf seine Steine auf alle guten Äcker und machten sie voll; und verstopften alle Wasserbrunnen und fällten alle guten Bäume, bis dass nur die Steine an den Ziegelmauern überbleiben; und sie umgaben sie mit Schleudern und schlugen sie.

Zerbrachen sie: Hier werden etlicher Tage siegreiche Überwindungen beschrieben.

Äcker: Dass sie also verderbt wurden und von den Ackerleuten nicht mehr mögen gebaut werden.

Überblieben: Das ist: Sie haben das ganze Land verwüstet und auch die königlichen Stadt nicht geschont, die sie mit aller Macht gestürmt und nicht abgelassen, weil keine Mauer ganz blieb.

Schleudern: Das ist: Sie haben Steine in Schleudern gelegt und die, so auf der Mauer sich wollten zur Wehr stellen, damit abgetrieben, dass sie die Stadt nicht länger schützen konnten und also in großer Gefahr ihres Lebens standen. [Hier sieht man, was es für einen Ausgang gewinnt mit dem Aufruhr und widerspenstigen Abfall, welches Beispiel richtig alle Untertanen anreizen soll, dass sie ihrer vorgesetzten Obrigkeit treue und hold bleiben und sich nicht wider dieselben begehren aufzulehnen.]

26. Da aber der Moabiter König sah, dass ihm der Streit zu stark war, nahm er siebenhundert Mann zu sich, die das Schwert auszogen, herauszureißen wider den König Edoms; aber sie konnten nicht.

Zu stark: Und er die Belagerung nicht länger würde können ausstehen.

Auszogen: Die vor anderen streitbare Männer waren.

Konnten nicht: Denn weil er gesehen, dass unter den drei Königen der Edomiter König der schwächste war mit seinem Volk, hat der moabitische König gehofft, wenn er unversehens aus der Stadt in des Königs der Edomiter Lager fiele, so würde er da können sich hindurchschlagen und also davonkommen. Aber es hat ihm sein Anschlag gefehlt. Denn des edomitischen Königs Kriegsleute tapferen Widerstand getan und habe den moabitischen König wieder in die Stadt zurückgetrieben.

27. Da nahm er seinen ersten Sohn, der an seiner statt sollte König werden und opferte ihn zum Brandopfer auf der Mauer. Da wurde Israel sehr zornig, dass sie von ihm abzogen und kehrten wieder zu Lande.

Da nahm: Als der König der Moabiter bisher alles versucht hatte zu seiner Rettung, was einem tapferen Kriegsherrn zustand und aber nichts helfen wollte, er seine letzte Zuflucht zu seinen Göttern hatte und dieselbe um Hilfe ersucht, aber mit einem abscheulichen und recht teuflischen Opfer.

König werden: Den er sich bereits zum Nachkommen bestimmt hatte.

Mauern: Dass es, die draußen vor die Stadt waren und dieselbe belagerten, gesehen. Es meinte aber der tolle König, dass seine Götter von wegen eines solchen köstlichen Opfers (wie er es hielt) ihm würden wiederum gewogen und gnädig werden und die Feinde abtreiben. Welches doch eine recht teuflische Tat war. Denn Gott hat kein Gefallen an irgendeinem menschlichen Opfer, ohne an einem: Da nämlich der eingeborene Sohn Gottes, wahrer Gott und Mensch, für die Sünde der ganzen Welt sich selbst auf dem Altar des Kreuzes geopfert hat. Welches Opfers Vorbild Isaac war, den Abraham nicht aus eigenem Vernunftsdenken, sondern auf Gottes ausdrücklichen Befehl opfern wollte, ist aber auch durch einen anderen neuen und ausdrücklichen Befehl Gottes wiederum verhindert worden, sobald des Abrahams Gehorsam genügend sich erzeigte {1Mos 22}. Und ist vermutlich, dass den Moabitern die Historie von des Isaaks Opferung bekannt gewesen, darum der König der Moabiter davon ein Beispiel nehmen wollte. [Denn also geschieht es oft, dass die Heuchler wie die Affen der Heiligen äußerliche Werke nachtun wollen, aber ohne Glauben und ohne Gottes Wort. In gleichem Gottlosen Irrtum sind vorzeiten unsere Voreltern gesteckt, welche, wenn sie in eine große Gefahr geraten, ihre Söhne oder Töchter in die Klöster verlobten, in denen ihrer viele (besonders welche wider ihren Willen zu solchem Stand gezwungen wurden) mit Leib und Seele verdorben sind. Also dass es nicht so große Grausamkeit gewesen wäre, wenn sie dieselben selber ums Leben gebracht hätten.]

Zornig: Das ist: Das israelitische Kriegsvolk, und besonders der fromme König Josaphat, hat über solcher gräulichen Tat einen großen Schrecken eingenommen und hat es sie so heftig verdrossen, dass sie ihm nicht länger zusehen konnten. * (Nach Luther)] Sie hatten vor diesem Gräuelopfer einen solchen Abscheu, dass sie fürchteten, Gott der Herr würde deswegen auch auf sie zornig werden.

Abzogen: Nämlich von der Belagerung, weil sie sich vielleicht besorgten, es möchte Gott um solcher gräulichen Sünde willen des moabitischen Königs dasselbe ganze Land mit Feuer vom Himmel verderben und umkehren. Zudem haben sie es davor geachtet, dass sie demselben Könige genügend Schaden zugefügt, weil er in solche Angst geraten, dass er aus einer teuflischen Unsinnigkeit, wider seinem eigenen Fleisch und Blut gräuliche Wüterei trieb. [Gleichwie aber der Israeliten gottseliger Eifer zu loben ist, dass sie ein Abscheu hatten über solche gräuliche Spektakel. Also hat ohne Zweifel der moabitische König es seinem köstlichen Opfer und dessen Verdienst zugeschrieben, dass die Belagerung ein Ende nahm. Denn gleichwie die Gottlosen in der Gefahr an keine Buße denken, sondern Gott mit ihren erdichteten Werken zu versöhnen begehren. Also deuten sie alles, was sich zuträgt, zur Bestätigung ihrer gottlosen Religion und werden je länger je ärger.]


Das 4. Kapitel

  • Eine arme Witwe füllt auf des Elisa Vertröstung aus einem Ölkrug einen ganzen Haufen Geschirr mit Öl und zahlt damit ihres verstorbenen Ehemanns hinterlassene Schulden, v. 1.
  • Elisa erlangt durch sein Gebet einer Frau von Sunem, dass sie mit ihrem Mann einen Sohn bekommt, v. 8.
  • Und da derselbe stirbt, erweckt ihn Elisa wieder von den Toten, v. 18.
  • Macht das Gift von Colochinten unschädlich, nachdem er Mehl hineingeworfen hat, v. 38.
  • Und sättigt hundert Mann mit zwanzig Broten. v. 42.

1. Und es schrie ein Weib unter den Weibern der Kinder der Propheten zu Elisa und sprach: Dein Knecht, mein Mann, ist gestorben; so weißt du, dass er, dein Knecht, den Herrn fürchtete; nun kommt der Schuldherr und will meine beiden Kinder nehmen zu eigenen Knechten.

Kinder: Das ist: Eines armen Prädikanten oder Helfers hinterlassene Witwe rief den Propheten um Rat und Hilfe an in ihrer großen Bedrängnis.

Knecht: Hier hat man des Weibes Demut zu spüren.

Fürchtet: Darum möchtest du dich meiner und meiner armen Witwe desto eher und mehr annehmen. [Und soll man mit der frommen hinterlassenen Witwen und Waisen besonders ein Mitleiden haben.] Weil ich in großen Nöten bin und mein Mann mir keine Güter noch Äcker, sondern eine große Schuld zu bezahlen hinterlassen hat.

Kommt: Und dringt ganz hart auf mich, will kurz um seine Schulden von mir bezahlt haben.

Kinder: An denen ich noch all meinen Trost habe auf dieser Erde.

Knechten: Dass er sie, anstatt der Schuld, für seine leibeigenen Knechte begehrt zu nehmen. Es war aber zur selben Zeit und vor Alters viel ein anders Tun mit den Knechten als bei uns. Dass oft das unvernünftige Vieh besser gehalten wurde als solche Knechte. Und hatten die Herren eine solche Macht und Gewalt über ihre Knechte, dass, wenn sie dieselben um einer schlechten und liederlichen Ursache Willen gleich ganz zu Tode schlugen, dennoch deshalb der Obrigkeit keine Rede noch Antwort geben durften: Obwohl es bei den Juden dennoch ein wenig besser zuging als unter den Heiden. Aber sie dienten gleich, an welchem Ort sie wollten, so war alles, was sie die ganze Zeit über in ihrer Dienstbarkeit erwarben, nicht ihr, sondern ihrem Herrn. Darum es an diesem Gläubiger hier, der doch ein Israelit und unter dem Volk Gottes gewohnt, eine große Unbarmherzigkeit war, dass er von der armen verlassenen Witwe, hat dürfen die Kinder zur Knechtschaft begehren. [Denn ob es wohl an sich selbst nicht Sünde ist, dass einer seine Schulden einmahnt, so muss man dennoch auch die Umstände betrachten, damit wir der christlichen Liebe daneben nicht vergessen.]

2. Elisa sprach zu ihr: Was soll ich dir tun? Sage mir, was hast du im Hause? Sie sprach: Deine Magd hat nichts im Hause denn einen Ölkrug.

Tun: Dadurch dir möge geholfen werden.

Hast: Das dir noch übrig ist und noch nicht verkauft wurde zur Bezahlung deiner Schulden.

Hause: Welches ohne Zweifel auch nicht ihr gewesen, sondern nur bestandsweise innen hatte.

Ölkrug: Man brauchte aber im jüdischen Lande das Öl zur Speise, wie bei uns die Butter gebraucht wird.

3. Er sprach: Gehe hin und bitte draußen von allen deinen Nachbarinnen leere Gefäße und derselben nicht wenig.

Er sprach: Nämlich der Prophet aus Offenbarung des Heiligen Geistes.

4. Und gehe hinein und schließ die Tür hinter dir zu mit deinen Söhnen und gieß in alle Gefäße; und wenn du sie gefüllt hast, so gib sie hin.

Schließ: Damit das Wunderwerk nicht zur Unzeit offenbar und etwa gehindert werde, ehe es vollbracht wurde.

Gieß: Aus deinem Ölkrug das Öl.

Gefäß: Die du geliehen hast. [Es soll aber ein jeglicher nach seinem Vermögen den Witwen und Waisen mit Rat und Hilfe beistehen, ob er ihnen gleich mit keinem Wunderwerk helfen kann.]

5. Sie ging hin und schloss die Tür hinter ihr zu samt ihren Söhnen; die brachten ihr die Gefäße zu, so goss sie ein.

Ging hin: Nachdem sie nämlich viele Gefäße geliehen hatte. Denn sie glaubte, dass geschehen würde, was ihr der Prophet versprach. [Und sollen wir uns mit allem Fleiß hüten, damit wir nicht durch unseren Unglauben die Guttaten Gottes verscherzen, so uns angeboten wurden.]

6. Und da die Gefäße voll waren, sprach sie zu ihrem Sohn: Lange mir noch ein Gefäß her! Er sprach zu ihr: Es ist kein Gefäß mehr hier. Da stand das Öl.

Mehr hier: Nämlich das leer wäre.

Stand: Dass es nicht mehr herausfloss aus dem Ölkrug, wie zuvor. [Ein Wunder ist es aber, wenn die Sakramentsschwärmer glauben, dass diese Geschichte wahr sei, da aus einem Krug so viele große und viele Geschirre mit Öl sind gefüllt worden, damit die Witwe eine große Schuldenlast abzahlt und noch übrig behalten: Und nicht glauben wollen, dass der einzige Leib Christi auf eine himmlische Weise, aber doch wahrhaftig und wesentlich, vielen Christen zugleich im heiligen Abendmahl könne gereicht werden.]

7. Und sie ging hin und sagte es dem Mann Gottes an. Er sprach: Gehe hin, verkaufe das Öl und bezahle deinen Schuldherrn; du aber und deine Söhne nährt euch von dem übrigen.

Mann Gottes: Dem Propheten, der von Gott besonders erweckt und mit göttlichen Gaben begnadet war, dem sie mit Freuden und dankbarem Gemüt verkündigt, obwohl sein Rat durch den Segen Gottes geschah.

Bezahle: Was du schuldig bist. [Denn man soll immer die Schulden abzahlen, wenn man nur hat, damit man zahlen kann.]

Übrigen: Hat deswegen der Ölkrug nicht allein die Schulden erstattet, sondern auch so viel Öl gegeben, dass die Witwe nach abgezahlter Schuld für sich und ihre Kinder zur Nahrung genug davon hatte. Doch sind sie daneben nicht müßiggegangen, sondern haben nichtsdestoweniger mit ehrlicher Arbeit ihre Unterhaltung gesucht. [Und hat man hier ein herrliches Beispiel zur Bestätigung des Glaubens wider die gottlose Bauchsorge, dass nämlich Gott der Herr die Seinen, so ihn fürchten, besonders aber der Frommen hinterlassene Witwen und Waisen nicht verlasse. Denn obwohl nicht einem jeden solcher Ölkrug gedeihen mag. So hat doch Christus allen Gotteskindern Nahrung und Kleidung verheißen, die er ihnen auch gewisslich geben wird {Mt 6}.]

8. Und es begab sich zu der Zeit, dass Elisa ging gen Sunem. dort war eine reiche Frau; die hielt ihn, dass er bei ihr aß. Und als er nun oft dort durchzog, ging er zu ihr ein und aß bei ihr.

Und: Folgt noch ein anderes Wunderwerk des Propheten Elisa.

Hielt ihn: Dass sie an ihm begehrte, er wollte, so oft er dort durchreiste, bei ihr zur Herberge einkehren. Denn man hatte vorzeiten nicht Wirtshäuser wie jetziger Zeit, darum boten fromme Leute den fremden Gästen freiwillig Behausung und Beherbergung samt Essen und Trinken an und freuten sich, wenn sie fromme und ehrliche Leute überkamen, die zu ihnen einkehrten. Welche Freigiebigkeit und Gastfreiheit noch mit seiner Gelegenheit statthat und lobenswert ist.]

Durchzog: Denn Elisa zog hin und wieder herum in den geistlichen Schulen, so in den Städten waren und sah, was die Jünger der Propheten in geistlichen Sachen studierten.

9. Und sie sprach zu ihrem Manne: Siehe, ich merke, dass dieser Mann Gottes heilig ist, der immer hier durchgeht.

Heilig: Ich spüre, dass dieser Elisa ein heiliger, frommer und gottseliger Mann, dazu ein vornehmer Prophet ist. Darum will sich es gebühren, dass wir es ihm wohl erbieten und ihn ehrlich halten.

10. Lass uns ihm eine kleine bretterne Kammer oben machen und ein Bett, Tisch, Stuhl und Leuchter hineinsetzen, auf dass, wenn er zu uns kommt, dahin sich tue.

Kammer: Wir wollen ihm ein besonderes Gemach in unserer Behausung zurichten lassen, darin er sein Predigtamt immer habe, und muss nicht groß sein, uns leicht ist, dass er sich ausruhen kann oder sonst etwas lesen oder schreiben will, so muss ein Schreibstüblein sein. [Und ob man wohl jedermann nach Vermögen Gutes erzeigen soll, so ist doch nicht verboten, dass man einem vor dem anderen besondere Ehre erzeigen mag.]

11. Und es begab sich zu der Zeit, dass er hineinkam und legte sich oben in die Kammer und schlief darin.

Er hinein: Nämlich der Prophet Elisa, dass er gen Sunem kam und sich in sein gewöhnliches Amt verfügte.

Kammer: Welche man ihm hatte bauen lassen.

Schlief: Weil er von der Reise müde gewesen, hat er sich zu Ruhe begeben.

12. Und sprach zu seinem Knaben Gehasi: Rufe der Sunamitin! Und da er ihr rief, trat sie vor ihn.

Sprach: Nämlich später, da er wieder erwacht war.

Sunamitin: Unserer Wirtin oder Frauen im Haus.

13. Er sprach zu ihm: Sage ihr: Siehe, du hast uns all diesen Dienst getan; was soll ich dir tun? Hast du eine Sache an den König oder an den Feldhauptmann? Sie sprach: Ich wohne unter meinem Volk.

Dienst getan: Du hast dich unserthalben bisher sehr bemüht und uns versorgt mit allem, was uns nötig war.

Dir tun: Zum Zeichen meiner Dankbarkeit für die erzeigten Guttaten.

Sache: Die ich dir vorbringen könne und durch meine Fürbitte erlangen, dass sie verrichtet werden. Denn ich hoffe, dass meine Fürbitte so viel statt bei dem Könige oder Feldhauptmann als dem Nächsten nach ihm haben werde, dass du in der Tat deinen Nutzen finden sollst. [Es folgt aber hieraus nicht, dass einem Kirchenlehrer zustehe, weltliche Sachen der Obrigkeit vorzubringen und darin zu handeln, sondern es soll ein jeder mit Fleiß und Vorsichtigkeit in seinem Beruf bleiben.]

Meinem Volk: Das ist: Ich hab zu Hof nicht viel zu verrichten, sondern lass mich an meinem Stand begnügen und lebe friedlich unter meinen Mitbürgern, darum du meinetwegen zu Hof dich um nichts bemühen darfst. * (Nach Luther)] Das ist: Ich habe zu Hofe nichts zu schaffen, ich wohne unter den Leuten alleine.

14. Er sprach: Was ist ihr denn zu tun? Gehasi sprach: Ach, sie hat keinen Sohn und ihr Mann ist alt.

Zu tun: welchergestalt meinst du denn, dass ich ihr einen angenehmen Dienst erzeigen könne, auf dass ich ihre Mühe dennoch etlichermaßen belohne?

Ist alt: Dass deswegen Alters halben natürlicherweise schlechte Hoffnung mehr da ist zu der Empfängnis. Darum wenn du ihr eine große Wohltat von Gott willst zuwege bringen, so erhalte so viel, dass sie Gott fruchtbar mache. [Denn es hatten die gottseligen Matronen im Alten Testament ein großes Verlangen nach Kindern. Erstlich darum, weil sie wussten, dass die Kinder ein Segen Gottes wären und denn, dass sie mit Erduldung der Geburt Schmerzen und Mühe der Auferziehung, Gott dem Herrn ihren Gehorsam und treuen Dienst in ihrem Beruf fleißig leisteten. Heutigentags werden viele Eltern gefunden, welche aus lauterem Unglauben und Misstrauen der Nahrung halben und weil sie die Mühe der Auferziehung nicht gern auf sich laden, viel eher eine unfruchtbare als fruchtbare Ehe wünschen.]

15. Er sprach: Rufe ihr! Und da er ihr rief, trat sie in die Tür.

Ruf ihr: Denn unterdes weil der Prophet mit seinem Diener sich besprach und miteinander darüber beratschlagten, was für eine Guttat man ihr erzeigen könnte, war sie abgetreten und wieder hinweggegangen.

16. Und er sprach: Um diese Zeit über ein Jahr sollst du einen Sohn herzen. Sie sprach: Ach nicht, mein Herr, du Mann Gottes, lüge deiner Magd nicht!

Sprach: Vor großen Freuden, weil sie es gern gehört und doch nicht wohl hoffen dürfe.

Magd nicht: Mach mir nicht eine vergebliche Hoffnung, weil in diesem Leben mir nichts Lieberes widerfahren könnte, denn dass ich einen Sohn bekommen möchte.

17. Und die Frau wurde schwanger und gebar einen Sohn um dieselbe Zeit über ein Jahr, wie ihr Elisa geredet hatte.

Gebar: Und ist kein Zweifel, dies gottselige Weiblein hätte ihren Sohn nicht um allen Reichtum der ganzen Welt gegeben. [So sieht man auch hier, wie reichlich es Gott wiederum vergelte, was man seinen rechten und getreuen Kirchendienern Gutes tut.]

18. Da aber das Kind groß wurde, begab sich es, dass es hinaus zu seinem Vater zu den Schnittern ging.

Groß wurde: Nach etlichen Jahren, da das Kind den Eltern die besten Vergnügen machte, siehe, da wendet sich das Spiel und wird alle vorige Freud in ein großes Herzeleid verändert.

19. Und sprach zu seinem Vater: O mein Haupt, mein Haupt! Er sprach zu seinem Knaben: Bringe ihn zu seiner Mutter!

Mein Haupt: Ist also in eine plötzliche Krankheit gefallen.

20. Und er nahm ihn und brachte ihn hinein zu seiner Mutter; und sie setzte ihn auf ihren Schoß bis an den Mittag; da starb er.

Schoss: Also dass sie nichts an der fleißigen Warte unterlassen, was sie gemeint dem Sohn zu seiner Gesundheit förderlich zu sein, hat aber alles nicht helfen wollen.

Starb er: Durch welchen Unfall ihres einzigen liebsten Sohnes die gottselige Matrone zum höchsten bekümmert wurden und hätte sie nicht bald ein größeres Herzeleid können überfallen in diesem Leben. [Denn es pflegt uns Gott oft, was uns am liebsten ist, am allerersten zu nehmen, aber der Meinung, dass er uns dasselbe oder etwas Besseres davor zu seiner Zeit wieder gebe.]

21. Und sie ging hinauf und legte ihn aufs Bett des Mannes Gottes, schloss zu und ging hinaus.

Ging hinauf: In des Propheten Kammer. Denn obwohl die frommen Matronen große Schmerzen und Herzeleid empfangen, so hat sie doch nicht, wie die närrischen Weiber zu tun pflegen, alles mit Heulen und Schreien erfüllt, auch keinen Hader mit Gott angefangen, sondern ihr Leid zerdrückt und so viel möglich in sich geschluckt.

Ihn: Nämlich ihren verstorbenen Sohn.

22. Und rief ihrem Mann und sprach: Sende mir der Knaben einen und eine Eselin; ich will zu dem Mann Gottes und wiederkommen.

Eselin: Dass ich darauf reite zu dem Propheten und ihn bei guter Zeit erreichen könne. Und hat auch vor ihren Ehemann des Kindes Tod verhehlt, damit sie ihm nicht neben ihr eine unnötige Traurigkeit verursachte. Denn sie hatte noch gute Hoffnung, ja glaubte gänzlich, dass Gott der Herr, der ihr diesen Sohn durch ein Wunderwerk wider all ihr Erhoffen beschert und einmal durch den Tod schnell wiederum entzogen, denselben ihr durch ein Wunderwerk mit Zutun des Propheten, der ihr solchen Sohn verheißen, könnte und würde wiedergeben. So hat sie sich recht diese Rechnung gemacht, was hätte sich es bedurft, dass mir der Prophet von Gott einen Sohn verheißen, wenn ich ihn, da er kaum in die Welt gekuckt und eine kurze Zeit von mir gesehen worden, bald wiederum verlieren sollte. Auf dass nun der Mann nicht etwa um des Kindes willen heftig sich bekümmern möchte oder auch aus Schwachheit des Glaubens sie an ihrem Vorhaben hinderte, so zeigt sie ihm die Ursache ihrer Reise nicht an, noch was sie im Sinn hätte.

23. Er sprach: Warum willst du zu ihm? Ist doch heute nicht Neumond noch Sabbat. Sie sprach: Es ist gut.

Noch Sabbat: Als wollte er sprechen: Es ist doch kein Fest oder Feiertag, auf welchem du sonst pflegst manchmal zu ihm zu reisen, dass du ihn hörst Gottes Wort predigen. Denn der erste Tag eines jeden Monats wurde von den Juden feierlich gehalten und hörte man auf denselben, wie auch auf alle Sabbather, das Gesetz erklären, wie wir heutigentags des Sonntags zur Predigt gehen. Und haben die Propheten nicht allein viele Wunderzeichen getan, sondern auch oft und fleißig auf die angesetzten und bestimmten Feiertage gepredigt von Christo dem Messias, von der wahren Buße, von den Werken der Liebe und anderen dergleichen Lehrpunkten.

Gut: Will so viel sagen: Sei du zufrieden und bekümmere dich deshalb nicht, warum ich zum Propheten reise, denn es geschieht nicht ohne erhebliche große und besondere Ursache. Darauf der Mann nicht weiter wollte nachfragen. Den weil er um des Kindes Krankheit wusste, hat er ihm vielleicht die Gedanken gemacht, sie wolle Rat und Hilfe bei dem Propheten suchen, damit der Sohn von seiner Krankheit wiederum genese, deswegen er sie mit nicht mehr aufhalten wollte. [Denn ein frommer Ehemann weiß, wie er seinem frommen und züchtigen Weibe etwas übersehen soll.]

24. Und sie sattelte die Eselin und sprach zum Knaben: Treibe fort und säume mich nicht mit dem Reiten, wie ich dir sage.

Sattelte: Und reit darauf.

Treibe: Denn es ist mir viel daran gelegen, dass ich diese Reise schnell vollbringen möge. Weil dem frommen Weibe ihr großes Herzeleid keine Ruhe ließ, weil sie ihr einziges liebstes Söhnlein durch den zeitlichen Tod verloren hatte.

Sage: Denn es mir mit der Sache ein rechter Ernst ist und begehr mit möglichem Fleiß fortzueilen.

25. Also zog sie hin und kam zu dem Mann Gottes auf den Berg Karmel. Als aber der Mann Gottes sie gegen ihm sah, sprach er zu seinem Knaben Gehasi: Siehe, die Sunamitin ist da.

Karmel: Da der Prophet sich meistens pflegte aufzuhalten.

Sah: Hat er sich nicht unrecht darüber verwundert, warum sie zur ungewöhnlichen Zeit also daherkäme.

26. So lauf ihr nun entgegen und frage sie, ob es ihr und ihrem Mann und Sohn wohl gehe? Sie sprach: Wohl.

Entgegen: Denn es wollte dem Propheten nichts Gutes ahnen und trug aus gutherziger Zuneigung für sie und ihr Personal besonders Sorge, darum er auch nicht erwarten kann, bis sie vollends zu ihm komme. [Denn es erzeigt sich in den frommen Leuten eine herzliche Liebe gegen anderen, welche doch einmal heftiger ist als das anderer.]

Wohl: Welches sie doch nicht darum oder der Meinung gesagt, dass sie den Propheten mit Lügen berichten wolle, sondern sie begehrte ihr Herzeleid nicht eher zu entdecken, denn bis sie selber zum Propheten käme und da vor ihm ihres Herzen Angst ausschüttete, auf dass der Prophet desto leichter zum Mitleiden bewegt würde.

27. Da sie aber zu dem Mann Gottes auf den Berg kam, hielt sie ihn bei seinen Füßen; Gehasi aber trat herzu, dass er sie abstieße. Aber der Mann Gottes sprach: Lass sie, denn ihre Seele ist betrübt; und der Herr hat mir es verborgen und nicht angezeigt.

Füßen: Das ist: Sie fiel vor ihm nieder zu seinen Füßen, wie die zu tun pflegen, welche in großer Demut etwas bitten wollen, in Maßen man auch aus den heidnischen Historien zu sehen, und hat ohne Zweifel des Propheten Füße mit vielen Tränen genetzt.

Abstieße: Auf dass sie seinen Herrn mit solchen Ungebärden keinen Verdruss tat. [Denn welche um kein Herzeleid oder Anfechtung wissen, die haben ein Missfallen ob denen, welche aus einer großen Bewegung des Gemüts sich mit den Gebärden etwas ungewöhnlich erzeigen. Und macht solche Unbarmherzigkeit derer Leute, die unterm Kreuz nicht geübt sind, der betrübten Personen Herzeleid nur desto größer.]

Lass sie: Stoß sie nicht hinweg, siehst du nicht, wie sie so sehr bekümmert ist, darum du dich ihrer seltsamen Gebärden nicht sollst missfallen lassen. Denn wenn du an ihrer statt wärest, würdest du anders von der Sache halten.

Nicht angezeigt: Weshalb sie so heftig bekümmert ist. [Es beschreibt aber der Heilige Geist dieses Weibes Reise, Gebärden und anderes so fleißig, auf dass wir lernen, wie Gott alsdann am allermeisten (also zu reden) seine Augen auf uns gewandt habe, wenn wir mit einer großen Bekümmernis und Herzeleid umfangen sind. Denn er fasst alle unsere Tränen in seinen Sack {Ps 56v9}. Und weil der Prophet sagt, dass es ihm nicht kundgetan wurde, was dieser Frau für ein Unfall begegnet, gibt er damit zu verstehen. Wie Gott, der sonst große wichtige Sachen seinen Knechten kundtut, denselben bisweilen das geringer nicht offenbare, auf dass er sie also in der Demut behalte und vor dem Stolz bewahre. Daher es bisweilen geschieht, dass auch große Leute in etlichen Sachen fehlen.]

28. Sie sprach: Wann habe ich einen Sohn gebeten von meinem Herrn? Sagte ich nicht, du solltest mich nicht täuschen?

Sprach: Nämlich als sie nach Vergießung vieler Tränen sich ein wenig wiederum erholt.

Gebeten: Da du mich heißt etwas bitten zur Widervergeltung meiner Guttaten, die ich dir erzeigte.

Nicht täuschen: Da du mir einen Sohn verhießest, weißt du selber wohl, dass ich keinen von dir begehren dürfe, weil ich solcher Guttat mich selber unwürdig geachtet. Und da du mir nichtsdestoweniger solches versprochen, bat ich dich, dass du mir keine vergebliche Freude machen wolltest. Wie viel besser wäre es nun gewesen, o du heiliger Prophet, dass ich niemals erfahren, was eine Mutter für Freude hätte, wenn sie ein Kind bekommen, als dass ich jetzt auch innewerden muss, was für Bekümmernis und Herzeleid es einer Mutter bringe, wenn sie ihr einziges Kind verliert, wie mir also geschehen ist. Denn es viel besser gewesen wäre, wenn ich nicht mehr Freude von meinem Kinde hätte haben sollen, dass ich keins jemals bekommen, als dasselbe so schnell wiederum verlieren. Darum so erbarme dich noch mein und hilf mir, durch die göttliche Kraft, so dir mitgeteilt wurde. Verschaff, dass ich meinen Sohn, den ich, als eine Unfruchtbare, von einem alten Mann durch ein besonderes und großes göttliches Wunderwerk empfangen und jetzt tot ist, durch ein ungefähr göttliches Wunderwerk lebendig wieder erlange.

29. Er sprach zu Gehasi: Gürte deine Lenden und nimm meinen Stab in deine Hand und gehe hin (so dir jemand begegnet, so grüße ihn nicht und grüßt dich jemand, so danke ihm nicht) und lege meinen Stab auf des Knaben Antlitz {Lk 10v4}.

Gürte: Rüste dich zu der Reise. Denn weil man vor Alters lange Kleider trug, so schürzten sie dieselben auf und fassten sie zusammen mit einem Gürtel, damit sie desto besser fortkommen könnten.

Stab: Damit ich mich im Gehen stütze.

Gehe hin: Dass du der Sunamitin Sohn aufweckst.

Ihm nicht: Mit diesen Worten wird der freundliche Gruß nicht verboten, gleichwie auch Christus es nicht also meinte, da er fast mit gleichen Worten seinen Jüngern solchen Befehl geben, als er sie das Evangelium zu predigen ausgeschickt, sondern dahin haben sie alle beide gesehen, dass man die Zeit mit unnützem Geschwätz nicht vergeblich zubringen soll noch irgend sonst etwas sich auf dem Wege hindern lassen, dass einen in Verrichtung seiner anbefohlenen Geschäfte auf und zurückbehalten möchte. [Und ist dies eine notwendige Erinnerung für die Boten und Gesandten, dass sie sich nicht säumen, ihrem Befehl treulich nachkommen.]

Antlitz: Dass er wieder lebendig werde. Es wusste aber der Prophet wohl, dass in dem Stabe keine besondere Kraft wäre, sondern weil die Diener Gottes bei ihren göttlichen Werken und Wunderzeichen auch pflegten, ein äußerliches Mittel daneben zu gebrauchen, so hat dem Propheten eben dies am besten gefallen. Und wenn des Weibes schwacher Glaube wie auch des Dieners Gehasi Unglaube nicht hinderlich daran gewesen wären, so wäre das Kind ohne Zweifel wieder lebendig geworden. Aber das Weib gibt ihren schwachen Glauben mit den folgenden Worten genügend zu verstehen.

30. Die Mutter aber des Knaben sprach: So wahr der Herr lebt und deine Seele, ich lasse nicht von dir. Da machte er sich auf und ging ihr nach.

Lasse nicht: Ich will nicht von dir weichen, bis ich so viel erhalten habe, dass du selber mit mir ziehst zu meinem toten Kinde.

Ihr nach: [Denn man soll den Schwachgläubigen etwas übersehen und nachgeben.]

31. Gehasi aber ging vor ihnen hin und legte den Stab dem Knaben aufs Antlitz; da war aber keine Stimme noch Fühlen. Und er ging wiederum ihm entgegen und zeigte ihm an und sprach: Der Knabe ist nicht aufgewacht.

Keine Stimme: Man konnte kein Leben an ihm spüren, denn er redete nicht und hörte nicht, wie stark ihm auch der Knecht in die Ohren schrie.

Aufgewacht: Vom Tode. [Und hat es Gott also gewollt, dass der Diener nichts verrichtet, die Bischöfe und Obrigkeiten damit zu erinnern, dass sie die Geschäfte ihres Berufes nicht durch andere, sondern durch sich selbst verrichten sollen.]

32. Und da Elisa ins Haus kam, siehe, da lag der Knabe Tod auf seinem Bette.

33. Und er ging hinein und schloss die Tür zu vor sie beide und betete zu dem Herrn.

Sie beide: Nämlich vor sich und das Kind, auf dass er von jedermann abgesondert, Gott den Herrn desto eifriger und inbrünstiger anrufen könnte. [Wie denn ein solches Gebet, so mit der pharisäischen Heuchelei nichts Gemeines hat, von Christo gerühmt wird {Mt 6}.]

Betet: Dass der Knabe wieder lebendig würde.

34. Und stieg hinauf und legte sich auf das Kind und legte seinen Mund auf des Kindes Mund und seine Augen auf seine Augen und seine Hände auf seine Hände; und breitete sich also über ihn, dass des Kindes Leib warm wurde.

Warm wurde: Nämlich von der natürlichen lebhaften Wärme des Propheten, nicht zwar, dass solches an ihm selbst zu des Kindes Auferweckung etwas geholfen, sondern weil es Gott also gefallen, dass man zur Verrichtung der Wunderzeichen ein Mittel gebrauchen soll. Gleichwie auch der Apostel Paulus fast durch ein solches Mittel den Jüngling Eutychum, welcher sich zu Tode gefallen, auferweckt und wieder lebendig gemacht hat {Apg 20}.

35. Er aber stand wieder auf und ging im Hause einmal hierher und daher; und stieg hinauf und breitete sich über ihn. Da schnaubte der Knabe siebenmal; danach tat der Knabe seine Augen auf.

Wieder auf: Nämlich vom Kinde, darüber er sich gelegt hatte.

Und daher: Und betet unterdes zum Herrn um des Kindes Leben, dass er ihm solches wiedergeben wollte. [Es hat aber Gott mit der Auferweckung des Kindes eine Weile verzogen, auf dass er sowohl des Propheten als der Mutter des Kindes Glauben bewehrte, aber endlich hat er des Propheten Gebet und der Mutter Seufzen erhört.]

Schnaubte: Als wie einer der von einem tiefen Schlaf anfängt aufzuwachen. [Denn der gottselige Tod ist vor Gott in der Wahrheit nur ein Schlaf.]

Auf: Und ist also wieder lebendig geworden. Welches Wunderwerk des Prophetenamtes von neuem bestätigt hat.

36. Und er rief Gehasi und sprach: Rufe der Sunamitin. Und da er ihr rief, kam sie hinein zu ihm. Er sprach: Da nimm hin deinen Sohn!

Deinen Sohn: Welcher wieder lebendig geworden ist.

37. Da kam sie und fiel zu seinen Füßen und betete an zur Erde; und nahm ihren Sohn und ging hinaus.

Betet an: Das ist: Sie hat sich vor dem Propheten ganz tief gedemütigt und ihm große Ehre angetan. Daneben hat sie auch dem allmächtigen Gott Lob und Dank gesagt, dass sie ihren liebsten Sohn aus Gottes gnädiger Güte und Allmacht durch des Propheten Zutun wieder lebendig bekommen hätte.

Ging hinaus: Aus des Propheten Kammer mit großen Freuden. [Denn was uns Gott nimmt, das pflegt er uns viel herrlicher und überflüssiger wieder zu geben.]

38. Da aber Elisa wieder gen Gilgal kam, wurde Teuerung im Lande und die Kinder der Propheten wohnten vor ihm. Und er sprach zu seinem Knaben: Setze zu einen großen Topf und koche ein Gemüse für die Kinder der Propheten.

Da aber: Folgt noch ein anderes Wunderwerk des Propheten Elisa.

Lande: Kanaan, darin die Kinder Israel als Gottes Volk damals noch wohnten. [Denn Gott züchtigt seine Kinder mit Hunger, ihren Glauben zu üben und ihre Geduld zu bewehren. Und gehen die gemeinen Landstrafen nicht allein über die Bösen, sondern auch über die Frommen, in denen doch die Frommen, wenn sie Trost suchen im Worte Gottes, von Gott erhalten werden, aber die Unbußfertigen fallen in Verzweiflung.]

Vor ihm: Das ist: Es war eine geistliche Prophetenschule dort zu Gilgal, welche Elisa besuchte und sah, wie die Schüler darin studierten und lernten.

Sprach: Da er nämlich sah, wie sie auch großen Hunger litten, hat er sich über sie erbarmt.

Koche: Richte zu, was du finden kannst zur Speise, denn ich kann nicht zusehen, dass sie für Hunger so jämmerlich verschmachten.

39. Da ging einer aufs Feld, das er Kraut läse, und fand wilde Ranken und las davon Koloquinten, sein Kleid voll; und da er kam, schnitt er es in den Topf zum Gemüse, denn sie kannten es nicht.

Koloquinten: Denn weil er mehr in die Bücher geguckt, als dass er nach den Feldgewächsen geschaut, hat er sich im Kraut sammeln geirrt und das Böse fürs Gute erwischt. Denn so viel die Koloquinten belangt, ist aus den Arznei-Büchern kund, dass sie heftig diskutieren und deshalb für ein Gift geachtet werden, darum man ganz wenig davon, unter viel anderen Sachen gemischt, zur Notdurft in der Arznei gebraucht.

40. Und da sie es ausschütteten vor die Männer zu essen und sie von dem Gemüse aßen, schrien sie und sprachen: O Mann Gottes, der Tod im Topf! Denn sie konnten es nicht essen.

Ausschütteten: Dass sie es anrichteten und den hungrigen Bäuchen zu essen vorstellten.

Tod im: Als wollten sie sprechen: Wir haben gewisslich von einem tödlichen Gift gegessen und werden alle sterben müssen. Denn es ist ein sehr bitteres und ungeschmacktes Essen um die Koloquinten, darum sie gemerkt, dass sie ein vergiftetes Kraut gegessen.

41. Er aber sprach: Bringt Mehl her! Und er tat es in den Topf und sprach: Schütte es dem Volk vor, dass sie essen. Da war nichts Böses in dem Topf.

Volk: Nämlich den Kindern oder Schülern der Propheten, welche in großer Anzahl da vorhanden waren.

Nichts Böses: Das ist: Es wurde keine Bitterkeit noch Gift daran weiter gespürt, dass es lieblich und gut zu essen, dazu auch gesund war. [Es hat aber das Mehl an ihm selbst solches nicht leisten können, sondern Gott hat nach seinem freien Willen das Mittel gebraucht, auf dass er damit lehrte, wie er könne und wolle, auch solche Sachen, die an ihm selbst ungesund und schädlich sind, seinen Kindern zunutze lassen gereichen. Auch haben die Studenten der Heiligen Schrift hier zu lernen, dass sie mit einem geringen und schlechten sich sollen begnügen lassen.]

42. Es kam aber ein Mann von Baal-Salisa und brachte dem Mann Gottes Erstlingsbrot, nämlich zwanzig Brote und neu Getreide in seinem Kleid. Er aber sprach: Gib es dem Volk, dass sie essen!

Es kam: Folgt aber ein anderes Wunderwerk des Propheten.

Erstlingsbrot: Die er von den ersten Früchten und neuen Korn backen lassen. [Denn obwohl derselbe gute Mann in der allgemeinen Hungersnot und Teuerung auch in seinem Hause daheim solches Brot und Korn benutzen könne, so hat sich doch die Dankbarkeit gegen Gott dahin bewegt, dass er das Predigtamt des Wortes Gottes begehrt zu befördern und hat recht und wohl daran getan, dass er den Propheten und seine Zuhörer, die mehreren teils geistlichen Studenten waren oder der Propheten Kinder, wie sie damals genannt wurden, mit einem Almosen hat wollen kräftigen und unterhalten helfen.]

Neu Getreide: Welches er allererst vom neuen Korn ausgedroschen und in seinen Rock oder Mantel gefasst hatte. Und hat nicht daran gezweifelt, es werde das übrige Getreide, auf seinem Acker und in der Scheunen oder Tennen durch Gottes Segen desto reichlicher gemehrt werden, wen er etwas davon zur Unterhaltung des Predigtamts zugab.

Sprach: Nämlich der Prophet Elisa zu seinem Diener.

Volk: Nämlich den Kindern der Propheten und anderen, so vorhanden waren. Denn er es nicht für sich allein begehrt zu behalten, was ihm geschenkt war.

Essen: Und sich mit dem Brot samt dem gekochten Getreide sättigen.

43. Sein Diener sprach: Was soll ich hundert Mann an dem geben? Er sprach: Gib dem Volk, dass sie essen! Denn so spricht der Herr: Man wird essen und wird überbleiben.

An dem: Wenn er einen ganzen geladenen Wagen mit Brot gebracht hätte, so möcht es etwas sein unter so viel Mäuler, aber was willst du mit so wenig Brot und Getreide unter so vielen hungrigen Leute ausrichten? Ist es deswegen besser, dass du allein von diesen Broten etliche Tage lange deinen Aufenthalt hast, denn dass du alles miteinander dazu ohne Nutzen anwendest, da weder du noch die anderen satt davon werden können, denen du vermeinst Rat zu schaffen. [Denn unsere Vernunft rechnet immer die Person aus und wie viel Vorrat vorhanden ist und glaubt, nicht, dass Gott könne und wolle ein geringes mehren, dass es vielen genug sei.]

44. Und er legte es ihnen vor, dass sie aßen; und blieb noch über nach dem Wort des Herrn {Mt 15v37 Mk 8v8}.

Legte es: Nämlich das Brot und gesotten Kern.

Wort: Welches nie betrügt. [Ob nun wohl heutzutage solche Wunderwerke nicht geschehen, wie dies ist. Und da Christus mit wenig Brot und Fischlein viele tausend Mann gespeist: Jedoch weil Christus im Name seines himmlischen Vaters uns Speise und Kleidung verheißen hat, so sollen wir aus diesem und dergleichen Wunderwerken lernen unserem Herrn Gott trauen und nicht zweifeln, er werde auch das wenige, das vorhanden ist, also mehren, dass wir davon ernährt und erhalten werden. Und gleichwie dem Elisa, da er anderen von seinem Essen mitteilt, nichts gemangelt, sondern noch übergeblieben, also wird auch denen nimmer mangeln, die aus Glauben und Liebe dem Nächsten in seiner Not zu Hilfe kommen {Spr 11v19 v28}.]


Das 5. Kapitel

  • Der König in Syrien schickt Naeman zu dem Könige in Israel, dass er von seinem Aussatz geheilt werde: Der König in Israel fertigt ihn zum Propheten Elisa ab, welcher ihn heißt im Jordan siebenmal sich baden, das tut Naeman endlich und wird gesund, v. 1.
  • Elisa schlägt die Geschenke, so ihm Naema anbietet, allerdings ab, v. 15.
  • Naeman verspricht sich, dass er weiter dem wahren Gott dienen wolle, v. 17.
  • Gehasi, des Propheten Diener, bringt mit Lügen etliche Geschenke zuwege und wird von Gott mit dem Aussatz gestraft, v. 20.

1. Naeman, der Feldhauptmann des Königs zu Syrien, war ein trefflicher Mann vor seinem Herrn und hoch gehalten; denn durch ihn gab der Herr Heil in Syrien. Und er war ein gewaltiger Mann und aussätzig.

Naeman: Die Schrift erzählt noch immerdar fort mehr und neue Wunderwerke des Propheten Elisa, auf dass wir sehen, mit was großer Kraft des Heiligen Geistes er von Gott begabt war.

Trefflicher: Er war in einem großen Ansehen.

Durch ihn: Das ist: Durch sein Zutun tat Gott der Herr dem Land und Königreich Syrien Gutes, dass nämlich Naeman große Sachen verrichtete, die demselben Königreich förderlich und nützlich waren. [Denn Gott schüttet die Gaben der Weisheit, Stärke und Glückseligkeit auch über die Ungläubigen aus, dass sie dem Regiment weislich und wohl zu Kriegs- und Friedenszeiten vorstehen können.]

Gewaltiger Mann: Ein tapferer Held und streitbar.

Aussätzig: Gleichwie sich es noch wohl bei Hof bisweilen zuträgt, dass etliche, dazu nicht die geringsten Hofdiener, mit der Franzosenkrankheit behaftet sind. Woher aber ihnen solche Krankheit kommt, wissen sie selbst am besten. [Ist also nirgends lauter Glück bei einem Menschen zu finden.] Doch hat dem Naeman sein Aussatz die Seligkeit seiner Seelen befördert, wie wir später hören werden: Denn er mit solcher Gelegenheit zur wahren Erkenntnis Gottes gekommen. [Und dienen uns oft die leibliche Trübsal dazu, dass sie uns Anlass geben, unserer Seelen Heil und Seligkeit dadurch zu erlangen.]

2. Die Kriegsleute aber in Syrien waren herausgefallen und hatten eine kleine Dirne weggeführt aus dem Lande Israel; die war am Dienst des Weibes Naemans.

Kriegsleute: Nämlich eine streifende Rotte, so ins Land Israel einen Streif getan. Denn die beiden Könige in Syrien und Israel waren selten miteinander eins und lagen immer miteinander in den Haaren, da sie auch Frieden machten, traute doch keiner dem anderem, gleichwie es heutzutage mit dem römischen Kaiser und Türken eine Gestalt hat. Also, dass auch, wenn sie gleich einen Anstand gemacht, dennoch die Kriegsleute, so auf den Grenzhäusern in der Besatzung lagen, wider einander streiften und was sie ertappen konnten mit sich hinwegführten.

Dirne: Welche von dem syrischen Kriegsvolk unter anderem Raub erwischt wurde. Gleichwie auch noch jetziger Zeit die Türken, was sie für Menschen bekommen können, gefangen hinwegführen und später zur Dienstbarkeit verkaufen.

Des Weibes: Entweder, dass sie das Mädchen von den Freibeutern erkauft oder aber ihr war geschenkt worden. Und hatte es das Ansehen, als ob das Mädchen ungefähr dahin geraten wäre, da doch durch Gottes sonderbare Vorsehung sich es also geschickt, auf dass dem Naeman der Weg gezeigt würde, wie er möchte wiederum gesund werden. [Denn was wir meinen, dass es uns ungefähr widerfahre, das ist alles also von Gott aufs allerweislichste geordnet.]

3. Die sprach zu ihrer Frau: Ach, dass mein Herr wäre bei dem Propheten zu Samaria, der würde ihn von seinem Aussatz losmachen.

Sprach: Denn das Mädchen glaubte aus Eingeben des Heiligen Geistes, dass der Prophet den Naeman, wenn er zu ihm zöge, würde können und wollen gesund machen. Und hat das Weib ihrem Mann angezeigt, was sie von den Mädchen gehört und ihm geraten, dass er solche des Mägdeleins Erinnerung nicht sollte in Wind schlagen, ob sie gleich eine gefangene Person wäre. [Denn die Weiber können auch bisweilen gute Ratschläge geben und da man von dem allergeringsten Menschen Hilfe haben kann, soll man dieselben nicht ausschlagen.]

4. Da ging er hinein zu seinem Herrn und sagte es ihm und sprach: So und so hat die Dirne aus dem Lande Israel geredet.

Ging er: Nämlich Naeman, nachdem er von seinem Weibe vernommen, was die gefangenen Mädchen ausgeben.

Herrn: Dem Könige in Syrien.

Geredet: Darum bitte ich dich, dass du mir wollest eine Bittschrift an den Könige in Israel mitteilen und an ihm begehren, dass er Anordnung tue, damit ich von meinem Aussatz rein würde.

5. Der König zu Syrien sprach: So zieh hin, ich will dem König Israels einen Brief schreiben. Und er zog hin und nahm mit sich zehn Zentner Silbers und sechstausend goldene und zehn Feierkleider.

Zieh hin: Nämlich ins Land Israel.

Brief schreiben: Und ihn darum begrüßen, damit er verschaffe, dass du mögest deine Gesundheit wiedererlangen.

Zehn Zentner: Welche Summe nach dem gemeinen Gewicht zu rechnen fünftausend Kronen antreffen, wie es Georgius Agricola ausrechnet.

Feierkleider: Oder Ehrkleider, die man an den Feiertagen zu tragen pflegt. Und hat mit solchem Geschenk seine Dankbarkeit gegen dem Propheten erklären wollen, der ihn gesund machen würde. [Denn man soll des Leibes Gesundheit richtig hoch achten, obwohl nun der Prophet solche Verehrung nicht angenommen hat. So sollen doch diejenigen, welche der Ärzte Hilfe gebrauchen, nicht zu karg oder filzig gegen sie sein.]

6. Und brachte den Brief dem Könige Israels, der lautete also: Wenn dieser Brief zu dir kommt, siehe, so wisse, ich habe meinen Knecht Naeman zu dir gesandt, dass du ihn von seinem Aussatz losmachest.

So wisse: Dieser Brief war ganz zu kurz geschrieben. Und ob man wohl vor Alters der Kürze im Schreiben sich beflissen, so geschah doch des Propheten gar keine Meldung darin, weil der König in Syrien vielleicht meinte, es sei bekannt im israelitischen Königreich, dass ein solcher vortrefflicher Prophet da sei, der die Leute von dem Aussatz zu heilen pflege.

7. Und da der König Israels den Brief las, zerriss er seine Kleider und sprach: Bin ich denn Gott, dass ich töten und lebendig machen könnte, dass er zu mir schickt, dass ich den Mann von seinem Aussatz losmache? Merkt und seht, wie sucht er Ursache zu mir!

Zerriss: Vor großem Unmut und Unwillen, wie die Israeliten zu tun pflegten, wenn sie sehr beleidigt waren. Denn der König Israel über solchem Schreiben und Zumuten sehr bestürzt wurde, weil er meinte, man begehrte an ihm und seine Leibärzte solche Sachen, die einem Menschen unmöglich wären.

Denn Gott: Ist dies nicht ein unrechter Handel, dass der König in Syrien solche Sachen von mir begehren darf, die der menschlichen Natur zu leisten unmöglich sind? Schickt mir da ein Schreiben, ich soll den aussätzigen Mann gesund machen, welches doch nicht eines Menschen, sondern Gottes Werk ist, der Leben und Tod, Krankheit und Gesundheit in seiner Hand hat.

Ursache: Man muss es spüren und mit Händen greifen, dass es mit diesem Begehren ein gesuchtes Ding sei, damit er den Frieden brechen könne und wenn er mich mit einer Kriegsmacht überzieht, dennoch dies vorzuwenden habe, als ob ich seinem Gesandten nicht Ehre genug angetan und ihm eine nicht ungeheuerliche Bitte abgeschlagen hätte. Es ist aber kein Zweifel, dem Naeman hat diese des Königs harte Antwort auch übel verdrossen, als der nicht darum kommen war, dass er Uneinigkeit und Zwietracht unter den Königen erregte, sondern nichts mehr begehrte, denn dass er seine Gesundheit wiederum erlangen möchte. So ist solche des israelitischen Königs Klage bald hin und wieder erschollen und auch dem Propheten Elisa zu Ohren kommen.

8. Da das Elisa, der Mann Gottes, hörte, dass der König Israels seine Kleider zerrissen hatte, sandte er zu ihm und ließ ihm sagen: Warum hast du deine Kleider zerrissen? Lass ihn zu mir kommen, dass er inne werde, dass ein Prophet in Israel ist.

Warum: Gerade, als ob von wegen, dass der König in Syrien eine Bitte an dich gelangen lasse, darin du ihm nicht willfahren kannst, das Königreich Israel in äußerste Gefahr kommen müsste.

Inne werde: Wie aus göttlicher Kraft, die mir mitgeteilt ist, ich zuwege bringen könne, was sonst einem Menschen unmöglich ist. Denn ich will ihm anzeigen, wie er soll seines Aussatzes loswerden, auf dass Gottes Ehre befördert werde und dem Begehren des Königs in Syrien ein Genügen geschehe. [Denn der frommen Diener Eifer erzeigt sich denn am allermeisten, wenn sie sehen, dass die Ehre Gottes durch der Leute Unglauben geschwächt und geschmälert wird.]

9. Also kam Naeman mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür am Hause Elisas.

Kam: Ohne Zweifel mit einer stattlichen Reiterei, als der bei seinem Könige in großem Ansehen war.

Hielt: Da er ohne Zweifel einen Diener vorher zum Propheten abgefertigt, der ihm seine Zukunft und derselben Ursache zu wissen tat.

10. Da sandte Elisa einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Gehe hin und wasche dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder erstattet und rein werden.

Wasche: Welchen ihm der Prophet aus einer göttlichen Offenbarung entbot. Aber weil Naeman zuvor vom Könige mit schlechten Ehren empfangen worden, so deutete er diesen Bescheid des Propheten für eine Verachtung, weil der Prophet ihn nicht so wert geachtet, dass er ihm selber zusprechen mögen, besonders einer solchen Person, der von seinem Könige in großen Ehren gehalten wurde.

11. Da erzürnte Naeman und zog weg und sprach: Ich meinte, er sollte zu mir herauskommen und her treten und den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und mit seiner Hand über die Stätte fahren und den Aussatz also abtun.

Sprach: Nämlich zu seinen Gefährten, vor denen er seines Herzen Unmut und gefassten Widerwillen nicht verbergen konnte.

Herausgekommen: Wenn er mich in sein Haus hätte kommen lassen, um meine Person achten wollte, so hätte doch meines Königs Schreiben etwas mehr Ansehens gehabt, als dass man mich überall so schimpflich abweist.

Anrufen: Um Erstattung meiner Gesundheit.

Stätte fahren: Denn obwohl der Aussatz nicht über den ganzen Leib ausschlägt, so ist doch gewisslich das ganze Geblüt des Menschen verunreinigt, sobald ein einziges Glied vom Aussatz eingenommen wird. [Und sieht man auch hier, wie des Menschen Natur geartet ist, dass sie Gott Maß und Weise vorschreibt, wie er helfen soll.]

12. Sind nicht die Wasser Amanas und Pharphars zu Damaskus besser denn alle Wasser in Israel, dass ich mich darin wüsche und rein würde? Und wandte sich und zog weg mit Zorn.

Zu Damaskus: Das ist: Die Flüsse in der Landschaft Syrien, darin Damaskus die Hauptstadt ist. Denn wenn das fließende Wasser den Aussatz abwaschen könnte, so wollte ich viel lieber in den syrischen als israelitischen Flüssen mich baden, weil sie wohl so gut, wo nicht besser sind und gesünder als die im Lande Israel. Und da der Jordan so kräftig ist, dass er die Leute vom Aussatz heilen könne, wie kommt es denn, dass so viel aussätzige Leute im Lande Israel gefunden werden? [Hier sieht man, wie es etlichen Hofleuten so gewaltig verdrießt, wenn sie meinen, man verachtet sie, oder tue ihn nicht Ehre genug an. Aber die Schwindelgeister sind noch viel aufgeblasener, welche die Kraft der Sakramente gering schätzen und sagen, das Wasser der Taufe nütze nichts zu der Seelen Reinigung und es bedürfte sich nicht, dass wir mit dem Leibe und Blut Christi im Abendmahl gespeist werden. So reden die Wiedertäufer und sprechen: Wenn die kleinen Kinder in der Taufe wiedergeboren werden, wie kommt es denn, dass man unter euch, die ihr in der Kindheit getauft seid, so viel böse Buben findet?]

Zog weg: Das er wieder in sein Vaterland Syrien käme und ist ohne Zweifel mit den Gedanken bereits umgegangen, wie er sich an den König und am Propheten rächen möchte.

13. Da machten sich seine Knechte zu ihm, redeten mit ihm und sprachen: Lieber Vater, wenn dich der Prophet etwas Großes hätte geheißen, solltest du es nicht tun? Wie viel mehr, so er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein.

Vater: [Denn die Untertanen sollen ihre Obrigkeit als einen Vater in Ehren halten.]

Großes: Das schwer zu verrichten wäre und viel Unkosten bedürfte, dadurch du des Aussatzes könntest loswerden. [Weil über den zeitlichen Gütern nichts über einen gesunden Leib ist.]

Wasche dich: Welches mit schlechter Mühe geschehen kann und gar keiner Kosten bedarf, darum du in solcher geringen Sache richtig folgen sollst. Denn meinst du nicht, dass Gott der Herr auch durch ein geringes Mittel dem Menschen eine große Guttat erzeigen könne? [Darum sind die nicht recht daran, welche nach der menschlichen Vernunft Urteil, die göttlichen Mittel zur Seligkeit, als da sind, die Taufe, das Wort Gottes und das Abendmahl des Herrn, geringschätzig und als unnütz achten, weil sie uns nicht viel kosten. Danach sieht man auch hier ein Beispiel, das die Diener bisweilen besser urteilen als die Herren selber und soll sich ein Herr nicht schämen, einem Diener zu folgen, der ihm etwas Gutes rät.]

14. Da stieg er ab und taufte sich im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geredet hatte; und sein Fleisch wurde wieder erstattet, wie ein Fleisch eines jungen Knaben und wurde rein.

Siebenmal: Denn also sah es Gott der Herr für gut an, dass er vollkommen gewaschen würde, weil die siebte Zahl in der Heiligen Schrift eine Vollkommenheit bedeutet.

Knaben: Der noch nie räudig wurde. [Wir werden durch die Taufe (welche Christus, da er im Jordan von Johannes getauft wurde, geheiligt) gereinigt von dem Aussatz der Sünden {Eph 5}. Es ist aber nichts daran gelegen, wir werden gleich mit Wasser begossen oder darin getaucht. So nimmt es der Taufe an ihr selbst auch nichts, wir werden gleich einmal oder dreimal genetzt, wenn wir nur im Namen Gottes, des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes mit Wasser getauft werden. Da der Herr Christus {Lk 4}, dies Wunderzeichen von des Naemans Reinigung anzieht, lehrt er, dass gleichwie damals viel Aussätzigen in Israel gewesen, die doch nicht sind gesund geworden, weil sie es entweder vom Propheten nicht begehrt oder nicht geglaubt haben, also empfangen auch die zu Nazareth, seine des Herrn Christi Landsleute, keinen Nutzen oder Guttat von ihm um ihres Unglaubens willen: Also werden auch die Juden von wegen ihres Unglaubens der Guttaten Christi beraubt und dieselben den Fremden zugewandt werden, nämlich den unbeschnittenen Heiden, wie auch geschehen ist.]

15. Und er kehrte wieder zu dem Mann Gottes samt seinem ganzen Heer. Und da er hineinkam, trat er vor ihn und sprach: Siehe, ich weiß, dass kein Gott ist in allen Landen ohne in Israel; so nimm nun den Segen von deinem Knechte.

Mann Gottes: Dass er ihm für die erlangte Gesundheit Dank sagte.

Ich weiß: Ich erkenne aus diesem herrlichen Wunderwerk, dass der Gott, der von euch Israeliten geehrt wird, allein der ewige wahre Gott sei, aber der Heiden Götter nur nichtige und erdichtete Götzen sind, darum will ich weiter auch diesem eurem Gott dienen. [Denn das soll der Nutzen der göttlichen Guttaten sein, die er uns erzeigt hat, dass wir daraus Gott je mehr und mehr erkennen lernen, ihn bekennen und preisen.]

So nimm: Denn ich erkenne, dass ich mich gegen dir auch dankbar zu verhalten schuldig bin als einem Propheten und Diener Gottes, durch dessen Mittel Gott das Wunderwerk an mich verrichtet hat. Darum so bitte ich dich, du wollest die Verehrung von mir annehmen, welche ich aus Gottes Segen habe und ich dir mit aufrichtigem dankbarem Herzen anbiete und wünsche dir von Gott, dass solche zur Vermehrung deiner Güter gedeihe. [Hier hat man zu merken, wie bald der Glaube aus einem stolzen und aufgeblasenen Kriegsmann einen demütigen und frommen Diener Gottes machen kann.]

16. Er aber sprach: So wahr der Herr lebt, vor dem ich stehe, ich nehme es nicht. Und er nötigte ihn, dass er es nähme; aber er wollte nicht.

Ich stehe: Dessen Diener ich bin und vor dem nichts verborgen sein kann, als der bei den Kreaturen gegenwärtig ist.

Nehme es nicht: Auf dass es nicht ein Ansehen gewinne, als ob ich die Gaben Gottes um Geld verkaufen wollte. [Wie ist dieser Kirchendiener so gar nicht geizig gewesen. Welches auch bei allen anderen Kirchendienern sein soll. Doch ist darum nicht verboten, dass einer keine Besoldung oder gar keine Verehrung annehmen dürfte, sondern davor soll man sich hüten, damit man dem Predigtamt nicht also abwarte, dass man nur auf die Geschenke sehe und es das Ansehen gewinne, als ob man vielmehr nach Reichtum als nach der Seele Seligkeit trachte.

Wollte nicht: Das ist: Obwohl Naeman bei dem Propheten mit Bitten heftig anhielt, dass er die Geschenke annehmen soll, so hat er es doch nicht tun wollen. [Denn ein Kirchenlehrer soll in seinem guten Vorsatz standhaft beharren, aber nicht halsstarrigerweise im Irrtum stecken bleiben.]

17. Da sprach Naeman: Möchte denn deinem Knechte nicht gegeben werden dieser Erde eine Last, so viel zwei Mäuler tragen? Denn dein Knecht will nicht mehr anderen Göttern opfern und Brandopfer tun, sondern dem Herrn;

Dieser Erde: Nämlich aus dem Lande Kanaan, dass ich daraus einen Altar in Syrien zurichten lasse und dem Herren den Gott Israels darauf opfere, so oft es nötig tut, weil ich von wegen der königlichen Geschäfte nicht kann gen Jerusalem zum Tempel reisen, sooft mir es beliebt.

Dem Herrn: Dem Gott Israels allein darum, weil ich ihm nicht opfern kann im Tempel, der ihm geheiligt ist, so begehre ich doch zum wenigsten auf solcher Erde durch einen dazu gedingten levitischen Priester ihm zu opfern, welche er dazu geweiht und geheiligt hat, dass sein Volk darauf wohne. Man liest aber nichts davon, dass ihm der Prophet solche Bitte abgeschlagen habe, da doch sonst ernstlich geboten war, dass niemand außer dem Tempel zu Jerusalem Gott dem Herrn opfern soll. [Denn der Prophet hat mögen (doch nicht ohne göttliche Offenbarung) in einen besonderen Fall etwas zulassen.]

18. dass der Herr deinem Knechte darin wolle gnädig sein, wo ich anbete im Hause Rimons, wenn mein Herr ins Haus Rimons geht, dort anzubeten und er sich an meine Hand lehnt.

Gnädig sein: Dies ist eine andere Bitte des Naemans, als wollte er sprechen: Ich bitte und begehre, dass Gott der Herr nicht über mich zürnen wolle, wenn ich in einen Götzen Tempel gehe, doch nicht der Meinung, dass ich die Götzen darin anbeten wollte, sondern dass ich mein weltliches Amt versehe und dem Könige zur Hand gehe, damit ich ihm auf den Dienst warte. Denn ich darum Gott nicht verleugnen will, sondern unterdes meinen Gott anbeten, ob es gleich im Götzentempel geschieht.

Lehnt: (Nach Luther) Dies ist eine hebräische Art zu reden, wie wir Deutschen sagen: Er ist mir zur Hand, das ist, er ist um mich, tut und richtet aus, was ich ihm befehle und ich mich auf ihn verlasse.

19. Er sprach zu ihm: Zieh hin mit Frieden! Und als er von ihm weggezogen war, ein Feld Weges auf dem Lande,

Mit Frieden: Versieh dein Amt zu Hofe und darfst nicht sorgen, dass Gott darüber möchte erzürnt werden. [Es können sich aber diejenigen mit dieser Geschichte nicht beschönigen, welche die Wahrheit des Evangeliums erkannt und dennoch ihrer Herrschaft zu gefallen, nicht allein in die Kirche gehen, da man Messe hält und also ihre Herren geleiten, dass sie ihnen auf den Dienst warten, sondern auch den Messpfaffen opfern und andere Zeremonien mit halten, welche von denen verrichtet werden, so die Messe mit Ernst meinen. Denn dieselben verleugnen freilich mit ihrer Tat die Lehre des Evangeliums. Aber Naeman sagt ausdrücklich und unverhohlen, dass er in Syrien allein dem Gott Israels opfern wolle, mit welchem Tun er seine Religion rund bekannt. Eben als wenn heutzutage einer vom Adel mitten im Papsttum einen evangelischen Prediger hielte und seinem Herrn zwar auf den Dienst wartete, auch mit ihm in die Kirche ging, da man Messe lese, aber doch nichts opferte, noch die aufgehobenen päpstlichen Hostien anbetet, dass die Umstehenden sehen, wie er die päpstliche Religion nicht annehme.]

20. gedachte Gehasi, der Knabe Elisas, des Mannes Gottes: Siehe, mein Herr hat diesen Syrer Naeman verschont, dass er nichts von ihm hat genommen, das er gebracht hat. So wahr der Herr lebt, ich will ihm nachlaufen und etwas von ihm nehmen.

Knabe: Oder Diener des Propheten, der sich von dem Geiz einnehmen und überwinden lassen.

Verschont: In welchem Tun, will Gehasi sagen, er meines Bedenkens sehr unweislich gehandelt hat. Denn wenn er gleich den Israeliten als seinen Landsleuten umsonst Gutes tun will, was geht das den Syrer, als einen Fremden, dazu ganz reichen Mann an? Und da er, der Prophet, sich keines Reichtums achtet, so hätte er doch für mich, seinen Diener etwas nehmen mögen. [Und meinen ihrer viel, sie tun nicht Unrecht daran, wenn sie von den Fremden oder Reichen etwas nehmen, es geschehe gleich mit einem guten oder bösen Titel.]

Lebt: Dieses Dieners Bosheit ist daraus abzunehmen, dass er bei dem Herrn schwört, da ihn doch keine Not dazu zwingt. [Das tun auch heutigentags sehr viel Leute, welche auf das anderer oder dritte Wort schwören, bei Gott, ohne alle Ursache, in dem sie sich schwerlich wider das anderer Gebote versündigen.]

21. Also jagte Gehasi dem Naeman nach. Und da Naeman sah, dass er ihm nachlief, stieg er vom Wagen ihm entgegen und sprach: Geht es recht zu?

Jagt: Dass er ihm mit schnellem Lauf nachlief, damit er ihn ereilen möchte.

Stieg er: Denn er sich darüber verwundert, was es bedeutet.

Recht zu: Wie stehen die Sachen mit deinem Herrn, oder hat er mir noch etwas Weiteres anzuzeigen?

22. Er sprach: Ja. Aber mein Herr hat mich gesandt und lässt dir sagen: Siehe, jetzt sind zu mir gekommen vom Gebirge Ephraim zwei Knaben aus der Propheten Kindern; gib ihnen einen Zentner Silbers und zwei Feierkleider.

Ja: Es ist alles richtig und darfst dir keine ungleichen Gedanken schöpfen.

Kommen: Nämlich allererst nach deinem Abzug.

Propheten Kinder: Das ist: Zwei arme Studenten oder Kirchendiener: Denn durch der Propheten Kinder beiderlei verstanden worden.

Feierkleider: Dass sie nämlich das Silber unter sich und die anderen Studenten und Kirchendiener austeilen, damit sie sich in ihrer Armut desto besser hinausbringen mögen und diese beiden Knaben oder Jünglinge zur Belohnung für ihre Botschaft mit den beiden Feierkleidern verehrt werden. Es log aber Gehasi dies alles, denn der Prophet nichts davon befohlen hatte. Sondern der geizige Bube erdichtet solches meisterlich, als ob er das Silber und Kleider aus Befehl seines Herrn den armen Studenten bringen wollte, da er doch solches alles zu seinem eigenen Nutzen anzuwenden gedachte. [Denn es werden viele Sachen, die man meint, dass sie Christo geschenkt sind, in einen anderen Sekel geschoben und verrichten zu Zeiten die Diener in ihrer Herrn Namen solche Sachen, die den Herren nie in den Sinn gekommen sind. Was sie aber für Belohnung darüber zu erwarten haben, wird der Ausgang dieser Historie bezeugen.]

23. Naeman sprach: Lieber, nimm zwei Zentner: Und er nötigte ihn und band zwei Zentner Silbers in zwei Beutel und zwei Feierkleider und gab es seinen zwei Knaben, die trugen es vor ihm her.

Nötigt ihn: Nämlich den Gehasi, des Propheten Elisa Diener, dass ob er wohl nur ein Zentner begehrt, dennoch zwei Zentner, weil sie ihm angeboten worden, nicht abschlug, denn er seinen Geiz meisterlich verbergen konnte.

Seinen: Damit des Propheten Diener Gehasi der Mühe zu tragen überhoben wäre, so haben es seine, des Naemans zwei Knechte tragen müssen.

24. Und da er kam gen Ophel, nahm er es von ihren Händen und legte es beiseite im Hause und ließ die Männer gehen.

Er kam: Nämlich Gehasi, der ihnen auf dem Fuß nachfolgte und meinte nicht anders, denn er hätte ganz wohl gefischt, dass er eine solche Beute ertappte. [Und hat es mit den Gottlosen eine Zeit lang das Ansehen, als ob es ihnen besser ging denn den Frommen nach dem Sprichwort, je ärger der Schalk, je besser Glück. Es währt aber nicht lange.]

Beiseite: Dass er es für sich allein behielte.

Gehen: Damit der Betrug nicht an Tag käme, so fertigt er des Naemans Diener, die das Silber getragen hatten, in der Stille wieder ab.

25. Und da sie weg waren, trat er vor seinen Herrn. Und Elisa sprach zu ihm: Woher, Gehasi? Er sprach: Dein Knecht ist weder hierher noch daher gegangen.

Weder hierher: [Es ist aber ein schändliches Ding, obwohl es sehr gebräuchlich ist, dass die Knechte und Diener ihren Herren vorlügen.]

26. Er aber sprach zu ihm: Wandelte nicht mein Herz, da der Mann umkehrte von seinem Wagen dir entgegen? War das die Zeit, Silber und Kleider zu nehmen, Ölgärten, Weinberge, Schafe, Rinder, Knechte und Mägde?

Wandelt: Als wollte er sagen: Meinst du nicht, ich wisse aus der göttlichen Offenbarung, was geschehen ist, als wenn ich gleich selber mit und dabei gewesen wäre. [Denn die Lügner werden oft in ihren Lügen erwischt und zuschanden gemacht.] * (Nach Luther)] Das ist: Hast nirgend hin gewandelt. Wie geht es denn zu, dass mein Herz wandelt, und war bei dem Wagen, rc.

Die Zeit: Will so viel sagen: Es war freilich jetzt nicht Zeit, dass du solltest von deinem Beruf aussetzen, dass du mir hättest sollen auf den Dienst warten, dass du bist hingegangen und hast dich gewandt zum Geiz, damit du einen Reichtum zuwege brächtest, dazu mit Betrug und Lügen. Welche deine Bosheit Gott nicht wird ungestraft lassen.

27. Aber der Aussatz Naemans wird dir anhangen und deinem Samen ewig. Da ging er von ihm hinaus, aussätzig wie Schnee.

Anhangen: Also dass du für ihn und an seiner statt aussätzig sein wirst und wird diese Strafe nicht allein an dich, sondern auch an allen deinen Nachkommen kleben. [Deswegen sollen wir uns der Frömmigkeit bemühen, auf dass wir nicht zugleich neben uns auch unseren Nachkommen Strafen über den Hals ziehen.]

Schnee: Also dass er vom Aussatz über den ganzen Leib eingenommen wurde. [Uns zum Beispiel, dass Gott den Geiz, Betrug und Lügen nicht ungestraft lasse.]


Das 6. Kapitel

  • Elisa macht das das Eiserne auf dem Wasser schwimmen, v. 1.
  • Der König in Syrien belagert den Propheten Elisa im Städtlein Dothan. Aber der Prophet wird von einer großen Menge Engel beschützt, v. 8.
  • Und als die Syrer durch ein Wunderwerk gleichsam geblendet wurden, führt sie Elisa mitten in Samarien, doch wehrt er dem Könige in Israel ab, dass er sie nicht umbringen soll, sondern heißt sie speisen und tränken und wieder fortschicken, v. 18.
  • Da Samaria mit einer unerhörten Hungersnot geplagt wird, heißt der König den Elisa töten, doch ändert er seine Meinung bald wiederum darauf, v. 24.

1. Die Kinder der Propheten sprachen zu Elisa: Siehe, der Raum, da wir vor dir wohnen, ist uns zu enge.

Kinder: Das waren die Studenten, so in der Heiligen Schrift studierten und sich übten.

Vor dir: Da wir mit dir, einem so vortrefflichen Mann, täglich umgehen und deiner Lehre zuhören.

Zu enge: Weil immer und von Tag zu Tage mehr Zuhörer und Jünger zum Propheten sich verfügten, von dem sie dessen versichert und gewiss waren, dass sie das unfehlbare Wort Gottes hörten. Mussten sich deswegen die Studenten der rechten Lehre in einem engen Gebäude behelfen, da unterdes die baalitischen falschen Propheten in stattlichen Palästen wohnten. [Also geht es der Kirche Gottes oft hier auf Erde.]

2. Lass uns an den Jordan gehen und einen jeglichen dort Holz holen, dass wir uns dort eine Stätte bauen, da wir wohnen. Er sprach: Geht hin!

Holen: Lass uns (sofern es dich auch für gut ansieht) etliche Stammholz fällen, damit wir uns eine Schule oder Lehrstube bauen, in der wir deine Lehre hören und dem Studieren desto besser obliegen können. Es ist aber gut, zu erachten, was die Leute werden für ein stattliches Gebäude aufgerichtet haben, welche die Zeit ihres Lebens mehr mit der Feder als mit dem Bauholz umgegangen.

Geht hin: Euer Vorschlag ist mir nicht zuwider.

3. Und einer sprach: Lieber, gehe mit deinen Knechten! Er sprach: Ich will mitgehen.

Einer: Der vielleicht mit dem Propheten größere Gemeinschaft hatte als die anderen.

Gehe mit: Dass du uns im Bauen mit gutem Rat helfen und die Hand bieten könntest.

Ich will: [Eine solche Ehrerbietung der Jünger gegen ihren Lehrmeister und hinwiederum des Lehrmeisters Gutwilligkeit gegen seine Jünger ist lobenswert.]

4. Und er ging mit ihnen. Und da sie an den Jordan kamen, hieben sie Holz ab.

5. Und da einer ein Holz fällte, fiel das Eisen ins Wasser. Und er schrie und sprach: Awe, mein Herr! Dazu ist es geliehen.

Eisen: Die Axt fiel vom Stiel ins Wasser.

Awe: Wie soll ich ihm tun, dass ich die Axt verloren habe, denn ich nicht mehr hauen kann, zudem war es nicht mein und werde ich es jetzt bezahlen müssen. [Hier hat man die große Armut der Kinder oder Jünger der Propheten wahrzunehmen, da unterdes die Baalspfaffen im Müßiggang und Überfluss aller Dinge ohne alle Sorge dahinlebten. Denn der Satan ist dem reinen Predigtamt des Wortes Gottes feind. Aber die zeitliche Armut wird den getreuen Dienern Gottes mit ewigem Reichtum wiederum vergolten werden.]

6. Aber der Mann Gottes sprach: Wo ist es entfallen? Und da er ihm den Ort zeigte, schnitt er ein Holz ab und stieß dort hin. Da schwamm das Eisen.

Entfallen: Nämlich das Eisen, an welchem Ort des Wassers?

dort hin: An dem Ort, da das Eisen ins Wasser gefallen war. [Es hat aber Gott der Herr mit diesem Wunderwerk andeuten wollen, wie ihm auch der Seinigen schlechte Schaden so hoch angelegen sind, dass er sie wieder erstatten wolle. Es soll aber auch einem nicht unrecht wundernehmen, dass, da diese Rede: Alles was schwer ist, begehrt unterwärts: In der Philosophie ebenso wahr ist als die: Ein jeder Leib ist nur an einem Ort: Dennoch die Zwinglianer wider die Philosophie glauben (so sie es anders mit Ernst glauben), dass das Eisen, welches doch von Natur schwer ist und immer unter sich begehrt, habe können oben schwimmen: Und das andere in ihren Kopf nicht bringen oder glauben können, dass der Leib des Sohnes Gottes könne im Heiligen Abendmahl zugleich an vielen Orten ausgeteilt werden, nach Laut der Worte Christi, da doch eins sowohl als das andere der Philosophie widerstrebt. Und der Apostel Paulus uns warnt, dass wir uns hüten, damit uns niemand durch die Philosophie verführe {Kol 2}.]

7. Und er sprach: Hebe es auf! Da reckte er seine Hand aus und nahm es.

8. Und der König aus Syrien führte einen Krieg wieder Israel und beratschlagte sich mit seinen Knechten und sprach: Wir wollen uns lagern da und da.

Und: Folgt noch ein anderes Wunderwerk des Propheten Elisa.

Krieg: Zu welcher Zeit dieser Krieg geführt wurde, ist ungewiss, weil nichts davon gemeldet wird.

Knechten: Mit seinen Hauptleuten und Kriegsräten.

Lagern: Dass wir dem Könige in Israel mit Hinterlist beikommen mögen.

9. Aber der Mann Gottes sandte zum Könige Israels und ließ ihm sagen: Hüte dich, dass du nicht an den Ort ziehst; denn die Syrer ruhen dort.

Mann Gottes: Nämlich der Prophet Elisa, welcher aus göttlicher Offenbarung wusste, mit was hinterlistigen Anschlägen der König in Syrien umging. [Wenn man aber hinterlistige und geheime schädliche Anschläge an Tag bringt, so ist das nicht eine Verräterei, sondern ein gottseliges Werk. Und hat Gott nach seiner Langmütigkeit des israelitischen Königs geschont, der doch gottlos war, hat es aber darum getan, ob er irgend wollte Buße tun, es ist aber vergebens gewesen.]

10. So sandte denn der König Israels hin an den Ort, den ihm der Mann Gottes sagte, verwahrte ihn und hütete dort; und tat das nicht einmal oder zweimal allein.

Sagt: Dass die Feinde da auf ihn lauerten.

Verwahrt: Dass er Leute ausschickte, die den Syrern vorkamen und den Ort in guter Hut und Verwahrung hielt, damit er nicht unversehens von den Syrern überfallen würde. Und ist also der König Israel auch der Gefahr entronnen, dass er den Syrern nicht in die Hände geraten. Es hat aber Gott auch der Untertanen des israelitischen Königs geschont, dass sie nicht in Unglück kämen, weil noch viele fromme und gottesfürchtige Leute drunter waren, die sonst zugleich mit dem König draufgegangen wären. [Schützt deswegen Gott nicht allein die weltliche Obrigkeit, sondern wacht auch für die Seinen, damit sie nicht von den gottlosen Leuten mit Hinterlist hintergangen werden und eines unzeitigen Todes dahinsterben {Ps 91}.]

11. Da wurde das Herz des Königs zu Syrien Unmuts darüber und rief seinen Knechten und sprach zu ihnen: Wollte ihr mir denn nicht ansagen, wer ist aus den unseren zu dem Könige Israels geflohen?

Wer ist: Denn es kann nicht anders sein, als dass der israelitische König, durch etliche meiner feldflüchtigen Soldaten, die an mir treulos wurden, von meinen Anschlägen Bericht empfangen. Warum verhehlt ihr denn solches vor mir, wenn ihr merkt, dass jemand, der zu unseren Feinden geflohen ist, damit ihr später mein Vorhaben ändern könnt, oder die treulos so feldflüchtige Buben auf dem Wege wiederum hole und zur angemessenen Strafe ziehe?

12. Da sprach seiner Knechte einer: Nicht also, mein Herr König; sondern Elisa, der Prophet in Israel, sagt es alles dem Könige Israels, was du in der Kammer redest, da dein Lager ist.

Nicht also: Du sollst dir die Gedanken nicht machen, dass aus den unseren jemand feldflüchtig wurde, der deine Anschläge an Tag bringe.

Prophet: Welcher von zukünftigen Sachen verkündigen kann, ehe sie geschehen und auch um abwesende verborgene Sachen gute Wissenschaft trägt.

Kammer: Welcher Ort doch besonders sicher sein soll, dass es verschwiegen bliebe, was man in geheimen in demselben handelte, dennoch weiß er es, darum soll dich des nicht wundernehmen, dass der König Israel alle deine Anschläge erfahre.

13. Er sprach: So geht hin und seht, wo er ist, dass ich hinsende und lasse ihn holen. Und sie zeigten ihm an und sprachen: Siehe, er ist zu Dothan.

Seht: Lasst ihn durch gewisse Leute auskundschaften.

Ist: An welchem Ort und in welcher Stadt oder Dorf er sich aufhalte.

Holen: Denn der gottlose heidnische König wusste keinen Unterschied zu halten zwischen einem Propheten Gottes und einem Wahrsager oder Teufelsbeschwörer, darum denkt er auch nicht daran, ob er mit diesem seinem gottlosen Vorhaben sich an Gott versündigen möchte oder nicht. [Und trachten die Tyrannen nur dahin, wie sie ohne Unterschied alle diejenigen mögen aus dem Wege räumen, welche es ihnen nicht alles nach ihrem Willen machen.]

14. Da sandte er hin Rosse und Wagen und eine große Macht. Und da sie bei der Nacht hinkamen, umgaben sie die Stadt.

Nacht: Damit man von ihrer Herkunft nichts wüsste oder erführe und der Prophet nicht etwa die Flucht an die Hand nehme.

Umgaben: In willens, des Morgens die Stadt zu stürmen und zu plündern, sofern sie den Propheten nicht herausgeben wollten. Es hat aber Gott der Syrer Herkunft und Belagerung dem Propheten nicht offenbart, damit das folgende Wunderwerk desto herrlicher wäre.

15. Und der Diener des Mannes Gottes stand frühe auf, dass er sich aufmachte und auszöge; und siehe, da lag eine Macht um die Stadt mit Rossen und Wagen. Da sprach sein Knabe zu ihm: Awe, mein Herr! Wie wollen wir nun tun?

Auszöge: Nämlich aus dem Stadttor, da er aber von dem Kriegsvolk vernommen und warum er dahin kommen wäre.

Nun tun: Wo wollen wir hin fliehen und entrinnen? [Denn unser Fleisch ist ganz zu zaghaft, wenn Gefahr vorhanden ist. Als ob Gott nicht mehr helfen könnte.]

16. Er sprach: Fürchte dich nicht; denn derer ist mehr, die bei uns sind, denn derer, die bei ihnen sind {1Joh 4v4}.

Ist mehr: Wir haben viel mehr und stärkere Beschützer, als die Feinde sind. Es redete aber der Prophet von dem Schutz der heiligen Engel, von denen er aus Gottes Worten wusste, dass sie bei ihm wären.

17. Und Elisa betete und sprach: Herr, öffne ihm die Augen, dass er sehe! Da öffnete der Herr dem Knaben seine Augen, dass er sah; und siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen um Elisa her.

Sehe: Was man sonst mit leiblichen Augen nicht zu sehen pflegt, nämlich die himmlischen Geister und Engel, welche du denen zu Hütern geordnet hast, die dich fürchten.

Sah: Was er zuvor sein Lebtag nie gesehen hatte.

Feuriger: Das ist: Die Engel erschienen in Gestalt einer großen feurigen Heereskraft, nach dem Spruch des 104. Psalms und zu Hebr. 1. Du machst deine Engel zu Geistern und deine Diener zu Feuerflammen.

Um Elisa: Nämlich um die Stadt, in welcher Elisa sich verhielte. Also dass den Syrern abgewehrt wurde, damit sie nicht in die Stadt kommen könnten. [Es ist aber dies Gesicht dem Diener des Propheten gezeigt und in Schriften verzeichnet worden, auf dass wir lernen mit den Augen des Glaubens der Engel Schutz um uns her sehen. Denn es haben auch die kleinen Kinder die Engel zu Schützern {Mt 18}. Und der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten {Ps 34}.]

18. Und da sie zu ihm hinabkamen, bat Elisa und sprach: Herr, schlage dies Volk mit Blindheit! Und er schlug sie mit Blindheit nach dem Wort Elisas.

Kamen: Dass sie sich nämlich näher hinten an zur Stadt machten.

Blindheit: Also dass sie gleichsam bezaubert nicht wissen, wo oder an welchem Ort sie waren, noch die Leute kennen, zu denen sie kommen.

Schlug sie: Zu einer besonderen Strafe, dass sie sich wider Gott und seine Diener auflehnten.

Wort: Oder Gebet. [Denn Gott erhört der Seinen Flehen.]

19. Und Elisa sprach zu ihnen: Dies ist nicht der Weg noch die Stadt. Folgt mir nach; ich will euch führen zu dem Mann, den ihr sucht. Und führte sie gen Samaria.

Sprach: Nachdem er zu den Feinden vor der Stadt hinausgegangen war.

Stadt: Welche ihr belagern sollt, ihr habt des rechten Wegs verfehlt und seid an einen unrechten Ort gekommen.

Sucht: Nämlich zu dem Propheten. Denn weil sie von Gott geblendet waren, haben sie den Propheten nicht erkannt, ob er wohl selber mit ihnen geredet. [Und ist dem Propheten frei gestanden, die Feinde zu betrügen, weil es ohne dass eine solche Tat gewesen, die niemanden geschadet und dem Nächsten zu Nutzen gekommen, darum man dergleichen Tun nicht Unrecht heißen soll. Wie fast eine gleiche Historie vom Athanasio dem vortrefflichen Kirchenlehrer gelesen wird, dass er seinen Verfolgern, die ihm zu Wasser nachgeschifft, da er gemerkt, dass er ihnen nicht entgehen können, stracks wiederum entgegen gefahren, aber von ihnen nicht sei erkannt worden. Denn Gott weiß die Seinen wunderlich herauszureißen aus ihren Nöten.]

20. Und da sie gen Samaria kamen, sprach Elisa: Herr, öffne diesen die Augen, dass sie sehen! Und der Herr öffnete ihnen die Augen, dass sie sahen; und siehe, da waren sie mitten in Samaria.

Samaria: Welches die Hauptstadt war des israelitischen Königreichs, dazu wohl erbaut und befestigt, wurde auch von einer großen Menge Volkes bewohnt.

Mitten in: Befanden sich also mitten unter die Feinde und als gefangene Leute in des israelitischen Königs Hände, wider all ihr Erhoffen. Dass also die, welche den Propheten zu Dothan fangen wollten, in Samaria selbst gefangen wurden. [Denn der Gottlose fällt in die Grube, welche er einem anderen gemacht hat {Ps 7}.]

21. Und der König Israels, da er sie sah, sprach er zu Elisa: Mein Vater, soll ich sie schlagen?

Schlagen: Dass ich sie, als meine Feinde, die ich jetzt in meiner Gewalt habe, überfalle und alle miteinander erwürge. Hier hat man wohl in Acht zu haben, dass der König den Propheten seinen Vater nennt, weil er ihm die Feinde in seine Hand überliefert. Da er doch bald später, noch in diesem Kapitel, desselben Propheten von wegen der großen Hungersnot, so in Samaria erfolgt, will lassen zum Tode hinreißen. [Denn etliche Gewaltige pflegen den Kirchendienern gute Wort zu geben und viel auf sie zu halten, solange sie einen Nutzen von ihnen haben können: Wenn sie aber meinen, dass ihnen etwa ein Schaden ihrethalben entstehe (das doch nicht ist), so wünschen sie ihnen den Tod und wollen, dass sie an den höchsten Baum hingen.]

22. Er sprach: Du sollst sie nicht schlagen. Welche du mit deinem Schwert und Bogen fängst, die schlage. Setze ihnen Brot und Wasser vor, dass sie essen und trinken; und lass sie zu ihrem Herrn ziehen.

Nicht schlagen: Denn du hast dies Kriegsvolk nicht durch deine Macht oder Geschwindigkeit daher gebracht, dass du mit ihnen nach Kriegsrecht und Brauch deines Gefallens möchtest umgehen, sondern Gott hat sie durch ein Wunderwerk in diesen Kerker gleichsam beschlossen, auf dass er seine Majestät und Güte gegen dem israelitischen Volk sehen ließ. Darum weil sie jetzt sehen, und erkennen, dass sie arme gefangene Leute sind, so soll man ihnen viel eher Gutes als Übles tun.

Essen: Und sich wiederum erlaben, weil sie von der Reise matt und müde sind.

Herrn: Dem Könige in Syrien, dass sie ihm verkündigen, wie du so gnädig mit ihm umgegangen bist.

23. Da wurde ein großes Mahl zugerichtet. Und da sie gegessen und getrunken hatten, ließ er sie gehen, dass sie zu ihrem Herrn zogen. Seitdem kamen die Kriegsleute der Syrer nicht mehr ins Land Israel.

Großes Mahl: Dass sie zur Genüge gespeist wurden.

Nicht mehr: Das ist: Zur selben Zeit und dasselbe Mal hat der König in Syrien dem Krieg nicht weiter nachgesetzt, sondern all sein Kriegsvolk mit ihm wiederum zurückgenommen und ist heim in sein Land gezogen. Denn er durch diese Guttat, dass man ihm sein Kriegsvolk unbeschädigt wieder zugestellt, dahin bewegt wurde, dass er den König Israel eine Zeit lang zufriedengelassen und ruhig geblieben. [Werden deswegen die Feinde viel eher mit Guttaten als mit Waffen besiegt und überwunden. Und ermahne uns der Apostel Paulus, dass wir in unseren eigenen Sachen vielmehr mit Guttaten als mit Streichen handeln sollen {Röm 12}. Wenn deinem Feinde hungert, so speise ihn, rc.]

24. Nach diesem begab sich es, dass Benhadad, der König zu Syrien, all sein Heer versammelte und zog herauf und belagerte Samaria.

Nach diesem: Nämlich nach etlichen Jahren. Denn man soll es nicht so halten, als ob dies alles, was in diesem Kapitel erzählt wird, in einem Jahr oder zwei geschah. Sondern die Schrift fasst die Wunderzeichen vieler Jahre, so Elisa der Prophet verrichtet, zusammen, damit anzuzeigen, wie der Geist Elisa zweifach in ihm gewesen, das ist, dass er zweimal so viele Gaben des Heiligen Geistes empfangen, als Elia hatte und deshalb auch mehr Wunderwerke getan als Elia selbst.

Samaria: Die königliche Hauptstadt in Israel.

25. Und es war eine große Teuerung zu Samaria. Sie aber belagerten die Stadt, bis dass ein Eselskopf achtzig Silberlinge und ein Vierteil Kad Taubenmist fünf Silberlinge galt.

Silberlinge: Welche fast so viel goldene Taler macht. Doch kann man nicht eigentlich wissen, wie viel ein Silberling gegolten. Dass es aber keine geringe Münze noch eines schlechten Werts gewesen, ist daraus zu lesen, weil man um die dreißig Silberling, damit Christus verkauft worden, einen Acker kaufen können, zum Begräbnis der Pilger.

Kad: Welches ungefähr ein württembergisches Maß. Ist deswegen das Viertel auch ein Viertel von der Maß oder ein Nößel gewesen. Daraus zu lesen ist, wie großen Überdrang vom Feinde und was große Hungersnot sie erlitten. Denn erstlich war das Fleisch vom Esel den Juden zu essen verboten, ebenso wohl als der Säue, weil die Esel keine gespaltenen Klauen haben {3Mos 11}. Dennoch hat ein Eselskopf zur Speise so viel gegolten. Danach, so hat die menschliche Natur an sich selbst einen Abscheu den Kot zu essen, nichtsdestoweniger hat es der unleidliche Hunger dahin gebracht, dass der Taubenmist viel Gelds gegolten. [So großen Jammer befindet sich bisweilen in der Belagerung der Städte. Und ist auch der Hunger ein solcher gräulicher Tyrann, dass er auch abscheuliche Sache zu essen dem Menschen aufdringt.]

26. Und da der König Israels zur Mauer ging, schrie ihn ein Weib an und sprach: Hilf mir, mein Herr König!

Ging: In währender Belagerung, zu sehen, ob die Sachen zu des Feindes Gegenwehr recht bestellt wären.

Weib: So den König gesehen hat.

27. Er sprach: Hilft dir der Herr nicht, woher soll ich dir helfen? Von der Tenne oder von der Kelter?

Helfen: Als wollte er sagen: Ich merke wohl, dass du über den großen Hunger klagen wirst, aber ich kann dir weder mit Speise noch Trank zu Hilfe kommen. Denn du weißt selber wohl, dass alles Korn und Wein in dieser Belagerung bereits draufgegangen, darum so helfe dir Gott, ich kann dir nicht helfen.

28. Und der König sprach zu ihr: Was ist dir? Sie sprach: Dies Weib sprach zu mir: Gib deinen Sohn her, dass wir heute essen; morgen wollen wir meinen Sohn essen.

Was ist dir: Denn weil der König dennoch nicht eigentlich wusste, was des Weibes Begehren sein möchte und gedacht, sie möchte etwas anderes bitten und hätte irgend über unbillige Gewalt zu klagen, so hat er sie dennoch hören wollen.

Dies Weib: Welches neben mir steht und solches nicht leugnen kann.

29. So haben wir meinen Sohn gekocht und gegessen. Und ich sprach zu ihr am anderen Tage: Gib deinen Sohn her und lass uns essen! Aber sie hat ihren Sohn versteckt.

Gib: Wie wir miteinander eins wurden.

Versteckt: Hat also ihre Zusage nicht gehalten. Darum bitte ich dich allergnädigster König, du wollest, zu Handhabung der Gerechtigkeit, dies Weib dahin weisen, dass sie ihren Sohn darstelle zur Speise, weil ich meines Sohnes auch nicht verschont habe, damit wir beide den Hunger stillen können. [Es hatte aber Gott seinem Volk solche Strafen gedroht, dass sie vor großer Hungersnot auch ihre eigene Kinder zu fressen sich nicht würden können enthalten, wenn sie sich schwerlich an ihm versündigten {5Mos 28}. Und ist dies eine gräuliche Tat zu hören, dass eine Mutter ihr Kind nicht allein mit Geduld könne sehen sterben, sondern ihn selber umbringe und mit ihren Zähnen ihres liebsten Sohnes Fleisch zerreiße und fresse. Aber solche gräuliche Strafen werden durch die Abgötterei und andere Laster verursacht.]

30. Da der König die Worte des Weibes hörte, zerriss er seine Kleider, indem er zur Mauer ging. Da sah alles Volk, dass er einen Sack unten am Leibe anhatte.

Zerriss: Vor großem Unmut und Traurigkeit über solcher leidigen Nachricht: Wie die Juden im Brauch hatten, wen ihnen ein großes Unglück zu Händen ging oder verkündigt wurde.

Ging: Da er von jedermann konnte gesehen werden.

Am Leibe: Das ist: Der König brauchte damals zum Unterrock ein schlecht geringes Kleid, damit seine Demut gegen Gott anzuzeigen, dass er die Strafe der Belagerung und des Hungers doch ändern oder mildern wollte. Denn wenn die Juden in großen Nöten und Ängsten waren, so gebrauchten sie eine grobe schlechte und ganz geringe Kleidung am Leibe. Er ist, wie wir reden möchten, barfuß gegangen. Und lässt sich Gott solche äußerlichen Zeichen der Demut nicht missfallen, wenn nur das Herz auch dabei ist und eine wahre Buße, ohne Heuchelei und Aberglauben, sich daneben erzeigt. Sonst, da sie ohne Bekehrung zu Gott geschieht und man nicht gedenkt von Sünden abzustehen, ist es nichts denn nur eine lautere Heuchelei: Wie sich auch bei diesem Könige gefunden, in Maßen bald später folgt. [Es überreden sich aber die Heuchler selbst, dass sie mit ihrer falschen Demut Gott und die Menschen blenden wollen.]

31. Und er sprach: Gott tue mir dies und das, wo das Haupt Elisas, des Sohnes Saphats, heute auf ihm stehen wird!

Tue: Oder Gott schände mich, der Kopf muss ihm noch heute ab und wenn er stählern wäre. Er hat aber ohne Zweifel darum dem Propheten die Schuld eines solchen großen Unglücks zugemessen, weil derselbe in seinen Predigten solchen Hunger und anderen Jammer wird gedroht haben, wo sie nicht Buße tun würden, darum weil er es zuvor verkündigt hatte, so musste er eine Ursache daran sein. Zudem, so hatte er vor etlichen Jahren geraten, dass man die Syrer unbeschädigt sollte wieder lassen hinziehen, die er (der Prophet) gefangen gen Samarien gebracht hatte. Wieder welche, da man (wie der König meinte) einen Ernst gebraucht, wären sie nicht leicht wieder ins Land Israel gekommen. Also geht es (hat gewisslich der König gesagt), wenn wir den Pfaffen folgen.

32. [Elisa aber saß in seinem Hause und die Ältesten saßen bei ihm.] Und er sandte einen Mann vor ihm her. Aber ehe der Bote zu ihm kam, sprach er zu den Ältesten: Habt ihr gesehen, wie dies Mordskind hat her gesandt, dass er mein Haupt abreiße? Seht zu, wenn der Bote kommt, dass ihr die Tür zuschließt und stößt ihn mit der Tür weg; siehe, das Rauschen seines Herrn Füße folgt ihm nach.

Ältesten: Diese Ältesten sind die vornehmsten Ratsherren in derselben Stadt gewesen, welche in solchen Ängsten das Wort Gottes und einen Trost vom Propheten begehrten zu hören.

Mann: Dem der König Befehl gegeben, dass er den Propheten umbringen sollte. Aber da er kaum vom König fortgeschickt wurde, ist der König selber ihm auf dem Fuß nachgefolgt, damit er abwehrte, dass sein Befehl nicht ins Werk gerichtet würde und der Prophet nicht ums Leben käme, wie aus dem Folgenden zu lesen ist. Denn der Zorn war ihm jetzt vergangen und hatte ihn seines unsinnigen Vorhabens bereut. [Es sollen aber geschwinde Anschläge bei Fürsten und Herren nicht statthaben, weil recht gesagt wird, dass auf einen geschwinden Rat die Reue bald später folge.]

Bote: Welcher vom Könige ausgeschickt war, dass er den Propheten umbringen sollte.

Er: Nämlich Elisa, aus einer göttlichen Offenbarung.

Mordskind: Der König Joram, des grausamen Königs Ahabs Sohn, mit des Bewilligung die Isebel viel Propheten des Herrn umbringen lassen. Und schlägt der Sohn seinen Eltern in der Blutdürstigkeit ganz nach. [Denn der Apfel fällt oft nicht weit vom Stamm und brütet keine Eule einen Sperber.]

Kommt: Der mich töten will, dass er nicht unversehens hereinfalle.

Zuschließt: [Denn es wird dem Übel leicht abgewehrt, ehe es geschieht, als dass man es nach geschehener Tat verbessern könnte.]

Rauschen: Das ist: Der König selber kommt gleich später, weil es ihm bereut hat, dass er so einen grausamen Befehl geben und will sein über mich gefälltes Urteil des Todes aufheben. Darum so verhütet, dass ich nicht darauf gehe, ehe der König kommt. [Bei diesem Beispiel sollen der Fürsten und Herren Diener erinnert sein, dass sie ihrer Herren strengen Befehl nicht in der Eile ins Werk richten, sondern etwas damit verziehen, bis irgendein anderer Bescheid erfolgen möchte.]

33. Da er noch also mit ihnen redete, siehe, da kam der Bote zu ihm herab und sprach: Siehe, solches Übel kommt von dem Herrn; was soll ich mehr von dem Herrn erwarten?

Hinab: Dass er den Propheten umbrächte. Aber man hat ihn nicht eingelassen. Und ist der König bald darauf gefolgt, wie der Prophet zuvor gesagt hatte, der das unbillige Urteil änderte.

Sprach: Nämlich der König, da er zum Propheten hineingekommen war.

Solches Übel: Als wollte er sprechen: Du heißt uns immer auf den Herrn hoffen und ihm trauen. Siehe jetzt, wie er so väterlich mit uns handelt, in was großem Jammer und Hungersnot wir stecken? Was kann man denn mehr Hilfe oder Rettung von ihm hoffen? Und ist diese des Königs Rede untergemengt mit Verzweiflung an Gottes Güte und Ungeduld über den Propheten. Hat aber dennoch von dem Propheten auch zuvor hören und vernehmen wollen, ob er noch etwa einen Trost zum Besten hätte. [Also widerfährt es bisweilen auch den Frommen wohl, dass sie in schweren Anfechtungen einen Kampf der Hoffnung und Verzweiflung in ihnen empfinden. Aber der Heilige Geist überwindet endlich die Verzweiflung und bestätigt den Glauben und die Hoffnung in einem Christenmenschen.] * (Nach Luther)] Ja, so übel geht es uns, wenn wir euren Gott dienen, ihr heillosen Propheten. Wie viel besser hatten wir es, da wir Baal dienten {Jer 44}.


Das 7. Kapitel

  • Der Prophet verheißt eine große und schnelle wohlfeile Zeit: Welches der Ritter des Königs widerspricht, als ein unmögliches Ding, v. 1.
  • Die Syrer werden von Gott geschreckt, dass sie ausreißen und alles im Lager stehen lassen, v. 3.
  • Welches dem Könige von etlichen Aussätzigen verkündigt wird: Da nun man die Sache recht erfahre, plündern die Israeliten das Lager, v. 8.
  • Der Ritter sieht die Wohlfeile, geniest aber nicht, weil er vom Volk zertreten wird, wie ihm gedroht wurde, v. 16.

1. Elisa aber sprach: Hört des Herrn Wort! So spricht der Herr: Morgen um diese Zeit wird ein Scheffel Semmelmehl einen Sekel gelten, und zwei Scheffel Gerste einen Sekel unter dem Tor zu Samaria.

Elisa: Jetzt lasst uns vernehmen, was der Prophet für einen Trost gab und von einer wunderbaren Hilfe Gottes, deren beider zwar der König nicht wert war, aber Gott der Herr hat dennoch den bedrängten Israeliten wollen zu Hilfe kommen, um seines Namens Ehre und um der Auserwählten willen, die noch im Volk Israel waren.

Wort: Welches, dass es wahrhaftig sei, ihr bald mit der Tat erfahren werdet.

Sekel: Welcher ungefähr einen Ortsgulden oder einen Ortstaler macht. Und wurde damit zu verstehen gegeben, wie das Korn gegen die vorige Teuerung zu rechnen überaus ganz wohlfeil sein würde. Als man bei uns sagen möchte: Morgen um diese Zeit wird das simmere Korn ein Ort gelten und zwei simmere Gersten auch ein Ort.

Tor: Nämlich eben in derselben Stadt, da jetzt so große Hungersnot ist, dass neulich ein Weib ihren eigenen Sohn geschlachtet und gegessen hat. [Denn Gott ist ein Helfer in den Nöten zu rechter Zeit und kann ein großes Unglück schnell abwenden.]

2. Da antwortete der Ritter, auf welches Hand sich der König lehnte, dem Mann Gottes und sprach: Und wenn der Herr Fenster am Himmel machte, wie könnte solches geschehen? Er sprach: Siehe da, mit deinen Augen wirst du es sehen und nicht davon essen.

Lehnte: Der den König bei der Hand führte, entweder dass er schwach gewesen, oder dass es zur selben Zeit sonst gebräuchlich war.

Fenster: Wenn es gleich Korn mit Haufen vom Himmel regnete, wie ein großer Platzregen, so wäre es doch unmöglich, dass in dieser großen Teuerung es zu einem solchen Abschlag kommen sollte. [Denn man findet Weltkinder, die sich selber ganz weise sein bedenken, dass sie das Wort Gottes entweder öffentlich oder doch heimlich verlachen, welches von Sachen vorgebracht wird, die der menschlichen Vernunft unglaublich scheinen.]

Sehen: Die wohlfeile Zeit, so ich verkündigt habe.

Essen: Du wirst um deines Unglaubens willen solcher großen Guttat Gottes nicht genießen. [Denn es berauben ihrer viele sich selber der göttlichen Guttaten um ihres Unglaubens willen.] Und ist diese Weissagung später erfüllt worden, dass derselbe Ritter unterm Tor, da er das Korn so wohlfeil sah verkaufen, von dem Gedränge des Volkes den Leuten unter die Füße gekommen und zertreten wurde, wie zum Ende dieses Kapitel steht.

3. Und es waren vier aussätzige Männer an der Tür vor dem Tor; und einer sprach zum anderen: Was wollen wir hier bleiben, bis wir sterben?

Und: Jetzt wird erzählt, mit was Gelegenheit die Weissagung des Propheten erfüllt wurde.

Tor: Außerhalb der Stadt Samaria, denen die große Hungersnot auch auf dem Halse lag.

4. Wenn wir gleich gedächten, in die Stadt zu kommen, so ist Teuerung in der Stadt und müssten doch dort sterben; bleiben wir aber hier, so müssen wir auch sterben. So lasst uns nun hingehen und zu dem Heer der Syrer fallen. Lassen sie uns leben, so leben wir; töten sie uns, so sind wir tot.

Zu kommen: Ob wir gleich noch könnten Hoffnung haben, dass man uns in die Stadt lassen möchte.

Auch sterben: Nämlich vor Hunger, welches denn ein jämmerlicher und schrecklicher Tod ist.

Fallen: Dass wir uns ihnen ergeben und sie um ein Almosen bitten, unseren Hunger zu stillen.

So leben wir: Dass wir irgendwelche Speise finden zu unseres Lebens Unterhaltung.

Tod: Und wollen den Tod mit Geduld leiden. Weil uns ohne das die große Hungersnot nichts Gewisseres als den Tod droht.

5. Und machten sich in der Frühe auf, dass sie zum Heer der Syrer kämen. Und da sie vorne an den Ort des Heers kamen, siehe, da war niemand.

6. Denn der Herr hatte die Syrer lassen hören ein Geschrei von Rossen, Wagen und großer Heerkraft, dass sie untereinander sprachen: Siehe, der König Israels hat wieder uns gedingt die Könige der Hethiter und die Könige der Ägypter, dass sie über uns kommen sollen.

Hören: Also dass es ihnen nicht anders vorkam, als wäre ein großes Getümmel von allerlei Kriegsvolk zu Ross und zu Fuß vorhanden, welches mit Macht in sie setzen würde.

Gedingt: Darum lasst uns in der Eile davon fliehen, denn sie werden uns viel zu mächtig sein, dass wir uns ihrer nicht werden erwehren können.

7. Und machten sich auf und flohen in der Frühe; und ließen ihre Hütte, Rosse und Esel im Lager, wie es stand und flohen mit ihrem Leben davon.

Hütte: Voller Reichtum und Güter und allerlei essender Speise, davon sie nichts begehrten, vor großer Eile, mit sich zu nehmen, ein solcher Schrecken war sie ankommen, dass sie an nichts mehr gedachten, denn wie sie nur möchten mit dem Leben entrinnen. Hat also Gott selbst für sein Volk Israel gestritten und ihren Feinden, den gottlosen Heiden, solche große Furcht eingesteckt, dass sie zerstöbert und zerstreut wurden. Da doch unter den Israeliten nicht viele fromme Leute waren, sondern der größere Teil derselben mit vielfältiger Abgötterei sich vergriffen und an Gott schwerlich versündigt hatten. [Dergleichen Sieg werden auch bisweilen von etlichen abgöttischen Christen wider den Türken erhalten. Und überwinden sie nicht darum, weil sie in der Religion so rein sind, sondern dass Gott den Namen Christi an den Türken rächen will, welche ihn schmähen und verlästern.]

8. Als nun die Aussätzigen an den Ort des Lagers kamen, gingen sie in der Hütte eine, aßen und tranken und nahmen Silber, Gold und Kleider und gingen hin und verbargen es; und kamen wieder und gingen in eine andere Hütte und nahmen daraus und gingen hin und verbargen es

Kamen: Und keinen Menschen konnten gewahr werden, aber Speise und Trank und allen Vorrat vollauf da sahen.

Silber: Das ist: Silbernes und goldenes Geschirr, Geld und Kleinod und was sie köstliches erwischten. Und ist im Kriege selten Glück dabei, wo an Reichtum und Köstlichkeit ein großer Überfluss ist.

Verborgen: Dass sie es zu rechter Zeit wieder holten und zu ihrem Nutzen anwendeten. [Denn also ist die verdorbene menschliche Natur geartet, dass sie sich selbst am ersten versorgt und um den Nächsten sich wenig kümmert.]

9. Aber einer sprach zum anderen: Lasst uns nicht also tun! Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft. Wo wir das verschweigen und harren, bis dass licht Morgen wird, wird unsere Missetat gefunden werden; so lasst uns nun hingehen, dass wir kommen und ansagen dem Hause des Königs.

Tun: Dass wir nur uns allein Rat schaffen. Denn nachdem die Aussätzigen sich satt gegessen und genug getrunken hatte, dazu viel Gold und Silber und köstliche Kleider für sich aufbehalten hatten, so denken sie allererst an ihre Mitbrüder die Israeliten, welche in der Stadt sich des Hungers nicht mehr erwehren konnten.

Botschaft: Wir sollen richtig diese fröhliche Botschaft unseren Mitbrüdern zu wissen tun, wie nämlich die Syrer ausgerissen sind und alles haben stehen lassen.

Missetat: Das ist: Gott wird uns strafen und werden uns die Israeliten zum Tode verdammen, dass wir vielmehr unseren eigenen Nutzen als die allgemeine Wohlfahrt betrachtet habe.

Ansagen: Wie nämlich die Syrer geflohen sind.

10. Und da sie kamen, riefen sie am Tor der Stadt und sagten es ihnen an und sprachen: Wir sind zum Lager der Syrer kommen und siehe, es ist niemand da, noch keine Menschenstimme, sondern Rosse und Esel angebunden und die Hütten, wie sie stehen.

Riefen: Nämlich dem Torwärter und denen, die auf der Wacht standen.

Sagten es: Was es für einen Zustand hätte in der Syrer Lager.

Stehen: Sie sind ausgerissen und davongelaufen und haben alles stehen lassen, dass sie nichts zusammen gemacht oder mit sich genommen. Durch diese fröhliche Botschaft sind die Israeliten von den Aussätzigen sehr erfreut worden. [Können deswegen auch die armen Aussätzigen und andere dergleichen unachtsame Leute, welche man sonst für nichts denn nur für eine Last hält, bisweilen etwas nutzen, darum man sie nicht allerdings aus der acht lassen oder verstoßen soll, sondern um Gottes willen sie unterhalten und ihnen Gutes erzeigen.]

11. Da rief man den Torhütern, dass sie es darin ansagten im Hause des Königs.

Ansagten: Was die Aussätzigen für neue Nachrichten brachten.

12. Und der König stand auf in der Nacht und sprach zu seinen Knechten: Lasst euch sagen, wie die Syrer mit uns umgehen. Sie wissen, dass wir Hunger leiden, und sind aus dem Lager gegangen, dass sie sich im Felde verkröchen und denken: Wenn sie aus der Stadt gehen, wollen wir sie lebendig greifen und in die Stadt kommen.

Nacht: Da es noch finster und noch nicht Tag geworden war, aber doch gegen den Tag sich neigte.

Umgehen: Was sie wider uns im Sinn haben.

Wenn sie: Nämlich die Israeliten.

Gehen: Und in unser Lager fallen, weil sie sehen, dass wir es verlassen haben, damit sie den Hunger büßen, so wollen wir alsdann über sie her wischen und sie alle gefangen nehmen.

Kommen: Welche wir sonst bisher nicht erobern mögen. Diese Rede des Königs ist nicht allerdings unweislich, aber zur Unzeit vorgebracht worden. [Denn die Gottlosen fürchten sich alsdann am allermeisten, wenn keine Gefahr vorhanden ist. Und da sie sich am nötigsten vorzusehen hätten, da sind sie ganz zu sicher und ohne Sorge.]

13. Da antwortete seiner Knechte einer und sprach: Man nehme die fünf übrigen Rosse, die noch darin sind übergeblieben (siehe, die sind darin übergeblieben von aller Menge in Israel, welche alle dahin ist), die lasst uns senden und besehen.

Menge: Von der ganzen Reiterei des israelitischen Volkes.

Dahin: Weil man sie in der Hungersnot zur Speise gebraucht hat.

Besehen: Wie die Sachen beschaffen sind, ob die Feinde in der Wahrheit ausgerissen oder ob sie sich versteckt haben und auf uns lauerten. Denn wenn dieselben irgendeines Feindes gewahr werden, so können sie schnell zu der Stadt wieder umkehren.

14. Da nahmen sie zwei Wagen mit Rossen; und der König sandte sie dem Lager der Syrer nach und sprach: Zieht hin und beseht!

Beseht: Wie es steht, ob die Feinde wahrhaftig hinweg gewichen sind.

15. Und da sie ihnen nachzogen bis an den Jordan, siehe, da lag der Weg voll Kleider und Geräte, welche die Syrer von sich geworfen hatten, da sie eilten. Und da die Boten wiederkamen und sagten es dem König an,

Nachzogen: Nämlich den Feinden des Weges, da sie hinaus geflohen waren.

Jordan: Dass sie keinen Feind spüren konnten.

Eilten: Weil so ein großer Schrecken in sie gekommen war.

Sagten es: Was sie gesehen und erkundigt hätten.

16. ging das Volk hinaus und beraubte das Lager der Syrer. Und es galt ein Scheffel Semmelmehl einen Sekel und zwei Scheffel Gerste auch einen Sekel nach dem Wort des Herrn.

Ging: Denn da man die Sache eigentlich erfahren, hat der König die Tore heißen öffnen und das Volk hinausziehen lassen, der Syrer Lager zu plündern und zu berauben.

Wort: Welches der Prophet Elisa zuvor verkündigt hatte. [Denn das Wort Gottes betrügt nie. Darum sollen wir in der teuren Zeit unsere Hoffnung auf Gott setzen, der dasselbe Übel, wie auch allen anderen Unfall, er sei so groß als er immer wolle, lindern, oder allerdings abwenden kann.]

17. Aber der König bestellte den Ritter, auf des Hand er sich lehnte, unter das Tor. Und das Volk zertrat ihn im Tor, dass er starb, wie der Mann Gottes geredet hatte, da der König zu ihm hinab kam.

Tor: Auf dass jemand dort wäre, der Acht hätte, wenn irgend der Feind wieder erhoffen sich würde sehen lassen, Und denn dass im Kaufen oder Verkaufen keiner dem anderen Unrecht oder Gewalt tat von wegen des Hungers großer Bedrängnis.

Starb: Denn da das Getreide aus dem Lager unters Tor gebracht und dort verkauft wurde, welchen Ort die Juden anstatt des Marktes gebrauchten, haben sie da den Ritter im Gedränge so bedrückt, bis er ihnen unter die Füße kam und also zu Tode getreten wurde. Darum er die gute Zeit, welche er nicht glauben wollte, gesehen, aber derselben nicht genießen können. [Solche und dergleichen schwere Strafen verdient der Unglaube, Verachtung und Verspottung des göttlichen Wortes.]

18. Und geschah, wie der Mann Gottes dem Könige sagte, da er sprach: Morgen um diese Zeit werden zwei Scheffel Gerste einen Sekel gelten und ein Scheffel Semmelmehl einen Sekel unter dem Tor zu Samaria;

19. und der Ritter antwortete dem Mann Gottes und sprach: Siehe, wenn der Herr Fenster am Himmel machte, wie möchte solches geschehen? Er aber sprach: Siehe, mit deinen Augen wirst du es sehen und nicht davon essen.

20. Und es ging ihm eben also; denn das Volk zertrat ihn im Tor, dass er starb.


Das 8. Kapitel

  • Die Sunamitin kommt wieder ins Land Israel, da die Teuerung nachgelassen und erlangt ihre Güter wieder, so bereits in fremder Hand waren, v. 1.
  • Ben Hadad lässt den Propheten seiner Gesundheit halben Rats fragen durch den Hasael, dem das Königreich Syrien versprochen wird, und hörte auch, wie grausam er sich gegen die Israeliten verhalten werde, v. 7.
  • Joram der König in Juda, lässt sich von seinem abgöttischen Weibe verführen, v. 16.
  • Überwindet die widerspenstige Edomiter und kann sie doch nicht zum Gehorsam bringen, v. 20.
  • Dem folgt sein Sohn Ahasja im Regiment nach, ist aber nicht besser als der Vater, v. 25.

1. Elisa redete mit dem Weibe, des Sohn er hatte lebendig gemacht und sprach: Mache dich auf und gehe hin mit deinem Hause und sei Fremdling, wo du kannst; denn der Herr wird eine Teuerung rufen, die wird ins Land kommen sieben Jahre lang.

Elisa: Unter des Elisa Wunderwerke hat das auch nicht sollen verschwiegen bleiben, dass er die teure Zeit zuvor gesehen und verkündigt hatte, davon jetzt folgt.

Weibe: Nämlich zu der Sunamitin. Davon oben Kapitel 4. zu lesen ist.

Kannst: Ziehe mit deiner ganzen Haushaltung in ein anderes Land außerhalb vom Königreich Israel.

Teuerung: Obwohl nun die Israeliten mit mancherlei Abgötterei und vieler schwerer Sünde sich vergriffen hatten: So hatten sie dennoch die Beschneidung als ein Zeichen des göttlichen Bundes und waren noch viele unter ihnen zu finden, die mit der Abgötterei oder mit anderen äußerlichen und groben Sünden sich nicht verunreinigt hatten, darum die Israeliten auch noch das Volk Gottes genannt wurden. Nichtsdestoweniger, da die benachbarten abgöttischen und gottlosen Heiden an der Nahrung keinen Mangel spüren, werden die Israeliten mit Hungersnot angefochten, also dass auch die fromme Sunamitin, will sie nicht auch in Gefahr geraten, eine Zeitlang in der Fremde herumziehen muss. [Denn das Gericht (oder die väterliche Züchtigung) Gottes fängt an am Hause (oder Volk) Gottes {2Kön 8v18}. Auf dass die ungehorsamen Kinder Buße tun und selig werden {1Kor 11}. Und werden auch die Frommen durch das allgemeine Unglück überfallen, aber doch empfinden sie daneben göttlichen Trost und Hilfe.] Es ist aber kein Zweifel, der Prophet und seine Jünger haben die Israeliten in ihren Predigten als Übertreter des Gesetzes treulich ermahnt und gewarnt und ihnen die künftige Teuerung angedroht, so 5. Mose 28. steht, aber sie haben bei dem halsstarrigen Volk wenig ausgerichtet. Darum, weil die Strafe nicht könne gehindert werden, so hat der Prophet die gottselige Matrone dessen erinnern wollen und ihr geraten, dass sie ihr und den ihrigen vor Schaden zu bewahren.

2. Das Weib machte sich auf und tat, wie der Mann Gottes sagte und zog hin mit ihrem Hause und war Fremdling in der Philister Lande sieben Jahre.

Philister: Welche damals vom Hunger nicht so sehr geplagt wurden als die Israeliten. [Denn weil die Gottlosen in der ewigen Verdammnis um ihrer Sünde willen müssen gestraft werden, so werden die Strafen bisweilen aufgeschoben bis in jene Welt, daher es ihnen in dieser Welt bisweilen besser geht als den Frommen {Ps 37 73}.]

3. Da aber die sieben Jahre um waren, kam das Weib wieder aus der Philister Lande; und sie ging aus, den König anzuschreien um ihr Haus und Acker.

Haus: Dass man ihr solches samt den dazu gehörigen Gütern wieder einräumte. [Denn weil sie mit ihrem ganzen Personal sieben ganze Jahre ausblieben, hatten unterdes andere ihr Haus und Güter an sich gezogen. Weil man auch im Volk Gottes ungerechte und geizige Leute findet, die sich nicht scheuen fremde Güter anzufallen, wieder welche einem frommen Menschen der Obrigkeit Schutz zu suchen, erlaubt ist.]

4. Der König aber redete mit Gehasi, dem Knaben des Mannes Gottes und sprach: Erzähle mir alle großen Taten, die Elisa getan hat.

Redet: Nämlich eben damals, wie das Weib kam und bei dem Könige anhielte um Wiedererstattung und Einräumung ihrer Güter.

Erzähle: [Denn man findet unter den Königen und Fürsten etliche, welche sich zwar über die Reden der Kirchendiener und Taten verwundern und davon gerne hören, aber dadurch weder gebessert noch frömmer werden.]

5. Und indem er dem König erzählte, wie er hätte einen Toten lebendig gemacht, siehe, da kam eben dazu das Weib, des Sohn er hatte lebendig gemacht und schrie den König an um ihr Haus und Acker. Da sprach Gehasi: Mein Herr König, dies ist das Weib und dies ist ihr Sohn, den Elisa hat lebendig gemacht.

Sprach: Wie er nämlich die Sunamitin sah und ihren Sohn neben ihr, den sie mit sich geführt hatte.

6. Und der König fragte das Weib; und sie erzählte es ihm. Da gab ihr der König einen Kämmerer und sprach: Schaffe ihr wieder alles, das ihr ist; dazu alles Einkommen des Ackers, seit der Zeit sie das Land verlassen hat, bis hierher.

Fragt: Ob sich die Sache also verhielte und wie es damit zugegangen wäre?

Erzählt: Wie es wahr wäre, mit Zeichen aller notwendigen Umstände, so sich dabei begeben.

Gab: Denn weil sich der König über solches großes Wunderwerk entsetzt, ist er zugleich zum Mitleiden und Güte gegen ihr bewegt worden.

Kämmerer: Nämlich seiner vornehmsten Diener einen, der vor anderen ein Ansehen hatte.

Schaffe: Siehe zu und verrichte es mit allem Fleiß aus meinem Befehl, dass ihr nicht allein ihre Güter wieder eingeräumt werden, sondern auch alle Nutzungen, so diejenigen davon bekommen, welche sie bisher in Besitzung hatte. Ist also die Sunamitin in der teuren Zeit erhalten worden und hat ihre Güter, die in ihrem Abwesen von anderen angefallen wurden, wieder bekommen. [Denn welche sich an das Wort Gottes halten, ob sie gleich in Versuchung geraten, so empfinden sie doch endlich die Hilfe Gottes. Und erinnern uns solche Beispiele, dass wir in der teuren Zeit und Hungersnot wie auch in aller anderen Gefahr Gott vertrauen sollen.]

7. Und Elisa kam gen Damaskus. Da lag Benhadad, der König zu Syrien, krank; und man sagte es ihm an und sprach: Der Mann Gottes ist hergekommen.

Und: Folgt aber ein anders, dass am Elisa zu verwundern ist. Wie er nämlich zuvor wusste, dass Ben Hadad, der König in Syrien sterben und dass sein Nachkomme der Hasael den Israeliten viel Leides zufügen würde.

Mann Gottes: Nämlich der Prophet Elisa. Denn also wurden die Propheten vorzeiten genannt, weil sie von Gott gesandt und mit herrlichen Gaben Gottes geziert waren.

8. Da sprach der König zu Hasael: Nimm Geschenk mit dir und gehe dem Mann Gottes entgegen; und frage den Herrn durch ihn und sprich, ob ich von dieser Krankheit möge genesen.

Entgegen: Dass du ihn mit den Geschenken von meinetwegen ehrlich empfängst.

Frage: Erkundige von ihm, was es mit dieser meiner Krankheit für einen Ausgang gewinnen werde. Denn obwohl der König in Syrien des Propheten Religion nicht annahm, so hielt er dennoch viel auf seine Person, von wegen seines großen Namens, den er durch so viele Wunderwerke bekommen hat. Und obwohl, wie wir oben gehört, der Prophet seine Anschläge zu mehrerenmalen gehindert, so hat er dennoch nichts Feindliches wider einen solchen Mann vorgenommenen. [Denn er viel anders gesinnt gewesen als etliche heutigentags, welche die reine Lehre verwerfen und den Kirchendienern viel lieber Stricke als Verehrung zuschickten.]

9. Hasael ging ihm entgegen und nahm Geschenke mit sich und allerlei Güter zu Damaskus, eine Last für vierzig Kamele. Und da er kam, trat er vor ihn und sprach: Dein Sohn Benhadad, der König zu Syrien, hat mich zu dir gesandt und lässt dir sagen: Kann ich auch von dieser Krankheit genesen?

Last: Das ist: Er hat vierzig Kamele mit allerlei Früchten und anderen Sachen, so in Syrien besonders vor anderen Ländern gefunden wurden, beladen und dem Propheten vorgeführt, ob aber der Prophet solches angenommen habe, meldet die Schrift nicht.

Sohn: [Also wissen die Weltkinder sich zu demütigen, wenn sie anderer Leute Hilfe bedürfen.]

Genesen: [Denn die Gottlosen fragen nicht danach, ob sie auch nach diesem Leben möchten selig werden, sondern ob sie dieses zeitliche Leben lange genießen können.]

10. Elisa sprach zu ihm: Gehe hin und sage ihm: Du wirst genesen; aber der Herr hat mir gezeigt, dass er des Todes sterben wird.

Todes sterben: Das ist: Er wird gewisslich sterben. Und ist das vorige spottweise vom Propheten also geredet, wie wir zuvor vom Micha auch vernommen haben, da er zum Könige Ahab sagte: Zieh hinauf und fahre glückselig {1Sam 22}. [Denn die Gottlosen und in ihrer Bosheit verstockten Leute sind nicht wert, dass sie die Wahrheit hören sollten, weil sie derselbe zuvor immer verachtet haben. Und wusste der Prophet wohl, dass derselbe gottlose König sich darum nicht bessern oder bekehren würde, wenn er ihm gleich sein Ende zu wissen getan hätte. Doch soll man solchem Beispiel nicht bald nachfolgen.]

11. Und der Mann Gottes sah ernst und stellte sich ungebärdig und weinte.

Ungebärdig: Das ist: Er hat seltsame und ungewöhnliche Gebärden getrieben, die sonst einem solchen Mann nicht wohl anstanden, wie man es davor halten mögen, als wie diejenigen zu tun pflegen, denen ein groß Leid widerfahren ist, dass sie nicht verdrücken können, sondern mit den äußerlichen Gebärden erzeigen müssen.

12. Da sprach Hasael: Warum weint mein Herr? Er sprach: Ich weiß, was Übles du den Kindern Israel tun wirst. Du wirst ihre festen Städte mit Feuer verbrennen und ihre junge Mannschaft mit dem Schwert erwürgen und ihre jungen Kinder töten und ihre schwangeren Weiber zerhauen.

Warum: Denn er ließ sich bedenken, dass einem solchen großen Propheten dergleichen Weinen und jämmerliches Wehklagen übel anstünden.

Tun wirst: Wie grausam und erbärmlich du mit dem Volk Gottes umgehen wirst, darum kein Wunder ist, dass ich solche künftig Unglück mit heißen Tränen beweine und darüber mich ungebärdig stelle. Denn obwohl Elisa, inmassen oben bei der Belagerung Samaria und sonst gesagt ist, bei dem israelitischen Volk nicht fast angenehm gewesen, so hat er dennoch mit seinen undankbaren Mitbürgern ein herzliches Mitleiden. [So wird von einem gottseligen Menschen ein herzliches Erbarmen gefordert, auch gegen den Undankbaren und die es nicht um ihn verdient haben.]

13. Hasael sprach: Was ist dein Knecht, der Hund, dass er solches große Ding tun sollte? Elisa sprach: Der Herr hat mir gezeigt, dass du König zu Syrien sein wirst.

Was ist: Als wollte er sprechen: Du hast dich deshalb, mein lieber Prophet, meinethalben nichts zu bewahren, denn ich nicht der Mann danach bin, dass ich solches tun sollte, weil ich mich selber für nichts achte und bei anderen Leuten auch ein schlechtes Ansehen habe, dazu weder mit Gewalt noch Macht gefasst bin, dass ich solche großen Dinge verrichten sollte, welches keiner nicht bald sich wird unterstehen dürfen, er sei denn mit einer Königlichen Hoheit begabt. Ich dürfte mir von meiner Person nichts davon träumen lassen, will schweigen, dass ich soll daran denken, oder solches zu tun mich unterstehen. [Denn die Kinder dieser Welt wissen sich artig in die Sache zu schicken und können ihre Tücke meisterlich verbergen, bis sie die Schlüssel gefunden haben und zu hohen Ehren aufgestiegen sind.]

Sein wirst: Darum ich gar nicht daran zweifle, du wirst solches ins Werk richten, was ich zuvor jetzt im Geiste sehe und verkündige.

14. Und er ging weg von Elisa und kam zu seinem Herrn, der sprach zu ihm: Was sagte dir Elisa? Er sprach: Er sagte mir: Du wirst genesen.

Herrn: Nämlich zu dem Könige Ben Hadad in Syrien, welcher krank lag und ihn, den Hasael, zum Propheten Elisa um seine Gesundheit zu fragen abgefertigt hatte.

Sagt dir: Von meiner Gesundheit.

Genesen: Denn obwohl Hasael wusste, dass der König sterben würde, so hat er doch den König wie auch die anderen umstehenden Hofdiener mit einer unangenehmen Nachricht, von seinem Tode nicht wollen vor der Zeit betrüben. Und hätte es ohne Zweifel vor dem König verhehlt, wenn es gleich der Prophet Elisa ihm nicht befohlen, weil der Hasael ein verschlagener Kopf war.

15. Des anderen Tages aber nahm er den Kolter und tunkte ihn in Wasser und breitete ihn über sich her; da starb er. Und Hasael wurde König an seiner statt.

Er: Nämlich der König Ben Hadad.

Kolter: Nämlich eine Decke, die er mit kaltem Wasser genetzt und befeuchtet. Denn weil der König in seiner Krankheit große Hitze empfangen, dass er sie nicht mehr meinte zu erleiden, hat er eine nasse Decke heißen über sich breiten, dass er sich damit abkühlte, mit welcher ungereimten Arznei, er sich den Tod desto eher verursacht hat. [Weil in den ganz hitzigen Krankheiten man nicht sehen muss, was einem anmutig ist, sondern auch, was nützlich oder schädlich sein möchte.]

statt: Wie ihm der Prophet zuvor verkündigt hatte. [Denn Gott erhöht unter den Gottlosen auch etliche aus einem niedrigen Stande zu hohen Ehren, für welche göttliche Guttat sie doch sich nicht immer dankbar erzeigen.]

16. Im fünften Jahr Jorams, des Sohnes Ahabs, des Königs Israels, wurde Joram, der Sohn Josaphats, König in Juda {2Chr 21v3 v20}.

Fünften Jahr: Nämlich als Joram, des Königs Josaphat Sohn, bis ins sechste Jahr zuvor mit seinem Vater Josaphat zugleich regiert, hat er später, da sein Vater Josaphat gestorben, im fünften Jahr Joram des Sohnes Ahab, Königs in Israel zu regieren angefangen. Denn dass dies also zu verstehen sei, kann man etlichermaßen aus dem ersten Kapitel dieses Buches abnehmen.

17. Zweiunddreißig Jahre alt war er, da er König wurde; und regierte acht Jahre zu Jerusalem.

König wurde: Nämlich allein, nach seines Vaters Absterben.

18. Und wandelte auf dem Wege der Könige Israels, wie das Haus Ahabs tat; denn Ahabs Tochter war sein Weib; und er tat, das dem Herrn übel gefiel.

Wege: Dass er nämlich der israelitischen Könige Abgötterei und falschen Gottesdienste annahm. Ist also auf den frommen Josaphat sein gottloser Sohn gefolgt. [Denn es selten geschieht, dass die Kinder besser sind als die Eltern, aber oftmals werden sie ärger. Und steht es nicht immer in der frommen Eltern Macht, dass die Kinder auch fromm würden. Doch sollen die Eltern Gott fleißig bitten und anrufen und die Kinder zur Gottseligkeit treulich aufziehen, danach das übrige Gott befehlen: Denn die Kinder geraten danach, wie sie wollen, so sind sie, die Eltern, vor Gott entschuldigt.]

Denn: Jetzt wird die Ursache hinzugesetzt, warum Joram nicht in seines frommen Vaters Fußstapfen getreten.

Übel gefiel: Denn er Abgötterei getrieben und Tyrannei geübt hat. Weil er seine Brüder erwürgt und etliche Obersten des Volkes umbringen ließ {2Chr 21}. Dazu ihn sein gottloses Weib verhetzt, welche die Bosheit und Tyrannei aus des Ahabs Geschlechter gleichsam als zur Morgengabe mit sich brachte. [Sollen deswegen Fürsten und Herren, wie zwar auch die Untertanen sich wohl vorsehen, was sie für Weiber nehmen, damit sie von denselben nicht verführt werden. Denn ein holdseliges oder auch polterisches und rumorisches Weib kann oft viel bei dem Mann ausrichten.]

19. Aber der Herr wollte Juda nicht verderben um seines Knechts David willen; wie er ihm geredet hatte, ihm zu geben eine Leuchte unter seinen Kindern immer {2Sam 7v13}.

Nicht verderben: Obwohl Joram von wegen seiner Abgötterei und anderer groben Sünden samt seinen Untertanen, die es ihm im Bösen nachtäten, wert gewesen wären, dass sie Gott miteinander vertilgt und ausgerottet hätte.

Geredet: Denn es hatte Gott dem David verheißen, dass er das Königreich Juda bei seinen Nachkommen eine lange Zeit wollte erhalten: Damit nun derselben genug geschehe, hat Gott eine große Langmütigkeit gegen seinen Nachkommen, die der mehreren teils ganz gottlos gewesen, erzeigt, auf dass er sie zur Buße lockte. [Denn Gott hält seine Zusagungen stets und fest, da sonst die Menschen nicht allein der Gelegenheit mit Fleiß wahrnehmen, wie sie mögen irgendeinen Schein vorwenden, dass sie ihr Versprechen nicht halten dürfen.]

20. Zu seiner Zeit fielen die Edomiter ab von Juda und machten einen König über sich.

Fielen: Denn obwohl Gott noch nicht im Willen hatte, das Königreich Juda zu zerstören, so hat er dennoch auch dem Joram nicht wollen seine Bosheit übersehen oder ungestraft lassen hingehen, ob er dadurch zur Buße möchte gereizt werden. [Und lässt Gott zu, dass Aufruhr und Empörungen in einem Land oder Königreich entstehen, der Obrigkeit Mutwillen dadurch zu strafen, dass gleichwie sie Gott nicht folgen will, also auch keine gehorsamen Untertanen behalte.]

21. Denn Joram war durch Zair gezogen und alle Wagen mit ihm; und hatte sich des Nachts aufgemacht und die Edomiter geschlagen, die um ihn her waren, dazu die Obersten über die Wagen, dass das Volk floh in seine Hütte.

Wagen: Denn man hat vorzeiten von den Wagen ebenso wohl gestritten als von den Pferden.

Aufgemacht: Mit seinem Kriegsvolk in der Stille und die Edomiter also unversehens überfallen.

Her waren: Entweder der Meinung, dass sie ihn fangen oder erwürgen wollen, wenn es ihnen nach ihrem Wunsch und Willen gegangen wäre.

Floh: [Dergestalt hat Gott der aufrührerischen Edomiter Vorhaben gestraft, dass sie in der Schlacht unten gelegen.]

22. Darum fielen die Edomiter ab von Juda bis auf diesen Tag. Auch fiel zu derselben Zeit ab Libna.

Von Juda: Dass der König Joram sie dennoch nicht wieder unter seine Gewalt bringen könne, ob er gleich in einer Schlacht sie überwunden. Denn ein anderes ist es obsiegen, und aber ein anderes, dass man den Sieg recht braucht und wohl anlegt.

Diesen Tag: Da solches beschrieben wurde. Ist also die Weissagung des Patriarchen Isaaks erfüllt worden, der zu seinem Sohn Esau, von dem die Edomiter hergekommen, gesagt hatte: Es wird die Zeit kommen, dass du deines Bruders (Jakobs) Joch von deinem Halse reißen wirst {1Mos 27}. Das ist: Es wird geschehen, dass die Edomiter sich aus der Israeliten Gehorsam ziehen werden. [Denn was Gott verheißen hat, das vergisst er nicht, sondern erfüllt seine Verheißungen zu seiner Zeit.]

23. Was aber mehr von Joram zu sagen ist und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas.

Chronik: Welches Buch nicht mehr vorhanden ist. Sonst liest man später {2Chr 21} von diesem Joram, dass er seine Brüder erwürgt und etliche der Obersten unter dem Volk umbringen lassen, um welches willen er durch ein Schreiben vom Propheten Elia gescholten wurde. Desgleichen, dass die Philister und Araber ins Land Juda gefallen und dasselbe verwüstet haben: Und denn, dass Joram endlich in eine abscheuliche Krankheit gefallen, inmassen der Prophet in seinem vorgemeldeten Schreiben ihm gedroht hatte, dass sein Eingeweide von ihm gegangen und er also elendiglich starb.

24. Und Joram entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben mit seinen Vätern in der Stadt Davids. Und Ahasja sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Entschlief: Dass er nämlich wie vorgemeldet an einer abscheulichen Krankheit gestorben.

Stadt David: Nämlich in der Burg Zion, welche also geheißen, weil der König David da seinen königlichen Sitz hatte und dasselbe Schloss erbaut hatte. Doch ist er nicht unter die anderen Könige in ihrem Begräbnis begraben worden, wie 2. Chron. 21. zu sehen, weil er keines königlichen Begräbnisses wert gewesen, der von seinem Vorfahren, dem frommen Könige David so ganz aus der Art geschlagen. [Und ist zwar ein unehrlich Begräbnis an sich selber ein Zeichen der göttlichen Strafe. Aber den Märtyrern Gottes gereicht es zu besonderen Ehren.]

Sohn: Welcher nämlich der jüngste gewesen, weil die älteren von den Arabern alle umgebracht wurden. [Ist also auf einen gottlosen Vater ein gottloser Sohn gefolgt: Denn der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und brütet keine Eule einen Sperber.]

25. Im zwölften Jahr Jorams, des Sohnes Ahabs, des Königs Israels, wurde Ahasja, der Sohn Jorams, König in Juda.

26. Zweiundzwanzig Jahre alt war Ahasja, da er König wurde und regierte ein Jahr zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Athalja, eine Tochter Amris, des Königs Israels.

Ein Jahr: Welches auch kein Wunder gewesen, weil er seiner gottlosen Eltern Fußstapfen gefolgt und aus einem gottlosen Weibe des Ahabs Tochter geboren wurde.

Tochter: Das ist Enkelin. Den die Enkelin auch Töchter genannt werden, nach der Heiligen Schrift Brauch.

27. Und wandelte auf dem Wege des Hauses Ahabs und tat, das dem Herrn übel gefiel, wie das Haus Ahabs, denn er war Schwager im Hause Ahabs.

Wandelt: Das ist: Er hat es dem Geschlecht des Gottlosen Ahabs nachgetan, dass er sich mit der Abgötterei vergriffen und grausame Tyrannei zu üben angefangen hat. Dazu er denn von seiner tyrannischen Mutter unterwiesen und verhetzt worden, die des Ahabs Tochter gewesen. [Darum obgleich einem frommen Mann ein gottloses abgöttisches Weib nichts schaden könnte. So muss man doch der Kinder halben sich besorgen, damit dieselben von einem solchen Ehegatten etwa nicht verführt werden. Dass deswegen in dergleichen Fällen sich einer wohl vorzusehen hat und ist es viel besser, es sucht sich einer ein frommes, als ein reiches und schönes Weib.]

28. Und er zog mit Joram, dem Sohn Ahabs, in Streit wider Hasael, den König zu Syrien, gen Ramoth in Gilead; aber die Syrer schlugen Joram.

In Streit: Wollte also ein Gottloser dem anderen helfen. [Denn gleich und gleich gesellt sich gern.]

Schlugen: Dass er in derselben Schlacht etliche Wunden empfing. [Denn Gott straft oft einen bösen Buben durch den anderen.]

29. Da kehrte Joram, der König, um, dass er sich heilen ließe zu Jesreel von den Schlägen, die, ihm die Syrer geschlagen hatten zu Rama, da er mit Hasael, dem Könige zu Syrien, stritt. Und Ahasja, der Sohn Jorams, der König Judas, kam hinab, zu besehen Joram, den Sohn Ahabs, zu Jesreel; denn er lag krank.

Kam hinab: Wie übel aber dem Ahasja diese Reise und die ganz zu große Freundschaft, so er mit dem gottlosen Könige in Israel hatte, ausgeschlagen, werden wir im folgenden Kapitel vernehmen. [Denn Gott weiß, wie er die Bösen an einen Ort soll zusammen bringen, dass sie miteinander aufgerieben werden.]


Das 9. Kapitel

  • Jehu wird zum König in Israel gesalbt, v. 1.
  • Der erwürgt den König Joram und lässt Ahasja den König in Juda auch umbringen, v. 14.
  • heißt die Isebel zum Fenster hinaus und herabstürzen, welche von den Hunden gefressen wird: Was aber von ihr übergeblieben, heißt Jehu begraben, v. 30.

1. Elisa aber, der Prophet, rief der Propheten Kinder einem und sprach zu ihm: Gürte deine Lenden und nimm diesen Ölkrug mit dir und gehe hin gen Ramoth in Gilead.

Elisa: Jetzt folgt, wie des Propheten Elisa Weissagung endlich erfüllt wurde, da er dem gottlosen Könige Ahab zuvor verkündigt hatte, dass sein Geschlecht allerdings zugrunde gehen würde, und wird erfüllt, da bereits der andere König nach des Ahabs Tode regierte und vielleicht niemand mehr an des Propheten Drohungen gedachte. [Denn wenn die Gottlosen sprechen: Es ist Friede und hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen {1Thes 5}.]

Gürte: Rüste dich und mache dich gefasst zur Reise, dass du ausrichtest, was ich dir befehlen werde. Denn weil die Völker gegen dem Morgenlande zur selben Zeit lange Kleider gebrauchten, so fassten sie dieselben mit einem Gürtel zusammen, wenn sie reisen oder andere Geschäfte verrichten wollten, damit nicht, wenn die Kleider weit voneinandergingen, sie am Werke gehindert würden.

Ölkrug: Daraus man mit dem heiligen Öl die Könige und Priester zu salben pflegte.

Ramoth: Da jetziger Zeit der Israeliten Heerlager ist.

2. Und wenn du dahin kommst, wirst du dort sehen Jehu, den Sohn Josaphats, des Sohnes Nimsis. Und gehe hinein und heiß ihn aufstehen unter seinen Brüdern und führe ihn in die innerste Kammer.

Brüdern: Unter seinen Spießgesellen und anderen Befehlshabern, die da bei ihm sind. Ich halt es aber davor, dass Jehu mit seinen Konsorten zur selben Zeit irgend in einem Dorf in der Nähe nicht weit von der Stadt Ramoth sich aufgehalten. Denn wenn sich es mit der Belagerung lange verzieht und nicht gleich in der ersten Hitze will vonstattengehen, so werden die Kriegsleute auch nachlässig und suchen, wo sie sonst ihre Gelegenheit haben können, da sie sich lassen wohl sein.

3. Und nimm den Ölkrug und schütte es auf sein Haupt und sprich: So sagt der Herr: Ich habe dich zum Könige über Israel gesalbt. Und sollst die Tür auftun und fliehen und nicht verziehen {1Sam 19v16}.

Gesalbt: Darum will ich, dass du weiter dich als ein König halten und davor ausgeben sollst. Denn ich der Herr und Gott habe dich zum König gemacht. Und wird hier gesagt, dass er von Gott gesalbt wurde, da ihn doch der Prophet gesalbt hatte. [Also heiligt uns in der Taufe Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, in der Wahrheit durch das Wasser zu himmlischen Königen, ob er wohl des Kirchendieners Hand dazu gebraucht.] Sonst hat ihm (dem Diener) der Prophet noch etwas weiter befohlen, das er dem Jehu anzeigen sollte, nämlich von der Ausrottung des Geschlechts Ahab, weil aber bald später davon gesagt wird, so ist es hier um Kürze willen ausgelassen worden.

Nicht verziehen: Sondern von stund an dich an einen anderen Ort verfügen, auf dass man dabei spüren könne, was du getan, dass du es nicht von wegen der Geschenke getan oder dass du irgend eine Ehre dadurch begehrst zu erlangen: Und damit die Sache dem Jehu und den anderen desto mehr zu Herzen gehe, ihr auch besser nachdenken und merken könnt, dass du es aus Antrieb des Heiligen Geistes getan hast. [Und sieht man hier, wie genau der Prophet seinem Jünger und Diener ein jedes vorschreibt. Denn es fordert die Notdurft, dass junge Leute, wenn sie etwas Großes verrichten sollen, von einem jeden zuvor fleißig unterwiesen werden, damit sie nicht einen Schimpf einlegen.]

4. Und der Jüngling des Propheten, der Knabe, ging hin gen Ramoth in Gilead.

5. Und da er hineinkam, siehe, da saßen die Hauptleute des Heers. Und er sprach: Ich habe dir, Hauptmann, was zu sagen. Jehu sprach: Welchem unter uns allen? Er sprach: Dir, Hauptmann.

Hinein: An einem Ort, da er den Jehu anzutreffen hoffte.

Saßen: Vielleicht dass sie von Kriegssachen miteinander sich beratschlagt.

Welchem: Begehrst du zu mir oder zu einem anderen?

6. Da stand er auf und ging hinein. Er aber schüttete das Öl auf sein Haupt und sprach zu ihm: So sagt der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich zum Könige gesalbt über des Herrn Volk Israel.

Hinein: In eine Kammer, mit dem Jünger des Propheten besonders, auf dass er insgeheim vernehme, was der Prophet wollte.

Gesalbt: Darum habe gute Achtung darauf, was dein Amt fordert, und siehe zu, dass du demselben mit Fleiß nachkommst.

7. Und du sollst das Haus Ahabs, deines Herrn, schlagen, dass ich das Blut der Propheten, meiner Knechte und das Blut aller Knechte des Herrn räche von der Hand Isebels,

Schlagen: Denn darum habe ich dich besonders zur Königlichen Hoheit erhaben, dass du an des Gottlosen Ahabs gottlosen Nachkommen Strafe übst und will, dass du sein Geschlecht allerdings ausrotten sollst: Darfst dich auch nicht lassen abschrecken, dass er vorzeiten dein Herr gewesen, denn ich, der oberste Herr, hab es befohlen.

Aller Knechte: Das ist: Aller frommen Leute, welche die gottlose Isebel umbringen lassen. [Denn das unschuldig vergossene Blut schreit von der Erde um Rache {1Mos 4}.]

8. dass das ganze Haus Ahabs umkomme. Und ich will von Ahab ausrotten den, der an die Wand pisst und den Verschlossenen und Verlassenen in Israel.

Ausrotten: Durch dich und dein Zutun.

Pisst: Das ist: Ich will auch der kleinen Kinder nicht verschonen, welches Alters doch die grausamen Kriegsleute zu schonen pflegen.

Verlassen: Das ist: Ob gleich etliche dieses Geschlechts wären, die gefangen enthalten würden oder sonst in großer Verachtung lebten, dass sie dem Ansehen nach niemals zur Königlichen Hoheit aufsteigen würden. So will ich sie dennoch auch ausrotten, damit von solchem gottlosen Geschlecht nichts überbleibe.

9. Und will das Haus Ahabs machen wie das Haus Jerobeams, des Sohnes Nebats und wie das Haus Baesas, des Sohnes Ahias {1Sam 15v29 16v3}.

Ahia: Denn gleichwie ich dieser beider Könige Geschlechter allerdings vertilgt habe, also will ich es dem Ahab in seinem Geschlecht auch machen.

10. Und die Hunde sollen Isebel fressen auf dem Acker zu Jesreel und soll sie niemand begraben. Und er tat die Tür auf und floh.

Isebel: Welche viel Übles gestiftet und zu alle solchem Unglück große Ursache gegeben hat.

Niemand: Denn da sie, wie später folgt, vom Fenster herab auf die Gasse gestürzt wurde, haben sie die Hunde zerrissen und da man sie gesucht, dass sie begraben würde, ist nichts mehr vorhanden gewesen als etliche Beine, da die Hunde das Fleisch allerdings davon gefressen und verzehrt hatten.

Er tat: Nämlich des Propheten Elisa Jünger, nachdem er den Jehu gesalbt und ihm von Gottes wegen angezeigt hatte, was seine Verrichtung sein sollte.

Floh: Dass er sich in großer Eile wiederum davonmachte, wie ihm sein Herr Elisa befohlen hatte. [Denn man soll von dem Worte Gottes nicht ein Haarbreit abweichen.]

11. Und da Jehu herausging zu den Knechten seines Herrn, sprach man zu ihm: Steht es wohl? Warum ist dieser Rasende zu dir kommen? Er sprach zu ihnen: Ihr kennt doch den Mann wohl und was er sagt.

Knechten: Zu seinen Spießgesellen, den anderen Hauptleuten.

Rasender: Lieber, sag, wie steht es um unsere Sachen. Denn es bedünkt uns, dieser Schwärmer werde dir etwa keine gute Nachricht gebracht haben und vielleicht eine Weissagung von einer künftigen Gefahr dir zuvor verkündigt, weil solche schwärmerisch Personal der Propheten oft nur von traurigen Sachen Nachrichten hat. [Denn man findet etliche Kriegsgurgeln, wie auch wohl andere Weltkinder, so ganz übergeben, dass sie die frommen Kirchendiener für Narren und Toren halten, weil sie lehren, dass man das Zeitliche verachten und nach dem Himmlischen trachten soll und dass sie viel davon predigen, wie den Gottlosen die ewigen Strafen der Hölle zubereitet sind.] * (Nach Luther)] Nicht als wenn Elisas Jünger sich wie ein Rasender gestellt, wie die Rabbinen wollen, sondern weil die Gottlosen die Propheten Rasende nennen.

Kennt: Darum ihr leicht raten könnt, was er bei mir zu verrichten hatte, weil ihr wisst, dass er der Propheten Jünger einer ist. Denn ihr wisst freilich wohl, was der Pfaffen Händel sind, damit sie umgehen. Verhehlte also Jehu zum ersten Mal, dass er zum König gesalbt wäre.

12. Sie sprachen: Das ist nicht wahr; sage es uns aber an. Er sprach: So und so hat er mit mir geredet und gesagt: So spricht der Herr: Ich habe dich zum Könige über Israel gesalbt.

Nicht wahr: Du verhehlst es für uns und will uns die Wahrheit nicht eröffnen. Denn es wollte ihnen schier bedenken, die Sache würde nicht recht zugehen und hätte der Diener des Propheten etwas Sonderbares ihm verkündigt.

So und so: Und hat alles erzählt, was er von dem Diener des Propheten gehört.

13. Da eilten sie und nahm ein jeglicher sein Kleid und legte es unter ihn auf die hohen Stufen und bliesen mit der Posaune und sprachen: Jehu ist König worden!

Eilten: Siehe, wie bald Gott ihre Gedanken und Herzen geändert, dass sie des Propheten (den sie allererst für rasend ausgeschrien) Handlung nicht allein für kein unnütz Geschwätz, sondern für das unfehlbare Wort Gottes annehmen.

Hohe Stufen: Denn sie von stund an einen Richtstuhl, den sie irgend bei sich hatte, mit etlichen Stufen oder Staffeln erwischt und anstatt der Tapezerei ihre Kleider darüber gebreitet, weil man sonst so bald nichts haben könne, und hat man sich in der Eile damit müssen beholfen. * (Nach Luther)] Man muss hier denken, dass in der Stadt ein schöner weißer Regenten Stuhl, wie ein reines Elfenbein gewesen, auf welchen sie Jehu gesetzt, weil sie aber in der Eile zur Tapezieren nicht konnten kommen, den königlichen Stuhl zu bekleiden, breiteten sie ihre eigene Kleider ihm unter.

Sprachen: Das ist: Sie ließen durch das ganze Lager also ausschreien, dass der Hauptmann Jehu, ein tapferer Held, zum Könige in Israel erwählt wäre. Und hat das ganze Kriegsvolk in diese Wahl leicht gewilligt, weil sie gehört, dass ihn alle anderen Hauptleute mit einhelliger Zustimmung erwählt hätten. So wussten sie, dass der König Joram von den Syrern verwundet wurde, und hielten es dafür, dass er entweder bereits gestorben oder doch zum Regiment nicht mehr tauglich sein würde.

14. Also machte Jehu, der Sohn Josaphats, des Sohnes Nimsis, einen Bund wider Joram. Joram aber lag vor Ramoth in Gilead mit dem ganzen Israel wieder Hasael, den König zu Syrien.

Bund: Mit den anderen Hauptleuten und Befehlshabern, dass er den Joram mit seinem ganzen Geschlecht vertilgen wollte. [Hat deswegen Gott der Menschen Herzen in seiner Hand, dass er sie lenken kann, wo er hin will.]

Lag: Oder hatte sich gelegt. So lag zwar sein Kriegsvolk noch davor und hatte der König in Syrien dieselbe Stadt damals in seiner Gewalt, dass er sie wider die Israeliten aufhielt und schützte.

15. Joram aber, der König, war wiedergekommen, dass er sich heilen ließe zu Jesreel von den Schlägen, die ihm die Syrer geschlagen hatten, da er stritt mit Hasael dem Könige zu Syrien. Und Jehu sprach: Ist es euer Gemüt, so soll niemand entrinnen aus der Stadt, dass er hingehe und ansage zu Jesreel.

Wiedergekommen: Dass er aus dem Lager hinweggezogen war und das Kriegsvolk samt den Hauptleuten bei der Belagerung gelassen. Daher Jehu ganz gute Gelegenheit vor der Hand hatte, das Königreich an sich zu bringen, weil der König nicht bei dem Kriegsvolk, dazu übel auf war. [Darum sollen wir nicht ganz zu sorgfältig sein. Denn wenn uns Gott etwas Gutes zu erzeigen beschlossen, so weiß er wohl Gelegenheit zu finden und zu geben, dass wir solches erlangen. Und hat Jehu mit seinen Bundesgenossen keinen Aufruhr erregt, sondern das Gebot Gottes vollstreckt. Wie es bisweilen zu geschehen pflegt, dass Gott die vorige gottlose Obrigkeit herunterstürzt und eine andere an die statt ordnet.]

Niemand: Wenn es euch auch also für gut ansieht, so wollen wir verhüten, dass niemand aus unserem Lager oder auch aus der Stadt (in der man es vielleicht bereits erfahren) uns vorkomme und die Nachricht gen Jesreel bringe, dass ich zum Könige erwählt worden, damit nicht der König etwa die Tore vor mir zuschließe oder sich in die Flucht davon mache. Dem wir können vorbeugen, wenn wir uns in der Eile aufmachen. [Denn man soll achthaben, dass man die Gaben so einem von Gott dargeboten werden, aus Fahrlässigkeit nicht wiederum verscherze, sondern es soll ein jeder in seinem Beruf fleißig sein und gut acht auf seine Sachen haben. Da auch uns allein eine Sache zu schwer sein bedünkt, so sollen wir andere vertraute Leute mit zu Rat zuziehen.]

16. Und er ließ sich führen und zog gen Jesreel, denn Joram lag dort; so war Ahasja, der König Judas, hinabgezogen, Joram zu besehen.

Führen: Nämlich Jehu saß eilends auf seiner Kutsche, dem die andere Hauptleute und vornehmste Befehlshaber samt einer Anzahl der besten Kriegsleute das Geleit gaben, weil sie sich seinen Rat gefallen ließen.

Gezogen: Dass also Gott die beiden gottlosen Könige ganz artig zusammengebracht, damit sie miteinander gestraft würden, weil sie in der Bosheit nicht fast ungleich waren.

17. Der Wächter aber, der auf dem Turm zu Jesreel stand, sah den Haufen Jehus kommen und sprach: Ich sehe einen Haufen. Da sprach Joram: Nimm einen Reiter und sende ihnen entgegen und sprich: Ist es Friede?

Haufen: Nämlich vom Kriegsvolk, daher zur Stadt sich nahen.

Sprach: Zu einem seiner vornehmsten Hofdiener.

Friede: Das ist: Er soll sehen, ob es Freunde oder Feinde sind und da sie aus dem Lager kommen, was die Ursache sei einer solchen unversehenen Herkunft und warum sie von der Belagerung abzogen?

18. Und der Reiter ritt hin ihm entgegen und sprach: So sagt der König: Ist es Friede? Jehu sprach: Was geht dich der Friede an? Wende dich hinter mich! Der Wächter verkündigte und sprach: Der Bote ist zu ihnen kommen und kommt nicht wieder.

Ist es Friede: Steht es noch wohl um das Kriegsvolk im Lager, oder geht es irgend übel zu?

Geht dich: Was darfst du mich fragen, wie es stehe oder nicht?

Hinter mich: Denn ich lass dir es nicht zu, dass du vor mir wieder in die Stadt kommst. Und hat Jehu wollen zuvorkommen, ehe man innewürde, dass er es wäre. Der Reiter aber hat sich lassen schrecken und ist seinem Befehl gehorsam gewesen.

19. Da sandte er einen anderen Reiter. Da der zu ihm kam, sprach er: So spricht der König: Ist es Friede? Jehu sprach: Was geht dich der Friede an? Wende dich hinter mich!

Er: Nämlich der König Joram, weil er sich darüber verwunderte, was das bedeuten müsste, und wollte ihm nichts Gutes zufallen.

20. Das verkündigte der Wächter und sprach: Er ist zu ihnen kommen und kommt nicht wieder. Und es ist ein Treiben, wie das Treiben Jehus, des Sohnes Nimsis; denn er treibt, wie er unsinnig wäre.

Treiben: Das ist: Gleichwie Jehu pflegt im Brauch zu haben, dass er schnell fortfährt. Also fährt er jetzt besonders in großer Eile daher, als ob er nicht wohl bei Sinnen wäre. [Denn was schläfrige und langsame Leute sind, die richten selten etwas Großes aus.]

21. Da sprach Joram: Spannt an! Und man spannte seinen Wagen an; und sie zogen aus, Joram, der König Israels und Ahasja, der König Judas, ein jeglicher auf seinem Wagen, dass sie Jehu entgegenkämen; und sie trafen ihn an auf dem Acker Naboths, des Jesreeliten.

Spannt: Denn ob er wohl von seinen Wunden, die er in der Schlacht empfangen, noch nicht allerdings heil geworden, so begehrte er dennoch selber zu erfahren, wie die Sachen stünden, besonders da er merkt, dass Jehu ankäme und die Boten nicht wieder zurückschickte.

Zogen aus: Mit etlichen ihrer Hofleute.

Kämen: Und erführen, was seine unverhoffte Herkunft Neues brächte.

Acker Naboth: Denn es hatte Ahab alle Güter des Naboths eingezogen und für sich behalten. Daher es aus einer besonderen Schickung Gottes geschehen, dass Jehu den Sohn Ahabs auf denselben Acker antrafen, wie wir bald hören werden.

22. Und da Joram Jehu sah, sprach er: Jehu, ist es Friede? Er aber sprach: Was Friede? Deiner Mutter Isebel Hurerei und Zauberei wird immer größer.

Ist es Friede: Wie steht es im Lager mit unserem Kriegsvolk?

Was Friede: Was sagst du mir jetzt viel vom Frieden oder von dem Zustand des Krieges? Ich habe jetzt andere Sachen vor mir, damit ich umgehe.

Größer: Es ist kein Aufhören da, mit der Abgötterei, die deine Mutter in Israel angerichtet hat und ärger ist als irgendeine Hurerei oder Zauberei. Darum bin ich von Gott dazu erweckt und aufgebracht worden, dass ich solche Übeltat strafen soll.

23. Da wandte Joram seine Hand und floh und sprach zu Ahasja: Es ist Verräterei, Ahasja!

Floh: Das ist: Er wandte mit seinem Wagen um wieder zurück und begehrte auszureißen.

Verräterei: Als wollte er sprechen: O lieber Bruder, du siehst, dass wir unter unsere Feinde geraten sind, darum mache dich eilends in der Flucht davon, wie ich auch tue.

24. Aber Jehu fasste den Bogen und schoss Joram zwischen die Arme, dass der Pfeil durch sein Herz ausfuhr; und fiel in seinen Wagen.

Fiel: Also dass er gleich tot blieb.

25. Und er sprach zum Ritter Bidekar: Nimm und wirf ihn aufs Stücke Acker Naboths, des Jesreeliten. Denn ich gedenke, dass du mit mir auf einem Wagen seinem Vater Ahab nachfuhrst, dass der Herr solchen Spruch über ihn hob.

Ackers: Auf welchen Acker sie eben damals waren und einander da angetroffen hatten, wie zuvor gemeldet.

Spruch: Dass er dem Ahab solche schwere Strafen gedroht.

26. Was gilt es, sprach der Herr, ich will dir das Blut Naboths und seiner Kinder, das ich gestern sah, vergelten auf diesem Acker. So nimm nun und wirf ihn auf den Acker nach dem Wort des Herrn.

Vergelten: Also dass, weil du den unschuldigen Naboth und seine Kinder steinigen lassen, damit du seinen Weinberg bekommst. Ich eben auf demselben Acker, der des Naboths gewesen und da er gesteinigt wurde, an deinen Nachkommen Rache üben will. [Sollen deswegen die Eltern Gott fürchten, sofern sie anders nicht wollen sich und ihre Kinder ins Verderben stürzen.]

Wirf: Damit auf denselben Acker des frommen Naboths, welchen Ahab unbilligerweise umbringen lassen, sein gottloser Sohn erschlagen und eine Zeit lang unbegraben liege zu der Tiere und Vögel Speise. [Denn es kann Gott das Blut seiner Knechte, welches unrecht ist vergossen worden, nicht ungerächt lassen. Und muss des Ahabs Sohn auf des Naboths Acker schändlich hingeworfen werden, welchen Acker Ahab mit Hinterlist und Mord zuwege gebracht: Auf dass wir dabei lernen, wie die Güter, so mit Unrecht erworben sind, kein Glück bringen, sondern entweder den Eltern oder den Kindern das Verderben verursachen.]

27. Da das Ahasja, der König Judas, sah, floh er des Weges zum Hause des Gartens. Jehu aber jagte ihm nach und hieß ihn auch schlagen auf dem Wagen gen Gur hinten an, die bei Jeblaam liegt. Und er floh gen Megiddo und starb dort {2Chr 22v9}.

Garten: Das ist: Er floh auf dem Weg, der zum Lusthause geht.

Er floh: Nämlich Ahasja, nachdem er tödlich verwundet war. [Es hatte aber dieser König die Bosheit von seiner gottlosen Mutter gelernt, welche aus des Ahabs Geschlecht war, darum er sich denn auch zu dem Könige in Israel von wegen der Schwägerschaft gehalten, dass sie ganz gute Freunde miteinander gewesen. Jetzt muss er auch zugleich mit ihm herhalten und gestraft werden, weil einer so gut war als der andere. Sollen wir uns deswegen uns vor böser Gesellschaft hüten, so viel uns immer möglich, auf dass wir nicht zugleich mit ihnen ins Verderben geraten.]

28. Und seine Knechte ließen ihn führen gen Jerusalem und begruben ihn in seinem Grabe mit seinen Vätern in der Stadt Davids.

Vätern: Dass man ihn zu seinen Voreltern, den anderen Königen, gelegt. [Es nutzt aber ein herrliches Grab wenig, wenn die Seele zum höllischen Feuer verurteilt ist.]

29. Ahasja aber regierte über Juda im elften Jahr Jorams, des Sohnes Ahabs.

Ahasja: Von dem allererst gesagt wurde, wie er umgekommen ist.

30. Und da Jehu gen Jesreel kam und Isebel das erfuhr, schminkte sie ihr Angesicht und schmückte ihr Haupt und guckte zum Fenster aus.

Kam: Mit seinem Anhang und Bundesgenossen.

Erfuhr: Wie nämlich Jehu ihren Sohn den Joram umgebracht und jetzt zu der Stadt einzöge.

Schminkte: Sie blies ins Büchslein, die alte Vettel.

Schmückte: Mit einem königlichen Schmuck, anzuzeigen, dass sie noch eine Königin wäre und damit sie dem Jehu es mit stolzen Stichworten beweisen und aufrücken könnte, dass er sich wider seinen Herrn aufgelehnt und empört hätte.

31. Und da Jehu unter das Tor kam, sprach sie: Ist es Simri wohl gegangen, der seinen Herrn erwürgte?

Wohl gegangen: Hat er nicht nur sieben Tage regiert, als er den König in Israel Ella erschlagen? Und da man ihn zu Thirza belagert, hat er aus Verzweiflung sich samt dem königlichen Hause selber lebendig verbrannt {1Sam 16}? Also wirst du auch ein Ende nehmen. Aber die lose alte Vettel war nicht bei Sinnen, denn Jehu hatte keinen Aufruhr erregt noch sich selber aufgeworfen wie Simri, sondern was er tat, das tat er aus und nach dem Befehl Gottes. [Denn die Umstände machen einen Unterschied zwischen der Tat, also, dass was an einem recht geheißen, am anderen richtig gescholten wird, darum man mit dem Urteil über einer Sache nicht eilen oder zu schnell fahren soll.]

32. Und er hob sein Angesicht auf zum Fenster und sprach: Wer ist bei mir hier? Da wandten sich zwei oder drei Kämmerer zu ihm.

Fenster: Dass er sehe, wo die gottlose Bestie sich verhielte.

Hier: In der Stadt und bei der Isebel im Hause, der es mit mir hält und mir gehorchen will? Denn obwohl Jehu ohne das vorhin nicht im Sinn hatte, der Gottlosen Jesebel zu verschonen. So hat sie ihn jedoch mit ihren trotzigen Worten noch mehr aufgebracht, dass er wieder sie erzürnt wurde und hat sie ihr desto eher ihr Verderben selber verursacht. [Darum sollen wir lernen unsere Zunge im Zaum halten.]

33. Er sprach: Stürzt sie herab! Und sie stürzten sie herab, dass die Wand und die Rosse mit ihrem Blut besprengt worden; und sie wurde zertreten.

34. Und da er hineinkam und gegessen und getrunken hatte, sprach er: Beseht doch die Verfluchte und begrabt sie; denn sie ist eines Königs Tochter.

Beseht: Tragt das gottlose und von Gott vermaledeite und verdammte Weib von der Gasse.

Tochter: Weil sie demnach für ihre Bosheit gerechte Strafe empfangen, so will ich es von wegen der königlichen Würde zulassen, dass man sie möge in ein Grab legen, besonders, weil es ohne das ein hässlich Ansehen hat, da eine Weibsperson öffentlich auf der Gasse soll unbegraben liegen.

35. Da sie aber hingingen, sie zu begraben, fanden sie nichts von ihr denn den Schädel und Füße und ihre flachen Hände.

Hände: Denn das übrige hatten die Hunde gefressen und zum Teil ohne Zweifel auch hinaus vor der Stadt aufs Feld geschleppt, damit des Propheten Elisa Weissagung erfüllt würde.

36. Und kamen wieder und sagten es ihm an. Er aber sprach: Es ist es, das der Herr geredet hat durch seinen Knecht Elia, den Thisbiten und gesagt: Auf dem Acker Jesreels sollen die Hunde der Isebel Fleisch fressen.

Ist es: Das ist: Es ist nicht ungefähr geschehen, sondern weil es Gott also längst zuvor verkündigen lassen.

37. Also war das Aas Isebels wie Kot auf dem Felde im Acker Jesreels, dass man nicht sagen konnte: Das ist Isebel.

Nicht sagen: Denn die Hunde hatten sie so zerzerrt und in Stücke zerrissen, dass man sie nicht mehr erkennen konnte, war auch bereits von den Hunden meistenteils gefressen und verzehrt. [Dergestalt hat Gott dieses gottlose Weibes Abgötterei, Verfolgung der Propheten, Tyrannei gegen ihre Untertanen und Bürger, Herrschaft über ihren Mann und andere gräuliche Sünden, Schande und Laster gestraft. Da er zwar mit der Strafe nicht geeilt, aber später desto schwerer und heftiger damit gekommen ist. Und ist kein Zweifel, sie sei in Ewigkeit dazu verloren und verdammt.]


Das 10. Kapitel

  • Jehu lässt des Ahabs Söhne, Freunde und Priester, wie auch die zweiundvierzig Brüder des Königs Ahasja umbringen, v. 1.
  • Rühmt danach seinen Eifer vor dem Jonadab, v. 15.
  • Erwürgt des Baals Pfaffen, zerbricht seine Säule und macht aus seiner Kirche ein heimliches Gemach, v. 18.
  • Nichtsdestoweniger verehrt er des Jerobeams goldene Kälber, v. 29.
  • Das Königreich Israel wird von dem Könige Hasael in Syrien sehr verwüstet, v. 32.
  • Nach des Jehu Tode folgt im Regiment sein Sohn Joahas, v. 34.

1. Ahab aber hatte siebzig Söhne zu Samaria. Und Jehu schrieb Briefe und sandte sie gen Samaria zu den Obersten der Stadt Jesreel, zu den Ältesten und Vormündern Ahabs, die lauteten also:

Ahab: In diesem Kapitel wird gemeldet, mit was Vorsichtigkeit und Eifer Jehu des Ahabs Geschlecht ausgerottet habe.

Söhne: Ich halte es aber so, dass durch die Söhne auch die Enkel verstanden werden, wie bei den Hebräer gebräuchlich. Zudem war das viele Weiber nehmen noch nicht abgekommen, darum sie auch aus vielen Weibern viele Kinder zeugen konnten.

Schreib: Denn er die Sache hin und wieder bei sich beratschlagt, welchergestalt er ohne böses Nachreden des Ahabs Geschlechter vertilgen könnte.

Stadt Jesreel: Welche vielleicht mit des Ahabs Söhnen dahin geflohen, da sie gehört, wie Jehu die beide Könige und Isebel ums Leben gebracht hatte, auf dass sie in Samaria desto sicherer wären.

2. Wenn dieser Brief zu euch kommt, bei denen eures Herrn Söhne sind, Wagen, Rosse, feste Städte und Rüstung,

Kommt: Sobald ihr dies Schreiben empfangen habt.

Rüstung: Welches alles ihr bei euch und in eurer Gewalt habt und wieder mich zum Streit gebrauchen könnt, wenn es euch gelüstet.

3. so seht, welcher der beste und geschickteste sei unter den Söhnen eures Herrn und setzt ihn auf seines Vaters Stuhl und streitet für eures Herrn Haus.

Streitet: Da er auch mich in der Schlacht überwinden wird, so mag er zwar über Israel herrschen, werde aber ich ihn überwinden, so wird es die Sache an sich selbst erklären, dass ich des Königreichs würdig und der Krone fähig bin, lasst uns deswegen miteinander darum kämpfen. Es schlug ihnen aber Jehu diese Bedingung vor, auf dass er nicht davor angesehen würde, als brächte er das Königreich mit einer arglistigen und heimtückischen Grausamkeit an sich, darum gibt er zu verstehen und erklärt sich dahin, dass er bereit sei, mit dem Schwert und einer offenen freien Feldschlacht sein Recht und gute Sache darzutun, ob er regieren soll oder nicht. Stellte doch daneben auch in keinem Zweifel, es würde der Furcht und der Schrecken bei den Pflegern und Vormündern der königlichen Kinder mehr vermögen als ihr Treue und Glauben, damit sie den Kindern des Königs gebunden waren, deshalb sie viel eher die Kinder übergeben als mit Gefahr ihres Leibes und ihrer Güter streiten würden. Wie ihm denn solcher Anschlag auch gelang.

4. Sie aber fürchteten sich fast sehr und sprachen: Siehe, zwei Könige sind nicht gestanden vor ihm, wie wollen wir denn bestehen?

Gestanden: Dass sie sich seiner nicht erwehren können.

5. Und die über das Haus und über die Stadt waren und die Ältesten und Vormünder sandten hin zu Jehu und ließen ihm sagen: Wir sind deine Knechte; wir wollen alles tun, was du uns sagst; wir wollen niemand zum Könige machen. Tue, was dir gefällt!

Waren: Die nach dem Könige die Vornehmsten waren und ein großes Ansehen hatten.

Knechte: Wir ergeben uns unter deinem Gehorsam.

Niemand: Von den Söhnen unseres Herrn, sondern erkennen dich vielmehr als einen König, darum hast du Macht uns zu befehlen, was dir beliebt, wir wollen gehorsam sein.

6. Da schrieb er den anderen Brief zu ihnen, der lautete also: So ihr mein seid und meiner Stimme gehorcht, so nehmt die Häupter von den Männern, eures Herrn Söhnen und bringt sie zu mir morgen um diese Zeit gen Jesreel. (Der Söhne aber des Königs waren siebzig Mann und die Größten der Stadt zogen sie auf.]

Gehorcht: Dass ihr euch mit Ernst unter meinem Gehorsam ergebt.

Männern: Denn ihrer der größte Teil erwachsen war, und hatten dennoch ihre Vormünder oder Pfleger.

Größten: Die Vornehmste und Ältesten oder Ratsherren.

7. Da nun der Brief zu ihnen kam, nahmen sie des Königs Söhne und schlachteten siebzig Mann; und legten ihre Häupter in Körbe und schickten sie zu ihm gen Jesreel.

Schickten: Es hatte zwar Jehu ihnen befohlen, dass sie die Häupter selber sollten mit sich bringen, aber weil sie sich dennoch schämen müssen, dass sie ihre Pflegekinder ums Leben gebracht, so richten sie die Sache durch andere aus. [Bei welchem Beispiel Fürsten und große Herren zu lernen, dass sie sich auf ihre vornehmsten Offiziere und Amtleute nicht ganz zu sehr verlassen sollen. Danach sehen wir hier, wie übel bisweilen die Vormünder ihrem Amt nachsetzen. Aber der Vormünder Treulosigkeit ist eine Strafe gewesen von den Sünden Ahabs. Darum, welche ihren Kindern treue Vormünder wünschen, die sollen Gott mit Ernst fürchten und ehren.]

8. Und da der Bote kam und sagte es ihm an und sprach: Sie haben die Häupter des Königs Kinder gebracht, sprach er: Legt sie auf zwei Haufen vor der Tür am Tor bis morgen.

Haufen: Da ohne Zweifel viele Bürger dieselben Häupter gesehen und nachfragten, woher sie kämen, auch allerlei Reden wird gegeben haben von der Söhne Ahabs Ermordung, wie aus dem Folgenden zu spüren ist.

9. Und des Morgens, da er ausging, trat er dahin und sprach zu allem Volk: Ihr wolltet ja recht haben. Siehe, habe ich wider meinen Herrn einen Bund gemacht und ihn erwürgt? Wer hat denn diese alle geschlagen?

Ihr wolltet: Als wollte er sprechen: Ich weiß wohl, was ihr für Reden untereinander treibt von meinen Verrichtungen, als ob ich wider Recht und Gerechtigkeit gehandelt und mich aufrührerischer Weise wider meinen Herrn den König aufgelehnt hätte, sei auch allein der, welcher sein Geschlecht und Nachkommen begehre auszurotten. Darum lasst ihr euch bedenken, dass ihr eine rechte Ursache habt, diesen meinen Ernst, den ihr eine Grausamkeit nennt, zu tadeln, gerade, als ob sonst niemand wäre, der des Ahabs gottloses Geschlecht verfluchte und dasselbe zu vertilgen begehrte. Aber ihr fehlt weit in eurer Rechnung: Denn ich bin es nicht allein, der dies Geschlecht anfeindet, sondern es sind eure Ältesten und Obersten auch meiner Meinung, welche diese siebzig Söhne des Ahabs erwürgt und ihre Häupter zu mir geschickt haben, wie ihr sie da für euch seht. Darum so steht weiter von eurer unrechten Meinung ab, oder aber, was ihr mich beschuldigt, das müsst ihr allen euren Obersten auch beschuldigen. Welche doch ebenso wenig Scheltens wert sind, als ich, weil es Gott längst zuvor also hat verkündigen lassen, dass Ahab mit seinem gottlosen Geschlecht zugrunde gehen soll.

10. So erkennt ihr ja, dass kein Wort des Herrn ist auf die Erde gefallen, das der Herr geredet hat wider das Haus Ahabs; und der Herr hat getan, wie er geredet hat durch seinen Knecht Elia.

Gefallen: Dass es nicht vergebens und umsonst zuvor geweissagt wurde. Es wusste aber Jehu und spürte wohl, wie eine feindselige Tat es wäre, dass man eines Königs Kinder umbrächte, die dazu noch unter ihrer Vormünder Gewalt wären, darum er solches mit Hinterlist von sich schieben und auf andere legen will, die solche Morde verursacht, welches zum Teil wahr war. Doch weist er endlich das Volk recht zurück auf die Weissagung des Propheten Elisa, damit ein jeder lerne, es sei gleich der Täter wer er wolle, der des Ahabs Kinder erwürgt, so sei es nicht ungefähr geschehen, sondern nach dem Befehl und Willen Gottes, um ihres Vaters und ihrer eigenen Bosheit und gräulichen Sünden willen. [Denn man nicht so sehr darauf achthaben muss, durch welche Gott strafe, als warum er strafe, auf dass wir seine gerechten Gerichte lernen hoch halten und uns davor fürchten.]

11. Also schlug Jehu alle übrigen vom Hause Ahabs zu Jesreel, alle seine Großen, seine Verwandten und seine Priester, bis dass ihm nicht einer überblieb.

Schlug: Nämlich nach dem Befehl Gottes und nach der Weissagung des Propheten getötet er außer den vorgemeldeten siebzig Söhnen Ahabs alles, was ihm zugehörte.

Großen: Seine vornehmsten Diener und geheimsten Räte, die es mit ihm gehalten und in seine bösen Handlungen bewilligt hatten. [Denn der Täter und der in der Tat bewilligt, sind gleich strafwürdig, einer wie der andere.]

Priester: Die ihnen seine Abgötterei gefallen lassen und dazu geholfen hatten.

Nicht einer: Wie denn Gott es also befohlen hatte. [Sündigt deswegen eine Obrigkeit nicht, wenn sie diejenigen, welche mit ihren bösen Handlungen den Tod verdient haben, am Leben straft, sondern sie tut Gott einen angenehmen Dienst daran {Röm 13}.]

12. Und machte sich auf, zog hin und kam gen Samaria. Unterwegen aber war ein Hirtenhaus.

Samaria: Auf dass, wenn er noch jemand da fände, der dem Ahab verwandt und seines Geschlechts wäre, gegen demselben gleichen Ernst brauchte.

Hirten Haus: Da man die Schafe zu bescheren und sie zu zeichnen pflegte.

13. Da traf Jehu an die Brüder Ahasjas, des Königs Judas und sprach: Wer seid ihr? Sie sprachen: Wir sind Brüder Ahasjas und ziehen hinab, zu grüßen des Königs Kinder und der Königin Kinder.

Ahasja: Welchen Jehu kurz zuvor erwürgt hatte.

Grüßen: Und zu besuchen, entweder dass sie um nichts wussten, was die vorigen Tage geschehen, oder dass sie die Kinder des Königs trösten wollen über ihrer Eltern Ableben.

14. Er aber sprach: Greift sie lebendig! Und sie griffen sie lebendig und schlachteten sie bei dem Brunnen am Hirtenhaus, zweiundvierzig Mann und ließ nicht einen von ihnen übrig.

Schlachteten: Weil sie des Ahabs Geschlecht mit Schwägerschaft verwandt waren, dazu ebenso gottlos als andere des Ahabs Zugehörige. [Ist es deswegen ein schlechter Ruhm, dass etliche damit eine Pracht treiben und sich dessen überheben wollen, wenn sie vornehmen Leuten und hoch angesehenen Personen zu Schwägern haben, weil es wohl geschehen kann, dass ihnen mehr Böses als Gutes daher entstehe.]

15. Und da er von dort zog, fand er Jonadab, den Sohn Rechabs, der ihm begegnete und grüßte ihn und sprach zu ihm: Ist dein Herz richtig, wie mein Herz mit deinem Herzen? Jonadab sprach: Ja. Ist es also, so gib mir deine Hand. Und er gab ihm seine Hand. Und er ließ ihn zu ihm auf den Wagen sitzen

Jonadab: Der ein frommer und vortrefflicher Mann gewesen und ohne Zweifel der Könige in Israel und Juda gottloses Wesen und Leben mit vielen Seufzen beklagt hat und gewünscht, dass die Sachen beide in der Kirche und im weltlichen Regiment einmal eins in einen bessern Stand möchten gerichtet werden.

Richtig: Meinst du es so gut mit mir, als ich es mit dir meine und dir besonders wohl gewogen bin?

Ja] Ich lass mir dein Tun gefallen und ist mir keineswegs zuwider.

Hand: Zur Zeichen, Erklärung und Bestätigung unserer Freundschaft und guten Willens gegeneinander.

16. und sprach: Komm mit mir und sieh meinen Eifer um den Herrn. Und sie führten ihn mit ihm auf seinen Wagen.

Eifer: Siehe, mit was großem Eifer ich dem Befehl Gottes nachkomme in Ausrottung der baalitischen Abgötterei und Vertilgung des Ahabs gottlosen Geschlechts. Denn es war Jehu der baalitischen Abgötterei ganz feind und bleib doch daneben an dem falschen Gottesdienst kleben, welchen Jerobeam mit den Kälbern angerichtet hatte. Und ist eben eine Reformierung gewesen, als wenn ein Zwinglianer wider die päpstlichen Messpfaffen sich gewaltig brauchte. Denn er ebenso wohl von der rechten Religion abgewichen.

17. Und da er gen Samaria kam, schlug er alles, was übrig war von Ahab, zu Samaria, bis dass er ihn vertilgte, nach dem Wort des Herrn, das er zu Elia geredet hatte.

Wort: [Die Schrift wiederholt es oft, dass die göttlichen Bedrohungen sind erfüllt worden, auf dass wir lernen Gott in seinen Drohworten ebenso wohl fürchten, als wir ihm in seinen Verheißungen trauen sollen.]

18. Und Jehu versammelte alles Volk und ließ zu ihnen sagen: Ahab hat Baal wenig gedient, Jehu will ihm besser dienen.

Und: Jetzt wird erzählt, welchergestalt Jehu mit einer besonderen List die übrigen baalitischen Priester auf einen Haufen zusammengebracht und vertilgt hat.

Besser dienen: Als wollte er sprechen: Der König Ahab hat den Gottesdienst des Baals angenommen und hat zwar recht daran getan, dass ich aber vor der Zeit zu Anfang meiner Regierung etliche baalitische Priester umbringen lassen, ist mir sehr leid und erkenne, dass ich mich an einen solchen heiligen und Gott angenehmen Gottesdienst höchlich vergriffen habe. Darum gedenke ich jetzt und denselben mit höchstem Fleiß wieder anzurichten, und zwar mit mehr und größeren Kosten, denn ich will darauf gehen lassen, als irgend Ahab vor mir mag getan haben, auf dass ihr spürt, mit was großem Eifer ich mir diesen Gottesdienst angelegen sein lasse.

19. So lasst nun rufen alle Propheten Baals, alle seine Knechte und alle seine Priester zu mir, dass man niemands vermisse; denn ich habe ein großes Opfer dem Baal zu tun. Wen man vermissen wird, der soll nicht leben. Aber Jehu tat solches zu untertreten, dass er die Diener Baals umbrächte.

Knechte: Dadurch er die falschen Lehrer versteht, welche das Volk dahin beredeten, dass es dem Baal dient und göttliche Ehre erzeigte. Denn hier von den Zuhörern oder Laien (wie man es nennt) nicht gehandelt wird.

Priestern: Welche die baalitischen Opfer verrichten.

Großes Opfer: Ich bin willens, dem Baal viele stattliche Opfer zu tun, darum muss ich viele Priester dazu haben.

Nicht leben: Denn ich ihn als einen Mamelucken halten will, der unsere rechte Religion verlassen hat und davon abgefallen ist, darum er am Leben muss gestraft werden. Es war aber des Baals Gottesdienst zwar dem rechten Gott gemeint, wie aus dem Propheten Hosea, Kapitel 2. zu lesen ist: Jedoch weil Gott auf eine andere Weise geehrt wurde, als er im Gesetz geboten, besonders, da man ihm auch Bilder und Säulen zu Ehren aufrichtete, welche Baal oder Baalim, das ist, Herr, genannt würden und den wahren Gott bedeuten sollten, inmassen man auch im Papsttum die Bilder verehrt und die Messe wider die Einsetzung Christi hält. So war Gott derselbe Gottesdienst zuwider und hieß es eine Abgötterei.

Untertreten: Dass er den Baalspfaffen mit Hinterlist beikäme. [Obwohl nun es nicht Unrecht ist, dass ein frommer Mensch sich zuzeiten anders stellt, als er es meint, damit er dem Nächsten nutzt, so soll man doch solche Verhehlung in Religionssachen nicht leicht nachtun. Denn dies unter die besonderen Heldentaten zu rechnen ist, darüber man sich vielmehr verwundern soll, als dass man es ihnen nachtun wollte. Nicht eine ganz ungleiche Geschichte liest man von dem Kaiser Constantino des großen Constantini Vater, welcher sich vernehmen ließ, er wollte alle die, so bei der christlichen Religion beständig verharren würden, von seinem Hofe abschaffen, welche aber abfielen, die wollte er behalten. Da er aber also erkundigte, welche beständige und rechtschaffene Christen wären oder nicht, da hat er die standhaften Christen behalten und die unbeständigen Wetterhähne und Mamelucken verjagt.]

20. Und Jehu sprach: Heiligt dem Baal das Fest und lasst es ausrufen!

Ausrufen: Dass man nämlich hin und wieder im ganzen Königreich einen gewissen Tag verkündige, auf den wir des Baals Fest mit großem Gepränge halten und feiern wollen. Und ist eben ein Ding gewesen, als wenn ein evangelischer Fürst einen Tag ansetze ließe, an welchem die Messpfaffen wieder sollten anfangen Messe zu halten in seiner ganze Herrschaft, wie meint man aber, dass die Baalspfaffen sich werden darüber gefreut haben, da sie solche Nachricht vernommen, wie auch andere mehr, denen derselbe Gottesdienst wohl zugeschlagen? Hingegen aber werden, was fromme Leute und gottselige Kirchendiener waren, von Herzen erschrocken sein. [Aber es dauerte der Frommen Traurigkeit und der Gottlosen Freude nur eine kurze Zeit {Joh 16}.]

21. Auch sandte Jehu in ganz Israel und ließ alle Diener Baals kommen, dass niemand übrig war, der nicht käme. Und sie kamen in das Haus Baals, dass das Haus Baals voll wurde an allen Enden.

Sandte: Nämlich seine Offiziere, denen er Befehl gab, dass sie den Leuten das Fest verkündigen sollten.

Übrig: [Denn Gott weiß, wie er die Gottlosen soll in ein Bündlein versammeln, dass er sie zugleich miteinander aufreibe.]

Voll wurde: Denn obwohl Elia etliche hundert falsche Propheten und Baalspfaffen umgebracht, so hatte doch die Königin Isebel denselben Mangel wieder erstattet, also dass im Königreich Israel hin und wieder ihrer in großer Anzahl gefunden würden. Denn dieses Ungeziefer wächst über Nacht.

22. Da sprach er zu denen, die über das Kleiderhaus waren: Bringt allen Dienern Baals Kleider heraus! Und sie brachten die Kleider heraus.

Nach Luther: Das ist: Über die Sakristei.

Kleider: Nämlich die heiligen Kleider, welche man zu des Baals Gottesdienst zu gebrauchen pflegt, auf dass sie mit denselben angetan, dem Gottesdienst recht und gebührlich dienen können.

23. Und Jehu ging in die Kirche Baals mit Jonadab, dem Sohn Rechabs und sprach zu den Dienern Baals: Forscht und seht zu, dass nicht hier unter euch sei des Herrn Diener jemand, sondern Baals Diener alleine.

Jonadab: Der sich auch stellte, als ob er es mit der baalitischen Abgötterei hielte.

Seht zu: Hütet euch und habt gute Acht, dass nicht etwa von denen Lehrern oder Propheten jemand unter euch sei, welche bestreiten, dass man dem Herrn allein dienen müsse, wie es im Gesetz geschrieben steht und bis daher die Gottesdienste des Baals immer verworfen haben. Welches eben ein Ding gewesen, als wenn einer zu den päpstlichen Messpfaffen, die in großer Anzahl auf ein hohes Fest zusammengekommen waren und Messe halten wollten, sagte: Seht zu, dass nicht etwa ein lutherischer Prädikant unter euch sei, damit nicht ein solcher Ketzer eure Gottesdienste mit seiner Gegenwart verunreinige.

Allein: Dass man alle Gottlosen und ketzerischen Leuten hinten tue. Denn Jehu besorgte sich, es möchte irgend der frommen Kirchendiener einer oder mehr sich mit untergemengt haben, zu sehen, was man vorhaben wollte und würde also unversehens mit ums Leben gebracht. [Und soll man die Gottlosen also strafen, dass man der Frommen unterdes verschone.]

24. Und da sie hineinkamen, Opfer und Brandopfer zu tun, bestellte ihm Jehu außen achtzig Mann und sprach: Wenn der Männer jemand entrinnt, die ich unter eure Hände gebe, so soll für seine Seele desselben Seele sein.

Zu tun: Nämlich auf gut baalitisch.

Außen: Vor der Tür der Kirche Baals, die in ihrer Rüstung und mit ihren Wehren dort aufgewartet, da Jehu ohne Zweifel vorgewandt, es geschehe darum, damit den baalitischen Priestern nicht etwa ein Überdrang oder Gewalt angelegt würde oder sonst ein Tumult entstünde, dadurch der Gottesdienst möchte verhindert werden.

Sprach: Da nämlich alle Baals Priester und Propheten in der Kirche beieinander versammelt waren.

Männer: Die in der Kirche sein und dem Baal Gottesdienst erzeigen wollen. Und will so viel sagen: Wer unter euch wird zulassen, dass einer von denen, die ich euch umbringen heiße, wird davonkommen, den will ich an dessen statt erwürgen, den er hat laufen lassen. Und hat sich es bedurft, dass ein solcher ernstlicher Befehl erginge, damit nicht etwa einer aus einem unzeitigen abergläubischen Mitleiden der falschen Propheten begehrte zu verschonen.

25. Da er nun die Brandopfer vollendet hatte, sprach Jehu zu den Trabanten und Rittern: Geht hinein und schlagt jedermann; lasst niemand herausgehen! Und sie schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes. Und die Trabanten und Ritter warfen sie weg und gingen zur Stadt der Kirche Baals.

Vollendet: Und die Pfaffen die anderen Opfer zu verrichten sich rüsteten.

Trabanten: Die auf seiner, des Königs, Hut bestellt waren und um den König immer gewappnet sich verhielten.

Ritter: Den vornehmen Kriegsleuten, die er dazu bestellt hatte.

Weg: Nämlich zu der Kirche heraus, welche sie erschlagen hatten.

Zur Stadt: Das ist: Zu der Festung oder am festesten Ort der Kirche Baal (denn das Wörtlein Stadt in der Schrift oft ein Schloss oder Festung bedeutet, als die Stadt Davids, welche das Schloss oder die Burg Zion gewesen), da des Baals abgöttisches Bild und Säulen standen, im innersten Teil oder im Chor und in der Sakristei, wie man es heutigentags zu nennen pflegt.

26. Und brachten heraus die Säulen in der Kirche Baals und verbrannten sie.

27. Und zerbrachen die Säule Baals samt der Kirche Baals und machten ein heimliches Gemächer daraus bis auf diesen Tag.

Diesen Tag: Da diese Geschichte beschrieben wurde. [Obwohl nun kein Zweifel ist, dass der Obrigkeit gebühre, die abgöttischen Bilder den Leuten aus den Augen zu tun, welche zum Anbeten aufgestellt worden, wenn das Volk zuvor aus dem Worte Gottes die Abgötterei erkennen lernen: So soll man doch nicht zulassen, dass entweder die Kirchendiener oder ihre Zuhörer aus eigenem Willkür die Bilder niederreißen: Denn solche Bildstürmer werde oft vielmehr von einem aufrührerischen Geiste als vom rechten göttlichen Eifer getrieben. Und welche fälschlich sich bereden, dass man diesem Eifer des Jehu nachsetzen müsse in Zerbrechung der Säulen und Bilder, die werden auch eben desselben Eifers einmal eins nachtun wollen mit Ermordung derjenigen, die nicht ihrer Religion sind. So liest man in der Apostelgeschichte nichts davon, dass die Apostel dergestalt die Kirche reformiert hätten, dass sie die Bilder niedergerissen und zerbrochen, sondern sie haben die rechte Lehre des Evangeliums den Leuten vorgepredigt und sie vor der Abgötterei gewarnt.]

28. Also vertilgte Jehu den Baal aus Israel.

Baal: Das ist: Die baalitische Abgötterei.

29. Aber von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte, ließ Jehu nicht, von den goldenen Kälbern zu Bethel und zu Dan.

Kälbern: Da Jehu seinen Gottesdienst verrichtete und trat also in der vorigen Könige gottlose Fußstapfen. [Also tun ihm auch diejenigen Fürsten und Regenten, welche eine halb päpstliche oder halb zwinglische Religion unterhalten. Und hat man auch hier zu lernen, dass man nicht darauf achtgeben soll, was, sondern wie recht andere vor uns geglaubt oder nicht geglaubt haben.]

30. Und der Herr sprach zu Jehu: Darum, dass du willig gewesen bist zu tun, was mir gefallen hat und hast am Hause Ahabs getan alles, was in meinem Herzen war, sollen dir auf deinem Stuhl Israels sitzen deine Kinder ins vierte Glied {2Sam 15v12}.

Sprach: Ohne Zweifel durch irgendeinen Propheten.

Getan: Dass du nach deinem mir geoffenbarten Willen des Ahabs Geschlecht mit einer besonderen Freudigkeit aufgerieben und vertilgt hast. Darum so will ich dir solchen deinen willigen Gehorsam mit einer zeitlichen Guttat wiederum vergelten und will die königliche Würde bei deinen Nachkommen erhalten bis ins vierte Glied oder Grad der absteigender geraden Linie. Es lobt aber Gott nicht alle Handlungen Jehu, sondern nur so viel die Ausrottung und Vertilgung des gottlosen Geschlechts Ahab und seiner Abgötterei, die er getrieben, antraf. [Und sieht man hier, wie so ganz ungleich Gottes Gerichte und der Menschen Urteil sind. Ein anderer hätte gemeint, dass Jehu um seiner Grausamkeit und Blutvergießen willen so vieler Leute sich schwerlich versündigt und große Strafen verdient hätte. Aber Gott schätzt dieselbe Tat, weil er sie befohlen, lobenswert und will sie mit Guttaten belohnen. Wenn wir auch unserem Beruf, darin uns Gott gesetzt hat, treulich und fleißig nachsetzen, so gereichen unsere Herrschaften und Güter erblich auf unsere Nachkommen.]

31. Aber doch hielt Jehu nicht, dass er im Gesetz des Herrn, des Gottes Israels, wandelte von ganzem Herzen; denn er ließ nicht von den Sünden Jerobeams, der Israel hatte sündigen gemacht.

Jehu nicht: Er ließ sich die Sache nicht mit Fleiß angelegen sein, dass er ernstlich danach getrachtet hätte, wie er Gott nach der Weise dienen möchte, so ihm im Gesetz vorgeschrieben war. [Welche deswegen sich nicht bemühen, dass sie Gott in allen Stücken Gehorsam leisten mögen, sondern eins zu halten annehmen, das anderer aber ohne Sorge und mit großer Sicherheit verachten, an denen hat Gott keinen Gefallen. Als da sind, welche vor den Geiz sich hüten, aber der Unzucht nachhängen, oder der Trunkenheit zwar feind sein, aber mit Betrug und Finanz des Nächsten Güter an sich ziehen und dergleichen tun.]

32. Zur selbigen Zeit fing der Herr an, überdrüssig zu werden über Israel; denn Hasael schlug sie in allen Grenzen Israels,

Überdrüssig: Dass er sich ihrer nicht mehr achtete oder anzunehmen begehrte, weil die Obrigkeit in Israel weder die Religion mit Ernst und recht reformierte noch die Untertanen von ihren äußerlichen vielfältigen und groben Sünden begehrten abzustehen, darum ließ sie Gott in ihrer Feinde Hände geraten. Man kann aber aus dem ersten Kapitel des Propheten Hosea abnehmen, dass Jehu oder doch seine Nachkommen es bei der gerechten Rache, die sie an des Ahabs Geschlechter geübt, nicht haben bewenden lassen, sondern auch weiter griffen und mit der Zeit wider unschuldige Leute Wüterei getrieben. [Denn es kann eines Menschen Herz schwer innerhalb seinem Beruf bleiben, besonders wenn es einem wohl geht.]

Hasael: Der König in Syrien, welcher sie überall zwackte.

33. vom Jordan gegen der Sonnen Aufgang und das ganze Land Gilead der Gaditer, Rubeniter und Manassiter, von Aroer an, die am Bach bei Arnon liegt und Gilead und Basan.

Und Basan: Welche Orte alle miteinander Hasael mit Rauben, Plündern, Morden und Brennen sehr belästigt hat. [Eine solche Geißel und Rute Gottes ist der Türke, welcher von wegen der Christen vielfältiger Abgötterei und Bosheit die an ihn grenzenden Länder und Völker sehr plagt.]

34. Was aber mehr von Jehu zu sagen ist und alles, was er getan hat und alle seine Macht, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

Getan: Was er zu Krieges- und Friedenszeiten Sonderbares und Denkwürdiges verrichtet.

Chronik: Welches Buch, ob es wohl oft angezogen wird, dennoch nicht mehr vorhanden ist. Denn dass die folgenden Bücher der Chronik nicht damit gemeint wurden, ist eben aus diesem Ort genügend zu sehen. Denn des Jehu Historie wird {2Chr 22}, kaum mit zwei oder drei Worten angeregt, da doch hier gesagt wird, dass die an diesem Ort angezogene Chronik alle seine Taten erzähle. [Doch haben wir Bücher genug im Alten und Neuen Testament, wenn wir nur dieselben fleißig lesen und Gott recht daraus erkennen lernen.]

35. Und Jehu entschlief mit seinen Vätern und sie begruben ihn zu Samaria. Und Joahas, sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Entschlief: Er ist auch den alten Haufen zugezogen. [Denn der Tod schont keines Menschen, auch der Könige nicht, darum sollen wir uns beizeiten zu demselben gefasst machen.]

Samaria: In der königlichen Stadt, da er wie auch etliche seiner Vorfahren den königlichen Sitz hatte.

36. Die Zeit aber, die Jehu über Israel regiert hat zu Samaria, sind achtundzwanzig Jahre.

Jahr: [Weil demnach Gott des Jehu Gehorsam, den er ihm doch nur stückweise geleistet, mit einer langwierigen Regierung vergolten hat, wie vielmehr wird er den Frommen ihre Frömmigkeit, da sie die Gebote Gottes begehren, mit ernst zu halten, vergelten, in diesem und dem zukünftigen Leben {1Tim 4}.]


Das 11. Kapitel

  • Athalja erwürgt alle des Ahasja Kinder, ohne Joas, der im Tempel verborgen und auferzogen wird, v. 1.
  • Danach krönt man ihn zum König im siebten Jahr seines Alters, v. 4.
  • Als Athalja dazu kommt und solches nicht leiden will, wird sie getötet, v. 13.
  • Der Priester Jojada erneuert den Bund zwischen Gott und dem Volk und tut den baalitischen Gottesdienst ab, v. 17.
  • Der König Joas wird auf den königlichen Thron gesetzt, v. 19.

1. Athalja aber, Ahasjas Mutter, da sie sah, dass ihr Sohn tot war, machte sie sich auf und brachte um allen königlichen Samen.

Tot war: Dass er erschlagen und in seinem Geschlecht niemand mehr vorhanden war, der die Regierung annehmen könnte {2Chr 22}. Weil des Ahasja Kinder noch ganz jung waren, als der nur ein Jahr regierte, da hat das gottlose Weib die Gelegenheit wahrgenommen und das Königreich angefallen.

Samen: Nämlich des Königs Ahasja Söhne, so noch Kinder und zum Königreich Alters halben nicht tauglich waren. Doch ist Joas vor dieser Bestie versteckt und errettet worden, wie bald später folgt. [Da sieht man, wie die große Begierde zu herrschen und dass man Gewalt und Reichtum bekommen möge, verursacht, dass einem Menschen kein Bubenstück zu viel ist.]

2. Aber Joseba, die Tochter des Königs Joram, Ahasjas Schwester, Name Joas, den Sohn Ahasjas und stahl ihn aus des Königs Kindern, die getötet wurden, mit seiner Amme in der Schlafkammer; und sie verbargen ihn vor Athalja, dass er nicht getötet wurde.

Stahl ihn: Da sie hörte, wie die Athalja in den anderen Gemachen unter des Königs Kindern hauste und sie jämmerlich erwürgte. [Denn wen Gott will erquicken, den kann niemand verdrücken.]

3. Und er war mit ihr versteckt im Hause des Herrn sechs Jahre. Athalja aber war Königin im Lande.

Hause des Herrn: Nämlich im Tempel zu Jerusalem, in dem etliche besondere Gemächer gebaut waren, dass man darin hausen und wohnen konnte, in deren einst ist Joas heimlich erhalten worden durch die fromme Matrone Joseba Vorsichtigkeit, die des Hohepriesters Jojada Eheweib war {2Chr 22}. [Kann deswegen und pflegt Gott durch die frommen und klugen Weibspersonen oftmals ein großes Unglück verhüten, darum man das weibliche Geschlecht keineswegs verachten soll.]

Lande: Nämlich dass sie die sechs Jahre über das Königreich Juda ihres Gefallens regierte, welche Zeit über Joas verborgen blieb. [Denn Gott straft bisweilen sein Volk um ihrer Sünde willen eine Zeit lang mit einer tyrannischen Obrigkeit.]

4. Im siebten Jahr aber sandte hin Jojada und Name die Obersten über hundert mit den Hauptleuten und die Trabanten und ließ sie zu sich ins Haus des Herrn kommen; und machte einen Bund mit ihnen und nahmen einen Eid von ihnen im Hause des Herrn; und zeigte ihnen des Königs Sohn.

Siebten Jahr: Da ein jedes frommes Herz des weibischen und tyrannischen Regiments war müde und überdrüssig geworden.

Jojada: Der Hohepriester im Volk Gottes, ein frommer, gottseliger Mann und mit dem Heiligen Geist erleuchtet, wie alle seine Handlungen bezeugen.

Trabanten: Die königliche Leibgarde, so vor der Zeit dem Könige pflegte auf den Dienst zu warten.

Haus des: Als in ein heiliges Rathaus.

Eid: Er hat sie beeidigt und sich gegen ihnen wiederum verpflichtet, dass sie wollten zusammenhalten und die Athalja samt ihrer Abgötterei und tyrannischem Regiment vertilgen, als die nicht ordentlicherweise zum Regiment gekommen war, sondern es durch Mord und Totschlag mit Gewalt behauptet, darum sie das Königreich dem rechten Erben wieder zustellen wollten.

Sohn: Denn Joas, der zwar allererst siebenjährig war, aber ein feiner verständiger Knabe und der sich sehr wohl anließ. Und hat sie zugleich ermahnt, dass sie ihrem getanen Eide nach denselben schützen und Acht auf ihn haben sollte. Es hat aber Jojada hieran nicht gesündigt noch aufrührerisch gehandelt, indem er das Königreich der Athalja als einer tyrannischen Bestie aus den Händen gerissen und dem rechten natürlichen Erben wieder zugestellt hat nach dem ausdrücklichen Worte Gottes, welcher zuvor gesagt und dem David versprochen hatte, dass seine Söhne und Nachkommen und nicht ein gottloses Weib regieren sollten, wie denn solche Verheißung in dieser Handlung angezogen wird {2Chr 23}. [Darum soll man von den Verrichtungen großer Leute nicht freventlich urteilen. Doch sollen die Kirchendiener heutigentags sich in dergleichen weltliche Händel nicht mischen. Denn ihnen davon nichts befohlen ist, wie die Hohepriester im Alten Testament Befehl hatten, dass sie mit auf die Regierung achthaben sollten.]

5. Und gebot ihnen und sprach: Das ist es, das ihr tun sollt: Ein dritter Teil von euch, die ihr des Sabbats antretet, sollen der Hut warten im Hause des Königs;

Tun sollt: Also soll ihr den Handel angreifen.

Angeht: Dass ihr nach Gewohnheit um den Tempel die Wacht haltet und die Ordnung diese Woche euch trifft. * (Nach Luther)] Das waren, die auf des Königs Dienst warten, eine Woche um die andere. Wenn ein Teil abging, so ging das anderer an.

Des Königs: Dass sie achthaben, damit keiner aus dem königlichen Schloss herzu laufe und unser Vorhaben mit des Königs Krönung verhindere.

6. und ein dritter Teil soll sein am Tor Sur und ein dritter Teil am Tor, das hinter den Trabanten ist; und sollt der Hut warten am Hause Massa.

Sur: Von welchem Tor es auch einen Zugang zum Tempel hatte. Denn der Tempel war mit Vorhöfen umfangen, die ihre besonderen Tore hatten. Am selben Ort soll der andere Teil von denen, so dieselbe Woche zur Wache bestimmt waren, hüten.

Das hinter: Da nämlich die Wächter des Tempels des Nachts ihre Wacht zu halten pflegen, da soll der letzte dritte Teil von denen, die sonst der Ordnung nach zur Hut dieselbe Woche bestellt waren, die Wacht halten.

Massa: Dass dort kein Tumult entstehe. Was aber dies für ein Haus gewesen, kann man nicht wissen, mag vielleicht ein Ort gewesen sein, da die Athalja ihre Wacht halten lassen, dass man deshalb nicht unrecht einer Gefahr sich daher besorgen müsse.

7. Aber zwei Teile euer aller, die ihr des Sabbats abgeht, sollen der Hut warten im Hause des Herrn um den König.

Abgeht: Die ihr sonst die Woche von eurer Wacht zu feiern pflegt, sollt dennoch jetzt aufwarten, weil wir eine so große wichtige Sache vor der Hand haben.

König: Wenn er wird gekrönt werden. Denn wir bedürfen auf diesmal eines starken Beistandes, damit nicht etwa von der Athalja Anhang unser König überfallen werde.

8. Und sollt rings um den König euch machen und ein jeglicher mit seiner Wehr in der Hand; und wer herein zwischen die Wand kommt, der sterbe, dass ihr bei dem Könige seid, wenn er aus- und eingeht.

Wer: Mit denen ihr den König im Fall der Not schützen könnt.

Kommt: Von fremdem Personal, der sich freventlich begehrte an den König zu machen.

Sterbe: Als der dem Könige nach dem Leben gestanden.

Eingeht: Dass ihr überall bei und um ihn her seid, solange er eures Schutzes wird benötigt sein. [Diese des Jojada fleißige Vorsorge soll uns erinnern, dass wir solches, was unser Beruf ausweist und mit sich bringt, weislich anfangen und mit der geringsten Gefahr so viel immer möglich verrichten sollen.]

9. Und die Obersten über hundert taten alles, wie ihnen Jojada, der Priester, geboten hatte und nahmen zu sich ihre Männer, die des Sabbats angingen, mit denen, die des Sabbats abgingen und kamen zu dem Priester Jojada.

Taten alles: [Denn ein guter Rat ist nie gut, man folge ihm denn.]

Nahmen: Das ist: Sie haben nicht allein die Trabanten zusammengefordert, welche sonst nach Gewohnheit dieselbe Woche der Ordnung nach auf der Wacht stehen sollten, sondern auch die anderen, so die folgenden beiden Wochen zur Wacht bestimmt waren, wenn es an sie kommen würde, dieselben haben sie auf diesmal auch berufen und also die ganze Wacht zusammen fordert.

10. Und der Priester gab den Hauptleuten Spieße und Schilde, die des Königs Davids gewesen waren und in dem Hause des Herrn waren {2Chr 23v9}.

Davids: Die er hatte machen lassen.

Waren: Da sie aufbehalten wurden. Damit sie die Wächter, welche die Ordnung traf, bei Händen hätten. Gleichwie an den Fürstenhöfen unter den Toren immer Spieße und Rüstungen hängen, deren die Trabanten sich gebrauchen. Und hat auch dergestalt des Jojada Vorhaben desto besser können verhehlt werden, wenn die Trabanten ohne Wehr oder Waffen zu ihm kämen, als wenn sie mit bewaffneter Hand zugelaufen, welche Sache der Athalja bald einen bösen Verdacht einbilden mögen. [Denn man soll in großwichtigen Sachen die Ratschläge heimlich halten, damit nicht ein Verhindernis dazwischenkomme.]

11. Und die Trabanten standen um den König her, ein jeglicher mit seiner Wehr in der Hand, von dem Winkel des Hauses zur Rechten bis zum Winkel zur Linken, zum Altar zu und zum Hause.

Um den: Also dass der ganze Platz des Vorhofes, so zwischen dem Brandopfers Altar und dem Tempel war, voller gewappneter und geharnischter Männer stand und keiner zu dem Könige ohne ihr Vorwissen und Willen sich nahen konnte. Es sind aber auch die Leviten in großer Anzahl, dazu gewappnet, vorhanden gewesen, wie 2. Chron. 23 gemeldet wird.

12. Und er ließ des Königs Sohn hervorkommen und setzte ihm eine Krone auf und gab ihm das Zeugnis; und machten ihn zum Könige und salbten ihn und schlugen die Hände zusammen und sprachen: Glück zu dem Könige!

Er: Nämlich der Hohepriester Jojada, der den neuen König ohne Zweifel an einen höheren Ort gestellt, dass er von jedermann könne gesehen werden.

Zeugnis: Nämlich das Buch des Gesetzes: Weil 5. Mose 17 geboten wird, dass der König dasselbe fünfte Buch fleißig lesen soll, welches ein summarischer Auszug ist des ganzen Gesetzes Mose, darum sie hier recht daran getan, dass sie diese Zeremonie bei der Krönung behalten, den König damit zu erinnern, dass er für sich selber sein Leben nach demselben anstellen und andere danach regieren soll. [Und soll eine Obrigkeit vielmehr und fleißiger mit den Gesetzen als mit den Waffen umgehen.] * (Nach Luther)] Das war das Buch Mose, das fünfte, das dem König befohlen wurde {5Mos 17v18}.

Sprachen: Dass sie vor Freuden dem neuen Könige zuschrien.

Glück zu: Gott gebe diesem unserem Könige langes Leben und eine glückliche Regierung. Denn man soll für die Obrigkeit fleißig bitten {1Tim 2}. Und gehen der Frommen Wünsche, wenn sie aus Glauben geschehen und angenommen werden, nicht leer ab {Mt 10}.]

13. Und da Athalja hörte das Geschrei des Volkes, das zulief, kam sie zum Volk in das Haus des Herrn

Zulief: Zu dem Geschrei und zu der Krönung des neuen Königs, wie zu geschehen pflegt, dass ein Zulauf vom gemeinen Volk wird, da sich etwas Neues zuträgt.

In das Haus: Nämlich in dem Vorhof, und zwar hat sie sich bis zu dem Ort eingedrungen, da die geharnischten Männer gestanden, welche mit ihr durch die Finger gesehen und es einer unwehrhaften Weibsperson, die dazu bisher Königin gewesen, zugelassen.

14. und sah, siehe, da stand der König an der Säule, wie es Gewohnheit war und die Sänger und Trompeten bei dem Könige; und alles Volk des Landes war fröhlich und bliesen mit Trompeten. Athalja aber zerriss ihre Kleider und sprach: Aufruhr, Aufruhr!

Sah: Wider all ihr Erhoffen.

Säulen: Nämlich an einen hohen Ort oder auf einem hohen Gerüst, so dazu aufgerichtet war, wie der Könige Brauch war, dass sie bei einer allgemeinen und öffentlichen Handlung an einem etwas erhabenen Ort sich sehen ließen.

Sänger: Denn man hat auch die Musik und allerlei Instrumente bei der Krönung gebraucht.

Volk: Das aus allen Orten zugelaufen war.

Zerriss: Vor großem Herzeleid, wie bei den Juden gebräuchlich war.

Aufruhr: Als wollte sie sprechen: O liebe Bürger und Untertanen, seht ihr auch, dass man einen Aufruhr wider mich erregt hat, da ich doch in dem ordentlichen Stand der Obrigkeit gesetzt bin (welches aber die gottlose Bestie mit Unwahrheit vorwandte) darum, so ermahne ich euch bei eurem Eid, dass ihr mich als eure Königin schützt und diesen jungen Buben anfallt und hinrichtet, weil ihr ihm keinen Gehorsam schuldig seid und er selber euch auch wenig nutzen kann, weil er noch ein Kind ist: Erwürgt die Priester und gottlose Pfaffen als Anstifter und Ursacher solcher Aufwicklung: Zerstreut und zertrennt die königlichen Trabanten und steht mir als eurer ordentlichen Obrigkeit treulich bei. Es hoffte aber das gottlose Weib mit ihrem Geschrei den gemeinen Pöbel, so sonst ganz wankelmütig ist, aufzubringen, dass sie ihr Gemüt ändern sollten, auf ihre Seiten sich schlagen, wider den neuerwählten König zur Wehr greifen und die ganze Handlung mit des Königs Krönung zunichtemachen. Aber sie hatte sich gegen das Volk nicht so wohl gehalten, dass sie ihrethalben hätten begehrt, eine Hand aufzuheben. So hielt auch Gott der Herr (welcher aller Menschen Herzen in seiner Gewalt hat) das Volk hinter sich und im Zaum, dass sie ihrem ordentlichen König begehrten zu gehorchen. [Doch sehen wir hierbei, wie feindselig die Tyrannen andere verlästern können und des Aufruhrs sie beschuldigen, welche ihrer Tyrannei ordentlicherweise begehren zu widerstehen.]

15. Aber der Priester Jojada gebot den Obersten über hundert, die über das Heer gesetzt waren und sprach zu ihnen: Führt sie zum Hause hinaus in den Hof; und wer ihr folgt, der sterbe des Schwertes! Denn der Priester hatte gesagt, sie soll nicht im Hause des Herrn sterben.

Heer: Über die andere Trabanten und Kriegsleute, so vorhanden waren.

Des Schwertes: Als einer der es mit der Bestie und ihrer Tyrannei gehalten und sie zu schützen sich unterstehe. [Soll deswegen niemand den Tyrannen begehren beizustehen, auf dass er nicht mit ihnen zugleich ins Verderben geräte.]

Soll nicht: Damit nicht bei dieser allgemeinen Freude und Feier des Volkes der Tempel Gottes mit dieses schandlosen Weibes Blut etlichermaßen verunreinigt werde, weil man sie möglich aus dem Tempel beiseite führen kann. Doch hat der König Salomo darum nicht Unrecht getan, dass er den Mörder Joab, der vom Altar nicht weichen wollte, dort erwürgen lassen. Und hat der Hohepriester in sein und des Königs Nahmen, dessen Vormund er war, ein gerechtes Urteil wieder die Athalja gefällt, weil das Gesetz die Totschläger umbringen heißt und aber Athalja viele Morde begangen hatte, da sie des Königs Söhne unrechtmäßiger und tyrannischerweise erwürgte.

16. Und sie legten die Hände an sie; und sie ging hinein des Weges, da die Rosse zum Hause des Königs gehen und wurde dort getötet.

Die Rosse: Das ist: Sie suchten keine engen Schlupfwinkel, sondern begab sich auf die weite Gasse und begehrte dem königlichen Schloss wiederum zu, da man sonst die Pferde pflegte gen Hof zu führen.

Getötet: Hat also das gottlose tyrannische Weib ihre gebührliche Strafe einmal empfangen, über welche viele fromme Leute geseufzt und ohne Zweifel sich gewundert, dass es Gott dulden konnte und ihr so lange zusehen, dass sie bis ins siebte Jahr auf den königlichen Thron gesessen, dazu auf dem Stuhl Davids, dessen männlichem Samen Gott das Königreich verheißen hatte. [Aber wir sollen hierbei lernen auf die göttliche Rache geduldig warten {Ps 37 73}. Und sollen selber auch Gott fürchten. Denn weil Gott der gottlosen Obrigkeit nicht schont, so wird er es den Gottlosen Untertanen viel weniger schenken.]

17. Da machte Jojada einen Bund zwischen dem Herrn und dem Könige und dem Volk, dass sie des Herrn Volk sein sollte; also auch zwischen dem Könige und dem Volk.

Bund: Das ist: Er hat den Bund zwischen Gott und dem israelitischen Volk wiederum erneuert und das Volk samt dem Könige von neuen sich lassen wiederum verpflichten, dass sie die wahre Religion annehmen sollten, wie sie von Gott durch Mose ihnen offenbart war. [Also erneuern auch wir den Bund, den wir in der Taufe mit Gott eingegangen, wenn wir, nachdem wir gefallen, uns durch wahre Buße wiederum zu ihm bekehren.]

Volk: Zwischen denen er auch einen Bund angerichtet, dergestalt, dass der König zwar sich gebunden, er wollte das Volk nach dem Gesetz Gottes regieren, das Volk aber hat dem Könige willigen Gehorsam zu leisten verheißen.

18. Da ging alles Volk des Landes in die Kirche Baals und brachen seine Altäre ab und zerbrachen seine Bildnisse recht wohl; und Mathan, den Priester Baals, erwürgten sie vor den Altären. Der Priester aber bestellte die Ämter im Hause des Herrn {2Chr 23v18}.

Landes: Das ist: Alles israelitische Volk. Denn nach dem vorgemeldeten gemachten Bund konnte die baalitische Abgötterei nicht mehr statthaben.

Kirche Baal: Die zu Jerusalem war.

Erwürgten: Denn das Gesetz Mose hatte ihnen solches ausdrücklich befohlen, dass sie nämlich die abgöttischen Bilder abtun und die Götzendiener umbringen sollten. [Gleichwie aber heutigentags im Neuen Testament kein Gebot vorhanden ist, dass man die abgöttischen Leute töten soll. Also hat man auch kein apostolisches Beispiel davon, dass die Apostel irgend an einem Ort, da sie das Evangelium Christi gelehrt, die Bilder zerbrochen hätten. Aber einer christlichen Obrigkeit steht es zu, dass sie die abgöttischen Bilder den Leuten aus den Augen tue, wenn die Zuhörer zuvor in der rechten Religion genügend unterrichtet wurden.]

Bestellt: Nämlich der Hohepriester Jojada teilt einem jeden sein Amt aus, was er in dem Tempel verrichten soll, gleichwie David und Salomo vorzeiten besondere Personen gewisse Amtsverrichtungen bei dem Gottesdienst bestimmt hatte. Und ist solche Bestellung der Ämter geschehen im Tempel, im Beisein des Königs, damit also die Sache desto mehr Ansehens hätte. Wie denn auch dies alles vorhin ohne Zweifel vor etlichen Tagen oder auch wohl Monaten beratschlagt gewesen, aber damals in des Königs Gegenwart eröffnet worden. War deswegen die Kirche dergestalt reformiert und dem Regiment durch die Erwählung eines neuen und frommen Königs wieder aufgeholfenen. [Darum es mit der Reformierung nichts Neues ist. Und haben die Israeliten nicht gesagt, wie etliche halsstarrige Katholiken sich vernehmen lassen: Ich will bei meiner Voreltern Religion bleiben.]

19. Und nahm die Obersten über hundert und die Hauptleute und die Trabanten und alles Volk des Landes und führten den König hinab vom Hause des Herrn; und kamen auf dem Wege von dem Tor der Trabanten zum Königshause; und er setzte sich auf der Könige Stuhl.

Nahm: Nämlich der Priester Jojada, nach Verrichtung vorgemeldeter Sachen.

Volk: So damals zugegen war.

Hinab: Zum königlichen Schloss.

Tor: Dadurch sie aus dem Hofe des Tempels hinausgegangen und die nächste Gasse, so ohne Zweifel ganz groß gewesen und zu dem öffentlichen Gepränge am dienlichsten, dem königlichen Schloss zugezogen sei.

Könige Stuhl: Mit welcher Zeremonie ihm das Königreich in würdiger Besitzung überantwortet wurde.

20. Und alles Volk im Lande war fröhlich und die Stadt war stille. Athalja aber töteten sie mit dem Schwert in des Königs Hause.

Fröhlich: Dass sie einen solchen frommen König bekommen, die sich sehr wohl anließ. [Denn man soll Gott für eine fromme Obrigkeit von Herzen danken.]

Stille: Es war überall guter Friede, da zuvor unter der Königin Athalja Regiment alles durcheinanderging und voller Unruhe war von wegen desselben Gottlosen und grausamen Weibes tyrannischer Regierung.

21. Und Joas war sieben Jahre alt, da er König wurde.

König wurde: Da unterdes bis er zu seinen Jahren gekommen, der Hohepriester Jojada und die vornehmsten Ratsherren im israelitische Volk dem Regiment vorgestanden sind, doch also, dass der König immer dabei gewesen, wen man von hochwichtigen Sachen gehandelt und also immer lernte, wie er das Regiment führen soll. [Es ist aber alsdann so ganz viel nicht daran gelegen, wes Alters ein Herr oder Fürst sei, wen er nur fromme und verständige Räte hat, denen er folgt.]


Das 12. Kapitel

  • Weil der Priester Jojada gelebt, hat Joas das Regiment löblich verwaltet, v. 1.
  • Auch zu des Tempels Ausbesserung die Priester ernstlich angemahnt, v. 4.
  • Als Hasael, der König in Syrien, Jerusalem belagern will, versöhnt ihn Joas mit den heiligen Schätzen, v. 17.
  • Wird von seinen Knechten erwürgt, v. 19.
  • Und folgt ihm Amazia sein Sohn im Regiment nach, v. 21.

1. Im siebten Jahr Jehus wurde Joas König und regierte vierzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Zibea von Bersaba.

Jehu: Des Königs in Israel.

König: Nämlich über Juda.

Bersaba: Denn es nahmen die Könige im Volk Gottes Weiber aus ehrlichen Geschlechtern in ihrem Volk, wenn sie gleich nicht Königinnen oder Fürstinnen waren, besonders waren die Kebsweiber, so doch auch rechte Eheweiber waren, oft von schlechten Eltern hergekommen.

2. Und Joas tat, was recht war und dem Herrn wohlgefiel, solange ihn der Priester Jojada lehrte,

Recht war: Das er dem Regiment recht und wohl vorstand.

Lehrt: Und solange derselbe Priester im Leben gewesen, der den König mit gottseligen und weisen Ratschlägen regierte, welcher ihm auch folgte: Solange auch der König dem Worte Gottes, das er von Jojada hörte, Gehorsam leistete, hatte er Glück in seiner Regierung. Als aber Jojada gestorben, ist er von der rechten Religion abgefallen und dem Regiment auch übel vorgestanden {2Chr 24}. Endlich ist er umgebracht worden, wie später folgen wird. [Darum sollen wir Gott bitten, dass er den Regenten fromme Räte wolle zuordnen und dieselben lange erhalten, damit sie durch derselben Erinnerungen ihr Amt recht verrichten.]

3. ohne dass sie die Höhen nicht abtaten; denn das Volk opferte und räucherte noch auf den Höhen.

Nicht abtaten: Wie sie doch hätten tun sollen, weil man an denselben Orten außer und ohne Gottes Wort Gott begehrte zu dienen. Denn sie sich besorgten, es möchte das Volk dadurch vor den Kopf gestoßen werden, wenn sie solchen Gottesdienst verböten, der dem einzigen Gott allein gemeint war. Aber Gott hatte geboten und wollte, dass man allein im Tempel zu Jerusalem opfern sollte. Jedoch, weil der Gottesdienst zu Jerusalem wieder angerichtet war, so sah Gott mit den Opfern der Höhen durch die Finger, obwohl er sie nicht recht hieß. [Und sind etliche Obrigkeiten gar zu furchtsam, wenn man von Wieder-Aufrichtung der rechten Religion handelt, und fürchten sich umsonst, dass nicht etwa der Himmel einfallen möchte.]

4. Und Joas sprach zu den Priestern: Alles Geld, das geheiligt wird, dass es in das Haus des Herrn gebracht werde, das gang und gäbe ist, das Geld, so jedermann gibt in der Schätzung seiner Seele und alles Geld, das jedermann von freiem Herzen opfert, dass es in des Herrn Haus gebracht werde,

Sprach: Weil er merkte, dass der Tempel des Herrn, dessen man sich bei der Regierung der Gottlosen Athalja nicht geachtet, einer Ausbesserung bedürfte.

Geheiligt: Das zur Lösung für die erste Geburt gegeben wird.

Schätzung: Wenn er nämlich das zwanzigste Jahr seines Alters erreicht oder damit sich einer löst, wenn er mit einem Gelübde dem Herrn gebunden gewesen.

Herzen: Aus freiem Willen, dass er mit keinem Gesetz oder Gelübde verknüpft ist.

5. das lasst die Priester zu sich nehmen, einen jeglichen von seinem Bekannten. Davon sollen sie bessern, was baufällig ist am Hause des Herrn, wo sie finden, das baufällig ist.

Bessern: Es ist aber mit des Tempels Ausbesserung eine Notdurft gewesen. Den die gottlose Athalja und ihr Anhang hatten nicht allein den Tempel in keinen Bau erhalten, sondern auch zum Teil verwüstet und die Zierden oder Ornat des Tempels zur Beförderung des baalitischen Gottesdienstes gebraucht {2Chr 24}. [Weil demnach die Ausbesserung des Tempels zu Jerusalem zur Erhaltung des Gottesdienstes vonnöten war, so zeigt das Beispiel des Königs Joas an, dass es Königen und Fürsten gebühre, gut Achtung darauf zu haben, damit die Übung des Gottesdienstes im Schwange gehe. Und lehrt uns auch dieser Ort, dass ein Teil von dem Einkommen der Kirche zum Gebäude der Kirche soll angewendet werden.]

6. Da aber die Priester bis ins dreiundzwanzigste Jahr des Königs Joas nicht besserten, was baufällig war am Hause,

Nicht besserten: Denn es hatte zwar der König Joas recht befohlen, dass der Tempel soll wieder ausgebessert werden. Aber die Priester sind demselben Befehl nicht nachgekommen, obwohl sie es zu tun verheißen, sondern sie nahmen zwar das Geld von dem Volk, brauchten es aber danach zu ihrem Nutzen. [Darum kein Wunder, wenn auch bei denen, da die Religion reformiert ist, die Kirchengebäude nicht gebührlich in Acht genommen werden. An welchem Tun diejenigen schuldig sind, welche die Einkommen der Kirche unter ihren Händen haben und entweder aus Fahrlässigkeit oder Geiz nicht recht damit umgehen.]

7. rief der König Joas dem Priester Jojada samt den Priestern und sprach zu ihnen: Warum bessert ihr nicht, was baufällig ist am Hause? So sollt ihr nun nicht zu euch nehmen das Geld, ein jeglicher von seinen Bekannten, sondern sollt es geben zu dem, das baufällig ist am Hause.

Warum: Denn es hatte der langmütige König gewartet, weil er vielleicht gemeint, die Priester schöben die Sache darum so lange auf, bis sie eine große Summe Geldes zusammengebracht hätten. Und ist wohl glaubhaft, dass Jojada, ob er wohl sonst ein sehr frommer und gottseliger Mann gewesen, dennoch in diesem Handel fahrlässig und gegen seinen Mitpriestern zu gelind sich verhalten habe. [Denn es tun bisweilen auch fromme Leute ihrem Amt nicht allerdings genug. Und tut die weltliche Obrigkeit recht, wenn sie die Kirchendiener, so in ihrem Amt nachlässig sind, dessen erinnert. Weil je einer gegen dem anderen auch aus christlicher Liebe schuldig ist, ihn seiner Gebühr zu erinnern und dazu anzutreiben, dass er seinem Amt nachkomme.]

Nehmen: Nämlich von den vorgemeldeten Einkommen des Tempels, so die Priester bisher an sich gezogen haben, dasselbe sollen sie nicht mehr nehmen und für sich behalten, sondern zukünftig zusammenlegen und zu des Tempels Bau anwenden. Doch wurde ihnen dennoch ihr Anteil auch gelassen zu ihrer notwendigen Unterhaltung, als nämlich das Geld von den Opfern (davon später folgen wird), desgleichen das Fleisch von den Opfern, die Erstlinge und etliche Zehnten vom Korn, Öl und Wein, rc. [Denn eine Obrigkeit soll mit den Einkommen der Kirche eine solche Ordnung machen, damit die Kirchendiener mit ihren Weibern und Kindern keinen Mangel leiden müssen.]

8. Und die Priester bewilligten vom Volk nicht Geld zu nehmen und das Baufällige am Hause zu bessern.

Bewilligten: Dass sie von dem Einkommen des Geldes nichts mehr zu sich nehmen und für sich selber behalten wollten, sondern gern und willig zulassen, dass all solches Geld zur Ausbesserung des Tempels angewandt würde. [Ist ein merkliches Beispiel, wie gnädig der König mit den Priestern handelte. Denn er dringt ihnen das Geld nicht mit Gewalt ab, sondern erlangt mit ihrer Bewilligung, was er von ihnen begehrt. Denn man soll die Kirchendiener in Ehren halten, aber doch daneben sie ihres Amtes auch erinnern.]

9. Da nahm der Priester Jojada eine Lade und bohrte oben ein Loch hinein und setzte sie zur rechten Hand neben den Altar, da man in das Haus des Herrn geht. Und die Priester, die an der Schwelle hüteten, taten hinein alles Geld, das zu des Herrn Haus gebracht wurde.

Hüteten: Die immer in ihrer Ordnung eins ums anderer vor der Tür des Tempels aufwarteten, durch welche sonst niemand eingehen dürfte als allein die Priester.

10. Wenn sie dann sahen, dass viel Geld in der Lade war, so kam des Königs Schreiber herauf mit dem Hohepriester und banden das Geld zusammen und zählten es, was für des Herrn Haus gefunden wurde.

Viel Geld: Dass die Lade schier voll wurde, so zeigte man es zu Hof an.

Mit dem: Gingen also zugleich die Geistlichen und die Weltlichen miteinander mit den Kirchensachen um. [Aber vorzeiten schlossen die Geistlichen im Papsttum, die Weltlichen oder Laien (wie sie es nennen) von den Kirchensachen und Einkommen ganz und gar aus, dass sie nichts damit mussten zu tun haben: Jetziger Zeit trachten bei dem Evangelium die Weltlichen dahin, dass sie die Kirchendiener von der Einkommen Abhandlung ausschließen: Ist also auf beiden Seiten gefehlt.]

11. Und man gab das Geld bar über denen, die da arbeiteten und bestellt waren zum Hause des Herrn; und sie gaben es heraus den Zimmerleuten, die da bauten und arbeiteten am Hause des Herrn,

Bestellt: Denen befohlen war, dass sie den Tempel sollten ausbessern lassen, welche es später den Arbeitern gereicht.

12. nämlich den Maurern und Steinmetzen und die da Holz und gehauene Steine kauften, dass das Baufällige am Hause des Herrn gebessert wurde und alles, was sie fanden am Hause zu bessern not war.

13. Doch ließ man nicht machen silberne Schalen, Psalter, Becken, Trompeten noch irgendein goldenes oder silbern Gerät im Hause des Herrn von solchem Gelde, das zu des Herrn Hause gebracht wurde,

Nicht machen: Nämlich bis das Baufällige am Tempel allerdings wieder ausgebessert worden. [Denn was am nötigsten ist, soll man zuerst tun.]

Psalter: Allerlei musikalische Instrumente.

14. sondern man gab es den Arbeitern, dass sie damit das Baufällige am Hause des Herrn besserten.

15. Auch durften die Männer nicht berechnen, denen man das Geld tat, dass sie es den Arbeitern gäben, sondern sie handelten auf Glauben.

Auf Glauben: Man vertraute ihnen darum. [Und soll man achthaben, dass man zu dergleichen Ämtern, da man mit den Einkommen der Kirche umgeht, fromme und redliche Leute brauche, die dem Geiz feind, auch sonst nicht leichtfertig sind.]

16. Aber das Geld von Schuldopfern und Sündopfern wurde nicht zum Hause des Herrn gebracht; denn es war der Priester.

Das Geld: Denn welche entweder Leibes Schwachheit halben oder von wegen ferne des Weges oder aus anderen Ursachen gehindert, zum Tempel oder Hause des Herrn nicht kommen konnten und ihre Opfer selbst verrichten, die schickten den Priestern Geld, dass sie davon Vieh kauften und opferten. Weil aber die Leute das Geld nicht aufs genaueste oder kärglich schickten, so bleib fast immer nach verrichtetem Opfer etwas vom Gelde über, welches nicht zum Bau oder Besserung des Tempels angewandt wurde, sondern es wurde unter die Priester ausgeteilt, damit sie nicht allerdings ohne Geld wären. [Denn man soll die Kirche also bauen, dass dennoch die Kirchendiener nicht Mangel dabei leiden an ihrer täglichen Nahrung.]

17. Zu der Zeit zog Hasael, der König zu Syrien, herauf und stritt wider Gath und gewann sie. Und da Hasael sein Angesicht stellte, zu Jerusalem hinaufzuziehen,

Zog: Aus Gottes Verhängnis, der des Königs Joas Vergreifungen mit dem Kriege gestraft. Denn nachdem der Hohepriester Jojada gestorben, welcher ein vortrefflicher, weiser, großmütiger, ansehnlicher und berühmter Mann gewesen war, da hat sich der König von etlichen seiner vornehmsten Diener lassen verführen und dahin bereden, dass er etliche abgöttische und falsche Gottesdienste, die man zu Anfang seiner Regierung abgeschafft, wieder angerichtet (als wenn jetziger Zeit einer einen evangelischen Fürsten und Regenten überredete, dass er die päpstliche Messe wieder anrichten soll). Aber Gott hat einen Propheten erweckt, nämlich Sachariam, des Jojada Sohn (den Christus {Mt 23} einen Sohn Barachiæ nennt, weil viel Juden zwei Namen hatten, dazu beide Namen einerlei bedeute und vom Lob oder Ruhm des göttlichen Namens hergekommen), der aus Eingebung des Heiligen Geistes auf die Abgötterei heftig gescholten, aber vergebens. Denn der König von seinem gottlosen Vorhaben so ganz nicht abgestanden, dass er auch diesen Propheten Sachariam im Hof des Tempels, welchen Ort Christus nennt, zwischen dem Tempel und Altar hat lassen steinigen {2Chr 24}. [Das können die Gottlosen Fuchsschwänzer bei Königen und Fürsten zuwege bringen. Darum soll man Gott für die Obrigkeit fleißig anrufen, dass er sie in seiner rechten Erkenntnis erhalten wolle.]

Stellte: Dass er sich rüstete und zur Reise gefasst machte.

Ziehen: Und dieselbe Stadt zu belagern. [Dergestalt hat Gott durch den Türken nun viele Jahre her die päpstliche Abgötterei gestraft.]

18. Nahm Joas, der König Judas, all das Geheiligte, dass seine Väter, Josaphat, Joram und Ahasja, die Könige Judas, geheiligt hatten und was er geheiligt hatte, dazu alles Gold, das man fand im Schatz in des Herrn Hause und in des Königs Hause und schickte es Hasael, dem Könige zu Syrien. Da zog er ab von Jerusalem.

Geheiligte: Das ist: Alle goldenen und silbernen Gefäße und Kleinod des Tempels. Denn weil der König Joas von der wahren Religion abgewichen war, so hatte er auch kein Herz noch Mut mehr seinem Feinde zu widerstehen.

Gold: Gemünzt und umgemünzt.

Königs Hause: Hat also der König alles, was heilig und unheilig gewesen, zusammen geraspelt, damit er den Frieden erkaufte.

Schickt es: Damit er ihn versöhnte und der Belagerung sich entledigen möchte, wie geschehen. [Obwohl es nun viel besser ist, das Geld verlieren, als das Leben: Und die Schätze, als der Untertanen Blut zu büßen, wenn man je des Feindes sonst nicht loswerden kann. So ist es doch ganz nicht männlich oder tugendhaft, wenn eine Obrigkeit viel lieber mit Geld als mit Waffen kriegt. Denn durch eine solche Furcht werden die Feinde nur desto übermütiger und verwöhnter gemacht, dass sie bald wiederkommen und mehr begehren.]

19. Was aber mehr von Joas zu sagen ist und alles, was er getan hat, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas.

Getan: Was er Gedenkwürdiges ausgerichtet hat.

Chronik: Von welchem Buch zu mehrmals gesagt wurde, dass es nicht mehr vorhanden sei.

20. Und seine Knechte empörten sich und machten einen Bund und schlugen ihn im Hause Millo, da man hinabgeht zu Silla.

Empörten: Sie haben sich wider ihren König aufgelehnt und zusammen verschworen, dass sie ihn umringen wollten.

Millo: Welches ein Stück oder Teil in der Stadt Jerusalem gewesen, vor anderen wohl erbaut und befestigt.

Silla: Ist auch ein Name eines Orts.

21. Denn Josabar, der Sohn Simeaths und Josabad, der Sohn Somers, seine Knechte, schlugen ihn tot. Und man begrub ihn mit seinen Vätern in der Stadt Davids. Und Amazia, sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Knechte: Das ist: Seine Hofdiener, dazu ohne Zweifel nicht die schlechtesten. [Obwohl nun dieselben, sie sind gleich gewesen, wie sie wollen, unrecht und sehr übel daran gehandelt haben, dass sie ihren Herrn und ordentliche Obrigkeit erwürgten, so hat dennoch Gott den Mord an dem Propheten Sacharja begangen, richtig gerächt. Darum Fürsten und Herren sich wohl vorsehen mögen und achthaben, dass sie nicht allein die wahre Religion einmal annehmen, sondern auch bis zu Ende ihres Lebens beständig dabei verharren, damit nicht, wenn sie Gott mit ihrem gottlosen Wesen erzürnen und sich ihm widersetzen, er wiederum den Schutz seiner heiligen Engel ihnen entziehe und ihren Knechten oder Dienern zu dessen Mutwillen und in ihre Gewalt übergebe.]

Vätern: Nämlich am selben Ort, da seiner Voreltern Leiber ruhten, aber doch nicht unter der Könige Gräber {2Chr 24}. Weil er keines königlichen Begräbnisses würdig war, der durch seinen Abfall auch kein ehrliches Begräbnis verdient hatte.

Amazja: Von dessen Verrichtungen später im 14. Kapitel folgen wird.


Das 13. Kapitel

  • Joahas bleibt an des Jerobeams Abgötterei hängen, v. 1.
  • Die Israeliten werden von den Syrern bedrängt, v. 3.
  • Joahas stirbt, dem folgt Joas, v. 9.
  • Welcher den Kranken Elisa besucht und empfängt Vertröstung, dass er die Syrer dreimal schlagen werde, v. 14.
  • Elisa stirbt, v. 20.
  • Und da ein Toter auf seine Gebeine geworfen wird, wird derselbe wieder lebendig, v. 21.
  • Auf Hasael folgt Ben Hadad, den Joas überwindet und erlangt die Städte wieder, welche sein Vater verloren hatte, v. 24.

1. Im dreiundzwanzigsten Jahr Joas des Sohnes Ahasjas, des Königs Judas, wurde Joahas, der Sohn Jehus, König über Israel zu Samaria siebenzehn Jahre.

Im: Jetzt wendet sich der Heilige Geist wieder zu der Beschreibung des Zustandes im Königreich Israel.

Sohn Jehu: Denn Gott hatte verheißen, dass des Jehu Nachkommen die Herrschaft würden behalten bis ins vierte Glied, welches, wie es erfüllt worden, wir in diesem Kapitel hören. [Daraus wir lernen, den göttlichen Verheißungen fest zu glauben.]

2. Und tat, das dem Herrn übel gefiel und wandelte den Sünden nach Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte und ließ nicht davon.

Wandelte: Das ist: Er ist an der Abgötterei hängengeblieben und darin beharrt, wie seine Vorfahren alle auch getan, obwohl der vortreffliche Prophet Elisa damals noch am Leben war und die vielfältige Abgötterei im israelitischen Königreich verwarf und verdammte. [Denn es erzeigt sich eine unglaubliche Halsstarrigkeit bei den Gottlosen und abgöttischen Leuten, dass viel eher ein Ehebrecher von der Ehebrecherin zu bringen ist als ein Götzendiener von seiner abgöttischen Religion. Sind deswegen die vor Gott nicht entschuldigt, welche sprechen: Sie beharren in ihrer Voreltern Religion. Denn das tat Joahas auch, versündigte sich aber ganz schwerlich damit.]

3. Und des Herrn Zorn ergrimmte über Israel und gab sie unter die Hand Hasaels, des Königs zu Syrien und Benhadads, des Sohnes Hasaels, ihr Leben lang {1Sam 19v15}.

Ergrimmte: Von wegen der Israeliten schweren Sünden und schrecklichen Abgötterei.

Leben lang: Also dass sie von den beiden Königen in Syrien viel Ungemach und Überdrang erlitten und nie keinen rechten beständigen Frieden hatten. Gleichwie der Türke ein stetiger Feind der Christen ist und ob er wohl bisweilen auf wenige Jahre einen Anstand mit ihnen macht, so unterlässt er doch darum nicht, auf den Grenzen hin und wieder zu streifen.

4. Aber Joahas bat des Herrn Angesicht. Und der Herr erhörte ihn; denn er sah den Jammer Israels an, wie sie der König zu Syrien drängte.

Erhört: Also dass er den Israeliten ihre Trübsal gelindert und zum Teil abgewendet hat, mit welcher Gütigkeit Gott den König samt seinen Untertanen zur Buße gelockt. Denn der König war sonst für sich selbst nicht fromm, sondern weil er aus großer Not dazu gedrungen wurde, so schrie er Gott um Hilfe an. [Denn wenn es den Gottlosen ganz übel geht, so fällt ihnen bisweilen auch eine Andacht ein. Wenn denn Gott einen bösen Menschen erhört, wie vielmehr wird er uns erhören, die wir an ihn glauben und uns wahrhaftig zu ihm bekehrt haben, wenn wir ihn ernstlich anrufen.]

Jammer: Hat deswegen Gott seinem Volk aus Nöten geholfen, nicht um des Königs oder der Untertanen Frömmigkeit willen, weil bei dem größeren Teil, wie später folgt, keiner gewesen, sondern aus seiner großen Gnade und Güte, dass er sich über sein Volk erbarmt hat.

Drängt: Dass er sie an Kräften allerdings schwächte und abmattete und es noch an ein wenig gefehlt, so hätte er sie ganz vertilgt.

5. Und der Herr gab Israel einen Heiland, der sie aus der Gewalt der Syrer führte, dass die Kinder Israel in ihrer Hütte wohnten, wie vorhin.

Heiland: Dass er vielleicht unter den Hauptleuten des Königs einen tapferen Helden erweckt, der wider die Syrer zu etliche Malen glücklich gestritten und das syrische Joch von des israelitischen Volkes Hals gerissen hat.

Wohnten: Das ist: Sie hatten eine Zeit lang ziemlichen Frieden und saßen wiederum still und in guter Ruhe, wie sie zuvor auch hatten, ehe denn sie von dem Hasael bedrängt wurden. Denn es waren unter den Israeliten noch etliche fromme und Auserwählte, die entweder an der Abgötterei sich noch durchaus nicht vergriffen hatten, als da waren, die kleine Kinder und minderjährige Kindlein und Mädchen, wie auch sonst andere erwachsene Personen, die fromm und der Abgötterei feind gewesen, derer doch sehr wenig sich befanden: Oder auch, zu denen man noch Hoffnung hatte, dass sie sich bekehren möchten, weil sie aus Unwissenheit sündigen. Darum wollte Gott das ganze Volk noch nicht ganz vertilgen. [Denn gleichwie einer, der einen Trauben findet, so noch nicht ganz faul ist, denselben nicht wegwirft, also schont Gott oft um etlicher weniger Frommen willen eines ganzen Volkes {Jes 65}.]

6. Doch ließen sie nicht von der Sünde des Hauses Jerobeams, der Israel sündigen machte, sondern wandelten darin. Auch blieb stehen der Hain zu Samaria.

Sie: Nämlich die Israeliten meistenteils, ob sie wohl zuvor durch die Strafen heimgesucht und danach auch mit Guttaten zur Buße gelockt wurden.

Wandelten: Dass sie nicht aufhörten, Abgötterei zu treiben.

Hain: Oder Lustwald, in dem die Abgötterei geübt wurde, welchem man doch hätte ausrotten sollen, wenn die Israeliten Lust hätten, sich mit Ernst zu Gott zu bekehren. [Es wird aber die Sünde der Abgötterei als eine Ursache alles Übels so oft angezogen, nicht zwar, dass die Könige und die Kinder Israel nur dieselbe Sünde begangen hätten, sondern dass Gott die Übertretung des ersten Gebots am allerwenigsten leiden kann und dass die Abgötterei viel andere mehr Sünden, entweder öffentliche oder doch heimliche, wie bei den Heuchlern gebräuchlich, zu verursachen pflegt.]

7. Denn es war des Volkes Joahas nicht mehr übergeblieben denn fünfzig Reiter, zehn Wagen und zehntausend Fußvolks. Denn der König zu Syrien hatte sie umgebracht und hatte sie gemacht wie Staub beim Dreschen.

Übergeblieben: Von denen, die zum Kriege tauglich waren. Denn dieweil die Israeliten, da sie eine Zeit lang Friede und Ruhe hatten, dennoch nicht wollen frömmer werden, so ist Gott auch zu seinem gerechten Zorn wieder umgekehrt und hat den König in Syrien wieder lassen über sie kommen, dass er sie bekriegte.

Wagen: Nämlich Streitwagen, die man zu Kriegen gebraucht.

Zehntausend: Welches ein großer Abschlag ist von der Zahl, die der König David vorzeiten zählen lassen, da man dreizehn mal hunderttausend wehrhafter Männer gefunden, die zum Kriege tauglich gewesen {2Sam 24}.

Staub beim dreschen: Das ist: Er hatte das Volk ganz dünne und gering gemacht. Dass aber Hasael solches tun würde, hatte Elisa lange zuvor gesehen und ihm, dem Hasael, es verkündigt. Wie im vorhergehenden achten Kapitel dieses Buches steht.

8. Was aber mehr von Joahas zu sagen ist und alles, was er getan hat und seine Macht, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

Macht: Denn ob er wohl nicht viel Glück wider die Syrer hatte, so hat er doch zu etlichen Malen auch tapfer wider sie gestritten.

Chronik: Welches Buch nicht mehr vorhanden ist.

9. Und Joahas entschlief mit seinen Vätern und man begrub ihn zu Samaria. Und sein Sohn Joas wurde König an seiner statt.

Entschlief: Er ist gestorben wie seine Vorfahren auch. [Denn der Tod schont der großen Herren ebenso wenig als der armen Bettler.]

Joas: Nicht der, so im Königreich Juda regiert, sondern ein anderer, im Königreich Israel.

10. Im siebenunddreißigsten Jahr Joas des Königs Judas, wurde Joas, der Sohn Joahas König über Israel zu Samaria sechzehn Jahre.

11. Und tat, das dem Herrn übel gefiel und ließ nicht von allen Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte, sondern wandelte darin.

12. Was aber mehr von Joas zu sagen ist und was er getan hat und seine Macht, wie er mit Amazia, dem Könige Judas, gestritten hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

Gestritten: Davon man auch lesen mag, 2. Chron. 25. und wird im folgenden Kapitel dessen Meldung getan.

13. Und Joas entschlief mit seinen Vätern und Jerobeam saß auf seinem Stuhl. Joas aber wurde begraben zu Samaria bei den Königen Israels.

14. Elisa aber wurde krank, daran er auch starb. Und Joas, der König Israels, kam zu ihm hinab und weinte vor ihm und sprach: Mein Vater, mein Vater, Wagen Israels und seine Reiter!

Krank: Nämlich noch bei Lebzeiten des erstgemeldeten Königs Joas. Denn es werden in diesem und folgenden Kapitel noch etliche denkwürdige Sachen beschrieben, die bei der Regierung des Königs Joas sich begeben und was er mit anderen Personen besonders gehandelt hat.

Starb: [Denn es sind auch die allervortrefflichsten Männer dem Tode unterworfen, weil sie alle Sünder sind: Haben auch keinen anderen Eingang zum ewigen Leben als durch den zeitlichen Tod, zu dem uns die Krankheiten immer als auf Staffeln hinzuführen.]

Hinab: Den Propheten in seiner Krankheit heimzusuchen. Welcher Freundlichkeit der König Israel gegen dem Propheten sich nicht darum gebraucht, dass er so fromm gewesen wäre: Denn oben angezeigt wurde, dass er Übles vor dem Herrn getan habe und von des Jerobaems Sünden nicht gewichen sei. Oder dass er des Propheten Religion später angenommen, sondern weil er sonst viel auf den Propheten hielt, als der ein vortrefflicher Mann und seiner Wundertaten halben weit und breit berühmt war, dessen Rat er auch in weltlichen Sachen oft mit seinem großen Nutzen gebraucht hatte. [Denn obwohl die Weltkinder der Religion sich nicht viel achten, so haben sie doch bisweilen etliche Kirchendiener lieb und halten sie in Ehren, welche vor anderen gelehrt, tugendhaft und verständig sind. Und solches von wegen des Nutzens, so sie von ihnen haben können.]

Weinte: Dadurch er sein herzliches Mitleiden gegen den Propheten zu verstehen gab.

Reiter: Als wollte er sprechen: Ach du vortrefflicher Mann, der du bisher mit deinen treuherzigen und väterlichen Ratschlägen mir oft glücklich beigestanden und geholfen hast und mit deinem eifrigen Gebet uns oftmals wider unsere Feinde geschützt, mehr, als viele tausend Streitwagen und Rüstungen hätten tun können: Ach wie wird es uns so übel gehen, wenn wir dich verlieren, es wird alsdann um mein Königreich geschehen sein, weil die Syrer das übrige israelitische Volk nach deinem Tode allerdings vertilgen werden.

15. Elisa aber sprach zu ihm: Nimm den Bogen und Pfeile! Und da er den Bogen und die Pfeile nahm,

Sprach: Denn er begehrte den zaghaften König zu trösten.

Nimm: Es wollte aber der Prophet die göttliche Weissagung von dem Sieg des Königs Joas, den er wider die Syrer erhalten würde, aussprechen. Dazu er aus Eingeben des Heiligen Geistes ein äußerliches Zeichen brauchte, damit es dem Könige desto tiefer eingebildet würde.

16. sprach er zum Könige Israels: Spanne mit deiner Hand den Bogen! Und er spannte mit seiner Hand. Und Elisa legte seine Hand auf des Königs Hand

Königs Hand: Als ob er dieselbe im Bogen spannen, regieren und heben wollte.

17. und sprach: Tue das Fenster auf gegen Morgen! Und er tat es auf. Und Elisa sprach: Schieße! Und er schoss. Er aber sprach: Ein Pfeil des Heils vom Herrn, ein Pfeil des Heils wider die Syrer; und du wirst die Syrer schlagen zu Aphek, bis sie aufgerieben sind.

Morgen: Denn Syrien war dem Lande Kanaan gegen Morgen gelegen.

Des Heils: Als wollte er sprechen: Du sollst wissen, dass du von Gott dazu berufen seist, dass du den König in Syrien bekriegst, dazu dir Gott Glück und Heil geben wird.

Aufgerieben: Bis sie so geschwächt wurden, dass sie dir künftig nicht mehr werden widerstehen dürfen.

18. Und er sprach: Nimm die Pfeile! Und da er sie nahm, sprach er zum Könige Israels: Schlage die Erde! Und er schlug dreimal und stand stille.

Er sprach: Nämlich der Prophet Elisa redete noch weiter mit dem Könige.

Nimm: Fasse etliche Pfeile in deine Hand.

19. Da wurde der Mann Gottes zornig auf ihn und sprach: Hättest du fünf- oder sechsmal geschlagen, so würdest du die Syrer geschlagen haben, bis sie aufgerieben wären; nun aber wirst du sie dreimal schlagen.

Hättest du: Denn Gott hatte es also beschlossen und dem Propheten geoffenbart, dass er dem Könige so oft den Sieg verleihen wollte wider die Syrer, so oft er mit den Pfeilen auf die Erde schlagen würde. Obwohl nun diese Sachen der menschlichen Vernunft lächerlich und schier ungereimt oder auch wohl abergläubisch, wo nicht ganz zauberisches Bedenken und vorkommen möchten. So soll man doch denken, weil es alles aus Anregung des Heiligen Geistes geschehen, dass die menschliche Weisheit hier keine unbillige Ursache zu lachen habe. Und sind diese äußerlichen Zeremonien dem Könige Joas gleichsam ein Sakrament oder Versicherung gewesen, dadurch er des Sieges wider die Syrer vergewissert wäre, dessen er bei so großer Macht des damals syrischen Königreichs ganz wohl benötigt gewesen. [Also, wenn wir wider den Satan streiten sollen, so stärkt uns Gott mit dem Sakrament des heiligen Abendmahls und vergewissert uns des Sieges, dass je öfter wir es (doch mit würdiger Vorbereitung) gebrauchen, je mehr wir wider des Teufels Anläufe obsiegen.]

20. Da aber Elisa gestorben war und man ihn begraben hatte, fielen die Kriegsleute der Moabiter ins Land desselben Jahres.

Land: Es war eine streifende Rotte auf einen Streif ausgezogen, der Meinung, dass sie etwas erbeuten wollten.

21. Und es begab sich, dass sie einen Mann begruben; da sie aber die Kriegsleute sahen, warfen sie den Mann in Elisas Grab. Und da er hinkam und die Gebeine Elisas anrührte, wurde er lebendig und trat auf seine Füße.

Elisa Grab: Denn es waren die Kirchhöfe oder Gottesacker vorzeiten außerhalb den Städten wie auch noch an etlichen Orten. Darum, da die Totengräber der Feinde Zukunft gewahr wurden, haben sie des Elisa Grab, welches meines Erachtens inwendig hohl und oben nur mit einem Stein bedeckt gewesen, in der Eile geöffnet und den toten Körper dort hineingeworfen, damit er nicht unbegraben bliebe und sie desto eher wieder in die Stadt vor dem Feinde kommen möchten.

Er: Der gestorbene Mensch, der zu Elisa war ins Grab geworfen worden.

Füße: Über welcher Sache sich nicht unrecht jedermann zum höchsten verwundert, wer zugegen gewesen. Hat also auch der tote Elisa Wunderzeichen getan zur Bestätigung seiner Lehre, die er bei seinen Lebzeiten führte. [Doch kann man die Wallfahrten, welche zu den Gräbern der Heiligen geschehen, auf diesen Ort nicht gründen, viel weniger die Betrügereien, so mit ihren Gebeinen begangen werden, gut heißen, als ob in der verstorbenen Heiligen Leiber eine besondere Kraft zu heilen oder gesund zu machen verborgen wäre. Denn die Wunderzeichen geschehen aus Gottes und keines Heiligen Kraft: Und sind geschehen, nicht dass man Wallfahrten zu den Heiligen anrichten soll oder sie anrufen, sondern zur Bestätigung ihres Predigtamts. Und hat Gott eben durch dies Wunderwerk wollen zu verstehen geben, dass alles, was der Prophet Elisa in seinem Leben gelehrt, Gottes Wort gewesen und dass es zukünftig ergehen würde, wie er es zuvor verkündigt hatte, weil es von einem solchen Mann geredet wurde, den Gott gesandt hatte. Insbesondere aber hat Gott den König Joas des Sieges halben wider die Syrer damit vergewissern wollen, der sonst, nachdem die Sachen damals im Königreich Israel beschaffen waren, schier unglaublich schien. Aber die Wallfahrten zu der Heiligen Gräber haben keinen Befehl Gottes, dass man sie tun soll, wie sie auch keine göttliche Verheißung haben, dass sie zu etwas nutzen mögen, darum soll man sie unterlassen, weil auch ohne das noch viel Irrtum mit unterläuft.]

22. Also zwang nun Hasael, der König zu Syrien, Israel, solange Joahas lebte.

Lebte: Ausgenommen eine kurze Zeit, da die Israeliten ein wenig Ruhe hatte, wie zu Anfang dieses Kapitel gemeldet wurde. Aber später ist es unter dem Könige Joas ein wenig besser gestanden, besonders als Hasael gestorben, davon bald folgt.

23. Aber der Herr tat ihnen Gnade und erbarmte sich ihrer und wandte sich zu ihnen um seines Bundes willen mit Abraham, Isaak und Jakob; und wollte sie nicht verderben, verwarf sie auch nicht von seinem Angesicht bis auf diese Stunde.

Bundes: Denn es hatte Gott denselben Patriarchen versprochen, dass er ihre Nachkommen erhalten und väterliche Vorsorge für sie tragen wollte. [Es vergisst aber Gott seines Bundes zwar nie, den er mit uns in der Taufe gemacht hat, aber doch gedenkt er alsdann besonders daran, wenn noch fromme Leute vorhanden sind, welche in ihrem inbrünstigen Gebet, das aus wahrem Glauben kommt, Gott seines Bundes erinnern, dass er nämlich uns in der Taufe zu Kindern aufgenommen habe. Denn also erhört er unser Gebet und hilft. Wenn aber die Frommen hinweg sind und niemand mehr ist, der mit seinem Gebet den Zorn Gottes aufhält, so tut Gott, als ob er seines Volkes allerdings vergessen hätte und übergibt sie den Feinden zu plagen.]

Stunde: Da diese Geschichte beschrieben wurde.

24. Und Hasael, der König zu Syrien, starb und sein Sohn Benhadad wurde König an seiner statt.

Starb: Damit das Volk Gottes sich ein wenig wieder erholen könnte, weil derselbe als ein Tyrann ihnen viel Plage angetan hatte.

Ben Hadad: Der nicht so ein gewaltiger Kriegsmann gewesen wie der Vater.

25. Joas aber kehrte um und nahm die Städte aus der Hand Benhadads, des Sohnes Hasaels, die er aus der Hand seines Vaters Joahas genommen hatte mit Streit. Dreimal schlug ihn Joas und brachte die Städte Israels wieder.

Nahm: Nämlich mit Gewalt und bewaffneter Hand.

Mit Streit: Die er ihm nämlich unrechtmäßigerweise und mit Gewalt abgedrungen hatte. [Denn übel gewonnen, übel zerronnen, Und: Unrecht Gut kommt selten bis zum dritten Erben.]

Dreimal: Wie der Prophet Elisa vor seinem Ende ihm verheißen hatte. [Denn die göttlichen Verheißungen können nicht fehlen, sie sind geschehen, wie sie wollen.]


Das 14. Kapitel

  • Amazja zieht seines Vaters Totschläger zur Strafe, v. 1.
  • Als er die Edomiter geschlagen, bietet er dem Könige Israel eine Schlacht an, und da, der ihn warnt, will er dennoch nicht ablassen, darum er überwunden und gefangen wird. Auch werden die Mauern zu Jerusalem niedergerissen und wird der Tempel geplündert, v. 8.
  • Joas stirbt, dem folgt Jerobeam, v. 15.
  • Amazja wird zu Lachis erwürgt, dem folgt sein Sohn Asarja, v. 17.
  • Gott erweitert die israelitischen Grenzen durch Jerobeam, v. 23.
  • dem sein Sohn Sacharja nachfolgt, v. 29.

1. Im anderen Jahr Joas, des Sohnes Joahas, des Königs Israels, wurde Ahazia König, der Sohn Joas, des Königs Judas {2Chr 25v1}.

Im: Folgt jetzt weiter von den Königen Juda und ihren Verrichtungen.

2. Fünfundzwanzig Jahre alt war er, da er König wurde und regierte neunundzwanzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Joadan von Jerusalem.

Von Jerusalem: Ohne Zweifel aus einem vornehmen israelitischen Geschlecht. Und hat Joas, des Amazja Vater, in dem Fall weislich getan, dass er viel lieber aus seiner Untertanen Geschlecht ein frommes Ehegemahl nehmen wolle als eines heidnischen Königs Tochter, die ganz mächtig gewesen wäre. [Wie es denn auch viel besser wäre, dass die Fürsten eher geringeren Standes fromme und tugendhafte Gemahl nehmen als andere aus hohem Stamm und Herkommen, aber einer anderen Religion, von denen sie zum Abfall von der rechten Religion immer gereizt werden, dazu mit ihrer Pracht und Hoffart den Männern überlästig und dem ganzen Lande eine Beschwerde sind.]

3. Und er tat, was dem Herrn wohl gefiel, doch nicht wie sein Vater David, sondern wie sein Vater Joas tat, er auch.

Wohl gefiel: Nämlich in etlichen Stücken und eine Zeit lang, dass er die Abgötter und baalitischen falschen Gottesdienste nicht annahm.

Vater David: Er war nicht so beständig und rein im Glauben und in der Lehre als sein Vorfahre, der König David.

Er auch: Dass er etliche Jahre lange den rechten Gott Israels ehrte und nichts unterließ, was zur Beförderung des Gottesdienstes tauglich war.

4. Denn die Höhen wurden nicht abgetan, sondern das Volk opferte und räucherte noch auf den Höhen.

Höhen: Welcher Gottesdienst an hohen und lustigen Orten außerhalb des Tempels zu Jerusalem zwar guter Meinung, aber ohne Gottes Befehl verrichtet wurde. Denn weil Gott befohlen hatte, dass man nur im Tempel zu Jerusalem opfern soll, so haben ihm alle anderen Opfer missfallen, die man auf den Höhen oder sonst verrichtete. [Also gefallen Gott die Gottesdienste nicht, welche er in seinem Worte nicht befohlen hat.] Es ist aber dieser Amazja bei der wahren Gottseligkeit auch nicht beständig geblieben, ebenso wenig als sein Vater Joas, denn nachdem er die Edomiter überwunden, hat er ihre Götzen angebetet und da ihm ein Prophet deshalb zugeredet, hat er demselben den Tod gedroht und ist also in seinem gottlosen Wesen gestorben {2Chr 25}.

5. Da er nun des Königreichs mächtig wurde, schlug er seine Knechte, die seinen Vater, den König, geschlagen hatten.

Schlug er: Denn obwohl sein Vater um seiner Bosheit willen gerechte Strafe empfangen, die ihm Gott zugeschickt, so haben doch seine Knechte oder Diener sich nicht darum wider ihn aufgelehnt und empört, dass sie Gott begehrten ein Gefallen daran zu tun, sondern dass sie ihren Mutwillen vollbrächten, darum hat sie Amazja richtig zur angemessenen Strafe gezogen. [Kann es deswegen es wohl geschehen, dass in einer Tat Gottes Wille und des Menschen Wille einerlei sei, aber unterschiedliche Ursachen haben. Also dass der Wille Gottes immer gut, heilig und gerecht, aber des Menschen Wille boshaft, unrecht und schädlich ist. Und welche an ihren Oberherren Gewalt legen, die sterben keines rechten Todes.]

6. Aber die Kinder der Totschläger tötete er nicht; wie es denn geschrieben steht im Gesetzbuch Moses, da der Herr geboten hat und gesagt: Die Väter sollen nicht um der Kinder willen sterben und die Kinder sollen nicht um der Väter willen sterben, sondern ein jeglicher soll um seiner Sünde willen sterben {Hes 18v20}.

Er nicht: Sondern hat die öffentliche und allgemeine Amtes Rache gemäßigt, dass er nicht zu streng gefahren ist.

Gesetzbuch: {5Mos 24} [Soll man deswegen die Kinder, wenn sie fromm sind, ihrer Eltern Bosheit nicht entgelten lassen. Und soll eine Obrigkeit in Achthaben, dass sie die Schärfe der Strafe mit der Lindigkeit mäßige.]

7. Er schlug auch der Edomiter im Salztal zehntausend und gewann die Stadt Sela mit Streit; und hieß sie Jaktheel bis auf diesen Tag.

Salztal: An welchem Ort ohne Zweifel etliche Salzbrunnen oder Gruben waren, daher er den Namen bekam.

Streit: Er hat sie mit Gewalt und bewaffneter Hand erobert {1Chr 25}. Wird gemeldet, dass Amazja auch aus dem israelitischen Königreich 100.000 Mann genommen, dass sie mit ihm in den Krieg ziehen sollten, um 100 Zentner Silbers, welches nach meiner Rechnung in die 16.000 Taler macht. Aber weil er vom Propheten dazu angemahnt wurde, hat er dieselben vor der gehaltenen Schlacht wieder heimziehen und laufen lassen.

Diesen Tag: Da dies beschrieben wurde, ist ihm der Name noch geblieben. Und ist zwar bis daher Amazja ein frommer und glückseliger Regent gewesen: Als er aber die Edomiter geschlagen und überwunden, hat er ihre Götzen mit sich gen Jerusalem gebracht und ihnen göttliche Ehre erzeigt. Und da er deshalb vom Propheten gestraft wurde, hat er denselben heißen stille schweigen und allerdings ungestraft {2Chr 25}. Darum ihn auch Gott verstoßen hat und hat er nach seinem Abfall sich und die Seinen zugrunde gerichtet. [Darum sollen wir bei dem Abfall eines solche Königs erinnert sein und Gott anrufen, dass er uns durch die Gnade seines Heiligen Geistes regieren wolle, damit wir nicht allein wohl anfangen, sondern auch in der rechten Religion und wahren Gottseligkeit bis ans Ende beständig beharren mögen.]

8. Da sandte Amazia Boten zu Joas, dem Sohn Joahas des Sohnes Jehus, dem Könige Israels und ließ ihm sagen: Komm her, lass uns miteinander messen!

Messen: Lass uns ein Gänglein miteinander tun und sehen, wer unter uns die besten Kriegsleute hat. Denn als der König Amazja in Abgötterei gefallen, ist er auch noch dazu stolz und übermütig geworden. So mag es auch wohl geschehen sein, dass sie vor der Zeit einander angefeindet und einen heimlichen Neid wider einander getragen haben, wie bisweilen unter benachbarten Königen und Regenten zu geschehen pflegt. Weil aber der König Amazja nach erhaltenem Sieg wider die Edomiter ihm bereits die Herrschaft über die ganze Welt selber einbildete, so lässt er den Hass hervor, welchen er zuvor heimlich wider den König in Israel getragen und bietet ihm eine öffentliche Schlacht an. [Denn wenn es den Leuten wohl geht, so werden sie ganz übermütig und missbrauchen der Gaben Gottes zu ihrem Schaden und Verderben, sofern sie nicht vom Heiligen Geiste regiert und im Zaum gehalten werden.]

9. Aber Joas, der König Israels, sandte zu Amazia, dem Könige Judas und ließ ihm sagen: Der Dornstrauch, der im Libanon ist, sandte zur Zeder im Libanon und ließ ihr sagen: Gib deine Tochter meinem Sohn zum Weibe! Aber das Wild auf dem Felde im Libanon lief über den Dornstrauch und zertrat ihn.

Sagen: Also dass er ihm seine Torheit mit einem feinen Gleichnis zu verstehen gab.

Dornstrauch: Da er ungefähr einen Wandersmann, der vorüber ging, ein wenig in einen Fuß verletzt hatte, dass es einen Blutstropfen oder zwei geben, fing er an, stolz zu werden, und weil er seinem Bedenken nach etwas Großes verrichtet hatte, wollte er nicht mehr unter das andere Gesträuch im Walde Libanon gezählt werden, sondern trachtete nach etwas Höherem.

Zum Weibe: Denn ich bin es, dem an Stärke und Würde es kein anderer leicht bevor tut.

Zutrat: Denn da dieses Dornstrauchs Übermut erschollen, haben die Tiere des Waldes seiner gespottet und hat sie daneben verdrossen, dass der Dornstrauch einen solchen Übermut treibe, darum sie ihn zu Boden getreten, dass er mit seinem Verderben seinen Stolz büßen müsse. Einen solchen Ausgang, will Joas zu Amazja sagen, wird es mit dir auch gewinnen.

10. Du hast die Edomiter geschlagen, des überhebt sich dein Herz. Habe den Ruhm und bleibe daheim; warum ringst du nach Unglück, dass du fällst und Juda mit dir?

Überhebt: Zu deinem Schaden und Verderben, weil du meinst, du wollest noch einen größeren Ruhm erjagen und es werde dir immer so hinausgehen, wie es dir diesmal mit den Edomitern geraten ist.

Ruhm: Lass dich an dem genügen, dass du die Edomiter überwunden hast und bleib mit deinen armen Leuten daheim, das rate ich dir, du wirst sonst Streichen nachgehen und wenn es zum Treffen kommt, wirst du mit deinem Kriegsvolk den Kürzeren ziehen und zertreten werden wie der Dornstrauch im Libanon. [Denn es sind beide, Gott und die Menschen, der Hoffart feind und nimmt selten ein gutes Ende damit.]

11. Aber Amazia gehorchte nicht. Da zog Joas, der König Israels, herauf; und sie besahen sich miteinander, er und Amazia, der König Judas, zu Beth-Semes, die in Juda liegt.

Gehorchte nicht: Denn er solches Gleichnis für einen Spott aufgenommen, darum er sich allerdings zum Kriege gerüstet. [Und geht es also zu, dass die Unverständigen nicht nur sich selbst nicht raten können, sondern auch anderer Leute nützliche und heilsame Ratschläge verwerfen. Wie es auch mit denen beschaffen ist, welchen Gott der Herr seinen Heiligen Geist entzieht und mit seiner Gnade von ihnen weicht.]

Beth Semes: Da die Schlacht geschehen war.

12. Aber Juda wurde geschlagen vor Israel, dass ein jeglicher floh in seine Hütte.

Juda: Nämlich das Kriegsheer aus dem Königreich Juda.

Israel: Das ist: Von des Königs in Israel Kriegsvolk.

Jeglicher: Von des Amazja Kriegsvolk, nachdem sie die Schlacht verloren hatten.

13. Und Joas, der König Israels, griff Amazia, den König Judas, den Sohn Joas des Sohnes Ahasjas, zu Beth-Semes; und kam gen Jerusalem und zerriss die Mauern Jerusalems von dem Tor Ephraim an bis an das Ecktor, vierhundert Ellen lange.

Beth Semes: Dahin er aus der Schlacht geflohen war.

Jerusalem: Da man die Tore vor dem siegreichen israelitischen Könige und weil er den König in Juda gefangen mit sich führte, nicht zuschließen durfte.

Ephraim: Welches also genannt wurde, weil es gegen dem Lande des Stammes Ephraim gesehen. Er hatte aber die Mauern zum Teil niedergerissen, damit die Kinder Juda zukünftig desto besser zurückgehalten würden und nicht so bald wieder einen Krieg anzettelten, in Betrachtung ihrer festen Stadt, darauf sie sich verlassen möchten.

14. Und nahm alles Gold und Silber und Geräte, das gefunden wurde im Hause des Herrn und im Schatz des Königshauses, dazu die Kinder zu Pfand; und zog wieder gen Samaria.

Zu Pfand: Die er zur Geisel behalten und ihn, den König Amazja, wieder losgelassen hat.

Zog wieder: Da er dem Amazja sein beraubtes und geplündertes Königreich wieder zugestellt, der es ohne Ruhm und mit schlechten Ehren wieder besessen. [Einen solchen Ausgang gewinnt es mit denen, die sich ihrer Gaben überheben und unnötige Unruhe, es sei gleich im weltlichen Regiment oder in der Kirche, erregen.]

15. Was aber mehr von Joas zu sagen ist, das er getan hat und seine Macht und wie er mit Amazia, dem Könige Judas, gestritten hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels {2Chr 25v17}.

Joas: Dem König in Israel.

16. Und Joas entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben zu Samaria unter den Königen Israels. Und sein Sohn Jerobeam wurde König an seiner statt.

Entschlief: Und ist zwar rühmlich gestorben, aber ohne wahre Gottesfurcht. [Es hilft aber wenig, wenn einer gleich einen großen Namen auf Erde hinter sich lässt und seine Seele unterdes um seiner Bosheit willen in der Hölle gepeinigt wird.]

Zu Samaria: Da seine Voreltern auch begraben waren.

17. Amazia aber, der Sohn Joas des Königs Judas, lebte nach dem Tode Joas des Sohnes Joahas des Königs Israels, fünfzehn Jahre.

Fünfzehn: Welche Zeit über seine Untertanen einen heimlichen Widerwillen auf ihn geworfen, dass er aus einer Verwegenheit des israelitischen Königs Kriegsvolk zur Unzeit ihnen über den Hals gezogen hätte und also Anlass gab zur Plünderung der Stadt und des Tempels. Wie aber solcher Widerwille endlich ausgebrochen, folgt bald später.

18. Was aber mehr von Amazia zu sagen ist, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas {2Chr 25v1}.

19. Und sie machten einen Bund wider ihn zu Jerusalem; er aber floh gen Lachis. Und sie sandten hin ihm nach gen Lachis und töteten ihn dort.

Sie: Nämlich seine eigenen Untertanen. Denn also strafte Gott seinen Abfall von der rechten Religion mit dem Abfall seiner Untertanen, dass sie sich aus seinem Gehorsam entzogen und einen Aufruhr wider ihn erregten.

Floh: Da er den Aufruhr sah und meinte also sein Leben zu retten und Sicherheit zu finden, war aber vergebens.

dort: Denn sie die Bürgerschaft da auch wider ihn aufgebracht, dass sie ihn nicht zu schützen begehrten.

20. Und sie brachten ihn auf Rossen; und er wurde begraben zu Jerusalem bei seinen Vätern in der Stadt Davids.

Rossen: Sie haben ihn auf ein Pferd gelegt und ehe sie gen Jerusalem gekommen, etliche Mal abgewechselt, dass er von einem Pferde aufs anderer geworfen und zu beiden Seiten herabgehangen, wie man einen Sack über ein Ross legt und ist also gen Jerusalem gebracht worden. Welches den auch eine Schmach gewesen, die man dem toten Körper antat.

Väter: Da seine Voreltern auch lagen, welches die Bürger zu Jerusalem geschehen lassen, als sie ihren Willen erfüllt und ihr Mütlein an ihm gekühlt hatten. [Wir sollen Gott lernen fürchten und bei der rechten Religion in wahrer Demut, mit Hilfe und Beistand des Heiligen Geistes, bis zu Ende unseres Lebens beharren, damit uns nicht auch Ungefähres widerfahre.]

21. Und das ganze Volk Judas Name Asarja in seinem sechzehnten Jahr und machten ihn zum Könige anstatt seines Vaters Amazia.

Zum Könige: Denn sie nicht dem ganzen königlichen Geschlecht feind waren, sondern nur allein des Königs Amazja Person gehasst hatten, darum sie dessen Sohn, den sie erschlagen, auf den königlichen Stuhl setzen. [Auf dass die göttliche Verheißung fest bliebe, die dem David geschehen war, dass seine Nachkommen eine lange Zeit das Königreich und die Regierung behalten sollten.]

22. Er baute Elath und brachte sie wieder zu Juda, nachdem der König mit seinen Vätern entschlafen war.

Sie wieder: Da sie vielleicht der König Israel eine Zeit lang in seiner Gewalt hatte.

23. Im fünfzehnten Jahr Amazias, des Sohnes Joas des Königs Judas, wurde Jerobeam, der Sohn Joas König über Israel zu Samaria einundvierzig Jahre {Am 1v1 7v9}.

Im: Jetzt kommt die Schrift wieder auf die Regierung im Königreich Israel.

24. Und tat, das dem Herrn übel gefiel und ließ nicht ab von allen Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte.

Übel gefiel: Denn er in seiner Vorfahren Fußstapfen getreten.

Jerobeam: Welcher der erste König in Israel erwählt wurde nach Salomons Tode, da sich das Volk Israel teilte.

Sündigen machte: Da er einen besonderen und falschen Gottesdienst anrichtete mit den goldenen Kälbern. In welchem Tun er nicht allein für sich selbst schwerlich gesündigt, sondern auch seine Untertanen zu gleicher Sünde verursacht hat. [Und sieht man hier, wie eine gräuliche Sünde es sei, wenn man Abgötterei anrichtet. Denn der das tut, ist an aller anderer Abgötterei schuldig, die später getrieben wird. Weil die Nachkommen oft ihren Voreltern folgen.]

25. Er aber brachte wieder herzu die Grenze Israels von Hemath an bis ans Meer, das im blachen Felde liegt, nach dem Wort des Herrn, des Gottes Israels, das er geredet hatte durch seinen Knecht Jona, den Sohn Amithais, den Propheten, der von Gath-Hepher war.

Grenze: Also dass er die Städte und Flecken wieder ein bekam und eroberte, welche von den benachbarten Heiden zuvor dem Königreich Israel abgedrungen und entzogen waren. Denn obwohl Gott große und rechte Ursache hatte, dass er die Israeliten allerdings vertilgte, so hat er sich doch seines Volkes Israel, welches so jämmerlich geplagt wurde, wieder erbarmt und diesem letzten Jerobeam Sieg verliehen und ihm Glück geben, damit also die Kinder Israel mit solcher Gütigkeit zur Buße gelockt würden.

Jona: Dies ist der Jona, welcher den Niniviten die Buße gepredigt hat. Und haben zugleich mit ihm gelebt, Jesaja, Hosea, Amos, Micha und andere mehr, die auch vortreffliche Propheten waren und neben ihm das Wort Gottes in den Königreichen Juda und Israel gepredigt haben. Denn weil es nicht mehr lange bis zu dem assyrischen Gefängnis war, so hat Gott zuvor sein Volk durch das Predigtamt zur Buße lassen ermahnen. [Gleichwie er vor dem großen Jammer, der vor dem Jüngsten Tage hergehen wird, den trefflichen Mann Gottes Dr. Luther, heiliger Gedächtnis und andere herrliche Lehrer erweckt, welche wider die päpstliche Abgötterei und andere Ketzereien gepredigt haben.] Es hat aber Gott den israelitischen Könige damals Glück gegeben wider die Feinde des Volkes Gottes, obwohl derselbe König auch gottlos gewesen, ebenso wohl als andere vor ihm. Denn es haben ohne Zweifel, durch der vorgemeldeten Propheten Predigten viele Israeliten sich mit Ernst zu Gott bekehrt, derer Gott verschont und ihnen Hilfe geleistet, damit sie nicht allerdings von den benachbarten Heiden unterdrückt würden.

26. Denn der Herr sah an den elenden Jammer Israels, dass auch die Verschlossenen und Verlassenen dahin waren und kein Helfer war in Israel.

Dahin waren: Das ist: Dass die Feinde auch der allerelendesten Leute nicht verschont hatten, als die im Gefängnis verschlossen gehalten und sonst von jedermann verlassen werden. Es wird aber mit diesen Worten, der elende Zustand im Königreich Israel zu verstehen gegeben.

Kein Helfer: [Wenn aber alle menschliche Hilfe aus ist, so ist die göttliche Hilfe am allernächsten vor der Tür. Und sieht Gott, besonders an denen die sich bekehrt haben, nicht an, was sie vor der Zeit mit ihren Sünden wohl verdient hätten, sondern betrachtet, was ihr Elend bedarf und seine Barmherzigkeit fordert {Ps 103}.]

27. Und der Herr hatte nicht geredet, dass er wollte den Namen Israels austilgen unter dem Himmel und half ihnen durch Jerobeam, den Sohn Joas.

Nicht geredet: Das ist: Obwohl Gott kurz zuvor sein Volk sehr plagen und Ängsten ließ, als ob er sie allerdings aus der acht gelassen hätte, so war es doch seine Meinung nicht, dass er die Israeliten wollte allerdings von der Erde vertilgen, damit sie kein Volk mehr wären, sondern wollte sie züchtigen, auf dass sie Buße taten. [Denn wenn wir gerichtet (das ist gestraft) werden vom Herrn, so werden wir väterlich von ihm gezüchtigt, auf dass wir nicht samt der Welt verdammt werden {1Kor 11}.] Weil deswegen die Geißel Gottes und der Propheten Predigten bei etlichen Israeliten nicht ohne Furcht abgegangen waren, so hat er sie nicht allerdings lassen von den Feinden aufgerieben werden. [Denn den bußfertigen Sündern werden die Strafen gemildert, oder auch wohl ganz hinweg genommen. So braucht auch oft Gott gottlose Regenten dazu, dass sie die Auserwählten retten müssen.]

28. Was aber mehr von Jerobeam zu sagen ist und alles, was er getan hat und seine Macht, wie er gestritten hat und wie er Damaskus und Hemath wiedergebracht an Juda in Israel, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

Gestritten: Dass er viele und große Kriege geführt und glücklich beendet hat.

An Juda: Denn er dieselbe Stadt, nachdem er sie den Feinden abgedrungen, dem Stamm Juda wieder zugestellt hat, zu dem sie gehörte.

Chronik: Dass aber die folgenden Bücher der Chronik nicht damit gemeint wurden, ist aus diesem einzigen Ort, wenn gleich sonst nichts wäre, gut zu sehen. Weil in denselben von dieses Jerobeams Verrichtungen nichts gemeldet wird.

29. Und Jerobeam entschlief mit seinen Vätern, mit den Königen Israels. Und sein Sohn Sacharja wurde König an seiner statt.

Entschlief: Und ließ einen großen Namen hinter ihm von wegen seiner Kriege, aber seine Gottseligkeit halben gar nicht. [Wie denn viele Regenten also absterben, dass sie viel eher ihrer Tapferkeit als Frömmigkeit halben mit Wahrheit können gelobt werden.]


Das 15. Kapitel

  • Asarja, der sonst ein frommer König war und aber das Ziel seines Berufes überschritten, wird von Gott mit dem Aussatz gestraft und verwaltet Jotham sein Sohn das Königreich, v. 1.
  • Der gottlose König in Israel Sacharja wird vom Sallum erwürgt, v. 8.
  • Welcher wiederum vom Menahem hingerichtet wird, der aber auch ganz tyrannisch regiert, v. 13.
  • Nach ihm folgt Pekahja, v. 23.
  • Der von Pekah erschlagen wird, welcher Pekah viel Städte in Galiläa verliert, v. 27.
  • Jotham regiert wohl und gottselig, tut aber doch die Höhen nicht ab und macht einen großen Thoram Tempel, v. 32.
  • Auf ihn folgt Ahas, v. 38.

1. Im siebenundzwanzigsten Jahr Jerobeams, des Königs Israels, wurde König Asarja, der Sohn Amazias, des Königs Judas.

Im: Jetzt werden des Königs Asarja Taten beschrieben, der im Königreich Juda regiert hat und sonst auch mit einem anderen Namen Usia geheißen wurde, wie 2 Chronik. 26. zu sehen, da seine Verrichtungen weitläufiger erzählt werden.

2. Und war sechzehn Jahre alt, da er König wurde und regierte zweiundfünfzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jechalja von Jerusalem.

Regierte: Wäre auch ganz glückselig in der Regierung gewesen, wenn er in der Furcht Gottes bis zum Ende seines Lebens beharrt hätte.

3. Und tat, das dem Herrn wohlgefiel, aller Dinge wie sein Vater Amazia,

Wohl gefiel: Er bekannte sich zu der rechten Religion.

Vater: Da derselbe noch die rechte Religion handhabte.

4. ohne dass sie die Höhen nicht abtaten; denn das Volk opferte und räucherte noch auf den Höhen.

Höhen: Welche ohne Gottes Wort zum Gottesdienst geweiht waren.

Abtaten: Welches, wenn er getan, so hätte er ein herrliches rechtschaffenes und ewiges Lob davon gebracht.

Volk: Das er nicht von sich sie wollte abwenden ihrer Gottesdienste, dazu sie eine besondere Lust und Anmutung hatten. Es sollte aber einem nicht unrecht wundernehmen, dass die Leute demselben Gottesdienst auf den Höhen so steif angehangen, da sie doch zu Jerusalem einen ganz herrlichen Tempel hatten, darin sie Gott täglich recht dienen konnten. [Aber es geht so, dass die Menschen immer mehr Lust dazu haben, dass ihnen verboten ist, als zu dem, dass ihnen befohlen wurde, so wohl in weltlichen und anderen Geschäften, als besonders in Religionssachen.]

5. Der Herr plagte aber den König, dass er aussätzig war bis an seinen Tod und wohnte in einem sondern Hause. Jotham aber, des Königs Sohn, regierte das Haus und richtete das Volk im Lande.

Plagt: Die Ursache, warum ihn Gott also gestraft, findet man 2. Chron. 26. Denn ob er wohl sich zuerst recht gehalten, solange er den Propheten Sacharia gehört und seiner Lehre gefolgt, darum er auch Glück hatte, und ist ihm alles wohl vonstattengegangen zu Kriegs- und Friedenszeiten. Da er aber sich seines guten Glücks überhebt und an die Königliche Hoheit sich nicht ersättigen lässt, sondern auch die priesterliche Würde an sich ziehen wollen, dazu der Priester Widersprechen sich nichts irren lassen und in den Tempel gegangen, dahin allein den Priestern zu gehen gebührte, der Meinung, dass er räuchern wollte, so hat Gott solchen Vorwitz und Übermut nicht leiden können und ihn mit dem Aussatz geschlagen, dass man ihn von des Königreichs Verwaltung müsse absetzen. [Bei welchem Beispiel weltliche Personen zu lernen haben, dass sie sich nicht in solche Händel mischen sollen, die allein den Kirchendienern abzuhandeln untergeben wurden. Und sollen auch die Kirchendiener wiederum achthaben, dass sie nicht aus ihrem Beruf schreiten. Denn wer mehr begehrt als ihm gebührt, der verliert auch das, was er zuvor hatte.]

Sondern Hause: So von anderen Gebäuden abgesondert war. [Denn die Aussätzigen sollen nicht unter gesunden Leuten umgehen, damit sie nicht auch andere Leute verunreinigen.]

Regierte: Er verwaltete unterdes das Königreich als ein Statthalter, bis der Vater starb. [Und ist dies Beispiel der Frömmigkeit und Ehrerbietung des Jothams gegen seinen Vater zu loben, dass er durch des Vaters Aussatz nicht die Gelegenheit an die Hand genommen und das Königreich noch bei seines Vaters Lebzeiten zu sich gerissen hat.]

6. Was aber mehr von Asarja zu sagen ist und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas.

7. Und Asarja entschlief mit seinen Vätern; und man begrub ihn bei seinen Vätern in der Stadt Davids. Und sein Sohn Jotham wurde König an seiner statt.

Entschlief: Es ist aber zu hoffen, dass Asarja noch bei seinen Lebzeiten, die er mit dem Aussatz jämmerlich vollends zugebracht, durch die Geißel Gottes erinnert, seine Sünde erkannt habe, Buße getan und selig geworden sei. [Denn es treten auch die Auserwählten bisweilen von dem Wege der Gebote Gottes weit ab und beiseite aus, wenn sie aber von Gott gezüchtigt werden, so wenden sie wiederum und werden erhalten.]

8. Im achtunddreißigsten Jahr Asarjas, des Königs Judas, wurde König Sacharja, der Sohn Jerobeams, über Israel zu Samaria sechs Monden.

Im: Folgt wiederum von den Königen, die im Königreich Israel regiert haben.

9. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, wie seine Väter getan hatten. Er ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte.

Übel gefiel: Weil er sich mit der Abgötterei und anderen Lastern sehr an Gott versündigte. [Ist es deswegen in Religionssachen nicht genug, dass man sich auf seiner Voreltern Glauben beruft, wo man nicht auch beweisen und tun kann, dass derselbe recht und rein gewesen.]

Sündigen machte: In dem er einen neuen Gottesdienst bei den goldenen Kälbern anrichtete.

10. Und Sallum, der Sohn Jabes, machte einen Bund wider ihn und schlug ihn vor dem Volk und tötete ihn; und wurde König an seiner statt.

Volk: Er hatte ihn angefallen in Beisein vieler Leute. [Obwohl nun dieser Sallum unredlich an seinem Herrn und Könige gehandelt hatte, so hatte doch Sacharja solche Strafe aus gerechtem Urteil Gottes wohl verdient, darum er sie auch empfing.]

11. Was aber mehr von Sacharja zu sagen ist, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

12. Und das ist es, das der Herr Jehu geredet hatte: Dir sollen Kinder ins vierte Glied sitzen auf dem Stuhl Israels; und ist also geschehen.

Geredet: Denn es hat Jehu vier seiner Nachkommen, die nacheinander Könige in Israel waren. [Wenn denn Gott einem gottlosen Könige und desselben gottlosen Nachkommen seine Verheißung so steif gehalten, wie vielmehr wird er uns, die wir zu ihm bekehrt sind, fest und treulich halten, was er uns versprochen hat, es sei gleich an leiblichen oder geistlichen Gütern.]

13. Sallum aber, der Sohn Jabes wurde König im neununddreißigsten Jahr Asarjas, des Königs Judas und regierte einen Monden zu Samaria.

14. Denn Menahem, der Sohn Gadis, zog herauf von Thirza und kam gen Samaria und schlug Sallum, den Sohn Jabes zu Samaria und tötete ihn; und wurde König an seiner statt.

Tötete: Hat also Sallum mit Blut verloren und wiederum von Händen geben müssen, was er mit Blut erworben und zuwege gebracht. [Denn übel gewonnen, übel zerronnen. Und wer unrechtmäßigerweise Menschen Blut vergießt, des Blut wird wieder durch Menschen vergossen werden.]

15. Was aber mehr von Sallum zu sagen ist und seinem Bund, den er anrichtete, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

Anrichtet: Nämlich wider seinen Herrn den König Sacharja.

16. damals schlug Menahem Tiphsah und alle, die darin waren und ihre Grenze von Thirza, darum dass sie ihn nicht wollten einlassen; und schlug alle ihre Schwangeren und zerriss sie.

Schlug: d. i. Er eroberte dieselbe Stadt mit Gewalt.

Grenze: Das ist: Er hat auch die benachbarten Flecken und Orte verwüstet, so dort herum gelegen, bis zu der Stadt Thirza. In Summe, er hat mit Morden und Brennen zu Tiphsah übel gehaust.

Einlassen: Dass sie die Tore vor ihm zugeschlossen, weil er seinen Herrn, den König erschlagen und das Königreich mit Gewalt zu sich gerissen hatte.

Zerriss: Also dass vielleicht die noch unzeitige Geburt heraus gefallen, welches eine recht teuflische Tyrannei war. [Aber doch war es an sich selbst vor Gott eine wohlverdiente Strafe, von wegen, dass die Israeliten von der wahren Religion zur Abgötterei abgefallen waren.]

17. Im neununddreißigsten Jahr Asarjas, des Königs Judas, wurde König Menahem, der Sohn Gadis, über Israel zehn Jahre zu Samaria.

18. Und tat, das dem Herrn übel gefiel. Er ließ sein Leben lang nicht von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte.

Leben lang: Ist also die ganze Zeit über seines Lebens an der Abgötterei hängen geblieben, die Jerobeam vor etliche hundert Jahren angerichtet hatte, war dazu ein gräulicher Tyrann und hatte das Königreich mit Gewalt an sich gezogen.

19. Und es kam Phul, der König von Assyrien, ins Land. Und Menahem gab dem Phul tausend Zentner Silbers, dass er es mit ihm hielte und bekräftigte ihm das Königreich.

Kam: Nämlich mit einem Kriegsheer, in willens das Land Israel zu überziehen.

Gab: Da er hätte sollen sich demselben Könige tapfer widersetzen und das Volk Israel vor ihm schützen, auch mit bußfertigem Herzen Gott um Hilfe anrufen, tut er dergleichen nichts, sondern trachtet nur dahin, wie er mit seiner armen Untertanen Schaden den Tyrannen ihm zum Freunde machen möge, hält sich also ein Tyrann zum anderen.

Tausend Zentner: Welche meines Erachtens in die fünfmal hunderttausend Taler machen.

Bekräftigt: Also dass der Phul ihm Beistand leistete wider seine Bürger und Untertanen, die Israeliten, dass er sie bezwingen und unter seine Gewalt bringen möchte, weil sie sich ihm, als einen Tyrannen, nicht gern untergaben. Und ist dies eben ein Ding gewesen, als wenn ein König oder Fürst christlichen Namens mit dem Türken ein Bündnis machte und Hilfe an ihm begehrte, damit er seine Untertanen zum Gehorsam brächte. [Es ist aber ein solches Regiment nicht beständig, das vielmehr mit Furcht als mit gutem Willen zuwege gebracht wird.]

20. Und Menahem setzte ein Geld in Israel auf die Reichsten, fünfzig Sekel Silbers auf einen jeglichen Mann, das er dem Könige von Assyrien gäbe. Also zog der König von Assyrien wieder heim und blieb nicht im Lande.

Setzte: Er legt eine Schatzung auf die Untertanen. Denn weil er die zuvor genannte Summe nicht in seinem Vermögen hatte, so presst er sie von seinen Untertanen heraus.

Fünfzig Sekel: Welche nach der gemeinen Rechnung in die dreizehn halben Taler gemacht, nach dem Sekel des Heiligtums aber, noch so viel. [Haben also die Israeliten, da sie vor der Zeit etliche Jahre lange ihr Geld zum Überfluss und Üppigkeit missbraucht hatten, wie auch zu anderen Sünden sich dadurch bewegen lassen, gegen den Armen aber ganz karg und filzig waren, jetzt mit ihrem eigenem Geld ihre Dienstbarkeit kaufen müssen. Man darf sich auch hier so hoch nicht darüber verwundern, dass die Tyrannen der Untertanen Güter zu sich reißen, da sie wohl sonst ihres Lebens auch nicht schonen.]

Wieder heim: Als er das Geld empfangen. Und sind die Kinder Israel zwar von einem fremden Tyrannen befreit worden, aber darum der Dienstbarkeit nicht los gewesen.

21. Was aber mehr von Menahem zu sagen ist und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

22. Und Menahem entschlief mit seinen Vätern; und Pekahja, sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Vätern: Ist es deswegen diesem Tyrannen glücklich hinausgegangen, was er angefangen hat. [Denn Gott lässt bisweilen die Laster in dieser Welt ungestraft hingehen, uns damit zu erinnern, dass nach diesem Leben noch ein anderes Leben zukünftig sei, in dem die Gottlosen ewige Strafe werden leiden müssen.]

23. Im fünfzigsten Jahr Asarjas, des Königs Judas, wurde König Pekahja, der Sohn Menahems, über Israel zu Samaria zwei Jahre.

24. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, denn er ließ nicht von der Sünde Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte.

25. Und es machte Pekah, der Sohn Remaljas, seines Ritters, einen Bund wider ihn und schlug ihn zu Samaria im Palast des Königshauses, mit Argob und Arne und fünfzig Mann mit ihm von den Kindern Gileads und tötete ihn; und wurde König an seiner statt.

Mit Argob: Das ist: Pekah hatte zwei Mitgesellen, die es mit ihm gehalten und ihm zu seinem Vorhaben geholfen haben, neben denen er noch andere fünfzig aus dem Stamm Manasse an sich gezogen und zu seinem Beistand gebraucht hat. [Sollen deswegen die Regenten auf ihre vornehmsten Diener sich nicht ganz zu sehr verlassen. Denn es wohl geschehen kann, dass eben die selbigen, welche ihrer Herren Leben zu schützen, ihr Blut vergießen sollten, die ersten sind, so Hand an ihnen legen. Doch sind fromme Fürsten und Regenten unter dem Schutz des Allerhöchsten im Himmel {Ps 91}.]

26. Was aber mehr von Pekahja zu sagen ist und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels.

27. Im zweiundfünfzigsten Jahr Asarjas, des Königs Judas, wurde König Pekah, der Sohn Remaljas, über Israel zu Samaria zwanzig Jahre.

28. Und tat, das dem Herrn übel gefiel; denn er ließ nicht von der Sünde Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel sündigen machte.

29. Zu den Zeiten Pekahs, des Königs Israels, kam Thiglath-Pilesser, der König zu Assyrien und Name Ijon, Abel-Beth-Maecha, Janoah, Kedes, Hazor, Gilead, Galiläa und das ganze Land Naphthali und führte sie weg nach Assyrien.

Führt sie: Nämlich die Einwohner derselben Länder und Städte führt er gefangen mit sich hinweg. Durch welchen Unfall desselben Volkes Sünden, Abgötterei und andere Laster gestraft wurden. Und ist diese Verheerung des Landes Naphthali ein Vortrab gewesen von dem babylonischen Gefängnis. [Also straft auch Gott der Christen Abgötterei und andere Sünden mit dem Türken, der bereits einen guten Teil Europa unter seine Gewalt gebracht hat.]

30. Und Hosea, der Sohn Elas, machte einen Bund wider Pekah, den Sohn Remaljas und schlug ihn Tod; und wurde König an seiner statt im zwanzigsten Jahr Jothams, des Sohnes Usias.

Tod: Denn wie er einem anderen getan hat, also ist ihm wiederum begegnet. [Weil die Tyrannen selten eines rechten Todes sterben und steigen sie oft so hoch auf, dass sie später desto härter fallen.]

Usia: Des Königs in Juda, der sonst mit einem anderen Namen auch Asarja hieß, wie in den vorigen Kapiteln seiner bereits gedacht wurde.

31. Was aber mehr von Pekah zu sagen ist und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Israels {2Chr 28v6}.

Getan hat: Doch wird im folgenden Kapitel auch noch etwas Denkwürdiges von diesem Könige erzählt.

32. Im anderen Jahr Pekahs, des Sohnes Remaljas, des Königs Israels, wurde König Jotham, der Sohn Usias, des Königs Judas {2Chr 27v1}.

Im: Jetzt kommt die Schrift wieder zu den Königen in Juda.

33. Und war fünfundzwanzig Jahre alt, da er König wurde und regierte sechzehn Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jerusa, eine Tochter Zadoks.

34. Und tat, das dem Herrn wohlgefiel, alle Dinge wie sein Vater Usia getan hatte,

Getan hatte: Also dass er weder der baalitischen noch der heidnischen Abgötterei sich teilhaftig gemacht.

35. ohne dass sie die Höhen nicht abtaten; denn das Volk opferte und räucherte noch auf den Höhen. Er baute das hohe Tor am Hause des Herrn.

Tor: Welches ganz herrlich und köstlich war. Daraus man etlichermaßen abnehmen kann, dass er die reine Religion und den Gottesdienst mit Fleiß hat begehrt zu befördern, Er hat auch die Ammoniter in einer Schlacht überwunden, wie 2. Chron. 27. von ihm gemeldet wird. [Denn welche der rechten Religion beipflichten, denen steht Gott auch bei, dass sie in ihrer Regierung Glück haben.]

36. Was aber mehr von Jotham zu sagen ist und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas.

Chronik: Welches Buch (wie oft gemeldet) nicht vorhanden ist.

37. Zu der Zeit hob der Herr an zu senden in Juda Rezin, den König zu Syrien und Pekah, den Sohn Remaljas {Esra 7v1}.

Zeit: Nämlich als Jotham gestorben war und sein gottloser Sohn Ahas dem Königreich vorstand, wie im folgenden Kapitel davon ausführlicher Bericht geschieht. Denn Gott hat den frommen König Jotham aus diesem Leben abgefordert, eher solches Unglück hereingefallen ist.

Und Pekah: Welche beide Könige dem Königreich Juda hart zugesetzt, haben es aber nicht überwältigen können.

38. Und Jotham entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben bei seinen Vätern in der Stadt Davids, seines Vaters; und Ahas, sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Entschlief: Nämlich ehe die zuvor genannten beiden Könige ins Land fielen. [Denn wenn Gott eines Landes Sünde zu strafen im Sinn hat, so pflegt er die frommen Regenten zuvor durch den zeitlichen Tod hinweg zu nehmen.]

Stadt David: Das ist: In der Burg Zion.

Ahas: Welcher ein sehr gottloser König gewesen, wie aus dem folgenden Kapitel zu vernehmen ist.


Das 16. Kapitel

  • Ahas der König Juda ist abgöttisch, v. 1.
  • Rezin der König in Syrien erobert die Stadt Elath und treibt die Israeliten daraus, v. 5.
  • Ahas dingt den König in Assyrien wider die Syrer und wider Israel, v. 7.
  • Und da er zu Damaskus eine neue Form vom Altar sieht, baut er einen nach demselben und tut den Altar des Herrn hinweg, dem der Priester Uria nicht widerspricht, v. 10.
  • Ahas stirbt, dem folgt sein frommer Sohn Hiskia im Regiment nach, v. 20.

1. Im siebenzehnten Jahr Pekahs, des Sohnes Remaljas, wurde König Ahas, der Sohn Jothams, des Königs Judas {2Chr 28v1}.

2. Zwanzig Jahre war Ahas alt, da er König wurde und regierte sechzehn Jahre zu Jerusalem; und tat nicht, was dem Herrn, seinem Gott wohlgefiel, wie sein Vater David.

Vater: Oder sein Vorfahr, der die rechte Religion beständig bis ans Ende behalten hat.

3. Denn er wandelte auf dem Wege der Könige Israels. Dazu ließ er seinen Sohn durch das Feuer gehen nach den Gräueln der Heiden, die der Herr vor den Kindern Israel vertrieben hatte {5Mos 18v10}.

Wandelt: Das ist: Er folgte ihrer Abgötterei nach.

Feuer gehen: Also dass er ihn opferte und verbrannte, wie 2. Chron. 28. gemeldet wird. Denn es sind etliche Israeliten in solche Unsinnigkeit geraten, dass sie Menschen opferten und aus einem närrischen Wahn es dem Patriarchen Abraham nachtun wollten, der den Isaac, auf Gottes Befehl zu opfern im Sinn hatte: Haben aber nicht betrachtet, dass Isaac nicht geopfert wurde und dass sie deshalb keinen göttlichen Befehl empfangen, dergleichen zu tun.

Heiden: Welche auch solche schrecklichen Taten begangen, dass sie ihre eigenen Kinder geschlachtet und geopfert, denen Ahas sich in diesem und anderem Tun gleich gehalten. [In so gräuliche Irrtümer oder vielmehr Unsinnigkeit geraten diejenigen, welche in Religionssachen von dem ausdrücklichen Worte Gottes abweichen und ihrer selberdachten guten Meinung folgen. Und da diese Heuchler sich selber bereden, sie sind in Beförderung des Gottesdienstes am allereifrigsten, so sind sie vor Gott eben damit am allergräulichsten und abscheulichsten. Also tun diejenigen auch nichts besser, welche ihre Söhne und Töchter in die Klöster stoßen, die mit der Zeit, wenn sie zu ihrem Alter kommen, viel lieber im Ehestande lebten und ihrer viel darüber an Leib und Seele verderben, weil sie in bösen Lüsten brennen und verzehrt werden und Leib und Seele verunreinigen.]

4. Und tat Opfer und räucherte auf den Höhen und auf den Hügeln und unter allen grünen Bäumen.

Hügeln: Das ist: Er opferte nicht allein an denen hohen Orten, da man sonst vor langer Zeit her auch zu opfern pflegte, außer und ohne Gottes Wort, sondern, wo er einen hübschen Hügel oder grünen lustigen Baum sah, da richtet er ein Opfer an. [Gleichwie man im Papsttum an wohl gelegenen Bergen oder in lustigen Tälern Kapellen und Klöster oder Kirchen gebaut, zu denen man Wallfahrten begangen. Aber solche selbsterwählten Gottesdienste verwirft der Heilige Geist an diesem Ort, wie auch sonst hin und wieder in der Heiligen Schrift ganz und gar und heißt es eine Abgötterei. Ja die aller abscheulichste Unreinigkeit, Hurerei und Sünde {Hes 16}.]

5. damals zog Rezin, der König zu Syrien und Pekah, der Sohn Remaljas, König in Israel, hinauf gen Jerusalem, zu streiten und belagerten Ahas; aber sie konnten sie nicht gewinnen.

Zog: Der Meinung, dass sie die Stadt erobern wollten. Denn es hat Gott zu solcher Bosheit, die unter dem Schein der Religion getrieben wurde, nicht allerdings können still schweigen, sondern Feinde ins Königreich Juda kommen lassen, dass sie dadurch geschreckt würden und Buße taten.

Nicht gewinnen: Denn obwohl der König wert gewesen, dass er in seinem gottlosen Wesen zugrunde gegangen wäre, so schonte doch Gott noch viele Auserwählten, die ohne Zweifel unter dem frommen König Jotham die rechte Religion gelernt und Gott noch recht ehrten, ungeachtet des Königs Ahas Abgötterei. Darum auch der Prophet Jesaja zum Könige Ahas gesandt wurde, dass er ihm verkündigte, wie die zuvor genannten zwei Könige die Stadt Jerusalem nicht überwältigen würden. Es hieß auch der Prophet darauf den König ein Zeichen begehren, dadurch er desto mehr versichert würde, dass die Stadt nicht würde in Hand der Feinde kommen. Aber der König tat, wie die Heuchler pflegen und wollte kein Zeichen begehren, mit Vorwendung, er wolle Gott nicht versuchen. [Allerdings wie heutigentags etliche heuchlerische Schwenkfelder und Wiedertäufer die Zeichen der göttlichen Gnaden, die Taufe und das Abendmahl, verwerfen als unnötig zur Seligkeit und dass die Leute auch wohl ohne dieselben können selig werden und sagen, der Glaube an Christus sei ihnen allein genug, gerade, als ob derselbe keiner Mittel bedürfte, damit er gestärkt würde.] Da nun der König kein Zeichen fordern wollte, spricht ihm der Prophet Jesaja ganz hart darüber zu um solcher Undankbarkeit willen gegen Gott. Und um der Auserwählten willen, damit sie merkten, dass Gott sein Volk noch nicht allerdings verworfen, nimmt der Prophet Anlass vom Zeichen und fängt an von einem anderen Zeichen oder Wunder zu weissagen, dass einmal zukünftig geschehen werde, zum Zeichen der Güte Gottes gegen das menschliche Geschlecht und werde solches das allergrößte sein, als sonst jemals vorgegangen. Nämlich dass eine Jungfrau (Maria) werde schwanger werden und einen Sohn gebären, dessen Name werde heißen Immanuel, das ist, Gott mit uns {Jes 7}. Denn es ist nie kein größeres Wunderzeichen geschehen, als dass Gott Mensch wurde {1Tim 3}.

6. Zur selbigen Zeit brachte Rezin, König in Syrien, Elath wieder an Syrien und stieß die Juden aus Elath; aber die Syrer kamen und wohnten darin bis auf diesen Tag.

Elath: Welche Stadt etliche Jahre zuvor Asarja der König in Juda den Syriern abgedrungen und wieder zum Königreich Juda gebracht hatte, wie im vorige 14. Kapitel angezeigt worden. Aber jetzt hat der König in Syrien sie wieder an sich gezogen. [Und schickt Gott oft vor dem allgemeinen Untergang eines Landes oder Königreich etliche besondere Strafen vorher, dadurch die Sünder zur Buße getrieben werden, die sich aber selten daran kehren.]

Tag: Da diese Geschichte beschrieben wurde.

7. Aber Ahas sandte Boten zu Thiglath-Pilesser, dem Könige zu Assyrien und ließ ihm sagen: Ich bin dein Knecht und dein Sohn; komm herauf und hilf mir aus der Hand des Königs zu Syrien und des Königs Israels, die sich wider mich haben aufgemacht.

Ahas: Als ein Heuchler, der für ganz fromm und heilig wollte angesehen sein, aber daneben keine Hoffnung auf Gott hatte.

Knecht: Das ist: Ich ergebe mich dir und bitte, du wollest mich dir unter deinem Schutz lassen befohlen sein und an mir handeln als einem lieben Diener oder Sohn, der dir begehrt treu und hold zu sein.

Komm herauf: Mit einem Kriegsheer.

Aufgemacht: Dass sie mich in meinem Reich unterdrücken. [Denn da die Heuchler mit bußfertigem Herzen sich zu Gott bekehren sollten und ihre Zuflucht zu ihm haben, so suchen sie menschliche Hilfe und ehe sie durch wahre Buße Gott um Verzeihung und Gnade beten, eher nehmen sie die gottlosesten Heiden zu Schutzherrn an.]

8. Und Ahas nahm das Silber und Gold, das in dem Hause des Herrn und in den Schätzen des Königshauses gefunden wurde und sandte dem König zu Assyrien Geschenke.

Geschenke: Damit er ihn desto eher aufbrächte, wider die vorgemeldeten beiden Könige einen Krieg anzufangen. [Es sind aber die Kirchengüter nicht dazu gestiftet, dass man der Tyrannen Gemüter damit an sich ziehen soll, sondern dass man das Predigtamt und die Armen damit unterhalte.]

9. Und der König zu Assyrien gehorchte ihm und zog herauf gen Damaskus und gewann sie; und führte sie weg gen Kir und tötete Rezin.

Gehorcht: Er willfährt ihm.

Gen Damaskus: Dergestalt hat er den König in Syrien aus dem Königreich Juda zurückgezogen, dass er müsse wieder heimkehren, sein eigenes Königreich zu schützen, welches er doch auch nicht mehr verteidigen könne.

Führt sie: Nämlich die Einwohner der Stadt Damaskus.

Tötet Rezin: Hat also Gott einen bösen Buben durch den anderen gestraft. Und ließ sich es zuerst mit dem Könige Ahas fein ansehen, als ob er weislich gehandelt und ganz wohl gefischt hätte, indem er des Königs in Assyrien Hilfe gebraucht. Aber es ist ihm endlich auch übel ausgeschlagen. Denn eben derselbe König zu Assyrien ist später mit der Zeit wiedergekommen und hat dem Ahas die Spitze geboten, dass er einen sehr gefährlichen Krieg wider ihn führte, wie 2. Chron 28 gemeldet wird. [Also geht es oft denen Königen und Regenten, welche fremde und ausländische Völker um Hilfe ersuchen und an sich ziehen, dass sie bald später von den Helfern mehr Ungemach und Überdrang leiden müssen als von anderen Feinden.]

10. Und der König Ahas zog entgegen Thiglath-Pilesser, dem Könige zu Assyrien, gen Damaskus. Und da er einen Altar sah, der zu Damaskus war, sandte der König Ahas desselben Altars Ebenbild und Gleichnis zum Priester Uria, wie derselbe gemacht war.

Entgegen: Nachdem Rezin umgekommen war, dass er ihm Glück wünschte über den erlangten Sieg und der geleisteten Hilfe sich gegen ihm bedankte.

Altar: Der ohne Zweifel sehr herrlich und köstlich gewesen und von wegen seiner Größe ein stattliches Ansehen hatte, darum er dem Ahas sehr wohl gefallen. [Denn die falschen Gottesdienste sind der menschlichen Vernunft viel angenehmer, als die, so von Gott selbst geboten sind.]

Ebenbilde: Dass er seine Form abreißen oder abmalen und wie groß, hoch und bereit er wäre, daneben verzeichnen lassen und also dem Hohepriester gen Jerusalem geschickt, mit angehängtem Befehl, dass er unterdes bis zu seiner Wiederkunft einen solchen Altar vor dem Tempel zu Jerusalem im Vorhof verfertigen ließe, an dessen statt, den Salomo vorzeiten aus göttlichem Befehl machen lassen. Denn der gottlose König meinte, er würde also mehr Glück haben, wenn er solche Gottesdienste anrichtete, wie die Syrer hatten, so etliche Jahre her sehr mächtig gewesen waren {2Chr 28}. [Wer aber von der Religion Wahrheit oder Falschheit aus dem zeitlichen Glück oder Unglück urteilen will, der wird weit fehlen.]

11. Und Uria, der Priester, baute einen Altar und machte ihn, wie der König Ahas zu ihm gesandt hatte von Damaskus, bis der König Ahas von Damaskus kam.

Baute: Es hatte aber der Priester Uria sehr übel und Unrecht getan, dass er dem König in Aufrichtung eines falschen Gottesdienstes folgte. Denn es stand weder dem Könige noch dem Priester frei, dass sie den Altar hätten dürfen ihres Gefallens hinwegtun, der aus Göttlichem Befehl aufgerichtet war und an desselben statt einen anderen setzen, wie den Göttern in Syrien vorzeiten einer geweiht war {2Chr 28}. [Denn es sollen die Kirchendiener ihrer Obrigkeit zu gefallen, keinen Irrtum in der Religion einführen oder dulden. Und soll das Volk durch der Könige oder Priester oder auch anderer Lehrer großes Ansehen von der Wahrheit des Wortes Gottes sich nicht abführen lassen.]

12. Und da der König von Damaskus kam und den Altar sah, opferte er darauf.

Sah: Da hat er ihm des Priesters Uria willigen Gehorsam ohne Zweifel ganz wohl gefallen lassen, der doch wider Gott und sein Wort war.

13. Und zündete darauf an sein Brandopfer, Speiseopfer und goss darauf seine Trankopfer und ließ das Blut der Dankopfer, die er opferte, auf den Altar sprengen.

Brandopfer: Welche zur Versöhnung der Sünden allerdings verbrannt wurden.

Speiseopfer: Welche von Früchten, Mehl oder Gebackenem zugerichtet wurden.

Trankopfer: Da man Wein über die Opfer goss.

Dankopfer: Die zur Danksagung aufgeopfert worden. Solche Opfer ließ der König den Göttern in Syrien opfern, wie aus 2. Chron. 28 zu sehen, darum er einen großen Kirchenraub begangen, dass er die Ehre Gottes den Göttern der Heiden zugemessen. Und waren die Priester ebenso gottlos, dass sie in einer solchen Gottlosen Sache gehorchten. [Aber es werden immerdar Kirchendiener gefunden, denen der Bauch ihr Gott ist und die der mächtigen Herren Gunst und Gnade lieber behalten als des allmächtigen Gottes.]

14. Aber den eisernen Altar, der vor dem Herrn stand, tat er weg, dass er nicht stünde zwischen dem Altar und dem Hause des Herrn, sondern setzte ihn an die Ecke des Altars gegen Mitternacht.

Eisernen: Den Salomo hatte machen lassen {2Chr 4}.

Weg: Hat also der gottlose König sich nicht daran begnügen lassen, dass er ungeheuerliche Opfer getan, sondern sich vorgenommenen, in der Religion noch mehr zu ändern. [Denn wer einmal von der Gottseligkeit abgewichen ist, der wird je länger je gottloser.]

Nicht stünde: Das ist: Als der Priester Uria den syrischen Altar nach dem Altar des Herrn gesetzt hatte, also dass der Altar des Herrn in der Mitte stand, zwischen dem syrischen Altar und dem Tempel, hat der König solches nicht leiden können, dass des Herrn Altar dem Tempel näher wäre denn der, welchen er bauen lassen, darum er ihn von seinem Ort hinweg tun heißen auf die Seite gegen Mitternacht, dass er dem Tempel zur Linken stand, an einen unachtsamen Ort und also dem syrischen Altar Platz gebe. [Denn wenn die Menschensatzungen in der Kirche einreißen, so müssen ihnen die göttlichen Ordnungen weichen.]

15. Und der König Ahas gebot Uria, dem Priester und sprach: Auf dem großen Altar sollst du anzünden die Brandopfer des Morgens und die Speiseopfer des Abends und die Brandopfer des Königs und sind Speiseopfer und die Brandopfer alles Volkes im Lande samt ihrem Speiseopfer und Trankopfer und alles Blut der Brandopfer und das Blut aller anderen Opfer sollst du darauf sprengen; aber mit dem eisernen Altar will ich denken, was ich mache.

Großen: Nämlich den Syrischen. [Denn die selbsterwählten Gottesdienste haben einen bessern Schein als der rechte wahre Gottesdienst.]

Des Abends: Das ist: Die täglichen Opfer, so man ordentlicherweise morgens und abends zu opfern pflegt.

Königs: Denn man opferte auch besondere gewisse Opfer für des Königs Gesundheit und Wohlfahrt.

Alles Blut: Was man künftig opfern wird, das soll man auf dem Altar opfern, den ich habe machen lassen.

Denken: Ich will mich darauf besinnen und mit der Zeit sehen, was mit demselben Altar vorzunehmen sei.

16. Uria, der Priester, tat alles, was ihn der König Ahas hieß.

Tat alles: Da er ihm vielmehr aus dem Worte Gottes hätte sollen widersprechen. [Denn man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen {Apg 5}.]

17. Und der König Ahas brach ab die Seiten an den Gestühlen und tat die Kessel oben davon; und das Meer tat er von den eisernen Ochsen, die drunter waren und setzte es auf das steinerne Pflaster.

Seiten: Nämlich die Leisten, damit die Kessel an den Seiten geziert waren {1Sam 7}.

Davon: Nämlich von den Gestühlen.

Meer: Das große Geschirr, welches Salomo lassen gießen von Erz und ganz viel Wasser hineinging.

Pflaster: Also dass das Meer, daraus die Priester ihre Hände und Füße wuschen, wenn sie opfern wollten und die Kessel, daraus die Priester die Opfer wuschen, nicht mehr in der Höhe standen, sondern hernieder auf den Boden gesetzt waren, welches ihm etwas gelegener sein bedünkte. Aber weil es Gott anders geordnet hatte, so missfiel es ihm. [Also setzen heutigentags die Schwenkfelder das Predigtamt des Wortes Gottes, welches man richtig in hohen Ehren halten soll, auf den Boden. Wie auch diejenigen tun, welche nur darauf umgehen, dass sie das Predigtamt und die Kirchendiener in äußerste Verachtung bringen.]

18. Dazu die Decke des Sabbats, die sie am Hause gebaut hatten und den Gang des Königs außen wandte er zum Hause des Herrn, dem Könige zu Assyrien zu Dienst.

Decke: Das ist: Das aufgerichtete Gebäude von Holzwerk, darunter der König am Sabbat und anderen Festtagen zu stehen pflegte. * (Nach Luther)] Darunter sie des Sabbats saßen oder standen, wie jetzt Fürsten und Herren unter Teppichen oder Getäfelten sitzen.

Wendet er: Das ist: Da zuvor der König einen öffentlichen Gang hatte, daraus er auf dem königlichen Schloss zum Tempel gehen könne, hat er denselben Gang anderswo hingewendet, weil es dem Könige in Assyrien also gefallen, dem er es nicht abschlagen dürfe. [Denn wenn einer einmal von der rechten Religion zu der falschen abgewichen und Gott nicht fürchten will, so muss er die Menschen fürchten und alles tun, was sie haben wollen, damit er sie nicht erzürne.]

19. Was aber mehr von Ahas zu sagen ist, das er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas.

Zu sagen: Wie denn von seiner vielfältigen Abgötterei und darauf erfolgten Strafen {2Chr 28} mehr und ausführlicher gemeldet wird. Daraus abzunehmen, dass er in der Religion ganz eifrig gewesen, aber in der falschen. [Denn je mehr sich einer bemüht, die Religion zu befördern und aber neben dem Worte Gottes ausschreitet, je weiter er sich von dem Wege der Seligkeit verirrt.]

20. Und Ahas entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben bei seinen Vätern in der Stadt Davids. Und Hiskia, sein Sohn, wurde König an seiner statt. 2 Chronik. 28, 27


Das 17. Kapitel

  • Salmanasser der König in Assyrien belagert den König in Israel Hosea, erobert die Stadt und nimmt den König gefangen, führt auch die zehn Stämme Israel gefangen weg und endet sich also das israelitische Königreich, v. 1.
  • Die Ursache solches Unfalls wird angezeigt, dass es sei gewesen des Volkes und der Könige gottloses Wesen, Bosheit und Abgötterei, v. 7.
  • Da die gottlosen Heiden an der Israeliten statt gekommen, werden sie von den Löwen einesteils zerrissen, v. 24.
  • Darauf wird ein israelitischer Priester dahin gesandt, der ihnen den Weg zeiget, wie sie den wahren Gott ehren sollen, dem sie doch nicht allerdings gehorchen, sondern machen eine gemengte Religion von der wahren und falschen und behelfen sich damit, v. 27.

1. Im zwölften Jahr Ahas, des Königs Judas, wurde König über Israel zu Samaria Hosea, der Sohn Elas, neun Jahre.

Im: Jetzt folgt, wie Gott endlich die vielfältige Abgötterei seines Volkes wie auch andere schwere Sünden nicht länger dulden könne. Darum er die Israeliten unter ihrem letzten Könige Hosea gefangen in Assyrien wegführen lassen.

Zu Samaria: Da der königliche Sitz war.

2. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, doch nicht wie die Könige Israels, die vor ihm waren.

Vor ihm: Welche neben den goldenen Kälbern, so Jerobeam aufgerichtet hatte, oft auch den Baal und andere Götzen der Heiden verehrten. Aber er hat es bei des Jerobeams Abgötterei bleiben lassen. Jedoch hat Gott den Israeliten nicht länger übersehen können, besonders weil von dem ersten Könige Jerobeam an bis zu diesem letzten Hosea kein einziger gewesen, der sich nicht mit Abgötterei befleckt hätte.

3. Wider denselben zog herauf Salmanasser, der König zu Assyrien. Und Hosea wurde ihm untertan, dass er ihm Geschenke gab.

Zog: Nämlich mit einem Kriegsheer.

Untertan: Denn er ihm nicht widerstehen dürfe, sondern hat sich ihm unterwürfig gemacht und das Königreich zum Lehen von ihm angenommen.

Geschenke: Er schickte ihm alle Jahre eine stattliche Verehrung, damit er den Salmanasser für seinen Ober- und Lehnsherren bekannte. damals wäre es Zeit gewesen, dass die Israeliten durch solche väterliche Züchtigung bewegt, hätten Buße getan. [Denn Gott schickt zuerst ein kleines Unglück, auf dass wir uns vor einem größeren hüten.]

4. Da aber der König zu Assyrien innewurde, dass Hosea einen Bund anrichtete und Boten hatte zu So, dem Könige in Ägypten, gesandt und nicht darreichte Geschenke dem Könige zu Assyrien alle Jahre, belagerte er ihn und legte ihn ins Gefängnis.

Inne wurde: Denn der König Hosea nach Mittel und Wege getrachtet, wie er sich der Oberherrschaft des Königs in Assyrien entledigen möchte, und hat den König in Ägypten heimlich um Hilfe ersucht, zu dem er gute Hoffnung hatte, aber nicht zu Gott: Ging also darauf um, dass er dem König Salmanasser nicht mehr wollte Glauben halten, weil er sich auf die ägyptische Hilfe verließ. Welche seine Anschläge von dem Propheten Jesaja. K. 30. und von dem Propheten Hosea Kapitel 7. in ihren Predigten verworfen und gestraft werden: Denn dieselben zu dieses Königs Hosea Zeiten gelehrt und gepredigt haben. [Man hat aber auch hier zu merken, wie heimliche Anschläge, dazu viele Personen zur Unterhandlung gebraucht werden, selten lange verborgen bleiben können, besonders wenn die Fürsten und Herren Räte weinsüchtig sind.]

Nicht darreicht: Daraus der König zu Assyrien leicht abnehmen und spüren können, dass Hosea begehrte von ihm abzufallen.

Belagerte: Nämlich zu Samaria, welche Stadt er auch erobert, wie gleich später weitläufiger angezeigt wird.

5. Und der König zu Assyrien zog aufs ganze Land und gen Samaria und belagerte sie drei Jahre.

Ganze Land: Israel, welches er durchstreift und alles mit Morden und Brennen jämmerlich verwüstet hat, ehe denn er die Hauptstadt Samaria belagert.

6. Und im neunten Jahr Hoseas gewann der König zu Assyrien Samaria und führte Israel weg nach Assyrien und setzte sie zu Halah und zu Habor, am Wasser Gosan und in den Städten der Meder {2Sam 18v10 v11}.

Neunten Jahr: Nämlich der Regierung des Königs Hosea, welches das dritte Jahr der Belagerung war.

Gewann: Da sieht man, was dem Könige Hosea es genutzt, dass er sich mit dem Könige in Ägypten verbunden hat. [Also geht es, wenn man Schutz bei den Menschen sucht und seine Hoffnung nicht auf Gott stellt.]

Führt: Nämlich gefangen in eine elende Dienstbarkeit. Und erzählt die Schrift hier mit wenigen Worten einen großen und unaussprechlichen Jammer. Denn weil der König in Assyrien die Stadt Samaria als ein grausamer Feind mit feindlichem Gemüt belagert, ist gut abzunehmen, dass er nach Eroberung der Stadt keine Grausamkeit unterlassen, damit er sich an seinen widerspenstigen Untertanen gerächt, die ihm dazu drei Jahre lange Widerstand getan hatten. Und muss man allerlei Unglück hierher deuten, so Mose dem Volk Gottes gedroht {5Mos 28}, wenn sie in ihren Sünden halsstarrig fortfahren würden. [Weil deswegen Gott seines Volkes Israel nicht geschont hat, so mögen wir uns wohl vorsehen, dass wir nicht auch einen gleichen und gerechten Ernst des zornigen Gottes erfahren müssen {Röm 11}.]

Städten: Hat also das Volk Gottes in mancherlei Städte und Länder zerstreut, dass sie nicht allein in keiner Stadt beisammen wohnen können, sondern auch die Kinder von den Eltern und die Weiber von den Männern gerissen und getrennt worden. [Obwohl nun der König Salmanasser durch des Königs Hosea Treulosigkeit dem Ansehen nach sich wieder ihn aufbringen lassen, weil die Untreue, wie an allen Menschen, also auch und besonders an den Könige und Regenten ein schändliches Ding ist, so werden wir doch aus folgendem Text vernehmen, dass die Abgötterei die allervornehmste Ursache solches großen Übles und Jammers war.]

7. Denn da die Kinder Israel wider den Herrn, ihren Gott, sündigen (der sie aus Ägyptenland geführt hatte, aus der Hand Pharaos, des Königs in Ägypten) und andere Götter fürchteten

Geführt: Da er sie aus der harten Dienstbarkeit erlöst, darum er über ihre Undankbarkeit richtig erzürnt wurde, dass sie sich so schwer an ihm versündigten.

Götter: Die sie verehrten oder auch dem wahren Gott zwar dienten, aber auf eine neue Weise, wie es ihnen gefiel und nicht wie ihnen Gott geboten hatte.

8. und wandelten nach der Heiden Weise, die der Herr vor den Kindern Israel vertrieben hatte und wie die Könige Israels Taten;

Weise: Beide in Religionssachen und im Wandel. Denn sie neben der Abgötterei auch andere grobe Sünden und Laster begangen, wie sie von anderen Heiden um sie her gesehen.

Vertrieben: Eben um derselben Sünde willen, in denen die Israeliten ihnen nachgefolgt.

Könige: Das ist: Wie die Israeliten gesehen, dass er ihre Könige in Religionssachen machten, also taten sie es ihnen nach. [Denn die Untertanen, zwar einesteils aus Furcht, andere aber, dass sie sich wollen dadurch bei der Obrigkeit einkaufen, zum Teil, auch aus einem gefassten närrischen Wahn, ihrer gottlosen Obrigkeit Religion annehmen. Aber sie sind darum vor Gott nicht entschuldigt, und straft Gott endlich die Obrigkeit mit den Untertanen.]

9. und die Kinder Israel schmückten ihre Sachen wider den Herrn, ihren Gott, die doch nicht gut waren, nämlich dass sie ihnen Höhen bauten in allen Städten, beide in Schlössern und festen Städten,

Schmückten: Sie begehrten ihre Abgötterei und Sünden zu verteidigen und zu beschönigen, als ob sie recht und wohl daran taten und wollten es nicht gestehen, dass sie wider Gott sündigen. [Also tun ihm alle Heuchler und Ketzer, dass sie es nicht wollten hören, als ob sie Unrecht täten, und streichen ihre falsche Religion mancherlei Farben an, fehlt ihnen auch nie an Worten und Ausreden, damit sie ihre Sachen rechtfertigen.] * (Nach Luther)] Sie wollten ihre Sünde verteidigen als recht und wohlgetan, wie alle Ketzer und Abgöttischen tun.

Städten: Zum Teil auch außerhalb den Städten an hohen Orten, da sie Kapelle und Altar aufrichteten.

Schlössern: War also kein Ort vor ihnen gesichert, dahin sie nicht ihre Götzen gestellt und Abgötterei dort getrieben hätten.

10. und richteten Säulen auf und Haine auf allen hohen Hügeln und unter allen grünen Bäumen;

Säulen: Oder Bilder, vor denen sie Gott anbeteten.

Bäumen: Wo sie einen hübschen Baum sahen an einen lustigen Ort stehen, der viele Äste und Zweige hatte. Inmassen die Linden und Eichbäume sind, welche an etlichen Orten besonders dazu gepflanzt werden, dass sie ganz breit wachsen und eine große Anzahl Leute unter einen solchen Baum sich sammeln kann. An solchen und dergleichen Orten richteten die Israeliten ihre Gottesdienste an.

11. und räucherten dort auf allen Höhen, wie die Heiden, die der Herr vor ihnen weggetrieben hatte und trieben böse Stücke, damit sie den Herrn erzürnten;

Räucherten: Entweder den Göttern der Heiden oder auch dem wahren Gott. Denn es geschah beides.

Heiden: Die einen jeden lustigen Ort zum Gottesdienst ihrer Götter leicht weihten.

12. und dienten den Götzen, davon der Herr zu ihnen gesagt hatte: Ihr sollt solches nicht tun {2Mos 20v2 23v24};

Nicht tun: Das ist: Gott hat ihnen solche Gottesdienste aufs ernstlichste verboten. War es deswegen im Königreich Israel alles voller Religion und andächtigen Personen, aber weil etliche den Abgöttern und Götzen der Heiden dienten, etliche zwar dem wahren Gott, doch an hohen Orten, davon Gott nichts geboten hatte, so hatte Gott an beiden kein Gefallen. Und sind die Israeliten vielmehr um ihren ganz zu großen, aber doch falschen Eifer in der Religion, als um anderer Laster willen wider die weltlichen Satzungen ins Verderben geraten. [Denn je andächtiger Gott mit der falschen und abgöttischen Religion verehrt wird, je heftiger er dagegen zürnt und zur Rache bewegt wird.]

13. und wenn der Herr bezeugte in Israel und Juda durch alle Propheten und Schauer und ließ ihnen sagen: Kehrt um von euren bösen Wegen und haltet meine Gebote und Rechte nach allem Gesetz, dass ich euren Vätern geboten habe und das ich zu euch gesandt habe durch meine Knechte, die Propheten {Jer 25v5}.

Bezeugt: Dass er ihnen ihre vielfältigen und schweren Sünden ließ anzeigen und sie zur Buße ermahnen. So sind sie dennoch einen Weg wie den anderen mit großer Halsstarrigkeit darin fortgefahren und haben eine Sünde über die andere gehäuft.

Schauer: Welche durch göttliche Gesichte und andere Offenbarungen den Willen Gottes ihnen kundtaten, als da sind gewesen Jesajas, Jeremias, Hosea, Micha, Amos und andere mehr.

Bösen Wegen: Von euren gottlosen Werken als von der Abgötterei, Ungerechtigkeit und anderen groben Sünden und Lastern.

Allem: Denn Gott fordert einen vollkommenen Gehorsam.

Gesetz: Dessen Inhalt im fünften Buch Mose begriffen ist. Solches und dergleichen viel hat ihnen Gott stetig vorpredigen lassen. [Denn Gott schickt rechtmäßige und reine Lehrer der Kirche aus, welche die Leute zur Buße ermahnen und sie vor ihrem Untergang warnen.]

14. so gehorchten sie nicht, sondern härteten ihren Nacken, wie der Nacken ihrer Väter, die nicht glaubten an den Herrn ihren Gott;

Sie nicht: Es hat solche väterliche Vorsorge bei den Israeliten nichts bewirkt.

Väter: Sie sind ebenso widerspenstig und halsstarrig gewesen gegen der Propheten Warnungen als ihre Vorfahren.

Glaubten: Denn das ist die Hauptsünde der Israeliten gewesen, dass sie an den wahren Gott nicht geglaubt haben. [Denn der Unglaube verdammt, aber der Glaube allein macht gerecht und selig.]

15. dazu verachteten sie seine Gebote und seinen Bund, den er mit ihren Vätern gemacht hatte und seine Zeugnisse, die er unter ihnen tat, sondern wandelten ihrer Eitelkeit nach und wurden eitel den Heiden nach, die um sie her wohnten, von welchen ihnen der Herr geboten hatte, sie sollten nicht wie sie tun {3Mos 18v24};

Vätern: Dass er sie und ihre Nachkommen mit väterlicher Zuneigung sich wollte lassen befohlen sein, sofern sie ihm angemessenen Gehorsam leisteten, welchen Bund sie mit ihren Sünden und Übertretungen nicht gehalten.

Zeugnis: Seine ernstlichen Erinnerungen, die er ihnen durch die Propheten tun ließ, dadurch sie zur Buße berufen wurden, verachteten und verlachten sie, ja sie warfen auch etliche Propheten darüber ins Gefängnis oder erwürgten sie. [Und macht solches die Sünden noch schwerer, wenn man alle guten Warnungen, besonders aber, die von den reinen Kirchenlehrern geschehen, verachtet und in Wind schlägt.]

Eitel: Dass sie solche Gottesdienste umsonst und vergebens verrichteten, die keinem nütze waren und dadurch Gott nicht versöhnt wurde, ja allerdings keine Lust daran hatte, von welchen Gottesdiensten sie auch keinen Trost noch Schutz hatten. [Denn es wird Gott mit Menschen Geboten vergeblich geehrt {Mt 15}.]

Sie tun: Es hatte ihnen Gott aufs Ernstlichste verboten, sie sollten die Abgötterei oder auch andere Laster der benachbarten Völker nicht nachtun.

16. aber sie verließen alle Gebote des Herrn, ihres Gottes und machten ihnen zwei gegossene Kälber und Haine; und beteten an alle Heere des Himmels und dienten Baal;

Alle Gebote: Besonders aber diejenigen, welche von der Erhaltung der reinen Religion ihnen gegeben waren.

Kälber: Welche Jerobeam der Sohn Nebat machen ließ, der der erste König in Israel war, nachdem das Königreich zerteilt wurde.

Haine: Das ist: Lustwälder, die sie pflanzten und ihre Götzen darin anzubeten aufstellten.

Heer des: Nämlich Sonne und Mond und Sternen, welches, da es geschehen würde, Mose zuvor im Geist gesehen {5Mos 17}.

Baal: Das ist: Dem wahren Gott, den sie Baal nannten, mit einem neuen Namen und dienten ihm mit besonderen Gottesdiensten von Menschen erdacht.

17. und ließen ihre Söhne und Töchter durch das Feuer gehen und gingen mit Weissagen und Zaubern um; und übergaben sich zu tun, dass dem Herrn übel gefiel, ihn zu erzürnen;

Feuer: Dass sie dieselben dem Gott Molech schlachteten und opferten und meinten, es würde Gott durch solche Opfer den Sündern wiederum versöhnt, hielten es auch davor, es wären solche ihre Kinder, die sie geopfert und verbrannt, ganz heilig und selig gestorben, dass sie gerade ins ewige Leben versetzt würden. [Hier sieht man, in was gräuliche Unsinnigkeit der Satan die Leute treibt und stürzen kann, wenn sie das Wort Gottes aus der acht lassen.]

Zaubern: Sie gingen mit der Schwarzkunst um und hatten Acht auf Vogelgeschrei, zu erkundigen, was zukünftig geschehen würde. [Welche abergläubische und gottlose Künste von Gott immer verboten und verworfen worden.]

Übergaben: Sie waren allerdings verdorben und kein nütze, dass sie nichts anders taten, denn dass sie sich an Gott schwerlich versündigten. [Kann deswegen die Kirche auch irren.]

18. da wurde der Herr sehr zornig über Israel und tat sie von seinem Angesicht, dass nichts überblieb denn der Stamm Juda alleine.

Angesicht: Das ist: Er verstieß sie aus dem Lande Kanaan, nicht anders, als wenn er sich ihrer ganz und gar nichts mehr achtet oder annehme. Und welche unter ihnen keine Buße taten, die sind auch ins ewige Verderben von Gott verstoßen worden.

Überblieb: Nämlich im Lande Kanaan.

Juda: Welches Königreich Gott noch eine Zeit lang im Lande Kanaan erhalten, samt etlichen wenigen aus den anderen Stämmen, die sich zu ihnen geschlagen. Und obwohl (wie bald später folgt) auch das Königreich Juda zu unterschiedlichen Malen sich mit gräulicher Abgötterei und groben Sünden an Gott vergriffen, so hat doch Gott durch der Propheten Predigtamt etliche fromme Könige im selben Stamm erweckt, die den wahren Gottesdienst wieder angerichtet haben. [Darum hat Gott derselben länger verschont, damit anzuzeigen, dass er den bußfertigen Sündern verzeihe.]

19. Dazu hielt auch Juda nicht die Gebote des Herrn, ihres Gottes und wandelten nach den Sitten Israels, die sie getan hatten.

Sitten: Das ist: Den gottlosen Gebräuchen und Gewohnheiten der anderen israelitischen Stämme. Denn die Könige in Israel und Juda wurden bisweilen Schwäger untereinander, durch welche Gelegenheit der Stamm Juda auch in gleiche Abgötterei gezogen und verführt wurde.

20. Darum verwarf der Herr allen Samen Israels und drängte sie und gab sie in die Hände der Räuber, bis dass er sie verwarf von seinem Angesicht.

Allen Samen: Er ist ihrer aller miteinander überdrüssig geworden, des Stammes Juda sowohl als der anderen Stämme und hat sie fahren lassen, dass er sich ihrer nicht mehr angenommen, sondern von den benachbarten Heiden herum lassen plagen und berauben.

21. Denn Israel wurde gerissen vom Hause Davids; und sie machten zum Könige Jerobeam, den Sohn Nebats. Derselbe wandte Israel hinten ab vom Herrn und machte, dass sie schwerlich sündigen {1Sam 12v20}.

Denn: Jetzt zeigt die Schrift an, mit was Gelegenheit die Israeliten in solche schreckliche Abgötterei geraten sind.

Gerissen: Nämlich zehn Stämme der Israeliten haben sich aus dem Gehorsam der Nachkommen Davids gezogen und des Salomons Sohn Rehabeam für keinen König erkennen wollen.

Hinten ab: Er verführt sie und hieß sie von der rechten Religion abweichen, dass sie seinen goldenen Kälbern opfern und davor anbeten sollten, die er hatte lassen aufrichten, wie im vorigen zwölften Kapitel dieses Buches zu sehen.

22. Also wandelten die Kinder Israel in allen Sünden Jerobeams, die er angerichtet hatte und ließen nicht davon,

Wandelten: Das ist: Sie nahmen ihres Königs Religion an und trieben gräuliche Abgötterei.

23. bis der Herr Israel von seinem Angesicht tat, wie er geredet hatte durch alle seine Knechte, die Propheten. Also wurde Israel aus seinem Lande weggeführt nach Assyrien bis auf diesen Tag {Jer 25v9}.

Tat: Das er sie ins Elend verstieß, auch die Unbußfertigen dem Satan übergab. Und hatten die zehn israelitischen Stämme keinen einzigen frommen König, von dem ersten Jerobeam an, bis auf den letzten, Hosea. Darum Gott solche beharrliche Bosheit nicht länger leiden können und hat sie ihren Feinden übergeben, sie zu plagen.

Geredet: [Denn die Drohungen Gottes gehen nicht vergebens ab, sondern haben einen Nachdruck.]

Diesen Tag: Da solches beschrieben wurde. [Und erzeigt Gott endlich in der Tat, dass er am gottlosen Wesen kein Gefallen trage, wenn er eine lange Zeit vorher mit Worten bei den verstockten Leuten nichts ausgerichtet hat.]

24. Der König aber zu Assyrien ließ kommen von Babel, von Kutha, von Ava, von Hemath und Sepharvaim und besetzte die Städte in Samaria anstatt der Kinder Israel. Und sie nahmen Samaria ein und wohnten in denselben Städten.

Ließ kommen: Das ist: Er erforderte aus den Städten und Ländern seines Königreichs etliche seiner Untertanen mit ihren Geschlechtern und schickte sie ins Land Israel, dasselbe zu bewohnen.

In Samaria: Es wird aber hier durch Samaria das ganze Königreich Israel verstanden, in dem Samaria die Hauptstadt war.

Wohnten: [Also wohnen heutigentags die Türken in vielen Städten, so die Christen zuvor innehatten, die von wegen ihrer vielfältigen Abgötterei und groben Lastern daraus vertrieben worden.]

25. Da sie aber anhuben, dort zu wohnen und den Herrn nicht fürchteten, sandte der Herr Löwen unter sie, die erwürgten sie.

Nicht fürchteten: Dass sie den wahren Gott Israels nicht gebührlich verehrten, weil sie gottlose Heiden waren.

Löwen: Denn es wollte Gott, dass der Gottesdienst, dadurch das Leiden Christi vorgebildet wurde, im Lande Kanaan erhalten würde, wie er von Mose vorgeschrieben wurde, bis zu der Zukunft Christi. Darum sind nicht allein die Juden, sondern auch die Heiden gestraft worden, da sie die selbige Religion nicht geachtet. Und ist zugleich den gefangenen Israeliten, da sie von dieser Sachen Bericht empfangen, eine Nachricht gewesen, woran sie sich am meisten versündigten, nämlich mit der Abgötterei. [Denn die Heiligkeit und Religion, so nicht von Gott geboten wurde, ist die größte Sünde. Und lehren uns die Heiden, so von den Löwen gestraft wurden, mit ihrem Beispiel, dass die Unwissenheit in der Religion, welche man wissen und lernen kann, wenn man Lust dazu hat, keine Entschuldigung bei Gott habe.]

26. Und sie ließen dem Könige zu Assyrien sagen: Die Heiden, die du hast hergebracht und die Städte Samarias damit besetzt, wissen nichts von der Weise des Gottes im Lande; darum hat er Löwen unter sie gesandt und siehe, dieselben töten sie, weil sie nicht wissen um die Weise des Gottes im Lande.

Hergebracht: Aus deinem Königreich und Landen.

Gesandt: Das ist: Weil deine Leute, die du gesandt hast, nicht wissen können, mit was Zeremonien der Gott, so in diesem Lande Schutzherr ist, will geehrt werden (wer er auch sein mag), so ist kein Wunder, dass sie von demselben Gott, den sie mit ihrer Unweise erzürnt, gestraft wurden. [Denn die Heiden meinten, es hätte ein jedes Land seinen eigenen Gott, der im selben Lande die Oberhand und Herrschaft hätte und auf seine besondere Weise müsste geehrt werden (wie aus des Xenophontis Buch von des Cyri Kinderzucht gut zu sehen). Gerade, als ob nicht eines einzigen wahren Gottes Gegenwart und Allmacht die ganze Welt erfüllte: {Jer 23}. Doch redeten sie darin die Wahrheit, dass sie sagten, die Heiden ehrten den Gott Israel nicht recht.]

27. Der König zu Assyrien Gebote und sprach: Bringt dahin der Priester einen, die von dort sind weggeführt und zieht hin und wohnt dort; und er lehre sie die Weise des Gottes im Lande.

Priester: Denn die Priester aus dem Stamm Levi wussten, wie man Gott nach dem Gesetz Gottes ehren musste, obwohl sie vom selben Gottesdienst, den Königen und dem Volk Israel zugefallen, oft abgewichen waren.

28. Da kam der Priester einer, die von Samaria weggeführt waren und setzte sich zu Bethel und lehrte sie, wie sie den Herrn fürchten sollten.

Lehrte sie: Dass er sie in den Zeremonien des Gesetzen Mose unterwiese, wie sie die selbigen halten sollten. Obwohl es nun vermutlich ist, dass ihrer etliche aus denselben Heiden zu der rechten Erkenntnis Gottes gekommen und selig geworden sind. So haben doch auch ihrer der größte Teil die rechte Religion nicht mit ernst oder von Herzen angenommen, sondern nur aus Furcht für den Löwen, damit sie von denselben möchten befreit bleiben. Behielten nichtsdestoweniger daneben ihre vorige heidnische Religion, darin sie erzogen, waren also auf alle Seiten gerecht.

29. Aber ein jegliches Volk machte seinen Gott und taten sie in die Häuser auf den Höhen, die die Samariter machten, ein jegliches Volk in ihren Städten, darin sie wohnten.

Volk: Nämlich von denselben Einwohnern, so damals ins Land Israel aus unterschiedlichen Orten und Ländern versetzt waren und darin wohnten.

Seinen Gott: Nämlich ein Bild oder Abgott, dem sie Gott zu Ehren dienten.

Sie: Nämlich die Bilder oder Götzen.

Samariter: Denn also wurden die neuen Einwohner genannt.

Jegliches Volk: Ein jede Partei hatte ihre besondere Kirche. [Denn die Heuchler lassen sich keine Mühe noch Kosten dauern in Handhabung und Beförderung der Abgötterei.]

30. Die von Babel machten Suchoth-Benoth. Die von Chuth machten Nergel. Die von Hemath machten Asima.

Babel: So ins Land Samaria versetzt waren.

Machten: Das ist: Sie richteten demselben ihren Götzen einen Gottesdienst an, Was es aber für Götzen gewesen, die hier namhaft gemacht werden, kann man nicht eigentlich wissen.

31. Die von Ava machten Nibehas und Tharthak. Die von Sepharvaim verbrannten ihre Söhne dem Adramelech und Anamelech, den Göttern derer von Sepharvaim.

Und Anamelech: Das ist: Dem gütigen und ungütigen König. Haben deswegen diese Leute zwei Götter geehrt, denen allen beiden sie ihre Kinder opferten, dem Adramelech zwar, dass er ihnen Gutes tat, dem Anamelech aber, dass er ihnen kein Böses tat. Gleichwie die Manichäer an zwei widerwärtige Götter geglaubt, einen guten und bösen. [Aber dies ist keine Religion, sondern eine tolle Unsinnigkeit und grobe Blindheit. Denn es ist ein Gott, der Gutes gibt und das Böse zur Strafe auch schickt.]

32. Und weil sie den Herrn auch fürchteten, machten sie ihnen Priester auf den Höhen aus den Untersten unter ihnen und Taten sie in die Häuser auf den Höhen.

Fürchteten: Dass sie ihn anbeteten und ihm opferten, auch viele Zeremonien des Gesetzes Mose hielten. Denn sie aus einem närrischen Wahn meinten, dass man Gott mit mancherlei Religion recht dienen könnte.

Untersten: Aus den Unachtsamsten unter ihnen, die nicht aus dem Stamm Levi waren, wie sie doch hätten sein sollen.

Häuser: In die Kirche, da sie ihre Gottesdienste verrichteten.

33. Also fürchteten sie den Herrn und dienten auch den Göttern nach eines jeglichen Volkes Weise, von dort sie hergebracht waren.

Fürchteten: Aber doch nicht recht, dass sie ihm allein gedient hätten.

Weise: Dass sie nämlich die Religion behielten, welche sie aus ihrem Vaterland mit sich gebracht hatten. Dass aber eine solche gemengte Religion Gott gar nicht gefallen, wird im Folgenden weitläufiger erklärt.

34. Und bis auf diesen Tag tun sie nach der alten Weise, dass sie weder den Herrn fürchten noch ihre Sitten und Rechte tun nach dem Gesetz und Gebote, das der Herr geboten hat den Kindern Jakobs, welchem er den Namen Israel gab,

Diesen Tag: Da diese Geschichte beschrieben wurde.

Alten Weise: Wie sie (nämlich die Samariter) selbige von ihren Voreltern, die aus Assyrien dahin gekommen, empfangen haben.

Fürchten: Auf die Weise, wie sie hätten tun sollen. [Denn die rechte und falsche Religion zugleich haben, ist ebenso viel, als wenn man gar keine hätte.]

Geboten hat: Durch Mose. Welches Gesetz sie nicht gehalten, ob sie wohl dem äußerlichen Schein nach etliche Werke nach dem Gesetz Mose taten. Denn sie hielten die Gebote Gottes nicht recht.

Gab: Da er nämlich mit Gott gerungen {1Mos 32}. Daher die Israeliten später den Namen empfangen.

35. und machte einen Bund mit ihnen und Gebote ihnen und sprach: Fürchtet keine anderen Götter und betet sie nicht an und dient ihnen nicht und opfert ihnen nicht,

Gebote: Wie und welchergestalt er von ihnen wollte geehrt werden.

36. sondern den Herrn, der euch aus Ägyptenland geführt hat mit großer Kraft und ausgerecktem Arm, den fürchtet, den betet an und dem opfert;

Arm: Mit einer wunderbaren Macht und durch schreckliche Wunderzeichen.

Fürchtet: Dass ihr ihn allein ehrt und ihm allein dient.

37. und die Sitten, Rechte, Gesetze und Gebote, die er euch hat beschreiben lassen, die haltet, dass ihr danach tut allewege und nicht andere Götter fürchtet;

Beschreiben lassen: Zum Teil in steinernen Tafeln, zum Teil durch Mose seinen Knecht.

Nicht andere: Welches ich euch darum so oft vorhalten, dass ihr wisst, wie ich keine Abgötterei dulden könne. Denn ich will es kurzum nicht haben, dass ihr irgendeinem anderen Gottesdienst erzeigt als den wahren Gott allein. Solches und dergleichen hat ohne Zweifel der Priester, so aus den gefangenen Israeliten wider gen Samaria gebracht worden, ihnen, den Samaritern vorgepredigt und sie ermahnt, dass sie im Lande Kanaan dem wahren Gott allein dienen und die Abgötter fahren lassen sollten.

38. und des Bundes, den er mit euch gemacht hat, vergesst nicht, dass ihr nicht andere Götter fürchtet,

39. sondern fürchtet den Herrn, euren Gott, der wird euch erretten von allen euren Feinden.

40. Aber diese gehorchten nicht, sondern taten nach ihrer vorigen Weise.

Diese: Nämlich die Samariter.

Vorigen Weise: Dass sie vielfältige Abgötterei begingen. [Denn man kann den Leuten die abergläubischen Meinungen und falsche Religion schwerlich ausreden.]

41. Also fürchteten diese Heiden den Herrn und dienten auch ihren Götzen. Also taten auch ihre Kinder und Kindeskinder, wie ihre Väter getan haben, bis auf diesen Tag.

Den Herrn: Zum Teil und nicht recht.

Götzen: Und indem sie so viele Götter zugleich geehrt, haben sie keinem recht gedient.

Diesen Tag: Da solches beschrieben wurde. Es ist aber dies samaritische Volk im selben Lande geblieben bis zu der Zeit der Menschwerdung des Sohnes Gottes. Und wenn die Juden Frieden hatten, so wollten die Samariter für Juden gehalten sein, daher das samaritische Weib {Joh 4} in dem Gespräch mit Christo, des Messias Meldung tut, auf dessen Zukunft, sie, ihrem Vorgeben nach, nicht weniger hofften als die Juden selbst, so nennt sie auch den Patriarchen Jakob ihren Vater, als ob sie auch zu den Israeliten oder Juden gehörte, da doch Christus dort ausdrücklich unter Juden und Heiden einen Unterschied macht und spricht, das Heil komme von den Juden. Wenn aber die Juden Not litten, so hielten sie sich viel eher zu ihren Feinden als zu ihnen. Und obwohl die Samariter, wie es zu vermuten, zuzeiten des Herrn Christi der Abgötterei nicht so sehr nachgehängt als ihre Voreltern vor etlichen hundert Jahren. So verwirft und verdammt dennoch Christus ihre verkehrte und gemengte Religion und spricht, ihr wisst nicht, was ihr anbetet: Als wollte er sprechen, euer Gottesdienst ist Irrtum und Blindheit und taugt nichts. [Darum sollen wir uns hüten vor einer gemengten Religion, als wie zu unseren Zeiten das päpstliche Interim gewesen und jetzt bei etlichen das zwinglische Interim haust. Besonders aber soll uns das Beispiel der jämmerlichen assyrischen Wegführung ins Elend, so den Israeliten von wegen ihrer Abgötterei begegnet, erinnern, dass wir die rechte reine evangelische Lehre unverfälscht steif behalten und dieselbe mit einem gottseligen Wandel zieren, dass wir nicht in gleichen Unfall geraten.]


Das 18. Kapitel

  • Der fromme König Hiskia stellt aus großem Eifer eine rechte Reformation der Kirche an, v. 1.
  • Wirft das Joch der Dienstbarkeit des Königs in Assyrien von sich, v. 7.
  • Überwindet die Philister in einer Schlacht, v. 8.
  • Der König in Assyrien Sanherib, überzieht das jüdische Land mit einem gewaltigen Kriegsheer und nachdem er viele Orte im selben Lande erobert, lässt er auch die Stadt Jerusalem durch Rabsake auffordern, und zwar mit vielen Gotteslästerungen, v. 9.

1. Im dritten Jahr Hoseas, des Sohnes Elas, des Königs Israels, wurde König Hiskia, der Sohn Ahas des Königs Judas.

Im: Nachdem das israelitische Königreich zerstört und die zehn Stämme in das assyrische Gefängnis hinweggeführt wurden, wird jetzt beschrieben, was es weiter im Königreich Juda für einen Zustand hatte.

Sohn Ahas: Nämlich eines ganz Gottlosen Vaters sehr frommer Sohn. [Darum man aus der Eltern Art und Sitten von den Kindern nicht freventlich urteilen soll.]

2. Und war fünfundzwanzig Jahre alt, da er König wurde und regierte neunundzwanzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Abi, eine Tochter Sacharjas.

Jahr: [Denn eine langwierige Regierung ist eine Belohnung der Frömmigkeit.]

3. Und tat, was dem Herrn wohl gefiel, wie sein Vater David.

Wohl gefiel: Er nahm die rechte Religion an und beharrte auch beständig dabei, zierte und erzeigte daneben die Bekenntnisse seines Glaubens mit einem gottseligen Leben und Wandel. Es ist aber dieser König durch Zutun des Propheten Jesaja in der wahren Gottseligkeit unterrichtet worden. Denn derselbe war bei dem Könige in großen Gnaden und gleichsam sein Hofprediger, wie die ganze Historie dieses Königs und besonders das 38. Kapitel des Propheten Jesaja bezeugt.

4. Er tat ab die Höhen und zerbrach die Säulen und rottete die Haine aus und zerstieß die eherne Schlange, die Mose gemacht hatte; denn bis zu der Zeit hatten ihr die Kinder Israel geräuchert und man hieß sie Nehusthan {4Mos 21v8 v9}.

Höhen: Die Kapelle und Altar, da man Gott Opfer tat ohne göttlichen Befehl, außerhalb des Tempels zu Jerusalem.

Haine: Die Lustwälder, so zur Abgötterei gepflanzt waren.

Eherne Schlange: Denn da vorzeiten in der Wüste von wegen des israelitischen Volkes Murren wider Gott feurige Schlangen unter sie kamen und aber die Israeliten wiederum Buße taten, hieß Gott eine eherne Schlange auf ein Holz hängen, dass wer die selbige ansah, lebend bliebe und von der feurigen giftigen Schlangen Biss nicht sterben musste. Es wurde aber Christus durch dieselbe Schlange vorgebildet, wie er am Kreuz gehangen. Denn wer denselben mit den Augen des Glaubens ansieht, der wird des ewigen Todes nicht sterben. Inmaßen Christus selber die Figur so auslegt {Joh 3}. Aber die Israeliten missbrauchten zu des Königs Hiskia Zeiten solche Schlangen zur Abgötterei. Und ob sie wohl wussten, dass dieselbe Schlange nur von Erz gemacht war, so meinten sie doch, weil ihre Vorfahren vorzeiten durch Anschauung dieser Schlangen waren gesund geworden, dass Gott bei derselben Schlange besonders mit seiner Gnade gegenwärtig wäre, mehr als sonst an einem anderen Ort, darum sie bei und vor derselben Räucherwerk anzündeten und ihr Gebet verrichteten. Denn das Räucherwerk bedeutet das Gebet {Ps 141}. [Eben also tun auch diejenigen, welche vor ein Kruzifix den Hut abziehen, die Knie davor beugen und vor demselben Bildnis des Herrn Christi beten.] Weil es demnach eine Abgötterei gewesen, so bei derselben Schlangen getrieben wurde und der fromme König Hiskia gemerkt, dass kein Aufhören da sein würde, hat er solchem nicht länger zusehen können und sie zerbrochen.

Nehusthan: Das ist: Ein Erz oder schlechtes ehernes Ding. Also hat er, der König, die eherne Schlange nennen lassen und ihnen so viel damit zu verstehen geben, was verehrt ihr viel ein Stücke Erz: Denn ob es wohl dem Herrn vorzeiten also gefallen hat, dass er die Israeliten durch die Anschauung dieser Schlangen gesund gemacht, so hat doch weder die äußerliche Gestalt noch die Materie etwas dabei getan und ist nichts Göttliches daran, darum tut ihr Unrecht, dass ihr denselben göttliche Ehre erzeigt. [Nach dem Beispiel dieses frommen Königs Hiskia tun ihm andere Könige und Regenten recht, dass sie die Bilder aus den Augen hinweg tun oder zerbrechen heißen, bei denen Abgötterei getrieben wird. Aber es muss ein Unterricht aus dem Worte Gottes vorher gehen, dass die Leute wissen, wie solcher Gottesdienst ein Gräuel vor Gott sei. Sonst ist den Christen Bilder zu haben unverboten, welche nicht angebetet werden.] * (Nach Luther)] Ein kühner König ist das, der die Schlange, von Gott selber zu der Zeit geboten und aufgerichtet, abbricht, darum, dass sie in Missbrauch der Abgötterei geraten war. Und verächtlich darf predigen lassen, es sei Nehusthan, das ist, eine ehernes Schlänglein, ein geringes Stücke Erzes, was sollte das für ein Gott sein?

5. Er vertraute dem Herrn, dem Gott Israels, dass nach ihm seinesgleichen nicht war unter allen Königen Judas, noch vor ihm gewesen.

Vertraute: Er setzte sein Vertrauen nicht auf die nichtigen Götzen der Heiden noch auf die falschen Gottesdienste, sondern auf den wahren Gott und hat nicht gezweifelt, es würde ihn Gott bei dem Bekenntnis der reinen Religion schützen und erhalten. So hat ihn der Prophet Jesaja auch aus des Mose Schriften berichtet und gelehrt, wie Gott aller Abgötterei feind sei und sie vertilgen heiße. Und hat Hiskia den Priestern befohlen, dass sie den Tempel des Herrn von aller Abgötterei reinigen sollten {2Chr 29}. Hat auch das Passah oder Osterfest mit großer Herrlichkeit wieder angerichtet, welches viele Jahre zuvor entweder gar nicht geachtet oder doch nicht recht gehalten und gefeiert wurden. Desgleichen hat er Boten ausgesandt in alle Städte seines Königreichs, dass man das Volk zusammenfordern und sie ermahnen soll, rechtschaffene und ernstliche Buße zu tun. Und hat nichts unterlassen, was einem frommen Regenten wohl ansteht.

Nicht war: Denn obwohl der König Josia von wegen seiner ausbündigen Frömmigkeit nicht unrecht auch gerühmt wird. So hat er doch mit diesem Könige nicht allerdings mögen verglichen werden, der nicht allein die rechte Religion angenommen und sie mit großem Ernst und Eifer befördert, sondern auch mit einem unschuldigen Wandel es den anderen allen bevor getan.

6. Er hing dem Herrn an und wich nicht hinten von ihm ab und hielt seine Gebote, die der Herr Mose geboten hatte.

Hing: Mit wahrem Glauben.

Wich nicht: Er ließ nicht ab von der rechten Religion und von dem Eifer zur wahren Gottseligkeit.

Hielt: So viel nämlich in dieses Fleisches Schwachheit geschehen konnte.

7. Und der Herr war mit ihm; und wo er auszog, handelte er klüglich. Dazu wurde er abtrünnig vom König zu Assyrien und war ihm nicht untertan.

Mit ihm: Da er ihm beistand und Glück zu seinem Vorhaben gab.

Klüglich: Denn Gott regiert seine Anschläge mit seinem Heiligen Geiste, dass sie einen glücklichen Ausgang gewinnen. [Weil Gott die Gottseligkeit auch in diesem Leben belohnt.]

Abtrünnig: Er erkannte ihn nicht für seinen Oberherrn und wollte nicht mehr sein Lehnsmann sein. Daran er auch nicht Unrecht getan. Denn es soll ein König des israelitischen Volkes, der in der wahren Gottes Furcht sich verhielte, keinen fremden und Gottlosen Tyrannen sich und sein Volk unterwürfig machen. Darum er recht und wohl daran getan, dass er solches Joch der Dienstbarkeit von sich geworfen. Und obwohl solche Vorhaben anfangs nicht ganz glücklich vonstattengegangen, so hat dennoch Gott endlich mit dem Ausgang bezeugt, dass Hiskia mit gutem Fug dem Könige in Assyrien sich widersetzt hatte.

8. Er schlug auch die Philister bis gen Gasa und ihre Grenze, von den Schlössern an bis an die festen Städte.

Philister: Die ihre Grenzen weit hinein ins Land Juda erstreckt hatten, darum er sie wieder zurückgetrieben, dass sie weichen mussten.

Städte: Das ist: Er hat alle Städte und Festungen eingenommen, die am selben Ort gegen den Philistern zum Königreich Juda gehört hatten, dass die Philister nichts übrig darin behalten. [Denn damals geht es im Regiment wohl zu, wenn Könige und Fürsten verschaffen, dass die rechte Religion wieder angerichtet werde.]

9. Im vierten Jahr Hiskias, des Königs Judas (das war das siebte Jahr Hoseas, des Sohnes Elas, des Königs Israels), da zog Salmanesser, der König zu Assyrien, herauf wider Samaria und belagerte sie;

10. und gewann sie nach drei Jahren, im sechsten Jahr Hiskias; das ist, im neunten Jahr Hoseas, des Königs Israels, da wurde Samaria gewonnen {2Sam 17v6}.

Gewonnen: Und große Grausamkeit darin geübt.

11. Und der König zu Assyrien führte Israel weg gen Assyrien und setzte sie zu Halah und Habor, am Wasser Gosan und in die Städte der Meder,

Wasser Gosan: Das ist: In die zuvor genannten Städte, so am Wasser oder Fluss Gosan lagen.

Meder: Da sie im Elend und in der Fremde wohnen und ihr Leben mit Kummer zubringen mussten.

12. darum dass sie nicht gehorcht hatten der Stimme des Herrn, ihres Gottes und übergangen hatten seinen Bund und alles, was Mose, der Knecht des Herrn, geboten hatte; der hatten sie keinem gehorcht noch getan.

Nicht gehorcht: Dass sie durch ihren Ungehorsam den Bund übertreten, welchen Gott mit ihnen und sie mit Gott auch gemacht hatten. Darum Gott richtig über sie erzürnt wurde, dass er sie aus dem Lande Kanaan ins Elend verstieß. Das wird hier von der Israeliten Gefängnis wiederholt, auf dass wir sehen, wie Gott des Königreichs Juda damals verschont von wegen der Reformierung der Religion, die der König Hiskia um dieselbe Zeit vornahm. Und obwohl Gott der Herr den Hiskia durch den Einfall der Feinde im Glauben probieren wolle. So hat er ihn doch zu Anfang seines Königreichs im Frieden erhalten, bis er in der Gottseligkeit ziemlich ermaßen erstarkt. [Denn Gott weiß unsere Schwachheit zu schonen, bis wir im Glauben ein wenig zu Kräften kommen.]

13. Im vierzehnten Jahr aber des Königs Hiskia zog herauf Sanherib, der König zu Assyrien, wieder alle festen Städte Judas und nahm sie ein {2Chr 32v1}

Jahr: Da hat es Gott also gefallen, den frommen König zu versuchen, damit seine Beständigkeit in der rechten Religion kundwürde und an Tag käme.

Nahm sie ein: Ohne Zweifel, dass sie ohne Widerstand sich an ihm ergeben, weil sie für einen solchen mächtigen Feind sich ganz zu sehr gefürchtet. [Und ist kein Zweifel, es haben ihrer viele, denen die alte Abgötterei noch im Herzen gesteckt, all solche Unglücke der reformierten Religion zugemessen. Aber Gott versucht dergestalt bisweilen fromme Könige und Fürsten, ob sie bei der rechten Religion beständig bleiben und verharren wollen oder wankelmütig werden und abfallen.]

14. Da sandte Hiskia, der König Judas, zum Könige von Assyrien gen Lachis und ließ ihm sagen: Ich habe mich versündigt, kehre um von mir; was du mir auflegst, will ich tragen. Da legte der König von Assyrien auf Hiskia, dem Könige Judas, dreihundert Zentner Silbers und dreißig Zentner Goldes.

Lachis: Welche Stadt zum Königreich Juda gehörte und der König von Assyrien damals eingenommen hatte und sich darin verhielte.

Versündigt: Dass ich von dir abgefallen bin, darum bitte ich dich, dass du mir solches verzeihen wollest, weil niemand ist, der nicht von Natur lieber frei als Knecht wäre und mit allem möglichen Fleiß danach strebe.

Kehre um: Mit deinem Kriegsvolk.

Tragen: Fordere von mir an Silber und Gold, so viel du begehrst und in meinem Vermögen ist, das will ich dir zur Strafe geben, nur damit ich Frieden mit dir haben könne. [Obwohl es nun so hoch nicht zu verwundern, dass Hiskia (da der Feind bereits den größeren Teil seines Königreichs eingenommen) viel lieber den Frieden begehrt mit Gelde zu erkaufen und mit der Silberbüchsen zu schießen, als das übrige Teil seines Königreichs auch in Gefahr setzen, so ist er doch kaltsinniger gewesen, als sich es wohl gebührt hätte, dazu ihm vielleicht etliche seiner Diener geraten und ihn dahin beredet, die sich ihrer Haut gefürchtet oder doch zum wenigsten besorgt, sie möchten um ihre Habe und Güter kommen. Darum auch solche Friedenshandlung keinen Bestand hatte, wie wir später hören werden.]

Zentner: Welches alles miteinander (nach meiner Rechnung) macht hundertfünfzigtausend Taler am Silber, am Gold aber fünfzehntausend Kronen. So viel fordert der König in Assyrien zur Strafe, dass er von ihm abgefallen war, mit Verheißung, wenn Hiskia dasselbe Geld bezahlt hätte, so wollte er aus seinem Königreich hinwegziehen und ihm solches zu verwalten ungehindert frei lassen.

15. Also gab Hiskia all das Silber, das im Hause des Herrn und in den Schätzen des Königshauses gefunden wurde.

Gab: Denn weil Hiskia des Sanheribs Worten glaubte, gedachte er, die Freiheit wäre über alles Silber und Gold, darum er ihm solche Geld bezahlen wollte.

16. Zur selbigen Zeit zerbrach Hiskia, der König Judas, die Türen am Tempel des Herrn und die Bleche, die er selbst hatte überziehen lassen und gab sie dem Könige von Assyrien.

Türen: Das ist: Die goldenen Bleche brach er von den Türen des Tempels ab, die er selber hatte machen und die Türen damit überziehen lassen zur Zierde. Es war aber dies darum kein Kirchenraub, weil er es nicht zu seinem eigenen Nutzen anwendete, sondern der ganzen Bürgerschaft und allen Untertanen zum Besten angesehen war, der er dadurch verschonte, dass er sie mit keiner beschwerliche Steuer oder Schatzung belegte und dennoch den Frieden und die Freiheit dem ganzen Königreich erkaufte. In welchem Stücke der fromme König Hiskia lobenswert ist, dass er seinen Untertanen nicht überlästig sein wollte, darin viel Obrigkeiten diesem Könige sehr ungleich sind. Aber doch hätte der König Hiskia noch besser getan, wenn er gleich zu Anfang die Waffen zur Hand genommen und dem Könige in Assyrien die Spitze geboten hätte.

17. Und der König von Assyrien sandte Tharthan und den Erzkämmerer und den Rabsake von Lachis zum Könige Hiskia mit großer Macht gen Jerusalem; und sie zogen herauf. Und da sie hinkamen, hielten sie an der Wassergrube bei dem Oberen Teich, der da liegt an der Straße auf dem Acker des Walkmüllers.

Sandte: Er fertigte eine ansehnliche stattliche Botschaft gen Jerusalem ab, den König Hiskia damit zu schrecken. Denn obwohl der fromme König Hiskia gemeint, er hätte nach bezahltem Gelde den Frieden und die Freiheit wieder erkauft. So hat doch der König von Assyrien, da er das Geld empfangen, nicht Glauben gehalten und das Kriegsvolk aus dem Königreich Juda nicht weggeführt, sondern noch dazu die Stadt Jerusalem auffordern lassen. [Einen solchen Ausgang gewinnen unsere gar zu furchtsamen Anschläge.]

Rabsake: Das ist: Den Erbschenken oder Erzschenken, der dem König den Wein trug. * (Nach Luther)] Heißt auf Deutsch eine Erzschenke.

Kamen: Dass sie die Stadt berannten und aufforderten, dazu auch fleißig besichtigen, an welchem Ort sie am leichtesten könnte erobert werden.

Teich: Daraus man vielleicht das Wasser in die Stadt geleitet.

Acker: An welchem Ort man sie am besten von der Stadtmauer einnehmen konnte.

18. Und rief dem Könige. Da kam heraus zu ihnen Eliakim, der Sohn Hilkias, der Hofmeister und Sebena, der Schreiber und Joah, der Sohn Assaphs, der Kanzler.

Rief: Nämlich der Erzschenke, welcher das Wort führte und mit dem Könige Hiskia begehrte zu sprechen und ihn zu ermahnte, dass er die Stadt dem Könige in Assyrien aufgebe und in seine Gewalt überlieferte.

Hofmeister: Denn man es nicht für ratsam angesehen, dass der König selber zu ihnen hinausgegangen wäre, weil man sich eines Betrugs besorgen müssen. [Und ist besser, dass die Diener sich in Gefahr begeben als dass eines Königs oder Fürsten Person sollte etwas Widerwärtiges begegnen.]

19. Und der Erzschenke sprach zu ihnen: Lieber, sagt dem Könige Hiskia: So spricht der große König, der König von Assyrien: Was ist das für ein Trotz, darauf du dich verlässt?

Sprach: Es ist aber seine ganze Rede dahin gerichtet, dass er dem Könige und den Untertanen alles Vertrauen, so sie zu Gott haben möchten, nehme und die Untertanen zum Abfall und Aufruhr wider ihren König bewegen.

Große König: Der gewaltige Monarch, gegen dem euer Herr kaum ein Fürst mag genannt werden.

Trotz: Was macht dich so mutig und verwegen, dass du dich einem so mächtigen Könige widersetzen darfst?

20. meinst du, es sei noch Rat und Macht zu streiten? Worauf verlässt du denn nun dich, dass du abtrünnig von mir bist geworden?

21. Siehe, verlässt du dich auf diesen zerstoßenen Rohrstab, auf Ägypten? Welcher, so sich jemand darauf lehnt, wird er ihm in die Hand gehen und sie durchbohren. Also ist Pharao, der König in Ägypten, allen, die sich auf ihn verlassen.

Rohrstab: Als wollte er sprechen: Ich weiß wohl, dass etliche Könige in Juda und Israel vor der Zeit sich auf den Beistand der Könige in Ägypten Hilfe verlassen haben, und sich widerspenstig gegen den König in Assyrien erzeigt. Aber es ist ihnen übel bekommen. Denn die Könige in Ägypten halten die anderen Könige mit vergeblichen Worten auf und wenn man ihrer am besten bedarf, so sind sie nicht daheim. Darum, wenn du vielleicht auf die ägyptischen Hilfe dich verlässt, so siehe zu, dass dir nicht widerfährt wie einem, der sich will auf ein Rohr lehnen, welches bald bricht, dass einem die Spitzen in die Hand gehen. Denn du wirst vergebens hoffen, bis der König in Ägypten komme und dich der Belagerung beschütze. Dies redete zwar der Erzschenke recht und wahr von den ägyptischen Königen, dass sie die Israeliten pflegten anzuführen und danach in Nöten stecken lassen. [Denn der Satan mengt immer Wahrheit und Lügen durcheinander, damit er uns die Lügen zugleich mit einschwätze.]

22. Ob ihr aber wolltet zu mir sagen: Wir verlassen uns auf den Herrn, unseren Gott, ist es denn nicht der, des Höhen und Altäre Hiskia hat abgetan und gesagt zu Juda und Jerusalem: Vor diesem Altar, der zu Jerusalem ist, sollt ihr anbeten?

Ob: Jetzt bringt er falsche und gottlose Sachen vor.

Gott: Der wird uns wider den König in Assyrien schützen. Aber ihr hofft vergebens auf ihn (will er sagen) Denn wie wollte derselbe euch zu helfen geneigt sein, weil er von eurem Könige so gröblich beleidigt ist?

Abgetan: Will so viel sagen: Hat nicht euer König die Gottesdienste abgeschafft, die Kirche und Altar umgerissen, welche demselben eurem Gott zu Ehren sind erbaut gewesen und hat allen seinen Untertanen geboten, dass sie nur an einen einzigen Ort, Gott verehren sollten, der zuvor an hundert und mehr Orten geehrt wurde. Meint ihr denn noch, dass ihr werdet einen gnädigen Gott haben, dem ihr seinen Gottesdienst so genau gespannt und so eng eingezogen habt? [Und redet der Erzschenke eben, als wenn zu einem evangelischen Fürsten, der die Messe abgeschafft, jemand sagte, freilich wird Gott euch Lutheraner schützen, die ihr das heilige Messopfer aufgehoben habt.]

23. Nun gelobe meinem Herrn, dem Könige von Assyrien; ich will dir zweitausend Rosse geben, dass du mögest Reiter dazu geben.

Gelobe: Als wollte er sprechen: Ihr habt ohne das für euch selber nicht so viel Kraft, das ihr die Belagerung eine kurze Zeit aushalten könnt. Denn hast du König Hiskia eine Lust, so wette mit meinem Herrn dem Könige und nimm es mit ihm an, was gilt es, wo du zweitausend streitbare Männer unter deiner ganzen Ritterschaft kannst zuwege bringen, die so viele Pferde beschreiten könnten, wenn ihnen gleich mein König selber die Pferde dazu geben wollte? Daraus gut abzunehmen, dass du zum Widerstand ganz übel versehen bist, weil du weder Ross noch Reiter hast.

24. Wie willst du denn bleiben vor dem geringsten Herrn, einem meines Herrn Untertanen und verlässt dich auf Ägypten um der Wagen und Reiter willen?

Untertanen: Es hat der Geringste unter meines Herrn Lehnsleuten mehr Diener unter sich, als du überwältigen kannst, wie willst du denn dem ganzen großen Kriegsheer meines Herrn Königs Widerstand tun können?

Verlässt: Du hoffst vielleicht, dass man dir aus Ägypten eine Anzahl Wagen samt einer ansehnlichen Reiterei zuschicken werde. Aber es wird dir nichts helfen und du wirst den Kürzeren ziehen müssen, wenn du gleich noch mehr Hilfe wüsstest aufzubringen, weil du wider den Willen Gottes streiten wirst. Welcher es also beschlossen hat, dass er euch in unseres Königs Hand übergeben will, gleichwie er sich auch alle anderen Heiden unterwürfig gemacht hat.

25. meinst du aber, ich sei ohne den Herrn heraufgezogen, dass ich diese Stätte verderbe? Der Herr hat mich es geheißen: Zieh hinauf in dies Land und verderbe es!

Meinst du: Als wollte er sprechen: Mein König von Assyrien lässt dir sagen, du darfst dir nicht in den Sinn nehmen, dass ich solchen Zug mir vorgenommenen habe, da ich nicht zuvor mich darüber eines göttlichen Berichts geholt, da mir den mein Wahrsager zur Antwort gegeben, dass mir mein Vornehmen glücklich vonstattengehen werde, und hat mich heißen fortfahren. So hat auch euer Gott (wo anders etwas Göttliches an ihm ist) eben damit bezeugt, dass ihm mein Tun nicht missfalle oder zuwider sei, weil er zugelassen, dass ich das Königreich Juda bisher verwüstet habe, welches er sonst gewehrt hätte, wenn er es gekonnt hätte. Darum habt ihr elenden Leute keine göttliche noch menschliche Hilfe mehr zu hoffen oder zu erwarten, bist du nun klug, so ergib dich gutwillig.

26. Da sprach Eliakim, der Sohn Hilkias und Sebena und Joah zum Erzschenken: Rede mit deinen Knechten auf syrisch, denn wir verstehen es; und rede nicht mit uns auf jüdisch vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer ist.

Erzschenken: Zu des Königs in Assyrien Gesandten.

Knechten: Sie demütigen sich ganz tief gegen dem gottlosen Menschen, der es doch nicht wert gewesen.

Des Volkes: Welches nicht eben wissen darf, was wir miteinander handeln. Darum bitten wir dich, dass du nicht auf unsere hebräische Muttersprache mit uns reden wollest, sondern bringe deine Werbung auf Syrisch vor, welche Sprache wir sehr wohl verstehen. [Es ist aber die syrische Sprache von der hebräischen fast soweit unterschieden gewesen, als wie jetziger Zeit die italienische von der lateinischen ist.] Und besorgten sich die Abgeordneten des Königs Hiskia, dass nicht etwa das Volk durch solche Reden möchte kleinmütig gemacht werden.

27. Aber der Erzschenke sprach zu ihnen: Hat mich denn mein Herr zu deinem Herrn oder zu dir gesandt, dass ich solche Worte rede? Ja zu den Männern, die auf der Mauer sitzen, dass sie mit euch ihren eigenen Mist fressen und ihren Harn saufen.

Gesandt: Will so viel sagen, du sollst wissen, dass ich nicht besonders um deines Herrn oder auch deinetwillen von meinem Könige daher gesandt bin, sondern vielmehr dass ich euer Volk zur Aufgabe der Stadt anmahne, welches mit seiner großen Gefahr die Stadtmauren schützt. So haltet ihr sie mit einer vergeblichen Hoffnung auf, bis sie vor Hunger und Durst verschmachten. Mit denselben hat mein Herr und König ein Mitleiden und wünscht, dass ihnen möge geholfen werden, wie er denn sie gnädig begehrt zu halten, sofern sie sich beizeiten ihm ergeben. [Denn die Tyrannen stellen sich erst ganz gütig, bis sie die Leute unter ihre Gewalt gebracht haben.]

28. Also stand der Erzschenke und rief mit lauter Stimme auf jüdisch; und redete und sprach: Hörte das Wort des großen Königs, des Königs von Assyrien!

Hört: Ihr elenden Juden, was ich euch zum Besten sage.

Großen Königs: Des allermächtigsten und weitberühmtesten Monarchen in der ganzen Welt.

29. So spricht der König: Lasst euch Hiskia nicht aufsetzen; denn er vermag euch nicht zu erretten von meiner Hand.

Aufsetzen: Dass er euch verführe, indem er euch Befreiung von der Belagerung zusagt.

30. Und lasst euch Hiskia nicht vertrösten auf den Herrn, dass er sagt: Der Herr wird uns erretten und diese Stadt wird nicht in die Hände des Königs von Assyrien gegeben werden!

Vertrösten: Glaubt ihm nicht, wenn er euch heißt auf die Hilfe eures Gottes hoffen. [So stolz sind die Tyrannen, als ob ihnen Gott selbst auch nicht widerstehen könnte.]

31. Gehorcht Hiskia nicht! Denn so spricht der König von Assyrien: Nehmt an meine Gnade und kommt zu mir heraus, so soll jedermann seines Weinstocks und seines Feigenbaums essen und seines Brunnens trinken,

Nicht: Der euch gemeint zu überreden, dass ihr die Belagerung länger erdulden sollt.

Gnade: Geht die Friedensartikel ein, die ich euch vorschlagen will.

Essen: Das ist: Ihr sollt die Früchte eures Landes in Frieden und Ruhe genießen.

32. bis ich komme und hole euch in ein Land, das eurem Lande gleich ist, da Korn, Most, Brot, Weinberge, Ölbäume, Öl und Honig innen ist; so werdet ihr leben bleiben und nicht sterben. Gehorcht Hiskia nicht; denn er verführt euch, dass er spricht: Der Herr wird uns erretten.

Hole euch: Aus besonderen Ursachen, mit eurem großen Nutzen.

Gleich ist: Das da fruchtbar und wohl erbaut ist.

Leben bleiben: Wenn ihr mir folgen wollt, da ihr sonst, wenn ihr euch mir widersetzen werdet, durch Schwert und Hunger umkommen müsst. [Es pflegen aber die Feinde dem unverständigen Volk viel zu verheißen, bis sie es unter ihre Gewalt bringen, danach halten sie wenig oder wohl gar nichts.]

Verführt: Nach den nichtigen Verheißungen tut jetzt des Königs in Assyrien Gesandter auch gräuliche Gotteslästerungen hinzu, die er wider Gott ausstößt.

Erretten: Aus des Königs in Assyrien Gewalt. Denn dass solche eure Hoffnung vergebens sein werde, könnte ihr aus der benachbarten Heiden Beispiel abnehmen.

33. Haben auch die Götter der Heiden ein jeglicher sein Land errettet von der Hand des Königs von Assyrien {Esra 10v9}?

Heiden: Welche bis daher mein König unters Joch gebracht hat.

Sein Land: Darin er geehrt wurde.

34. Wo sind die Götter zu Hemath und Arphad? Wo sind die Götter zu Sepharvaim, Hena und Iwa? Haben sie auch Samaria errettet von meiner Hand?

Götter: Wie man sie nennt. Ob sie aber und was es für Götter sein, da mögen sie zusehen. Denn sie haben ihren Dienern ja keine Hilfe geleistet.

Hena und Iwa: Der großen und mächtigen Städte und Länder, welchen ihre Götter freilich Hilfe geleistet hätten, wenn sie wider meinen König etwas vermocht hätten.

35. Wo ist ein Gott unter aller Lande Göttern, die ihr Land haben von meiner Hand errettet, dass der Herr sollte Jerusalem von meiner Hand erretten?

Allen Landen: Die in der ganzen Welt hin und wieder geehrt werden.

Errettet: Der gottvergessene Bösewicht wollte dennoch nicht gern davor angesehen sein, als ob er aller Götter Gottheit oder ihre Gewalt leugnete. Aber weil er leugnet, dass man von keinem Gott Hilfe zu erwarten habe wider seines Königs große Macht, so tut er in der Wahrheit nichts anders, als dass er alle Götter, sie sind gleich recht oder falsch, des assyrischen Königs Gewalt und Mutwillen unterwirft, als ob sie niemandem helfen oder beistehen dürfte, den er mit bewaffneter Hand überzöge. [Dergestalt lästern die Feinde der Kirche den wahren Gott, weil sie rühmen, die Kirche ist keine Hilfe bei ihm. Was aber dem Könige Hiskia begegnet ist, dass es nämlich nach der reformierten Religion ein Ansehen mit ihm gewonnen, als ob Gott seiner nicht achtete und solche teuflischen Schmachworte hören müssen, das widerfährt auch noch heutzutage frommen Leuten, die entweder von einer falschen Religion oder vom gottlosen Leben abgestanden. Denn derselben spottet der Satan höhnisch und gibt ihnen solche Gedanken ein: Du hast die vorige Religion verlassen, darum wirst du endlich durch das Schwert oder Hunger müssen umkommen: Du hast dein Leben geändert, darum wirst du einen großen Verlust an deiner Habe und Gütern empfinden und wirst keinen guten Gesellen oder treuen Freund behalten. Denn weil du schlauer und besser sein willst als die anderen, so wird dich jedermann verachten und anfeinden. Deswegen so begib dich wiederum zu der vorigen Religion und fange dein altes Leben wieder an, sonst wirst du befinden, dass du von Gott und den Menschen verlassen bist. Aber wir sollen wider solche Versuchungen unsere Herzen mit dem Worte Gottes stillen, welches uns Nahrung und den göttlichen Schutz zusagt {Mt 6 Ps 91}.]

36. Das Volk aber schwieg stille und antwortete ihm nichts; denn der König hatte geboten und gesagt: Antwortet ihm nichts!

Volk: So auf der Mauer stand.

Nichts: [Denn dergleichen gräuliche Gotteslästerungen soll man mit Worten nicht widerlegen, sondern Gott dem Herrn zu strafen heimstellen. Und ist dieser Untertanen Frömmigkeit und Gehorsam zu loben, dass sie durch des assyrischen Königs gottlose Reden und Hätscheln sich nicht bewegen lassen, dass sie einen Aufruhr wider ihren König angerichtet und der Stadt Aufgabe begehrt hätten, sondern sind im Glauben gegen Gott und ihrem Könige beständig geblieben.]

37. Da kam Eliakim, der Sohn Hilkias, der Hofmeister und Sebena, der Schreiber und Joah, der Sohn Assaphs, der Kanzler, zu Hiskia mit zerrissenen Kleidern und sagten ihm an die Worte des Erzschenken.

Zerrissenen: Vor großem Unmut und Herzeleid, dass sie solche gräuliche Gotteslästerungen gehört und merkte, dass der König in Assyrien nicht im Willen hätte wegzuziehen, es wäre ihm denn die Stadt gegeben oder hätte sie mit Gewalt erobert.

Sagten: Mit was Bekümmernis aber der König Hiskia solche Nachrichten erfahren, steht im folgenden Kapitel.


Das 19. Kapitel

  • Hiskia klagt Gott dem Herrn des Königs in Assyrien Gotteslästerungen und unrechtes Anfordern und begehrt des Propheten Jesaja Rat und Fürbitte, der ihm gute Hoffnung macht, v. 1.
  • Der König in Assyrien wird durch der Mohren Einfall wieder heimzuziehen genötigt, fordert doch zuvor abermals durch lästerliche Drohschriften der Stadt Jerusalem Aufgabe, v. 8.
  • Solche Schreiben breitet Hiskia im Tempel vor dem Herrn, der sein Gebet erhört und verheißt ihm Rettung durch den Propheten Jesaja, v. 14.
  • Der Engel des Herrn erschlägt im assyrischen Lager 185.000 Mann, v. 35.
  • Als Sanherib durch eine schändliche Flucht heimkommt, wird er von seinen eigenen Söhnen erwürgt, v. 37.

1. Da der König Hiskia das hörte, zerriss er seine Kleider und legte einen Sack an und ging in das Haus des Herrn.

Hörte: Nämlich wie übermütig des Königs in Assyrien Gesandten die Stadt aufgefordert und noch dazu Gott im Himmel gelästert hätten.

Zerriss: Aus großem Unmut und Herzeleid.

Kleider: Seine königlichen Amtskleider.

Sack: Ein grob geringes Tuch, wie damals bei denen, die Leid trugen und in Nöten steckten, gebräuchlich war.

Haus: Dass er in solchen Ängsten Hilfe von Gott begehrte. Denn es hatte Gott dem Salomo verheißen, dass er seines Volkes Beten und Flehen im Tempel zu Jerusalem erhören wollte, wenn sie entweder von ihren Feinden bedrängt oder sonst mit einem Unglück überfallen würden, im 1. Buch der Könige, Kapitel 8. [Weil aber Christus durch solchen Tempel vorgebildet wurde {Joh 2} so lernen wir hierbei, dass wir in Christo, das ist, um Christi willen erhört werden, wenn wir in seinem Namen beten {Joh 16}.]

2. Und sandte Eliakim, den Hofmeister und Sebena, den Schreiber, samt den ältesten Priestern, mit Säcken angetan, zu dem Propheten Jesaja, dem Sohn Amoz.

Sandte: Denn weil er den Propheten Jesaja bei sich in der Stadt hatte, wollte er auch seines Rats und Trost von ihm begehren. Und ist aus der stattlichen Botschaft zu sehen, wie viel und hoch dieser König auf das Predigtamt des Wortes Gottes hielt.

Säcken: Zum Zeichen ihres großen Herzleids.

3. Und sie sprachen zu ihm: So sagt Hiskia: Das ist ein Tag der Not und Scheltens und Lästerns; die Kinder sind genommen an die Geburt und ist keine Kraft da zu gebären.

Der Not: Ach du heiliger Prophet, wir sind gewisslich in großen Nöten und Ängsten, die Feinde drohen uns übermütig und schrecklich, Gott selbst, der unsere einzige Hoffnung ist, wird aufs Giftigste geschmäht und gelästert und sind in höchster Gefahr und unglaublicher Angst, nicht anders, als wie ein Weib, das gebären soll, da ihre Kräfte in der Geburt, wenn sie es am meisten bedürfte, also ganz dahin fallen, dass sich es ansehen lässt, als werden Mutter und Kind miteinander auf dem Platz bleiben. Also haben wir auch keine deutlichen menschlichen Kräfte in uns, damit wir eines solchen gewaltigen Feindes Krieges-Macht von unseren Stadtmauern abtreiben könnten. [Merke in was großen Ängsten Gott auch seine liebsten Diener kommen lässt, die er doch später gnädig daraus errettet.]

4. Ob vielleicht der Herr, dein Gott, hören wollte alle Worte des Erzschenken, den sein Herr, der König von Assyrien, gesandt hat, Hohn zu sprechen dem lebendigen Gott und zu schelten mit Worten, die der Herr, dein Gott, gehört hat. So hebe dein Gebet auf für die übrigen, die noch vorhanden sind.

Dein Gott: Der dir ganz gnädig und wohl gewogen ist.

Mit Worten: Dass er uns mit Drohworten hart angegriffen, weil wir uns nicht allerdings an ihm ergeben wollen.

Gehört: Denn wir hoffen, es werde Gott der Herr des Erzschenken Lästerungen und Drohworte sich lassen zu Herzen gehen und seines Namens Ehre rächen, indem er uns erhält und die Feinde abtreibt. Es bedeutet aber das Wörtlein vielleicht, so hier im Text steht, keinen Zweifel, sondern ein inbrünstiges Gebet und Seufzen des Herzens um Erlösung, als ob er spreche: Ach dass doch Gott seines Namens Ehre wider diese gräuliche Lästerung und hochmütige Drohung retten wollte. [Denn solches Seufzen erregt der Heilige Geist in der Frommen Herzen {Röm 8} und sind vor Gott die allerkräftigsten Gebete.]

Hebe: Bitte Gott, dass er das Königreich Juda und was Salmanasser von den Israeliten übergelassen (das zwar wenig ist) gnädiglich erhalten wolle. [Denn der frommen Leute und besonders der vortrefflichen Männer in der Kirche Gottes Gebete haben einen gewaltigen Nachdruck und sind ganz kräftig, weil sie aus glaubenden Herzen seiner Verheißungen zu erinnern wissen.] Solches alles nun hat der König durch seine Gesandten dem Propheten Jesaja vorbringen lassen.

5. Und da die Knechte des Königs Hiskia zu Jesaja kamen.

Kamen: Und von ihres Königs wegen ihm vorhielten, weshalb sie zu ihm abgefertigt wären.

6. sprach Jesaja zu ihnen: So sagt eurem Herrn: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht vor den Worten, die du gehört hast, damit mich die Knaben des Königs von Assyrien gelästert haben.

Sprach: Aus Erleuchtung des Heiligen Geistes.

Fürchte: Lass dich durch solche hochtrabenden Worte nicht schrecken.

Mich: Den lebendigen Gott.

Knaben: Das ist: Seine Diener und Abgesandten.

Gelästert: Denn es soll dem Tyrannen nicht geschenkt werden, dass er meinen Namen so entehrt hat, und soll nie ins Werk richten, was er dir gedroht.

7. Siehe, ich will ihm einen Geist geben, dass er ein Gerücht hören wird und wieder in sein Land ziehen; und will ihn durch das Schwert fällen in seinem Lande.

Geist geben: Ich will ihm andere Gedanken im Kopf kommen lassen, dass er nämlich Nachrichten vernehmen soll von des Königs in Mohren Einfall in sein Königreich, darauf er sich wieder zum Heimwege rüsten und nicht bis zu dieser Stadt kommen wird, sondern wird eilen, dass er mit seinem Volk wieder in sein eigenes Land komme, damit er dasselbe beschütze.

Fällen: Ich will verschaffen, wenn er heimkommt, dass er von seinen eigenen Söhnen soll erwürgt werden, darum magst du wohl des Königs in Assyrien gottlose Drohworte aus großmütigem Herzen kecklich verachten und in den Wind schlagen. [Denn es hat Gott vielerlei Mittel, die er gebrauchen kann, wenn er der Feinde Toben zunichtemachen will.]

8. Und da der Erzschenke wiederkam, fand er den König von Assyrien streiten wider Libna; denn er hatte gehört, dass er von Lachis gezogen war.

Kam: Mit seiner Gesellschaft zu seinem König, nachdem er vom Hiskia eine abschlägige Antwort empfangen, dass die Stadt Jerusalem dem Könige in Assyrien keineswegs soll geöffnet werden.

Libna: Dahin ihm der Erzschenke nachzog.

Lachis: Welche Stadt er eingenommen und eine Besatzung darin gelegt hatte. Und hat ohne Zweifel dies dem Glauben des Hiskia einen harten Stoß gegeben, da er verstanden, dass die Stadt Lachis erobert und die Stadt Libna belagert wäre. Denn solches der Weissagung des Propheten Jesaja sehr ungleich lautete. [Aber wenn unser Glaube am höchsten versucht wird, so ist die Erlösung am allernächsten.]

9. Und da er hörte von Thirhaka, dem Könige der Mohren: Siehe, er ist ausgezogen, mit dir zu streiten, wandte er um und sandte Boten zu Hiskia und ließ ihm sagen:

Er: Nämlich der König in Assyrien.

Ausgezogen: Mit einem gewaltigen Kriegsheer.

Streiten: Er ist in dein Königreich gefallen und streift darin herum mit Verwüstung und Verheerung des Landes.

Um: Dass er sich rüstete dem Könige der Mohren zu begegnen.

Sandte: Nämlich ehe denn er mit seinem Kriegsvolk aufbrach und hinweg zog, wie er zu tun willens war, da ließ er zuvor an den König Hiskia ein Schreiben hören voller Drohworte und Lästerungen, der Meinung, dass er den König Hiskia noch schrecken wollte, damit er die Stadt Jerusalem ihm noch vor seinem Abzug öffnete und in seine Gewalt übergebe. [Denn wenn es jetzt an dem ist, dass die Feinde der Kirche ablassen und aufhören müssen zu tyrannisieren, so stellen sie sich am gräulichsten und meinen, sie wollen den Frommen noch eine Furcht einstecken, ob sie ihnen also beikommen und ihren Mutwillen an ihnen erfüllen könnten. Eben also macht es der Satan auch in den geistlichen Versuchungen.]

10. So sagt Hiskia, dem Könige Judas: Lass dich deinen Gott nicht aufsetzen, auf den du dich verlässt und sprichst: Jerusalem wird nicht in die Hände des Königs von Assyrien gegeben werden.

Verlässt: Ich weiß, dass du auf deinen Gott trotzt und pochst und weil du irgend von einer Weissagung dich hast verführen lassen, so hoffst du, ich werde die Stadt nie bekommen. Aber es wird dir deine Hoffnung fehlen, denn entweder kann oder will er dich wider meine Gewalt nicht schützen.

11. Siehe, du hast gehört, was die Könige von Assyrien getan haben allen Landen und sie verbannt; und du solltest errettet werden?

Getan: Nämlich vor vielen Jahren.

Landen: Die sie zu überwältigen sich vorgenommenen.

Verbannt: Also dass sie den unüberwindlichen Monarchen von Assyrien nicht widerstehen konnten.

Errettet: Von der Assyrer Gewalt mit deinem elenden übergebliebenen Häuflein im Königreich Juda.

12. Haben der Heiden Götter auch sie errettet, welche meine Väter haben verdorben: Gosan, Haran, Rezeph und die Kinder Edens, die zu Thelassar waren?

Verdorben: Nämlich alle nachfolgenden Städte und Länder, die meine Voreltern erobert und eingenommen haben. Meinst du denn, dass diese Völker und Könige nicht auch ihre Götter hatten und geehrt haben? Aber was haben sie ihnen genützt? Welche aus diesen allen haben sie errettet? Darum sollst du wissen, der du aus Vertrauen deines Gottes dich mir zu widersetzen fortfährst, dass du weder Hilfe noch Schutz von deinem Gott haben wirst, der freilich nicht mächtiger sein wird als die anderen Götter, welche ihre Leute in ihren größten Ängsten verlassen haben. Darum wo du anders nicht willst dich und die deinen in die äußerste Gefahr bringen, so ergib dich beizeiten, dass du viel mehr meine Gnade empfindest, als andere mit deinem Untergang ein Beispiel meines gerechten Zorns hinterlasst. [Solche Anläufe des Satans sollen wir lernen mit dem Worte Gottes ausschlagen und überwinden.]

13. Wo ist der König zu Hemath, der König zu Arphad und der König der Stadt Sepharvaim, Hena und Iwa?

14. Und da Hiskia die Briefe von den Boten empfangen und gelesen hatte, ging er hinauf zum Hause des Herrn und breitete sie aus vor dem Herrn.

Und: Jetzt lasst uns hören, wie der fromme König Hiskia auf der Gesandten übermütiges Anbringen und Gottlosen Rede auch nach Verlesung der Drohbriefe sich verhalte.

Vor dem: Denn es hatte Gott verheißen, dass er bei der Bundeslade im Tempel wohnen wollte, im 1. Buch der Könige Kapitel 8. Demselben bringt der König seine Klagen vor und bittet ihn, dass er solche Gottlosen und lästerlichen Schmachreden und Schriften rächen wolle. [Denn wir sollen in unseren Nöten zu Gott fliehen.]

15. Und betete vor dem Herrn und sprach: Herr, Gott Israels, der du über Cherubim sitzt, du bist allein Gott unter allen Königreichen auf Erde, du hast Himmel und Erde gemacht.

Sitzt: Der du verheißen hast, dass du auf der Bundeslade wohnen wollest, zwischen den zwei Cherubim und von dort unser Gebet gnädig erhören.

Auf Erde: Du bist allein der wahre Gott und Herr über alle Königreiche, unter denen du erhältst und schützt, welche du willst und zerstörst, welche du willst. Du setzt Könige ab und stellst andere an ihre statt auf den Thron.

Gemacht: Mit welchem Werke du deine Allmacht und Majestät erklärt hast und sind solche Himmel und Erde noch in deiner Gewalt, samt allem was darin ist, darum steht dir frei, dass du mit allen Kreaturen umgehen magst, wie du willst.

16. Herr, neige deine Ohren und höre, tu deine Augen auf und siehe und höre die Worte Sanheribs, der her gesandt hat, Hohn zu sprechen dem lebendigen Gott.

Ohren: Es werden aber Gott auf menschliche Weise Ohren und Augen zugemessen, auf dass wir wissen, wie er alles sehe und höre, da uns sonst bedünkt, wenn er den Gottlosen allen ihren Mutwillen verhängt und nachlässt, er habe seine Augen zugeschlossen und seine Ohren verstopft.

Hohn: Darum, o allmächtiger Gott, es ist nicht nur um unsere Wohlfahrt zu tun, sondern auch um deines Namens Ehre und Rettung deiner Majestät.

17. Es ist wahr, Herr, die Könige von Assyrien haben die Heiden mit dem Schwert umgebracht und ihr Land

18. und haben ihre Götter ins Feuer geworfen. Denn es waren nicht Götter, sondern Menschenhände Werke, Holz und Steine; darum haben sie sie umgebracht.

Ins Feuer: Dass also dieselben Götter weder sich selbst noch ihre Diener schützen können, welches zwar auch kein Wunder gewesen, weil sie nichts Göttliches an sich hatten.

Sie sie umgebracht: Nämlich die Assyrer haben solche unnützen Götzen sowohl als ihre Diener zugrunde gerichtet: Aber du Herr, bist der einzige, wahre, ewige und allmächtige Gott, darum verschaffe, dass die Assyrer deine Gottheit und Allmacht in der Wahrheit empfinden und dich nicht mehr unter die anderen nichtigen Götzen der Heiden zählen.

19. Nun aber, Herr, unser Gott, hilf uns aus seiner Hand, auf dass alle Königreiche auf Erde erkennen, dass du, Herr, allein Gott bist.

Erkennen: Dass außer dir kein Gott ist, weder im Himmel noch auf Erde und dass du deine Diener wider der ganzen Welt Macht und Gewalt könntest und wollest erhalten, damit deines Namens Ehre und Majestät hin und wieder berühmt werde. [Es ist aber unser Gebet dann zumal kräftig, wenn wir Gott erinnern, dass er uns schütze, damit sein Name nicht gelästert werde, solche Gebete, so aus Glauben hergekommen ist, wird Gott nie verachten.]

20. Da sandte Jesaja, der Sohn Amoz, zu Hiskia und ließ ihm sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Was du zu mir gebetet hast um Sanherib, den König von Assyrien, das habe ich gehört.

Da sandte: Auf dass der König wüsste, wie sein Gebet von Gott erhört wäre, so hat er ihm solches durch den Propheten geoffenbart.

Gebetet: Dass ich dich und die Deinen schützen soll und den König in Assyrien zurückhalten.

21. Das ist es, das der Herr wider ihn geredet hat: Die Jungfrau, die Tochter Zion, verachtet dich und spottet dein; die Tochter Jerusalem schüttelt ihr Haupt dir nach.

Das ist es: Hör die göttliche Antwort und das Urteil der Verdammnis, welches Gott wider Sanherib ausspricht.

Tochter Zion: Das ist: Meine Kirche zu Jerusalem erschrickt nicht vor deinem Drohen, sondern verlacht aus Glauben deine hochtrabenden stolzen Worte, die du ausgestoßen hast. Ja, sie wird dir bald in deinem Abzug das Haupt nachschütteln und dein spotten, dass du unverrichteter Sachen dazu mit großem Schimpf und Schaden davonziehst. [Hier hat man auch zu merken, dass Gott die Kirche zu Jerusalem eine Jungfrau nennt, welche doch vor des Königs Hiskia Zeiten mit gräulicher Abgötterei und vielen anderen Lastern sich sehr besudelt hatte. Damit zu verstehen gegeben wird, dass die bußfertigen Sünder durch den Glauben so gerecht, rein und heilig, um Christi willen vor Gott geachtet werden, als wenn sie nie keine Sünde getan hätten. Wenn uns aber Gott gerecht schätzt, wer will uns verdammen {Röm 8}? Darum sollen auch wir aus wahrem Glauben der Feinde drohen verachten und verlachen.]

22. Wen hast du gehöhnt und gelästert? Über wen hast du deine Stimme erhoben? Du hast deine Augen erhoben wider den Heiligen in Israel.

Wen: Jetzt folgt die Ursache, warum Sanherib also soll zu Spott und Schanden werden.

Stimme erhaben: Dass du so gräuliche Schmach- und Lästerworte aus großem Übermut ausgestoßen hast.

Augen erhoben: Du hast zwar wollen davor angesehen sein, als ob du der Kirche zu Jerusalem spottest und sie schmähtest, aber du hast den wahren, ewigen und einzigen Gott gelästert, der solche Entheiligung seines Namens aufs ernstlichste an dir rächen wird {2Mos 20}. [Denn was der Kirche widerfährt, das nimmt Gott an, als sei es ihm selbst geschehen. Daher zu Paulus, da er noch ein Verfolger gewesen, gesagt wird, Saul, Saul, was verfolgest du mich {Apg 9}?]

23. Du hast den Herrn durch deine Boten gehöhnt und gesagt: Ich bin durch die Menge meiner Wagen auf die Höhe der Berge gestiegen, auf den Seiten des Libanon; ich habe seine hohen Zedern und auserlesenen Tannen abgehauen und bin kommen an die äußerste Herberge des Waldes seines Karmels;

Gehöhnt: Du hast Gott gelästert, als ob du höher und mächtiger wärest denn er und könntest auch wider seinen Willen ein jedes Land unter dich bringen und verwüsten.

Gesagt: Das du dich selber hochmütig gerühmt hast.

Gestiegen: Und habe sie alle unter meine Gewalt gebracht. Es ist aber diese Rede des Propheten voller verblümter Worte und gleichwie ein Gesang gestellt. Hat aber diesen Verstand: Du König in Assyrien pflegst dich hochmütig also zu rühmen, dass du sprichst: Ich hab mit meinem mächtigen Kriegsheer viele Länder und Völker überzogen und ist kein Schloss noch Stadt so hoch oder fest gewesen, die ich nicht erobert hätte. Die Könige und Fürsten, so unter anderen Leuten sind, wie hohe Zedern oder Tannenbäume, habe ich aus ihren Königreichen und Herrschaften gestoßen und sie entweder erwürgt oder gefangen. Bis ich endlich auch ins Land Juda gekommen bin, davon ich den größeren Teil bereits eingenommen und liege jetzt mit meinem Kriegsheer nicht weit mehr von der Hauptstadt, welche doch auch meiner Gewalt nicht wird widerstehen können.

24. ich habe gegraben und ausgetrunken die fremden Wasser und habe vertrocknet mit meinen Fußsohlen die Seen.

Ausgetrunken: Ich hab die Wasser erschöpft, welche die Einwohner des Landes hätten trinken sollen, dass sie, da sie solches nicht hatten, vor Durst verschmachten müssen. Denn es hatte im jüdischen Land an etlichen Orten keinen Überfluss an Wasser.

Seen: Ich hab eine solche große Kriegsmacht mit mir geführt, dass die Kriegsleute das Wasser etlicher Flüsse an den Schuhen hinweggetragen haben. Gleichwie von Xerxe einem Könige in Persien geschrieben wird, dass sein Kriegsvolk etliche Flüsse ausgetrunken haben. [Also rühmen die Tyrannen hochmütig ihre Taten, als ob sie dieselben alle durch ihre Kraft verrichtet hätten, welches eine gräuliche Gotteslästerung wider Gott ist, der alles in seiner Hand hat.]

25. Hast du aber nicht gehört, dass ich solches lange zuvor getan habe und von Anfang habe ich es bereitet? Nun, jetzt aber habe ich es kommen lassen, dass feste Städte würden fallen in einen wüsten Steinhaufen,

Hast: Folgt jetzt die Antwort Gottes auf solchen nichtigen Ruhm.

Lange zuvor: Denn es ist nichts neues, dass ich über die Heiden, wie auch über mein Volk ein Unglück kommen lasse und sie mit Krieg oder anderen Plagen strafe, dadurch ich ihre Sünden heimsuche und meines Volkes Glauben und Beständigkeit probiere. Darum ist es mein und nicht dein Werk, was du bisher verrichtet hast und bist du nur die Rute meines Zorns {Esra 10v7}, die ich gebrauche mein Volk damit zu züchtigen, solange als es mir gefällt. Und hab ich zwar solches vorlängst bei mir beschlossen, dass ich die gottlosen Heiden, welche du ausgerottet hast, verderbe und zugleich auch meine Kinder züchtigen wollte.

Kommen lassen: Jetzt hab ich es ins Werk gerichtet, was ich längst zuvor im Sinn hatte, und hab dich als einen Tagelöhner dazu gedingt, dass du solches verrichten müssen. Denn wenn ich es nicht vorhin also beschlossen hätte, würdest du nichts ausgerichtet haben.

Fallen: Dass sie verwüstet und zerstört würden, nach meinem Entschluss und nicht aus deinen Kräften.

26. und die darin wohnen, matt werden und sich fürchten und schämen müssten und werden wie das Gras auf dem Felde und wie das grüne Kraut zum Heu auf den Dächern, das verdorrt, ehe denn es reif wird {Ps 129v6}.

Matt werden: Dass sie keine Kraft mehr haben, dir zu widerstehen.

Schämen: Weil sie dir eine Zeit lang widerstanden, aber endlich sich deiner nicht mehr erwehren können, sondern ihr Land samt der Freiheit verloren haben.

Gras: Wenn es plötzlich mit der Sense abgehauen wird, dass es verdorrt und alle Schöne verliert: Also ist auch unversehens alle Herrlichkeit und Majestät der Länder und Städte einstmals verloschen, welche du zerstört hast, dazu ich dir Kraft und das Vermögen gegeben. [Soll deswegen kein Land, es sei gleich so hoch erhaben als es immer wolle, sich seines guten Glücks überheben. Denn es leicht geschehen kann, dass es zerstört wird und zugrunde geht. Und stürzt Gott selber die Herrschaften zu Boden, ob er wohl durch Menschen Hände solches verrichtet.]

27. Ich weiß dein Wohnen, dein Aus- und Einziehen und dass du tobst wider mich.

Aus- und: Ich hab es längst gewusst und bestimmt, wie lange du würdest still sitzen und wenn du wider andere Länder und Königreiche ausziehen würdest, wenn du auch des Krieges würdest wiederum ein Ende machen. So ist mir auch unverborgen, mit was gräulichen Schmachworten du wieder mich getobt hast, als ob du mich vom Himmel stürzen könntest.

Tobst: Dass du mich öffentlich gelästert hast, als ob ich gar kein Gott sei oder doch ein solcher Gott, der seine frommen Diener entweder nicht wolle oder aber nicht könne erhalten. So sollst du wissen, dass dieser dein toller Übermut mir nicht länger zu dulden steht. [Denn wenn die Feinde des Evangeliums auch Gott selber trotzen wollen, als ob die Frommen keine Hilfe oder Trost mehr von ihm zu erwarten hätten, so rüstet sich Gott zur Rache: Wenn sie sagen, singt ihr Lutherischen noch, eine feste Burg ist unser Gott]

28. Weil du denn wider mich tobst und dein Übermut vor meine Ohren heraufgekommen ist, so will ich dir einen Ring an deine Nase legen und ein Gebiss in dein Maul und will dich den Weg wiederum führen, da du hergekommen bist.

Gebiss: Ich will dich regieren und führen, dass du ziehen und gehen sollst, nicht wo du hin willst, sondern wo ich hin will, gleichwie man ein unvernünftiges Tier zu wenden und zu lenken pflegt.

Führen: Dass du unverrichteter Sachen mit Schanden heimziehen sollst. [Denn Gott setzt den Feinden des Volkes Gottes ein Ziel, dass sie auch wider ihren Willen große Sachen, die sie zu verrichten sich vorgenommenen, mit Schanden unterlassen müssen.]

29. Und sei dir ein Zeichen: In diesem Jahr iss, was zertreten ist; im anderen Jahr, was selber wächst; im dritten Jahr sät und erntet und pflanzt Weinberge und esst ihre Früchte {Jes 37v30}.

Zeichen: Dass dir Hiskia Gott mit einer väterlichen Liebe wohl gewogen ist und dass er für dich und dein Volk sorge. Denn er hat dich so lieb, dass er dir nicht allein Rettung vor dem Könige von Assyrien zugesagt, sondern will dir auch samt den Deinen die Nahrung reichlich geben, obgleich die Äcker von den Feinden hässlich verwüstet, zum Teil auch unerbaut liegen geblieben sind, weil man sich vor der Feinde Überfall besorgte.

Wächst: Will so viel sagen: Obwohl in vergangenem und auch diesem Jahr von wegen der Feinde Einfall die Äcker nicht besät wurden, so soll ihr doch diese beiden Jahre über von der letzten Ernte so viel Korn finden, dass du und dein Volk eure notwendige Nahrung haben werdet. Denn es ist das Land Kanaan ein sehr fruchtbares Land gewesen, besonders wenn der reiche Segen Gottes dazu kommt.

Und erntet: Denn im selben dritten Jahr sollt ihr eure Äcker wiederum recht bestellen und wie gewöhnlich zu rechter Zeit einernten können. [Es hätte aber der König Hiskia an dem sich begnügen lassen, wenn er nur des Königs in Assyrien mögen loswerden und mit Fug abkommen. Siehe, so verheißt ihm auch Gott noch dazu, dass er ihm seine Nahrung reichlich bescheren wolle. [Denn Gott gibt mehr, als wir hoffen oder auch wünschen dürfen.]

30. Und die Tochter Juda, die errettet und übergeblieben ist, wird weiter unter sich wurzeln und über sich Frucht tragen.

Errettet: Die in diesem Tumult ist erhalten worden.

Wurzeln: Das ist: Es wird das Königreich Juda sich wieder erholen und zu Kräften kommen und fest bestehen wie ein Baum, der tief eingewurzelt ist und wird grünen und blühen, dass es alles darin wohl stehen und mit Glück gleichsam zuschneien wird. Denn es von wegen des assyrischen Überfalls keinen Schaden empfinden soll.

31. Denn von Jerusalem werden ausgehen, die übergeblieben sind und die Erretteten vom Berge Zion. Der Eifer des Herrn Zebaoth wird solches tun.

Ausgehen: Das ist: Obwohl die benachbarten Städte und Dörfer jämmerlich verwüstet und verbrannt sind, dazu viel derselben gewesenen Einwohner zum Teil erwürgt, zum Teil auch gefangen weggeführt wurden. So werden doch aus der Stadt Jerusalem viele Leute ausziehen, die einesteils dahin geflohen, einesteils vorhin da gewohnt haben und vom Herrn erhalten wurden, dass sie die Städte wieder erbauen, die Äcker bestellen und Weinberge pflanzen und also aus Gottes Segen dieselben Städte und Dörfer mit Einwohnern wieder füllen werden. [Denn Gott erhält auch in den großen Veränderungen und Zerstörungen der Königreiche einen Samen der Kirche.]

Tun: Denn obwohl, was ich bisher gesagt, große und vor der menschlichen Vernunft ungläubige Ding scheinen, so wird es doch gewisslich geschehen, weil Gott nach seiner herzlichen Liebe, die er zu seiner Kirche trägt. Dazu auch durch der Heiden Lästerungen bewegt, seines Namens Ehre und Majestät nicht kann ungerächt lassen, sondern sein Volk schützen und die Feinde strafen muss.

32. Darum spricht der Herr vom Könige zu Assyrien also: Er soll nicht in diese Stadt kommen und keinen Pfeil hinein schießen und kein Schild davor kommen und soll keinen Wall drum schütten,

Schütten: Das ist: Die Stadt Jerusalem soll von dem König von Assyrien nicht belagert werden.

33. sondern er soll den Weg wiederum ziehen, den er kommen ist und soll in diese Stadt nicht kommen; der Herr sagt es.

34. Und ich will diese Stadt beschirmen, dass ich ihr helfe um meinetwillen und um Davids, meines Knechts, willen.

Meinetwillen: Dass ich meines Namens Ehre rette und handhabe.

Um Davids: Dem ich verheißen, dass seine Nachkommen in dieser Stadt eine lange Zeit regieren sollen. Und will solches jetzt besonders leisten, weil der König Hiskia in seines Altvaters Davids Fußstapfen getreten und in der wahren Gottseligkeit einhergeht. [Trägt deswegen Gott eine väterliche Vorsorge für seine Kirche. Und welche in ihren Ängsten zu Gott schreien, die werden nie ohne rechtschaffenen, beständigen, innerlichen oder äußerlichen Trost gelassen.]

35. Und in derselben Nacht fuhr aus der Engel des Herrn und schlug im Lager von Assyrien hundertundfünfundachtzigtausend Mann. Und da sie sich des Morgens frühe aufmachten, siehe, da lag alles eitel tote Leichname.

Nacht: Welche auf des Propheten Weissagung erfolgt, da hat der Ausgang die göttliche Verheißung wahr gemacht.

Engel: Der von Gott ausgeschickt war, die Assyrer zu strafen.

Lager: Welches damals für die Stadt Libna war.

Aufmachten: Welche überbleiben und noch bei Leben waren.

36. Also brach Sanherib, der König von Assyrien, auf und zog weg und kehrte um; und blieb zu Ninive.

Brach: Mit seinem elenden Haufen. Es tut auch Herodotus, ein heidnischer Historienschreiber, dieser Geschichte Meldung in seinem anderen Buch, aber hat der Sachen keinen Grund und genügenden Bericht hatte, darum er es sehr unordentlich erzählt, wie in dergleichen biblischen Historien oft geschieht, wenn sie von heidnischen Skribenten angezogen werden.

37. Und da er anbetete im Hause Nisrochs, seines Gottes, schlugen ihn mit dem Schwert Adramelech und Sarezer, seine Söhne; und sie entrannen ins Land Ararat. Und sein Sohn Assar-Haddon wurde König an seiner statt.

Gottes: Den er sich selber aus seinem Kopf erdichtet.

Söhne: Welches auch eine besondere Strafe und ein Stück des göttlichen Fluchs gewesen, dass er von seinen eigenen Kindern umgebracht wurde. Denn er durch den vorigen Unfall noch nicht deutliche Strafe für seine Bosheit empfangen, darum ihn Gott keines rechten Todes sterben lassen und nachdem er schändlich umgekommen, ist er auch noch dazu zur Hölle hinuntergestürzt worden.

Ararat: Von welchem Lande man keine gewisse Nachricht haben kann. [Haben deswegen die Gottlosen und boshaften ungeratenen Kinder das Königreich nicht behalten können, welches sie durch den Vatermord meinten an sich zu bringen. Jedoch hat der gräuliche und gottlose Tyrann seine gerechte Strafe empfangen für seine schrecklichen Gotteslästerungen, die er wider Gott ausgestoßen und dass er die Kirche Gottes verfolgt hatte, wird auch in alle Ewigkeit darum Strafe leiden müssen. Denn wenn Gott seine Kirche gezüchtigt und ihren Glauben genügend bewährt hat, so wirft er endlich die Rute seiner Züchtigung, nämlich die Tyrannen, ins ewige höllische Feuer.]


Das 20. Kapitel

  • Hiskia wird tödlich krank, vernimmt auch vom Propheten Jesaja, dass er sterben müsse, v. 1.
  • Erlangt aber durch sein Gebet und Weinen noch fünfzehn Jahr, v. 4.
  • Jesaja legt ein Pflaster von Feigen auf des Königs Drüse, davon er gesund wird, v. 7.
  • Der Schatten an der Uhr geht zurück, zum Zeichen der Verlängerung seines Lebens, v. 8.
  • Da die Gesandten von Babel zum Hiskia kommen, zeigt er ihnen alle seine Schätze, darüber er vom Propheten Jesaja zur Rede gesetzt und ihm das babylonische Gefängnis verkündigt wird, v. 12.
  • Nach des Hiskia Absterben folgt auf ihn sein Sohn Manasse, v. 21.

1. Zu der Zeit wurde Hiskia todkrank. Und der Prophet Jesaja, der Sohn Amoz, kam zu ihm und sprach zu ihm: So spricht der Herr: Beschicke dein Haus; denn du wirst sterben und nicht leben bleiben.

Krank: Und so viel die Umstände geben, hat ihn die Pestilenz angestoßen, damit ihn Gott versuchen und seinen Glauben probieren wollen. [Denn Gott muntert der Frommen Glauben immer auf mit neuen Versuchungen und sind die Krankheiten des Leibes nicht immer Strafen grober Sünden {Joh 9}.]

Beschicke: Mache dein Testament und verordne oder verschaffe, wie du willst, dass es nach deinem Tode soll gehalten werden. Denn du wirst des Lagers nicht aufkommen. Und ist dies fast eine gleiche Versuchung gewesen, wie des Abrahams, da Gott zu ihm sprach: Nimm deinen eingeborenen Sohn Isaac, den du lieb hast, und opfere ihn zum Brandopfer {1Mos 22}. Denn gleichwie Gottes Meinung und Wille nicht war, dass Abraham seinen Sohn schlachten sollst und ihn dennoch eine Zeit lang mit solchen Gedanken ängstigte, als ob der Sohn müsste geschlachtet werden, bis sein Gehorsam bekannt würde: Also droht Gott dem Hiskia den Tod nicht, dass er sterben soll, sondern dass er lernte mit dem Tode ringen und durch den Glauben des Todes Schrecken überwände, damit er desto ruhiger aus diesem Leben abschiede und unterdes sein Glaube, Demut und Frömmigkeit uns zum Beispiel diente. [Denn welche lange zuvor mit Versuchungen des Todes und der Hölle geplagt werden und sich mit dem Worte Gottes wappnen und gefasst machen, die überwinden den Tod desto eher und leichter, wenn sie aus dieser Welt abscheiden müssen. Und werden wir erinnert, dass wir unser Testament beizeiten machen sollen und den Erben keinen Zank noch Irrung hinterlassen.]

2. Er aber wandte sein Antlitz zur Wand und betete zum Herrn und sprach:

Er: Folgt jetzt, wie dem Könige des Propheten Botschaft zugeschlagen.

Wandte: Von denen, die um ihn standen.

Betet: Um ein längeres Leben.

3. Ach, Herr, gedenke doch, dass ich vor dir treulich gewandelt habe und mit rechtschaffenem Herzen und habe getan, das dir wohlgefällt. Und Hiskia weinte sehr.

Gedenke: Du mein frommer Gott weißt, dass ich dir bisher mit reinem Herzen ohne Heuchelei gedient habe und dass ich in Reformierung der Religion, wie auch in der ganzen Regierung meines Königreichs mich nach deinem Willen verhalten und deine Ehre zu befördern ohne falsch mich beflissen. Darum, ob du mir wohl von Rechts wegen nichts schuldig bist. Ich aber alles, was ich um und an bin, von dir habe. Jedoch, weil du verheißen hast, dass du die Gottseligkeit mit einem langen Leben belohnen wollest, so lass dich jetzt bitten, dass ich noch etliche Jahre länger leben möge, auf dass dem Regiment unter meiner Regierung desto besser aufgeholfenen werde und ich nicht in meinem besten Alter dahinfahre. Man kann aber aus allen Umständen der Geschichte vom Könige Hiskia so viel abnehmen, dass er damals in die neununddreißig Jahre alt gewesen, da er mit dieser Krankheit angegriffen wurde. [Es handelt aber hier Hiskia nicht von der Frömmigkeit vor dem Richtstuhl Gottes und von Vergebung der Sünden, sondern dass er des zeitlichen Lebens längere Fristung erlangen möge, sonst hätte er freilich seiner guten Werke und Verdienst nicht Meldung getan, sondern vielmehr mit David gesprochen: Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir ist kein lebendiger gerecht {Ps 143}.]

Weinte sehr: Weil er hörte, wie das Ende seines Lebens so nahe wäre. Aber gleichwie ein Unglück aufs andere zu folgen pflegt, so haben ihn, da er vernommen, dass er sterben müsste, auch der Hölle Schrecken angefochten, eher den er wiederum Trost vom Propheten empfangen hat. Denn ob er wohl vor der Welt ein unsträfliches Leben geführt, so war er dennoch ein Sünder. Und weil unser Fleisch zur Verzweiflung geneigt ist, der Satan auch nicht zu feiern pflegt, sondern unseren Glauben zur selben Zeit heftig ansprengt, so hat Hiskia mit den allerschwersten Anfechtungen zu tun, ob er auch möchte selig werden? Darum er auch später in seinem Lobgesang sagt: Ich sprach: Nun muss ich zur Hölle-Pforten fahren, da meine Zeit aus war, da ich gedacht noch länger zu leben {Jes 38}. Jedoch hat er in diesem Kampf endlich die Oberhand behalten. [Und ist uns dies zur Lehre vorgeschrieben, wenn wir in gleiche Versuchungen fallen, dass wir nicht verzagen. Denn weil andere vor uns auch in solchem geistlichen Kampf gestritten und überwunden haben, so sollen wir wissen, es werde uns Gott mit seinem Geiste auch nicht verlassen.]

4. Da aber Jesaja noch nicht zur Stadt halb hinausgegangen war, kam des Herrn Wort zu ihm und sprach:

Stadt: Er war noch nicht über den Hof des Schlosses. Denn das Schloss Jerusalem wurde Davids Stadt genannt.

Kam: d. i. Gott offenbarte dem Propheten seinen Willen. Denn weil er sah, in was Ängsten der fromme König steckte, hat er nach seiner väterlichen Liebe gegen ihn seinen Willen nicht länger verbergen wollen noch ihn weiter ohne Trost lassen.

5. Kehre um und sage Hiskia, dem Fürsten meines Volkes: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will dich gesund machen; am dritten Tage wirst du hinauf in das Haus des Herrn gehen.

Davids: In dessen Fußstapfen du getreten bist und ihm in der Frömmigkeit treulich nachfolgst.

Gebet: Damit du um Verlängerung deines Lebens bei mir angehalten hast.

Tränen: Ich hab dein Weinen zu Herzen genommen und hab mich über dich erbarmt, dass ich dir auf diesmal das Leben lassen will.

Gehen: Dass du mir dankst für diese väterliche Züchtigung und für die Erlösung von der Krankheit. [Denn es lässt Gott die Seinen nicht ohne Trost, ob er wohl nicht einem jeden die leibliche Gesundheit wiedergibt wie dem Hiskia. Es sollen aber auch die Kranken, auf dass sie beständigen Trost erlangen, den Kirchendiener zu sich fordern, das Wort des Evangeliums von ihm anhören und das Sakrament des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesu Christi empfangen.]

6. Und will fünfzehn Jahre zu deinem Leben tun und dich und diese Stadt erretten von dem Könige zu Assyrien und diese Stadt beschirmen um meinetwillen und um meines Knechts David willen.

Jahr: In denen du noch viel in der Kirche und im weltlichen Regiment verrichten kannst und dich zum Tode besser gefasst machst, als du jetzt gewesen bist.

Beschirmen: Ich will dir auch die übrige Zeit deiner Regierung beständigen Frieden verleihen, dass der König in Assyrien bei deinen Lebzeiten diese Stadt nicht irre oder unruhig machen soll.

Willen: Dass ich meines Namens Ehre rette und jedermann bekannt werde, wie ein getreuer und mächtiger Beschützer ich sei aller, die auf mich hoffen. Und denn, dass ich der Verheißung nachsetze, die ich dem David getan habe (der mir ganz ein lieber Diener gewesen), dass ich das Königreich bei seinen Nachkommen lange erhalten wolle. [Weil aber David ein Vorbild Christi gewesen, wie denn Christus etliche Male in dem Propheten David genannt wird, so gibt Gott zugleich hier zu verstehen, dass er um seines Sohnes willen die Kirche liebe und erhalte.]

7. Und Jesaja sprach: Bringt her ein Stücke Feigen! Und da sie die brachten, legten sie sie auf die Drüse; und er wurde gesund.

Legten: Da sie nämlich ein Pflaster daraus gemacht. Denn die Feigen machen die Geschwüre zeitig und öffnen sie. [Und obwohl Gott dem Hiskia das Leben bereits versprochen und geschenkt hatte, so hat er dennoch auch gewollt, dass er ein gebührliches Mittel brauchte. Denn man soll die Arzneien nicht ausschlagen oder verachten, aber Gott soll man zuvor anrufen, dass er uns die Sünde verzeihe, daher die Krankheiten verursacht werden und der Arznei Kraft gebe zu heilen.]

8. Hiskia aber sprach zu Jesaja: Welches ist das Zeichen, dass mich der Herr wird gesund machen und ich in des Herrn Haus hinaufgehen werde am dritten Tage?

Sprach: Da er gehört, dass er noch fünfzehn Jahre leben würde und in drei Tagen in den Tempel gehen.

Zeichen: Mit welchem Zeichen soll ich meinen Glauben stärken? [Es stand aber dem frommen König frei ein Zeichen zu begehren, nicht dass er Gott versuchte, sondern zu Stärkung seines Glaubens. Uns sind zu Stärkung unseres Glaubens gegeben die Taufe und das Abendmahl des Herrn.]

9. Jesaja sprach: Das Zeichen wirst du haben vom Herrn, dass der Herr tun wird, was er geredet hat. Soll der Schatten zehn Stufen weiter gehen, oder zehn Stufen zurückgehen?

Schatten: Nämlich an der Sonnenuhr, der die Standen zeigt.

Stufen: zehn Grad oder Standen.

Zurückgehen: Dass er schneller fortgehe, als sonst gewöhnlich und natürlicherweise zu geschehen pflegt.

10. Hiskia sprach: Es ist leicht, dass der Schatten zehn Stufen niederwärts gehe; das will ich nicht, sondern dass er zehn Stufen hinter sich zurückgehe.

Niederwärts: Nämlich vor sich fort, welches denn ohne das zu geschehen pflegt, dass der Schatten immer vorwärtsgeht, auch ohne ein neues Wunderwerk.

Zurück: Wider die Natur und wider den gewöhnlichen Lauf der Sonne, damit ich also durch solches Wunderzeichen vergewissert werde, dass Gott den Lauf meiner Jahr wolle etlichermaßen aufhalten oder hinter sich ziehen, dass sie nicht ganz zu schnell zum Tode laufen und eilen.

11. Da rief der Prophet Jesaja den Herrn an; und der Schatten ging hinter sich zurück zehn Stufen am Zeiger Ahas die er war niederwärts gegangen.

Rief: Um solches Wunderwerk zu erlangen.

Ahas: Welchen Zeiger oder Sonnenuhr sein Vater Ahas hatte machen lassen.

Niederwärts: Oder vorwärts. Und ist durch dies Wunderzeichen des Hiskia Glaube sehr gestärkt worden. [Weil demnach eines solchen vortrefflichen und frommen Königs Glaube einer Stärkung nötig gewesen, so sollen wir wissen, dass uns Gott nicht verstoßen werde, wenn wir etwa in Schwachheit des Glaubens geraten.]

12. Zu der Zeit sandte Brodach, der Sohn Baledans, des Sohnes Baledans, Königs zu Babel, Briefe und Geschenke zu Hiskia; denn er hatte gehört, dass Hiskia krank war gewesen {Esra 9v1}.

Zu: Bis daher hat der fromme König Hiskia viele Unfälle und Widerwärtigkeiten überstanden und mit großer Geduld überwunden: Jetzt aber, da es ihm wohl geht, sündigt er mit Ehrgeiz, weil er sich seiner Reichtümer überhebt und dieselbe aus Hoffart sehen lässt.

Briefe: Die er ihm ganz freundlich zugeschrieben und ihm Glück gewünscht, das er aus einer sehr gefährlichen Krankheit wieder wäre gesund geworden.

Geschenke: Damit er seinen geneigten Willen gegen ihm erklärte und ihm zu verstehen gab, dass er sein Freund und nicht sein Feind sein wollte, wie etliche vorige Könige in Assyrien vor ihm gewesen waren. Denn es werden die künftigen Könige in Assyrien Könige zu Babel genannt, weil der königliche Sitz gen Babel verändert wurde.

Gewesen: Und aber seine Gesundheit wiederum erlangt hätte, dazu begehrte er gewissen Bericht zu haben von dem Wunderwerk, da der Schatten am Zeiger zurückgegangen war {2Chr 32}. [Denn es sollen die Feindschaften in den Königreichen nicht immer dauern.]

13. Hiskia aber war fröhlich mit ihnen und zeigte ihnen das ganze Schatzhaus, Silber, Gold, Spezerei und das beste Öl und die Harnisch Kammer und alles, was in seinen Schätzen vorhanden war. Es war nichts in seinem Hause und in seiner ganzen Herrschaft, das ihnen Hiskia nicht zeigte.

Fröhlich: Nicht allein von wegen der Freundschaft eines so mächtigen Königs zu Babel, sondern auch, weil er hoffte, es würde ihm solche Botschaft ein so viel desto größeres Ansehen bei den seinen machen und wäre ihm eine besondere Ehre. Auf dass er darum dem Könige zu Babel wiederum einen Gefallen erzeigte und seinen guten Willen gegen ihn spüren ließe, hält er seine Gesandten in großen Ehren und zeigt ihnen seine Schätze und Reichtümer.

Beste Öl: In großer Menge, dessen man in einer langen Belagerung, wenn es die Notdurft erforderte, zur Nahrung gebrauchen könnte.

War nichts: Es hat sich aber Hiskia in diesem Tun mit dem Ehrgeiz versündigt, auf dass bekannt würde, was in seinem Herzen wäre {2Chr 32}. Das ist, dass man sehe, wie er den alten Adam noch nicht allerdings ausgezogen hätte. [Denn ich weiß, spricht der Apostel Paulus, dass in mir, das ist, in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt {Röm 7}. Und bleiben wir in Widerwärtigkeit viel eher in der Furcht Gottes, als wenn es uns gut geht. Ist darum das Kreuz nützlicher als die zeitliche Wohlfahrt.]

14. Da kam Jesaja, der Prophet, zu dem Könige Hiskia und sprach zu ihm: Was haben diese Leute gesagt und woher sind sie zu dir kommen? Hiskia sprach: Sie sind aus fernen Landen zu mir gekommen, von Babel.

Kam: Weil er von Gott dazu ausgesandt war, dass er dem König seine Sünde anzeigen sollte: Welches denn der Prophet mit einer besonderen Bescheidenheit getan.

Leute: Die fremden Gesandten. Denn der Prophet erkundigt sich der Sachen, als ob er nichts davon wüsste, was sich zugetragen hätte, auf dass der König durch seine eigenen Bekenntnisse seiner Vergreifung überzeugt würde.

Babel: Aus der berühmten Hauptstadt des babylonischen Königreichs.

15. Er sprach: Was haben sie gesehen in deinem Hause? Hiskia sprach: Sie haben alles gesehen, was in meinem Hause ist; und ist nichts in meinen Schätzen, das ich nicht ihnen gezeigt hätte.

Alles gesehen: [Obwohl Hiskia gesündigt hatte, dass er den fremden Leuten aus Ehrgeiz seinen Reichtum sehen lassen, so tut er doch jetzt wiederum recht und wohl, dass er alles so ausführlich bekennt und erzählt, was er getan und auch das Geringste nicht begehrt zu verhehlen.]

16. Da sprach Jesaja zu Hiskia: Höre des Herrn Wort!

17. Siehe, es kommt die Zeit, dass alles wird gen Babel weggeführt werden aus deinem Hause und was deine Väter gesammelt haben bis auf diesen Tag; und wird nichts übergelassen werden, spricht der Herr.

Gesammelt: Was sie in ihren Schätzen hinterlegt haben. Dass also deine Reichtümer, die du den Babyloniern aus Ehrgeiz gezeigt hast, einmal eins von denselben werden abgeholt und hinweggenommen werden.

18. Dazu der Kinder, die von dir kommen, die du zeugen wirst, werden genommen werden, dass sie Kämmerer sind im Palast des Königs zu Babel.

Kinder: Deine Nachkommen, die aus deinem Geschlecht werden geboren werden.

Genommen: Und gefangen gen Babel gebracht werden.

Kämmerer: Werden also nicht mehr Könige, sondern der Könige Diener sein. [Und obwohl die vornehmste Ursache des babylonischen Gefängnis die Abgötterei gewesen, so im Königreich Juda öfter begangen und getrieben wurde. So ist doch diese ehrgeizige Vorziehung der Reichtümer zu den vorigen Ursachen auch gekommen, denn die Hoffart ist nicht eine geringe Sünde. Hier mögen die, so im Stande der Obrigkeit sind, zusehen, ob sie recht und weislich handeln, wenn sie fremden Fürsten oder Gesandten, besonders, die der rechten Religion nicht zugetan sind, alle ihre Schätze sehen lassen oder auch ihre Zeughäuser, Festungen und dergleichen zeigen und also ihre Pracht damit treiben. Denn die Gefahr darauf steht, dass dieselben nicht etwa dadurch gereizt werden und einmal begehren und was sie gesehen, hinwegnehmen. Soll man deswegen in solchem Tun Maß halten, dass es geschehe in wahrer Demut und Furcht des Herrn.]

19. Hiskia aber sprach zu Jesaja: Das ist gut, das der Herr geredet hat. Und sprach weiter: Es wird doch Friede und Treue sein zu meinen Zeiten.

Gut: Ich kann Gott um dieses Berichts willen keiner Ungerechtigkeit oder Unbilligkeit beschuldigen. Denn was er tut, das ist gut und recht, sein Wille geschehe: Doch bitte und hoffe ich, der Herr werde Gnade geben, dass bei meinen Lebzeiten guter Friede und Ruhe im Regiment sein werde. [Also wenn wir die Strafe verdient haben, sollen wir uns dem Willen Gottes und seiner Gnade ergeben und bitten, dass er das Übel gnädiglich lindern wolle und so viel immer möglich lange aufschieben.]

20. Was mehr von Hiskia zu sagen ist und alle seine Macht und was er getan hat und der Teich und die Wasserröhren, damit er Wasser in die Stadt geleitet hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas {2Chr 29v1 32v30}.

Macht: Die er in Überwindung der Philister und anderer Feinde sehen lassen, davon im vorigen 18. Kapitel etwas gesagt wurde.

Teich: Der seiner Größe und Kunst halben ein herrliches Ansehen hatte.

Geleitet: Dass die Bürger und Einwohner zu Jerusalem an Wasser keinen Mangel hätten. [Und sind solche Übungen und Verrichtungen der Fürsten lobenswert, welche einem ganzen Land oder Stadt zu Nutzen kommen.]

Chronik: Von welchem Buch zu öfter gesagt wurde, dass es nicht mehr vorhanden sei.

21. Und Hiskia entschlief mit seinen Vätern. Und Manasse, sein Sohn, wurde König an seiner statt.

Entschlief: Dessen Seele der ewigen Freude ist teilhaftig geworden. Der Leib aber ruht bei den anderen Königen in Juda.

Sohn: Also dass auf einen frommen Vater ein ungeratener gottloser Sohn gefolgt. [Denn es steht nicht durchaus in der frommen Eltern Gewalt, dass sie fromme und gehorsame Kinder haben.]


Das 21. Kapitel

  • Manasse verunreinigt sich und sein Königreich mit allerhand Abgötterei und Sünden, v. 1.
  • Darauf Gott ihm und seinem Königreich schwere Strafen droht, v. 10.
  • Aber Manasse fährt nicht allein in der Religion fort, sondern treibt auch Wüterei, v. 16.
  • Endlich stirbt er und hat einen gottlosen Sohn, Amon, zum Nachkommen, v. 18.
  • Der von seinen Hofdienern erwürgt wird und verlässt das Königreich seinen frommen Sohn Josia, v. 23.

1. Manasse war zwölf Jahre alt, da er König wurde und regierte fünfundfünfzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Hephzi-Bah {2Chr 33v1}.

Fünfundfünfzig: [Es ist aber nicht so viel daran gelegen, wie lange, sondern wie wohl einer lebt oder regiert.]

2. Und er tat, das dem Herrn übel gefiel, nach den Gräueln der Heiden, die der Herr vor den Kindern Israel vertrieben hatte.

Übel gefiel: Weil er sich mit gräulichen Sünden befleckte.

Heiden: Welchen er es sowohl in der Abgötterei als anderen groben Sünden und Lastern, die vor Gott ein Gräuel gewesen, nachgetan.

Vertrieben: Um eben derselben Sünden willen, welche die Israeliten später selbst begangen.

3. Und verkehrte sich und baute die Höhen, die sein Vater Hiskia hatte abgebracht und richtete Baal Altäre auf und machte Haine, wie Ahab, der König Israels, getan hatte und betete an allerlei Heer am Himmel und diente ihnen.

Verkehrte sich: Nämlich von seines frommen Vaters Hiskia gottseliger und heilsamer Unterweisung zu gottloser Lehre.

Höhen: Auf welchen Gott unrechtmäßigerweise ohne sein Wort geopfert wurde.

Abgebracht: Aus einem recht göttlichen Eifer.

Baal: Welcher Gottesdienst zwar auch dem rechten Gott gemeint und verrichtet wurde, aber seinem Wort und Befehl zuwider.

Haine: Er pflanzte Lustwälder, in denen man besondere Säulen oder Bilder setzte und für denselben von Gott verbotene Gottesdienste verrichtete.

Heer: Das ist: Die Sterne am Firmament.

4. Und baute Altäre im Hause des Herrn, davon der Herr gesagt hatte: Ich will meinen Namen zu Jerusalem setzen {2Chr 32v24}.

Setzen: Das ist: Ich verheiße, dass ich in dieser Stadt im Tempel mit meiner Gnade gegenwärtig sein will und darin die Gebete erhören, will auch da angebetet und mit den Opfern allem geehrt werden, welche mir auch allein und keinem anderen Gott am selben Ort geschehen sollen. Aber Manasse hat solchen Befehl Gottes aus der acht gelassen und den Tempel mit vielfältiger Abgötterei verunreinigt.

5. Und er baute allen Heeren am Himmel Altäre, in beiden Höfen am Hause des Herrn.

Höfen: Da man die Opfer gewöhnlich zu verrichten pflegte.

6. Und ließ seinen Sohn durch das Feuer gehen und achtete auf Vogelgeschrei und Zeichen und hielt Wahrsager und Zeichendeuter; und tat des viel, das dem Herrn übel gefiel, damit er ihn erzürnte {3Mos 20v27 5Mos 18v10 v11 1Sam 28v9 Jer 32v35}.

Feuer gehen: Das ist: Er hat seinen Sohn dem Abgott Molech zu Ehren geopfert und verbrannt. Denn das heißt seinen Sohn lassen durch das Feuer gehen, wie 2. Chron. 28. und Psalm 106 zu lesen ist. Es begehrte aber Manasse vor großer Andacht und ganz zu hitzigem Eifer in der Religion allerlei Gottesdienste zu verrichten, auf dass er in so großer und vielfältiger Menge des rechten Gottesdienstes nicht verfehlte: Gleichwie die zu Athen einen Altar gemacht hatten dem unbekannten Gott, auf dass sie keinen übergingen und deshalb gestraft werden möchten {Apg 17}. Nichtsdestoweniger wird dies von Manasse als der allergrößte Gräuel erzählt. [Wenn darum die Heuchler das Wort Gottes aus der acht lassen und guter Meinung Gottesdienste erdenken oder üben, die von Gott nicht befohlen sind, so sind sie vor Gott um so viel desto ärger und abscheulicher, je eifriger und fleißiger sie in ihrem Tun fortfahren: Da rennen sie vor lauter teuflischer Andacht wie getrieben dem höllischen Feuer zu.]

Und achtet: Das ist: Er begehrte zukünftige Sachen von den Teufelsbeschwörern und Schwarzkünstlern zu erkundigen und legte sich in Summe auf allerhand abergläubische Künste, welche sonst die gottlosen Heiden trieben. [Werden demnach hier allerlei abergläubische und zäuberischen Künste wie auch der Missbrauch des Wahrsagens aus der Sternen Kunst ernstlich verworfen.]

Des viel: Das ist: Er versündigte sich in vielen Stücken an Gott ganz schwer und erzürnte ihn heftig. [Denn wenn der Satan eines Menschen Herz eingenommen und betört hat, so pflegt er ihn in viele schädliche Irrtümer und gräuliche Laster zu stürzen. Darum sollen wir ihm nicht Raum oder Platz geben.]

7. Er setzte auch das Bild der Aschera, das er gemacht hatte, in das Haus, von welchem der Herr zu David und zu Salomo, seinem Sohn, gesagt hatte: In diesem Hause und zu Jerusalem, die ich erwählt habe aus allen Stämmen Israels, will ich meinen Namen setzen ewig {2Sam 7v13 1Sam 8v19 9v3},

Aschera: Oder Waldgötzen, den er eine Zeit lang in einem Lustwald stehen hatte, welchen er ihm zu Ehren gepflanzt, denselben hat er daraus genommen und in den Tempel gestellt und also den allerheiligsten Tempel Gottes verunreinigt.

Diesem Hause: Welches ich dem Salomo befehle zu bauen.

Erwählt: Welche Stadt mir vor anderen gefallen hat, dass mein Gottesdienst darin geübt werde.

Namen setzen: Da will ich wohnen, angerufen und mit Opfern geehrt werden, auch die Gebete erhören.

8. und will den Fuß Israels nicht mehr bewegen lassen vom Lande, das ich ihren Vätern gegeben habe, so doch, so sie halten und tun nach allem, das ich geboten habe und nach allem Gesetz, das mein Knecht Mose ihnen geboten hat.

Bewegen: Ich will nicht zulassen, dass das Volk Israel aus dem guten Lande Kanaan vertrieben werde.

Allem Gesetze: Dass sie nach demselben ihr Leben mit Fleiß anstellen. ist es deswegen eine gräuliche Sünde gewesen, den Tempel verunreinigen, der dem einzigen wahren Gott Israels allein heilig sein soll und die Gottesdienste ändern oder verkehren, bei welchen, wenn man sie recht halten würde, Gott dem israelitischen Volk alle glückliche Wohlfahrt und ein ruhiges Gewissen versprochen hatte.

9. Aber sie gehorchten nicht, sondern Manasse verführte sie, dass sie ärger taten denn die Heiden, die der Herr vor den Kindern Israel vertilgt hatte.

Gehorchten nicht: Sie achteten sich des Gesetzes Gottes nicht, welches die Abgötterei verbot.

Verführt: [Denn das gemeine Volk fällt ganz leicht auf ihrer Obrigkeit Religion und Leben und folgt demselben.]

Ärger: Denn unter den Heiden hatte ein jedes Volk seinen besonderen Gott, den es ehrte: Aber die Israeliten meinten, sie könnten dem wahren Gott und vieler Heiden Abgöttern zugleich dienen, welche mancherlei oder auch widerwärtige durcheinander gemengte Gottesdienste vor Gott dem Herrn ein über die Maßen großer Gräuel waren. [Es hatte aber Manasse solche Abgötterei und Bosheit von seinem frommen Vater Hiskia nicht gelernt. Dass also frommer Leute Fleiß in Auferziehung der Kinder nicht immer wohl angelegt ist. Welches man Gott befehlen muss, wenn die Eltern ihrem Amt treulich nachgekommen sind. Und hat ohne Zweifel Manasse bei seinem vielfältigen gottlosen Wesen sich gerühmt, als ob er seiner Voreltern alte Religion wieder angerichtet hätte, unter denen es im Regiment wohl gestanden und sind seine Voreltern keine Narren gewesen, sondern haben auch den rechten Weg zur ewigen Seligkeit gesucht. Eben als wenn eine Obrigkeit die päpstliche Messe wieder einführte und sich rühmte, sie hätte die alte katholische Lehre wiederum angerichtet. Aber es sind Gott alle Gottesdienste zuwider, die er in seinem Wort nicht vorgeschrieben hat.]

10. Da redete der Herr durch seine Knechte, die Propheten und sprach:

Redet: Wider solche vielfältige Abgötterei und Bosheit.

11. Darum dass Manasse, der König Judas, hat diese Gräuel getan, die ärger sind denn alle Gräuel, so die Amoriter getan haben, die vor ihm gewesen sind und hat auch Juda sündigen gemacht mit seinen Götzen {Jer 15v4},

Gräuel: Wie sie bisher erzählt wurden.

Ärger sind: Dass er schwerer gesündigt hat als die Amoriter selbst, so vorzeiten das Land Kanaan bewohnten und um ihrer Sünde willen von den Israeliten daraus vertrieben wurden.

Gemacht: [Wird darum die Obrigkeit Gott Rechenschaft geben müssen für die von ihr verführten Untertanen.]

12. darum spricht der Herr, der Gott Israels, also: Siehe, ich will Unglück über Jerusalem und Juda bringen, dass, wer es hören wird, dem sollen seine beiden Ohren gellen.

Gellen: Er wird von Herzen sich darüber entsetzen und erschrecken, wenn er von solchem großen Unglück nur wird hören sagen.

13. Und will über Jerusalem die Messschnur Samarias ziehen und das Gewicht des Hauses Ahab; und will Jerusalem ausschütten, wie man Schüsseln ausschüttet und will sie umstürzen.

Ziehen: Ich will die Sünden des Königreichs Juda abmessen nach den Sünden des Königreichs Israel in Samaria und die Laster des Königs Manasse gegen den Sünden des gottlosen Königs Ahab abwägen, weil sie auch an der Maß und Gewicht einander werden gleich sein, so soll auch das Königreich Juda ebenmäßig gestraft werden, wie dem Königreich Israel geschehen. Es war aber dasselbe Königreich damals zerstört und das israelitische Volk in Assyrien gefangen weggeführt worden. [Denn es ist Gott ein gerechter Richter. Darum sollen wir uns hüten, dass wir es den Gottlosen nicht nachtun.]

Umstürzen: Das ist: Gleichwie die Schüsseln, wenn sie gewaschen und gespült sind, umgestürzt werden, dass, was zuvor zuoberst gewesen, jetzt zuunterst kommt. Also will ich die Einwohner der Stadt Jerusalem ausrotten und danach die Stadt Jerusalem zerstören lassen von den Feinden, dass die Gebäude auf den Boden sollen nieder gerissen und geschleift werden.

14. Und ich will etliche meines Erbteils überbleiben lassen und sie geben in die Hände ihrer Feinde, dass sie ein Raub und Reißen werden aller ihrer Feinde,

Erbteils: Nämlich meines Volkes Israel, welches ich mir vor allen anderen Völkern gleichsam als zu meinem Erbteil abgesondert und ausgelesen hatte und bis daher etliche von denselben, als den Stamm und das Königreich Juda, durch meine besondere Guttat erhalten, die will ich auch fahren lassen, dass sie von ihren Feinden überfallen und gefangen weggeführt werden.

15. darum dass sie getan haben, das mir übel gefällt und haben mich erzürnt von dem Tage an, da ihre Väter aus Ägypten gezogen sind, bis auf diesen Tag.

Tage an: Will so viel sagen: Dies Volk ist immer zur Abgötterei und Widerspenstigkeit geneigt gewesen und ob sie wohl bisweilen sich bekehrt und eine kurze Zeit mir recht gedient haben, so sind sie doch bald zur Abgötterei wieder umgeschlagen und haben meine Gebote vielfältig übergangen. Darum ist es Zeit, dass ich einmal mit ihnen abrechne und eine solche beharrliche übermachte Bosheit ernstlich strafe. [Denn wo man nicht rechtschaffene Buße tut, da rechnet Gott die alten Schulden zu den neuen und straft sie beide aufs Härteste.]

16. Auch vergoss Manasse sehr viel unschuldiges Blut, bis dass Jerusalem hier und da voll wurde; ohne die Sünde, damit er Juda sündigen machte, dass sie taten, das dem Herrn übel gefiel {2Sam 24v3}.

Vergoss: Folgt noch eine andere gräuliche Sünde des Manasse. Denn er nicht allein ein Götzendiener, sondern auch ein Tyrann gewesen, dass er seiner Untertanen eine große Menge erwürgen lassen, dazu ehrliche und fromme Biederleute, die entweder seiner Abgötterei nicht beigepflichtet oder auch seine anderen Laster nicht billigen können. Und hat es so ganz damit übermacht, dass man auch hin und wieder auf den Gassen das vergossene unschuldige Blut fließen sah. Wie man es auch dafür hält, dass er unter anderen den Propheten Jesaja mit einer Säge lasse voneinander schneiden. [Gleichwie noch heutzutage etliche päpstliche, so im Stande der Obrigkeit sind, die Christen, welche sie lutherisch nennen, ohne alle Barmherzigkeit erwürgen und meinen sie tun Gott einen Dienst daran {Joh 16}. Und sind die Heuchler ganz blutgierig, weil sie von einem Geist getrieben werden, der ein Lügner und Mörder ist {Joh 8}.]

17. Was aber mehr von Manasse zu sagen ist und alles, was er getan hat und seine Sünde, die er tat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas.

Tat: Darüber er doch später wieder Reue und Leid hatte. Denn da Gott seine Bosheit nicht mehr übersehen konnte, sind die Strafen erfolgt, dass er von des Königs in Assyrien Kriegsvolk überzogen, gefangen und mit Ketten gebunden gen Babel geführt wurde: Da er seine Sünde erkannt und Gott um Verzeihung gebeten, die er auch erlangt hat, also, dass er wieder in sein Königreich gen Jerusalem gekommen, da er denn sofort die Abgötterei abgeschaffte und dem wahren Gott weiter gedient hat {2Chr 33}. [Soll man darum an keinen Sünder verzagen, weil er lebt. Und züchtigt Gott die Menschen, nicht dass er sie verderbe, sondern damit er sie zur Buße reize. Wenn denn die Sünder Buße tun, so nimmt sie Gott zu Gnaden auf und lindert ihnen ihre wohlverdienten Strafen oder nimmt sie auch ganz hinweg. Sie aber, die Menschen, sollen hingegen mit guten Werken sich dankbar gegen Gott erzeigen.]

18. Und Manasse entschlief mit seinen Vätern und wurde begraben im Garten an seinem Hause, nämlich im Garten Usas. Und sein Sohn Amon wurde König an seiner statt.

Garten Usa: Des Königs Juda, der denselben Garten hatte zurichten lassen. [Es ist aber so ganz hoch nicht daran gelegen, wo wir begraben werden, wenn nur unsere Seele in den Schoss Abrahams angenommen wird {Lk 16}. Es sieht ihm aber gleich, als ob etliche Könige ihre Gräber in ihren Gärten hätten, auf dass sie auch bei ihrer Wollust sich erinnerten, wie sie sterben müssten.]

19. Zweiundzwanzig Jahre alt war Amon, da er König wurde und regierte zwei Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Mesulemeth, eine Tochter Haruz von Jatba.

20. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, wie sein Vater Manasse getan hatte,

Übel gefiel: Er hängte der Abgötterei nach, welche, ob sie wohl für den Menschen einen Schein der Heiligkeit hat, so ist sie doch vor Gott der größte Gräuel.

Getan hatte: Nämlich in den ersten Jahren seiner Regierung.

21. und wandelte in allem Wege, den sein Vater gewandelt hatte und diente den Götzen, welchen sein Vater gedient hatte und betete sie an.

Wandelt: Er trieb eben dieselbe Abgötterei wie sein Vater.

22. Und verließ den Herrn, seiner Väter Gott und wandelte nicht im Wege des Herrn.

Verließ: Denn weil er nicht den wahren Gott allein ehrte, fiel er eben damit von ihm ab und hielt das Gesetz Gottes nicht, welches insbesondere einen reinen Gottesdienst fordert. [Denn da wird Gott nicht geehrt, wenn man zugleich der Abgötterei nachhängt.] Und hat zwar Amon seinem Vater in der Handhabung der Abgötterei gefolgt, aber nicht in seiner Bekehrung {2Chr 33}. [So ist uns die Gottseligkeit und Bekehrung zur Buße nicht angeboren, sondern wird von Gott durch das Predigtamt des göttlichen Wortes gegeben.]

23. Und seine Knechte machten einen Bund wider Amon und töteten den König in seinem Hause.

Knechte: Ohne Zweifel nicht die geringsten unter seinen Hofdienern.

Töteten: Dass er also plötzlich und unversehens darauf gegangen und in seinem eigenen königlichen Gemach, da er am sichersten sein sollte, von seinen eigenen Dienern, denen er am meisten getraut, jämmerlich erwürgt wurde. [Also hat Gott die Abgötterei an diesem Könige gestraft und ihn plötzlich lassen ums Leben kommen, auf dass er uns erinnerte, wie wir beizeiten sollen Buße tun, damit wir nicht durch den Tod übereilt in unseren Sünden dahin sterben.]

24. Aber das Volk im Lande schlug alle, die den Bund gemacht hatten wider den König Amon. Und das Volk im Lande machte Josia, seinen Sohn, zum König an seiner statt.

Schlug: Denn es sind die Mörder des Königs um ihre Misshandlung richtig gestraft worden, weil sie sich wider ihre ordentliche Obrigkeit aufgelehnt, obwohl dieselbe gottlos gewesen. [Denn wer sich wider die Obrigkeit setzt, der handelt unrecht und wird von Gott ernstlich gestraft.]

25. Was aber Amon mehr getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas.

26. Und man begrub ihn in seinem Grabe, im Garten Usas. Und sein Sohn Josia wurde König an seiner statt.


Das 22. Kapitel

  • Josia, als ein frommer König, richtet den Tempel und Gottesdienst wieder an, v. 1.
  • Da man das Gesetz-Buch findet und der König die Drohungen daraus hörte verlesen, lässt er die Prophetin Hulda fragen, ob die Strafen der Abgötterei nicht könnten abgewandt werden, dem zur Antwort geben wird, das israelitische Volk werde zwar der Strafe nicht entgehen, aber doch werde er, der König, im Frieden sterben, v. 9.

1. Josia war acht Jahre alt, da er König wurde und regierte einunddreißig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jedida, eine Tochter Adajas von Bazkath {2Chr 34v1}.

2. Und tat, das dem Herrn wohlgefiel; und wandelte in allem Wege seines Vaters David und wich nicht weder zur Rechten noch zur Linken.

Wohl gefiel: Denn er die rechte Religion angenommen, zu welcher sich sein Ahnherr Hiskia und sein Großvater Manasse nach seiner Bekehrung auch bekannt und hat die Abgötterei gehasst, die selbige auch in seinem Königreich ausgemustert, wie wir später hören werden. Welches Tun, ob es wohl den Heuchlern nicht wird wohl zugeschlagen haben, so hat es doch unserem Herrn Gott gefallen. Und ist Josia in Bestätigung der rechten Religion und Ausrottung der falschen von Tag zu Tag weiter fortgeschritten, besonders weil Gott unter seiner Regierung den vortrefflichen Propheten Jeremia erweckt, der gute Kundschaft hatte und ihn in der Gottseligkeit gestärkt hat. [Darum soll man fromme Kinder um ihrer Eltern Bosheit willen nicht verachten oder verlästern.]

Wandelt: Das ist: Er hat eben einen solchen Eifer zu der wahren Religion wie auch zu der Gerechtigkeit und Frömmigkeit hatte als sein Vorfahr, der fromme König David.

Rechten: Dass er keinen neuen Gottesdienst anrichtete, den Gott nicht geboten hatte.

Linken: Dass er von denen Gottesdiensten nichts versäumte, die Gott geboten hatte, sondern folgte allerdings der Richtschnur des göttlichen Wortes. Mit was großem Eifer aber er die Religion wieder angerichtet, wird im folgenden dreiundzwanzigsten Kapitel ausführlich beschrieben. [Und ist nichts Sichereres oder Löblicheres, denn dass man, so wohl auch in anderen, als besonders in Religionssachen dem vorgeschriebenen Worte Gottes folge. Wer das tut, der wandelt im Licht, die anderen stoßen sich im Finsteren und fallen ins Verderben.]

3. Und im achtzehnten Jahr des Königs Josia sandte der König hin Saphan, den Sohn Azaljas, des Sohnes Mesullams, den Schreiber, in das Haus des Herrn und sprach:

4. Gehe hinauf zu dem Hohepriester Hilkia, dass man ihnen gebe das Geld, das zum Hause des Herrn gebracht ist, das die Hüter an der Schwelle gesammelt haben vom Volk {2Sam 12v11},

Ihnen: Den Leuten, die dazu geordnet sind, dass sie es von den Priestern empfangen sollen und danach weiter den Arbeitern solches zustellen.

Hüter: Dies waren vornehme Leute, die das Geld, so vom Volk zur Erhaltung des Gottesdienstes gebracht wurden, empfingen und von Stunde an im Beisein des Volkes in den Gotteskasten legten.

5. dass sie es geben den Arbeitern, die bestellt sind im Hause des Herrn und geben es den Arbeitern am Hause des Herrn, dass sie bessern, was baufällig ist am Hause,

6. nämlich den Zimmerleuten und Bauleuten und Maurern und die da Holz und gehauene Steine kaufen sollen, das Haus zu bessern;

7. doch dass man keine Rechnung von ihnen nehme vom Gelde, das unter ihre Hand getan wird, sondern dass sie es auf Glauben handeln.

Keine Rechnung: [Denn man soll die Einkommen der Kirche frommen Leuten befehlen, welche, wenn sie gleich nicht von allen Sachen genaue Rechenschaft geben können, dennoch besser handeln als andere geizige Leute, die auch in den Rechnungen großen Betrug üben und wohl einen ganzen Ochsen in der Rechnung mit einbringen können. So wird auch die Obrigkeit bei dem Beispiel Josia hier erinnert, dass sie achthaben soll, damit nicht Kirche und Schulen oder auch andere dergleichen gemeine Gebäude Alters halben verfallen.] Solches ist also zwischen dem Schreiber Saphan und dem Hohepriester Hilkia abgehandelt und ins Werk gerichtet worden. Denn die Hohepriester im Alten Testament, welche nach Gottes Ordnung dem Priesteramt vorstanden, mochten leiden, dass man sie ihres Amtes erinnerte, wenn es gleich von weltlichen Personen als Königen geschah. Aber die heutigen römischen Päpste, deren Stand von Gott weder eingesetzt noch jemals recht geheißen wurde, wollen allerdings ungestraft sein und von niemand nichts leiden, sondern sie überheben sich viel mehr über Fürsten, Könige und Kaiser und treten sie mit Füßen.

8. Und der Hohepriester Hilkia sprach zu dem Schreiber Saphan: Ich habe das Gesetzbuch gefunden im Hause des Herrn. Und Hilkia gab das Buch Saphan, dass er es läse.

Gefunden: Ist darum kein Wunder gewesen, dass sowohl die Priester als Könige in schreckliche Abgötterei gefallen sind, weil sie der Propheten Predigten verachtet und das Buch des Gesetzes so wenig gelesen, dass es auch allerdings unter der Bank gelegen und schier ganz verloren wurde, weil es der Hohepriester, nachdem er es gefunden, als etwas Seltsames, das man in langer Zeit nicht gesehen, des Königs Schreiber oder Sekretär zeigt. [Gleichen Zustand hatte es auch vor etlichen Jahren im Papsttum. Denn obwohl die Bibel noch nicht allerdings verloren oder vertilgt gewesen, so haben sich doch viele Kirchendiener und Lehrer gefunden, welche nicht die ganze Bibel, sondern nur etliche Stücke davon hatten, aber andere Bücher, als den Meister von hohen Sinnen, der heiligen Legenden, Missalbücher, Brevierbücher, Rosenkränze und dergleichen Narrenwerk, hat man überall gefunden. Und obgleich in den Kirchen der biblische Text in lateinischer Sprache gelesen und gesungen wurde, so verstand ihn doch schier niemand recht von wegen der dunklen Verdolmetschung des lateinischen Textes. Die deutsche Bibel aber war also beschaffen, dass man schier weder die Wort noch Meinung verstehen konnte, weil sie nach dem lateinischen mangelhaften Text von Wort zu Wort ganz unverständlich verdeutscht war. Darum kein Wunder gewesen, das unsere Voreltern in so großer Finsternis der Religion geraten. Aber Doktor Luther, heiliger Gedächtnis, hat den rechten Verstand der biblischen Bücher wiederum ans Licht gebracht und eine reine, klare und verständliche deutsche Bibel der Kirche zukommen lassen, dadurch er der Christenheit keine geringere Wohltat erzeigt hat, als wenn er die Bibel aus einem finsteren Loch, darin sie schier verschimmelt und vermodert gewesen, wiederum ans Licht hervorgezogen hätte. Welche unaussprechliche Güte und Gabe Gottes wir mit dankbarem Herzen erkennen und annehmen sollen.]

Lese: Welches er auch mit Fleiß getan.

9. Und Saphan, der Schreiber, brachte es dem Könige und sagte es ihm wieder und sprach: Deine Knechte haben das Geld zusammengestoppelt, das im Hause gefunden ist, und haben es den Arbeitern gegeben, die bestellt sind am Hause des Herrn.

Bracht es: Denn da er gesehen, wie nicht allein der rechte Gottesdienst darin vorgeschrieben wäre und gefordert würde, sondern auch den Übertretungen schwere Strafen gedroht würden, hat er es für gut angesehen, dass er dem Könige solches berichtete.

Sagte es: Was man verrichtet hätte und dass man seinem Befehl fleißig nachkommen wäre.

Knechte: Die Priester des Herrn und ich.

Am Hause: Dass sie dasselbe ausbessern sollen. Haben also diese Leute des Königs Befehl mit Fleiß und beizeiten verrichtet. [Denn wo man hochwichtige Geschäfte langsamen und trägen Leuten vertraut, da wird dem Regiment übel vorgestanden.]

10. Auch sagte Saphan, der Schreiber, dem Könige und sprach: Hilkia, der Priester, gab mir ein Buch. Und Saphan las es vor dem König.

Sagt: Was sich weiter im Tempel zugetragen hätte.

Buch: Welches ich dir hiermit überreiche, dass du es besehen und lesen magst, wenn dir es gefällt.

Las es: Ohne Zweifel auf des Königs Begehren.

11. Da aber der König hörte die Worte im Gesetzbuch, zerriss er seine Kleider.

Hörte: Besonders aber das 28. Kapitel im fünften Buch Mose, in welchem den Übertretern des Gesetzes schreckliche Strafen gedroht werden.

Zerriss: Vor großer Bekümmernis und Herzeleid, weil er gespürt, wie das Volk Gottes unter etlicher seiner Voreltern Regierung mit Abgötterei und anderen Lastern schwerlich gesündigt hätten und auch ihrer viele noch damals zu seiner Zeit keine wahre Buße getan. Darum er sich selbst die Rechnung gut mache könne, es würde Gott sein Volk mit schweren Strafen heimsuchen. [Dies ist an dem König sehr löblich gewesen, dass er das Buch des Gesetzes Gottes ihm heißt vorlesen, da hingegen heutigentags die päpstlichen Pfaffen den Laien und auch den Fürsten die Bibel zu lesen verbieten und sie, so viel möglich, davon abhalten. Noch löblicher ist es gewesen, dass er die göttlichen Drohungen nicht verachtet oder in Wind geschlagen hat. Da heutigentags ihrer viele meinen, es habe Gott in Langeweile etwas hingeredet. Am allerlöblichsten aber ist es, dass er begehrt zu erkundigen und bei einer Prophetin sich Berichts erholt, ob der Zorn Gottes und die gedrohten Strafen von seinem Volk, das ihm zu regieren untergeben war, möchten abgewandt werden.]

12. Und der König Gebote Hilkia, dem Priester und Ahikam, dem Sohn Saphans und Achbor, dem Sohn Michajas und Saphan, dem Schreiber und Asaja, dem Knechte des Königs und sprach:

Knecht: Der ein vornehmer Diener des Königs war.

13. Geht hin und fragt den Herrn für mich, für das Volk und für ganz Juda um die Worte dieses Buches, das gefunden ist; denn es ist ein großer Grimm des Herrn, der über uns entbrannt ist, darum dass unsere Väter nicht gehorcht haben den Worten dieses Buches, dass sie täten alles, was darin geschrieben ist.

Fragt: Erkundigt und erholt euch eines göttlichen Berichts ob der schweren und schrecklichen Strafen, so im Gesetz-Buch gedroht werden, von mir und meinem Volk möchten abgewendet werden, dass wir nicht darin geraten.

Entbrannt: Es ist der Zorn Gottes wider sein Volk gewisslich bereits angegangen, ob er wohl nach seiner Langmütigkeit mit der Strafe noch innehält.

Nicht gehorcht: Weil unsere Voreltern das Gesetze Gottes aus der acht gelassen und nicht gehalten haben, da doch Gott von ihnen und uns einen vollkommenen Gehorsam aufs Ernstlichste fordert. Darum besorge ich gar sehr, es habe das Volk die Sünden also gehäuft, dass Gott die Strafen, welche es längst verdient, nicht etwa über uns ergehen lasse. [Dieser König hat nicht gesagt wie die Katholiken: Unsere Voreltern sind freilich auch keine Narren gewesen, sondern haben Gott mit großer Andacht geehrt. Darum will ich bei ihrem Glauben und Religion bleiben.]

14. Da ging hin Hilkia, der Priester, Ahikam, Achbor, Saphan und Asaja zu der Prophetin Hulda, dem Weibe Sallums, des Sohnes Thikwas, des Sohnes Harhams, des Hüters der Kleider und sie wohnte zu Jerusalem im anderen Teil; und sie redeten mit ihr.

Ging hin: Nach empfangenem Befehl vom König.

Prophetin: [Denn Gott teilt seine Gaben aus, wem er will und in dem er einer verheirateten Weibsperson die Gabe der Weissagung verleiht, hat er damit das weibliche Geschlecht von der Verachtung retten und den Ehestand vor der Verlästerung und Schmach befreien wollen.]

Mit ihr: Was sie vom Könige in Befehl hatten, ob nämlich der Zorn Gottes vom Volk könnte abgewandt werden.

15. Sie aber sprach zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat:

Dem Mann: [Sie nennt den König nur schlecht einen Mann, weil bei Gott kein Ansehen der Person ist. Denn ein König ist ein Mann wie ein anderer Mann, allein dass ihm Gott die Ehren gab.]

16. So spricht der Herr: Siehe, ich will Unglück über diese Stätte und ihre Einwohner bringen, alle Worte des Gesetzes, die der König Juda hat lassen lesen,

So spricht: Das sollt ihr eurem König aus Gottes Befehl wieder anzeigen.

Städte: Nämlich über die Stadt Jerusalem und übers ganze Königreich Juda.

Wort: Dass dieselben an ihnen erfüllt werden.

17. darum dass sie mich verlassen und anderen Göttern geräuchert haben, dass sie mich erzürnten mit allen Werken ihrer Hände; darum wird mein Grimm sich wider diese Stätte anzünden und nicht ausgelöscht werden.

Allen Werken: Sowohl in Religionssachen als vielen anderen Dingen, damit sie mich vielfältig und heftig erzürnt haben.

Diese Städte: Welcher Ort mit der Abgötterei am allermeisten ist verunreinigt worden.

Nicht ausgelöscht: Denn weil beides, das Volk und die Könige, nun viele Jahre her mit ihrer Abgötterei Gott schwer erzürnt haben und noch heutigentags ein großer Teil darunter gottlos ist, dass sie die rechte Religion unter diesem frommen Könige nicht mit Ernst meinen (wie gut zu sehen sein wird, da ein anderer gottloser König nach diesem aufkommt, denn sie bald wieder umschlagen und in ihre vorigen Gottlosen Fußstapfen treten werden.]. Weil auch ihre Nachkommen ihrer Väter Bosheit nachtun und dieselbe noch mehr häufen werden, so wird mein Zorn, der bereits in meinem Herzen brennt wie ein Feuer, einmal eins ausbrechen und nicht aufhören, bis dies ganze Königreich zugrunde gerichtet und zerstört ist. [Also wird es unseren Nachkommen auch gehen, wenn sie sich etwa wiederum in der papistischen Abgötterei vertiefen oder mit der zwinglischen Gottlosen Lehre und anderen Ketzereien sich besudeln werden.

18. Aber dem Könige Judas, der euch gesandt hat, den Herrn zu fragen, sollt ihr so sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels:

19. Darum dass dein Herz erweicht ist über den Worten, die du gehört hast und hast dich gedemütigt vor dem Herrn, da du hörtest was ich geredet habe wider diese Stätte und ihre Einwohner, dass sie sollen eine Verwüstung und Fluch sein und hast deine Kleider zerrissen und hast geweint vor mir, so habe ich es auch erhört, spricht der Herr.

Gehört: Dass du dich nicht hart und widerspenstig erzeigst, da du die Worte des Gesetzes hast hören verlesen.

Gedemütigt: Dass du Gott demütig gebeten, er wolle solch großes Unglück gnädiglich abwenden.

Fluch sein: Dass sie allem Unheil sollen unterworfen sein und wo sie nicht Buße tun, auch zur ewigen Verdammnis verstoßen werden.

Zerrissen: Weil du durch solche ernstliche Drohungen geschreckt wurdest.

Geweint: Dass du mit vielen Tränen gebeten, damit solch großes Übel möchte abgewendet werden.

Erhört: Dergestalt, dass du der Strafen nicht sollst innewerden oder etwas davon erfahren, was ich meinem Volk von wegen ihrer Sünden gedroht habe.

20. Darum will ich dich zu deinen Vätern sammeln, dass du mit Frieden in dein Grab versammelt wirst und deine Augen nicht sehen all das Unglück, das ich über diese Stätte bringen will. Und sie sagten es dem König wieder.

Sammeln: Ich will dich durch den zeitlichen Tod hinwegnehmen und in ein anderes Leben bringen zu deinen frommen Voreltern, ehe denn solch Unglück kommt.

Versammelt: Das ist: Dein Leichnam soll in deiner Väter Grab kommen und sollst nicht ins Elend gefangen hinweggeführt werden. Obwohl nun Josia später, da er wider den König aus Ägypten einen unnötigen Krieg angefangen, im Streit eine tödliche Wunde empfangen, davon er auch starb: So wird doch recht gesagt, dass er im Frieden, das ist, im friedlichen Zustand des Regiments gestorben sei, weil sein Königreich nicht verwüstet wurde, und er abgestorben ist in der wahren Erkenntnis des Messias, da er diese Welt mit stillem und geduldigem Herzen verlassen und ins ewige Vaterland abgeschieden ist. [Denn welche im wahren Glauben ihr letztes Ende beschließen, die sterben wohl und selig, obgleich etwa eine Ursache zum Tode vorher gegangen. Und pflegt Gott die Frommen durch den Tod hinweg zu nehmen, auf dass sie nicht in großes Unglück geraten, damit Gott der Welt Bosheit Strafen muss {Jes 56}.]

Sagten: Nämlich des Königs Abgeordnete hielten es dem Könige vor und berichteten ihm der Prophetin Hulda Weissagung, dadurch der fromme König aufgebracht wurde, dass er die rechte Religion mit größerem Eifer wieder angerichtet als zuvor je, wie im folgenden Kapitel gemeldet wird.


Das 23. Kapitel

  • Josia lässt das Gesetzbuch dem Volke vorlesen und erneuert den Bund mit Gott und dem Volk, rottet auch die übrige Abgötterei aus, v. 1.
  • feiert danach das Passah oder Osterfest, welches eine lange Zeit unterlassen wurde, mit großer Herrlichkeit, v. 21.
  • Dem Königreich Juda wird von wegen seiner vorhergegangenen und später folgenden Abgötterei, sein Untergang gedroht, v. 27.
  • Josia wird im Streit wider den König in Ägypten tödlich verwundet und stirbt, v. 29.
  • Joahas sein Sohn kommt an seine statt, wird aber vom Könige in Ägypten hinweggeführt und Eliakim an seine statt geordnet, der dem Könige in Ägypten eine Schatzung bezahlen muss, v. 30.

1. Und der König sandte hin und es versammelten sich zu ihm alle Ältesten in Juda und Jerusalem {2Chr 34v29}.

Sandte: Denn ob er wohl vernommen, dass bei seinen Lebzeiten dem Königreich Juda kein Überdrang geschehen soll, so ist er dennoch, als einer gottseligen frommen Obrigkeit auch gebührend, für seine Untertanen sorgfältig gewesen und hat nichts unterlassen, was zu Milderung des künftigen Unglücks und den Zorn Gottes aufzuhalten, dienlich sein möchte. Darum er es fürs beste angesehen, dass er einen Reichstag ausschreiben ließ.

2. Und der König ging hinauf ins Haus des Herrn und alle Männer von Juda und alle Einwohner zu Jerusalem mit ihm, Priester und Propheten und alles Volk, beide klein und groß; und man las vor ihren Ohren alle Worte des Buches vom Bunde, das im Hause des Herrn gefunden war.

Ging: Nämlich als die vornehmsten Landherren im ganzen Königreich auf seinen Befehl gen Jerusalem erschienen waren.

Einwohner: So viel ihrer berufen waren und welche freiwillig sich dahin gefunden.

Propheten: Denn es lebten zur selben Zeit die Prophetin Hulda, der Prophet Jeremia und vielleicht etliche andere mehr.

Vom Bund: Darin der Bund begriffen war, den Gott mit dem Volk Israel gemacht hatte. Und halt ich es dafür, es sei nur das fünfte Buch Mose gelesen worden, welches als ein summarischer Inhalt des ganzen Gesetzes alle sieben Jahre dem Volk soll nach dem Befehl und Willen Gottes vorgelesen werden {5Mos 31}. Da auch solches vor der Zeit geschehen, wäre ohne Zweifel das Volk nicht in so große Finsternis der Religion geraten. [Gleichwie auch im Papsttum es zugegangen. Denn wenn dort auf den Predigtstühlen man so oft des Herrn Christi samt der Propheten und Apostel Sprüche und Lehren hätte hören anziehen als des Aristoteles, Scoti und etlicher Väter übel gedeutete Meinung, so wäre die Lehre viel reiner von unseren Voreltern auf uns gekommen.] Es hat aber der König das Gesetz lassen dem Volk vorlesen, auf dass es daraus verstehen und abnehmen könnte, was Gott für einen Dienst erforderte, und wie schwerlich man sich bei den vorigen Königen zu Lebzeiten an Gott versündigt hatten, was auch für schwere Strafen darauf erfolgen würden, wo sie nicht ernstliche Buße täten, und sich bekehrten.

3. Und der König trat an eine Säule und machte einen Bund vor dem Herrn, dass sie sollten wandeln dem Herrn nach und halten seine Gebote, Zeugnisse und Rechte von ganzem Herzen und von ganzer Seele, dass sie aufrichteten die Worte dieses Bundes, die geschrieben standen in diesem Buch. Und alles Volk trat in den Bund.

Macht: Das ist: Der König oder ein anderer in seinem Namen hat dem Volk die Worte vorgesprochen, damit sie öffentlich vor dem Angesicht Gottes bezeugt, dass sie die Gebote Gottes mit größerem Fleiß als zuvor jemals in Achthaben wollten und mit der Tat ausrichten, was Gott in seinem Wort geboten hatte.

Trat: Das ist: Sie bezeugten alle mit Worten und Gebärden, dass dies ihres Herzen Meinung wäre und dass sie solchen Bund eingegangen, den der König jetzt mit ihnen erneuert und bestätigt hatte. Aber es war dem größeren Teil dieses Volkes kein rechter Ernst, sondern was sie taten, das geschah aus falschem Herzen und dem König zu gefallen. [Denn der gemeine Mann richtet sich in Religionssachen sowohl als in anderen, nachdem es die Obrigkeit anfängt.] Sonst wenn sie der Abgötterei wären von Herzen feind gewesen, hätten sie sich nicht so bald und leicht wieder dazu abwendig machen lassen, wie denn bald bei des Josia Nachkommen geschehen. Darum auch kein Wunder gewesen, dass Gott über diese falschen und äußerlichen Schein-Buße des Volkes sich nicht bewegen lassen, dass er die Strafen, so er im Gesetz gedroht, aufgehoben hätte. Doch hat er derer, die ernstliche Buße getan, schonen können, dass sie solches Unglück nicht gesehen, wie dem Könige Josia auch widerfahren.

4. Und der König gebot dem Hohepriester Hilkia und den Priestern der anderen Ordnung und den Hütern an der Schwelle, dass sie sollten aus dem Tempel des Herrn tun alles Gezeug, das dem Baal und dem Hain und allem Heer des Himmels gemacht war. Und verbrannten sie außen vor Jerusalem im Tal Kidron; und ihr Staub wurde getragen gen Bethel.

Gebote: Denn weil Josia kein Herzenskundiger war, auch der Untertanen Heimlichkeiten, so sie in ihren Herzen verborgen hielten, zu erforschen ihm nicht gebühren wollte, ist er mit ihrem öffentlichen Bekenntnis vergnügt gewesen und hat die Reformierung der Kirche, so vor etlichen Jahren angefangen war, mit noch größerem Ernst und Eifer vorgenommenen als zuvor und nicht abgelassen, bis er sie zu Ende gebracht.

Anderen Ordnung: Die nicht eines so großen Ansehens oder auch Standes waren als der Hohepriester.

Gezeug: Was für Geräte man vorzeiten zu dem baalitischen Gottesdienst und zu anderer Abgötterei geweiht und geheiligt hatte, so in dem Lustwald, der neben dem Tempel gepflanzt war, vor der geschehenen Reformierung sich befanden: Und alle andere Sachen, die man dem Gestirn am Himmel zu Ehren gebraucht hatte.

Bethel: Welcher Ort ohne das mit vielfältiger Abgötterei verunreinigt war, die der König bald später darin auch in Grund auszurotten sich vorgenommen hatte. Denn obwohl der König im zwölften Jahr seiner Regierung angefangen die Abgötterei aus seinem Königreich auszumustern {2Chr 32} auch zur selben Zeit dergleichen abgöttische Geräte meistenteils den Leuten aus den Augen getan und hinweggeräumt worden, dass man es irgend in einen Winkel geworfen, gleichwie man noch heutigentags an vielen Orten, da das Evangelium rein gelehrt wird, die abgöttischen Bilder und dergleichen Narrenwerk in den finsteren Winkeln verächtlich sieht: So hat doch allererst im achtzehntem Jahr der König befohlen, dass man solche Sachen alle miteinander soll zusammensuchen und zu Asche verbrennen, damit also kein einziges Zeichen der vorigen Abgötterei überbliebe. Da er auch gemerkt, dass noch etwas von der alten Abgötterei zurückgeblieben, hat er dieselbe zugrunde ausgerottet, wie bald später gesagt wird. [Eine solche vielfältige Abgötterei hat sich auch vorzeiten im Papsttum befunden, dass ein frommer Fürst, wie eifrig er auch gewesen, dieselbe in einem Jahr mit allem Anhang nicht austilgen könne.]

5. Und er tat ab die Kamarim, welche die Könige Judas hatten gestiftet, zu räuchern auf den Höhen in den Städten Judas und um Jerusalem her, auch die Räucherer des Baal und der Sonne und des Mondes und der Planeten und alles Heers am Himmel.

Nach Luther: Kamarim waren besondere geistliche Leute, wie jetzt die allerandächtigsten und strengsten Mönche sein wollen. Darum haben sie auch einen Namen Kamarim, der lautet als von hitziger großer Andacht. Und das Räuchern galt bei ihnen als bei uns der Mönche Singen und Beten in der Kirche. Denn Räucherwerk bedeutet überall Gebet in der Schrift. Aber wie dieses Gebet ist, so war jenes Räuchern, beide Menschen Tand, ohne Gottes Geist und Wort.

Höhen: Welche Gott ohne sein Wort und Befehl gebaut waren außerhalb dem Tempel zu Jerusalem, darum er auch ein Gräuel daran hatte. [Denn gleichwie an etlichen evangelischen Orten dennoch etliche wenige Klöster gefunden werden, da man heimlich Messe hält. Also sind nach angefangener Reformierung etliche im Königreich Juda übergeblieben, welche die Abgötterei noch heimlich getrieben, bis sie der König ganz abgeschafft hat.]

6. Und ließ den Hain aus dem Hause des Herrn führen hinaus vor Jerusalem in den Bach Kidron und verbrannten ihn im Bach Kidron und machte ihn zu Staub; und warf den Staub auf die Gräber der gemeinen Leute.

Hain: Denn es waren noch bis auf die Zeit etliche Bäume stehengeblieben, so um den Tempel gepflanzt gewesen, darunter man die Abgötter verehrt. Solche hat der König auch endlich abhauen und hinweg tun heißen.

Gräber: Denn gleichwie die Juden, nach den levitischen Satzungen, unrein wurden, wenn sie einen Toten anrührten. Also befahl der König die Bäume, so mit Abgötterei verunreinigt und nun zu Asche verbrannt waren, über die unreinen Orte streuen, damit nicht etwa ein Abergläubischer solche Asche als ein sonders Heiligtum begehrte aufzuheben und zu verehren.

7. Und er brach ab die Häuser der Hurer, die an dem Hause des Herrn waren, darin die Weiber wirkten Häuser zum Hain.

Der Hurer: Denn es waren noch bei dem Tempel derjenigen Wohnungen vorhanden, die vorzeiten im Hain oder Lustwald ihre Gottesdienste verrichtet hatten und in der Nähe, oder vielleicht bei sich in denselben Behausungen Weiber hatten, die aus Andacht Teppiche wirkten, damit der Hain an Festtagen umhängt und geziert wurden. Und verunreinigten sich dieselben Pfaffen des Hains nicht allein mit der Abgötterei als einer geistlichen Hurerei, sondern trieben auch leibliche Unzucht mit den Weibern, die den Hain zierten. [Solche Keuschheit hat sich auch befunden und ist noch an vielen päpstlichen Orten, da man unter vielen Nonnen, welche doch ganz andächtig wollen angesehen sein, wenig Jungfrauen finden möchte, weil sie ganz oft mit den Mönchen und anderen Mannspersonen umgehen. Denn es ist die geistliche Hurerei und fleischliche Unzucht oft beisammen.]

8. Und er ließ kommen alle Priester aus den Städten Judas und verunreinigte die Höhen, da die Priester räucherten, von Geba an bis gen Berseba; und brach ab die Höhen in den Toren, die in der Tür des Tors waren Josuas, des Stadtvogts, welches war zur Linken, wenn man zum Tor der Stadt geht.

Ließ kommen: Das ist: Er hat alle Gottlosen abgöttischen Pfaffen aus dem ganzen Königreich Juda lassen zusammenbringen und hat sie auf den abgöttischen Altären der Höhen geschlachtet und verbrannt, wie später in diesem Kapitel gesagt wird. Denn es pflegt die Schrift zu Anfang eine Sache kürzlich anzuregen, danach aber dieselbe weitläufiger zu erklären.

Toren: Das ist: Es war zwischen zwei Toren der Stadt Jerusalem nicht weit von des Stadtvogts Hause eine Kapelle vorzeiten gebaut worden, die denen, so in die Stadt gehen wollten, zur linken Hand und im Herausgehen zur rechten Hand stand, auf dass, welche dahin Wallfahrten kämen, da zuvor ein Opfer tun könnten. [Gleichwie man im Papsttum an vielen Orten vor den Stadttoren sieht Kapelle stehen, in denen man zuzeiten Messe liest.]

9. Doch hatten die Priester der Höhen nie geopfert auf dem Altar des Herrn zu Jerusalem, sondern aßen das ungesäuerte Brot unter ihren Brüdern.

Nie geopfert: Das ist: In der ersten Reformierung hatte der König Josia die Priester der Höhen nicht lassen umbringen, sondern nur ihnen das Amt lassen niederlegen und brauchte ihrer nicht zu den Opfern, die man Gott im Tempel zu Jerusalem verrichtete. Doch hatten sie ihre Nahrung von etlichen übergebliebenen Opfern und Einkommen der Kirche, bis sie Josia in der letzten Reformierung allerdings erwürgen lassen.

10. Er verunreinigte auch das Thopheth im Tal der Kinder Hinnom, dass niemand seinen Sohn oder seine Tochter dem Molech durch das Feuer ließe gehen.

Thophet: Welches eine Kapelle gewesen und Altar, darauf man vorzeiten dem Abgott, Molech genannt, die Kinder verbrannte. Und wurde solcher Ort von den tollen abgöttischen Leuten ganz heilig gehalten, obwohl er vor der frommen Augen so gräulich und abscheulich gewesen, dass man in folgenden Zeiten das höllische Feuer mit demselben Namen auf Lateinisch genannt hat. Wie auch Christus selbst solches Wort gebraucht {Mt 5}. Solchen Ort hat hier der König Josia verunreinigt, dergestalt, dass er Menschen-Beine auf den Altar, der darin gestanden, verbrannt und mit großem Ernst verbieten lassen, dass zukünftig niemand mit Verbrennung der Kinder schreckliche Abgötterei triebe.

11. Und tat ab die Rosse, welche die Könige Judas hatten der Sonne gesetzt im Eingange des Herrn Hauses an der Kammer Nethan-Melechs, des Kämmerers, der zu Parwarim war; und die Wagen der Sonne verbrannte er mit Feuer.

Sonnen: Welche Abgötterei sie den Heiden abgelernt.

Kämmerers: Das ist: Dieser des Königs Diener, so sonst in der Vorstadt wohnte, hatte neben dem Tempel vorzeiten eine besondere Kapelle. [Gleichwie auch noch etliche berühmte Geschlechter im Papsttum ihre eigene Plätze und Ecken in der Kirche haben, daran sie ihre Wappen hängen oder malen lassen.] Neben derselben Kapelle standen Pferde und Wagen, entweder aus Steinen gehauen oder von Erz gegossen, welche die abgöttischen Könige der Sonne zu Ehren machen lassen. [Fast in gleichem Tun sieht man im Papsttum neben den Kirchen einen hölzernen Esel stehen, darauf das Bildnis Christi sitzt, so man am Palmtage herumführt und ihm göttliche Ehre erzeigt, nicht ohne gräuliche Sünde der Abgötterei.]

12. Und die Altäre auf dem Dache im Saal Ahas, die die Könige Judas gemacht hatten und die Altäre, die Manasse gemacht hatte in den zwei Höfen des Herrn Hauses, brach der König ab; und lief von dort und warf ihren Staub in den Bach Kidron.

Dach: Denn die Dächer waren eben im jüdischen Lande, dass man darauf gehen konnte, wie oft gemeldet.

Manasse gemacht: Denn die anderen Altare, so derselbe König Manasse auf dem Berge des Herrn gebaut hatte, hat er selber nach seiner Bekehrung wieder abgebrochen {2Chr 33}. Denn man dürfte auf keinen anderen Altar opfern, als auf den Brandopfers Altar, welchen Gott dem Salomo bauen heißen.

Bach: Nach dem er sie zu kleinen Stücken zerschlagen lassen, auf dass niemand die übergebliebenen Stücklein abergläubischerweise aufhöbe und als ein Heiligtum verehrte.

13. Auch die Höhen, die vor Jerusalem waren, zur Rechten am Berge Mashith, die Salomo, der König Israels, gebaut hatte Asthoreth, dem Gräuel von Zidon und Kamos, dem Gräuel von Moab und Milkom, dem Gräuel der Kinder Ammon, verunreinigte der König.

Nach Luther: Mashith heißt Verderbung, und man hält, es sei der Ölberg gewesen, da man die Übeltäter hat abgetan, den wir den Galgenberg oder Rabenstein heißen.

Gebaut: Nämlich seinen heidnischen Weibern zu Gefallen {1Sam 11}.

14. Und zerbrach die Säulen und rottete aus die Haine und füllte ihre Stätte mit Menschenknochen.

Haine: So um diesen abgöttischen Altar her gebaut waren.

Knochen: Denn dergestalt wurden solche Orte entweiht und für unrein geachtet, dass man nicht mehr da einen Gottesdienst verrichten konnte.

15. Auch den Altar zu Bethel, die Höhe, die Jerobeam gemacht hatte, der Sohn Nebats, der Israel sündigen machte, denselben Altar brach er ab und die Höhe; und verbrannte die Höhe und machte sie zu Staub und verbrannte den Hain.

Machte: In dem er eine Abgötterei angerichtet mit den goldenen Kälbern.

16. Und Josia wandte sich und sah die Gräber, die da waren auf dem Berge; und sandte hin und ließ die Knochen aus den Gräbern holen und verbrannte sie auf dem Altar und verunreinigte ihn nach dem Wort des Herrn, dass der Mann Gottes ausgerufen hatte, der solches ausrief.

Gräber: So nicht weit von derselben Kapelle waren.

Verbrannte: Darum ist dies geschehen, ehe der Altar umgerissen und zerbrochen wurde.

Wort: Denn es hatte Gott den Jerobeam bei demselben Altar lassen öffentlich zuvor anzeigen und verkündigen, dass ein König mit Namen Josia im Stamm Juda regieren würde, der würde auf dem Altar die Priester der Höhen opfern und Menschenknochen darauf verbrennen {1Sam 13}. [Denn die göttlichen Weissagungen werden endlich gewisslich erfüllt, wenn sich es gleich lange damit verzieht und es bei vielen das Ansehen gewinnt, als würden sie ganz außen bleiben.]

17. Und er sprach: Was ist das für ein Grabmal, das ich sehe? Und die Leute in der Stadt sprachen zu ihm: Es ist das Grab des Mannes Gottes, der von Juda kam und rief solches aus, das du getan hast, wider den Altar zu Bethel.

Grabmal: Oder Bildnis übers Grab, so zu verstehen gibt, dass ein vornehmer Mann da begraben sein muss. * (Nach Luther)] Was aber solche Kammern oder Gazophylacia und Grabmal oder Grabzeichen sind, wirst du in Jeremia und Hesekiel finden.

Sprachen: Sie berichten ihm, wie sie von ihren Voreltern gehört hatten.

Getan hast: Dass du nämlich Menschenbeine darauf verbrennen würdest und also den Altar verunreinigen.

18. Und er sprach: Lasst ihn liegen; niemand bewege seine Gebeine! Also wurden seine Gebeine errettet mit den Gebeinen des Propheten, der von Samaria gekommen war.

Bewege: Denn es sonst etlichermaßen eine Grausamkeit ist, wenn man wider den Verstorbenen Gebeine Wüterei treibt.

Von Samaria: Der zuerst ein falscher Prophet gewesen und zu Bethel gewohnt, dahin er von Samaria gezogen war und hatte den rechten Propheten Gottes überredet, dass derselbe wieder seinen zuvor empfangenen göttlichen Befehl mit ihm gen Bethel umkehrt und gegessen, daher er später vom Löwen erwürgt und in des falschen Propheten Grab gelegt wurde. Welcher sich auch später zu Gott bekehrt und von seinen Söhnen begehrt, dass, wenn er stürbe, sie ihn zu dem Propheten, der vom Löwen war erwürgt worden, ins Grab neben ihm legen sollten {1Sam 13}.

19. Er tat auch weg alle Häuser der Höhen in den Städten Samarias, welche die Könige Israels gemacht hatten zu erzürnen; und tat mit ihnen aller Dinge, wie er zu Bethel getan hatte.

Häuser: Alle Kirchen und Kapellen, die an hohen Orten erbaut waren.

Tat: Dass er die Kapelle und Altar verunreinigt und später niedergerissen hat. In welchem Tun der König zu Assyrien ihn nicht gehindert, ob er wohl seine Landsleute gen Samaria gesetzt hatte, denn sie vertrugen sich beide wohl miteinander. Josia und der König in Assyrien, wie später in diesem Kapitel gemeldet wird. So hat Josia aus Anregung des Geistes Gottes mit einem rechten Heldenmut alle übrige Abgötterei, die von den Königen des Volkes Gottes angerichtet waren, allerdings ausrotten wollen, darum er auch der Kapelle und Altar im Königreich Israel nicht geschont.

20. Und er opferte alle Priester der Höhen, die dort waren, auf den Altären; und verbrannte also Menschenbeine darauf. Und kam wieder gen Jerusalem.

dort waren: So viel er jeder konnte zur Hand bringen.

Altären: Auf welchen sie ihre Abgötterei getrieben und falsche Gottesdienste verrichtet hatten.

Menschenbeine: Das ist: Er hat die Priester der Höhen getötet und auf den Altären verbrannt, auf dass sie also um ihres gottlosen Wesens willen rechte Strafe empfangen. [Und ist dieser des Josia Eifer in der Religion sehr löblich gewesen, dass er den Altar, Kapelle und Götzenbilder zerstört. Denn es hatte Gott solches im Alten Testament den Juden ausdrücklich geboten. So hat er auch recht daran getan, dass er die abgöttischen Pfaffen umgebracht. Weil Mose diejenigen töten heißt, welche zur Abgötterei Anlass geben. Im Neuen Testament aber wird dergleichen nicht befohlen. So haben auch die Apostel, ob sie wohl viel abgöttische Bilder und Altare gesehen, dennoch derselben keins niedergerissen, sondern die Abgötterei mit dem Worte Gottes als Unrecht erwiesen und widerlegt {Apg 17}. Und obwohl eine gottselige Obrigkeit recht daran tut, wenn sie die Bilder, so angebetet werden, aus dem Wege schafft, so ist doch solches den Kirchendienern oder gemeinem Mann nicht befohlen. Viel weniger steht ihnen frei, dass sie die Pfaffen mögen umbringen. Zu dem, welche die Bilder nach des Josia Beispiel mit einem Tumult darnieder reißen, die folgen ihm zwar in der äußerlichen Tat nach, aber in der reinen Religion nicht, denn es sind Schwindelhirne und Irrgeister. Und da sie meinen, dass die Satzungen des Alten Testaments mit dem Bilderstürmen sie angehen, so werden sie gewisslich auch meinen, sie sind gebunden, dass sie dieselben umbringen müssen, welche nicht ihrer Religion sind, als ob sie Kanaaniter wären. Denn der Lügengeist, welcher solche Leute mit den Verführerischen entweder zwinglischen oder wiedertäuferischen Lehre geblendet hat, der ist auch ein Mordgeist, wie Christus bezeugt {Joh 8}.]

Kam: Nämlich als er die Abgötterei ausgerottet und vertilgt hatte.

21. Und der König gebot dem Volk und sprach: Haltet dem Herrn, eurem Gott, Passah, wie geschrieben steht im Buch dieses Bundes {2Chr 35v1}.

Und: Folgt noch eine andere löbliche Tat, die auch nicht soll von ihm verschwiegen bleiben.

Bundes: Nämlich Im Gesetzbuch, so man gefunden hatte.

22. Denn es war kein Passah so gehalten, als dieses, von der Richter Zeit an, die Israel gerichtet haben und in allen Zeiten der Könige Israels und der Könige Judas,

So gehalten: Mit einem solchen herrlichen und großen Ansehen, also dass er auch damit alle seine Vorfahren, so Könige gewesen, übertroffen. [Gleichwie aber Josia seinen und der anderen Frommen im Volk Glauben mit der Feier des Passah Festes gestärkt hat, also sollen auch wir unseren Glauben oft stärken mit dem Empfang des Leibes und Blutes Christi als des rechten Osterlämmleins im heiligen Abendmahl.]

23. sondern im achtzehnten Jahr des Königs Josia wurde dies Passah gehalten dem Herrn zu Jerusalem.

24. Auch fegte Josia aus alle Wahrsager, Zeichendeuter, Bilder und Götzen und alle Gräuel, die im Lande Juda und zu Jerusalem ersehen wurden, auf dass er aufrichtete die Worte des Gesetzes, die geschrieben standen im Buch, das Hilkia, der Priester, fand im Hause des Herrn.

Fegte: Das ist, er hat sie lassen umbringen und aus dem Wege räumen, weil das Urteil des Todes über sie längst gefällt wurde {3Mos 20}.

Gräuel: Allerlei Sachen, so zur Abgötterei gebraucht worden, als Haine, Kapelle, Altar und dergleichen.

Ersehen: Denn es haben sich hin und wieder im Volk noch immer etliche Stücklein, so von der Abgötterei übergeblieben waren, verspüren lassen. [Gleichwie die Katholiken an denen Orten, da das Evangelium rein gelehrt wird, daheim in ihren Schlafkammern ihren Altar und Heiligenbilder heimlich haben.]

Aufrichtet: Dass er den Worten des Gesetzes nachkäme. [Denn man soll die Religion reformieren, nicht nach unserem Kopf und wie es uns gut bedünkt, sondern nach dem Worte und Befehl Gottes, dass wir nicht, weder zur Linken, indem wir der Sachen zu wenig taten, noch zur Rechten, da wir etwas Weiteres wollten hinzutun, davon abweichen.]

25. sein gleichen war vor ihm kein König gewesen, der so von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften sich zum Herrn bekehrte nach allem Gesetz Moses; und nach ihm kam sein gleichen nicht auf.

Vor ihm: Das ist, es hat vor ihm kein König die Kirche mit solchem Eifer reformiert, dass er so gar nichts unterlassen hätte, was im Gesetz von Aufrichtung des rechten Gottesdienstes und Abschaffung der Abgötterei begriffen und geboten ist, gleichwie er solches alles mit höchstem Fleiß und inbrünstigem Eifer ins Werk gerichtet. [Denn es findet sich auch unter den frommen Leuten ein Unterschied, dass je einer den anderen mit Frömmigkeit und Eifer übertrifft.] Und wird doch auch Josia mit diesen Worten nicht allerdings zum Heiligen gemacht, der keine menschlichen Fehler und Mängel an sich hatte. Denn bald später wird folgen, wie er sich in einen unnötigen Krieg eingelassen und darüber umgekommen war. [Weil kein Mensch ist, der nicht sündige, wie im vorigen 1. Buch der Könige, Kapitel 8. gemeldet wird und der König Salomo dort ausdrücklich bekennt.]

26. Doch kehrte sich der Herr nicht von dem Grimm seines großen Zorns, damit er über Juda erzürnt warum aller der Reizungen willen, damit ihn Manasse gereizt hatte.

Zorns: Obwohl Josia die rechte Religion mit einem großen Eifer wieder angerichtet hatte.

Manasse: Der mancherlei gräuliche Abgötterei hervor und auf die Bahn gebracht hatte. Und obwohl er für seine Person Buße getan und Verzeihung von Gott erlangt hat, wie 2. Chron. 33. steht, so hat doch der größere Teil unter dem Volk die einmal angenommene Abgötterei später niemals recht wieder aus dem Herzen von sich gelegt und fahren lassen, inmaßen zuvor auch davon Anregung getan wurde. Daher es geschehen, dass sobald ein abgöttischer König zu der Regierung aufgestiegen, sie einstmals, wie der Kot vom Rade wieder abgefallen und zu ihrer vorigen Abgötterei sich bekannt haben. Denn sie behielten dieselbe heimlich im Herzen verborgen, ob sie sich gleich vor den frommen Königen anders stellten und eine Zeit lang hinterm Berge hielten, bis sie wieder Luft bekämen und Gelegenheit ersehen, ihre Abgötterei wieder anzufangen und zu treiben. [Welches denn aller Heuchler und falscher Schein oder Maulchristen Art ist.]

27. Und der Herr sprach: Ich will Juda auch von meinem Angesicht tun, wie ich Israel weggetan habe; und will diese Stadt verwerfen, die ich erwählt hatte, nämlich Jerusalem und das Haus, davon ich gesagt habe: Mein Name soll dort sein.

Tun: Dass dasselbe Königreich auch zerstört werde.

Verwerfen: Und den Heiden zu verwüsten übergeben. Denn ob ich wohl vor der Zeit die Stadt Jerusalem dazu ausersehen und erwählt habe, dass der königliche Sitz darin sein soll und vom Tempel verheißen habe, dass ich meines Volkes Gebet gegenwärtig in demselben hören wollte und göttlichen Bericht von mir geben. Jedoch weil beide, die Stadt und der Tempel, bis daher mit vielfältiger schrecklicher Abgötterei und gräulichen Lastern schändlich verunreinigt wurde, dazu die Einwohner der Stadt noch keine ernstliche Buße tun, so bin ich ihnen nicht weiter gebunden, dass ich sie in ihrem unbußfertigen gottlosen Leben noch dazu schützen oder darin handhaben müsste. Darum sollen sie zugrunde gehen und will ich mich ihrer nicht mehr annehmen. [Denn ein unbußfertiges Herz häuft sich selbst den Zorn Gottes auf {Röm 2}. Und wo keine beständige wahre Buße ist, da folgt endlich gewisslich das zeitliche und ewige Verderben.]

28. Was aber mehr von Josia zu sagen ist und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas.

29. Zu seiner Zeit zog Pharao-Necho, der König in Ägypten, herauf wider den König von Assyrien an das Wasser Phrath. Aber der König Josia zog ihm entgegen und starb zu Megiddo, da er ihn gesehen hatte.

Zu seiner Zeit: Als wollte er sprechen: Ich muss noch eins, das sehr denkwürdig ist, von diesem Könige erzählen, welchergestalt er nämlich umgekommen ist.

Herauf: Nämlich mit einem Kriegsvolk durch die Grenzen des Königreichs Josia, aber doch ohne Schaden.

Entgegen: Denn er ihm den Durchzug nicht gestatten wollte, dem Könige in Assyrien zugefallen, mit dem er wohl stand. Darum er dem Könige in Ägypten mit einem Kriegsvolk sich begehrte zu widersetzen. Da ihn auch Necho dafür gebeten, er soll von seinem Vorhaben abstehen, denn er im Unguten nichts mit ihm zu tun, sondern führte einen gerechten Krieg wider den König in Assyrien {2Chr 35}. Hat doch Josia, der sonst ein sehr frommer König war, aus Unvorsichtigkeit nicht folgen wollen, sondern ist dem König in Ägypten mit Heereskraft unter die Augen gezogen und hat einen Angriff auf ihn getan.

Starb: Da er nämlich im Streit eine tödliche Wunde empfangen hatte {2Chr 35}. [Vergreifen sich deswegen auch fromme Obrigkeiten bisweilen aus Unvorsichtigkeit oder Tollkühnheit. Und werden wir bei diesem Beispiel erinnert, dass wir uns wider die nicht auflehnen sollen, zu denen wir keine Ursache haben, denn man oft übel anläuft, wenn man einen unnötigen Zank erregt.]

30. Und seine Knechte führten ihn tot von Megiddo und brachten ihn gen Jerusalem und begruben ihn in seinem Grabe. Und das Volk im Lande Name Joahas, den Sohn Josias und salbten ihn und machten ihn zum Könige an seines Vaters statt {2Chr 36}.

Begruben: Mit großer Klage. Also dass auch der Prophet Jeremia ihm ein besonderes Klagelied gemacht {2Chr 35}. [Denn man soll die Verstorbenen, besonders was vortreffliche Männer gewesen, beklagen. So war ohne das mit diesem frommen König alles Glück des Volkes Gottes aufgeflogen. [Obwohl nun Josia keines natürlichen Todes gestorben, so hat er doch auch wiederum die Zerstörung seines Königreichs nicht sehen dürfen und ist gestorben mit ruhigem Gewissen, auch nachdem er am Leibe eine kurze Zeit Schmerzen gelitten, in die ewige Freude aufgenommen worden. Darum ihm Gott recht zuvor gesagt, dass er im Frieden sterben werde, im vorhergehenden 22. Kapitel.

Joahas: Den jüngeren Sohn, da doch Eliakim des Josia ältester Sohn war und deshalb der nächste Erbe des Königreichs.

31. Dreiundzwanzig Jahre war Joahas alt, da er König wurde, und regierte drei Monden zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Hamutal, eine Tochter Jeremias von Libna.

32. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, wie seine Väter getan hatten.

Väter: Nämlich die vor dem Josia gelebt hatten, derselben Abgötterei hat er wieder angerichtet und auf die Bahn gebracht. Und hat es ohne Zweifel einen Ruhm dazu haben wollen, als der die alte rechte Religion wieder angerichtet hätte.

33. Aber Pharao-Necho fing ihn zu Riblath im Lande Hemath, dass er nicht regieren sollte zu Jerusalem; und legte eine Schätzung aufs Land, hundert Zentner Silbers und einen Zentner Goldes.

Fing ihn: Denn weil er das Königreich mit keinem rechten Titel besaß, welches seinem älteren Bruder Eliakim von Rechts wegen gebührte, so hat Gott beide Sünden zugleich, als die Abgötterei und den Ehrgeiz, an ihm gestraft. Und den König in Ägypten wieder ihn auf gebracht, dass er die Gelegenheit wahrgenommen und den Joahas des Königreichs entsetzt hat.

Zentner: Welche Summe in die fünfzigtausend Taler und fünfhundert Kronen macht.

34. Und Pharao-Necho machte zum Könige Eliakim, den Sohn Josias, anstatt seines Vaters Josia und wandte seinen Namen Jojakim. Aber Joahas nahm er und brachte ihn nach Ägypten; dort starb er.

Wandte: Durch welche Veränderung des Namens der König Pharao ihn erinnern wollte, dass er ihm unterworfen wäre, als der ihn zum Regiment geholfen habe. Es haben aber beiderlei Namen einerlei Bedeutung, dass es so viel heißt als von Gott eingesetzt.

35. Und Jojakim gab das Silber und Gold Pharao; doch schätzte er das Land, dass er solche Silber gäbe nach Befehl Pharaos; einen jeglichen nach seinem Vermögen schätzte er am Silber und Gold unter dem Volk im Lande, dass er dem Pharao-Necho gäbe.

Silber und: Welches ihm nämlich der König in Ägypten zu einer Schatzung auferlegt hatte, dass er es ihm jährlich reichen sollte.

Schätzt: Also dass er solches Geld nicht von dem königlichen Kammergut genommen, entweder dass dasselbe bereits genügend erschöpft gewesen, oder aber (welches schier glaublicher), dass er seiner Güter geschont und das Geld viel lieber vom Volk auftreiben wolle. Darum er eines jeden Vermögen seiner Untertanen lassen anschlagen und nachdem ein jeder hatte, hat er zu der Summe steuern müssen, bis er das Geld zusammengebracht. [Es sollen aber die, so im Stande der Obrigkeit sind, wohl in Acht nehmen, dass sie ihre Untertanen mit unnötigen Schatzungen nicht zu sehr beschweren. Denn sie deshalb Gott einmal werden müssen Rechenschaft geben.]

36. Fünfundzwanzig Jahre alt war Jojakim, da er König wurde und regierte elf Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Sebuda, eine Tochter Pedajas von Ruma.

37. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, wie seine Väter getan hatten.

Übel gefiel: Weil er sich und sein Königreich mit Abgötterei befleckt, wie etliche vorige Könige vor ihm auch getan hatten: Und bedachte nicht, dass Gott eben um derselben Ursache willen seinen Bruder vom Regiment verstoßen hatte. [Denn die gottlosen Leute lassen durch anderer Leute Strafen sich nicht warnen, dass sie von ihrem bösen Wesen abstünden und frömmer würden.]


Das 24. Kapitel

  • Jojakim wird dem König zu Babel zinsbar und von den Chaldäern um seiner Abtrünnigkeit willen erwürgt. v. 1.
  • Dem folgt Jojachin, welcher sich ergibt, da er von dem König zu Babel belagert wird. v. 6.
  • Darauf der König zu Babel den Tempel und das königliche Schloss beraubt und führt die besten Kriegsleute und künstlichen Meister samt dem Könige mit sich gen Babel. v. 10.
  • Und wird Zedekia von dem König zu Babelins Königreich Juda eingesetzt. v. 17.

1. Zu seiner Zeit zog herauf Nebukadnezar der König zu Babel; und Jojakim wurde ihm untertänig drei Jahre. Und er wandte sich und wurde abtrünnig von ihm.

Seiner: Nämlich unter des Königs Jojakim Regierung.

Zog: Mit einem Kriegsheer wider den König Jojakim.

Untertänig: Weil er einem solchen mächtigen Monarchen sich nicht getraute zu widerstehen, darum er es fürs Beste angesehen, sich unter seinem Gehorsam zu ergeben. Darauf er ihm zugesagt, dass er ihn für seinen Oberherrn erkennen wollte, ihm Treue und Glauben halten und jährlichen Tribut geben.

Wandte sich: Nach drei Jahren, da er treulos an ihm geworden, weil er sich auf des Königs in Ägypten Hilfe vertröstet, der ihn doch stecken ließ. Zudem ist er nicht allein eidbrüchig und an den König zu Babel treulos geworden, sondern hat auch den Propheten Uria, der ihm von wegen seiner Sünden die göttlichen Strafen gedroht, verfolgt. Und da gemeldeter Prophet in Ägypten geflohen, hat er ihn von dort wieder holen und töten lassen {Jer 26}. Weiter hat er das Buch, welches der Prophet Jeremia von des Volkes Israel Sünden und ihrer Strafe beschrieben, lassen zerschneiden und ins Feuer geworfen, auch den Propheten selber samt seinem Schreiber Baruch heißen greifen. [Darum man hier wohl in Acht zu nehmen, wie ernstlich Gott auch noch in dieser Welt dieses Königs Treulosigkeit, Verachtung des göttlichen Wortes und Verfolgung seiner Diener gestraft habe.]

2. Und der Herr ließ auf ihn Kriegsknechte kommen aus Chaldäa, aus Syrien, aus Moab, aus den Kindern Ammon und ließ sie in Juda kommen, dass sie ihn umbrächten, nach dem Wort des Herrn, das er geredet hatte durch seine Knechte, die Propheten.

Kommen: Auf dass er seine und des ganzen Volkes Abgötterei und Sünden aufs Ernstlichste strafte. Hat deswegen Gott besonders die Chaldäer zu solcher Sache gebraucht, zu denen sich später noch andere mehr geschlagen als die Syrer, Moabiter und Ammoniter, welche des Volkes Israel zu jederzeit benachbarte und von alters her abgesagte Erbfeinde waren. [Denn wenn Gott die Unbußfertigen anfängt zu strafen, so lässt er oft viel Unglück zugleich über sie kommen und geht so mit ihnen um, dass man Augenscheinliches spüren und gleichsam mit Händen greifen muss, sie sind um ihrer vielfältigen begangenen Sünde und übermachten Bosheit willen aus gerechtem Urteil Gottes also gestraft worden.]

3. Es geschah aber Juda also nach dem Wort des Herrn, dass er sie von seinem Angesicht tat, um der Sünde willen Manasses, die er getan hatte {2Sam 21v10};

Wort: Welches er ihnen durch die Propheten zuvor vielfältig anzeigen und verkündigen lassen, wie er sie um ihre Abgötterei und Sünden willen strafen wollte.

Tat: Dass er sie verwarf und den Feinden übergab.

Manasse: Denn obwohl derselbe für seine Person Buße getan und Verzeihung von Gott erlangt hat. So ist doch das Volk samt den meistenteils seiner Nachkommen, den Königen in Juda an der Abgötterei hängen blieb, welche Manasse vor seiner Bekehrung angerichtet. Und hatte es dem Volk auch noch nie bereut, dass es dem König hatte helfen die frommen Leute verfolgen, darum es mit unschuldigem Blut noch besudelt war. Zudem so trieben die folgenden Könige (allein Josia ausgenommen) große Wüterei wider die Propheten des Herrn, in maßen kurz zuvor gehört wurde und verfolgte das Volk den Propheten Jeremia aufs Äußerste mit einer unglaublichen Grausamkeit. Da deswegen Gott der Herr gesehen, dass an diesem Volk keine Buße mehr zu erhoffen, sondern dass sie des Manasse Sünden und Gräuel immer wieder hervorsuchten und auf die Bahn brachten, so hat er ihnen nicht mehr sollen noch wollen gnädig sein. Darum er sich als ein gestrenger Richter gegen sie erzeigt, weil sie seine väterliche Güte so oft ausgeschlagen und verachtet hatten. [Soll deswegen jedermann gewarnt sein, sofern er ohne Buße in seine vorigen Fußstapfen wiederum treten würde, dass ihm alsdann sein Untergang am allernächsten sei.]

4. auch um des unschuldigen Blutes willen, das er vergoss und machte Jerusalem voll mit unschuldigem Blut, wollte der Herr nicht vergeben.

5. Was mehr zu sagen ist von Jojakim und alles, was er getan hat, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige Judas {2Chr 36v4}.

6. Und Jojakim entschlief mit seinen Vätern; und sein Sohn Jojachin wurde König an seiner statt.

Entschlief: Er ist aber im Elend gestorben und hat man seinen Körper außer der Stadt unbegraben hingeworfen, wie Josephus bezeugt und ihm der Prophet Jeremia solches gedroht hatte {Jer 36}.

Jojachin: Der auch sonst Jechonia genannt wird.

7. Und der König in Ägypten zog nicht mehr aus seinem Lande; denn der König zu Babel hatte ihm genommen alles, was des Königs in Ägypten war, vom Bach Ägyptens an bis an das Wasser Phrath.

Nicht mehr: Obwohl nun der ägyptische König das Volk Gottes nicht mehr plagen könne, weil ihm der König zu Babel ein großes Teil seiner Herrschaft, so in der Nähe ums Königreich Juda her gelegen, mit Gewalt abgedrungen. So ist doch an seine statt noch viel ein mächtiger aufgekommen, nämlich der König zu Babel. [Denn solange das Volk Gottes nicht rechtschaffene Buße tut, so hat sich es dessen wenig zu freuen, wenngleich ein Tyrann aus dem Wege geräumt ist, weil bald ein ärgerer danach kommen kann.]

8. Achtzehn Jahre alt war Jojachin, da er König wurde und regierte drei Monden zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Nehustha, eine Tochter Elnathans von Jerusalem.

Monden: Darum der Prophet Jeremia recht gesagt von des Jojakims Kindern, dass derselben keiner auf dem Stuhl seines Vaters Davids sitzen würde {Jer 36}. Denn er gleich davon gemusst, ehe er auf dem Stuhl recht erwärmt.

Elnathan: Der des Königs vornehmster Rat gewesen und ohne Zweifel eben der, der den Propheten Uria wieder aus Ägypten geholt und auf die Fleischbank geliefert hat. Darum kein Wunder, dass der König gottlos gewesen, weil er so einen gottlosen Schwager hatte, der die Diener des göttlichen Wortes angefeindet und verfolgt hat.

9. Und tat, das dem Herrn übel gefiel, wie sein Vater getan hatte.

10. Zu der Zeit zogen herauf die Knechte Nebukadnezars, des Königs zu Babel, gen Jerusalem und kamen an die Stadt mit Bollwerk {Dan 1v1}.

Bollwerk: Das ist: Sie belagerten die Stadt und machten allerlei Rüstung davor, so zur Eroberung vonnöten waren, als da sind Türme, Schanzen- und Laufgräben, Mauerbrecher und dergleichen.

11. Und da Nebukadnezar zur Stadt kam und seine Knechte, belagerte er sie.

Kam: Da hat man der Stadt heftiger zugesetzt als zuvor je. [Denn eines Obersten Gegenwart im Krieg tut viel zur Sache und macht die Kriegsleute beherzt.]

12. Aber Jojachin, der König Judas, ging heraus zum Könige von Babel mit seiner Mutter, mit seinen Knechten, mit seinen Obersten und Kämmerern; und der König von Babel nahm ihn auf im achten Jahr seines Königreichs.

Heraus: Denn weil Jojachin gemerkt, dass er einer solchen Gewalt nicht mehr widerstehen konnte, hat er auf Anmahnung des Propheten Jeremia sich dem Könige zu Babel ergeben, ihm einen Fußfall getan und um Verzeihung und Gnade gebeten.

Knechten: Mit seinen Hofdienern, die ihm auch länger zu dienen willens gewesen, wenn er länger hätte regieren sollen.

Nahm: Nämlich zu Gnaden, dass er ihn leben ließ und in dem Gefängnis nicht ganz zu hart hielt.

Seines: Nämlich des Königs zu Babel, da Jojachin kaum zu regieren angefangen hatte.

13. Und nahm von dort heraus alle Schätze im Hause des Herrn und im Hause des Königs und zerschlug alle goldenen Gefäße, die Salomo, der König Israels, gemacht hatte im Tempel des Herrn, wie denn der Herr geredet hatte {2Chr 36v10};

Schätze: Was noch von köstlichen Sachen im Tempel übergeblieben war.

Geredet: Dass es geschehen würde, wenn man würde von ihm abweichen. Denn weil die Gefäße im Tempel nicht mehr zum rechten Gottesdienst gebraucht wurden, sondern zur Abgötterei. So hat Nebukad Nezar aus gerechtem Urteil Gottes alles weggenommen, was in den vorigen Einfällen überblieb.

14. und führte weg das ganze Jerusalem, alle Obersten, alle Gewaltigen, zehntausend Gefangene und alle Zimmerleute und alle Schmiede; und ließ nichts übrig, denn gering Volk des Landes.

Ganze Jerusalem: Nämlich die vornehmste Bürgerschaft und beste Kriegsleute, so in derselben Stadt waren.

Gewaltigen: Welche neben dem Könige mit zu der Regierung gezogen wurden.

Schmiede: Was künstliche Handwerksleute waren.

Gering Volk: Arme Leute, die nicht viel zum Besten oder zu verlieren hatten, darum ihnen solcher Unfall nicht so wehe getan als den Reichen, welche ihre Güter verlassen und noch dazu ins Elend hinweg ziehen müssen. [Denn es hat die Armut auch ihren besonderen Vorteil und Nutzen, darum man es geduldig tragen soll.]

15. Und führte weg Jojachin gen Babel, die Mutter des Königs, die Weiber des Königs und seine Kämmerer; dazu die Mächtigen im Lande führte er auch gefangen von Jerusalem gen Babel,

Führte weg: Ist also erfüllt worden, was Gott dem Hiskia zuvor verkündigen lassen, dass nämlich seine Nachkommen samt den Schätzen der Stadt gen Babel würden weggeführt werden. [Denn Gott ist in seinen Drohungen ebenso wahrhaft als in seinen Verheißungen.]

16. und was der besten Leute waren, siebentausend und die Zimmerleute und Schmiede, tausend, alle starken Kriegsmänner; und der König von Babel brachte sie gen Babel.

Tausend: Will so viel sagen: Der besten Kriegsleute im jüdischen Volk waren in die siebentausend, der künstlichen Handwerksleute tausend, die übrigen zweitausend aber waren von den Gewaltigen, Obersten, Kämmerern, Richtern, Räten und anderen Hofdienern des Königs, desgleichen, was zu der königlichen Kanzlei gehört und die reichsten und vornehmsten Bürger, dass also die ganze Zahl der Gefangenen, wie kurz zuvor gemeldet, zehntausend gewesen. [Es haben aber ohne allen Zweifel ihrer viele damals über des Königs Nebukad Nezar große Tyrannei geklagt, aber die ihrer Abgötterei und Sünden, damit sie Gott erzürnt hatten, die Schuld geben, derer sind vielleicht sehr wenig gewesen. Gleichwie auch noch heutzutage viel Leute über des Türken große Macht und Tyrannei klagen und daneben nicht bedenken, dass solche Grausamkeit eine Strafe sei der päpstlichen Abgötterei und des sündlichen Lebens. Denn solange die Abgötterei (welche bereits öffentlich erwiesen ist, dass sie gottlos sei) nicht abgeschafft wird und keine Besserung des Lebens erfolgt, da dürfen wir uns keines Sieges wider den Türken trösten. Wer auch die Historien fleißig in Acht nehmen wird, der wird befinden, dass je mehr die abgöttischen und abergläubischen Gottesdienste im Papsttum zugenommen, je mehr des Türken Macht auch zugenommen und weiter sich erstreckt hat.]

17. Und der König von Babel machte Mathanja, seinen Vetter, zum König an seiner statt und wandelte seinen Namen Zidekia {Jer 37v1}.

Zidekia: Welches ebenso viel heißt als die Gerechtigkeit des Herrn. Und hat ihm mit solchem Namen wollen erinnern, dass er ihm Treue und Glauben halten soll, wie er ihm zugesagt hätte und nicht wie die vorigen von ihm abfallen: Dass er auch dem Regiment soll recht vorstehen und die Gerechtigkeit handhaben.

18. Einundzwanzig Jahre alt war Zidekia, da er König wurde und regierte elf Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Hamital, eine Tochter Jeremias von Libna {Jer 52v1}.

Hamital: Ich halte es aber davor, dass diese Hamital und des Königs Joahas Mutter, Hamutal, eine Person sei. Und also Joahas und Zidekia leibliche Brüder von Vater und Mutter gewesen, alle beide des Königs Josia Söhne.

19. Und er tat, das dem Herrn übel gefiel, wie Jojakim getan hatte.

20. Denn es geschah also mit Jerusalem und Juda aus dem Zorn des Herrn, bis dass er sie von seinem Angesicht würfe. Und Zidekia wurde abtrünnig vom König zu Babel.

Geschah: Von wegen der großen Sünden des Volkes. Darum gab er ihnen keine fromme Obrigkeit, welche die Strafe hätten können aufhalten, wie der König Josia zu seiner Zeit, weil er gelebt und im Regiment gewesen, getan hatte, sondern ließ einen solchen König über sie setzen, der sich nichts darum annahm noch bekümmerte, was zur Abwendung des göttlichen Zorns dienlich sein möchte.

Würfe: Das ist: Bis er sie in ihrer Feinde Gewalt übergebe, nicht anderes, als wenn er ihrer ganz und gar nichts mehr achtete und sich ihrer allerdings entschlagen hätte.

Abtrünnig: Also dass er treulos an ihm wurde und von ihm abfiel, von dem er doch das Königreich empfangen hatte, dazu mit einem Eid sich verpflichtet, dass er ihm wollte treu und gehorsam sein und das Königreich Juda von ihm zu Lehen tragen: So erlegte er ihm auch den Zins nicht, den er ihm zu geben versprochen. Und ließ sich es zwar erstlich ansehen, als hätte er es mit dem Abfall nicht so ganz übel troffen, darum gereute es die Juden, die mit dem Könige Jojachin vor der Zeit sich an den König zu Babel ergeben hatten und gefangen waren weggeführt worden. Denn sie meinten, dass ihre Brüder, die andere Israeliten, so im jüdischen Lande geblieben waren, ihre Freiheit bereits wiederum erlangt hätten und derselben künftig immer genießen würden. Und ist kein Zweifel, es haben ihrer viele unter denselben Gefangenen dem Propheten Jeremia, der zur Aufgabe geraten, alles Übel gewünscht, als der das Volk Gottes um ihre Freiheit gebracht und mit guten Worten sie dahin beredet hätte, dass sie an dem Könige zu Babel sich ergeben. Daher ihnen Jeremia einen Brief geschrieben und sie ermahnt, dass sie zu Babel ihre Sachen also anstellen sollten, als ob sie eine lange Zeit da bleiben würden, Denn es wurden die übrigen eine kurze Zeit später, da sie zuvor mit Hunger, Pestilenz und Schwert wohl geplagt wurden, auch gefangen weggeführt werden {Jer 29}. Darum sie besser getan, welche sich vor der Zeit gutwillig ergeben, als die anderen, so noch mit Zidekia sich dem Könige zu Babel widersetzten. [Und geht es denen viel besser, welche die väterliche Züchtigung Gottes, weil sie wissen, dass sie solche und noch wohl ein Ärgeres verschuldet hätten, mit Geduld aufnehmen, als welche dem göttlichen Willen halsstarrig widerstreben und aus großem Übermut sich ihm widersetzen.]


Das 25. Kapitel

  • Zidekia wird um seines Abfalls willen zu Jerusalem belagert, die Stadt wird erobert, er gefangen, seine Kinder vor seinen Augen erwürgt, er geblendet und gen Babel geführt, v. 1.
  • Der Tempel und die Stadt werden verbrannt und das Volk wird gen Babel geführt, ohne allein ganz wenig ausgenommen, v. 8.
  • Die Vornehmsten von den Priestern und Obersten werden in Beisein des Königs zu Babel erwürgt, v. 18.
  • Den übrigen in Juda gibt der König zu Babel Gedalia zum Obersten, welcher vom Ismael mit Hinterlist ermordet wird, v. 22.
  • Darauf die anderen Juden sich aufmachen und dem Gebote Gottes zuwider in Ägypten fliehen, v. 26.
  • Jojachin wird zu Babel aus der Gefängnis erlöst und ehrlich gehalten, v. 27.

1. Und es begab sich im neunten Jahr seines Königreichs, am zehnten Tage des zehnten Monden, kam Nebukadnezar, der König zu Babel, mit aller seiner Macht wider Jerusalem; und sie lagerten sich wider sie und bauten ein Bollwerk um sie her {2Chr 36v17 Jer 39v8 52v4}.

Und: Folgt jetzt, was es mit des Zidekia Treulosigkeit für einen bösen und erbärmlichen Ausgang nahm.

Nach Luther: Jerusalem ist zu vor Jebus, also Salem genannt gewesen und vom Sem, dem Sohn Noha, dem Könige Melchisedek erbaut. Von welchen Tod bis auf diese Verwüstung 1.236 Jahre sind, der Tempel, welcher im vierten Jahr Salomonis, nach dem Auszug aus Ägypten, 480 Jahr, erbaut, ist bis auf diese Zeit der Verwüstung gestanden, 460 Jahr. Diese Verwüstung ist geschehen, nach der Welt Anfang, 3.394. Jahr, vor Christi Geburt 566. Die Belagerung hat anderthalb Jahre gewährt. Der Tempel ist später, nämlich nach dieser Verwüstung, 123 Jahr, im sechsten Jahr Darii, am dritten Tage Marti wieder vollkommen erbaut {Esra 6}. Vor Christi Geburt 445. Ist wieder samt der Stadt Jerusalem gestanden, 518 Jahr und im anderen Jahr des Kaisers Vespasianus im April am österlichen Fest den 14. April belagert. Der Tempel erobert und zum anderen Mal eben in dem Monat und auf den zehnten Tag des August, wie zuvor vom Nabuchodo Nosor, also zum letzten von Tito des Vespasianus Sohn verbrannt. Die Stadt aber am achten Tage des Herbstmonats eingenommen, geschleift und verheert. Dies ist geschehen nach Christi Himmelfahrt, 40 Jahre nach seiner Geburt 74 Jahr, unter dem Kaiser Adriano, erregten die Juden einen Aufruhr wider den Kaiser und wollten Jerusalem und den Tempel wieder erbauen, wurden darüber fünfmal hundertundachtzigtausend Juden auf einen Tag erschlagen, Jerusalem wieder geschleift, 980 Städte und Flecken, 50 Schlösser zerstört und verbrannt, steht die Verwüstung nun 1.500 Jahr und wird also ewig bleiben, wie Daniel geweissagt.

Zehnten Monden: Der zum Teil mit unserem Dezember oder Christmonat, zum Teil mit dem Jenner eintrifft.

Bollwerk: Dadurch sie abwehrten, dass denen in der Stadt keinen Proviant zukommen konnte noch die Bürger unversehens einen Ausfall tun in der Feinde Lager.

2. Also wurde die Stadt belagert bis ins elfte Jahr des Königs Zidekia.

Elfte Jahr: Also dass die Belagerung schier zwei ganze Jahr währte.

3. Aber im neunten des Mondes wurde der Hunger stark in der Stadt, dass das Volk des Landes nichts zu essen hatte.

Neunten Monden: Der sich mit unserem Wintermonat und zum Teil auch Christmonat, der Jahreszeit nach, vergleicht.

Des Landes: Welches vom Lande in die Stadt geflohen und darin beschlossen war. Darum, obwohl die unvermeidliche Not der Stadt Einwohner zur Aufgabe drang. So ist doch die Stadt, ehe solches geschehen, mit Gewalt erobert worden, wie gleich später folgt. Welches denn Gott besonders also geschickt und geschehen lassen, damit nicht durch die Aufgabe des Feindes rachgieriges und zorniges Gemüt gegen den Belagerten gemildert würde. Unterdes hat der Prophet Jeremia, so wohl zuvor, als in währender Belagerung aus dem Befehl Gottes oft und vielmals wider die Abgötterei und andere Laster gepredigt: Und weil das Volk den Zorn Gottes gehäuft, deshalb auch eine schwere Strafe verdient hatte. So hat er aus göttlichem Befehl den König und die obersten Häupter samt den Untertanen aufs fleißigste und vielfältig ermahnt, dass sie dem Könige zu Babel noch Glaube halten und ihn für ihren Oberherrn erkennen sollten. Oder aber, weil sie den Glauben bereits gebrochen, so sollten sie doch durch eine freiwillige Ergebung und Aufgabe der Stadt seinen gerechten Zorn mildern, ist aber alles vergebens gewesen. Denn die falschen Propheten, Priester und Obersten widersprachen ihm und gaben vor, man könnte die Belagerung aushalten und würde der König von Babel in kurzer Zeit zugrunde gehen. Ermahnten darum den König Zidekia, dass er ungeachtet seiner gegebenen Treue und zugesagten Glaubens, dem Könige zu Babel sich männlich widersetzte. Aber der König Zidekia, als der der Sachen zu einfältig und nicht vorsichtig genug war, wusste nicht, wie er ihm tun sollte und stand in großem Zweifel, ob er dem Jeremia folgen müsste, der zum Gehorsam und Aufgabe riete oder aber, ob er den falschen Propheten, die er für rechte Propheten hielt und seinen Obersten Beifall geben dürfte und war ihm selber sehr ungleich. Jetzt hieß er den Propheten Jeremia in den Kerker legen, denn befahl er, dass man ihn sollte wieder herausziehen und begehrte seinen Rat anzuhören. Doch hat er endlich die Meinung bei ihm vorgeschlagen und die Oberhand behalten, dass er den Chaldäern widerstehen wollte. Und machte sich noch immer gute Hoffnung, der König in Ägypten würde von wegen seiner verlorenen Herrschaften in der Nähe des Landes Kanaan sich aufbringen lassen und diese Gelegenheit an die Hand nehmen, da der König zu Babel mit der Stadt Belagerung zu tun hätte und sich an ihn reiben wollen, da er ihm denn so viel würde zu schaffen geben, dass er, Zidekia, unterdes sich wiederum erholen und der Chaldäer Joch endlich ganz von seinem Halse reißen könnte. So fürchtete er sich auch vor seinen Hofschranzen, Obersten und Räten, welche zu der Aufgabe ganz und gar kein Herz hatten. [Gleichwie aber der König Zidekia aus seinen verwirrten und widerwärtigen Ratschlägen sich leicht hätte mögen herauswickeln, wenn er nur das andere Gebot Gottes wohl in Acht hatte, welches den Meineid verbietet: Also wenn diejenigen, welche jetziger Zeit sich dürfen verlauten lassen, dass sie in so mancherlei streitigen Religionssachen nicht wissen, was sie glauben sollen, Gott um die Gnade seines Heiligen Geistes ernstlich anriefen und fleißig in ihren Katechismus lesen von der Einsetzung der heiligen Taufe, danach die Artikel des Glaubens, das Vaterunser, die Zehn Gebote, die Einsetzung des Herrn Abendmahls und der Schlüssel des Himmelreichs wohl durchlesen, so könnten sie ihrem Gewissen leicht Rat schaffen. Denn derselbe summarische Inhalt der ganzen christlichen Religion kann einem Christen deutliche Nachricht geben, was einer in Glaubenssachen folgen oder fliehen soll.]

4. Da brach man in die Stadt; und alle Kriegsmänner flohen bei der Nacht des Weges von dem Tor zwischen den zwei Mauern, der zu des Königs Garten geht. Aber die Chaldäer lagen um die Stadt. Und er floh des Weges zum blachen Felde.

Brach: Nämlich durch die Mauer, davon man ein gutes Teil niedergefällt und ein solch großes Loch darin gemacht, dass viele Kriegsleute zugleich haben können dadurch hineindringen und ist solches geschehen im elften Jahr des Königs Zidekia, am neunten Tage des vierten Monden {Jer 39}. Der zum Teil in unserem Brachmonat zum Teil im Heumonat fällt. [Denn obwohl feste Städte und Schlösser eine Belagerung lange aufhalten können, so mag doch, wenn Gott zu strafen willens ist, sich leicht eine Gelegenheit zutragen, dass sie erobert werden, darum soll man sich nicht auf die Festungen, sondern auf Gott den Herrn verlassen.]

Flohen: Da sie sahen, dass der Feind die Stadt gewonnen hatte und man ihm nicht mehr Widerstand tun könnte.

Zwei Mauern: Zwischen welchen beiden Mauern sie hofften hinaus, zu kommen, und also zu entrinnen, dass der Feind ihre Ausflucht nicht merken oder gewahr werden soll.

Stadt: Darum ihnen nicht bald einer entkommen konnte.

5. Aber die Macht der Chaldäer jagten dem König nach und ergriffen ihn im blachen Felde zu Jericho; und alle Kriegsleute, die bei ihm waren, wurden von ihm zerstreut.

Zu Jericho: Das ist: Nahe bei der Stadt Jericho, dahin er begehrte zu entrinnen.

Zerstreute: Sie beflissen sich nicht darauf, dass sie die Feinde zum wenigsten eine Zeit lang auch mit Gefahr ihres Lebens tapfer aufhalten und Widerstand tun möchten, bis der König entkäme, sondern es hat ein jeder seine Sachen wahrgenommen und gesehen, wie er könnte davonkommen, es ging gleich dem König wie es möchte. Welcher hier in der Tat erfahren, dass eben diejenigen, so ihm zum Abfall geraten, jetzt seine Verräter wurden und ihn in seinen größten Nöten stecken lassen. [Dass doch auch kein Wunder gewesen, weil er dem Könige zu Babel seine Treue und Glauben, so er ihm mit einem Eid versprochen, nicht gehalten, ja von Gott selbst abgefallen war und mit allerhand Abgötterei schwer sich an ihm versündigt hatte. Darum ihn Gott wiederum also gestraft, dass seine Kriegsleute an ihm auch treulos wurden, ihre Pflicht nach hinten gesetzt und in der größten Gefahr von ihm ausgesetzt haben. Denn also geht es, wenn jemand der Gottlosen bösen Ratschlägen folgt, dass er von ihnen später schändlich verraten und verlassen wird.]

6. Sie aber griffen den König und führten ihn hinauf zum König von Babel gen Riblath; und sie sprachen ein Urteil über ihn.

Riblath: In welche Stadt der König zu Babel unterdes sich begeben hatte, weil es mit der Stadt Jerusalem Belagerung sich lange verzog.

Urteil: Das ist: Der König zu Babel ließ ihn öffentlich vorführen und vor Gericht stellen und im Beisein einer großen Versammlung seiner Obersten und Hauptleute ihn anklagen um seine Treulosigkeit und Widerspenstigkeit. Darauf er heißen das Urteil über ihn fällen, nachdem er mit seinem Ungehorsam verdient hätte. Was aber der Ausspruch gewesen, ist aus der Vollstreckung gut zu lesen.

7. Und sie schlachteten die Kinder Zidekias vor seinen Augen und blendeten Zidekia seine Augen und banden ihn mit Ketten und führten ihn gen Babel {Jer 39v6}.

Augen: Dass er mit dem Blut seiner liebsten Kinder etlichermaßen besprengt wurde. [Denn welche Gott gröblich beleidigen, die bringen sich und ihre Kinder in ein großes Unglück.]

Gen Babel: Dergestalt ist die Weissagung des Propheten Jeremia erfüllt worden, welcher zuvor verkündigt hatte, das der König Zidekia gen Babel kommen würde und doch die selbige Stadt nicht sehe. Welche Weissagung der König vor der Erfüllung für eine lautere Torheit gehalten. Es ist aber dies ein großer Jammer gewesen. Der König wird öffentlich vor einen meineidigen und treulosen Menschen erklärt, sieht seine liebsten Kinder, wie sie vor seinen Augen erwürgt werden, derselbe wird seiner Augen beraubt und geblendet, danach wie ein unvernünftiges Tier mit Ketten gebunden und ins Elend, ohne alle Hoffnung einziger Wiederkunft hinweggeführt. Welches alles ihm so viel desto beschwerlicher und unleidlicher vorkomme, weil er mit keinem Trost aus dem Worte Gottes gefasst gewesen, das er zuvor immer verachtet hatte. Darum zu besorgen, dass er in solchem Unfall aus Verzweiflung gestorben und ewig verdorben sei. Dies alles ist ihm begegnet, weil er sich nicht vor dem Propheten Jeremia gedemütigt, der ihm das Wort Gottes verkündigt {2Chr 36}. [In dergleichen Unfälle geraten die Verächter des göttlichen Wortes und des Predigtamts.] Was aber für ein Morden und Blutvergießen in der Stadt vorgegangen, nachdem sie eingenommen wurde, nicht allein auf den Gassen, sondern auch im Tempel des Herrn, da ohne alle Barmherzigkeit, Jung und Alt, Mann und Weib und Kind herhalten müssen {2Chr 36}. Das kann man etlichermaßen aus den Klageliedern Jeremia abnehmen, da weitläufig erklärt und ausgeführt wird, was für Jammer in währender Belagerung und später vorgegangen ist. [Wir sollen solchen großen Zorn Gottes wider sein unbußfertiges Volk wohl zu Herzen nehmen und von Sünden abstehen, auf dass er nicht mit gleichem Ernst das Deutschland einmal eins dem Türken oder einem anderen Feinde zu verheeren übergebe. Denn wenn Gott mit seiner väterlichen Rute sein Volk viel und lange züchtigt und nichts ausrichtet, so braucht er anstatt der Rute des Scharfrichters Schwert. Das ist: Er lässt grausame Feinde über sie kommen, die jämmerlich mit ihnen umgehen.]

8. Am siebten Tage des fünften Monden, das ist das neunzehnte Jahr Nebukadnezars, des Königs zu Babel, kam Nebusar-Adan, der Hofmeister, des Königs zu Babel Knecht, gen Jerusalem

Am: Jetzt wird beschrieben, wie der Tempel verbrannt, die Stadt zerstört und das übrige Volk jämmerlich zerstreut wurde.

Fünften Monden: Der zum Teil in unseren Heumonat, zum Teil im August Monat fällt, im selben Jahr, da die Stadt erobert wurde.

Knecht: Seiner vornehmsten Diener einer, den er zu großwichtigen Sachen und Verrichtungen zu gebrauchen pflegte.

9. und verbrannte das Haus des Herrn und das Haus des Königs und alle Häuser zu Jerusalem und alle großen Häuser verbrannte er mit Feuer.

Herrn: Den herrlichen schönen Tempel, der vom Könige Salomo aus Gottes Befehl aufs köstlichste war erbaut worden. [Gleichwie aber Gott den Tempel von wegen, dass man ihn missbraucht und entheiligt, verworfen hat und ihn lassen zerstören: Also wird er auch diejenigen, welche, da sie Gottes Tempel durch den Glauben wurden und später ihre Leiber und Gewissen verunreinigten, verstoßen und verdammen, wo sie nicht Buße tun {1Kor 3}.]

Königs: Nämlich das königliche Schloss. [Denn es werden der gottlosen Könige Palast, wenn sie gleich noch so stattlich erbaut sind, von Gott in die Asche gelegt, besonders, wenn sie von der Untertanen unbilligen Auflagen und Beschwerden erbaut sind.]

Feuer: [Ein solches Ende gewinnt es, wenn man mit dem Bauen ein Übermaß treibt. Wie denn hier durch die großen Häuser angedeutet wird, so von den vornehmsten Hofdienern und reichsten Bürgern erbaut wurden, dass sie der Sachen zu viel getan und aus großem Übermut eine Pracht damit getrieben haben.]

10. Und die ganze Macht der Chaldäer, die mit dem Hofmeister war, zerbrach die Mauern um Jerusalem her.

Zerbrach: [Soll man deswegen auf die Festungen sich nicht ganz zu sehr verlassen, denn was Menschenhände machen, das können auch Menschenhände wieder brechen.]

11. Das andere Volk aber, das übrig war in der Stadt und die zum König von Babel fielen und den anderen Pöbel führte Nebusar-Adan, der Hofmeister, weg.

Weg: Gen Babel. Welche deswegen dem Kriege und der Pestilenz entronnen waren und den Hunger auch überstanden hatten, die haben dennoch dem Gefängnis nicht entgehen mögen. [So schwer ist der Zorn Gottes, wenn er recht angeht.]

12. Und von den Geringsten im Lande ließ der Hofmeister Weingärtner und Ackerleute.

Geringsten: Welche deswegen bisher die Verachtesten und Elendesten im Volk Gottes gewesen, die haben es jetzt am allerbesten, dass sie in ihrem Vaterland bleiben und die Äcker und Weinberge bauen. Die doch auch nicht so viel Verstandes hatten, dass sie dabei ruhig geblieben wären, wie sie ganz wohl hätten tun können und richtig tun sollen, weil sie vom Propheten Jeremia dazu angemahnt wurden, sondern sind vor sich selbst ausgerissen und nach Ägypten entflohen, wie später folgen wird. [Und hat die Armut ihre besonderen Vorteile, wenn sich die Leute nur recht hinein zu schicken wüssten. Denn es ist kein Schaden so groß, es ist ein kleiner Nutzen dabei. Das ist einmal gewiss, dass die Armen in Kriegen am sichersten sein.]

13. Aber die eisernen Säulen am Hause des Herrn und die Gestühle und das eherne Meer, das am Hause des Herrn war, zerbrachen die Chaldäer und führten das Erz gen Babel {Jer 27v19}.

Am Hause: Nämlich im Vorhof des Tempels, da derselben zwei standen.

Gestühle: Welche als Wagen mit Rädern gemacht und die Kessel darauf gestellt waren, in denen man die Opfer wusch.

14. Und die Töpfe, Schaufeln, Messer, Löffel und alle eisernen Gefäße, damit man diente, nahmen sie weg.

Messer: Damit man die Opfer zerlegte.

Diente: Welche die Priester in Zubereitung und Verrichtung der Opfer gebrauchten. Es sind aber solche Gefäße wie auch alle anderen silbernen und goldenen Geschirre gen Babel gebracht worden, da man sie in des Königs zu Babel Götzentempel in Verwahrung gelegt und als zum Siegeszeichen aufbehalten hat {Esra 1}. Da aber der König zu Babel Belsazer nach etlichen Jahren sie bei einem vollen Bankett bringen heißen und mit seinen Dienern und Weibern daraus gesoffen, auch seine nichtigen Götzen darüber gelobt, hat ihm Gott durch den Propheten Daniel verkündigen lassen, dass er sein Königreich verlieren würde. Wie auch darauf dieselbe Nacht geschehen, dass die Perser der Stadt mächtig wurden und er das Leben samt dem König verlor {Dan 5}. Nach welchem der Perser König Cores alle vorgemeldeten Gefäße den Juden wieder zustellen lassen und sie heißen damit wiederum in ihr Land ziehen {Esra 1}.

15. Dazu nahm der Hofmeister die Pfannen und Becken und was goldene und silbern war,

16. zwei Säulen, ein Meer und die Gestühle, die Salomo gemacht hatte zum Hause des Herrn. Es war nicht zu wägen das Erz aller dieser Gefäße.

Gestühle.: Darauf die Kessel standen, solche hat der Hofmeister samt allem anderen (wie vorgemeldet) zerbrochen und mit sich gen Babel hinweg geführt.

Zu wägen: Vor großer Menge. Es werden aber solche Geschirre und Zierden im 1. Buch der Könige Kapitel 7. ausführlich und mit allen Umständen beschrieben, welche alle miteinander gen Babel hinweg geführt wurden, weil die Israeliten sie zuvor zu vielfältiger Abgötterei missbraucht und verunreinigt hatten. [Gleichwie der Türke die Glocken, so mit Chrisam, Weihwasser, Räucherwerk und anderem vielfältigen Aberglauben verunreinigt und entweiht wurden, aus der Kirche der Christen hinwegnimmt und Geschütz daraus gießen lässt.]

17. Achtzehn Ellen hoch war eine Säule und ihr Knauf darauf war auch Ähren und drei Ellen hoch und die Reife und Granatäpfel an dem Knauf umher war alles Ähren. Auf die Weise war auch die andere Säule mit den Reifen {1Sam 7v15 2Chr 3v15 Jer 52v21}.

18. Und der Hofmeister nahm den Priester Seraja der ersten Ordnung und den Priester Zephanja der anderen Ordnung und drei Türhüter

Ersten Ordnung: Das ist: Den Obersten und Hohepriester.

Anderen Ordnung: Welcher der nächste war nach dem Hohepriester.

Türhüter: Des Tempels. Die auch in keinem geringen Ansehen gewesen, weil ihnen ein solcher herrlicher Tempel zu verwahren vertraut wurde.

19. und einen Kämmerer aus der Stadt, der gesetzt war über die Kriegsmänner und fünf Männer, die stets vor dem Könige waren, die in der Stadt gefunden wurden und Sopher, den Feldhauptmann, der das Volk im Lande kriegen lehrte und sechzig Mann vom Volk auf dem Lande, die in der Stadt gefunden wurden:

Gesetzt: Der Stadthauptmann.

Waren: Dass sie ihm auf den Dienst warteten und vortreffliche berühmte Männer waren.

Kriegen lehrt: Dass er sie zum Kriege anführte und unterrichtete, damit sie im Fall der Not zu Felde wider den Feind sich könnten gebrauchen lassen.

Gefunden wurden: So dort hinein geflohen waren zu ihrer Sicherung und vor anderen ein Ansehen hatten.

20. diese nahm Nebusar-Adan, der Hofmeister und brachte sie zum König von Babel gen Riblath.

21. Und der König von Babel schlug sie Tod zu Riblath im Lande Hemath. Also wurde Juda weggeführt aus seinem Lande.

Tod: Also dass er nach über sie gefälltem und ergangenem Urteil sie umbringen heißen, als die mit Rat und Tat dazu geholfen, dass der König Zidekia von dem Könige zu Babel abgefallen war. [Und hat Gott in der Wahrheit an den Priestern zwar gestraft, dass sie dem Propheten Jeremia mit falscher Lehre sich widersetzt und ihn heftig verfolgt hatten, an den Obersten und Hauptleuten aber, dass sie dem Könige übel geraten und ihn zum Abfall gereizt. Mögen darum die Päpste und etliche Bischöfe und Räte wohl zusehen, welche die Könige und Fürsten zur Verfolgung und unbilligen Sachen Anlass geben und verhetzen, dass sie nicht einmal von Gott dem gerechten Richter durch den Türken oder andere Feinde gestraft werden.]

22. Aber über das übrige Volk im Lande Juda, das Nebukadnezar, der König von Babel, überließ, setzte er Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Saphans {Jer 40v5}.

Überließ:Dass sie die Äcker und Weinberge im Lande bauten, damit es nicht ganz zur Wildnis und Wüste würde, sondern man einen Nutzen davon haben könnte.

Setzt: Damit sie nicht ohne eine ordentliche Obrigkeit wären. [Denn ein Volk ohne Obrigkeit ist wie ein Leib ohne Haupt.]

Gedalja: Der seines Herkommens ein Jude und wie aus des Propheten Jeremia ganze Historie zu sehen, ein frommer Mann gewesen. Dem die Fürsten und Obersten des Königs zu Babel den Propheten Jeremia fleißig anbefohlen, dass er ihm keinen Überdrang sollte antun lassen und ihm nach seinen Gefallen, wo er wollte zu bleiben und zu leben heimstellen {Jer 39}.

23. Da nun all das Kriegsvolk, Hauptleute und die Männer hörten, dass der König von Babel Gedalja gesetzt hatte, kamen sie zu Gedalja gen Mizpa, nämlich Ismael, der Sohn Nethanjas und Johanan, der Sohn Kareahs und Seraja, der Sohn Thanhumeths, der Netophathiter und Jaesanja, der Sohn Maechathis, samt ihren Männern.

Männer: Welche in währender Eroberung und Zerstörung der Stadt Jerusalem hin und wieder zerstreut waren und sich bis daher verborgen gehalten hatten, bis die Chaldäer wiederum hinweggezogen waren.

Gesetzt: Zum Obersten über die übrigen vom Volk Juda, haben sie sich dessen von Herzen gefreut und in ihrem großen Unglück wiederum einen Trost geschöpft, der Hoffnung, dass ihre Sachen mit der Zeit sich wiederum zur Besserung schicken möchten. Und hatte der König zu Babel den Gedalja über die Juden, so er im Lande gelassen, gesetzt, weil er meinte, sie also desto eher und besser im Gehorsam zu behalten, als da er sie einem chaldäischen Fürsten untergeben, der vielleicht ganz zu streng über sie geherrscht hätte.

Kamen: Dass sie sich ihm unterwürfen und begehrten, dass er sie in seinen Schutz aufnehmen wollte.

Ismael: Der zwar auch ein Jude, aber daneben ein gottloser Bube und Mörder gewesen, wie bald später folgen wird.

Männern: Das ist: Kriegsleuten, die sich bei ihnen aufhielten. Denn es sind die hier mit Namen gesetzte Personen ohne Zweifel vornehme Hauptleute und Befehlshaber gewesen, zu denen viele andere gemeine Soldaten, so dem Feinde entronnen, sich geschlagen und versammelt haben.

24. Und Gedalja schwur ihnen und ihren Männern und sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, untertan zu sein den Chaldäern; bleibt im Lande und seid untertänig dem Könige von Babel, so wird es euch wohlgehen.

Schwur: Das ist: Er versicherte sie dessen mit einem Eid, dass sie von dem Könige zu Babel sich nichts mehr zu befürchten hätten, weil er sein Mütlein gekühlt und den Zorn sinken lasse.

Chaldäern: Von denen ihr euch keiner Gefahr mehr besorgen dürftet, wenn ihr euch ihnen unter Gebet und ihres Königs Herrschaft und Joch mit Geduld auf euch nehmt.

Wohl gehen: Ihr werdet von dem Ackerbau und aus den Weinbergen eure Nahrung haben und in diesem Lande sicher wohnen, wenn ihr nur mit ruhigem Herzen dieses notwendige Joch der Dienstbarkeit tragt. [Denn es ist eine große Weisheit, wenn wir die Last, so wir aus Zwang auf uns nehmen müssen, mit Geduld tragen, welche wir uns dergestalt selber um so viel desto leichter machen, da wiederum, wenn man aus Ungeduld sich einer größeren Gewalt, dessen man sich doch nicht entledigen kann, widersetzt, sich selber seine Beschwerden nur desto größer macht.]

25. Aber im siebten Mond kamen Ismael, der Sohn Nethanjas, des Sohnes Elisamas, von königlichem Geschlecht und zehn Männer mit ihm und schlugen Gedalja Tod, dazu die Juden und Chaldäer, die bei ihm waren zu Mizpa.

Geschlecht: Dessen Voreltern Könige in Israel gewesen waren. Darum es ihn verdross, dass Gedalja dem Volk vorgesetzt wurde, und gönnte ihm solche Ehre nicht {Jer 41}. [Denn man findet Leute, die sich ihres hohen Standes gar zu sehr überheben.] Zudem war er von dem Könige der Ammoniter verhetzt worden, dass er Gedalja umbringen sollte {Jer 40}. Welches derselbe König vielleicht darum getan, dass er hoffte, es würde der König zu Babel durch diesen Totschlag seines eingesetzten Landvogts erbittert werden und die übrigen Juden allerdings ausrotten und in Grund vertilgen.

Mit ihm: Und haben mit dem Gedalja Mahlzeit gehalten, als ob sie seine besten Freunde wären {Jer 41}.

Tod: Dass sie ihn samt den Seinen über der Mahlzeit unversehens überfallen und allesamt erwürgt, auf dass niemand wäre, der solchen Totschlag rächen möchte. [Das kann der Neid zuwege bringen, welcher ein recht teuflisches Gift ist und nichts Gutes anstiftet.]

26. Da machten sich auf alles Volk, beide klein und groß und die Obersten des Krieges und kamen nach Ägypten; denn sie fürchteten sich vor den Chaldäern.

Alles Volk: Nämlich die übrigen Juden, so noch im Lande waren, welche über diesen Fall des Gedalja sehr erschrocken und bestürzt wurden und haben von neuem sich besorgt, dass nicht etwa Ismael vom Könige zu Babel angerichtet wurde, den Gedalja umzubringen. Oder aber, da es wider seinen Willen geschehen wäre, dass er nicht etwa an die übrigen Juden solchen Totschlag zu rächen begehrte, als die nie ruhig sein könnten. Darum sie sich Vorgenommenen, dass sie in Ägypten entweichen wollten. Doch fragten sie zuvor den Propheten Jeremia um Rat, ob sie nach Ägypten ziehen sollten oder nicht und verhießen ihm mit einem Eide, dass sie seinem Wort, welches er ihnen von Gottes wegen anzeigen und offenbaren würde, gehorchen wollten {Jer 42}. Da sie aber der Prophet im Lande Kanaan bleiben hieß, folgten sie seinem Rat nicht, sondern sagten, er weissagte ihnen falsch im Namen des Herren und ging mit Lügen um {Jer 43}. Zogen also mit Johanan dem Sohn Kareah ihrem Obersten aus dem Lande Kanaan und kamen nach Ägypten, der Hoffnung, dass sie dort vor dem Könige zu Babel wollten gesichert sein. So hatten sie auch den Propheten Jeremia samt seinem Schreiber, den Baruch, mit sich genommen und nach Ägypten gebracht {Jer 43}. Aber Jeremia weissagte ihnen in Ägypten, dass sie darum des Königs zu Babel Macht keineswegs entronnen wären, weil derselbe auch mit einem Kriegsheer in Ägypten kommen würde. Blendet also Gott die gottlosen Leute, dass, indem sie meinen, sie wollen einem Unglück entgehen, so geraten sie mitten hinein, denn dass man in den Ratschlägen irrt, ist auch eine besondere Strafe von Gott.] So haben die Juden in Ägypten ihre Abgötterei wieder angerichtet, die sie im jüdischen Lande getrieben hatten. Und da sie von dem Propheten Jeremia darüber zu Rede gesetzt und davon abgemahnt wurden, widersprachen sie ihm stracks ins Angesicht und sagten, dass sie von ihrem Vorhaben nicht abstehen wollten, gaben auch alle Schuld ihres Unglücks dem Propheten und seinen Predigten {Jer 44}. Und ist man der Meinung, es sei der Prophet endlich da von den Juden gesteinigt worden. [Also ganz ist des Menschen Herz verkehrt und verhärtet, dass es weder vom Worte Gottes noch durch die göttlichen Strafen erweicht wird, wenn Gott seinen Heiligen Geist nicht gibt. Darum sollen wir uns hüten, dass wir nicht in solche Wahnsinnigkeit um unserer Sünde willen geraten.]

27. Aber im siebenunddreißigsten Jahr, nachdem Jojachin, der König Judas, weggeführt war, am siebenundzwanzigsten Tage des zwölften Monden, hob Evil-Merodach, der König zu Babel, im ersten Jahr seines Königreichs, das Haupt Jojachins, des Königs Judas, aus dem Kerker hervor {Jer 52v31}.

Aber: Jetzt folgt, wie es dem Könige Jojachin in dem Gefängnis zu Babel gegangen, von dem wir im vorigen Kapitel vernommen, dass er des Propheten Jeremia Rat gefolgt, der ihn geheißen, dass er sich dem Könige zu Babel ergeben soll, welches er getan, ob er wohl sonst auch ein abgöttischer und Götzendiener war wie die anderen Juden.

Zwölften Monden: Der zum Teil in unserem Hornung, zum Teil im März gefällt.

Hob: Das ist: Er hat ihn lassen aus der langwierigen Gefangenschaft führen und derselben ihn entledigt, darin er ganze siebenunddreißig Jahre in Verhaftung gelegen und gehalten worden. [Soll darum kein Gefangener an seiner Erlösung verzagen.]

28. Und redete freundlich mit ihm und setzte seinen Stuhl über die Stühle der Könige, die bei ihm waren zu Babel;

Redet: Er hat ihm gnädig zugesprochen und angezeigt, dass er seiner vorigen Widerspenstigkeit Halben genug gestraft wurde, darum er nunmehr alles Gute sich zu ihm versehen sollte. Und ist Jojachin zur selben Zeit fünfundfünfzig Jahre alt gewesen. Es ist aber kein Zweifel, er werde unterdes in seinem Gefängnis an des Propheten Jeremia Predigten gedacht haben, damit der Prophet die Abgötterei und andere Sünden ernstlich hat pflegen zu strafen und dass er alles Unglück, so später erfolgt, zuvor verkündigt hatte. Darum zu erhoffen, dass er rechtschaffene Buße getan habe und selig geworden sei.

Könige: Über alle Fürsten und Herren, die er an seinem königlichen Hof hielte und über alle seine Räte hat er in öffentlichen gemeinen Versammlungen ihn obenan gesetzt. [Denn gleichwie Gott die Gewaltigen kann vom Stuhl stürzen, wenn sie sich ihm widersetzen und zu hoch hinauswollen, also weiß er sie auch wiederum zu erhöhen, wenn sie demütig und frömmer geworden sind.]

29. und wandelte die Kleider seines Gefängnisses; und er aß allewege vor ihm sein Leben lange;

Kleider: Dass er ihm ansehnliche und königliche Kleider machen ließ, die seinem Stande gemäß wären.

Vor ihm: Er hat ihn heißen an die königliche Tafel zu ihm sitzen.

30. und bestimmte ihm sein Teil, das man ihm allewege gab vom König, auf einen jeglichen Tag sein ganzes Leben lange.

Teil: Er hat ihn mit notwendiger Unterhaltung und anderem, was er seinem Stande nach bedurft, angemessen versehen, dass er sich die übrige Zeit seines Lebens wohl können hinausbringen und keinen Mangel hatte. [Es hat aber Gott des Königs Evil Merodach Gemüt zu solcher Güte gegen dem Jojachin gelenkt, damit das gefangene Volk Gottes zu Babel durch dies Beispiel der göttlichen Gnaden spürte, wie Gott sein Volk noch nicht allerdings aus der acht gelassen noch ihrer vergessen hätte und dass eine Zeit kommen würde, da sie auch wiederum würden erlöst werden. Denn Gott verlässt die Seinen in Versuchungen nicht. Und gedenkt im Zorn an seine Barmherzigkeit. Wenn wir deswegen unter dem Kreuz recht demütig worden, Buße tun und an den Sohn Gottes glauben, der aus dieses Jojachin Nachkommen menschliche Natur an sich genommen hat {Mt 1}, da er Jechonia genannt wird. So wird Gott das Unglück lindern und uns dermal eins aus dem Gestank des Grabes versetzen in die ewige himmlische Freude und Herrlichkeit, Amen.]